Sportwoche (43)

Page 1

KOSTENLOS & ABOFREI

Ausgabe KW43/2014 Impressum

SPORTWOCHE

Foto: report­dresden.de

Angekommen in Liga Drei G Eislöwen Sensationssieg im Derby HSV Lok Nun muss die Lok auswärts dampfen Dynamo Was wurde eigentlich aus... Titans Rebounds und Verteidigung Historie Dynamo vor 30 Jahren

anz viele Fans ver­ standen zum Anfang der Saison nicht so richtig, wenn immer wieder betont wurde, wie eng diese Liga doch ist und wie wichtig eine Portion Drittligaerfah­ rung sein wird. Beim 0:0 gegen Fortuna Köln wurde sehr gut sicht­ bar, was die Verantwortli­ chen gemeint hatten. Rückschläge in einem jungen Team sind die eine Sache, aber die andere ist eben diese ganz spezielle Spielweise in Liga drei. Hier gewinnt eben nicht die Mannschaft, welche am schönsten spielt, hier wird auch mal hingelangt und schmutzige Siege sind an der Tagesordnung. Schmutzige Unentschie­ den genauso, denn für

Fortuna Köln war ein Punkt in Dresden wie ein Sieg. Gerade die letzten Minu­ ten verteidigten sie mit Mann und Maus. Catenac­ cio auf Drittligaart. Nichts für Fußballfeinschmecker, nichts für Ästheten, Kampf pur und Ergebnisfußball. Das ist die dritte Liga und in dieser ist Dynamo nun angekommen. Fortuna wird nicht die letzte Mannschaft sein, die das so gegen Dynamo spielen wird. Es gilt daraus zu lernen, einen Weg zu finden auch solche Spiele noch zu gewinnen. Genau diese werden am Ende den Unterschied machen. Schön spielen können viele Teams, indivi­ duelle Klasse haben auch Chemnitz, Stuttgart oder

Bielefeld aufzubieten. Doch auch die haben alle genau das gleiche Pro­ blem. Zum Glück für Dynamo, denn der Rest spielte wirklich unerwartet und so konnte Dynamo tatsächlich auf den 3. Platz nach oben klettern. Die Kickers verloren gleich mit 1:5 gegen den Stadtrivalen Stuttgart II und Wehen Wiesbaden lies sich von der zweiten Mannschaft von Mainz die Punkte klauen. Nun müsste wirklich der letzte verstanden haben, was es heißt: „Jeder kann jeden schlagen.“ Es bleibt spannend bis zum letzten Spieltag, das ist jetzt schon vorauszusehen ganz ohne Glaskugel.


Die Daseins­Berechtigung des Maulkorbs

Der erst 18jährige Robin Fluss spielte mit Fetsch auf der Dop­ pelsechs. Foto: Imago

E

r kam wie aus dem Nichts. Vor dem Spiel gegen Fortuna Köln kannte kaum einer der Dynamo Fans den 18jäh­ rigen Robin Fluss. Doch genau genommen fiel dieser Robin Fluss nicht erst seit Samstag auf. Er spielte letzte Saison mit den B­Junioren (U17) in der 1. Bundesliga und musste schon früh in seiner Karriere einen ganz bitteren Abstieg hinneh­ men. Er führte diese Mannschaft als Kapitän in den Abstieg und so etwas prägt. Genauso der Start in die neue Saison. Mit der U19 steht er wieder sieglos am Tabellenende der Bundesliga. Robin Fluss gehört auch in dieser Mannschaft wieder zu den Leistungs­ trägern, doch um ihn herum fehlt noch ein klein wenig an Qualität. Diese U19 ist nicht vergleichbar

mit der golden schimmern­ den Generation Stefaniak, Pfanne, Baumann, Hage­ mann und Milde, welche nun bei den Profis oder in der U23 spielen. Wenn drei verletzt sind, freut sich der Vierte, könnte man ein altes Sprichwort umformulieren. Robin Fluss kam für alle überraschend auf die Dop­ pelsechs, nachdem erst Varianten mit Stürmer Tobias Müller und Mathias Fetsch die Runde mach­ ten. Am Ende entschied sich Böger einen gelernten Sechser zu nehmen. Wie sehr Robin Fluss ihn im Training überzeugt haben muss, zeigte auch die Tat­ sache, dass Franz Pfanne, als ebenfalls defensiver Mittelfeldspieler, keine Be­ rücksichtigung fand. Was Robin Fluss aus seiner Chance gemacht hat, dass konnte sich sehen lassen. Nicht selten

werden gerade die Debüt­ Vorstellung von nervösen Auftritten überschattet, doch nicht so bei dem Freitaler. Er zeigte keine Zurückhaltung, war stark in den Zweikämpfen und bereitete ein paar der leider wenigen Chancen an diesem Tag vor. Zum Schluss hätte er fast seinem Profidebüt die Krone mit dem Siegtor aufgesetzt, doch der Schuss aus der zweiten Reihe ging nur knapp vorbei. Das wäre vielleicht auch etwas zu viel des Guten gewesen, wenn man den Hype um seine Person am nächsten Tag sieht. Wie groß wäre der denn geworden, wenn er getroffen hätte? Trainer Stefan Böger verpasste seinem neuen Rohdia­ manten deshalb gleich einen „Maulkorb“. Dieser Einsatz kam ganz offenbar so schnell, dass für eine

2

kleine Medienschulung noch keine Zeit gewesen ist. Wie richtig das oftmals kritisierte Redeverbot war, zeigte das Medienecho in dieser Woche bereits. So schaffte es die Sächsische Zeitung tatsächlich Robin Fluss schon drei Tage nach seinem Debüt ir­ gendwie mit RB Leipzig in Verbindung zu bringen. Zitat: “Aber natürlich ist klar, worum es Stefan Böger geht. Man könnte mit der neuesten Entde­ ckung ja nicht nur über sein Debüt sprechen, son­ dern auch, wie seine Fa­ cebook­Likes von Dynamo und RB Leipzig zusam­ menpassen.“ Wer sein Facebook Profil durchstöbert, wird aber schnell merken, dass Dynamos Jüngster auch den FC Bayern München geliked hat. Mal sehen, wann die ersten Wechsel­ gerüchte aufkommen? Der Boulevard­Journalismus lässt grüßen. Spaß beiseite, das ist viel zu Ernst. Wer bislang nicht verstanden hat, wozu der Maulkorb für junge Spieler dient, der weiß es seit diesen vielleicht ein­ fach nur unbedachten Zeilen. Das Redeverbot sollte bestehen bleiben zum Schutz dieses jungen Spielers, dessen Alltag wahrscheinlich bald wieder der Abstiegskampf mit der U19 sein wird. Es sei denn, er setzt sich gegen Hartmann, Moll und Fiel im Training auch noch durch. Zu wünschen wäre es ihm, wobei die U19 dann einen herben Verlust einstecken müsste.


E

ine Art Jahrhundert­ spiel gab es am Freitag zwischen Crimmit­ schau und Dresden zu bewundern. Da müssen selbst eingefleischteste Eishockeykenner lange überlegen, ob und wann es so ein Spiel schon einmal gegeben hat. Es wird kaum welche in dieser Art geben. Denn das besondere ist nicht der 7:6 Sieg der Dresdner über die Westsachsen sondern die Art und Weise. Nach dem die Eislöwen nach einem 1:3 Rückstand nochmal auf 3:3 heranka­ men, zogen die Gastgeber aus Crimmitschau aber auf und davon und machten das Spiel eigentlich klar. 3:6 stand es aus Dresdner Sicht und auf der Uhr waren nur noch drei Mi­ nuten. Wer bitte glaubt da denn noch an einen Sieg? Die blau­weißen Dresdner taten es und ge­ wannen durch vier Tore von Sami Kaartinen (57.), Kris Sparre (59.), Joni Tuominen (60./PP.) und Arturs Kruminsch (60.) „Solche Spiele gibt es nicht allzu oft. Ich bin froh, dass ich heute auf der Ge­ winnerseite stehen darf und kann meiner Mann­ schaft für die Leistung in den letzten Minuten nur großen Respekt entge­ genbringen. Crimmitschau hat uns die Möglichkeit ge­ geben, wir konnten die Chancen am Ende nutzen. Dass unsere Jungs auf dem Eis aber an sich ge­ glaubt haben, ist das Wichtigste“, sagt Eislöwen­ Cheftrainer Thomas Po­ piesch. Am Sonntag trafen die Dresdner zu Hause in der EnergieVerbundArena auf die Ravensburg Tower­ stars und legten nochmal nach. Vor 2151 Zuschau­ ern feierten sie mit 3:2

3

Eislöwen gelingt Sensationsspiel weise unkonzentriert agiert. Das Spiel war des­ halb lange offen. Am Ende hatten wir das Quäntchen Glück auf unserer Seite, aber auch das haben wir uns in den letzten Wochen erarbeitet. Was mich freut, ist die Art und Weise, mit welchem Einsatz wir die Partien aktuell für uns entschei­ den“, sagt Eislö­ Stefan Chaput er­ zielte das 1:0 am Sonntag Foto: Spz

(1:0; 1:1; 1:1) den fünften Saisonsieg in Folge! Stefan Chaput hatte im ersten Drittel eine Über­ zahlsituation zum Dresd­ ner Führungstreffer genutzt (10.). Im zweiten Abschnitt gelang Maximili­ an Brandl für die besser in die Partie kommenden Ravensburger der Aus­ gleich (38.), doch Alex Tri­ vellato brachte den Gastgeber postwendend wieder in Front (39.). Im Schlussdrittel konnte Alex Leavitt zwar im Powerplay für den Gast ausgleichen (48.), doch Arturs Kru­ minsch traf erneut für die Blau­Weißen (56.) zum 3:2­Endstand. „Wie immer war Ravens­ burg ein starker Gegner, der auch dezimiert genü­ gend Qualität hatte, um uns einiges abzufordern. Wir haben sehr gut ange­ fangen, wollten uns früh im Ravensburger Drittel fest­ setzen. Anfangs ist dieser Plan gut aufgegangen, dann haben wir strecken­

wen­Cheftrainer Thomas Popiesch. Das nächste Spiel be­ streiten die Dresdner Eis­ löwen am Freitag, 24. Oktober (19.30 Uhr) beim EVL Landshut Eishockey. Am Sonntag, 26. Oktober (18.30 Uhr) empfangen die Blau­Weißen in der EnergieVerbundArena die Fischtown Pinguins Bre­ merhaven.

Mission Titelverteidigung H

eute geht es nun auch für die Volleyballerinnen des Dresdner SC los. Sie gehen als Titelverteidiger in die neue Saison und empfangen heute Abend in der MargonArena um 19.30 Uhr die Allianz TVV Stuttgart. Auch Trainer Alexander Waibl ist die Spannung anzumerken: „Endlich geht es wieder los! Die Vorfreude im Team ist groß, wir hoffen auf eine gut gefüllte Margon Arena. Gerade zum Beginn der Saison wird die Unterstützung der Fans besonders wichtig sein.“ Die umformierte Mannschaft hat gerade zu Beginn noch ein paar Nachteile, da viele der Spielerinnen mit ihren Nationalmannschaften

unterwegs waren. „Durch die Weltmeisterschaft ist uns letztlich nur eine knappe Woche geblieben, um mit dem gesamten Team zu trainieren“, so der Trainer, welcher die Fans deshalb um Verständnis bittet. „Wir müssen uns also bewusst sein, dass trotz des großen Potenzials der Mannschaft an der einen oder anderen Stelle auch Geduld gefragt sein wird.“ Anzeige


4

Jetzt muss die Lok auswärts dampfen W

enn es nicht läuft, dann läuft es eben nicht. So könnte man die letzten vier Heimspiele des HSV Lok fast zusam­ menfassen. Es war klar, dass nach vier sieglosen Spielen (1 Unentschieden) der Druck am Samstag sehr hoch sein würde. Dass der Druck nach der erneuten Niederlage nicht noch größer wurde, dafür sorgte zum Glück die Konkur­ renz, welche es allesamt nicht schaffte sich aus dem Tabellenkeller zu be­ freien. Gleich viermal heißt es jetzt auf fremden Parkett die Punkte zu holen. Das ist eine neue Situation für die Mannen um Trainer Petr Hazl, welche sich

letzte Saison auswärts eben sehr schwer taten. Doch ob zu Hause oder auswärts, dass dürften momentan die kleinsten Sorgen des Trainers sein. Die Mannschaft findet mo­ mentan nicht so richtig zu­ sammen. Das sah auch Vladan Kovanovic nach dem Spiel so. Er sorgte mit einer fulminanten Aufhol­ jagd mit seinen vier Toren in den letzten drei Minuten dafür, dass es mit 30:32 am Ende viel knapper aussah, als es eigentlich war. „Wir müssen zusam­ men spielen. Es ist einfach schade, es hat wieder nicht gereicht.“ Die Ein­ schätzung, dass „...nur ein ganz klein wenig fehlte, um den Bock umzusto­ ßen“, teilten aber nicht alle

in der voll gefüllten „Hölle Ost“ auf dem Pirnaer Son­ nenstein. So unterschiedlich kann die Betrachtung zwischen Spielern und Zuschauern manchmal sein. Über das gesamte Spiel lief die Lok einem Rück­ stand hinterher und so etwas kostet Kraft. Kräfte, welche sich die dünn be­ setzten Pirna­Dresdner aber nicht leisten können. Die erneute Niederlage am fehlenden Dusan Mili­ cevic festzumachen, wäre auch zu einfach. Jiri Brecko war wieder einmal ein sehr guter Ersatz, wobei das Fehlen eines solchen Leistungsträgers kaum von einer Mann­ schaft in der dritten Liga wahrlich kompensiert

werden kann. Zudem stellt sich lang­ sam auch die Frage, wie stark war Mario Percin letztes Jahr im HSV­Tor wirklich? Dass er nicht mehr da ist, wird spürbar. Zwar waren die beiden Lok­Torhüter im letzten Spiel ganz gut dabei, aber am Samstag gegen Anhalt Bernburg bekamen sie kaum einmal die Hand oder den Fuß an den Ball. Der gegnerische Torhüter zeigte ihnen, wie es geht. Gerade zu Beginn der zweiten Hälfte zog er so manchen Zahn der Lok­ Angreifer. Und das macht eben am Ende auch mal zwei Tore Unterschied aus. Nun geht es am Samstag nach Bad Neustadt und einfacher


5 wird es nicht werden. Aber das war auch schon vor Beginn der Saison klar. „Wenn nicht jeder an seiner Leistungsgrenze spielt, wird es schwer mit dem Klassenerhalt“, betonte Lok­Manager Uwe Heller nochmal, wohl wissend, dass aber noch lange nichts verloren ist. Dass seine Mannschaft jetzt aber Auswärtspunkte sammeln muss, gefällt ihm genauso wenig wie den Fans. Aber vielleicht ist es auch genau das, was diese Mannschaft jetzt braucht um sich zu finden. Lange Reisezeiten, langes Beisammensein und Spiele ohne den Druck, der eigenen lautstarken Halle. Gutes Gelingen! Vier Tore schoss Vladan Kovanovic in den letzten drei Minuten, gereicht hat es leider nicht mehr. Foto:SpZ

Hurra, Hurra, das Freistoßspray ist da!

E

s gab wohl keinen Platz, auf welchem beim ersten Einsatz des Freistoßsprays nicht höh­ nischer Beifall und Ge­ lächter erklang. Zur Weltmeisterschaft schon umstritten war es doch noch weit weg aus unse­ ren Stadien. Als es dann noch hieß, die Sprays kommen nicht durch den TÜV, machte sich die ge­ samte Erfindung, die ei­ gentlich kein Mensch geschweige denn die Spieler oder Schiedsrich­ ter wirklich brauchten, komplett lächerlich. Nun ist es aber da und wird auch nicht mehr weg­ zudenken sein. In ein paar Jahren haben sich dann alle an den Unsinn ge­ wöhnt. Jede Halbzeit be­ kommt der Schiri eine neue Flasche. Ein gutes

Geschäft für den Herstel­ ler, aber auch gut für die Schiedsrichter, denn die würden so ziemlich dumm aus der Wäsche gucken, wenn es plötzlich leer wäre. Hohn und Spott wären vorprogrammiert. Doch das wird wahr­ scheinlich auch mit nur einer Flasche pro Spiel kaum passieren. Zu selten wird es dazu tatsächlich benötigt, um die 9,15Meter der Mauer vor dem Frei­ stoßschützen auf dem Rasen zu markieren.

Hallo! Sie da! Ja Sie... ...Sie, der jetzt gerade hier drauf schaut! Diese Werbefläche nicht nur von gesehen!

wird Ihnen

Werbung in der Sportwoche kommt an und ist günstiger als Sie vielleicht gerade denken. kontakt@sportzeitung­online.de oder (0351)33 45 63 21 Impressum Die Sächsische Sportzeitung UG (haftungsbeschränkt) Dieselstraße 24 HH, 01257 Dresden Eingetragen im Handelsregister: HRB31700 Geschäftsführer: Andreas Rohde Tel.: 0351 – 33 45 63 21 kontakt@sportzeitung­online.de Ust­ID: DE287555733 Redaktionsleitung: Andreas Rohde, Geschäftsführer und Chefredakteur der Sächsischen Sportzeitung UG (haftungsbeschränkt) ist inhaltlich verantwortlich gemäß § 5 TMG. rohde@sportzeitung­online.de

Foto:Imago


6

Weder Erdbeben noch Schock Mit dem neuen Titans­Präsidenten Falk Thümmrich sprach Andreas Rohde

D

ie Entwicklung der Dresden Titans in den letzten Jahren war beispielhaft. Mit dem Auf­ stieg in die 2. Basketballli­ ga ProB und eine Saison später dem erreichen des Viertelfinales in den Playoffs lösten sie einen kleinen Basketballboom in Dresden aus. Die Heim­ spiele sind gut besucht und die stimmungsvolle Atmosphäre lässt manch anderen Verein schon etwas neidisch blicken. Doch leider sorgten die Dresden Titans in den letzten Wochen nicht nur für positive Schlagzeilen. Vom „Titans­Schock“ und

„Erdbeben“ war in den Dresdner Boulevard­ Medien zu lesen, Quere­ len im Vorstand und letzt­ lich eine Neuwahl des Gremiums beschäftigte manche Zeitung mehr als das sportliche Gesche­ hen. Tatsächlich traten drei ehemalige „Macher“ der Titans zurück. Ein neuer Vorstand wurde ge­ wählt. Alles ganz regulär und demokratisch. Dass dies natürlich immer für verschiedene Lager sorgt und unterschiedliche Be­ urteilungen dazu herr­ schen, ist im Grunde eine völlig normale Sache, wenn es zu solchen Ver­

änderungen kommt. Wir sprachen mit dem neu gewählten Präsiden­ ten Falk Thümmrich über das was in den letzten Wochen ablief und ob die Schlagzeilen vielleicht doch etwas übertrieben waren. Von einem Erdbeben und Schock, so scheint es zumindest ein paar Tage nach dem ganzen Theater, kann nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil, es scheint, als hätten die neuen Macher der Titans, einen konkreten und nach­ vollziehbaren Plan.

Foto: SpZ

Es wurde viel von Un­ stimmigkeiten mit den nicht mehr zur Wahl an­ getretenen Vorständen berichtet. Was ist da wirklich dran? Es gibt einen neuen Vorstand, welcher zur Mit­ gliederversammlung ge­ wählt wurde. Das ist passiert, weil es tatsäch­ lich im Vorfeld Differenzen gab. Wir haben im alten Vor­ stand soweit, wie das möglich war, versucht pro­ fessionell mit der Situation umzugehen, hatten sogar lange Zeit die Hoffnung, dass alles intern klären zu


7 können. Letzten Endes gab es das letzte halbe Jahr immer mehr Differen­ zen. Diese lagen aber ein­ deutig nicht im finanziellen oder strukturellen Bereich, da gab es meist einstimmi­ ge Entscheidungen. Wo herrschte denn Un­ einigkeit? Es gab vor allem Diffe­ renzen im zwischen­ menschlichen Bereich und in der Sozialkompetenz, z.B. im Umgang mit unse­ ren Trainern, Angestellten und ehrenamtlich Be­ schäftigten, welche alle einen wesentlichen Anteil an der guten Entwicklung des Vereins haben. Einige meinten über andere hinweg bestimmen zu dürfen ohne den bas­ ketballerischen Sachver­ stand dazu zu haben. Das ist eins der großen Mankos in der Vergangen­ heit gewesen. In dem zuletzt fünf Mann starken Vorstand gab es keinen mehr, der wirklich über Basketball­Erfahrung verfügte. In zukünftige Entschei­ dungen müssen aber ganz einfach Leute, die aus dem Basketball kommen, einbezogen werden und die haben wir ja in unse­ rem Verein. Da muss ich aber mal kurz nachfragen. Herr Henneberg und Herr Schreiber, welche sich ja eben nicht mehr zur Wahl gestellt haben, wurden doch vor ein paar Jahren nicht wegen ihres Basketball­Sach­ verstandes in den Vor­ stand gewählt, sondern aus anderen Gründen, wie beispielsweise gute Kontakte zur Dresdner Wirtschaft. Ja und wir sind beiden auch sehr dankbar für das,

Aber um jedes Jahr in dieser Liga spielen zu können, brauchen wir auch in jedem Jahrgang gute Spieler im eigenen Nachwuchs bzw. aus der Kooperation mit den ande­ ren Vereinen der Region. Das war eben ein Thema, welches in diesem alten Vorstand nicht möglich war zu besprechen. Da wurden die Leute, welche dahingehend Ideen und Konzepte haben, ein­ fach nicht mit einbezogen. Wir müssen die Talente gezielt fördern, damit diese Wo hat es denn kon­ perspektivisch nicht nur in der JBBL, sondern irgend­ kret gehapert? wann auch einmal in der Wenn man wirklich ein Regionalliga oder im Ideal­ größerer, anerkannter und fall in der ProB spielen sportlich erfolgreicher können. Verein werden will, gehö­ Nun geht es natürlich ren Dinge dazu, wie Ju­ um finanzielle gendarbeit und die auch gezielte Förderung von Dinge. Es hieß mit dem einiger den Talenten, die wir in der Ausscheiden Region haben. Dazu Vorstände würden auch müssen wir die Rahmen­ Sponsoren abspringen. bedingungen schaffen, um Was ist da dran und wie eine gute Talentförderung können Sie die Fans da­ machen zu können. Nach­ hingehend beruhigen? wuchsarbeit fand im Vor­ Dass es Folgen haben stand jedoch bislang kaum Raum, um diese weiterzu­ wird, wenn jemand mit persönlichen Kontakten entwickeln. aus dem Vorstand aus­ Das überrascht jetzt scheidet und dies vielleicht etwas, denn gerade auch nicht ganz freiwillig letzte Saison gab es mit tut, war ja absehbar. der Teilnahme an der Ju­ Ebenso kam es ja auch gendbasketball Bundes­ nicht überraschend, wenn liga doch eigentlich nur Sponsoren, die im direkten Umfeld gute Meldungen aus der persönlichen Jugend, zudem ist die dieser Personen angesie­ Jugendabteilung doch in delt sind, darauf reagieren. Wir sind natürlich mit den letzten Jahren allen größeren und wichti­ enorm angewachsen? gen Sponsoren bereits im Ja, das ist richtig. Der Gespräch. Die meisten Jugendbereich ist auch Verträge sind für die lau­ zweifellos einer der am fende Saison aber bereits größten gewachsenen Be­ abgeschlossen und da gibt zumindest keinen reiche im Verein und auch es der letzte sehr gute Jahr­ akuten Handlungsbedarf. gang in der JBBL hat eine Auf der anderen Seite gibt wichtige Rolle gespielt. es tatsächlich einen mittle­ Das hat die Jugendarbeit ren und drei, vier kleiner noch interessanter ge­ Sponsoren, welche ange­ kündigt haben ihr Sponso­ macht. was sie für den Verein ge­ leistet haben. Das ist auch vollkommen unstrittig. Es gehört zu so einem Verein, der sich in den letzten 10 Jahren enorm entwickelt hat, aber auch eine Wei­ terentwicklung dazu. Wir wollen ja nicht auf dem Stand von jetzt stehen bleiben, sondern weitere Schritte gehen. Da gehört eben nicht nur Geld und Sponsorenakquise dazu, sondern ein über­ zeugendes Gesamtkon­ zept.

ring zurückzuziehen. Aber das sind alles keine über­ raschenden Dinge, son­ dern Sachen, wo wir durchaus Alternativen haben und wir fest von ausgehen, dass wir das kompensieren können und mit unserem Konzept viel­ leicht sogar weitere Spon­ soren dazu gewinnen werden. Sie sind für die nächs­ ten drei Jahre gewählt. Woran können wir sie danach messen? Wir wollen auf gar keinem Fall an irgendeiner Stelle Rückschritte machen. Ziel ist es in drei Jahren mindestens noch in der 2. Bundesliga­ProB zu spielen und ein durch­ dachtes und kommuni­ ziertes Basketball­ Gesamtkonzept erfolg­ reich zu verfolgen. Wir wollen unser Aus­ hängeschild der ProB­ Mannschaft genauso wei­ terentwickeln, wobei ich jetzt wirklich nicht das Ziel Aufstieg ausgeben will, denn dazu bedarf es schon einiger Sachen, wie sportliche, finanzielle und organisatorische, die zu­ sammenkommen müssen. Dass kann sich ergeben, muss es aber nicht. Wir haben zwar Ideen und Vorstellungen, aber das ist alles heute noch nicht ab­ sehbar. Die Förderung der eige­ nen Talente sprach ich ja bereits an, ein weiter wichtiger Punkt ist die Weiterentwicklung des gesamt Basketballs in Dresden, wozu eine gute Zusammenarbeit mit allen anderen Dresdner Verei­ nen gehört. Dazu viel Erfolg!


8

Augenmerk auf Rebounds und Verteidigung D

ie Dresden Titans haben eine Nieder­ lagenserie zu verdauen. Am Freitag verloren sie in Braunschweig mit 60:77 und auch Sonntag in der heimischen MargonArena war gegen Rostock der Wurm drin. Mit 70:85 mussten sie sich dem Aufsteiger geschlagen geben. Während die Dresdner in Braunschweig von Anfang an den Punkten hinterher liefen und nur im zweiten Viertel gegen die mit vielen Doppelstartern aus der 1. Bundesliga spielenden Gastgeber mit­ halten konnten, begannen sie am Sonntag vor heimi­ schen Publikum stark. Doch dann ließ sich die

junge Dresdner Truppe wieder zu schnell aus dem Konzept bringen. „Wir hatten uns heute klar mehr ausgerechnet. Nach einem soliden Start waren wir durch eine früh­ zeitige Foul­Belastung verunsichert und haben bis zur Halbzeit den Faden überhaupt nicht wiederge­ funden“, so der Head­ Coach. Viele unnötige Ballver­ luste brachten die Rosto­ cker ins Spiel, welche ihrerseits mit schnellem Umschaltspiel die Dresd­ ner Defensive vor enorme Schwierigkeiten stellte. In der zweiten Hälfte lief es für die Dresdner besser, doch „...Rostock schaffte es immer wenn

wir dran waren, einen guten Wurf zu erspielen oder einen schwierigen Wurf zu treffen“, so Krzy­ winski weiter. Am Ende lagen die Blau­Weißen genauso aussichtslos zurück, wie schon am Freitag in Braunschweig. Während es ihnen dort nicht mehr gelang ins Spiel zu finden, setzten sie unter der An­ feuerung der 842 Zu­ schauer in Dresden noch einmal zum Endspurt an, doch 23 Punkte Rück­ stand waren gegen solch einen starken Gegner ein­ fach zu viel. Am Ende blie­ ben 15 Zähler Unterschied und ein jubelnder Gäste­ trainer Sebastian Wild: „Wir haben für uns eine

überragende erste Halb­ zeit gespielt. Defensiv haben wir ein bisschen variabel agiert und Dres­ den hatte einige Probleme sich darauf einzustellen.“ Gerade Dresdens US­ Boys Smith und Butler verbesserten sich zum Freitag in Braunschweig deutlich. Doch auch die Steigerung von auswärts 12 Zählern auf heimstarke 24 und 25 Punkte war am Ende in der Gesamtbe­ trachtung zu wenig. Die schlechte Reboundstatistik sprach Bände. Da lagen die Rostocker mit 21 mehr gewonnenen Rebounds vorn! Am Samstag fahren die Titans zum SC Rist Wedel und bis dahin gilt es die


9 Gründe für diese Niederla­ genserie aufzuarbeiten, welche der Coach in der Unerfahrenheit und Unbe­ ständigkeit seines jungen Teams sieht. „Man hat es auch im Spiel gegen Ro­ stock wieder gesehen, dass diese Mannschaft zwei unterschiedliche Ge­ sichter hat. Sie sind sehr schnell verunsichert und durch Schiedsrichterentschei­ dungen leicht beeinfluss­ bar. Da schlägt uns unsere Unerfahrenheit und jugendliche Inkonstanz schon ein ganz schönes Schnippchen.“ Die größte Schwierigkeit liegt aber sicher darin, dass die Titans in jedem Spiel eine neue Baustelle eröffnen. Während sie in Braunschweig gut gere­ boundet und im Um­ kehrspiel stark verteidigt hatten, aber nicht trafen, machten sie dies wieder­ um zwar gegen Rostock besser, sahen aber bei den Rebounds und im

Umkehrspiel katastrophal aus. Und genau da wird Trai­ ner Krzywinski auch in dieser Woche ansetzen: „Wir müssten uns also mal entscheiden, was wir nicht gut machen möchten oder im Umkehrschluss zwei Sachen finden, die wir konstant gut machen“, sieht er das Ganze mit einer Portion Galgenhu­ mor, weiß aber natürlich worauf es ankommt. „Das muss natürlich erst einmal das Rebounding und die Verteidigung sein. Darauf können wir dann weiter aufbauen.“ Noch ist die Saison jung und Beiweiten alles noch möglich. Das Ziel heißt nach wie vor Playoffs. Ein Sieg würde schon reichen um wieder über dem be­ rühmten Strich zu stehen, von Abstiegskampf kann zum Glück noch lange nicht die Rede sein. Phillipp Lieser setzt sich durch Foto:SpZ

Eisenach verliert gegen FCO Neugersdorf mit 0:10!

D

abei war der FC Ei­ senach so gut wie noch nie in die Saison der NOFV Oberliga gestartet. Auf Tabellenplatz zwei sahen sich die Aufsteiger vor dem Spieltag. Gegner Neugersdorf ­ demnächst im Sachsenpokal gegen Dynamo Dresden ­ mit seinen vielen tschechi­ schen Verstärkungen, wie z.B. Jiri Stajner und Jan Nezmar, waren dagegen nur Dritter. Ein echtes Spitzenspiel sollte am Samstag stattfin­ den, doch dazu kam es nicht. Dem FC Eisenach

gingen im Vorfeld der Partie die Spieler aus. Weil gleich sieben Spieler des Kaders beim Präsi­ denten in der Firma ange­ stellt sind und dieser einen unaufschiebbaren Eilauf­ trag hereinbekam, muss­ ten sechs Stammspieler am Samstag arbeiten! Einer Spielverlegung auf Sonntag stimmte Neu­ gersdorf nicht zu mit der Begründung, dass am Sonntag wiederum die sieben tschechischen Leistungsträger arbeiten müssten. Klingt etwas zum

schmunzeln, aber es war das gute Recht der Lausit­ zer und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Be­ reits nach der ersten Halb­ zeit stand es 6:0 und bis zum Ende der 90 Minuten ging es für die tapferen Gäste, welche mit Spielern der Kreisoberliga antraten, nur noch darum, es nicht zweistellig werden zu lassen. Doch auch diese Schmach konnten sie letztlich nicht verhindern. Hoffentlich konnte wenigs­ tens der Eilauftrag des Chefs pünktlich erledigt werden.

Hat Dir die Sportwoche gefallen? Über ein

k ic Kl er hi

LIKE würden wir uns freuen


10 „Wer einmal Dynamo miterlebt hat, bleibt immer dran hängen“ Was macht eigentlich...?

Oliver Herber – Der mit dem eisernen Willen

E

s ist noch gar nicht so lange her und doch schon so weit weg, die Zeiten als „Oliver Herber Gesänge“ laut aus der Fankurve ins alte Dynamostadion schallten. Von 2003 bis 2008 war Oliver Herber Torwart der SG Dynamo, stand 13x in der 2. Liga im Kasten und 17x in der Regionalliga. Er setzte sich einst gegen Größen wie Ignaz Kresic und Darko Horvat durch. Genauso laut wie er einst gefeiert wurde, genauso leise verabschiedete er sich aus seiner Fußball­ Karriere. Was ihm jedoch gelungen ist, kann gar nicht hoch genug bewertet werden. „Wie komme ich denn zu der Ehre“, fragte Oliver Herber ganz bescheiden, als wir uns mit ihm zum In­ terview trafen. Dass er einst Fanliebling war, scheint dem immer noch bescheidenen Ex­Keeper nicht Grund genug für ein Interview zu sein. Uns aber schon. Denn es waren nicht nur seine sportlichen Leistungen, sondern vor allem sein Willen abseits der großen Öffentlichkeit, welche nicht nur den Dynamo Fans al­ lerhöchsten Respekt ab­ verlangten. Es war eine Nachricht, die für großes Erschre­ cken unter den schwarz­ gelben Anhängern sorgte. Oliver Herber hatte einen Schlaganfall! Es war im Jahr 2005 mit nur 23

Oliver Herber ­ Liebling der Fans Foto: Imago

Jahren! Er ging mit ein paar Problemen zum Arzt, ließ sich durchchecken und ging ohne Befund nach Hause. Als es nicht besser wurde und er weiter unter Koordinations­ störungen und Schwindel­ anfällen litt, wurde Herber stationär eingewiesen. Diagnose: Blutgerinnsel im Gehirn. Was für die meis­ ten Menschen das Ende ihrer sportlichen Träume bedeuten würde, hielt einen Oliver Herber aber nicht auf. Er kämpfte sich nicht nur zurück, sondern verdrängte auch die Kon­ kurrenz und wurde wieder Stammtorhüter der Dyna­ mos. Im Januar 2008 musste er einen weiteren schwe­ ren Schicksalsschlag hin­ nehmen. In einem Testspiel gegen Tsche­

chiens Erstligist Brünn ver­ letzte er sich an der Schulter so schwer, dass es sein endgültiges Karrie­ reende bedeutete. Ver­ sucht hat er ein erneutes Comeback trotzdem, doch er musste letztlich einse­ hen, dass es nicht mehr ging.

inzwischen die Wochenenden ohne Fußball mit der Familie.

Gesundheitlich geht es mir sehr gut, ich spiele immer noch bisschen Freizeitfußball um nicht dick zu werden und genieße ganz ehrlich auch

Nein, das bringt nichts und geht auch nicht mehr, da sollen mal andere ran. Ich bewege mich jetzt lieber bisschen.

Wo sieht man dich denn noch auf dem Bolzplatz ?

Als Stürmer in der dritten Mannschaft des VfL Pirna Copitz in der Kreisklasse. Wir sprachen im Einmal die Woche Interview mit ihm über die trainieren wir, es ist eine Zeit damals und was er gemütliche Runde und ab heute macht. und an haben wir ein Spielchen. Da geht’s Oliver, als erstes einfach nur um den Spaß. natürlich die Frage: Wie geht es dir heute, ge­ Aber im Tor stehst du sundheitlich? da nicht mehr?


11

Foto: Imago

Ein Comeback nach einem Schlaganfall, das schafft nicht jeder. Was hat dich da angetrieben weiter zu machen Viele andere hätte bei solche einer Erkrankung doch aufgegeben, du bist aber zurück ins Dynamo Tor gekommen? Es waren mehrere Faktoren. Zum einen war ich damals ja auch erst 23 Jahre alt und war auf deutsch gesagt noch richtig gallig, frisch und fit. Entscheidend war dann ein sehr gutes Ärzteteam um mich herum, welches mir auch die Zuversicht gegeben hat, Problemfrei zu sein. Wenn ich diese Resonanz nicht so eindeutig gehabt hätte, dass wirklich alles wieder in Ordnung ist, hätte ich es sicherlich auch nicht nochmal versucht. Aber ich hatte immer noch den Willen und die Lust weiterzumachen. Ich wollte es allen zeigen,

dass ich es doch nochmal schaffen kann. Den Willen hatte ich aber schon immer, unabhängig von dem Schlaganfall auch bei anderen Sachen. Zwei Jahre später bei der Schulterverletzung hattest du leider den Willen und die Kraft nicht nochmal? Der Wille war auf jeden Fall da, ob die Kraft mitgespielt hätte, weiß ich nicht, aber der Körper hat letztlich einfach nicht mehr mitgemacht. Jeder einzelne Muskel in der Schulter war abgerissen. Ich habe jetzt alles voll Metall in der Schulter und bin auch in der Bewegung eingeschränkt geblieben. Das ist als Torwart dann einfach nicht mehr machbar gewesen. Im neuen Stadion wolltest Du unbedingt das Eröffnungsspiel machen, hattest du

bisschen Wehmut als es dann soweit war und du nicht dabei warst? Ich war doch dabei (lacht), nur eben auf der anderen Seite. Aber im Ernst, dafür bin ich nicht der Typ zu, der dann zurückkommt mit „hätte wenn und aber“. Ich habe dann die Möglichkeit gehabt alles mal von der anderen Seite zu sehen, weil ich da mein Studium bei Dynamo gerade angefangen hatte. Ich hab ein BA Studium in Sportmanagement in der Zeit gemacht und die Praxisphasen bei Dynamo absolviert. Klar als die Verletzung passiert ist, ist eine Welt zusammengebrochen, aber es geht dann einfach irgendwie doch weiter. Wie ging es denn beruflich für dich weiter? Ich hatte das Glück auch durch meine Freundin,

welche mir recht schnell den Weg gewiesen hat, was überhaupt möglich ist. Selber muss man da ja auch irgendwie aus einem Loch geholt werden. Ich habe drei Jahre in Riesa, wie schon gesagt, Sport­ management studiert und dann beim VfL Pirna­ Copitz für drei Monate eine Stelle im Marketing angefangen. Als der da­ malige Geschäftsführer zum DOSB gegangen ist, habe ich diese Stelle be­ kommen und bin nun seit Dezember 2012 Ge­ schäftsführer des VfL. Ich hatte da auch biss­ chen Glück und viel Hilfe, über die ich sehr dankbar bin. Es war auch nicht ein­ fach, wenn ich alleine zurück denke, wie das war, mich mit deutlich Jün­ geren nochmal auf die Schulbank zu setzen und den Stoff, den die gerade aus der Schule hatten, nochmal nachzuarbeiten. Ich war ja 10 Jahre aus der Schule raus.


12 Das bringt mich zu einem Thema! Bist du denn aus heutiger Sicht froh, dass es zu deiner Zeit als Torwart solche Sachen wie Facebook in der Form noch nicht gab? Diese Sachen hatten wir auch schon, nur etwas anders. Es gab ja zu der Zeit auch schon genug Fanforen, wo sich nach den Spielen ausgelassen wurde. Aber ich finde das alles in Ordnung. Es hat jeder das Recht auf seine freie Meinungsäußerung und jeder Fan bezahlt eine Menge Geld, wenn er ins Stadion geht. Wenn die Spieler dann Müll spielen auf deutsch gesagt, müssen sie eben auch damit klar kommen, wenn es eine auf den Deckel gibt. Damit bin ich immer völlig entspannt umgegan­ gen. Es gehört einfach dazu. Und wer den Beruf ausübt, muss damit klar kommen. Aber ist es nicht gerade als Torhüter dann

Foto: Imago

auch schwer, wenn man weiß, alle warten irgend­ wie nur auf den nächs­ ten Fehler um die Diskussion zu starten? Man darf darüber nicht zu sehr nachdenken. Man muss sich immer deutlich machen, dass man viel weniger Fehler macht, als alle anderen auf dem Platz. Nur mit dem Unter­ schied, dass es da nicht gleich solche Auswirkun­ gen hat. Fehler passieren

halt, das dazu.

gehört

Du bist ja kein gebürti­ ger Dresdner, kommst aus Potsdam und bist Wie beurteilst nicht mit Schwarz­Gelb Du die aktuelle Si­ aufgewachsen. Was be­ tuation bei deutete dir Dynamo vor Dynamo? Hat Ralf deiner aktiven Zeit in Minge mit dem Dresden und was ist Umbruch alles Schwarz­gelb jetzt für richtig gemacht? dich? Dazu müssen wir uns ja nur die Ta­ bellensituation an­ schauen und was diese Mannschaft für einen erfri­ schenden Fußball spielt. Ganz augen­ scheinlich hat Dynamo da mit der Zusammenstellung zumin­ dest nicht viel falsch ge­ macht. Fakt ist aber auch, dass eine völlig neu zu­ sammengewürfelte Mann­ schaft auch ihre Rückschläge erleben wird, welche sie ja auch schon ab und an mal haben. Man sollte die Erwartungen wirklich nicht zu hoch schrauben, dass man jetzt gleich wieder aufsteigt. Das wäre wirklich eine ab­ solut unerwartete Nummer.

Ich kannte Dynamo vorher, na klar. Ich habe gegen Dynamo auch mit anderen Vereinen gespielt, vor allem bei Babelsberg bevor ich nach Dresden gekommen bin. Es ist aber nicht so, dass ich nun son­ derlich verfolgt hätte, was Dynamo macht. Dann kam ich nach Dresden und es ist wirklich keine Phrase, wenn ich sage, wer einmal Dynamo miterlebt hat, der bleibt immer dran hängen. Heute bin ich na­ türlich immer dabei, schaue was es Neues gibt, und versuche mir die Spiele wann immer es geht anzuschauen. Da kommt man nicht mehr von los. von Andreas Rohde

Historische Stadionführungen auch in den Herbstferien

D

as Dresdner Fuß­ ballmuseum bietet gemeinsam mit der Pro­ jektgesellschaft vom Sta­ dion Dresden auch in den am Montag (20.10.2014) begonnenen Herbstferien Historische Stadionfüh­ rungen an. Bei diesen circa 90 mi­ nütigen Führungen erhal­ ten die Besucher u.a. die Möglichkeit den Presse­ raum, die MIX­Zone, den Stadioninnenraum sowie die Pressetribüne in fast

30 Metern Höhe zu be­ sichtigen. Zusätzlich erfah­ ren die Besucher, an Hand mehrerer Ausstellungs­ stücke des Dresdner Fuß­ ballmuseums, wissenswertes zur Ge­ schichte des Dresdner Fußballs, der Entwicklung der Spielstätte an der Lennéstraße seit 1896 sowie natürlich alles rund um die SG Dynamo Dres­ den. „Gerade in den Ferien haben Kinder, Jugendliche

aber auch deren Eltern und Großeltern die Zeit für gemeinsame Erlebnisse und Ausflüge. Und dafür bietet sich natürlich auch das Stadion an der Lenné­ straße als Ziel an. Ge­ meinsam mit der Projektgesellschaft vom Stadion Dresden, werden in den Herbstferien mehre­ re Führungen für Besucher durchgeführt“, erklärt Jens Genschmar, Ge­ schäftsführer des Dresd­ ner Fußballmuseum.

Termine: 24. Oktober 2014 17:00 Uhr 27. Oktober 2014 10:00 Uhr 29. Oktober 2014 15:00 Uhr 31. Oktober 2014 17:00 Uhr

um um um um

Anmeldung erforderlich über die Stadion Pro­ jektgesellschaft Tel. 0351 25088­100 Preis: 8,­/ 4,­ Euro


13 Vor 30 Jahren in der Saison 1984/85 gab es gleich zwei starke Auftritte von Dynamo Dresden. Die erste spielte erwartungsgemäß ganz oben in der DDR Oberliga mit und die zweite Mannschaft sorgte als Aufsteiger in der zweiten Liga für Fuore.

Unsere Serie „Dynamo vor 30 Jahren“

DDR Fußball ­ die Achillesferse S

portlich war es vor 30 Jahren eine eher ruhige Woche bei Dynamo Dresden. Es war Länderspielpause und die viel besagte Ruhe vor dem Sturm, denn in der nächsten Woche kam der FC Metz nach Dresden und gleich danach Hansa Rostock. In dieser Woche spielten nur die zweite Mannschaft sowie Dixie Dörner und Ralf Minge in der National­ mannschaft gegen Jugo­ slawien. Dynamos Zweite musste gleich zweimal ran und setzte sich in Krumher­ mersdorf mit 3:0 und zu Hause gegen Gera mit 5:1 souverän durch. Mit 20:0 Punkten behaupteten sie weiterhin die Führung in der DDR­Liga (Süd) vor Fortschritt Bischofswerda! Die DDR­Nationalmann­

schaft verlor mit 2:3 gegen die starken Jugoslawen. Vor 63.000 Zuschauern im Leipziger Zentralstadion bot die Nationalmann­ schaft in ihrem ersten Qualifikationsspiel für die WM in Mexico 1986 dabei eine ordentliche Leistung. Am Ende reichte es aber weder gegen Jugoslawien noch für die Weltmeister­ schaft. Außer 1974 schaff­ te die DDR leider keine Teilnahme. „Ich glaube schon, dass es ein gutklassiges Spiel war, auch von uns. Der Fehler war, dass wir die Jugoslawen im Mittelfeld nicht rechtzeitig angriffen. Die Gegentore fielen nach Deckungsfehlern. Ich muss natürlich auch sagen, dass die Jugosla­ wen schwer zu stellen waren“, fasste Dixie Dörner im Interview mit dem Neuen Deutsch­ land das Spiel zu­ sammen. In der DDR machte sich dennoch große Ent­ täuschung breit. Das ND schrieb: „Hoffnun­ gen haben sich zer­ schlagen. Der DDR­ Fußball ist um eine Enttäu­ schung rei­

Ralf Minge im Spiel gegen Jugoslawien. Links das Programmheft von damals. Foto: Imago/Privat

cher. Auch in diesem Falle aber gilt: Die Überra­ schung traf nur den, der an ein kleines Wunder ge­ glaubt hatte. Die aber sind im internationalen Fußball rar geworden.“ Es war die Achillesferse des DDR­Sportsystems. Überall waren sie erfolg­ reich, holten unzählige Olympiasiege. Trotz dass die DDR­Clubs Dynamo Dresden, Lok Leipzig, Magdeburg, Jena und der BFC international immer

eine wichtige Rolle spiel­ ten, gelang es der Natio­ nalmannschaft außer 1974 und 1976 zu Olympia eben nie mehr im Weltfußball eine Rolle zu spielen. Nächste Woche lesen Sie in unserer Serie alles zum Europapokalspiel gegen Metz und wie darauf folgend gegen Hansa ein bisschen die Puste ausging. In der Sportwoche!


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.