Spital Oberengadin Ospidel Engiadin’Ota
IN FORMA SOMMER 2017
Das Informationsmagazin des Spitals Oberengadin
1. Jahrgang / Ausgabe 01 www.spital-oberengadin.ch/informa
1
2
EDITORIAL HEINZ SCHNEIDER
Liebe Leserinnen und Leser Sie halten die erste Ausgabe unseres neuen Magazins IN FORMA in den Händen. Es erscheint nun in halbjährlichem Rhythmus und informiert Sie über Neues vom und rund um das Spital Oberengadin, aber auch zu Entwicklungen und Themen im kantonalen und schweizerischen Gesundheitswesen. Mit der Stiftung «Gesundheitszentrum Oberengadin» hat das Spital eine neue Rechtsform erhalten. Dies bedeutet den Aufbruch in unbekannte Gewässer – in ein neues Zeitalter für uns und unsere Region.
Mit dem Magazin IN FORMA nehmen wir
Mit der Einführung der neuen Spitalfinan-
Sie gerne mit auf diese Reise. Navigieren
zierung und der Fallpreispauschale (DRG)
Sie mit uns durch die Höhen und Tiefen
ist das gesamte Gesundheitswesen in
des Gesundheitswesens, erfahren Sie
Bewegung geraten und wird es künftig
Interessantes aus dem Spital Oberengadin
auch bleiben. Stetige Entwicklung ist
und über die Gesundheit im Allgemeinen.
angesagt. Eine weitere Herausforderung
Diese geht schliesslich jeden etwas an. Für
stellt das Leitbild des Gesundheitsamtes
Anregungen und Meinungen sind wir
Graubünden dar, das die Bildung von
offen. Und vor allem: Bleiben Sie in Form!
Gesundheitszentren und Kooperationen mit anderen Spitälern im Kanton vorsieht.
Eine allzeit anregende Lektüre wünscht
Unser Schiff hat bereits Fahrt aufgenommen und wird uns in eine anspruchsvolle
Ihr
und interessante Zukunft führen.
Heinz Schneider, CEO
3
INHALT
6
15
Neue Abteilung Frau-Mutter-Kind:
Vorsorgeuntersuchung:
Babyfreundlich und kindgerecht
Ein Krebs, der meist zu verhindern wäre
8
16
Aktuell
Gesundheitstipps:
10
Zusammengestellt von
Alters- und Pflegeheim Promulins:
18
Dr. med. Marek Nemec
Aktivierung und Pflege gehören zusammen
Interview mit Manuel Gwiss: «Eine gute Balance ist wichtig»
12 Interview mit Willy Oggier: «Es bleibt alles anders»
6
4
12
20 Ausbau Spital Oberengadin: Masterplan für mehr Selbst ständigkeit
24 Arbeiten im Spital Oberengadin: 31 verschiedene Berufe auf 6 Stockwerken
26 Im Gespräch mit Frank Holfeld:
IMPRESSUM In Forma Das Informationsmagazin des Spitals Oberengadin 1. Jahrgang/Ausgabe 01 Herausgeber Spital Oberengadin
Der Olympiamacher
Auflage 12 200 Exemplare
28
Konzept und Entwicklung SPOT Werbung, St. Moritz
Zahlen und Fakten
29 Service
Texte/Redaktion SPOT Werbung, St. Moritz Franz Thomas Balmer (fb) Jacquline Bommer (jb) Dario Cantoni (dc) Fotografie Daniel Martinek, u. a. Gestaltung Layout SPOT Werbung, St. Moritz Das In Forma erscheint auch als Online-Ausgabe unter www.spital-oberengadin.ch/informa www.spital-oberengadin.ch
5
NEUE ABTEILUNG FRAU-MUTTER-KIND
SPITAL OBERENGADIN: BABYFREUNDLICH UND KINDGERECHT Seit Dezember 2016 ist das zweite Obergeschoss das Kompetenzzentrum für die Behandlung von Frauen, Müttern, Neugeborenen und Kindern im Spital Oberengadin. Was wurde beim Umbau verändert, und welche Vorteile bietet die neue Station Frau-Mutter-Kind? Ein Einblick. Mit dem Umbau im zweiten Obergeschoss fasst das Spital Oberengadin die ambulante und stationäre Pädiatrie, die Neonatologie, Gynäkologie und Geburtshilfe in der gemeinsamen Station Frau-Mutter-Kind zusammen. Die Optimierung der Infra struktur bringt die vier Kernteams
räumlich zusammen, fördert damit die interdisziplinäre Zusammen arbeit und begünstigt die ganzheit liche Versorgung von Frauen, Müttern, Kindern und Jugendlichen. Vor dem Umbau waren die P ädiatrie und Neonatologie am Spital Oberengadin in die Bereiche der Erwach-
senenmedizin eingegliedert und über mehrere Etagen verteilt. Die neue Struktur im zweiten Obergeschoss vermeidet künftig die Verlegung der Mutter auf die Intensiv pflegestation und die damit verbundene Trennung vom Säugling nach der Geburt.
Die neuen Wochenbettzimmer verfügen über eine Dusche mit WC und eine Wickeleinheit.
6
Kindgerechte Zimmer für die Pädiatrie Bislang fehlte im Spital Oberengadin eine stationäre Einrichtung mit Zimmern, die speziell auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen abgestimmt sind. Die Vision von einem kindgerechten Angebot wurde in der Pädiatrie der neuen Abteilung Frau-Mutter-Kind umgesetzt. Die stationäre Pädiatrie bietet ein Spielzimmer, neue Untersu chungszimmer sowie kindgerechte Einzelzimmer. Für Dr. med. Cathrin Büchi, Leitende Ärztin der Pädiatrie und Neonatologie, bietet die neue Abteilung entscheidende Vorteile: «Bis anhin wurden die kranken Kinder auf einer anderen Abteilung betreut als die gesunden Neuge borenen. Durch die räumliche Zusammenführung wird die kinderspezifische Pflege neu von einem Team abgedeckt, was zu einer Ressourcenoptimierung führt. Da Kinder nicht einfach «kleine Erwachsene» sind, stellt ihre Betreuung und die Gestaltung des Alltags im Spital ganz andere Anforderungen an die Pflegefachpersonen. Durch dieses Verständnis und die entsprechenden Anpassungen können wir auf der neuen Abteilung als Team zu
jeder Zeit eine individuelle, alters entsprechende Pflege der Kinder gewährleisten.» Und auch für die Pflege bringt die neue Abteilung Vorteile: «Da die Pflegerinnen und Pfleger durch die Betreuung von Wöchnerinnen und deren Kindern wissen, wie sich ein gesundes Neugeborenes verhält, fällt es ihnen leichter, Auffälligkeiten zu erkennen und entsprechende Schritte einzuleiten. Das ist gerade in dieser Altersgruppe von besonderer Bedeutung, weil sich der Zustand der Kinder in diesem jungen Alter sehr schnell verschlechtern kann», so Dr. med. Cathrin Büchi. Ausgezeichnet mit UNICEF-Label Das Spital Oberengadin ist als einzige Klinik im Kanton Graubünden mit dem UNICEF-Label «baby friendly hospital» ausgezeichnet. Die zen tralen Qualitätskriterien sind die Mutter-Kind-Beziehung zu stärken, das Stillen zu fördern und das Gesundheitspersonal laufend aus und weiterzubilden. Mit der hohen Pflege- und Betreuungsqualität in der Geburtshilfe und der ambu lanten Nachsorge trägt das Spital Oberengadin zu einem optimalen Lebensstart bei. Darüber hinaus ist
die Pädiatrie der Abteilung FrauMutter-Kind nach dem Qualitätsmassstab der Vereinigung «Kind und Spital» sowie der EACHCharta «Kinder im Spital» für die entwicklungs bedingten und altersspezifischen Bedürfnisse von Kindern eingerichtet. Schwerpunkte der Charta sind unter anderem die Möglichkeiten zur spielerischen Beschäftigung während des Spitalaufenthalts, die kindgerechte Zimmerunterbringung, die Betreuung durch ausgebildetes Fachpersonal und die stationäre Mitaufnahme e iner vertrauten Begleitperson. Neugestaltete Geburtsabteilung und Wochenbettstation Vom Umbau profitieren auch die Geburtsabteilung und die Wochenbettstation. Die Räumlichkeiten der Abteilung Frau-Mutter-Kind bieten mehr Privatsphäre. Farbtöne aus der Natur und holzähnliche Baustoffe schaffen in den Räumlichkeiten eine vertrauensvolle und b ehütete Atmosphäre. Dank dem 24-Stunden-Rooming-in in den neu ein gerichteten Familienzimmern sind Mutter, Kind und wenn gewünscht auch der Vater rund um die Uhr zusammen. (jb)
Der neu gestaltete Empfang in der pädiatrischen Praxis
Das zweite Obergeschoss wurde hell und freundlich
Samedan.
gestaltet. 7
AKTUELL Abteilung Frau-Mutter-Kind Anfang Jahr hat das Spital Oberengadin die Abteilung Frau-Mutter-Kind eröffnet und verfügt seither über ein überregionales Kompetenzzentrum für die Behandlung von Frauen, Müttern, Neugeborenen und Kindern. Die neue Abteilung umfasst die Praxis für Kinderund Jugendmedizin, die stationäre Pädiatrie und Gynäkologie, den Gebärsaal, das Wochenbett sowie neu eingerichtete Familienzimmer mit 24-Stunden-Rooming-in. Die Zimmer sind nach der EACH-Charta «Kinder im Spital» eingerichtet. Darüber hinaus ist das Spital Oberengadin als erste und einzige Klinik im Kanton Graubünden mit dem UNICEF-Label «baby friendly hospital» ausgezeichnet. Dank interdisziplinären Visiten von Frauenund Kinderärzten gewährleistet das Spital eine ganzheitliche Betreuung von Mutter und Kind. Für stillende Mütter bietet das Spital zudem eine Stillberatung, eine Wochenbettbetreuung und ambulante Stillberatungs-Konsultationen. (jb)
Eines der neuen Wochenbettzimmer in der Abteilung Frau-Mutter-Kind.
Praxis für Kinder- und Jugendmedizin
Die beiden Kinderärtze Dr. med. Cathrin Büchi und Dr. med. Thomas Rubens.
8
Seit Dezember 2016 behandeln die Fachärzte des Spitals Oberengadin Kinder und Jugendliche an zwei Standorten: In der pädiatrischen Abteilung Samedan und der neuen Praxis für Kinder- und Jugendmedizin in St. Moritz. Das Spital Oberengadin hat die St. Moritzer Praxis vom Kinderarzt Dr. med. Bienentreu übernommen. Im Fokus der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen stehen Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen und aufklärende Gespräche. Dr. med. Cathrin Büchi und Dr. med. Thomas Rubens berücksichtigen bei der Betreuung die individuellen Entwicklungsbesonderheiten ihrer Patientinnen und Patienten sowie die aktuellen medizinischen Erkenntnisse und Leitlinien. Die beiden Fachärzte waren zuvor in leitenden Funktionen in der Schweiz, Österreich und Deutschland tätig. (jb)
Neue Physiotherapie-Praxis in Zuoz Per 1. Mai 2017 hat das Spital Oberengadin die PhysiotherapiePraxis von Herrn Engels übernommen und führt sie nun unter dem Namen «Physiotherapie Zuoz» weiter. In den erneuerten Praxisräumen bietet das erfahrene Physio-Team des Spitals Einzel- und Gruppentherapien sowie ein additives Training an verschiedenen Geräten. Mit der neuen Praxis kommt das Spital Oberengadin seinen Patienten aus dem Raum Zuoz, Zernez und dem Unterengadin entgegen. (dc) Physiotherapie Zuoz Chesa Pro Bosio B, La Passarella 63G, 7524 Zuoz Tel. +41 81 851 88 00, physio-zuoz@spital.net, www.physio-zuoz.ch
Manuelle Physio-Therapie löst Blockaden und Funktionsstörungen.
Zusammenarbeit in der Radiologie mit Spital Schiers
Die Dialyse ist ein Blutreinigungsverfahren zur Behandlung von Nierenversagen.
Spital Oberengadin übernimmt Dialysezentrum Das Spital Oberengadin übernimmt per Januar 2018 die Dialysestation Oberengadin in Samedan. Damit kann das regionale Gesundheitszentrum sein Angebot komplettieren. Die Dialysestation steht Anwohnern und Gästen zur Verfügung, ist mit modernen Geräten ausgestattet und wird vom Fachpersonal des Spitals Oberengadin betrieben. Ob die Dialysestation räumlich ins Spital integriert oder als Aussenstation beibehalten wird, steht noch nicht fest. (dc)
Das Spital Oberengadin und das Spital Schiers haben einen Kooperationsvertrag im Bereich der Radiologie abgeschlossen. Die wegwei sende Kooperation stellt für beide regionale Spitäler einen grossen Schritt nach vorne dar. Einerseits können die personellen Ressourcen (Röntgenfachpersonal und Radiologen) gemeinsam effizienter eingesetzt werden und andererseits findet dadurch ein permanenter Wissenstransfer zwischen den beiden Häusern statt, welcher die Qualität der radiologischen Untersuchungen und der Diagnostik zum Nutzen der Patienten optimiert. Im Zuge der Verhandlungen über die zukünftige Zusammenarbeit wurde auch eine zeitnahe Gesamt erneuerung der radiologischen Untersuchungs geräte im Spital Schiers beschlossen. Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Einrichtungen wurde ein MRI angeschafft. (dc)
Die Magnetresonanztomografie (MRI) bietet ein breites Spektrum an Untersuchungen. 9
ALTERS- UND PFLEGEHEIM PROMULINS
AKTIVIERUNG UND PFLEGE GEHÖREN ZUSAMMEN Doris Tanzer arbeitet seit fünf Jahren im Alters- und Pflegeheim Promulins in Samedan. Zu Beginn in der Pflege und seit drei Jahren als Leiterin Aktivierung. Wir haben Doris Tanzer bei einer Gedächtnistraining-Lektion begleitet und mit ihr über die Pflege der Zukunft gesprochen.
10
THEMA: PROMULINS
«Ich muss mir richtig etwas einfallen lassen. Mittlerweile kennen sie meine Tricks!», sagt Doris Tanzer schmunzelnd, kragselt auf den Tisch und klebt die rote Ratankugel mit doppelseitigem Klebeband an der Zimmer decke fest. Drei weitere Kugeln versteckt sie unter der Malstaffelei, über dem Bilderrahmen und zwischen der selbstgebastelten Fensterdekoration. Hier, im Trainingsraum vom Altersheim Promulins, findet am Mittwochmorgen die Lektion für Ge dächtnis training mit Doris Tanzer als Leiterin Aktivierung statt. Das Ziel dieser Betreuungsmassnahme ist es, auf spielerische Weise die kognitiven Fähigkeiten der Bewohner zu erhalten und zu fördern. So zum Beispiel mit dem Such- und Versteckspiel der Ratankugeln. Im September habe sie für das Aktivierungsprogramm zudem eine Rikscha von der Organisation «Radeln ohne Alter» erhalten. «Ich bin mit den Bewohnern überall herumgefahren. Sie winkten den Passanten zu und hatten unglaublich Spass! Das war ein besonders schönes Erlebnis», erzählt die 33-Jährige freudestrahlend. «Doch Aktivierung heisst nicht, dass du mit den Bewohnern ständig aktiv sein musst», führt die gebürtige Südtirolerin aus. «Für die Bewohner da zu sein, menschlich und bodenständig zu sein, ist ebenso wichtig. Das heisst, ihre Hand zu halten, sie anzuschauen, zuhören oder einfach dazusitzen und nichts zu sagen.» Such- und Versteckspiel Um 10 Uhr ertönt die Klingel im Altersheim Promulins: Zeit für das Gedächtnistraining. Pünktlich versammeln sich sechs Bewohnerinnen um den grossen Tisch in der Mitte des Trainingsraums. Alle erscheinen
hübsch zurechtgemacht und mit strahlenden Gesichtern. «Bun di!», ruft eine Bewohnerin beim Eintreten. Ein Lachen geht bei der rätoromanischen Begrüssung durch die Frauenrunde und zeigt, diese Damen verstehen sich ausserordentlich gut. Wie fit einige der Bewohnerinnen kognitiv noch sind, sehen wir bei der ersten Übung. «Findet ihr die versteckten Ratankugeln?», fragt Doris Tanzer mit einem verschmitzten Lächeln und geht im Raum umher. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. «Du bist gerade an einer vorbeigegangen!», ruft eine Bewohnerin und zeigt auf die rote Kugel zwischen der Fensterdekoration. Auch das ausgefallenste Versteck – die Kugel an der Zimmerdecke – bleibt an diesem Mittwochmorgen nicht unentdeckt. White Turf Mit der nächsten Übung aktiviert Doris Tanzer die Gedanken zu einem der wohl bekanntesten Grossanlässe im Engadin. «Was kommt euch zum White Turf in den Sinn?», fragt sie in die Runde. Schnell kommen Begriffe wie «Champagner», «Pelzmäntel» und «Pferde» von den Bewohnerinnen. Einige berichten ausführlich von ihrem letzten Besuch beim Pferderennen, andere bleiben stumm und hören lieber den Erzählungen ihrer Mitbewohnerinnen zu. Mit der dritten Übung erhöht Doris Tanzer den Schwierigkeitsgrad. Auf der Tafel steht «Pferdesport». Aus diesem Begriff sollen die Teilnehmerinnen möglichst viele neue Wörter bilden. Mit konzentrierten, angestrengten Gesichtern schauen sie auf die elf Buchstaben. «So schwer war es noch nie!», stellt die Frauen-
runde einstimmig fest. Mit gegenseitiger Motivation und der Unterstützung von Doris Tanzer kommt es dennoch zum Erfolgserlebnis: Über 20 neue Wortbildungen stehen schlussendlich auf der Tafel. Aktivierende Pflege «Aktivierung ist keine einfache Aufgabe. Denn jeder Bewohner ist anders», so Doris Tanzer. Das sehen wir auch am Ende der Gedächtnistraining-Stunde, als eine Bewohnerin kurzzeitig die Orientierung verliert und sich geistig in der Vergangenheit befindet. Blitzschnell stellt sich die ausgebildete Pflegerin auf die neue Situation ein und führt die Dame mit vertrauensvollen Worten zurück ins Hier-und-Jetzt. Für die Zukunft wünscht sich Doris Tanzer, dass Aktivierung und Pflege mehr zusammenwachsen. Das Problem dabei seien die verschiedenen Schwerpunkte, die gesetzt werden. «In der Pflege ist es in erster Linie wichtig, dass der Mensch angezogen ist, gegessen und Medikamente genommen hat. In der Aktivierung steht die individuelle Beschäftigung des Menschen im Vordergrund», erklärt Doris Tanzer. Dennoch beginnt für sie die Aktivierung bereits in der Pflege. «Bettlägerige Menschen werden am Morgen beispielsweise gegen die Haarwurzel gewaschen, damit es belebend wirkt und am Abend in Richtung der Haarwurzel, damit es sie beruhigt. Zudem verwendet die Pflege am Morgen und Abend unterschiedliche Duschgels, damit der Mensch die Tageszeit anhand der zwei verschiedenen Düfte erkennt.» Denn je nach Gesundheitszustand des Bewohners kann das richtige Waschen ebenso aktivierend sein, wie die Suche von versteckten, roten Ratankugeln. (jb)
11
INTERVIEW MIT WILLY OGGIER
«ES BLEIBT ALLES ANDERS» Wohin bewegt sich das Schweizer Gesundheitswesen? Der Gesundheitsmarkt ist einer der grossen Wachstumsmärkte und gewinnt ökonomisch immer stärker an Bedeutung. Wegen der demographischen Entwicklung, aber auch wegen medizintechnischen Innovationen führt kein Weg daran vorbei, die vorhandenen Ressourcen möglichst effektiv und effizient einzusetzen. Wer Zusammenhänge erkennt, bleibt im Geschehen. Dr. oec. HSG Willy Oggier gilt mit über 20 Jahren im Geschäft als profunder Kenner des Gesundheitswesens und berät die Akteure der Branche mit seinen Einschätzungen, mit Hintergrundwissen und bezüglich Strategien. Wohin bewegt sich das Gesundheitswesen in der Schweiz? Heinz Schneider, CEO des Spitals Oberengadin, sprach mit dem ausgewiesenen Experten für Gesundheitsökonomie.
Herr Oggier, welches sind Ihres Erachtens die wichtigsten Treiber im schweizerischen Gesundheitswesen? Mögliche Treiber sind insbesondere der Alterungsprozess in der Bevölkerung, der eine andere Medizin verlangt. Dann aber auch die medizinische Entwicklung, die gekennzeichnet ist durch eine geringe Halbwertszeit des Wissens, weil wir es mit einer sehr innovativen Branche zu tun haben. Weitere Treiber dürften auch die Personalsituation sowie vermehrte Eingriffe in Richtung Staatsmedizin sein. Die beiden letztgenannten Faktoren dürften auch den Kosten- und Wirtschaftlichkeitsdruck erhöhen. Dies gilt umso mehr, wenn sich die Situation der kanto nalen Finanzhaushalte verschlechtert und Krankenversicherer und Spitäler zusammen nicht in der Lage sind, neue Versorgungs- und Zusatzversicherungs modelle auf die Beine zu stellen, um mehr wettbewerblichen Elementen zum Durchbruch zu verhelfen. Welche generellen Folgen lassen sich daraus ableiten? Spitäler und andere Leistungserbringer im Gesundheitswesen müssen die Angebote vermehrt zum künftigen Bedarf hin 12
«Besondere Heraus forderungen dürften in der Linderung der sich abzeich nenden Probleme der Patienten von morgen liegen.»
entwickeln. Dieser liegt einerseits in der vermehrten Ausrichtung auf chronische Erkrankungen, die oft jahrelang betreut werden müssen, und anderseits in der vermehrten Spezialisierung. Qualität wird zu einem wichtigen Erfolgsfaktor. Dies ist nicht nur eine ärztliche Aufgabe, sondern es geht auch um die Erfahrungen in der Pflege – im Fachjargon: um evidenzbasierte Pflege. Wissensmanagement und die Steigerung der Attraktivität für qualitativ hochwertiges Personal in allen Bereichen des Spitals durch gezielte Bildungsangebote, geeignete Arbeitsplätze und das Ermöglichen von Entwicklungsperspektiven werden wichtiger. Neben den Ansätzen für den Krankheitsmarkt gilt es auch, den Gesundheitsmarkt nicht zu vergessen. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie Gesunde beziehungsweise weniger kostenintensive Patienten weiterhin ihren Zustand aufrechterhalten oder gar verbessern können. Wo sehen Sie die besonderen Herausforderungen für Spitäler in Bergregionen? Besondere Herausforderungen dürften in der Beseitigung oder wenigstens Linderung der sich abzeichnenden Probleme der Patienten von morgen liegen. Dazu zählen der Bevöl kerungsschwund in den Tälern beziehungs-
Willy Oggier ist Experte für Gesundheitsökonomie.
weise der Peripherie, die altersbedingte Aufgabe von Hausarztpraxen und fehlende Nachfolger für die ambulante Grundversorgung. Des Weiteren gehören die Regelungen des Notfalldienstes und der zunehmend nötig werdende Spagat in der dezentralen Spital versorgung zwischen der Sicherstellung der Versorgung in der ländlichen Region (auch unter Berücksichtigung der sich abzeichnenden Hausarzt-Lücken) und der vom eidge nössischen Krankenversicherungsgesetz (KVG) vermehrt geforderten Wirtschaftlichkeit bei gleichzeitig steigenden Kosten dazu. Wie beurteilen Sie die Situation im Kanton Graubünden? Die Strategie des Kantons Graubünden mit ihren Grundsätzen (Beibehaltung der dezentralen Spitalversorgung; keine Spital-
schliessungen, aber Überprüfung des Leistungsangebots; Primat dem Kantonsspital für Seltenes und hohe Medizintechnik-Aufwände; Kooperationen mit dem Kantonsspital und mit Privatkliniken im Kanton; Wahrnehmung aller Leistungen durch ein Gesundheitszentrum pro Region) kann als vernünftig bezeichnet werden. Die Bewährungsprobe erfolgt aber selbstverständlich im Einzelfall. Da kann durchaus auch die Frage gestellt werden, ob das Kantonsspital für Seltenes einerseits die einzige Anlaufstelle in einem topographisch so verzweigten Kanton sein soll und anderseits, ob das Einzugsgebiet Graubündens für Seltenes teilweise nicht zu klein ist und in ausserkantonale Referenzkliniken ausgewichen werden sollte. Ordnungspolitisch stellt sich auch immer wieder – nicht nur im Kanton Graubünden – die Frage, in wie weit 13
Seltenes wirklich selten oder ein Markteintritts-Barriere-Argument ist, um potentielle private und/oder öffentliche Mitbewerber zu verhindern. Ist die besondere Situation der ländlichen Spitäler vor allem ein schweizerisches Problem? Anderen Ländern mit weniger gebirgigen Strukturen stellen sich ähnliche Fragen bei der Sicherstellung der ländlichen Versorgung. Dies gilt insbesondere für Länder, die ähnliche Spitalfinanzierungs-Systeme wie die Schweiz aufweisen. In Deutschland beispielsweise schrieben im Jahr 2014 über 40 Prozent der ländlichen Spitäler Verluste, nur etwas mehr als ein Drittel erzielte positive Ergebnisse. Anhaltender Kostendruck, Investitionsstau, Fachkräftemangel und der Alterungsprozess sind auch da wichtige Gründe. Innovative Konzepte und tiefgreifender Strukturwandel sind auch dort gefordert. Dabei wächst die Bedeutung der ländlichen Kliniken wegen der Defizite in der ambulanten ärztlichen Versorgung. Daher gibt es in Deutschland den Sicherstellungszuschlag – ein Instrument, das mit der Abgeltung gemeinwirtschaftlicher Leistungen nach KVG verglichen werden kann. Der Zuschlag soll die Vorhaltung von (Kapazitäten für) Leistungen gewährleisten, die auf Grund des geringen Versorgungsbedarfs mit Fallpauschalen nicht kostendeckend finanzierbar und zur Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung bei einem Spital notwendig sind. Die Krankenhäuser auf den Ostund Nordseeinseln in Schleswig-Holstein beispielsweise erhielten wegen der besonderen Struktur- und Versorgungs probleme ihrer Insellage die ersten Sicherstellungszuschläge. Wie positionieren sich kleinere Spitäler unter diesen Bedingungen andernorts? Kleinere Spitäler lassen sich vermehrt vom Netzwerk-Gedanken leiten. Sie wollen
14
«Verschiedene Regionen brauchen verschiedene Lösungs ansätze, um eine bedarfs gerechte Versorgung sicher zustellen.»
vermehrt erste Anlaufstelle auf dem Land werden, mit guter Diagnostik und Triage als Kernaufgaben. Mit neuen Kommunikationsund Informationsmitteln ist die Zusammen arbeit mit anderen Spitälern vermehrt möglich. Telemedizin, Handy und Internet ermöglichen beispielsweise im Bereich der Schlaganfall-Versorgung über Kooperationen, dass schnell entschieden werden kann, ob der Patient verlegt werden muss. Gibt es noch weitere Beispiele ausserhalb der spezialisierten Versorgung? Was es braucht, ist auch eine stärkere Vernetzung mit den Grundversorgern, die noch verbleiben. Mitbenützung der Spitalinfrastruktur, der Geräte, aber auch die gegenseitige Öffnung der elektronischen Krankengeschichten zum Wohle des Patienten sind weitere Stichworte dazu. Ist die Gesundheitsversorgung in Berggebieten in der Zukunft überhaupt noch finanzierbar? Wir sollten nicht nur über die Kosten reden, sondern auch den Nutzen sehen. In einer älter werdenden Gesellschaft heisst bedarfsorientierte Politik, mehr für das Gesundheitswesen auszugeben und nicht weniger – sowohl privat als auch über Sozialversicherungs- und Steuergelder. Verschiedene Regionen brauchen gerade in einem so vielfältigen Land wie der Schweiz auch verschiedene Lösungsansätze, um eine bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen. In grossen Städten gelten andere Ausgangs lagen als in ländlichen Regionen. Daher sind ländliche Regionen besonders gefragt. Wer dabei früh anfängt, bekommt vielleicht auch noch eine Anschubfinanzierung. Für die anderen dürfte es mehr kosten. Dabei gilt es stets im Auge zu behalten: Wirtschaftlichkeit kann nie losgelöst vom Versorgungsziel diskutiert werden. Wir können uns auch zu Tode sparen. Dies gilt im Gesundheitswesen wortwörtlich. Dass die Bevölkerung in der Schweiz eine der höchsten Lebenserwartungen der Welt aufweist, dürfte kein Zufall sein.
VORSORGEUNTERSUCHUNG
EIN KREBS, DER MEIST ZU VERHINDERN WÄRE Unsere Nahrung unternimmt eine Reise durch den Körper, vorbei an Stellen, die dafür bekannt sind, dass sich dort Tumore bilden können. Besonders berüchtigt ist der Darmkrebs. Eine frühzeitige Vorsorgeuntersuchung im Spital Oberengadin hilft. Mit jährlich 4100 Patienten und 1600 Sterbefällen ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache in der Schweiz. Das Dramatische daran: Die Krankheit weist in einem frühen Stadium sehr gute Heilungschancen auf. Doch vielfach wird die Diagnose erst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium gestellt, was eine Therapie und Genesung erheblich erschwert. Dr. med. Markus Kubli, Leitender Arzt der medizinischen Klinik des Spitals Oberengadin, empfiehlt bei Symptomen wie Blut im Stuhl, neu auftretenden Bauchschmerzen sowie Gewichtsverlust, sich möglichst bald in ärztliche Behandlung zu begeben. Insbesondere Personen, die sich in der zweiten Lebenshälfte befinden und mit neu auftretenden Beschwerden kämpfen, sollten dies nicht auf die leichte Schulter nehmen: «In diesen Fällen steckt meistens etwas Relevantes dahinter», erklärt Kubli.
Nicht alle lassen sich frühzeitig behandeln Die Engadiner Bevölkerung reagiert in Kublis Augen schnell bei Symptomen. Dennoch lassen sich einige Leute trotz Beschwerden viel Zeit und gehen erst sehr spät zum Arzt. Bei solchen Fällen denkt sich Kubli: «Schade, dass diese Person nicht schon früher ärztliche Hilfe beansprucht hat. Das hätten wir sehr gut behandeln können.» Denn wird Darmkrebs frühzeitig erkannt, kann die Erkrankung meist komplett geheilt werden. Kleiner Eingriff, grosse Wirkung Das Spital Oberengadin bietet eine spezielle Vorsorge untersuchung für Darmkrebs an. Bei der Koloskopie, wie die Spiegelung in der Fachsprache heisst, wird ein Schlauch mit einer kleinen Kamera über den After in den Darm eingeführt. Ein Schlafmittel sorgt dafür, dass die Patienten davon nichts spüren. Entdeckt der Arzt dabei Wucherungen, sogenannte Polypen, kann er diese meist gleich entfernen. Gut zu wissen: Die Vorsorge untersuchung wird von den Krankenkassen bezahlt. (fb)
Dr. med. Markus Kubli ist im Spital Oberengadin für innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie zuständig. 15
Gesundheitstipps ZUSAMMENGESTELLT VON DR. MED. MAREK NEMEC Sommerzeit gleich Ferienzeit. Aber auch im unbeschwerten Urlaub ist man nicht vor Krankheiten geschützt und muss oftmals mit unvorhergesehenen Situationen zurecht kommen. Gut beraten ist, wer vorbereitet ist. Wir haben ein paar Gesundheitstipps für die schönsten Tage im Jahr zusammengestellt.
DIE REISEAPOTHEKE Abhängig von Reiseziel, Klimazone, Dauer, Aktivitäten und Entwicklungsstand der Destination lohnt es sich, eine gut bestückte Reiseapotheke dabei zu haben. In den meisten Apotheken bekommt man standardmässig assortierte Sets und eine gute Beratung zu frei verkäuflichen Medikamenten. Bei Reisen in exotische Länder sollte man frühzeitig einen Arzt aufsuchen und sich über allfällige Vorsorge-Impfungen informieren. Reist man in Länder mit mangelhafter Gesundheitsversorgung, sollte man auch Antibiotika mit im Gepäck haben. Bei normalen Badeferien sollte die Reiseapotheke mit folgenden StandardMedikamenten bestückt sein: ·· Genügend eigene Dauermedikamente nicht vergessen ·· Bei speziellen Allergien eigene Reservemedikamente mitnehmen (insbesondere bei Bienen- oder Wespengiftallergie) ·· Gegebenenfalls an Verhütungsmittel denken ·· Schmerzen, Fieber, Erkältung: Paracetamol (Dafalgan), Ibuprofen (Brufen), NeoCitran ·· Übelkeit und Reisekrankheit: Motilium, Trawell, Itinerol ·· Verstopfung: Dulcolax(nur während der Feriendauer, nicht zu langfristiger Einnahme) ·· Durchfall: Imodium, orale Hydratationslösung Elotrans (bei Blut im Stuhl, Fieber oder starkem Flüssigkeitsverlust sofort zum Arzt!) ·· Schnupfen: Nasenspray z.B. Nasivin, Otrivin ·· Desinfektionsmittel: kleine Flasche zur Wunddesinfektion (Octenisept); meistens reicht gründliches Ausspülen mit Wasser und Seife ·· Infizierte Hautwunden: Betadine Salbe (sollte jedoch nicht in offene Wunde kommen); auch antibiotische Salben wie Fucidin können bei erhöhtem Risiko sinnvoll sein (rezeptpflichtig) ·· Verbandsmaterial, Pflaster, elastische Binde, Blasenpflaster, Pinzette ·· Insektenabwehr: Anti-Brumm o. ä. ·· Insektenstiche: Fenistil o. ä. 16
SONNENSCHUTZ Sonnenschutz ist wichtig. Die Sonneneinstrahlung ist im Sommer in südlichen Ländern und am Wasser bedeutend höher als wir es in der Regel gewohnt sind. Heisst: Kopfbedeckung, gute Sonnenbrille, sich in den Mittagsstunden im Schatten aufhalten und genügend Wasser trinken. Dazu sollten Sie eine Sonnencreme mit einem Schutzfaktor von mindestens 15 verwenden (je nach Hauttyp besser 30–50). Denken Sie daran, sich frühzeitig einzucremen. Besondere Sorgfalt gilt bei Kindern.
MAGEN-DARM-PROBLEME
SONNENSTICH Bei mehrstündigem Aufenthalt unter direkter Sonnenstrahlung kann es zu einem Sonnenstich kommen. Dieser äussert sich durch Kopfschmerzen, Übelkeit und gegebenenfalls Erbrechen. In der Regel ohne Fieber. Bei leichten Beschwerden sollten Sie sofort einen schattigen und kühlen Ort aufsuchen, den Oberkörper hoch halten, Kopf und Nacken mit feuchten Tüchern (nicht zu kalt) kühlen. Viel trinken und je nach dem Schmerzmittel oder Mittel gegen Übelkeit einnehmen. Bei schlimmeren Beschwerden oder Fieber sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Exotische Speisen sind spannend und gehören zum Urlaub einfach dazu! Auf Grund der Umstellung kann es aber passieren, dass der Magen rebelliert. Fremde Bakterien zählen oft zu den Auslösern von Magen-Darm-Problemen. ·· Die meisten Magen-Darm-Erkrankungen legen sich innerhalb von 3 Tagen. Der Darm reagiert gereizt auf Umstellungen oder reinigt durch das Ausscheiden von Krankheitserregern den Körper. Halten die Beschwerden an oder verschlimmern sie sich, muss ein Arzt aufgesucht werden. ·· Trinken Sie viel Wasser (aus Flaschen!), Cola (mit Zucker), isotonische Getränke oder Tees, um den Flüssigkeitsmangel auszugleichen. ·· Ihr Körper benötigt Salze, die durch Durchfall oder Erbrechen ausgeschwemmt wurden. Hausmittel wie Salzstangen, Cracker oder Brühe gleichen das Defizit aus. ·· Snacks wie Kekse, Zwieback, Reis, Nudeln und Weissbrot sind leicht verdaulich. ·· Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers.
ALLGEMEINE EMPFEHLUNGEN ·· Genügend Flüssigkeit (Kontrolle: Besteht kein Durstgefühl? Regelmässiges Wasserlösen – Urin hell/nicht zu dunkel) ·· Keine Eiswürfel in exotischen Ländern oder wenn die Wasserqualität unsicher ist ·· Immer auf gute Handhygiene achten ·· Obst und Gemüse vom Markt waschen oder schälen
17
INTERVIEW MIT MANUEL GWISS
«EINE GUTE BALANCE IST WICHTIG» Manuel Gwiss ist als Leiter Pflegedienst, Geschäftsleitungsmitglied und Leiter der Intensivstation im Spital Oberengadin tätig. Wir haben mit ihm über den Pflegeberuf und über dessen Zukunftsaussichten gesprochen.
Herr Gwiss, wollten Sie schon immer einmal Pfleger werden? Ja. Als Jugendlicher war mir klar: Ich möchte einen medizinischen Pflegeberuf erlernen. Direkt nach meiner Ausbildung habe ich angefangen, auf Intensivstationen zu arbeiten – bis heute. Für mich immer noch ein Traumberuf, den ich mit viel Leidenschaft und Interesse ausübe. Was zeichnet für Sie eine gute Pflegeperson aus? Eine gute Pflegeperson sollte sich einerseits menschlich auf jemanden einlassen können. Andererseits sollte man einen sehr wachen Geist haben, um rasch Probleme analysieren und klären zu können. Oder in anderen Worten: Nur ein Fachmensch oder nur fürsorglich zu sein, reicht nicht. Es braucht beide Talente in diesem Beruf. Ebenfalls hilfreich ist, wenn man trotz aller Empathie für den Patienten auch eine gewisse Distanz hat, damit einem als Pfleger die Patientenschicksale nicht zu stark belasten. Apropos Patientenschicksale: Was für einschneidende Erlebnisse haben Sie bisher erlebt im Pflegeberuf? Es gibt kaum etwas, was ein Pfleger nicht schon gesehen hat. Gerade auf einer Intensivstation braucht es starke Nerven. Was mich jeweils am meisten berührt, sind
18
«Nur ein Fachmensch oder nur fürsorglich zu sein, reicht nicht. Es braucht beide Talente in diesem Beruf.»
die Situationen, in welchen sich plötzlich die Angehörigen befinden. Beispielweise eine Frau, deren Mann von einer zur anderen Stunde aus dem Leben gerissen wurde. Und sie sich nun mit ihren beiden Kindern bei ihm verabschiedet. Solche Situationen treffen mich auch heute noch tief. Sie sind jetzt fast ein halbes Jahr als Leiter Pflegedienst tätig. Was ziehen Sie für ein Fazit? Ich habe mich gut eingelebt in meiner neuen Position. Die vorherige Interimsleitung hat eine gute Grundlage geschaffen. Darauf kann ich jetzt mit meinem Team aufbauen. Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft. Wenn Sie zurückblicken, was waren die Highlights des letzten Jahres? Ich bin stolz, dass unsere Intensivstation letztes Jahr erfolgreich von der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin zertifiziert wurde. Ein wichtiges Zeichen. Denn das Spital Oberengadin verfügt über die einzige Intensivstation in der ganzen Region Süd bünden. Stichwort Pflege der Zukunft. Wohin geht die Reise? Das Thema Gesundheitskosten ist auch in der Pflege angekommen. Hier sehe ich Parallelen zum Bergsport: Hat ein Alpinist zu viele Ressourcen in Form eines vollbepackten Rucksacks dabei, kommt er nur langsam und
Manuel Gwiss Leiter Pflegedienst Manuel Gwiss (1980) ist als Leiter Pflegedienst, Geschäftsleitungs mitglied und Leiter der Intensivstation im Spital Oberengadin tätig. Er schloss 1999 seine Ausbildung als Krankenpfleger im österreichischen St. Pölten ab und erlangte 2009 den Fachausweis für Intensivpflege in Bern. Der Vater zweier Kinder wohnt mit seiner Frau in Samedan. Neben Deutsch und Englisch spricht er ein wenig Italienisch sowie Mongolisch.
mit grosser Anstrengung voran. Mit einem leichten Rucksack hingegen ist man schnell und wendig. Eine Fehleinschätzung der Bedingungen, wie zum Beispiel das Wetter, kann jedoch unangenehme Folgen haben. Kurz: Eine gute Balance ist wichtig. Dasselbe gilt heute auch in der Pflege. Wir müssen schlank und sehr präzis arbeiten. Damit gewährleisten wir auch mit geringen Ressourcen eine gute Pflege.
Zum Schluss: Sind Engadiner robuster als andere Patienten, was die Pflege angeht? Einige schon. Wir hatten einmal einen Patienten mit einer schweren Verletzung am Unterschenkel. Nach einer notfallmässigen Behandlung bei uns im Spital, arbeitete er wieder im Stall (schmunzelt). (fb)
19
AUSBAU SPITAL OBERENGADIN
MASTERPLAN FÜR MEHR SELBSTSTÄNDIGKEIT Das Spital Oberengadin wird im Jahr 2018 – wie die Spitäler in vielen anderen Kantonen auch – in die Selbstständigkeit entlassen und muss dann nach marktwirtschaftlichen Kriterien funktionieren und im Wettbewerb bestehen können. Um für diesen Schritt gerüstet zu sein, hat ein Gremium, bestehend aus dem Präsidium der Spitalkommission, dem CEO und weiteren Geschäftsleitungsmitgliedern, 2016 einen Masterplan entwickelt. Teil der Strategie ist auch die bauliche Entwicklung des Spitals für die kommenden zehn Jahre, damit der Schritt in die Selbstständigkeit mit modernen Strukturen – auch in baulicher Hinsicht – vollzogen werden kann. Auf Basis der effektiv geforderten Leistungen und der Entwicklung der Fallzahlen wurden die Ressourcen des
20
Spitals vom Erdgeschoss bis unters Dach neu bemessen und zwar unter Berücksichtigung des strategischen Wachstums. Prozesse und Abläufe werden so geplant, dass das Spital kundenfreundlicher und wirtschaftlicher betrieben werden kann. Der fünfte Stock wird einerseits komplett auf den allgemein versicherten Patienten abgestimmt, andererseits soll auch die zukünftige Tagesklinik attraktiv und zweckmässig gestaltet werden. Auf diese Art kann die Vermischung von stationären und ambulanten Patienten vermieden werden. Im sechsten Stock ent
steht zudem eine attraktive Privatstation. Im Erd geschoss und im ersten Obergeschoss soll das ambulante Angebot zusammengelegt und somit prozessfreundlicher gestaltet werden. Im Erdgeschoss werden die Cafeteria und das Personalrestaurant zusammengeführt und bilden eine modern gestaltete Einheit. Darüber hinaus wird der Eingangs- und Empfangsbereich aufgewertet und die Parkplatzsituation vor dem Haus verbessert. Die baulichen Eingriffe beinhalten mehr als die blosse Sanierung oder Modernisierung, es sind strukturelle Anpassungen an die künftigen Bedürfnisse und die Ausrichtung des Spitals Oberengadin. Dies führt zur Optimierung der Abläufe im Spital und damit zur qualita tiven Verbesserung des Angebots und gleichzeitig zu Einsparungen. Abteilung Frau-Mutter-Kind als Vorbild Das bereits umgesetzte Projekt Frau-Mutter-Kind wurde frühzeitig aus der Masterplanung herausgelöst und innert kürzester Zeit umgesetzt. Dank der neuen Struktur können nicht notwendige Verlegungen der Mutter auf die Intensivpflegestation und die Trennung vom Säugling nach der Geburt vermieden werden. Zudem erhöht sich so die Sicherheit für Mutter und Kind. Weiter wurde den Patientenwegen grosse Beachtung geschenkt. Ein direkter Zugang führt vom Liftvorplatz in die PädiatriePraxis mit eigener Anmeldung und neuem Empfang. Ein Konzept, das auch auf allen anderen Geschossen umgesetzt werden soll. Neben der Erneuerung der Haustechnik, wurden Wände versetzt, Nasszellen erneuert, Böden verlegt, Wände gestrichen und ein neues Lichtkonzept umgesetzt. Das moderne und freundliche Erscheinungsbild soll im Laufe der nächsten Jahre auf das gesamte Spital ausgedehnt werden. Neue Ansprüche an Patientenzimmer In der heutigen Zeit nehmen Patientenzimmer immer mehr den Charakter von Hotelzimmern an. Doch die spezifischen Anforderungen an die Materialien in einem Spital sind im Bereich der Hygiene und in punkto Sicherheit hoch. Dies schränkt die Auswahl der Materialien für Böden, Wände oder Stoffe merklich ein. Um trotzdem Behaglichkeit und Wärme in die Zimmer zu bringen, wurden zum Beispiel Holzimitate verwendet, welche den Vorschriften entsprechen und dieselbe Wirkung wie das Naturprodukt erreichen. Das Materia lisierungskonzept im zweiten Stock steht unter dem Titel «schlichte Eleganz». Natürliche Farben, schlichte Ge
staltung und indirekte Beleuchtung verstärken den Wohlfühleffekt für die Patienten. Der Anspruch der Spitalführung ist es, der Bevölkerung und den Gästen vor Ort ein topmodernes Spital zur Verfügung zu stellen, welches höchsten medizinischen Ansprüchen genügt. Dabei sollen sich die Patientinnen und Patienten jederzeit wohl fühlen. Umfangreiche medizinische Grundversorgung Das Spital Oberengadin bietet mit seinen rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine umfassende medizinische Grundversorgung von Einheimischen und Gästen. Zudem unterhält das Spital ein interdisziplinäres 24-Stunden-Notfallzentrum. (dc)
Spital Oberengadin Das medizinische Angebot im Überblick – Allgemeine Chirurgie – Anästhesie – Angiologie – Dermatologie – Dialysestation (ab 2018) – Gastroenterologie & Hepatologie – Geburtshilfe – Gynäkologie – Hals-Nasen-Ohrenheilkunde – Hals- und Gesichtschirurgie – Handchirurgie – Innere Medizin – Intensivmedizin – Kardiologie – Neurologie – Notfallzentrum Onkologie – Ophthalmologie – Orthopädie (in Kooperation mit der Klinik Gut) – Kinder- und Jugendmedizin inkl. Praxis – Pädiatrische Radiologie – Pneumatologie und Schlafmedizin – Psychiatrie – Radiologie – Schmerztherapie – Traumatologie & Unfallchirurgie – Urologie – Viszeralchirurgie
21
IM GESPRÄCH MIT CHRISTINE FREY UND STEFAN SICK, GESCHÄFTSFÜHRER DES ARCHITEKTURBÜROS SBS AG Planung und Gestaltung wurden durch die SBS AG – ein externes, auf die besonderen Bedürfnisse von Spitälern spezialisiertes Architekturbüro – durchgeführt. Zum Erfolg des Projekts trugen nicht zuletzt der frühe Einbezug der betroffenen Mitarbeitenden wie Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal in der Planungs- und Gestaltungsphase bei. Was sind die besonderen Herausforderungen beim Spitalbau? Wir fragten die Geschäftsführer und Projektleiter der SBS AG Christine Frey und Stefan Sick.
Was sind die besonderen Herausforderungen beim Spitalbau? Es liegt in der Natur der Sache, dass sich die Raumzuteilung in einem Spital über viele Jahre entwickelt hat. Oft liegen nicht alle Räume einer Disziplin nebeneinander und generieren damit lange Wege für Mitarbeitende und Patienten. Ein Bau projekt bietet daher die Chance, diesen Zustand zu optimieren. Die Herausfor derung liegt darin, alle Nutzergruppen in diesen Prozess zu involvieren und deren Vorgaben und Bedürfnisse so im Bauprojekt unterzubringen, dass alle am Schluss begeistert sind. Dabei geht es nicht um ein Wunschkonzert, sondern um einen Findungsprozess rund um betriebliche Abläufe und deren Abbildung im künf tigen Raumprogramm.
«Wichtig ist, dass sich alle als Teil des Projekts verstehen.»
Stefan Sick und Christine Frey vom Architekturbüro SBS AG
Wie ist Ihre Herangehensweise bei einem Projekt wie demjenigen des Spitals Oberengadin? Um Missverständnisse und Leerläufe zu vermeiden, muss vor dem ersten Strich auf dem Plan ein Raumkonzept erarbeitet werden. Basierend auf dem Betriebs konzept werden in Workshops, zusammen mit verschiedenen Nutzergruppen, die Grösse und Anordnung der Räume definiert. Dabei müssen die Budgetvorgabe der Spitalleitung, die Anforderungen der Ärzteschaft, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in der Pflege und die Vorgaben der Hygiene und des Technischen Dienstes
22
ebenso berücksichtigt werden, wie auch moderne Erkenntnisse zu Arbeitsabläufen in der Spitalwelt einfliessen müssen. Erst dann werden erste Planentwürfe gezeichnet, die dann in weiteren Sitzungen weiterentwickelt werden. Was sind/waren die besonderen Herausforderungen? Das Spital Oberengadin befand sich mitten in der Erarbeitung des Masterplans für die bauliche Entwicklung des Spitals, der unter anderem Vorgaben für künftige Bauvorhaben
definiert, als der Umbau des zweiten Stocks parallel dazu an die Hand genommen wurde. Das sportliche Ziel, die Abteilung innert eines halben Jahres umzubauen, konnte erreicht werden, weil alle Beteiligten an einem Strick gezogen und viel Toleranz bewiesen haben. Grundsätzlich ist es wichtig, in einer ersten Phase bis zu den Bauplänen viel Fingerspitzengefühl zu beweisen, damit sich niemand übergangen fühlt. Wichtig ist, dass sich alle als Teil des Projekts verstehen. In der Bauphase liegt die grösste Herausforderung in der Umsetzung während des laufenden Betriebes. Gegenseitige Rücksichtnahme und ein steter Informationsfluss sind dabei essentiell. Was verstehen Sie unter «Smart Building»? Wir führen das Wort «smart» in seiner Bedeutung von «intelligent» im Firmen namen. Konkret sollen Gebäude intelligent gebaut werden. Um dies zu erreichen, müssen bestehende oder künftige Gebäude von innen nach aussen entwickelt werden und nicht umgekehrt. Die Anordnung der Räume bezüglich A rbeitsprozesse haben eine direkte Auswirkung auf die Betriebskosten. Wichtig ist aber auch, dass eine grosse Flexibilität hinsichtlich künftiger Veränderungen besteht. Und last but not least muss sich der Mensch wohl fühlen in den Räumen, in denen er täglich Arbeit verrichtet.
Was ist das Credo Ihres Architekturbüros? Spitäler, öffentliche Bauten, Pflegeheime, Alterswohnungen, Genossenschafts-, Büround Industriebauten – sie alle haben eines gemeinsam: Die Anordnung und Grösse der Räume beeinflussen das Verhalten von Menschen im Alltag und die Betriebskosten. Deswegen verschmelzen wir von Anfang an Architektur, Prozessberatung und Kommunikation. In der Praxis bedeutet dies, dass wir individuell auf die Firmengeschichte unserer Kunden eingehen und das künftige Raumprogramm in enger Zusammenarbeit entwickeln. Dank interaktiver, dreidimensio naler Planung mit den Nutzern vor Ort und 1:1 Simulationen werden Leerläufe vermieden und wichtige Erkenntnisse erworben, die in die Pläne einfliessen. Die Kommunikation nach aussen und innen geniesst für uns und unsere Kunden einen hohen Stellenwert; sie stellt die Nachvollziehbarkeit sicher und vermeidet Missverständnisse. Bei uns kommt der Prozess vor der Ästhetik.
23
5×3 FRAGEN ZUR ARBEIT IM SPITAL OBERENGADIN
31 BERUFE AUF 6 STOCKWERKEN Über 300 Personen aus 20 Nationen arbeiten in unterschiedlichsten Arbeitsfeldern im Spital Oberengadin in Samedan. Wir haben fünf Mitarbeitenden jeweils drei Fragen über ihre tägliche Arbeit in der Klinik gestellt. Im Interview verraten sie, was ihnen an ihrer Tätigkeit besonders gefällt, welche persönlichen Eigenschaften ihnen im Beruf besonders zu Gute kommen und wo sie in ihrer Freizeit den Ausgleich zum Spital-Alltag finden.
Curdin Flütsch (39 Jahre), Mitarbeiter Technischer Dienst
Seit August 2014 im Spital Oberengadin «Die Abwechslung und den Kontakt zu den Leuten aus vielen verschiedenen Berufsgattungen schätze ich an meiner Arbeit besonders. Dabei helfen mir vor allem das Streben nach Teamarbeit und Zusammenhalt sowie die generelle Freude am Arbeiten und der Wille, etwas Neues zu lernen. In meiner Freizeit wandere ich gerne durch die Natur, beobachte wilde Tiere und gehe zum Sportschiessen.»
Valeria Gut (51 Jahre), Sozialberaterin
Seit 11 Jahren im Spital Oberengadin «In meinem Beruf sind vor allem Gelassenheit, eine schnelle Auffassungsgabe, Einfühlungs vermögen, Flexibilität und Teamfähigkeit wichtig. Ich mag die Vielfältigkeit. Denn kein Patient und keine Patientin ist gleich. Zudem finde ich es schön, dass es bei der Sozialberatung um eine ganzheitliche Sichtweise auf den Menschen geht und dadurch oft eine interne und externe interdisziplinäre Teamarbeit gefragt wird. Meine Freizeit verbringe ich mit Line Dance, Yoga, Lesen, Wandern, Langlauf und Reisen.»
24
Monika Posch Strimer (41 Jahre), Leiterin Hauswirtschaft
Seit November 2016 im Spital Oberengadin «Mir gefällt vor allem die Planung unserer Einsätze. Richtig spannend wird es dann, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht. Zudem mag ich den Kontakt mit Menschen. So sorgen auch meine Mitarbeitenden dafür, dass meine Tätigkeit immer interessant bleibt. Ich kann gut organisieren und mich durchsetzen, scheue mich nicht vor schwierigen Situationen und bleibe auch in hektischen Momenten ruhig. Das kommt mir in meinem Beruf besonders zu Gute. In meiner Freizeit beschäftige ich mich leidenschaftlich mit unserem Familien projekt: Der Renovierung unseres Rusticos.» Corina Trepp (23 Jahre), Empfang und Patientenaufnahme
Seit Januar 2016 im Spital Oberengadin «Jeden Tag erwarten mich neue Situationen und Herausforderungen. Die vielen neuen Begegnungen mit Patienten, Besuchern und Angestellten des Spitals Oberengadin machen meinen Job so vielseitig. Gerade in Stress situationen und während der Hochsaison ist es von Vorteil, dass ich stets positiv eingestellt bin und die Ruhe bewahren kann. Nach der Arbeit unternehme ich gerne etwas mit meiner Familie und Freunden oder geniesse Spaziergänge mit meinem Hund.»
Meta Thalmann (44 Jahre), Leiterin Notfallpflege
Seit August 2008 im Spital Oberengadin «Bei meiner Arbeit helfen mir vor allem mein Humor sowie Flexibilität, Ausdauer, Interesse und meine positive Einstellung. Ich arbeite in einem tollen Team und schätze vor allem das interessante, abwechslungsreiche Arbeitsfeld. Auch die interdisziplinäre Professionali sierung des Notfallzentrums ist spannend. Es ist immer wieder eine Herausforderung. Denn oftmals werden wir als «kleines Regionalspital hinter dem Berg» wahr genommen und bei schlechtem Wetter sind wir auf einmal eine Art «Zentrumsspital». Als Ausgleich gehe ich in meiner Freizeit gerne zum Skifahren, Wandern, Yoga, Tanzen oder Focusing.» 25
IM GESPRÄCH MIT FRANK HOLFELD
DER OLYMPIAMACHER Das Bild zeigt Nino Schurter mit Betreuer Frank Holfeld anlässlich der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro. Schurter gewann am 21. August 2016 die olympischen Mountainbike-Rennen und holte damit die 100. Goldmedaille für die Schweiz an einer Olympiade. Frank Holfeld war auch dabei, als Schurter 2012 in London die Silbermedaille im Cross Country gewann – und auch als er im Jahr 2015 zum vierten Mal Weltmeister wurde. Unter anderem.
hat im Engadin phasenweise Biathleten, Langläufer oder auch Skeletonfahrer betreut. Auch heute trifft man ihn gerne beim Langlaufen, Skifahren oder im Sommer auf dem Bike oder Rennvelo.
Neben seiner Tätigkeit als Physiotherapeut am Spital Oberengadin hat er während über 10 Jahren die Schweizer Elite im Mountainbike intensiv betreut. Dazu gehörten die Begleitung an die Wettkämpfe, die Betreuung während den Koordinations- und Krafttrainings sowie bei der Regeneration. Die Aufgabe des Physiotherapeuten besteht darin, medizinische Probleme so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln – oder besser: präventiv zu schauen, dass diese gar nicht entstehen. Unterwegs ist man auch für das Kochen, Einkaufen und Organisieren von allem Drum und Dran zuständig. Der Sportler soll sich auf Trainieren, Schlafen und Essen konzentrieren. Alles andere wird ihm, wenn immer möglich, abgenommen. Das geht natürlich nur, wenn man sich sehr gut kennt und grosses gegenseitiges Vertrauen aufgebaut wurde. Dazu kommen Erfahrung, Können und das richtige Einschätzen der Stärken und Schwächen … eigentlich wie in einer guten Freundschaft.
Für viele Spitzenathleten ist das Oberengadin seit Jahren ein Thema. Sie kommen regelmässig zum Höhentraining. Nino Schurter etwa übernachtet oft auf Muottas Muragl, um noch mehr vom Höheneffekt zu profitieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die hervorragenden Trainingsmöglichkeiten und die Infrastruktur in unserer Region.
Frank Holfeld arbeitet bereits seit über 14 Jahren am Spital Oberengadin – seit fünf Jahren als Leiter der Physio-Abteilung. Nach Rio hat er nun seine Ambitionen im Spitzensport zurückgeschraubt, um mehr Zeit für die Familie mit den beiden kleinen Kindern zu haben. Auch die Leitung der Physio am Spital und am zweiten Standort in Zuoz braucht Engagement. Als Verantwortlicher für die Abteilung ist ihm zukunftsorientiertes Arbeiten und das Anstossen neuer Projekte wichtig.
Durch seine langjährige Erfahrung mit Spitzensportlern achtet Frank Holfeld selbst auf gesunde Ernährung, lebt allgemein bewusster und ausgeglichener. Gewisse Techniken lassen sich gut auf die allgemeinen Patienten übertragen: Gemeinsam an einem Ziel arbeiten, Vertrauen, Wertschätzung und Steigerung der Motivation. Dies führt uns zum nächsten Thema. Frank Holfeld hat vor kurzem eine Ausbildung als Personal Trainer absolviert und bietet die neue Dienstleistung als erweitertes Angebot über das Spital Oberengadin an. Es ist eine Schnittstelle zwischen Physio und Spitzensport. Dank seiner Erfahrungen kann er damit Patienten mit Motivationsproblemen oder mit Übergewicht effizient, individuell und zielgerichtet helfen. (dc)
Frank Holfeld führt die Physio-Abteilung am Spital Oberengadin und in Zuoz. Zusammen mit einem aus geglichenen und motivierten Team von neun Physio
Holfeld liebt das Engadin – und dies zu jeder Jahreszeit. Er selbst ist aktiver Biker und Sportler. Gute Betreuung ist nur möglich, wenn man den Sport aus eigener Erfahrung sehr gut kennt. Früher war er aktiver Triathlet und 26
therapeutinnen und Physiotherapeuten deckt er ein breites Angebot mit verschiedenen Spezialgebieten und Schwerpunkten auf qualitativ hohem Niveau ab.
Nino Schurter, Olympiasieger im Mountainbiken, mit Betreuer Frank Holfeld.
27
ZAHLEN UND FAKTEN
304
Mitarbeiter nach Alter A n g e s tell te
80 Männer
224 Frauen
10
unter 20 Jahre
49
21 – 30 Jahre
49
31 – 40 Jahre
82
41 – 50 Jahre
114 51 – 65 Jahre
31
20
verschiedene Berufsbilder
verschiedene Nationalitäten
– Schweiz
11
Lehrlinge
8
2
verschiedene
Fachrichtungen
Ausbildungsangebote
Praktikum
– Diätkoch – Koch – Küchenangestellte – KV – Fachangestellte Gesundheit – Informatiker – Expertin IPS (Zusatzausbildung) – Expertin Notfallpflege (Zusatzausbildung) – Praktikum für HF Schüler & Physiotherapie
28
172
– Italien
39
– Deutschland
38
– Portugal
27
– Niederlande
5
– Rumänien
4
– Österreich
3
– Bosnien Herzegowina
2
– Mazedonien
2
– Tschechien
2
– Bulgarien
1
– Griechenland
1
– Grossbritannien
1
– Indien
1
– Kosovo
1
– Kroatien
1
– Montenegro
1
– Schweden
1
– Serbien
1
– Slowakei
1
SERVICE NOTFALLZENTRUM
Tel. +41 81 851 81 11 (Reception Spital) Fax +41 81 851 85 05 NOTRUFE
Sanitätsnotruf: Tel. 144 Rettung Oberengadin (REO): Tel. +41 81 852 49 30 Schweizerische Rettungsflugwacht REGA: Tel. 1414 Gesundheitsportal Südbünden: www.medinfo-engadin.ch CHIRURGIE, TRAUMATOLOGIE & UNFALLCHIRURGIE, VISZERALCHIRURGIE
Tel. +41 81 851 85 68 (Sekretariat) Fax +41 81 851 85 18 chirurgie@spital.net Öffnungszeiten Sekretariat Montag bis Freitag: 8 – 12 Uhr und 13.30 – 17.30 Uhr
Sekretariat Gynäkologie und Geburtshilfe Tel. +41 81 851 85 75 Fax +41 81 851 86 70 gynaekologie@spital.net Öffnungszeiten Sekretariat Montag bis Freitag: 8 – 12 Uhr und 14 – 17 Uhr INTENSIVSTATION
Tel. +41 81 851 85 89 Fax +41 81 851 86 12 stationIPS@spital.net Besuchszeiten: Montag bis Sonntag: 10 – 20 Uhr DERMATOLOGIE, NEUROLOGIE, PSYCHIATRIE, OPHTHALMOLOGIE
Für Notfälle Tel. +41 81 851 11 11 (Reception Spital)
ANGIOLOGIE, ENDOKRINOLOGIE/ DIABETOLOGIE,
ONKOLOGIE
GASTROENTEROLOGIE/HEPATOLOGIE, KARDIOLOGIE,
Tel. +41 81 851 80 76 Fax +41 81 851 86 17 onkologie@spital.net Telefonzeiten Onkologie Montag: 13 – 17 Uhr Dienstag bis Donnerstag: 8 – 17 Uhr
PNEUMOLOGIE & SCHLAFMEDIZIN
Medizinisches Untersuchungszentrum (MUZ) Tel. +41 81 851 85 82 Fax +41 81 851 85 17 anmeldungmuz@spital.net Öffnungszeiten MUZ Montag bis Freitag: 8 – 17 Uhr GYNÄKOLOGIE
Praxis Altes Spital Tel. +41 81 851 87 30 Fax +41 81 851 87 33 camenisch.livia@spital.net Sekretariat Gynäkologie Tel. +41 81 851 85 75 Fax +41 81 851 86 70 gynaekologie@spital.net Öffnungszeiten Sekretariat Montag bis Freitag: 8 – 12 Uhr und 14 – 17 Uhr GEBURTSHILFE
Hebamme Tel. +41 81 851 86 74 gebs@spital.net DOWNLOADS
ORTHOPÄDIE
Tel. +41 81 851 87 86 (Sekretariat) Fax +41 81 851 85 34 orthopaedie@spital.net KINDER- UND JUGENDMEDIZIN SAMEDAN
Tel. +41 81 851 88 02 Fax +41 81 851 81 15 kinderarztpraxis-engadin@spital.net Öffnungszeiten Sekretariat Samedan Montag bis Freitag: 8 – 12.30 Uhr und 14 – 18 Uhr Ausserhalb der Praxissprechstunde ist im Notfall der pädiatrische Dienst (Tel. +41 81 851 81 11) rund um die Uhr gewährleistet! Sekretariat St. Moritz Via Maistra 1 7500 St. Moritz Tel. +41 81 834 40 40 Fax +41 81 834 40 42 kinderarztpraxis-engadin@spital.net
www.spital-oberengadin.ch 29
Öffnungszeiten Sekretariat St. Moritz Montag und Freitag: geschlossen Dienstag bis Donnerstag: 8 – 12.30 Uhr und 14 – 18 Uhr Ausserhalb der Praxissprechstunde ist im Notfall der pädiatrische Dienst (Tel. +41 81 851 81 11) rund um die Uhr gewährleistet! PÄDIATRISCHE RADIOLOGIE
Tel. +41 81 851 86 66 (Sekretariat Radiologie) Fax +41 81 851 86 16 radiologie@spital.net Öffnungszeiten Sekretariat: 8 – 12 Uhr und 13 – 17 Uhr RADIOLOGIE
Tel. +41 81 851 86 66 (Sekretariat) Fax +41 81 851 86 16 radiologie@spital.net Öffnungszeiten Sekretariat: 8 – 12 Uhr und 13 – 17 Uhr ANÄSTHESIE
Tel. +41 81 851 81 11 (Reception Spital) Fax +41 81 851 85 05 direktion@spital.net SCHMERZTHERAPIE
Tel. +41 81 851 87 01 (Sekretariat) Fax +41 81 851 85 05 direktion@spital.net Öffnungszeiten Sekretariat Montag bis Freitag: 8 – 12 Uhr und 13 – 17 Uhr UROLOGIE
Tel. +41 81 851 85 69 (Sekretariat) Fax +41 81 851 85 18 urologie@spital.net Öffnungszeiten Sekretariat Montag bis Freitag: 8 – 12 Uhr und 13.30 – 17.30 Uhr HALS-NASEN-OHRENHEILKUNDE
Für Notfälle Tel. +41 81 851 81 11 (Reception Spital) Sekretariat (für Administratives) Tel. +41 81 851 86 66 Fax +41 81 851 86 16 radiologie@spital.net Öffnungszeiten Sekretariat Montag bis Freitag: 8 – 12 Uhr und 13 – 17 Uhr
30
BERATUNGSDIENSTE
Alter und Pflege Karin Vitalini Tel. +41 81 850 10 50 info@alterundpflege.ch Beratungszeiten: Montag und Dienstag: 14 – 17 Uhr Mittwoch und Donnerstag: 9 – 11.30 Uhr Diabetesberatung Christine Sutter Tel. +41 81 851 85 24 sutter.christine@spital.net Beratungszeiten Dienstag: 13.30 – 17.30 Uhr Ernährungsberatung Flurina Pitsch/Susanne Reber Tel. +41 81 851 80 75 Tel. Praxis +41 81 850 07 90 ernaehrungsberatung@spital.net Beratungszeiten Montag: 13.30 – 17.30 Uhr Dienstag bis Donnerstag: 8 – 12 Uhr Hygieneberatung Elke Bönicke Knobel Tel. +41 81 851 81 51 boenickeknobel.elke@spital.net Termine nach Vereinbarung Sozialberatung Valeria Gut Tel. +41 81 851 85 23 gut.valeria@spital.net Beratungszeiten Montag bis Freitag: 8 – 12 Uhr Termine am Nachmittag oder Abend nach Vereinbarung Stillberatung Silvia Rita Fliri Da Cunha Tel. +41 81 851 87 84 fliridacunha.silviarita@spital.net Beratungstermine Montag und Freitag: 8 – 12.15 Uhr Wundambulatorium Tel. +41 81 851 87 91 Fax +41 81 851 87 01 sigrist-stecher.stefania@spital.net Beratungszeiten Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag: 8 – 17 Uhr
31
SPITAL OBERENGADIN Via Nouva 3 7503 Samedan T +41 81 851 81 11 F +41 81 851 85 05 www.spital-oberengadin.ch/informa www.spital-oberengadin.ch 32