Nichts ist inspirierender als ein weisses Blatt Papier. Es ist die Chance, etwas Einzigartiges zu kreieren.
Der Audi A7 Sportback. Ein völlig neues Fahrzeugkonzept mit innovativem Design, bei dem in jedem Detail die Kraft einer Stilikone steckt. Lang gezogene, fliessende Linien strahlen Dynamik, Leichtigkeit und Eleganz aus. Ein Eindruck, der auf Anhieb alle Blicke auf sich zieht. Erleben Sie es selbst – jetzt bei Ihrem Audi Händler und auf www.audi.ch/a7
BIANCO winter 2010/11
EDITORIAL
DAS LETZTE PARADIES Liebe Alpenbewohner, liebe Zeitreisende im Alpenraum Die Bergwelt gilt als eines der letzten Refugien, ist Sehnsuchtsort und unverdorbene Idylle, Erholungsraum, Kraftort und Spielwiese zugleich. Ein irdisches Paradies sozusagen, nahe gelegen und doch ganz anders. Beseelt von einem geheimnisvollen Geist, der sich dem Kurzaufenthalter verschliesst und dem Dauergast erst nach längerer Zeit eröffnet. Wer hier oben lebt, ist einem rauen Wind ausgesetzt, lernt Bescheidenheit und Demut, ist weniger abgelenkt und weiss, was alles nötig ist, um den Gipfel zu erreichen. Aus dieser Konstellation entstehen nicht selten Erfolgsgeschichten. Wie jene des gottesfürchtigen Bergbuben, der auszog, den Modezaren in Paris und London das Fürchten zu lehren. Oder jene der anderen, die erst mit dem Rückzug in die Berge die nötige Ruhe (wieder)finden, um sich zu besinnen auf ihre eigentlichen Stärken – und das Vorgefundene für neue Höhenflüge nutzen. Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel Erfindungsreichtum, schöpferische Kraft, Kreativität und Wissen der Gebirgszug zwischen Wien und Nizza hervorbringt. Zeugnis davon legen die Geschichten in diesem BIANCO ab. Viel Vergnügen also beim Entdecken weiterer Facetten aus dem Alpenbogen.
COVER Robert B. Käppeli Standpunkt 930 m ü. M. Bleistiftzeichnung 160 x 107 cm (Bergell) vergleiche Artikel Seite 78
Dario Cantoni und Philipp Bitzer BIANCO Chefredaktion
Winter 2010/11
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content
BIANCO WINTER 2010/11
038
058
052
046
Content Winter 2010/11 MAGAZINE 010 sensor Winter 2010/11 022 CUISINE Ticino ti cucino
Vom Luxus der Einfachheit
030 CUISINE La Chartreuse Das Geheimrezept der Mönche Der Gupf
034
CUISINE
Eine schönere Welt
038
DESIGN
040
LANDSCAPE
Peter Vann
046
REPORT
Die Helden des Rückzugs
052
REPORT
Kreise ziehen Oben
Moderne Aussteiger Der Rhythmus im Holz
058 People Emilio Pucci
006
Winter 2010/11
Farbe, Muster und ein Faible für die Skipisten
062
PEOPLE
Fashion Designer
066
FASHION
A.J. Margelist Blattschuss
040
084
098
022
066
112
092
062
078 ART Robert B. Käppeli
Filigrane Landschaften aus Grafit
084
ARCHITECTURE
Die Umbauten von Hans-Jörg Ruch
092
ART
Jules Spinatsch
098
MOBILITY
Julia Moretti: Oboistin, Bergbäuerin
104
REPORT
Radical Sports
108
REPORT
Recherche patiente
Unbehagen inklusive Julia, super
Carven massgeschneidert Der Schneeteufel
124 contributors Winter 2010/11 Diavolezza
127
BIANCO E NERO
Comix von Andrea Caprez und Christoph Schuler
128
kolumne
Das letzte Wort von Stefan Bühler
GUIDE 110
Hotels & Restaurants, Bars, Shopping
119
Agenda Winter 2010/11
Winter 2010/11
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www.jetset.ch
sensor
WINTER 2010/11
Sensor Winter 2010/11 FA S H I O N
ALPINER STREETSTYLE Alprausch kombiniert auf eigenwillige Weise FA S H I O N
Schweizer Tradition und Klischees mit dem Anspruch an modernen Streetstyle. Dies zeigt auch die neue motive werden mit Mustern von Tischdecken aus der
Stilvolle Begleiter aus 100% Schurwolle
Bergbeiz kombiniert. Einfache funktionelle Schnitte
Über den ZDAR Boot, den vom russischen Winter-
treffen auf technische Materialien und werden mit
stiefel «Valenki» inspirierten Filzstiefel, haben
Liebe zum Detail verarbeitet. Dies gelingt so überzeu-
wir hier schon berichtet. Die hochverdichteten
gend, dass es Alprausch nach nur neun Jahren geschafft
Wollfilzen halten warm, sind wasserabweisend
Winterkollektion. Scherenschnitt oder alpine Tier-
und atmungsaktiv. Eine robuste Kautschuk-Hanf-
hat, bis über die Landesgrenzen hinweg als eigenständige Marke wahrgenommen zu werden.
Sohle sorgt für den nötigen Grip beim Wald-
Die umfangreiche Kollektion mit Street- und Snow-
spaziergang. Diese Saison verzücken spezielle Modelle mit einem besonders schönen Schaft: das
wear sowie tonnenweise Accessoires können seit Oktober neu auch im Alprausch-Store Saas-Fee
Modell Masha etwa mit Grobstrick oder Nico mit
bewundert und gekauft werden. (dc)
Lammfell und Knebelknöpfen. Natürlich können sich auch die zeitlosen Klassiker von Zdar nach wie vor sehen lassen. (dc)
www.alprausch.com
www.zdarboot.com
AC C E S S O I R E S
The Moritz Collection Als erste Kollektion einer zukünftigen Serie saisonaler Taschen lanciert Bally in diesem Winter The Moritz Collection. Der Name weist auf die Schweizer Wurzeln hin, die bis ins Jahr 1851 zurückreichen. Sich ganz ihrer Tradition bewusst, zelebriert die Kollektion die Verbindung des traditionellen Handwerks mit den neusten Errungenschaften der Modewelt – und der Luxusversion natürlicher Materialien. Das Resultat sind 13 moderne und dennoch zeitlose, elegante, aber gleichwohl robuste Taschen aus feinstem Leder. In alle Designs unterschiedlicher Form, Grösse und Farbe verschmilzt die Signatur des Hauses – die rot-weissen Bally-Streifen. Die handgefertigten Metallelemente sind jeweils in Gold und Silber erhältlich, und in jede Tasche ist ein kleines Geheimfach eingebaut. Auf jeden Fall passend, (nicht nur) im mondänen St. Moritz. (pk)
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www.bally.com Winter 2010/11
accessoires
Für Extreme Die PRW 5000 von CASIO ist der optimale Begleiter für alle Outdoor-Fans, die ans Limit gehen. Wie bei allen Uhren der Pro-Trek-Linie stehen vor allem die technischen Leistungen im Vordergrund. Ob Kompass, Höhenmesser,
FA S H I O N
Baro- oder Thermometer – das solarbetriebene und funk-
Barts
gesteuerte Sondermodell lässt Sie auch unter extremsten Bedingungen nicht im Stich. (pb)
Inspiriert vom Tierreich www.casio-watch.ch
Es gibt Dinge, die verbreiten rein durch ihre Existenz gute Laune. Die Mützen, Taschen und Handschuhe aus der Kids-
fashion
Kollektion von Barts gehören zu diesem Phänomen. Oder? (pk)
Coolness
www.barts.eu
Made in Sweden
MOBILITY
Mini
4 x4
Minis haben schon immer Spass gemacht – vor allem
auf kurvenreichen Alpenpässen. Der neue MINI Countryman überträgt jetzt den markentypischen Fahrspass in eine neue Dimension: Dank optiomalem Allradantrieb macht Die Winter-Kollektion der schwedischen Mode- und
man mit dem einstigen
Skiwear-Marke J. Lindeberg enthüllt überraschende
Rallye-Monte-Carlo-
Kreationen mit kühlem Design und sparsamem Farb-
Gewinner auch auf winter-
einsatz. Hightech-Materialen und innovative Details
lich verschneiten Strassen eine gute Figur. Und mit seinen über 4 Meter
verleihen den Kleidungsstücken ihren ganz eigenen
Länge bietet der Neue in der Mini-Familie auch genügend Platz für die
Stil, ohne einer gehörigen Portion Understatement
Skiausrüstung. Unser Fazit: Ein perfektes Auto für aktive Alpenbewohner
im Wege zu stehen. (pk)
mit Hang zu Individualität, Design und Fahrspass. (fa)
www.jlindeberg.com
www.minicountryman.ch
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sensor
WINTER 2010/11
S P O RT S
Einer für alles Der Legend Sultan 94 von Dynastar vereint alles, was ein Skifahrerherz höher schlagen lässt: Er ist breit genug für Spass im Powder und dennoch lassen sich mit ihm genauso perfekte Kurven auf die Piste zaubern. Und: Auch optisch ist er ein echtes Schmuckstück. (pk) www.dynastar.com
FA S H I O N
Nordische Eleganz It’s all about feeling good: Die Mission der neuen Marc O’Polo Kollektion klingt vielversprechend. Ihre Interpretation von nordischer Eleganz lässt erahnen, was damit gemeint ist. Und macht definitiv Lust, sich in die weichen Schichten aus Wolle und Baumwolle zu wickeln und die winterlichen Temperaturen draussen zu lassen. (pk) S P O RT S
FANPOWER
www.marc-o-polo.com
Mit der Aktion «Fanpower Pur» unterstützt das Schweizer Energieunternehmen ALPIQ die Schweizer Ski-Nationalmannschaft auf aussergewöhnliche Art: Die Fans von Dominique Gisin haben die einmalige Chance, mit ihrem schönsten Lächeln auf Gisins Skihelm zu strahlen und so die populäre und erfolgreiche Athletin während ihrer Rennen tatkräftig zu unterstützen. Die Aktion läuft bis Ende März auf www.fanpower.ch. Der Gewinner darf an das Weltcupfinale auf die Lenzer-
accessoires
Puristisch
und einzigartig
heide reisen und bekommt dort den Helm mit
Angefangen hat alles mit dem Berg, dem Beständigen und der
seinem Bild von der Skirennfahrerin persönlich
Leidenschaft für den Ski. Mittlerweile hat sich die Vision von
überreicht. (pb)
Zaï auf Sonnenbrillen ausgeweitet. Gleich geblieben sind die Materialien: Titan und Zaiira® – eine Endloskarboverbindung –
www.fanpower.ch www.alpiq.ch
verleihen den Modellen eine individuelle Faserung und machen aus jedem Stück ein Unikat. Grösse, Gläser und Farbe können für alle Modelle einzeln ausgewählt werden. (pk)
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sunglass.zai.ch Winter 2010/11
AC C E S S O I R E S
Fabelhaftes aus dem Märchenwald Die Kollektionen von Thomas Sabo liefern stets das passende Accessoire zu den aktuellen Modetrends und bieten so eine erfrischende Alternative zu den etablierten Schmuckherstellern. Aufgefallen ist eine bizarre Bildmelange aus Wald und Wiese mit Anhängern in Form von Fabelwesen, Hirschgeweihen und Edelweiss. Stilecht und mit der leisen Verruchtheit eines Räuber Hotzenplotz in 925er Sterling Silber. (dc) www.thomassabo.com
S P O RT S
Unsichtbare Funktion Das junge Schweizer Skibekleidungslabel Capranea startet mit seiner zweiten Kollektion in den Winter. Ein durchziehender Charakterzug lässt sich beim jungen Brand schon jetzt erkennen: Funktion soll fühl- aber nicht sichtbar sein. Einsätze aus Echtleder und Cashmere machen die Linie unverwechselbar. (pk) www.capranea.com
Buam
FA S H I O N
FA S H I O N
Schluss mit flauschig
Auf gehts
Neue Lust auf Tradition: Unter dem Motto «Auf gehts Buam» hat der Münchner
Die UGG-Modelle der neuen Winter-
Modedesigner Peter M. Kaiser die erste Männerkollektion des neuen Labels
kollektion lancieren das Comeback der
Kaisergwand präsentiert. Die Stücke sind von Tracht und alpinem Lebensstil
Holzsohlen. Die Zutaten für den sicheren
inspiriert. Mit Stickereien,
Tritt und warme Füsse klingen vielver-
raffinierten Schnitten sowie
sprechend: Man nehme zwei Stücke
originellen Mustern und
solides Holz, Wildleder und wärmendes
Farbkombinationen interpretiert
Lammfell. Und als kleines Sahnehäub-
Kaisergwand Tracht für Männer
chen kann das Hinguckermodell
erfrischend neu und jung. Die
«Lynnea» auch noch hoch oder tief
Kollektion wird ständig erweitert
getragen werden. (pk)
und ist direkt im Onlineshop erhältlich. (fa)
www.uggaustralia.com www.kaisergwand.de
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S P O RT S
Carrera
Retro-Look und Komfort Nur weil Designs aus den 80er-Jahren heute wieder in Mode sind, heisst das nicht, dass man auf den Komfort von heute verzichten muss. Der neue Carrera «Bullet» mit der Nummer 56 – dem Gründungsjahr von Carrera – mixt den coolen Retro-Look mit einer Helmschale aus ultraleichter Glasfaser, feuchtigkeitabsorbierender Fütterung und einer ausgeklügelten Lüftung im Ohrbereich für eine einwandfreie Akustik und ein ungestörtes Gleichgewicht. Damit es zwar (fast) so aussieht wie früher, sich aber viel besser anfühlt. (pk)
d esi g n
www.carreraworld.com
Engadiner Design im Kleinformat Man nehme einen traditionellen Engadiner Brauch (Chalandamarz), ein ambitioniertes einheimisches Möbelgeschäft (Rezzoli Designer Furniture) sowie eine Zuozer Designerin (Aita Bott) und mixe alles zusammen. Was dabei rauskommt? Eine 30 cm kleine Holzfigur namens «flurin» aus heimischem Arvenholz, sorgfältig von der Schreinerei Rezzoli in Brusio gefräst, im Engadin handbemalt, mit Schelle versehen und fortlaufend nummeriert – damit alle Stücke Unikate bleiben. Passt in jede Wohnung und ist das ideale Engadin-Souvenir – zum Verschenken oder Selber-Behalten. (fa) AC C E S S O I R E S
C-LINE
www.rezzoli.ch
AC C E S S O I R E S
Das Dirndl unter den iPad-Hüllen Eigentlich ist ja so langsam mal gut mit den ganzen tollen iPad-Covern. Es gibt wohl kein Unternehmen mehr, das noch
Der oberösterreichische Skihersteller Fischer schafft mit der «C-Line» eines der ersten Premium Label der Skiindustrie. Der Anspruch: Skis für Perfektionisten und Qualität, die Bestand hat.
kein eigenes iPad-Cover produziert hat. Aber wenn die Designe-
Der edle Look mit sichtbarem Carbon-Chassis passt
rin Antjes eine Hülle vorstellt, die sich an bajuwarische Volks-
jedenfalls zur Philosophie der Langlebigkeit, welche
kluftkunst anlehnt, dann spitzen wir die Ohren. Ihr Kunstwerk
Fischer mit der Zweijahres-Kollektion und der
ist aus robustem Wildbockleder und mit typischen Steppnähten
Verwendung von möglichst dauerhaftem, solidem
verziert. Für alle, die noch einen Grund gesucht haben, sich ein
und wertvollem Material verfolgt. (pk)
iPad zuzulegen. (fa) www.fischersports.com www.dawanda.com
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SUMMER’11
LOVE OF LIFE by Luis Trenker Shop Grabenstraße 14, CH-6300 Zug
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Fashion
spirit
collection
Die Marke Kjus hat die Skipisten der Alpen längst zum natürlichen Laufsteg ihrer funktionellen Skibekleidung gemacht. Dass sich aber auch
S P O RT S
ihre modischere Bekleidung für vor und nach dem Skifahren sehen lassen kann, beweist
Exclusively for Women
die «Spirit Collection», welche für diese Saison weiter ausgebaut wurde. Sie setzt kräftige Farbakzente und überführt den Kjus-Spirit in eine neue Sphäre rund um den Berg. (pk) www.kjus.com
Die Merkmale des neuen Skischuhmodells «Exklusive Delight Super» von Lange klingen wie eine Wunschliste von Frauen an den Lieben
S P O RT S
Skischuh-Gott: Ein der weiblichen Wadenform
Recycling!
entsprechender Schaftabschluss, frauenspezifische Fusspassform, Climbmatic System – welches den Schuh nach dem Skifahren automatisch entriegelt
Wie kann eine Jacke dazu beitragen,
und in die Gehposition bringt – rutschfeste Sohlen,
nicht erneuerbare Ressourcen wie Erdöl
ein thermoformbarer Innenschuh mit Futter aus
zu schonen? Und wie kann ein Rucksack
echter Gänsedaune, verlängerbare Schnallen mit
dabei helfen, Müllberge von PET-Flaschen
Hebelwirkung zum einfacheren Zuschnallen. Und
zu reduzieren? Vaude kennt die Antwort:
zu guter Letzt: Makelloses Aussehen. Fazit: Der
Indem sie entsorgten Kunststoffverpackungen
Schuh hat auf jeden Fall das Zeug dazu, der neue
und Plastikflaschen zu einer neuen
Liebling der Frauen zu werden. (pk)
Existenz verhelfen. Ganz nach dem Motto: Reduce, Re-use, Recycle. (pk)
www.langeskiboots.com www.vaude.com
li v in g
Schlossberg Generationen von Menschen haben schon in diesen edlen Stoffen geträumt: Schlossberg Switzerland ist Teil einer über 175–jährigen Tradition und steht für Qualitätsprodukte sowie auserlesene Designs. Die aktuelle Herbst/Winter-Kollektion «Les rêves du passé» des Bettwäscheherstellers aus dem Zürcher Oberland verspricht eine geheimnisvoll verspielte Reise in eine blumige Welt der Träume. (pk)
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www.schlossberg.ch Winter 2010/11
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Museumsreif Mit der Winterkollektion des Zürcher Labels Beige kommt frau dieses Jahr museumsreif durch den Winter: Zwei der neusten Stücke sind in die Ausstellung «Achtung, frisch gestrickt!» des Textilmuseums St. Gallen aufgenommen worden – gemeinsam mit vielen anderen Kunstwerken, die beweisen, dass sich Strick und Kreativität, Wolle und Eleganz nicht ausschliessen. Ansonsten verspricht die Winterkollektion weiche Merinowolle, raffinierte Streifenmuster und weibliche Silhouetten. (pk)
www.beige.ch www.textilmuseum.ch
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Vom Outdoor-Schuh zum Fashion Statement Noch vor wenigen Jahren zogen die Sorels ihre Spuren rund um den Südpol, in den einsamen Weiten Alaskas oder auf zerklüfteten Bergpfaden. Heute überzeugt der robuste Stiefel mit der vulkanisierten Gummisohle, dem Lederschaft und dem wohligen Innenleben zusätzlich durch frische Farben, funky Designs und innovative neue Modelle. Sorel hat es vom sports
Farmerstore in die Modeboutiquen geschafft und ist von Chamonix über Gstaad, St. Moritz bis nach Kitzbühel zum begehrten Must-Have avanciert. Zu Recht: Robustheit und Style harmonisieren hier auf fabelhafte Art und Weise. (dc)
www.sorel.com
Bambus statt
Plastik
Die österreichische Skischmiede KÄSTLE hat sich vor einem Jahr erstmals mit einer eigenen Skibekleidungskollektion auf die Piste gewagt. Der Erfolg führt nun dazu, dass diese massiv ausgebaut wird, unter anderem im Freeride-Bereich. Neben dem speziellen Look der Kästle Ski Wear fallen auch technische Gadgets auf wie zum Beispiel die Anwendung einer neuen DreiLagen-Konstruktion, die auf Bambusfasern anstelle von elastischen Synthetikfasern setzt. (pb) www.kaestle-ski.com
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Edles
Accessoires
Accessoire
Diese witzigen Fuchsfelltaschen des Schweizer Labels FLO ACCESSOIRES sind nicht nur Behältnis für den alltäglichen Krimskrams, sondern werden, wenn man sie auf den Schoss legt und die Hände darunter schiebt, zum wärmenden Muff. Also genau das Richtige für die gfrörlige Stadtfrau, wenn es sie ins raue Gebirge verschlägt. Design: Florence Bachofen. (pb)
FA S H I O N
Gutes Gewissen
www.floaccessoires.com
Das US-amerikanische Fashionlabel ALP’N’ROCK haben wir an dieser Stelle schon erwähnt. Mittlerweile wurde die Kollektion erweitert und auch der sozialverträgliche
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Ansatz verstärkt: Zehn Prozent des Erlöses pro Shirt ge-
Süsse Verführung
hen an «Room to read», eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in San Francisco. Room to read wurde im Jahr 2000 mit dem Ziel gegründet, möglichst vielen Kindern,
Der Schweizer Edel-Chocolatier BESCHLE überrascht diesen Winter mit einem
und insbesondere Mädchen in Entwicklungsländern,
verführerischen Adventskalender: 24 feinste Truffes aus der «Collection d‘Hiver»
den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Wer sich also in
versüssen Tag für die Tag die Adventszeit. Wer da noch den Winterblues bläst, dem
Alp’n’Rock einkleidet, kann mit bestem Gewissen durch den internationalen Jetset stöckeln. (pb)
(oder besser gesagt der) ist wahrlich nicht mehr zu helfen. (pb)
www.alpnrock.com www.roomtoread.com
www.beschlechocolatier.com
S P O RT S
Neuentwurf nach alter Form
Der Legende nach kam es am 12. März 1883 zwischen Davos und Klosters zum ersten offiziösen Schlittenrennen der Menschheitsgeschichte (wobei anzunehmen ist, dass unsere Vorfahren bereits viele Jahrhunderte früher Wettfahrten mit dem ältesten bekannten menschlichen Transportgerät unternahmen). Aus der Fülle der Schlittenmodelle ragt heuer dieser Hörnerrodel im Retro-Look heraus, der von einem Architekten und einem Bildhauer gestaltet und vom alteingesessenen Allgäuer Familienunternehmen Sirch aus dampfgebogenem Eschenholz gefertigt wird. Vertrieben wird das schöne Sportgerät über das Edelversandhaus Manufactum. (pb)
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LIVING
gute alte Zeit von morgen
Heute ist die
Während die einen vorwärtsschauen und sich von den jüngsten Schweizer Designtalenten innovative Möbel entwerfen lassen, funktionieren die anderen rückwärtsgewandt und ziehen ihre Hotelgäste
AC C E S S O I R E S
Retro-Design
mit der guten alten Vergangenheit an. Die Rede ist vom Schweizer Branchenprimus Möbel Pfister und seiner jungen
Normalerweise macht AXOR von sich reden,
Linie ATELIER PFISTER (kuratiert von Alfredo Häberli) sowie dem HOTEL
wenn es um modernst gestaltete Armaturen
BELLEVUE DES ALPES auf der kleinen Scheidegg, das zum erlauchten Kreis der
geht. Im Hotelbereich setzt das Traditions-
Swiss Historic Hotels gehört. Was die beiden miteinander verbindet? Der Hang zum
unternehmen aus dem Schwarzwald allerdings
Geschmackvollen. Und dass die Möbel vom Atelier Pfister bei einem Shooting für PKZ
seit kurzem völlig neue respektive alte
vor dem altehrwürdigen Haus stilgerecht in Szene gesetzt wurden. (pb)
Akzente: Die Bäder im Grand Hotel Suisse Majestic in Montreux wurden komplett im nostalgischen Retro-Look ausgestattet. (pb)
www.atelierpfister.ch www.scheidegg-hotels.ch www.pkz.ch
www.axor.de
Accessoires
Kristalline
Klunker
TÜRLER Uhren und Juwelen wurde vor mehr als 125 Jahren gegründet. Das Sortiment im Schmuckbereich umfasst mittlerweile sowohl exklusive Kreationen der
AC C E S S O I R E S
Swissness im OnlineShop
hauseigenen Goldschmiede wie auch Kollektionen
Die Schweizer Luxushotelkette SWISSÔTEL eröffnete vor
renommierter Schmuckmanufakturen. Aus alpiner
kurzem einen eigenen Online Shop. Dieser führt einerseits
Sicht fallen dieses Jahr vor allem drei neue Eigenkreationen
Luxusartikel, die in jedem Swissôtel verfügbar sind, und
auf, für deren Herstellung ausgesuchte weisse Bergkristalle
andererseits spezielle Schweizer Produkte wie zum Beispiel
verwendet wurden. Entstanden sind zauberhafte Schmuck-
diesen exklusiven Schal aus reiner Seide, dessen Designer
stücke von einer natürlichen Frische und Leichtigkeit, die sowohl zu einem sportlichen Outfit wie zu einer eleganten Garderobe passen. (pb)
www.tuerler.ch
sich von schweizerischem Kunsthandwerk, typischer Schweizer Architektur und der heimischen Flora und Fauna inspirieren liess. (pb)
www.swissotelathome.com
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Alpenprosa L u isa Famos
Ich bin die Schwalbe von einst Vor 30 Jahren starb die Lyrikerin Luisa Famos 43-jährig in ihrem Heimatdorf Ramosch im Unterengadin. Die lebensfrohe und umworbene Frau ist mit ihren beiden Lyrikbänden «Mumaints» und «Inscunters» wohl die berühmteste Dichterin des Engadins. Zum Gedenken an ihren 80-jährigen Geburtstag wurden diese neu aufgelegt. Die Gedichte von Luisa Famos sind Gedichte des Abschieds, vom geliebten Du in den Liebesgedichten, vom Leben in den Gedichten des Todes. Ihre Bilder sind die des Ursprungs allen Lebens. Belebt wird diese Welt von luftigen Wesen, von Vögeln, für Luisa Famos allen voran von Schwalben, ihrem deklarierten Alter Ego: Sie ist die Schwalbe, die immer weiter und höher kreist, die schwarze Schwalbe, die ihre letzten Kreise am weissen Haus zieht. Gedichte aus dem Nachlass, Rätoromanisch und Deutsch Mevina Puorger (Hg.), Übersetzt von Mevina Puorger und Franz Cavigelli Limmat Verlag, Zürich 2004 ISBN 3-85791-462-9
sch w ei z kompa k t
C hristine Kopp
Charly Bieler, Evelyn Lengler
Tour de Suisse
SCHLÜSSELSTELLEN
Capuns Geschichten
Plakatsammlung? Reiseführer? Bilder-
Wer in den Bergen unterwegs ist, erlebt
CAPUNS – Die Mangoldwickel sind der
oder Geschichtsbuch? «Tour de Suisse»
etwas. Oft hinterlassen Bergerlebnisse
Inbegriff bäuerlich-traditioneller Koch-
ist ein wenig von alledem und doch viel
Spuren in unseren Köpfen und Seelen.
kultur in Graubünden. Capuns haben sich
mehr. Es ist eine farbenfrohe, nostal-
Am stärksten in Erinnerung bleiben die
vom einstigen Armeleute-Gericht zu
gische Reise zu den schönsten Plätzen
sogenannten Schlüsselstellen. Die Autorin
einer Delikatesse entwickelt, die heute
der Schweiz: St. Moritz, Davos, Arosa, das
und Bergsteigerin Christine Kopp hat aus
auch in der Spitzengastronomie einen
Berner Oberland, Genf und Lausanne,
ihrem reichen Schatz von Erinnerungen
wichtigen Platz einnimmt. Dieses Buch
das Tessin oder die Metropole Zürich.
das Beste zusammengetragen. Es sind
befasst sich ausführlich mit dem kuli-
Die Höhepunkte aus vier Jahrzehnten
Miniaturen, kurze Geschichten. Lustig,
narischen Leckerbissen. Es enthält eine
(1920—1960) Schweizer Plakatkunst
oft ironisch, manchmal kritisch oder
Sammlung von 129 ausgewählten Rezepten.
verbinden sich in diesem Buch spielerisch
melancholisch, illustriert mit ästhetischen
Und eine Menge spannender Geschichten
mit den historischen Reiseführertexten
Fotomontagen von Alex Luczy. Ein Buch
rund um die Delikatesse aus Graubünden,
von Eugene Fodor — einem der erfolg-
zum Schmunzeln und Schmökern – vor
deren Ruf mittlerweile sogar über die
reichsten Reiseautoren jener Tage — und
dem Kaminfeuer oder unterwegs ... Das
Ozeane geschwappt ist.
lassen die Ferienträume vergangener
perfekte Geschenk für alle Liebhaber der
Zeiten hochleben.
Berge also!
Peter Graf (Hg.) Tour de Suisse Verlag Walde+Graf März 2010 ISBN 978-3037740019
Christine Kopp Schlüsselstellen Im Eigenverlag, Bern ISBN 978-3-906087-33-7 Bezug direkt bei Christine Kopp: christine.kopp@tiscali.it
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Charly Bieler/Evelyn Lengler Capuns Geschichten Verlag Desertina, Chur 2006 ISBN: 978-3-85637-306-1
© 2010. Digital Image, The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florence
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CUISINE
TICINO TI CUCINO
Vom Luxus der Einfachheit
TICINO TI CUCINO
Vom Luxus der
Einfachheit Dario Cantoni
Juliette Chrétien
Die Tessiner Küche ist tief in der voralpinen Kultur und Tradition verwurzelt aber auch eng mit der lombardischen verwandt. Trotz der Einflüsse, die in zahlreichen Rezepten spürbar sind, hat sie einen spezifischen Charakter bewahrt, der die Geschichte und Geografie des schweizerischen Südkantons widerspiegelt und zu einem grossen Teil auf Produkten des Terroir Ticino beruht. Die altehrwürdigen Gerichte und das Wissen drumherum finden seit einiger Zeit wieder zurück auf den Tisch und werden wegen ihr Ursprünglichkeit und Qualität geschätzt.
oben Die Winter in den entlegenen Tessiner Tälern sind oft schneereich und beschwerlich rechts In BRIONE zuhinterst im Valle Verzasca bäckt Donna REGINA das Brot im gemeinsamen Holzofen mitten im Dorf. verwendet WIRD eine alte Getreidesorte: Dinkelmehl
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CUISINE
TICINO TI CUCINO
Vom Luxus der Einfachheit
Die Tessiner Küche ist wie alle Regionalküchen das Ergebnis eines dauernden Prozesses zwischen Entwicklung und Erhaltung. Die elementaren Zutaten stammen aus dem heimischen Boden, das tägliche Leben zwischen Bergen und Tälern, den Hügeln, Flüssen und Seen hat sie geschaffen. Es sind Produkte des einfachen Bedarfs aus einem einst mühevollen Leben. Die Mehrheit der Tessiner Bevölkerung hatte in der Vergangenheit eine arme und monotone Ernährung mit Kastanien, Polenta und Kartoffeln als Basis. Die Gerichte entstanden nicht aus Lifestyle, sondern aus Notwendigkeit, Gartenarbeit wurde nicht als Hobby praktiziert, Jagd und Fischerei waren nicht bloss eine Leidenschaft, sondern dienten dem puren Überleben.
LINKS Tessiner SPÄTZLI mit der neu entdeckten Farina bona. MITTE Wähe AUS DINKELTEIG MIT FRISCHEM GARTENGEMÜSE. rechts Kakibrot mit Aufstrich und gedörrter Kakifrucht – selten und vitaminreich. LINKe seite Frisches Gemüse aus dem Garten wird das ganze Jahr für die typische Minestrone in ihren mannigfaltigen Varianten verwendet.
Dieses war gesichert, wenn die Produkte möglichst eigenständig auf dem eigenen Boden erzeugt und vielseitig genutzt werden konnten. Viel Einfallsreichtum erforderte auch die Konservierung der Lebensmittel. Die Beschaffenheit des Geländes war ganz anders als heute: Wälder und unproduktive Flächen machten einen grossen Teil des Landes aus und konnten nur mit ständiger harter Arbeit kultiviert werden. Hauptsächlich betrieb man Landwirtschaft und Viehzucht auf kleinen Parzellen, konnte aber nicht auf die Jagd und das Sammeln von Naturprodukten in Wäldern und auf den Alpen verzichten. Dadurch entstand über die Jahrhunderte ein sehr grosses und tiefes Wissen über Pflanzen und deren Wirkung. Das Fehlen von Futter und geeigneten Ställen machte das Schlachten der Tiere vor dem Winter notwendig, deren Fleisch dann zu Würsten und Schinken verarbeitet wurde. Aus den natürlichen Erzeugnissen des Bodens und den wenigen Produkten, die von aussen bis in die Täler drangen, aber auch aus dem Einfallsreichtum der Frauen (die Männer mussten das Tessin nicht selten verlassen, um in der Fremde Geld zu verdienen) entwickelte sich eine eigenständige, gesunde und schmackhafte Küchentradition, die sich zwar verändert, aber nichts von ihrer gesunden Ursprünglichkeit verloren hat. Zu den wertvollen Eigenheiten der Tessiner Küche zählen die Verwendung unverfälschter Produkte, die Einfachheit der herkömmlichen ländlichen Gerichte und die Vorliebe für einen ausgeprägten Geschmack.
Die typischen Tessiner Grotti und die rustikalen Lokale sind die eigentlichen Hüter dieser kulinarischen Schätze. Hier geniesst man oft im Freien die Produkte und Gerichte der einheimischen Küche. Wurstwaren aus eigener Produktion (besonders Salami und Mortadella), Minestrone, Risotto, marinierte Fische, Capretto mit Polenta, Brasato und Bratkartoffeln, Kaninchen, Pilze, verschiedene Hart- und Weichkäse; zum Dessert Zabaione, Brotkuchen und Pfirsiche im Wein. Aus dem Boccalino, dem typischen Tessiner Krug, trinkt man Merlot oder Nostrano gespritzt mit Gazzosa. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Produkte wachsen auf dem eigenen Boden und werden nicht über den halben Globus importiert. Was auf den Tisch kommt, ist saisongerecht und folgt dem natürlichen Zyklus von Wachstum und Reife. Die Nahrungsmittel sind natürlich und werden naturnahe belassen, durchlaufen also keine komplexen industriellen Verarbeitungsschritte. Alles ganz einfach. Ironischerweise wird die Ernährungsweise der Tessiner Nonni, die im Laufe der Geschichte aus Notwendigkeit entstanden ist, zum Bestandteil eines heutigen bewussten, gesunden und nachhaltigen Lebensstils – nach Irrwegen in die Monokultur, zu Tierfabriken, Fastfood und Fertigprodukten.
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CUISINE
TICINO TI CUCINO
Vom Luxus der Einfachheit
LINKS Alte Maissorten werden wieder angebaut und bereichern die Tischtradition. rechts FA. VINO’S Merlot gehört zu den besten. Der SOHN DER FAMILIE UND SPÄTERE Quereinsteiger war früher CHEMIKER.
Der Wert der ursprünglichen Naturprodukte ist im Begriff wiederentdeckt zu werden und wird ironischerweise zum Luxus. Die Nachfrage nach Bioprodukten, lokalen Spezialitäten, authentischen Gerichten steigt und bildet eine Gegenbewegung zur McDanoldisierung der Essgewohnheiten. Die Spitzengastronomie sucht Inspiration in traditionellen Rezepten der ArmeLeute-Küche und ist dem Wissen von alten Naturkräutern und Gewürzen auf der Spur. Junge Leute besinnen sich im Tessin auf ihre Wurzeln, lernen von der Grossmutter und beginnen den Boden zu bewirtschaften und Wein anzubauen. So feiert das Dinkelmehl sein Comeback, alte Maissorten und Kartoffeln werden wieder kultiviert, die Farina bona aus geröstetem Maismehl hält beim Gourmetkoch Einzug, die Kastanie rückt ins Scheinwerferlicht, der Büscion, ein typischer Tessiner Geisskäse wird
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besungen, der Merlot gewinnt Bicchieri, und neue Produkte aus heimischer Produktion wie das Tessiner Soja oder die Kakifrucht werden lanciert. Bene. Dies geschieht mit viel Enthusiasmus, Überzeugung, frischen Ideen und immer öfter auch mit Erfolg. Im Tessin kann man fast von einer, wenn auch versteckten, Bewegung sprechen. Anzeichen finden sich allerorten auch im übrigen Alpengebiet … und nicht nur. Die hochwertigen Produkte treffen den Zeitgeist und finden ihren Weg zum gesundheitsbewussten aber genussorientierten modernen Lifestylekonsumenten. So schliesst sich der Kreis: Früher unter harten Bedingungen dem Boden abgerungene Grundnahrungsmittel haben sich nun zum modernen Luxusgut entwickelt.
Voller Stolz präsentieren GUIDO und MILKO die frisch produzierten Würste ihres «PÜRSCEL».
Ticino ti cucino Ticino cuisine is deeply rooted in pre-Alpine tradition and culture but is also closely related to that of Lombardy. Despite influences that in some regions are clearly obvious, it has retained a specific character that reflects the history and geography of Switzerland’s southern canton, and which is based to a large extent on produce grown on Ticino soil. The traditional old dishes and the knowledge around them have been finding their way back onto the table for some time and are appreciated for their originality and quality. The photos are from a project by Juliette Chrétien (photography) and Pepe Ragazzi (production). They take us on a cultural and culinary voyage of discovery through the Ticino, to local producers, present local dishes and products, tell anecdotes and reveal typical recipes. Frank and uncomplicated with great pictures and saucy texts. The two are still on the hunt for a publisher to realize their project.
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CUISINE
TICINO TI CUCINO
Vom Luxus der Einfachheit
Die Fotos dieses Artikels stammen aus dem Projekt «Ticino ti cucino» von Juliette Chrétien (Fotografie) und Pepe Ragazzi (Produktion). Die kulturelle und gastronomische Entdeckungsreise führt durch den Tessin, zu einheimischen Produzenten, stellt Gerichte und Produkte aus dem Terroir vor, erzählt Geschichten und verrät einige typische Rezepte. Frisch von der Leber mit tollen Bildern und frechen Texten. Für die Realisierung des Buchprojektes sind die beiden noch auf der Suche nach einem Verleger. www.juliettechretien.ch
Seltener Anblick leuchtendeR KakiBAUM in der FRISCH eingeschneiten MAGADINOEBENE. RECHTS Anstossen BEIM FESTA DELLA MAZZA IN GUIDOS PRIVATEM GROTTO.
CUISINE
LA CHARTREUSE
Das Geheimrezept der Mönche
LA Chartreuse gehört in jede bar. der sagenumwobene Kräuterlikör aus den französischen Alpen wird noch heute von DEN KARTÄUSERmönchen nach einer ALTEN rezeptur HERGESTELLT.
La Chartreuse
Das Geheimrezept der Mönche
Philipp Bitzer
Gina Folly
Frankreich. Anfang des 17. Jahrhunderts. Ein Mönch erhält von einem französischen General ein geheimnisvolles Manuskript mit Pflanzennamen und einer Anleitung für die Herstellung eines Lebenselixiers. Auf verschlungenen Pfaden gelangt das Dokument später in die Zentrale des Kartäuserordens und dient dem Klosterapotheker als Basis für einen Kräuterlikör, der die Welt erobern sollte. Die Geschichte der Chartreuse beginnt vor fast tausend Jahren, genauer gesagt im Jahr 1084 n. Chr. Damals errichtete der Heilige Bruno von Köln mit sechs Gefährten in der «Chartreuse», einer einsamen Gebirgsgegend nördlich von Grenoble, eine kleine Einsiedelei. Das Grundstück, das sie abgeleitet vom französischen Flurnamen ins Lateinische «Cartusia» umbenannten, war ihnen von Bischof Hugo von Grenoble zur Verfügung gestellt worden. Diesem hatte es zuvor geträumt, dass sich hier sieben Sterne niedergelassen hätten, und war deshalb der Meinung, dass es sich um geheiligten Boden handeln müsse, auf das ein Kloster gehörte. Die ursprüngliche Cartusia, oder eben Kartause, wie man heute sagt, bestand zunächst lediglich aus einer kleinen Kirche sowie einigen Holzhäuschen, die sich um einen Kreuzgang herum gruppierten. Aus diesem kleinen Komplex entwickelte sich im Lauf der Zeit La grande Chartreuse, das imposante Stammkloster des Kartäuserordens, der seine Blütezeit im Spätmittelalter hatte und heute noch weltweit 18 Klöster betreibt, in denen insgesamt rund 300 Mönche und knapp 50 Nonnen leben. Doch zurück zum Stammkloster des Kartäuserordens: Hier tauchte Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts, genau weiss man das nicht mehr, ein geheimnisvolles Manuskript auf. Darin fanden sich eine Liste mit 130 zum Teil exotischen Pflan-
zen sowie das Versprechen auf ein langes (vielleicht gar ewiges?) Leben. Dieses Manuskript war bereits 1605 in den Besitz der Kartäuser gelangt – der Maréchal d'Estrées hatte es den Mönchen von Vauvert bei Paris geschenkt), doch konnte lange Zeit niemand etwas damit anfangen. Oder besser gesagt hatte man bis weit ins 18. Jahrhundert hinein keine Zeit dafür, da das Kloster seine gesamten Kapazitäten in die Herstellung von Eisen und Eisenwaren steckte. Aus gutem Grund. Denn die Natur rund um die «Grande Chartreuse» gab alles her, was für die Metallverarbeitung nötig war: Kohle aus den Wäldern, Energie aus den Bergbächen und Eisen aus den Erzminen. Dies führte dazu, dass die Kartäuser zu Meisterschmieden wurden, was auch zu Neid und Missgunst führte. 1735 wurden auf Druck des regionalen Adels die bewaldeten Zonen reduziert, in denen Holz geschlagen und zu Kohle gebrannt werden durften. Gleichzeitig erschütterte die Entwicklung von Steinkohlebriketts die metallverarbeitende Industrie – zuungunsten der Kartäuser. Sie mussten sich nach zusätzlichen Einnahmequellen umsehen, und so kam es nicht ungelegen, als Bruder Jérôme Maubec, der auch Apotheker des Ordens war, im Jahr 1737 aus den im alten Manuskript genannten Ingredienzien eine Rezeptur für ein Lebenselixier respektive einen für medizinische Zwecke gedachten Kräuterschnaps entwickelte, dem er den Namen «La Chartreuse» gab.
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CUISINE
LA CHARTREUSE
Das Geheimrezept der Mönche
Oben links im Likörkeller im französischen Voiron lagern rund drei Millionen liter Likör. Die Länge des Mittelgangs beträgt 160 Meter. oben Rechts Das grösste Eichenfass in Voiron fasst 58’800 Liter. Unten links Nur gerade Drei Kartäusermönche kennen des Rezept für die Herstellung DER Chartreuse. Unten rechts Bis 1860 wurde der Likör noch innerhalb der Grande chartreuse produziert.
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Aus Maubecs Grundrezept wurden im Lauf der Zeit die beiden heute noch gängigen Arten des Kräuterlikörs entwickelt. Zunächst die kräftigere grüne Chartreuse (Chartreuse verte) mit einem Alkoholgehalt von 55 Volumenprozent und später, Mitte des 19. Jahrhunderts, die süssere und mildere gelbe Chartreuse (Chartreuse jaune) mit einem Alkoholgehalt von 40 Volumenprozent. Heute existieren darüber hinaus einige rare Unterarten, die vor allem für Sammler interessant sind und deren Auflistung hier den Rahmen sprengen würde. Generell gilt indes: Maubecs Formeln und die daraus abgeleiteten Spezialrezepturen dürfen jeweils nur drei lebenden Personen bekannt sein, allesamt Mönche, und es geht das Gerücht, dass sie niemals zu dritt verreisen dürfen ... Die Herstellung der Chartreuse wurde von 1737 bis 1789 (im Zuge der französischen Revolution wurde das Kloster geschlossen) und dann wieder ab 1835 innerhalb der Klostermauern bewerkstelligt. 1860 bauten die Mönche unterhalb der grossen Kartause zusätzliche Wirtschaftsgebäude und lagerten gleich auch die Likörproduktion dorthin aus. 1935 fielen diese Gebäude einem Felssturz zum Opfer, weshalb die Likörproduktion ins nahe gelegene Städtchen Voiron verlegt wurde, wo sie bis heute geblieben ist und wo die Mönche nach wie vor für die Produktion verantwortlich sind (da sie bei der Arbeit nicht fotografiert werden dürfen, geht das zuweilen vergessen). Chartreuse war in den 1950er-Jahren ein absolutes In-Getränk und wurde oft kopiert (ein gutes Beispiel dafür ist ein deutsches Nachahmerprodukt namens Escorial, das mit seinem Namen suggerierte, in einem spanischen Kloster in der Stadt El Escorial hergestellt worden zu sein – mit grossem Erfolg: auf deutschen Partys der Wirtschaftswunderzeit wurde das hochprozentige Getränk zum Entzücken der Gäste flambiert serviert. Der echte Kräuterlikör der Mönche hatte allerdings schon zuvor in der Haute Cuisine Einzug gehalten und gehört auch heute noch in jede Bar, die etwas auf sich hält. Um nur einen international bekannten Cocktail zu nennen, in dem Chartreuse verwendet wird, sei hier der Last Word erwähnt. Er wird gemixt aus 15 ml Gin, 15 ml grüner Chartreuse, 15 ml Maraschino sowie 10 ml Limettensaft, im Shaker mit Eis geschüttelt und anschliessend im Cocktailglas serviert. Und natürlich passt die Chartreuse auch bestens zu allen Arten von Zitrusfruchtsäften, oder sie kann auch ganz einfach on the rocks genossen werden. Die Chartreuse hat es übrigens bis nach Hollywood geschafft. US-Kultfilmer Quentin Tarantino spielt in seinem Zombie-Film Grindhouse aus dem Jahr 2007 einen Barkeeper, der sich als Fan des französischen Kräuterlikörs outet: «The only liquor so good, they named a color after it!» Und all dies gibt Tarantino unter der einzig real existierenden Neon-Werbung für Chartreuse zum Besten, die er eigens für sein Filmset herstellen liess. «Cheers», lässt sich da nur noch sagen. Oder «santé», um am Ursprung der Chartreuse zu bleiben.
Liqueur from an Alpine monastery Chartreuse is made from an original recipe dating back to 1605, when a formula for a health elixir was given to a monk of the Chartreuse Order near Paris, France. The recipe took an adventurous route to the Order’s principal monastery in a secluded mountainous region to the north of Grenoble in the French Alps. Here the elixir was further refined and the recipe, still the same today, is such a jealously guarded secret that only three monks know it at any one time. The liqueur is distilled and aged in oak casks for many years in the world’s largest liqueur cellar before being sold all over the world. Chartreuse is considered an essential ingredient in the classic world of cocktail bars, as well as in haute cuisine.
Vertrieb international: Chartreuse Diffusion 10, boulevard Edgar-Kofler / BP 102 F-38503 Voiron Tel. +33 (0)4 76 05 81 77 www.chartreuse.fr Vertrieb Schweiz: Best Taste Trading Hertistrasse 29 CH-8304 Wallisellen-Zürich Tel. +41 (0)43 443 30 50 www.besttaste.ch
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DER GUPF
Eine schönere Welt
www.gupf.ch
CUISINE
Der Gupf
eine schönere Welt
Thomas Domenig
Filip Zuan
Im Appenzellerland oberhalb des Dörfchens Rehetobel erhebt sich der Gupf, ein Aussichtspunkt, wie sich in der Ostschweiz kaum ein schönerer findet. Der Blick des Betrachters darf von hier aus über die Weiten des Bodensees schweifen, oder er ruht auf den Alpen im Süden, im Südwesten auf den eindrücklichen Bergstöcken des Alpsteingebirges. Hier, auf 1083 Meter über Meer, steht das Gasthaus Zum Gupf und der gleichnamige Landwirtschaftsbetrieb. Rund 80 Gäste können im Hotel-Restaurant fürs Essen bedient und umsorgt werden, acht behagliche Doppelzimmer und zwei geräumige Suiten stehen für diejenigen bereit, die hier oben auch die Nacht verbringen wollen. Das Gasthaus geniesst in Feinschmeckerkreisen einen hervorragenden Ruf, zu diesem trägt der Landwirtschaftsbetrieb als Lieferant von ausgezeichnetem Schweine- und Rindfleisch seinen Teil bei. Appenzeller Kultur Der Gupf offenbart seinen Anspruch aber auch als Zentrum appenzellischer und ostschweizerischer Kunst und Kultur. Dies geschieht markant bereits in der Umgebung der Baulichkeiten. Den Freiraum vor Scheune und Stall etwa dominiert der überdimensionierte «Cayenne S»-Mann des 1941 in Balgach gebo-
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renen Bildhauers und Eisenplastikers Kurt Laurenz Metzler. Der Künstler, Kürzel KLM, dessen Werke im öffentlichen Raum in der Schweiz, in ganz Europa, Australien und in den USA zu sehen sind, schuf den «Cayenne S»-Mann tatsächlich aus der Karosserie eines gleichnamigen Autos von Porsche! Der Holzbildhauer Markus Buschor aus Altstätten ist mit der Skulpturengruppe «Appenzeller Brauchtum: Schellaschöttler, Geissen und Trachtenmädchen» präsent. Ein Beispiel gekonnt wiederbelebter Appenzeller Baukultur ist das ganze Restaurationsgebäude. Was man auf den ersten Blick nämlich kaum bemerkt: Es handelt sich um einen Neubau. Der Vorgängerbau brannte 1981 bis auf die Grundmauern nieder, erst 1987/88 wurde der Wiederaufbau realisiert. Dabei galt es, sowohl den gesetzlichen Rahmenbedingungen als auch der Verantwortung gegenüber der Appenzeller Kulturlandschaft gerecht zu werden. Es resultierte folglich keine Neuinterpretation des Appenzellerhauses, sondern die gelungene Rekonstruktion einer traditionellen Gebäudehülle mit ebenfalls absolut traditionellem Innenausbau. Dies alles in klassischer Handwerksmanier mit den entsprechenden Materialien: Fassade geschindelt, Fensterstöcke und Türrahmen aus Holz.
Schöne Gästestuben, einzigartiger Weinkeller Im Innern des Gebäudes verraten einzig die den heutigen Erfordernissen angepassten Raumhöhen die Tatsache, dass das Haus neu erstellt wurde. Sonst prägt althergebrachtes, solides und fachmännisches Schreinerhandwerk die Räume: sämtliche Böden aus Tannenriemen, kunstfertige Wand- und Deckenvertäferungen aus Fichte. In drei unterschiedlichen Stuben werden die Gäste von der siebenköpfigen Servicebrigade verwöhnt. Edles Kristall funkelt auf den Tischen, schönes Gedeck und bequeme Stühle laden ein zum Verweilen und Auskosten der Leckereien aus Küche und Keller. Bodensee-, Gupf- und Alpsteinstube locken mit unterschiedlichen, aber immer fantastischen Ausblicken zum Tafeln, in der Säntisstube dürfen Zigarrenliebhaber ihrer Passion bei einem Digéstif frönen. In sämtlichen Stuben hängen zudem Bilder der bekannten WahlAppenzeller Maler Carl August (Vater) und Carl Walter (Sohn) Liner. Der Kunstinteressierte gelangt in den Genuss einer Werkschau, die einen recht guten Einblick in die Arbeit der beiden grossen Künstler ermöglicht. Ein Unikum dann der Weinkeller, der auch den Gästen offensteht. Rund 2800 verschiedene Weine lagern hier, insgesamt über 25’000 Flaschen. Über die Vielfalt an Produzenten, Ursprungsgebieten und geschmacklichen
Besonderheiten gibt auf Wunsch ein elektronischer Sommelier in Form eines Infodesks im Keller Auskunft. Seele des Gupf: Eine kleine Familie Kultur und das Angebot aus Küche und Keller sind die Basis des florierenden Unternehmens. Dazu die Fakten: Der «Vine Spectator» honorierte den Keller mit zwei Gläsern, die Küche wird mit 17 «Gault Millau»-Punkten und einem Michelin-Stern bedacht. Das ist es aber nicht allein, was die Faszination Gupf und die schönere Welt hier oben ausmacht. Das Pächterpaar, die Gastgeberin Manuela Schedler und der Küchenchef Walter Klose, wirken seit 2003 hier oben. Sie verstehen es nicht nur, ihrem gemeinsamen sechsjährigen Sohn Kilian ein Zuhause zu geben. Die beiden sind es auch, die mit grosser Präsenz und viel Herz und Engagement die Atmosphäre im heimeligen Holzhaus prägen. Sie tut dies an der Front im Service, und als ausgebildete Sommelière. Er steht der Küchencrew vor und ist Garant für delikate Gerichte und währschafte Köstlichkeiten. Sie Österreicherin, er Bayer, der Sohn ein Appenzellerbub: Die Familie steht für das Dreiländereck, als das der Gupf betrachtet werden kann. Und das Beste der drei von hier aus sichtbaren Länder vereinigt das Gasthaus Zum Gupf in sich.
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DER GUPF
Eine schönere Welt
Sie: Gastgeberin, Mutter, Gärtnerin Manuela Schedler ist in zahlreichen Funktionen tätig. Immer beginnt ihr Tag mit dem Frühstücksservice. Dabei werden die Hotelgäste am Tisch bedient, kein Frühstücksbuffet also, wie dies üblich und arbeitssparender wäre. Die Chefin umsorgt Gross und Klein persönlich, weist auf kulinarische Besonderheiten wie die exklusive Gupfbutter hin (aus Sauerrahm gemacht, fein!). Die Konfitüre auf dem Frühstückstisch stammt ebenso aus ihrer Produktion wie das liebevolle Blumendekor. Die saisonal wechselnde Blumenpracht vor den Fenstern und in Rabatten zeugt von ihrer geschickten Hand als Gärtnerin. Diese Arbeiten fallen in die Zeit vor und nach dem Mittagsservice, wie auch viel administrative Pflichten: total 24 Mitarbeitende erfordern nebst Führungsaufgaben auch einigen bürokratischen Aufwand. Am Mittag schlüpft Manuela Schedler in die Rolle der Gastgeberin, der Sommelière und des Chefs de Service. Mit Stammgästen wird geplaudert, neue Kundschaft wird auf die Spezialitäten des Hauses aufmerksam gemacht, hier ein Schwätzlein, da eine Nachfrage: zwanglose und herzliche Gastlichkeit, die das Gemüt ebenso erheitert und erfreut, wie dies die Köstlichkeiten auf Tellern und Platten mit dem Gaumen tun. So gegen 18 Uhr endet der Arbeitstag für Manuela Schedler. Dann nämlich kommt Sohn Kilian aus dem
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Kindergarten, die Hotelière wird zur Mutter, die es sich jedoch nicht nehmen lässt, später nochmal in die Gaststuben zu schauen, wenn Not am Mann ist. Er: Kompromissloser, geradliniger Koch Walter Kloses Art des Kochens ist zeit- und arbeitsintensiv – und absolut ehrlich. Was aufgetragen wird, ist echt und unverfälscht, immer frisch zubereitet. Nur ausgesuchte beste Produkte – wenn immer möglich regionaler Herkunft – werden verwendet. So manches wohlschmeckende Kräutlein kommt aus dem Kräutergarten vor der Haustür. Was hier auf gut 1000 m ü. M. an Salbei, Thymian, Oregano, Minze gedeiht, ist unvergleichlich im Geschmack und entspricht punkto Frische den Ansprüchen des Chefs. Als Fleischlieferant fungiert der benachbarte Gutsbetrieb, auf dem sämtliche Tiere in Freilaufhaltung aufgezogen werden. Die Spanferkel etwa, Lieferanten des herrlichen Gupfspecks und –schinkens, verbringen ihr Leben – ob Sommer oder Winter – im Freien, bevor sie knusprig gebraten den Gast erfreuen. Was an Fleisch zugekauft werden muss, stammt aus Freilaufhaltung und ist primär Fleisch von Limousin-Rindern. Dabei setzt Klose auf SwissPrimBeef, ein Mast- und Tieraufzuchtprogramm mit
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streng kontrollierter Haltung und Fütterung. Die Spanne an erlesenen Speisen, die auf der Karte figurieren, ist beachtlich. Das mehrgängige Hummermenü zaubert die fünfköpfige Küchencrew ebenso auf die Teller, wie das rustikale, in Speck und Knoblauch gebratene Kotelett. Der Zander mit Pfifferlingen und Schnittlauchsauce erfreut als lecker-leichte Köstlichkeit, das klassische Cordon Bleu mit Röstkartoffeln stillt auch den grossen Hunger. Eine schönere Welt, auch für den Gaumen! Die breiten Auswahlmöglichkeiten an Speisen werden im Gasthaus Zum Gupf noch weit übertroffen, wenn es um die Wahl des passenden Tropfens aus dem Keller geht. Ein Glück, dass kundige und freundliche Mitarbeiter mit Rat und Tat zur Seite stehen.
The Gupf, a more wonderful world There’s hardly a more beautiful vantage point in Eastern Switzerland than the Gupf, which rises above the tiny village of Rehetobel in the Appenzell Region. Here, at 1083 metres above sea level, stands the Zum Gupf guest house and the farm of the same name. The hotel-restaurant can cater for around 80 guests and 8 comfortable double rooms and 2 spacious suites are ready and waiting for anyone wishing to stay up here overnight. The guesthouse has an excellent
Eine Nacht in der schöneren Welt Ein Abendessen auf dem Gupf wird zum unvergesslichen Erlebnis, wenn sich die Nacht in der ländlichen Ruhe und das feine Frühstück daran anschliessen. Abendsonne beim Apéritif, Sonnenaufgang des Morgens, die herrliche Aussicht – Hochgenuss, wie er nur hier möglich ist. Leider hat sich diese Tatsache bereits recht weit herumgesprochen, sodass mit Wartezeiten gerechnet werden muss. Versuchen Sie es trotzdem, reservieren Sie, es lohnt sich!
reputation in connoisseur circles, with the farm making a considerable contribution to this as the supplier of top-quality pork and beef. Guests are served in four different dining rooms by a service brigade of seven. The wine cellar is unique and also open to guests. It holds some 2000 carefully selected wines, a total of over 25,000 bottles.
Im Frühjahr erscheint das erste Kochbuch von Walter Klose. «Gasthaus zum Gupf» 208 Seiten, in 4 Jahreszeiten geteilt Umschau Verlag in Neustadt an der Weinstrasse www.gupf.ch
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DESIGN
KREISE ZIEHEN
Kreise ziehen Philipp Bitzer
Swissôtel
Swissôtel hat sich Swissness auf die Fahne geschrieben und zu diesem Zweck die Swiss Circles, ein neuartiges System von Key Visuals, entwickeln lassen. Diese Themenräder mit Scherenschnittmotiven, die von der Kreativagentur Kessler + Kessler erarbeitet wurden, sind nicht nur illustrativ, sondern auch äusserst variabel. Was aber am wichtigsten ist: Man versteht sie auf der ganzen Welt. Ausgangspunkt für die «Swiss Circles» waren typisch schweizerische Eigenschaften: klein, vielseitig, fleissig, stolz auf die eigenen Traditionen, sich stetig erneuernd, präzise und romantisch. Die Vielfalt und die Kontraste der Schweiz, dieses Landes der gelebten Gegensätze, sollte in den Key Visuals zum Tragen kommen. Und daraus abgeleitet wurden Themenräder entwickelt, deren Umsetzung so einfach wie bestechend ist: Man lasse sich von Mandalas (Lebensräder aus dem Himalaya) inspirieren, ergänze diese durch Schweizer Scherenschnittmotive, und fertig ist das international verständliche Leitbild, das sich an jeden beliebigen Ort auf dem Globus transportieren lässt. In den Themenrädern werden die Bereiche Tradition und Bergwelt, Essen und Trinken, Flora und Fauna, Design und Kunst, Architektonische Wahrzeichen, Volkslieder und Typografie sowie Wirtschaft und Innovation dargestellt. Da die einzelnen Elemente der Themenräder in sich beliebig variiert werden können und sich auch länderspezifische und lokale Inhalte (beispielsweise der Big Ben in London, die Bremer Stadtmusikanten oder ein Koalabär) aus den verschiedenen Standorten der Swissôtels integrieren lassen, ist der mögliche Mix praktisch unbegrenzt. Das Konzept für die Swiss Circles ist so clever gemacht, dass es sogar der deutschen Bundesregierung ins Auge gesprungen ist: Es wurde für die Teilnahme am Designpreis Deutschland 2011 nominiert, die höchste offizielle deutsche Auszeichnung für herausragendes Design, die jedes Jahr vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ausgelobt wird.
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Scribing circles The Swiss luxury hotel chain Swissôtel is celebrating Swissness and to this end has produced an ingenious system of key visuals. The Swiss Circles, a series of theme wheels with scissor-cut motifs are not only illustrative but also extremely versatile. And of prime importance: they are understood throughout the world. The clever concept was nominated for the 2011 German Design Award, Germany’s most prestigious official award for outstanding design.
oben Die Lounge im swiss么tel bremen. links Aufenthalsbereich im swiss么tel z眉rich. rechts Ausblick aus dem Swiss么tel London.
LANDSCAPE
PETER VANN
Oben
Oben PETER VANN
Dario Cantoni
Peter Vann
Peter Vann gilt als weltbester Autofotograf. Drei Jahre reiste er für Volkswagen durch alle Kontinente. Auftrag: Mach, was du willst. Das Resultat wird in einer grossen Ausstellung in Berlin gezeigt. Doch auch mit seinen Naturbildern aus dem Engadin sorgt der renommierte Fotograf in der Fachwelt immer wieder für Aufsehen. «Weisst du, wenn es dir als Fotograf gelingt, eine eigene, unverkennbare Bildsprache zu finden, dann hast du es geschafft.» Das sagt mir Peter Vann kürzlich, nebenbei, in seiner unverblühmten Art. Auch nach über 40 Jahren genialen Schaffens ist dies immer noch sein Antrieb. Den perfekten Moment zu erwischen: die Stimmung, richtige Situation, Natur, Mensch und Maschine auf unvergleichliche Art einzufangen. Dies ist ihm 2009 mit seinen Stammbildern aus den Industriewäldern von Brandenburg gelungen. Und dies gelingt ihm auch mit den neuen Landschaftsbildern des Engadins. Neue Facetten sind hinzugekommen. Der Albula reduziert als Struktur der Kargheit und doch geprägt von formaler Kraft. Die Gletscher um Morteratsch, Bernina und Palü optisch neu komponiert, von oben mit dem Helikopter als Standort. Wenn Peter Vann über seine Arbeit spricht, dann schwingt Understatement mit. Natürlich ist er ganz oben. Er gilt als weltbester Autofotograf, als einer der ganz Grossen, der die zeitgenössische Szene geprägt hat. Seine über 20 Bücher zur automobilen Kultur wurden zu Tausenden verkauft und lassen viele Menschen träumen. Seit drei Jahren reist Peter Vann im Auftrag von Volkswagen, einem Konzern mit verschiedenen Marken und Vertretungen in über 150 Ländern durch alle Kontinente: nach Indien, Shanghai, in die Atakama-Wüste, nach Russland und Dubai, ins Tropenmuseum von London und auf die Calles von Barcelona. Er hat Carte blanche, kann fotografieren, was er will. Es entstehen faszinierende Bilder, die Geschichten erzählen und dem Betrachter Raum lassen. Eine Fotodokumentation mit Charme, Witz und tiefen Seitenblicken auf andere Länder, ihre Menschen und Kulturen. Eine Auswahl davon wird diesen Winter in einer grossen Ausstellung in Berlin gezeigt. Neben der Autofotografie interessiert sich Peter Vann, seit er in den Bergen lebt, auch für die Kunst und die Natur. Und auch hier ist er oben angekommen. Mit seiner Galerie im Engadin und mit den kunstvollen Naturaufnahmen, die in der Fachwelt für Aufsehen sorgen. Einzig die Aussicht aus dem grossen Fenster des Wohnzimmers in S-chanf ist kaum zu übertreffen – sowieso nicht, wenn das Wetter wüst tut.
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PETER VANN
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Peter Vann: On high Peter Vann ranks as the world’s best car photographer. The last three years he travelled through the five continents for Volkswagen. His brief: to do whatever he wanted. The result will be on show this winter in a major exhibition in Berlin. The acclaimed photographer also creates a sensation in his field with his landscape images of the Engadin. New facets have been added this year. The Albula reduced to a barren structure yet marked by a formal power. The Morteratsch, Bernina and Palü glaciers with a new optical composition, shot from above from a helicopter.
WELTBILDER – Menschen, Mythen & Moderne Fotoausstellung von Peter Vann 17. Dezember 2010 – 16. Januar 2011 Automobil Forum Unter den Linden, Berlin Galerie Peter Vann, S-chanf Peter Vann: «Über oben» Weitere Facetten der Landschaftsfotografie im Engadin, neue Fotos 2010. Lance Letscher: Dynamik aus Form und Farbe. Collagen des texanischen Künstlers, der zum ersten Mal in der Schweiz ausstellt. David Staretz: «Phanto Techno» Die charmanten Maschinen. 18. Dezember 2010 – 2. April 2011, MI – SA 16 – 19 h www.galeriepetervann.com
seite 41 «götterdämmerung», albulapass, 2010 links «auf kuh-fühlung», albulapass, 2010 seite 44 «aufriss», im gebiet unweit der gipfel von morteratsch, 2010
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PETER VANN
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ABGEBILDETES MODELL: MX98 | TAILLIERUNG: SCHAUFEL 126 mm – SKIMITTE 98 mm – SKIENDE 116 mm | LÄNGEN: 158 cm, R 18 m – 168 cm, R 21 m – 178 cm, R 24 m – 188 cm, R 27,5 m.
WWW.KAESTLE-SKI.COM WWW.KAESTLE-ADVENTURETOURS.COM
PURE ALPINE PERFORMANCE
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(c) Brinkmann Henrich Medien GmbH Alle diese Daten und Logos sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte liegen bei der Brinkmann Henrich Medien GmbH, Heerstraße 5, D-58540 Meinerzhagen. Diese Logos dienen der Visualisierung der Testergebnisse der im Frühjahr 2009 durchgeführten Skitests. Diese Testergebnisse dürfen nicht verfälscht wiedergegeben, manipuliert oder verfälschend ergänzt werden. Ebenso darf außer der von der Brinkmann Henrich Medien GmbH getesteten Ski kein anderes
REPORT
MODERNE AUSSTEIGER
Die Helden des Rückzugs
MODERNE Aussteiger Die Helden des Rückzugs Maya Höneisen
Tanja Demarmels
Sie gelten als mutige Menschen, ihr Abschied von Karriere, Starrummel, Glitter und Glamour als couragierter Bruch. Es ist ein Abbruch, aber auch ein Aufbruch, ein Wagnis und ein Schritt in einen neuen Abschnitt. Ihr Entscheid ist dabei nicht der Entscheid gegen etwas, sondern für etwas: ein selbstbestimmtes Leben. Aussteigen ist nicht neu. Aussteiger gab es schon immer. Als einer der ersten gilt Simplicissimus. Er kehrte, nachdem er den Wahn der schändlichen Wirklichkeit erfahren hatte, der realen Welt den Rücken, segelte über die Weltmeere und rettete sich nach einem Schiffbruch auf eine Südseeinsel, wo er ein Leben in köstlichster Einsamkeit lebte. So beschrieb es Grimmelshausen in seinem 1669 erschienenen Roman. Die romantische Denkströmung brachte Aussteiger mit ähnlichen Hintergründen hervor. Jean Jacques Rousseau forderte eine Rückkehr zum idealen Naturzustand, zum edlen Wilden und attackierte damit die Zivilisation. Der französische Impressionist Paul Gaugin zog sich nach Tahiti zurück in der Hoffnung, dort ein glückliches Leben führen zu können. Die Neuzeit steht all dem in nichts nach. Hermann Hesses Siddharta, Easy Rider und die Hippies in den Siebzigerjahren boten Variationen desselben Beweggrundes. Abseits vom Highway … Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass auch die heutige Zeit Aussteiger hervorbringt, Menschen, die die Abkehr aus der Highspeed-Gesellschaft wagen und das eigene Wertesystem verlagern. Hinter dem Entscheid zum Neuanfang steht oft die Frage nach dem eigenen Tun. So war es auch bei Marcel Bosshard, dem geistigen Vater der allseits bekannten lila Kuh. Der erfolgreiche Werbegrafiker und Atelierchef der Schweizer Niederlassung der grössten Werbeagentur der Welt hatte alles erreicht, was man in seiner Position erreichen konnte. Nach einem privaten Fiasko überlegte er, dass das Leben doch noch einen anderen Sinn haben müsse, als Werbegrafik zu machen und rund um den Globus dem Erfolg nachzujagen. Er bat um Aufnahme in ein Benediktinerkloster, wo er heute unterrichtet. Glamouröse Erfolge
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feierte Anni Frid Lynstad mit Abba. Die in einem kleinen Dorf in Norwegen geborene Sängerin zog sich nach der Auflösung der Popgruppe aus dem Musikgeschäft weitgehend zurück und lebt heute auf ihrem Landgut in Schweden und in Zermatt. Sie liebe die Natur, lebe gerne in den Bergen, habe gute Freunde in Zermatt und fühle sich wohl hier. Ihre Zeit verbringe sie mit Wandern und Skifahren, erzählte Anni Frid in einem Interview. Sie könnte nie in einer Grossstadt leben. … und weg von der puren Euphorie Er habe seine eigene Mitte verloren, erzählte Rudolf Wötzel nach seinem Ausstieg einem Journalisten. Während Jahren hatte er das Leben eines erfolgsgetriebenen Investmentbankers geführt. UBS, die Deutsche Bank und Lehman Brothers in Zürich gehörten zu den Stationen seines beruflichen Werdegangs, der in die Topliga führte. Die Luxushotels dieser Welt und die Masslosigkeit waren genauso Inhalt seines Lebens wie die dazugehörenden Massanzüge. Rudolf Wötzel jonglierte mit Milliarden und verdiente Millionen, war gefangen in der Rolle des Antreibers und wurde in dieser zum Getriebenen. Im Jahr 2006 wagte er den Ausstieg und brach alle Brücken hinter sich ab. Er beschloss, quer durch die Alpen zu wandern, 1800 Kilometer weit, inklusive 33 Viertausender. Er startete in Salzburg und kam fünf Monate später in Nizza und bei sich selbst an. Das Buch mit seinen Erfahrungen wurde zum Bestseller. Heute lebt Rudolf Wötzel im Prättigau. Aussteiger sind Menschen, die aus dem Drinsein ausbrechen, Strukturen über Bord werfen, scheiden und entscheiden, vermeintliche Paradiese verlassen, den Tanz auf dem Hochseil abbrechen und mutig den Neuanfang wagen: für Selbstbestimmung, Stille, Einfachheit und ein unverwaltetes Ich.
Conrad jon godly vom gefeierten topfotografen zum bergmaler.
CONRAD Jon Godly von der glitzerwelt zurÜCK IN DIE bergwelt Streng nach hinten gekämmtes Haar, ein kantiges Gesicht und ein wacher Blick, Daunengilet und Bergschuhe. Dieser erste Eindruck überrascht und trügt dann. Hinter diesem äusseren Bild verbirgt sich ein empfindsamer Künstler, der Tiefen auslotet, vieles durchlebt und gelebt und zum Eigentlichen in seinem Leben zurückgefunden hat. Conrad Jon Godly malt. Bergwelten. Wuchtige, dramatische, kraftvolle Massive. Gross, oder noch grösser. Die Farbe reliefartig übereinandergeschichtet. Grau, schwarz, weiss. Felsen, Risse, Furchen, Abbrüche, Gestein. «Eine Hommage an die Natur», erklärt er. «Die Ästhetik, die Stimmung in einer Berglandschaft hat Zeitlosigkeit. Landschaft hat immer eine bleibende Aktualität. Die Stille, das Archaische, dem Himmel nahe sein, die Mystik, die Kräfte der Natur», reiht er Gedankensplitter aneinander. Der Zufall bereitete den Weg Vor dem Malen war alles anders. Conrad Jon Godly fotografierte. Nicht etwa Berge, nein, vor seiner Kamera standen die Stars und Models einer glamourösen Glitzerwelt. Die grossen Modemetropolen waren sein Zuhause. Per Zufall sei er zur Fotografie gekommen, erzählt er in seinem Atelier. Ursprünglich hatte er den Vorkurs und die Malfachklasse der Kunstgewerbeschule in Basel absolviert. Das erste nach der Ausbildung verdiente Geld reichte für eine Amerikareise. Ein Jahr blieb er in San Francisco und Los Angeles. Zurück in
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der Schweiz zeigte er die Bilder seines Amerikaaufenthaltes einem Werbefachmann. Daraus folgten die ersten Aufträge in der Werbe- und Modefotografie. «Ich bin hineingerutscht, die Fotografie war nie ein gesuchter Weg. Sie entstand durch Zufälligkeiten. Dann hat es angefangen, mich zu packen. Ich wollte mein Potenzial ausschöpfen und ging mit eigenen Arbeiten nach Paris.» «Elle», «Vogue», «Marie-Claire», «Esquire»; über seine Agenten in Paris und Mailand erhielt er redaktionelle und Werbeaufträge rund um den Globus. «Als junger Typ fand ich das spannend», erzählt er. Zurück zur Malerei Dann wurde das Ganze zum inhaltlichen Problem. Die Oberflächlichkeit der Modewelt begann ihn zu langweilen: «Der Fokus war immer auf Äusserlichkeiten gelegt. Es ging um den Verkauf von Schönheit. Ich kam nicht mehr zurecht mit der Eitelkeit der Leute, die gefangen waren in ihren Unsicherheiten. Durch die Digitalisierung gingen zusätzlich die Sorgfalt und das Handwerk in der Fotografie verloren. Alles bekam etwas Flüchtiges.» Es galt, etwas zu verändern. Der Bruch. Er war ein Reifeprozess, der sich im Innern langsam vollzog. Ihn umzusetzen brauchte Zeit: «Es dauerte, bis ich den Pinsel in die Hand nahm.» Professionelle Fotos macht Conrad Jon Godly keine mehr: «Das ist gelebt.»
Ausstellungen Conrad Jon Godly 4. Dezember 2010 – 8. Januar 2011 «Kopf oder Zahl», Gruppenausstellung Galerie Luciano Fasciati, Chur www.luciano-fasciati.ch 23. März – 14. Mai 2011, Katz Contemporary, Zürich Einzelausstellung www.katzcontemporary.com 16. Juli – 6. November 2011 «MYTHOS ALPEN Sehnsuchtsort & Bühne» Museum Residenzgalerie Salzburg www.residenzgalerie.at www.conradjgodly.com
katharina vonow von der durchlässigkeit zur neuen dichte Im Moment baut sie im kleinen Dorf in den Bündner Bergen, wo sie wohnt, ihr Haus um. «Es ist das sechste. Irgendwann wird es fertig sein, vielleicht ziehe ich dann weiter.» Katharina Vonow spricht vom Loslassen, sie könne das gut, sagt sie. Dabei sperrt sie das Gelebte nicht weg, sie lässt es einfach los und in sich ruhen. Ruhe und Stille sind sowieso Themen in ihrem jetzigen Leben, spürbar in ihrem Haus, das etwas abgelegen und versteckt zwischen Bäumen steht. Der Erfolg Nicht immer ging das so einfach mit dem Loslassen, mit der Ruhe und der Stille. Die junge Katharina Vonow rannte einmal dem Erfolg nach. Ein Jahr nach der Lehre als Fotografin löste sie ein One-Way-Ticket nach New York. Zwar steckte eine Adresse für einen Job mit im Gepäck. Als sie ankam, existierte dieser Fotograf aber schlicht nicht mehr. Trotzdem, sie blieb, reiste als
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Freelancefotografin ein Jahr lang durch Amerika. Dann holten Mutter und Patin sie zurück in die Schweiz. «Sonst wäre ich vielleicht geblieben», erzählt sie. Ein Freund in Zürich verhalf ihr zu einem eigenen Fotostudio. Damit machte sie sich selbständig. In der gleichen Zeit heiratete sie, brachte zwei Töchter zur Welt und dachte: «Jetzt ist das Leben gelaufen.» Um dem entgegenzuwirken, absolvierte sie ein Studium in bildender Kunst bei Benito Steiner in Zürich. Schon sechs Jahre zuvor, 1976, wurden ihre Fotografien in einer ersten Einzelausstellungen im Kunstmuseum Chur gezeigt. Weitere Ausstellungen im Laufe ihrer Karriere folgten in Zürich, Bern, Arles, Winterthur, München. Sie gewann Preise und Auszeichnungen, bereicherte mit ihren Aufnahmen Buchpublikationen. Daneben fotografierte sie für «Annabelle», «Marie-Claire», das «Time-Magazin», die «NZZ», den «Tages-Anzeiger» und weltweit in Projekten für den Gruner & Jahr-Verlag. Zusätzlich machte sie sich einen Namen in der Werbefotografie.
Katharina vonow früher erfolgreiche fotografin, heute medium.
Der Schock «Jetzt bist du arriviert.» Es war anlässlich einer Ausstellungseröffnung, als der Direktor des Kunstmuseums Chur diesen Satz zu Katharina Vonow sagte. Sie erinnert sich: «Ich hatte einen Schock. Ich fragte mich, wem und was ich nachgerannt war. Und überlegte mir, was ich eigentlich wollte. Die Antwort: Wärme. Und Liebe. Denn man ist in diesem Job oft sehr allein», denkt sie daran zurück. Sie fotografierte erfolgreich weiter, allerdings ohne Motivation. Dann erlitt ihre jüngere Tochter durch einen Autounfall eine Hirnverletzung. Katharina Vonow trainierte über zweieinhalb Jahre die in die orale Phase zurückgefallene Tochter. «Durch den Unfall hat nur mehr die Wahrheit gezählt, keine Schummeleien, und ich stellte fest, dass auch meine Ehe geschummelt war». Sie liess sich scheiden, verschenkte bis auf eine Nikon ihre Fotoausrüstung samt Studioeinrichtung, trennte sich von all ihren Freunden und zog von Zürich in den Kanton Graubünden. «Ich
lebte da wie ein Eremit. Zwischendurch war ich recht nahe am Wahnsinn, ich war und fühlte mich durchsichtig.» Wenn sie für gelegentliche Jobs nach Zürich reiste, übernachtete sie in der Roten Fabrik: «Zwischen Pennern und Drögelern», wie sie sich ausdrückt. «Ich war ganz unten.» Die Stille Die medial veranlagte Katharina Vonow begann im Bündnerland Seminare zum Thema Medialität zu geben, mit Erfolg. Ihre Fähigkeiten sprachen sich herum. In einer dieser Schulungen lernte sie ihren jetzigen Lebenspartner, einen Bergführer, kennen, ging mit ihm auf Berg- und Skitouren. Katharina Vonow wurde wieder sozialer und bodenständig, fand die Stille. Die Durchsichtigkeit verlor sich. Wich einer neuen, erlösenden Dichte. www.katharina-vonow.ch
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max schneider vom weltgewandten uhrenmanager zum UMTRIEBIGEN beizer.
Happy to opt out They are considered daring, the farewell to their careers as a step into a new life. Those who opt out are not deciding against something but rather for something; for an independent life. Throughout the ages there have always been people who burned their bridges behind them and started completely afresh. Let’s remember literary giants such as Jean Jacques Rousseau and painters such as Paul Gauguin. In our time, it is top managers, stars and bankers who are turning their backs on a success-driven existence, completing the break and seeking a new purpose in life. There are more than enough examples: the adman who retreats to a monastery, the glamorous star who lives a secluded life in the Alps, the manager who roams through the Alps for months and then settles in a mountain village. After opting out of our high-speed society, they seek a new approach to the truth, individuality, simplicity and an unstructured lifestyle.
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max schneider philosophie: einfachheit
Filip Zuan
Überall auf der Welt hat er gelebt. Vor neun Jahren ist er dorthin zurückgekehrt, wo seine Wurzeln sind, und hat sich seinen Traum von der einfachen Beiz erfüllt. Man kann sich darüber streiten, ob «einfach» das richtige Wort ist. Man kann sich auch darüber streiten, ob sie gefällt. Tatsache ist, die zum Restaurant umfunktionierte 50-jährige Baubaracke hat ihren ganz speziellen Charme. Es gibt ein Klavier, eine kleine Bar, lange Nussbaumtische aus dem 19. Jahrhundert und ein Sammelsurium an kuriosen sonstigen Einrichtungsobjekten. Kronleuchter hängen von der Decke, kein Stuhl ist wie der andere, alle aber haben vermutlich vor ihrem Dasein im Brockenhaus schon einmal bessere Zeiten erlebt. Dunkelrote, über Balken drapierte Tücher dienen als Raumteiler, und natürlich darf auch das Hirschgeweih an der Wand nicht fehlen. Das Erstaunlichste am Ganzen ist: Es passt. Und mitten in diesem fröhlichen Durcheinander sitzt ein Mann, der sich offensichtlich darin wohl fühlt. Max Schneider bietet in der umfunktionierten Baubaracke aber nicht nur stimmiges Wohlfühlinterieur. «la baracca», die Beiz mit der kleinen, feinen Speisekarte und ist gleichzeitig Konzertraum und Kleintheater mit weit über die Engadiner Berggipfel hinaus bekannten Künstlern. Management und Guerillamarketing Max Schneider ist ein Weitgereister und ein Rückkehrer. Aufgewachsen im Engadin, verliess er schon früh das Hochtal. «Ich habe mehr Freiheit gebraucht. Im Engadin war es mir zu eng. Man kann nicht immer nur im Paradies leben», erzählt der vor Energie sprühende ehemalige Topmanager. Und weiter: «Als junger Mensch ist es für die persönliche Entwicklung zwingend, möglichst früh von hier wegzugehen». Das hat er getan. Er studierte im kalifornischen San Diego Betriebswirtschaft und Marketing. Zurück in der Schweiz stieg er Anfang der 80er-Jahre bei Swatch ein. Der Uhrenhersteller stand damals ganz am Anfang seines Siegeszuges um die Welt, Max Schneider war massgeblich an diesem Erfolg beteiligt. Er baute in Japan den Markt mit auf, danach folgten Stationen in Deutschland und Hongkong, wo er ein regionales Management als Brücke zu weiteren fernöstlichen Ländern einrichtete. Von New York aus kümmerte er sich um die internationalen Wintersponsorings, betreute die Märkte Mexiko und Kanada und bereitete parallel den Markt in Zentral- und Südamerika vor. Bloss Spanien sei ein schwieriges Pflaster gewesen, erinnert er sich schmunzelnd: «In Spanien wurden anfangs falsche Strategien gefahren. Der Markt war am Boden und musste neu aufgebaut werden. Dazu waren kreative Ideen gefragt. Wir organisierten deshalb ein eigentliches Guerillamarketing, um die Dinge wieder zum Laufen zu bringen.» Nach Spanien kam Brasilien. «Das war wunderbar. Mein jüngster Sohn wurde da geboren.» «Überhaupt», sinniert er: «Meine Frau hat das alles mitgemacht. Das war ein Glücksfall.» Die Familie lebte damals in São Paolo. Max Schneider trug die Verantwortung für die Marke Swatch in allen südamerikanischen Ländern. Nach insgesamt 13 Jahren verliess er Swatch und kehrte in die Schweiz zurück. Erfolg ohne Businessplan Eine dreijährige Zwischenstation folgte bei Revox im internationalen Consumerbereich. Danach, 1998, entschied er sich für Bally und den Aufbau des indischen Marktes. Samt Familie lebte er die nächsten drei Jahre in Madras. Erneut zurück im Engadin lockte eigentlich ein Angebot aus Brasilien. «Und dann kam «la baracca». Die Beiz war schon länger in meinem Kopf. Mein einziges Projekt ohne Businessplan. Wir haben eine Kalkulation gemacht, die Türen geöffnet und geschaut, was passiert. Philosophie: Einfachheit.» Und siehe da: Da ist etwas wie eine Umkehrung passiert. Heute ist beim Weltgewandten die Welt zu Gast.
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DER RHYTHMUS IM HOLZ
Der
Rhythmus im holz
Timm Delfs
Romeo Polcan
Die Wissenschaft versucht zwar immer wieder zu beweisen, dass der Mond keinen Einfluss auf unsere Befindlichkeit habe und dass Menschen unter Einbildung leiden, die glauben, den Vollmond zu spüren. Doch bei Pflanzen, insbesondere beim Holz, zeichnen sich andere Erkenntnisse ab. Uralt sind die volkstümlichen Regeln, die besagen, zu welchem Zeitpunkt Holz für einen bestimmten Verwendungszweck geschlagen werden soll. Sie lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen und weisen bis heute eine erstaunliche Übereinstimmung auf. Der römische Naturwissenschaftler Plinius der Ältere empfahl in seinem Werk «Naturalis Historiae» den Bauern, die zum Verkauf gedachten Früchte vor dem Vollmond zu pflücken, weil sie dann schwerer sind; diejenigen für den Eigenbedarf hingegen kurz vor Neumond, weil sie dann länger lagerbar seien. Ähnliches rät er für das Fällen von Bäumen. Kurz vor Neumond geschlagen, würden diese haltbareres Holz zum Bauen liefern. Erstaunlich an diesen Bauernregeln ist nicht nur, dass sie sich bis heute ohne grössere Widersprüchlichkeiten gehalten haben, sondern, dass sie weltweit verbreitet sind. Ernst Zürcher, ehemaliger ETH-Dozent und heute an der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau in Biel als Forscher tätig, ist seit Jahren daran, dem Wahrheitsgehalt dieser Regeln auf die Schliche zu kommen: «Früher hatten die Menschen viel mehr Zeit, Phänomene in der Natur zu beobachten. Erkenntnisse wie diese festigten sich im Laufe von Generationen», erklärt er. Während es damals keiner wissenschaftlichen Erklärung für Regeln bedurfte, die während Jahrhunderten weitergegeben und wohl auch immer wieder überprüft worden waren, muss heute plausibel erklärt werden können, was nicht als esoterisch abgestempelt werden will. Zürcher und einige Mitstreiter führen deshalb immer wieder aufwendige Studien mit Bäumen durch, die erhärten sollen, was der Volksmund schon lange weiss.
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Derweil schwören durchaus moderne Betriebe auf die überlieferten Erkenntnisse, ohne die Resultate der Forschung abwarten zu müssen. Céline Renaud, die Chefin der Gitarrenbau-Manufaktur JMC Luterie im Vallée de Joux, vertraut auf das Wissen ihres «Holzpflückers» Lorenzo Pellegrini, der jeweils im November, bevor der Schnee die Wälder im eisigen Tal undurchdringlich macht, auf die Jagd nach dem musikalischsten Baum geht. «Der Winter ist für Instrumentenholz die ideale Jahreszeit, weil der Baum dann ruht und das Holz am trockensten ist, erklärt Renaud die leicht nachvollziehbaren Gründe, «Lorenzo legt Wert darauf, dass das Holz bei absteigendem Mond geschlagen wird, also dann, wenn der Mond unter die Ekliptik taucht», fügt sie dann aber die weniger durchschaubare Regel an. Wie aus den Bauernregeln hervorgeht, spielt es nicht nur für Musikinstrumente eine Rolle, wann das dafür verwendete Holz geschlagen wurde, sondern vor allem für den Hausbau. «Im Winter bei abnehmendem Mond, kurz vor Neumond geschlagenes Holz ist stabiler, quillt und schwindet viel weniger», ist der Engadiner Architekt Hans-Jörg Ruch überzeugt und verwendet für seine Um- und Neubauten wenn immer möglich Mondholz. Für die Region wurde eigens das Qualitätslabel GOD erschaffen, das romanische Wort für Wald. Mit diesem Label zertifiziertes Holz lässt sich zeitlich und geografisch bis zum Standort des gefällten Baumes zurückverfolgen. Diese Philosophie läuft dem Trend zu importierten Hölzern entgegen und erklärt so den höheren Preis. Stimmen die Bauernregeln, ist es gut investiertes Geld, denn ein mit Mondholz erbautes Haus müsste dann eine
Der erhalt des waldbildes steht im vordergrund. die waldwirtschaftung im engadin ist kaum mechanisiert und erfolgt oft mit pferden.
report
DER RHYTHMUS IM HOLZ
das engadiner mondholz wird im winter geschlagen – die bäume sind mindestens 250 jahre alt.
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höhere Lebenserwartung haben. Die Engadiner sind mit ihrer Entdeckung nicht allein, auch in Österreich hat sich mit der Firma Thoma ein Hersteller auf die Verarbeitung von Mondholz, dort «Holz100» genannt, spezialisiert. Doch was genau lässt die Bäume mondfühlig werden? «In Tat und Wahrheit sind es mehrere kosmische Rhythmen, die das Leben auf der Erde beeinflussen», sagt Dr. Joan Davis, die Spezalistin, die während dreissig Jahren am Wasserforschungsinstitut EAWAG in Dübendorf tätig war, «Zum Jahresrhythmus, den man bei einem gefällten Baum an den Jahresringen ablesen kann, kommt der Mondrhythmus und der Tagesrhythmus.» Erste primitive Versuche, diese zusätzlichen Rhythmen nachzuweisen, bestanden daraus, den Stämmen der Bäume unter Beobachtung dünne Messfäden umzubinden. Und siehe da, es zeigte sich, dass die Bäume im 24-Stunden-Takt dicker und dünner wurden. Dass da die Sonne dahinter stecken könnte, ist unschwer nachzuvollziehen, doch wo bleibt der Mond? «Auch der Mond taucht einmal im Tag am Himmel auf», erklärt Ernst Zürcher, «weil er sich jedoch von uns aus gesehen täglich ein kleines Stück im Gegenuhrzeigersinn bewegt, dauert es 24,8 Stunden, bis er wieder an derselben Stelle steht. Dieser Takt, der schwächer ist als der 24-Stunden-Rhythmus der Sonne, tritt im Winter viel stärker in Erscheinung, wenn ihr Einfluss geringer ist.» Anstatt mit Bindfäden gehen die Forscher heute mit modernster Technologie vor. So haben Ernst Zürcher und seine Mitarbeiter auch schon Stämme mit empfindlichen Elektroden bestückt, um an lebenden Bäumen den Wasserhaushalt live mitverfolgen zu können. Beim jüngsten Versuch, der zwischen 2003 und 2004 durchgeführt wurde, massen die Wissenschaftler das Verhalten von Holz, das von Bäumen stammt, die zu definierten Zeitpunkten gefällt worden waren. 20’000 Proben wurden bezüglich ihres Schwind- und Trocknungsverhaltens über einen längeren Zeitraum beobachtet. Tatsächlich fanden Ernst Zürcher und sein Team geringe messbare Schwankungen, die mit dem Mondrhythmus korrelieren. «Der Schlüssel zu diesen Zyklen ist weniger in den Pflanzen selbst zu suchen, als in ihrem Lebenssaft, dem Wasser», erklärt Joan Davis. «Genau wie der Mond die Gezeiten verursacht, beeinflusst er auch das Grundwasser und das Wasser in den Zellen der Pflanzen.» Das Ganze lasse sich aber nicht allein auf die Gravitation des Mondes reduzieren, welche die Wassermoleküle anzieht. «Es scheint vielmehr so, als hätte der Trabant Einfluss auf die Qualität und Beschaffenheit der Wassermoleküle.» Für alle, die, der Wissenschaft zum Trotz, mondfühlig sind, dürften diese Erkenntnisse aus dem Herzen sprechen: wenn die Bäume den Mond spüren sollen, was spricht dann dagegen, dass wir Menschen das auch tun?
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DER RHYTHMUS IM HOLZ
verarbeitung des mondholzes in der sägerei s-chanf.
Rhythm in wood Old country lore says that the time at which a tree is felled has an influence on the quality
(GOD) Ein neues Label für Engadiner Mondholz
of the timber it yields. Scientists also agree that the time of year plays a significant role because it is a proven fact that trees enter a dormant phase in winter and their wood thus contains less water. However, that the phases of the moon could also have an influence has as yet belonged to the realm of superstition. But this appears to be changing: scientists are working to prove that there actually is something behind this ancient wisdom and an increasing number of sawmill businesses,
GOD ist romanisch und bedeutet Wald. Das Label steht für Authentizität, Nachhaltigkeit und Qualität. Holz verschiedenen Alters und aus unterschiedlichen Regionen kann zu unerwünschten, weil unterschiedlichen Alterungsprozessen im gleichen Bau führen. GOD-Mondholz ist sprichwörtlich vom gleichen Schlag. Das langsame Wachstum auf dem kargen Engadiner Berg begünstigt die hohe Holzqualität. Das Holz ist feingliedrig, zentrisch, von kräftiger Farbe und liefert nur wenig Splint. Die Waldbewirtschaftung im Engadin ist besonders schonend und kaum mechanisiert. Der Erhalt des Waldbildes steht in der wichtigen touristischen Region im Vordergrund. Die Bäume werden nach dem Mondkalender im Winter geschlagen und sind mindestens 250 Jahre alt. Das alpine Edelholz wird ausschliesslich im Massivholzbau für ausgesucht schöne Böden, Decken und Wände eingesetzt.
joiners, architects and instrument-makers swear by the quality of wood from trees felled according to the lunar calendar.
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www.ruch-arch.ch
Innovative gear for outdoor activities: www.vaude.ch
PEOPLE
EMILIO PUCCI
Farbe, Muster und ein Faible für die Skipisten
Lucio Gelsi/Emilio Pucci Archive, Florence “Polo shirt and long skirt in printed stretch cotton in the ‘Quadratini’ motif, Fall/Winter 1997 Collection”
E milio PuCCI
FARBE, MUSTER UND EIN FAIBLE FÜR DIE SKIPISTEN Petra Kropf
Die Modemarke Emilio Pucci steht weltweit für bunte Farben und grafische bis psychedelische Muster. Was viele nicht wissen: Gründer Emilio Pucci startete seine Karriere mit Skimode und war danach ganze Winter lang auf den Skipisten von Gstaad und St. Moritz anzutreffen.
Vintage Art Edition limited to just 500 signed and numbered copies. Each book is bound in an original vintage Pucci fabric and is accompanied by four art prints of original drawings from the designer Emilio Pucci.
Emilio Pucci, florentinischer Sprössling eines alten aristokratischen Italienergeschlechts, war schon in jungen Jahren ein leidenschaftlicher Skifahrer. 1934 schaffte er es zum Mitglied des olympischen Skiteams von Italien. Später bekam er ein SkiStipendium für das Reed College im amerikanischen Oregon, für dessen Skimannschaft er seine ersten Kleidungsentwürfe zeichnete. Der Skisport war es denn auch, der ihn als Modedesigner bekannt machte: Ein Modefotograf entdeckte 1947 auf den Zermatter Skipisten einen damals revolutionären Skianzug, den Pucci für eine Geliebte entworfen hatte. Das Bild wurde im US-Amerikanischen Modemagazin «Harper's Bazaar» publiziert – und Puccis Karriere nahm ihren Lauf. In den kommenden Jahren verbrachte Emilio Pucci ganze Wintersaisons auf den Skipisten von Gstaad und St. Moritz. Als Marchese – zu Deutsch: Graf – war er Teil eines kleinen, elitären Pulks, der sich im Winter an den nobelsten Skiorten und im Sommer an den angesagtesten Stränden wiederfand. Diese verschworene Gemeinschaft des internationalen Jetsets der 60er- und 70er-Jahre war seine kleine Welt und gleichzeitig seine Kundschaft. Emilio Puccis Schaffen verharrte nicht bei der Skimode. Bereits 1950 eröffnete er seine erste Boutique in Capri und begann, mit noch wuchernderen Farben und
wertvollen italienischen Stoffen die mediterrane Identität des Labels auszuarbeiten. Seine Erfindung der Capri-Hose wurde in den 50er-Jahren zum Inbegriff des Dolce Vita. Ab dann liessen sich die grössten Stilikonen jedes Jahrzehnts in seinen Kreationen ablichten. Einst waren es Marilyn Monroe, Sophia Loren und Jackie Kennedy. Später Linda Evangelista, Madonna und Nicole Kidman. Dann Sharon Stone, Elizabeth Hurley und Kylie Minogue. Heute – rund 60 Jahre später – sind es Sarah Jessica Parker, Kate Hudson und Eva Longoria Parker. Der Kult um Emilio Pucci lebt. Was Puccis Mode damals so revolutionär machte, geht über den komplett neuen Einsatz einer förmlichen Explosion von Farben hinaus: Bahnbrechend war vor allem sein Verständnis für den Jetset-Glamour der Nachkriegszeit, für die steigende Wichtigkeit von Freizeit und für die daraus entstandenen, neuen Bedürfnisse der modernen, aktiven Frau. Er verstand es mit seinen Kreationen, ihre Weiblichkeit zu bewahren und ihr gleichzeitig eine neue Bewegungsfreiheit zu schenken. Pucci gehörte zu denjenigen Pionieren, die die Grenzen der Mode vom Catwalk auf den Alltag ausweiteten – und damit einen neuen Lebensstil schufen. «Mein Vater übersetzte den italienischen Geist, der per se leicht und mühelos ist, in Mode», beschrieb es einmal seine Tochter
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EMILIO PUCCI
Farbe, Muster und ein Faible für die Skipisten
Torkil Gudnason “Silk dress with ‘Ellisse’ print and sandals with fabric laces, Spring/Summer 2003 Collection. «Vogue Australia», April 2003”
Laudomia, die 20 Jahre nach Emilios Tod heute sein Werk fortführt. Emilio Puccis Schaffen ist kürzlich in einem umfassenden Werk mit zahlreichen Bildern und noch viel mehr Farben zusammengefasst worden. Ein farbliches Feuerwerk und ein Must-have für Pucci-Fans. Das Buch über Puccis Vision und sein Vermächtnis ist im Taschen-Verlag in einer limitierten
Auflage von 10’000 Exemplaren erschienen. Die Bucheinbände bestehen aus unterschiedlichen, typischen Mustern des Modehauses Pucci. Die signierte und nummerierte Vintage Art Edition ist auf 500 Exemplare limitiert und besitzt einen Einband aus einem Originalstoff von Pucci und wird durch vier Kunstdrucke nach Originalzeichnungen des Designers ergänzt.
Emilio Pucci The Emilio Pucci fashion brand is known Emilio Pucci – neuer Band und Vintage Art Edition von Taschen Mit Hunderten von Fotos, Zeichnungen und Schnappschüssen aus dem Archiv der Emilio Pucci Stifung illustriert, präsentiert der XL-Bildband die atemberaubende Eleganz und Dramatik dieser einzigartigen Marke. In ihrem Text stellt Vanessa Friedman die Leistungen Emilio Puccis in den Kontext der Modegeschichte und bietet Einblick in die bemerkenswerte Pucci-Dynastie. Emilio Pucci von Vanessa Friedman, Alessandra Arezzi Boza, Armando Chitolina Hardcover, 36 x 36 cm, 416 Seiten, limitiert auf 10’000 Exemplare ISBN: 978-3-8365-0736-3 Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Dutch, Englisch, Französisch Emilio Pucci – Vintage Art Edition mit Einband aus Originalstoff von Pucci und vier Kunstdrucken nach Originalzeichnungen des Designers limitiert auf 500 Exemplare.
throughout the world for bright colours and graphic to psychedelic patterns. But what many don’t know: founder Emilio Pucci started his career with ski fashion and could then be met on the ski pistes of Gstaad, Zermatt and St. Moritz throughout the winter. The Taschen Verlag publishing house has illustrated an epic volume with hundreds of photos, sketches and snapshots from the archive of the Emilio Pucci Foundation, presenting the stunning elegance and drama of this unique brand in an XL coffee-table book. In her text, Vanessa Friedman puts Emilio Pucci’s performance into context in terms of fashion history and gives an insight into the remarkable Pucci dynasty.
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STUDIO ACHERMANN
PIERRAFORTSCHA Handtuftteppich — Design Stéphane Dafflon 650.– SINS Stuhl — Design synthesis design 990.– ERIZ Stuhl — Design Moritz Schmid 499.– LAVIN Stehleuchte — Design Jörg Boner 517.– QUARTEN Kleiderständer — Design Andreas Bechtiger 359.– WEESEN Freischwinger — Design Andreas Bechtiger 1990.–
NEUES SCHWEIZER DESIGN www.atelierpfister.ch
people
A. J. MARGELIST
Fashion Designer
A .J.Margelist
fashion Designer
Philipp Bitzer
Franco P. Tettamanti (Portrait) und Barbara Kern (Atelier)
Adrian Josef Margelist ist eines der grossen Talente im Modezirkus. Der Walliser hat unter anderem bei Vivienne Westwood, Fabric Frontline und MCM gearbeitet. Bis er von Philippe Gaydoul zu Navyboot geholt wurde, um aus dem Schweizer Label einen internationalen Brand zu machen. Wer Adrian Josef Margelist in seinem Atelier in der Zürcher Innenstadt besucht, dem drängen sich automatisch Fragen auf. Wie kommt es, dass ein junger Fashion Designer, der vor kurzem noch daran war, die Modewelt in London, Paris, New York und Mailand aufzumischen, in der zwar hübschen, aber im Vergleich zu den internationalen Metropolen doch biederen Limmatstadt seine Zelte aufschlägt? Oder wie kommt es, dass man den Job als Creative Director beim südkoreanischen Accessoire-Riesen MCM an den Nagel hängt, um sich mit dem zwar feinen, aber winzigen Schweizer Label Navyboot abzugeben? Wieso erstarrte dieser junge, feingliedrige Berglersohn, der da etwas scheu lächelnd vor einem steht, nicht vor Ehrfurcht bei seinen Begegnungen mit internationalen Superstars wie Michael Schumacher oder Kylie Minogue? Die Antworten auf fast alle Fragen rund um Adrian Josef Margelist gibt seine
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Herkunft. Oder besser gesagt, der Werteraster, den die Familie Margelist ihrem jüngsten Spross bereits in frühester Kindheit eingeimpft hat. «Wer hart arbeitet und an sich glaubt, der kann auch Unerhörtes erreichen», war ein solcher Leitspruch. Oder «es kommt nicht auf die Herkunft, sondern auf das Herz an.» Der Dreikäsehoch aus dem «Cervelat-Quartier» von Brig nahm sich dies zum Ansporn und machte sich auf, die grosse weite Welt zu erobern. Angetrieben von einer inneren Glut und dem Leiden daran, dass er schon sehr früh den Unterschied erkannte zwischen sich, einem Kind aus einer einfachsten Arbeiterfamilie, und den Schulkameraden, deren Väter Architekten oder Zahnärzte waren und die im Dorf einen völlig anderen Status genossen als er. Früher wäre ein solcher Walliser Junge wohl Söldner geworden. Hätte sich in ein fremdes Heer verdingt, wäre entweder als unbekannter Krieger elendiglich verreckt auf einem blutigen Schlachtfeld irgendwo in Europa oder Vorderasien. Oder hätte es zu Ruhm und Wohlstand gebracht und wäre heimgekehrt, hätte sich hier, fernab von kriegerischen Auseinandersetzungen fremder Vögte, ein grosses Chalet gebaut und mit der feschen Bauerstochter von nebenan eine Familie gegründet und vergeblich versucht, im Kreise seiner sich stetig vergrössernden Kinderschar seine traumatischen Kriegserfahrungen zu vergessen. Zum Glück für seine Umwelt wuchs Adrian Josef Margelist jedoch nicht im Mittelalter, sondern in den 80er- und 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts im Wallis auf. Und er hatte eine andere Vision, als sich durch Gewalt Eintritt in einen anderen Stand zu verschaffen: Eines Morgens wachte er auf, er musste damals sechzehn Jahre alt gewesen sein, und wusste: «Ich werde Modedesigner!» Als Adrian damit zur Mutter kam und sie im Blick ihres Sohnes auf Anhieb den Ernst dieses Ansinnens erkannte, begann sie sich zu informieren, wie man dem Jüngsten seinen Berufswunsch erfüllen könne. Im Familienrat wurde dann allerdings schon nach sehr kurzer Zeit klar,
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A. J. MARGELIST
Fashion Designer
dass das nicht gehen würde. Die wenigen Ausbildungsstätten, deren Besuch unabdingbar war für eine internationale Karriere (und Adrian wollte nichts weniger als das), waren unerreichbar weit weg. Und den Eltern war es aus finanziellen Gründen schlicht unmöglich, ihrem Sohn ein teures Studium in Paris, London, New York oder Mailand zu finanzieren. Doch da sprang der älteste Bruder, der im fernen Zürich bereits erste Schritte im Bankenfach unternommen hatte, in die Bresche. «Wenn das dein innerster Wunsch ist mit dem Fashion Design», erklärte er dem Jüngeren, «dann ziehen wir das gemeinsam durch!» Und so erarbeiteten die ungleichen Brüder einen Businessplan, an den sich Adrian in Zukunft zu halten hatte. Nach einem Bachelorstudium wurde Margelist mit 26 Jahren am Mailänder «Istituto Marangoni» aufgenommen und war damit der jüngste Student, der je an dieser Schule – sie gilt als die renommierteste Modeschule der Welt – ausgebildet wurde. Und dort setzte er weitere Massstäbe: Sein Masterstudium zum Fashion Designer schloss er nach lediglich 8 Monaten (normalerweise sind 13 Monate dafür vorgesehen) mit 30 von
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30 möglichen Punkten ab, und dies, ohne dafür ein einziges Kleidungsstück entworfen zu haben. In der Jury sassen nicht irgendwelche Leute, sondern internationale Modegrössen wie Gianfranco Ferré, Elio Fiorucci oder Paolo Parente. Ja, verwegen sei er gewesen. Und Glück habe er auch gehabt, erinnert er sich: «Mein Bruder wollte kurz vor der Prüfung die Kollektion sehen, und ich sagte ihm, dass ich keine gemacht hätte. Es hat ihn fast aus den Socken gehauen. Und mich dann übrigens auch. Denn als ich die heiligen Hallen betrat und alle meine Mitstudenten
mit ihren Kleiderständern hin und herrannten, ich mit meinem kleinen Büchlein unter dem Arm, da dachte ich, ich sei verrückt geworden. Doch der ‹Point of no return› war bereits überschritten. Und meine theoretische Arbeit mit dem Titel ‹out of bed› kam zum Glück gut an.» Nach dem Studium arbeitete Margelist zunächst an einem Projekt für Levi’s, genauer gesagt an den Engineering Jeans. Doch richtig los ging es erst danach, als er sich («ich war damals ziemlich arrogant») gleichzeitig bei den Studios seiner Vorbilder wie JeanPaul Gaultier, Christian Lacroix, Chanel und Vivienne Westwood bewarb. Bei Letzterer wurde ihm eine Praktikumsstelle angeboten, und zwar in London (weshalb Adrian nochmals seinen Bruder anpumpen musste). Doch der Einsatz lohnte sich. Innert dreier Wochen schaffte er es – wiederum mit etwas Glück, in der Accessoireabteilung fiel jemand unerwartet aus, und er hatte sich offensichtlich durch seinen Arbeitswillen ausgezeichnet – vom Praktikanten zum Assistenten von Murray Blewett, dem Leiter des Designstudios bei Vivienne Westwood. «Mit der Arbeit an den Accessoires», erinnert sich Margelist, «ging für mich eine dritte Dimension auf: der Raum. Es war, wie wenn ich als bildender Künstler von der Leinwand zur Skulptur gefunden hätte.» Trotz dieser zukunftsweisenden Erkenntnis zog es ihn zunächst ein letztes Mal in den Textilbereich zurück. Margelist wurde von Andy Stutz nach Zürich geholt, um dessen Textilien für die Haute Couture zu gestalten. Doch seither ist er dem Accessoire treu geblieben: Zunächst arbeitete er in diesem Bereich für Esprit, danach als Global Artistic Director beim südkoreanischen Lederwarengiganten MCM. Keine Minute habe er bereut, die er bei diesen beiden Firmen tätig gewesen sei: «Esprit ist im Bereich des Sourcing einfach perfekt organisiert. Und bei MCM haben wir brutal eng mit Hightech-Firmen wie zum Beispiel LG zusammengearbeitet. In dieser Zeit hat sich mein Markenzeichen herausgebildet, nämlich meine Fähigkeit, durch meine Arbeit die Brand- und Imagebildung eines Unternehmens wesentlich zu beeinflussen, indem ich ihr sozusagen eine DNA auf den Leib schreibe und Umsetzungsmöglichkeiten finde.» Beste Voraussetzungen also, um sein nächstes Ziel anzuvisieren. Denn diesen Sommer kam mit Philippe Gaydoul jemand auf ihn zu, der Grosses im Sinn hat. Der DennerErbe, der vor kurzem neben Navyboot auch Jet Set und Fogal gekauft hat, fragte Margelist an, ob er ihm bei der Neupositionierung von Navyboot zur Hand gehen könne. Margelist zierte sich, da er für sich den Schritt nicht sah. Doch nach mehreren intensiven Gesprächen liess er sich überzeugen, aus dem doch etwas behäbigen Schweizer Label einen internationalen Top-Brand zu machen. Und die Latte hat man sich gleich sehr hoch gesetzt. Innert dreier Jahren soll dieses Ziel erreicht werden. «Wenn ich es nicht schaffe, dann einfach deshalb, weil es eine Nummer zu gross für mich gewesen ist», meint Margelist zur neusten Mission. Doch an einer anderen Stelle des Gesprächs sagt er auch von sich, dass er der perfekte Arbeitnehmer sei: «Meine Vision ist es, so kompromisslos wie möglich so viel Geld für meinen Arbeitgeber zu verdienen, wie das überhaupt möglich ist.» Und sein grösstes Ziel? «Nun, ich träume davon, dereinst einen Oscar für das Styling eines Hollywood-Films zu bekommen.» Eigentlich auch nicht schlecht für einen, der auszog, ein Fashion Designer zu sein – und dadurch zum perfekten Söldner in Sachen Mode (und vor allem Accessoires) geworden ist.
Adrian Josef Margelist Adrian Josef Margelist is one of the greatest Swiss talents in the international fashion circus. He grew up as a child of a workingclass family in Brig in the Valais, and at the age of 16 decided to become a fashion designer. Thanks to financial support from his elder brother, who had worked his way up in banking, Adrian Margelist was able to gain his Master’s Degree in Fashion Design at the internationally renowned Istituto Marangoni in Milan. After collaborating on a project for Levi’s (Engineering Jeans) he worked with Vivienne Westwood, Fabric Frontline, Esprit and MCM in increasingly important positions. Then this summer, he was called by Philippe Gaydoul of Navyboot to spend the next three years transforming the small Swiss label into a top international brand.
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FASHION
FRANZISKA FRUTIGER
Blattschuss
BlattSCHUSS Eine etwas tierische Fashionstory, die mitten ins Herz trifft
Franziska Frutiger
Konzept / Produktion Dario Cantoni / Franziska Frutiger
AGNES KLEID UND JACKE VON ALAÏA, ERHÄLTLICH BEI TROIS POMMES STYLE ST.MORITZ. DITO GÜRTEL UND STIEFELETTEN, ZIELSCHEIBEN VON HAUS DES JÄGERS ST.MORITZ. ALEXANDRA KLEID UND JACKE VON ALAÏA, ERHÄLTLICH BEI TROIS POMMES STYLE ST. MORITZ. GÜRTEL UND SCHUHE VON ALAÏA, ERHÄLTLICH BEI TROIS POMMES STYLE ST.MORITZ, SRÜMPFE VON FALKE. AGNES KLEID UND GÜRTEL VON ALAÏA, ERHÄLTLICH BEI TROIS POMMES STYLE ST.MORITZ.
FASHION
FRANZISKA FRUTIGER
Blattschuss
AGNES KLEID VON ALAÏA, ERHÄLTLICH BEI TROIS POMMES STYLE ST.MORITZ. STRÜMPFE VON FALKE, PELZCAPE VON PRIVAT, FASAN VON GLOBUS DELICATESSA
ALEXANDRA KLEID VON BALLY, HIRSCHTROPHÄE VON PETER PICENONI, TIERPRÄPARATOR CELERINA
ALEXANDRA KLEID und jacke von hannes b., erhältlich bei hannes b. zürich und st.moritz. Stiefel und handschuhe von bally, STRÜMPFE VON FALKE.
FASHION
FRANZISKA FRUTIGER
Blattschuss
LEFT Leopard print leggings by DVF at www.matchesfashion.com Blue sequin jacket by Freda www.matchesfashion.com Beige fur ear muffs by Karl Donahue at www.net-a-porter.com RIGHT Black cropped tux jacket by Theory www.theory.com Lace top by Isabella Oliver www.isabellaoliver.com. Velvet knickers by Topshop www.topshop.com Footless tights by Pretty Polly www.prettypolly.co.uk
AGNES KLEID, BOLERO UND PULSWÄRMER VON SONJA FRITSCHI ALEXANDRA PULLOVER, JUPE UND PULSWÄRMER VON SONJA FRITSCHI
FASHION
FRANZISKA FRUTIGER
Blattschuss
AGNES LEDERMANTEL VON HABSBURG, ERHÄLTLICH IM HAUS DES JÄGERS ST.MORITZ AGNES CASHMERE STRICKJACKE VON JACK SAVIERO PALATELLO, ERHÄLTLICH BEI TROIS POMMES STYLE ST.MORITZ, HEMD VON ROBERT FRIEDMANN, ERHÄLTLICH BEI BOUTIQUE ALIBI ZÜRICH, PLAID VON HO ZÜRICH, KNIESTRÜMPFE FALKE ALEXANDRA JACKE VON LUIS TRENKER, HERRENHEMD VON ROBERT FRIEDMANN, STIEFEL VON LUIS TRENKER, ALLES ERHÄLTLICH BEI BOUTIQUE ALIBI ZÜRICH. HIRSCHGEWEIH KERZENSTÄNDER VON THE ART OF CHALET CHIC ZÜRICH, KOPFSCHMUCK VON HAUS DES JÄGERS ST.MORITZ, JEANS UND STEINBOCKFELL VON PRIVAT
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FASHION
FRANZISKA FRUTIGER
Blattschuss
AGNES KLEID UND STIEFEL VON BALLY, STRÜMPFE VON FALKE ALEXANDRA STRICKKLEID VON ADAM JONES, SCHUHE VON ALAÏA, BEIDES ERHÄLTLICH BEI TROIS POMMES STYLE ST.MORITZ, STRÜMPFE VON FALKE, WILDTELLER VON RESTAURANT STEFFANI ST.MORITZ, BESTECK MIT GAMSHÖRNERN, SILBERNER SERVIETTENRING UND SERVIETTEN VON HAUS DES JÄGERS ST.MORITZ
PORTRAIT
DESIGNSTAR
Philippe Bestenheider
ALEXANDRA BH UND SLIP VON LA PERLA, CASHMERE STRICKJACKE VON HEMISPHERE, BEIDES ERHÄLTLICH BEI KRIEMLER ST.MORITZ AGNES BODY VON LA PERLA, ERHÄLTLICH BEI KRIEMLER ST.MORITZ PELZDECKE, PELZKISSEN UND PULSWÄRMER IN KANINCHENFELL VON THE ART OF CHALET CHIC ZÜRICH, STEINBOCKFELLE VON PRIVAT AGNES KLEID VON SONJA FRITSCHI FOTOGRAFIE FFF FRANZSIKA FRUTIGER www.foto-ff.com foto assistEnt MAURO MELLONE STYLING MARLISE ISLER HaArE Und Make Up DANIEL SPIZZI POST PRODUCTION PATRICK SALONEN www.patricksalonen.ch ModelS AGNES AT FOTOGEN, ALEXANDRA AT FOTOGEN Special thanks to LEANDRO TESTA, PETER PICENONI, MARCO ZUFFELLATO, ALEXANDER JAQUEMET, ANDREA KLAINGUTI, PETER MÄRKI, JULIA STAAT, MARIA GULER, GRAPHIC ART BERN, MONIKA BOCK, LEITERIN ENGADINER MUSEUM BEZUGSQUELLEN BALLY www.bally.com TROIS POMMES, ST.MORITZ www.troispommes.ch HAUS DES JÄGERS, ST.MORITZ www.hdj.ch KRIEMLER, ST.MORITZ www.kriemler-stmoritz.ch THE ART OF CHALET CHIC, ZÜRICH www.id10.ch BOUTIQUE ALIBI, ZÜRICH www.alibizuerich.ch www.luistrenker.com SONJA FRITSCHI www.sonjafritschi.com
Das Shooting fand im Engadiner Museum, St.Moritz statt. Das über hundertjährige Haus beherbergt eine bedeutende Sammlung von Möbeln und Objekten alpiner Wohnkultur aus dem Engadin und den angrenzenden Tälern. Offen SO bis FR 10 – 12 und 14 -17 Uhr, Mai und November geschlossen www.engadiner-museum.ch
Exquisit. Oris Artix Complication www.oris.ch
ART
FILIGRANE LANDSCHAFTEN AUS GRAFIT
Robert B. Käppeli
Filigrane Landschaften aus
Guido Magnaguagno
Die Bleistiftzeichnungen von Robert B. Käppeli – Kompositionen, die in wochenlanger Konzentration langsam auf den meist grossformatigen Blättern Gestalt annehmen – atmen einerseits die monumentale Ruhe der alpinen Landschaft, zum anderen werden sie zu handschriftlichen Chiffren einer Wahrnehmung, die bewusst Position gegen das Allzuviel unserer Alltagswelt bezieht. Nach einem turbulenten Leben, das den Journalisten und Filmproduzenten Robert Käppeli nach London und Paris brachte, den PR Verantwortlichen des IKRK nach Afrika und den Unternehmer nach Thüringen, liess er sich 1990, 48-jährig, mit Frau und Kindern auf einem einsamen Anwesen am Wolfgang bei Davos nieder. Hier begann er wieder mit Zeichnen. Er war als Junge mit grossem Talent gesegnet, das aber weiter schlummerte, bis einer seiner Söhne ihn für die Zeichnung eines Nashorns für eine Laubsägearbeit bat. Jetzt war die Begeisterung wieder erwacht – und wie. Seitdem zeichnet er. Zeichnet obsessiv. Zeichnet Natur, die Schweizer Berge, die Schweizer Felswände, den Schweizer Schnee. Wälder und Bäume. Seitdem ist ein einzigartiges Oeuvre wie «aus einem Guss» entstanden. Es gibt kaum Vergleichbares. Ausser dass sich Käppeli einreiht in die ganz grosse Tradition unserer Alpenmaler: Diday und Calame, Segantini und Hodler. Nur dass sein Medium der Zeichenstift ist und seine Blätter schwarzweiss sind und manchmal auch grau flimmern. Zur Leidenschaft gesellt sich die Geduld. In fast meditativer Hingabe und Einfühlung webt er seine Bildteppiche, Strich für Strich, von links oben nach rechts unten, wie er einmal scherz-
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haft bemerkte. Er versenkt sich geradezu in seine Motive. Dabei kommt ihm eine seltene Meisterschaft zu Hilfe: Er kann mit Linien zaubern. Er kann aus schwarz oder grau auf weiss Licht machen und jene transparenten Schleier, die seinem Werk ihre Magie verleihen. Aus seiner Kunst lernen wir, dass die Natur ein Geschenk ist. Dass in ihr eine Göttlichkeit wohnt, die sich an ihren ewigen Gesetzen nährt. An ihrer unverbrüchlichen, umfassenden, vollkommenen Schönheit auch. Dass die «Midlifecrisis» einen Weltbürger wie Robert Käppeli derart erfasste und durchschüttelte, dass er der Hektik und dem Elend seiner Lebenserfahrungen, den schnellen Siegen und schmerzhaften Niederlagen, dem Gang der Geschichte dieses wahrhaft monumentale Werk abgewinnen konnte, grenzt an ein Wunder. Es geht weiter, Jahr für Jahr, durch alle Jahreszeiten und Wetterlagen, vielleicht auch Richtung Farbe, es ist von stoischem Gleichmut, Gelassenheit und heiterer Leichtigkeit. Der Künstler als weiser Lehrer. Als Wegweiser auch auf einem bedrohten Planeten, wo die Bergwelt als eines der letzten Refugien erscheint, als irdisches Paradies. In dieser Kunst kann man verweilen, wandern und sich wohlfühlen. Sie ist und tut gut.
Standpunkt 1661 m 端. m. bleistiftzeichnung 104 x 158 cm (Davos wolfgang)
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ART
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FILIGRANE LANDSCHAFTEN AUS GRAFIT
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Robert B. K채ppeli
standpunkt 2350 m 端. m. bleistiftzeichnung 160 x 105 cm (Glarner Alpen)
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ART
FILIGRANE LANDSCHAFTEN AUS GRAFIT
Robert B. Käppeli
standpunkt 1663 m ü. m. bleistiftzeichnung 161 x 104 cm (davos wolfgang)
Graphite graphics Robert B. Käppeli, born in Lucerne in 1942, lives and works in Davos Wolfgang. He belongs to the genre of individual artists who, distanced from the trendy contemporary art scene, create a visual repertoire of regional subjects bearing reference to the environment but with a high international level of artistic expression. Robert B. Käppeli, geboren 1942 in Luzern, lebt und arbeitet in Davos Wolfgang. Er gehört zu jenen solitären Künstlern, die abseits der trendigen Kunstszene der Gegenwart ein bildnerisches Repertoire erarbeiten, welches im Motiv auf das Regionale, auf die Umwelt, Bezug nimmt, in der künstlerischen Ausformung aber auf hohem internationalen Niveau anzusiedeln ist. Auskünfte bei Galerie Witschi, CH-8004 Zürich, www.stephanwitschi.ch Vorstellung der neue Werke in Farbe Winter/Frühling 2011 bei Galerie von Bartha, Chesa Perini, CH-7525 S-chanf.
On the one hand, Käppeli’s pencil sketches – compositions that take shape slowly over weeks of concentration, mostly on large-format sheets – exude the monumental tranquillity of the Alpine landscape. On the other, they are a hand-written code of an awareness that takes a deliberate stand against the excesses of our everyday life. With its restriction to radical pieces from nature, its interplay between designated and undesignated surfaces, between density and emptiness, Kappeli’s work unfolds a visual world that sets the permanent against the fleeting in the thin line between realism and the abstract.
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Wir planen Einrichtungen f端r B端ros, Wohnungen, K端chen und den Objektbereich Abitare M. H端rlimann AG Reichsgasse 71, Chur 081 252 65 68, info @ abitare.ch
ARCHITECTURE
EINE RECHERCHE PATIENTE
Die Umbauten von Hans-Jörg Ruch
Die Umbauten von hans-jörg ruch
Eine Recherche patiente Rahel Marti
Filippo Simonetti
In zwanzig Jahren hat der St. Moritzer Architekt Hans-Jörg Ruch ein gutes Dutzend Engadinerhäuser saniert und umgebaut. Dabei bahnte er sich seinen eigenen Weg im Umgang mit der Authentizität dieser Häuser. Grundlage jeder Arbeit ist eine archäologisch inspirierte Spurensuche in der historischen Substanz. So entwickelte er ein ausgeprägtes Gespür für die Gebäude und die Sicherheit, um hie und da mutig einzugreifen. «Wenn ich ein altes Haus zum ersten Mal betrete, schreite ich es ab, Raum für Raum. Dabei bin ich gern allein und lasse mir Zeit. Denn dieses Erlebnis ist wichtig für die spätere Planung des Umbaus.» So beschreibt Hans-Jörg Ruch, wie er eine Sanierung oder einen Umbau eines historischen Engadinerhauses beginnt. Der Architekt, 1946 im Kanton Solothurn geboren, betreibt seit 1989 ein eigenes Büro in St. Moritz und hat sich mit sorgfältigen Neubauten, vor allem aber mit seinen aussergewöhnlichen Umbauten alter Engadinerhäuser international einen Namen gemacht. Für diese Häuser, einige sind mehrere hundert Jahre alt, werden heute Preise im Bereich von einer Million Franken bezahlt, noch bevor sie renoviert sind, Tendenz steigend. Eine Entwicklung, die krass von der Geschichte abkehrt: Über Jahrhunderte war das Engadin ein mausarmes Alpental, Spielball fremder Herrscher, gepeinigt von einem kalten Klima. Seine Bauernhäuser zeugen von dieser Armut: Mensch und Tier unter einem Dach, kahles Gemäuer, die Küche eine Rauchhöhle, wenige kleine Kammern, wovon meist nur eine beheizt – die Stüva, die da und dort immerhin mit gutem Täfer oder Schnitzereien geschmückt ist. Trotz ihrer Kargheit vermögen diese Häuser ein zahlungskräftiges Publikum in ihren Bann zu ziehen. Es mag an ihrer für Bauernhäuser ungewöhnlichen Grösse liegen, einst aus der Not entstanden, heute als räumlicher
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SULÈR IN DER chesa perini, s-chanf
Luxus geschätzt. Es muss aber auch an der feierlichen Erhabenheit liegen, die diese mächtigen, ganz und gar ungekünstelten Gebäude ausstrahlen. Der Alpentourismus zelebriert gern und viel, spart nicht mit künstlichen Kulissen und hohlen Zitaten. Demgegenüber stehen die alten Bauernhäuser für eine unzweifelhafte Authentizität. Hans-Jörg Ruch hat seinen eigenen Weg gefunden, mit dieser Authentizität umzugehen. Dieser Weg hat drei Stationen: Das Aufspüren der historischen Substanz, das Bewahren der tradionellen Struktur und das Weiterbauen mit in Form und Material erkennbar neuen, aber ebenso dauerhaften Interventionen. «Wir machen in jedem Haus dendrochronologische Proben, und oft arbeite ich mit der Denkmalpflege zusammen, auch wenn das Haus nicht unter Schutz steht. Wir tragen Schicht für Schicht ab, bis das historisch Unwichtige entfernt ist. Es ist die Arbeit an einer Skulptur im Massstab 1:1», erklärt Hans-Jörg Ruch, wie er, als ersten Schritt eines Umbaus, der Geschichte eines Hauses nachspürt, beinahe wie ein Archäologe. In der Chesa Madalena in Zuoz gelang es ihm auf diese Weise, einen gemauerten Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert freizulegen. Das Alter der Chesa Büsin in Silvaplana konnte er auf 1550 datieren; sie hatte als wesentlich jünger gegolten. An der Hauptfassade der Chesa Andrea in Madulain entdeckte er zwei Trichterfenster mit farbigem Sgraffito, die von dickem Zementputz überdeckt waren. Als zweiten Schritt legt Ruch Wert darauf, die traditionelle Struktur der Häuser so weit wie möglich beizubehalten. Das heisst, er versucht die Umbauten so zu konzipieren, dass er die bestehende Raumfolge erhalten kann. Wo es möglich ist, bleibt die Küche die Küche und werden Bäder in bestehende Kammern oder Hauswinkel eingebaut. Als Knacknuss erweisen sich jedoch die Heuställe, die an den Wohnteil eines Hauses anschliessen. «Kathedralen des Engadins» nennt Ruch diese gewaltigen Leerräume. Bereits sind zahllose davon verschwunden, denn man kann sie bequem mit drei, vier Wohnungen ausbauen, ein einträgliches Geschäft. Ruch konnte seine Bauherrschaften bisher davon überzeugen, die Heuställe leer zu lassen. Baut er ein Haus für eine Kunstgalerie um, wird der Stall zur Ausstellungshalle, etwa in der Chesa Madalena in Zuoz, wo die eingezogene Galerie Tschudi den Heustall sogar als Kaltraum für Skulpturen beliess, in der Galerie Decardenas, ebenfalls in Zuoz, oder in der Galerie von Bartha in S-chanf, von der noch die Rede sein wird. In anderen
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ARCHITECTURE
EINE RECHERCHE PATIENTE
Die Umbauten von Hans-Jörg Ruch
Häusern richtet Ruch den Stall als Wohnhalle ein. Da diese beheizt werden muss, lässt er die hohen und schmalen Öffnungen der Scheune verglasen, erhält aber die teilweise geschnitzten Holzlamellen davor und stattet sie je nach den räumlichen Bedürfnissen mit einem Drehmechanismus aus. Die Lamellen verdecken die grossen Glasscheiben, die im alten Gemäuer auffallen würden. Dritter Teil eines Umbaus ist es meist, zusätzliche Nutzungen einzufügen. Ein anspruchsvoller, aber auch lustvoller Schritt. Herausragendes Beispiel dafür ist der Einbau eines Schlafzimmers mit Bad in die Chesa Büsin in Silvaplana. Hans-Jörg Ruch fasste Zimmer und Bad zu einem eigensinnigen, vieleckigen Körper zusammen und liess diesen vom bestehenden Wohnteil aus wie einen Rucksack in den Heustall hineinhängen. Im Innern sind Zimmer und Bad mit wunderbar duftendem Arvenholz ausgekleidet und bilden eine Welt für sich. Gegen aussen ist das Volumen hell verputzt und tritt damit als abstrakter Körper in Erscheinung, ganz und gar anders geartet als das ehemalige Bauernhaus. Diese Intervention hebt sich vom Bestand ab, ergänzt ihn auf mutige, skulpturale Weise und ist dabei ebenso sorgfältig und dauerhaft gebaut. Wichtig zu wissen ist, dass Ruch bei
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chesa andrea, madulain
Painstaking research Over the past 20 years, St. Moritz architect Hans-Jรถrg Ruch has renovated and converted at least one dozen historic Engadin houses. The first step and the basis of all his work is archeologically inspired research into the historic substance; the architect peels back the layers to the original core and with it the personality of the building. In a second step, he then endeavours to retain the traditional structure and to design the conversion so that the historic space layout is retained. In doing so, he ensures that a barn, an enormous empty space, is not converted and split up. This has been achieved in recent years, for example, in cooperation with art galleries, who use the barns as exhibition halls. In a third step, Hans-Jรถrg Ruch introduces new applications where necessary, often in the language of sculptural architecture, and with substantial materials, which complement the impressive buildings in a surprising manner. However, the new remains reversible and can thus be removed without causing any damage to the historic structure. Ruch frequently succeeds in treating the existing building substance with respect while at the same time boldly continuing its development.
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ARCHITECTURE
EINE RECHERCHE PATIENTE
Die Umbauten von Hans-Jörg Ruch
kunstraum in der chesa perini.
diesen Eingriffen wenn immer möglich ein Prinzip hochhält: Sie müssen reversibel, also ohne Schäden wieder auszubauen sein. Solche Eingriffe erfordern ein ausgeprägtes Gespür für das Wesen der Häuser, für die Balance von Alt und Neu, für Form und Material. In zwanzig Jahren und über die Arbeit an bald einem Dutzend historischer Häuser hat Hans-Jörg dieses Gespür ausgeprägt. Der Bogen schliesst sich in der Chesa Perini in S-chanf. Dieses Patrizierhaus konnte Ruch 1987 als sein erstes historisches Haus im Engadin instand setzen. Allerdings wollte die damalige Bauherrschaft Wohnungen in den Heustall einbauen, wogegen Ruch sich erfolgreich wehrte – der Heustall blieb leer. Fast zwanzig Jahre später erhielt Ruch, gleichsam als Lohn seines einstigen Widerstands, vom neuen Besitzer den Auftrag, einen Kunstraum in diesen Heustall einzubauen. Er gestaltete den Einbau als sieben Meter hohen, mit Teer geschwärzten Block, der den riesigen Stallraum beinahe ausfüllt; entlang der Seitenwände sind nur schmale Resträume übrig geblieben. Doch baut der Block den Stall nicht zu, sondern stärkt, ja überhöht dank seiner austarierten Dimension und enormen kubischen Präsenz die räumliche Wirkung des Stalls als grossartige Halle, als «Kathedrale». Bei all dem berührt der Einbau die alte Substanz mit keiner Schraube. Der «Kunstblock» zeigt auf, welches Kunststück Hans-Jörg Ruch mit seinen Umbauten oft gelingt: Der respektvolle Umgang mit der Substanz und deren mutige Weiterentwicklung zugleich.
RECHTS galerie von bartha. ein sieben meter hoher, mit TEER geschwärzter block im alten heustall.
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ARCHITECTURE
EINE RECHERCHE PATIENTE
Die Umbauten von Hans-Jörg Ruch
chesa perini, EINGANG zur GALERIE VON BARTHA.
Die erwähnten Galerien sind öffentlich zugänglich: www.galerie-tschudi.ch, www.galerievonbartha.com, www.artnet.com/decardenas.html Hans-Jörg Ruch, geboren 1946, führt seit 1989 ein eigenes Architekturbüro in St. Moritz und hat sich mit zahlreichen Neu- und Umbauten international einen Namen gemacht. Historische Häuser im Engadin – Architektonische Interventionen von Hans-Jörg Ruch Mehr als 200 grossformatige Farbfotos zeigen Hans-Jörg Ruchs international beachtete Umbauten. Grundriss- und Schnittpläne verdeutlichen die Interventionen. Mit Beiträgen von Hans-Jörg Ruch, Rahel Marti und Ludmila Seifert-Uherkovich sowie Fotografien von Filippo Simonetti. Leinenband mit Schutzumschlag, 323 Seiten, 224 farbige Abbildungen sowie 20 Pläne. 30 x 32 cm. Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich, ISBN 978-3-85881-223-0 Englische Ausgabe: Historic Houses in Engadin: Architectural Interventions by Hans-Jörg Ruch, Steidl Verlag, Göttingen. ISBN 978-3-86521-720-2 www.ruch-arch.ch
ART
JULES SPINATSCH
Unbehagen inklusive
Unbehagen
inklusive Christina Horisberger
Jules Spinatsch
Im Langzeitprojekt Snow Management Group führt uns der Schweizer Fotograf Jules Spinatsch hinter die Kulissen der alpinen Erlebniskultur. Seine nüchternen und unsentimentalen Bilder der gefügig und konsumtauglich gemachten alpinen Schneearenen sind von beklemmender Schönheit. Jules Spinatsch ist ein gefragter Künstler. Ein Medienkünstler und Fotograf vielmehr, der sich den Wirklichkeiten unserer Gesellschaft mit seziererischem Blick nähert: nüchtern, unsentimental, ästhetisch. Was uns Jules Spinatsch in seinen fotografischen Arbeiten und Videoinstallationen vor Augen führt, sind nicht die schönen, medial zubereiteten Momentaufnahmen der alpinen Landschaft, eines politischen oder kulturellen Events. Er führt den Betrachter vielmehr hinter die Kulissen und weitet unsere eingeschränkte Sicht(weise) zu einem fast schmerzhaften Panoramablick. Auch im Langzeitprojekt Snow Management Group lässt uns der Künstler zu Zuschauern und Beobachtern unserer eigenen Wahrnehmung werden. Einer Wahrnehmung, die selektiv und beschönigend ist, denn als Schnee- und Eventtouristen suchen wir in den Bergen das Vergnügen und Unterhaltung. Unsere urban verseuchte Seele soll durch die sonnengleissende Schneepracht geläutert, durch die geschmeidige Beweglichkeit des Snowboarders in der Halfpipe aufgeheitert werden. Das Davor, Danach und Zwischendurch interessiert uns nicht. Doch genau darauf hat es der in Davos geborene Künstler abgesehen. Die Alpen als durchorganisierte, massentauglich gemachte Ereignislandschaft. Jules Spinatsch führt uns zu Unzeiten an den Event, bei Dunkelheit, wenn sich die austauschbaren Orte entleert haben, und wir uns als Touristen schon längst an die Bar
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snow Management Group Alpine Division, Liquid Assets on Tilted Acres Daylight, Surface BM, 2007, C-Print 110/180 cm.
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ART
JULES SPINATSCH
Unbehagen inklusive
oder ans Cheminée unseres alpinschicken Resorts zurückgezogen haben. Es ist allerdings nicht allein die physische Kälte, vor der wir bei anbrechender Dunkelheit fliehen. Mit der einbrechenden Dunkelheit wird die Erlebnislandschaft der Alpen lebensbedrohlich in ganz anderer Art: Wenn nur noch das Pistenfahrzeug dröhnt, die Schneekanone rauscht und die Flutlichter blenden, drohen uns die schönen Bilder der weissen Arena, mit denen wir unsere Sehnsucht nähren, abhanden zu kommen. «Ohne die Alpen wäre die Schweiz ästhetisch ruiniert und der Tourismus pleite», sagte kürzlich der Schweizer Architekturkritiker Benedikt Loderer und meinte unsere Sehnsuchtsbilder der Alpen, die wir hegen und pflegen wie einen wertvollen Schatz. Jules Spinatsch trotzt der Kälte und Dunkelheit, die am Ende des Tages den Arbeitern hinter der Kulisse gehört. Doch dann wird die präparierte Piste, die gefügig gemachte Schneelandschaft, durch die Frontscheibe des Ratracs zu einem Ort von metaphysischer Gespenstigkeit. Der Pistenarbeiter als lonely hunter in der dunklen Weite des Schnees. Von unten im Tal zeigt sich das flutlichterne Schauspiel am nachtschwarzen Hang zeitgleich
in erhabener Schönheit. Zwei Momentaufnahmen ein und derselben Wirklichkeit. An der Winterolympiade in Turin verstellt uns Jules Spinatsch die Sicht auf den Hang mit einem Alfa Romeo auf dem «Siegespodest». Die Architektur des Events als andere Landschaft? Als eine andere Wirklichkeit? Oder ist es ein und dieselbe? Jules Spinatschs Fotografien der alpinen Erlebniskultur wirken ungeschönt und zugleich bis ins Detail inszeniert. Es ist ein kulturkritischer Blick, an dem uns der Künstler teilhaben lässt, der ganz ohne moralisierendes Pathos auskommt. Nüchtern hält Jules Spinatsch fest, was zu sehen ist. «Gerade diese Trockenheit verleiht seinen Arbeiten eine Weit- und Klarsicht, die beklemmender als manche im Detail ausgemalte Endzeitvision wirkt» (Martin Jaeggi in «Parkett» no 81, 2007). Nur im Projekt Fuxjagd erhält das Schreckensbild der Natur als Verliererin eine schemenhaft erkennbare Gestalt: In der Videodoppelprojektion, bei der wir Zeugen der Nachtarbeit sind, bahnt auch ein einsamer Fuchs sich seinen Weg – die alpine Natur und Erlebniskultur im nächtlichen Wettstreit um ihre Daseinsberechtigung.
snow Management Group Alpine Division, Liquid Assets on Tilted Acres Strategy, Unit, KC3, 2008, C-Print 80/100 cm.
Discomfort included Young swiss Art photographer Jules Spinatsch (*1964) primarily attracted international attention through his long-term projects and book publications. Snow Management, a case study on the tourist industry, focuses on the theme of the transformation of the Alps into an event land-scape. Temporary
Discomfort
examines
the
conditions for documentary photography of political events. His extensive videos and collages offer a detailed insight into his broad field of interests and allow us to observe issues behind the scenes and on the sidelines. snow Management Group Alpine Division, Liquid Assets on Tilted Acres Liquid Assets, Scene D6, 2004, C-Print, 140/180 cm.
snow Management Group Alpine Division, Liquid Assets on Tilted Acres Stimulation Unit EWD2, 2008, C-Print 80/100 cm.
ART
JULES SPINATSCH
Unbehagen inklusive
snow Management Group Alpine Division, Liquid Assets on Tilted Acres Daylight, Olymp C1, 2004, C-Print 80/100 cm.
Jules Spinatsch (*1964) machte vor allem durch Langzeitprojekte und Buchpublikationen international auf sich aufmerksam. «Snow Management Group», eine Fallstudie zur Tourismusindustrie, thematisiert die Transformation der Alpen zur Ereignis-Landschaft. «Temporary Discomfort» untersucht die Bedingungen dokumentarischer Fotografie von politischen Ereignissen. Seine raumgreifenden Video- und Bildinstallationen geben einen detaillierten Einblick in das weite Feld seiner Interessen und lassen uns Dinge hinter den Kulissen und auf Nebenschauplätzen beobachten. www.jules-spinatsch.ch, Galerievertretung: www.luciano-fasciati.ch
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Verantwortung f端r die Energiezukunft gemeinsam 端bernehmen. Sie. Wir. Als Partner.
Wir gestalten die Energiezukunft der Schweiz. Zusammen mit Ihnen. Alpiq, Ihr Partner f端r Energie und Energieservice.
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MOBILITY
JULIA, SUPER
Julia Moretti: Oboistin, Bergbäuerin
Julia Moretti: Oboistin, Bergbäuerin
Julia, super David Staretz
Peter Vann
Eine Frau zum Musizieren, Rinderzüchten, Motorradreisen, Kinderkriegen, Mundstückschnitzen, Kurvenkratzen, und allem, was das volle Leben sonst noch zu bieten hat. Wenn man versucht, Julias Könnerschaften aufzuzählen, sollte man eine Liste zum Abhaken dabei haben. Falls die überhaupt vollständig ist, denn es gibt sicher noch versteckte Talente, die sich nicht beim ersten Besuch erschliessen. Wenigstens ihre Schönheit ist augenfällig, die muss man nicht extra memorieren. Auch dass sie im siebten Monat schwanger ist, lässt sich schwer übersehen. Dass sie zwei liebe, wohlerzogene Schulkinder (Antonia und Lenz) hat, bleibt unvergesslich, sobald man die beiden kennengelernt hat. Dass der Bauer, ihr Mann, der gerade aus dem Kuhstall ihres vierhundert Jahre alten Anwesens hervorschaut, ein mit Preisen überhäufter Publikumsliebling, hochkarätiger Bühnenschauspieler, zweifacher Romy-Preisträger, Opernregisseur und diplomierter Landwirt mit Forstarbeiterprüfung ist, wird jetzt nicht weiter thematisiert, weil er dir unbedingt seine Ducati 996 zeigen muss, ehe er sich mit seinem Geländewagen in den Gebirgswald absetzt, um nach etwas Jagbarem Ausschau zu halten. Schliesslich hat er hungrige Münder zu stopfen. Julia Moretti also, Bergbäuerin, Mutter, Ducati-Pilotin, OldtimerLiebhaberin, Oboistin, Begründerin eines gefragten Kammer-
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orchesters, die es versteht, Kühe zu melken und Schmalwild zu kochen, ist vor allem ein lieber Mensch von freundlicher Offenheit, lustig, interessiert, neugierig und aufgeschlossen, aber nie oberflächlich oder hochtrabend. Sie sorgt sich nur um die Unberührtheit ihrer Einschicht oberhalb der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck. Denn was man garantiert nicht brauche, wären Scharen von Touristen und Autogrammjägern, die ihre Wochenendausflüge rund um die Morettis planten. Julia hat sich Zeit genommen, uns überall herumzuführen, aber erst steht sie noch in der Küche am Herd, der schon wunderbare Gerüche produziert, während die Gäste noch am Südtiroler Fladenbrot knabbern. Dort an den Dolomiten hat Morettis Familie mütterlicherseits ihre Wurzeln. Julia hingegen stammt aus Götzis in Vorarlberg. Nach dem haubenverdächtigen Essen erzählt sie von ihrer Musik, dem Orchester «moderntimes1800», schon liegen museale Oboen auf dem Stubentisch und aus einer Metallschachtel holt sie, wie ein Fliegenfischer seine schönsten Köder, ihre selbst gefertigten Mundstücke. Mit Leidenschaft
Julia moretti: mutter, bergbäuerin, ducati-pilotin, oldtimer-liebhaberin, oboistin, begründerin eines gefragten kammerorchesters – unter anderem.
und Fachwissen referiert sie lebendige Musikgeschichte: «Für die jeweils sich verändernden Musiksprachen hat man veränderte Instrumente gebraucht – die Säle wurden grösser, die Oboen mussten einen fokussierteren, etwas helleren Sound bekommen. Sie wurden auch technisch ausgereifter, bekamen immer mehr Klappen, was andererseits auch wieder Möglichkeiten vermindert.» Ob es heikle Instrumente sind, fragen wir, und warum sie als so schwierig zu spielen gelten? «Die Schwierigkeit liegt in den speziellen Mundstücken. Es handelt sich um Doppelrohrblätter, aus dem eigens in Plantagen gezüchteten Pfahlrohr (Arundo donax). Sie werden vom Spieler selber zugerichtet, angeschabt, umwickelt und vor dem Spielen eingefeuchtet, bis sie einen Idealzustand aus Klang und leichter Spielbarkeit erreichen. Gestimmt wird das Instrument mit den Lippen, mit dem Ansatz. Ich spiele die normale Barock-Oboe, dann gibt es die D’ Amore, die Da Caccia, in der Klassik kam statt der Da Caccia das Englischhorn dazu. Später noch, in der Frühromantik, kamen die ersten Klappen auf, die Komponisten schrieben hauptsächlich für Englischhorn oder Oboe ... Woher der Name kommt? Der stammt vom französischen hautbois, hohes oder lautes Holz.»
Dann nimmt sie die Mundstücke zur Hand: «Mit der Wicklung, mit Einschnitt und Schabung lässt sich die Klanghöhe verändern. Innen wird es gehobelt, aussen faconiert mit dem Schabemesser, alles wird händisch vom Musiker erledigt. Danach bindet man sie auf eine Hülse auf, die dann, nach weiterer Umwicklung, in den Instrumentenhals gesteckt wird.» Sie kann uns leider nichts vorspielen, denn «es ist sehr anstrengend. Der Druck geht direkt in den Bauch. Und das ist jetzt nicht gut». Fast hätten wir vergessen, dass sie ja im siebten Monat schwanger ist. Kitzelt das beim Spielen auf den Lippen? «Bei Anfängern schon, später nicht mehr.» Julia weiter: «Bei der Oboe gibt es viel Tischlerarbeit. Viele sind nicht bereit, diese feinmotorische Arbeit auf sich zu nehmen. Und: Das Holz lebt. Kein Mundstück ist jeden Tag gleich. Der Mond ist deutlich spürbar im Material, ich kann so den Zeitpunkt zurückverfolgen, wann ich es aufgebunden habe. Mache alles vor dem Neumond. Und es hält auch nur begrenzt. Man spielt drei Tage und dann ist es vorbei. Die Lieblinge spart man sich für die Auftritte auf.»Das ist ein Stichwort. Ob sie uns vielleicht noch ganz andere Lieblinge vorführen möchte?
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MOBILITY
JULIA, SUPER
Julia Moretti: Oboistin, Bergbäuerin
links julia morettis barock-oboe und die mundstücke (oben rechts) die von der musikerin von hand geschnitten und gewickelt werden. unten rechts im stall stehen pustertaler sprinzen und tuxer, zwei vom aussterben bedrohte rassen.
Wir gehen in die Garage, wo ein grüner Alfa Romeo Giulia Super («Unser Familien-Oldtimer») eine Lancia Fulvia 1,3 S und eine schwarze Ducati 620 Monster warten. Ihre dritte Ducati bereits. «Den Motorrad-Führerschein hab ich 1995 nachgemacht, damit ich meinen Mann auf Touren begleiten kann. Ich hab sie wahnsinnig gern. Das ist vielleicht kein Damenmotorrad. Ich fahr zu Proben damit, das Instrument im Rucksack.» Besonders hat es uns die gut erhaltene, perfekt restaurierte Fulvia angetan, Baujahr 1973. «Das war wohl eine Geburtstagsüberraschung! » «Meine Lieblingskuh heisst Fine, abgeleitet von ‹Die Feine›. Das sind Pustertaler Sprinzen, die Weissen. Aus Südtiroler Tälern. Sehr selten, beinahe wären sie ausgestorben. Und das sind
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Tuxer. Auch vom Aussterben bedroht. In den Siebzigerjahren hatte es nur mehr dreissig Exemplare gegeben. Inzwischen gilt der Bestand wieder als gefestigt. Wir verkaufen die weiblichen Rinder hauptsächlich als Zuchttiere. Nur die Stiere werden geschlachtet und als Fleisch vermarktet. Die Freilaufhaltung mit Hörnern ist sicher für die Tiere und ihren Herdentrieb die schönste Lebensform, man muss aber immer ein bisschen aufpassen und im Umgang konzentriert sein, sie sind aufgeweckt und wehrig.» Dann setzt sie sich in die Fulvia und brettert so beherzt durch die Landschaft, dass wir ihr kaum folgen können. Für diesmal, denken wir, haben wir genug von Julias Talenten kennengelernt. Wer noch mehr von Julias Ensemble und Konzerten erfahren möchte, möge sich bei www.moderntimes1800.at einloggen.
noch zwei leidenschaften: eine schwarze ducati 620 monster und die perfekt restaurierte lancia fulvia 1.3 s
MOBILITY
JULIA, SUPER
Julia Moretti: Oboistin, Bergbäuerin
Julia Moretti Die gebürtige Vorarlbergerin studierte moderne Oboe in Innsbruck und Barockoboe in Strassburg bei Katharina Arfken und in Mailand bei Paolo Grazzi. Sie war zehn Jahre lang festes Mitglied des Symphonieorchesters Vorarlberg und hat mit zahlreichen renommierten Barockensembles, wie etwa Il Giardino Armonico, dem Ensemble Zefiro und dem Freiburger Barockorchester gespielt, u. a. im Wiener Musikverein, im Wiener Konzerthaus, im Teatro San Carlo Napoli, bei den Schwetzinger Festspielen, beim Barockfest Münster und bei den Bregenzer Festspielen. 2003 gründete sie mit Ilia Korol das Kammerorchester moderntimes1800, mit dem sie u. a. bei der RuhrTriennale 2005 und 2006, bei den Salzburger Festspielen 2006, bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik mit René Jacobs sowie bei zahlreichen weiteren Festivals und Konzertveranstaltern im In- und Ausland auftrat. Zu den Gedenkfeierlichkeiten anlässlich des Tiroler Befreiungskampfes 1809 haben das Orchester moderntimes1800 und Tobias Moretti, eine musikdramatische Collage ausgearbeitet. Zuletzt: Konzertante Aufführung der Oper Emma di Resburgo von Giacomo Meyerbeer mit Simone Kermes und Vivica Genaux im Konzerthaus Wien. Ausserdem zahlreiche CD-Veröffentlichungen. Seit 2008 ist Julia Moretti Lehrbeauftragte im Unterrichtslehrgang Alte Musik an der Universität Mozarteum Salzburg. www.moderntimes1800.at
Julia, super Julia Moretti is a mountain farmer, mother, Ducati rider, old-timer fan, oboist and founder of a much-in-demand chamber orchestra who also knows how to milk cows and cook small game. She is above all a kind-hearted person, friendly, open, amusing, interesting, inquisitive and broadminded, but never shallow or pretentious. In the garage are a green Alfa Romeo Giulia Super (“our family old-timer”) a Lancia Fulvia 1.3 S and a black Ducati 620 Monster. Already her third Ducati. She uses it to travel to concerts or rehearsals – with her instrument in a rucksack on her back. If you’d like to know more about Julia’s ensemble, concert dates or CDs, login at www.moderntimes1800.at
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Eine stilvolle Umgebung ist Ausdruck von Wertschätzung.
Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Lebensgewohnheiten. Doch es gibt Werte, die Bestand haben und kurzfristige Strömungen überdauern. Zu diesen zählt traditionell hochstehende Gastfreundschaft in kultiviertem Ambiente. Sie findet Ausdruck im dezenten
Luxus liebevoll eingerichteter Zimmer und Suiten. Im zuvorkommenden und diskreten Service. In einer Küche, die hohe Ansprüche zu erfüllen vermag. Und nicht zuletzt in einem Wellness-Angebot, das den Bedürfnissen von Körper und Seele gleichermassen gerecht wird. Das Suvretta House freut sich auf Gäste, die ihren gepflegten Lebensstil in ihrer Umgebung widerspiegelt sehen möchten. Herzlich willkommen.
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REPORT
RADICAL SPORTS
Carven massgeschneidert
Seit über 25 Jahren baut die Schweizer Firma Radical Snowboards. Damit ist die Geschichte des Labels eng mit der Chronik des Snowboardens verknüpft. Heute stellt Radical neben Boards auch Ski her – die Vision der perfekten Kurve ist dieselbe geblieben. Und weil sich diese für jeden anders anfühlt, baut Radical Latten und Bretter nach Mass.
Carven
massgesch nei derT
Martin Messmer
Petra Kropf
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Urs Homberger
Dinge ab Stange kaufen, kann ziemlich unbefriedigend sein – vor allem, wenn man eine klare Vorstellung davon hat, was man will. Nehmen wir das Beispiel Pizza: Wer sagt denn, dass eine Pizza Tonno immer auch noch Kapern drauf haben muss? Weshalb nicht mal Spinat? Oder einfach mal komplett über die Stränge schlagen und eine Pizza Tonno mit Prosciutto kombinieren? Und wenn wir schon dabei sind: Würde das Birchermüesli mit der doppelten Portion Rosinen nicht viel besser schmecken? Sind wir also beim Trend der Individualisierung angelangt: Küchen, Fahrräder, Reisen, Notebooks, eigentlich fast alles lässt sich heute nach Mass herstellen. Was viele nicht wissen: Auch Skis und Snowboards gibts massgeschneidert. Das perfekte Brett, respektive die perfekten Bretter nach Mass waren denn auch die Vision der Schweizer Firma Radical. Bei den «Custom Dream Boards & Skis» kann von Optik und Design über Länge, Breite, Nose- und Tailshape, Taillierungsradius, Härte von Flex und Torsion bis zu Konstruktionsart, Materialien, Bindungsposition und Laufbelagstyp alles individuell ausgewählt werden. Und weil das Zusammenspiel all dieser Faktoren für den Laien ein kleines bisschen schwieriger abzuschätzen ist als das geschmackliche Resultat der Verbindung von Artischocken und Sardinen, lässt man sich beim Zusammenstellen der Traumbretter vom Radical-Team besser professionell beraten. Die Idee des perfekten Bretts ist eng verknüpft mit der Geschichte des Snowboardens überhaupt. Mark Farner, der Gründer von Radical, gehörte selbst zu den Snowboardfahrern der ersten Stunde. Nachdem er in Mexiko das Wellenreiten gelernt hatte, kam ihm beim Skifahren im Hoch-Ybrig der Gedanke, dass es irgendwie möglich sein müsste, Schneewächten ähnlich wie Wellen zu surfen. Das war 1981. Mark Farner suchte nach einem surfbrettähnlichen Irgendwas und fand in einem Sportgeschäft ein Brett mit
Tomm Gadient
Namen «Skiboard» – ohne Bindung, dafür mit rutschfestem Belag, ähnlich einem Skateboard. An der Spitze war eine Schnur befestigt, die es erlauben sollte, das Brett zu steuern und vorne leicht anzuheben, um nicht im Tiefschnee stecken zu bleiben. Schnell merkte er, dass das besagte Konzept einen Haken hatte: Der Anti-Rutsch-Belag war sofort voller Schnee, was die gewünschte Wirkung schnell aufhob. Der gerade Kantenverlauf eignete sich lediglich zum Geradeausfahren – der Spass hielt sich in Grenzen. Kein Grund zum Aufgeben: Mark Farner machte sich daran, sein erstes richtiges Snowboard auszutüfteln. 1984 war die Snowboardmarke Radical geboren. Damit war es aber nicht getan. Die Exoten mit nur einem Brett unter den Füssen wurden schnell als gefährliche Pistenrowdys abgestempelt und das Snowboardfahren auf den meisten Skipisten kurzerhand verboten. Um dies zu ändern, schloss sich eine Gruppe begeisterter Snowboarder – darunter Ruedi Matter (erster Schweizer Skateboardprofi), José Fernandez (erster ProfiSnowboarder), Andi Tanner (Gründer von Beach Mountain und Alprausch) und Mark Farner – zusammen und gründete den ersten Snowboardclub der Welt: Den Radical Snowboarding Club Zürich. «Radical» stand schon damals nicht für «extrem», sondern vielmehr für «verwurzelt» und «back to the roots». Die Leidenschaft für den Snowboardsport trieb Mark Farner dennoch ständig weiter. Er war Mitbegründer der
EDELMODELL DER LIMITED EDITION – PERFEKTES FAHRGEFÜHL in VERSPIEGELTEm 3-D-KARBON DESIGN, NUMMERIERT VON 1 BIS 10.
REPORT
RADICAL SPORTS
Carven massgeschneidert
NOCH HEUTE WIRD JEDER SKI UND JEDES SNOWBOARD INDIVIDUELL VON HAND GEFERTIGT.
SSBA (Swiss Snowboard Association) und des SSBS (Schweizer Snowboard Schulungsverband), Organisator der ersten Schweizer Meisterschaften im Snowboarden und der ersten europäischen Snowboard-WM 1987 in St. Moritz. Er fuhr selbst erfolgreich Weltcuprennen und einmal sogar aufs WM-Podest. Noch heute ist er Präsident und Experte des SSBS und verbringt etliche Tage pro Winter im Schnee, wo er seine Neuerungen testet und weiterentwickelt. Irgendwann ist bei Radical dann der Skibau dazugekommen. Heute arbeiten vier Leute mit Mark Farner in der Produktion, rund ein Dutzend Personen sind insgesamt in die Entwicklung, den Aussendienst, das Design und die Werbung involviert oder leisten temporäre Einsätze, wenn die Nachfrage gerade gross ist. Noch immer ist jedes Paar Ski und jedes Snowboard handgefertigt. Neben den individuellen, massgeschneiderten Produktionen entwickelt Radical jede Saison die Kollektion mit fixen Modellen weiter. Auch bei diesen besteht die Möglichkeit, das Design nach eigenem Geschmack zu gestalten. Ganz neu ab diesem Winter ist eine «Limited Edition der Edelmodelle», geeignet fürs Freeriden aber auch zum Carven – perfektioniert mit verspiegeltem 3-D-Karbon-Design und in nummerierter Auflage von 1 bis 10.
The dream of tailor-made turns Swiss company Radical has been making snowboards for over 25 years and so the history of the brand is closely linked to that of snowboarding. Mark Farner, founder of Radical, was also one of the snowboarding pioneers and by experimenting created his first snowboard himself. Today, Radical manufactures skis as well as snowboards – remaining true to the vision of the perfect turn. And because this feeling is different for everyone, Radical makes made-to-measure skis and snowboards. And every pair of Radical skis and every Radical snowboard are still handmade.
www.alpnrock.com
Redefining Luxury for real people Informationen über die aktuellen Verkaufsstellen in der Schweiz erhalten Sie unter: www.sportfashion-buesser.ch Vertrieb Schweiz: sport fashion agentur, Otto Büsser Industriestrasse 26b, CH-8152 Glattbrugg
Authentic Stephan Siegrist and Pro Trek
Foto / visualimpact.ch / Thomas Ulrich
PRW-5000T-7ER CHF 798.–
www.casio-watch.ch
REPORT
DER SCHNEETEUFEL
l e f u e t e e n h c S Der
Fabrizio D’Aloisio
Aus dem privaten Familiennachlass
Der Aroser Tüftler Martin Schmid erfand 1940 mit dem «Schneeteufel» den ersten motorisierten Schlitten der Welt. Eigentlich, um Feriengäste in den winterlichen Bündner Bergen zu chauffieren. Doch dann kam alles anders. Er ist knapp 3 Meter lang und gut 60 cm breit. Ferrari-Rot und fast so stromlinienförmig wie ein Fisch. Der von Martin Schmid 1940 erfundene Schneeteufel ähnelt mehr einem historischen Formelrennwagen als einem Schlitten – und markiert ein bisher kaum beachtetes Kapitel schweizerischen Unternehmertums: 1934 kam Schmid als Saisonnier für ein Luzerner Reisecarunternehmen als Mechaniker und Buschauffeur nach Arosa. Hier begann er ein Jahr später in seiner Freizeit motorisierte Schlitten zu konstruierten. Als Basis dienten ihm zuerst Davoser Schlitten, dann
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Viererbobs. Sein Antrieb war dabei eine innovative Geschäftsidee: Wintergäste auf vornehme und motorisierte Art gewerbemässig auf den Aroser Strassen zu transportieren. So entstand im Herbst 1940 der Schneeteufel, den Martin Schmid im darauffolgenden Winter positiv auf seine Funktionstauglichkeit testete. Fotos beweisen, dass Schmid mit seinem dreiplätzigen, 35 km/h schnellen Schlitten Gäste im winterlichen Arosa beförderte und manchmal sogar mit Anhänger unterwegs war. Mit dem Traum vor Augen, als Motorschlittenchauffeur das Aroser Dorfbild zu verändern, liess Schmid seine Erfindung 1941 beim Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum registrieren. Doch dann nahmen seine Pläne eine abrupte Wende: Während der Kriegsjahre blieben die Touristen aus und Schmids Erfindung schien keine Berechtigung mehr zu haben - bis die Schweizer Armee Interesse an der neuartigen Fortbewegungsmöglichkeit zeigte. Das Militär wollte damit die Schweizer Grenzsicherung stärken. Es stellte Schmid den Kauf seines Patents in Aussicht – unter der Bedingung, zwei dieser Schlitten während eines Jahres zur Probe einsetzen zu dürfen. Eine Forderung, die Schmid zeitlich und finanziell überforderte und das Geschäft deshalb platzen liess.
The Snow Devil In 1940, Martin Schmid, an inventor from Arosa, came up with the idea of the Schneeteufel (snow devil), the world’s first motorised sledge. The idea was to chauffeur holiday guests around the Graubunden mountains in winter. However, the situation then changed radically. Tourists stayed at home during the war and it seemed that Schmid’s invention would be of no further use – until the Italian army showed an interest in this new form of transport. Mass production of the sledge was already underway when an Allied air raid destroyed the factory in Italy. And so the story of the streamlined snow devil came to
Die nächste Anfrage, den Schneeteufel in etwas abgeänderter Form für militärische Zwecke zu verwenden, liess nicht lange auf sich warten. Ein Mailänder Industrieller und Aroser Stammgast namens Signore Colas kaufte schliesslich im Herbst 1942 Schmid sein Motorschlittenpatent ab. Das Ziel: für die italienische Armee Motorschlitten in grossen Einheiten herzustellen. Die Serienproduktion des Schlittens war bereits angelaufen als ein Bombenangriff der Alliierten Colas Fabrik in Italien zerstörte. Die Schlitten hätten für den Material-, Nachschub- und Verwundetentransport im italienischen Grenzgebiet zum Einsatz kommen sollen. Kurz nach Kriegsende verfolgten die Alliierten die Produktion des Motorschlittenkonzepts nicht weiter, weil der amerikanische Willis-Jeep den militärischen und privaten Nutzen eines Motorschlittens bei weitem übertraf. So nahm die Geschichte des stromlinienförmigen Schneeteufels sein jähes Ende. Martin Schmid übernahm mit dem Patenterlös eine Autogarage in Arosa, tüftelte weiter und erfand wenige Jahre später eine zwei Meter breite Willis-Jeep-betriebene Schneeschleuder, mit der er fortan die Bergstrasse zum Bündner Kurort im Winter offen hielt. 17 Jahre später erwarb Schmid mit seiner Frau das Hotel Astoria in Arosa, das er weitere 16 Jahre mit grossem Erfolg führte und heute von seinem Enkel weiterbetrieben wird. Der Schneeteufel-Prototyp ist seit 2004 im Besitz des Schweizer Verkehrshauses in Luzern.
an abrupt end.
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GUIDE
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Hotels & Restaurants Grandis Ustria Da Vin | Laax
Die Vinothek im Restaurant
Tropenhaus | Frutigen
Tropische Oase der Alpen Regionale, tropische Gerichte und einheimische, sibirische Störe in den Berner Alpen – was wie ein Schreibfehler aussieht, ist in Frutigen seit kurzem an der Tagesordnung. Aus der Wärmeenergie des Bergwassers, das aus dem Basistunnel des Lötschbergs fliesst (pro Sekunde sind es 100 Liter) werden im Tropenhaus Wärme liebende Fische und exotische Pflanzen gezüchtet. Zwanzig
Mitten im neuen Rockresort in Laax befindet sich
oder einem Walliser Raclette vom offenen Feuer
Tonnen Bananen, Papayas, Mangos, Karambolen,
das Grandis: Eine Vinothek, die zugleich ein Restau-
ausgiebig degustiert werden. Übrigens wird hier
Zwergbananen, Guavas, Physalis, Litchis, Durians,
rant ist – und umgekehrt. Die Vinothek ist 365 Tage
auf jede Art von elektrischen Kochhilfen verzich-
Mangostane, Pampelmuse, Granatäpfel, Avoca-
im Jahr geöffnet und hat in edlen Vitrinen über
tet: Nur was auf dem traditionellen Buchenholz-
dos, Ananas und Kumquats, dazu Gewürze wie
1000 verschiedene, auserlesene Weine für die
feuer zubereitet und erhitzt werden kann, kommt
Ingwer, Chili, Vanille und Pfeffer sollen jährlich
Gäste zur Auswahl. Diese können entweder zu
im Grandis auf den Tisch. Spezielle Weindegusta-
geerntet werden – natürlich ausgereift und so
stilvollen Antipasti oder gleich zu den Grilladen
tionen können auf Wunsch bestellt werden. (pk)
geschmackvoll wie sonst nur in tropischen Breitengraden. Das alles kann in den Erlebnisrestaurants des Tropenhauses gleich frisch gekostet werden, wie auch die sibirischen Störe und deren
Grandis | Ustria Da Vin Rocksresort, CH-7032 Laax-Murschetg T +41 (0)81 936 00 36 www.startgels.ch
Kaviar. Serviert inmitten tropischer Pflanzen, mit Blick auf den Botanischen Garten – umgeben von der imposanten Bergwelt der Berner Alpen. (pk) Tropenhaus Frutigen Postfach 144, CH-3714 Frutigen T +41 (0)33 672 11 44 www.tropenhaus-frutigen.ch
Igloobase | Stockhorn
Eskimo-Feeling in den Berner Alpen Lust auf einen winterlichen Event der etwas anderen Art? Dann könnte die Igloobase unterhalb des Stockhorngipfels im Berner Oberland genau das Richtige für Sie sein. Fünf grosse Iglus am Ufer des Hinterstockensees, ein kurzer Fussmarsch von der Mittelstation der Stockhornbahn und dennoch weit vom winterlichen Touristenrummel entfernt, bilden das Basislager für verschiedenste Veranstaltungen und Aktivitäten: Eisskulpturen schnitzen, ein 6-Loch-Wintergolf-Parcours, Eisfischen, Open-AirKino, Ratrac-Rennen mit ferngesteuerten MiniRatracs, Schneeschuhlaufen oder einfach ein gemütliches Essen. Die Räume sind mit Sitzgelegenheiten und Bars aus Schnee und Eis «möbliert» und bieten gemeinsam Platz für bis zu 100 Personen. Bei guten Verhältnissen sind sie ab der Altjahrs-
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woche bis zum 13. März 2011 geöffnet. (pk)
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igloobase basecamp GmbH, Postfach 410, CH-3800 Interlaken T +41 (0)33 823 93 23 www.igloobase.ch
ADVERTORIALS
HOTEL CASTELL | ZUOZ Kaum ein Hotel liegt bei Gästen jeglicher Klassen dermassen im Trend wie das Castell in Zuoz. Familien, Paare und Individualisten, Sportler und Kulturreisende, Junge wie Gereifte sorgen für einen phänomenalen Gästemix auf der KawamataTerrasse. In der faszinierenden Hotelwelt verschmelzen
Restaurant Casa Alva | Trin
Kreative Küche im alten Pfarrhaus Zuerst war da das schöne, 500-jährige Pfarrhaus in Trin. Als Lucia Monn und ihr Partner Corsin Pally von einem langjährigen Mallorca-Aufenthalt wieder in die Heimat zurückkehrten, gestalteten sie mit dem Besitzer das Pfarrhaus in ein Lokal für Geniesser um. In den alten Stuben der Casa Alva in Trin sitzt man gemütlich und speist edel, ehrlich
Kunst, Architektur, Kulinarik und alpiner Komfort zu einem einzigartigen Ferienerlebnis. Das Hamam belebt mit leuchtenden Farben und bietet orientalische Badekultur mitten in den Engadiner Bergen. Die Castell-Küche ist frisch, saisonal abgestimmt und ideenreich. Stilgerecht, doch unkompliziert speist man unter der Stuckdecke des historischen Saales. Ein eigentliches Kunstwerk ist die sinnliche Rote Bar mit der Castell Lounge. Nicht nur hier lässt es sich tagträumen, im ganzen Haus und zwischen der namhaften Sammlung moderner Kunst verfliegt die Zeit im Nu, und man kann sich herrlich dem Müssiggang hingeben. Eine eigene Welt auf dem anderen Berg bei St. Moritz.
und authentisch. Die Küche von Corsin Pally ist stimmig, die Betreuung der Gäste durch Lucia Monn herzlich. Erste gastronomische Erfahrungen sammelte das
Castell Hotel, Restaurant, Hamam, CH-7524 Zuoz T +41 (0)81 851 52 53 www.hotelcastell.ch
Paar 1993 in Mallorca. Heute sind die Gastronomie-Quereinsteiger Profis. Was sie drauf haben, zeigen sie seit Anfang Mai 2009 in Trin. Doch wer die eigenständige, kreative Küche von Corsin Pally probieren will, muss zuerst eine steile Stiege in die Gaststube im ersten Stock hinaufsteigen … Doch dann beginnen die Verwöhnstunden. Der Gast sucht sich aus drei verschiedenen Menüs mit 4 bis 6 Gängen aus, worauf er Lust hat, etwa auf ein Wachtelbrüstchen, auf Heilbutt mit BelugaLinsen, Spargel und Safran-Schaumsösschen, in Rotwein geschmorte Lammhaxe. Nächtigen könnte man dann noch in einem der sechs Gästezimmer. (khr / Foto: K. Huber)
CARLTON HOTEL | ST. MORITZ Das im Jahre 1913 erbaute Traditionshaus hat seit der Neuauslegung in 2007 als modernes Grand Hotel die Massstäbe für individuellen Luxus neu definiert. Die von Stardesigner Carlo Rampazzi exklusiv mit edelsten Materialien eingerichteten Juniorsuiten und Suiten bieten höchsten Komfort mit einem Superlativ an Licht und Raum. Alle 60 Einheiten richten Ihre Aussicht auf den St. Moritzersee und das atemberaubende Oberengadiner Alpenpanorama. Das Carlton Spa bietet auf drei Etagen und über 1200 luxuriös ausgestatteten Quadratmetern Wellness für Körper, Geist und Seele. Die beiden Restaurants sowie Bar und Lounges verbinden ausgezeichnete Kulinarik und exklusives Hotelerlebnis in einem von Farben und Formen geprägten Dekor. Fine Dining im klassischen Ambiente des «Restaurants Romanoff» oder «Dining». Im Carlton Hotel treffen Neues und Beständiges aufeinander, der privilegierte Luxus und der persönliche, exklusive Service bilden den perfekten Rahmen für einen unvergesslichen Aufenthalt in St. Moritz.
Restaurant Casa Alva Via Visut 31, CH-7014 Trin T +41 (0)81 630 42 45 www.casaalva.ch
Carlton Hotel bbbbbS Via Johannes Badrutt 11, CH-7500 St. Moritz T +41 (0)81 836 70 00 www.carlton-stmoritz.ch
GUIDE
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Hotels & Restaurants Almdorf Seinerzeit | Kärnten
Luxuriöse Alpenromantik Auf der Fellacheralm, einem sonnigen Hochpla-
zeitung und die geputzten Wanderschuhe auf die
teau in unmittelbarer Nähe des Kärntner National-
eigene Sonnenterrasse oder in die Hütte. Ver-
parks Nockberge, liegt ein kleiner Ort mit Namen
schiedene Restaurants mit einheimischen Spezia-
Almdorf Seinerzeit. Mit «Seinerzeit» sind die 21
litäten und ein auserlesener Weinkeller sorgen
frei stehenden Almhütten, vier Jagdhäuser und
für kulinarischen Genuss. Und im Alm Spa kann
drei Chalets gemeint, die allesamt nach überlie-
man sich je nach Jahreszeit mit anderen, natür-
ferter Handwerkskunst mit naturbelassenen
lichen Kräuterbehandlungen verwöhnen lassen.
Materialien erbaut worden sind. Die Isolierung
Daneben gibts Massagen, Kräuter- und Heu-
besteht aus Schafwolle, die Dächer sind aus Na-
bäder in Holzbadewannen, Panoramasaunen,
gelschindeln, abends erhellen hundert Petro-
einen erfrischenden Aussenteich und jede Menge
leumlampen den Ort. Was aber alles nicht bedeu-
Freizeitmöglichkeiten. (pk)
tet, dass auf irgendeinen Komfort «Heutigerzeit» verzichtet werden müsste: Die Hütten sind mit Fussbodenheizung, digitalem TV, Flatscreen und W-LAN ausgestattet, und morgens serviert ein Hüttenwart das Frühstück, die gewünschte Tages-
Almdorf Seinerzeit Fellacheralm, AT-9564 Patergassen bei Bad Kleinkirchheim, Kärnten T +43 (0)4275 7201 www.almdorf.com
Hotel Schweizerhof | St. Moritz
BELLE EPOQUE UND MODERNE Aus den Fenstern des Schweizerhofs im
hinter den Engadiner Berggipfeln verschwun-
Herzen von St.Moritz imponiert nicht nur der
den ist, trumpft der Schweizerhof mit seiner
eindrucksvolle Blick auf den St. Moritzer-See.
Indoor-Barmeile auf. Darin befinden sich drei
Dank eines umfangreichen Umbaus des Vier-
unkomplizierte Bars für ein bunt gemischtes
Sterne-Superior-Hauses präsentiert sich auch
Publikum: das legendäre Stübli, ein Engadi-
sein Inneres frisch herausgeputzt. Der Schwei-
ner Pub mit Livegitarrenmusik; die Muli Bar,
zerhof ist gleichzeitig traditioneller und mo-
eine trendige Chillout-Bar mit Loungemusik
derner geworden. Die Gäste fühlen sich im
und (She) DJs sowie die stilvolle Piano Bar mit
Mix aus Belle-Epoque-Atmosphäre und zeit-
Cocktails, Champagner und Livepianomusik.
gemässem Servicestil zu Hause. Im Hotel wie auch im Restaurant Acla, das an 365 Tagen im Jahr die beliebten Klassiker wie Tafelspitz und Wiener Schnitzel serviert. Bei guter Witterung empfängt das Acla Giardino zu Glühwein und Sonnenbad. Und wenn die Sonne Hotel Schweizerhof Via dal Bagn 54, CH-7500 St. Moritz T +41 (0)81 837 07 07 www.schweizerhofstmoritz.ch
ADVERTORIALS
Kulm HOTEL | ST. MORITZ Capunseria | Flims
Capuns finden neue Heimat
Die St. Moritzer Legende und eigentliche Geburtsstätte des Wintertourismus begrüsst seit über 150 Jahren Gäste aus aller Welt. Daraus entwickelte sich eine unvergleichliche Aura aus Luxus, Tradition, modernem Komfort und herzlicher Gastfreundschaft. Verschiedene Restaurants mit unterschiedlichem Ambiente bieten den Gästen ein fein abgeschmecktes Repertoire, das keine Wünsche offen lässt: Ein Highlight ist das komplett neu konzipierte Gourmet Restaurant «The K». Die klassisch französische Küche wird hier leicht und neuzeitlich präsentiert. Mit 15 «GaultMillau»-Punkten spielt das Gourmet Restaurant in der kulinarischen Topliga von St. Moritz. The Pizzeria offeriert Köstlichkeiten der italienischen Küche, zahlreiche Pasta-Spezialitäten und die beliebten Pizzas aus dem Holzofen. Die Sunny Bar ist historischer Treffpunkt tollkühner CrestaRider und vieler Persönlichkeiten der internationalen High
«Eine Capunseria – was ist denn das?», so fragen
Society. Im ausgefallenen Dekor mit Fotos aus der lebendigen
manche. Capuns kennt man: ein uraltes Bündner
Geschichte erfreuen sich die Gäste an feinen Drinks, exklu-
«Arme-Leute-Gericht», das relativ aufwendig pro-
sivem Sushi und all den anderen Besonderheiten der japa-
duziert, heute wieder in aller Munde ist …
nischen Küche.
Die Capuns in der Capunseria von Charly Bieler und seiner Frau Mia haben einen traditionellen Background: Spätzliteig, Salsiz, Salametti, Landjäger, gekochter Schinken, Kräuter für die Füllung,
Kulm Hotel bbbbb Via Veglia 18, CH-7500 St. Moritz T +41 (0)81 836 80 00 www.kulmhotel-stmoritz.ch
alles in ein Mangoldblatt eingewickelt und serviert an einer aromatischen Sauce. Für Vegetarier gibts auch Capuns ganz ohne Fleisch. Die Mangoldwickel werden von Charly Bieler,
HOTEL mirabeau | zermatt
seiner Frau und vielen Freunden tausendfach gefertigt. Denn seit der pensionierte Journalist und
Le Corbeau d’Or gilt als bestes Gourmet-Restaurant von
Autor von zwei Capuns-Büchern einen alten Stall
Zermatt. Das ist bekannt wie auch die 15 «Gault Millaus»
auf Flims Foppa umgebaut hat, stürmen die Leute
von Chef Alain Kuster, seine exquisite Küche, die Schätze
seine Capunseria. Die Capunseria ist schlicht,
aus dem Kräutergarten und die hausgemachten Chutneys,
aber modern ausgestaltet und kommt ganz ohne
Konfits und Essenzen. Doch das Mirabeau bietet mehr: Im
folkloristische Elemente aus. «Wir wollten ein
Hausrestaurant «zerMatta» geniesst man täglich kulina-
Lokal, in dem nicht die Dekoration sondern die
rische Überraschungen und ein belebendes Vitalmenü mit
Gäste die Hauptrolle spielen», sagt Charly Bieler.
Matterhornblick.
(khr / Foto: K. Huber)
Josef’s Wine Lounge – benannt nach dem unaufgeregten Patron des Hauses – ist cooler Treffpunkt für Weinlieb-
Capunseria CH-7017 Flims Foppa T +41 (0)78 883 68 99 www.capunseria.ch
haber und Bonvivants. Beide Lokale wie auch die Suiten und Zimmer in der neuen Residence überzeugen durch ihr schlichtes alpines Design und vermitteln den Eindruck, genau am richtigen Ort zu sein. Das Angebot des Spa orientiert sich an den regionalen Schätzen und ist überaus intelligent zusammengestellt. Als positive Eindrücke bleiben die Gastfreundschaft, ein unaufdringlich souveräner Service und gekonntes Understatement.
Hotel & Residence Mirabeau Untere Mattenstrasse 12–14, CH-3920 Zermatt T +41 (0)27 966 26 60 www.hotel-mirabeau.ch
GUIDE
WINTER 2010/11
Restaurants & Shopping The River House | Andermatt
Design Hotel in Andermatt Das Boutiquehotel «The River House» ist 250 Jahre alt und so modern wie noch nie: Komplett renoviert und mit viel Liebe zum Detail präsentiert es sich als das erste Design- und Ökohotel Andermatts. Jedes der acht Zimmer hat ein anderes Thema, alle sind urchig, naturverbunden und zum Wolfühlen. Das alte, den RenovierungsThe River House Boutique Hotel, Gotthardstrasse 58 CH-6490 Andermattl T +41 (0)41 887 00 25 www.theriverhouse.ch
Restaurant Cambrian | Adelboden
Neue Alpine Küche
arbeiten zum Opfer gefallene Holz, ist für den Bau der handgezimmerten Betten wiederverwer-
Stylish aber unkompliziert, authentisch und den-
tet worden. Die Hotelküche verspricht traditio-
noch mit einem kosmopolitischen Flair: Dies trifft
nelle Schweizer Rezepte, kombiniert mit einer
sowohl auf das Design als auch auf die Küche des
Prise internationaler Cuisine. Und zu guter Letzt
Restaurants im Hotel Cambrian in Adelboden zu.
trumpft die Hotelbar «Alte Apothek», welche
Eine kreative Menükarte, das umfangreiche Wein-
nach ihrer alten Funktion benannt ist, mit viel
angebot und der Panoramabergblick aus dem
Stimmung und Livemusik auf. (pk)
Herzen von Adelboden macht es zu einem der angesagten Treffpunkte des Alpenortes. Die «Neue Alpine Küche» nennt das Küchenteam ihre frisch interpretierten Bergklassiker. Sie alle werden mit saisonalen Zutaten und möglichst innerhalb
Aston Martin | St.Gallen, Zürich
weniger Kilometer um Adelboden angebauten
Aston Martin mal zwei
Produkten zubereitet. Am Mittwoch findet ein Markt im Restaurant statt, wo ebendiesen örtlichen Lieferanten begegnet werden kann. (pk) Restaurant im Cambrian The Cambrian, Dorfstrasse 7 CH-3715 Adelboden T +41 (0)33 673 83 83 www.thecambrianadelboden.com
Seit August hat St. Gallen eine eigene Aston-Martin-
sollen und wo sie auch andere Premiummarken
recht im Fonds seines Renncoupés herumführen
Filiale. Zu verdanken ist dies einem erfolgreichen
kennenlernen können.
möchte, dem sei die vorgängige Einkleidung der
Unternehmer aus dem Appenzell, der nicht nur au-
Bereits jetzt kennenlernen kann man einen wei-
Kidz bei Hackett empfohlen. (pb)
toverrückt ist, sondern auch die Zeichen der Zeit
teren Aspekt von Aston Martin. Dafür ist ein Be-
erkannt hat und verwegene Pläne für den Verkauf
such in der soeben eröffneten Zürcher Filiale von
der britischen Luxuskarossen in der Alpenregion
Hackett London nötig. Denn in den grosszügigen
hat. Um möglichst schnell loslegen zu können, hat
Räumlichkeiten am Paradeplatz gibt es eine gan-
er sich vorübergehend in eine ehemalige Ferrari-
ze Abteilung, in der die von Hackett in Lizenz
Garage eingemietet. Geplant ist in Bälde ein mar-
hergestellte Kleiderkollektion für Aston Martin
kanter Holzneubau ausserhalb der Stadttore, ein
präsentiert wird. Und da hats nicht nur die edlen
Zwischending aus Premiumgarage, cooler Bar und
Brit-Klamotten für den gutbetuchten Sportwa-
stilvollem Event-Place, in dem sich anspruchsvolle
genfreak, sondern auch gleich noch alles für den
Menschen in adäquater Architektur wohlfühlen
Nachwuchs. Wer also seine Kinderschaft stilge-
114
Winter 2010/11
Aston Martin St.Gallen AF Cars AG, Kolumbanstrasse 82 CH-9008 St.Gallen T +41 (0)71 694 60 07 www.astonmartinstgallen.com Hackett London Paradeplatz, CH-8001 Zürich T +41 (0)44 211 00 77 www.hackett.com
ADVERTORIALS
Kempinski grand hotel des bains | St. Moritz Italienische Lebensqualität, Schweizer Natur und internationale Weltklasse … all das finden Sie in den Restaurants des Kempinski in St. Moritz. Sie wählen zwischen höchstem italie-
Restaurant Stüva Cuolm | Arosa
nischen Gourmetniveau im Ristorante «Cà d’Oro», Alpen-Tapas
GOURMET-BARACKE
im Restaurant «Enoteca», internationaler Küche im «Les Saisons» oder Schweizer Spezialitäten in der «Chesa Chantarella»
Grosse Ehre für das Arosa Kulm Hotel: im neuen
hoch über dem Dorf. Die Kochkunst des jungen Küchenchefs
GM Führer ist das 5-Sterne-Haus gleich mit drei
Mattias Roock ist klassisch, doch modern, motivierend und
Restaurants vertreten. Neben dem Muntanella
kreativ – und für das Jahr 2011 insgesamt mit 42 Punkten
und dem Ahaan Thai ist die Stüva Cuolm neu mit
«GaultMillau» ausgezeichnet.
13 Punkten gelistet. Das ehemalige Curlerlokal wurde zur edlen Trattoria ausgebaut, wo toska-
Les Saison – Bestes Frühstücksbüffet der Schweiz und abends
nische Küche präsentiert wird. Küchenchef Fabri-
unkompliziertes Restaurant für Familie und Freunde.
zio Locatelli unterstreicht seine klassische und
Ristorante Cà d‘Oro – Gourmetrestaurant mit mediterranenen
sehr detailbewusste Küche mit einer speziellen
Spezialitäten und Fischkreationen. Abendessen (nur im Winter).
Weinkarte, die ausschliesslich toskanische Win-
Enoteca – Wein und alpine Gerichte – modern und kreativ
zerinnen berücksichtigt. Die Stüva Cuolm bietet
umgesetzt. Offen am Abend.
wahren Genuss für Gaumen und Auge. (pb)
Chesa Chantarella – Gediegenes Bergrestaurant. Offen mittags und abends.
Stüva Cuolm c/o Arosa Kulm Hotel, CH-7050 Arosa T +41 (0)81 378 88 88 www.arosakulm.ch
Kempinski Grand Hotel des Bains bbbbbS Via Mezdi 27, CH-7500 St. Moritz T +41 (0)81 838 38 38 www.kempinski-stmoritz.com
Eternit (Schweiz) AG | www.eternit.ch Schweizer Qualitätsprodukte. Marktleader in Dach- und Fassadensystemen. Führend im Innenbau und Gartendesign.
GUIDE
WINTER 2010/11
Hotels & Shopping
Bally | St.Moritz und Davos
Neue Bally Shops in Davos und St.Moritz Auf diesen Winter werden gleich zwei neue Bally
gestaltet. Architektur, Einrichtung und verwendete
Boutiquen im Alpenraum (neu) eröffnet: Wäh-
Materialien widerspiegeln die zeitlose Eleganz
rend die St. Moritzer Filiale komplett renoviert
des Schweizer Qualitätslabels, das nächstes Jahr
wird, kommt der Standort Davos neu dazu. Klare
sein 160-jähriges Bestehen feiern kann. Die Neu-
Linien, grosse Schaufenster und offene luxuriöse
gestaltung wie auch die Ausrichtung der Kollek-
Ladenflächen sollen die Kunden ins Innere locken.
tionen markieren den internationalen Anspruch
Dieses ist grosszügig in wohl komponierten kon-
von Bally aber auch das tiefe Bewusstsein seiner
trastierenden Nuancen zwischen hell und dunkel
Wurzeln. (dc)
Bally St. Moritz Via Maistra 16, CH-7500 St. Moritz T +41 (0)81 833 64 54 Bally Davos Promenade 60, CH-7270 Davos T +41 (0)81 413 58 58 www.bally.com
AUSSERGEWÖHNLICH LEBEN, EXKLUSIV ERLEBEN. Mit dem «Blickpunkt Giessen Meilen» setzt die Beat Odinga AG
In parkähnlicher Umgebung entsteht die Urbane Insel – zehn
Zusätzlich zur Urbanen Insel entstehen zwei einzigartige
ein Zeichen. Nicht nur für zukunftsgerichtete Architekten und
Einzelhäuser mit insgesamt 34 Eigentumswohnungen, alle
Monolithen mit weiteren 13 exklusiven Eigentumswohnungen.
Planer, sondern auch für Menschen mit einem Gespür für Stil,
werden nach MINERGIE-Standard gebaut und bieten Wohnflä-
Die kubischen Wohnskulpturen mit aussergewöhnlichen
Qualität und Ästhetik. Der neue Lebensraum entsteht auf einem
chen bis zu 257 m . Sie schaffen Lebensraum in allen Facetten
Fassaden zeigen Architektur von ihrer schönsten Seite. Ihr
ehemaligen, über 30’000 m2 Industrieareal, wo einst Pumpen
von Gartenwohnungen bis zu Maisonette-Attikawohnungen.
Herzstück bildet das 5-stöckige Turmhaus mit 6 ½ Zimmern,
und Maschinen produziert wurden. Der Ort ist nicht nur ge-
Zu jeder Wohnung gehört ein grosszügiger Aussenraum mit bis
269 m2 Wohnfläche und einer Loggia mit Seeblick. Schöne
schichtsträchtig, er liegt auch in unmittelbarer Nähe des Zürich-
zu 203 m2 in Form einer Terrasse oder privatem Garten, zum
Aussichten für zukünftige Wohneigentümer.
sees, der Naherholungsgebiete und des Zentrums von Meilen.
Teil mit einer beeindruckenden See- oder Weitsicht.
www.giessen.ch
Beat Odinga AG, Blickpunkt Lebensraum Seestrasse 98, CH-8612 Uster T +41 (0)43 444 26 44 www.odinga.ch
2
ADVERTORIALS
MAIENSÄSS HOTEL GUARDA VAL | Sporz, Lenzerheide Bergromantik ohne Kitsch, dafür mit Luxus, Ruhe und Natür-
gefunden hat – aber nicht auf die Annehmlichkeiten eines
lichkeit: Elf bis zu 300 Jahre alte Hütten und Ställe bilden den
erstklassigen Hotels verzichten möchte. Dazu gehören zwei
Kern des Maiensässhotels Guarda Val, das im Weiler Sporz,
Restaurants, davon eins mit 16 «GaultMillau»-Punkten und
auf 1600 m ü. M., rund drei Kilometer oberhalb Lenzerheide
einem Michelin-Stern, sowie die Wellbeing-Oase «Guarda
liegt. In den ersten eineinhalb neuen Betriebsjahren nach dem
Sana», die mit Hot Pot im Freien, Chrafthütte, Chratzstube und
kompletten Umbau (das Hotel feiert heuer 40 Jahre) hat das
Heuliegen alles ausser gewöhnlich ist. Kurz: Das Guarda Val
Guarda Val eine grosse Fangemeinde erreicht, die hier ein
ist ein Maiensäss-Zuhause auf Zeit mit Charme und Cheminée.
ruhiges Refugium als Ausgleich zum globalisierten Alltag
Und unser Lieblingsplatz in geborgener Abgeschiedenheit.
Maiensässhotel Guarda Val CH-7078 Sporz/Lenzerheide T +41 (0)81 385 85 85 www.guardaval.ch
CHASELLAS | ST. MORITZ
TRUTZ | BERGSTATION SUVRETTA
CHAMANNA | MUNT SAN MUREZZAN
Einerseits Alpengasthof mit rustikalem Charme, anderer-
«Alles auf einmal», heisst das Erlebnis im Bergrestaurant
Dort, wo die weiss gezuckerten Berggipfel den tiefblauen
seits Gourmet-Geheimtipp: Das Chasellas versteht es,
Trutz: würzige Bergluft, ein herrliches alpines Panorama
Himmel berühren, liegt wie in einem Wintermärchen das
seine Gäste gleich in doppelter Hinsicht zu überraschen.
und Herzhaftes auf der Speiskarte. In den Spezialitäten
Bergrestaurant Chamanna: Treffpunkt hungriger Skifahrer
Tagsüber stärken sich Wanderer und Skifahrer mit währ-
des Hauses klingt die Verbundenheit mit Graubünden und
und Snowboarder auf 2672 m ü. M. Vor einer traumhaften
schaften Gerichten. Abends lassen sich Feinschmecker
die Nähe zu Italien und Österreich an. Einige Kostproben:
Alpenkulisse tanken die Gäste neue Kräfte. Leckeres aus
von Spitzenkoch Robert Jagisch verwöhnen. Der «Gault
Bündner Gerstensuppe, Pasta, Kaiserschmarrn, Streusel-
der Pfanne und vom Grill, Hotdogs, Rösti und Raclette
Millau» honoriert seine raffinierte Symbiose von Cuisine
oder Apfelkuchen. Tagsüber geöffnet. Abends kann das
laden dazu ein, herzhaft zuzugreifen. Tagsüber während
du marché und italienischer Haute cuisine mit 15 Punkten.
Restaurant für private Anlässe gemietet werden.
der Wintersaison geöffnet.
Restaurant Chasellas CH-7500 St. Moritz T +41 (0)81 833 38 54, Sonja Jörg www.suvrettahouse.ch
Bergrestaurant Trutz Bergstation Suvretta, CH-7500 St. Moritz T +41 (0)81 833 70 30, Sylvia Jeuch www. suvrettahouse.ch
Bergrestaurant Chamanna Munt da San Murezzan, CH-7500 St. Moritz T +41 (0)79 682 50 80, Vanessa Viajero www. suvrettahouse.ch
GUIDE
WINTER 2010/11
Hotels & Shopping Luis Trenker | Zug
Alpine Fashion wird Folklore
Shops in die Grabenstrasse in Zug. Rund 200 Freunde, Fans und Stammkunden waren gekommen, um das Ereignis im stilvollen Luis-TrenkerAmbiente gebührend zu feiern und einen Blick auf die neue Herbst-/Winterkollektion 2010/11 zu
Was sich in Deutschland bereits durchgesetzt hat
werfen. Unter den Gästen der rundum gelun-
(Ben Becker, Armin Assinger, DJ Ötzi, Helge
genen Eröffnungsfeier (sie dauerte bis in die
Schneider und zuletzt selbst ein Antifashion-
frühen Morgenstunden) waren Michi Klemera,
Addict wie Thomas Gottschalk sind auf den Ge-
Inhaber und Geschäftsführer von Luis Trenker,
schmack gekommen) soll nun auch in der
Prinzessin Karin zu Schaumburg-Lippe, Verleger
Schweiz zum Siegeszug ansetzen. Die Rede ist
Franco Ciringione und auch die Jetset-Lady Vera
vom alpinen Lifestyle-Label Luis Trenker. Wegbe-
Dillier anzutreffen. Gastgeberin Michelle Sigrist
reiterin für das Label aus Südtirol ist hierzulande
war überwältigt von der positiven Resonanz
die Zugerin Michelle Sigrist. Sie ist Luis-Trenker-
und gab auch gleich Einblick in ihre Seele: «Mit
Händlerin der ersten Stunde und lud Anfang Sep-
dem neuen Luis Trenker Shop rocken wir die
tember zum offiziellen Eröffnungsevent ihres
Schweiz!» Wer sie kennt, weiss, dass sie nun
neuen, 143 Quadratmeter grossen Luis Trenker
nichts mehr zurückhält. (pb)
Luis Trenker Grabenstrasse 14, CH-6300 Zug T +41 (0)41 710 72 32 www.luistrenker.com
HOTEL SARATZ | PONTRESINA Im Vier-Sterne-Superior-Hotel Saratz vereinen sich modernes Lebensgefühl mit Engadiner Hoteltradition, Grandezza mit Design, Architektur mit der einzigartigen Bergwelt des
Christophe Graber | St. Moritz
schaurig -schöne Juwelenwelt Seit 1988 ist Christophe Graber mit einem Geschäft in Zürich präsent. Seine aktuelle Adresse an der Fraumünsterstrasse 27, nahe der Zürcher Bahnhofstrasse, ist Galerie, Salon – eine Inszenierung rund um seine Schmuckwelt in Christophe Grabers mystisch-sinnlichem Stil. Die gleiche Handschrift prägt auch das neue, 60 m2 grosse Geschäft in St. Moritz: Dunkle Holzböden, fast schwarze, ebenholzfarbene Vitrinen, graugrün gestrichene Wände und graubraune Möbel. Im Schaufenster werden wie in Zürich auch, nur ein oder zwei Preziosen als magischer Blickfang in einer Vitrine in Szene gesetzt. (dc) Christophe Graber Juwelier Via Maistra 21, CH-7500 St. Moritz www.christophegraber.com
118
Winter 2010/11
Engadins. Das Saratz ist elegant, aber familiär, modern, aber charmant – und in der Kombination von Alt und Neu verströmt es vor allem eins: Atmosphäre. 93 stilvoll ausgestattete helle Zimmer bieten Design, Komfort und Gletscherblick. Das Jugendstilrestaurant im über 125-jährigen Saal schafft das stimmungsvolle Dekor für die leichte, kreative Küche des Punktekochs Valère Braun. Im angegliederten Gourmetrestaurant wird die klassische französische Küche unter Einbezug lokaler Naturprodukte zelebriert. Der Genuss findet in der gut assortierten AVO-Lounge mit edlen Zigarren und den passenden flüssigen Begleitern seinen krönenden Abschluss. Ungezwungener geht es in der Dorfbeiz Pitschna Scena und im Fonduekeller aus dem 17. Jahrhundert zu und her. Der Wellnessbereich mit Pool und Sarazenenbad sowie ein riesiger naturbelassener Park runden das überaus positive Hotelerlebnis ab. Hotel Saratz CH-7504 Pontresina / St. Moritz T +41 (0)81 839 40 00 www.saratz.ch
Agenda Winter 2010/11 Dezember
ehemaligen Olympiateilnehmern. www.sierre-salgesch.ch SPORTS
ART
22.10.10 – 25.9.11
Bern «Photographische Seiltänzereien» Jules Beck (1825 – 1904)
26. – 31.12.10
Davos Spengler Cup Davos Der alljährliche Spengler Cup ist eines der ältesten und prestigeträchtigsten Turniere in der Geschichte des Eishockeys. www.spenglercup.ch
Januar
FUN SPORTS
1.1.11
Amden Fassdaubenrennen Alte gerundete Fasshölzer dienen als Grundlage für diese sehr kuriose Sportart. www.scamden.ch
SPORTS
2. – 8.1.11
Davos 5. O'Neill Evolution Davos 2011 Die weltbesten Freestyle-Snowboarder zeigen Jamsessions in FreestyleDisziplinen, Tricks und Sprünge. www.davosklosters.ch
SPORTS Jules Beck – in Biel, Bern, Vevey und Strassburg aufgewachsen – war der erste Schweizer Hochgebirgsfotograf. Erstmals wird das Lebenswerk dieses Fotografen in einer Ausstellung gezeigt. Becks Aufnahmen begeistern durch ihre Schönheit und zeigen, wie sich die Bergwelt seither verändert hat. www.alpinesmuseum.ch
28.12.10 – 6.1.11
59. Vier-schanzen-Tournee Wiederholt Simi seinen Vorjahressieg? www.vierschanzentournee.com
SPORTS
7. – 9.1.11
Kandersteg Ice Climbing Festival Wettkampf, Produktetests, Szenetreff, Eiskletterdemos, Party und Workshops mit den weltbesten Eiskletterern. www.kandersteg.ch
SPORTS LEISURE
MUSIC
Locarno Locarno on Ice Ein Openair-Eisfeld auf der Piazza Grande versprüht magische Weihnachts-Atmosphäre mit mediterranem Touch. www.locarnoonice.ch
Gstaad 5. New Years Music Festival Ein Musikfestival mit diversen MusikGenres, jungen Talenten und etablierten Maestros. www.nymf.ch
2.12.10 – 9.1.11
28.12.10 – 8.1.11
8. – 12.1.11
Champéry La Grande Odyssee, Schlittenhunderennen Die 25 besten Hundeschlitten der Welt treffen bei diesem etappierten Langstreckenrennen über 160 Kilometer aufeinander – nach dem Vorbild der legendären Rennen Yukon Quest und Iditarod.
ART
11.12.10 – FEB 2011 Luzern Zentralschweizer Kunstszenen Aus Anlass des Jubiläums «10 Jahre Kunstmuseum im KKL Luzern» werden neun Kuratorinnen und Kuratoren aus der Zentralschweiz eingeladen, eine individuelle «Kabinett»-Ausstellung einzurichten. www.kunstmuseumluzern.ch ART GALA
19.12.10
Sierre Eis-Aufführung Mary Poppins Mary-Poppins-Aufführung mit über 20 russischen Eiskunstläufern und
AUG 2010 – APR 2012
Bregenz ANTONY GORMLEY Horizon Field Eine Landschaftsinstallation im alpinen Hochgebirge Vorarlbergs, Österreich. www.kunsthaus-bregenz.at
Winter 2010/11
119
GUIDE
WINTER 2010/11
Agenda Winter 2010/11 FUN SPORTS
21. - 23.1.11
Silvaplana
Swiss Pond Hockey Championship Back to the roots: Pond Hockey ist noch richtiges Eishockey – nur mit Schlittschuhen, Handschuhen und Stock, auf einem gefrorenen See. Für Plausch- und ehemalige Hockeyspieler. www.pondhockey.ch
FUN SPORTS
22.1.11 SPORTS
26.3.11
Saas-Fee Glacier Bike Downhill Downhill-Mountainbiker auf Eis und Schnee bewältigen 1800 Höhenmeter. www.saas-fee.ch/glacierbike
MOBILTY
13. – 15.1.11
CUISINE Graubünden/Italien
WinterRAID – Oldtimer-Winterrallye Speed und Drift auf Schnee und Eis. www.raid.ch
16.1. – 22.1.11
13. – 16.1.11
Südtirol
Chef’s Cup Südtirol Der Chef’s Cup Südtirol, der önogastronomische Topevent in Alta Badia, vereint Gourmet und Lifestyle auf höchstem Niveau. Gäste können an verschiedenen Kultur-, Gastronomie- und Freizeitangeboten teilnehmen. Die Infobroschüre gibt es bei den Tourismusbüros in Alta Badia. Zusätzliche Informationen unter www.altabadia.org
20. – 21.1.11 Zermatt
20. Horu Trophy Zermatt, Curlingturnier Die Horu Trophy ist eines der grössten Open-Air-Curlingturniere in Europa. 76 Teams spielen auf 19 Bahnen. www.cczermatt.ch
www.inferno-muerren.ch
SPORTS
FUN SPORTS
SPORTS
Mürren
Internationales InfernoRennen, Ski Alpin Erstmals 1928 von skiverrückten Engländern ausgetragen, gilt es heute als das grösste Amateurrennen des weltweiten Skisportes. 1800 Teilnehmer!
Arosa Arosa IceSnowFootball Zum ersten Mal treffen sich FussballNationalteams mit ehemaligen und aktuellen Nationalspielern zu einem Turnier auf Schnee. www.arosa.ch
22. – 23.1.11
Zweisimmen
Snowgames FIS Skicross Europacup, Skicross Open, Mountainbike Downhill, Hornschlittenrennen und ein Freestyle Contest versprechen ein spektakuläres Wochenende. www.snowgames.ch
MOBILITY
22. – 30.01.11
Château-
d’Oex 33. Internationales Ballonfestival Anlässlich des 33. Internationalen Ballonfestivals werden sich mehr als 80 Heissluftballons aus 18 Ländern am Himmel über Château-d’Oex treffen. www.festivaldeballons.ch
SPORTS
20. – 23.1.11 MOBILITY
15. – 17.1.11
Crans-Montana
Internationales Heissluftballontreffen Von jeher faszinieren Heissluftballone die Massen. Während dreier Tage ist der Himmel von Crans-Montana voll mit bunten Ballonen. www.crans-montana.ch
120
Winter 2010/11
Klosters Berenberg Snow-Polo Weltweit das einzige Snow-Polo-Turnier, das in den Abendstunden bei Dunkelheit gespielt wird. www.klosterspolo.com
TRADITION
23. – 29.1.11
Kandersteg Belle Epoque, Winter A la dazumal Kandersteg lässt die Blütezeit des Tourismus aufleben und zelebriert die Belle Epoque: Bobrennen, Eislaufen, Curling und Telemarkkurse, «Tea Times»
und opulenter Belle-Epoque-Ball. www.kandersteg.ch/belle-epoque SPORTS
27. – 30.1.11
St. Moritz St. Moritz Polo World Cup on Snow Das weltweit prestigeträchtigste Winter-Polournier auf Schnee. Vier High Goal Teams mit Handicaps zwischen 18 und 22 Goals kämpfen auf dem gefrorenen St. Moritzersee um den Sieg. www.polostmoritz.com
MUSIC
27. – 30.1.11
Lech-Zürs (AT) Bregenzer Festspiele im Schnee Auf einer atemberaubenden Bühne aus Hunderten Kubikmetern Schnee werden ergreifende Arien aus der Revolutions-Oper «André Chénier» dargeboten. www.lech-zuers.at
CUISINE
31.1. – 4.2.11
St. Moritz 18. St. Moritz Gourmet Festival Spitzenköche aus der ganzen Welt treffen auf den talentierten Kochnachwuchs und die renommierten Kollegen aus der lokalen Gastronomie. Das Original unter den Gourmetfestivals. www.stmoritz-gourmetfestival.ch
Februar
Garten & Lifestyle 16. bis 20. März 2011 | www.giardina.ch Mi, Do 9–20 Uhr | Fr 9–22 Uhr | Sa, So 9–18 Uhr | Messe Zürich
Tauchen Sie ein in bezaubernde Gartenwelten und erleben Sie einmalige Momente blühender Inspirationen.
SPORTS
3. – 6.2.11
Andermatt kästle adventure tours 2011 Freeride Advanced Camp Andermatt mit Sascha Schmid. www.kaestle-adventuretours.com
FUN SPORTS
5.2.11
Grindelwald Velogemel-Weltmeisterschaft Das Schneefahrrad Velogemel diente früher der Fortbewegung im Schnee. Bei der Velogemel-Weltmeisterschaft wird in halsbrecherischer Art die Hänge runtergeflitzt. www.grindelwald.ch
Media Partner
Official Champagne
GUIDE
WINTER 2010/11
Agenda Winter 2010/11 SPORTS
5. – 9.2.11
Silvaplana Stimorol Engadinsnow Die Crème de la Crème der Freeride Family zeichnet eindrückliche Linien an der Corvatsch-Nordwand. www.engadinsnow.com
SPORTS
6./13./20.2.11
St. Moritz White Turf Tollkühne Männer und Amazonen auf Skiern hinter unberittenen Pferden beim einzigen Skikjöring-Rennen der Welt. www.whiteturf.ch
THEATER
März
15.4.11
SPORTS
1. – 3.3.11
Grindelwald FIS World Cup Skicross Internationale Skicross-Grössen demonstrieren ihr Fahrkönnen. www.grindelwald-events.ch
Sölden (AT) Hannibal – Freilufttheater In der Naturarena des Rettenbachgletschers ersteht Hannibals Zeit wieder auf – mit Einsatz von Pistenbullys statt Elefanten, starken Lichteffekten, mitreissender Musik und einem Feuerwerk als Abschluss. www.soelden.com
FUN SPORTS
23.4.11
SPORTS
12.3.11
Les Mosses/La Lécherette 18. Int. Schlittenhunderennen Am Wochenende des 12. März verwandelt sich das Hochplateau in Les Mosses/La Lécherette in eine lappländische Exklave. Rund 500 Schlittenhunde und ihre Führer messen sich bereits zum 18. Mal auf einem bis 16 Kilometer langen Parcours.
St. Anton (AT) Der Weisse Rausch Beim Kultrennen «Der Weisse Rausch» gibt's nach dem Massenstart neun Kilometer Abfahrt und 1350 Höhenmeter zu überwinden. Mehrere Hundert Skifahrer, Snowboarder und Telemarker nehmen daran teil. www.stantonamarlberg.com
SPORTS
SPORTS
11. – 12.2.11
Davos Eisgala Davos Eiskunstlauf der Weltklasse: Spitzenläuferinnen und -läufer im Rang von Olympiasiegern und Weltmeistern führen das breite Künstlerfeld an. www.eisgaladavos.ch
FUN SPORTS
11.2.11
St. Moritz-Celerina 20. Int. Bob Run Skating Mit Eishockey-Ausrüstung und Schlittschuhen den Olympia Bob Run von St. Moritz nach Celerina runterdüsen. www.olympia-bobrun.ch
SPORTS
18.2.11
Val Gardena (IT) Sella Ronda Skimarathon Internationale Skitouren-Nachtrennen «4 Pässe Sellaronda», geeignet für trainierte Skitourenfahrer und Nachtschwärmer. www.valgardena.it
13.3.11
Engadin St. Moritz 43. Engadin Skimarathon Seit 1969 wird am zweiten März-Sonntag dieser Volkslauf über die klassische Marathonstrecke von 42 km ausgetragen. www.engadin-skimarathon.ch FUN SPORTS
24.4.11
SPORTS
18. – 20.3.11
Verbier Nissan Xtreme 24 der besten Freerider der Welt nehmen an diesem Contest teil, der gleichzeitig das Finale der ersten Freeride World Tour ist. www.freerideworldtour.com
19.2.11
Alt St. Johann 23. Internationales Hornschlittenrennen Originelle Schlitten und verkleidete Fahrer sorgen für ein grosses Spektakel. www.hornschlittenrennen.ch
122
Winter 2010/11
FUN SPORTS
27.4. - 1.5.11
Leukerbad Ringkuhkampf im Schnee Traditionelle Kämpfe zwischen den Walliser Eringer-Kühen in der Schneearena. www.torrent.ch
Laax Pleasure Spring Session Zusammen mit dem Pleasure Magazin wird die Laaxer Wintersaison mit einer grossen Fotosession für alle beendet. Dazu gibts Snowparks, Frühjahrssonne und coolen Sound. www.laax.com
April
Mai
TRADITION
19.3.11
MUSIC FUN SPORTS
Nendaz Waterslide Contest Zum Saisonschluss mit Skis oder Snowboard an den Füssen über einen 20 Meter langen Wassergraben gleiten. www.nendaz.ch
12. - 16.4.11
MUSIC Zermatt
Zermatt Unplugged Das einzige Musikfestival Europas mit ausschliesslich akustischen Instrumenten. www.zermatt-unplugged.com
1.5.11
Ischgl (AT) Top of the Mountain Concert Bevor sich Ischgls Skipisten in die Sommerpause verabschieden, erobern international erfolgreiche Stars (2010 war es Alicia Keys) die Bühne auf der Idalp. www.ischgl.com
Ein Schweizer Volltreffer Mit einem Besuch der ältesten Schweizer Erlebnis- und Einkaufsmesse verfehlen Sie das Ziel sicher nicht. Sie entdecken regionale und nationale Spezialitäten sowie bekannte und neue Produkte aus der ganzen Welt.
4. – 13. Februar 2011 Messe Basel | 10 bis 18 Uhr | www.muba.ch
CONTRIBUTORS
WINTER 2010/11
Contributors Juliette Chrétien
(Fotografie)
Lebt und arbeitet im eigenen Studio in Zürich. Nach klassischer Fotografenausbildung, Assistentin bei bekannten Werbefotografen. Arbeitet für verschiedene Werbekunden, Mitarbeit am Kochbuch «Salz & the City», Ausstellungen in Zürich und London.
PEPE ragazzi (produktion) In Vira Gambarogno am linken Ufer des Lago Maggiore
FILIP ZUAN
aufgewachsen, ist er heute Nationaltrainer von Swiss-
arbeitet als Grafiker bei SPOT Werbung, St. Moritz. Als passionierter
Snowboard. Tief verwurzelt in der Tessiner Tradition
Fotograf stand er europaweit für renommierte Skateboard-Magazine
und Kultur.
und weitere Publikationen hinter der Kamera. Privat fährt er leidenschaftlich Snowboard, skatet und bewegt sich gerne in der Natur.
In ihrem Projekt «Ticino ti cucino» sind die beiden dem
www.filipzuan.com
«Nostrano», dem ursprünglich authentischen Tessin auf der Spur. www. juliettechretien.ch
URS HOMBERGER geboren 1967, führt in dritter Generation das gleichnamige Fotogeschäft in Arosa. Nach klassischer Fotografenlehre hat er sich auf Hotellerie- und Architekturaufnahmen sowie Reportagen spezialisiert. Mit auf dem Bild der Lehrling Tomm Gadient, der am Shooting assistiert und das Hauptbild geschossen hat. www.fotohomberger.ch
CHRISTINA HORISBERGER Schrieb ihr Lizenziat über die internationale Verbreitung des Schweizer Chalet-Stils, die mit
Romeo polcan
der touristischen Entdeckung der Schweizer Alpen einherging. Fühlt
Geboren und aufgewachsen in Davos. Ausbildung als Studiofotograf
sich inmitten karger Geröllfelder auf über 2500 m ü. M. genau so wohl
der internationalen AO Foundation in Davos. Nach kurzen Assistenzjah-
wie im Lounge Chair von Eames.
ren in Zürich, mehrere Jahre Mitarbeit bei Hans Feurer in Paris. Seit 1990 freischaffender Fotograf in Zürich. Beiträge in Lifestyle - und Modemagazinen wie Elle und Vogue. In den letzten Jahren vermehrt Arbeiten in den
gina folly
Bereichen Reportage, Architektur und Landschaften. Neben Auftragsar-
Nach ihren Lehrjahren bei den Werbe-
beiten Kamera und Image für verschiedene Dokumentarfilme.
fotografen Roth und Schmid in Zürich machte
Winner of FIPA D’OR, Biarritz 2000.
sich die Fotografin Gina Folly selbständig. Ihr
www.romeopolcan.com
Themenkreis umfasst Architektur, Porträts und Reportagen. www.ginafolly.ch
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CONTRIBUTORS
Guido Magnaguagno Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Germanisitik wirkte der 1946 geborene von 1980 – 2000 am Kunsthaus Zürich als Konservator, Ausstellungsmacher und später Vizedirektor. Er gestaltete über 100 Ausstellungen v.a. zur Schweizer Kunst und Fotogeschichte, zum Dadaismus und zu Klassikern der Jahrhundertwende. Von 2001 – 2009 Direktor des Tinguely Museums, Basel.
PETER VANN Der in Zürich geborene Fotograf arbeitete mehrere Jahrzehnte in Paris. Er publizierte über 20 Bücher zu automobilen Themen. Bekannt wurde Peter Vann für seinen von natürlichen Hintergründen geprägten inszenatorischen Stil mit Locations in der ganzen Welt. 1998 kehrte er in die Schweiz zurück und lebt heute im Engadin. Der Reiz dieser einzigartigen Landschaft wurde zur neuen Quelle seiner künstlerischen Inspiration.
tanja demarmels
www.galeriepetervann.ch
wurde 1978 in Davos geboren. Nach einer Hochbauzeichnerlehre und verschiedenen Reisen ins Ausland begann sie 2005, sich autodidaktisch als Fotografin auszubilden. Seit 2007 ist sie selbständig und arbeitet vor allem in den Bereichen Portraits und Reportagen. Sie lebt in Zürich und arbeitet überall. www.tanjademarmels.ch
MAYA Höneisen lebt und arbeitet als freie Journalistin im Kanton Graubünden. In ihrer Wahlheimat fühlt sie sich als Quasi-Berglerin mit gut erhaltenem Blick auf den Alpenkanton von aussen her. Sie schreibt für Tages-, Wochenzeitungen und Magazine Porträts, Reportagen, Kulturbeiträge und sonstige Geschichten aus der alpinen Provinz, jenem berauschenden Lebensraum zwischen Kuhglockenromantik und «stylischem» Alpenchic. www.wortmarkt.ch
Filippo Simonetti geboren 1944 in Ascoli Piceno. Nach dem Studium der Literatur und Philosophie machte er seine Leidenschaft zum Beruf. Als Architekturfotograf erhielt er mehrere Preise, seine Aufnahmen sind international in Büchern und wichtigen Zeitschriften publiziert und in zahlreichen Ausstellungen gezeigt worden.
Andrea Caprez lebt seit 1988 als Illustrator, Comiczeichner, Sänger und Komponist in Zürich. Er zeichnet für Zeitungen und Zeitschriften im In-
Timm delfs
und Ausland.
Der Autor Timm Delfs ist frei schaffender Journalist mit den Schwerpunkten Uhren-
christoph schuler
industrie und Geschichte der Zeitmessung. Er ist
Mitbegründer und Redaktor diverser Fanzines und Zeitschriften
ausserdem Inhaber des einzigen Fachgeschäfts
(«Stilett», «Nizza», «AHA!»). Seit 1987 freier Journalist, Songtexter und
für Sonnenuhren in der Schweiz. Er lebt und
Redaktor beim bekannten Comic-Magazin Strapazin.
arbeitet in Basel, wo sich auch sein Geschäft befindet. www.sonnenuhr.li
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CONTRIBUTORS
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FOTO: susanne völlm, zürich
Impressum
franziska frutiger
RAHEL MARTI
arbeitet als freischaffende Fotografin in der Region Biel. Fasziniert und
geboren 1976, lebt in Zürich und
inspiriert wird sie von Menschen, ihren Gesichtern und Lebensläufen. Sei
ist Architektin, Raumplanerin
es in Modestrecken, Werbekampagnen oder in ihren freien Arbeiten. Ihre
und Leitende Redaktorin von
Bilder erzählen Geschichten. Die Themen werden dabei oft überraschend
Hochparterre, der Zeitschrift für
interpretiert und surreal inszeniert.
Architektur und Design.
www.foto-ff.com
Stefan Bühler Stefan Bühler ist Verleger und Journalist, Herausgeber verschiedener Zeitschriften und Bücher sowie Inhaber eines Druck- und Verlagsunternehmens in Chur. Als ehemaliger Chefredaktor der grössten Tageszeitung in Graubünden und Publizist befasst er sich kritisch mit den gesellschaftlichen, politischen und baulichen Entwicklungen in seiner Heimat.
BIANCO, 3. Jahrgang Ausgabe Winter 2010/11 herausgeber BIANCO Verlag GmbH Via Brattas 2, CH-7500 St. Moritz (Schweiz) Tel. +41 (0)81 837 30 20 Fax +41 (0)81 837 30 85 www.biancomag.ch chefredaktion Philipp Bitzer (pb), philipp.bitzer@biancomag.ch Dario Cantoni (dc), dario.cantoni@biancomag.ch STÄNDIGE MITARBEITER Fabrizio D’Aloisio (fa) Petra Kropf (pk) Mitarbeit AUSGABE Winter 2010/11 Texte: Stefan Bühler, Timm Delfs, Thomas Domenig, Maya Höneisen, Karin Huber (kh), Christina Horisberger, Guido Magnaguagno, Rahel Marti, David Staretz, Christoph Schuler Bilder: Juliette Chretien, Tanja Demarmels, Gina Folly, Franziska Frutiger, Urs Homberger, Barbara Kern, Romeo Polcan, Filippo Simonetti, Peter Vann, Filip Zuan Produktefotos mit freundlicher Genehmigung der Hersteller. Creative direction Dario Cantoni, Spot Werbung Art Direction & Layout Pia Walser (AD), Julia Staat, Andrea Klainguti, Filip Zuan (alle Spot Werbung, St. Moritz) cover Robert B. Käppeli, Standpunkt 930 m ü. M. Bleistiftzeichnung 160 x 107 cm (Bergell)
Thomas domenig unterrichtet in Chur im Teilzeitpensum als Lehrer / Heilpädagoge. In freier Tätigkeit schreibt er in den Bereichen PR und Journalismus für diverse Periodika und Unternehmungen. Thomas Domenig ist begeisterter Berggänger und Genussmensch.
david staretz schreibt seit mehr als 30 Jahren für internationale Magazine über Autos. Noch lieber aber fährt und fotografiert er sie. Seine kraftfahrtechnische
barbara kern geboren in Johannesburg, aufgewachsen in Basel, nach Matura Versuch eines Studiums in Kunstgeschichte und Medienwissenschaften, der aber wegen Theorielastigkeit abgebrochen wurde. Danach Ausbildung zur Fotografin bei Friederike Baetcke. Seit 2007 als selbständige Fotografin in Basel tätig. www.barbarakern.com
Ausbildung hat irgendwann eine interessante Abzweigung genommen: Seit einiger Zeit fertigt der Österreicher zarte, kinetische Objekte, sogenannte «Nervöse Maschinen», die er mit Erfolg in Galerien oder seinem eigenen Showroom «Kontor Staretz» ausstellt.
ANZEIGEN Mediensatellit GmbH Zypressenstrasse 60, CH-8004 Zürich (Schweiz) Tel. +41 (0)43 268 50 39 Fax +41 (0)43 540 50 41 www.mediensatellit.ch, info@mediensatellit.ch inserate@biancomag.ch ÜBERSETZUNGEN Hans & Jennifer Abplanalp CH-3600 Interlaken (Schweiz) KORREKTORAT Heiner Fierz CH-8049 Zürich (Schweiz) Druck AVD Goldach Sulzstrasse 10, CH-9403 Goldach (Schweiz) auflage WINTER 2010/11 20’000 Exemplare Preis Einzelheft CHF 20.– BIANCO erscheint 2x jährlich Alle Rechte vorbehalten www.biancomag.ch www.facebook.com/biancomag
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COMIX
Dieses Comic ist Teil einer grossen Serie von Andrea Caprez (Zeichnungen) und Christoph Schuler (Texte) zum Thema Alpen. Die Bilder entstanden auf verschiedenen Reisen durch den Alpenbogen, von Ljubljana über Innsbruck,
Diavolezza
BIANCO E NERO
Chur, Chamonix, Cuneo und Barcelonette bis nach Menton. Zur Zeit arbeiten die beiden an einer Comic Geschichte über die Gründerzeit des Maloja Palace. Titel «Die Malojaschlange».
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KOLUMNE
DAS LETZTE WORT
Kraft aus Felsen
Kraft aus Felsen von Stefan Bühler
Das war einmal, als man die Seele baumeln liess am Strand von Irgendwo, wo es Sand und Palmen hat. Und daran glaubte, man könne sein Karma aufpeppen mit Sun, Fun und Nichtstun. Weit gefehlt, wie wir heute wissen. Geist und Körper finden nämlich die echten Energiequellen ausschliesslich in den Bergen. Wer sich dabei noch etwas esoterisch danebenbenimmt, findet Erfüllung, Schönheit und seelisches Wohlbefinden an den mystischen Orten in den Alpen, zu denen uns die «Kraftwanderer» hinführen. Das war nicht immer so, einst galt das Gebirge als unwirtlich, menschenfeindlich und bedrohend. Der Gelehrte Albrecht von Haller hat mit seinem Gedicht «Die Alpen» zur Aufklärung beigetragen. Die Menschen begannen, die Natur zu beherrschen, höchste Zeit, auch deren Schönheit und Wirkung auf Geist und Körper zu erkennen. Johann Wolfgang von Goethe entdeckte das Gebirge als Wunderwelt und Thomas Mann als Zauberberg. Im Engadin drehte Willy Bogner Filme und Friedrich Nietzsche durch. Rainer Maria Rilke schuf den Slogan «Hier sein ist herrlich» für einen Verkehrsverein. Ganz ungerührt liess James Bond einen Martini und sich durch den Eiskanal schütteln, gerührt hingegen erschien Boris Becker vor dem hochalpinen Traualtar. Charles Mountbatten-Windsor, Prince of Wales, Richard Strauss und Herbert von Karajan haben sich kaum geirrt, als sie ein Rückzugsgebiet suchten. Sie wurden fündig und holten ihre Kraft aus dem Gebirge. Heidi wurde erst krank, als sie die Berge verlassen musste und Klara Sesemann entlähmte, als man sie in die Berge karrte. Es bedarf wohl kaum der weiteren Beweisführung, dass Dichter, Denker, Künstler und Promis massgeblich zum heutigen Alpenhype beitragen und -getragen haben. Klettergärtner, Bikerroutiers, Wellnässer, selbst Walker in Begleitung ihrer Stockenten werden ihn nie erleben, diesen für «Kraftwanderer» vorbehaltenen ultimativen Kick. Dank der neuen Bewegung wird der Fels zur finalen Gesundheitsquelle. Für diese neue Spezies, homo mystikus, steht fest, dass die
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Berge von einem messbaren Energienetz überzogen sind. Linien, die sich kreuzen, entwickeln dabei ganz besondere Kräfte, für welche die Masseinheit gemäss dem französischen Physiker und Pendler Bovis gilt. Die Bovis-Werte sollen den esoterischen Wanderer zu besonders magischen Plätzen führen. Was gut beginnt, endet schlecht. Was schlecht beginnt, endet furchtbar. England hat seine Megalithen von Stonehenge seit der Jungsteinzeit, sie mussten irgendwie herangeschleppt und aufgestellt werden genau so wie die Menhire von Falera, die aus der Bronzezeit stammen. Was als astronomische Kalender gedacht war, erhält heute eine neue Bedeutung. Zumindest für Körperbewusste, die ihren Body mit der Seele in Einklang bringen wollen. Als vor über 100 Millionen Jahren die Alpen damit begannen zu entstehen, dachte noch niemand daran, welche Bedeutung dem 1200 Kilometer langen Gebirgszug zwischen dem ligurischen Meer und Slowenien für das Wohlbefinden der heutigen Burnout-Generation zukommen würde. Ein schönes Beispiel aus der Schöpfungsgeschichte, wo der Zufall durch den Irrtum ersetzt wurde. Wo man gestern noch am Abgrund stand, ist man heute einen Schritt weiter. Die Power holt man sich nämlich genauso aus den Felsen wie den Beinbruch auf dem Heimweg. Können wir aber als Kraftwanderer ruhig vernachlässigen angesichts der seelischen Freude, denen körperliche Fitness und gutes Aussehen unterzuordnen sind. Schönheit ist nur oberflächlich, während Hässlichkeit durch und durch geht. Strahlende Steine statt Skalpell und Botox für die Schönheit, die von aussen kommt. Mal ganz ehrlich: Wer geniesst es nicht, wenn er an der Klassenfeier von den andern erkannt wird? Auch wenn man an solchen Treffen das Gefühl nie ganz los, einige hätten ihre Kinder und andere ihre Eltern mitgebracht. Sicher, der Schöpfer war bekanntlich nicht sehr galant. Sonst hätte er nicht alle Falten im Gesicht konzentriert, obwohl es anderswo genug Platz gäbe. «Mit zwanzig Jahren hat jeder das Gesicht, das Gott ihm gegeben hat, mit vierzig das Gesicht, das ihm das Leben gegeben hat, und mit sechzig das Gesicht, das er verdient», sagte Albert Schweitzer. Er dachte dabei noch nicht an die Kraftwanderer. Die haben Besseres verdient und wissen auch, wo sie es sich holen können.
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