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Kreative Bewegungsspiele
Eins, zwei, drei im Sauseschritt
Ein aktives Leben mit viel Bewegung im Freien, ist das Gesundheitskonzept, das wir unseren beiden Kindern vorleben möchten. Die Corona-Maßnahmen haben die Sozialkontakte der Kinder eingeschränkt und ihnen viele Spiel-, Sport- und Bewegungsräume genommen. Umso mehr waren wir Eltern gefragt, neue Bewegungsmöglichkeiten für unsere Kinder zu schaffen.
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TEXT_Doris Mair//FOTOS_envatoelements
„Nur wer raus geht, kann die Welt sehen!“ (unbekannt)
Mein Dreijähriger schlüpft in seine nagelneuen Turnschuhe. „Das sind Superschuhe. Mit denen kannst du voll schnell laufen“, erkläre ich ihm. Er strahlt begeistert. Das will er natürlich sofort ausprobieren. Er springt auf und läuft los.
Von da an waren die giftgrünen Schuhe in Größe 26 seine Lieblingsschuhe. „Ich habe heute meine Superschuhe an“, erklärt er seinem Freund auf dem Spielplatz. „Mit denen kann ich voll schnell laufen“. Er demonstriert das eindrucksvoll, indem er losrennt und dabei „Wwwwwwwrrrrr“ macht – das Geräusch seines Düsenantriebs. Um Kinder zu Bewegung zu motivieren, braucht es nicht viel. Kinder lieben es, aktiv die Welt zu entdecken. Laufend, springend, werfend oder auf einem Bein balancierend. Allerdings sind wir Erwachsene gefordert die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, als gute Vorbilder voranzugehen und spielerische Anreize zu setzen. Sechs Inspirationen aus unserem bewegten Alltag mit Kindern.
Wir gehen jeden Tag raus! – ein Vorsatz „Komm, zieh dich an! Wir gehen jetzt in den Garten!“, sage ich zu meinem Dreijährigen, der weiter unbeeindruckt die Spielzeugkiste ausräumt. Jedes einzelne Kleidungsstück anzuziehen erfordert mühsame Überzeugungsarbeit. Dreimal Zwiebellook, dazu Mütze und Halstuch bevor das Babymädchen, mein Sohn und ich wetterfest gekleidet sind. Ich schultere meinen Rucksack und balanciere mit Baby im Arm drei Stockwerke runter.
„Warum tu ichmir das an?“, könnte ich mich fragen. Besonders bei schlechtem Wetter muss ich mich oft dazu durchringen, das gemütlich warme Wohnzimmer gegen den feucht kalten Garten zu tauschen. Umso wichtiger ist es, dass wir diesen Vorsatz für uns klar formulieren, dann gibt es keine Ausreden: Wir gehen jeden Tag raus! Auch wenn der Weg ins Freie manchmal Überwindung kostet: Das Spiel in der Natur macht Kinder gesund, fit und stark. Kinder, die viel Spielzeit an der frischen Luft verbringen, haben eine bessere Immunabwehr und sind weniger aggressiv und gestresst.
Als mein Sohn durch den Garten tobt, das Baby im Kinderwagen einschlummert und ich in der frischen Luft das erste Mal richtig durchatme, weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war. Auch mir gibt das Grüne viel Energie und Entspannung für den Mama-Alltag. Mitmachen! – Gemeinsam aktiv sein Es fängt gerade wieder an zu regnen, als wir die Wohnung verlassen. „Ob das eine gute Idee ist“, denke ich mir kurz. Ich trage über meiner Laufkleidung eine Regenjacke. Mein Sohn ist bestens ausgestattet mit Fahrradhelm, Regenstiefel, Regenhose und Regenjacke. Er freut sich schon richtig darauf, mich mit dem Laufrad bei meiner Joggingrunde zu begleiten. Also was soll’s!
Ich laufe los und mein Sohn prescht im Wechselschritt an mir vorbei. Sein Reifen scheitelt die erste Pfütze und eine Wasserfontäne spritzt auf beiden Seiten hoch. Er gluckst begeistert und sucht bereits die nächste Pfütze. Ich lasse mich von seiner Begeisterung über den Regenwetter-Parcour mitreißen, hole bei der nächsten Pfütze ordentlich Schwung und überspringe sie.
Sportliche Eltern als Vorbilder sind für Kinder extrem wichtig, um ihnen Impulse für ein aktives Leben zu geben. Wer Sport und Bewegung bereits in der Kindheit als etwas Positives erlebt, der schnürt auch als Erwachsener häufiger die Sportschuhe. Gemeinsames Sporttreiben in der Familie hält nicht nur fit, sondern auch zusammen!
Kreative Ziele! – Die Welt als Abenteuer Es dämmert schon ein bisschen, als wir durch die recht trostlose Winterlandschaft stapfen. „Wollen wir einDrachenei suchen?“, frage ich meinen Sohn und blicke ihn verschwörerisch an. Er grinst begeistert. Die Geschichte mit dem Drachenei, aus dem ein süßer Babydrache schlüpft, habe ich ihm als Gute-Nacht-Geschichte erzählt. Genau so eines möchte er jetzt haben! Wir laufen durch den Wald und vermuten in jedem größeren Eisklotz ein Drachenei. Um das herauszufinden, müssen wir ihn jedoch erst mal zerstampfen. Über eine Stunde irren wir umher und zermalmen Eisklötze mit unseren Winterstiefeln.
„Kinder machen nicht das, was wir sagen, sondern das, was wir tun!“ Jesper Juul
„Aus den Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du dir etwas Schönes bauen!“ Johann Wolfgang von Goethe
Winterlandschaft stapfen. „Wollen wir ein frage ich meinen Sohn und blicke ihn verschwörerisch an. Er grinst begeistert. Die Geschichte mit dem Drachenei, aus dem ein süßer Babydrache schlüpft, habe ich ihm als Gute-Nacht-Ge schichte erzählt. Genau so eines möchte er jetzt haben! Wir lau fen durch den Wald und vermuten in jedem größeren Eisklotz ein Drachenei. Um das herauszufinden, müssen wir ihn jedoch erst mal zerstampfen. Über eine Stunde irren wir umher und zermalmen Eisklötze mit unseren Winterstiefeln.
„Man darf nicht verlernen, die Welt aus den Augen eines Kindes zu sehen“. Henri Matisse
Die freie Natur bietet nicht nur unzählige Bewegungsmöglichkeiten und fördert dadurch die Motorik der Kinder, sondern erhöht auch die Kreativität des Spielens. In einer natürlichen Umgebung, wie einem Wald, werden alle Sinne angeregt. Auch wenn wir kein Drachenei gefunden haben, ist aus einem kalten ungemütlichen Nachmittag durch eine kreative Geschichte ein Fantasy-Abenteuer mit viel Bewegung im Freien geworden.
In ein Spiel verpacken! – Kleine Tricks für lange Wege Die Schritte werden langsamer. Jeder Grashalm und jeder Stein interessant. Das „Wie lange dauert es noch?“ hängt schon gefährlich in der Luft. „Ich kann rückwärts gehen“, sage ich zu meinem Sohn und blicke ihn herausfordernd an. Er grinst zurück. „Aber ich auch!“, ist dann seine Antwort. Denn was ich kann, das kann er schon lange! „Ich kann sogar rückwärts auf einem Bein springen!“. Er beobachtet meine Bewegungen interessiert. „Aber das kann ich auch!“ Er springt ein wenig wackelig, aber mit strahlendem Gesicht rückwärts.
Längere Wege mit Kleinkind werden oft zur Geduldsprobe – für alle Beteiligten. Umso wichtiger ist es die Nerven zu bewahren und die Stimmung frühzeitig aufzulockern, damit die Freude an Spaziergängen und Wanderungen nicht verloren geht. Immer, wenn ein Weg mühsam wird, lassen wir uns kleine Bewegungsspiele einfallen. Ein Wettlauf bis zum nächsten Baum? Oder über die Mauer balancieren? Für Wanderungen bieten sich Erlebniswanderwege mit Stationen an, bei denen Kinder Dinge ausprobieren können. So werden Spaziergänge und Wanderungen zum Kinderspiel. Spielen ist Freiraum! – Eintauchen und abschalten Gleichmäßiger Rhythmus, eine ambitionierte Pace im Kopf, die Strecke nach einer bestimmten Kilometeranzahl definiert – unsere Laufgewohnheiten zeigen bildhaft wie wir Erwachsenen ticken: Wir lieben Struktur und System und formulieren sogar für unsere Freizeitgestaltung klare Regeln. Kinder hingegen entdecken die Welt spielerisch. Mal schnell zum Austoben, aber auch mal langsam, zum Entdecken, Beobachten und Entspannen. Sie drehen sich ausgelassen im Kreis, balancieren über Steine oder stampfen in Pfützen. Oft versuchen Eltern ihren Kindern frühzeitig in ihrer Freizeit Struktur, Regeln und Disziplin nahezubringen. Immerhin sollen sie auch einmal funktionieren, in der Schule und in der späteren Arbeitswelt.
Unsere Kinder werden in einer hochkomplexen schnelllebigen Welt aufwachsen, in der Methoden der Entspannung wichtiger sein werden denn je. Auch diese Methoden müssen entdeckt werden. Beim freien Spielen dürfen Kinder das machen, was sie wollen. Es ist ihre Zeit „den Kopf freizubekommen“, sich vom anstrengenden Kindergartenalltag zu erholen, sich auszuprobieren oder auszutoben. Es sind ihre natürlichen Methoden des Stressabbaus. Und diesen Freiraum sollten wir ihnen lassen! Auch uns Erwachsenen schadet es nicht, inne zu halten, abzuschalten, uns auf die Spielwelt der Kinder einzulassen und uns mit ihnen so richtig auszutoben. In dieser Hinsicht können wir viel von den Kindern lernen.
Probier es mal aus! – Mut machen „Ich möchte ein Fahrrad mit Pedale“, meint mein Sohn mit knapp drei Jahren. Wir waren ein wenig skeptisch, ob er nicht zu klein dafür sei. Immerhin hatte er erst vor einem halben Jahr Interesse an seinem Laufrad gefunden. Wir waren aber überzeugt davon, dass wir seinen Wunsch unbedingt unterstützen und
„Das Spiel ist die höchste Form der Forschung!“ Albert Einstein
Oder über die Mauer balancieren? Für Wanderungen bieten sich Erlebniswanderwege mit Stationen an, bei
„Das habe ich noch nie vorher versucht. Also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe“ Pippi Langstrumpf (Astrid Lindgren)
ihm die Möglichkeit geben sollten, es auszuprobieren. Also besorgten wir ein altes Kinderfahrrad. Er setzte sich strahlend drauf und hochmotiviert unsere Anweisungen um. Dass er nach einer Viertelstunde bereits eine kurze Strecke allein geradelt ist, hat uns dann wirklich überrascht. Wenige Wochen später hat er uns mit seinem Fahrrad bereits bei kilometerlangen Laufrunden begleitet. Vielleicht klappt es, vielleicht klappt es auch nicht. Aber ein vielleicht klappt es auch nicht. Aber ein „Probier es mal aus!“ oder ein „Du kannst das!“ motiviert Kinder dazu, selbstsicher ihre Fähigkeiten zu entdecken. Zwischendurch schaffen sie es, uns wirklich zu erstaunen, wozu sie bereits fähig schaffen sie es, uns wirklich zu erstaunen, wozu sie bereits fähig sind. Falls mal etwas nicht klappt, sollte man das Kind keinesfalls sind. Falls mal etwas nicht klappt, sollte man das Kind keinesfalls entmutigen und statt dessen positiv hervorheben, dass es es verentmutigen und statt dessen positiv hervorheben, dass es es versucht hat. Manchmal reicht auch eine klitzekleine Hilfestellung, sucht hat. Manchmal reicht auch eine klitzekleine Hilfestellung, um dem Kind zu zeigen, wozu es (fast) fähig ist. Kinder müssen um dem Kind zu zeigen, wozu es (fast) fähig ist. Kinder müssen ihre motorischen Fähigkeiten ausprobieren können. Denn nur ihre motorischen Fähigkeiten ausprobieren können. Denn nur so entwickeln sie Freude an Bewegung, lernen mit ihrem Körper so entwickeln sie Freude an Bewegung, lernen mit ihrem Körper umzugehen und die Motivation sich neue Ziele zu setzen.
HÖR REIN! Der RunUp-Podcast – die neue Laufkultur
Kinder und Bewegung – ein Expertengespräch mit Dr. Holger Förster, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, und Lauftrainer Johannes Langer betont die Relevanz einer aktiven Kindheit und bewegungsreichen Jugend. Wir haben uns entschieden, die erste Ausgabe des RunUp Podcasts unseren Jüngsten zu widmen, weil uns dieses Thema insbesondere in dieser Zeit sehr am Herzen liegt. Gute Unterhaltung mit dem neuen RunUp-Podcast!