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Österreich kommt ins Laufen

FOTO//VCM/Michael Gruber

Lauf, Österreich, lauf!

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Vom Stillstand zur Bewegungsoffensive. Jeder und jede kann das machen. Es braucht aber mehr als Privatinitiative. Wie Österreich so richtig ins Laufen

kommen kann. TEXT_Andreas Maier

Mehrfach war Österreich schon Schauplatz von innovativen Lauf- und Fitnessaktivitäten, mit dem Ziel, die breite Bevölkerung zum Sport zu motivieren. Heute brauchen wir mehr denn je eine Bewegungsoffensive. Warum soll das nicht gelingen? Am 11. April 1964 sind in Wien rund 7.500 Menschen bei einem der ersten großen Volksläufe Europas gestartet. Der „Zweibrückenlauf“ über 2,2 Kilometer hat weit über die Erwartungen und weit über den engen Kreis der Sportenthusiasten hinaus zur Teilnahme bewegt. Selbst das Organisationsteam rechnete nur mit zweistelligen Teilnehmerzahlen. Der Ideengeber Hermann Andrecs erntete Lachsalven, als er die optimistische Prognose

von 800 Läuferinnen und Läufern abgab. Dies passierte mehrere Jahre vor der ersten Joggingwelle aus den USA. Selbstverständlich fanden auch davor Volkssport-Ereignisse wie der Wasalauf in Schweden oder Waffenläufe in der Schweiz statt. Doch das Rennen in Wien, das im heute nicht mehr vorhandenen Überschwemmungsgebiet der Donau bis 1967 viermal ausgetragen wurde, war ein sehr früher Vorbote für heutige Laufevents. Vermutlich sogar zu früh, um nachhaltige Wirkung zu erzielen.

Einige Jahre später, am 26. Oktober 1971, fand in Österreich unter dem Motto „Fit mach mit“ der erste „Nationale Fitlauf und Fitmarsch“ statt. 150.000 Teilnehmer wanderten oder liefen an rund 150 Orten im ganzen Land und freuten sich danach über ihre Medaille. Vom Bundespräsidenten abwärts riefen Vertreter des öffentlichen Lebens mit Unterstützung der großen Medien zur sportlichen Aktivität auf. Das Setting war „durch eine Art moralisierend-pädagogischen Appell zur Selbstaktivierung charakterisiert“, kommentiert Rudolf Müllner, Sporthistoriker an der Universität Wien. „Ähnlich wie der gute Staatsbürger zur Wahl gehen sollte, sollte er am Nationalfeiertag auch seinen Körper bewegen – zum Wohle des Staatsganzen.“

In den 1980er Jahren schwand die Bedeutung dieser Bewegungsaktion in Rot-Weiß-Rot. Die Fitness- und Eventbranche brachte modernere Formate hervor. Doch 150.000 Menschen an einem Tag zu bewegen, das ist und bleibt sehr beachtlich.

Und jetzt, 2021, haben wir die bekannte Situation. Keine Veranstaltungen, keine Vereinstrainings, keine Lauftreffs, keine Fitnessstudios, keine Schwimmbäder, keine Turnsäle. Dazu Lockdown-Lethargie, exponentielles Wachstum für Bildschirmzeiten, psychische Probleme bei vielen Menschen. All das trifft auf eine Bevölkerung, in der laut Statistik Austria die Hälfte der über 15-Jährigen als übergewichtig oder adipös gilt – 59 Prozent der Männer, 42 Prozent der Frauen. Übergewicht ist bekanntlich ein Hauptrisikofaktor für zahlreiche Folgeerkrankungen.

Wir kennen die Antwort: Mehr aktive Sportausübung von möglichst vielen Menschen ist gefragt. Wir brauchen Sport für den Körper, für die Psyche, für sozialen Austausch, für Integration und Inklusion und für das wirtschaftliche Comeback. Wir brauchen Sport jetzt fürs Durchhalten, bald fürs Durchstarten.

Wie kann das funktionieren? Ein Element kommt immer in der Lösung vor: Laufen. Wer viele Menschen erreichen und bewegen will, kommt am Laufen und Gehen nicht vorbei. Es ist die natürliche Bewegungsform des Menschen und der größte Aktiv- und Breitensport Österreichs. Laufen und Gehen eröffnen eine Verbindung zu einem Herzstück menschlicher Erfahrung.

Die Forderung der Sportorganisationen nach einem Comeback des Sports ist aus vielen Gründen verständlich. Sie ist Interessenspolitik mit Blick auf den Moment. Wir brauchen aber mehr. Denn der Ruf nach einem Comeback heißt: Zurück zum Status, wie er vor Corona war. Wichtiger ist eine Sportoffensive auch außerhalb des sogenannten „organisierten Sports“ der Verbände und Vereine. Denn der Status vor Corona war nicht gut. Guckst du auf die Übergewichtszahlen. Letztlich werden auch die klassischen Sportstrukturen davon profitieren, wenn mehr Menschen regelmäßig Sport machen.

Denken wir an eine Zukunft mit mehr Bewegung. An ein Österreich, das läuft, geht, mit dem Rad fährt und aktiv Sport betreibt. Der Appell an die Staatsbürgerpflicht, wie in den 1970er-Jahren, wird nicht genügen.

Wer oder was hat in den letzten Jahren viele Menschen zur Bewegung motiviert? Keine leichte Frage. Ein Teil der Antwort heißt: die digitale Technologie. Wahrscheinlich haben Sportuhren und Apps wie adidas Running (ehemals Runtastic) oder Strava mit Tracking und Belohnungslogik mehr zur regelmäßigen Sportausübung beigetragen als ein beliebiger der drei politischen Sportdachverbände Österreichs. Die Mobilisierung zu mehr Sport braucht digitale Tools. E-Sports ist damit nicht gemeint. Doch wer technologisch nicht auf der Höhe der Zeit ist, wird keinen breiten Erfolg haben.

Der Status vor der Pandemie war nicht gut.

Denken wir an ein Österreich, das sich bewegt.

Wir alle haben einen realen Körper, der auf Bewegung und Belastung programmiert ist.

Ein anderer Teil der Antwort heißt: Laufevents. Think! Laufveranstaltungen sind ein enormer Motivator für regelmäßige Sportausübung. Vom kleinen Ortslauf bis zum professionellen Großevent bewegen sie hunderttausende Männer, Frauen und Kinder in Österreich. Man kann fragen, wie Laufveranstaltungen für Lena Läuferin und Lukas Läufer noch zugänglicher, einladender und gemeinschaftsorientierter gemacht werden können. Doch die Mobilisierung zu mehr Sport braucht reale Laufevents.

Beide Bereiche, Technologie und Events, haben sich aus Privatinitiative, Sportbegeisterung und Hoffnung auf wirtschaftlichen Erfolg entwickelt. Im Wesentlichen außerhalb der gesetzlichen Sportfinanzierung und der Institutionen des Sports. Um mehr Menschen zum Sport zu bewegen, brauchen wir jedoch ein stärkeres Engagement des Staats als bisher. „Das Thema ist mehr als gesellschaftlich relevant, wenn nicht bald etwas passiert, haben wir immer gravierendere Probleme“, warnt Marie-Kathrin Breyer, Internistin an der Lungenabteilung der Klinik Penzing in Wien unlängst im ORF, mit Blick auf die Gesundheitsdaten.

Seit mehr als einem Jahr ist für alle spürbar, wie stark der Staat sein kann, wenn er will und wenn es die Situation erfordert. Wenn Österreich eine Bewegungsoffensive ausruft, Ziele definiert und Budgetmittel zur Verfügung stellt, die günstiger als eine Woche Lockdown sind, wird es Menschen, Unternehmen und Vereine geben, die ein solches Programm liebend gern aufgreifen und umsetzen. Zum Beispiel so:

Alle Volksschulen und Kindergärten führen eine tägliche Sport- und Bewegungsaktivität durch, beispielsweise „The Daily Mile“. Jeden Tag 15 Minuten an die frische Luft und laufen oder gehen. Derzeit machen das 50 Schulen in Österreich. Kostet nichts, die Wirkung ist unbezahlbar.

1.000 neue frei zugängliche Sportmöglichkeiten. Corona hat den öffentlichen Raum bereits vielfach zum Sportplatz und Fitnessstudio gemacht. Das kann mit einfacher Infrastruktur forciert werden. Wenn die Sportausübung sichtbar ist, wird sie zum selbstverständlichen Teil des Alltags. Der Klimawandel macht es umso dringender, Städte mit mehr Grün, mehr Freiraum und mehr Aktivitätsmöglichkeiten auszustatten.

FOTO//VCM/Leo Hagen

1.000 Running- und Walkingrouten mit App-basierten Audioguides für attraktive Laufrouten und Spazierwege. Tourismusregionen wird das bei der Neupositionierung helfen.

1.000 neue gemeinnützige Arbeitsplätze im Aktiv- und Breitensport. Park-Coaches und Gemeinde-Trainer mit Anbindung an Schulen und Vereine, die leicht zugängliche Sportaktivitäten durchführen.

4.000 Lauf- und Bewegungsevents pro Jahr. Das ist jede Woche ein Lauf in jedem Bezirk in Österreich. Highlight ist das Running-Festival „Österreich.Lauf!“ am 26. Oktober.

You may say, I’m a dreamer. Und es gibt sicher andere, bessere und feiner ausgearbeitete Ideen. Doch jeder Ort, jede Stadt, jedes Land, jede Bildungseinrichtung, jedes Unternehmen, jede Organisation, jede Gemeinschaft, jede Familie, jede Freundesgruppe wird in naher Zukunft mehr und nachhaltigeren Sport wollen und brauchen als bisher. Vielleicht werden Laufevents der Zukunft schrittweise ganz anders, als wir sie kennen. Vielleicht werden sie zu Veranstaltungen, die im Zeichen eines bestimmten Zwecks stehen, bei denen Zeit und Leistung nur geringen Stellenwert haben, an denen die Menschen kostenlos teilnehmen und sogar noch etwas dafür erhalten, weil es Institutionen und Unternehmen aus Gesamt- und Eigeninteresse heraus so wollen? Beispiele gibt es bereits.

Wir alle haben einen realen Körper (keinen virtuellen), der auf Bewegung und Belastung programmiert ist. Face it. Das ist Steinzeit-Erbe. Wir brauchen Sport, um gesund zu sein. Läuferinnen und Läufer wissen das und leben es. Das ist kein Grund für Überlegenheitsgefühle. Es müssen aber noch viel mehr werden, die mit Bewegung etwas für ihre körperliche Gesundheit machen.

Wir brauchen Sport, um gesund zu sein. Läuferinnen und Läufer wissen das und leben es.

Salomon ist stolzer Partner des Wings for Life World Run 2021

Auch heuer findet der Wings for Life World Run nur virtuell und individuell über eine App statt. Salomon steht in den Startlöchern, um den Spendenpegel zu erhöhen und mitzuhelfen, in der

Welt etwas zu bewegen. FOTO_Jeremy Bernard

„Laufen für all jene, die nicht laufen können“, lautet der Leitspruch des am 9. Mai 2021 weltweit geplanten Charity-Events Wings for Life World Run. 100% der Teilnahmegebühren fließen über die in Salzburg ansässige Stiftung Wings for Life in die Rückenmarksforschung. Salomon ist stolz, seit Jahren Hauptsponsor des Wings for Life World Run in Österreich zu sein und stattet die ersten 2.000 angemeldeten Läuferinnen und Läufer mit einem Salomon-Laufshirt aus. Zudem geht Salomon mit einem eigenen Running Team beim Wings for Life World Run an den Start: Alle laufbegeisterten Sportlerinnen und Sportler sind herzlich dazu eingeladen ins Team zu kommen. Einfach dem Salomon Running Team bei der Eventanmeldung beitreten. WEBTIPP: salomon.com

Zum Start in den Lauffrühling präsentiert Salomon drei Schuhmodelle, die das Straßenlauferlebnis auf einen neues Komfort-Lebel heben. Der mit weichem Schaum in der Dämpfung und innovativen Außensohle versehene „Predict 2“ ahmt die natürliche Bewegung des Fußes perfekt nach. Der „Sonic 4 Balance“ ist ein Allrounder für die Straße, der ultraleichte „S/LAB Phantasm“ ein absoluter Performance-Schuh.

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