spezial 2/2015
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dsj-spezial freiwilligendienste
Freiwilligendienste im Sport sind ein Erfolgsprojekt. Seit mehr als zwölf Jahren bietet die Deutsche Sportjugend gemeinsam mit ihren Mitgliedsorganisationen vielfältige Einsatzmöglichkeiten an. Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), Bundesfreiwilligendienst (BFD) sowie die internationalen Dienste eröffnen Jahr für Jahr über zweieinhalbtausend Menschen besondere Erfahrungsmöglichkeiten. Sie erleben im Freiwilligendienst Wertschätzung und spüren, dass sie im Rahmen einer zivilgesellschaftlichen Organisation etwas Wesentliches zum gemeinschaftlichen Leben beitragen können. Freiwilligendienste im Sport stellen Orte bereit, die ganzheitliche und nachhaltige Lernprozesse initiieren und fördern können. Sie bieten die Chance eines Bildungs- und Orientierungsjahres, verbunden mit einer sozialen Tätigkeit im Sport, die durch jeweils spezifische Anforderungen in konkreten Situationen geprägt ist. Die Bildungsprozesse vollziehen sich so in realen Handlungskontexten und erhalten dadurch besondere Bedeutung. Zentral für die Freiwilligendienste im Sport bleibt ihre Einbettung in das Bürgerschaftliche Engagement, welches sich durch die Kultur freiwilliger Selbstverpflichtung und öffentlicher Verantwortungsübernahme in Ernst- und Echtsituationen im sozialen Umfeld der jeweiligen Sportorganisation auszeichnet. Ehrenamt und Engagement sind die tragenden Pfeiler des gemeinwohlorientierten Sports. Die Freiwilligen leisten hier einen wichtigen Beitrag und zeigen, dass junge und ältere Erwachsene dazu bereit sind, ehrenamtlich Verantwortung zu tragen. Die kontinuierliche Betreuung und Begleitung der Engagierten gewährleistet dabei, dass die Freiwilligen mit ihren Interessen und Bedürfnissen gehört und berücksichtigt werden. Gerade Sportvereine und -verbände ermöglichen zivilgesellschaftliches, informelles Lernen, das durch ihre soziale Einbettung und die damit verbundenen Lerninhalte einen ganz besonderen Akzent erhält. Wie Partizipation konkret aussehen kann, stellen wir in dieser Sonderausgabe beispielhaft vor. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.
Ingo Weiss
Partizipation in den Freiwilligendiensten im Sport Sprecher/-innen-Team vertritt Interessen der Freiwilligen
Fester Bestandteil des Freiwilligendienste-Einführungsseminars der Sportjugend Schleswig-Holstein (sjsh) ist seit nunmehr vier Jahren die Wahl eines „Sprecher/-innen-Teams“, das die Belange und Interessen seines Jahrganges vertritt.
selbst verwalten. Des Weiteren kümmern wir uns um die Umgestaltung und Aktualisierung der FWD-Broschüre, die unsere Vorgänger erarbeitet haben. Diese wendet sich direkt an die Freiwilligen der folgenden Jahrgänge, um Tipps und Tricks für den reibungslosen Verlauf eines FSJ oder BFD von den erfahrenen Vorgänger/-innen an ihre Nachfolger/-innen weiterzugeben.
Auch der Jahrgang 2014/15 hat diese Möglichkeit der Selbst- und Mitbestimmung wahrgenommen und ein siebenköpfiges Team Neben dem Engagegewählt. Bei regelment im sjsh-inmäßig stattfindenden ternen Sprecher/ Treffen im Haus des -innen-Team setzen Sports in Kiel, wo zusich mit Lea, Henrik nächst Schwerpunkte und Domenic auch gelegt und erste Prodrei „Sportler/-innen“ jektideen erarbeitet in der trägerübergreiDas Sprecher/-innenteam stellt sich seinen Aufgaben wurden, werden die fenden LandesvertreProjekte im Laufe tung für das Wohl der des Jahres nach und nach umgesetzt und weiter voFreiwilligendienstleistenden ein. Sie wurden im Rahran gebracht. Lea Schulz, eine der Sprecher/-innen men des Landessprecher/-innen-Wahlwochenendes 2014/2015, berichtet: in Malente von den teilnehmenden Sprecher/-innen verschiedener Träger – beispielsweise Diakonie, AWO, Neben dem bereits abgeschlossenen, obligatorischen DRK – gewählt und wirken bei ähnlichen Projekten auf „Pulli-Projekt“, bei dem ein Jahrgangspulli für alle Landesebene mit. Für die nahe Zukunft ist die AufnahFreiwilligen bestellt wird, was zur Identitätsstärkung me einer Alumni-Arbeit geplant, um ein Netzwerk für beitragen soll, stehen vor allem Aspekte der Anerkenehemalige Freiwillige zu schaffen. Natürlich werden nung, Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung im Fokus wir auch weiterhin an FSJ- und BFD-relevanten Veranunserer Arbeit. Unsere Ziele bestehen zum einen darin, staltungen teilnehmen. die Präsenz des Freiwilligendienstes im Sport in der Öffentlichkeit zu stärken, und zum anderen, unserem Die Sprecher/-innen-Tätigkeit ermöglicht unseren Jahrgang den Austausch durch verschiedene freiwillige Teammitgliedern einen weitreichenden Einblick in die Aktivitäten über die Seminare hinaus zu ermöglichen. organisatorischen Abläufe des Freiwilligendienstes und bringt vielerlei Erfahrungen in Hinsicht auf ProIn diesem Rahmen haben zwei Freiwillige bereits dejektarbeit. zentrale Treffen der Freiwilligen auf Weihnachtsmärkten in Kiel und Hamburg organisiert. Weitere Ausflüge z.B. zum Bowlen befinden sich aktuell noch in der Planung. Ein weiterer Freiwilliger arbeitet derzeit an einem Imagefilm, der interessierten Jugendlichen einen konkreten und vor allem realistischen Einblick in den Gefördert vom „Alltag“ von Freiwilligen im Sport gibt, wobei er bei der Realisierung dieses Projektes natürlich auch von seinen Mitstreitern unterstützt wird. Foto: Sportjugend Schleswig-Holstein
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Für unsere Arbeit haben wir von der sjsh ein eigenes Budget zur Verfügung gestellt bekommen, das wir
Alle jungen Erwachsenen unter 27 Jahren, die ihre Schulpflicht abgeschlossen haben, können sich für ein FSJ im Sport bewerben. Während ihres Einsatzes arbeiten die Freiwilligen ganztägig vorwiegend in Vereinen und Sporteinrichtungen, die regelmäßig Spiel-, Sportund Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche organisieren. Die Aufgaben und Tätigkeiten der Freiwilligen liegen z.B. in der Mitarbeit bei der Vereins- oder Verbandsarbeit, bei Festen oder Ferienfreizeiten oder auch in der sportbezogenen Ganztagsbetreuung in Schulen oder Kindergärten. Für alle Teilnehmer/-innen am FSJ besteht ein Anspruch auf fachliche Anleitung und pädagogische Betreuung in den Einsatzstellen sowie auf ein begleitendes Seminarangebot, bei dem unter anderem ein Übungsleiterschein erworben wird. Weitere Informationen sowie die Adressen der Träger, bei denen man sich bewerben kann, finden sich unter www.freiwilligendienste-im-sport.de
Internationale Freiwilligendienste im Sport Junge Menschen zieht es nach ihrer schulischen Laufbahn immer häufiger ins Ausland. Die dsj ist daher bestrebt, diesen Interessen verstärkt Rechnung zu tragen und eruiert und erprobt gemeinsam mit ihren Mitgliedsorganisationen verschiedene Formen internationaler Freiwilligendienste. Die dsj nimmt dabei in erster Linie eine Beratungsund Vermittlungsrolle ein. Die konkrete Umsetzung der Dienste wird von interessierten Mitgliedsorganisationen übernommen. Im Fokus der aktuellen Entwicklungen stehen der Europäische Freiwilligendienst (EFD) und der entwicklungspolitische Freiwilligendienst „weltwärts“. Zudem wird ein binationaler deutsch-französischer Tandemdienst (siehe Seite 4) angeboten. Aufgrund der hohen finanziellen wie organisatorischen Aufwände übersteigt die Nachfrage nach internationalen Freiwilligendiensten im Sport das Angebot an freien Plätzen aber weiterhin deutlich. Weitere Infos: www.freiwilligendienste-im-sport.de www.weltwaerts-sport.de
Freiwilligendienste sind zu einem wichtigen Bestandteil von Sportvereinen und Sportorganisationen geworden. Sie haben sich als sinnvolles Instrument zur Förderung von bürgerschaftlichem Engagement im organisierten Sport etabliert. Seit 2011 wird der Bundesfreiwilligendienst im Sport in Berlin und Brandenburg umgesetzt. Über die Hälfte der Bundesfreiwilligen beider Sportjugenden sind über 26 Jahre alt. Dies ist ein Spiegelbild der Gesamtergebnisse der ostdeutschen Bundesländer: Laut einer
tangieren. Alle Freiwilligen nutzten die Möglichkeit, sich und ihre Einsatzstelle vorzustellen. Dabei entstand ein reger Austausch über die Freiwilligendienste im Sport, welcher im Modul über die Rechte und Pflichten im Bundesfreiwilligendienst vertieft wurde. Viele Fragen zur eigenen Dienstzeit konnten geklärt und Anregungen mit Gleichgesinnten ausgetauscht werden. Die Kommunikation und das resultierende vereinsübergreifende Wissen wurden von allen Teilnehmer/ -innen als äußerst wertvoll betrachtet. Darüber hinaus stellten sich beide Sportjugenden mit all ihren Aufgaben und Themengebieten vor und rundeten so das gegenseitige Kennenlernen ab.
Als Seminarschwerpunkt wurde das Thema Kinderschutz im Sport vertiefend behandelt. Den Freiwilligen wurden Handlungsempfehlungen nahe gelegt und Hinweise gegeben, wie man sich in solch einem Fall in seinem Verein verhalten sollte. Das weitere Hauptaugenmerk des Seminars lag bei der sportpolitischen Bildung. Diese wurde Bärenstarke Seminararbeit - Berliner und Brandenburger Freiwillige in der Hauptstadt zum einen thematisch im SeUntersuchung von Anheier u.a. hat die Altersgruppe minar behandelt und zum anderen praktisch erfahren. der über 26-Jährigen einen Anteil von über 50 Prozent. Die sportpolitischen Inhalte wurden mit einer Führung Daraus ergibt sich der Bedarf einer speziell auf diese durch das Olympiastadion und einer Besichtigung des Zielgruppe angepassten Seminarkonzeption. Die StuDeutschen Bundestages ergänzt. Das Highlight des Sedie von Anheier u.a. fordert: Ein „Bildungskonzept für minars war der Besuch des Sportausschusses des Deutü27 muss dringend entwickelt werden.“ Dieser Forschen Bundestages. Im Sitzungssaal des Ausschusses derung nimmt sich die Brandenburgische Sportjugend wurde die Möglichkeit zur Diskussion mit dem Leiter (BSJ) mit der Vorlage einer eigenen Seminarkonzeption des Sekretariates des Sportausschusses, Rudi Mollenfür Bundesfreiwillige über 26 Jahre an. hauer, rege genutzt. Alle Fragen und Anliegen der an Die Idee, ein gemeinsames Seminarkonzept zweier Träger zu entwickeln, entstand bei einem Treffen der pädagogischen Mitarbeiter/-innen der Freiwilligendienste im Sport, organisiert durch die Deutsche Sportjugend (dsj). Eine Kooperation der Brandenburgischen Sportjugend und der Sportjugend Berlin bietet sich an, um eine gemeinsame pädagogische Begleitung in Form von Bildungsseminaren durchzuführen und damit eine große Zahl von Freiwilligen zu erreichen.
Foto: Sportjugend Brandenburg
Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) im Sport ist ein Bildungs- und Orientierungsjahr, das die Bereitschaft junger Menschen für ein freiwilliges gesellschaftliches Engagement und die Übernahme von Verantwortung fördern möchte. Das FSJ im Sport wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Es vermittelt während der sechs- bis achtzehnmonatigen Dienstzeit Einblicke in ein spannendes Einsatzfeld, in dem die Teilnehmer/-innen u.a. erste berufliche Erfahrungen sammeln können.
Länderübergreifende Seminarkooperation
Foto: Sportjugend Brandenburg
FSJ im Sport
Rudi Mollenhauer empfängt die Freiwilligen im Bundestag
der Basis befindlichen Vereinsmitglieder wurden in einer angenehmen Gesprächsrunde erläutert.
Der Start der innovativen Seminarreihe erfolgte Anfang des Jahres. Im Februar 2015 veranstalteten die beiden Träger der Freiwilligendienste im Sport das erste Einstiegsseminar für Bundesfreiwilligendienstleistende über 26 Jahre. Die Umsetzung der Seminarkonzeption, welche sich an den Interessen und Bedürfnissen dieser Zielgruppe ausrichtet, erhielt von allen Beteiligten großen Zuspruch. Veranstaltungsort war die Bildungsstätte der Sportjugend Berlin auf dem Gelände des Olympiaparks.
Die gemeinsame Kooperation beider Sportjugenden wird im April im Jugendbildungszentrum (JBZ) Blossin e.V. fortgeführt. Das Zwischenseminar für die Bundesfreiwilligen wird die Bildungsinhalte Kommunikation und Konfliktmanagement sowie Teambuilding durch erlebnispädagogische Methoden aufgreifen. Durch die Lage direkt am Wolziger See im Naturpark Dahme-Heideseen bietet das JBZ Blossin e.V. dafür die geeigneten Rahmenbedingungen.
Inhaltlich beschäftigte sich das Seminar mit Bildungsthemen, die den Bundesfreiwilligendienst im Sport
Weitere Infos: www.sportjugend-bb.de www.sportjugend-berlin.de
Doppel-Interview Die Parteien im Deutschen Bundestag setzen sich alle für die Freiwilligendienste ein. dsj-intern sprach mit den Abgeordneten Svenja Stadler (SPD) und Ingrid Pahlmann (CDU). Beide sind Mitglied im Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement und für den Bereich der Freiwilligendienste zuständig.
Foto: Büro Svenja Stadler
dsj-intern: In den Freiwilligendiensten im Sport sind derzeit 2.500 Freiwillige aktiv. Schon heute müssen wir viele Interessierte vertrösten, weil wir nicht genügend Freiwilligendienstplätze anbieten können. Wie sehen Sie die Chancen, hier eine Aufstockung des entsprechenden Haushaltstitels zu erreichen? Svenja Stadler: Engagementpolitisch ist es unser Ziel als SPD-Bundestagsfraktion, die aktive Bürgerschaft zu stärken und zu fördern. Dass an Freiwilligendiensten Svenja Stadler Interessierte aus Mangel an Stellen abgewiesen werden müssen, passt damit nicht zusammen. Wir sind daher bemüht, die entsprechenden Budgetmittel im Haushalt aufzustocken. Die Anerkennungskultur für Freiwilligendienstleistende muss verbessert werden – etwa durch eine Anrechenbarkeit des Freiwilligendienstes als Wartesemester oder als Praktikum für eine spätere Ausbildung oder ein Studium. Wir wollen darüber hinaus auch bei Freiwilligendiensten Inklusion ermöglichen. Hierzu wollen wir partizipativ ein Konzept erarbeiten. Ingrid Pahlmann: Das ungebrochene Interesse an allen Formaten der Freiwilligendienste zeigt: Die Freiwilligendienste sind eine Erfolgsgeschichte. Derzeit gibt es mehr Freiwillige als finanzierte Stellen. Im vergangenen Jahr kam es zudem durch fehlerhafte Berechnungen zu einer Überzeichnung der verfügbaren Kontingente. Durch einen gemeinsamen Kraftakt aller Fraktionen konnten die fehlenden 20 Millionen einmalig bereitgestellt und ein Einstellungsstopp verhindert werden. 2015 stehen nun wieder rund 260 Millionen für die Freiwilligendienste zur Verfügung. Ein enormer Anteil im Haushalt des Familienministeriums. dsj-intern: Im Koalitionsvertrag sind viele gute Ansätze für die Weiterentwicklung der Freiwilligendienste enthalten. Insbesondere die angekündigte Befreiung von der Umsatzsteuer wäre eine wichtige Erleichterung für unsere Träger und Einsatzstellen. Wie ist hier der Stand der Dinge? Svenja Stadler: Dies ist uns ein ehrliches Anliegen. Im Moment arbeiten wir daran, dass die umsatzsteuerliche Behandlung der Freiwilligendienste gemäß der Vereinbarung im Koalitionsvertrag umgesetzt wird. Wir müssen dabei eine Lösung finden, die auch europarechtlich unanfechtbar ist. Weiterhin möchten wir Freiwilligendienste für Menschen mit Migrationshintergrund öffnen und fördern. Auch der internationale Austausch soll gestärkt werden – ausländische Freiwillige sorgen für Toleranz und Solidarität in Deutschland und sind wichtige Multiplikatoren in ihren Heimatländern.
Ingrid Pahlmann: Der Koalitionsvertrag von Union und SPD stellt klar, dass Freiwilligendienste wegen ihrer besonderen Bedeutung als Bildungsdienste umsatzsteuerfrei sind. Insbesondere bei der Übernahme bestimmter Verwaltungsaufgaben der Einsatzstellen durch Ingrid Pahlmann die Träger trifft dies jedoch nach Auffassung des Bundesfinanzministeriums nicht immer zu. Hier sind wir weiterhin im Gespräch mit den Finanzpolitikern. dsj-intern: Welche Botschaft haben Sie an unsere jungen und älteren Engagierten? Svenja Stadler: Bürgerschaftliches Engagement stellt in seiner großen Vielfalt unterschiedlicher Formen und Einsatzbereiche eine unverzichtbare Grundlage der lebendigen und widerstandsfähigen Demokratie dar. Die Freiwilligendienste sind eine besondere Form des Bürgerschaftlichen Engagements und damit ein Beitrag für eine solidarische Bürgergesellschaft. Neben der Gesellschaft profitieren aber auch die Dienstleistenden selber, durch den Erwerb von Lebenserfahrung, neuen Kompetenzen und Erfahrung der Anerkennung. Ingrid Pahlmann: Die Freiwilligendienste sind eine besondere Form des Bürgerschaftlichen Engagements. Diese Engagierten legen sich fest, sie übernehmen Verantwortung, sie leisten etwas und lernen dabei auch. Gerade im Bereich des Sports bieten die Freiwilligendienste die einmalige Gelegenheit, die Begeisterung für den Sport mit freiwilligem Engagement zu verbinden. Ehrenamt heißt auch: zupacken und sich kümmern. Das tun diese Freiwilligen und sind damit zugleich Vorbild für andere. Insbesondere in Zeiten, in denen zahlreiche Sportvereine bereits erhebliche Nachwuchssorgen plagen, sind sie großes Potenzial. Für die Vereine sind die Freiwilligen wertvolle organisatorische und pädagogische Unterstützung zugleich. Ohne ihren Einsatz wäre gerade auch die wichtige Kinder- und Jugendarbeit des Sports nicht denkbar. Oft geben die Freiwilligen den Vereinen wichtige Impulse für die Vereins- und Verbandsentwicklung. So setzten sie frische und neue jugendspezifische, innovative Projekte oder Kooperationen um, die das Angebot der Vereine oft dauerhaft erweitern. Oft erwerben Freiwillige im Rahmen ihres Freiwilligendienstes eine Übungsleiterlizenz und bereichern auch nach Ablauf des Freiwilligendienstes die Vereine ehrenamtlich. Sie tragen entscheidend zum Qualitätsausbau der Vereins-angebote bei. Ihr Engagement verdient daher höchste Anerkennung.
Bundesfreiwilligendienst Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) steht Männern und Frauen jeden Alters nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht offen. Wie bei den Jugendfreiwilligendiensten dauert der Einsatz in der Regel zwölf, mindestens sechs und höchstens 18, im begründeten Ausnahmefall auch 24 Monate. Im Regelfall wird ein BFD in Vollzeit abgeleistet. Sofern die Freiwilligen älter als 27 Jahre sind, ist auch Teilzeit von mehr als 20 Wochenstunden möglich. Die Freiwilligen werden gesetzlich sozialversichert und erhalten ein Taschengeld. Der Bundesfreiwilligendienst wird pädagogisch begleitet, um soziale, ökologische, kulturelle und interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln und das Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl zu stärken. In Bildungsseminaren können im Regelfall sportspezifische Lizenzen erworben werden. Der BFD findet in gemeinwohlorientierten Einsatzfeldern statt, bevorzugt bei Verbänden und Vereinen. Im Sport konzentrieren sich die Aufgabenfelder im BFD auf folgende Profile: 1. Projekt- und Veranstaltungsmanagement im Sportverein- und -verband 2. Sportartspezifische Tätigkeiten („Kinder- und Jugendsport“) 3. Arbeit mit besonderen Zielgruppen im Sport 4. Sporträume (u.a. handwerkliche und gärtnerische Tätigkeiten) 5. Umwelt und Naturschutz im Sport 6. Spitzensport Weitere Infos: www.freiwilligendienste-im-sport.de
Ökologischer Freiwilligendienst Ökologische Freiwilligendienste im Sport werden derzeit erprobt. Im Vordergrund stehen das Planen und Durchführen von ökologischen Projekten in den Einsatzstellen, die im Regelfall zu den üblichen Übungsleitertätigkeiten hinzukommen. Dabei findet eine Verknüpfung von Sport und Umwelt statt. Zu den Einsatzbereichen gehören beispielsweise die ökologische und nachhaltige Ausrichtung von Sportstätten und Sportevents oder Sportprojekte in der Natur. Zusätzlich zu der fachlichen Anleitung in der Einsatzstelle besuchen die Freiwilligen Bildungsseminare, die Sport und Umwelt miteinander verbinden. Ziel ist es, dass die Freiwilligen in ausgewählten Sportvereinen und Sportbildungsstätten Projekte im Umwelt- und Naturschutz voranbringen und damit vorbildliche Impulse für einen umwelt- und naturverträglichen Sport geben. Weitere Infos: www.oebfd.bsj.org www.fwd-sport.de/projekte/foejimsport
Das Tandem-Prinzip
Deutsch-Französischer Freiwilligendienst im Sport
Die Deutsche Sportjugend engagiert sich zusammen mit dem ASC Göttingen dafür, dass auch im Sport ein Freiwilligendienst in Frankreich ermöglicht wird. Dieses Programm wird in Kooperation mit dem Französischen Olympischen Sportbund und der Ligue de l’Enseignement koordiniert.
Foto: ASC Göttingen
Die Grundprinzipien des deutsch-französischen Freiwilligendienstes sind die Gegenseitigkeit und die Vereins-partnerschaft. Für jede/-n deutsche/-n Freiwillige/-n, die/der nach Frankreich geht, macht eine Französin/ein Franzose ihren/seinen Freiwilligendienst in Deutschland.
Freiwillige zwischen oder auf den Stühlen: Interkulturelles Training
Ziel des deutsch-französischen Freiwilligendienstes ist, dass die Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, sich durch einen einjährigen Auslandsaufenthalt auf sprachlicher und interkultureller Ebene weiterzuentwickeln. Durch den Aufenthalt im anderen Land erhalten die Teilnehmer/-innen Kompetenzen, die im Berufsleben erforderlich sind. Lisa-Marie Overmann resümiert ihre Zeit in Frankreich wie folgt: „Bei meinem zwölfmonatigen Aufenthalt in der Normandie habe ich allerlei Erfahrungen sammeln können, sowohl auf der sozialen als auch der persönlichen Ebene. Zum ersten Mal habe ich mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und unterrichtet. Dabei konnte ich meine Sprachkenntnisse erheblich verbessern, sodass ich nun ohne darüber nachzudenken auf Französisch sprechen und auch schreiben kann. Ich habe viel von Frankreich gesehen und Land und Leute schätzen gelernt.
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IMPRESSUM
Dieses Jahr hat mich jedoch persönlich am meisten geprägt. Es war wegweisend für meine Studienwahl (Europäische Studien mit Schwerpunkt Deutschland-Frankreich) und ich habe mich stark weiterentwickelt. Ich bin offener und spontaner geworden und habe gelernt, alleine zurechtzukommen, mich zu organisieren und auf andere Leute zuzugehen. Außerdem hat sich für mich wieder einmal bestätigt, dass ein gemeinsames Interesse, wie in meinem Fall der Sport, die beste Möglichkeit bietet, mit anderen Leuten in Kontakt zu treten, und dass man sich mit Menschen, egal welcher Nation, verständigen und Freundschaften knüpfen kann.“
munikation zwischen den Deutschen und Franzosen vereinfachen. Offiziell war ich Teil der Abteilung „Internationale Beziehungen“, mein Status als Freiwilliger ermöglichte es mir jedoch ebenfalls, in andere Abteilungen einen Einblick zu bekommen. So bekam ich die Möglichkeit, im Zuge der Vorbereitungen auf Projekte bei der logistischen Planung zu helfen.
Foto: ASC Göttingen
Im Rahmen des deutsch-französischen Freiwilligendienstes können junge Menschen aus Deutschland und Frankreich ein Freiwilligenjahr im anderen Land verbringen, mit pädagogischer Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Agence du Service Civique, des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) sowie der deutschen und französischen Partnereinrichtungen.
25 Seminartage, die vom Deutsch-Französischen Jugendwerk organisiert werden, sind ebenfalls Bestandteil des zwölfmonatigen Freiwilligendienstes. Die Freiwilligen erhalten eine binationale Begleitung durch diesen interkulturellen Seminarzyklus. Die Seminare finden abwechselnd in Deutschland und in Frankreich statt und richten sich sowohl an die deutschen als auch an die französischen Freiwilligen. Neben den klassischen Seminarinhalten eines Freiwilligendienstes nimmt der interkulturelle Aspekt einen großen Stellenwert im Seminarprogramm ein. „Mir wurde ermöglicht, sehr inspirierende Menschen aus der Welt des ‚Franco-Allemand‘ kennen zu lernen“, sagte David Gackstetter, ein ehemaliger Freiwilliger. Die Tätigkeitsbereiche der Freiwilligen in beiden Ländern variieren je nach Einsatzstelle und bestehen im Regelfall aus einem Mix aus organisatorischer bzw. administrativer Unterstützung im Büro und praktischer Mithilfe bei Sportkursen. Hier ein Auszug aus dem Erfahrungsbericht von David Gackstetter: „Meine Einsatzstelle war das Comité National Olympique et Sportif Français (Französisches Olympisches Komitee). Die Arbeit zum Thema „Sport und Firma“ war im Prinzip meine Hauptmission. In der Anfangszeit beschäftigte ich mich damit, eine Übersicht verschiedenster Engagements von Firmen im Sportbereich zu erstellen sowie Möglichkeiten, sportliche Praxis ins Firmenleben zu integrieren. […] Ich war ebenfalls in die Arbeit rund um die deutsch-französischen Beziehungen involviert. Dank meiner Funktion als Freiwilliger wurde es mir ermöglicht, die im Raum Paris zu Stande gekommenen Austausche in aktiver und beobachtender Rolle zu begleiten. Mittels meiner Sprachkenntnisse konnte ich den Organisatoren helfen und dadurch die Kom-
Herausgeber: Deutsche Sportjugend im DOSB e.V. Gefördert durch das Bundesministerium für V.i.S.d.P.: Ingo Weiss Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes Satz & Gestaltung: www.amgrafik.de (KJP)
Deutsche und französische Freiwillige beim Bildungsseminar
Was die praktische Seite angeht, konnte ich beim „Club Olympique de Cachan“ die Trainingseinheiten verschiedener Disziplinen (Fußball, Tischtennis, Leichtathletik) begleiten. Mit dem Präsidenten des Vereins vereinbarten wir, dass ich jeden Mittwochnachmittag alternierend die Trainer der U9-Fußballmannschaft und die der Leichtathletikmannschaft unterstützen sowie während des vom Verein organisierten Ferienprogramms die Kinder mit betreuen könne. […] Insgesamt war ich bis Ende Juni bei der Jugendbetreuung dabei und half in dieser Zeit entweder als Vorbereiter für einzelne Übungen oder gar als Betreuer für Gruppen und Übungsateliers. Rückblickend war es eine sehr bereichernde Erfahrung, da ich mich in einer fremden Sprache als Autoritätsperson gegenüber den Kindern durchsetzen musste. Zu meinen bereits bestehenden praktischen Kenntnissen konnte ich Neues dazulernen. Vor allem durch den Umgang mit Kindern aus Immigrantenfamilien bekam ich kulturelle Einblicke in das Vorstadtleben.“ Für den Durchgang 2015/16 wird es erneut zehn Tandems geben, d.h. es werden zehn deutsche Freiwillige und zehn Freiwillige aus Frankreich im jeweils anderen Land in Sportvereinen oder sonstigen Sportorganisationen für ein Jahr tätig sein. Weitere Infos: www.freiwilligendienst.dfjw.org www.fwd-sport.de/projekte/deutschfranzoesicherfreiwilligendienst
Redaktion: Jaana Eichhorn, Gisela Nüssler, Lisa Wolff Otto-Fleck-Schneise 12 • 60528 Frankfurt a. M. Telefon: 0 69 / 67 00-333 • Telefax: 0 69 / 67 00-1333 E-Mail: nuessler@dsj.de • www.dsj.de
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