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Heimische Erfolgsstory in Vergessenheit
FOTO_Stanlislaus Wagner/ÖNB-Bildarchiv/picturedesk.com
Juan Carlos Zabala nach seinem Weltrekordlauf in Hütteldorf 1931. Auf dem Bild rechts neben ihm der argentinische Gesandte, daneben Alexander Stirling.
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Die goldene Erfolgsstory eines Österreichers
Die Erfolge von Alexander Stirling sind in seiner Heimat in Vergessenheit geraten.
Wie der Rapidler Alexander Stirling den Argentinier Juan Carlos Zabala vor 90 Jahren zum Marathon-Olympiasieg führte. TEXT_Olaf Brockmann
Es ist eine Geschichte wie aus einem Märchenbuch: Der Österreicher Alexander Stirling entdeckte in den 20er-Jahren als Sportlehrer in einem Waisenheim von Buenos Aires das Lauftalent Juan Carlos Zabala, trainierte ihn erfolgreich, führte ihn 1931 zum 30.000m-Weltrekord in Hütteldorf und ein Jahr später zum Marathon-Olympiasieg in Los Angeles. Das Unglaubliche ist, dass diese Erfolgsstory in Österreich selbst in Fachkreisen unbekannt ist. Zum 90-Jahr-Jubiläum von Zabalas Olympiagold ist es an der Zeit, den Staub, der sich über Stirlings Vita gelegt hat, wegzuwischen und den Österreicher zu würdigen.
Stirling wurde am 30. September 1896 als Sohn des Nikolaus und der Anna Stirling in Staro-Brno geboren und am 3. Oktober in der Abteikirche Mariä Himmelfahrt getauft. Sein Stammbaum lässt sich bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. 1902 übersiedelten Stirlings Eltern mit den drei Buben nach Wiener Neustadt. Es waren sportliche Brüder. Einer wurde Ringer, der andere Stemmer und er Leichtathlet.
Stirling, entdeckt bei den „Neulingen“, einem Bewerb für unerfahrene Leichtathleten, wurde 1919 mit 1,64 m österreichischer Hochsprung-Meister und ein Jahr später mit 3,10 m Vizemeister im Stabhochsprung. Das Talent, das von Wiener-Neustadt zu Rapid wechselte, beendete seine Karriere mit Bestleistungen von 1,72 m und 3,40 m. Es war eine Zeit, in der Leichtathleten wie er „als Aufputz bei Damen-Meetings“ oder bei Show-Events im „Ronacher“ starteten und dritter Klasse im Holzwaggon zu Meetings nach Berlin reisten.
1923 wanderte er mit Frau und Tochter nach Buenos Aires aus. Dort blieb er der Leichtathletik treu, feierte in Buenos Aires bis heute in Österreich unbekannte Siege im Hoch- und Stabhochsprung, wurde mit 1,70 m als argentinischer Rekordler geführt. Bald erhielt er einen Job in der Besserungsanstalt Colonia Hogar „Riccardo Gutiérrez“ von Marcos Paz.
Stirling entdeckte hier Zabalas Talent. Ein eisernes Training begann. Nach großen Siegen brachte er ihn nach Europa, wo er als „der argentinische Nurmi“ gefeiert wurde – wie am 10.
Oktober 1931, als er auf dem WAF-Platz über 30.000m in 1:42:30,4 Weltrekord lief und wenig später als Sieger von Košice mit 2:33:19 ein sensationelles Marathon-Debüt feierte.
Danach war Zabala Mitfavorit für Olympia 1932. Diese Erwartung sollte der Argentinier erfüllen. In einem dramatischen Rennen setzte er sich in 2:31:36 vor Sam Ferris (GBR/2:31:55) und Armas Toivonen (FIN/2:32:12) durch. Stirling wurde in Argentinien als „Vater des Champions“ („El Gráfico“) gefeiert, auch in Wiener Zeitungen gewürdigt. Zabalas Sieg sei „teils ein österreichischer Erfolg“ („Illustrierte Kronen Zeitung“) gewesen. All das ist heute vergessen.
Stirlings Erfolgsstory setzte sich mit weiteren Leichtathleten fort. Zudem war er von 1934 bis 1938 Konditionstrainer bei den Fußballvereinen Racing Club Buenos Aires und Olympique Lillois. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er in Argentinien totgesagt wurde („Gefallen vor Stalingrad“), kehrte er nach Buenos Aires zurück, engagierte sich weiter beim Fußball, brachte aber als Trainer und Manager auch Reinaldo Gorno (1952 Marathon-Olympiazweiter hinter Emil Zátopek) und Osvaldo Suarez (dreimaliger Sieger des Silvesterlaufs von São Paulo) heraus. Mit beiden Athleten beehrte er in den 50er-Jahren Österreich, Suárez startete sogar für den WAC.
1964 kehrte Stirling aus Buenos Aires nach Wiener Neustadt zurück und starb dort am 12. Juli 1966. Heuer wird in Argentinien ein neues Zabala-Buch herausgegeben – mit einem großen Beitrag über Stirling, jenen Rapidler, der in seiner Heimat vergessen ist.
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Juan Carlos Zabala (links) mit Alexander Stirling (rechts) bei einem Empfang in Buenos Aires im März 1932.