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Weitwinkel

statt Tunnelblick

JOHANNES LANGER

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Solidarität leben.

„Vereinigung ist das Mittel, alles zu können.“

Hans A. Pestalozzi

Alles, was er über Solidarität wisse, sagte der französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus einmal, habe er im Sport gelernt. Auf vielfache Weise wird in dieser herausfordernden Zeit Solidarität von uns erwartet. Nur, was bedeutet solidarisch sein? Es bezeichnet eine Haltung der Verbundenheit und drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen und Gruppen sowie den Einsatz für gemeinsame Werte aus. Sozusagen ein Gemeinschaftsgeist, der heute auch im Laufsport mehr als gefragt ist.

Ein wie in den letzten beiden Jahren zur Untätigkeit verurteilter Sport kann bedingt mitarbeiten, leuchtende Signale der Solidarität, des Miteinanders und des Fairplays zu senden. Doch genau das braucht es jetzt, da wir alle irgendwie Ängste verspüren und in unterschiedlicher Art und Weise mit den Auswirkungen der Krise zu kämpfen haben, den gesundheitlichen, den finanziellen wie mit denen, die unsere Freiheit gefährden.

Am stärksten davon betroffen sind derzeit Kinder und Jugendliche. Wir dürfen den Jungen nicht die Hoffnung nehmen. Zu vielen jungen Menschen wurde schon sehr viel Hoffnung genommen. Wenn dann wie jetzt in der Ukraine, Kinder, die schreckliche Bilder in ihrem Kopf haben, zu einem großen Teil ihre Väter zurücklassen müssen, wird sie das noch lange begleiten. Bei der Traumabewältigung kann Sport eine zentrale Rolle spielen. Gemeinsames Bewegen und Spielen erzeugt ein wenig Normalität. Positive Erlebnisse lassen nicht alles vergessen, helfen aber bei der Aufarbeitung. Es wäre ein so wichtiger Schritt der Solidarität. Wenn wir diese Krisensituation solidarisch bewältigen und gemeinsam unsere bewährten Strukturen für die Zukunft bewahren wollen, werden wir schon bald und dauerhaft wieder Sport für alle organisieren, Kinder, Jugendliche und Erwachsene aktiv in Bewegung bringen, mit Sport uns selbst und andere motivieren, faszinieren und begeistern können. Es geht um so viel mehr. Solidarität als Haltung, als Ausdruck von Verbundenheit sowie gemeinsamen Ideen, Werten und Zielen.

Wir nähern uns nach meiner Einschätzung gerade einem gefährlichen Punkt. Wenn so wie in der ersten Phase der Pandemie Städter von der Landbevölkerung als Bedrohung empfunden und ausgesperrt werden; wenn Menschen denunziert werden, weil sie angeblich gegen staatliche Verordnungen verstoßen; wenn Maskenträger von aggressiven Impfgegnern verbal wie körperlich in der Öffentlichkeit attackiert werden; wenn unsere Gesellschaft sich praktisch bei jedem elementaren Thema spaltet und wenn Randgruppen wesentliche Rechtsgrundsätze nicht mehr akzeptieren, dann haben wir mehr und schwierigere Probleme als den Verzicht auf Marathonläufe.

Der amerikanische Bürgerrechtler und Nobelpreisträger Martin Luther King meinte einmal, wir haben gelernt, wie die Vögel zu fliegen, wie die Fische zu schwimmen; doch wir haben die einfache Kunst verlernt, wie Brüder und Schwestern zu leben. Es ist gerade jetzt Zeit, sich wieder mehr diesen sozialen Herausforderungen zu widmen. Um die Worte des Nobelpreisträgers mit einem Teilzitat des Olympiasiegers Emil Zatopek zu ergänzen: „Mensch läuft!“ – vielleicht wieder mehr gemeinsam und solidarisch mit der Wertegemeinschaft. Dann läuft’s!

Bleiben Sie Ihrem Sport treu, bleiben Sie aber vor allem gesund. Wie es die WHO formuliert, in einem Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens. Dazu kann gemeinsames Bewegen einen wertvollen Beitrag leisten. Während wir durch den Rhythmus des Laufens zu uns selbst finden, finden wir durch gemeinsames Laufen zusammen. Bilden wir doch eine aktive Solidargemeinschaft, der es gelingen möge, aus diesem dunklen Labyrinth herauszufinden.

Bewegen Sie sich – und leben Sie Ihr Leben! Das wünscht Ihnen Ihr RunUp-Herausgeber Johannes Langer

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