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[intern] Deutsches Olympisches Jugendlager 2018
Liebe Leserinnen, liebe Leser, die jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten im Deutschen Olympischen Jugendlager (DOJL) anlässlich der XXIII. Olympischen Winterspiele in PyeongChang unvergessliche Momente. Sie bejubelten in Südkorea deutsche Medaillen beim Biathlon, Rodeln und Skispringen und feierten Olympiasieger Eric Frenzel bei seiner Ankunft im Deutschen Haus. Sie trafen den Bundespräsidenten und seine Frau und tauschten sich mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern aus Sport und Politik aus. Im Olympischen Dorf aßen sie mit Athletinnen und Athleten zu Mittag, in der Küstenstadt Gangneung verbrachten sie eine Nacht bei Gastfamilien. Bewegend war auch der Besuch in der Demilitarisierten Zone an der Grenze zu Nordkorea. Olympische Wettkämpfe, der interkulturelle Austausch, Begegnungen und Einblicke in die Olympische Bewegung – diese Themen bestimmen traditionell das DOJL. Für die Deutsche Olympische Akademie (DOA) und die Deutsche Sportjugend als Organisatoren beginnen nun die Vorbereitungen für das nächste Olympische Jugendlager. Während der Sommerspiele 2020 in Tokio werden sich erneut junge Sportlerinnen und Sportler aus Deutschland auf den Weg machen, dieses Großereignis gemeinsam mit dem japanischen Sportnachwuchs zu erleben. Die dsj wird in Kooperation mit der DOA und den Freunden der japanischen Sportjugend wieder ein tolles Programm auf die Beine stellen. Wir freuen uns, dass das Jugendlager 2018 so erfolgreich über die Bühne gegangen ist. Vielen Dank an die DOA, insbesondere an Direktor Tobias Knoch, der das DOJL 2018 geleitet hat, sowie an den DOSB und an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die es gefördert haben.
Ihr Jan Holze Vorsitzender Deutsche Sportjugend
Der Traum Olympia wird wahr
Wir in PyeongChang Für 40 junge Sportlerinnen und Sportler ging ein Traum in Erfüllung. Sie waren vom 7. bis 22. Februar 2018 beim Deutschen Olympischen Jugendlager (DOJL) in Seoul und PyeongChang dabei, erlebten die Olympischen Winterspiele vor Ort. Die Eindrücke in Südkorea und der interkulturelle Austausch hinterließen Spuren, wie die Teilnehmenden selbst schildern: Durch die Begeisterung am Sport, die wir alle miteinander teilen, bildete sich schnell ein eingespieltes Team. Wir erlebten viele spannende, schöne und erlebnisreiche Momente, die uns immer in Erinnerung bleiben werden.
pischen Feeling in Korea angesteckt. Alle Freiwilligen, denen wir dort begegneten, waren aufgeschlossen, freundlich und überraschten uns mit ihrer Gastfreundschaft.
„Dankbar für die Chance“ Diese Offenheit und Motivation erfuhren wir ebenfalls bei den koreanischen Jugendlichen, mit denen wir in Seoul und Gangneung Kontakt aufnahmen. Sie zeigten uns ihre Stadt, ihr Land sowie ihre Kultur mit Freude und interessierten sich ebenso für die deutsche Kultur. So entwickelten sich einige Freundschaften, die in Zukunft hoffentlich trotz der großen Entfernung
40 Jugendliche erlebten die Olympischen Spiele hautnah
Neben interkulturellen Treffen und Meetings mit politisch und sportlich engagierten Persönlichkeiten erhielten wir die Chance, die Wettkämpfe hautnah mitzuerleben. Dabei feuerten wir als Teil von Team Deutschland unsere Sportler/innen an, freuten uns aber auch über Siege anderer Nationen – ganz nach dem olympischen Gedanken. Es hat Spaß gemacht, an der Strecke oder im Stadion für Stimmung zu sorgen. Weiterhin empfanden wir es als große Auszeichnung, das Olympische Dorf und das Deutsche Haus besuchen zu dürfen. Durch den engen Kontakt mit den Sportler/innen wurden wir mit dem olym-
Bestand haben werden. Für viele aus dem Jugendlager wird diese Reise wohl unvergesslich bleiben und auch in Zukunft immer wieder für tolle Geschichten sorgen. Unzählige Dinge werden wir im Nachhinein erst richtig verarbeiten können. So schnell waren die zwei Wochen vorbei, und doch haben wir in so kurzer Zeit so viel erlebt, wie selten zuvor. Wir sind dem deutschen Sport sehr dankbar, diese einmalige Chance bekommen zu haben und hoffen, dass auch nachfolgende Generationen ähnliche Erfahrungen machen können und das Jugendlager fortgesetzt wird. www.olympisches-jugendlager.de
Im Deutschen Haus und Olympischen Dorf
Zu Hause bei Team Deutschland Im Deutschen Haus unterhielten sich die DOJL-Teilnehmenden mit dem DOSB-Präsidium. Einige hatten sogar die Möglichkeit, das Olympische Dorf zu besuchen. Der Essenssaal im Olympischen Dorf war mehr als beeindruckend. Hunderte Sportlerinnen und Sportler aus den verschiedensten Sportarten und Nationen tummelten sich an den Tischen. Es wurde gelacht, sich ausgetauscht oder ganz in Stille für sich alleine etwas Pause vom Trubel gesucht. Mittendrin waren am vierten Wettkampftag der Spiele 20 Teilnehmende des Deutschen Olympischen Jugendlagers. Überrascht zeigten sie sich vor allem vom Essensangebot, aus dem sie selbst probieren durften: „Ich hätte nicht gedacht, dass das Olympische Dorf Gerichte aus der ganzen Welt anbietet“, sagte Teilnehmerin Silke Fischer. Abseits des Essenssaals warfen die Jugendlichen einen Blick in das Quartier von Team Deutschland. Dabei trafen sie unter anderem die Biathleten Erik Lesser und Arnd Peiffer. „Der Tag war fantastisch, wir haben viele neue Eindrücke bekommen und durften viele Fragen stellen. Es war ein sehr schönes Gefühl, den Sportlerinnen und Sportlern so nahe zu sein, weil sie uns praktisch immer über den Weg gelaufen sind“, sagte Silke Fischer begeistert.
Es war eine unglaubliche Zeit mit einer mega Truppe und unvergesslichen Erlebnissen. Den Sportlern hautnah zu sein und sie von einer völlig anderen Seite kennen zu lernen, kann man mit Worten nicht beschreiben. Kim Laubscher Anschließend trafen sich alle DOJL-Teilnehmenden im Deutschen Haus mit Mitgliedern des DOSB-Präsidiums zu einer Gesprächsrunde. Alfons Hörmann beschrieb gleich zu Beginn, dass das Jugendlager im Team Deutschland deutlich wahrgenommen wird – und nicht nur dort: „Ihr seid bei manchen Wettkämpfen fast genauso oft im Bild wie die Sieger“, sagte der DOSBPräsident. Vor allem mit Blick auf die bislang gewonnenen Medaillen beschrieb er die Stimmung im Team als äußerst positiv, betonte aber auch, dass man nicht übermütig werden dürfe. Im weiteren Gespräch standen neben Hörmann die Präsidiumsmitglieder Jan Holze,
Ansteckende Freude und Begeisterung der Teilnehmenden wurden deutlich wahrgenommen
Walter Schneeloch und Petra Tzschoppe den Jugendlichen Rede und Antwort – von der Dopingproblematik rund um die russische Mannschaft über Anreize für eine Leistungssportkarriere bis zur Übermacht des Fußballs im deutschen Sport und dem
an Relevanz gewinnenden Thema E-Sport. Sie ermunterten die Jugendlichen, sich aktiv in Diskussionen rund um den Sport einzubringen und ihre Begeisterung für die Olympischen Spiele nach dem Jugendlager weiterzutragen.
Zwei Fragen an Christin Henke, Sprecherin der Landessportjugenden, stellvertretende Leiterin des DOJL 2018 Wie kann das Jugendlager helfen, die Olympische Idee zu vermitteln? Zwei wichtige Bestandteile sind aus meiner Sicht Information und Erleben. Bei Workshops haben wir mit den Teilnehmenden über die Olympische Idee und ihren heutigen Stellenwert diskutiert. Wir haben sie angeregt, auch kritische Fragen zu stellen und zum Blick hinter die Kulissen animiert. Themen wie Nachhaltigkeit oder Finanzierung wurden dabei nicht ausgelassen. In Südkorea konnten wir dann gemeinsam in die olympische Welt eintauchen, erlebten Euphorie und Tränen bei den Wettkämpfen, konnten mit Sportler/innen und Funktionär/innen ins Gespräch kommen und dort alle Fragen loswerden. Auch die Annäherung zwischen Süd- und Nordkorea während der Olympischen Spiele hat viele Teilnehmende beeindruckt. Ich bin der Überzeugung, dass dieses Gesamtpaket dazu beiträgt, dass die Teilnehmenden zu Botschafter/innen für die Olympische Idee werden, aber nicht blauäugig und alles hinnehmend, sondern auch mit dem notwendigen kritischen Blick. Was war für Dich der wichtigste und/oder emotionalste Teil des DOJL 2018? Am wichtigsten war es für mich, dass die Teilnehmenden eine tolle Zeit hatten und viel für sich mitnehmen konnten. Die Auswertungsrunde hat gezeigt, dass unser Programm mit der Mischung aus Wettkampfbesuchen, Gesprächsrunden, Aktionen mit koreanischen Jugendlichen sowie Seminaren und Workshops in dieser Hinsicht sehr gut aufgegangen ist. Sehr emotional waren für mich die Wettkampfbesuche beim Biathlon und Skispringen. Ich bin ein großer Biathlon-Fan und habe zuvor noch nie einen Wettkampf live gesehen. Der Besuch beim Skispringen war besonders, weil wir als gesamte Gruppe dort waren und insgesamt eine großartige Stimmung herrschte. Die eine oder andere Träne ist bei mir auch beim Abschlussabend geflossen, als uns die Teilnehmenden mit einem selbstgedichteten Lied überraschten.
Treffen mit dem Bundespräsidenten
„Freue mich über Ihr Engagement“ Die Jugendlichen trafen Frank-Walter Steinmeier im Deutschen Haus. Im Gespräch unterstrich das Staatsoberhaupt die Bedeutung des Engagements im Sport für die Gesellschaft.
Mich hat das DOJL noch einmal motiviert, in meinem Sport und auch in der Schule alles zu geben. Luca Mayer Mit diesem Treffen hatten vor Beginn des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL) die wenigsten Teilnehmenden gerechnet. Gleich am zweiten Tag trafen die Jugendlichen und ihr Betreuerteam Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender im Deutschen Haus. Im lockeren Gespräch hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, direkt Fragen an das deutsche Staatsoberhaupt zu stellen. Dabei unterstrich Steinmeier die Bedeutung des Engagements der Jugend-
Frank-Walter Steinmeier im lockeren Gespräch mit den Jugendlichen
Deutsch-koreanische Freundschaften wurden geknüpft
lichen im Sport: „Ich freue mich, dass Sie sich auch abseits des eigenen Sports engagieren.“ Darüber hinaus erhielten die jungen Sportlerinnen und Sportler einen Einblick in die Aufgaben des Bundespräsidenten, der vor seiner Ankunft in Südkorea einen Staatsbesuch in Japan absolviert hatte. Maja Blümel, Triathletin aus Apolda, war von seiner Offenheit begeistert. „Der Bundespräsident und seine Frau waren sehr interessiert an unserem Sport und unserem Engagement. Sie waren sehr offen. Das hatte ich so nicht erwartet.“ Auch Bundespräsident Steinmeier blickte am Ende des Termins zufrieden auf den Austausch mit den Jugendlichen zurück. Mit dem Treffen in PyeongChang führt Frank-Walter Steinmeier die Tradition seiner Vorgänger fort. „Der Besuch des Bundespräsidenten und seiner Frau ist immer ein Höhepunkt des Deutschen Olympischen Jugendlagers. Wir freuen uns, dass der Bundespräsident diese Tradition fortsetzt“, sagte Jan Holze, Vorsitzender der Deutschen Sportjugend.
Für mich war es eine große Ehre für das Deutsche Olympische Jugendlager ausgewählt worden zu sein. Wir haben Dinge erleben dürfen, die nicht viele Jugendlichen erfahren und die uns vielfältige Einblicke im Bereich des Sports ermöglichen. Ich kann so viel aus dieser Zeit für mich mitnehmen und bin deshalb dankbar für jede ‚neu geöffnete Tür‘ durch das DOJL. Christin Görtler
Es waren beeindruckende Begegnungen mit Persönlichkeiten aus Politik und Sport. Durch den Austausch mit den koreanischen Jugendlichen und dem Besuch in der DMZ haben wir einen persönlichen Bezug zur Geschichte Koreas erhalten. Valentin Ruf
Deutsches Olympisches Jugendlager Deutsche Olympische Jugendlager werden zu Olympischen Spielen unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) durch die Deutsche Sportjugend (dsj) und die Deutsche Olympische Akademie (DOA) durchgeführt. DOA und dsj arbeiten hierbei eng zusammen. Die Federführung für die Jugendlager zu Winterspielen liegt bei der DOA, zu Sommerspielen bei der dsj. Die Teilnehmenden tauschen sich mit Persönlichkeiten aus Sport, Politik und Zivilgesellschaft aus, erarbeiten Themen in Workshops und erleben ein kulturelles Rahmen- und interkulturelles Begegnungsprogramm mit Unternehmungen zur Geschichte und Kultur des Gastgeberlands. Sie begegnen dessen Jugendlichen, besuchen olympische Wettkämpfe, das Olympische Dorf und das Deutsche Haus und sind vor Ort selber sportlich aktiv.
Grenzerfahrung - Besuch der Demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea Grenzanlagen, Konferenzräume und Propaganda. Eine Grenzerfahrung für alle Teilnehmenden. Blaue Baracken bilden die Brücke zwischen Nord- und Südkorea. In ihnen stehen viele Stühle und Tische. Zwei Räume für Dolmetscher/innen sollen für die Verständigung sorgen. Der große Konferenztisch im Zentrum des Raums ist genauestens platziert. Seine Mitte bildet die Grenze zwischen Nord- und Südkorea ab. Die Mikrofone laufen 24 Stunden und werden ständig abgehört. Es ist eine irreale Atmosphäre. Zwei Soldaten stehen wie angewurzelt in dem sonst leeren Raum und verziehen keine Miene. Und dazwischen bewegen sich die Teilnehmenden des Deutschen Olympischen Jugendlagers. Der Besuch der koreanischen Grenze war für viele ein beeindruckendes Erlebnis
Die blauen Baracken Immer wieder wechseln sie die Seiten des Tisches. Vom Norden gehen sie in den Süden und umgekehrt. Der Konferenztisch in den Baracken ist die einzige Möglichkeit, sich als Grenzgänger zwischen diesen beiden Nationen zu bewegen. „Die Atmosphäre bei den Baracken war besonders. Draußen schien die Sonne, es war ein schöner Tag. Dennoch hat man in der Gruppe Anspannung und Respekt für die Situation gespürt“, sagte Teilnehmerin Pauline Haag. Die blauen Baracken sind in der Demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea wohl das beeindruckendste Zeugnis der
Gegenüberstellung der beiden Nationen. Eingerahmt wird die Straße von zwei großen Gebäuden. Eines auf Seiten Süd-, eines auf Seiten Nordkoreas. Dabei wird auf jedes Detail geachtet. „Das südkoreanische Haus war einige Zentimeter größer als das der Nordkoreaner. Deshalb haben diese ein weiteres Stockwerk draufgesetzt“, erklärte Ricky Rodriguez, stationierter USSoldat, der die Jugendlichen zusammen mit zwei Kollegen durch die Demilitarisierte Zone führte. In einer Art Geisterdorf, das anscheinend nur aus Propagandazwecken auf nordkoreanischer Seite steht, befindet sich einer der
Die Atmosphäre bei den blauen Baracken war sehr besonders
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IMPRESSUM Gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP)
Herausgeber: Deutsche Sportjugend im DOSB e.V. V.i.S.d.P.: Jan Holze www.dsj.de @dsj4sport www.facebook.com/deutschesportjugend
größten Fahnenmasten der Welt mit einer überdimensionierten Fahne Nordkoreas. Neben dem optischen Signal „Hier sind wir“ schickt Nordkorea auch akustische Fingerzeige über die Grenze. 24 Stunden lang spielen Lautsprecher im Dorf nordkoreanische Propagandamusik. Diese hört man fast in der gesamten Region. „Diese Propaganda war wirklich unglaublich. Das Dorf ohne Einwohner, die Musik und dann noch ein Tourbus ganz ohne Menschen. So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte Teilnehmer Robin Rücker. Begleitet und geführt wurden die Jugendlichen auf ihrer Tour an der Grenze von Stabsfeldwebel Alexander Scherfling, der in Korea im Militärstab der Deutschen Botschaft arbeitet. Abseits der Erklärungen der US-Soldaten und ihres Kollegen aus Neuseeland gab der Bundeswehrsoldat weitere Einblicke an die Jugendlichen weiter. „Achtet auf die verschiedenen Bunker- und Geschützanlagen. Einige von denen sind verlassen, da das Feld um sie herum vermint ist.“ Für die Teilnehmenden war der Besuch an der koreanischen Grenze ein einschneidendes Erlebnis. Geschlossene Grenzen kennen sie meist nur aus Erzählungen und den Geschichtsbüchern. „Es ist schon skurril. Das andere Land ist so nah, dass man rübergehen könnte. Aber es geht nicht“, fasste Luca Mayer die Grenzerfahrung in Korea zusammen.
Redaktion: Gisela Nüssler Otto-Fleck-Schneise 12 60528 Frankfurt a. M. Telefon: 0 69 / 67 00-333 E-Mail: nuessler@dsj.de Satz & Gestaltung: www.amgrafik.de Fotos: DOA, DOJL
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