Dokumentation Deutsches Olympisches Jugendlager London 2012

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Dokumentation

DOSB l Deutsches Olympisches Jugendlager London 2012 Spiele der XXX. Olympiade vom 26. Juli bis 11. August 2012


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1. Grußworte, Vorwort und Dankeschön l l l l

Grußwort von Dr. Thomas Bach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Grußwort der Schirmherrin Dr. Kristina Schröder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Vorwort von Ingo Weiss und Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Dankeschön von Martina Bucher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2. Grundsätzliches l Ziele von Deutschen Olympischen Jugendlagern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 l Tradition und Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 l Deutsche Olympische Akademie (DOA) und Deutsche Sportjugend (dsj) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

3. Tagesberichte der Teilnehmer/innen l Tagesberichte mit Stimmen von Politikern/innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

4. Programmbausteine – Beiträge der Betreuer/innen l l l l l l l

Deutsches Olympisches Jugendlager (DOJL) London 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Sportprogramm zum DOJL London 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Kulturprogramm zum DOJL London 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Seminarprogramm zum DOJL London 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Öffentlichkeitsarbeit für das DOJL London 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Logistik für das DOJL London 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Rückblick auf das Vorbereitungstreffen zum DOJL London 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

5. Teilnehmer/innen und Betreuer/innen l l l l

Kurzportraits der Teilnehmerinnen und Teilnehmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Kurzportraits der Betreuerinnen und Betreuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Olympische Spiele – ein Traum wird wahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 16 Tage – 24 Stunden Gänsehaut – London 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

6. Perspektiven l Zukünftige Olympische Jugendlager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

7. Anhang l l l l l

Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Mediaanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Presseclipping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Visuelles Erscheinungsbild des DOJL London 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Förderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Inhaltsverzeichnis l 3


1 Grußworte

Dr. Thomas Bach

Die Olympischen Spiele in London haben großartige sportliche Momente und eine olympische Atmosphäre geschenkt, wie man sie sich nur wünschen kann. Insbesondere wünscht man sich, dass junge Menschen diese Atmosphäre erleben und sich davon für ihren weiteren – insbesondere sportlichen – Lebensweg inspirieren lassen. Dies hat sich zumindest für 60 deutsche Nachwuchsathleten erfüllt. Ich bin sehr froh und dankbar, dass die Deutsche Sportjugend und die Deutsche Olympische Akademie unter dem Dach des DOSB diesen Jugendlichen auch in diesem Jahr wieder ein abwechslungsreiches Programm und damit eine unvergessliche Zeit ermöglicht haben. Das Deutsche Olympische Jugendlager hat bereits Tradition und ist ein erweiterter Teil der Deutschen Olympiamannschaft. Ihr wart und seid vermutlich immer noch stolz, Teil dieser Mannschaft von London zu sein. Genauso stolz bin ich darauf, dass wir solch engagierte Nachwuchssportlerinnen und -sportler in Deutschland haben. Es stimmt mich optimistisch für die kommenden Olympischen Spiele und ich hoffe sehr, einige von Euch dort in anderer Funktion wiederzusehen. In anderer Funktion muss aber nicht unbedingt heißen als aktiver Sportler. Schließlich seid Ihr fast alle auch über das aktive Sporttreiben hinaus im Sport engagiert. Vielleicht möchten einige von Euch gerne dessen Strukturen in Zukunft, noch stärker als heute schon, ehrenamtlich oder hauptberuflich mitgestalten. Was das bedeutet, konntet Ihr ebenfalls in London erfahren. Im Rahmen Eures Programms konntet Ihr viele ehren- und hauptamtlich im Sport Engagierte kennen lernen und Euch mit ihnen austauschen. Ich sage ganz bewusst austauschen, denn diese Gespräche waren alles andere als einseitig. Zumindest kann ich aus meiner Sicht sagen, dass auch ich einiges aus unserem Gespräch im Deutschen Haus mitgenommen habe. Mit großem Interesse erfuhr ich, was Euch in Eurem sportlichen Alltag bewegt – insbesondere im Hinblick auf das Thema „duale Karriere“.

4 l Grußworte

Euch – den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Deutschen Olympischen Jugendlagers – möchte ich ganz herzlich für Euer Engagement im und für den Sport danken. Ich hoffe, dass Ihr aus dieser einmaligen Zeit in London viel an neuer Kraft und Motivation gewonnen habt, Euren Weg weiterzugehen. Danken möchte ich aber auch unserer Schirmherrin Frau Dr. Kristina Schröder und ihrem Haus für die großzügige Unterstützung dieser Maßnahme. Ein ganz besonderes Dankeschön gilt unserem Bundespräsidenten Herrn Joachim Gauck, der bei einem gemeinsamen Frühstück auf der MS Deutschland viele intensive Gespräche mit unseren jungen Sportlerinnen und Sportlern geführt hat. Mit dabei war auch der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in London, Herr Georg Boomgarden, der den Jugendlichen mit einer Einladung in seine Residenz eine besondere Ehre erwiesen hat. Dafür, für die erfahrene Unterstützung und für die gute und enge Zusammenarbeit der Botschaft mit der Organisationsleitung des Jugendlagers möchte ich mich herzlich bedanken. Das Euch entgegengebrachte Interesse habt Ihr Euch durch erbrachte Leistungen und Euer Engagement verdient und ich hoffe, dass Ihr uns allen auch bei kommenden Olympischen Spielen Anlass zur Freude bereiten werdet. Ich würde es mir sehr wünschen. Auf ein Wiedersehen in Sotchi 2014 oder Rio de Janeiro 2016. Euer

Dr. Thomas Bach Präsident Deutscher Olympischer Sportbund und Olympiasieger im Fechten 1976


Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Olympischen Jugendlagers, Ihr habt sicher noch gedanklich das Olympische Feuer in London vor Euch und spürt vielleicht auch noch das Glück und die Enttäuschung, die Sieg und Niederlage begleiten. Alle Sportlerinnen und Sportler haben außergewöhnliche Leistungen gezeigt, und dennoch können nicht alle ganz oben auf dem Treppchen stehen. Aber dabei sein ist alles – jedenfalls ist es schon eine ganze Menge! Ihr, die 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Deutschen Olympischen Jugendlagers, wart hautnah dabei und habt viele besondere „olympische Momente" erlebt. Gleichzeitig habt Ihr erfahren, wofür die fünf verschlungenen Ringe von Pierre de Coubertin stehen. Sie symbolisieren die Olympische Idee: Die fünf Kontinente rücken näher zusammen – zum einen, weil Sportler aus allen Ländern hier zusammenkommen, zum anderen, weil die Zuschauer mit ihnen mitfiebern. Sport verbindet Menschen aus der ganzen Welt. Diese Erfahrung ist wichtig, denn Werte wie Vielfalt und Toleranz lassen sich nicht verordnen oder lehren wie das kleine Einmaleins.

Sie müssen lebendig werden. Deshalb unterstützt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend viele internationale Jugendbegegnungen, zu denen auch das Olympische Jugendlager gehört. Ich hoffe sehr, dass Ihr als Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jugendlagers Eure Erfahrungen weitergebt und damit auch viele andere Jugendliche begeistern könnt. Gleichzeitig danke ich allen, die dieses Jugendlager möglich gemacht haben, für ihr Engagement, und wünsche ihnen weiterhin viel Freude bei ihrer Aufgabe, junge Menschen für Olympia zu entflammen.

Dr. Kristina Schröder

Dr. Kristina Schröder Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Grußworte l 5


1 Vorwort Das Deutsche Olympische Jugendlager anlässlich der Spiele der XXX. Olympiade in London war ein voller Erfolg. Erfolg – ein Wort, das auch während der Olympischen Spiele und dem Streben nach „höher, schneller, weiter“ eng mit dem Leistungsgedanken verknüpft ist. Diesen tragen auch viele unserer 60 Teilnehmer/innen in sich.

Ingo Weiss

Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper

6 l Vorwort

In London haben sie allerdings erfahren, dass der Sport noch viel mehr bietet als das Streben nach „höher, schneller, weiter“. Die jungen Sportler/innen haben das friedliche Miteinander der verschiedenen Nationen und die integrative Kraft des Sports – kurz die olympische Atmosphäre – erlebt. Darüber hinaus haben sie sich aber auch aktiv mit gesellschaftspolitischen Themen im Sport beschäftigt – und das alles andere als theoretisch. Wann haben junge Menschen schon die Gelegenheit, ihre Gedanken und ihre Fragen zu diesen Themen mit dem Bundesinnenminister, dem Präsidenten des DOSB, dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages, der Ministerpräsidentin des Landes NRW und sogar dem Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland zu besprechen? Diese besonderen Erlebnisse gebündelt in zwei intensiven Wochen kann vermutlich nur das Deutsche Olympische Jugendlager bieten. Dies können wir voller Stolz und mit Erinnerung an die leuchtenden Augen der Teilnehmenden sagen. Damit wollen wir aber kein Loblied auf uns selbst singen, sondern möchten unterstreichen, dass das Deutsche Olympische Jugendlager ein prägendes Erlebnis im Leben eines jungen Menschen sein kann und damit nachhaltig wirkt. Die Motivation unserer Jugendlichen für ein weiteres Engagement

in unseren Sportstrukturen ist nach diesen Erfahrungen enorm. Voll des Lobes und des Dankes sind wir aber all´ denjenigen gegenüber, die zu diesem Erfolg beigetragen haben. Allen voran seien hier die ehrenamtlich engagierten Betreuer/innen und Mitarbeiter/innen unserer beiden Einrichtungen genannt. Wir danken insbesondere unserer Schirmherrin Dr. Kristina Schröder und ihrem Haus für die Unterstützung. Viele Politiker, Sportler und Funktionsträger haben unseren Jugendlichen Rede und Antwort gestanden. An dieser Stelle können wir uns nicht bei allen bedanken – ein ganz besonderes Dankeschön möchten wir aber hier an unseren Herrn Bundespräsidenten und DOSB-Schirmherren Joachim Gauck richten, der uns alle zu einem gemeinsamen Frühstück auf der MS Deutschland empfangen hat. Dieses ausgiebige und sehr persönliche Frühstück war das Highlight der insgesamt 16 Tage. Ganz besonders danken möchten wir auch unseren 60 jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern – sie haben dem Jugendlager seinen einmaligen Charakter verliehen. Alle haben sich ihre Teilnahme durch herausragendes Engagement im Sport verdient und wir hoffen sehr, dass sie uns weiterhin erhalten bleiben und somit als wichtige Multiplikator/innen für den Sport werben. Damit wäre das Jugendlager auch langfristig ein großer Erfolg, von dem dann noch viel mehr Menschen profitieren könnten als unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Mit dieser Hoffnung und diesem Ziel werden wir als dsj und DOA unsere gemeinsame Arbeit fortsetzen und schauen bereits nach vorn auf das nächste Deutsche Olympische Jugendlager 2014 in Sotschi.

Ingo Weiss

Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper

Vorsitzender der Deutschen Sportjugend

DOSB-Vizepräsidentin Bildung und Olympische Erziehung


Dankeschön!

London 2012 – die Spiele der XXX. Olympiade konnten 60 junge, motivierte und engagierte Menschen gemeinsam mit einem unermüdlichen Betreuerteam vor Ort miterleben. Das Deutsche Olympische Jugendlager (DOJL) durfte Teil sein dieser großartigen Spiele und dem, was im Umfeld Olympischer Spiele dazu gehört. Besonders die flammende Stimmung, die überall zu spüren war, beeindruckte alle und zog sie in ihren Bann. Fantastische Eindrücke und Erlebnisse werden für immer im Gedächtnis bleiben und als Ansporn für zukünftiges Engagement in der Jugendarbeit im Sport dienen.

l zahlreichen Politiker/innen und Funktionsträgern aus dem Sport, die sich viel Zeit genommen haben, um unseren jungen Talenten Rede und Antwort zu stehen und einen regen Austausch zu ermöglichen. Hier sind insbesondere das Treffen mit dem Bundespräsidenten Joachim Gauck, der Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, dem Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich, den Mitgliedern des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, dem UN-Sonderbeauftragten für den Bereich Sport, Willi Lemke, oder auch dem Innensenator des Landes Berlin, Frank Henkel sowie Dr. Thomas Bach, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper und Ingo Weiss zu erwähnen;

Der lange Weg bis zur Durchführung und die Umsetzung des DOJL London 2012 selbst erforderte viel Arbeit, Kreativität und Einsatz. In vielerlei Hinsicht haben zahlreiche Menschen und Institutionen zum Gelingen des Jugendlagers beigetragen und so dieses einmalige und prägende Erlebnis überhaupt erst ermöglicht.

l dem Betreuerteam, das sehr viel Zeit, Ideen und Energie in die Planung, Organisation und Umsetzung gesteckt hat und das immer ausdauernd im Einsatz war – zu jeder Tages- und Nachtzeit; auch möchte ich mich persönlich ganz herzlich beim Betreuerteam bedanken für die tolle Unterstützung, die mir entgegengebracht wurde;

Daher gilt an dieser Stelle mein Dank allen, die in irgendeiner Form am diesjährigen Deutschen Olympischen Jugendlager mitgewirkt haben und ohne die dieses Jugendlager nicht so erfolgreich hätte durchgeführt werden können.

l und zuletzt natürlich unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich nicht nur vor Ort in Canterbury und London vorbildlich und motiviert gezeigt haben, sondern die erst durch ihr soziales, sportliches und vorbildliches Talent ausgewählt wurden, am Deutschen Olympischen Jugendlager London 2012 teilzunehmen. Ich hoffe, dass Euch unsere gemeinsame Zeit in England immer als Motivation dienen wird, um Euer Engagement fortzuführen.

Besonderer Dank gilt dabei l unseren Förderern, stellvertretend hierfür ist das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zu nennen; l der Deutschen Sportjugend (dsj) und der Deutschen Olympischen Akademie (DOA), die das DOJL London 2012 unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) organisiert und durchgeführt haben und damit nachhaltig im Sinne der Olympischen Idee zur Fortsetzung der olympischen Tradition beitragen;

Martina Bucher

Martina Bucher

Leiterin des DOJL London 2012 dsj-Vorstandsmitglied 2004-2012

Dankeschön l 7


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Grundsätzliches

Ziele von Deutschen Olympischen Jugendlagern Im Sinne der Olympischen Erziehung soll über die Erlebnisse und Erfahrungen bei Olympischen Spielen ein Beitrag dazu geleistet werden, glaubwürdige und aktive Multiplikator/innen für ein Engagement im Sport zu gewinnen sowie junge Sportler/innen für ihre sportliche Laufbahn zu motivieren. Konkret werden dabei folgende Ziele verfolgt: l Festigung der Motivation zur Bindung an den organisierten Sport, insbesondere den Leistungssport; l Schaffung von Anreizen für sportliche, organisatorische und soziale Aktivitäten und die Übernahme von Aufgaben in Sportvereinen und -verbänden (Engagementförderung); l Stärkung des Bewusstseins für die Wahrnehmung der Funktion einer Repräsentantin/eines Repräsentanten Deutschlands; l Sensibilisierung für geschlechtliche Gleichberechtigung und deren Förderung (Gender Mainstreaming); l Aktive Auseinandersetzung mit dem Fair-Play-Gedanken, insbesondere mit Themen wie Doping, Manipulation, Korruption etc. im Sport; l Förderung des Friedensgedankens durch kulturellen Austausch; l Förderung des gegenseitigen Verstehens durch gemeinschaftliches Erleben sowie durch internationale sportliche und gesellschaftliche Begegnungen; l Kennenlernen des jeweiligen Gastgeberlandes, seiner Menschen, seiner Kultur und seiner Geschichte; l Integration von Sportler/innen mit körperlicher Behinderung; l Integration von Sportler/innen mit Migrationshintergrund.

Dabei geht es sowohl um die Vermittlung von Werten wie Fairplay, Frieden und Völkerverständigung als auch um den Leistungsgedanken. Die Teilnehmer/innen am Jugendlager sollen in Zukunft glaubhafte und aktive Multiplikator/innen für die Verbreitung Olympischer Werte sein und sich bereits vor ihrer Auswahl als angehende Vorbilder im Sport durch überdurchschnittliches Engagement ausgezeichnet haben. Die Teilnehmer/innen sollen nicht nur durch leistungsorientierten Sport, sondern durch ihr Engagement bzw. ihre Leistung im künstlerischen, organisatorischen oder sozialen Bereich aufgefallen sein.

Grundsätzliches l 9


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Tradition und Geschichte Seit 1912 werden fast ununterbrochen von dem jeweiligen Organisationskomitee der Olympischen Spiele internationale Jugendlager durchgeführt. Damit folgte man auch einer nachdrücklichen Empfehlung des IOC, das in seiner Charta auf die Einrichtung Olympischer Jugendlager unter der Verantwortung der Organisationskomitees hinweist (Olympic Charter § 50). Dieser Tradition konnte gerade in neuerer Zeit nicht immer entsprochen werden. Auch die Anzahl der Teilnehmer/innen pro Nation wurde von Spielen zu Spielen verringert. Das Nationale Olympische Komitee für Deutschland (NOK) förderte – z. T. in Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Deutschen Sportjugend (dsj) die Beteiligung an diesen Jugendlagern mit sorgfältig ausgewählten und gut vorbereiteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Dass 1984 in Los Angeles und 1996 in Atlanta keine internationalen Olympischen Jugendlager veranstaltet wurden, nahmen die dsj (1984) und die Sportjugend Nordrhein-Westfalen (1996) zum Anlass, eigene Jugendlager anzubieten. Da zu den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City ebenfalls kein internationales Jugendlager angeboten wurde, beschloss das NOK für Deutschland, dort ein eigenes nationales Jugendlager durchzuführen.

10 l Grundsätzliches

Die positiven Erfahrungen, die mit diesem Projekt in Salt Lake 2002 gewonnen werden konnten, ermöglichten die Etablierung der Olympischen Jugendlager in den folgenden Jahren, wie Athen 2004, Turin 2006 und Vancouver 2010. Daran nahmen jeweils 50 bis 60 Sportlerinnen und Sportler aus Deutschland teil. Erfreulich ist auch, dass Mitgliedsorganisationen der dsj das Format der Olympischen Jugendlager aufgegriffen haben und eigene Angebote unterbreiten. So waren aktuell in London 2012 auch die Sportjugend NordrheinWestfalen, die Sportjugend Rheinland, die Brandenburgische Sportjugend, die Deutsche Tischtennis-Jugend sowie die Deutsche Ruderjugend mit eigenen Lagern vertreten. Anlässlich der Paralympics veranstaltete die Deutsche Behindertensportjugend ein inklusives Jugendlager für Sportler/innen mit und ohne Behinderung.


Deutsche Olympische Akademie (DOA) und Deutsche Sportjugend (dsj) Olympische Jugendlager werden auf der Grundlage eines Präsidiumbeschlusses unter dem Dach des DOSB durch die dsj und die DOA zu den Olympischen Spielen durchgeführt. Die dsj und die DOA arbeiten hierbei eng zusammen. Die Federführung für die Durchführung der Jugendlager anlässlich von Sommerspielen liegt bei der dsj, für die Winterspiele bei der DOA.

Die Programmgestaltung während des Aufenthalts in der jeweiligen Olympiastadt richtet sich in erster Linie nach den vereinbarten Zielsetzungen für Olympische Jugendlager. Folgende Aspekte sollten bei der inhaltlichen Gestaltung Berücksichtigung finden: l Besuch olympischer Wettkämpfe und olympischer Zeremonien (Siegerehrungen), l Besuch des Olympischen Dorfes und des Deutschen Hauses, l Sportliche Aktivitäten, l Seminare und Diskussionsveranstaltungen, insbesondere zu Olympischen Werten, l Kulturelle Unternehmungen (Geschichte und Kultur des Gastgeberlandes), l Begegnungen mit Jugendlichen des Gastgeberlandes, l Austausch mit Politiker/innen, Funktionsträger/innen und Sportler/innen, die die jeweiligen Olympischen Spiele besuchen.

Die konzeptionellen Rahmenbedingungen werden durch ein paritätisch besetztes Kuratorium unter Leitung der jeweils federführenden Institution gesetzt. Eine Steuerungsgruppe (differenziert nach Sommer- und Winterspielen) übernimmt die inhaltliche und organisatorische Umsetzung der Konzeption. Hierzu gehört u.a. die Auswahl der Betreuer/innen für die Gestaltung des Aufenthaltes vor Ort, die sich u.a. an der Besetzung verschiedener Funktionsbereiche orientiert. Hierbei werden Personalvorschläge aus den Mitgliedsorganisationen von DOSB/dsj einbezogen.

Da die Erfahrungen bei bisher allen Jugendlagern durchweg positiv waren und den Jugendlichen im Sinne der selbst auferlegten Zielsetzung wichtige Erfahrungen und Einstellungen vermittelt werden konnten, ist die Durchführung Olympischer Jugendlager unter dem Dach des DOSB auch bei zukünftigen Olympischen Spielen nachdrücklich zu befürworten. Bewährt hat sich dabei die Übertragung der Durchführung auf DOA und dsj. Diese Regelung sollte beibehalten werden.

Grundsätzliches l 11


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Tagesberichte der Teilnehmer/innen

26.07.2012 >>

Reif für die Insel Endlich hatte das Warten ein Ende. Nach einer kurzen Nacht in der Kurmainz-Kaserne in Mainz, starteten die 60 Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL) in ihr Abenteuer Olympia 2012. Während der Fahrt ins französische Calais holten die Jugendlichen ihr Schlafdefizit auf. Doch je näher die Küste Dovers mit ihren weißen Kreidefelsen kam, desto höher stieg die Spannung. In Canterbury angekommen inspizierten die Sportler/innen ihre Unterkunft auf dem Campus der University of Kent. „Die Häuser haben sofort einen tollen Eindruck

gemacht, vor allem mit den deutschen, britischen und olympischen Fahnen“, freute sich Fabian Sömmer. In der kurzen Zeit hat der Leichtathlet aus Idar-Oberstein schon einige Freunde gefunden. Das Gelände der Universität diente den Teilnehmer/innen als Ausgangspunkt für ihre Reisen nach London und ins südliche England. Neben dem Erkunden des Campusgeländes wurde der Abend vor allem mit dem Verteilen der letzten Einkleidungsstücke verbracht. Trotz des langen Tages zeigten einige Teilnehmer/innen beim Fuß- oder Volleyball ihre sportlichen Ambitionen. Am nächsten Tag ging es für die Jugendlichen auf Erkundungstour in Canterbury. In der englischen Universitätsstadt konnten sie dann den englischen Alltag erleben. Gespickt wurde dieser mit einem attraktiven Kulturprogramm.

Tagesberichte l 13


3 Neben dem Kulturprogramm blieb uns aber auch die Möglichkeit, den belebten Stadtkern mit seinen vielen Straßenmusikanten und Geschäften in kleinen Gruppen zu entdecken.

27.07.2012 >>

Auf Tuchfühlung mit Canterbury „Wooow!“, viel mehr konnte Benjamin Kuhn beim Betreten der Kathedrale von Canterbury nicht sagen. Für den Speerwerfer war es der erste Besuch in der englischen Universitätsstadt. Doch bevor es zur Besichtigung des UNESCO Weltkulturerbes kommen sollte, hatte der Tag der Eröffnungsfeier für die Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL) mit dem bereits von dem Vorbereitungstreffen bekannten allmorgendlichen Joggen rund um den riesigen Unicampus von Canterbury begonnen. Gestärkt von einem herzhaften englischen Frühstück samt Ständchen für die Geburtstagskinder Jan Grundheber und Victoria Walter, stand der von allen mit Spannung erwartete Programmpunkt der Ticketvergabe an. Nach drei Stunden hatten die 350 Tickets für circa 20 Sportarten ihre durch und durch zufriedenen Besitzer/innen gefunden. Die Vorfreude auf die Wettbewerbe stand auch dem jungen Basketballer Tim Schlockermann aus Frankfurt am Main ins Gesicht geschrieben. „Endlich kann ich einmal Kobe Bryant und Lebron James vom US-Basketballteam hautnah miterleben!“ Auf eine wohlverdiente Pause folgte die Besichtigung der historischen Altstadt von Canterbury. Erste Station war die Kathedrale, die aufgrund vieler Legenden um ihren heiligen Märtyrer Thomas Beckett und ihrer beeindruckenden Bauweise zur touristischen Hauptattraktion der Stadt zählt.

14 l Tagesberichte

Und dann ging es los: Punkt 21 Uhr englischer Zeit begann die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele. Im Pavillon der Universität fieberten die Jugendlichen dem Entzünden der Olympischen Flamme entgegen. Am nächsten Tag wartete dann ein weiterer Höhepunkt auf die Teilnehmer/innen. Bundespräsident Joachim Gauck empfing die Sportler/innen auf der MS Deutschland zum Frühstück. Außerdem sollten sie London aus der Sicht englischer Jugendlicher erleben. Young Ambassadors führten die Teilnehmer/innen durch die englische Hauptstadt.


28.07.2012 >>

Was für ein Tag! „Einfach fantastisch“

Schon die Aufzählung des Programms war beeindruckend. Bundespräsident, Olympiasiegerin, London, Deutsche Botschaft, Deutsches FanFest. Manche Jugendliche erleben dies nicht ein Mal in ihrem Leben, die Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers erlebten es an einem Tag.

Manuel Michno

Der Bundespräsident hatte am Morgen zum Frühstück auf der MS Deutschland geladen. Schon beim Betreten des Schiffes zeigte sich die Einzigartigkeit dieses Treffens. Auf dem Außendeck des Luxusliners, welcher als „Traumschiff“ Fernsehgeschichte schrieb, trafen die Jugendlichen Bundespräsident Joachim Gauck, der den Sportler/innen zu Beginn des Treffens die Wichtigkeit ihrer Tätigkeiten im Sport vor Augen führte. „Das freiwillige Engagement der Menschen im Sport ist die Stütze eines funktionierenden Staates“, so Gauck. Im Anschluss an seine Rede nahm sich das Staatsoberhaupt viel Zeit, um ganz individuell mit den Teilnehmer/innen ins Gespräch zu kommen. „Herr Gauck wirkte locker und interessiert. Er war cool“, beschrieb Leichtathlet Florian Fröhlich seinen Tischnachbarn. Wie für alle Teilnehmer/innen, war es auch für ihn das erste Treffen mit einem Bundespräsidenten. Ebenfalls eine Premiere erlebten die Sportler/innen nur wenige Stunden nach dem Frühstück. Im restaurierten Hafen der englischen Hauptstadt trafen sich die Jugend-

lichen mit den modernen Fünfkämpferinnen Lena Schöneborn und Annika Schleu. Beide waren 2004 beziehungsweise 2010 Teilnehmerinnen im Deutschen Olympischen Jugendlager und starteten nun bei den Spielen in London. Ein Vorbild für viele Jugendliche, die nun als Mitglieder des DOJL in London waren. Die beiden Olympiateilnehmerinnen schilderten vor allem ihre Erlebnisse von der Eröffnungsfeier. „Vor dem Einlauf der Nationen standen wir auf einem großen Feld. Rechts und links standen ganz viele Kinder mit Fahnen. Vor allem unsere Hockeymannschaften haben für tolle Stimmung gesorgt. Das ist immer ein unvergesslicher Augenblick“, erzählte Lena Schöneborn, die vor vier Jahren in Peking bei ihrer ersten Olympiateilnahme gleich die Goldmedaille erreichte. Der Nachmittag stand im Zeichen des interkulturellen Austausches. Jugendliche aus London zeigten ihren Gästen aus Deutschland ihre Heimatstadt. Dabei kamen die Teilnehmer/innen ins Gespräch. „Wir haben uns über unseren Alltag und unsere Interessen ausgetauscht. Es ist immer interessant, junge Menschen aus anderen Ländern kennen zu lernen“, erklärte Henry, ein Young Ambassador in der englischen Hauptstadt. Der 16-Jährige, dessen Schule mit dem Goethe-Institut London und der Deutschen Botschaft kooperiert, versucht seinen Mitschüler/innen die deutsche Kultur nahe zu bringen. „Ich habe schon einen Kölner Karneval in meiner Schule organisiert. Das hat großen Spaß gemacht“, berichtete er während eines Empfangs in der Deutschen Botschaft. Diese hatte die Jugendlichen beider Nationen zu einem netten Miteinander in die Residenz des Deutschen Botschafters eingeladen.

Tagesberichte l 15


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Abgerundet wurde der Tag von einem Besuch beim Deutschen Fan-Fest des DOSB. Bei Livemusik und Thüringer Bratwurst feierten die Jugendlichen und sorgten für tolle Stimmung unter allen Besucher/innen. So endete ein einmaliger Tag in London. Dabei war das erst der Anfang der zweiwöchigen Reise.

Das Treffen mit dem Bundespräsidenten „Engagement ist die Stütze eines funktionierenden Staates“ - Joachim Gauck Das Frühstück ist bekanntlich die wichtigste Mahlzeit des Tages. Besonders ist es hingegen selten. Wenn allerdings der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland zum „Breakfast“ auf der MS Deutschland einlädt, ist dieses Frühstück einmalig. Deshalb war auch eine gewisse Anspannung bei den Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL) vor dem Eintreffen des Staatsoberhauptes zu spüren. Diese verflog allerdings spätestens bei den einleitenden Worten von Joachim Gauck. Der Bundespräsident lobte das soziale Engagement und die sportlichen Leistungen der Jugendlichen. Dabei stellte er die Bedeutung des jungen Ehrenamtes heraus. „Freiwilliges Engagement ist die Stütze eines funktionierenden Staates. Ohne den freiwilligen Einsatz der Bürger würde es nicht gehen“, erklärte Gauck. Dabei sei die Jugend ein Vorreiter. Schon die Teilnahme am DOJL, welches unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes von der Deutschen Sportjugend (dsj) und der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) durch-

16 l Tagesberichte

geführt wird, sei eine tolle Anerkennung für die Leistungen der 16- bis 19-Jährigen im Sport. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt und Dr. Thomas Bach, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), kam Gauck beim Frühstück mit den Teilnehmer/innen des DOJL ins Gespräch. Dabei schien der Bundespräsident das Treffen mit den Sportler/innen sichtlich zu genießen. „Ich war überrascht, wie locker Herr Gauck mit uns geredet hat. Er wirkte vom ersten Augenblick an sympathisch und hat sich für jeden Teilnehmer richtig viel Zeit genommen“, freute sich Florian Fröhlich. Dem Leichtathleten stand die Freude über dieses Treffen förmlich ins Gesicht geschrieben, vor allem weil er einen Auftrag aus der Heimat erledigen konnte. „Meine Oma ist ein großer Fan von Joachim Gauck. Jetzt habe ich für sie ein Autogramm vom Bundespräsidenten, sogar mit Widmung. Da wird sie sich freuen“, blickte der 17-Jährige voraus. Martina Bucher, die Leiterin des Jugendlagers, unterstrich die Einzigartigkeit des Treffens. "Dass der Bundespräsident uns hier empfängt, zeigt die beeindruckende Stellung der Jugend im Sport", so Bucher. Diese sei schon durch die Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Schirmherrschaft von Ministerin Dr. Kristina Schröder verdeutlicht und nun vom Bundespräsident unterstrichen worden.


„Der Austausch mit den Jugendlichen war sehr interessant. Ich habe einige Aspekte für meine tägliche Arbeit mitgenommen.“ Heike Taubert Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit des Landes Thüringen

Joachim Gauck bedankte sich abschließend noch einmal bei den Jugendlichen für die tollen Gespräche und ihr Engagement im Sport. „Ihr Engagement ist wichtiger als jede Medaille“, gab er den Teilnehmer/innen mit auf den Weg.

29.07.2012 >>

Ein Tag Kultur pur in London London – Olympiastadt 2012, Hauptstadt Großbritanniens, Heimat von Shakespeare. Kaum eine andere Stadt bietet europaweit so viel Kultur wie die Metropole an der Themse. Deshalb machten sich auch die Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers auf den Weg nach London. Dabei stand das British Museum am Anfang der Sightseeing-Tour. Das Museum, welches dem Deutschen Museum in München ähnelt, beeindruckte die jungen Sportler/innen. „Es ist einfach Wahnsinn, wie groß die Figuren sind und wie fein dabei gearbeitet wurde“, staunte Maria Pursta aus Sachsen. Die Dreispringerin und die anderen Jugendlichen waren von dem spektakulären Dach des großen Gebäudes und den Ausstellungstücken fasziniert. Vor allem, weil das British Museum passend zu den Olympischen Spielen 2012 eine Ausstellung zum Thema „Olympia“ anbot. Eine einstündige Führung ermöglichte den Jugendlichen einen Einblick in die Olympische Geschichte. Dabei unterhielt der enthusiastische Museums-Guide die Teilnehmer/innen mit seinem trockenen britischen Humor.

Bei typisch englischem Wetter ging es dann weiter auf eine Themsefahrt von der Tower Bridge bis zum Big Ben. Dabei erhaschten die Sportler/innen einen neuen Blick auf die vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Vom Boot aus erhielten sie Informationen zu den Hintergründen und Geschichten der beeindruckenden Metropole. Als letzten Höhepunkt des Tages fuhren die 60 Nachwuchssportler/innen mit dem London Eye. Das Riesenrad an der Themse beförderte sie innerhalb weniger Minuten in eine Höhe von 135 Metern. Bei strahlendem Sonnenschein genossen sie den Ausblick über die olympiabegeisterte Stadt. „Ich fand es aufregend, dass wir bis zu den Sportstätten schauen konnten“, so die Leichtathletin Katharina Mähring aus Stuttgart. Während des gesamten Tages wurden die Jugendlichen von Ministerin Heike Taubert vom Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit begleitet. Die Vorsitzende der Sportministerkonferenz tauschte sich dabei mit den Nachwuchssportlern/innen aus und sammelte interessante Eindrücke für ihre Arbeit als Ministerin.

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Lasst die Spiele beginnen Die Sehnsucht nach einer deutschen Medaille war groß. Nach zwei medaillenlosen Tagen für Deutschland sollte der dritte Wettkampftag die ersten olympischen Erfolgs-

momente liefern. Für die nötige Unterstützung sorgten die Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers. Was sie in den Hallen und Stadien erlebten, berichten sie hier:

Badminton: Im Morgengrauen machte sich unsere Gruppe Badminton auf zum Wembley Park. Voller Spannung erwarteten wir einige interessante Partien. Diese waren leider ohne deutsche Beteiligung, dafür allerdings mit Exoten aus der gesamten Welt gespickt. Ein Sportler aus dem afrikanischen Uganda zog schnell die Aufmerksamkeit aller Zuschauer auf sich. In seinem roten Dress versuchte er, seinen Konkurrenten aus Hongkong unter Druck zu setzen. Dies gelang ihm zwar nicht, dennoch stand das Publikum hinter ihm. „Uganda, Uganda“-Rufe schallten durch die Halle, in der wohl kaum ein Bewohner des Landes saß. Jede Aktion und jeder Punkt des Außenseiters wurde frenetisch bejubelt. Zu Beginn des zweiten Satzes ging er sogar in Führung. Trotzdem reichte es schlussendlich nicht zu der von den Zuschauern ersehnten Sensation. Allein dieses Erlebnis reichte aus, um das Feuer der Olympischen Spiele auch in uns zu entfachen.

Judo: Unsere Gruppe erlebte das besondere Flair des Judos. Auch wenn wir in den Finalrunden leider keine deutschen Athleten gesehen haben, waren es trotzdem spannende Kämpfe und atemberaubende Momente in der Sportstätte ExCel. Die Judoka zeigten tolle Techniken. Dabei blieben Überraschungen nicht aus. Im Kampf um den Platz drei der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm standen sich die Olympiasiegerin von Peking und eine junge USAmerikanerin gegenüber. Der Kampf war ausgeglichen, bis die Amerikanerin den entscheidenden Punkt in der letzten Minute des Kampfes holen konnte. Die Stimmung nach diesem Sieg war unbeschreiblich. Die Sportlerin zeigte ihre Emotionen und die Halle feierte mit ihr. Nun wussten wir, was Olympia bedeutet. Aber das war noch

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"Habt ihr auch alle eure Akkreditierung dabei?"

nicht das Ende des Tages. Nach den Wettkämpfen hatten die Betreuer/Lara Wondrak innen noch eine Überraschung für uns. Wir fuhren mit der Straßenbahn in das Hafenviertel Londons und gingen zum Fan-Fest des Deutschen Hauses. Dort erwartete uns der „NRW-Tag“, organisiert und durchgeführt vom Landessportbund und der Sportjugend des Landessportbundes NRW. Zu unserer Überraschung trafen wir auch die beiden Judoka Christopher Völk und Tobias Englmaier. Ein Fotoapparat war schnell gefunden und Bilder gemacht. So endete der Tag wie er begonnen hatte: Mit Judo.

Handball: Cricket, Polo und Fußball. Ja, das sind Sportarten die wir mit Großbritannien verbinden. Aber Handball? Trotzdem war die Arena Copper-Box sehr gut mit einheimischen Fans gefüllt, die ihre Frauen-Nationalmannschaft durch ihre motivierenden „GB“ – Rufe angefeuert und uns damit mehr als begeistert haben. So einen starken Zusammenhalt hatten wir bei einem Handballspiel nicht erwartet. Die Hälfte der britischen Fans wird vermutlich mit heiserer Stimme die Halle verlassen haben. Schade war, dass das Spiel zu Gunsten der Russinnen ausging, denn die Stimmung war klasse und fast die ganze Arena

stand hinter den Britinnen. „Trotzdem war es ein einmaliges Erlebnis, das Team des Gastgeberlandes vor heimischer Kulisse erlebt zu haben!“, sagte Kathrin Stall beim Verlassen der Arena.

Basketball: „Threeeee Pooooooints!“ Das hätte wohl selbst der Stadionsprecher nicht für möglich gehalten. In letzter Sekunde traf das Basketballteam der Australierinnen gegen Frankreich mit einem Wurf aus der eigenen Hälfte zum Ausgleich und rettete sich so in die Verlängerung. Spätestens jetzt hatte auch der größte Basketballlaie von uns Partei für die Aussis ergriffen und feuerte kräftig mit an, was ihnen jedoch leider nicht zum Sieg verhelfen konnte. Auch wenn das zweite Spiel zwischen Russland und Brasilien eindeutig an die Russinnen ging, war die Stimmung großartig. Im gesamten Olympiapark begegnete man uns freundlich und offen, ganz besonders die Volunteers, die für einen reibungslosen Ablauf sorgten, verbreiteten gute Laune und Vorfreude auf die Wettkämpfe. Das Tüpfelchen auf dem I waren bei der anschließenden Freizeit im Stratford Center die Begegnungen mit Sportler/innen aus vielen Sportarten und Ländern, die für Fotos zur Verfügung standen.

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Das Postkartenmotiv

Gänsehaut auf olympisch – der zweite Wettkampftag

Wie mit der Nagelschere geschnitten; so lässt sich der perfekt gestutzte englische Rasen vor und um das „Leeds Castle“ herum beschreiben. Nach einem langen und anstrengenden Wettkampftag stand für die Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers „Regeneration“ auf dem Programm. Nach einer einstündigen Busfahrt erreichten die Nachwuchssportler/innen das prächtige Anwesen, welches das Ziel des Tagesausflugs war. Sie erhielten eine englischsprachige Führung durch die verschiedenen Räume des Schlosses. Zahlreiche Adlige der englischen Herrschaftshäuser gingen hier schon ein und aus. Umgeben von einem See und einer malerischen Parkanlage, war es der komplette Gegensatz zur hektischen Großstadt London. Nach der Rückfahrt mit Zwischenstopp am Supermarkt in Canterbury standen Fußball, Hockey, Fitnesstraining, Handball, Volleyball und weitere „Regeneration“ durch Schlafen an. „Es war ein guter Ausgleich zu den ereignisreichen letzten Tagen und eine kleine Verschnaufpause“, meinte Josefina Witucki. Auch Kocheinlagen, es gab Spaghetti mit Tomatensoße und Kekse, lockerten den Tag auf und brachten viel Spaß. Am nächsten Tag standen wieder viele verschiedene Wettkampfbesuche an.

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Die Olympischen Spiele in London waren in vollem Gange. Mit den ersten Medaillen für die deutsche Mannschaft wuchs auch die Vorfreude auf den zweiten Besuch der Olympischen Wettkampfstätten. In den gewohnten Zehnergruppen ging es für die Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers auf die Ränge der Stadien.

Basketball: Am fünften Wettkampftag der Olympischen Spiele 2012 in London fand sich eine Gruppe des DOJL in der extra für die Spiele errichteten Basketball-Arena im Olympic Park ein. Hauptattraktion an diesem Abend waren ganz klar die Favoriten aus den Vereinigten Staaten. Zuerst mussten jedoch Tschechien und Kroatien ihr Können beweisen. Nach Ablauf der vier mal zehn Minuten konnte sich Tschechien mit einem klaren 19 Punkte Vorsprung den Sieg sichern. Das darauf folgende Spiel, das mit Höchstspannung von uns erwartet wurde, dominierten die Spielerinnen der USA. Deshalb konnten sie sich am Ende zu Recht über einen deutlichen Sieg über die unterlegenen Frauen der türkischen Nationalmannschaft freuen. Unterstützung bekam das Team aus den USA von seinen männlichen Kollegen, die sich an diesem Abend ebenfalls zum Anfeuern in der olympischen Arena einge-


funden hatten. Eine besondere Attraktion, neben den aufregenden Matches, stellten die Flying Foxes dar, die mit ihren Time-Out und Halbzeit-Auftritten das Stadion zum Kochen brachten. Ebenso der äußerst engagierte Moderator, der mit Laola-Wellen in den Spielpausen der Halle Leben einhauchte. Am Ende kamen wir zu dem Schluss: „Frauen-Basketball ist interessanter als erwartet.“ Ob das jetzt am olympischen Geist lag oder an der Perfektion der Spielweise sei jedem selbst überlassen.

Fechten (Vorrunde): Am zweiten Wettkampftag hieß es für acht junge Sportlerinnen und Sportler: Auf zum Fechten! In dieser Sportart war keiner von uns Experte. Jedoch wusste jede/r ein bisschen, sodass wir unser Wissen gegenseitig ergänzen konnten. Und nicht nur Naomi van Dijk war begeistert von der Atmosphäre: „Es ist einfach super hier. Tolle Stimmung, spannende Kämpfe, einfach klasse!“ Wir waren von der Vielseitigkeit und der nötigen Präzision des Fechtens überrascht. Manchmal fehlte uns jedoch der Überblick, da vier Kämpfe auf unterschiedlich farbigen Bahnen stattfanden. Nach den Degenduellen der Männer kreuzten die Frauen mit dem Säbel ihre Klingen. Vor allem hier schauten wir manchmal ratlos drein, da die Treffer deutlich schneller fielen. „Das ist ja besser als mit dem Degen, die gehen viel mehr ab und alles geht viel schneller“, brachte Kathi schon nach einigen Sekunden die actionreichen Duelle auf den Punkt. Sehr erfreulich war auch, dass wir zahlreiche Fans von Nationen miterlebten, welche in populäreren Sportarten nicht in der Weltspitze vertreten sind. Fazit des Tages von „Leider geil!“ Kathi und Tyll: „Die sahen ja aus wie RaketenAlexander Imo flieger!“

gewonnen. Als Geheimtipp war er in das Turnier gestartet. Als Olympiasieger triumphierte er. Dabei zeigte sich die besondere Atmosphäre der Olympischen Spiele. Denn Gascon hatte schnell die Zuschauer/innen auf seiner Seite. Auch wenn nicht viele Anhänger aus dem südamerikanischen Land den Weg in die Fechthalle gefunden hatten, war die Stimmung während seiner Gefechte unbeschreiblich. Gänsehaut pur stellte sich ein, als Gascon im Halbfinale den entscheidenden Punkt erzielte und damit das Unmögliche möglich machte. Schon jetzt hatte er eine Medaille sicher. Im Finale wuchs der Außenseiter über sich hinaus. Gegen den favorisierten Dänen ging Gascon forsch ins Gefecht und entschied dieses schlussendlich für sich. Die Fechtbegeisterten aus der ganzen Welt feierten den neuen Olympiasieger und dieser feierte mit den Fans. Ein unglaubliches Erlebnis.

Fechten (Finale): Mit wehender Fahne rannte der Venezolaner Ruben Limardo Gascon mit seinem Degen durch das jubelnde ExCeL-Stadion. Das erste Mal in der Geschichte des Fechtsports hatte sein Land eine Olympische Medaille

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3 Schwimmen: Heute ging's zum Schwimmen. Ich war „So viele neue Eindrücke natürlich schon ein wenig enttäuscht, in so kurzer Zeit – Wahnsinn!“ dass auf meiner Hauptstrecke, 200 m Hannah Weller Brust, sich kein deutscher Schwimmer für das Finale qualifizieren konnte, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Als erstes kamen die 200 m Brust der Männer. Auf dieses Rennen hatte ich mich schon sehr lange gefreut. Klarer Favorit war natürlich der Ungar Daniel Gyurta, der amtierende Welt- und Europameister. Die beiden britischen Schwimmer, Michael Jamieson und Andrew Willis, wurden mit viel Gebrüll in der Halle empfangen und Kosuke Kitajima, der 2004 und 2008 diese Strecke gewann, war nach seinem Comeback auch ein Geheimtipp. Nach 100 m schien der Titelverteidiger Kitajima das Rennen zu machen und wendete schneller als die Weltrekordzeit. In diesem Moment schossen mir natürlich viele Gedanken durch den Kopf: „Kann er das durchhalten?“, „Was macht Daniel Gyurta auf der zweiten Teilstrecke?“ oder aber „Wird es einen neuen Weltrekord geben?“ Auf den zweiten 100 m musste der führende Titelverteidiger jedoch schnell an den klaren Favoriten abgeben. Doch auch die Newcomer aus Großbritannien, auf Bahn 3 und 4 startend, ließen nicht abreißen und deshalb tobte die Halle. Als auf der letzten Bahn immer noch ein Weltrekord möglich schien, wurde es noch einmal lauter. So lange gab es keinen Weltrekord

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mehr auf dieser kräftezehrenden Strecke. Ich sprang auf und feuerte mein Idol Daniel Gyurta an. Immerhin war der Weltrekord immer noch möglich. Der Brite auf Bahn 4 konnte am Schluss am meisten zulegen und arbeitete sich Zug um Zug an den Führenden heran. Doch Daniel Gyurta konnte mit einem geringen Vorsprung das Rennen für sich entscheiden. Hierbei stellte er außerdem einen neuen Weltrekord auf. Ich hörte nicht mehr auf zu schreien und alle anderen in der Halle tobten ebenso wie ich. Dieses Erlebnis ist unvergesslich und ich glaube, ich werde mich immer gern daran zurückerinnern.

Turmspringen: Dabei sein ist alles! – Auch wenn das Olympische Motto schon seit Jahrzehnten verwendet wird, ist es immer noch aktuell. Es trifft vor allem dann zu, wenn die Spiele im eigenen Land oder der eigenen Stadt stattfinden. Die beiden Synchronspringer des „GB-Teams“ hatten zwar keine realistischen Medaillenchancen, dennoch war die Halle ausverkauft und die Fans feierten ihre Olympioniken. „Das ist ja richtig laut hier“, freute sich Kevin Bons. Der Handbiker war zwar zum ersten Mal bei einem Wettbewerb im Turmspringen, aber die Leistungen der Sprungteams faszinierten ihn von Beginn an. Vor allem die letzten vier Sprünge, in denen die Sportler die Schwierigkeiten der Übungen deutlich erhöhen, waren


faszinierend. Interessante Einblicke lieferte uns zudem Abi, eine Funktionärin des britischen Schwimmverbandes. „Synchronspringen ist, obwohl es so einfach aussieht, sehr komplex. Vor allem, weil die Chemie zwischen den Sportlern stimmen muss. Nur so erreichen sie optimale Noten“, erklärte die Londonerin. Am Ende landeten „my boys“ auf einem tollen fünften Platz. Dieser wurde neben Abi und unserer Gruppe natürlich auch von den vielen einheimischen Fans bejubelt. Denn dabei sein ist alles.

Turnen: „Ohhhh!“ Ein enttäuschtes Raunen ging durch die Zuschauermengen in der North Greenwich Arena. Fabian Hambüchen rutschte bei seinem zweiten Flugelement von der Reckstange ab. Vorbei waren alle Hoffnungen auf eine Medaille für den Turnfloh aus Deutschland. Es war einfach nicht sein Tag. Doch wir mussten nicht lange warten, bis wir wieder etwas zu feiern hatten. Denn Marcel Nguyen glänzte an allen Geräten und schob sich in der Gesamtwertung des Mehrkampfes immer weiter nach vorne. Am Boden hieß es dann bei Marcel und uns: „Nerven bewahren!“ Doch der Deutsche blieb cool und zeigte eine hervorragende Leistung. Am Ende baumelte eine silberne Medaille um seinen Hals. Wir feierten unseren frischgebackenen Medaillengewinner in der Halle und nachher im Deutschen Haus.

Wasserball: Am zweiten Wettkampftag hieß es: Auf zum Wasserball der Frauen in den Olympischen Park. Wir setzten uns auf unsere Plätze und damit auch gleich in die ungarische Fankurve. Mit dem ersten Spiel der Chinesinnen gegen die Ungarinnen verwandelte sich diese Seite des Stadions in einen Hexenkessel. Lautstark feuerten die mitgereisten Osteuropäer ihre Mannschaft an. Dass Wasserball dabei kein Sport für sanfte Gemüter ist, sahen wir gleich in den ersten zwanzig Sekunden, in denen die Schiedsrichter gleich fünf Fouls ahnden mussten. Je länger das Spiel dauerte, desto höher stieg der Lärmspiegel im weiten

Rund. In der Schlussphase, in der das Spiel ausgeglichen war, brüllten die Anhänger ihre Mannschaft förmlich zum Torerfolg. Dieser Einsatz wurde in den letzten Sekunden belohnt. Ungarn schaffte das 11:10 und erzielte somit das siegbringende Tor. Die Stimmung und das Spiel zeigten das Potenzial der Sportart. Deshalb war die Erkenntnis des Tages: „Wasserball ist einmalig!“

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Die Ruhe vor dem Sturm „Und immer schön mit den Beinen arbeiten, ich möchte kein Mallorca Volleyball sehen“, gab Manuel, ein Teilnehmer des DOJL, einer Gruppe von Sportler/innen des Lagers am Nachmittag eine kleine Einführung in seinen Sport. Heute verbrachten wir den ganzen Tag in Canterbury und erholten uns etwas von den stressigen, aber tollen Tagen in London. Morgens stand ein Seminarprogramm, gestaltet von den Betreuerinnen und Betreuern, an. In Gruppen behandelten die Teilnehmer/innen die Themen Dopingprävention, interkulturelles Lernen und junges Engagement im Sport. „Geht ruhig auf die Politiker zu und diskutiert mit ihnen über eure Anliegen, so erfahren sie diese aus direkter Quelle“, ermutigte Martina ihre Gruppe „Junges Engagement im Sport“. Es war schön zu sehen, wie viele Jugendliche aus der Gruppe sich für die Gemeinschaft einsetzen. Eli brachte ihrer Gruppe anhand des Models eines Eisbergs bei, dass „wir oft nur einen Teil der Kultur der Anderen sehen und den großen Rest gar nicht erkennen, weil er nicht sichtbar für uns ist.“ Zudem wurden Plakate in der Gruppe Dopingprävention erstellt (siehe Abb. links). Diese sollen nun bei Maßnahmen zur Dopingprävention verwendet werden. Nach dem lehrreichen Vormittag durften sich die Teilnehmer/innen sportlich betätigen. Neben Volleyball war Kampfsport und Rollstuhlfahren mit Kevin angesagt. Wohl ein Highlight, da es von wahrer Größe zeugt, seinen eigenen Rollstuhl zum Spaß für andere Jugendliche abzugeben. Auf

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der Kampfsportmatte herrschte ein anderer Ton: „Ich leg' euch alle auf die Matte!", rief Gewichtheberin Martha nach der kleinen Einführung ins Ringen überschwänglich und fing sofort an, die gezeigten Übungen zu trainieren. Die Teilnehmer/innen sammelten so Erfahrungswerte in für sie neuen Sportarten.

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Halbzeit in London – der dritte Wettkampftag Heute durften wir erneut einen hochrangigen Politiker der Bundesrepublik Deutschland treffen: Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich. Im Deutschen Haus nahm er sich am Abend Zeit, um mit einigen unserer Jugendlichen über die Olympischen Spiele zu sprechen. Außerdem bestand Gelegenheit, einen Einblick in den Alltag eines Innenministers zu bekommen und auf der anderen Seite bekam Minister Friedrich einen Eindruck davon, was junge Nachwuchsathlet/innen in Deutschland derzeit beschäftigt – also rundum ein gelungener Austausch.

Die Olympischen Spiele gingen in die zweite Woche. Auch die Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers feierten ihr Bergfest und besuchten zur


„Ich kann Sie zu der Teilnahme am Deutschen Olympischen Jugendlager nur beglückwünschen.“ Dr. Hans-Peter Friedrich Bundesminister des Innern

Amerikaner eindeutig in Führung. Es war wieder einmal eine Demonstration seines Könnens. Für uns Teilnehmer/innen des DOJL war es einmalig, diesen Ausnahmeathleten in seinem Element zu sehen. Jeder Zug schien perfekt. Sein Siegeswille elektrisierte die Halle. Nach dem Sieg feierten alle Zuschauer/innen den Helden der Olympischen Spiele 2012 – Michael Phelps.

Bahnradfahren:

Halbzeit des Lagers erneut verschiedene Stadien der Spiele. Hier sind ihre Eindrücke:

Schwimmen: Die Zuschauer/innen im Londoner Aquatic Center hielten den Atem an. Auf den Startblöcken machten sich die acht Finalisten über die 100 m Schmetterling bereit. Unter ihnen befand sich auch der Rekordolympiasieger Michael Phelps. Sein letzter Einzelstart bei den Spielen in London sollte ein erneuter Triumphzug werden. Der Amerikaner setzte sich vom Start weg an die Spitze des Feldes. Die Halle tobte. Denn jeder der Zuschauer wollte den Tag erleben, an dem Michael Phelps noch einen Olympiasieg seinen schon vorher gesammelten Titeln hinzufügt. Nach der Wende bei 50 Metern lag der

Die Briten gelten im Allgemeinen als reserviertes Völkchen. Schlange stehen und regelmäßige Rituale wie die Teezeit sind fest im britischen Charakter verankert. Doch beim Sport entdecken die Briten ihren emotionalen Kern. Vor allem dann, wenn ihr „Team-GB“ Gold holt. Im Velodrom auf dem Gelände des Olympia Parks war das gleich zweimal der Fall. Den ersten Triumph erzielten die britischen Athleten im Teamrennen. Gegen Australien setzten sich die Favoriten von der Insel in einem spannenden Rennen durch. Während bei uns in Deutschland das Rennradfahren auf der Bahn eher eine unbekannte Sportart ist, leben und lieben die Briten das Fahren im Kreis. Dementsprechend waren die Stimmung und Atmosphäre unbeschreiblich. Laolawellen und Gesänge begleiteten die einheimischen Sportler während ihres Rennens. Ihre Goldhelden wurden im und außerhalb des Stadions frenetisch bejubelt. Da war Gänsehaut vorprogrammiert. Besonders nach der zweiten Medaille innerhalb weniger Stunden rasteten die Zuschauer auf den Rängen aus. Der reservierte Teetrinker war plötzlich nicht mehr wiederzuerkennen. So lernten wir nicht nur eine neue Sportart, sondern auch einen „neuen Briten“ kennen.

Leichtathletik: Der erste Hingucker des Tages war schon von Weitem ersichtlich. Das Olympiastadion von London. Mit seiner

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weißen Stahlkonstruktion und den Flutlichtmasten leuchtet es im Olympia Park. Heute öffnete es zum ersten Mal nach der Eröffnungsfeier seine Pforten. Das Stadion an sich ist überwältigend. Selbst im oberen Drittel der Ränge können die Zuschauer die Geschehnisse auf der Laufbahn und dem Rasen hautnah erleben. Die Akustik ist zudem atemberaubend. Durch die Konstruktion werden die Fangesänge und Anfeuerungen noch einmal verstärkt. Das Resultat: Ein Gänsehautmoment folgte dem nächsten. Für unsere Gruppe, die vorrangig aus Leichtathleten bestand, war schon allein das Stadion überwältigend. Als dann auch noch die Wettkämpfe begannen, waren wir kaum noch zu halten. Vor allem der Siebenkampf der Frauen zog uns in seinen Bann. Auf der Bahn und an der Hochsprunganlage versuchten Jennifer Oeser und Lili Schwarzkopf gut in den Wettbewerb zu starten. Wir fieberten mit den beiden deutschen Hannah: „Kann man gelb, Athletinnen und feierten ihre schwarz und lila zusammen Leistungen. Es war ein beeindruckenwaschen?“ des und emotionales Erlebnis, unsere Swea Schinzel Leichtathleten bei Olympia zu erleben.

Wasserball: Am inzwischen dritten Wettkampftag für uns war das Gefühl schon ein ganz anderes. Man fühlte sich schon als ein etwas erfahrener Besucher, wenngleich die Stadien des Olympiaparks mit ihren Massen an zuströmenden Zuschauern immer noch ein überwältigender Anblick waren.

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Beim Wasserball der Frauen sahen wir zuerst das Spiel Ungarn gegen Spanien und im Anschluss Australien gegen Russland. Es war für uns alle das erste Wasserballspiel, das wir live sahen, für viele wohl auch das erste überhaupt, weswegen zunächst das Regelwerk verstanden werden musste. Dies war jedoch durch den Einführungsfilm, den es zu jeder Sportart vor Beginn eines Wettkampfes im Stadion gab, kein großes Problem. Ein Punkt, den wir zum Beispiel noch nicht wussten, war, dass der Ball von allen „Feldspielern“ nur mit einer Hand gespielt werden darf. Deswegen sah es auch sehr eindrucksvoll aus, wie locker die Spielerinnen sich den Ball zupassten, während sie das gesamte Spiel über keinen Kontakt zum Beckenboden oder zum Rand haben konnten, und beim Wurf auf das Tor Geschwindigkeiten von bis zu 50km/h erreichen, wie uns der Kommentator im Stadion verriet. Die Spiele selbst waren immer von vielen Fouls geprägt, so dass der Schiri andauernd am Pfeifen war, aber das ständige Tunken des Gegenspielers gehört im Wasserball wohl einfach dazu, denn auf der großen Anzeigetafel werden nicht nur die Tore, sondern auch die jeweilige Anzahl von Fouls eines Spielers angezeigt. Für allgemeine Heiterkeit und einen tosenden Applaus war ein Australier verantwortlich, der in einer der Pausen des zweiten Spiels über das Mikro der Moderatorin alle Briten dazu aufforderte, die „Kolonien“ zu unterstützen und dabei als Gegenleistung versprach, dasselbe für die Mannschaften Großbritanniens zu tun, solange sie nicht gegen Australien spielten.


Tennis: Beim Erklimmen der letzten Treppenstufen, kurz nachdem sich uns der phänomenale Court No. 1 eröffnet hatte, bemerkte Florian Fröhlich: „Es ist schon ein Hammer-Feeling, wenn der grüne Wimbledon-Rasen einem entgegen leuchtet.“ Wir sahen super Spiele, in denen es um nichts anderes als um den Einzug ins Finale und damit auch um olympische Medaillen ging. Im ersten Halbfinale zwischen den beiden Marias, Scharapova und Kirilenko, wurde nun endgültig die russische Vormachtstellung geklärt. Gerade deshalb war hier schon die Stimmung grandios. Doch das Spiel des Tages war eindeutig das Herrendoppel Frankreich vs. Spanien, bei dem Weltklassespieler auf dem traditionellen Grün standen. Auch die von uns angestifteten Laola-Wellen wurden vom Publikum mit Begeisterung fortgeführt. Nach langem Schlagabtausch und mehreren vergebenen Matchbällen endete das Herrendoppel schließlich 18:16 im dritten Satz für Frankreich. Sicherlich war dieser Erfolg auch auf unsere Unterstützung zurückzuführen. Leider spielte das deutsche MixedDoppel auf einem anderen Court, sodass wir dieses „nur“ über die Videoleinwand verfolgen konnten. Trotzdem bewiesen wir, dass die Deutschen überall feiern können.

„Es gibt viele Handballer in der Politik. Die haben nämlich schon früh gelernt, ihre Ellbogen einzusetzen, aber auch im Team zu spielen.“ Hannelore Kraft Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen

und der Universität war dabei ein wichtiges Diskussionsthema. „In der Verbindung von Universität und Leistungssport haben wir in Deutschland Nachholbedarf“, gab Kraft zu. Aber auch die von den Verbänden und Bundesländern betriebenen Sportschulen wurden kritisch hinterfragt. „Die Sportschüler trainieren in der Absprache mit ihrer Schule. Ich muss das alles selbstständig organisieren. Trotzdem sind die Sportschüler nicht schneller als ich“, berichtete Schwimmer Nils Wich-Glasen. Kraft warb während des Gesprächs für eine Verbindung mehrerer Systeme. So sei die Schulform der Gesamtschule in NRW ein Erfolg für den Leistungssport. Nun müsse überlegt werden, wo und welches System in Deutschland erfolgreich verlaufen könnte. „Ministerpräsidentin Kraft war offen und interessiert. Ich glaube, dass sie verstanden hat, welche Probleme wir haben“, resümierte Mittelstreckenläufer Robert Schütz das Gespräch mit der SPD-Politikerin.

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DOJL meets politics „Es gibt viele Handballer in der Politik. Die haben nämlich schon früh gelernt, ihre Ellbogen einzusetzen, aber auch im Team zu spielen“, erklärte Hannelore Kraft, die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, mit einem Schmunzeln den Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers. Sie hatte sich extra Zeit genommen, um die Jugendlichen am Mittag im Deutschen Haus in London zu treffen. Dabei hatte die ehemalige Handballerin aus Mülheim an der Ruhr ein offenes Ohr für die Anliegen der Jugend. Vor allem die Verbindung zwischen dem Sport und der Ausbildung in der Schule

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„Sport ist der erste Vermittler zwischen Kulturen. Im Umfeld der Olympischen Spiele verbindet das Deutsche Olympische Jugendlager Jugendliche verschiedener Nationen miteinander.“ Dr. Markus Ingenlath Generalsekretär des Deutsch-Französichen Jugendwerks

05.08.2012 >> Anschließend erhielten die Teilnehmer/innen einen interessanten Einblick in die Welt des Sports. Eine Diskussionsrunde mit Funktionären, Geschäftsführern, Sportpfarrern und einem Dopingkontrolleur zeigte den Jugendlichen die Vielfalt der Aufgaben während der Olympischen Spiele. Dabei wurde allerdings eines deutlich. Egal, welche Funktion die Diskussionsteilnehmer/innen erfüllten, sie waren alle vom Geist der Olympischen Spiele begeistert. „Olympia kann die Jugend eines ganzen Landes inspirieren, einfach nur, weil es Olympia ist“, sagte Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Vize-Präsidentin für Olympische Erziehung und Bildung des DOSB und Vorsitzende der DOA, den Teilnehmer/innen. Diese würden die Erlebnisse der Olympischen Spiele nie vergessen, so DollTepper. „Wir sind froh, dass so viele Politiker und Funktionsträger sich bereit erklärt haben, unseren Jugendlichen Rede und Antwort zu stehen. Die anregenden Diskussionen unterstreichen die Bedeutung des DOJL und der Olympischen Spiele“, freute sich Martina Bucher, Leiterin des Deutschen Olympischen Jugendlagers. Am Abend lud zudem Lorenz Caffier, Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, die Teilnehmer/innen des DOJL auf die MS Stubnitz ein. Vor einem malerischen Sonnenuntergang genossen die Sportler/innen die Atmosphäre auf dem ehemaligen Fischereiboot bei Würstchen und Getränken.

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Viel Kultur und ein wenig Sport Usain Bolt ist Olympiasieger! Dies war aber nicht der einzige Höhepunkt des heutigen Tages für das Deutsche Olympische Jugendlager. Bereits am frühen Morgen ging es mit dem Bus nach Rye, wo der erste Halt der heutigen Kulturreise bevorstand. Dort konnten die Teilnehmer/innen einen gemütlichen Stadtrundgang durch die engen und verwinkelten Gassen unternehmen. Geprägt wurde das Stadtbild von den für diese Region bekannten kleinen Häusern und einem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Stadttor. Die Teilnehmer/innen stöberten in den Läden in der Innenstadt. Souvenirs und Olympiaartikel wurden eifrig gekauft und in den Rucksäcken verstaut. Auf der Fahrt zu den Kreidefelsen von Beachy Head staunten die Sportler/innen nicht schlecht, am Rand der Straße säumten hunderte Schafe die grünen Wiesen Südenglands. Ein alltägliches Bild für Einheimische, aber etwas Besonderes für die Jugendlichen, ebenso wie die Kreidefelsen von Beachy Head. Die Klippen, die in den Ärmelkanal hinab fallen, faszinierten die Jugendlichen auf Grund ihrer Größe und Farbe. Einige mutige Sportlerinnen und Sportler gingen sogar in den eher kühlen


Fluten des Nordatlantiks schwimmen. „Erfrischung pur in den tosenden Wellen!“, beschrieb Alexander Weyrauch seinen Besuch im kalten Nass. An der Küste entlang führte der Weg die Gruppe aus Deutschland in die Küstenstadt Brighton. Der „Royal Pavilion“ mit seiner extravaganten Architektur fiel den Teilnehmer/innen sofort ins Auge. Eine Führung im Innern des Pavillion, welcher schon etlichen Mitgliedern der royalen englischen Familie eine Rückzugsmöglichkeit bot, erläuterte die historische und architektonische Bedeutung dieses Bauwerkes. Am Abend wurden die Teilnehmer/innen dann wieder vom Olympischen Alltag eingeholt. Usain Bolt rannte im Londoner Olympiastadion zu seinem zweiten Triumph bei den Olympischen Spielen. Dabei saßen alle Sportler/innen gebannt vor den Fernsehgeräten. Denn alle wollten sehen, wie Usain Bolt Olympiasieger wird.

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Ein Präsident und viele Superstars – der vierte Wettkampftag Betreuer: „Frühstück ist von 8.30 Uhr Begonnen hatte der vierte Wettbis 9.30 Uhr“. Teilnehmer: kampftag für die Teilnehmer/„Ok, dann gehen wir um 9.25 Uhr.“ innen des Deutschen OlympiHannah Besel schen Jugendlagers mit einem ganz besonderen Besuch im Deutschen Haus. DOSB Präsident und IOC Vizepräsident Dr. Thomas Bach empfing die Jugendlichen im Saal der alltäglichen Pressekonferenz. Nach dem einstündigen Gespräch ging es dann in die Stadien und Arenen der Spiele. Dort war der Tag der Superstars. Die Nachwuchssportler/innen aus Deutschland sahen Duelle zwischen Topathleten und am Ende des Tages sogar ein „Dream Team“. Hier sind ihre Eindrücke:

Gespräch mit Dr. Thomas Bach: Mit Handschlag wurde jeder Einzelne von uns von Dr. Thomas Bach begrüßt. Es war eine große Ehre für uns, dass sich der vielbeschäftigte Vizepräsident des IOC eine Stunde Zeit für unsere Fragen nahm. „Wir reden hier ja im Vertrauen zueinander!“, meinte Thomas Bach und so gestaltete sich dann auch das Gespräch. Es wurden viele Fragen zu den Themen Sportförderung an Schulen, Olympia 2012 in London und zu seiner Person selbst gestellt und diskutiert. Dabei erklärte uns der Präsi-

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dent des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) viele Dinge, die sich rund um die Olympischen Spiele ereignen. Es war ein interessantes und ausführliches Gespräch mit dem obersten Funktionär des deutschen Sports. Dr. Thomas Bach hat uns Jugendlichen dabei den Eindruck vermittelt, unsere Probleme und Situation zu verstehen. „Herr Bach wirkte locker und interessiert. Ich war überrascht, dass „Ich kam mir noch nie so wichtig vor – er mit uns über so viele vermit den ganzen Akkreditierungen um schiedene Themen gesproden Hals!“ chen hat“, freute sich Daniel Marchi Sebastian Tiemann.

Tischtennis: „Die Chinesen werden uns so fertig machen!“ Nicht nur Sebastian Tiemann, der selbst Tischtennis spielt, bezweifelte den Sieg der Deutschen gegen die starken Chinesen und so hoffte jeder auf einen nicht allzu peinlichen Abgang der Deutschen. Doch es kam anders... Der erste Satz begann und mit jedem Punkt, den Dimitrij Ovcharov setzte, wuchs auch die Hoffnung der unzähligen Deutschlandfans im Publikum. Anders als erwartet lieferten sich die Spieler ein Kopf-an-Kopf-Rennen, welches der Spieler aus China schlussendlich doch knapp gewann. „Auf geht’s, Timo, auf geht’s!“ Das nächste Spiel war ein Kampf der Giganten. Timo Boll trat gegen den Weltranglistenersten an und entschied das Spiel überraschenderweise für sich. Wir waren nicht mehr zu bremsen! Wir

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grölten, jubelten und animierten andere Stadionbesucher zum Mitmachen, wodurch eine grandiose Stimmung entstand. Nach einem knapp verlorenen Doppel und dem Einzelspiel von Bastian Steger war das deutsche Team dann doch ausgeschieden, wenn auch lange nicht so deutlich wie anfangs befürchtet. Die besseren Fans aber hatte der Verlierer! Mit wehenden Fahnen, Gesängen und Beifall wurden die drei Tischtennishelden verabschiedet. Wir drückten die Daumen für den Kampf um Platz Drei!

Bahnradfahren: Das beeindruckende Velodrom versprach schon von außen viel und ließ auf stimmungsvolle Wettkämpfe hoffen. Die in dieser Sportart erfolgsverwöhnten Briten konnten auch am heutigen Wettkampftag jubeln. Allein drei Goldmedaillen holte „Team GB“ innerhalb weniger Stunden. Die Stimmung, die vor allem seit dem „Super Saturday“ mit sechs britischen Goldmedaillen an einem Tag unglaublich war, erreichte im weiten Rund des Stadions ihren Höhepunkt. Mit einem Olympiasieg im Sprint der Herren und zwei Disziplinsiegen im Omnium, vergleichbar mit einem Mehrkampf der Damen, waren die Briten also auch an diesem Tag die erfolgreichste Nation des Tages im Velodrom. Doch auch für das deutsche Team und seine Fans gab es Grund zum Jubel: Die Erfurterin Kristina Vogel gewann ihr Viertelfinale im Sprint der Damen und stand somit im Halbfinale. Damit kämpfte sie weiter um eine Olympische Medaille. Wir drückten ihr natürlich dann auch vor dem Fernsehgerät die Daumen.


„Das Deutsche Olympische Jugendlager ist eine tolle Möglichkeit für junge Sportler zum ersten Mal Olympische Spiele zu erleben.“ Dr. Thomas Bach Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds

Volleyball:

Basketball: Um 22:15 Uhr hatte das Warten endlich ein Ende. Das „Dream Team“ 2012 kam auf das Parkett der Olympischen Basketballarena. Schon allein die Starting-List der US-Boys war atemberaubend. Die Namen Chandler, Durant, James, Bryant und Paul ließen das Herz jedes Basketballfans höher schlagen. Gegen Argentinien, immerhin dem Dritten der FIBA-Weltrangliste, gingen die Stars aus den USA in ihr letztes Vorrundenspiel bei Olympia. Die Stimmung auf den Rängen schwankte zwischen hohen Erwartungen auf der einen und der Hoffnung auf eine Sensation auf der anderen Seite. Denn immerhin hatten hunderte Argentinier den Weg in die Halle auf dem Gelände des Olympia Parks gefunden. Ihre Hoffnung schien in den ersten zwei Vierteln sogar nicht ganz unbegründet zu sein. Die Argentinier spielten munter mit und erkämpften einen 59:60 Halbzeitstand. Doch dann zogen die US-Amerikaner richtig an. Innerhalb von zehn Minuten erzielten die Stars aus der NBA 42 Punkte und distanzierten die argentinische Auswahl deutlich.

„An Tagen wie diesen, ist es vollkommen irrelevant, wann der Wecker klingelt. Hauptsache wir erleben Olympia“, so wurde der frühe Morgen euphorisch eingestimmt. Somit war es wieder soweit, ein weiterer Wettkampftag aus nächster Nähe stand an. Mit lebensfrohem Schritt machten wir uns auf den Weg zum Volleyball. Mittlerweile konnten wir erahnen, welch eine großartige Atmosphäre uns erwartete. Nichts desto trotz verschlug es uns die Sprache und die weit geöffneten Münder konnte man nur als Reaktion auf die ausverkaufte Volleyballarena deuten. Im ersten Spiel lagen Trauer und Freude auf den Rängen nah beieinander. Während die polnischen Fans den Sieg ihrer Mannschaft frenetisch bejubelten, lagen sich die Australier mit traurigen Gesichtern in den Armen. Denn durch die Niederlage endete hier der Traum von Olympia abrupt.

„Unglaublich! Die machen einmal ernst und gewinnen das Spiel“, versuchte Leichtathlet Fabian Sömmer die Leistung der US-Boys zu beschreiben. Am Ende blinkte ein verdientes 97:126 auf der Anzeigetafel auf. Selbst die argentinischen Fans mussten die deutliche Niederlage und die Ausnahmestellung der Amerikaner akzeptieren. Auch sie erkannten, dass sich das Warten auf dieses Spiel mehr als gelohnt hatte.

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„Für mich war der Besuch im Jugendlager sehr wichtig. Es war ein schönes Erlebnis, die hoch motivierten 60 Sportler aus ganz Deutschland und unterschiedlichsten Sportarten kennenlernen zu dürfen. Wichtig war für mich vor allem, von den Jugendlichen unmittelbar aus der Praxis zu erfahren, wo es Defizite in der Sportförderung und vor allem an der Schnittstelle Schule/Spitzensportförderung gibt.“

den Leistungssport,

Stephan Mayer MdB, Mitglied des Sportausschusses des Bundestages

07.08.2012 >>

Ein Einblick in den Alltag der Sportpolitik Der Sportausschuss des Deutschen Bundestages besuchte die Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL) in Canterbury. Dabei nahmen sich die Politikerinnen und Politiker aus allen im Bundestag vertretenden Parteien Zeit, mit den Jugendlichen über ihre Probleme und Wahrnehmungen im Bereich des Sports zu reden. Stephan Mayer, Leiter der Delegation des Deutschen Sportausschusses, unterstrich in seinen einleitenden Worten die Wichtigkeit dieses Zusammentreffens. „Für uns steht der Besuch beim Jugendlager immer fest im Programm. Uns ist wichtig, den Standpunkt der Jugend zu erkennen und zu verstehen“, erklärte der CSU-Politiker. In kleinen Gesprächsrunden diskutierten die Teilnehmer/innen und die Politiker über

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Doping und die öffentliche Wahrnehmung der verschiedensten Sportarten in Deutschland. „Ich finde es schade, dass nach den Olympischen Spielen kaum noch Leichtathletik im Fernsehen gezeigt wird. Können Sie daran etwas ändern?“, fragte der 110 m Hürdenläufer Florian Fröhlich die CDU-Abgeordnete Mechthild Heil. Diese schüttelte den Kopf und verwies auf die Zahlen der Sender. „Ich bin auch immer überrascht, welche Sendezeiten die Sender im Rundfunkrat präsentieren. Die persönliche Wahrnehmung weicht von diesen Werten deutlich ab“, sagte Heil. Für die Teilnehmer/innen waren die Gespräche ein interessanter Einblick in das alltägliche Geschehen in der Politik. „Wir sind froh, dass wir den Sportausschuss begrüßen durften. Die Teilnehmer/innen haben dadurch verstanden, wie das Erarbeiten von Gesetzen und Richtlinien funktioniert“, fasste Martina Bucher zusammen.


08.08.2012 >>

Ein letztes Mal Olympia hautnah – der fünfte Wettkampftag Die Olympischen Spiele 2012 neigten sich langsam dem Ende entgegen. Auch für die Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL) ging es mit dem letzten Besuch in den „London 2012 war geil!“ Olympischen Stadien und Hallen Sebastian Braun auf die Zielgerade.

Besuch im Olympischen Dorf: Am Mittwoch war ein großer Tag für fünf Nachwuchssportler/innen des DOJL. Der Ruderer Martin Kühner ermöglichte es uns, das Olympische Dorf zu besichtigen und somit einen einmaligen Blick hinter die Kulissen zu bekommen. Die Vorfreude war riesig! Nachdem wir die Sicherheitskontrollen durchlaufen hatten, kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Zuerst machten wir einen Rundgang durch das Dorf. Vorbei an den Wohnblöcken der verschiedenen Nationen, ging es weiter zu der Spielhalle, dem geräumigen Fitnesscenter und dem Krankenhaus. Währenddessen haben wir viele Athleten getroffen, unter anderem den deutschen Speerwerfer Mathias de Zordo, die Sprinterinnen Tatjana Pinto und Verena Sailer, Stabhochspringerin Silke Spiegelburg und den Triathlet Jan Frodeno. Zum Abschluss durften wir noch in der riesigen Mensa essen. Jeder konnte seine Lieblingsspeisen zu sich nehmen, denn die Essenauswahl reichte vom europäischem, asiatischem, typisch britischem bis hin zu Fast Food. „Überraschenderweise standen gerade dort sehr viele Athleten an“, stellte Hochspringerin Inka Jensen fest. Mit dem Essen endete ein super Nachmittag, den wir so schnell nicht wieder vergessen werden. „Damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen!“, freute sich Leichtathletin Lisa Ziesel.

Leichtathletik: „Auf geht’s Arne! Auf geht’s“, schallte es durch das Olympiastadion von London. Während des ersten Vorlaufes über 5000 m der Männer rannte unsere deutsche Hoffnung Arne Gabius um die Qualifikation fürs Finale. Als Mittel- und Langstreckenläufer war dieser Lauf natür-

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3 lich mein persönliches Highlight unseres Morgens im Leichtathletikstadion. Neben den Flaggen, Tattoos und Spruchbändern, die wir zu jedem Wettkampf mitnahmen, hatten wir uns außerdem zu viert den Namen unseres Idols mit großen Buchstaben auf die Bäuche geschrieben. Die Unterstützung schien Früchte zu tragen. Als Siebter seines Vorlaufes erkämpfte sich Gabius eine

gute Ausgangsposition für die Qualifikation. Doch dann kam es anders, als alle Zuschauer im Stadion gedacht hatten. Im zweiten Vorlauf erzielten die Kontrahenten des Deutschen eine Fabelzeit. Es war der schnellste Vorlauf in der Olympischen Geschichte. Eine tolle Leistung der Athleten und eine zu schnelle Zeit für Gabius. Als Zwanzigster schied er trotz einer guten Leistung aus. Aber bei Olympia heißt es eben auch: „Dabei sein ist alles!“ und an unserer Unterstützung hat es zumindest nicht gelegen.

Ringen: Ringen der Frauen – auf den ersten Blick nicht gerade die erste Wahl für einen Leichtathleten, Schwimmer oder Hockeyspieler. Dennoch ist Olympia eben Olympia und da ist selbst eine für uns eher unbekannte Sportart besonders, auch wenn die Euphorie beim Betreten der Wettkampfstätte nicht überschwänglich war. „Mal gucken“, sagte sich nicht nur Hockeyspieler Tyll Jandewerth. Die größte Herausforderung für uns waren die Regeln. Zwar pfiff der Kampfrichter und zeigte einige Zahlen mit seinen Fingern an, doch warum er wie viele Punkte gab, verstanden wir erst gegen Ende der Veranstaltung. Dennoch hatten wir Spaß. Zwischen den Kämpfen feierten wir die siegreichen Athleten und genossen unseren letzten Wettkampftag in Olympischer Manier. „Die Halbfinalbegegnungen waren spannend und sogar für Ahnungslose interessant. Ich werde wahrscheinlich kein Fan vom Ringen der Frauen werden, aber trotzdem war der Besuch eine tolle Erfahrung, die mir keiner mehr nehmen kann“, fasste Eli Kirschbaum den Besuch zusammen.

Taekwondo: Da im Prinzip alle in unserer Gruppe absolute Taekwondo-Grünschnäbel waren, erklärte uns unser Taekwondoka Christopher Höllerer seinen Sport. Die Kombinationen aus Tritten und Schlägen erschienen uns zwar recht kompliziert, aber das Punktesystem ver-

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standen die meisten von uns auf Anhieb. So ging es gut vorbereitet auf unsere Plätze in der Wettkampfhalle. Hier bekamen wir die Viertel- und Halbfinals der Frauen und Männer zu sehen. Die Kämpfe erschienen in unseren ungeschulten Augen oft nicht ganz nachvollziehbar, aber die Schnelligkeit und Beweglichkeit der Athleten hat uns sofort fasziniert. Mit den Erklärungen von Christopher und seinen fachkundigen Einschätzungen entwickelte sich ein interessanter Nachmittag. Vor allem dann, wenn wir mit unseren Klatschpappen und Füßen für Stimmung im weiten Rund sorgten.

Turmspringen: „Auf geht’s zum Turmspringen!“, sagte Paul Wedeleit. Obwohl niemand von uns eine Ahnung vom Turmspringen hatte, freuten wir uns auf die spektakulären Sprünge von der 10 m Plattform. Beeindruckend waren mal wieder die britischen Fans, die für eine unvergessliche Stimmung sorgten. Aber natürlich feuerten wir auch unsere deutschen Athleten lautstark an. So schallte nicht nur „GB!“, sondern auch „Deutschland!“ durch das weite Rund des Aquatic Centers. Zwischendurch spielten wir selbst Kampfrichter. „7.0 Punkte, ich hab’s ja gesagt“, meinte Jan Grundheber, von sich selbst überzeugt. Zum Schluss reichte es sogar für unsere Deutschen. Beide Springer haben „Ich bin stolz, als Teil des sich für das Finale qualifiziert. Deutschen Olympischen Wir drückten ihnen dann naJugendlagers bei den Olympitürlich zurück in Deutschland schen Spielen 2012 in London vor dem Bildschirm weiter die dabei gewesen zu sein“ Daumen. Tyll Jandewerth

Basketball: In der North Greenwich-Arena, dem neuen Zuhause der Basketballer, startete die K.O.-Runde mit den Viertelfinalspielen zwischen Argentinien und Brasilien und den USBoys gegen Australien. Nachdem einige von uns schon beim Gruppenspiel der USA gegen Argentinien in der Halle saßen, warteten wir gespannt auf die nächste Gala

der Stars von der anderen Seite des Atlantiks. Der Sieg schien also nur eine Formsache zu sein. Doch in den ersten zwei Vierteln enttäuschten uns die US-Boys. „Es schien als hätten die USA mit angezogener Handbremse gespielt“, analysierte Swea Schinzel das Spiel. Diese lockerten die Superstars nach der Pause. Im dritten Viertel zogen die Favoriten davon und ließen den Australiern keine Chance. „Es ist schon beeindruckend, wie eine Mannschaft über die gesamte Spielzeit so dominant spielen kann“, bewunderte Alexander Müller. So bleiben die USA unbeirrt auf ihrem Weg Richtung Gold.

Boxen: Die Erkenntnis des Tages erschloss sich schon nach den ersten Begegnungen. Boxen ist nicht gleich Boxen. Denn jeder von uns hatte schon einmal einen Profikampf im Fernsehen gesehen. Doch das olympische Boxen ist eine ganz andere Sportart. Flink und präzise setzen die Athleten ihre Schläge. Dabei ist das Ziel nicht, den Gegner auf die Bretter zu schicken, sondern durch Punkte einen Vorteil zu erzielen. Mehrere Ringrichter bewerteten die Aktionen genau und vergaben so ihre Zähler. Dabei waren wir begeistert von der Athletik und der Technik der Boxer. „Im Profibereich geht’s viel langsamer zu. Die haben dort nur Angst, K.O. zu gehen“, analysierte der Turner Akim Hopp. So wurde unser letzter Wettkampfbesuch eine spannende Unterrichtsstunde im „richtigen“ Boxen.

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09.08.2012 >>

Good bye und auf Wiedersehen Der letzte Tag in Canterbury stand im Zeichen des Abschlussabends. Mit einer einstündigen Show verabschiedeten sich die Teilnehmer/innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL) aus London. Dabei bedankten sich die Nachwuchssportler/innen auch bei denen, die diese Reise ermöglicht hatten. Handballer Alexander Müller und Hockeyspielerin Ellen Kubicki richteten dafür einige Worte an die anwesenden Gäste. „Diese Tage hier werden uns immer im Gedächtnis bleiben. Danke für die Möglichkeit London so zu leben“, sagte Kubicki. Begonnen hatte der Abend mit einer besonderen Musikeinlage von Manuel Michno, der allein mit Hilfe seiner Hände und seines Mundes bekannte Songs wiedergab. Was folgte, war eine Modenschau der Svenja Schneider besonderen Art. In ihre Trainingsund Wettkampfanzüge gehüllt präsentierten die Teilnehmer/innen ihre Sportarten. Um diese Präsentation so realistisch wie möglich zu gestalten, ließen sich die Nachwuchssportler/innen einiges einfallen. Mangels Wasser wurden die Schwimmer/innen beispielsweise in den Saal getragen, die Volleyballer funktionierten eine Girlande zu einem Netz um und die Turner/innen machten den Raum zu ihrer ganz persönlichen Turnbahn. Den Atem hielten die Gäste dann bei der Kampfsporteinlage an. „Drei Dinge, die ich mit auf eine Fahrt nach London nehme: Akkreditierung, Thunfischsandwich und wenig Schlaf“

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Taekwondoka Christopher Höllerer schaffte es dabei, mit einem Tritt Bretter zu zertreten. Artistisch wurde es anschließend bei den Turnern, die auf dem Rasen vor dem „Sports Pavilion“ der Universität ihre Übungen zeigten. Neben dem Sport stand aber auch das musische Talent der Jugendlichen im Vordergrund. Flash-Mob-Dance und Gesangseinlagen rundeten den Abend ab. Am Ende zog auch Martina Bucher, Leiterin des DOJL, ein positives Fazit.„Es war schön zu sehen, wie kreativ die Teilnehmer/innen sind. Es war ein schöner Schlusspunkt der gesamten Reise.“


„Ich habe gute Gespräche mit den Jugendlichen geführt. Ich bin von dem Erfolg des Deutschen Olympischen Jugendlagers begeistert.“ Frank Henkel Senator für Inneres und Sport des Landes Berlin

10.08.2012 >>

Am Ende einer Reise Den letzten Tag in Canterbury begannen alle mit dem Packen der Taschen und Aufräumen der Zimmer, denn bevor wir am Abend die Rückreise antreten würden, stand noch ein letzter Programmpunkt am Mittag auf dem Programm. Der Innensenator Berlins, Frank Henkel und Staatssektretär Andreas Statzkowski, reisten eigens, um sich mit den Teilnehmer/innen des Jugendlagers auszutauschen, nach Canterbury. Begleitet wurden beide von Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper und einem Vertreter der Deutschen Botschaft in London. Nach diesen interessanten Gesprächen, begaben wir uns auf eine lange Reise durch die Nacht... Die Straßen waren leergefegt. Morgens um fünf Uhr ist das selbst in der Rheinmetropole Köln nichts Ungewöhnliches. Doch der beleuchtete Dom und die Ruhe der Stadt boten eine perfekte Atmosphäre für die letzten Momente des Deutschen Olympischen Jugendlagers 2012. Nach einer Fährfahrt und einer Reise mit dem Bus durch Frankreich, Belgien und Deutschland hieß es nun für die 60 Teilnehmer/innen und zehn Betreuer/innen Abschied nehmen. Vorher schrieben sie ihre Gedanken zu den letzten 16 Tagen auf. „Nette Leute, lecker Essen, Einige davon sind in dieser super Programm – was will Dokumentation in pinkfarbenen man mehr?!“ Kästen abgedruckt. Fabienne Binder

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Programmbausteine Beiträge der Betreuer/innen

Deutsches Olympisches Jugendlager London 2012 Martina Bucher

Leiterin des Jugendlagers Vorstandsmitglied der dsj 2004 - 2012 Peter Lautenbach Ressortleiter Jugendarbeit im Sport in der dsj Tobias Knoch Ressortleiter Organisation & Finanzen in der DOA Christine Kumpert Referentin Internationale Jugendarbeit in der dsj

Nachdem das Kuratorium für die Deutschen Olympischen Jugendlager die Konzeption für „London 2012“ verabschiedet hatte, begannen bereits im Herbst 2009 die konkreten Planungen für das Deutsche Olympische Jugendlager London 2012. Viele organisatorische Fragen wie Unterkunft und Erwerb der Tickets mussten bereits zu diesem frühen Zeitpunkt geklärt werden. Dies ist natürlich eine große Herausforderung, wenn parallel noch die Ausgestaltung des Konzepts läuft. Dennoch wurde auch in dieser Zeit schon bewusst die Entscheidung für

die Unterkunft an der University of Kent in Canterbury getroffen, da eine Beherbergung einer solch großen Gruppe unter den gegebenen Umständen in London nicht möglich war und die Qualität der Unterkunft für sehr gut befunden wurde. Alle wichtigen Schritte wurden auch im weiteren Verlauf im Leitungsteam besprochen und durch die Steuerungsgruppe und die Leitungsgremien der beteiligten Organisationen beschlossen. Einer dieser zentralen Schritte war z. B. die sorgfältige Auswahl der Teilnehmer/innen. Dabei fand auch der Aspekt der Inklusion Berücksichtigung, indem schon in der Ausschreibung Sportler/innen mit Behinderung zu einer Bewerbung ermutigt wurden. Letztlich nahm dann ein junger Handbiker am DOJL London 2012 teil. Insgesamt 60 Jugendliche zwischen 16 - 19 Jahren sollten also die einmalige Chance bekommen, vom 26. Juli bis zum 11. August 2012 die Spiele der 30. Olympiade live mitzuerleben.

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Doch die Ziele des Jugendlagers sind natürlich weitreichender als das „reine“ Erleben der olympischen Atmosphäre. So geht es insbesondere um die Heranführung junger Sportler/innen an die Strukturen des organisierten Kinder- und Jugendsports, um die Motivation, die eigene leistungssportliche Karriere weiter voranzutreiben, wie natürlich auch um die Auseinandersetzung mit der Kultur des jeweiligen Gastgeberlandes sowie Themen der Jugend- und Sportpolitik. Aus diesen Zielsetzungen wurden dann die unterschiedlichen Funktionsbereiche identifiziert und mit kompetenten Personen besetzt. Insgesamt 10 Betreuer/innen wirkten so auch schon im Vorfeld an der Programmgestaltung mit. Die einzelnen Programmbausteine werden in den Berichten der Betreuer/innen ausführlich dargestellt und darum an dieser Stelle nur skizziert. Ein wesentlicher Bestandteil war der Besuch von Wettkampfveranstaltungen. Hier wurde ein breites Spektrum der Olympischen Sportarten angeboten. Jeder/jede Teilnehmer/-in hatte die Möglichkeit, fünf Veranstaltungen zu besuchen. Ein weiterer Bestandteil des Programmes waren kulturelle Aktivitäten, insbesondere der Besuch von Museen wie des British Museums mit seiner umfangreichen Sammlung zur olympischen Geschichte wie auch des Viktoria & Albertmuseums, eines der größten Design-Museen der Welt. Darüber hinaus wurde auch die Möglichkeit geboten, London und Brighton zu besichtigen.

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Ein besonderes Element war eine Sightseeing-Tour in London, bei der eine Gruppe von „Young Ambassadors“ (junge Menschen, die sich besonders für den deutsch-britischen Austausch einsetzen) kleine Gruppen von Teilnehmer/innen aus dem DOJL durch London führten. In einem Seminarprogramm haben sich die Jugendlichen mit Themen wie interkulturelle Bildung, Engagementförderung oder auch Dopingprävention befasst. Im Rahmen des Sportprogramms wurde den Teilnehmer/innen einerseits die Möglichkeit gegeben, in ihrer Sportart zu trainieren, andererseits haben sie sich gegenseitig ihre Sportarten näher gebracht und „Schnupperkurse“ angeboten. Hierfür bot der Campus der University sehr gute und vielfältige Möglichkeiten. Ein wesentlicher Bestandteil der Auseinandersetzung mit Jugend- und Sportpolitik waren die Treffen mit verschiedenen Politiker/innen und Funktionsträger/innen aus dem Sport. Hier sind insbesondere das Treffen mit Bundespräsident Joachim Gauck, der Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich, Mitgliedern des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, dem UN-Sonderbeauftragten für den Bereich Sport, Willi Lemke, oder auch dem Innensenator des Landes Berlin, Frank Henkel sowie Dr. Thomas Bach, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper und Ingo Weiss zu erwähnen. Hierbei wurde ein Format kleiner Gesprächsrunden der Teilnehmer/innen mit den Politiker/innen und Funktionsträger/innen entwickelt, das von beiden Seiten positiv aufgenommen wurde und einen regen Austausch


ermöglichte. Damit hatte das Jugendlager eine große Präsenz im sport- und jugendpolitischen Raum, welche im Vorfeld bewusst angestrebt wurde, da auch die politische Bildung der Jugendlichen eine Zielsetzung des Jugendlagers war. Der Stellenwert wird auch durch die Übernahme der Schirmherrschaft durch die Bundesjugendministerin Dr. Kristina Schröder deutlich. Alle Aktivitäten wurden durch eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit begleitet, welche sich insbesondere auf der dsj-Internetseite und dem facebook-Auftritt der dsj widerspiegelt. Ein solch umfangreiches Programm mit dieser hohen Teilnehmerzahl ist natürlich abhängig von entsprechenden finanziellen Zuwendungen. Diese setzten sich hauptsächlich aus Eigenmitteln von dsj/DOA/DOSB und der Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zusammen. Die Einkleidung erfolgte durch die Firma Adidas.

DOA, die bereits in die Planungen für das Deutsche Olympische Jugendlager Sotschi 2014 eingestiegen ist.

Sportprogramm zum DOJL 2012 Stephanie Primus

Einmal die Stimmung im Londoner Olympiastadion erleben, mit zehntausenden Fans aus aller Welt durch den Olympic Park spazieren oder ein Foto mit den deutschen Athleten machen. Dies waren wohl die Erwartungen, mit denen die 60 Jugendlichen zum Olympischen Jugendlager auf die Insel gereist waren. Theoretische Vorträge und die eigene sportliche Ertüchtigung standen weniger im Fokus. Dennoch gehören auch Kultur, Bildung und aktiver Sport zum Konzept des von der Deutschen Sportjugend und der Deutschen Olympischen Akademie veranstalteten Camps.

Insgesamt lässt sich – u.a. gemessen an der Zufriedenheit der Teilnehmer/innen – ein sehr positives Fazit der Veranstaltung ziehen. Die wichtigsten Ziele, die die dsj und die DOA mit den Olympischen Jugendlagern anstreben, nämlich die Auseinandersetzung mit der Kultur des Gastgeberlandes, das Wecken des Interesses eines Engagements in den Strukturen des Kinder- und Jugendsports wie auch die Auseinandersetzung mit Themen des Sports und der Politik, konnten realisiert werden. Ein Nachbereitungstreffen mit den Teilnehmer/innen hat zum Ziel, nicht nur einen Rückblick auf die Veranstaltung in London zu geben, sondern weitere Akzente zu setzen, um eine nachhaltige Bindung an die Sportstrukturen bei den Teilnehmer/innen zu erzielen. Darüber hinaus geht der Blick bereits nach vorn in Richtung Sotschi 2014. Auch hier wird die dsj gemeinsam mit der DOA wieder ein Jugendlager veranstalten. Die gute Zusammenarbeit zwischen DOA und dsj auf allen Ebenen sei an dieser Stelle nochmals explizit hervorgehoben. 2014 wechselt die Federführung wieder von der dsj zur

Während des Vorbereitungstreffens sechs Wochen vor Abreise haben wir daher eine Arbeitsgruppe gebildet, die den Auftrag hatte, das sportliche Rahmenprogramm zu entwerfen und vor Ort zu betreuen. Erfreulicherweise fanden sich 15 Jugendliche bereit, bei der Gestaltung eines abwechslungsreichen Programms mitzuwirken. Die

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„Es ist wichtig, den Jugendlichen ein Bild von Olympischen Spielen zu geben. Durch das Deutsche Olympische Jugendlager erhalten sie die Möglichkeit dazu.“ Willi Lemke Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung

Mitglieder der AG Sport kommen – um nur einige Beispiele zu nennen – aus den Sportarten Turnen, Triathlon, Schwimmen, Kampfsport, Volleyball, Hockey und Handball, die sie mehr oder weniger intensiv betreiben. Diese Vielfalt sollte sich nach unserer Vorstellung auch im Sportangebot während des Jugendlagers abbilden. Wir beschlossen daher, auf dem Campus der University of Kent in Canterbury, wo das Jugendlager seine Zelte aufschlagen sollte, „Schnupperkurse“ in verschiedenen Sportarten anzubieten. Jeder Schnupperkurs sollte von den Jugendlichen vorbereitet und geleitet werden, die die betreffende Sportart betreiben. Über diese Angebote hinaus sollte es natürlich auch möglich sein, sich auf dem Fußballfeld oder im Kraftraum auszutoben oder auf dem Campus eine Runde zu joggen. Die Idee, im Rahmen eines kleinen Sportfestes gegen einen englischen Hockeyverein anzutreten, scheiterte leider am Terminkalender der Engländer. Kaum in England angekommen, haben wir uns mit dem „Olympischen Virus“ infiziert. Die euphorische Stimmung war in ganz London zu spüren, die Eröffnungsfeier, die wir auf dem Campus in Canterbury verfolgten, machte Lust auf großartige Spiele in der britischen Weltmetro-

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pole. Auch bei uns jagte ein Höhepunkt den nächsten. Einem Frühstück mit dem deutschen Staatsoberhaupt Joachim Gauck folgten Wettkampfbesuche und Sightseeing in London. Bald stand auch unser erster Sporttag auf dem Programm. Parallel boten wir Schnupperkurse in Volleyball und verschiedenen Kampfsportarten sowie einen Rollstuhlparcours an. Anschließend konnten die Jugendlichen an einer Hockeystunde teilnehmen. Während Manuel und Alexander, die Volleyballer, in die Geheimnisse dieser athletischen Ballkunst einweihten, wärmten sich die Kampfsportler erst einmal gemeinsam auf. Anschließend durften sie sich in den Sportarten Ringen, Judo, Karate und Kickboxen versuchen – mit beeindruckendem Ergebnis. Nach 90 Minuten hatte der ein oder andere Neuling seinen Gegner bereits auf die Matte gebracht. Auch der Rollstuhlparcours hatte seine Tücken. Auf Zeit mussten die Kontrahenten einen Slalomkurs durch die Halle bewältigen. Keinem der Herausforderer gelang es allerdings den von Kevin, unserem Handbiker, aufgestellten Rekord zu brechen. Ein Ergebnis unseres Trainings ließ sich beim Abschlussabend bestaunen. Die Turnerinnen und Turner zeigten eine akrobatische Einlage. Auch wenn wir die Leistungen unserer olympischen Vorbilder nicht ansatzweise erreichten – die sportlichen Angebote boten uns Einblicke in unbekannte Disziplinen und waren der perfekte Ausgleich zum doch recht anstrengenden Programm.


Das Kulturprogramm zum DOJL London 2012 Eli Deisenhofer

Das Rahmen-Kulturprogramm des Detuschen Olympischen Jugendlagers 2012 konzentrierte sich einerseits auf die Gastgeberstadt London und andererseits auf die englischen Süd-Ost-Regionen Kent und Sussex, um den Jugendlichen einen möglichst facettenreichen kulturellen Überblick zu ermöglichen. Die Unterkunft des Jugendlagers war auf dem Campus der University of Kent in Canterbury, so lag es nahe, den Teilnehmer/innen gleich zu Beginn der Reise einen kulturellen Einblick in das UNESCO Weltkulturerbe von Canterbury zu ermöglichen. Nach einer kurzen Einführung, die eine geschichtliche und kulturelle Einordnung der weltberühmten Kathedrale beinhaltete, wurde die Canterbury Cathedral mit Hilfe einer Audioguide-Tour besichtigt. Anschließend konnten die Teilnehmer/innen die mittelalterliche Stadt Canterbury individuell in Kleingruppen erkunden. Im weiteren Verlauf trugen zwei Tagesausflüge zum besseren Verständnis der Kultur in der Region und ein Tagesausflug in die Stadt London mit der ganzen Gruppe bei. Zur inhaltlichen Vorbereitung, Ausarbeitung und Präsentation aller Ausflüge hatten sich fünf Jugendlager-Teilnehmer/innen bereit erklärt, der Gruppe am jeweiligen Ausflugstag interessante Erklärungen zu historischen und kulturellen Hintergründen der Sehenswürdigkeiten zu präsentieren. So wurde sichergestellt, dass einzelne Jugendliche schon im Vorfeld mit den Inhalten des Kulturprogramms vertraut waren und diese auch „auf Augenhöhe“ an die anderen Jugendlichen weitergeben konnten. Darüber hinaus entwarfen die Jugendlichen das individuelle kulturelle Londoner Begleitprogramm, das von den einzelnen Kleingruppen jederzeit genutzt werden konnte. Der erste Tagesausflug führte die Jugendlichen in das größte Wasserschloss Südenglands namens Leeds Castle.

Dort konnten die Teilnehmer/innen im Rahmen einer auf Englisch geführten Tour das adlige und herrschaftliche Erbe der Region kennenlernen. Die Fahrt im Bus zum Wasserschloss vermittelte zudem einen Eindruck der typischen englischen Hügel- und Moorlandschaft des Südostens. Ein weiterer Ausflugstag sah die Besichtigung der südenglischen Küste vor. Zunächst hielt unser Bus im sehr gut erhaltenen mittelalterlichen Städtchen Rye, das den Jugendlichen durch die Architektur und den städtischen Grundriss das mittelalterliche Kulturerbe der Region vermitteln sollte. Anschließend ging es an der Küste entlang zu den berühmten Kreidefelsen Beachy Head, die in einen offiziellen Nationalpark integriert wurden. Bei sonnigem Wetter war diese Naturschönheit ein besonderes Erlebnis, das weltweit einzigartig ist, denn in dieser Form kann es nur an der Süd- und Westküste Englands (in Dover) besichtigt werden. Im weiteren Verlauf besichtigte die Gruppe den Royal Pavilon in Brighton, ein eindrucksvoller Palast, den die Königsfamilie im 18. und 19. Jahrhundert erbaute und bis ins 20. Jahrhundert nutzte.

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4 Neben der herrschaftlichen Bauweise war besonders die koloniale Architektur und die hierbei vermittelten kolonialen Werte der damaligen Zeit für die Jugendlichen interessant. Zum Abschluss des Tages erkundeten die Teilnehmer/innen individuell den ins Meer hineinragenden Brighton Pier mit seinen vielen typisch englischen Attraktionen, darunter natürlich auch das Nationalgericht Fish & Chips. Für die kulturelle Erkundung der olympischen Gastgeberstadt London wurde ein Tag für die ganze Gruppe ausgewählt sowie viele Einzelangebote, die so viele Kleingruppen wie möglich, je nach logistischen und organisatorischen Möglichkeiten, im Laufe der Reise wahrnahmen. Das kulturelle individuelle Begleitprogramm umfasste beispielsweise einen Besuch im V&AMuseum, wobei eine tolle Einführung in britisches Produktdesign mit einem extra für die Gruppe organisierten Workshop stattfand. Darüber hinaus konnten Kleingruppen die neue Seilbahn über die Themse nutzen, um einen Überblick über Ostlondon aus der Vogelperspektive zu bekommen oder im berühmten Speaker's Corner des Hyde Parks den Reden der Londoner zu lauschen. Das offizielle kulturelle Begleitprogramm der Olympischen Spiele umfasste mehr als 1000 Theateraufführungen, Lesungen, Workshops usw., so dass zum Beispiel eine Gruppe eine einfache, aber sehr wirkungsvolle Shakespeare-Vorführung („Viel Lärm um Nichts“) in einem Park genießen konnte. Darüber hinaus konnte in Kooperation mit der Deutschen Botschaft in London ein Zusammentreffen mit der UK-German Connection ermöglicht werden. Die Young-Ambassadors zeigten den

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gleichaltrigen deutschen Gästen für einige Stunden ihre Lieblingsecken der Metropole. Der London-Tag für die ganze Gruppe umfasste einen Besuch im bekannten British Museum mit einer interessanten Schwerpunkttour, die Basisinformationen der antiken Olympischen Spiele anhand von originalen, meist griechischen Ausstellungsstücken, sehr gut erklärte und den Jugendlichen näher brachte. Es wurden zudem viele lehrreiche Parallelen und Vergleiche zu den modernen Olympischen Spielen gezogen, beispielsweise im Hinblick auf das SportartenProgramm. Anschließend gewann die Gruppe einen Eindruck von London aus zwei weiteren Blickwinkeln. Zunächst wurde eine Bootsfahrt auf der Themse durchgeführt, die das Zentrum von London (Tower Bridge bis Westminster Bridge) aus der besonderen Wasser-Perspektive erscheinen ließ. Zum Abschluss durften alle Jugendlichen eine Fahrt mit dem Riesenrad London Eye machen, das direkt an der Themse steht und phänomenale Ausund Überblicke über die Großstadt bietet. Insgesamt sollten mit dem kulturellen Rahmenprogramm die Jugendlichen einerseits Einblicke in die historischen und sozio-kulturellen Hintergründe der antiken und modernen Olympischen Spiele bekommen. Andererseits sollte die Vielfältigkeit der kulturellen Höhepunkte der Region zu verschiedenen Zeitpunkten in der Geschichte präsentiert und verstanden werden, so dass die Jugendlichen ein besseres Verständnis der Kultur des olympischen Gastgeberlandes entwickeln können, um dieses im Sinne der olympischen Völkerverständigung in Zukunft einsetzen zu können.


Seminarprogramm zum DOJL London 2012 Paul Wedeleit

In der Konzeption zum Deutschen Olympischen Jugendlager London 2012 ist auch der Aspekt der außerschulischen Jugendbildung verankert. Die Deutsche Sportjugend (dsj) und die Deutsche Olympische Akademie (DOA) verstehen den Bildungsbegriff im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes zur Erweiterung persönlicher und fachlicher Kompetenzen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. So konnte das Jugendlager als besonderer Bildungsort verstanden werden, an welchem in einzigartiger Weise die Wechselwirkungen zwischen formalen, non-formalen und informellen Bildungsprozessen beobachtet und verstärkt werden konnten. Um dies in der Programmgestaltung des Jugendlagers zu untersetzen, waren geeignete Programmpunkte konzipiert worden, die inhaltlich und strukturell ineinander griffen. Dabei stand der Grundsatz der größtmöglichen Partizipation der Teilnehmenden bei der Programmplanung und -umsetzung im Vordergrund. Ein wichtiges Programmelement war dabei das Seminarprogramm, welches im Programmablauf des Jugendlagers feste Zeiten erhielt. Die Inhalte des Seminarprogramms orientierten sich dabei an Fragestellungen rund um das Thema Olympische Spiele sowie an den aktuellen Schwerpunkten von dsj und DOA sowie an den Interessen der Jugendlichen. Die Teilnehmer/innen waren aufgerufen, sich zu diesen Themen zu informieren und gemeinsam zu diskutieren. Bei der Themenfindung der Workshops wurden die Teilnehmenden direkt einbezogen: Beim Vorbereitungstreffen wurden in Kleingruppen Inhalte und Verantwortungen für das Seminarprogramm festgelegt. Dabei lag der Fokus auch auf der Einbeziehung von vorhandenen Themen und Kompetenzen der Teilnehmer/innen, die teilweise eigene Workshopbestandteile vorbereiteten und anboten. Im Mittelpunkt standen insbesondere Themen des sozialen und sportlichen Engagements der Teilnehmer/innen.

Folgende Themen wurden bearbeitet: l durch die Teilnehmer/innen selbst identifizierte und vorbereitete Themen (Erste Hilfe, Zuschauer-Gewalt im Sport) l Sportstrukturen (fand im Rahmen des Vorbereitungstreffens statt) l Olympische Idee l Dopingprävention l Junges Engagement (Freiwilligendienste, Juniorteam, Partizipation) l Interkulturelles Training l Sportpolitik

Diese theoretisch erworbenen Inhalte gaben Anlass zu weiteren Diskussionen, die die Jugendlichen aufgrund der Programmgestaltung des Jugendlagers auch mit hochrangigen Politikern und Sportfunktionären führen konnten. Einige Jugendliche haben Interesse geäußert, sich mit diesen Themen tiefergehend zu beschäftigen und haben bereits an weiterführenden Seminaren teilgenommen. Die Verknüpfung von formalen, non-formalen und informellen Bildungsangeboten hat sich somit bewährt.

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4 Medien: Interne Berichterstattung

Öffentlichkeitsarbeit für das DOJL London 2012 Moritz Belmann

Die Kommunikation des DOJL war crossmedial. Die Grundlage der Berichterstattung bildeten die von den Teilnehmer/innen verfassten Texte. Ergänzt wurden diese durch eine täglich aktualisierte Bildergalerie der besten Eindrücke aus dem Jugendlager. Hinzu kamen eigens produzierte Filme über das Leben in Canterbury.

Arbeitsweise: Das Prinzip der Partizipation wurde auch in der Öffentlichkeitsarbeit verfolgt. Die Teilnehmer/innen wurden motiviert, eigenständig Texte und Bilder zu produzieren. Dabei gaben die Betreuer/innen Hilfestellungen und redigierten die Texte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Als fester Kern der Öffentlichkeitsarbeit agierte eine Kleingruppe von Teilnehmern/innen, die sich für dieses Feld interessieren.

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Die interne Berichterstattung fand in den Medien der Deutschen Sportjugend statt. Dabei wurde das Jugendlager auf der eigenen Internet- und facebookseite präsentiert. Fotostrecken auf beiden Plattformen sollten einen authentischen und emotionalen Eindruck liefern. Die Facebookseite fungierte als „Eyecatcher“. Dort wurden kleine Teaser veröffentlicht und eine geringere Auswahl von Fotos gezeigt. Diese verwiesen auf den Hauptteil der Berichterstattung, welcher auf der Internetseite der Deutschen Sportjugend stattfand. Dabei stand die Berichterstattung über die internen Themen des Lagers im Vordergrund. Eine Nacherzählung der sportlichen Ereignisse sollte bewusst nicht stattfinden. Dadurch gestaltete sich die Berichterstattung über das Jugendlager abwechslungsreich und jugendlich. Die Filme wurden auf dem YouTube-Kanal der Deutschen Sportjugend veröffentlicht. Diese ermöglichten den Freunden, Familien, Vereinen und Verbänden der Jugendlichen in Deutschland einen Einblick über die alltäglichen Erlebnisse im Jugendlager. Die Videos wurden auf der facebook- und Internetseite der Deutschen Sportjugend verlinkt und beworben.

Externe Berichterstattung Das Fundament der externen Berichterstattung stellten die lokalen Medien in Deutschland dar. Gezielt wurden Tageszeitungen, Radiosender und lokale Fernsehsender im regionalen Umfeld der Teilnehmer/innen im Vorfeld des Jugendlagers angesprochen. Dabei wurde die Einzigartigkeit dieser Maßnahme in den Vordergrund gestellt. In London wurden diese Medien von den Teilnehmer/innen selbst mit Informationen versorgt (Telefonate, kleine Berichte, etc.). Zudem versuchten wir, das Jugendlager in der Berichterstattung überregionaler Medien zu platzieren.


Zum ersten Mal stellte facebook einen festen Bestandteil der offiziellen Berichterstattung über das Jugendlager dar. Durch die Interaktivität dieser Plattform sind neben positiven Äußerungen und anregenden Diskussionen auch negative Meinungsäußerungen denkbar. Vor dem Beginn des Jugendlagers wurden folgende Regeln aufgestellt: l facebook ist eine jugendliche Plattform. Daher sollten die Texte locker und jugendlich geschrieben sein. Ein gewisses Niveau ist aber unbedingt einzuhalten. l Fotos auf facebook können von den Betreibern und Nutzern der Seite weiterverwendet werden. Daher ist eine besonnene Auswahl der Fotos sehr wichtig! Jeder User sollte die Möglichkeit haben, die Einträge der Deutschen Sportjugend offen zu kommentieren. Durch die veröffentlichten Videos wurde YouTube ein weiteres interaktives Medium der Berichterstattung.

Die Internetseiten und Medien: l www.dsj.de l www.facebook.com/deutschesportjugend l www.youtube.com/deutschesportjugend l Lokale crossmediale Berichterstattung

Programmbausteine l 47


4

Logistik für das DOJL London 2012 Boris Köwing

Die Konzeption zum Deutschen Olympischen Jugendlager London 2012 beinhaltete auch den Bereich Logistik. Vorrangiges Ziel war die Bereitstellung aller für die Vorbereitung und Durchführung des Jugendlagers notwendiger Materialien sowie die Gewährleistung eines reibungslosen Ablaufes aller Programmpunkte. Die Logistik für das Jugendlager umfasste im Wesentlichen die Bereiche Einkleidung, Akkreditierung/Tickets, Verpflegung, Transport, Unterkunft und sonstige Logistik.

Akkreditierung/Tickets Für die Teilnehmer/innen des Jugendlagers wurden eigene namentliche Akkreditierungen mit Foto und allen wichtigen Erreichbarkeiten entsprechend dem Corporate Design des Jugendlagers erstellt. Im Rahmen des Vorbereitungstreffens wurden dafür von allen Teilnehmer/innen Fotos angefertigt. Darüber hinaus mussten DOSB-Lanyards, Kartenhüllen und Hüllen für die Aufbewahrung der Tickets beschafft werden. Zudem wurden für alle Teilnehmer/innen namentlich gekennzeichnete Gepäckanhänger hergestellt.

Einkleidung Für ein einheitliches und repräsentatives Auftreten der Teilnehmer/innen des Jugendlagers wurde die Kleidung der Jugendlichen ausgewählt. Zudem wurden Angebote verschiedener Druckereien und eine Auswahl verschiedener in Frage kommender Drucktechniken für den Aufdruck des Jugendlager-Logos eingeholt und bewertet. Mit den zusätzlichen Einkleidungsbestandteilen aus der „Village Wear“ der Deutschen Olympiamannschaft umfasste die Einkleidung mehr als 1.600 Kleidungs- und Ausrüstungsstücke, die möglichst entsprechend der im Vorfeld angegebenen Größen für alle Teilnehmer/innen gepackt wurden.

48 l Programmbausteine

Verpflegung Ergänzend zur Verpflegung in der Unterkunft und den Lunchpaketen wurden über 120 kg Snacks, wie Schokound Müsliriegel, etc. sowie Wasser und alkoholfreie Getränke beschafft. Ziel war es, den Teilnehmern/innen und Betreuern/innen sowohl für die Aufenthalte in Canterbury, als auch auf den Fahrten zu den Wettkämpfen sowie zum Abschlussabend des Jugendlagers Snacks und Getränke zur Verfügung stellen zu können.


Transport Das Transportkonzept des Jugendlagers beinhaltete für den Transport der Teilnehmer/innen zu und von den Wettkampfstätten neben einem großen Reisebus auch zwei Kleinbusse. Die Koordination der beiden Busse, die Abstellung der Fahrzeuge und die Koordination der Fahrer sind ebenso Bestandteil der Jugendlager-Logistik wie die Anmietung eines Transporters, der Transport des gesamten Materials nach Frankfurt am Main bzw. Mainz, von dort nach Canterbury und wieder zurück und die Abholung und Rückgabe der Kleinbusse.

Unterkunft Gemäß dem Konzept des Jugendlagers sollten in der Unterkunft in Canterbury neben einem Organisationsbüro auch ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit, sowie Medienarbeitsplätze und ein Materiallager eingerichtet werden. Darüber hinaus sollte, um das Jugendlager auch nach außen hin als solches erkennbar zu gestalten, die Unterkunftsgebäude, der Außenbereich und der als Aufenthaltsraum genutzte Sport-Pavillion sowohl mit Deutschlandflaggen, als auch mit britischen und Olympiaflaggen, sowie Bannern des Jugendlagers „gebrandet“ werden. Die Wiederherstellung des Originalzustandes gehörte, ebenso wie die Übernahme und Übergabe der Räumlichkeiten von und an die University of Kent, die Schlüsselverwaltung und die Überprüfung der Räume auf eventuelle Schäden ebenfalls zur Logistik des Jugendlagers.

Sonstige Logistik Zum Bereich Logistik gehörte weiterhin die Bereitstellung, Beschaffung, Aufstellung und Verwaltung von Büro- und Organisationsmaterial, Material zur Herstellung von Akkreditierungen, Sportgeräten und Bällen, Steckeradaptern, Fanartikeln, Medikamenten und allen sonstigen Materialien für die Durchführung eines Jugendlagers.

Programmbausteine l 49


4 Rückblick auf das Vorbereitungstreffen zum DOJL London 2012 Moritz Belmann

Der Countdown läuft... Ein Raunen geht durch den Seminarraum. An der Leinwand leuchtet die Zahl 39 auf. 39 Tage also, dann geht es los. Junge Sportlerinnen und Sportler aus der gesamten Bundesrepublik, sie sind Teil des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL) des DOSB unter der Leitung der Deutschen Sportjugend (dsj) und der Deutschen Olympischen Akademie (DOA), nehmen am Vorbereitungstreffen teil. Auch die Augen von Lea Albrecht haben in diesem Moment geleuchtet. Für die Hockeyspielerin aus Braunschweig ging mit der Teilnahme am Jugendlager ein Traum in Erfüllung. „Wenn man zu den Olympischen Spielen fährt hat man es geschafft“, erklärte Albrecht. Sie und die anderen Teilnehmer/innen aus den verschiedensten Olympischen Sportarten erhielten in Frankfurt am Main die letzten wichtigen Informationen für ihren Aufenthalt im Gastgeberland der Spiele.

50 l Programmbausteine

Neben einem Einblick in die englische Kultur und Lebensweise, wurden den Jugendlichen auch Eckpfeiler der Olympischen Geschichte vermittelt. Wie bei den Spielen lautete das Motto: Dabei sein ist alles. Die Teilnehmer/innen erarbeiteten eigenständig Lösungen für Probleme in den verschiedensten Themenfeldern. Auch die Regeln für das Miteinander in England legten die Jugendlichen in Arbeitsphasen untereinander fest. Begleitet wurden sie dabei von Betreuerinnen und Betreuern der dsj und der DOA. „Es ist schön zu sehen, dass alle Teilnehmer nach dem Wochenende motiviert sind, das Deutsche Olympische Jugendlager gemeinsam zu erleben und mit den Betreuern zusammenzuarbeiten“, freute sich Martina Bucher, Mitglied des dsj-Vorstandes und Leiterin des Jugendlagers. Das Vorbereitungstreffen stand somit unter dem Zeichen der Partizipation. Neben wichtigen Informationen rund um die Reise, erarbeiteten die Jugendlichen ihr Jugendlager. Damit steht das Vorbereitungstreffen am Anfang der konzeptionellen Maßnahmen während der Reise. Zusammen mit dem Seminarprogramm bildete es den Eckpfeiler der Partizipation. „Die Jugendlichen sollen das Lager bewusst erleben und mitgestalten. Wir wollen ihnen durch das Vorbereitungstreffen die Möglichkeit dazu geben“, sagte Bucher. Durch die Mitarbeit erwarben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer soziale Kompetenzen. Sie mussten Kompromisse erarbeiten und ihre eigenen


Positionen in der Gruppe unterbringen. Zudem entwickelte sich während der Arbeit ein Teil der Gruppendynamik, die während der Reise einen wichtigen Bestandteil des Jugendlagers bilden soll.

brachen das Eis. Während der Tage in Frankfurt am Main entwickelte sich eine spezielle Gruppendynamik. „Das ist immer eine ganz besondere Atmosphäre, wenn Sportler unter sich sind“, stellte Lea Albrecht fest.

Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, DOSB-Vizepräsidentin und Vorsitzende der DOA, und der dsj-Vorsitzende Ingo Weiss haben im Rahmen des Vorbereitungstreffens die Jugendlichen begrüßt. Ingo Weiss betonte die besondere Rolle der Jugendlichen, da sie in London auch Deutschland repräsentieren und es für sie eine besondere Auszeichnung sei, am DOJL teilnehmen zu können.

Am Ende des Wochenendes war auch deshalb die Vorfreude fast greifbar. Am 25. Juli 2012 ging es endlich los. Da endete der Countdown für das Deutsche Olympische Jugendlager in London 2012.

Neben dem Erarbeiten wichtiger Grundsätze für das Jugendlager in Canterbury, stand das Kennenlernen im Vordergrund des Wochenendes. Schon vor dem Treffen kommunizierten die Teilnehmer über das soziale Netzwerk „facebook“. So blieben die Jugendlichen immer in Kontakt. Vor allem die Reise in die Mainmetropole wurde organisiert. Sogar ein Abholdienst vom Gleis am Hauptbahnhof wurde arrangiert. Kennlernspiele und Impressionen aus dem Jugendlager 2010 in Vancouver

Programmbausteine l 51


52 l


Kurzportraits der Teilnehmer/innen des DOJL London 2012

Lea Marlene Albrecht Geb.: 1995 Sportart: Hockey Lea spielt Klavier

Katharina Theresa Bauer

Fabienne Binder

Geb.: 1995 Sportart: Schießen Katharina dichtet in ihrer Freizeit

Geb.: 1996 Sportart: Judo Fabienne spielt Klarinette

Mathias Auer

Hannah Besel

Kevin Bons

Geb.: 1994 Sportart: Handball Mathias spielt in seiner Freizeit Posaune

Geb.: 1995 Sportart: Rudern Hannah spricht Italienisch

Geb.: 1994 Sportart: Handbiken Mit dem Rollstuhl meisterte Kevin die Fahrten durch London

Bosse Bandowski

Corinna Best

David Börner

Geb.: 1995 Sportart: Volleyball Bosse engagiert sich bei den Model United Nations

Geb.: 1994 Sportart: Turnen In ihrer Freizeit spielt Corinna Akkordeon

Geb.: 1993 Sportart: Segeln Neben dem Segeln steht David häufig auf Skiern

Teilnehmerinnen und Teilnehmer l 53

5

STECKBRIEF

Teilnehmerinnen und Teilnehmer


5

Sebastian Braun

Theresa Förster

Jan Grundheber

Geb.: 1994 Sportart: Leichtathletik/Mittelstrecke In London wurde Sebastian zum Paparazzi

Geb.: 1993 Sportart: Turnen Theresa schreibt Texte für den Poetry Slam

Geb.: 1996 Sportart: Schwimmen Für Jan ist Sightseeing ein wichtiger Bestandteil eines tollen Urlaubs

Margrit Elfers

Florian Fröhlich

Christopher Höllerer

Geb.: 1993 Sportart: Leichtathletik/Mittelstrecke Margrit spielt in ihrer Freizeit Bratsche

Geb.: 1995 Sportart: Leichtathletik/Hürdenlauf Florian fragte Joachim Gauck nach einem Autogramm – für seine Oma

Geb.: 1994 Sportart: Taekwondo Für die gute Abschlussshow zertrat Christopher gleich mehrere Bretter

Indira Jacqueline Ertl

Lena Glaser

Akim Hopp

Geb.: 1995 Sportart: Moderner Fünfkampf Neben dem Sport ist Fotografie Indiras Hobby

Geb.: 1994 Sportart: Turnen Fremde Kulturen faszinieren Lena

Geb.: 1995 Sportart: Turnen Auf Händen läuft Akim manchmal schneller, als andere Menschen auf den Füßen

54 l Teilnehmerinnen und Teilnehmer


Julien Jeandree

Pia Kassack

Geb.: 1994 Sportart: Leichtathletik/Mittelstrecke Neben dem Sport spielt Julien auch noch Klavier

Geb.: 1993 Sportart: Basketball Das Spiel USA gegen Argentinien war ihr Highlight in London

Lisa Marie Jacoby

Inka Jensen

Elisabeth Kirschbaum

Geb.: 1996 Sportart: Leichtathletik/Sprint In England gefiel es ihr so gut, dass sie zum Urlaub gleich da bleib

Geb.: 1995 Sportart: Leichtathletik Inka interessiert sich für fremde Länder und Kulturen

Geb.: 1994 Sportart: Hockey Bayern in England – Elisabeth machte im Dirndl eine gute Figur

Tyll Christopher Jandewerth

Jakob Jung

Luise Susanne Knebel

Geb.: 1994 Sportart: Hockey Als Hockeytrainer vermittelte Tyll seinen Mitreisenden das ABC im Hockey

Geb.: 1996 Sportart: Ringen Beim Ringen erklärte Jakob seinen Mitreisenden seine Sportart

Geb.: 1996 Sportart: Schwimmen Luise verbringt ihre Freizeit mit dem Fotografieren

Teilnehmerinnen und Teilnehmer l 55

STECKBRIEF

Alexander Imo Geb.: 1995 Sportart: Volleyball Alexander spielt in seiner Freizeit Go Gitarre


5

Ellen Kubicki

Katharina M채hring

Marion Menzel

Geb.: 1996 Sportart: Hockey Surfen ist Ellens zweite sportliche Leidenschaft

Geb.: 1995 Sportart: Leichtathletik Neben ihrem Sport nimmt Katharina noch Gesangsunterricht

Geb.: 1994 Sportart: Fechten Marion arbeitet in der Suchtpr채vention und im Journalismus

Benjamin Kuhn

Daniel Marchi

Manuel Michno

Geb.: 1995 Sportart: Leichtathletik/Zehnkampf Benjamins Lachen steckt jeden an

Geb.: 1992 Sportart: Leichtathletik/Mittelstrecke Daniel studiert mittlerweile in den USA

Geb.: 1995 Sportart: Volleyball Mit seinen H채nden kann Manuel Musik machen

Tobias Madl

Justus Mehl

Alexander M체ller

Geb.: 1994 Sportart: Judo Beim Judo war Tobias nicht mehr zu halten

Geb.: 1996 Sportart: Handball Neben Deutsch und Englisch spricht Justus auch noch Italienisch

Geb.: 1994 Sportart: Handball In London bekam er den Spitznamen Hulk

56 l Teilnehmerinnen und Teilnehmer


Rebecca Müller

Maria Purtsa

Tim Schlockermann

Geb.: 1994 Sportart: Leichtathletik Passend zu den Spielen ist Rebeccas Lieblingsland Großbritannien

Geb.: 1995 Sportart: Leichtathletik Maria spricht Griechisch

Geb.: 1996 Sportart: Basketball In London kreierten Tim und Joshua ihren eigenen Handschlag

Hendrik Nungeß

Martha Roß

Svenja Schneider

Geb.: 1994 Sportart: Leichtathletik Hendrik spielt in seiner Freizeit Kontrabass und hört Jazz

Geb.: 1995 Sportart: Gewichtheben Im Kraftraum stemmt Martha mehr als die Jungen

Geb.: 1994 Sportart: Turnen Svenja ließ sich in London und Umgebung oft als „Standwaage“ knipsen

Lea Pröll

Swea Schinzel

Robert Schütz

Geb.: 1994 Sportart: Triathlon Neben ihrem Sport steht Lea auf der Theaterbühne

Geb.: 1994 Sportart: Judo Swea verbindet ihre Sportart Judo mit ihrem Hobby Fotografie

Geb.: 1994 Sportart: Leichtathletik/Mittelstrecke In seiner Freizeit spielt Robert Klarinette

Teilnehmerinnen und Teilnehmer l 57

STECKBRIEF

v


5

Fabian Sömmer

William Stier

Naomi van Dijk

Geb.: 1994 Sportart: Leichtathletik Fabian ist Jugendsprecher im Leichtathletik-Verband Rheinland

Geb.: 1993 Sportart: Ringen Neben Deutsch und Englisch spricht William sogar Russisch

Geb.: 1994 Sportart: Turnen Neben dem Turnen macht Naomi Kickboxen

Svenja Staehr

Sebastian Tiemann

Mareen Walbaum

Geb.: 1995 Sportart: Triathlon Svenja engagiert sich im Projekt JugendAktiv in der Gemeinde

Geb.: 1994 Sportart: Tischtennis Sebastian hatte im Rahmen des DOJL sogar einen Fernsehauftritt

Geb.: 1994 Sportart: Fußball Mareens Leidenschaft ist Speedsoccer

Kathrin Stall

Joshua Uebelhör

Geb.: 1995 Sportart: Rudern Die Lebensgefährtin des Bundespräsidenten, Daniela Schadt, möchte einmal mit Kathrin in Hanau rudern

Geb.: 1993 Sportart: Ringen Zusammen mit Tim revolutionierte Joshua die Art der Begrüßung

Victoria Andrea Christina Walter

58 l Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Geb.: 1994 Sportart: Rudern Victoria sitzt im Landesschülerrat in Niedersachsen


Josefina Witucki Geb.: 1994 Sportart: Reiten Neben dem Reiten spielt Josefina Querflöte

STECKBRIEF

Hannah Marie Weller Geb.: 1996 Sportart: Leichtathletik Bei den Model United Nations lernt Hannah die internationale Politik kennen

Alexander Weyrauch

Lara Sophie Wondrak

Geb.: 1995 Sportart: Karate Kein Sportler oder Funktionär war vor Alexander und seiner Kamera sicher

Geb.: 1996 Sportart: Turnen Im Deutschen Haus traf Lara ihre Idole Philipp Boy und Marcel Nguyen

Nils Wich-Glasen

Lisa Katrin Ziesel

Geb.: 1994 Sportart: Schwimmen Bei den Schwimmwettkämpfen erlebte Nils seine Vorbilder hautnah

Geb.: 1993 Sportart: Leichtathletik Lisa gefiel es in England so gut, dass sie gleich noch eine Woche da blieb

Teilnehmerinnen und Teilnehmer l 59


5 Betreuerinnen und Betreuer

Kurzportraits der Betreuer/innen des DOJL London 2012

Martina Bucher

Eli Deisenhofer

Boris Köwing

Geb.: 1984 Bereich: Leitungsteam Beruf: Assistenz der Geschäftsführung Hobbys: Ehrenamt im Sport, Freunde treffen, Lesen

Geb.: 1983 Bereich: Kulturprogramm Beruf: Lehrerin für Sport, Englisch und Spanisch Hobbys: Mountainbiken, Vollyball, Rucksackreisen

Geb.: 1983 Bereich: Logistik Beruf: Kriminalkommissar Hobbys: Tauchen, Ski Alpin, Windsurfen

Moritz Belmann

Tobias Knoch

Christine Kumpert

Geb.: 1991 Bereich: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Beruf: Student – Sportjournalismus und Sportmanagement Hobbys: Judo, Rudern, Laufen

Geb.: 1977 Bereich: Leitungsteam Beruf: Ressortleiter der Deutschen Olympischen Akademie Hobbys: Reisen, Mountainbiken, Besuch von Sport- und Kulturveranstaltungen

Geb.: 1986 Bereich: Leitungsteam Beruf: Referentin „Internationale Jugendarbeit“ in der Deutschen Sportjugend Hobbys: Laufen, Inlineskaten, Wandern

60 l Betreuerinnen und Betreuer


Nina Stern Geb.: 1977 Bereich: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Beruf: Referentin Leistungssport im Deutschen Verband für Modernen Fünfkampf Hobbys: Reisen, Skifahren, Tauchen, Sport treiben

Stephanie Primus

Paul Wedeleit

Geb.: 1980 Bereich: Sportprogramm Beruf: Ressortleiterin Internationales im DOSB Hobbys: Rudern, Fußball, Kochen, Lesen

Geb.: 1983 Bereich: Seminarprogramm Beruf: Leiter der Geschäftsstelle der Sportministerkonferenz Hobbys: Ski Alpin, Skilanglauf, Sport, Kochen

STECKBRIEF

Peter Lautenbach Geb.: 1954 Bereich: Leitungsteam Beruf: Ressortleiter Jugendarbeit im Sport in der dsj Hobbys: Joggen, Radfahren, Skifahren, Reisen

Betreuerinnen und Betreuer l 61


5 Olympische Spiele – ein Traum wird wahr Das DOJL aus Sicht des Teilnehmers Nils Wich-Glasen Olympische Spiele. Das war für mich, schon seit ich denken kann, ein Traum und dass ich einmal teilnehmen will, mein festes Ziel. Allerdings hätte ich vor ein paar Monaten nie gedacht, dass ich in London dabei sein werde, wenn auch „nur“ als Zuschauer. Diese 16 Tage in London werden mir immer im Gedächtnis bleiben und mich zu Höchstleistungen anspornen. Ich habe viele wichtige Eindrücke gewinnen können und das olympische Miteinander hautnah miterlebt. Die Internationalität und das friedliche Miteinander haben mich begeistert. Angefangen hat alles in Mainz, wo wir Teile der offiziellen Einkleidung und zusätzliche Jugendlager-Einkleidung bekamen. Alleine diese Ausrüstung hat uns gezeigt, dass wir etwas ganz Besonderes sind. So fanden nicht nur „normale“ Ausrüstungsgegenstände, sondern auch Sonnenbrillen und Turnschuhe Platz in unseren Taschen. Am Tag darauf ging es dann endlich nach London. Mit einem Bus fuhren wir bis nach Calais, von wo wir nach Dover mit der Fähre übersetzten. In unserer Unterkunft in Canterbury angekommen, bezogen wir dann schnell die

62 l Das DOJL aus Sicht eines Teilnehmers

Zimmer und ruhten uns für die bevorstehenden Ereignisse aus. Dies war auch dringend nötig, da wir eigentlich immer lange Tage mit viel Bewegung und kurze Nächte hatten. Nachdem wir dann am nächsten Tag die Ticketverteilung durchlaufen hatten und ziemlich zufrieden waren mit unserer Ausbeute, erkundeten wir Canterbury und Umgebung. Eine Besichtigung der Cathedral und der Innenstadt folgte gleich darauf. Neben unserem täglichen Leben im Camp und den Wettkampfbesuchen warteten außerdem ganz besondere Treffen auf uns. Die Gespräche mit Joachim Gauck, Hannelore Kraft, Dr. Hans-Peter Friedrich, Dr. Thomas Bach und anderen Politikern und Sportfunktionären waren sehr interessant. Für uns Teilnehmer/innen wurde ein Frühstück mit dem Bundespräsidenten und dem Botschafter, ein Empfang in der Deutschen Botschaft, ein Besuch des Sportausschusses des Deutschen Bundestages oder auch die Besichtigung des Olympischen Dorfes und des Deutschen Hauses auf einmal möglich. Was dieses Betreuerteam für uns alles organisiert hat, ist einfach der


Hammer gewesen und ich freue mich jetzt noch darüber, dass ich dies alles erleben durfte. Dass wir natürlich extrem viele „Sport-VIPs“ getroffen haben, brauche ich nicht zu erwähnen. Aber die Tatsache, dass wir auch andere VIPs wie Johannes B. Kerner getroffen haben, finde ich total cool! Aber eine Frage bleibt noch: Wer organisiert das alles? Also die Olympischen Spiele? Ich denke, ohne die ca. 70 000 freiwilligen Helfer wäre das alles nicht möglich gewesen. Hier hat mich vor allem beeindruckt, dass ich während meines gesamten Aufenthalts stets gut gelaunte „Volunteers“ antraf, die immer versuchten zu helfen, wo sie konnten. Außerdem hat mich der reibungslose Ablauf des größten Sportereignisses des Jahres überrascht. Ich konnte nirgendwo auch nur einen Hauch von planlosem Handeln sehen. Eindrucksvoll! Weiterhin haben natürlich auch die besuchten Wettkämpfe einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Hier hat mich am meisten gewundert, dass egal welche Sportart stattfand, die Stimmung am Überkochen war. Publikum und Veranstalter taten alles für unvergessliche Momente und schafften dies auch. Für mich als Schwimmer waren die Schwimmwettkämpfe der absolute Höhepunkt des Jugendlagers, denn hier konnte ich zum ersten Mal live meine Idole verfolgen und sie von den Rängen aus anfeu-

ern. Ich hoffe natürlich, dass ich hierdurch noch mehr Energie in mein Training investieren kann, um in knapp vier Jahren selbst dort zu stehen! Insofern kann ich sagen, dass mir dieses Jugendlager Disziplin gegeben hat. Disziplin, mein Training noch besser zu machen und mir somit meinen Traum zu erfüllen. Außerdem habe ich durch meinen Aufenthalt in Großbritannien viele neue Freunde aus ganz Deutschland kennengelernt, die ebenso wie ich Sport machen und deswegen auch ähnliche Interessen wie ich vertreten.

Zusammenfassend lässt sich über das Jugendlager sagen, dass es anstrengend war, da man viele Unternehmungen hatte, sich diese Anstrengungen aber mehr als gelohnt haben und sie somit ein unvergessliches und unvergleichliches Erlebnis sind. Deswegen kann ich jedem eine Teilnahme an einem solchen Jugendlager wärmstens empfehlen!

Das DOJL aus Sicht eines Teilnehmers l 63

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5

16 Tage – 24 Stunden Gänsehaut – London 2012 Das DOJL aus der Sicht des Betreuers Moritz Belmann Die Straßen waren leergefegt. Selbst in der Rheinmetropole Köln ist dies an einem Samstagmorgen um fünf Uhr nichts Ungewöhnliches. Vielleicht war genau diese Ruhe optimal für die Teilnehmer/innen und Betreuer/-innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL), welches auch in diesem Jahr von der Deutschen Sportjugend (dsj) und der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) durchgeführt worden war, um Abschied zu nehmen von der Gruppe und von den Olympischen Spiele 2012 in London. Denn die vergangenen 16 Tage hatten einen Eindruck hinterlassen, welchen die Reisenden erst noch verarbeiten mussten. Die Olympischen Spiele 2012 in London lassen sich durch zwei Worte beschreiben – Gänsehaut pur. Egal, wo ich mich in der Metropole an der Themse bewegte, der Olympische Geist waberte durch die Straßen. Die internationale Gemeinschaft feierte ein Fest des Sports mit Gastgebern, die durch ihre Freundlichkeit und ihren Enthusiasmus die Olympischen Spiele zu herzlichen Spie-

64 l Das DOJL aus Sicht eines Betreuers

len machten. Selbst in der Tube, der Untergrundbahn Londons, welche entgegen der Befürchtungen vor den Spielen weder verstopft noch katastrophal überfüllt war, feierten die Briten mit Hilfe von Smart-Phones und freiem Internet ihre Sporthelden. „Team GB!“ war in aller Munde. Spätestens nach dem „Super Saturday“, an dem die heimische Mannschaft fünf Goldmedaillen gewann, war von den kühlen und reservierten Briten nichts mehr zu sehen. Diese Stimmung erlebte ihren Höhepunkt in den Stadien und Hallen der Wettkämpfe. Dabei fiel auf, dass die Briten, anders als die Chinesen vor vier Jahren, den Sport leben und jede sportliche Leistung respektierten. Da avancierte ein unterlegener Badmintonspieler aus Uganda zum vielumjubelten Held und der nationale Rekord einer Läuferin über 100 m aus Samoa wurde trotz oder vielleicht wegen 15,2 Sekunden frenetisch bejubelt. Olympische Spiele bleiben eben Olympische Spiele mit ganz besonderen Geschichten und Charakteren. Mein persönlicher Höhepunkt war selbstverständlich der Besuch in der Judohalle. Die Finalkämpfe plus 100 und 78 Kilogramm standen auf dem Programm. Dabei verwandelten 2000 mitgereiste französische Fans die Halle im ExCeL, dem Messezentrum Londons, zu einem emotionalen Schmelztiegel. In dieser Atmosphäre erlebte ich den Triumph von Andreas Tölzer hautnah.


Ein unbeschreibliches Erlebnis, welches auf Grund der tollen Atmosphäre rund um die Spiele noch unfassbarer wurde. Genauso wie die Goldmedaille von Teddy Riner. 2000 Franzosen „Allez Teddy!“ in einer Halle rufen zu hören, lässt einen Judoka sprachlos zurück. Aber auch abseits der Wettkämpfe erlebten wir, die Betreuer/innen und Teilnehmer/innen des DOJL, eine spannende Zeit in London. Ein Höhepunkt unser außersportlichen Aktivitäten war der Empfang des Bundespräsidenten Joachim Gauck auf dem Luxusliner MS Deutschland. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt und dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Dr. Thomas Bach, frühstückte das deutsche Staatsoberhaupt mit den 60 jugendlichen Nachwuchssportlern/innen. Der ehemalige Pfarrer diskutierte mit den Teilnehmer/innen über deren Aussichten im Sport und Wünsche für die Zukunft. Dabei unterstrich er die Bedeutung des Ehrenamts für die Bundesrepublik. „Freiwilliges Engagement ist die Stütze eines funktionierenden Staates“, erklärte der Bundespräsident zum Abschluss des zweistündigen Treffens.

nicht normal sind. Dem Enthusiasmus der Teilnehmer/innen konnten sich die Betreuer/innen nur anschließen. Schlussendlich fühlten wir uns wie in einem kleinen „Olympischen Dorf“. Trotz der unterschiedlichen Sportarten und Lebenslagen wurde aus 70 Individuen eine große Gruppe. Es ist ein tolles Gefühl dazu beigetragen zu haben, 60 jungen Sportlerinnen und Sportlern ein unvergessliches Erlebnis beschert zu haben.

Die 16 Tage in der Olympiastadt überzeugten. Vielleicht waren es in Beijing 2008 perfekte Spiele, aber in London 2012 waren es herzliche. Deshalb war die Ruhe am Morgen in Köln der perfekte Anfang zum Verarbeiten der Erlebnisse.

Auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nahm sich Zeit für ein Treffen mit dem DOJL. In kleinen Gruppendiskussionen sprach sie vor allem über die Möglichkeiten, Ausbildung und Sport miteinander zu verbinden. Dabei zeigte sich die Landesmutter von Rhein und Ruhr sympathisch und sportlich interessiert. „Ich war selbst lange Handballspielerin und deshalb fällt mir auf: Es gibt viele Handballer in der Politik. Die haben nämlich schon früh gelernt, ihre Ellbogen einzusetzen, aber auch im Team zu spielen.“, sagte die SPD-Politikerin mit einem Lächeln im Gesicht. So verband das Deutsche Olympische Jugendlager Sport, Politik, Kultur und Olympia miteinander. Dabei standen alle Unternehmungen unter der unbeschreiblichen Stimmung dieser Spiele. Selbst auf dem Campus der Universität von Canterbury, der während der Reise unser Zuhause darstellte, war der Olympische Geist spürbar. Dabei war es beeindruckend, wie die Teilnehmer/innen diesen Geist aufnahmen. Jede/r merkte, dass Olympische Spiele eben

Das DOJL aus Sicht eines Betreuers l 65

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Perspektiven

Zukünftige Olympische Jugendlager Peter Lautenbach

Die Rückmeldungen der Teilnehmer/innen zeigen, dass sich das in London zugrunde gelegte Konzept bewährt hat. Abgesehen von Rückmeldungen in Bezug auf die zu geringen zeitlichen Freiräume vor Ort, überwiegt eine positive Resonanz auf die über 14 Tage, die die Gruppe in Canterbury und London verbracht hat. Hier wurden u.a. Anregungen seitens des Generalsekretärs des DFJW gegeben, das Olympische Jugendlager mindestens binational zu gestalten. Von Partnerorganisationen im europäischen Ausland wurden wir daraufhin angesprochen, ob nicht eine Teilnahme von Jugendlichen aus dem jeweiligen Land an einem Olympischen Jugendlager möglich sei. Darüber hinaus könnte auch eine Perspektive darin bestehen, im Vorfeld Olympischer Jugendlager stärker mit Partnern vor Ort z.B. aus dem Schulbereich oder einer Sportorganisation zusammenzuarbeiten. Dem erhöhten organisatorischen Aufwand würde eine optimale Vernetzung am Ort der jeweiligen Spiele gegenüberstehen. Der nächste Blick gilt nun dem DOJL zu den Olympischen Winterspielen in Sotchi 2014, für deren Vorbereitung die Deutsche Olympische Akademie die Federführung hat.

Wir denken auch schon an die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro. Es ist klar, dass die Durchführung eines Jugendlagers dort, so es durch die beteiligten Gremien beschlossen wird, noch einmal ganz andere Herausforderungen mit sich bringen wird als das Deutsche Olympische Jugendlager in London 2012. Insbesondere werden Fragen der Sicherheit, aber auch der Logistik zu klären sein. Die große Entfernung wird bei der Vorbereitung eine Rolle spielen. London wird auf seine Art – wie alle Olympischen Jugendlager – ein einmaliges Erlebnis bleiben. Hier kamen sehr günstige Rahmenbedingungen zusammen mit einer weltoffenen, gastfreundlichen Stadt, einer breiten Unterstützung durch die Politik und den Sport und letztlich einer motivierten und kompetenten Gruppe, die es den genauso motivierten Betreuer/innen leicht gemacht hat, unvergessliche Tage in London und Canterbury zu verbringen.

Die Mischung aus sportlichen und sozialen Talenten, die Begegnung mit der Kultur eines anderen Landes, das Erlebnis des gemeinsamen Sporttreibens und der Austausch zu Themen, die über das reine Sporttreiben hinaus gehen, geben Olympischen Jugendlagern ein besonderes Alleinstellungsmerkmal. Deshalb sollte mittelfristig an dem Veranstaltungsformat festgehalten und dieses letztlich weiter optimiert werden.

Perspektiven l 67

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7

Anhang

Programm

SONNTAG, 29.07.2012

Deutsches Olympisches Jugendlager London 2012

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MITTWOCH, 25.07.2012 l Anreise der Teilnehmer/innen zur Kurmainz-Kaserne in Mainz l Einkleidung

DONNERSTAG, 26.07.2012 l Fahrt mit dem Reisebus nach London l Schlüsselvergabe l Kennenlernen des Campus

Besuch des British Museum Boot-Tour auf der Themse Fahrt mit dem London-Eye Begleitung von Ingo Weiss und Ministerin Heike Taubert durch den gesamten Tag

MONTAG, 30.07.2012 l Besuch von Wettkämpfen: Badminton, Judo, Basketball, Handball, Turnen, Hockey, Schwimmen l Gruppenspezifisches Programm, u.a. V&A Museum

DIENSTAG, 31.07.2012 l Besuch des Leeds Castle l Freizeit und Sport

FREITAG, 27.07.2012 l Sportprogramm l Sightseeing in Canterbury

SAMSTAG, 28.07.2012 l Frühstück mit Bundespräsident Joachim Gauck auf der MS Deutschland l Treffen mit Lena Schöneborn und Annika Schleu l Sightseeing mit den Young Ambassadors l Gemeinsamer Empfang in der Residenz der Deutschen Botschaft l Besuch des German Fan-Fest

MITTWOCH, 01.08.2012 l Besuch von Wettkämpfen: Fechten, Wasserball, Turmspringen, Turnen, Schwimmen, Basketball l Gruppenspezifisches Programm, u.a. Besuch V&A Museum und Empfang des Deutschen Botschafters im Deutschen Haus

DONNERSTAG, 02.08.2012 l Seminarprogramm mit den Themen interkulturelles Lernen, Engagementförderung und Dopingprävention l Sportprogramm

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7 FREITAG, 03.08.2012

DIENSTAG, 07.08.2012

l Besuch von Wettkämpfen: Leichtathletik, Reiten, Tennis, Wasserball, Schwimmen, Radfahren, Beachvolleyball, Judo l Gruppenspezifisches Programm, u.a. Besuch des Französischen Hauses, Treffen mit dem Bundesinnenminister im Deutschen Haus

l Besuch von Mitgliedern des Sportausschusses des Deutschen Bundestages in Canterbury l Sport/Freizeit

SAMSTAG, 04.08.2012 l Treffen mit NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Deutschen Haus l Talkrunde mit Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Axel Achten, Norbert Fleischmann, Markus Ingenlath, Hans-Gert Schütt, Thomas Weber l Freizeit in London l Einladung des Landes Mecklenburg-Vorpommern auf die MS Stubnitz

SONNTAG, 05.08.2012 l Besichtigung des mittelalterlichen Dorf Rye l Wanderung Beachy Head l Besuch Brighton (u.a. Besuch des Royal Pavillon)

MITTWOCH, 08.08.2012 l Besuch von Wettkämpfen: Leichtathletik, Ringen, Volleyball, Taekwondo, Turmspringen, Boxen, Basketball l Gruppenspezifisches Programm, u.a. Besuch des Deutschen Hauses

DONNERSTAG, 09.08.2012 l Sportprogramm l Abschlussabend

FREITAG, 10.08.2012 l Vorbereitung der Rückreise l Gespräch mit Senator Frank Henkel, Staatssekretär Andreas Statzkowski und Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper l Rückreise

MONTAG, 06.08.2012 l Besuch von Wettkämpfen: Volleyball, Turnen, Tischtennis, Gewichtheben, Radfahren, Handball, Basketball l Gruppenspezifisches Programm, u.a. Gespräche mit Dr. Thomas Bach, Willi Lemke und Tegla Loroupe im Deutschen Haus

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SAMSTAG, 11.08.2012 l Ankunft in Köln und Mainz


Mediaanalyse Die Öffentlichkeitsarbeit des DOJL fand vor allem auf drei Medienkanälen statt: l Die Internetseite der Deutschen Sportjugend (dsj) diente dabei als Fundament für die Berichterstattung. Dort wurden die Tagesberichte veröffentlicht und Bilder in Galerien zur Verfügung gestellt. l Auf der facebook-Seite der dsj wurden emotionale Fotos veröffentlicht und der Netzgemeinschaft zeitnah präsentiert. Hierbei agierten die Teilnehmer/innen als Multiplikatoren/innen. l Hinzu kam die Berichterstattung, die von den Teilnehmern/innen des DOJL ausging. Diese fand vorrangig in lokalen Medien statt. Deshalb spiegelt die Analyse der Präsenz in deutschen Print- und Onlinemedien den Einzugsbereich der Teilnehmer/innen wider.

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7 facebook Die Öffentlichkeitsarbeit des DOJL fand in den sozialen Netzwerken statt. Auf facebook wurden vor allem Fotos und Aufmacher der Berichte veröffentlicht. Dabei agierten die Jugendlichen als Multiplikatoren/innen. Teilweise wurden dabei mehr als 90.000 User erreicht.

Zudem drückten mehr als 200 Nutzer/innen während der Zeit des DOJL den „gefällt mir“-Button. Dadurch generierte das Lager zukünftige Nutzer der Seite und baute eine Gemeinschaft auf.

Darüber hinaus schrieben einige Teilnehmer/innen auf facebook ihre Erlebnisse auf eigenen Seiten nieder und bedienten somit einen eigenen Kreis der Öffentlichkeit.

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YouTube Im Vorfeld des Jugendlagers wurde zusätzlich ein Video vom Vorbereitungstreffen im Videoportal YouTube veröffentlicht. Insgesamt wurde der Film ca. 2000 Mal aufgerufen.

Lokale Medien In den Printmedien wurde das DOJL vor allem auf lokaler Ebene dargestellt. Die Teilnehmer/innen kooperierten mit Medienvertretern der lokalen Presse und brachten somit ihre Erlebnisse und Erfahrungen in die Berichterstattung mit ein. Vor allem Menschen in den Heimatgemeinden und -städten der Teilnehmer/innen wurden daher mit der Berichterstattung über das DOJL erreicht. Auf den folgenden Seiten werden einige Beispiele von Berichten in lokalen Print- und Onlinemedien dargestellt.

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7 Presseclipping Beispiele von PresseverĂśffentlichungen Ăźber das Deutsche Olympische Jugendlager London 2012

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7 Visuelles Erscheinungsbild des DOJL London 2012

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Herzlichen Dank den Förderern für die Unterstützung des DOJL London 2012 Gefördert vom

Gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP)

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Ausgestattet von


Impressum Titel: DOSB l Deutsches Olympisches Jugendlager London – Dokumentation Herausgeber: Deutsche Sportjugend im Deutschen Olympischen SportBund e.V. Otto-Fleck-Schneise 12 l 60528 Frankfurt am Main l Tel. +49 (0) 69 / 67 00 0 l Fax +49 (0) 69 / 67 02 691 E-Mail info@dsj.de l www.dosb.de l www.dsj.de Redaktion: Jörg Becker l Moritz Belmann l Sina Hartmann l Christine Kumpert l Peter Lautenbach l Gisela Nüssler Bildnachweise: Bilder in der gesamten Broschüre, falls nicht gesondert bezeichnet: Deutsche Sportjugend / Sebastian Braun / Boris Köwing / Moritz Belmann Büro des Präsidenten, DOSB (Thomas Bach, Seite 4) l Bernard Ketteler, BMFSFJ (Dr. Kristina Schröder, Seite 5) DOSB (Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Seite 6) l Thomas Hagel (Collagen mit Motiven von Fotolia, Seiten 12, 38, 66, 68) Bundespressedienst bpd/Denzel (MS Deutschland, Seiten 9, 10, 16) Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen, Foto: Oliver Tjaden (Hannelore Kraft, Seite 27) Amelie Losier, OFAJ-DFJW (Markus Ingenlath, Seite 28) Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Berlin (Frank Henkel, Seite 37) Gestaltung/Layout: Thomas Hagel [Grafikstudio], Mönchberg Produktion: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH, Mörfelden Walldorf 1. Auflage: 1.500 Stück I Dezember 2012 Förderhinweis: Gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des Kinderund Jugendplans des Bundes (KJP)


Deutscher Olympischer SportBund l Otto-Fleck-Schneise 12 l 60528 Frankfurt am Main Tel. +49 (0) 69 / 67 00 0 l Fax +49 (0) 69 / 67 49 06 l www.dosb.de l E-Mail office@dosb.de

Deutsche Sportjugend im DOSB e.V. l Otto-Fleck-Schneise 12 l 60528 Frankfurt am Main Tel. +49 (0) 69 / 67 00 358 l Fax +49 (0) 69 / 67 02 691 l www.dsj.de l E-Mail info@dsj.de


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