8 Zylinder für ein Maximum an Leistung. 4 Zylinder für ein Minimum an Verbrauch.
Der Audi S7 Sportback. Die intelligentere Kraft. Der Audi S7 mit cylinder on demand Technologie entscheidet selbst, ob 8 oder 4 Zylinder des V8-TFSI®-Motors zum Einsatz kommen – je nach Fahrsituation. Für eine fortschrittliche Balance zwischen souveräner Performance und hoher Effizienz sorgt im Audi S7 ausserdem die besonders leichte Aluminium-Hybrid-Bauweise. Mehr Infos bei Ihrem Audi Händler oder unter www.audi.ch/s-modelle Audi S7 Sportback 4.2 TFSI, Normverbrauch gesamt: 9,7 l/100 km, CO2-Emissionen: 225 g/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 159 g/km), Energieeffizienz-Kategorie: G.
Der Pilot hat immer die schönste Aussicht.
Ich sehe dich. Spitfire Chronograph. Ref. 3878: In den Tagen der legendären Dogfights gab es keine Technik, die einem das Fliegen abnahm. Ein Pilot, der alles aus seiner Spitfire holen wollte, musste jedes Detail im Blick haben. Das geht heute mit einer IWC Spitfire Chronograph übrigens auch: Grosse Zentrumsekunde, Datumsanzeige sowie Propellerblättern nachempfundene Minuten- und Stundenzeiger sind auf dem 43 mm grossen Zif ferblatt bestens im Blick feld. Und das könnte kaum schöner sein. IWC. Engineered for men.
Mechanisches Chronographenwerk | Automatischer Aufzug | Gangreserve nach Vollaufzug 68 Stunden | Datumsanzeige | Stoppfunktion Minute und Sekunde | Flybackfunktion | Kleine Sekunde mit Stoppvorrichtung | Weicheisen-Innengehäuse zur Magnetfeldabschirmung (Bild) | Verschraubte Krone | Saphirglas, gewölbt, beidseitig entspiegelt | Wasserdicht 6 bar | Stahl
IWC Schaffhausen, Baumgartenstrasse 15, CH-8201 Schaffhausen. www.iwc.com
EDITORIAL
Patrizia Human
BIANCO SOMMER 2012
Up and down im Alpenraum Liebe Alpenbewohner, liebe Zeitreisende in den Bergen Die Meinung von Simon Anderegg ist dezidiert, wenn er auf die aktuellen Probleme des Schweizer Tourismus angesprochen wird: «Wir müssen uns auf die eigenen Produkte konzentrieren», meint der Hotelier und Küchenchef eines von «Gault Millau» ausgezeichneten Restaurants im Berner Oberland entschieden. «Qualität entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Und es schadet auch nicht, wenn man zwischendurch die Brille des Gastes aufsetzt.» Andereggs wichtigstes Rezept gegen die Krise: «Wir sollten ja nicht anfangen zu hadern und uns nicht noch stärker mit dem Euro beschäftigen. Denn sonst wird er tatsächlich noch zu unserem Problem!» In Wirklichkeit sind wir – abgesehen vom Dauergejammer schwarzmalender Medienschaffender – weit entfernt von einer Krise. Lesen Sie in unserer neuen Ausgabe die Geschichte über findige Animationsspezialisten, die von Grossmutters Bündnerstube aus die Führungsspitze des Giganten McDonald’s überzeugt haben. Tauchen Sie ein in die Erfolgsgeschichte der Riva-Boote oder in jene des Südtirolers Michi Klemera. In unserem Interview mit Jack Heuer erfahren Sie mehr über die Ups and Downs in der Uhrenindustrie. Oder erleben Sie das Grundgefühl der 1950er-Jahre mit, als Europa nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges wieder auf die Beine kam.
COVER Yann Mingard Repaires – Behausung von Wildtieren, vergleiche Artikel Seite 70
Waren in der Zeit des «Wirtschaftswunders» ein Kühlschrank oder ein Kleinwagen bereits das höchste der Gefühle, braucht es heute einiges mehr, um uns zufriedenzustellen. Aber vergessen wir nicht: Verglichen mit damals, geht es uns blendend. Sowieso kann es nicht immer geradeaus gehen, bevor man den Gipfel erreicht, geht es rauf und runter – aber dies ist in den Bergen eigentlich ein Grundgesetz.
Dario Cantoni und Philipp Bitzer BIANCO Chefredaktion
Sommer 2012
03
content
BIANCO SOMMER 2012
76
34
62
Content Sommer 2012 MAGAZINE 06 sensor
SOMMER 2012
20 CUISINE Unprätentiös Simon Anderegg – Der Chef aus dem Haslital 24 LIVING Brücke 49 Simplicity de Luxe 28
NATURE
König der Klippen
34 PORTRAIT Kompost Good concepts work without a because … Wunder statt Krise
40
HISTORY
Die schöne Welt der Fünfzigerjahre
44
FASHION
50
LIVING
56
INTERVIEW
Comeback einer Legende
Something in the Water
Schnitzerhaus Jack Heuer
62 TRADITION Mazza
04
Sommer 2012
44
Alpengolf Freestyle
20
34
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56
90
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PORTRAIT
Michael Klemera – Auf den Spuren einer Legende
70
NATURE
76
ART
80
HISTORY
Ein Mythos wird 170
84
MOBILITY
Andreas Baenziger, Medizinmanager mit Rennleidenschaft
90
PORTRAIT
Bis in die Fingerspitzen
28
44 062
84 94
Alpin & Chic
Repaires
Künstlerische Seilschaft
96 GUIDE
Vom Fischersteg in den Yachthafen Klassische Brennkammermusik Nina Caprez
Hotels & Restaurants
104 AGENDA
Sommerevents in den Bergen
1 08 contributors Zwischensaison
111
BIANCO E NERO
Comix von Andrea Caprez und Christoph Schuler
112
kolumne
Das letzte Wort von Stefan Bühler
Sommer 2012
05
sensor
SOMMER 2012
Sensor Sommer 2012 Ac c e ss o r i e s
Schweizer
Tradition Wer ein Stück Schweizer Tradition verschenken will, kann dies nun in Form eines Füllfederhalters, Tintenrollers oder Kugelschreibers von Caran d’Ache tun. Auf dem Platinschaft ziehen zwischen Bäumen und
S p o rt s
Tannen mit Glocken und Blumen geschmückte Kühe dahin, begleitet von
sexy
Hirten, Fahnenschwingern und Alphornbläsern. Die spezielle Schweizer Edition trägt den Namen «La Rindyà», was im Fribourger Dialekt so viel wie «Alpabtrieb» bedeutet und somit einen der ältesten Schweizer Bräuche bezeichnet. Was Caran d’Ache
bike
allerdings noch nicht genug der Hommage an ihr Ursprungsland war: Die edle Auflage ist auch noch auf genau 1291 Stück beschränkt – das Datum
Dem Ursprünglichen, Traditio-
der Gründung der Schweizer Eidgenossenschaft. Viel helvetischer
nellen, Ungeschminkten wollten
kann ein Schreibgerät kaum sein. (pk)
sich die Macher von MALOJA diese Saison widmen. Inspiration
www.carandache.com
erhielten sie dabei vom Bergbauerntum mit seinen geblümten Schürzen, selbstgemachten Strickjacken
fa s h i o n
Eine Portion Bodenständigkeit gefällig? Wie wärs mit einer währschaften Holzsohle, die dank biegsamen Gummi-Einsätzen auch noch bequem ist? Zwar verpönen Skeptiker die pantoffelartigen Holztreter immer noch als Oma-Schuhe. SOFTCLOX müsste in diesem Sommer aber die meisten unter ihnen umstimmen. Die drei Sommerlinien decken jedenfalls die ganze Palette der CloxGeschmäcker ab: «Aquarius» trumpft mit erfrischenden Blautönen und bequemen Absatzhöhen, «Ethno» mit Naturmaterialien und weichem Leder auf. Und «Flowers» mit verspielten Blumenverzierungen und Erlenholzsohlen. (pk)
www.softclox.com
06
Sommer 2012
Bodenständigkeit für Skeptiker
und farbigen Kopftüchern. Dass dabei auch ziemlich attraktive Dinge entstehen können, beweist der Bikedress «Matildam-Flower». So kann sich frau bestimmt nicht nur auf den abgeschiedenen Biketrails sehen lassen … (pk)
www.maloja.de
BVLGARI.COM
sensor
SOMMER 2012
Ac c e ss o r i e s
Tradition
BieratmosphÄre
SIGG Chic
zu gewinnen
Es ist ja nicht gerade so, dass die Bayern einen speziellen Anlass bräuchten, um Bier zu trinken. In diesem Jahr haben sie aber umso mehr Grund dazu:
Ursprünglich vor allem von Berggängern geschätzt, ist die smarte SIGG
Sie feiern das 200-jährige Jubiläum der Legalisierung der Biergärten und damit einer Tradition der Ungezwungenheit und Gemütlichkeit. Wieso es den Münchnern und Oberbayern also nicht mal gleichtun und an einem lauen Sommerabend ein schattiges Plätzchen aufsuchen, um die trockene Kehle mit einem frisch gezapften Bier zu befeuchten? Falls Sie dies direkt in der Metropole
Bottle als modisches Lifestyle-Accessoire im Alltag angekommen. Dabei verknüpft sie Qualität, Design und Ökologie auf vorbildliche Weise. Auch die neuen Aludosen können sich sehen lassen: praktisch, vieseitig und absolut dicht. BIANCO verlost auf seiner Facebook-Seite 15 modische
des Biers tun wollen: umso besser. In diesem Jahr erfahren Sie in München eine ganze Menge rund ums Thema Bier. Dem Jubiläumsthema ist im Bier- und Oktoberfestmuseum sogar eine Sonderausstellung gewidmet, und verschiedene
Sets von SIGG im Wert von je CHF 57.–. (dc) Einfach Zeichen geben auf: www.facebook.com/biancomag
Veranstalter bieten Sightseeing-Touren rund ums Thema an – inklusive www.sigg.com
Degustation, natürlich. Na dann: Prost! (pk)
www.200-jahre-biergarten.de
Fa s h i o n
Fesche schale Wo wir schon beim Bier sind: So richtig authentisch wird das Ganze natürlich erst im entsprechenden Outfit. Die Trachten und Dirndl von SPORTALM zum Beispiel sind neue Kreationen aus überlieferten Schnitten, die einen ganz bestimmt in Biergartenlaune versetzen. Und wem das zu viel der Tradition ist, kann die Trachtenjacken problemlos auch mit Jeans und High Heels kombinieren. Ein «bisserl fesch» darfs nämlich schon sein in München! (pk)
08
www.sportalm.at
Sommer 2012
Ac c e ss o r i e s
Tour De suisse
Outdoor
Trotz
Was einmal in einer kleinen Silberschmiede in Kopenhagen mit einem mit sechs Troll-Gesichtern
Wind & wetter
versehenen Silberbead an einem Lederband begonnen hat, ist längst ein international bekanntes Schmucklabel. In über 50 Ländern sind die «Trollbeads» erhältlich, die mittlerweile von 18 international anerkannten Designern kreiert werden. Im Rahmen einer «World Tour» gibts nun sogar vier eigene Swissbeads: Bernhardiner, Edelweiss, Bergkristall und Taschenuhr. Ein Must-Have für alle Schweiz-Fans und Liebhaber des individuell kombinierbaren Schmucks. (pk)
www.trollbeadsuniverse.com
Schlechte Wetterprognosen und Temperaturschwankungen lassen food
Abenteurer künftig kalt – äh, warm: «4 Seasons» heisst die
Wilder genuss
neue Zelt-Kategorie von VAUDE und verspricht, Wind und Wetter in jeder Jahreszeit auch in alpinen Regionen zu trotzen. Neben ihrer überraschenden Geräumigkeit trumpfen die Zelte vor allem mit technischen Raffinessen auf: praktisches Nachspannen von innen, gemeinsam oder separates Aufbauen des Innen- und Aussenzeltes und stufenlos regulierbare 360-Grad-Ventilation. Dazu – als Weltneuheit im Zeltbereich – wasserdichte Reissverschlüsse, die «verhakfreies» Bedienen versprechen. (pk)
www.vaude.com
Mal wieder irgendwo eingeladen und keine Geschenkidee? Dann schenken Sie doch eine Box alpine Natürlichkeit. BERGWILD verpackt Ihnen diese in Form von Hirschsalami, Hirschedelschinken, Hirschhartwürstel, Gamshartwürstel sowie Zirbenschnaps – sanft gebettet auf Arvenspänen in einer eleganten Holzkiste. Das junge Kärntner Unternehmen verarbeitet ausschliesslich Fleisch von frei lebendem, heimischem Wild und verwendet weder Geschmacksverstärker noch Bindemittel oder künstliche Aromen. (pk)
Übrigens: Mit ein bisschen Glück sind die edlen Gourmetboxen sogar gratis.
BIANCO verlost ein paar davon auf Facebook: www.facebook.com/biancomag
www.bergwild.at
Sommer 2012
09
sensor
SOMMER 2012
Drinking
luxus
Ac c e ss o r i e s
destil late Es gibt nicht viele Orte, die stärker mit Luxus assoziiert werden als der Nobelkurort St.Moritz. Wenn also dessen strenge Markenhüter anderen Produktherstellern erlauben, das Label «St.Moritz» zu ver wenden, kann davon ausgegangen werden,
dass die entsprechenden Artikel allerhöchsten Qualitätsansprüchen genügen. In diesen erlauchten Kreis der Auserwählten hat es kürzlich die Distillerie STUDER & Co. aus dem Entlebuch geschafft. Deren edle Destillate begeisterten in der Vergangenheit Jurys aus der ganzen Welt und präsentierten
Frauen schuh Tasche dazu
sich schon immer in ganz besonders noblen Flaschen. Die Studer-St.Moritz-Luxusedition gibts für Wodka-, Gin-, Prune-, Williamsund Kirschliebhaber. (pk) www.distillery.ch
Ein FRAUENSCHUH stellt (auch) Taschen her. Klingt seltsam, ist aber so. Der Kitzbüheler Kaspar Frauenschuh führt die Ledermanufaktur seiner Eltern so erfolgreich weiter, dass der Betrieb bewusst klein gehalten wird. So soll die Qualität der zu grossen Teilen handgefertigten Stücke so hoch wie möglich gehalten werden. Dadurch sind die Stückzahlen limitiert und umso exklusiver. Sehr chic und aus heimischem Leder. (pk) Mobility www.frauenschuh.com
Kurven hunger Der Boxster hatte eine schwere Geburt. Als «BabyPorsche» herabgesetzt, verweigerten SportwagenLiebhaber dem Roadster lange die Anerkennung. In der dritten Generation ist der Boxster jetzt endgültig erwachsen geworden: Längerer Radstand, kürzere Überhänge, breitere Spur, niedrigere Silhouette, leichtere Karosserie und eine um zehn Zentimeter nach vorn gerückte Windschutzscheibe. Kurz: mehr Traktion und Kurvendynamik. Dazu kommt ein Motor, der in der S-Version den Spurt auf 100 in 5 Sekunden meistert. Und dies zu einem Preis, der weit unter jenem des grossen Bruders 911 liegt. (fa) www.porsche.com
10
Sommer 2012
sensor
SOMMER 2012
S PORT S
Ac c e ss o r i e s
messer scharf
Das neue «Classic Limited Edition»-Taschenmesser aus der Schweizer Kultschmiede VICTORINOX hat definitiv das Zeug zum Sammelstück. Die farbenprächtigen Dekos reichen von Flower Power bis hin zum Black’n’White-Design. Und die Funktionen lassen jeden Victorinox-Liebhaber die Tücken des Alltags mit Bravour meistern: Schere, Brieföffner, Nagelfeile, Zahnstocher, Schraubenzieher und Pinzette sind ab sofort immer am Schlüsselbund! Also nichts wie los: Die limitierte Auflage ist noch bis Ende der Sommersaison 2012 erhältlich. (pk)
www.victorinox.com
outdoor
feeling KJUS macht sich nicht nur auf der Skipiste gut: Das Sportlabel präsentiert seine erste
Ac c e ss o r i e s
Outdoor-Sommerlinie. Highlights der Kollektion sind die nur 375 Gramm leichten Everglade (Ladies) und Bryce (Men) Jackets, die durch eine Spezialkonstruktion mit dreidimensionalen Kügelchen die direkten Berührungspunkte mit der Haut reduzieren. So kann mehr Luft zwischen Haut und Stoff gelangen. Dies erhöht die Atmungsaktivität und fühlt sich erst noch besser an. (pk)
www.kjus.com
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Sommer 2012
RetroLook Wer gedacht hat, guter Geschmack zeige sich bloss in der Frisur: Irrtum. Von Valera lernen wir nämlich, dass Stil bereits beim Haaretrocknen beginnt. Der Swiss Metal Master im verchromten Retro-Look macht jedem Designer-Badezimmer Ehre und dies mit überzeugenden inneren Werten! (pk)
www.valera.com
Drinking
95
von 100 Ac c e ss o r i e s
Helden der Lüfte «Heritage Pilot» heisst die schicke Neuinterpretation von ALPINA, die ihre Wurzeln bei den Militär- und Pilotenuhren aus den 1920er und 1930er-Jahren hat. Einige Designdetails der Uhr stimmen beinahe vollständig mit dem Originalzeitmesser aus den Alpina-Archiven überein: das Taschenuhrwerk mit Handaufzug, das aufklappbare Gehäuse sowie das handapplizierte Markenlogo und die Indexe auf dem Zifferblatt. Das Gründungsjahr 1883 der Union Horlogère,
Für Whisky-Liebhaber muss er so etwas wie den Traumjob
heute bekannt unter dem Markennamen
schlechthin haben: Jim Murray, Autor der «Whisky Bible». Rund
Alpina, ist auch gleich die Auflagenzahl der
4’500 Whiskies verkostet der etablierte Whiskykenner jährlich
stilvollen Herrenuhr. (pk)
und beurteilt die Punkte Nase, Gaumen, Abgang und Balance. Ganze 95 von 100 Punkten erreichte dabei der Swiss Highland Single Malt «Classic» der Rugen Distillery aus Interlaken. Der im Rugen Felsenkeller gelagerte Tropfen darf sich somit ab
www.alpina-watches.com
sofort mit dem Prädikat «brillant» schmücken … (pk) s p o rt s
www.rugen-distillery.ch
viel Druck Nicht nur Ausdauersportlern hilft Druck am richtigen Ort, auch Golfer kommen mit der Kompressionsbekleidung von SKINS so richtig in Schwung. Die neue G400-Serie wurde durch Messungen am aktiven Körper entwickelt, um den jeweils optimalen Kompressionsgrad im Bewegungsablauf zu ermitteln. So sollen die Muskeln in jeder Phase des Abschlages die optimale Kraft, Stabilität und Haltung nutzen können. (pk)
www.skins.net
Sommer 2012
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sensor
SOMMER 2012
C o sm e t i c
retro Summer SHERPA TENSING lässt in diesem Sommer alte Ferienerinnerungen wieder aufleben. Seit 1954 trägt die Schweizer Kult-Sonnencreme den Namen des Tibeters «Sherpa» Tensing Norgay, der durch die Erstbesteigung des Mount Everest an der Seite von Sir Edmund Hillary berühmt wurde. In der Sonderedition Retro erscheint sie nun wieder im Look von damals – natürlich mit dem Inhalt von heute. Zu Zeiten der Bergbesteigungen des «Sherpa» Tensing wurde nämlich schon der Sonnenschutzfaktor 5 als «Blocker» angepriesen – was heute nicht einmal als Sonnenschutzmittel gilt. Der typische Sherpa-Tensing-Duft hingegen ist seit bald 60 Jahren derselbe geblieben. Dem Schwelgen in vergangenen Urlaubsgeschichten steht also nichts im Weg! (pk)
www.sherpatensing.ch
Ac c e ss o r i e s
Berg Wiese
FA S HION
Pool • Polo Hackett London ist offizieller Ausstatter des Snow-Polo-Turniers im Schweizer Skiresort Klosters und hat dafür spezielle Shirts entworfen. Im August 2012 erscheint eine neue exklusive Klosters-Kollektion, die dann in den Hackett Stores und im Onlineshop erhältlich sein wird. Wir meinen: Warum auf den Winter warten, wenn es die stylishen Stücke schon im Sommer gibt. Schliesslich ist britischer Stil das ganze Jahr en vogue. In den Alpen sowieso. (fa) www.hackett.com
Um die farbigen Halstücher (Scarfs :-) kommt man irgendwie nicht herum. Sowieso nicht um jene von Alprausch, die eine bunte Sommerwiesenpalette präsentieren. Wie immer in frisch-frecher Interpretation von traditionellen Mustern. Aufgefallen: die schwarzweisse Blumenwiese. (dc)
www.alprausch.com
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Sommer 2012
s p o rt s
Fa s h i o n
Sommer Brise HElm AUF Mit Helmen ist es so eine Sache. Einige sind unbequem, andere zu schwer, oder sie sehen ganz einfach ziemlich behämmert aus. Probleme, mit denen der schwedische Helm- und Protektoren hersteller POC umzugehen weiss: Die ultraleichten POC-Bikehelme kombinieren die Vorteile eines oben aufsitzenden Velohelms mit der Passgenauigkeit eines Skateboard-Helms. Und für ihr Aussehen wurden sie sogar mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet. Die Begründung der Jury: Durch die Nachahmung der menschlichen Anatomie bietet der Helm höchste Sicherheit im Mountainbikesport. (pk)
www.pocsports.com
Mit den farbenfrohen, fantasievollen Stücken der Kollektion «Green Park» von Beige kann frau diesen Sommer den prächtigen Alpenwiesen ganz schön Konkurrenz machen. Zum Beispiel mit den quadratischen Tüchern aus BaumwollMousseline. Deren leichter, transparenter Stoff wurde im Inkjet-Verfahren bedruckt, was einen verspielten Farbverlauf erzeugt. (pk)
S PORT
heim spiel
Funktionelle Sportunterwäsche ist für ODLO so etwas wie ein Heimspiel für eine Fussballmannschaft. Auch in der aktuellen Kollektion nützen die Erfinder der Funktionsunterwäsche ihren Heimvorteil wieder
www.beige.ch
kräftig aus: Die verschiedenen Baselayers sind klima regulierend, schnelltrocknend, farbecht, elastisch und geruchshemmend. Und: Man kann sich darin definitiv sehen lassen. Die Damenlinie kommt im Sommer 2012 fröhlich, sportlich und femininer daher – ganz klar ein Hingucker! (pk)
www.odlo.com
Sommer 2012
15
sensor
SOMMER 2012
FAs h i o n
REvier Markieren Kurze taillierte Lederjacken in leuchtend bunten Farben sind diesen Sommer total angesagt. Sie sind aus anschmiegsamem Ziegen- oder Lammnappa und wirken je nach Kombination sportlich-sexy
LIFE S T y l e
Bianchi PISTA
bis feminin-elegant. Der häufig diagonal verlaufende Reissverschluss setzt
Zum Start der Bike-Saison hat sich SIGG etwas Spezielles
als zusätzliches Detail
einfallen lassen. In Zusammenarbeit mit dem weltweit
einen starken modischen
einzigen Flagshipstore von Bianchi entstand ein schickes
Akzent. Ob Pink oder
Singlespeed Velo im Retro-Stil. Besonderen Wert wurde
saftiges Orange – eine
natürlich auf die formschöne Trinkflaschenhalterung
solche Lederjacke setzt
gelegt. Die Stückzahl des edlen Flitzers mit Farbakzenten
auch in den Bergen einen
in pastelligem «Celeste» ist auf 99 limitiert. (dc)
farbigen Sommerakzent. (dc)
www.sigg.com/pista
www.jelmoli-shop.ch
Passugger, erstes Mineralwasser der Schweiz zu 100 % mit Ökostrom produziert.
Auch Sie können – wie Passugger – entscheiden, wie und wo Ihre Energie erzeugt wird. Mehr Information zu Ökostrom PUREPOWERgraubünden: +41 (0)81 423Sommer 7722, purepower@repower.com oder www.repower.com 2012
16
FAs h i o n
Pure Sexiness Swiss Made Ganz schön keck präsentiert sich die neue Kollektion des Schweizer Luxuswäscheherstellers Zimmerli. Edelste Naturfasern, bequeme Schnitte und die sorgfältige Herstellung im Tessiner Fabrikationsstandort Coldrerio schaffen jenes sprichwörtliche Wohlgefühl, das die Reputation von Zimmerli als «the world’s finest underwear» einst begründet hat. Pauline Zimmerli-Bäurlin legte 1871 in ihrem Heim in Aarburg nicht nur den Grundstein für ein florierendes Unternehmen, sondern rief gleichzeitig die schweizerische Feinstrickerei-Industrie ins Leben. Die heutige Frau von Welt weiss es ihr zu danken. (dc)
www.zimmerli.ch
sensor
SOMMER 2012
Alpenprosa
Rom an D r e s c h e r
Au r e l S c h m i d t
TIROLER LANDE S M US EU M
BIER IN SÜDTIROL
Die Alpen
Wilderer
Als Weinland ist Südtirol weltweit
Das gut illustrierte Buch zeigt auf, wie sehr
DER WILDERER als «Rebell der Berge»
bekannt, aber Bier? 27 Brauereien zählte
das Gebirgsmassiv im Zentrum Europas
hat auch heute nichts von seiner Faszi
man 1880. Die Geschichte ist auch eine
die Menschen und ihr Denken geprägt
nation verloren. Seit Jahrhunderten
der Spannungen mit den traditionell stär-
hat. Die Alpen haben ein Bild der Schweiz
gelten die Wildschütze als kühne Aben-
keren Weinherren, sodass Kaiser Leopold
mitgeschaffen, das mit seinen föderali-
teurer, die sich als Helden der kleinen
1667 «überzählige» Bierhäuser abreissen
stischen Strukturen, der Bedeutung seiner
Leute gegen die Macht der Herrschen-
liess. Im 19. Jahrhundert begünstigte die
Talschaften und den Einflüssen von Klima
den stellen – sei es, um sich in Zeiten
Reblaus eine Hochblüte der Bierkultur.
und Natur noch heute vieles verständlich
von Hunger und Armut mit Fleisch zu
Bis zum Ersten Weltkrieg waren Braue-
macht, was auf den ersten Blick sperrig
versorgen, oder sei es bloss als Geste des
reien und ihre Gaststätten und Hotels am
und unzeitgemäss erscheinen mag.
Aufbegehrens. Dieses reich bebilderte
Aufschwung des Tourismus in Südtirol
Aurel Schmidt entwirft in seinem Buch
Buch spürt dem Phänomen «Wilderer» in
beteiligt, die Teilung Tirols 1919 schnitt
ein grossartiges Kapitel der europäischen
Bild und Text nach. Historische Einblicke
jedoch die Brauer südlich des Brenners
Geistesgeschichte und spannt dabei den
in das Wildschützwesen und in die bis
von den aus Österreich kommenden Roh-
Bogen von der Mythologie, der frühen
heute währende Popularität legendärer
stoffen ab und setzte sie den ungünstigen
Alpen-Entdeckung über den beginnen-
Wilderer im Alpenraum werden der
faschistischen Steuergesetzen aus. Einzig
den Tourismus bis zur systematischen
Brutalität moderner Tiervernichtung
die Brauerei Forst konnte fortbestehen
Erschliessung, Möblierung und Ökonomi-
gegenübergestellt. Zugleich erkundet
und entwickelte sich zu einer der grossen
sierung unserer Bergwelt. Er kommt dabei
das Buch Positionen der zeitgenössischen
Biermarken Italiens.
unweigerlich wieder zurück auf die Alpen
Kunst in der Darstellung von Wilderern
Seit einigen Jahren knüpfen nun engagierte
als Kern des schweizerischen Selbst-
vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Persönlichkeiten an die vergessene Brau
verständnisses und zeigt an zahlreichen
tradition an. In kurzen Porträts werden ihre
Beispielen, wie sich ein innenpolitischer
Wirtshausbrauereien vorgestellt, ange
Gegenstand in wenigen Jahren zu einem
reichert mit «bierigen» Kochrezepten.
europäischen Thema entwickelt hat.
Roman Drescher Bier in Südtirol. Komitee zur Förderung der Bierkultur in Südtirol Edition Raetia, März 2012 ISBN 978-88-7283-410-7
Entstanden ist eine Mentalitätsgeschichte, die über das Leben und Denken in diesem Land ein Bild von historischer Dimension vermittelt. Aurel Schmidt Die Alpen Verlag Huber Frauenfeld / Stuttgart / Wien, 2011 ISBN 978-3-7193-1556-6
18
Sommer 2012
Tiroler Landesmuseum (Hrsg.) Wilderer Haymon Verlag Innsbruck, 2008 ISBN 978-3-85218-579-8
Dominik Prantl
Leo Tuor
H an n e s Be rt s c h i
DAS GIPFELBUCH
Giacumbert Nau
Bergbücher gibt es in rauen Mengen.
«Giacumbert Nau» ist ein Hirtenroman
Die Schweiz in Listen
Viele davon sind Heldensagen von Selbst-
ohne Idylle. Sein Bett ist zu kurz, der
darstellern, Lehrpläne, Tourenbücher
Bach hat keinen Steg. Giacumbert flickt
oder Bildbände namhafter Felskolosse.
das Fenster mit Plastik und verflucht die
Das Gipfelbuch dagegen widmet sich der
Gemeinde, die Bauern. Giacumbert freut
Besteigung eines einzigen Berges.
sich an der Prozession der Schafe und
Das Gipfelbuch klärt auf einer Wande-
schimpft auf den Schafstrott der Men-
rung von den ersten Schritten bis zum
schen. Giacumbert liebt die Natur, den
Gipfel die entscheidenden Fragen des
tröstlich-behäbigen Coroi, die rauschen-
Berggängers. Wie lässt sich ein Kuhangriff
den Bäche. Und er hat zu kämpfen mit
vermeiden, muss beim Wandern eigent-
ihr. Das Gewitter wütet im Fels, aus dem
lich gegrüsst werden, welche Ausrüstung
Greina-Nebel tauchen böse Bilder auf.
besass der Ötzi? Was ist eigentlich ein
Trotzig einsam ist Giacumbert. Er hütet
Sackstich, woher kommen die Spalten
die Tiere und krault seinen Hund, die
im Gletscher, und wie imponiert man als
kluge Diabola. Erinnerungen suchen
Frau einem Extremkletterer? Der Weg
ihn heim an Albertina mit ihrem dunkel
führt entlang der wundersamen Alpin
gelben Duft nach Safran, deren Haut
geschichte direkt hinein in die Absurdi-
bitter schmeckt wie das Salz der Erde,
täten des modernen Bergtourismus vom
die einen anderen geheiratet hat.
potenzsteigernden Steinbockspray bis
«Giacumbert Nau» ist ein Buch voller
zum Murmeltierragout. Es ist ein Buch
Poesie und Kraft, Wut und Zärtlichkeit
für all jene, die beim Anblick eines Gipfels
– und ein Gesang auf das Liebespaar
seufzen: «Ach, die Berge!»
Giacumbert und Albertina. Dies auch 24 Jahre nach dessen Ersterscheinung
Dominik Prantl Das Gipfelbuch Verlag Süddeutsche Zeitung, März 2012 ISBN-10:3-86615-968-4
in rätoromanisch. Limmat Verlag, Zürich Neuausgabe 2012 Erstmals erschienen rätoromanisch 1988, deutsch 1994 im Octopus Verlag, Chur ISBN 978-3-85791-679-3
Was ist typisch für die Schweiz? Dieser Frage ist Hannes Bertschi nachgegangen. Erstmals in Buchform finden sich hier nun die interessantesten Schweizer Listen. Das vielseitige Nachschlagewerk enthält Ratings, Listen und Tabellen; es führt Zahlen, Daten und Fakten auf und berichtet prägnant von Menschen, Ereignissen und Einzigartigkeiten, exklusiv und erstmalig für die Schweiz. Darüber hinaus wirft es einen aktuellen Blick auf ein Land in Bewegung. Welches sind die 10 grössten Sorgen der Bürgerinnen und Bürger? Welches sind die 20 vertrauenswürdigsten Berufe? Wie werden unsere 5 bekanntesten Würste hergestellt? Welches waren die grössten Naturkatastrophen? Ein grosses Lesevergnügen mit überraschenden Informationen und staunenswerten Fakten! Hannes Bertschi Die Schweiz in Listen Fona Verlag Lenzburg, 2012 ISBN 978-3-03781-039-2
Sommer 2012
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CUISINE
UNPRÄTENTIÖS
Simon Anderegg – Der Chef aus dem Haslital
Simon Anderegg – Der Chef aus dem Haslital
UNPRÄTENTIÖS Philipp Bitzer
Judith Stadler, André Uster
«Das Victoria-Meiringen ist ein Glücksfall», schrieb der «Gault Millau» einmal. Und hat damit vollkommen recht. Das erste Haus am Platz, ja im gesamten Haslital, wird geführt von Franziska und Simon Anderegg. Während die gelernte Touristikund Marketingfachfrau die Rolle der Gastgeberin perfekt ausfüllt, brilliert Simon Anderegg in der Küche – und noch bei vielem mehr.
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«Demut», meint Simon Anderegg im Gespräch, ja die habe durchaus ihren Platz in seinem Wertesystem. Und der 46-jährige Berner Oberländer doppelt nach, indem er sich selbst als ehrlichen Koch beschreibt, der Qualität, Konstanz und Kontinuität hochhalte, in der Hektik Ruhe bewahre und gerne lebe. Ausserdem sei er ein zurückhaltender und stiller Schaffer, der lieber im Hintergrund agiere und keinesfalls als Oberboss auftreten wolle. Er fordere seine Leute zwar sehr, aber die wüssten als zumeist langjährige Mitarbeiter gut damit umzugehen. Und seinen Erfolg, wenn man überhaupt davon sprechen könne, den verdanke er dem gesamten Team und noch mehr seiner Frau Franziska, die ihm den Rücken freihalte, für die Administration und das Marketing sowohl im Hotel als auch im Restaurant zuständig sei und dafür Sorge trage, dass das Haus und seine Produkte gut nach aussen kommuniziert würden. Unprätentiös ist folgerichtig auch Andereggs Küche. Er strebt beim Kochen eine korrekte Verbindung der unterschiedlichen Komponenten an, die er für seine Gerichte verwendet. Der Gast wisse dies zu schätzen, denn es entspreche seinem Bedürfnis nach Ehrlichkeit und Authentizität auf dem Teller. Der Gast spüre nämlich intuitiv, ob sich der Koch Gedanken mache und seine Produkte auf dem Teller in eine Harmonie bringen wolle.
Daran sehe man auch schnell, ob es ein Koch ernst meine oder nicht. Worauf er allerdings bewusst verzichte, das sei der ganze «Schnigischnäggi» mit den tausend Schälchen und den Gadgets, an denen ein Koch eine halbe Stunde lang herumdoktern müsse. «Das lassen wir weg. Denn wir wollen zurück zum Normalen.» Trotz diesem Verzicht auf Schnörkel und Brimborium wurde Simon Anderegg von «Gault Millau» mit 14 Punkten ausgezeichnet: Seine Küche sei eine gelungene Kombination aus regionaler und fernöstlicher Küche, die er in den letzten Jahren stetig verfeinert und perfektioniert habe. Er verblüffe mit raffinierten Aromen und zeige besonders bei den Saucen grosse Klasse. Auch das ist nicht weiter erstaunlich, haben ihn seine Lehr- und Wanderjahre doch zu Fredy Girardet und Eckart Witzigmann geführt, zwei der ganz Grossen der europäischen Spitzengastronomie. Die drei Jahre, die Anderegg Ende der 1980er-Jahre in Crissier bei Girardet verbracht hat, bezeichnet er noch heute als seine eigentliche Lebensschule: «Diese Zeit hat mich geprägt fürs ganze Leben. Ich spüre das jeden Tag, das geht auch nie mehr weg.» Und dennoch zog er weiter, zunächst nach Spanien, um dann 1990 in Witzigmanns «Aubergine» zu landen, dem ersten Restaurant überhaupt in Deutschland, das drei Michelin-Sterne bekam.
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CUISINE
UNPRÄTENTIÖS
Simon Anderegg – Der Chef aus dem Haslital
«Mit Witzigmann war ich auch privat eng verbunden. Wir haben uns immer sehr gut verstanden, und ich war in der Küche wie sein Sohn. Witzigmann hat mich aber nicht nur als Koch, sondern auch als Mensch beeindruckt. Er war damals in einer schwierigen Phase und hat das sehr gut gemeistert.» Enttäuschend hingegen fand Anderegg seine Zeit in den grossen Luxushotels. Da werde ein Riesentamtam, ja ein Kult veranstaltet um unwichtige Dinge wie Hierarchien oder so, dabei seien der Gast und das Produkt das Wichtigste. Nicht zuletzt auch auf Drängen seines Vaters ging Anderegg deshalb 1993 in die Vereinigten Staaten, genauer gesagt nach Kalifornien, wo er als Küchenchef in einem Restaurant den «American way of life» kennenlernte und auch sonst viel fürs weitere Leben mitbekommen sollte: «Ich lernte in den USA, wie man unverkrampft Business machen und dass man sich auch mit unkonventionellen Ideen durchsetzen kann. In Amerika gefiel es mir schon sehr gut, und wenn das Victoria-Meiringen nicht mein Elternhaus gewesen wäre, ich wäre wohl länger drüben geblieben. Die Rückkehr war aber keine familiäre Verpflichtung oder so, im Gegenteil. Ich fühlte innerlich, dass ich mich verwirklichen wollte, dass ich bereit war, die Extrameile zu gehen, die es braucht. Dass ich das machen kann, was ich will, dass ich der Gastgeber sein kann, der ich sein will. Und das ist nun mal einfacher im eigenen Betrieb.»
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Diesen führt der 46-Jährige inzwischen im achtzehnten Jahr und schätzt heute seine Doppelrolle als Hotelier und Koch: «Es ist die Kombination, die mich begeistert. Ich switche täglich zwischen Buchhaltung und Löhnemachen, dem Einkauf von Produkten für die Küche und der Kreation von neuen Gerichten. Genau das ist die Herausforderung, nur kochen oder nur Hotelier sein würde mich auf Dauer wohl nicht mehr so einfach befriedigen.» Und der Betrieb muss ja auch immer wieder den ändernden Bedürfnissen seiner Gästeschar angepasst werden. So hat Anderegg sein Hotel mehrfach um- und ausgebaut und bekam für den letzten Umbau des Restaurants Victoria grosses Lob von den Grossen: «Andereggs ist ein grosser Wurf gelungen», schrieb der Kritiker von «Gault Millau». «Die Gaststube präsentiert sich elegant-modern, warme Orangetöne harmonieren mit dem Purpur der Wände, im Zentrum flackert im Glaskasten ein Feuer, ein Kuhhorn-Arrangement und drei grossformatige Schwarzweissfotos der umliegenden Gipfel verbreiten Lokalkolorit der schicken Art.» Und der «Guide Michelin», der das Restaurant als «Bib Gourmand» führt, schloss sich dieser Einschätzung generell an, meinte er doch: «Das Lokal ist unterteilt in einen etwas schlichteren Bereich mit Sitzbänken und offenem Kamin und den durchgestylten Teil mit viel coolem Schwarz. Wählen Sie ein Degustationsmenü oder à la carte. Tipp: Zitronennudeln mit gebratenen Crevetten und grünem Pfeffer.» Da können wir uns nur anschliessen.
Unpretentious His chic Hotel-Restaurant Victoria-Meiringen in the Bernese Oberland village of Meiringen reflects Simon Anderegg’s cuisine: unpretentious despite being of supreme quality. The Bernese Oberland chef seeks to find the ideal link between the products used in his dishes and also pulls out all the stops to bring honesty and authenticity to the table. Although Simon Anderegg deliberately dispenses with flourish and fuss, he’s been awarded 14 GaultMillau points again this year. His food is a successful combination of regional and Far-Eastern cuisine, one which he has honed to perfection in recent years. He amazes his guests with subtle aromas and his sauces in particular demonstrate phenomenal class. That too is hardly surprising; during his apprenticeship and years gaining experience, his travels led him to Fredy Girardet and Eckart Witzigmann, two of the biggest names in topclass European gastronomy. www.victoria-meiringen.ch
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living
BRÜCKE 49
Simplicity de Luxe
Brücke 49 SI M P LICIT Y
Dario Cantoni
DE
LU X E
Martin Kaufmann
Brücke 49 ist eine Neuinterpretation des traditionellen, gemütlichen Bed & Breakfast. Eine Heimat fern von zu Hause. Eine historische Villa in den Bergen, in der Komfort und Behaglichkeit auf Design, Kunst und Modern Living treffen. Und: Der wahr gewordene Traum von Ruth Kramer und Thomas Schacht. Faszination geht manchmal von den einfachen Dingen aus. Wie in der Brücke 49: Das Versteckte, Kleine und Überschaubare vermittelt Geborgenheit. Ist in seiner Exklusivität eine neue Form von Luxus. Die Grundidee des schweizerisch-dänischen Paares Ruth Kramer und Thomas Schacht war, ein klassisches Bed & Breakfast mit ihrer Passion für Design, Architektur, Kultur und hochstehendes Handwerk zu verbinden. Kramer und Schacht selbst – beide haben sie erfolgreiche Karrieren hinter sich, sie als Designerin, er als Marketing-Entwickler – wollten aus ihrem hektischen Alltag ausbrechen und nahe der Natur leben. Bei einem früheren Aufenthalt im bündnerischen Vals, wo auch die bekannte Therme liegt, wurden sie von der Schönheit des Bergdorfes verzaubert. Vom Hauptort Chur dauert die Fahrt hierher gut eine Stunde und führt zunächst entlang des Rheins, vorbei an den schäumenden Wassern im Bündner Grand Canyon, dann geht es hoch durch das felsige Valsertal. Das Dorf selbst faszinierte sie aufgrund seines einzigartigen kulturellen Mixes aus weltgewandten Kosmopoliten und lokalen Bauern, die teilweise noch nie das Tal verlassen haben. So sehr, dass sie hier ein altes Wohnhaus übernahmen, dieses komplett renovierten und auf den Winter 2011/12 als Gasthaus eröffneten. Ihr Ziel: Zeitlos-modernes Wohnen in Harmonie mit dem einzigartigen Setting des Dörfchens Vals. Das B & B liegt mitten im Dorf, auf der sonnigen Seite. Gleich neben der Brücke, die 2010 aus Valser Granit neu erstellt worden ist. Von Architekten, die zu den weltweit renommiertesten
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gehören: Conzett, Bronzini und Gartmann, unterstützt durch Peter Zumthor, der seit über 20 Jahren das Bild des entlegenen Bergdorfes Vals mit seiner einzigartigenArchitektur prägt. Brücke 49 – das sind lediglich vier Doppelzimmer. Und die sind so persönlich eingerichtet, dass sie auch richtige Namen haben: Da ist das grösste Zimmer, die «Suiten», dann «Zervreila» und «Tomül» – benannt nach der Aussicht, die sie freigeben – und schliesslich das «Valser». Jedes Zimmer ist anders, hat seine besondere Atmosphäre, besticht durch Einfachheit, klare Linien, stilsicheres Design und hochwertige Materialien. Neben Relikten aus der Geschichte der alten Villa finden Gäste hier sorgfältig ausgewählte Designerobjekte: eine Sitzgruppe des dänischen Designers Ole Wanscher etwa, oder eine handgemachte englische Tapete von William Morris, die mit einer weiss beschirmten 60er-Leuchte des dänischen Architekten P. V. Jensen Klint kontrastiert. Hier Understatement und ein Family Chair von Thomas Børge Mogensen, dort kräftige Akzente mit einem farbig bezogenen Patchwork-Sessel. Und in den grossen Badezimmern sorgt kuschelige Frotteewäsche für heimeliges Wohlfühlambiente. Der kunstvolle Mix zwischen Alt und Neu zieht sich weiter ins Wohnzimmer. Alte Gegenstände, die schon seit Generationen im Haus gedient haben, aktuelles Handwerk aus der Region, wertvolle Fundstücke von dänischen Flohmärkten sowie ein paar zeitlose Klassiker der neueren Designgeschichte treffen hier aufeinader. Dazu Bücher, Bücher, Bücher … Das Haus öffnet
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BRÜCKE 49
Simplicity de Luxe
sich den Gästen und lässt sie an den schönen Dingen teilhaben, welche die Gastgeber im Laufe ihres Lebens zusammengetragen haben. Auch die funktional eingerichtete Küche steht den Gästen zur Verfügung. Wer nicht selbst kochen möchte, findet im 950-Seelen-Dorf in Fussdistanz einige authentische Lokale. Die ehemalige Villa wurde 1902 von Franz Schmid, einem einheimischen Valser, nach den Plänen eines in Paris lebenden anderen Valsers gebaut. Davon inspiriert sind die Zimmer grosszügiger angelegt, die Räume höher als beim traditionellen Valserhaus. Dies kommt heute der Aussicht zugute, die sich in alle vier Himmelsrichtungen öffnet und die Sicht auf eindrückliche Panoramen freigibt. Die Philosophie des Hauses widerspiegelt sich nicht zuletzt im Frühstück. Der Tag fängt hier oben in den Bergen ruhig und gemächlich an. Zeitung, Kaffee, Frühstück. Der Duft vom besten Kaffee, den man kriegen kann, dann frische Früchte, Joghurt, Käse, Milch, Eier und Trockenfleisch – alles vom Hof nebenan – sowie das kristallklare Wasser aus dem Dorfbrunnen. Alles authentisch und natürlich. Einfachheit de Luxe, ganz im Sinne der Brücke 49 halt.
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Brücke 49 – Simplicity de Luxe Brücke 49 is a new interpretation of the cosy and traditional Bed & Breakfast. A home away from home. A historic villa in the mountains, where comfort and cosiness meet design, art and modern living. And for Ruth Kramer and Thomas Schacht, a dream come true. Fascination is sometimes found in the simple things in life. This hidden-away, small and manageable gem conveys a sense of well-being and security. Exclusivity, a new form of luxury. The Swiss-Danish pair’s basic concept was to combine a classic B & B with their passion for design, architecture, culture and high-quality craftsmanship. Having enjoyed successful careers, she as a designer, he as a marketing and business developer, Kramer and Schacht wanted to break away from their hectic everyday life and live near to nature. The result is simplicity de Luxe. www.brucke49.ch
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Kร NIG DER KLIPPEN
Hansjรถrg Egger
KOnig Der Klippen Fabrizio D’Aloisio
Hansjörg Egger
Zuerst vergöttert, dann ausgerottet, später wiederangesiedelt – der Alpensteinbock hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Der international tätige Fotograf Hansjörg Egger ist dem Wappentier Graubündens an die unmöglichsten Orte gefolgt – entstanden sind Bilder majestätischer Schönheit.
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KÖNIG DER KLIPPEN
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Eigentlich fotografiere ich Flugzeuge, Bahnen, Architektur, Celebrities oder Mode. Steinböcke sind aber meine Leidenschaft. Sie sind beeindruckend, wenn sie ihren Kopf langsam senken und mit ihren bis zu einem Meter langen Hörnern hin und her wiegen. Trotz ihres Körpergewichts von bis zu 90 Kilogramm sind sie äusserst flinke, sichere Kletterer. Und deshalb auch schwer zu finden. Ich spreche dabei nicht von den älteren Exemplaren, denen man entlang von Wanderwegen begegnen kann. Ich spreche vom Steinwild, das sich in seinem natürlichen Lebensraum bewegt im Gebirge, abseits der Wege. Diese Steinböcke sind oft versteckt hinter Felsen, Klippen und Überhängen – überhaupt verweilen sie an den unzugänglichsten Stellen. Und auf dem äussersten Fels thront meist majestätisch der Chef des Rudels. Es braucht viel Geduld, um sie aufzuspüren. Plötzlich hast du sie aber vor der Linse. Natürlich haben sie dich längst gesehen und eine ganze Weile beobachtet. Irgendwann vertrauen sie dir aber, und du fühlst dich, als gehörtest du zum Rudel. Ein ähnliches Gefühl hast du übrigens auch spätabends, wenn du mit dem letzten Zug der Rhätischen Bahn von deinem Ausflug nach Hause zurückkehrst. Du riechst dann selber wie ein Steinbock und hast meist ein Abteil für dich alleine.» Hansjörg Egger
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NATURE
KÖNIG DER KLIPPEN
Hansjörg Egger
Über den Alpensteinbock Die Brunft des Alpensteinbocks ist im November. Den ganzen Hochwinter wird geworben. In den Juniwochen verlassen die Geissen das Rudel und bringen nach etwa sechs Monaten Tragzeit ihre Jungen zur Welt. Zur Setzzeit lösen sich die Rudel auf, und die Geissen leben anfangs eher zurückgezogen mit ihren Kitzchen. Bockrudel und Geissrudel befinden sich oft an ganz verschiedenen Orten am Berg. Die Steinbockhörner können bis über einen Meter lang werden und wachsen stetig, wobei die Spitze die älteste Partie darstellt. Die Hörner dienen dem Kampf, dem Kampfspiel und dem Imponiergehabe, aber gern auch zum Abstützen des schweren Kopfes. Und natürlich zum Kratzen, wenn das dichte Winterhaar im Frühling büschelweise ausfällt und die Tiere ihren Sommerlook erhalten. Ausrottung und Wiederansiedlung des Alpensteinbocks Der Steinbock wurde in der Schweiz schon früh ausgerottet. Seine geringe Scheu und der Glaube des Menschen an die wundersame Heilwirkung von Steinbockpräparaten wurden ihm zum Verhängnis. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelang es dem italienischen König Vittorio Emanuele III ein paar der letzten Exemplare in die Schweiz zu bringen. Alle heute in den Alpen lebenden Steinböcke stammen von diesen Tieren ab. Der Tierpark Peter und Paul in St. Gallen startete daraufhin ein weltweit einzigartiges Zuchtprogramm. 1911 wurden im St. Galler Weisstannental die ersten fünf Nachwuchstiere in die freie Wildbahn entlassen. Die nächste Ansiedlung geschah 1914 in Graubünden am Piz Aela, dann 1920 im Schweizer Nationalpark. Heute herrscht bei der Population ein Gleichgewicht dank streng reglementierten, nach Altersklasse und Geschlecht erfolgten Reduktionsabschüssen ( Jagdplanung). Der Steinbock ist im ganzen Land streng geschützt.
Ibex – king of the cliffs Initially revered, then wiped out and reintroduced – the Alpine ibex has a chequered history. Internationally active photographer Hansjörg Egger has tracked down and snapped Graubunden’s official emblem in the most unlikely places – and created incredible images of majestic beauty.
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KOMPOST
Good concepts work without a because …
DIE BEIDEN GRÜNDER VON KOMPOST: GIAN KLAINGUTI (PRODUKTION) UND OLIVER CONRAD (CREATIVE DIRECTION)
KOMPOST
Good concepts work without a because … Dario Cantoni
Patrizia Human
Zwei Animationsspezialisten aus den Bergen produzieren Musikvideos, erfinden putzige Werbewelten für Giganten wie McDonald’s und leiten Hightech-Produktionen im Ausland. Die Resultate werden auf MTV gespielt und gewinnen internationale Auszeichnungen. Abgesehen davon ist das Team um Oliver Conrad und Gian Klainguti hierzulande noch wenig bekannt. Zu Unrecht. Kompost. Das sind zuerst einmal Gian Klainguti und Oliver Conrad. Zwei Freunde, die sich mit 13 Jahren auf den Pisten des Engadins beim Snowboarden kennenlernen. Beide sind sie 1980 geboren und besuchen später das Lyceum Alpinum in Zuoz. Und beide haben sie keine Lust, nach der Matur an die HSG nach St. Gallen zu pilgern und dort Wirtschaft oder Jura zu studieren, wie die meisten ihrer Schulkollegen es tun. Oliver Conrad wollte schon früh im kreativen Bereich arbeiten, ohne genau zu wissen, was da alles möglich ist. Er besucht die Parson School of Design – zuerst in Paris, dann in New York. Gian Klainguti, schnuppert etwas Wirschaftsluft, beginnt dann Kommunikation und Publizistik zu studieren … und macht schliesslich seinen Bachelor in Film. Kompost entsteht 2005 als Künstlerkollektiv in New York. Oliver Conrad und Gian Klainguti realisieren als Studentenarbeit ein erstes Videoprojekt mit Hip-Hoppern aus Brooklyn. Kompost: eine Kombination aus Komposition und dem Gedanken, dass aus Abfall Neues entstehen kann. International verständlich. Es folgen weitere Videoprojekte. Alles Low Cost. Oliver und Gian wohnen unter der Treppe, teilen sich ein Bett, leihen sich das Equipement von der Schule oder von Freuden aus und arbeiten mit ersten unbezahlten Praktikanten. Kompost ist heute ein kreatives Studio für Design und Animation mit neun Mitarbeitern im Bereich 2D/3D und einem grossen
Netzwerk an internationalen Spezialisten, die nach Bedarf zugezogen werden. Die Musikvideos von Kompost bekommen internationale Auszeichnungen. So wird Speedskater, ein Video für die Gruppe Airpushers (Musiker u. a. von Black Eyed Peas) 2008 in Barcelona am International Short Film Festival nominiert. Das Video «F@©k That» mit dem russischen Hip-Hopper Krussia wird 2009 gleich zweimal zum besten Musikvideo gekürt: am Independent Film Festival in Philadelphia und am San Francisco Frozen Film Festival. Für die Happy-Meal-Spots, die sie für den Giganten McDonald’s erschaffen, werden sie mehrmals für einen Annie Award (Oscar der Animationsbranche) nominiert und räumen verschiedene EDIs (Schweizer Preis für Werbefilme) ab. Plötzlich stehen sie in Kompetition mit den Topshots der Branche. Wir besuchen Oliver und Gian in ihrem grosszügigen Loftatelier im angesagten Zürcher Binzquartier. Mit offenen Armen und einem perfekten Cappuccino werden wir empfangen. Das Cappuccino-Know-how geht auf eine kürzlich realisierte Animation für die Grossbank UBS zurück und wurde im Atelier zur Perfektion getrieben – mit positivem Nebeneffekt auf die Kaffeekultur. Sonst überall vornehme Zurückhaltung, keine aufgepfropften EDIs, kein geschäftiges Getue – eher das für Bergbewohner typische Understatement. Dies sei nicht immer von Vorteil gewesen. Bei Präsentationen etwa oder Videokonferenzen mit den USA wurde die noble Zurückhaltung auch
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SCREENSHOTS AUS DEM MUSIKVIDEO «RED HEAD SPEEDSKATER» FÜR AIRPUSHERS (MUSIKER VON Black Eyed Peas, Printz Broad and Tim Izo Orindgreff), 2007
schon als Anflug einer leisen Depression verstanden. «Seither motivieren wir uns gegenseitig wie vor einem Fussballmatch», meinen sie belustigt. Nun. Geklappt hat es trotzdem, obwohl die ersten fünf Jahre ein steiles Stück Weg waren. «Eigentlich ist es wie eine Obsession», erklärt Oliver, «es wird Teil deines Lebens, schon auch Selbstverwirklichung, wo der kreative Prozess und der künstlerische Anspruch im Zentrum stehen. Geld oder Profit waren nie unsere Antriebsfeder, das kommt ganz weit hinten. Wir haben sogar Geld in Projekte gesteckt, nur um sie realisieren zu können. Wir gehen immer die Extrameile, und dies aus Leidenschaft – das unterscheidet uns vielleicht von anderen.» Und das Engadin, die Berge? «Künstlerisch hat das schon unseren Stil beeinflusst. Wir arbeiten gerne mit natürlichen Texturen, lassen auch das Raue, das Unperfekte zu, denken eher prozesshaft. Schlussendlich haben unsere Arbeiten eine ganz andere Ästhetik als jene, die wir in der Kunstschule gelernt haben – in den 90ern war alles sehr clean und vektororientiert.» Die ersten Animationen und auch der eigentliche Durchbruch mit Spaceman Stu, dem ersten Clip für McDonald’s sind im Engadin entstanden – genau gesagt in der guten Stube von Olis Grossmutter. Nach der New Yorker Zeit konnten sich die beiden so über Wasser halten, weil keine zusätzlichen Kosten für die Miete eines Studios anfielen. Drei Jahre ging das so. Zuletzt
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waren es fünf Arbeitsplätze im Wohnzimmer, Serverroom in der Küche und die Grossmutter, die das Kreativteam den ganzen Tag mit ihren Kochkünsten verwöhnte. «Die Entstehung der «Kompost Family» geht eigentlich auf diese Zeit zurück. Das gemeinsame Arbeiten, das Zusammensitzen am Abend mit einer Flasche Wein … dies wurde auch von den ausländischen Animationsspezialisten ungemein geschätzt. So was findet man in der Grossstadt eigentlich gar nicht mehr. Auch heute noch ziehen wir uns gerne nach St. Moritz zurück, um Energie zu tanken oder im kleineren Team neue Projekte anzugehen.» Mit der Zunahme der Kommunikation über Smart Phones und Social Media werden Animationen immer wichtiger. Sie erscheinen in crossmedialen Kampagnen, im Fernsehen, Internet und sind Bestandteile von Apps. Gleichzeitig sind die Animationsprogramme in den letzten Jahren massiv billiger geworden, was auch kleinen Agenturen dieses weite kreative Betätigungsfeld eröffnet hat. Die Happy-Meal-Kampagnen für das US-Fernsehen haben Kompost in die Topliga katapultiert. Die Spots liefen nicht nur landesweit und erhielten eine ganze Reihe von Auszeichnungen. Es entstand ein regelrechter Hype mit usergenerierten Facebook-Seiten, Posts auf YouTube, usw. Ganz nebenbei mutierte der Fast-Food-Konzern innert kürzester Zeit zum grössten Apfelabnehmer der USA. Jedenfalls
pitchen Oliver Conrad und Gian Klainguti heute nicht selten gegen die Grossen der Branche wie Psyop, The Mill oder Superfäd. Das macht sie schon stolz. Und auch, dass sie im Vorfeld der Olympiade in England eine crossmediale Kampagne mit David Beckham realisieren dürfen. «Was kommt als Nächstes?», fragen wir zum Schluss. «Wir wollen vermehrt eigene Projekte realisieren, eigenen Content schaffen und Stories erzählen. Vielleicht einmal ein eigener animierter Film? Aber das sind alles Wünsche, von denen wir vor noch nicht so langer Zeit nicht einmal zu träumen wagten.»
MIT DEN TV-COMMERCIALS FÜR MC DONALD’S HAPPY MEAL IN DEN USA SCHAFFTE KOMPOST DEN DURCHBRUCH OBEN SCREENSHOT AUS SUZI VAN ZOOM, 2011 UNTEN VIER SCREENSHOTS AUS SPACEMAN STU, DEM ERSTEN CLIP, DER IM AUFTRAG VON LEO BURNETT FÜR EINE NATIONALE KAMPAGNE IN DEN USA PRODUZIERT WURDE. ENTSTANDEN 201O IN GROSSMUTTERS STUBE IM ENGADIN
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OLIVER CONRAD UND GIAN KLAINGUTI IN IHREM ATELIER IM BINZQUARTIER, ZÜRICH
Good concepts work without reasons … Two animation specialists from the mountains produce music videos, create catchy advertising worlds for giants such as McDonald’s and direct high-tech productions abroad. The results are screened on MTV and win international awards. Apart from that, the team led by Oliver Conrad and Gian Klainguti is still little known in this country. Kompost was born as an artistic collective in New York in 2005. It is now a creative studio for design and animation in the field of 2D/3D SCREENSHOT AUS EINEM CLIP FÜR G-OIL, 2010
with nine employees and a large network of international specialists. The first production was created in the St. Moritz living room of Oliver Conrad’s grandmother. The Happy Meal campaign for US
WEITERE ARBEITEN VON KOMPOST KÖNNEN UNTER FOLGENDEN LINKS ABGERUFEN WERDEN: www.kompost.tv www.vimeo.com, dann Search-Eingabe: kompost
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television with user-generated Facebook pages and posts on YouTube etc. catapulted the innovative studio into the top league. The team now wants to tell more own stories and perhaps make an animated film.
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HISTORY
WUNDER STATT KRISE
Die schöne Welt der Fünfzigerjahre
Wunder statt Die
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schöne
krise
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der
FünfzigerJahre
das wirtschaftswunder der 50er-jahre bescherte einem grossteil der bevölkerung einkommen und zum ersten mal auch freizeit (Getty Images, Archive Photos) Sommer 2012
Damian Zingg
Getty Images
Der alte Kontinent hatte eben die grösste Katastrophe seiner Geschichte hinter sich. Doch mit Beginn der 1950er-Jahre setzte eine nie dagewesene Dynamik ein. Westeuropa stieg wie Phoenix aus der Asche empor. Ein einzigartiges Wirtschaftswunder sorgte für Hochkonjunktur und Vollbeschäftigung, das Elend der jüngsten Vergangenheit wich grenzenloser Zuversicht. Kühlschränke und vor allem Autos wurden zu begehrten Ikonen des Aufbruchs in eine verheissungsvolle Zukunft. Das Wirtschaftswunder bescherte Wachstum ohne Grenzen und steigende Einkommen für alle Bevölkerungsschichten. Verständlicherweise machte sich unter diesen Umständen nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren unbändiger Konsumhunger breit. Frauen kümmerten sich wie vor dem Krieg vornehmlich um den Haushalt und die Kindererziehung. Sie rückten aber als Zielgruppe vermehrt in den Fokus der aufstrebenden Werbeindustrie, die alle möglichen Haushaltgeräte anpries. Männer begeisterten sich naturgemäss mehr für die legendäre Vespa, die Motorräder von Moto Guzzi oder NSU Lambretta. Noch sorgten vor allem Radio und Kino für Nachrichtensendungen und Unterhaltung, doch die rasant zunehmende Verbreitung von klobigen Geräten mit schwarzweissem Bildempfang läutete das Fernsehzeitalter ein. Man tanzte Hula-Hoop und freute sich an bemerkenswerten Innovationen wie der portablen Schreibmaschine. Dem Vorläufer des Laptops wurde sogar ein erzieherischer Beitrag für die Zukunft der Kinder zugestanden. Ebenfalls ein Kind der 50er-Jahre ist die Barbie-Puppe, die den Glauben an das Gute und Schöne geradezu verkörperte. Weltpolitische Stürme erinnerten allerdings daran, dass es den Himmel auf Erde nicht gibt: Kriege in Indochina, Mauerbau in Berlin, Wettrüsten der Grossmächte. Als in Prag und Budapest sowjetische Panzer die Zukunftsträume ganzer Völker niederwalzten, meldeten sich an Wochenenden Tausende Schweizer zu freiwilligen Panzerabwehr-Schiesskursen.
Ungetrübter Fortschrittsglaube Trotz internationaler Konflikte hielt die Dynamik des Wirtschaftswunders ungebrochen an. Das Tor zum Paradies ewiger Prosperität war weiter geöffnet denn je. Fortschritt sollte den Weg in eine rosige Zukunft ebnen, in der alles machbar und das Leben schön sein würde. Errungenschaften der Technik wurden nicht hinterfragt, sondern gefeiert. Fachleute schwärmten von den ungeahnten Möglichkeiten der Kernenergie. Sie verfolgten utopisch anmutende Ziele wie den Bau gigantischer, atomar angetriebener Meerwasser-Entsalzungsanlagen zur Versorgung der gesamten Menschheit mit Trinkwasser. Atomphysiker tüf-
IM ZENTRUM DER KONSUMLUST STAND DIE MOBILITÄT, PREISWERTE KLEINWAGEN WAREN SEHR BELIEBT (Apic, Hulton Archive, Getty Images)
telten an Nuklearantrieben für Lokomotiven und Flugzeuge. Und das moderne Auto sollte dereinst nicht mit Benzin im Tank, sondern mit einem Uranbrennstab unter der Kühlerhaube problemlos Hunderttausende von Kilometern fahren.
Autos fürs Volk Dank dem Wirtschaftswunder konnte sich auch die Arbeiterklasse zusehends den Traum vom eigenen Auto erfüllen. Preiswerte Kleinwagen erfreuten sich grösster Beliebtheit. Volkswagen verkaufte Mitte der 50er-Jahre den Millionsten Käfer, und Fiat elektrisierte mit dem schnittigen Topolino. BMW hatte diesen Trend lange verschlafen und lancierte mit der Isetta erst spät ein Kleinstauto, das genau genommen ein Motorroller mit Kabine war. Mit der rasant zunehmenden Motorisierung nahmen der Strassenverkehr und die Zahl der Verkehrsopfer sprunghaft zu. Auto-Magazine spielten bei der Verkehrserziehung des fahrungewohnten Volkes eine pädagogisch wichtige Rolle. Sie rieten Automobilisten, nicht mitten auf der Fahrbahn zu parkieren, wenn sie wandern gingen. Fachzeitschriften prangerten auch gefährliche Zustände an: In Arosa müssten sich motorisierte Feriengäste, der Ortsbus, Skifahrer, Schlittler, Spaziergänger und Pferdeschlitten die schmalen Strassen teilen. Hingegen lobten die Redakteure das «Spazierfahren» und emp-
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Die schöne Welt der Fünfzigerjahre
fahlen, Fussgänger auf Überlandstrassen im Schritttempo zu überholen. Ein englischer Journalist hingegen empörte sich 1953 über die schlecht ausgebauten, engen Schweizer Strassen. Zu allem Übel seien in dieser Verkehrshölle ständig überbreite Heufuder unterwegs, und die Armee würde auf Bergstrassen mitten in der Reisesaison Manöver mit motorisierten Truppen veranstalten.
Abenteuer Passfahrten Es gehörte zum Lebensstil der 50er-Jahre, sich – oft zum ersten Mal in der Familiengeschichte – ein eigenes Auto zu kaufen und damit Reisen zu unternehmen. In der Ferne lockten Traumdestinationen wie das Tessin mit palmenbestandenen Gärten oder dem mondänen Flair von Lugano Paradiso. Mutige wagten sich nach Italien vor, auch wenn haarsträubende Geschichten von Raubüberfällen auf Automobilisten herumgeboten wurden. Doch wer widerstand der magischen Anziehungskraft von klingenden Namen wie Rimini, Finale Ligure oder Sestri Levante? Auf dem Weg dorthin mussten die Alpen überquert werden. Kein einfaches Unterfangen, wie die «Automobil-Revue» berichtete: «Jede Passfahrt kommt einer psychotechnischen Prüfung gleich. Sogar gute Flachlandfahrer vollziehen im Gebirge plötzlich merkwürdige Fahrmanöver - als ob sie in geistiger Umnachtung am Steuer sässen.» Auf Bergstrassen litten zudem schwach motorisierte Fahrzeuge häufig unter Kühlwassersieden. «Lloyd steht am Berg und heult», spottete der Volksmund über die Autos des norddeutschen Kleinwagen-Herstellers. Bergab rauchten nicht überhitzte Motoren, sondern heiss gelaufene Bremsklötze. Kreuzungsmanöver mit Reisebussen bedeuteten in engen Kurven Schwerstarbeit: «Der Busfahrer erhebt sich in akrobatischer Manier vom Sitz, bedient das Steuerrad mit ausgestreckten Armen, um auch den äussersten Fahrbahnrand dicht am Abgrund überblicken zu können!» Trotzdem steckte in Haarnadelkurven manches lange Gefährt plötzlich fest. Gott sei Dank hat inzwischen ein genialer Ingenieur die Servolenkung erfunden!
OBEN der einzylinder kabinenroller bmw isetta (Getty Images: Racing One, ISC Archives) unten Autoverlad am gotthard um 1955 (Getty Images: Slim Aarons, Primium Archive)
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Das Wirtschaftswunder Der amerikanische Marshallplan für den Wiederaufbau und die streng geheime Operation «Bird Dog» zur Einführung einer neuen Währung in Westdeutschland lösten ungeahnte wirtschaftliche Dynamik aus: Die alte Reichsmark war zuvor fast wertlos geworden, Sachwerte wie Ami-Zigaretten dienten als Zahlungsmittel. Am Freitag, 18. Juni 1948, informierte man die Öffentlichkeit, dass ab Montag die Deutsche Mark und damit ein neues Geldsystem galt. Konsumenten erhielten Kaufkraft zurück, die steigende Nachfrage beflügelte Händler und Hersteller. Ein Rezept für krisengeplagte Länder im heutigen Europa?
FERIENZEIT UND ERSTE STAUS AM GOTTHARD, ANFANG SECHZIGERJAHRE (Getty Images: Gamma-Keystone, France)
Im Stau oder vorwärts in die 50er-Jahre? An Ostern 1954 erlebte ein Reisender einen Jahrhundertstau: «Der zuvor geöffnete Gotthardpass wurde wegen erneuter Schneefälle unpassierbar, weshalb der Andrang auf die Autoverladezüge in Göschenen stürmisch war. Wir krochen in verzweifelnder Langsamkeit durchs Urner Reusstal. Erst nach sieben zermürbenden Stunden im Stau konnten wir unser Auto endlich verladen!» Heute stockt in den Ländern des Wirtschaftswunders nicht nur der Verkehr, sondern auch der Gang der Ökonomie. Obwohl der langfristige Trend der Konjunkturkurve seit damals ungebrochen steil aufwärts verläuft, ist das Golden Age der Fifties in der Wahrnehmung der Gesellschaft längst verblasst. Dabei findet sich unter dem Staub vergangener Jahrzehnte der Charme jener Epoche wieder. Retro-Design im Stil der 50er zeugt von diesem Revival. Vielleicht erlebt auch die betont positive Stimmung von damals ein plötzliches Comeback. Auf- statt Abbruch, Lebensfreude statt europaweite Depression. Und ja, wer weiss, beim Stöbern in den 50ern zeigt sich möglicherweise, dass damals ein goldenes Zeitalter seinen Anfang nahm, in dem wir bis heute leben – ohne es zu merken.
The Golden Age of the 1950s After the end of the Second World War, Western Europe experienced
exactly problem-free: hairpin bends, overheated motors, smoking
an economic miracle that brought unlimited growth and increased
brakes and traffic jams. Today it’s not only traffic but also the course
income levels for almost everyone. Consumer spending as never
of the economy that has ground to a halt in the countries of the eco-
seen before was widespread. Refrigerators and above all cars became
nomic miracle. But at least retro-design in the style of the 1950s is
icons of this new age. People looked to the future with complete con-
experiencing a revival. Let’s hope that the positive mood of that time
fidence and were thrilled to be able to make a dream trip to the palm-
also makes a comeback: action instead of resignation, a zest for life
studded Ticino or the coast of Italy in their own car for the first time.
instead of Europe-wide depression.
However, mountain passes had to be crossed en route, which was not
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Schnitzerhaus
Das smarte Chalet am Brienzersee
Schnitzerhaus Das Smarte Chalet am Brienzersee
Wie aus einem kleinen Häuschen ein grosszügiges, zeitgemässes Wohnhaus werden kann, ohne dass der Charme auf der Strecke bleibt, hat Innenarchitekt Daniel Truffer bei einem Chalet am Brienzersee eindrücklich bewiesen. Mirko Beetschen
Bruno Helbling
Es ist vielleicht einer der schönsten Abschnitte des Jakobswegs, der am hügeligen Nordufer des Brienzersees entlangführt. Man schreitet durch Wälder und Wiesen, immer den von dichtem Tannenforst gefasste, tiefgrüne See mit seinen steilen Hängen und fernen Schneegipfeln in Sicht. Manchmal klopfen Pilger an die Tür und bitten um ein Nachtlager, denn der Weg geht unmittelbar hinter dem Haus des Ehepaars Hauri vorbei. Das Gebäude sitzt an privilegierter Lage, hoch auf einer Geländeschulter am Dorfrand von Niederried, von wo es den ganzen See – von Brienz am einen bis Interlaken am anderen Ende – sowie das wilde Südufer überblickt. Abends funkelt einzig das berühmte, 120-jährige Giessbachhotel wie ein kostbarer Diamant aus dem dunklen Waldteppich. Kein Wunder kamen Andreas Hauri die Tränen, als er zum ersten Mal die Aussentreppe des Chalets erklomm und sich ihm nicht nur der Charme des Hauses, sondern auch die ganze Pracht des östlichen Berner Oberlandes offenbarten. «Den Brienzersee mochte ich schon immer», erinnert sich der Basler. Als er und seine Partnerin, Ana, in der Nähe einen Kurs besuchten, verfiel auch sie der Schönheit des Ortes, und so verlagerte man die Suche nach einem Ferienhaus vom bisherigen Graubünden ins Berner Oberland. Sehr schnell wurden die beiden im Internet fündig: In Niederried war ein kleines Chalet mit aussergewöhnlich aufwendigen Schnitzerarbeiten zu verkaufen. Mit pochendem Herzen kamen sie zur ersten Besichtigung. Würde das Traumhäuschen ihren Vorstellungen entsprechen? Es entsprach, und schon kurze Zeit später waren Ana und Andreas Hauri Besitzer des Schnitzerhauses, wie sie es fortan nannten. Das Holzhaus war in den 1970er-Jahren von einem Schnitzer mit einer grossen Passion für Simmentaler Chalets eigenhändig erbaut worden. Auf 54 Quadratmetern Geschossfläche hatte er sich unten ein Atelier mit Garage und oben eine Dreizimmerwohnung eingerichtet. Stolz des Baus waren und sind die sorgfältigen Schnitzerarbeiten und Intarsien an der Fassade sowie an Decken, Türen und Durchgängen im Innern des Hauses, welche es in ihrer Traditionalität viel älter erscheinen lassen, als es ist.
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Schnitzerhaus
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Oben Links Von der laube aus öffnet sich ein wunderbarer blick auf den brienzersee Unten links Im Arbeits- und Schlafzimmer wurde die originale arvendecke belassen; die neuen fichtenholzwände mussten mittels dampf nachgedunkelt werden Oben Die ursprünglich vier Zimmer im obergeschoss wurden geöffnet, so dass grosszügige Raumfluchten entstanden sind
Klar war, dass es einen radikalen Eingriff brauchte, um das in die Jahre gekommene Chalet ins 21. Jahrhundert über zu führen. Dafür holte man den bei Wohnbedarf Basel tätigen Innenarchitekten Daniel Truffer an Bord, mit dem man sich in Einrichtungs- und Geschmacksfragen schon länger hervorragend verstand. «Minimalismus ist unser gemeinsamer Nenner», bringt es Ana Hauri auf den Punkt. Die Aufgabenstellung war alles andere als einfach: ein mit Holzarbeiten überbordendes, kleinteiliges Chalet – welches zwar Charme, aber eben auch all die Unannehmlichkeiten eines 70er-Jahre-Baus wie mangelnde Isolation oder hässliche Einbauten mit sich brachte – in ein zeitgemässes, schlichtes Refugium für zwei weltgewandte und auf Qualität bedachte Städter zu verwandeln, ohne dabei den Spiritus Loci zu vertreiben. So machte sich Daniel Truffer, der seinen Master am Chelsea College of Art and Design in London gemacht hatte, ans Werk, studierte Grundrisse und knobelte mit unterschiedlichen Szenarien. Fest stand, dass die bislang spärliche Wohnfläche um Atelier und Garage verdoppelt werden musste. Ausserdem brauchte es eine innere Erschliessung, denn bis dato war das Wohngeschoss nur über die Laubentreppe erreicht worden. Der Befreiungsschlag gelang dem Innenarchitekten mit einem cleveren Schachzug im unteren Geschoss: In die Mitte des neuen Wohnraums stellte er einen multifunktionalen Kubus, welcher zwei tragende Wandelemente in sich birgt, sodass diese Etage von sämtlichen Zwischenwänden befreit werden konnte. Der zentrale Würfel nimmt ausserdem die neue Treppe sowie eine kleine Waschküche auf, dient zur Küche hin als Hochschrankelement und teilt das offene Geschoss in vier Bereiche mit unterschiedlichen Wohnfunktionen.
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oben links Hinter dem Esstisch führen neue Glastüren in den Garten. Die Decke erhielt einen hellgrauen AnstricH Oben rechts die küche wird von der arbeitszeile und den hochschränken im kubus gefasst. wo früher ein garagentor war, öffnet heute eine grosse glaswand den raum ins grüne und auf den see unten links Im Obergeschoss befindet sich das luftige offene Badezimmer. Es lässt sich mit einer Schiebetür vom Korridor abtrennen unten rechts Vier Jahre hat der frühere Besitzer an seinem Chalet gebaut und auch sämtliche Schnitzerarbeiten selbst angebracht
Im oberen Stockwerk blieb die ursprüngliche Aufteilung bestehen. Einzig das winzige alte Bad wurde dem Korridor zugeschlagen, wo sich neu der Treppenaufgang befindet. Dafür zog das Badezimmer in die ehemalige Schlafkammer. Auf traditionelle Nasszellen hatten allerdings weder Bewohner noch Innenarchitekt Lust. Sowohl Bad wie auch Küche sind ganz natürlich in die offene Wohnwelt integriert, erhielten je einen massgeschneiderten Korpus in Räuchereiche, das Herdplatten und Spüle, Waschbecken und jede Menge Stauraum aufnimmt. Letzteres ist in dem Chalet ohne Keller ein wertvolles Gut. «Das Haus wirkt heute unglaublich grosszügig», sagt Ana Hauri. «Erst wenn man einen neuen Mantel aufhängen möchte, merkt man, wie wenig Platz eigentlich vorhanden ist.» Doch das stört die beiden nicht. Zwar erwägen sie immer mal wieder einen Ausbau, den sie jedoch ebenso rasch wieder verwerfen. «Das Haus und seine Umgebung sind in absoluter Harmonie, es wäre unsinnig, daran etwas zu ändern», erklärt Andreas Hauri. Auch energetisch wurde das Holzhaus aufgerüstet. Neben einer aufwendigen Isolation erhielt es im alten Keller – einer Erdkammer hinter der ehemaligen Garage und heutigen Küche – eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sowie Sonnenkollektoren auf dem Dach, was den Besitzern sehr niedrige Energiekosten beschert.
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Das smarte Chalet am Brienzersee
Auch die Möblierung war Aufgabe des Innenarchitekten. Dieser entschied sich, einen Teil des Mobiliars selbst zu zeichnen, und entwickelte eine modulare Kollektion, die vom Tisch bis zum Bett alle wichtigen Möbel umfasst. Dank einheitlichem Raster lassen sich die Teile aus geseiftem Fichtenholz untereinander ergänzen. Der Esstisch etwa kann bei Bedarf durch das Pult oder zwei Regalteile «angebaut» werden. Ana und Andreas Hauri sind rundum glücklich in ihrem neuen Zuhause, das sie ursprünglich bloss als Ferienhaus geplant hatten. «Von Anfang an hat hier alles gestimmt», schwärmen sie. «Selbst die Bauphase, die normalerweise Probleme und Reibereien mit sich bringt, war harmonisch. Wir haben uns mit den Handwerkern prima verstanden, und mit Daniel hatten wir keine einzige Meinungsverschiedenheit.» Am meisten schätzen die beiden die wohltuende Ruhe des Ortes und gleichzeitige Nähe zum international bekannten Kurort Interlaken, den man in zehn Autominuten erreicht. «Wir lieben Japan und Kanada», sagt Andreas Hauri abschliessend. «Hier haben wir beides gefunden: Ein Haus mit japanischer Anmutung und eine Umgebung, wie man sie in den kanadischen Wäldern vorfindet.»
Set on a slope In a chalet above Lake Brienz, interior designer Daniel Truffer has proved in impressive fashion how a small house can be converted into a spacious, contemporary home without forfeiting any of its original charm. The wooden chalet was built in the 1970s by a woodcarver with a burning passion for Simmental chalets. The time had come for the ageing chalet to be brought up to date in line with the tastes of the new urban residents, but without losing its distinct local character. The central theme was minimalism. The result is a stylish chalet with a Japanese touch, bordered by forest and with stunning views over Lake Brienz to the Bernese Alps.
Bergwärts Zeitgemäss wohnen in den Schweizer Alpen – Absolut Heimat «Bergwärts» zeigt Häuser und Wohnungen rund um die Schweizer Alpen, zwischen Zürich und dem Lago Maggiore, zwischen Welschland und Graubünden. Ob Chalet oder Wohnhaus der Moderne, ob Grand Hotel aus dem 19. Jahrhundert oder zeitgenössischer Holzbau – allen Objekten ist gemein, dass sie traditionelle Elemente aufnehmen, aber durchaus zeitgemäss bewohnt werden: mit Respekt vor der Natur und örtlichen Traditionen, mit Lokalkolorit und internationalem Design und fern von den üblichen Chalet-Klischees. Alle Objekte und deren Bewohner haben eine starke Authentizität und Ehrlichkeit – es geht nicht um Scheindesign oder Luxus, sondern um Echtheit und eine natürliche, frische Ästhetik. Von Mirko Beetschen & Stéphane Houlmann Format: 23,8 x 28,9 cm | 208 Seiten | ISBN: 9783421038852
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INTERVIEW
JACK HEUER
Comeback einer Legende
JackHEUER COMEBACK EINER LEGENDE
Jack Heuer gehört zu den herausragenden Figuren der Schweizer Uhrenindustrie und hat mit seinen Modellen aus den 1960er- und 70er-Jahren das Design der Armbanduhr in neue Bahnen gelenkt. Anfang der 1980er-Jahre war der Erfinder des modernen Sportmarketings zum Verkauf des Familienunternehmens gezwungen worden und hatte sich gekränkt aus der Branche zurückgezogen. Erst vor wenigen Jahren ist der mittlerweile 79-Jährige wieder ins Uhrengeschäft zurückgekehrt und bekleidet heute bei TAG Heuer das Amt des Ehrenpräsidenten. Interview Philipp Bitzer
TAG Heuer
BIANCO Jack Heuer, wenn Sie wählen könnten, würden Sie lieber
BIANCO ist das erste Magazin, das sich auf die Alpen als Lebens-
am Meer oder in den Bergen leben?
raum fokussiert. Was haben Sie persönlich für einen Bezug zum
Jack Heuer: Eigentlich in den Bergen. Primär deshalb, weil Skifahren mein Hauptsport ist, ja schon immer gewesen ist. Und der einzige Sport, bei dem ich es zu etwas gebracht habe. Das Meer mag ich natürlich auch. Ich bin jahrelang mit meinen Kindern im Schlepptau jede Segelyacht anschauen gegangen, die irgendwo vor Anker lag. Solche konnte ich mir allerdings nicht leisten. Deshalb ist die Antwort eindeutig: die Berge.
Alpenraum?
Und sehen Sie sich eher als sesshaften oder als auf der Welt umherziehenden Menschen?
Ich bin eine Mixtur aus beidem. Unsere Familie ist ausserordentlich multikulturell. Ich selbst habe mütterlicherseits schottisches Blut. Meine Frau ist Tessinerin und in Argentinien aufgewachsen. Wir reden zu Hause vier Sprachen. Und wir sind sehr offen, was die Welt anbelangt. Wir sind auch sehr weit herumgekommen und viel gereist. Dennoch fühle ich mich eher zur Sesshaftigkeit geboren. Ich wollte nur einmal auswandern, und zwar nach Kalifornien. Aus beruflichen Gründen. Ins Silicon Valley, wo das Herz der Halbleiterindustrie pocht. Aber auch damals bin ich in der Schweiz geblieben.
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Seit ich nicht mehr voll arbeite, verbringe ich den Winter jeweils in Gstaad. Das hat mit meiner ganzen Familiengeschichte zu tun: Bereits mein Grossvater war regelmässig in Gstaad, und dies bereits ab 1910! Er war verwandt mit einem gewissen Doktor Reber, der für den Ort so wichtig war wie der Doktor Gut für St. Moritz. Ausserdem war ich hier im Kinderheim und lernte auch Skilaufen. Schliesslich habe ich mir - das ist jetzt auch schon mehr als vierzig Jahre her – hier ein Chalet gebaut. Ja, ich habe schon eine sehr enge Bindung zu diesem Dorf. Der Alpenbogen zieht sich quer durch Europa, beginnt im ehemaligen Jugoslawien und fällt in Südfrankreich ins Meer. Er ist mehrsprachig, schwer zugänglich und hat doch gewisse Elemente, die sich an allen Orten wiederholen. Was denken Sie, was ist das Vereinende und was das Trennende im Alpenraum, ja in Bergregionen überhaupt?
Der Alpenraum ist für mich ein ganz spezieller Raum. Er zieht sich ja, wie Sie sagen, quer durch Europa. Und ich bin praktisch überall Skilaufen gegangen. Der Grund war, dass ich der Schweizer Studenten-Skinationalmannschaft angehörte. 1953/54 muss das
INTERVIEW
JACK HEUER
Comeback einer Legende
STILIKONE STEVE MC QUEEN MIT EINER MONACO
DIE SCHWEIZER RENNFAHRERLEGENDE JO SIFFERT WAR DER ERSTE BOTSCHAFTER VON TAG HEUER
gewesen sein. Da bin ich dann auch die alte Olympiaabfahrt in St. Moritz runter als Abfahrer. Wenn ich dort bin, schaue ich mir das jeweils an und kann mich nur wundern, dass ich das jemals gewagt habe. Gut, ich war noch sehr jung. Leider habe ich keine Medaille gewonnen. Ich bin unten gestürzt, weil ich zu schnell unterwegs war. Naja, man kann nicht alles gewinnen. Die Zürcher Hochschulmeisterschaften habe ich allerdings gewonnen. Im Slalom. Aber Sie haben mich ja nach dem Verbindenden gefragt. Das ist natürlich einmal der Schnee. Interessanterweise. Das hält diese Region irgendwie zusammen. Diese kollektive Erfahrung. Von Ex-Jugoslawien bis zur Côte d’Azur. Was trennt, sind hingegen die lokalen Traditionen. Die Folklore. Jede kleine Gegend, jedes Tal hat eine eigene Geschichte. Betreibt seine eigene Inzucht sozusagen. Pflegt seine eigene Sprache. Feiert seine regionalen Bräuche. Diese Täler waren ja lange Zeit nicht richtig erschlossen und kreierten so eine völlig eigenständige Mentalität. Sie haben dadurch etwas ganz Spezielles. Und das verbindet paradoxerweise wiederum. Während die Berge als natürliche Barrieren zwischen den Tälern aufragen und Grenzen setzen. Im Gegensatz zum Flachland, wo alles ineinander übergeht. Sie gehören zu den herausragenden Persönlichkeiten der Schweizer Uhrenbranche, die Sie insbesondere in den 1960er- und 1970er-
spielt also heute stückzahlmässig nur noch eine marginale Rolle und ist ein absoluter Small Player. Aber die Schweizer Uhrenindustrie hat eine Riesentradition. Und ein riesiges Know-how, wie man Luxusprodukte vermarktet. So konnte man sich wertmässig an der Weltspitze behaupten, trotz den grossen Umwälzungen. Ein weiterer massiver Unterschied ist heutzutage die Marge. Da es den Schweizern gelungen ist, ihre Uhren als Luxusprodukte auf dem Markt zu etablieren und hohe Preise dafür zu verlangen, haben sie heute viel mehr Mittel für die Werbung zur Verfügung, als wir das früher hatten. Zu meiner Zeit standen uns zwischen fünf und sechs Prozent des Gesamtumsatzes für Werbung zur Disposition. Heute ist das wie beim Parfüm und anderen Produkten aus dem Premiumbereich. Das ist ein sehr einträgliches Geschäft, weshalb für das Marketing bis zu 20 Prozent des gesamten Etats zur Verfügung stehen. Und dieses Geld wird vornehmlich in die Endkonsumentenwerbung gesteckt. Früher machten die Uhrenhersteller – ausser Rolex, die schon damals eine Stiftung war und über immense Mittel verfügte und als einzige vierfarbige Werbung schalten konnte – eigentlich nur in der Fachpresse Werbung für ihre Produkte. Eine fatale Einschätzung. Erst in den 1990er-Jahren wurde begriffen, und dies notabene von den Vertretern der wenigen Überbleibsel einer einst stolzen Schweizer Uhrenindustrie, dass man Werbung machen muss. Viel Werbung.
Jahren massgeblich mitgeprägt haben. Seither sind rund 40 Jahre vergangen. Was hat sich in dieser Zeit in Bezug auf die Schweizer Uhrenindustrie am stärksten verändert?
Da ist vor allem ein Punkt: 1970 betrug der Anteil der Schweizer Uhren am Weltmarkt um die 25 Prozent. In Stückzahlen waren das zwischen 70 und 80 Millionen Uhren pro Jahr. Heute beträgt der Weltmarktanteil mit 30 Millionen Stück gerade noch zwei Prozent! Bei den mechanischen Uhren sogar unter einem Prozent. Diesen Wandel kann man sich fast nicht vorstellen. Die Schweiz
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Dazu kam noch etwas anderes: Ich kämpfte während praktisch meiner gesamten Berufstätigkeit in der Uhrenbranche – immerhin rund 25 Jahre lang – für eine höhere Genauigkeit bei unseren Zeitmessern. Heute spielt das kaum mehr eine Rolle. Da hat ein fundamentaler Wandel stattgefunden. Eine mechanische Uhr kann nie ganz genau sein, wie wir heute im Zeitalter der Quarz- und Atomuhren wissen. Die mechanische Uhr übernimmt heute eine völlig andere Rolle. Sie ist Ausdruck einer
Jack Heuer: Comeback of a legend Jack Heuer is one of the outstanding figures in the Swiss watchmaking industry. Born into an old-established Swiss watchmaking dynasty, he graduated as an electrical engineer at the ETH Zurich (Swiss Institute of Technology, Zurich) and at the beginning of the 1960s took over the majority of shares in Heuer SA, the family business founded in 1860. He then steered the company through the problems of the Swiss watch industry in the 1960s and ‘70s, before pressure from financial institutes and competitors forced him to sell at the beginning of the 1980s. After a second career in the semiconductor industry, Jack Heuer returned to the watch industry in 2001. Today the 79-year-old is honorary chairman of TAG Heuer SA, which belongs to the LVMH luxury goods group. He lives in Bern and Gstaad.
JACK HEUER MIT NIKI LAUDA UND CLAY REGAZZONI
gesellschaftlichen Stellung. Und paradoxerweise hat diese Entwicklung in Japan angefangen: Dort konnte man den Chef nicht von seinen Mitarbeitenden unterscheiden. Alle trugen dieselben Anzüge. Alle dieselben Krawatten. Einziges Unterscheidungsmerkmal war also der Neigungsgrad beim Bückling, den man bei der Begrüssung vor dem Ranghöheren machen musste. Derjenige mit dem fünfgradigen Winkel war der Chef, derjenige mit dem 20-grädigen der Sous-chef. Der Untergebene musste sich schon 45 Grad verbeugen. Und der Unterhund 90 Grad. So wurde die Uhr zum hierarchischen Unterscheidungsmerkmal, also deren Kaufpreis. Selbst die linken Ärmel der Vestons wurden gekürzt, damit man die Uhren besser sehen konnte … Jack Heuer, Sie gelten als Erfinder des Sportmarketings und haben bereits sehr früh Werbeverträge mit den Rennfahrern des Formel-1-Zirkus abgeschlossen. Ich denke da an legendäre Fahrer wie die Schweizer Jo Siffert und Clay Regazzoni, aber auch an ausländische Fahrer wie Jochen Rindt oder Niki Lauda. Was versprachen Sie sich von diesem Engagement in diesem damals noch sehr gefährlichen Sport? Das Risiko für die Marke Heuer war doch beträchtlich, wenn Fahrer starben, die Sie mit Ihren Uhren ausstatteten?
Das ist eine gute Frage. Es ist so, also die Vorgeschichte – ein reiner Zufall übrigens – wir hatten den ersten vollautomatischen Chronographen entwickelt. Weltweit eine Premiere. Zusammen mit Breitling. Und wir hatten für dessen Entwicklung viel mehr Geld ausgegeben als geplant. Um unsere Neuheit bekannt zu machen, ebenfalls weltweit, fehlten uns deshalb schlicht die Mittel. Just zu jener Zeit stieg am Himmel der Formel 1 ein Schweizer namens Jo Siffert auf. Er schlug 1968 den Weltmeister Jackie Stewart und wurde dadurch zum Schweizer Nationalhelden. Ich suchte ihn auf, wir fanden uns auf der Stelle. Er kam aus ärmlichen Verhältnissen und war der geborene «Händeler». Er konnte unsere Uhren zum Fabrikpreis kaufen und an seine Fahrerkollegen weiterverkaufen. Er machte das so gut, dass ein grosser Teil der Rennfahrergemeinde unsere Uhren trug. Als Siffert dann starb, war ich zunächst unter Schock. Sie müssen sich vorstellen, ich war auf seiner Hochzeit. Ich war mit ihm in den Vereinigten Staaten. Nach seinem Tod wollte ich sofort aufhören. Zwei Faktoren sprachen dann allerdings dagegen: Zunächst war da ein Buch über Jo Siffert, das von einem Autor namens Dechenaux gemacht worden war und kurz nach Sifferts Tod auf den Markt kam. Auf dem Cover war Jo abgebildet in seinem Overall, wo unser Logo drauf prangte. Unübersehbar. Jo machte also noch im Tod Werbung für uns. Aber noch ausschlaggebender war unsere Zusammenarbeit mit Enzo Ferrari, mit dem wir zwischen 1971 und 1980 einen Zusammenarbeitsvertrag hatten, der
seine Fahrer verpflichtete, unsere Uhren zu tragen. Im Gegenzug beteiligten wir uns an den Fahrergehältern. Unter der Bedingung, dass wir mit unserem Logo auf deren Overalls sowie auch auf den Fahrzeugen vertreten waren. Das war der eigentliche Coup, denn der «Commandatore», wie Enzo Ferrari von allen ehrfürchtig genannt wurde, war knallhart. Starb einer seiner Fahrer, war eine Woche später ein anderer im Cockpit. Da wir aber den Werbevertrag mit dem Rennstall und nicht mit dem Fahrer abgeschlossen hatten, wie man das heute macht, konnten wir das Risiko absolut minimieren. Die Zusammenarbeit mit Ferrari führte auch dazu, dass die meisten reichen Privat-Rennfahrer ohne unser Zutun auf ihren Overalls das HeuerAbzeichen trugen. Wir verkauften davon Tausende. Aber noch einträglicher für unser Geschäft waren die Modellautos von Ferrari. Jedes davon hatte unser Emblem drauf. Auf der ganzen Welt und in praktisch jedem Kinderzimmer. Das half uns schon ungemein. Eines Ihrer berühmtesten Modelle ist die Heuer Monaco. Diese quadratische Uhr wurde durch geschicktes Product Placement zum Kultobjekt, als Steve McQueen sie im Film «Le Mans» sehr werbewirksam trug. Dennoch hatten Sie zu Beginn keinen Erfolg mit diesem Modell. Wieso?
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JACK HEUER
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Eigentlich ist nichts schiefgelaufen. Die Monaco war bei ihrer Lancierung sehr avantgardistisch. Wie geplant, wurde sie von Designern und Architekten gekauft. Und sie war, das wussten wir, nicht massentauglich, da das Gros der Leute noch nicht parat dafür war. Steve McQueen, um ehrlich zu sein, hat eigentlich nicht viel zum anfänglichen Erfolg beigetragen. Wir hatten auch nicht vor, mit ihm die Vermarktungsrechte zu regeln. Mit Amerikanern war es ganz allgemein schwierig damals. Ausserdem war McQueen in den späten 1970er-Jahren längst kein Role Model mehr. Er befand sich im absteigenden Teil seiner Karriere, hatte zu trinken begonnen und konsumierte Drogen. Die Ausgangslage änderte sich 1999. Und zwar schlagartig: Steve McQueen war 1980 gestorben. TAG Heuer trat 1999 in Kontakt mit dessen Sohn und erwarb die Namens- und Bildrechte an einer speziellen Fotoserie vom Dreh von «Le Mans». Die Bilder wurden veröffentlicht und trafen offenbar den Nerv der Zeit. Plötzlich war Steve McQueen wieder Role Model. Alle erinnerten sich an Bullitt, an seine anderen Filme. An den coolen Kerl im Camaro oder an der Seite von Ali McGraw. Das bescherte TAG Heuer einen Riesenerfolg. Heute ist die Monaco ein Standardmodell in unserer Kollektion. In den USA allerdings verkauft sie sich bis heute deutlich schlechter. Unter Ihrer Ägide wurden weitere legendäre Heuer-Klassiker mit den wohlklingenden Namen Carrera, Silverstone oder Autavia entwickelt. An allen fällt auf, dass sie – wie die Monaco – formschön, stilsicher und trotz ihrer Anmutung eigenständig im Design sind. Ist das auf die damalige Mode zurückzuführen, die halt einfach auf einem ziemlich hohen Niveau war in diesen Jahren, oder wurden Uhren früher anders «designt» als heute?
Dafür gibt es schon Gründe. Gute Gründe. Ich war als Student an der ETH Zürich und ein absoluter Freak von modernem Design. Le Corbusier, Charles und Ray Eames, Eero Saarinen und auch Oscar Niemeyer waren meine Helden. Die Carrera war mein erstes Modell, das ganz klar war im Design. Da floss alles ein, was ich mochte. Und das habe ich weitergezogen. Heute ist der Beruf des Uhrendesigners ein völlig anderer geworden. Es gibt allein in der Schweiz einige hundert davon. Sie arbeiten am Computer und machen dann einen sogenannten Dummy. Und dann ist alles ganz anders. Das ist eigentlich das Einzige, wo ich vehement dagegen bin, gegen diese Art von Entwerfen. Aber es ist natürlich schon verdammt schwierig, auf nur gerade fünf Quadratzentimeter Fläche immer wieder von Neuem kreative Lösungen und neue Designs zu finden. Ein richtiger Challenge. Den Reichtum von Design sieht man heute eindrücklich beispielsweise an einer Basel World. Die Vielfalt dort ist schon sehr interessant. Ob aber deswegen alles besser geworden ist, wage ich zu bezweifeln …
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Trotz Ihren wunderbaren mechanischen Uhren aus den 1960erund 1970er- Jahren, trotz ihrer sehr präzisen Zeitmesser, die im damaligen Spitzensport verwendet wurden, trotz dem Grosserfolg mit einer Taucheruhr namens Heuer 100, die einen neuen Trend setzte (und sich sehr gut verkaufte) und vor allem trotz der Lancierung der weltweit ersten Uhr mit digitaler und analoger Zeitanzeige mussten Sie Anfang der 1980er-Jahre Ihre Marke verkaufen. Was war passiert?
Ich musste nicht verkaufen, sondern verschenken! Deshalb rede ich auch nicht gerne darüber. Ich war damals unter enormem Druck. Wir waren börsenkotiert. Piaget übernahm und wollte nicht in der Öffentlichkeit stehen. Deshalb sahen wir uns gezwungen, die Firma wieder zu privatisieren. Ich musste kapitulieren, war völlig bei null und musste mit 50 nochmals ganz von vorne beginnen. Piaget verkaufte die Firma drei Jahre später mit Gewinn an TAG. Ich habe irgendwo gelesen, dass Sie noch Jahre später verärgert waren über diesen Schnitt. Dennoch haben Sie in der Elektronikbranche eine zweite sehr erfolgreiche Karriere gemacht. Was taten Sie da genau?
Das, was man in einer solchen Situation tun muss: Sich selbstständig machen. So blieb das auch die nächsten 25 Jahre. Ich hatte damals zwei Sachen gemacht. Einerseits habe ich ein Krisenmanagement in einer Werkzeugmaschinenfarbrik übernommen, was sehr gut funktionert hat – es handelt sich um eine sehr schöne Firma, die noch heute Riesenerfolg hat. Danach wurde ich Partner in einem Beratungsunternehmen in Zürich und übernahm dort spezielle Mandate, wo mir meine Erfahrung in Familienunternehmen zugute kam. Ausserdem war ich als Berater in mehreren Branchen tätig, da ich mich primär auf die Entwicklung und Anpassung von Firmenstrategien spezialisiert hatte. Meine Haupttätigkeit bestand aber darin, dass ich für eine chinesische Firma arbeitete, die elektronische Wecker und ähnliche Geräte herstellte. Ich war ja von Tag eins an in der Halbleiterindustrie aktiv und ahnte deshalb ziemlich genau, was dort passieren und welche Entwicklung dort stattfinden würden. Daraus wurde eine Riesengeschichte, die so nur in China möglich war: Von ziemlich genau 200 Mitarbeitenden im Jahr 1983 vergrösserte sich das Unternehmen zwischenzeitlich auf über 10’000 Angestellte. Meine Hauptaufgabe bestand darin, für mechanische Produkte digitale Lösungen zu finden. Wir entwickelten beispielsweise als Erste weltweit ein Thermometer für innen und aussen, das dank einer Funkverbindung ohne Kabel funktionierte. Später entwickelten wir, wieder als Erste, einen elektronischen Hygrometer. Diese funktionierten bis dahin, wir sprechen vom Jahr 1987, mit dem blonden Haar einer nordischen Maid. Später kam das welterste Barometer mit Zusatzfunktionen hinzu, das wir patentieren liessen. Damit waren wir zehn Jahre alleine auf dem Markt, bevor wir in Hongkong kopiert wurden. Später zogen wir
Jack William Eduard Heuer, geb. 19. November 1932, wohnt in Bern und in Gstaad, wo er seit 43 Jahren ein Chalet besitzt und jeweils auch die Wintermonate verbringt. Der Spross einer alteingesessenen Schweizer Uhrendynastie liess sich an der ETH Zürich zum Elektroingenieur mit Vertiefung in Betriebswissenschaften ausbilden und übernahm Anfang der 1960er-Jahre die Aktienmehrheit am 1860 gegründeten Familienunternehmen Heuer SA. Anschliessend führte er die Firma durch die Irrungen und Wirrungen der 1960er- und 1970er-Jahre. Anfang der 1980er-Jahre sah sich der bekennende Design- und Architekturliebhaber gezwungen, seine Firma zu veräussern und fing nochmals bei null an. Als Firmenberater machte er eine zweite steile Karriere und war als profunder Kenner der Halbleiterindustrie zusammen mit einer chinesischen Firma massgeblich an der Entwicklung von innovativen elektronischen Produkten beteiligt. Die Firma expandierte auch nach Europa, wo Jack Hauer ein Filialnetz aufbaute. Der Börsengang in Hongkonk sanierte Heuer finanziell, doch änderte sich dadurch nichts an seiner Verbitterung über den erzwungenen Verkauf des Familienunternehmens. Erst nach über 20-jähriger Abstinenz stieg er Anfang des neuen Jahrtausends wieder in der Uhrenindustrie ein und bekleidet heute bei TAG Heuer das Amt der Ehrenpräsidenten.
dann die Marke Oregon Scientific auf, für die ich in Europa ein Filialnetz aufbaute. Die Zentrale in Europa war in Bern, und wir erzielten einen Jahresumsatz von immerhin über 100 Millionen Schweizer Franken. Am Schluss ging die Firma in Hongkong an die Börse. So konnte ich mich sanieren. 2001 kehrten Sie zu TAG Heuer zurück, das inzwischen vom Luxusriesen LVHM aufgekauft worden war. Was hatte sich verändert, dass Sie sich wieder in den Dienst der Marke gestellt haben und auch das Amt des Ehrenpräsidenten bei TAG Heuer bekleiden?
Im Frühjahr 2001 kam Jean-Christophe Babin auf mich zu, ein sehr fähiger Unternehmer, der bei TAG Heuer das Zepter übernommen hatte. Anfänglich, wie soll ich sagen, zögerte ich noch. Denn ich hatte ja während 20 Jahren nichts mehr von Uhren wissen wollen und war mir nicht sicher, ob ich das emotional überstehen würde. An einem Treffen mit den Länderverantwortlichen von TAG Heuer waren die Anwesenden dann aber so nett und auch sehr interessiert an meiner Person als Vertreter der alten Schule genauso wie an der Firmengeschichte. So entschied ich mich damals, wieder einzusteigen. Und habe das bisher keine Sekunde bereut.
AUTAVIA, MONACO, CARRERA: 3 KLASSISCHE ERFOLGSMODELLE VON TAG HEUER
meine Marke Gott sei Dank in Händen liegt, die wissen, wie man eine solche Marke pflegt und respektiert. Was war die schwierigste Entscheidung, die Sie in Ihrem Leben haben treffen müssen?
Das war Anfang der 1980er-Jahre, als man mich enorm unter Druck setzte. Ich war damals Mehrheitsaktionär von Heuer – trotz der öffentlichen Kotierung. Man stelle sich vor, ab 1975 hatte ich die Firma komplett restrukturiert und die Belegschaft von 325 Auf 101 Mitarbeitende reduziert. Jedem Gekündigten schaute ich damals in die Augen. Und jedem versprach ich innerlich, dass das zum Guten führen würde. Doch Anfang der 1980er-Jahre sagten mir die neuen Investoren: «Entweder geben Sie uns alle Aktien gratis ab. Oder wir lassen Sie pleitegehen!» Das habe ich bis heute nicht verdaut. Und welches war die leichteste?
Dass ich meiner Frau den Heiratsantrag gemacht habe. Nächstes Jahr feiern wir unseren 50. Hochzeitstag. Wir haben es noch immer sehr gut zusammen. Das ist schon wunderbar. Geht Ihnen sonst noch etwas durch den Kopf, was Sie schon lange
Wenn Sie auf Ihr bisheriges Leben zurückschauen, worauf sind Sie
loswerden wollten und es sich bislang verkniffen haben zu sagen?
ganz besonders stolz?
Egentlich nur das, was ich schon angetönt habe. Dieser «unfriendly takeover» unseres Familenunternehmens, den will ich innerlich noch verarbeiten und loswerden. Ich muss also irgendwann nochmals die Akten aus dem Keller holen, das noch einmal durchgehen und abschliessend verdauen. Genau.
Eigentlich, dass meine Familie, also meine drei Kinder und sechs Grosskinder, trotz all dieser Ups and Downs ihren eigenen Weg machen, und zwar ohne Vitamin B. Und dass sie alle gut miteinander auskommen. Ich habe wirklich grosse Freude an meiner tollen Familie, das macht mich richtig zufrieden. Ausserdem macht mich stolz, dass Uhren, die ich vor vierzig und fünfzig Jahren entwickelt habe, noch heute Erfolg haben. Und dass
Jack Heuer, vielen Dank für das Gespräch.
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TRADITION
MAZZA
Alpengolf Freestyle
Mazza
ALPENGOLF FREESTYLE
Dario Cantoni
Daniel Martinek
Im Unterengadiner Dorf Ramosch wird jeweils im Fr체hling eine Urform von Golf gespielt. Was z채hlt, sind weniger Prestige und Platzreife als das gesellige Beisammensein und ein ganz besonderer Sportsgeist. Ganz nebenbei erfahren wir die bewegte Geschichte des trockensten Schweizer Ortes und bekommen allerlei Anekdoten um Kirchenh체ter, Gemeindepolitiker und B채ren aufgetischt.
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1 Es gilt, den hochgeworfenen ball im flug zu treffen – kein einfaches unterfangen 2 DIE MAZZA: EIN STIEL AUS KARBON ODER HOLZ MIT EINEM KEIL AUS HARTHOLZ 3/4 IN GRUPPEN WIRD DER ETWA 10 Kilometer LANGE PARCOURS ABSOLVIERT 5 GEGENSEITIG WERDEN DIE ANZAHL SCHLÄGE NOTIERT
Ostermontag. Es ist noch bitterkalt, als wir frühmorgens in Ramosch ankommen. Es ist die Zeit kurz vor dem Wiesenruf: das heisst, der Schnee ist bereits geschmolzen, das Gras auf den weiten Weiden hat aber noch nicht zu wachsen begonnen. Mario Oswald erwartet uns bereits. Wir wollen uns in die Geheimnisse des «Mazza» einweihen lassen, ein Spiel mit Schläger und Ball, das noch lange, bevor das Golfspiel im Engadin Einzug hielt, in verschiedenen Bergtälern ausgeübt wurde. Im Unterengadiner 500-Seelen-Dorf Ramosch hat sich dieser Brauch erhalten. Mazza oder Kugelschlagen stellt quasi eine Urform des Golfspiels dar. Es wird, wie auch ähnliche Kugelspiele, den Kelten
zugeschrieben. Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit war es im nördlichen Mitteleuropa verbreitet – aber auch in Frankreich. Hier wird es Le Mail genannt und war unter Ludwig XIV. das Spiel der Adligen. Danach geriet es in Vergessenheit. Heute wird es nur noch in einzelnen Dörfern des Unterengadins, in Kärnten, im italienischen Aostatal und scheinbar auch in den Pyrenäen gespielt. Mario Oswald ist pensionierter Dorfschullehrer, Wahrer des lokalen Kulturgutes, Dorfführer, Förderer der heimischen Blasmusik, wandelndes Lexikon zur Dorfgeschichte und anek-
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1 QUERFELDEIN DURCHs UNTERHOLZ 2 DER KREIS MARKIERT EINEN RICHTUNGSWECHSEL UND MUSS ANGESPIELT WERDEN 3 OLDSTYLE JACHEN: MIT EINEM HANDGESCHNITTENEN AST DES WOLLIGEN SCHNEEBALLS 5 NEWSTYLE: NEUERDINGS WERDEN AUCH STIELE AUS CARBON (Kohlefaser) VERWENDET
dotenreicher Erzähler. Vor kurzem wurde er in Abwesenheit zum Verantwortlichen für Wanderwege gewählt: «Damit du uns im Alter nicht komisch wirst», verlautete es aus dem Gemeinderat, bestehend aus ehemaligen Schülern, lapidar. Doch heute ist Mario ein Jauer. So werden im Unterengadin die Münstertaler genannt. Auf seinem Käppi ist dies in grossen, weissen Lettern zu lesen. Das ist beim Mazzaspiel wichtig. Früher haben oft die Nachbarsdörfer gegeneinander gespielt. Die Kugel von Gemeinde zu Gemeinde geschlagen. Noch heute tragen die Bewohner der einzelnen Engadiner Dörfer einen Übernamen. Mario ist Jauer und Bewahrer dieses typischen Brauchtums. Praktisch sein ganzes Leben hat er in Ramosch verbracht. Nur das Mazzaspiel habe er leider nicht mehr zur Perfektion bringen können, meint er bescheiden. Im Dorf wird dies von Kindesbeinen an geübt und gehört zum Schulturnen mit dazu. Ramosch, 1236 m ü. M., gilt als einer der trockensten Orte der Schweiz und im Sommer als wärmster des Engadins. Das milde Klima und die guten Bodenverhältnisse machten die Gegend
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einst zur Kornkammer des Engadins – davon zeugen noch die weiten Terrassen an den Hängen, wo Roggen angebaut wurde. Die Burgruine Tschanüff und die mächtige Kirche untermauern die einstige Bedeutung des Dorfes am Eingang zum Engadin und am Übergang zwischen dem Val Sinestra und dem Val d’Uina in Richtung Südtirol. Langsam treffen die Mazzaspieler ein und setzen sich in Pose. Das ganze Dorf rottet sich zusammen: Schüler, Jünglinge, stattliche Herrschaften, Frauen. Gespielt wird mit der Mazza. Diese besteht aus einem Stiel, an dem ein kantiger Klotz aus Hartholz befestigt ist. Früher wurde der Stiel aus den geraden Ästen des Wolligen Schneeballs geschnitten. Wegen seines faserigen Aufbaus ist der Strauch sehr elastisch und bruchfest. Daraus wurden und werden auch Pfeile für das Bogenschiessen gefertigt. Sogar die Pfeile, die bei der 5300 Jahre alten Gletschermumie Ötzi gefunden wurden, waren aus diesem Holz geschnitzt. Heute es ist nicht mehr so einfach, den Strauch und vor allem seine geraden Äste in der Umgebung zu finden. Man muss schon sehr genau wissen, wo suchen, denn jeder
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1/4 HIER MUSS GENAU INS LOCH GETROFFEN WERDEN 2/3 IM ANSPRUCHSVOLLEN GELÄNDE SCHEIDET SICH DAS KORN VON DER SPREU
will ja die besta Mazza fertigen. Die Angefressenen montieren seit einigen Jahren den Keil auf eine Rute aus Karbon, ähnlich wie sie beim Hornussen verwendet wird. Mario hat eine Mazza mit langem für die weiten und eine mit kurzem Stiel für die nahen Schläge. Wurde früher noch auf grob geschnitzte Holzbälle geschlagen, tun es heute farbige Golfbälle. Diese werden in die Luft geworfen und müssen während des Fluges getroffen werden. Kein einfaches Unterfangen! Ein guter «Mazzlist» schafft mit einem kräftigen Schwung gut und gerne 200 Meter. Gemäss einer Anekdote habe man früher zum Üben auch gerne mal über das Kirchendach geschlagen, wobei manches Kirchenfenster in die Brüche gegangen sei … darauf wurde das Spiel zwischenzeitlich von der Kirchenvätern verboten. Der Parcours bestehtet aus einem Rundkurs mit sieben «Holes» wie der moderne Golfer sagen würde. Einige zeigen bloss einen Richtungswechsel an, bei den anderen muss man in ein Loch treffen. Der Rundkurs verläuft querfeldein, über Stock und Stein, durch Wiesen, über Böschungen und ins Unterholz. Wer am wenigesten Schläge braucht, gewinnt. Aber darum geht es eigentlich gar nicht. Während man gemeinsam in Gruppen die Strecke abläuft, bleibt genügend Zeit zum Fachsimpeln über den Schlägerbau, zum Diskutieren der verschiedenen Schlagtechniken und zum Scherzen. Mit Jachen, einem Gast aus dem nahen Scuol, haben wir neben Mario einen weiteren erfahrenen Mazzaspieler in der Gruppe.
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GENTLEManLIKE: AM SCHLUSS EINIGEN SICH JACHEN UND MARIO AUF UNENTSCHIEDEN
Mazza This ancient form of golf is always played in
Zwei kräftige Schwünge führen uns an einer Schafzucht vorbei. Das sei schon eine traurige Geschichte gewesen, beginnt Mario. Die arme Frau. Nachdem sie an einem tragischen Unfall ihren Lebenspartner verloren hatte, habe der Bär 27 Mutterschafe aus ihrer mühselig aufgebauten Zucht gerissen. Quasi ihr ganzes Lebenswerk zerstört. Damals habe auch er einmal eine Bärenspur entdeckt, unten am Fluss. Da sei es ihm ganz anderes geworden, und er ist heute noch hundertprozentig überzeugt, dass der Bär ihn beobachtet habe. Das könne man sich in der Stadt kaum mehr vorstellen, wie unmittelbar man der Natur hier oben teilweise noch ausgeliefert sei.
spring in the village of Ramosch in the Lower Engadin. The game with club and ball was practiced in various mountain valleys long before golf arrived on the scene in the Engadin. Ramosch, a village with a population of 500, has kept the tradition alive. As with similar ball games, mazza is thought to have Celtic origins. In the Late Middle Ages and Early Modern period it was widespread in northern parts of Central Europe – as well as in France. Here it was known as «Le Mail» and played by the aris-
Nach gut zwei Stunden ist der Rundkurs beendet. Jachen und Mario zählen ihre Punkte. Sie einigen sich demokratisch auf ein Unentschieden. So genau will man das nicht nehmen. Ist ja nur ein Spiel. Und jetzt gibt es Stärkung mit Wurst, Bier und Blasmusik. Das ganze Dorf ist in den Einstellhallen eines heimischen Bauunternehmens versammelt und feiert dieses faszinierende Brauchtum, das in seiner unverdorbenen Ursprünglichkeit irgendwie gar nicht mehr so richtig in unsere Zeit passen will.
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tocracy in the time of Louis XIV, but later sank into oblivion. Today it is only played in a few villages in the Lower Engadin, in Kärnten in the Italian Aosta Valley and apparently also in the Pyrenees. In this game, socializing and a very special sporting spirit count far more than prestige and a golf proficiency certificate.
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Michael Klemera – Auf den Spuren einer Legende
ALPIN & Chic
Michael Klemera – Auf den Spuren einer Legende Philipp Bitzer
zVg
Seit 1995, als er sich die Rechte am Namen und der Unterschrift des legendären Luis Trenker sichern konnte, mischt der Südtiroler Michael Klemera mit seinem Modelabel Luis Trenker die Schickeria zwischen Bozen und Sylt auf. Vinschgau, im Mai. Die Natur explodiert, Wiesen und Apfelplantagen werden gewässert, die Fahrt führt hinunter nach Meran und dann weiter nach Bozen. Genauer gesagt in den südlichsten Zipfel der Landeshauptstadt des Südtirols. Hier, direkt neben der Autobahn nach Trento, hat sich der aufstrebende Teil des Bozener Unternehmertums in einem komplett neuen Industriequartier niedergelassen, wo auf engstem Raum modernste Skikanonen und Skischuhe produziert werden. Dazu Zelte, Outdoorkleidung, Kletterzubehör und was es sonst noch alles braucht, damit es einem hoch droben in den zackigen Gipfeln nicht langweilig wird. Und hier, genauer gesagt im Salewa Center, dem unübersehbaren und kühn gestalteten schwarzen Hauptquartier des gleichnamigen, international tätigen Sportartikelherstellers, hat sich auch Michael «Michi» Klemera mit seinem Modelabel Luis Trenker eingenistet. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Denn die Geschichte dreht sich ja ureigentlich um einen kleinen Buben aus dem Grödertal, der sich aufgemacht hatte, um von Südtirol aus die Welt zu erobern. Die Rede ist hier nicht von Michael Klemera, sondern von Luis Trenker. Dem legendären Bergsteiger, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller, der insbesondere für seine Filme über die Alpen bekannt war und der es geschafft hatte, dass ihm ab Ende der 1920er-Jahre ganz Europa und auch Hollywood zu Füssen lag. Fünf Jahr nach Trenkers Tod, dieser starb 1990 im Alter von 97 Jahren, lernte Klemera aus purem Zufall die Nachfahren des Bergsteigeridols kennen. Im Gespräch wurde er dann gefragt, ob es von Interesse sein könnte, im Modebusiness mit diesem Namen was zu machen. Und das war es tatsächlich. Doch erst nach zähen Verhandlungen konnte Klemera der Familie die Rechte am Namen abkaufen. Von den Namensrechten zum Logo, das auf der Originalunterschrift von Luis Trenker basiert, war es dann nur noch ein kleiner Schritt.
Denn so kühl und abweisend der Glasbau von Salewa ist, so warm und anziehend sind die Materialien und Farben, die im Innern des Luis-Trenker-Showrooms dominieren: Altholz der Lärche und der Zirbel (oder Arve), Fell, Leder, Erdtöne, alpine Rot-weiss-, Schwarz-weiss-, Blau-weiss-Muster, Filz, schwere Stoffe, Skier aus den 1930ern, Lederskischuhe aus den 50ern, eine Bildergalerie mit Promis aus dem Showbiz: Thomas Gottschalk, die DJs Ötzi und Bobo, Arnold Schwarzenegger, der Schauspieler Ben Becker, TV-Köche und selbst die hochoffizielle brasilianische Delegation an der 20. Winterolympiade in Turin. Alle wurden sie irgendwann von Michi Klemera eingekleidet und auf roten Teppichen abgelichtet. Und irgendwie passt das auch alles zusammen. Gottschalk & Co. und der 50-jährige Tausendsassa Michael Klemera.
Dass das erste Gespräch mit der Familie Trenker überhaupt in diese Richtung gegangen war, hatte mit dem Werdegang von Klemera zu tun. Sein Vater war Schuhgrosshändler – unter anderem als Generalimporteur von Mephisto-Schuhen für ganz Italien – und so war auch die Zukunft des Sohnes vorbestimmt, nämlich in den väterlichen Betrieb einzusteigen. Durch Zufall kam auch Michaels Bruder kurzfristig ins Unternehmen, obwohl er eigentlich Architekt werden wollte. Doch da der Vater mit einem Herzinfarkt zusammengebrochen war, mussten die Jungen übernehmen – sie waren damals gerade mal 18 und 20 Jahre alt! Bald langweilten sie sich und schauten sich nach ausländischen Kollektionen um, die sie nach Italien importieren könnten. Sie bauten die Distribution für Giesswein-Hüttenpatschen in Italien auf und kamen so allmählich in die Walk-
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Gipfelstürmer in den Dolomiten: Michael Klemera an seinem 50sten Geburtstag
Mode hinein. Das war 1985. Zu dieser Zeit stiegen die beiden Brüder dann ganz ins Modebusiness ein und führten unter anderem Marken wie Sportalm, Meindl und eine ganze Reihe weiterer traditioneller Kollektionen.
In vogue Zehn Jahre später folgte schliesslich der Startschuss für das Label Luis Trenker. Anfänglich arbeiteten die Klemeras noch mit Meindl zusammen, einer bayrischen Schuhfirma, die sich auf die Produktion von Bergschuhen und hochwertigste Lederverarbeitungen (Hirschleder) spezialisiert hatte. Doch nach fünf Jahren wurde diese Zusammenarbeit aufgelöst, und Klemera machte sich 2000 selbstständig – praktisch ohne Hintergrundwissen in der Produktion. Diese findet heute zu 80 Prozent im Veneto, genauer gesagt rund um Treviso, statt; die weiteren 20 Prozent der Kollektion werden in den EU-Ländern Portugal und Rumänien hergestellt. «Die Produktion im Alpenraum anzusiedeln», bedauert Klemera, «war leider nicht möglich gewesen, da es hier einfach keine bestehende Infrastruktur gab. Sonst hätten wir es natürlich sehr gerne hier gemacht.»
With his fashion label «Luis Trenker», Michael Klemera from the South Tyrol has been shaking up the smart set between Bozen and Sylt for several years. Stars and starlets from the mainly German and Austrian entertainment industry, including Thomas Gottschalk, DJ Ötzi and DJ Bobo, actor Ben Becker, various TV chefs and even the top-ranking official Brazilian delegation at the 20th Winter Olympics in Turin: at one time or another all have been dressed by the 50-year-old from South Tyrol and then
Klemeras Ziel ist bescheidener, als es sein selbstbewusstes Auftreten ahnen liesse: «Ich möchte, dass wir einmal der winzig kleine Sohn oder Bruder von Ralph Lauren werden. Lauren ist mein persönliches Vorbild. Der ist vor 55 Jahren in der Bronx geboren. Und hat es geschafft, seine Kollektion weltweit zu vermarkten mit seiner sentimentalen New-England-Optik. Um auch nur ansatzweise dahin zu kommen, müssen wir bis 2015 unsere Verkäufe verdoppelt haben. Wir haben dabei das grosse Glück, dass wir in einer Nische operieren und keine direkten Mitbewerber im klassischen Sinne haben. Aber wir brauchen noch viel Beständigkeit und Hartnäckigkeit, um noch weiter nach oben zu kommen.»
snapped on the red carpet or a major stage. And somehow it all fits. Luis Trenker and Gottschalk & Co. Because Michael Klemera’s aim is to conquer Central Europe with his Alpine fashion. True to the motto: «Luis Trenker is not traditional but trendy. Luis Trenker is not fashion but fashionable. Luis Trenker is not sport but sporty. Luis Trenker was unique – as are our clothes.»
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REPAIRES
Yann Mingard
Repaires
Christina Horisberger
Yann Mingard
«Repaires», Behausungen, nennt der Schweizer Fotograf Yann Mingard sein fotografisches Werk. In ihm macht er sich bei Dämmerung im Wald auf Spurensuche der Waldtiere und ihrer Ruheorte. Was uns in seinen Bildern als magisch und gar unheimlich entgegentritt, ist für die Tiere ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit.
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Unsere Erlebnisgesellschaft hat es längst verlernt, die Spuren der Natur und des Waldes zu lesen. Was dem Biker wichtig ist, liegt vor seinem Rad, dem Wanderer vor seinen Füssen. Wenn wir dennoch bei Dämmerung für einen Moment innehalten, nehmen wir die gedämpfte Stille des Waldes wahr, die von einem letzten Zwitschern eines Vogels unterbrochen wird. Ein Knacken und Rascheln verrät uns die Anwesenheit eines Tieres ohne dass wir es sehen. Vielleicht ist es auch der moosig feuchte Geruch, den wir einatmen, bevor wir unser Ziel wieder ins Auge fassen und weitergehen.
Der Spurenleser Der Schweizer Fotograf Yann Mingard nähert sich dem Wald auf andere Weise. Er dringt viel tiefer in die Natur des Waldes ein, auf der Suche nach Spuren, welche die tag- und nachtaktiven
Tiere am Rande einer Lichtung, im Unterholz und im Dickicht hinterlassen. Manchmal sind es nur gebrochene Zweiglein, die von der Anwesenheit eines Tieres zeugen. Oder niedergedrückte Gräser, die ein Nachtlager andeuten. Dann ein wenig Fell oder Federn in einer kleinen Kuhle. «Repaires» nennt Yann Mingard sein fotografisches Werk. Der Fotograf hält die flüchtigen Spuren der Tierbehausungen fest in Bildern, denen zugleich etwas Magisches, Flüchtiges und Unvollkommenes innewohnt. Sein Thema entdeckte Yann Mingard zum ersten Mal, als er den Wald bei Dämmerung fotografierte. Weil das Eindunkeln eine längere Belichtungszeit erfordert, wurden ihm während des Wartens die geheimnisvollen Geschehnisse im Wald bewusst. Während er die Tiere beobachtete, wie sie sich auf die Nachtruhe vorbereiteten, zeigte sich ihm, dass alles einem natürlichen Plan folgt. Die Beweise dieser Aktivitäten allerdings sind flüchtig.
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NATURE
REPAIRES
Yann Mingard
Der Fotograf, der seine Karriere als Gärtner und Landschaftsarchitekt begann, hat sich eine besondere Fähigkeit angeeignet, die Zeichen zu erkennen, die manchmal kaum mehr sind als eine kleine Störung der natürlichen Umgebung. Und manchmal sind die kleinsten Veränderungen auch ein Beweis einer viel grösseren Tragödie, die sich auf dem Waldboden abgespielt hat.
Die Magie der Dämmerung Um seine Fotografien zu machen, erkundet Yann Mingard die Nähe seines Bauernhofes in den Hügeln über dem Genfersee in den Schweizer Alpen, an der Grenze zu Italien sowie in der Bretagne. Der Zyklus «Repaires» besteht aus drei Teilen. In einem ersten Teil erkennen wir den Wald im dunklen, satten Grün des Laubwerks, das schon nicht mehr von der Sonne beschienen wird. Die dichte Vegetation ermöglicht uns nur einen beschränkten Blick auf die Orte tiefer im Wald. Unser Auge verliert sich hier in einer diffusen Dunkelheit. Dieser Dunkelheit folgt Yann Mingard weiter in die Tiefe des Waldes. Manchmal muss er kriechen oder über tiefe Abgründe von Fels zu Fels springen, um die Behausungen der Tiere im Waldesinnern ausfindig zu machen.
Die geheimnisvolle Nacht Im zweiten Teil seiner Arbeit erkennen wir auf dem Waldboden oder auf der Wiese eine kleine Kuhle, vielleicht das Nachtlager eines Rehs, eines Wildschweins oder eines viel kleineren Tieres. Je mehr wir uns auf die Bilder einlassen, erkennen auch wir diese Hinweise auf die Behausungen und Nachtlager, lernen sie lesen und interpretieren.
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Manchmal aber enthüllen uns die Bilder ihr Geheimnis nicht. Dafür nehmen wir den Wald als etwas Magisches, Geheimnisvolles wahr. Im dritten Teil des Werks hat sich die Dunkelheit des Waldes bemächtigt. Kaum mehr sind Farben zu erkennen, die Umrisse der Bäume wirken wie archaische Wesen, in Teer getaucht. Die Schwärze hat etwas Samtenes und zugleich Unheimliches. Der Blickwinkel der Kamera ist in diesen Bildern auf Höhe der Tiere. Manchmal platziert er die Kamera direkt auf dem Boden. In diesen geheimnisvollen Bildern wird uns bewusst, dass das, was uns unheimlich erscheint, den Tieren jene Sicherheit und jenen Schutz bietet, die sie brauchen, um in ihrer Umgebung leben und überleben zu können.
NATURE
REPAIRES
Yann Mingard
Yann Mingard, Repaires Swiss photographer Yann Mingard calls his photographic work Repaires (Dwellings). In his book, he goes in search of animals of the forest and their retreats at twilight. In his pictures, that which to us appears magical, even eerie, is for the animal a place of safety and security.
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Yann Mingard (*1973) begann seine Karriere als Gärtner. Von 1998 bis 2001 studierte er an der Ecole Supérieur d’Arts Visuels und der School of Photography in Vevey. Mit seinem fotografisches Werk, das sich mit dem vielschichtigen Gesicht der Natur, aber auch mit den Spuren, die der Mensch in der Natur hinterlässt, beschäftigt, ist Yann Mingard seit 2003 in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen vertreten. 2004 erhielt er den Preis Blue Earth Alliance, Seattle, Washington (USA) und 2005 den Prix Nicolas Bouvier, Genf. Die Fotos stammen aus den Tessiner Bergen und sind 2012 vom renommierten Verlagshaus Hatje Cantz publiziert worden.
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ART
HERBERT BRANDL, PETER VANN
Künstlerische Seilschaft
Herbert Brandl, Peter Vann
Künstlerische
SEilschaft David Staretz
Zwei Künstler, zwei Zugänge, ein Thema: Die Berge des Engadins in all ihrer Naturkraft – und was sie emotional auszulösen imstande sind. Eine Ausstellung in S-chanf wird es ans Licht bringen. Der gefeierte Maler Herbert Brandl, Kunstpreisträger und Österreichs BiennaleVertreter in Venedig, unter anderem berühmt für sein gewaltiges Gebirgs-Œuvre, geht mit Verve und Neugier daran, Fotografien aus den Engadiner Bergen zu verinnerlichen und in eigenen künstlerischen Ausdrucksformen zu interpretieren. Dazu bedient er sich ausgesuchter Vorlagen – der grossformatigen Fotografien des renommierten Fotografen Peter Vann, der mit hochgradiger Begeisterung an das unwegsame Sujet herangeht und uns Daheimgebliebenen dramatische Ansichten von geradezu literarischer Dimension liefert – ob es sich um Morteratsch, den Biancograt oder den Albulapass handelt, eingefangen in besonderen Lichtstimmungen unter kristallenen atmosphärischen Bedingungen. Dass sich nun die beiden künstlerischen Hochalpinisten zusammengefunden haben, um eine Seilschaft in riskantem Schwebezustand zu wagen, kann als besonderer Glücksfall erachtet werden. Herbert Brandl trifft man, umschweift von seinen edlen Serval-Katzen, in seinem Wiener Atelier, einer ehemaligen Autowerkstätte. Hier, zwischen museal beleuchteten Vitrinen, seltenen Möbelstücken und asiatischen Rollbildern, betreibt er seine eremitischen Studien an der Welt. Er durchlebt im Moment eine seiner intensiven Gebirgsphasen, wie sich Tausende Besucher der beiden letzten Grossausstellungen (Wiener Albertina, Kunstforum Bank Austria) überzeugen konnten. Um seine oft riesigen Leinwandformate malerisch zu bewältigen, erklimmt er sie mit wackeligen Konstruktionen aus Stühlen und Leitern. «Es kann passieren, dass mir während des Malprozesses plötzlich die Luft ausgeht – auch im wahrsten Sinne des Wortes, dass das Gebirge zu gross ist und ich es nicht in einem Zug hinkriege», erzählt Brandl über die Arbeit an seinen Bergbildern. «Dabei bin ich auch einige Male abgestürzt – die Berge haben mich abgeworfen», erzählt er mit Augenzwinkern: «Manchmal ergaben sich so auch schöne malerische Effekte.»
PETER VANN, INITIATOR DES KUNSTPROJEKTES VOR BRANDLS AUSSTELLUNGSPLAKAT IN WIEN
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Die Arbeit zu Peter Vanns Fotografienzyklus geht er vorsichtiger an: Monotypie heisst die Arbeitsweise, wobei das Motiv mit Druckfarben auf eine glatte Oberfläche (Metall oder Kunststoff) gemalt wird und dann mittels Hochdruckpresse auf tags zuvor ein-
HERBERT BRANDL ARBEITET IN SEINEM WIENER ATELIER AN DEN MONOTYPIEN MIT ENGADINER BERGMOTIVEN
gefeuchtetes Spezialpapier mit hoher Grammatur übertragen wird. Dabei verschwindet das Motiv so gut wie vollständig von der Trägeroberfläche. Ein Motiv entspricht einem Abdruck, somit ist von einem Original zu sprechen. Mit 175 Tonnen werden Brandls Bergmassive von Chavanne/Pechmann, den Druckern seines Vertrauens, zu Papier gebracht – fein wie japanische Tuschfederzeichnungen, aber kompromisslos kraftvoll und voll der Tiefe. «Der Aufwand bis zum fertigen Bild ist drei- bis viermal grösser als beim Ölbild. Allein die Druckvorbereitung, die Präparation des Papiers, das Anrühren der Farben, ist zeit- und kostenintensiv. Auch beim Druckvorgang selbst lässt sich noch steuern, wie viel Information man durch die einstellbare Druckschwere zulässt. Oft arbeite ich direkt über weggedruckte Bilder, die noch einen Phantomschatten des vorigen Bildes in sich tragen. So werden die Bilder mit fortschreitender Arbeit immer tiefer, immer aufgeladener.»
Zwei Anläufe waren nötig, um den Zyklus zu beenden. Bei der ersten Session im Druckatelier kam ein prominenter Gast dazwischen: Der Extremalpinist Thomas Bubendorfer schaute auf dem Stopover nach Tibet für ein paar Stunden vorbei. Während er von vergangenen und künftigen Expeditionen in die Welt der Heiligen Berge berichtete, auf dem Laptop Bilder von betörender Schönheit zeigte, wurden Herberts Berge immer asiatischer. «Was mit dem Biancograt begann, endete im Stil asiatischer Gebirgsstudien», erzählt Herbert Brandl. Hingegen erinnerte sich Thomas Bubendorfer gern an jugendliche Abenteuer in den Schweizer Bergen, konnte mit geografischer Genauigkeit die einzelnen Gipfel und Pässe früherer Begehungen vor unseren geistigen Augen anordnen. Beim zweiten Anlauf einige Tage später lief es gleich besser. Herbert Brandl berichtet: «Diesmal hatte ich Peters Fotografien
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HERBERT BRANDL, PETER VANN
K端nstlerische Seilschaft
MORTERATSCH, MONOTYPIE VON HERBERT BRANDL, 2012 Sommer 2012
BIANCOGRAT, MONOTYPIE VON HERBERT BRANDL, 2012
gleich seitenverkehrt ausgedruckt vor mir, sodass ich für den Druck nicht umdenken musste. Ich konnte mich ganz funktional über die Wahrnehmung des Fotos auf das Thema konzentrieren, wobei es mir vordergründig um die formale Beherrschung der Proportionen, des Schwarz-Weiss-Verhältnisses ging. Die Bilder sind entsprechend leicht geworden, so wie Peters fotografischer Zugang ja auch ein luftiger ist, ein tatsächlich fliegender, mit dem Hubschrauber erschlossener. Im Gegensatz zu Bubendorfers Expeditionsfotos, denen man die Schwere, die Mühe, das Scheitern im Extremen ansieht, herrscht hier die reine Kultur. Entsprechend werde ich die Bilder auch hell rahmen lassen, mit einem speziellen, extrem spiegelfreien Milgard-Glas.»
Herbert Brandl In the mountain light Austrian painter Herbert Brandl is a prizewinning artist who has exhibited at the Biennale in Venice. Among the work that has made him famous are studies of mighty mountain ranges. He devotes immense vigour and energy to absorbing details of photographs from the Engadine mountains and interpreting them with his own expressive artistic forms as monotypes. His selected starting points are the large-format photographs taken by the celebrated photographer Peter Vann, who tracks down these often hard-to-reach subjects with immense enthusiasm and presents the
Auch Peter Vann bedient sich anspruchsvoller Rahmung, er zieht aber Metallrahmen vor. Wie die Korrespondenz der beiden Künstler dann tatsächlich funktioniert, ob sich die Bilder im Dialog miteinander auf einen Oberton einigen können, ob sie einander bekriegen oder schlicht harmonieren – das wird das interessante Thema der Ausstellung sein, auf deren Ergebnis man nur gespannt sein kann.
more sedentary among us with dramatic views possessing a thoroughly literary dimension – the Morteratsch, the Biancograt or the Albula Pass – captured in conditions in which a special light prevails and the air is crystal-clear. That these two artistic wanderers in the High Alps have found each other, and formed a two-man rope team to explore risk-areas where a sense of balance is essential, is an unusually fortunate turn of events.
Herbert Brandl, 25. Juli bis zum 1. September 2012 Galerie Peter Vann, Via Somvih 24, CH-7525 S-chanf MI–SA 16–19 Uhr oder nach Vereinbarung, T +41 (0)81 850 16 22 www.galeriepetervann.com
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VOM FISCHERSTEG IN DEN YACHTHAFEN
Ein Mythos wird 170
VOM FISCHERSTEG IN DEN
Yachthafen
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Dario Cantoni
Archiv Riva
Riva-Boote sind schwimmende Ikonen, ein unsterblicher Mythos aus den 50er- und 60er-Jahren, gelten als Rolls-Royce unter den Motorbooten. Dieses Jahr feiert das italienische Vorzeige-Label bereits sein 170-JahreJubiläum. Was weniger bekannt ist: Alles begann am Fusse der Südalpen, am Comersee und am Lago d’Iseo. Der Mythos der eleganten Boote mit der tiefroten Mahagonibeplankung und den mächtig blubbernden Innenbordmotoren begann während der Jahre des Wirtschaftswunders. Italien wurde weltweit geschätzt wegen seines Designs und der Qualität seiner Exportprodukte. Der Italian Style war in der Hochblüte – in der Haute Couture wie im Möbeldesign, in Architektur und Automobilbau. Grosse Namen wie etwa Zanuso und Bellini, Krizia und Missoni, Ferrari und «Pinin» Farina tauchten auf dem Weltparkett auf und schrieben Designgeschichte. Im Bootsbau war es zu jener Zeit Carlo Riva, eine Persönlichkeit mit grosser Intuition, stilsicherem Geschmack und herausragenden fachlichen und unternehmerischen Fähigkeiten, der eine unverkennbare Spur hinterliess. In jenem ausschweifenden Jahrzehnt voller Lebensfreude gelang es ihm, das Motorboot vom reinen Arbeits- und Transportmittel als Vergnügungs- und Luxusobjekt zu positionieren. Dabei verschmolz er Qualität, Seetüchtigkeit und eine einzigartige Formensprache. Die Liste der Besitzer von Riva-Booten liest sich denn auch wie ein Who’s who des Jetsets der 50er- bis 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts: Prinzessin Soraya von Persien, Sultan von Pahang (Malaysia), verschiedene italienische Prinzen, Blaublüter und Industrielle. Carlo Ponti, Peter Seller, Jean-Louis Trintignant, Roger Vadim, Sean Connery, Brigitte Bardot, Sophia Loren, Richard Burton, natürlich Gunter Sachs und so weiter …
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Doch fangen wir ganz von vorne an: Carlo Riva war der Spross einer alten Familie von Bootsbauern aus Laglio am Comersee. Das Dorf war bekannt wegen seiner antiken Tradition im geschickten Umgang mit der Axt. Ein junger Mann namens Pietro Riva galt als besonders begabter Zimmermann und Kalafate. Und hier beginnt die Geschichte. Der damals zwanzigjährige Urgrossvater von Carlo Riva wurde 1842 von einem Fischer aus Sarnico am benachbarten Lago d’Iseo angefragt, ob er sich nicht selbstständig machen wolle, um die Fischerboote bei ihnen zu reparieren und zu unterhalten. Eine grosse Verlockung für den Jüngling, der schon bald in eine Hütte an der Mündung des Flusses Oglio einzog und begann, die Boote für die Fischer am Lago d’Iseo flottzuhalten. Dies tat er so gut, dass man ihn bald beauftragte, eigene Boote zu bauen. Mit den Kenntnissen aus seinem Heimatdorf baute er ein erstes «Spazierschiff», wie es auf dem Comersee für die englischen Touristen gebaut wurde. So wurde in dieser einfachen Hütte am Ufer dieses Alpensees der Grundstein gelegt für ein Unternehmen, das später Weltruhm erlangen sollte. Ernesto, der dritte Sohn von Pietro, trat einige Jahre später in die Fussstapfen seines Vaters. Nachdem er in Laglio, in der Werkstatt seines Onkels, die Lehrjahre absolviert hatte, unterstützte er seinen Vater und spezialisierte sich auf den Bau grosser Transportschiffe. Später kam das erste Dampfschiff dazu und
DAS RIVA-BOOT: SINNBILD VON LUXUS UND SAVOIR-VIVRE IN DER HOCHBLÜTE DES WIRTSCHAFTSWUNDERS ENDE 50ER- BIS MITTE 60ER-JAHRE Sommer 2012
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Ein Mythos wird 170
COCKPIT EINER AQUARAMA, DAS NONPLUSULTRA IN DEN 60ER-JAHREN
gleich ein weiteres, mit dem er bis zu 80 Touristen auf dem Lago d’Iseo spazieren führte. Die Werft wurde ans andere Ufer transferiert, vergrössert und für die mittlerweile zahlreichen Arbeiter eine Trattoria del Cantiere eingerichtet, wo Carolina Malighetti, die Frau von Ernesto kochte. Die Geschäfte entwickelten sich blendend, bis Ernesto Riva im Jahre 1907 in der Werft von einem Schiff erdrückt wurde und starb. Dies war nicht der einzige Schicksalsschlag, den die Familie hinnehmen musste: Von den vier Söhnen des Ernesto starben zwei im Ersten Weltkrieg und einer wurde von der spanischen Grippe dahingerafft. Blieb noch Serafino. Auch er, wie sein Vater, begeistert von Motoren und von jeder neuen technischen Errungenschaft. Als die ersten Motorboot-Wettkämpfe stattfanden, war Serafino mit dabei, sowohl als Konstrukteur als auch als Pilot. Von den Zwanzigerjahren bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gehörten die Riva-Boote zu den schnellsten, die Werft in Sarnico wurde zum internationalen Treffpunkt der Motorboot-Sportler und zum Austragungsort von Geschwindigkeitsrennen auf Wasser. Mitten in diese pulsierende Szenerie wurde am 24. Februar 1922 Carlo geboren – genau ein Jahrhundert nach seinem Urgrossvater, dem Firmengründer Pietro Riva. Seltsamer Zufall oder schicksalshafte Fügung? Im Nachhinein jedenfalls kann Carlo Riva als der zweite Gründer der RivaWerft bezeichnet werden. Schon in seiner Jugendzeit interessierte er sich leidenschaftlich für alles, was Boote und deren Konstruktion betraf: die Technik, die Organisation der Arbeiten, das
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DER TRITONE (AB 1950) MIT DER TYPISCHEN RIVA-URFORM
Design … und brachte schon mit sechzehn Jahren Vorschläge für die Verbesserung der Stromlinienform der Boote. Ihn interessierten weniger die Rennboote als die luxuriösen Schiffe à la Chris Craft. Doch es war nicht die Zeit zum Träumen. Der Zweite Weltkrieg fegte alles hinweg: Träume, die sportlichen Erfolge und die Geschäftsmöglichkeiten. Nach Ende des Krieges galt es, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken. Der Pragmatismus des Sohnes traf hier auf den sportlichen Idealismus des Vaters und sorgte über Jahre für familiären Zwist. Doch Carlo Riva blieb seinen Überzeugungen treu. Und als er um 1950 die Werft übernahm und seine Ideen und Visionen in die Tat umsetzen konnte, stieg der Absatz der Boote bereits im ersten Jahr um mehr als das Dreifache auf 54 Einheiten. Carlo Riva ging an Messen, investierte in Werbung, war immer auf dem neusten Stand, was technische Innovation und Materialien betraf, verdoppelte die Preise bei den Rennbooten (denn: «Con la gloria non si mangia!») und führte schliesslich die Serienproduktion für Luxusboote ein. Die Verfeinerung am Design und immer wieder an den Motoren, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Produzenten, führte zum typischen Riva-Boot mit der markanten Stromlinie, der Verplankung aus slowenischer Eiche mit Mahagoniüberzug und den kräftigen Motoren. Mit dem Corsaro wurde das schnellste Motorboot jener Epoche gebaut. «Spider del Mare» wurde es genannt und in den Verkaufskatalogen als «freccia dei motoscafi entrobordo» angepriesen: «Dinamico, snello, elegante, velocissimo!»
DURCH UND DURCH EINE RIVA: DIE NEUE RIVA ISEO – UND ALS ERSTES MOTORBOOT ÜBERHAUPT MIT EINEM HYBRIDMOTOR MIT ZERO EMISSION MODE LIEFERBAR
Ständige Entwicklung, Passion, Know-how und Handwerk auf höchstem Niveau brachte die legendären Modelle Ariston, Tritone und Aquarama hervor, gefolgt von Florida, Super Florida und Riva Junior. In den Sechzigern kletterten die Verkaufszahlen in die Höhe und der Kultfaktor ins Unermessliche. Die letzten Modelle Riva 220 und 320 oder Super Ariston erreichten eine Spitzengeschwindigkeit von über 80 km/h. Der Mythos war geboren. Gino Gervasoni, Schwiegersohn, Partner und später Nachfolger von Carlo Riva, erklärte einmal im «Corriere della sera»: «Wenn du am Morgen mit einer 25-Meter-Yacht in einen Hafen an der Côte d’Azur einläufst, fühlst du dich gross, weil alle anderen Schiffe daneben klein wirken. Aber am Nachmittag kommt eine 30-Meter-Yacht, und auch du bist wieder klein. Am nächsten Morgen liegt eine noch grössere Yacht vor Anker, nun zieht diese alle Blicke auf sich. Wenn du aber mit einer Aquarama in einen Hafen fährst, kannst du sicher sein, dass kein schöneres Boot dir die Schau stiehlt, denn die Aquarama ist einfach einmalig!»
From fishing jetty to marina Riva boats are floating icons, an immortal legend from the 1950s and ’60s, renowned as the Rolls-Royces of motor boats. This year the Italian flagship label celebrates its 170th anniversary. Less well-known is the fact that it all began at the foot of the Southern Alps, on the shores of Lake Como and Lake d’Iseo. Carlo Riva came from a family of
Heute gehört Riva zur renommierten Ferretti-Gruppe, einem weltweiten Leader im Bau exklusiver Luxusyachten in allen Grössen. Der ursprüngliche Standort in Sarnico, das eigentliche Herz des Unternehmens, besteht nach wie vor. Hier entstehen in Anlehnung an die glorreiche Vergangenheit weiterhin die kleineren Motorboote im typischen Riva-Design wie die Riva Iseo – benannt nach dem See, den die Alpengletscher nach dem Rückgang der Eiszeit zurückgelassen haben und wo diese sagenhafte Familiengeschichte ihren Anfang nahm.
boat builders. He was a man of great intuition and stylish taste, with outstanding professional and entrepreneurial skills. He bequeathed a distinctive legacy. In a decade bursting with extravagant joie de vivre, he succeeded in transforming the motor boat from a simple piece of functional transport equipment to an object of pleasure and luxury. In doing so, he accomplished a blend of quality, seaworthiness and a unique design language. The company was founded by Carlo Riva’s great-grandfather in Sarnico in 1842. He repaired and built boats for local fishermen.
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MOBILITY
KLASSISCHE BRENNKAMMERMUSIK
Andreas Baenziger, Medizinmanager mit Rennleidenschaft
Klassische
BRENNKAMMERMUSIK
Andreas Baenziger, MedizinManager mit Rennleidenschaft
David Staretz
Peter Vann
Über Andreas Baenzigers virtuoses Engagement in der Sportmedizin, seine Managementfähigkeiten und die Philosophie der Intensivbetreuung nach Sportunfällen berichteten wir bereits im letzten Bianco. Diesmal tauschte Baenziger sozusagen den weissen Mantel der Medizin für uns gegen den weissen Renndress des Autorennfahrers.
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Erst im gesetzteren Alter, als er schon auf eine gewisse Karriere als Arzt, Manager und Investor zurückblicken konnte, hatte Andreas Baenziger endlich Gelegenheit, auf die Stimme seines Blutes zu achten. Sie roch nach Benzin. Die relativ späte Erweckung hatte den Vorteil, dass er sich nicht mit Rennschrott abplagen musste, sondern gleich würdig die 3er-BMW-MiniRace-Aston-Martin-GT4-Gangway beschreiten konnte.
reparabel, der AluSpaceFrame hatte praktisch keine Verzerrungen erlitten, was Baenziger als Bestätigung des technischen Konzeptes versteht. Man konnte den Wagen somit wieder aufbauen. Und selber? «Ich hatte mir zwei Rippen angeknackst, aber das war mein eigener Fehler; ich hatte auf die Schaumteile zur Sitzanpassung verzichtet, die mich sicher besser stabilisiert hätten …»
Praktischerweise konnte er Beruf, Passion, Gelderwerb, Hobby und Berufung so gut vereinen, dass sich immer eines ins andere fügte. Beispielsweise konnte er als Begründer der Aston-MartinNiederlassung St. Gallen vor zwei Jahren zugleich das private Rennteam launchen. Zusammen mit Geschäftspartner Florian Kamelger bestreitet er seither Rennen der britischen GT4-Serie in Dijon (wo sie gleich einmal sechste wurden), Brands Hatch oder Spa. Weitere Auftritte folgen, Tendenz steigend.
Auch heute können wir dem GT4 kaum folgen auf der kurvenreichen Strecke hinauf zum Ofenpass; dies liegt aber weniger an den 437 PS des Rennboliden, sondern an den 500 PS des weissen Audi Q7, der mit dem Transportanhänger, unter dessen Verdeck der Aston Martin lauert, leichtes Spiel hat. Kurze Nachfrage beim Doktor: Ja, da handelt es sich um eine Special Edition des Q7 mit dem Motor des LeMans-Siegfahrzeuges Audi R10 TDI, leicht modifiziert, oder! Insofern handelt es sich um den grössten V12-Serien-Dieselmotor, der je in ein Auto verbaut wurde. Die tausend Newtonmeter Drehmoment stemmen den SUV in 5,5 Sekunden aus dem Stand zu Tempo hundert. Bei 250 km/h wird die Höchstgeschwindigkeit gnadenhalber abgeregelt, deutlich über 270 km/h wären möglich. Grandios. Und das ist also das Zugfahrzeug.
Auch einen schweren Unfall hat er schon abgehakt, «einen Impact bei Tempo 190, bei exakt gleicher Telemetrie wie in der Runde davor, nur dass es eben eine Spur mehr Regenwasser auf dem schnellsten Streckenabschnitt des Salzburgringes gab». Erstaunlich: Der schwer angeschlagene Wagen erwies sich als
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KLASSISCHE BRENNKAMMERMUSIK
Andreas Baenziger, Medizinmanager mit Rennleidenschaft
Befragt, worin den Koinzidenzen zwischen Beruf als Manager im medizinischen Bereich und Rennfahrer im SupersportRacer zu finden seien, denkt Andreas Baenziger kurz nach: «Ich muss in beiden Fällen Projektmanagement betreiben – auf der einen Seite muss ich mich selber mental und physisch vorbereiten, muss das Auto, die Strecke kennen, das Team motiviert und das Auto präpariert haben. Allein kann man nicht besonders viel anstellen, im Team ist man immer besser. Und was wir betreiben, sind ja vornehmlich Endurance-Rennen, da kommt es nicht so darauf an, 105 Prozent zu fahren – da baut man schnell einmal einen Crash. Wenn Sie aber regelmässig 97 Prozent fahren, dann haben Sie geringeres Risiko rauszufliegen, Sie schonen das Material und vielleicht sparen Sie dadurch einen Boxenstopp ein, das ist doch kaum durch Schnellfahren wettzumachen!» Und, fragen wir bei einem Kaffee auf der sonnigen Passhöhe, geht Ihre Taktik auf? «Ja, wir sind ja zu zweit und noch nicht so lange auf diesem Niveau des Rennsports dabei, wir können aber gut im Mittelfeld mithalten und steigern uns kontinuierlich. Dazu lassen wir uns auch mal was zeigen von echten Rennprofis – das ist ja in jedem Sport so: Man denkt beispielsweise, man kann sehr gut skifahren, bis einem ein Racer vorführt, was wirklich abgeht. So ist das natürlich beim Autorennsport ebenfalls – und Marcel Fässler, der ehemalige DTM-Fahrer, hat uns um gut vier Sekunden pro Runde schneller gemacht, durch Telemetrie-Auswertung, Analyse und Tipps vom Profi». Baenziger sieht das eher rational: In dieser Rennklasse der «Gentlemen-Racer» sei nicht die Maschine, sondern der Mensch das Limit. Deshalb empfiehlt es sich, tausend Franken in einen guten Tutor zu investieren und nicht in eine höllisches Triebwerk. «Zumal wir uns nach dem Wochenende mit Marcel auch dreimal sicherer fühlten.» Damit kommt er wieder auf die Balance zu sprechen, die Koinzidenz zum Projektmanagement: «Sie müssen hundert Parameter mit einbeziehen; nicht allein die brachiale Motorleistung zählt, sondern schlaues, überlegtes Herangehen an die Challenge. Das ist im medizinischen Bereich genauso. Alles lässt sich in jeweiligen Situationen nicht hundertprozentig planen. Aber man kann so weit wie möglich vorausdenken und vorbeugen.»
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Andreas Baenziger, Medizinmanager mit Rennleidenschaft
Dann beginnt er von seinem nächsten automotiven Pilotprojekt zu erzählen, einer exklusiven Autowelt im Raum St. Gallen, die 2014 eröffnet werden soll. Der ihm gut bekannte CEO von Aston Martin, Ulrich Bez, habe ihn ja von Anfang an ermutigt und unterstützt, sagt Baenziger, sich in das (zugegeben geringe) Wagnis einer Schweizer Aston-Martin-Niederlassung zu stürzen. In der nächsten Ausbaustufe wird er seine Partner (sie sind alle als Sponsorenaufkleber auf dem GT4 vertreten) einladen, ihre Produkte in diesem Neubau rund um den Aston-Martin-Showroom zu positionieren. «Es wird eine Showküche geben, Kundenevents, wir wollen auch junge Leute ansprechen und vor allem die Frauen. Es soll nicht so maskulin ausgerichtet sein wie die üblichen Händler-Niederlassungen. Gerade im Sportwagenbereich sind die Frauen das oft unterschätzte Zünglein an der Waage – oder sie kaufen mittlerweile gleich selber. So planen wir also ein Zwischending zwischen Showroom, coolem Wohnzimmer und einer Bar, wo man bei einem Caffè Latte oder einem Glas Champagner über Autos, Mode oder Architektur quatschen kann. Hinten gibt es auch eine gläserne Werkstatt.» Baenzigers Assistent hat mittlerweile eine kunstvolle Rampe gebaut, um den tiefliegenden Rennwagen vom Hänger auf den Parkplatz der Anhöhe zu rollen. Gewandt schlüpft der Sportmediziner, spezialisierte Orthopäde und Traumatologe, hinter das Gestänge des massiven Überrollkäfigs, bringt mit wenigen Handgriffen den Sechspunktgurt in Position und die Maschine zum Laufen. Die Wandlung vom Manager zum Vollblut-Racer ist vollzogen; dazu benötigt er keinen Rennanzug. Vielleicht steckt sogar eine musikalische Ader in ihm, denn der Klang der warmlaufenden, durch kurze Gasstösse animierten Maschine reicht eindeutig ins sinfonische Fach. Klar, 4,7 Liter Hubraum, gebündelt zum V8, spielen klassische Brennkammermusik.
Andreas Baenziger Medicine manager with a passion for motor racing
Classic combustion chamber music Andreas Baenziger is a successful international medicine manager. His secondary profession is running Switzerland’s exclusive AstonMartin branch in St. Gallen, and in addition even taking part in motor racing at a high level. In our interview, Baenziger repeatedly mentioned the coincidences between his professions and passions. «In all circumstances you must carry out project management, focus on your objective and minimise risk. Here nothing is of more help than a good team.»
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NINA CAPREZ
Bis in die Fingerspitzen
NINA CAPREZ
Bis in die
Fingerspitzen Bigna Buchli
Stefan Schlumpf
Ihre Finger sind das Werkzeug, der Kopf der Motor. Und hat sie sich etwas vorgenommen, so ruht dieser Motor nicht, ehe die Finger das Ziel erreicht haben. Nina Caprez ist Profikletterin und hat sich einen lang ersehnten Traum erf체llt. Als erste Frau gelang ihr der Durchstieg der schwierigen alpinen Kletterroute Silbergeier im b체ndnerischen R채tikon.
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NINA CAPREZ
Bis in die Fingerspitzen
Von Bergen umgeben ist die heute 25-Jährige im bündnerischen Küblis im Prättigau aufgewachsen. Bergtouren gehörten schon früh zum Freizeitprogramm der Familie Caprez. Dies änderte sich auch nicht, als ihr Vater bei einer Wanderung in den Bergen ums Leben kam. Damals war Nina drei Jahre alt. Mit 13 Jahren entdeckte die Bündnerin dann das Sportklettern in der Jugendorganisation des Schweizer Alpen-Clubs und wollte von da an nur noch eines, nämlich nichts anderes mehr. Als Teenager versuchte sie sich längere Zeit im schweizerischen Wettkampfgeschehen zu etablieren, konnte sich aber nie so richtig mit dem Konkurrenzdenken anfreunden: «Für mich bedeutet Klettern miteinander, nie gegeneinander. Zudem wollte ich direkt Weltmeisterin sein und dabei alle Etappen überspringen. Das Resultat war ein innerer Druck, Übertraining und Verletzungen», resümiert die Sportlerin über diese Zeit. Eine Schulterverletzung zwang sie zum Ausstieg aus dem Nationalkader, was sie im Nachhinein als «das Beste, was mir passieren konnte» bezeichnet. Nina wechselt von den Hallengriffen zum Fels und konzentriert sich von diesem Zeitpunkt an vermehrt auf alpines Klettern draussen. Der Wechsel bedeutet aber auch, selbstständige Planung des Trainings, Vermarktung der eigenen Person sowie Sponsorensuche, um als Vollprofi vom Sport leben zu können. Letzteres ist bis anhin nur wenigen Sportkletterinnen der Welt gelungen. Nina beweist darin wahres Fingerspitzengefühl. Mit ihrem
Willen, ihren Leistungen und sicherlich auch dank ihres Aussehens, schafft sie es, die Kletterszene auf sich aufmerksam zu machen. Ihr Partner Cédric Lachat, der ebenfalls an der Weltspitze mitklettert, spielt dabei eine zentrale Rolle. In ihm findet sie den idealen Lebens-, Kletter- und Sicherungspartner. «Seine Energie und Liebe spüre ich durch das Seil, während er mich sichert», ist Nina überzeugt. Er klettert kraftvoll, sie eher technisch. Beide können sie voneinander lernen. Zusammen sind sie bis zu acht Monate im Jahr in ihrem Bus unterwegs zu den spektakulärsten Kletterrouten der Welt. Zu Hause in Grenoble (Frankreich) geniessen die beiden das Savoir-vivre, am liebsten mit einem selbst gekochten Currygericht und einem guten Glas Wein. Weil beide Spitzensportler sind, haben sie ähnliche Lebensstile, verstehen, wenn der andere sich ausruhen oder trainieren muss. Zudem sind Erfolge doppelt so schön, weil sie sie als Team erreichen. «Wir vertrauen uns, harmonieren und ergänzen uns perfekt.» Dies gelte auch für den Haushalt. Nina kümmert sich um die Wohnung, und Cédric baut und bastelt an ihrem gemeinsamen mobilen Zuhause. Nebst dem richtigen Partner gehört für Höchstleistungen am Fels auch ein gesunder, starker Körper sowie ein willensstarker Kopf. «Wenn ich etwas will, dann packe ich es an und warte nicht, bis es jemand anders für mich erledigt. Entflammt mein Herz für ein Projekt, bin ich nicht mehr zu bremsen. Ich lenke meine ganze Energie auf das
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NINA CAPREZ
Bis in die Fingerspitzen
Erreichen dieses Ziels.» So erging es der Kämpferin auch bei der berüchtigten Mehrseilroute Silbergeier im bündnerischen Rätikon. Ein Jugendtraum, welcher nach dem ersten Versuch vor vier Jahren noch meilenweit entfernt schien. Bereits die erste der insgesamt sechs Seillängen brachte das Projekt damals zum Scheitern.
Nina Caprez – to the very fingertips Nina Caprez, 25, who grew up in Graubunden, is one of the world’s best Alpine sport climbers. Together with her partner, Cédric Lachat, she
Im letzten Sommer kehrte Nina zurück, mental gestärkt durch Erfolge in anderen schwierigen Routen und nach monatelanger Vorbereitung. Nach sieben Tagen, verteilt auf vier Wochen, konnte sie sich ihren grossen Traum erfüllen: die erste Frauenbegehung von Silbergeier. Nina ist süchtig nach solchen Herausforderungen, nach Nervenkitzel und persönlichen Erfolgen. Doch hat sie ein Ziel erreicht, folgt oft eine Zeit der völligen Ausgelaugtheit und wochenlanger Schlappheit. «Während dieser Zeiten gönne ich mir Ruhe und führe keinen einzigen Klettergriff aus.» Bald darauf kehrt die Lust und die Freude aufs Klettern zurück und damit auch Ideen für weitere Projekte. Für die Zukunft macht sich die junge Sportlerin keine Gedanken, sie lebe im Hier und Jetzt, betont sie. «Ich bin glücklich und zufrieden mit dem, was ich tue, der Rest ergibt sich von selbst.»
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awoman. Last summer she fulfilled a childhood dream by climbing the Silbergeier route in her native Raetikon. The woman from Graubunden sees her recipe for success as being goal-oriented and extremely determined. The top female athlete currently lives in Grenoble (France).
BEWEGUNG UNSERE KOMPETENZ „Unsere Standorte in Innsbruck, Hannover, St. Moritz und Bozen bilden ein internationales Netzwerk herausragender Sportmediziner und Sportorthopäden, welche mit Hilfe von Forschung, Entwicklung, klinischer Dokumentation und Ausbildung eine Patientenversorgung auf allerhöchstem Niveau bieten. Dies umfasst die konservative und operative Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates aktiver Menschen und deren effiziente Rückführung zu ihrer gewohnten Aktivität.“
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GUIDE
SOMMER 2012
Hotels
Hotel Le Vieux Manoir | Murten
Das Juwel mit dem Diamanten
Villa Giulia | Gargnano am Gardasee
Für stille Geniesser Die malerischen Sonnenuntergänge am Murtensee und der wunderbare Blick zu den Alpen haben offenbar bereits den französischen General Mallet bezaubert. Aus Liebe zu seiner Frau, die aus Murten stammte, liess er deshalb 1907 direkt am See ein herrschaftliches Landhaus als Sommerresidenz erbauen. Heute ist das romantische Landhaus ein Luxushotel, inmitten eines idyllischen Parks und hundertjährigen Bäumen, inklusive Bootsanlegestelle und privatem Strand. Highlight des Anwesens ist aber definitiv der «Glasdiamant», das gläserne Baumhaus, welches direkt über dem Seeufer in den Baumkronen schwebt. Aber keine Angst: Das raumhohe Glas ist speziell golden verspiegelt, damit tags wie nachts kein Blick nach innen möglich ist. Und wem das noch nicht romantisch genug ist, dem deckt das Serviceteam des Le Vieux Manoir zum Abendessen gerne einen einzelnen Zweiertisch direkt am See oder lädt zur Ausfahrt in der hoteleigenen Yacht – natürlich mit Champagner und Amuse-bouche an Bord. (pk) Nichts für Action-Liebhaber, sondern für stille
Le Vieux Manoir Rue de Lausanne 18, CH-3280 Murten, Meyriez T +41 (0)26 678 61 61 ww.vieuxmanoir.ch
Geniesser ist die Villa Giulia, das 4-Sterne-Hotel direkt am Gardasee. Die Gartenanlage mit ihren Rosen und Palmen sowie die Terrasse, die als Balkon im See einen weiten Blick entlang der Küste und auf das Bergmassiv des Monte Baldo
Wiesergut | Hinterglemm
freigibt, und natürlich der Hotelstrand dienen als
Das Glück vom Flecken Erde
perfekte Rückzugsgelegenheiten. Die stilvollen Zimmer verbinden den traditionellen italienischen
in den Bergen
Landhausstil mit modernem Luxus. (pk) Hotel Villa Giulia Via Rimembranza 20 I-25084 Gargnano sul Garda (Bs) T +39 0365 71022 www.villagiulia.it
Auf einem «Flecken Erde in den Bergen» von Hinterglemm, auf welchem bereits seit 1350 ein Gutshof steht, findet man das Wiesergut – ein kleines, individuelles Hotelresort mit 18 Gutshofsuiten und 7 Gartensuiten. Die Architektur ist klar und reduziert, denn Verzicht soll hier Gewinn sein: Unbehandelte Hölzer und zeitloser Naturstein, wettergegerbtes Leder und kuschelige Naturstoffe bringen einem die Natur ins Wohnzimmer. Verköstigt werden die Gäste unter anderem mit dem traditionellen Weidernbrot aus dem Holzbackofen, das nach überlieferten Rezepten gebacken wird. Daneben gibts ein Restaurant, eine Piazza, eine Bar mit ruhiger Bibliothek, einen Innenhof mit Kräuter- und Gemüsegarten, ein persönliches Spa und einen Edelstahlpool. (pk) Wiesergut Wiesern 48, A-5754 Hinterglemm www.wiesergut.com
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ADVERTORIALS
MAIENSÄSS HOTEL GUARDA VAL | Sporz, Lenzerheide
Gleich oberhalb der Lenzerheide, wo die Natur ihren ganzen
Punktekoch Karlheinz Schuhmair aromatische Volltreffer – auf
Reiz ausspielt, schlummern auf 1600 Metern elf Maiensässe in
der Terrasse auch mit Traumblick ins Tal. Grossmutters absolute
der Bergwiese. Hinter den sonnenverbrannten Balken der bis
Lieblingsspeisen werden im rustikalen Crap Naros aufgetischt.
zu 300 Jahre alten Hütten liegen alpine Schätze, die das Berg-
Nach ausgiebigen Streifzügen in der Natur lässt man es sich im
glück neu beschreiben: 50 Refugien mit individuellem Grund-
Guarda Sana gut gehen. Hier besinnt man sich auf die Kunst des
riss und stilvollen Akzenten aus der Bündner Bergwelt. Eine
Weglassens und setzt stattdessen auf Qualität. Das Guarda Val
Kombination von echtem Bergerlebnis und gekonntem Luxus.
ist ein Maiensäss-Zuhause mit Charme und Cheminée und ein
Im eleganten Ambiente des Gourmetrestaurants serviert der
absoluter Lieblingsplatz in geborgener Abgeschiedenheit.
Maiensässhotel Guarda Val CH-7078 Sporz / Lenzerheide T +41 (0)81 385 85 85 www.guardaval.ch
FRUTT LODGE & SPA | MELCHSEE-FRUTT
Europas höchstgelegenes 4-Sterne-Hotel an einem See ist das
regional geprägte Kulinarik und ein auserlesenes Weinangebot
neue Hideaway im Herzen der Schweiz. Umgeben von einer
wird viel Wert gelegt. Im frutt Spa erschliessen sich auf über
mystischen Berglandschaft ist das Hochplateau Melchsee-Frutt
900 m2 verschiedene Bade- und Erholungszonen. Das alpine
(1920 m ü. M.) der ideale Ort für Ruhe, Raum und Zeit. Natür-
Wellnesskonzept beruht auf regionalen Naturprodukten und
liche Materialien, warme Holzelemente und stilvolle Details
umfasst verschiedene Massagen und Treatments. Eine exklu-
sorgen im Hotel für eine wohlige Atmosphäre. Die gelungene
sive Auszeit bietet der private Spa. Die inspirierende Bergwelt
Kombination von alpiner Geborgenheit und dezentem Luxus
mit Bergsee bietet vielseitige Möglichkeiten für Sport, Freizeit
wird in den 58 grosszügigen Zimmern und 3 Suiten gross
und einzigartige Naturerlebnisse – im Sommer wie im Winter.
geschrieben. Die beiden Restaurants und die Bar mit Lounge bieten stilvolles Design, Authentizität, Gemütlichkeit und eine Prise Bergromantik. Die Terrasse eröffnet eine fantastische Sicht auf das einmalige Bergpanorama. Auf eine hochwertige,
frutt Lodge & Spa CH-6068 Melchsee-Frutt T +41 (0)41 669 79 79 www.fruttlodge.ch
GUIDE
SOMMER 2012
Hotels
Romantik Hotel Muottas Muragl | Engadin
ERSTES PLUS-ENERGIE-HOTEL DER ALPEN Der Ausblick von Muottas Muragl (2456 m ü. M.) über die Oberengadiner Seenplatte gilt als einer der schönsten und eindrücklichsten der ganzen Schweiz. Seit kurzem kann das gleichnamige Hotel am Gipfelpunkt der historischen Drahtseilbahn mit einem weiteren Superlativ aufwarten: Es ist das erste Plus-Energie-Hotel der Alpen. Mit der kompletten Erneuerung des Hotels Muottas Muragl 2010/11 entwickelte die national tätige Fanzun AG ein massgeschneidertes und innovatives Energiekonzept und setzte es gleich in die Tat um. Dafür wurde das interdisziplinär agierende Planungs- und Dienstleistungsbüro mit Hauptsitz in Chur bereits mit dem Schweizer Solarpreis 2011 in der Kategorie Gebäudesanierungen, dem PlusEnergieBau (PEB) Solarpreis 2011, dem Milestone 2011 Kategorie Umweltpreis sowie dem Schweizer Energiepreis Watt d’Or 2012 ausgezeichnet. «Wir wollen mit unseren Projekten architektonische und ökonomische Nachhaltigkeit in idealtypischer Art mit ökologisch wegweisenden Gesamtkonzeptionen verbinden», sagt Gian Fanzun, Geschäftsleitungsmitglied der Fanzun AG. «Die Lösungen sollen der aktuellen Marktsituation genauso gerecht werden, wie den drängenden Fragen der Zukunft. Dieses Projekt dürfen wir zu Recht als Leuchtturmprojekt für den Schweizer Tourismus bezeichnen.» Der Umbau des Hotels Muottas Muragl bezog die ausserordentliche Lage, die kurze Bauzeit und die speziellen Höhenbedingungen optimal mit ein. Das Berghaus verfügt nun über eine Energiekonzeption, die in der Jahresbilanz mehr Energie produziert, als das Hotel selbst benötigt. Auf fossile Brennstoffe wird komplett verzichtet. Das Energiekonzept basiert auf einer differenzierten Energieversorgung aus verschiedenen Quellen. Sonnenkollektoren, einerseits als Flachkollektoren auf dem Dach der Bahnstation, andererseits als Röhrenkollektoren an den südseitigen Fenstern, liefern Energie für die Wassererwärmung und die Heizung. Die Abwärme aus dem Bahnbetrieb sowie der Kühlanlagen aus der Grossküche ergänzen die Wärmeversorgung des Gebäudes. Den gesamten Strom, den Restaurant und Hotel verbrauchen, liefert eine Fotovoltaikanlage, die entlang des Bahntrassees gebaut wurde. Schliesslich versorgen 16 Erdsonden mit einer Länge von je 200 Metern das Hotel mit Erdwärme. Im Falle, dass die Energie der Sonnenkollektoren nicht ausreicht, wird die Wärmepumpe in Betrieb genommen und mit dieser Energie versorgt. Fällt überschüssige Sonnenenergie an, wird diese über die Sonden wieder im Erdreich gespeichert. Der bisherige Jahresbedarf von circa 40’000 Liter Heizöl und der Haushalts- und Betriebsstrom von 36’600 Kilowattstunden pro Jahr können jetzt zu 100 Prozent durch Solarenergie gedeckt werden. Die CO2-Emissionen konnten um 144 Tonnen und damit ebenfalls um 100 Prozent reduziert werden. Und das Beste zum Schluss: Das Gebäude überzeugt nicht nur durch ökonomisch nachhaltige Lösungen und einen adäquaten Umgang mit den natürlichen Ressourcen, es ist mit seinen 16 Zimmern, dem kulinarischen Angebot und der überwältigenden Panoramaterrasse auch ein modernes Schmuckstück für Design und Lifestyle in den Alpen. (dc) Romantik Hotel Muottas Muragl CH-7503 Samedan T +41 (0)81 842 82 32 www.muottasmuragl.ch
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ADVERTORIALS
IDYLLISCHE PLÄTZE | 12-MAL ALPINE GASTFREUNDSCHAFT IN SÜD - UND NORDTIROL
Idyllische Plätze – einem authentischen Lebensgefühl in
zum Luxus. Raum für freies Durchatmen entsteht. Kleine stil-
auf biodynamische Weinanbaumethoden oder auf innovative
Süd- und Nordtirol auf der Spur
echte Details schicken die Gedanken auf eine erholsame
kulinarische Entwürfe in der Gastronomie. Im Zentrum steht
Kennen Sie das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein? Sich
Zeitreise. Alle Betriebe der «Idyllischen Plätze» liegen an
dabei immer der Anspruch, den natürlichen Bedürfnissen
geborgen zu fühlen in einem unverfälschten Ambiente herz-
aussergewöhnlichen Orten. Inmitten einer zauberhaften
nach Regeneration, innerer Weisheit und nachhaltigem
licher Leichtigkeit? Authentisch, nachhaltig, echt. Diese
Natur haben sie sich zu alpinen Lieblingsorten entwickelt, für
Genuss auf gehobener Weise zu begegnen.
drei Fäden verwebt die Gruppe der «Idyllischen Plätze» in
Menschen, die das Ursprüngliche, Unverfälschte und Einzig-
Süd- und Nordtirol zu ihrem Themenschwerpunkt 2012.
artige schätzen. Herzhaft zubereitete Gerichte nach über-
Jedes der insgesamt 12 Hotels, Gasthäuser und Weingüter
lieferten Rezepten, sorgsam restaurierte Möbel aus fernen
bereichert seine alpine Gastlichkeit mit originellen Akzenten
Zeiten, achtsam respektierte Naturdenkmale im Hof und
und zielt dabei auf die bewusste Wahrnehmung ehrlich
Garten versprühen einen Hauch von Nostalgie, aber der Blick
gelebter Liebenswürdigkeiten. In Zeiten der High-Speed-
der Gastgeber ist dennoch nach vorne gerichtet: auf die zeit-
Gesellschaft wird die genussvoll zelebrierte Langsamkeit
genössische lokale Kunst, auf innovative Wellnessprojekte,
Weitere Informationen unter www.idyllicplaces.com Idyllische Plätze Ein Zusammenschluss zwölf aussergewöhnlicher Orte der alpinen Gastlichkeit in Süd- und Nordtirol. www.idyllicplaces.com
ALPINELODGING.CH
Mit ihren ALPINE LODGES schlagen Plattner & Plattner ein
und Holzbeton, heller Beton sowie weiche Materialien wie
volle Ferieninseln in moderner alpiner Architektur und mit
neues Kapitel in der individuellen Feriengestaltung auf. Die
Schafwolle und schwere Stoffe stellen das Engadin in seiner
einem rundum buchbaren Service. Ein weiteres Schmuck-
Lodges reflektieren den modernen alpinen Lebensstil und
authentischen und ursprünglichen Form dar. Dazu kommen
stück alpinen Ferienwohnens ist in Klosters Serneus ent-
geben Antwort auf die neuen Bedürfnisse des multioptional
die liebevolle Einrichtung mit vollumfänglicher Ausstattung,
standen. Eröffnung bereits diesen Sommer. Weitere Infor-
ausgerichteten Feriengastes. Die ALPINE LODGES duften
zusätzlich buchbare Dienstleistungen sowie der einfache Zu-
mationen und Booking über die beiden Webseiten.
nach Engadin und Ursprünglichkeit, sie bieten Geborgenheit,
gang zur Infrastruktur des Engadins mit dem ganzen Angebot
Abwechslung von Zuhause und unabhängiges Feriendesign.
an Sport, Freizeit und Kultur. Für Plattner & Plattner zählen
Die ersten zehn Einheiten werden auf Winter 2012/13 mitten
reale Werte. Gradlinigkeit, Qualität, modernes Servicever-
in Pontresina an absolut ruhiger und doch zentraler Aus-
ständnis. Die Begeisterung für die Sache und die Bergwelt
sichtslage eröffnet. Sie sind echt und wertvoll. Massive Arve
sind in jedem Detail zu spüren. Die ALPINE LODGES sind stil-
AlpineLodging by Plattner&Plattner Via dals Ers 4, CH-7504 Pontresina T +41 (0)81 842 08 12 www.plattnerund plattner.ch www. alpinelodging.ch
GUIDE
SOMMER 2012
Kultur, Kulinarik & Restaurants Globe | Zuoz
Eine neues Theater fürs Engadin Kühn ragt ein weit auskragendes Dach im Sockelgeschoss des Lyceum Alpinum in die Engadiner Bergwelt hinaus. Es ist der Eingang zum Zuoz Globe, einer kleinen, aber feinen Theaterbühne mit 99 Sitzplätzen. Es ist das erste Theaterhaus im Engadin. Der Name Globe bezieht sich auf das ShakespeareTheater in London. Spannend ist die Entstehungsgeschichte des Projekts. Mit dem bekannten Theaterleiter Giovanni Netzer wurde am Lyceum, das auf eine lange Theatertradition zurückblickt, die Shakespeare’sche Tradition der Raumbühne aufgenommen. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort im Haus, entdeckte man im Keller das stillgelegte Schwimmbad aus der Gründungszeit. Ein geladener Wettbewerb liess das in Chur und Zürich tätige Architektenduo Gasser Derungs als Gewinner hervorgehen. Die Architekten entwickelten für das Hallenbad mit seinen türkisblauen Kacheln eine einfache
Atelier Bar | Zürich
Holzständerkonstruktion aus heimischem Lärchenholz. Harmonisch integriert
Bar, Take-away, Showroom
sich der simple Zimmermannsbau in das belassene Schwimmbad und ermög-
und Living History
licht mit seiner zentralen Bühne, einem doppelten Boden und der räumlichen Mehrschichtigkeit aussergewöhnliche Inszenierungen, in denen die Zuschauer das Gefühl haben, Teil des Geschehens zu sein. Finanziert wurde das Projekt zum ersten Mal in der Geschichte des Lyceums durch Gönnerbeiträge. Ein schlichtes, grosszügiges Foyer steht nicht nur den Theaterbesuchern zur Verfügung, sondern kann auch für andere Events genutzt werden. Der spektakuläre Theaterraum eignet sich zudem für Konzerte, Vorträge, Lesungen, Workshops und Weiterbildungsveranstaltungen. (ch) www.lyceum-alpinum.ch
Mitten in Zürich, an der Ecke Talackerstrasse/Bärengasse, ist eine Bar gleichzeitig Take-away, Showroom und Living History. Und das geht so: Mittags gibts dort Sandwiches, abends urchige Plättli und Wein. Das alles kann auch im Take-away bezogen werden. Dann verpasst man allerdings, auf den alten Trouvaillen von Horgenglarus zu sitzen – alles Original-Stühle aus den zwanziger und dreissiger Jahren. Oder die insgesamt 14 verschiedenen, aktuellen
S Fabrik | Leissigen am Thunersee
Doppeljubiläum: 25 Jahre Scala Vini, 10 Jahre Scala Gusti
Stühle von Horgenglarus im Showroom auszutesten. Und natürlich auch, die
Die S Fabrik (Ess-Fabrik) in Leissigen am Thunersee
Croquis, technischen Zeichnungen, Bilder, Fotografien und Aufnahmen an
ist so etwas wie ein Lager für kulinarische Schätze,
den Wänden zu bestaunen, die aus dem reichen historischen Fundus der
sozusagen ein Kompetenzzentrum für gutes Essen
Glarner Traditionsmanufaktur, der ältesten Möbelmanufaktur der Schweiz,
und Trinken. Neben dem Herzstück des Unterneh-
stammen (siehe auch den Beitrag in der letzten BIANCO-Ausgabe). (pk)
mens – der Teigwarenproduktion – werden in der
Atelier Bar Talacker 1 / Bärengasse, CH-8001 Zürich T +41 (0)44 210 08 09 www.atelierbar.ch
S Fabrik seit 25 Jahren Wein und seit 10 Jahren Delikatessen aus ganz Europa gesammelt und verkauft. Was gutes Essen S-Fabrik-tauglich macht? Charakter, Echtheit und Beständigkeit. (pk) S Fabrik Hauptstrasse 65, CH-3706 Leissigen T +41 (0)33 847 00 08 www.s-fabrik.ch
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Sommer 2012
ADVERTORIALS
Elk Bar & Restaurant | Lenk im Simmental
HOTEL CASTELL | ZUOZ
Elkohol ist auch eine Lösung …
Die Lenk im Simmental ist ab sofort um ein stilvolles Restaurant
Hamam in Paradise. Der Hamam im Hotel Castell war der
Kunst, Architektur, Kulinarik und alpiner Komfort zu einem
mit Bar reicher: Elk. Auf der grossen Holzterrasse lässt es sich
erste seiner Art im ganzen Alpenraum. Hier verbindet sich
einzigartigen Ferienerlebnis. Stilsicheres Wohnen, ideen-
gemütlich in die Sonne blinzeln, drinnen in der schicken Bar ein
orientalische Badekultur mit dem magischen Ort oberhalb
reiche Terroirküche, Tradition und Moderne und das spe-
Tröpfchen «Elkohol» schlürfen. Die Menükarte reicht von «Chäs &
Zuoz. Sinnlichkeit, wohlriechende Düfte, luxuriöse Ausstat-
zielle Castell Feeling lassen Familien, Paare und Individua-
Brot» bis zum Holzkohlen-Tischgrill und lässt bestimmt keine
tung, milde Wärme und sanftes Licht schaffen Entspannung
listen, Sportler und Kulturreisende jeden Alters und jeder
Wünsche offen. (pk)
und Wohlbefinden. Hamam in Reinkultur öffnet eine Gegen-
Couleur aufleben. Herzlich willkommen.
welt zum Alltag voller Lebensqualität und Spiritualität. Als
Beachten Sie auch die tagesaktuellen Angebote und attrak-
Krönung des Baderituals bietet das Castell verschiedene
tiven Sommerpackages auf der Website.
Elk Bar & Restaurant Oberriedstrasse 13, CH-3775 Lenk T +41 (0)33 733 15 00 www.elklenk.ch
Massagen und Treatments von JUST PURE im Einklang mit der Natur an. Relaxing und Inspiration fern vom täglichen Einerlei. In der faszinierenden Hotelwelt verschmelzen
Castell Hotel · Restaurant · Hamam, CH-7524 Zuoz T +41 (0)81 851 52 53 www.hotelcastell.ch
EUROPE HOTEL & SPA | ZERMATT Zermatter Charme, modernes Design und gelebte Gastfreundschaft. Im Europe Neubau sorgen gradlinige Architektur, natürliche Materialien, hochwertige Stoffe, grosszügige Bäder und viel Liebe zum Detail für Wohnqualität deLuxe. Dazu eine gepflegte Kulinarik mit regionalem Bezug und ein erstklassiges Wellnessrefugium mit den entsprechenden Treatments. Alpines Lebensgefühl auf den Punkt gebracht! Entdecken Sie als BIANCO Leser das EUROPE Hotel & Spa zum Schnupperpreis: ALPINE BREAK für BIANCO Leserinnen und Leser 2 Nächte im Design-Doppelzimmer inklusive … – Welcome-Apéro an der Schwarznasenbar – vitales Frühstücksbuffet und 5-Gang-Abendmenü – je eine entspannende Teilmassage (25 Min.) und – je ein Heu- oder Schafmolkebad in der Softpack Schwebeliege BIANCO Schnupperpreis CHF 378.– pro Person Gültig vom 7. Juni bis 30. November 2012
Europe Hotel & Spa Riedstrasse 18, CH-3920 Zermatt T +41 (0)27 966 27 00 www.europe-zermatt.ch
GUIDE
SOMMER 2012
Biergärten & Ausflüge
Münchens Biergärten Biergärten gibts in München nun wirklich wie Sand am Meer: 180’000 Menschen können diese mit den ganzen Freischank-Flächen insgesamt Platz unter freiem Himmel bieten. Da wird die Entscheidung wahrlich schwierig. BIANCO hat ein paar besonders Besuchenswerte herausgefischt (pk): Augustiner-Keller Die älteste Brauerei Münchens, die Augustiner-Bräu, lädt hier zum zünftigen Biergartenbesuch ein. Über 5’000 Menschen finden unter den über 100 stattlichen Kastanienbäumen Platz, von welchen 45 unter Naturschutz stehen und nummeriert sind. www.augustinerkeller.de Königlicher Hirschgarten Mit über 8’000 Sitzplätzen ist der königliche Hirschgarten nicht nur Münchens, sondern auch Bayerns grösster Biergarten. Er ist am Rande eines weitläufigen Parks gelegen, in welchem zu einer gemütlichen Runde Bier, Hirsche beobachtet werden können. www.hirschgarten.de Biergarten am Viktualienmarkt Der Biergarten am Viktualienmarkt ist der zentralste Biergarten Münchens – dessen grünes Wohnzimmer, sozusagen. Entsprechend bunt gemischt ist auch das Publikum: Lederhosen und Designeranzüge treffen sich hier zu einem Bier. Dieses wird übrigens abwechselnd aus verschiedenen Münchner Brauereien geliefert. www.biergarten-viktualienmarkt.de Hofbräukeller Besonders angesagt bei der Münchner Jugend: der Hofbräukeller im Stadtteil Haidhausen mit Sandstrandbar und Kinderspielplatz. www.hofbraeukeller.de
Jungfraubahn | Interlaken
100 Jahre nach dem Durchschlag Eigentlich sind das atemberaubende Bergpanorama auf dem Jungfraujoch und die spektakuläre Fahrt nach oben ja echt Grund genug, um mal da hochzufahren. Spätestens diesen Sommer aber, 100 Jahre nach dem Durchschlag zur höchsten Bahnstation Europas, müsste das nun wirklich jeder tun, der noch nicht oben war! Über 80 Aktivitäten und Neulancierungen gibts anlässlich des Jubiläums. Beispielsweise die neue Alpine Sensation auf dem Jungfraujoch, einen 250 Meter langen Erlebnisstollen, der die Geschichte der Jungfraubahn und die Entwicklung des Tourismus in den Alpen inszeniert. Mit 360-GradKino und vielem mehr wirds einem bestimmt nicht langweilig da oben! (pk) www.jungfrau.ch
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Sommer 2012
ADVERTORIALS
HOTEL SARATZ | PONTRESINA
Im Vier-Sterne-Superior-Hotel Saratz vereinen sich modernes Lebensgefühl mit Engadiner Hoteltradition, Grandezza mit Design, Architektur mit der einzigartigen Bergwelt des Engadins. Das Saratz ist elegant, aber familiär, modern, aber charmant – und in der Kombination von Alt und Neu verströmt es vor allem eins: Atmosphäre. 93 stilvoll ausgestattete helle Zimmer bieten Design, Komfort und Gletscherblick. Das Jugendstilrestaurant im über 135-jährigen Saal schafft das stimmungsvolle Dekor für die leichte, kreative Küche des Punktekochs Valère Braun. Im angegliederten, mit 15 «Gault Millau»-Punkten ausgezeichneten Gourmetrestaurant wird die klassische französische Küche unter Einbezug lokaler Naturprodukte zelebriert. Regionalität wird hier gross geschrieben. Der Genuss findet in der gut assortierten AVOLounge mit edlen Zigarren und passenden Digestifs seinen krönenden Abschluss. Ungezwungener geht es in der Szenebeiz Pitschna Scena und im Fonduekeller aus dem 17. Jahrhundert zu und her. Im grosszügigen Wellnessbereich mit Saunen, Dampfbädern und Indoorpool können Sie die Zeit vergessen und eines der Treatments geniessen. Für die aktiven Zeiten steht neben dem 35’000 m2 grossen Hotelpark mit beheiztem Freibad die ganze Palette an Sport, Freizeit, Kultur sowie die top Events des Engadins zur Auswahl. Das Hotel Saratz mittendrin. Hotel Saratz CH-7504 Pontresina / St. Moritz T +41 (0)81 839 40 00 www.saratz.ch
NIRA ALPINA | SILVAPLANA-SURLEJ
Das Design- & Lifestylehotel Nira Alpina besticht nicht nur durch seine einzigartige Lage inmitten des fantastischen Alpenpanoramas – auch die hochwertig ausgestatteten, geräumigen Zimmer mit eigener Terrasse oder Balkon und das Nira Spa, das jedem Gast eine authentische alpine Wellnesserfahrung mit Massagen, Aromatherapie, Dampfbad, Sauna, Whirlpool und vielem mehr bietet, versprechen Schweizer Luxus par Excellence. Die Restaurantauswahl des Nira Alpina garantiert eine Vielfalt an kulinarischen Erlebnissen. Die Nira Alpina Bakery bietet süsse Naschereien und Torten auf Bestellung. Auf ihrer Sommerterrasse können Sie ganztags Salate, Suppen, Sandwiches, Pizzas und Spezialitäten vom BBQ-Grill geniessen. Im Panoramarestaurant Stars erwartet Sie nicht nur eine «Worldwide Cuisine» im gemütlichen Sharing Style, sondern auch ein ausgewogenes Frühstücksbuffet – auch hier lädt die sonnige Terrasse mit herrlichem Ausblick zum Verweilen ein. Wählen Sie in der Rooftop Bar einen Sundowner aus einem kreativen Cocktailmix und probieren Sie in der gemütlichen Cigar Lounge kubanische Zigarren. Während der Sommermonate plant das Nira Alpina auch ein vielseitiges Angebot an verschiedenen Events und (Sport-)Aktivitäten – weitere Informationen dazu finden Sie auf der Hotelwebsite unter www.niraalpina.ch. Nira Alpina Via dal Corvatsch 76 , CH-7513 Silvaplana-Surlej T +41 (0)81 838 69 69 www.niraalpina.com
AGENDA
SOMMER 2012
St. Moritz Art Masters ART 24. August bis 2. September 2012
St.Moritz Art Masters
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Vom 24. August bis 2. September finden in St. Moritz die Art Masters statt. Das Festival – kurz SAM genannt – wird den Besuchern anlässlich des 5-Jahre-Jubiläums eine Reihe aussergewöhnlicher Ausstellungen im Engadin bescheren. Traditionell verbindet das Kunst- und Kulturfestival die unterschiedlichsten Plattformen: Galerien, Institutionen, kuratierte Sonderausstellungen, Künstlergespräche und Workshops bilden das Fundament, das von den Besuchern kostenlos besucht und erlebt
werden kann. Der sogenannte WALK OF ART führt die Besucher durch das gesamte Oberengadin, verbindet die Ausstellungen von Maloja bis Sent, die in geführten Touren oder selbst erkundet werden können. Dieses Jahr steht Brasilien im Fokus. Daneben sind weitere grosse Namen und Projekte präsent, die in einer ganz engen Verbindung zum Engadin stehen. (ch) www.stmoritzartmasters.com
exhibition andrea robbi museum | Sils
Schöpferische Bildhauerei Das Andrea Robbi Museum in Sils Maria widmet seine Ausstellung dem durch einen tragischen Unfall verstorbenen Bündner Bildhauer Giuliano Pedretti (1924–2012). Pedretti gilt als letzter Vertreter der klassischen Moderne. In seinen plastischen Figuren tritt uns die Zerrissenheit der menschlichen Existenz auf eindrückliche Weise entgegen. In seinen «Schizo»-Figuren trennt er Kopf- und Körperhälften, legt die schizophrene Disposition des Menschen und unserer Zeit frei. Das Resultat der Spaltung ist ein gleichsam schwereloses Volumen, das die Fragilität des Menschen noch einmal freilegt. Zu sehen sind im Museum ausgewählte Werke des Schweizer Bildhauers, dessen Plastiken Kunst ohne Vorbild sind und dennoch eine flüchtige Verwandtschaft zu den Plastiken von Alberto Giacometti aufweisen. (ch) Andrea Robbi Museum Chesa Fonio, CH-7514 Sils/Segl Maria In Zusammenarbeit mit Galerie Stephan Witschi, Zürich
EXHIBITION LYceum alpinum | zuoz
Blow Up in Engadin Der Engadiner Fotograf Peter Vann hat 15 Schülern der Photo-Master-Class am Lyceum Alpinum in Zuoz eine spannende Aufgabe gestellt: Wie sehen junge Frauen und Männer, die von ganz unterschiedlicher Herkunft sind und weit weg von ihrem Heimatort eine intensive Zeit der Ausbildung und des Heranwachsens erleben, das Engadin. In den fotografischen Arbeiten schwingen Themen mit wie Abnabelung und Heimweh, Abschied und Aufbruch, der Gegensatz von dörflicher Abgeschiedenheit und «Global Village». Eindrucksvoll und vielschichtig sind die Arbeiten, die im Rahmen des Projekts «Blow up in Engadin» entstanden sind. So widmet sich Flurina Wagner dem Himmel über dem Engadin, der jeden Tag eine andere Stimmung erzeugt. Von Heimweh geprägt sind die Bilder des finnischen Schülers Mauri Leskinen. Die zerrissene Situation spiegelt er in Collagen aus Graffiti und Fotografie. Der Kontrast zwischen Schnelligkeit, Veränderung und der Schönheit der alpinen Landschaft kommt in verschiedenen Arbeiten der Schüler ganz dicht zum Ausdruck, in Farben und Landschaftsstimmungen, in Detailaufnahmen und der stetigen Präsenz der faszinierenden Bergwelt. (ch) Lyceum Alpinum Zuoz, CH-7524 Zuoz Ganztägig geöffnet www.lyceum-alpinum.ch
exhibition Galerie von Bartha | S-Chanf
Herzschuss Rolf Sachs, Sohn von Gunter Sachs, verbindet viel mit dem Engadin. Seine Objekte und Readymades sind augenzwinkernde und magische Auseinandersetzungen mit Schönheit und Vergänglichkeit. Zum ersten Mal stellt Rolf Sachs seine Arbeiten im Engadin aus. «Herzschuss», so der Name der Ausstellung, zeigt ein Panoptikum verschiedener Arbeiten mit Möbeln, Plastiken, Fotoarbeiten und Installationen, die vom Geist und den Materialien des Engadins und der alpinen Kultur inspiriert sind. Traditionelle Werte und regionale Eigen-
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heiten werden aus persönlicher Sicht interpretiert und umgedeutet, sodass sie die Werke aus einer ganz neuen Perspektive zeigen. Die Ausstellung enthält weiterhin Drucke eines kollaborativen Fotografieprojekts mit seiner Frau Maryam. (ch) Herzschuss – Ausstellung Rolf Sachs 1. August 2012 bis 2. September 2012 Galerie von Bartha, Villa Flor Chesa Perini, Via Maistra, CH-7525 S-Chanf
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AGENDA
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Festival 26. Juni bis 22. Juli 2012 | Lugano
Long Lake Festival
Die Seepromenade von Lugano verwandelt sich auch diesen Sommer über wieder in eine riesige Freiluftbühne. An vier Wochenenden zwischen dem 26. Juni und dem 22. Juli entern zahlreiche Künstler aus unterschiedlichsten Disziplinen die Gestade des Luganersees und verzaubern das Publikum mit einer Fülle von Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Mode, Tanz, Theater, Film, Comix, Variété, Sport und vielem mehr. Wer im Tessin weilt während dieser Zeit, sollte sich das Spektakel auf keinen Fall entgehen lassen. (pb)
Hugo Pratt
Seepromenade Lugano www.longlake.com
Exhibition bis 9. September | MEran
Electric City von Dennis OPPENHEIM
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Dennis Oppenheim war Wegbereiter der amerikanischen Land und Body Art sowie der Installation. Das Schaffen dieses grossen amerikanischen Künstlers war ab Mitte der 1980er-Jahre für ein Jahrzehnt geprägt von Studien zur Begründung einer neuen Skulptur. Oppenheim hatte dabei nie die Wiederholung im Auge, seine Analyse von Symbolen, Bildern und Skulpturen kannte keine Unterbrechung. Er schöpfte aus dem kollektiven Bewusstsein, dem biomorphen Universum oder aus surrealen, paradoxen, ironischen Suggestionen. Sowohl bei den Werken für den Innenraum, wie auch bei den grossen Ausseninstallationen hat er stets dem Regelbruch, der Umkehrung der Situationen den Vorzug gegeben. Gerade die Diskontinuität ist das Besondere an diesem Künstler. In keiner seiner Schaffensperioden ist Wiederholung vorhersehbar. Auch die in Meran präsentierten Arbeiten verweisen auf seine Entscheidung, dem Betrachter keine fixen Bezugspunkte, sondern eine problematische und doch faszinierende Sicht zeitgenössischer Kunst zu bieten. (pb)
Dennis Oppenheim «Untitled», 1990 Foto: Ezio Manciucca
Kunst Merano Arte Laubengasse 163, I-39012 Meran www.kunstmeranoarte.org
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Exhibition 7. Juli – 14. Oktober 2012 | Bregenz
REading ED Ruscha Ed Ruscha (geboren 1937) zählt zu den bedeutendsten Künstlern seiner Generation. Während er zu Beginn seiner Karriere der Pop Art und später der Konzeptkunst zugerechnet wurde, lässt sich heute feststellen, dass es eben auch eine Qualität seiner Arbeit ist, sich nie auf eine bestimmte Stilrichtung oder ein Medium festzulegen. Bei aller Divergenz der Stile und Mittel gibt es aber auch Konstanten im Werk von Ed Ruscha. Hierzu zählt die Verwendung von Schrift, die sich von Beginn seiner Karriere an bis heute wie ein roter Faden prominent durch sein Œuvre zieht. Bereits Anfang der 1960er-Jahre entstanden seine heute legendären Künstlerbücher, in
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denen er beispielsweise Fotos der Tankstellen auf der Strecke von seinem Wohnort Los Angeles nach Oklahoma zeigt (Twentysix Gasoline Stations, 1963) oder alle Häuser des Sunset Boulevard vereint (Every Building on the Sunset Strip, 1965). Allein schon mit diesen Werken hat Ed Ruscha Kunstgeschichte geschrieben. Die Ausstellung Reading Ed Ruscha wurde speziell vom Künstler für das Kunsthaus Bregenz konzipiert. (pb) Kunsthaus Bregenz Karl-Tizian-Platz, A-6900 Bregenz www.kunsthaus-bregenz.at Ed Ruscha with some of his publications, 1971 Foto: Jerry McMillan Courtesy Ed Ruscha & Gagosian Gallery
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AGENDA
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Music For Kids Sommer 2012
Open-Air-Konzerte
Es ist wieder so weit: Die Tour der Lillibiggs-Kinderkonzerte führt auch heuer wieder quer durch die Schweiz und streift bei ihrer dreizehnten Austragung auch den Alpenraum. So findet am 7. und 8. Juli auf dem Zugerberg ein Familiencamping statt, an dem Bruno Hächler, Christian Schenker, Andrew Bond und karTon auftreten werden. Rund zwei Monate später, genauer gesagt am 8. und 9. September, werden auf dem Arcas-Platz in Chur der Bündner Liedermacher Linard Bardill, die Ostschweizer Band «Marius & die Jagdkapelle» sowie Andrew Bond und Schtärneföifi auftreten. Wer noch nie mit seinem Nachwuchs an einem Kinder-Open-Air war, dem sei der Besuch dringend empfohlen. (pb) Das detaillierte Programm, weitere Informationen und Tickets gibts bei: www.kinderkonzerte.ch
Mobility 12. bis 16. August | München – St. Moritz
Eine Rallye der E(xtra)-Klasse Die «e-miglia» ist die erste internationale Rallye für rein elektrisch betriebene Fahrzeuge. Sie wurde 2010 ins Leben gerufen mit dem Ziel, der Welt die Leistungsfähigkeit und Attraktivität der E-Mobilität zu demonstrieren, und zwar in einem möglichst spannenden und emotionalen Umfeld. Die «e-miglia» dauert vom 12. bis zum 16. August und führt in vier Etappen über die rund 800 Kilometer zwischen München und St.Moritz. Der Tross passiert dabei vier Alpenländer, überwindet mehrere Pässe, und dies natürlich bei jeder Witterung. (pb)
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www.e-miglia.com
Theater bis 20. Oktober 2012 | Wasserauen, Lenk, Bregenz, Lech Gstaad, Unterwasser, Schwägalp
Theaterspektakel in der Luftseilbahn «Fridolin Netzers Alpenflug» heisst ein aussergewöhnliche Schauspiel, das diesen Sommer über in den Gondeln von verschiedenen Seilbahnen in der Schweiz und Österreich aufgeführt wird. Die Zuschauer sind gemeinsam auf dem Weg zur Bergstation. Plötzlich stoppt die Gondel. Auf der Flucht vor einem Adler rettet sich der Schneidergeselle Fridolin in die Seilbahn und bringt die Welt der Sagen gleich mit. Er schlüpft in verschiedene Rollen, lässt Gegenstände sprechen und beginnt sogar zu singen. Aus alten Bergsagen aus der Schweiz und Vorarlberg wird ein moderner Mythos, der uns dazu verleitet, während wir zusammen an einem Stahlseil in der Luft hängen, hinter jedem Felsen das Venedigermännlein zu suchen. Regie führt Danielle Strahm. die Kostüme stammen von Matthias Strahm. Die Vorstellungen werden musikalisch untermalt von Beat Wipf. Das Schauspiel und der Text stammen von Tobias Fend. Die Vorstellungen finden in der Pfingsteggbahn in Grindelwald, der Ebenalpbahn in Wasserauen, der Metsch Bergbahn in Lenk, der Pfänderbahn in Bregenz, der Rüfikopfbahn in Lech, im Glacier3000 in Gstaad, in der Chäserruggbahn in Unterwasser und der Säntisbahn statt. (pb) Die Aufführungsdaten finden Sie unter: www.cafefuerte.ch
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CONTRIBUTORS
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Contributors Bruno helbig Bruno Helbling (1971) gilt als einer der renommiertesten Fotografen der Schweizer InteriorDesign-Szene. Aufgewachsen in Männedorf, machte der Metzgersohn erst eine Metzgerlehre, bevor er seine wirkliche Berufung fand. Nach
martin kaufmann
ersten Assistenzstellen und Praktikas in der
1970 in Dänemark geboren, bekam Martin mit zwölf Jahren eine
Schweiz, Australien und Südafrika, machte er
Kamera in die Hand und legte sie seither nicht mehr weg. Ging an eine
sich 1998 in Zürich selbstständig.
Schule für Fotografie, bekam den ersten Preis und endete trotzdem
Bruno Helbling hat sich auf die Bereiche
in einem Wirtschaftsstudium. Nach langer Zeit im Marketing kehrte
Architektur, Interior Design und Still Life
er zur Fotografie zurück. Hier missachtet er die Grundregel der
spezialisiert und arbeitet für zahlreiche Kunden
Spezialisierung und fotografiert Portraits, Events, Architektur, Travel,
weltweit im redaktionellen wie im Werbebereich.
Fashion und Food für eine breite Auswahl internationaler Kunden.
www.helblingfotografie.ch
www.martinkaufmann.dk
Janette Gloor arbeitet seit 2007 als selbstständige Fotografin. Ihre Leidenschaft gilt der Mode- und Beautyfotografie. Vorher hat sie viele Jahre als selbstständige Stylistin für Magazine, Kataloge und die Werbung gearbeitet. Eines Tages entschloss sie sich, nicht mehr neben, sondern hinter der Kamera zu stehen. Diesen Entschluss hat sie nie bereut. Janette Gloor lebt in Zürich, aber ihre Arbeit bringt sie ab
DAMIAN ZINGG
und zu nach Paris, Mailand und München.
Der freischaffende Autor schreibt Biografien, Romane und Theater-
www.janettegloor.com
stücke wie die dramatische Komödie «Glücks Schokolade». Seine turbulenten Flug- und Wanderjahre führten den gebürtigen Innerschweizer über Italien und Spanien an den Bodensee und weiter ins Engadin nach La Punt Chamues-ch. www.damianzingg.ch
hansjörg egger Hansjörg Egger ( Jahrgang 1952 und Vater von 6 Kindern) lebt in der Val Lumnezia und im Zürcher Oberland und ist seit 35 Jahren selbstständiger Magazin-, Werbe- und Modefotograf; nachdem er zuvor bei einer internationalen Fotoagentur und dem Zürcher «Tages-Anzeiger» gearbeitet hatte. Der mehrfach national und international ausgezeichnete Fotograf und visuelle Gestalter ist weltweit im Einsatz für Printmedien wie «Stern», «Geo» oder «Financial Times» und ist «Spiegel»-Fotograf in der Schweiz. Zahlreiche Promis standen schon vor seiner Kamera wie Prinzessin Diana, Jassir Arafat, König Hussein, Luciano Pavarotti, Hillary Clinton oder Paul McCartney. In jüngster Zeit ist er vermehrt auch in der Schweiz unterwegs, am liebsten in den Bergen, draussen in der Natur. www.fotogenica.ch
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CONTRIBUTORS
Patrizia human Patrizia S. Human lebt und arbeitet als selbstständige Fotografin in Zürich. Nach langjähriger Assistenz in der Werbung ist sie nun vor allem im Bereich Portrait und Reportage tätig. Ihre zweite Heimat Südafrika ist immer wieder ein wichtiger Teil ihrer Arbeiten. Daraus
Judith Stadler, André Uster
entstand unter anderem ein Bildband,
Judith Stadler studierte an der Ecole des Arts Appliqués in
der Südafrikas Vorbereitungen auf den
Vevey Fotografie, André Uster Beleuchter und Autodidakt
Fifa-Worldcup 2010 hin dokumentiert
arbeitet seit 1995 als Fotograf – zusammen «das Bild» und
und eine einjährige Ausstellung ihrer
ziemlich unschlagbar. Aufgestellt, spontan und voller Bildideen sind sie zwei unerschrockene Kämpfer für die rosarote Brille.
Bilder in der NP Bank in Zürich.
www.dasbild.ch
www.patriziahuman.ch
YANN MINGARD (*1973) begann seine Karriere als Gärtner. 1998–2001 Studium an der Ecole Supérieur d’Arts Visuels und der School of Photography in Vevey. Mit seinem fotografisches Werk ist Yann Mingard in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen vertreten. 2004 erhielt er den Blue Earth Alliance Preis, Seattle (USA), und 2005 den Prix Nicolas Bouvier, Genf. www.yannmingard.ch
mirko beetschen Der Berner Oberländer studierte englische und amerikanische Literatur. Als passionierter Schreiber arbeitete er in Zürich zuerst für «Ideales Heim» und «Atrium», später als freier Journalist. Seine Texte und Fotoproduktionen erschienen in verschiedenen Magazinen wie «Architectural Digest», «Homes & Gardens» oder «Madame».
PETER VANN Der in Zürich geborene Fotograf arbeitete mehrere Jahrzehnte in Paris. Er publizierte über 20 Bücher zu automobilen Themen. Bekannt wurde Peter Vann für seinen von natürlichen Hintergründen geprägten insze-
bigna buchli
natorischen Stil mit Locations in der ganzen
In den Bündner Bergen aufgewachsen, bewegt sie sich am
Welt. 1998 kehrte er in die Schweiz zurück
liebsten draussen in der Natur. Ihren geregelten Alltag
und lebt heute im Engadin. Der Reiz dieser
tauschte die Sportlehrerin vor zwei Jahren gegen eine
einzigartigen Landschaft wurde zur neuen
Reise im eigenen VW-Bus, welche sie zu den schönsten
Quelle seiner künstlerischen Inspiration.
Klettergebieten führte. An Ruhetagen schreibt sie gerne
www.galeriepetervann.ch
als Freelancerin für Sportmagazine.
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CONTRIBUTORS
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ANDREA CAPREZ
Impressum
lebt seit 1988 als Illustrator, Comiczeichner, Sänger
BIANCO, 5. Jahrgang Ausgabe Sommer 2012
und Komponist in Zürich. Er zeichnet für Zeitungen und Zeitschriften im In- und Ausland.
herausgeber BIANCO Verlag GmbH Via Brattas 2, CH-7500 St. Moritz Tel. +41 (0)81 837 30 20 Fax +41 (0)81 837 30 85 www.biancomag.ch
CHRISTOPH SCHULER Mitbegründer und Redaktor diverser Fanzines und Zeitschriften («Stilett», «Nizza», «AHA!»). Seit 1987 freier Journalist, Songtexter und Redaktor beim
chefredaktion Philipp Bitzer (pb), philipp.bitzer@biancomag.ch Dario Cantoni (dc), dario.cantoni@biancomag.ch
bekannten Comic-Magazin «Strapazin».
MITARBEITER Fabrizio D’Aloisio (fa), Christina Horisberger (ch), Petra Kropf (pk)
Daniel Martinek ist freischaffender Fotograf in den Bereichen Reportage, Porträts und Werbung mit momentanem Schwerpunkt Architektur/ Innenarchitektur. Er pendelt zwischen St. Moritz und Zürich. www.danielmartinek.ch
CONTRIBUTORS AUSGABE sommer 2012 Texte: Mirko Beetschen, Bigna Buchli, Stefan Bühler, Christina Horisberger, Christoph Schuler, David Staretz, Damian Zingg Bilder: Andrea Caprez, Hansjörg Egger, Janette Gloor, Bruno Helbling, Patrizia Human, Martin Kaufmann, Daniel Martinek, Yann Mingard, Stefan Schlumpf, Judith Stadler, André Uster, Peter Vann Produktefotos mit freundlicher Genehmigung der Hersteller.
Stefan Schlumpf
Creative direction Dario Cantoni, Spot Werbung
Geboren 1975 in Chur. Fotostudium an der CAP in Zürich.
Art Direction & Layout Dario Cantoni (AD), Julia Staat, Franziska Mehner, Pia Walser (Spot Werbung, St. Moritz)
Arbeitet als freischaffender Fotograf auf der ganzen Welt. Schwerpunkte bilden die Outdoor- und Actionfotografie sowie Portraits. Fühlt sich in eisiger Umgebung genauso wohl wie
coverfoto Yann Mingard
im geheizten Fotostudio. Beiträge für namhafte Firmen der Ski- und Bergsportbranche sowie internationale Publikationen in Magazinen. www.stefanschlumpf.com
CHRISTINA HORISBERGER Schrieb ihr Lizenziat über die internationale Verbreitung des Schweizer ChaletStils, die mit der touristischen Entdeckung der Schweizer Alpen einherging. Fühlt sich inmitten karger Geröllfelder auf über 2500 m ü. M. genauso wohl wie im Lounge Chair von Eames.
ANZEIGEN, Relations & Media Mediensatellit GmbH Zypressenstrasse 60, CH-8004 Zürich Tel. +41 (0)43 268 50 39 Fax +41 (0)43 540 50 41 www.mediensatellit.ch, info@mediensatellit.ch inserate@biancomag.ch ÜBERSETZUNGEN Hans & Jennifer Abplanalp, CH-3600 Interlaken KORREKTORAT Heiner Fierz, CH-8049 Zürich Druck AVD Goldach, Sulzstrasse 10, CH-9403 Goldach auflage SOMMER 2012 20’000 Exemplare
DAVID STARETZ schreibt seit mehr als 30 Jahren für internationale Magazine über Autos. Noch lieber aber fährt und fotografiert er sie. Seine kraftfahrtechnische Ausbildung hat irgendwann eine interessante Abzweigung genommen: Seit einiger Zeit fertigt der Österreicher zarte, kinetische Objekte, sogenannte «Nervöse Maschinen», die er mit Erfolg in Galerien oder seinem eigenen Showroom «Kontor Staretz» ausstellt.
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Stefan Bühler Stefan Bühler ist Verleger und Journalist, Herausgeber
Preis Einzelheft CHF 20.–
verschiedener Zeitschriften und Bücher sowie Inhaber eines
BIANCO erscheint 2x jährlich
Druck- und Verlagsunternehmens in Chur. Als ehemaliger
Alle Rechte vorbehalten
Chefredaktor der grössten Tageszeitung in Graubünden und Publizist befasst er sich kritisch mit den gesellschaftlichen,
www.biancomag.ch www.facebook.com/biancomag
politischen und baulichen Entwicklungen in seiner Heimat.
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COMIX
Zwischensaison
Zwischensaison
BIANCO E NERO
KOLUMNE
DAS LETZTE WORT
Zweitmeinung
Zweitmeinung von Stefan Bühler
In den Schweizer Alpen stehen die Zeichen bei Behörden und Touristikern auf Sturm. Der Anteil der Zweitwohnungen ist auf 20 Prozent zu beschränken, so hat es das Volk beschlossen. Und so steht es nun in der Verfassung, was wiederum einige aus der Fassung bringt. Das Geschäftsmodell der kalten Betten hat in der Schweiz ausgedient, fast so wie in Österreich und Frankreich. Dort haben die Behörden längst erkannt, dass Alpendörfer mit geschlossenen Fensterläden kein richtiges Ferienfeeling vermitteln. Sie versuchen, die Entwicklung in bessere Bahnen zu lenken. In der Schweiz müssen die Behörden abwarten. Zuerst wird Volk aufgerufen, Ja oder Nein zu sagen, auch wenn es um kalt oder warm geht. Das bringt die Demokratie halt so mit sich, dass man nur zwischen Schwarz und Weiss entscheiden kann. Demokratie ist halt eine Kompromisswirtschaft, oder mit den Worten Winston Churchills gesagt: «Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.» Jedenfalls führt sie dazu, dass nun innovative Ideen gefragt sind, um diesen Volksentscheid umzusetzen. Damit fängt aber auch schon der babylonische Begriffswirrwarr an. Was eine Zweitwohnung ist, weiss nämlich niemand so recht. Sicher ist nur, dass etwas nicht mehr gebaut werden darf, von dem nicht feststeht, was es eigentlich ist. In dieser Situation könnte man es sich einfach machen: Man lässt die Fensterläden das ganze Jahr offen, wandelt seine bestehende Erstwohnung in eine Zweitwohnung um und baut sich eine Drittwohnung. Nach einer Abstimmung fehlt es selten an Ideen, wie sich ein Volksentscheid aushebeln lässt. Bei der Zweitwohnungsfrage gibt es auch gute Gründe. Viele Stimmberechtigte hatten vor dem Urnengang zum Thema eine glasklare Meinung, auch wenn sie selbst damit nicht einverstanden waren. Dieser Konflikt
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Sommer 2012
löst sich in einer Demokratie meist von allein auf. Dafür haben wir die Politiker. Die dann eine Arbeitsgruppe einsetzen, bestehend aus Leuten, die den Politikern sagen, was das Volk gemeint hat. Und wie man diese Meinung respektieren kann, ohne dabei Volkes Wille umsetzen zu müssen. Das Verfahren führt zwar nicht direkt zur Verjährung, darauf läuft es aber hinaus. Schlechte Vorbilder dazu gibt es genug. So nahmen die Schweizer Stimmbürger 1994 die Alpenschutzinitiative an, und zwar gegen den Willen der Regierung. Bisher setzte sich die Regierung durch. Oder das Beispiel Gewässerschutzgesetz von 1992. Dieses verlangt unter anderem die Sanierung von Kraftwerken, die zu wenig Restwasser in Bäche und Flüsse leiten. 20 Jahre, nachdem das Gesetz in Kraft trat, sind die meisten sanierungspflichtigen Anlagen und Gewässer in der Schweiz noch nicht saniert. Warum sollte es dem Verfassungsartikel über die Beschränkung von Zweitwohnungen besser gehen? Wenn die einzige Lösung darin besteht, auf Rezepte der Sechzigerjahre zurückzugreifen und Resorts anstelle von Zweitwohnungen in die Alpen zu quetschen, dann geht der Schuss nach hinten los. Mit 4900 Betten wird in Andermatt ein solches Projekt realisiert, weitere 50 solcher Grossprojekte sind in der Schweiz im Bau oder geplant. Frei nach Rilke: «Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.» Die Politiker sind in so grosse Schwierigkeiten geraten, dass sie dort selbst über eine Zweitwohnung verfügen. In der Regel sind es aber kluge Leute, die nicht alle Fehler selbst machen. Sie geben auch andern die Möglichkeit dazu. Damit liegt der Ball bei den Bewohnern des Alpenraumes, bei den Touristikern und den Einheimischen. Sie haben zwar keine Chance, sollten diese aber packen. Für George Bernard Shaw bedeutet Demokratie Wahl einer beschränkten Mehrheit anstelle der Ernennung durch eine bestechliche Minderheit. Keine Geiss schleckt es aber weg: das Volk hat die politischen Weichen gestellt. Wer die politischen Harten stellt, wird sich demnächst weisen. Wenn wir erst einmal eine Zweitmeinung darüber haben, was eine Erstwohnung ist.