BIANCO Alpine Lifestyle Magazine, Winter 2014/15

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EDITORIAL

Jacqueline Bissett

BIANCO WINTER 2014/15

Stadtlust, Berglust Immer mehr Menschen leben in Städten. Mit 54 Prozent sind es schon mehr als die Hälfte auf der Welt. Im Jahr 2050 werden es 66 Prozent sein. Damit wird sich das Verhältnis gegenüber 1950 umgekehrt haben. Die Stadtlust wächst. Aber auch die Berglust. Der alpine Winter wie der alpine Sommer lässt Menschen von den Bergen träumen. Was vor nicht allzu langer Zeit undenkbar gewesen wäre, findet heute zur Hauptsendezeit im Schweizer Fernsehen statt. Es wird gewandert. Durchs karge Gotthardgebiet, im Berner Oberland. Und es werden Hüttengeschichten aus den Alpen erzählt. 2,7 Millionen Menschen waren in der Schweiz 2014 als Wanderer unterwegs. Das entspricht 44,3 Prozent der Bevölkerung (2000: 33,4 %). Die Zahl der Skifahrer und Snowboarder liegt leicht höher, bei 2,96 Millionen. In Frankreich bei 8,57, in Italien bei 4,93 und in Österreich bei 2,6 Millionen Menschen.

COVER Caroline Micaela Hauger Gletschereis des Morteratsch, Artikel Seite 44

Wir selber leben in der Stadt und in den Bergen. Lieben es, in den Alpen unterwegs zu sein. Mit «Cafe Racern» am Grimsel. Wie für unsere Fashionstrecke. Mit einem City-Girl wie Caroline Micaela Hauger. Vor drei Jahren der Magie der Alpenwelt erlegen, hat sie inzwischen 13 Viertausender und 2 Fünftausender bestiegen. Wir haben uns mit Künstlern unterhalten, Patrik Fuchs («Schneezeichen») und Conrad Jon Godly («Berge sehen, Berge malen»). Wir haben mit Sergi Arola einen spanischen Virtuosen am Herd in Verbier entdeckt. Und wir haben Kurt Ulmer, den Erfinder der Marke Jet Set, in St. Moritz getroffen. Entstanden ist so ein Heft, das Lust auf die Berge machen soll. Lassen Sie sich von uns zu einer Entdeckungsreise durch die Alpen verführen. Es gibt viel Reizvolles aufzustöbern. Doch schauen Sie selbst. Wolfram Meister, Dario Cantoni BIANCO Chefredaktion

Winter 2014/2015

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CONTENT

BIANCO WINTER 2014/15

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S hort Cut MAGAZINE 06 SENSOR

WINTER 2014/15

12 BÜCHER Alpenprosa 14 Rock’n’Roll Cuisine Ein 5-Gänger mit Sergi Arola 18 150 Jahre Wintertourismus

Sherlock Holmes, Batman und ein Taucheranzug

26 INTERVIEW Kurt Ulmer Die ersten Jet-Set-Jacken

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Winter 2014/2015

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ARCHITEKTUR

Ferienhaus in Mégève

Heimatgefühle

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SONGPOETIN

Freiheit der eigenen Sprache

Bibi Vaplan

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SKITOUREN

25 Dinge, die es dazu braucht

Rauf auf den Berg

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WOLKENKRATZER

Ich war immer ein City-Girl

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MODE

Basics, die keine sind

Caroline Micaela Hauger

Nico Pesko

5234


60

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66

18

30

40

Schneezeichen

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FUNDSTÜCKE

Patrik Fuchs, fotografischer Sammler

60

KÄFERFIEBER

64

INTERVIEW

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ALPINE LITERATUR

Bergsteiger und Buchhändler im Chreis Chaib

70

ART

Berge sehen – Berge malen

76

80

84

Superbug reloaded

Dario Cologna Lieni Roffler

Conrad Jon Godly

ALPINE

Femme fatale

A 110, A 310 · Wilde Diva, vornehme Madame 150 JAHRE

Table d’Hôte

À la carte: als das noch ein Fremdwort war FASHION

Hit the road Jack

Mit dem Cafe Racer unterwegs am Grimsel

96 GUIDE

Hotels & Restaurants

1 03 CONTRIBUTORS Tanja Fruithof

105

INTERVIEW

Eine Kuh namens Ornellaia

107 COMIC Alpenbitter

Die Wetten des Johannes Badrutt

110 Letzte Abfahrt

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Für den Warenkorb S · H · O · E · S

CAMPUS Mit dem «Campus» präsentiert SOREL einen ultrabequemen, wintertauglichen neuen Stiefel, der zusammen mit Studentinnen entwickelt wurde. Er richtet sich in erster Linie an junge Frauen, die mit Spass, Mut und Engagement etwas in der Welt bewegen wollen. Das Wildleder ist wasserabweisend, das EVA-Fussbett mit Fersenstütze sorgt für guten Halt. Den «Campus» gibt’s in drei Modellen: halbhoch wie hier abgebildet, hoch sowie geschnürt. Auch Freestyle-Skifahrerin Mirjam Jäger fühlt sich darin sichtlich wohl! (dc)  www.sorel.ch BIANCO verlost 5 Paar Campus-Boots über Facebook.com/biancomag

SAFTY

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S · P · O · R · T · S

SENSOR

Mehr Sicherheit für Wintersportler: Der Rennhelm Skull Orbic Comp ist neu mit dem MIPS-System und modernster Technik ausgestattet. Mit dem selbstentwickelten Helmet Integrity Sensor lässt sich überprüfen, wann der Helm aufgrund einer zu grossen Deformation der EPP-Schale ausgetauscht werden muss. Eine LED-Anzeige wechselt dann von Grün auf Rot. Safety goes digital. (ak)  www.pocsports.com

S · P · O · R · T · S

ECHT FANCY

S · P · O · R · T · S

FA S H I O N A U F D E N E R S T E N , F U N K T I O N AU F D E N Z W E I T E N B L I C K In der Urban Sportswear Kollektion von Peak Performance ist clean-skandinavisch. Beim zweiten Hinschauen erfasst man die ausgeklügelten technischen und funktionellen Details: Jacken aus 3-Lagen-Stoffen, versteckte Säume und recycelte Daunen. Dabei liegt der Fokus klar auf Komfort. Die super- leichte Triple-X-Jacke für Männer aus dunkelblauem Gore-Tex ist auf der Innenseite mit laminierten Daunen­ elementen versehen. Bei den Frauen bestechen kurze Bomber-Jacken und Parkas aus leichten, technischen Fasern samt Innenjacken aus recycelten Daunen. (ak)  www.peakperformance.com

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Es gibt Equipment und gutes Equipment. Dann gibt es das exklusive Equipment von GOODBOARDS. Hergestellt werden die ausgezeichneten Produkte (Best Board Design 2013) mit viel Liebe zum Detail in europäischer Hand­arbeit. Die Auflage ist streng limitiert. Und durch die schicke Holzoptik wird jedes Brett zum Unikat. Ausser Snow-, Skate- und Wakeboards werden am Ammersee auch Skier gefertigt. Die heissen dann Goodschi. Das tönt wie Gucci … ist aber ein anderes Kapitel. (dc)  goodboards.eu


«Jungunternehmerinnen

brauchen starke Partner.» Stella Schieffer, bringbee.ch

Die AXA unterstützt Firmengründer/ Startup-Paket AXA Innovation Award

Generalagentur Claudio F. Cantoni/ Bahnhofplatz 10, 7001 Chur Telefon 081 254 77 77, Fax 081 254 77 80 chur@axa-winterthur.ch, AXA.ch/chur Winter 2014/2015

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SENSOR

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S · H · O · E · S

OH, LA BOTTE Bekannt ist Aigle für seine Gummistiefel. Dass die Franzosen auch anders können, zeigen diese absoluten Hingucker. Un Après-Ski Fantaisie ist da vorprogrammiert. Beachtenswert ist auch die zeitlos coole Kollektion mit Parkas, Trenchs, Steppjacken, Strick usw. Erfrischend anders, erfrischend French. C’est chic! (dc)  www.aigle.com

O · U · T · D · O · O · R

ICH BIN RAUS

L · I · V · I · N · G

STEINHAUFEN Der Trend geht hin zu Natürlichkeit und Echtheit – auch bei INTERIO. Dies wird hier mit wunderbar zeitgeistigen Möbeln und Accessoires zelebriert, deren Schönheit durch die Materialehrlichkeit entsteht. Aufgefallen: dieser Hocker aus gefilzter Schafwolle mit dem sinnigen Namen Piedra. (dc)  www.interio.ch

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Für Komfort, Alltagstauglichkeit und Funktionalität ist SCHÖFFEL bereits bekannt. Die aktuelle Kollektion des Traditionsunternehmens hält nun weitere Überraschungen bereit. Tolle Farben, spannende Kontraste, cooler Kuschelfleece, sexy Schnitte, ein ungezwungener Mix verschiedener Materialien und als Clou das neue Jackenkonzept «ZipIn». Die Looks für Outdoor oder Ski sind multifunktionell, hochsportiv oder modisch. Neu ist die abgerundete, eigene Kollektion für Kids. Das Credo bei allem: «Gemacht für jedes Wetter. Und jede Bewegung.» (dc)  www.schoeffel.de


F · A · S · H · I · O · N

U N D E R S TAT E M E N T

A · C · C · E · S · S · O · R · I · E · S

SNBD RECYCLING Am Anfang standen die farbigen Fingerringe aus gebrauchten Snowboards. Nun ist die Produktelinie der ARBES (Werkstätte der Psychiatrischen Dienste Graubünden) um die 360° Clock, das Füdliboard, den Talisman und einen Keyholder erweitert worden. Was bleibt, ist der gute Zweck: Die Recycling-Produkte werden in 100% Handarbeit durch Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen hergestellt. Die bunten Unikate können über den eigenen Webshop bestellt werden. (dc)

Schön weich, schön leicht, schön bequem fühlen sich die Mäntel, Jacken und Capes von BUGATTI aus kuschligen Jersey- und Wollqualitäten an. Das flexible Futter im Rückenund Schulterbereich sorgt trotz körpernaher Silhouette für viel Bewegungsfreiheit. Bei den Farben sind Naturtöne, Marine und Schwarz angesagt. Ein weiteres Must-have des Winters sind die grob gestrickten Beanies mit ihren lustigen Bommeln. (dc)  www.bugatti-fashion.com

www.arbes.ch/snowboard

D · R · I · N · K · I · N · G

AMARO BAVARESE S · P · O · R · T · S

SITZT WIE EIN KOKON

Die «Cocoon X» von ODLO vereint die drei essentiellen W’s für den Winter: wärmeisolierend, wasserabweisend sowie winddicht. Die Daune ist hochwertig und ungefärbt. Ein trendiges Kleidungsstück mit absolutem Wohlfühlcharakter. (ak)

Das italienische Originalrezept fand vor Jahrzehnten seinen Weg über die Alpen, nun ist der bayerische Amaro, verfeinert mit Alpenkräutern, auch im Handel erhältlich. Die wichtigsten Zutaten: Bitterorange für den fruchtig temperamentvollen Charakter, Bio-Rhabarber für den unverwechselbar säuerlich frischen Geschmack und gelber Enzian (eine traditionelle Heilpflanze aus den Alpen) für die typische dezent herbe Note. Der Mix aus erlesenen, natürlichen Ingredienzen und die traditionell handwerkliche Herstellung bringen einen Sprutz Dolce Vita in den Alltag! (dc)  www.amaro-mondino.de

www.odlo.com

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SENSOR

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F · A · S · H · I · O · N

1969

URWÜRZE

C · U · L · I · N · A · R · Y

Bunte Druckmuster, knallige Farben, innovative Materialien und sexy Schnitte machten das St. Moritzer Modelabel zum Kult. Mit der neuen Kollektion besinnt man sich zurück auf die damals erfolgreiche Kombination von Glamour, Mode und Sport. «Jet Set St. Moritz 1969 is back!», heisst das Motto. Für die Kampagne dieses «Back to the Future» stand das Schweizer Topmodel Nadine Strittmatter vor der Kamera. (dc) SCHABZIGER ist mehr als nur Käse. Er ist fett- und laktosefrei, urwürzig und im Geschmack unverwechselbar. Diesen verdankt er seiner Herstellung aus entrahmter Kuhmilch, dem wertvollen Zigerklee und den kräuterreichen Glarner Bergwiesen. Das Rezept blieb seit 1463 unangetastet, was den Ziger zum ältesten Markenprodukt der Schweiz macht. Wie es sein Name sagt, wird das Glarner Stöckli geschabt, gerieben und wie ein Gewürz eingesetzt: in Salatsaucen und Dips, über die Pasta gestreut, zum Verfeinern von Saucen und Suppen oder als Beilage zu «Gschwellti». Und ja, dieser Geschmack ist Kult! (dc)  www.schabziger.ch

www.jetset.ch

L · I · V · I · N · G

DIE STABELLE Die Gestaltung von Sitzmöbeln ist schwierig. Die Objekte müssen funktionieren und gut aussehen. Im Alpenraum gehört die Stabelle zu den markantesten Formschöpfungen mit je nach Region verschieden ausgeprägten schnitzkünstlerischen Archetypen. Die Stabelle ist zwar einfach konstruiert, dennoch stellt die Fertigung hohe Ansprüche. Mit ihrem Entwurf haben die Industriedesigner Kevin Fries und Jakob Zumbühl den traditionellen Schemel in ein neuzeitliches Sitzmöbel verwandelt. Neben ergonomischen Aspekten legte das Duo grossen Wert auf Details in der Konstruktion und die Langlebigkeit des Objekts. Das Ergebnis ist ein neu interpretiertes Stück alpiner Wohnkultur, das in vollendeter Schweizer Handwerkskunst abgeliefert wird! (dc)  www.A04.ch

Direkt vom Catwalk aufs Eis: Der Evergreen unter den Mänteln inspirierte das ROCES-Model «Trench» im klassischen Beigeton und mit prägnanter Schnalle. Weitere Modelle der neuen Iceglamour-Kollektion zeigen skandinavischen Strick, Leopardenmuster, Tweed und grungy Karo. Verfügbar sind die Schlittschuhe in den Grössen 26 bis 45. (ak)  www.roces.com

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F · A · S · H · I · O · N

GLAM ON ICE

RE-BORN

S · P · O · R · T · S

«Born and Re-Born in Switzerland 1821/2011», schreibt Nabholz über sich selbst. Das älteste Sportlabel der Schweiz steht seit dem Comeback für urbane, elegante und funktionelle Jacken und Mäntel. Diesen Winter mit modischen Details aus Echt- und wahlweise Kunstpelz sowie Gadgets wie abnehmbaren Kapuzen oder extra vielen Taschen für iPad & Co. Die Materialien sind wind- und wasserdicht sowie atmungsaktiv. Beste Qualität, in Europa produziert. Das finden übrigens auch die Partner des SauberF1-Teams und von Kessel Racing. (ak)  www.nabholz1821.eu


Ausgestattet mit dem neuesten Sensor und Prozessor sowie dem DUAL FAST AF-System mit Kontrast- und PhasenDetektions-Autofokus. Die staub- und spritzwassergeschützte OM-D E-M1 – extrem zuverlässig und vielseitig – mit mehr als 65 verschiedenen Four Thirds- und Micro Four Thirds-Objektiven kombinierbar. Eines davon ist das neue superlichtstarke M.ZUIKO DIGITAL ED 40-150 mm 1:2.8 PRO. Ebenfalls staub- und spritzwassergeschützt ist es wesentlich kompakter und leichter als ein typisches Vollformat-Objektiv mit vergleichbaren Eigenschaften.

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SENSOR

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Alpenprosa

CHARLIE ENGLISH

DAS BUCH VOM SCHNEE Der Journalist Charlie English, seit seiner Kindheit ein besessener Fan der weissen Flocken, macht sich in «Das Buch vom Schnee» auf die Suche nach dem Schnee der Welt. Er will herausfinden, wie die Menschen in den unterschiedlichen Regionen mit Schnee leben, wozu sie ihn nutzen und welche Bedeutung er für sie hat. English reist an die entlegensten Orte: auf Baffin Island lernt er, einen Iglu zu bauen, er folgt den Spuren der Romantiker in den Alpen, besucht die gefährlichsten Lawinentäler und gerät auf der Haute Route in der Schweiz an seine Grenzen. Auf seiner Expedition begegnet er nicht nur Abenteurern und Einsiedlern, sondern er besucht auch zahlreiche Wissenschaftler und erzählt die Geschichte der Schneeforschung. Charlie English Das Buch vom Schnee Rogner und Bernhard Verlag, Berlin 2009 ISBN 978-3-807710-53-2

DOMINIK FLAMMER, S Y LVA N M Ü L L E R

ENZYKLOPÄDIE DER ALPINEN DELIKATESSEN Das dritte Buch aus der Reihe «Das kulinarische Erbe der Alpen» beschreibt mehr als 500 kulinarische Raritäten aus dem gesamten Alpenraum, die erst in den vergangenen Jahren wieder­ entdeckt wurden: alte Obstsorten, vergessene Gemüse, Wildpflanzen und aussergewöhnliche Würste, einzig­ artige Alpkäse und traditionelle Schnäpse. Aber auch Gebäcke aus alten Getreidesorten und Feiertagsbrote mit Safran oder Anis. Der handliche Band ergänzt die beiden preisgekrönten Standardwerke mit einem Verzeichnis aller Bezugsadressen zu den beschriebenen Delikatessraritäten. Ein umfassendes Nachschlagewerk für Profiköche und kochbegeisterte Laien! Dominik Flammer, Sylvan Müller Das kulinarische Erbe der Alpen – Enzyklopädie der alpinen Delikatessen AT Verlag, Aarau 2014 ISBN 978-3-03800-829-3

S AC H B U C H

125 GESCHICHTEN DER RHÄTISCHEN BAHN Sie hat unzählige Seiten, die Rhätische Bahn. 125 Jahre ist sie nun unterwegs, die grösste Alpenbahn der Schweiz. 1889 schlug sie die erste Seite in ihrer Erfolgsgeschichte auf: mit der Eröffnung der Strecke von Landquart nach Klosters. So reihen sich Erfolg um Erfolg, Ereignis um Ereignis, Hochs und Tiefs, freudige und bewegende Momente aneinander – Jahr für Jahr. Dieses Magazin zeigt 126 Seiten dieser faszinierenden Bahn in Graubünden, von 1889 bis 2014, chronologisch und zugleich anekdotisch. Stellvertretend für die vielen anderen, die dieses einzigartige Unternehmen auch ausmachen. Blättern, verweilen, abtauchen lautet das Motto. In sechs Episoden und in vier Sprachen zeichnet dieses Jubiläumsbuch die grossen Linien dieser Entwicklungs- und Erfolgsgeschichte summarisch nach. Das Jubiläumspaket enthält neben dem umfangreichen Material zusätzlich zwei DVDs, ein Magazin und ein Buch im Schuber. 125 Geschichten der Rhätischen Bahn Orell Fuessli Verlag, Zürich 2014 ISBN 978-3-807710-53-2

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C H R I S T O P H S AU T E R , CORDULA SEGER

ST. MORITZ. STADT IM DORF Lernen von St. Moritz Wie kein anderer Ort im alpinen Raum steht St. Moritz für die Industri­ alisierung der Berge durch touristische Erschliessung zwischen Banalität und Originalität, Aura und Exzess. Längst hat der Erfolg der Marke den Ausdruck des Orts in den Schatten gestellt. Wer heute durch den Kurort spaziert, fragt sich: Wo ist St. Moritz? Das chaotisch anmutende Erscheinungsbild verlangt nach einer neuen städtebaulichen Strategie. Christoph Sauter und Cordula Seger schlagen die «Statt-Mauer» vor, die aus der Mitte heraus den inneren Zusammenhang stärkt und das Sehenswerte des Kurorts wieder sichtbar macht. Dabei konstruieren sie – mittels Karte, Schwarzplan, Schnitt, Fotografie und Text – aus dem Gewussten das Neue. Kulturgeschichte und Architektur, Analyse und Projekt verdichten sich zu einer Vision, die vom Ort lernt und aus den spezifischen Aspekten allgemeine Erkenntnisse gewinnt. Nach Kuhdorf, Hotelstadt und Zweitwohnungshochburg folgt die «touristische Allmend». Christoph Sauter, Cordula Seger St. Moritz. Stadt im Dorf Hier und Jetzt Verlag, Baden 2014 ISBN 978-3-03919-308-0

LARS MYTTING

MICHAEL LÜTSCHER

DER MANN UND DAS HOLZ

SCHNEE, SONNE UND STARS

Vom Fällen, Hacken, Feuermachen Wussten Sie, dass der höchste Holzverbrauch aus Butan gemeldet wird – und nicht etwa aus Skandinavien oder Russland? Dass die Bäume für das beste Brennholz im Frühjahr gefällt werden? Dass es einen Unterschied macht, ob Holz «Borke oben» oder «Borke unten» gestapelt wird? Dass der Holzstapel Rückschlüsse auf den Charakter des Staplers zulässt? Aprikosenholz brennt anders als Mandelholz. Birkenholzscheite verströmen im Kamin einen feinen Duft … Davon erzählt Lars Myttings Buch, das gleichzeitig auch eine Anleitung ist zum Fällen, Hacken, Stapeln – und die Kunst lehrt, ein schönes Kaminfeuer am Brennen zu halten. Wer früher ein Taschenmesser in der Tasche hatte, wird nach Konsultation dieser ebenso informativen wie unterhaltsamen und anekdotenreichen Bibel zu Axt oder Säge greifen. Mit Mytting wird aus einem nostalgischen Gefühl eine Bewe­gung, eine sinnliche Erfahrung, eine Leidenschaft, die nicht nur den Prak­tiker im Wald, sondern auch den «Armchair Woodsman» zu Hause erfasst.

Die Geschichte des alpinen Wintertourismus beginnt im Winter 1864/1865, als St. Moritz und Davos als erste Orte in den Alpen Winter­­gäste beherbergten. Seither ist der Wintersport zu einer bedeutenden Wirtschaftsbranche angewachsen – und zum Element schweizerischer Identifikation. Die Suche nach gesunder Bergluft ist es, die vorab Deutsche und Engländer in die noch unerschlossenen Berge zieht. Ihre Abenteuerlust und der ein­heimische Unternehmergeist prägen die Entwicklung des jungen Winter­ tourismus, der bald viele andere Orte und benachbarte Länder erfasst. Zu­nächst ein Tummelplatz der Reichen und Schönen, wird der Wintersport zur Volksbewegung. Mit diesem Buch wird diese grosse Geschichte erstmals zusammenhängend – und reich illus­triert – erzählt. Michael Lütscher Schnee, Sonne und Stars Buchverlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2014 ISBN 978-3-03823-880-5

Lars Mytting Der Mann und das Holz Insel Verlag, Leipzig 2014 ISBN 978-3-458-17601-5 Winter 2014/2015

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PICA PICA

SERGI AROLA

Ein 5-Gänger mit dem katalanischen Starkoch

ROCK’N’ROLL

Cuisine

Dario Cantoni

W Verbier

MIT DEM «W HOTEL» HAT VERBIER MODERNEN LUXUS UND NEW YORKER EXTRAVAGANZ IN DIE SCHWEIZER ALPEN GEBRACHT. EIN GUTER MIX. WIE AUCH DIE IBERO-ALPINE PICA-PICA-KÜCHE DES KATALANISCHEN STARKOCHS SERGI AROLA. AUF EINEN STIL WILL ER SICH NICHT FESTLEGEN. WIR HABEN SIE PROBIERT UND SAGEN: WILD AT HEART.

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Sergi Arola Sergi Arola is one of Spain’s most celebrated chefs. Decorated with two Michelin stars, he hosts cooking programmes on Spanish TV and presides over restaurants in Madrid, Barcelona, Istanbul, Mumbai, Santiago de Chile, Paris, London and most recently Verbier. The tattoo-clad chef with the rebel look has created an «Ibero-Alpine» cuisine for the «W Verbier»: «I am fascinated by the Alps. Just look at the views! We use only local produce. Within just 15 kilometres, you can find the most unique wineries, fantastic cheese and meat producers, organic fruit and vegetables – it’s like paradise, a land of milk and honey!»

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PICA PICA

SERGI AROLA

Ein 5-Gänger mit dem katalanischen Starkoch

Mich erinnert Sergi Arola irgendwie an Ruben Block von Triggerfinger. Mit seinen Tattoos, dem Lederarmband, dem rebellischen Look und seiner Rock’n’Roll-Attitüde. Unser Gespräch beginnt dann auch mit Abschweifungen ins Barcelona der 1980er Jahre, zu Drogen, Clubs, Gangs und Hafenkneipen. Zu Punk und New Wave, Liebe, Leidenschaft und dem wahren Leben. Später stellt sich heraus, dass Sergi tatsächlich auch Musiker ist – in den Achtzigern sang und spielte er bei den Los Canguros, einer respektierten spanischen Indieband. Noch heute übt er täglich auf einer seiner zwölf Gitarren. Die Leidenschaft für Musik führte ihn auf Umwegen zur Kocherei. Nicht, dass ihn das gross interessiert hätte. Koch war damals kein angesehener Beruf. Aber Ferran Adrià bot dem Jungspund einen Job an, der ihm genug Freiraum liess, weiter seinen Musikerambitionen nachzuhängen. Später folgte er Adrià ins legendäre «El Bulli» bevor er nach Paris und zu Pierre Gagnaire wechselte. Ein Schlüsselerlebnis war die Einsicht, dass man auch als Koch Grosses erreichen, quasi Rockstar werden konnte. Auf sein Gitarrenspiel habe er sich nie gross etwas eingebildet, wenn er dies so gut erlernt hätte wie später das Kochen, wäre er aber wohl eine Art spanischer Eric Clapton geworden.

Heute gilt Sergi Arola als einer der kreativsten Köpfe der spanischen Haute Cuisine, Starkoch mit zwei MichelinSternen, moderiert er TV-Sendungen und leitet Restaurants in Madrid, Barcelona, Istanbul, Mumbai, Santiago de Chile, Paris, London … und seit kurzem auch in Verbier. Das passt! Das «W Verbier» ist das erste alpine Ski-Resort der global aufgestellten Designhotelkette. Jung, chic, aufgeweckt trifft das kosmopolitische Lebensgefühl der Weltmetropole New York auf alpine Geradlinigkeit im Herzen der Walliser Berge. Als kulinarischer Pate bringt Arola die katalanische Kochkunst ein, mischt sein zeitgemässes Pica-Pica-Konzept mit dem Reichtum der alpinen Gerichte und Produkte. Nicht ohne vorher viel Zeit in der Gegend verbracht zu haben. Zusammen mit dem schwedischen Küchenchef Torsten Sällström, der bereits für Arolas Restaurant in Madrid zuständig war, haben sie lokale Produzenten besucht und sich von der Vielfalt des Terroirs und der Qualität der Alpenprodukte inspirieren lassen. Dies alles finden wir nun auf dem Teller wieder. Also: Game on! Es ist Spätherbst – Wildzeit!

ERSTER GANG: Jakobsmuscheln mit Blutwurst, Kürbischips und grünem Kardamom. «Sergi, du hast bei Ferran Adrià und Pierre Gagnaire, zwei der bedeutendsten Chefs der Gegenwart, gelernt. Was hat dich am meisten geprägt?» – «Das Wichtigste sind nicht etwa die Rezepte oder Techniken. Rezepte sind Bullshit, man kann sie einfach in einem Buch nachlesen, im Fernsehen oder auf YouTube anschauen. Das Wichtigste ist der Masterchef als Persönlichkeit. Mich haben immer der Instinkt eines Ferran Adrià und die Passion von Pierre Gagnaire fasziniert. Die Kombination von beidem finde ich perfekt. Wahrscheinlich kann ich meinen Meistern in den beiden Disziplinen nicht das Wasser reichen, aber ich habe immer versucht, diese beiden Aspekte in Balance zu bringen. Das finde ich übrigens auch im Leben wichtig.» ZWEITER GANG: Tataki vom Reh mit Rüben, Steinpilzen und Wacholder an Humagne-rouge-Fonds. «Nein. Ich denke nicht, dass ich besonders kreativ bin. Wenn man über Kreativität spricht, verfällt man gerne in das tiefe Loch der Rezepte. Kreativ sein heisst nicht unbedingt gut sein. Auf die Musik bezogen war Mozart sehr kreativ, aber gleichzeitig auch sehr klassisch. Oder die Rolling Stones! Früher die absolut wildeste Band, wurde sie zum Mainstream. Wenn Kreativität zum Establishment wird, die wilde

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Küche der letzten Jahre zur Nomenklatur, was ist dann der Sinn der Kreativität? Was macht Punk für einen Sinn, wenn man die Nietenjacke und Doc Martens in den Galeries Lafayette kaufen kann? Man muss zurück zu den Wurzeln. Für mich ist es die Geisteshaltung. The attitude! Diese gilt im Leben wie im Business und im Umgang mit dem eigenen Staff.» DRITTER GANG: Gebratene Entenbrust auf Kohl und karamellisiertem Endiviensalat mit roten Beeren und Hibiskusblüten. «Mir fällt es schwer, meinen eigenen Stil zu definieren. Ich wollte nie so sein wie meine Meister. Bin wohl auch nicht so talentiert. Will mich nicht in eine Schublade stecken lassen. Es bereitet mir einfach grosse Genugtuung, meine Gäste glücklich zu sehen, ihnen eine gute Zeit zu schenken. Vielleicht ist es einfach Contemporary Cuisine. Manchmal bezeichne ich meinen Stil als ‹Complicity with my guests› … dann sind alle zufrieden.» VIERTER GANG: Gams-Entrecôte im Gewürzmantel, Rotkohl und Kastanien. «Ich bin fasziniert von den Alpen. Allein die Aussicht! Wir verwenden allein aus Respekt alpine Produkte. Eigentlich verwende ich in all unseren Restaurants lokale Produkte. Was der Alpenraum hervorbringt, ist einfach unglaublich. Im Umkreis von vielleicht fünfzehn Kilometern finden wir hier die wohl einzigartigsten Weinbauern der Welt, grossartige Käse- und Fleischproduzenten, biologisch gewachsene Früchte und Gemüse … paradiesisch, ein einziges Schlaraffenland.» DESSERT: Tartelette mit Birnen (im Vorfeld zusammen mit Sergi Arola zubereitet). Als ich nach den Zukunftsplänen fragte, kam es wie aus der Pistole geschossen: «Survive! In Spanien ist dies ein sehr verbreiteter Sport. Ein Extremsport – extremer etwa als Paragliding oder sich mit dem Wingsuit von einem Felsen zu stürzen. Der spanische Philosoph Gregorio Marañón sagte einmal treffend: ‹Wir sind, wer wir sind, und dann sind da noch die äusseren Umstände.› Die Krise in Spanien war und ist eine grosse Herausforderung: geschäftlich wie persönlich. Mit meinem Leben bin ich aber sehr zufrieden. Nie hätte ich erwartet, dass nur 98 Prozent der Ereignisse eintreten, die ich tagtäglich lebe. Ich habe Freunde, lerne interessante Leute kennen. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich versuche, alles so gut wie möglich zu machen und meinen Werten treu zu bleiben. Ich werde nie ein Genie sein, will nicht berühmt sein, nur ich selbst. Das ist schon ein sehr grosses Privileg. Wenn ich denke, wo ich herkomme, und sehe, wie viele meiner alten Freunde leben, dann muss ich schon sagen: ‹Fuck, ich habe sehr viel Glück gehabt!›»

OBEN SERGI AROLA IN DER KÜCHE DES «W VERBIER» UNTEN DAS SIGNATURE-RESTAURANT AROLA MIT DER SAMMLUNG VON KÜCHEN-ESSENZEN

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150 JAHRE WINTERTOURISMUS

DIE ABENTEUERLICHE GESCHICHTE DER SKIBEKLEIDUNG

Von Tweed zu Skin

S herlock

Holmes,

Batman und ein Taucheranzug

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Katharina Blansjaar

Die ersten Briten stürzten sich in edlem Tweed die Hänge hinunter, und Frauen durften die Skihose höchstens unterm Rock tragen. Der Weg zur stromlinienförmigen Funktionsbekleidung auf zwei Latten war ein weiter, und so manchem wurde auf dem langen Weg dorthin

DER VON THOMAS BURBERRY ENTWICKELTE FESTE «GABARDINE»-STOFF WURDE BEREITS 1894 PATENTIERT. DER DURCHBRUCH KAM ABER ERST 1910, ALS BURBERRY GLEICH BEIDE KONKURRIERENDEN EXPEDITIONEN ZUM SÜDPOL AUSRÜSTETE. IM BILD DER BRITISCHE POLARFORSCHER ERNEST SHACKELTON, SPÄTE 1920ER JAHRE. (ARCHIV BURBERRY)

wohl ziemlich klamm und feucht um die Waden.

«Mein Schneider hatte mir versichert, dass Harris-Tweed nicht zerschleisst. Dies ist pure Theorie und hält wissenschaftlichen Experimenten nicht stand. Er wird auf dem ganzen Weg von der Furgga bis nach Arosa Warenmuster seines Stoffes zur Ansicht finden.» Der ehrwürdige Sir Arthur Conan Doyle, geistiger Vater von Sherlock Holmes, der diese Zeilen schrieb, war der erste Skifahrer in den Schweizer Alpen. 1893 kam er erstmals nach Davos, weil seine Frau an Tuberkulose erkrankt war und sich dort auskurieren sollte. Das Dorf und der Schnee gefielen ihm, also kam er wieder und bestellte bei einem einheimischen Schlittenbauer namens Tobias Branger ein paar norwegische Ski. Es waren über zwei Meter lange, dünne Holzlatten, und bis Doyle auf ihnen einen Hang hinuntergleiten konnte, dauerte es mehrere Wochen. Als es endlich gelang, wurden Doyle, Branger und dessen Bruder Johann etwas vorschnell sehr wagemutig. Sie stiegen die Maienfelder Furgga hinauf, die Davos mit Arosa verbindet. Oben angekommen wurde allerdings klar, dass der Hang auf der anderen Seite viel zu steil war, als dass die Ski-Novizen ihn meistern könnten. Die Branger-Brüder schnallten kurzerhand die Ski ab, banden sie zusammen und glitten, auf diesem «Ski-Schlitten» sitzend, gen Arosa hinab. Conan Doyle hatte weniger Glück. Seine Ski rutschten unter ihm weg und er purzelte wenig elegant talwärts, bevor er erst viel weiter unten seine Latten aufs Neue befestigen konnte. Doch auch wenn diese erste Skitour mit einigen Beulen und Kratzern endete, war Conan Doyle sicher, dass Skifahren dereinst einen Boom erleben würde: «Ich bin davon überzeugt, dass eine Zeit kommen wird, in der Hunderte von Engländern zur Skisaison in die Schweiz fahren werden.» Conan Doyle verschätzte sich um mehrere Stellen. Nicht Hunderte, sondern Hunderttausende würden folgen, ja sogar Millionen. Und schon wenig später würden sie nicht mehr im

Tweed die Pisten hinabsausen, sondern in Stoffen, die weit härtere Belastungen aushalten konnten – auch wenn es bis zur Entwicklung von synthetischer Funktionsbekleidung noch einige Jahrzehnte dauern sollte. Viele der ersten Skifahrer setzten auf Loden und Wolle, wenn sie sich die Hänge hinabschwangen. Oft trug man auch einfach das, was man ohnehin in den Wintermonaten am Leib trug, denn spezielle Wintersportbekleidung gab es Ende des 19. Jahrhunderts noch gar nicht. Knickerbocker mit hochgezogenen Socken, darunter lange Unterwäsche und obenrum ein dicker Wollpullover, bei besonders garstigen Tempera­ turen mit einem kurzen Wintermantel drüber – das war um die Jahrhundertwende das Outfit für den Herrn. Frauen auf Ski waren, anders als man vermuten könnte, keine Seltenheit in jener Zeit, und viele Damen aus der britischen Oberschicht wagten sich mit Begeisterung auf die zwei Holzlatten. Im Rock natürlich, denn Frauen in Hosen wurden gar nicht gern gesehen. Da es aber der bodenlangen Röcke wegen immer wieder zu schweren Stürzen kam – sie verhedderten sich in den hochgebogenen Skispitzen – einigte man sich schon bald auf einen Kompromiss: Zum Skisport trugen nun auch die Damen Knickerbocker, bedeckt von einem gekürzten, knapp über die Knie reichenden Rock. Ebenso wie die ersten Wintertouristen kam auch die erste Innovation im Bekleidungsbereich von den Britischen Inseln; die von Thomas Burberry entwickelte «Gabardine». Der sehr dicht und in diagonalem Muster gewebte Baumwollstoff wurde als wasserdicht und dennoch luftdurchlässig beworben und bereits 1894 patentiert. Ihren Durchbruch erlebte die Gabardine aber erst nach der Jahrhundertwende, als Burberry im Jahr 1910 gleich beide konkurrierenden Expeditionen zum Südpol – die siegreiche des Norwegers Amundsen sowie die fatal endende des Briten Scott – mit Schlittenanzügen und Zelten aus seinen Stoffen ausrüstete.

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150 JAHRE WINTERTOURISMUS

DIE ABENTEUERLICHE GESCHICHTE DER SKIBEKLEIDUNG

Von Tweed zu Skin

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Amundsen erreichte Ende 1911 als Erster sein Ziel, und um die Welt ging nicht nur die Nachricht seines Erfolges, sondern auch der gute Ruf von Burberrys Stoffen. Der Skitourismus hatte in der britischen Oberschicht bereits viele Anhänger gefunden, und für diese war in den folgenden Jahren ganz klar Burberry der Bekleidungsausrüster erster Wahl. Der Erste Weltkrieg brachte vor allem für die Damen unter den Sportsleuten eine entscheidende Veränderung. Weil während des Krieges aus Mangel an männlichen Arbeitskräften weibliche Landarbeiterinnen in Hosen ein relativ alltägliches Bild gewesen waren, stieg die allgemeine Toleranz gegenüber Frauen in solcher Beinbekleidung – solange diese einen praktischen Nutzen darstellte. Während also im städtischen Alltag weiterhin die unausgesprochene «Rockpflicht» galt, konnten weibliche Sportlerinnen bei den entsprechenden Leibesübungen nun ganz ungeniert und ungehindert Hosen tragen. Einen echten Boom in der Wintersportbekleidung lösten wenig später die ersten Olympischen Winterspiele von 1924 in Chamonix aus. Nicht nur Burberrys schärfster Kon­kurrent in Sachen Trenchcoat – die britische Firma Aquascutum – wagte sich nun auf die Pisten, sondern auch etablierte franzö-

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sische Modehäuser wie Patou, Lanvin und natürlich Hermès. Im italienischen Monza begann die kleine Firma Colmar (ihren Namen verdankt sie nicht dem französischen Ort, sondern den jeweils ersten drei Buchstaben im Vor- und Nach­ namen ihres Gründers Mario Colomba), die eigentlich auf die Herstellung von Arbeitsuniformen spezialisiert war, mit der Anfertigung von Skimode aus behandelter Baumwolle. Ihr spektakulärstes Kleidungsstück war der «Thirring», eine Art Fledermausmantel für die Piste, der den Skifahrer im Luftwiderstand segeln liess. Entwickelt wurde dieser für den Österreicher Leo Gasperl, der 1932 in St. Moritz einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf Skiern aufgestellt hatte – 136,3 Kilo­meter pro Stunde! Statt der Kniebundhose trugen stilbewusste Skifahrer und Skifahrerinnen inzwischen die langen «Norwegerhosen», die etwas sackartig daherkamen und in Sachen Luftwiderstand eindeutig Optimierungspotenzial besassen. Während es untenrum flatterte, waren dagegen die Oberteile – Bluse, Weste und kurze Jacke wurden im Schichtenlook getragen – körpernah. Zu verdanken war diese knackige Kürze auch einer Münchnerin. Maria, die Braut des Sporthändlers und Nordisch-Kombinierers Willy Bogner, hielt nur wenig von den weiten und übers Gesäss reichenden Anoraks, die ihr

1814

1837

1864

1894

1894

In Schwabmünchen wird der Strickwarenhersteller Schöffel gegründet

Gründung von Hermès in Paris

Die ersten Wintertouristen aus Grossbritannien verbringen aufgrund einer Wette des Hoteliers Badrutt die Wintermonate in St. Moritz

Thomas Burberry lässt seine Gabardine patentieren

Sir Arthur Conan Doyle beschreibt das Skifahren in einem Artikel im «Strand Magazine» und weckt das Interesse vieler Briten

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1 AM ANFANG GAB ES KEINE SPEZIELLE WINTERBEKLEIDUNG FÜR DEN SPORT. MAN NAHM EINFACH DAS, WAS MAN OHNEHIN TRUG. DIE FRAUEN ANFANGS EINEN LANGEN ROCK, FRAUEN IN HOSEN WAREN NICHT GERN GESEHEN. HIER EINE NOSTALGISCHE FOTOPOSTKARTE AUS DEM STUDIO, DIE DIES DOKUMENTIERT. CIRCA 1910. (KEYSTONE) 2 JET-SET-OVERALL UND -JACKE AUS DEN 1980ER JAHREN. (ARCHIV JET SET) 3 SKI-OUTFIT VON JEAN PATOU, CIRCA 1929/30. BREITE, WEITE HOSEN WAREN NUN AUCH FÜR FRAUEN MÖGLICH. (ARCHIV JEAN PATOU) 4 DER VON COLMAR FÜR DEN ÖSTERREICHER LEO GASPERL ENT­WICKELTE FLEDERMAUSMANTEL. 1932 STELLTE GASPERL MIT DIESEM IN ST. MORITZ EINEN NEUEN GESCHWINDIG­ KEITSREKORD AUF SKIERN AUF: 136,6 KM/H. (DOKUMENTATIONS­ BIBLIOTHEK ST. MORITZ, AUTOR: HANS STEINER)

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zukünftiger Mann für sein Sportgeschäft aus Skandinavien anliefern liess. Sie versah die Jacken mit ein paar Abnähern, kürzte sie beträchtlich und machte aus dem abgeschnittenen Stück einen Steppgürtel, so dass die Skifahrerin fortan mit schmaler Wespentaille die Pisten hinuntersausen konnte. So erfolgreich waren die Bogners mit ihrer Skibekleidung, dass sie wenig später, 1936, gar die deutsche olympische Wintermannschaft ausstatten durften. Doch die Spiele von Garmisch-Partenkirchen markierten auch den Beginn einer dunklen Ära. Der Siegeszug der National­sozialisten und der folgende Zweite Weltkrieg brachten den alpinen Wintertourismus zum Erliegen, und nicht wenige Skilehrer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verliessen Europa, um auf der anderen Seite des grossen Teichs ein neues Leben zu beginnen. Während die alte Heimat im Chaos versank, schossen im Westen der USA die Skiresorts wie Pilze aus dem Boden. Im aufstrebenden Wintersportort Mount Hood in Oregon sorgte Ende der 1930er Jahre ein gewisser Emilio Pucci für Auf­ sehen. Der Student am Reed-College in Portland – als Mitglied der italienischen Nationalmannschaft hatte er doch tatsächlich ein «Ski-Stipendium» bekommen – trainierte die CollegeSkimannschaft. Weil er sich über die zwar warmen, aber unansehnlich sackartigen Anzüge seines Teams fürchterlich aufregte, entwarf er kurzerhand neue, stromlinienförmige Outfits. Diese gefielen dem ebenfalls in Portland ansässigen

Sport- und Outdoorbekleidungshersteller White Stag so gut, dass er einige Jahre später Puccis erste Skikollektion herausbrachte. Nach dem Krieg gründete Pucci auf Capri unter eigenem Namen eine Boutique und wurde in den 1960er Jahren vor allem für seine bunten, psychedelischen Muster bekannt. Der Skimode blieb er aber weiterhin treu, und seine dem weib­ lichen Körper schmeichelnden Entwürfe galten über Jahrzehnte als das Schickste, was der Winter einer Frau von Welt zu bieten hatte. Andere Auswanderer blieben gleich ganz «drüben» und sind heute in Europa weitgehend in Vergessenheit geraten. Klaus Obermeyer zum Beispiel, ein Bayer aus Oberstaufen, der in den 1940er Jahren nach Aspen kam, wo sein bester Freund aus Kindertagen soeben die lokale Skischule eröffnet hatte. Obermeyer wurde Skilehrer und verkaufte nebenbei die passende Bekleidung – das von ihm gegründete und in den USA nach wie vor erfolgreiche Unternehmen wird heute von seinen Nachfahren geführt. Der Schweizer Auswanderer Frederic Picard wurde in den 1940er Jahren von amerikanischen Modemagazinen gar als «internationale Autorität für Glamour im Schnee» gefeiert. Seine Designs verkaufte er im eigenen Geschäft in Sun Valley und stattete als Kostümdesigner die ersten Ski-Spielfilme wie «Sun Valley Serenade» aus. Doch in den 1950er Jahren verpasste er einen Trend, als er nicht wahrhaben wollte, dass

1911

1923

1924

1932

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Amundsen erreicht den Südpol – in einem Schlittenanzug und mit Zelten von Burberry

In Monza wird Colmar gegründet

In Chamonix finden die ersten Olympischen Winterspiele statt

Leo Gasperl stellt einen Geschwindigkeitsrekord auf Ski auf – 136 km/h.

Der Nordisch-Kombinierer Willy Bogner gründet in München ein Import­ geschäft für Ski- und Strickwaren aus Norwegen

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DIE ABENTEUERLICHE GESCHICHTE DER SKIBEKLEIDUNG

5 FUTURISTISCHER LOOK VON BOGNER 1980ER JAHRE. (ARCHIV BOGNER) 6 WEISSER PULLOVER MIT ZOPFMUSTER UND ELASTISCHE GABARDINE-HOSEN AUS DER HERBST/WINTER-KOLLEKTION VON EMILIO PUCCI 1957. (EMILIO PUCCI ARCHIV, FLORENZ)

Von Tweed zu Skin

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die Damenwelt nun nach einer körpernahen Linie und sexy Schnitten verlangte. «Wenn Skihosen zu eng und aus elas­ tischem Material sind, könnten sie einen gegensätzlichen Effekt haben und Beulen und Dellen offenbaren, die man besser verstecken sollte», sagte er in einem Interview. Die Damenwelt sah das aber offenbar anders, und Picards Designs gerieten in Vergessenheit. In der Nachkriegszeit prägten genau die von Picard so verschmähten schmal geschnittenen Designs die Skimode, und auch diesmal war Maria Bogner an vorderster Front mit dabei. Viele Hersteller boten nun eng ans Bein geschneiderte Keilhosen an. Doch Maria Bogner machte sie zum Verkaufsschlager – sie entwarf ein Modell aus dehnbarem Material, das durch einen angenähten Fusssteg straff gezogen wurde. So gross war der Erfolg dieser Hose, dass die amerikanische Skimannschaft sich bei den Olympischen Spielen von 1956 weigerte, heimische Designs zu tragen – man wollte statt­ dessen in Bogner-Hosen an den Start gehen. Aber auch die Konkurrenz machte von sich reden. Bereits 1952 hatte Colmar eine fast hautenge Skijacke aus Nylon vorgestellt, die in den folgenden Jahren für professionelle Ski­ läufer fast schon zur Pflicht wurde, weil sie eine schnellere Abfahrt ermöglichte. Kein Wunder, wurde Colmar noch im gleichen Jahr zum Ausstatter der italienischen Mannschaft berufen.

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Ganz allgemein entwickelten sich ab den 1950er Jahren zwei Tendenzen in der Skibekleidung – die durch den Wettkampfsport angetriebene Funktionsbekleidung, die nach immer besseren Zeiten und noch höherer Performance strebte, und die luxuriöse Pisten- und Après-Ski-Mode des Jetset, der ab den 1960er Jahren in die Wintersportorte strömte und Alpendörfern wie St. Moritz, Gstaad und Kitzbühel zu Weltruhm verhalf. In den 1960er Jahren dominierten die grossen Pariser Designhäuser die Kleiderwahl der wohlhabenden Wintertouristen. Dior, Chanel, Courrèges, Pierre Cardin und viele mehr wollten

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Emilio Pucci reist 17-jährig als Teil der italienischen Skimannschaft an die Olympischen Winterspiele von Lake Placid, startet aber nicht

In Davos wird der erste Bügelskilift eröffnet

Bogner stattet erstmals die deutsche Mannschaft für die Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen aus

In Oslo wird Odlo gegründet – als Hersteller von Damen­ unterwäsche.

Emilio Pucci eröffnet in Capri sein erstes Geschäft

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7 AUCH DER DIRNDL-HERSTELLER SPORTALM ZEIGT SICH IN DEN 80ER JAHREN FUTURISTISCH. 8 EIN BILD AUS DEM ERSTEN SKIMODE-KATALOG VON SPORTALM. (BEIDE ARCHIV SPORTALM)

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ein Stück abhaben vom verlockenden Kuchen der Skioutfits für die oberen Zehntausend. Alle waren sie nun auf der Piste oder in den Bars und Restaurants der mondänen Alpen­ resorts anzutreffen; Grace Kelly ebenso wie Jackie Kennedy und Brigitte Bardot, und Audrey Hepburn fuhr sogar im Film Ski – in «Charade» aus dem Jahr 1963 trug sie, wie könnte es anders sein, auch im Schnee ihre Hausmarke Givenchy. Doch nicht nur die arrivierten Modehäuser mischten mit bei den Skioutfits mit dem gewissen Chic. In den Wintersport­ orten mit finanzkräftiger Klientel nutzte auch so manch Einheimischer die Gelegenheit, die Popularität des eleganten Skisports zu Geld zu machen. So übernahm 1973 der SkiUnternehmer Franz Kneissl den Strickwaren- und DirndlHersteller Sportalm und versuchte sich in der Entwicklung von Skimode. Doch erst sein Nachfolger Wilhelm Ehrlich schaffte es, die Symbiose aus traditionellen Trachtenelementen, alpinem Glamour und schmal geschnittenen Funktionsmaterialien flächendeckend an den Mann und die Frau von Welt zu bringen. Auch ein junger Mann aus St. Moritz witterte seine Chance. Kurt Ulmer definierte seine Zielgruppe bereits im Namen, als er seine Marke bei der Gründung 1969 ganz selbstbewusst Jet Set taufte. Tatsächlich gehörten schon bald Gianni Agnelli, Gunter Sachs und Brigitte Bardot zu seinen Kunden. Ulmers Designs, die immer ein wenig bunter und auffälliger als jene der Konkurrenz waren, trafen vor allem in den 1970er

und 1980er Jahren, als knallige Farben die Pisten dominierten, den Geschmack der gutbetuchten Skitouristen. Moncler erscheint mit seinen in den Nobelskiorten fast allgegenwärtigen Daunenjacken heute ebenfalls eher als Marke für die kaufkräftige Oberschicht, doch seine Anfänge liegen im ganz und gar nicht glamourösen Extremsport. Der Marken­ name ist eine Abkürzung von Monestier-de-Clermont, einem französischen Bergdorf in der Nähe von Grenoble, wo ab 1952 gefütterte Schlafsäcke und Zelte für Bergsteiger genäht wurden. 1954 folgte die erste Daunenjacke, wenig später rüstete Moncler damit italienische und französische Expeditionen in den Himalaya aus. Die warmen Jacken waren schnell auch bei Skifahrern beliebt, aber wirklich praktisch waren die doppellagigen und schweren Stücke nicht. Erst als Moncler für die Olympischen Winterspiele von 1968 in Grenoble das französische Skiteam ausstatten sollte, folgte ein schmaler geschnittenes, einlagiges Modell, das sich auch wirklich für diesen Sport eignete. Solche Innovationen waren wichtig für jene Hersteller, die im Wettkampfsport mitmischen wollten. Und dort dabei zu sein, erhöhte wiederum die Chancen auf einen guten Absatz bei den unaufhaltsam zahlreicher werdenden Hobbysportlern. Die norwegische Marke Odlo hatte sich bereits seit den späten 1940er Jahren mit Kälteschutzhosen für Lang- und Eisschnellläufer einen Namen gemacht. Ab 1964 stattete die

1952

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Die Firma Moncler aus einem Dorf nahe Grenoble fertigt die ersten Schlafsäcke und Zelte

Colmar stattet erstmals die italienische Ski-Nationalmannschaft aus

Moncler fertigt die ersten Daunenjacken

Audrey Hepburn trägt in «Charade» einen Skianzug von Givenchy

Odlo wird Ausstatter der norwegischen Nationalmannschaft

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Firma die norwegische Ski-Nationalmannschaft aus, acht Jahre später in Sapporo trugen 22 Nationalmannschaften – vor allem im Skilanglauf – die Anzüge von Odlo. Durch ihren technischen Vorsprung beim Kälteschutz wurden die Norweger auch bei Alpinskifahrern zum Bestseller – allerdings trug man sein «Odlo-Leibchen» dort lieber drunter als drüber. 1973 machte die Marke das Drunter schliesslich zum Programm, als sie mit «Odlo Termic» die erste voll synthetische Funktionsunterwäsche auf den Markt brachte.

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abgezweigt hatte, und brachte 1969 den «Skin»-Skianzug auf den Markt. Die Erfindung war ein Renner. Für die Spiele in Sapporo 1972 entwarf der findige Taucher in Zusammen­ arbeit mit der japanischen Marke Descente für das Schweizer Team eine verbesserte Version namens «Kris Cut». Die Schweizer fuhren im hautengen Dress gleich zweimal zu Abfahrtsgold: Bernhard Russi und Marie-Theres Nadig siegten in Outfits, deren Prototyp einst ein Taucheranzug war.

Immer dünner, immer leichter – das galt gerade im SkiRennsport nicht nur für die Unter-, sondern auch für die Oberbekleidung. Doch den ersten Renndress, der als Vorläufer der auch heute noch in internationalen Skiwettkämpfen eingesetzten Ganzkörperanzüge gilt, entwickelte keine der gros­ sen Firmen, sondern ein Schweizer Taucher. Hannes Keller hielt den Weltrekord im Tieftauchen, als er sich bei einem Tauchgang im Lago Maggiore mit seinem weit geschnittenen Anzug verhedderte und nur knapp dem Tod entkam. Das brachte ihn auf die Idee, einen enganliegenden, elastischen Taucheranzug zu entwickeln, in dem ein solches Verheddern unmöglich wäre.

Doch nicht alle Innovationen in der Skimode sind so eindeutig einem Erfinder zuzuordnen. So proklamiert zum Beispiel Descente, mit seiner «Demo Pant» die Hose erfunden zu haben, die sich über dem Skistiefel tragen lässt. Ähnliches behauptet andererseits aber auch Schöffel. Das Familien­ unternehmen aus Schwabmünchen bei Augsburg feiert heuer seinen 210. Geburtstag. Mit Skibekleidung hatten die Bayern allerdings lange nichts am Hut. Strumpf- und Strickwaren waren der Anfang, später fertigte man erfolgreich Wanderund Outdoorbekleidung. Erst in den 1970er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kam mit der «Jethose», der Skihose mit schmalem Bein, die sich nach unten weitet und über dem Skischuh befestigen lässt, der Durchbruch im alpinen Bereich.

Ein weibliches Model, an dem er erste Masse für diesen haut­ engen Anzug nehmen wollte, schlug Keller vor, die Technik doch auch auf den Skisport anzuwenden. Der fackelte nicht lange, investierte Geld, das er aus einem Forschungsauftrag

Gegen Ende der 1970er Jahre zeichnete sich für die Skimode eine Wende ab. Statt der Farbe stand nun die Funktion im Vordergrund. Wasserdichte und ultraleichte Synthetikstoffe eroberten den Markt, und statt eng am Körper zu liegen, ver-

1969

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Kurt Ulmer gründet in St. Moritz die Marke Jet Set

Der Schweizer Taucher und Tüftler Hannes Keller lanciert den «Skin»-Skianzug

Die Schweizer gewinnen in einem neuartigen Skianzug, einer Zusammenarbeit von Hannes Keller und dem Hersteller Descente, in Sapporo zweimal Abfahrtsgold

Der Kitzbüheler Strickwaren- und Dirndl-Hersteller Sportalm fertigt erstmals Skimode

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9 SAPPORO 1972: BERNHARD RUSSI AUF SEINER SIEGESFAHRT ZU OLYMPIA­GOLD. DIE SCHWEIZER TRUGEN ZUM ERSTEN MAL DEN HAUTENGEN «KRISCUT-DRESS». ENTWICKELT WURDE ER VON EINEM SCHWEIZER TAUCHER, HERGESTELLT VON DER JAPANISCHEN MARKE DESCENTE. (KEYSTONE) 10 AUS BESTEM GABARDINE-STOFF LÄSST BOGNER EINE ERSTE KEILHOSE, DIE «BOGNER SPEZIAL», SCHNEIDERN. DAS MODELL IST SO ERFOLGREICH, DASS KEILHOSEN IN DEN USA ALS «BOGNERS» BEZEICHNET WURDEN. (ARCHIV BOGNER) 11 JET SET WURDE IN DEN 1970ER UND 80ER JAHREN DURCH DEN EINSATZ VON HIGHTECHMATERIALIEN UND INNOVATIVEN DESIGNS ERFOLGREICH. TYPISCH DIESE JACKE AUS DER WINTERKOLLEKTION 2006/07. (ARCHIV JET SET) 12 EIN MODEL POSIERT 1962 IN WINTERKLEIDUNG DES SCHWEIZER SKIRENN­FAHRERS ROGER STAUB. GEBLIEBEN IST DIE NACH IHM BENANNTE MÜTZE. (KEYSTONE) 13 AUS DER AKTUELLEN SKIKOLLEKTION VON HERMÈS IM RETROLOOK.

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sprachen die neuen Designs Bequemlichkeit und Atmungsaktivität. Das Markenangebot wuchs ins Unübersichtliche – und viele Namen, welche die ersten Jahrzehnte der Skimode mitgeprägt hatten, konnten den grossen Konzernen, die nun vom Ski und von der Schneebrille bis hin zum Anorak die komplette Ausrüstung anboten, kein Paroli bieten. Snowboardsport und Freeski propagierten «Baggy Pants», sackartige Ungetüme, in denen die Körperformen kaum mehr erkennbar waren. Doch auch in der Skimode hält kein Trend ewig an. Funktionale Stoffe lassen sich heute eng an den Körper schneidern, sind elastisch und dennoch wind- und sogar wasserdicht. Und so erstaunt es nicht, dass manche der Pioniere unter den Herstellern den Weg zurück zum Skisport finden – oder, wenn sie gar nie weg waren, sich neuer Beliebtheit erfreuen. Bogner feiert 2014 25 Jahre seiner «Fire+Ice»-Kollektion, und Jet Set meldet sich nach einer Übernahme und mehreren Jahren voller Auf und Abs in diesem Winter mit einer vielver­ sprechenden neuen Kollektion zurück.

Die grösste Überraschung lieferte aber wohl das Pariser Traditionshaus Hermès, als es im Winter 2013 mit einer luxuriösen Ski-Kollektion im Retro-Stil von sich hören machte. Die neuen Stücke sind – abgesehen von ihrer zeitgemässen Funktionalität – kaum zu unterscheiden von den frühen Modellen aus den 1930er Jahren und lassen einen von den Abenteuern der ersten Männer und Frauen auf Skiern träumen. So gut verkaufte sich die Kollektion, dass die Franzosen sich auch heuer mit einer neuen Kollektion auf die Pisten wagen. Mit Entwürfen, in denen bestimmt auch der den Hügel hinunterpurzelnde Sir Arthur Conan Doyle eine gute Figur gemacht hätte – und von denen wir gerne auf der Piste ein paar Warenmuster aufsammeln würden.

Ski wear Ski wear has come a long way since the first tourists rode down the hills and mountains of Switzerland on simple wooden slats, wear­ ing tweed coats and wool sweaters. Though contemporary ski wear seems to reminisce about the outfits from the early days, it is certainly of better quality than what the famous author Sir Arthur Conan Doyle wore on his first ski run from Davos to Arosa in the 1880’s: «My tailor tells me that Harris tweed cannot wear out. This is a mere theory and will not stand through scientific test. He will find samples of his wares on view from the pass to Arosa.»

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Odlo präsentiert mit «Termic» die erste voll synthetische Funktionsunterwäsche

Bogner lanciert die «Fire+Ice»Kollektion

Schöffel wird Ausrüster von Team Austria und stattet die österreichischen Skifahrer auch an den Winterspielen 2014 in Sotschi aus

Hermès lanciert eine Skikollektion im Retro-Stil

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KURT ULMER

Erfinder der Marke Jet Set

«DIE ERSTEN JET-SET-SKIJACKEN WURDEN MIR B U C H S TÄ B L I C H AUS DEN HÄNDEN GERISSEN!» Susanne von Meiss

Filip Zuan

Er gehört zum winterlichen St. Moritz wie der gefrorene See, er machte aus langweiligen Skiläufern bunte Paradiesvögel und kann es auch nach 40 Jahren nicht lassen: Kurt Ulmer kreiert die heissesten Skioutfits. Immer noch? Nein, schon wieder!

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BIANCO: Der Karton-Anhänger zeigt von oben nach unten kalligraphisch angeordnet ein K, ein R und ein U. In der Mitte einen roten gefüllten Kreis. Was bedeutet das alles? Kurt Ulmer: Ganz einfach, KRU steht für Kurt Rob Ulmer, also für mich und mein Design. KRU ist eigentlich die Fortsetzung von Jet Set, einfach ein bisschen kleiner und feiner. Unsere neuen Ski- und City-Modelle sind qualitativ hochstehend, werden aus eigenen Stoffkreationen – zum Teil in Japan, einem Land, das ich sehr bewundere – entwickelt und sind nur für eine kleine, feine Kundschaft bestimmt. Produziert wird die gesamte KRU-Kollektion ausschliesslich in Italien.

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KURT ULMER

Erfinder der Marke Jet Set

Die «kleine, feine Kundschaft» – gehört die nach wie vor zum sogenannten Jetset wie damals im Jahr 1969, als Sie Ihren allerersten Jet-Set-Laden in St. Moritz für die Schönen und Reichen dieser Welt eröffneten? Anfang der 70er Jahre, als in St. Moritz die Niarchos, Karajans, Fürstenbergs, Sachs oder Agnellis das Society-Leben bestimmten, kamen sie alle, die ganze internationale Gesellschaft, in mein kleines Geschäft und rissen mir meine ersten Jet-Set-Skijacken buchstäblich aus den Händen. Jeder wollte der oder die Erste sein mit einem meiner neuen Modelle auf der Piste. Heute bei KRU steht der Jetset nicht mehr im Vordergrund. Sondern jeder einzelne Kunde. Und den Jetset gibt’s ja gar nicht mehr … Was war vor 40 Jahren so neu und anders an den Jet-Set-Modellen? Wir waren nicht zurückhaltend, unauffällig und klassisch wie die damaligen Skimodeproduzenten. Jet Set war aggressiv, glamourös und schlicht aufregend. Vorher gab’s hauptsächlich unifarbene Skijacken in Dunkelblau, Schwarz und Weiss. Rot war schon wild. Ich dagegen orientierte mich an der Schweizer Armee mit ihren Schlafsäcken, Fallschirmen, Uniformen und Overalls und kreierte Daunenjacken aus Fallschirmseide mit grossen, schweren Reissverschlüssen und langen Bändern und Hosen, die eng, aber bequem waren. Das Ganze im MilitärCamouflage-Look oder in Khaki, Rot, Schwarz, Pink, Weiss, Hellblau, Türkis oder Rosa. Die Farbpalette wurde über die Jahre immer wahnsinniger. Auch Muster gab’s in allen Variationen – allem voran den Stern, den wir auf unzählige Jet-Set-Hosen und -Anoraks applizierten. Das war neu und verrückt und machte die Marke über Nacht bekannt. Der Tausendsassa Ulmer, der neben dem Jet-Set-Label in den 80er Jahren genauso erfolgreich die Marke Blue System lancierte. Hat dieser Sonnyboy damals selbst zum Jetset von St. Moritz gehört? Wurde er einer von ihnen? Ach, das mit dem Jetset war nicht so mein Ding. Sie haben mich zwar alle eingeladen, sehr nett, aber ich bin selten gegangen. Wie gesagt, es war nicht so meine Sache, und vielleicht war ich auch einfach zu scheu.

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Und das, obwohl Sie in provokanter Manier als erster Designer für Ihr Blue-System-Label völlig verwaschene Jeans produzierten? Und Jeans voller Löcher auf den Markt brachten? Als Erster? Dieser Mann soll scheu sein? Ja, das stimmt, für Blue System habe ich tatsächlich die sandgestrahlten Jeans erfunden – hab das System sogar patentieren lassen. Es wurde ein Riesenerfolg, was aber auch hiess, dass ich immer mehr Kollektionen entwerfen, immer mehr arbeiten musste. Dabei bin ich aber immer zurückhaltend geblieben. Zurück zur Farbpalette, bei KRU zeigen Sie in diesem Winter wattierte Jacken im Zwiebellook, die man auseinandertrennen und auch umgekehrt tragen kann. Für diese, Ihre bisher dritte Winterkollektion wählten Sie die Farben Schwarz, Weiss, Khaki, Rot und verwaschene Fluortöne. Wie entsteht eine solche Farbselektion? Die Töne müssen auf alle Fälle mit den vorherigen Kollektionen korrespondieren. Schliesslich sollte man eine Jacke auch in zehn Jahren noch tragen oder kombinieren können. Und irgendwie hatte ich schon immer einen Sinn für Farben. Als ich etwa 14 war und meine Mutter mir einen Norwegerpulli stricken wollte, mochte ich den aber nicht wie alle andern Buben in Blau, Blau-Weiss oder Rot-Weiss haben, meine Mutter musste mir einen in leuchtend Gelb und Hellblau stricken. Wie gesagt, ich mochte es schon damals etwas anders.

Kurt Ulmer 45 years after launching the legendary ski fashion brand Jet Set, Kurt Ulmer is back with a new collection. His clothing line KRU (his initals – Kurt Rob Ulmer) focuses on quality and innovation and is produced in Italy for an exclusive clientele. Ulmer’s reason for starting a new brand was simple: He couldn’t find any ski wear he liked. «I have always been a bit different. When I was 14 and my mother was going to knit me a Norwegian sweater, I didn’t want it in blue, white and red like all the other boys. Instead, my mother had to make me one in bright yellow and baby blue.»


Sie sind gestern Ski gefahren (es ist der 5. November 2014). Was tragen Sie und Ihre Frau Juli auf der Piste? Ich trage meistens schwarze Skihosen oder ein KhakiModell, dazu am liebsten eine orangefarbene Daunenjacke. Orange ist meine Lieblingsfarbe und passt perfekt zu Schwarz oder eben zu Khaki. Juli hingegen mag es schwarz und weiss. Doch ich erinnere mich noch gut an die Zeiten von JeanClaude Killy, als ich noch im B-Ski-Team fuhr – in engen elastischen Skihosen. Diese engen Dinger hatten gerade die Keilhosen abgelöst, die man in Amerika «Bogners» nannte. Sie sind nicht mehr fünfzig, genauer wollen wir nicht werden, warum haben Sie es nach siebenunddreissig Jahren Jet-Set-Erfahrung nochmals wissen wollen? Erstens bin ich zeitlos (lacht) und zweitens alterslos (noch lauter). Meine KRU-Kollektion ist genauso. Und der dritte Grund ist ganz simpel: Ich mache es vor allem, weil es mir

Kurt Ulmer war Jet Set und Jet Set war Kurt Ulmer. Wie kann man da endgültig loslassen? Man muss sich selber sagen: Was vorbei ist, ist vorbei. Jet Set hatte auch nach mir keine einfache Zeit. Was mit der Marke passieren wird, ist nun auch nicht mehr meine Sache. Doch ich muss zugeben: Als ich meine Abschieds- und Dankesrede hielt, konnte ich nicht weiterreden, weil ich einfach heulen musste. Doch wie gesagt, heute steckt meine Energie in der KRU-Entwicklung. Und ich habe in den letzten Jahren wieder Zeit für mich und meine Familie gefunden.

«ORANGE IST MEINE LIEBLINGSFARBE» einfach Spass macht! Dann kommt noch ein vierter Grund dazu. Es ist derselbe Grund wie vor 45 Jahren, als ich Jet Set ins Leben rief: Ich konnte kein passendes Skioutfit finden, das mir gefiel. Bogner war mir zu klassisch und Moncler zu wenig aggressiv, zu italienisch. Ist doch Grund genug für eine neue eigene Kollektion, oder? Als Sie vor bald acht Jahren ihre Jet-Set-Firmengruppe verkauften, machte es Ihnen keinen Spass mehr. Nein, wahrlich nicht. Ich musste pro Jahr für Blue System und Jet Set insgesamt vier Kollektionen produzieren, den internationalen Verkauf überwachen, unser immer grösser werdendes Team organisieren … irgendwann ist mir alles über den Kopf gewachsen. Ich konnte nicht mehr. Ich brauche eine ausgeglichene Life-Work-Balance, sonst geht nichts bei mir. Doch die war auf einmal weg.

Werden Ihre Kinder in Ihre Fashion-Fussstapfen treten? Das weiss ich nicht. Meine Tochter Montana studiert derzeit in Los Angeles Merchandising, und mein Sohn Ryder will sich nach einem Praktikum bei Carhartt ebenfalls im Wirtschaftsbereich weiterbilden. Also, wir werden sehen. Vorerst führt meine Frau nach wie vor unser Geschäft Joy in St. Moritz und ich mache meine Skimode. Sie sind zwar in Zürich geboren, leben jedoch seit vielen Jahrzehnten im Engadin. Wird Ihnen das nicht manchmal zu eng? Nicht, wenn man wie ich vier bis fünf Monate an der Sonne und am Meer verbringen kann. Seit über 30 Jahren habe ich ein Haus auf Ibiza und seit ein paar Jahren bin ich auch in der Karibik auf Turks and Caicos zu Hause. Das Engadin ist wunderbar, doch ich brauche den Ausgleich. Zudem muss ich jeden Tag bis anderthalb Stunden Fitness betreiben, um genauso alterslos zu bleiben, wie ich es jetzt bin.

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FERIENHAUS IN MÉGÈVE

Die Verwandlung eines romantischen Chalets

Heimatgefühle

IN SCHIEFER UND LÄRCHENHOLZ

ARCHITEKTUR

BLICK VOM EINGANG IN DEN ESSBEREICH. DIE STEINWÄNDE DES ALTEN CHALETS WURDEN GEREINIGT UND VERLEIHEN DEM RAUM EIN URCHIGES FLAIR.

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Martina Hunglinger

Mads Mogensen

Die niederländische Dokumentarfilmerin Klaartje Quirijns und ihr Mann Hans Witteveen haben in der Nähe von Mégève das Ferienhaus ihrer Träume gebaut. Aus einem kleinen und dunklen Chalet entstand ein lichtdurchfluteter, moderner und dennoch heimeliger Begegnungsort für die ganze Familie. «Als ich dieses Dorf zum ersten Mal sah, die kleine Kapelle und die schnuckligen Chalets, da wusste ich – es kann nicht besser werden. Es ist ein sicherer Ort, sehr authentisch, ländlich, natürlich und unaufgeregt.» Die niederländische Regisseurin Klaartje Quirijns und ihr Mann Hans Witteveen verliebten sich auf den ersten Blick in Saint-Nicolas de Véroce, oberhalb von Saint-Gervais-les-Bains zwischen Mégève und Chamonix gelegen. Doch ihr Traum von einem Ferienhaus in der Gegend war nicht leicht zu verwirklichen. Es sei unmöglich, hier ein Haus zu finden, wurde dem Paar von lokalen Maklern beschieden, denn es gebe zu wenig Immobilien auf dem Markt und dazu eine enorme Nachfrage. Ein ­wenig entmutigt entschied sich das Ehepaar schliesslich dazu, ein Stück Land etwas ausserhalb zu kaufen. Doch ein Vulkanausbruch in Island kam Klaartje Quirijns und Hans Witteveen, die ihren Hauptwohnsitz in London haben, in die Quere. Sie konnten wegen der Aschewolke nicht nach Frankreich fliegen, um den Vertrag zu unterzeichnen, und das Land wurde an jemand anderen verkauft. Ein Glücksfall, wie sich später herausstellte. «Wir gaben trotz diesem Rückschlag nicht auf, und dann fanden wir diese winzige Hütte mit einer unglaublichen Aussicht, in dieser absolut atemberaubenden Umgebung. Wir mussten sie einfach kaufen.» Die Hütte war ein typisches Chalet der Region, schmal und mit niedrigen Decken. Es gab ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein Bad und vier Betten auf der Galerie im Obergeschoss. Schnell machte das Ehepaar Pläne, das Haus abzureissen und ein neues zu bauen, doch die beiden Töchter waren gar nicht begeistert von der Idee. «Sie hatten sich in das romantische kleine Chalet verliebt und weinten sogar, als sie hörten, dass wir es abreissen würden. Aber seit das neue Haus fertig ist, sind sie sehr glücklich damit – vor allem mit dem Whirlpool!»

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ARCHITEKTUR

FERIENHAUS IN MÉGÈVE

Die Verwandlung eines romantischen Chalets

LINKS DER EAMES CHAIR IM WOHNZIMMER WAR DAS ERSTE STÜCK, DAS DIE EIGENTÜMER FÜR DAS CHALET KAUFTEN. RECHTS ZWEI STUFEN TRENNEN DEN ESSBEREICH VON DER KÜCHE.

Das heutige Chalet verfügt über eine grosszügige Wohnfläche von 180 Quadrat­ metern auf zwei Stockwerken. Der Kern des alten Chalets blieb erhalten, wurde aber modernisiert und mit neuen Elementen ergänzt. Das Herz des Hauses formt nun ein offener Wohnraum mit Essbereich und Küche, dessen Schieferfliesen mit einer Fussbodenheizung versehen sind, so dass man hier sogar im frostigen alpinen Winter barfuss gehen kann. Ausserdem beherbergt dieses Stockwerk das Elternschlafzimmer mit Bad, eine Sauna und eine Gästetoilette. Über Garage und Lagerraum erreicht man die im Untergeschoss gelegene Waschküche sowie zwei Gästezimmer mit eigenen Badezimmern. Für die Töchter wurde im renovierten Obergeschoss ein eigener Rückzugsort geschaffen; jeweils ein Schlafzimmer mit Bad sowie ein Wohnbereich, der zum grossen Salon im Erdgeschoss hin offen ist und durch sein Geländer aus Glaspanelen viel Tageslicht empfängt. Hans Witteveen, der in einem modernen, mehrgeschossigen Haus des österreichischen Architekten Richard Neutra aufgewachsen ist, wollte in dem Chalet auch ein wenig seine Kindheitserinnerungen auferstehen lassen. Die klaren ­Linien und bewusst weggelassenen Sockelleisten lassen die Innenräume zeitgemäss und schnörkellos wirken. Dennoch wurde beim Umbau auf die Umgebung und ihre Traditionen Rücksicht genommen. Balken, ein Teil des Holzes von der Aussen­ fassade, die alten Treppen und die steinerne Wand in der Küche wurden wieder­ verwendet. Überhaupt ist Holz allgegenwärtig: Die Wände des Essbereichs sind aus dem Bauholz des ehemaligen Chalets, der Esstisch wurde von ­einem einheimischen Schreiner aus rezykliertem Holz auf Mass gefertigt. Auch die Küchenelemente, die Badezimmerschränke und die Bettpodeste sind aus Holz, das durch seine urchige Natürlichkeit und leicht verwitterte Maserung den Eindruck macht, als sei es schon seit Jahrzehnten an seinem Platz. Geometrische Formen und strenge Linien

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LINKS OBEN BLICK INS GROSSE BADEZIMMER. DER STAURAUM IST HINTER HOLZPANELEN VERSTECKT. RECHTS EIN TEIL DER FREISTEHENDEN KÜCHENINSEL IST MIT ZINK BESCHICHTET, DAMIT DARAUF HEISSE TÖPFE ABGESTELLT WERDEN KÖNNEN. LINKS UNTEN KLAARTJE QUIRIJNS IST EINE NIEDERLÄNDISCHE DOKUMENTARFILMERIN. SIE LEBT MIT IHREM MANN UND IHREN BEIDEN TÖCHTERN IN LONDON.

sorgen dafür, dass die Gratwanderung zwischen moderner Klarheit und traditioneller Gemütlichkeit gelingt. Die zwei Geweihe aus weisser Keramik an den Wänden des Wohnbereichs (von Design Within Reach) sind eine ironische Spielart der in der Region allgegenwä­r­ tigen Jagdtrophäen, und der «Adirondack Antler Chandelier» von Restoration Hardware über der Sitzecke wirkt in dem klaren Raum mit den gedeckten Farben wie ein humorvolles Augenzwinkern. Daneben finden sich im Haus viele auserlesene Designklassiker. «Wir haben mit den Eames-Stücken begonnen und den Rest der Einrichtung um sie herum aufgebaut», sagt Hans Witteveen. Der Vintage-Barstuhl von Charlotte Perpignan, das gemütliche graue Sofa von Bo Concept und die Hängelampen von Tom Dixon fügen sich durch ihr reduziertes Design und die gedeckten Farben mühelos in die alpine Umgebung ein, von der Familie selbst angefertigte Details wie die Globen aus Weide­ zweigen verleihen dem Raum Persönlichkeit. Die Dekoration ist schlicht und minimalistisch, das weisse Geschirr von Rina Menardi nimmt die klaren Linien des Hauses auf. Anders als die traditionellen Bauten in der Gegend ist das Chalet lichtdurchflutet. Die hohen Decken und offenen Räume lassen die einzelnen Bereiche nahtlos in­ einander übergehen und schaffen einen Ort der Begegnung. Besonders der offene Wohnbereich lädt zur Gemeinsamkeit ein, sei es beim Lesen, Faulenzen oder Kochen. Die zwei Stufen, die von der Sitzecke zur Küche hinabführen, werden oft als zusätzliche Sitzgelegenheit genutzt. «Wir wollten, dass unser Haus luxuriös wirkt, aber dennoch heimelig», sagt Klaartje Quirijns. «Und ich möchte meinen Töchtern etwas von dem weitergeben, was ich selbst hier als Kind erfahren hatte – das Skifahren und die Natur. Der Kamin fühlt sich für mich wie eine Heimat an, er führt mich zurück in meine Kindheit und zu all diesen ursprünglichen Gefühlen. Ich liebe es, wenn wir alle hier zusammensitzen.»

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ARCHITEKTUR

FERIENHAUS IN MÉGÈVE

Die Verwandlung eines romantischen Chalets

Als Filmemacherin war Quirijns nie besonders an eine Heimat gebunden. Ihr Vater fuhr schon früh mit ihr an abgelegene Orte, und sie selbst tat es als Erwachsene auch. Für «The Dictator Hunter» (2007), eine Dokumentation über den amerika­ nischen Menschenrechtsaktivisten Reed Brody, reiste sie sogar in den Tschad. Zu ihrem Portfolio zählen Filme über Waffenhandel («The Brooklyn Connection», 2005), Kriegsverbrechen («Peace Vs. Justice», 2011) und das etwas aus ihrem üb­ lichen thematischen Rahmen fallende, aber sehr erfolgreiche und unter Kritikern vielgelobte «Anton Corbijn Inside Out» (2012), ein Porträt des niederländischen Starfotografen. «Je älter ich wurde, umso mehr verlangte ich nach einem Daheim. Dieser Ort ist der erste, an dem ich mich wirklich geerdet fühle und an dem meine Seele zur Ruhe kommt.» Der Bezug zum Dorf ist der Familie wichtig. «Die Einheimischen haben uns sehr herzlich willkommen geheissen, und wir wollten etwas zurück­ geben, indem wir so oft wie möglich lokale Lieferanten berücksichtigen. Wir mieten unsere Skis hier, kaufen hier ein und haben eine einheimische Haushaltshilfe.» Die Terrasse auf zwei Seiten des Hauses bietet einen spektakulären Blick auf die französischen Alpen. Obwohl Klaartje Quirijns selbst nie in Japan war, hat der Aussenbereich mit seinen klaren Linien für sie etwas Asiatisches: «Es fühlt sich sehr japanisch an. Hier zu sitzen, inspiriert mich, auch für meine Arbeit.» Die Dokumentarfilmerin hatte ihre Bedenken, als sie mit dem Umbau begannen. «Das Filmemachen zieht mich sehr in seinen Bann, wenn ich mitten in einem Projekt bin, und ich finde diesen Prozess der Entstehung oft bereichernder als das fertige Resultat. Ich war ein bisschen besorgt, dass es mir bei diesem Hausbau ähnlich ergehen könnte. Umso glücklicher bin ich darüber, wie sehr ich das fertige Haus nun geniesse!»

Chalet in Mégève Dutch documentary film director Klaartje Quirijns and husband Hans Witteveen have transformed a traditional wooden hut in the French Alps into a modern and bright holiday retreat. Situated close to Mégève, the chalet offers spectacular views of the surrounding mountains. Original material from the old building, including the beams, the exterior wood, the old stairs and some of the stone walls, were combined with modern features and clear lines. As a life-long traveller, Klaartje Quirijns has never before felt such a connection to a house: «Getting older I was longing for a home, and this is the first time I have ‹landed›.

Das Ferienhaus in der Nähe von Mégève kann man mieten, auf Wunsch mit Koch und Fahrer. www.edenluxuryhomes.com

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SONGPOETIN

BIBI VAPLAN

Das neue Album «Cul Vent»

FREIHEIT DER EIGENEN

Sprache

Hanspeter Kuenzler

Jos Schmid

Nach einer langen musikalischen Odyssee hat Bibi Vaplan zurück im Engadin den Schlüssel zur eigenen Muse gefunden. Am Anfang stand das Heimweh. Fast eine Dekade lang hatte Bianca Mayer vor allem mit Klavier und Schlagzeug munter im Musikleben von Zürich mitgemischt. Sie hatte Musik studiert und unterrichtet, in vielen Bands mitgewirkt, Film- und Theatermusik komponiert, gehörte, wie man so schön sagt, dazu. Zwei Jahre lang habe sie mit sich ringen müssen, ehe sie endlich den Schritt zurück – und vorwärts – ins Engadin wagte. Die Heimkehr erlebte sie wie einen Rausch: «Der Moment vom Wieder-im-Engadin-Sein und wieder die Sprache zu benützen, mit der ich aufgewachsen war, hat mich extrem berührt», sagt sie. Im Dorf, wo sie nun wohnte, gab es wenig Ablenkung, und auf einmal stürzten die Songs nur so aus ihr heraus. Und wenn sie um drei Uhr früh damit fertig war, ging sie hinaus an die frische Luft und spazierte durch die Nacht, bis sie müde genug war fürs Bett. «Ich habe jeden Abend Lieder geschrieben und musste mir nicht überlegen, ist das cool oder nicht. Es war eine grosse musikalische Befreiung.» Auch die sprachlichen Fesseln hatte sie mit dem Umzug abgeworfen. Früher hatte sie wie alle anderen englische Texte geschrieben: «Ich war ja auch in Amerika gewesen, es ist nicht so, dass ich es nicht könnte. Aber die Texte auf Englisch waren Zangengeburten. Auf Romanisch haue ich die Worte einfach hin. Sie sind nicht mehr so ausstudiert.» Eigentlich hätte Bianca Mayer malen wollen. So war es auch noch, als sie mit siebzehn Jahren ein Auslandsemester in der Grunge-Stadt Seattle einschaltete. Zur Musik bekehrt wurde sie mit achtzehn Jahren durch die Chopin-Balladen in g-Moll und das Requiem von Mozart: «Endlos habe ich das gespielt, ganz laut, so wie andere Punk gehört haben.» Dabei hat die Musik Familientradition. Der Vater ist passionierter Volks- und Blasmusiker. Das Verhältnis zu ihm wurde auf die Probe gestellt, als die Tochter von der Klassik über Jazz, Rock und Folk ausgerechnet dann in einer verspäteten Punkphase landete, als sie in ihre Engadiner Heimat zurückkehrte. Ein Album unter dem Namen Alba da la Clozza dokumentiert diese

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SONGPOETIN

BIBI VAPLAN

Das neue Album «Cul Vent»

Neuorientierung. «Es war für ihn eine Überraschung, dass die Tochter nicht Blasmusik dirigierte, sondern Punk machte. Und erst noch über Dinge sang, über die man nicht hätte singen dürfen. Ich habe halt immer über alles gesungen, was mir durch die Finger oder durchs Herz ging. Und dann noch auf Romanisch! Auf Englisch kann man sich besser verstecken.» Auf den Sturm folgte die Ruhe. Seit vier Jahren musiziert Bianca Mayer unter dem Namen Bibi Vaplan. «Bibi» ist ein Spitzname aus der Kindheit, «Vaplan» heisst auf Romanisch «mach langsam». «Am Anfang dachte ich, dass Bibi Vaplan ein neues Kostüm zum Anziehen sei, eine Kunstfigur», erklärt Bianca. «Aber dann merkte ich, dass ich mir damit eine extrem schöne Aufgabe gestellt hatte. Bei mir musste ja immer alles schnell gehen. Ich konnte nirgends ruhig sitzen. Dabei ist es sehr wertvoll, sich Zeit zu lassen in der heutigen Zeit, wo eh alles nur noch schneller, grösser und besser werden muss.» Vaplan heisst es auch in der Musik. Ihre Lieder lassen sich nun Zeit, sind luftig, auch wenn die Texte durchaus auch von schwierigen Emotionen handeln. Fürs dritte Bibi-Vaplan-Album, «Sdruogliar» (2012), liess Bianca sich und ihr Klavier von der Kammerphilharmonie Graubünden begleiten. Mit den fein gesponnenen Arrangements und der speziellen Melodik des Romanischen ist «Sdruogliar» ein faszinierendes Album, das entfernt an Künstlerinnen wie Regina Spektor oder Agnes Obel gemahnt, dabei aber ganz die eigene Sprache spricht. Im März erscheint ihr nächstes Werk, «Cul Vent». Diesmal hat sich Bibi Vaplan mit dem Bassisten Reto Claudio Gaffuri und dem Schlagzeuger Michael Nobel zusammengetan. Im Vordergrund stehen weiterhin Klavier und Stimme, aber die Dynamik ist dringlicher geworden, ohne allerdings je in Hast zu verfallen. «Bibi Vaplan ist das Resultat von allem, was ich je ausprobiert habe», sagt Bianca. «Es ist das Resultat einer lebenslangen Suche nach einem Ausdruck, den ich jetzt wie ein bisschen gefunden habe.»

After some early experiments with punk music and a decade in Zurich, musician Bianca Mayer has returned to her roots – the Engadine and her native tongue Romansh. She has found a new and at the same time old musical home here and now calls herself Bibi Vaplan. Bibi is a nickname from her childhood, and «vaplan» means «take it slow» in Romansh. «Everything had to happen real fast for me», she says. «I could never sit quiet. But it is so important to take your time when nowadays everything else has to be quicker, bigger and better.»

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www.bibivaplan.ch

Archiv Bibi Vaplan

Bibi Vaplan

Das neue Album von Bibi Vaplan heisst «Cul Vent» und erscheint im März 2015 – eine erste Singleauskopplung bereits im Januar. Neu mit dabei sind die beiden Musiker Reto Claudio Gaffuri (Bass) und Michael Nobel (Drums). Mit auf dem Album, welches die Engadiner Sängerin teilweise über die Crowdfunding-Plattform wemakeit.ch finanziert hat, ist auch ein Lied mit dem Mädchenchor aus Sumvitg. Die Plattentaufe findet am 1. April 2015 im «Moods» in Zürich statt.


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SKITOUREN

25 DINGE, DIE ES DAZU BRAUCHT

Vom Lawinen-Airbag bis zu Harscheisen

Rauf AUF

Wolfram Meister

DEN BERG!

Helge Jepsen

Ein blutiger Anf채nger darf man nat체rlich nicht sein. Dann schaut man den Leuten, die Skitouren machen, besser aus sicherer Distanz mit dem Feldstecher zu.

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Aber warum nicht mal selber rauf auf den Berg? Mit einem Freetouring-Ski? Um etwas zu spüren, zu erleben, das unvergesslich bleiben wird? Es beginnt noch ganz im Schatten, man kommt nur langsam in den Rhythmus, findet dann diese entspannende, beruhigende Regelmässigkeit. Und fühlt sich, gut eingepackt, mitten im Aufstieg immer besser, «guet zwäg». Gerade hatte man noch gefroren, beim Aussteigen aus dem Auto. Nun spürt man plötzlich die Sonne im Gesicht, während man weiterläuft und läuft und läuft. Natürlich sind einige Höhenmeter zu überwinden, je nach Steilheit schafft man 300 in der Stunde. Die Anstrengung nimmt weiter zu, je länger man unterwegs ist, zwischendurch wird sie auch mal zum Chnorz. Je näher man an seine eigene Leistungrenze herangeht. Bis ein erstes Ziel erreicht ist und man sich für die Abfahrt bereit macht. «All das ist ein unheimlicher Genuss», sagt Felix Bächli, der Geschäftsleiter von Bächli Bergsport (10 Filialen in der Schweiz, ebenso viele Outlets). Für ihn und seine Frau Susanna sind Skitouren mit die schönste Erholung in den Bergen. Ob im Hochwinter in den Voralpen oder im Frühling im Hochgebirge. Ein bisschen Training unter der Woche gehört zur nor­ malen Vorbereitung, anderthalb Stunden rennen sollten kein grösseres Problem sein. Eine erste Tour könnte der Mutteristock im Wägital sein (2294 Meter). Meistens hat es schon eine Spur, es ist nicht mörderisch steil, und der Aufstieg dauert mit zweieinhalb Stunden auch nicht übermässig lang. Am Ziel angelangt sind Glärnisch und viele andere Gipfel in Griffnähe. Was es ausser Kondition noch braucht, ist die richtige Ausrüstung. Von der hochtechnischen Wetterschutzjacke von Peak Performance über die Fritschi-Harscheisen aus hochwertigem Aluminium für die Tourenbindung bis zum neuen Must-have, dem Lawinen-Airbag von Deuter. All das und mehr finden Sie auf den folgenden Seiten.

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SKITOUREN

25 DINGE, DIE ES DAZU BRAUCHT

Vom Lawinen-Airbag bis zu Harscheisen 01

HIER IST DIE AUSRÜSTUNG! 02

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01 MÜTZE «OASIS BEANIE» VON ICEBREAKER (FR. 45.–) 02 LAWINENSCHAUFEL «ALUGATOR RIDE» VON MAMMUT (FR. 59.–) 03 SONNENBRILLE «MONTE BIANCO» MIT CAMELEON-GLAS VON JULBO (FR. 189.–) 04 3-ANTENNEN-LAWINENVERSCHÜTTETEN-SUCHGERÄT) VON ORTOVOX (FR. 359.–) 05 LEICHTE DAUNENJACKE «CERIUM» FÜR DAMEN VON ARC’TERYX (FR. 385.–) 06 ALLROUND-ALPINRUCKSACK «TRION NORDWAND» VON MAMMUT (FR. 289.–) 07 APRÈS-SKITOURDOPPELJACKE «PATROL IS COAT» VON ARC’TERYX VEILANCE (FR. 1998.–) 08 RAHMENLOSE BINDUNG «RADICAL 2 FT» VON DYNAFIT (AB FR. 569.–) 09 DIGITALES 3-ANTENNEN-LVS-GERÄT «ELEMENT BARRYVOX» VON MAMMUT (FR. 319.–)

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10 HIGH-TECH-SKIBRILLE «UNIVERSE SNOW TIGER» VON JULBO (FR. 229.–) 11 ZUSCHNEIDEFELL «WHIZZ MIX» VON COLLTEX (FR. 209.–/FR. 219.–) 12 HARSCHEISEN «CRAMPON TRAXION» FÜR DIE TOURENBINDUNG VON FRITSCHI (AB FR. 79.–) 13 SKITOURENSCHUH «MAESTRALE GT» VON SCARPA (FR. 539.–) 14 HOSE «SAWATCH PANTS» FÜR SKI- UND SNOWBOARDTOUREN VON ARC’TERYX (FR. 359.–) 15 LAWINENSONDE «QUICKDRAW PROBE TOUR 240» VON BLACK DIAMOND (FR. 72.–) 16 TOURENSKI «BOND» VON MOVEMENT (FR. 729.–) 17 LEICHTER 4-SCHNALLEN DAMEN-SKITOURENSCHUH «CELESTE II W» VON SCOTT (FR. 629.–) 18 MULTISPORT- UND GEBIRGSBRILLE «TYCANE PRO OUTDOOR» VON ADIDAS


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Ski tour

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(FR. 275.–) 19 DAMEN-FREETOURING-SKI «POTION 98TI W» VON K2 (FR. 699.–) 20 WETTERSCHUTZJACKE «BLACKLIGHT 4S» AUS GORE-TEX PRO VON PEAK PERFORMANCE (FR. 629.–) 21 WINTERTOURENRUCKSACK «GLISSADE 35» VON EXPED (FR. 199.–) 22 LAWINEN-AIRBAG-RUCKSACK «ONTOP 30» VON DEUTER (FR. 899.–) 23 PIN-BINDUNG «VIPEC 12» VON FRITSCHI (AB 499.–) 24 ROBUSTE 3-LAGEN-GORE-TEX-DAMENHOSE «MITTELLEGI PRO W PANTS» VON MAMMUT (FR. 549.–) 25 LEICHTER 3-TEILIGER TOURENSTOCK «TOUR CARBON 3» VON LEKI (FR. 159.–). AUSRÜSTUNG ZUSAMMENGESTELLT VON FELIX BÄCHLI, GESCHÄFTS-

Why not test yourself on a ski tour? It’s not a trip for absolute beginners though, and you should be able to master an ascent of several hundred metres. How about the Mutteristock (2294 metres)? You will most likely encounter a trail, it’s not terribly steep, and after about two and a half hours you will find yourself on the summit enjoying wonderful views of the Glärnisch and other nearby peaks. Apart from some basic fitness, you will need the right gear. And we do have a few ideas for you.

LEITER VON BÄCHLI BERGSPORT.

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WOLKENKRATZER

CAROLINE MICAELA HAUGER

Die Magie der Alpenwelt

Ich war immer ein

Thomas Buchwalder

CITY-GIRL

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Wolfram Meister

Caroline Micaela Hauger

Manhattan oder Matterhorn? Älplermagronen oder Amuse-Bouche-Menü? Lieber zweimal New York. Lieber einen Stern mehr als einen «GaultMillau»-Punkt zu wenig. Caroline Micaela Hauger, feinsinnige Kulturreporterin, 47, hat in den besten Restaurants dieser Welt getafelt. Ihr Interesse an den Bergen, an den Alpen war gleich null. Bis sie an einem Sonntag auf dem Grossen Mythen stand, im Frühling 2011. Seither hat sie in gut drei Jahren 13 Viertausender und 2 Fünftausender bestiegen. In ihrem persönlichen Gipfelbuch steht auch das Matterhorn. Sie liebt hohe Absätze, High Heels von Christian Louboutin (die mit der roten Sohle). Sie fährt gerne schnell, mit Skis, mit ihrem schwarzen Porsche Boxster («der ist achtjährig!»). Sie wohnt fürs Leben gerne, in einer Gartenwohnung von drei­ einhalb Zimmern in Küsnacht am Zürichsee, mit Stücken von Charles und Ray Eames, mit einem Tisch von Arne Jacobsen. Caroline Micaela Hauger, Tochter eines Chemikers und einer handwerklich geschickten Mutter, ist ein Museumskind. Die Sonntage verbringt man in Ausstellungen. William Turner und Caspar Wolf imponieren. Aber ein Gemälde fasziniert besonders und bleibt für immer in Erinnerung: der «Eichenwald» von Robert Zünd aus dem Jahr 1882. Ein Bild, das bei oberflächlicher Betrachtung für eine fotogra­ fische Aufnahme gehalten werden könnte. Caroline Micaela Hauger geht ins Gymnasium in Bülach (mit Latein), studiert an der Universität in Zürich und an der Sorbonne in Paris (Germanistik, Publizistik, Kunstgeschichte) und arbeitet seit 22 Jahren bei der «Schweizer Illustrierte» als Journalistin. Fokus: Kunst und Kultur. Gerade hat sie ein Stück über John Armleder geschrieben, der von Experten zeitgenössicher Kunst anlässlich der ART Basel zum wichtigsten lebenden Schweizer Künstler 2014 gekürt worden ist. Zum Journalismus ist Hauger eher zufällig gekommen, über ein Volontariat. 1991 konzipiert sie zusammen mit Martin Heller (dem späteren künstlerischen Direktor der Schweizer Landesausstellung Expo.02) die Ausstellung «Werbung ist für alle da» im Zürcher Museum für Gestaltung. Bei Ringier wird man auf die junge, 24-jährige Texterin aufmerksam und bietet ihr eine Stage von drei Monaten an. Caroline Micaela Hauger ist geblieben. Bis heute. Sie lernt Urs Heller, den «GaultMillau»-Chef, kennen und lieben. 15 Jahre sind die beiden ein journalistisches Traumpaar, seit drei Jahren gehen sie getrennte Wege, sind sich freundschaftlich aber sehr verbunden. Mit Urs Heller hat Caroline Micaela Hauger die schönsten Golfplätze und die besten Küchen kennengelernt. Für sie sind Köche Künstler, Hochleistungssportler. Am meisten bewundert sie, wie man bei all der physischen und psychischen Belastung die Freude am Kochen beibehält.

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WOLKENKRATZER

CAROLINE MICAELA HAUGER

Die Magie der Alpenwelt

AIGUILLE DU MIDI

Über den Job redet sie gerne. Sie liebt ihren Beruf, arbeitet 100 Prozent. Das Privatleben hingegen ist für Caroline Micaela Hauger kein Gesprächsthema. «Schweizer Illustrierte» hin oder her. Sehr oft ist sie jedenfalls mit dem gleichen Bergführer auf Touren, Michi Bösiger, Outdoor-Guide von Tatonka Schweiz. Kennengelernt haben sich die beiden beim Klettern, beim Trainieren in der Halle. Bösiger ist überrascht, mit welcher Intensität Caroline Micaela Hauger ihre Berg-Leidenschaft lebt. Joggen mag sie gar nicht. Caroline Micaela Hauger ist aber in mindestens zehn Fitness-Studios eingeschrieben. Einmal in der Woche geht sie aufs Laufband, macht diese 45 Minuten. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit reitet sie, spielt sie Tennis, fährt sie Ski (auch auf dem Wasser). Hauger ist ein Bewegungsmensch, war immer schon fit, zum Plausch, um sich gut zu fühlen. «Jetzt ist das natürlich anders.» Seit sie der Magie der Alpenwelt erlegen ist. Seit sie den Grossen Mythen, an dem sie tausende Mal mit dem Auto vorbeigefahren ist, an einem Frühlingsmorgen 2011 bestiegen hat. Danach waren für sie zwei Dinge klar. Erstens: Ich musss viel früher aufstehen. Zweitens: Es war wunderschön. Auf einem Dachgarten in Oslo trifft Caroline Micaela Hauger vor einer schweren Tour Erling Kagge. Spricht mit dem Rechtsanwalt und Abenteurer, der drei Expeditionen zu Extrempunkten dieser Welt (Nordpol, Südpol, Mount Everest) unternommen und erfolgreich beendet hat, über Grenzerfahrungen, über Extremsituationen. Und saugt alles auf, was dieser zu sagen hat. «Wenn du glaubst, du kannst nicht mehr, dann beginnt erst das Abenteuer.» Oder: «Wenn du denkst, es geht überhaupt nicht mehr, frage dich, ob dir etwas weh tut.» Meistens tue einem nichts weh, dann sei da

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TSCHIERVA-GLETSCHER

auch nichts. «Körperlich kann man viel mehr, als es einem der Kopf zugibt.» 80 Prozent, weiss Caroline Micaela Hauger, passiere im Kopf. Sie hat für sich selber ein paar ganz einfache Regeln gefunden, wenn an Schlüsselstellen, und die hat es auf jeder Bergtour, die Angst übermächtig wird, etwas blockiert. «Ich zähle immer auf 3 in solchen Momenten. Nicht auf 5 oder 10. Dann muss ich mich überwinden. Erst einmal hat's nicht funktioniert.» Das am höchsten Berg der europäischen Alpen, dem Mont Blanc. Nicht weit vom Gipfel, in einem Eiscouloir. «Plötzlich war alles dunkel, ich hörte den Bergführer mich ermuntern, ‹Ich weiss, dass du das kannst.› Aber ich war in einem schwarzen Loch. Konnte definitiv nicht mehr, habe nur noch gesagt: ‹Ich will abbrechen.›» Trotz der langen Vorbereitung, trotz der langen Aklimatisierungsphase, trotz dem langen beschwerlichen Aufstieg. «Es kann immer etwas passieren, auch wenn man alles richtig macht. Man kann sterben, das ist eine Tatsache. Aber leichtsinnig, das darf man in keiner Phase sein.» «Ich bin ein City-Girl, ganz klar. Zweimal im Jahr New York, das muss sein.» Eine Aussage, die Caroline Micaela Hauger den grössten Teil ihres Lebens, ohne mit der Wimper zu zucken, unterschrieben hätte. Fremde Länder interessierten mehr. Wie sie ihr Faible für die Berge entdeckt hat, die Sehnsucht nach ihnen begann, kann sie nicht genau sagen. Sie war sehr oft in Zermatt. «Aber zum Skifahren, ich war eine Matterhorn-Anschauerin.» Eine Stunde hat sie auf dem Grossen Mythen verbracht. Über dem Nebelmeer. Zusammen mit jeder Menge Leute, die ebenfalls auf dem Gipfel waren. Worüber

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WOLKENKRATZER

CAROLINE MICAELA HAUGER

Die Magie der Alpenwelt

sie sich wunderte. Am anderen Tag spürte sie es ein wenig in den Knien, hatte aber bereits eine nächste Tour im Kopf: den Bänderweg auf die Rigi. Tönt nach Spaziergang, ist aber saumässig steil. Nach einer Stunde war fertig, Caroline Micaela Hauger hatte sich verlaufen. Beim zweiten Versuch ging es besser. Sie hatte weniger Schiss, aber auf dem Bänkli oben am Berg war sie total k.o. An einem Tisch in Zermatt im Spätsommer des gleichen Jahres ist es dann so weit. Caroline Micaela Hauger sitzt mit ein paar Leuten zusammen, auch ein Ur-Zermatter, der Bergführer Mario Julen, ist dabei. Und frotzelt ein bisschen, bis er ganz konkret fragt: «Willst du mit aufs Breithorn? Das wäre mal ein richtiger Berg.» Ein erster Viertausender, durchfuhr es Caroline Micaela Hauger, aber keine Ausrüstung dabei. «Kann man alles mieten», heisst es postwendend. Schuhe, Klettergstältli, Rucksack, alles. Es wurde eine unruhige Nacht, Caroline Micaela Hauger war nervös. Aber sie wusste auch, was man dem Breithorn nachsagt: Schnupper-4000er. Also der leichteste 4000er, den man in der Schweiz machen kann. Und mit Pascal Schmutz, einem der bekannteren jungen, von «GaultMillau» ausgezeichneten Köche («Entdeckung des Jahres 2010», übernahm im November den Posten des Chef de Cuisine im «Kaufleuten»-Restaurant in Zürich), würde auch ein weiterer 4000er-Frischling auf der Tour mit dabei sein. Als der Tag der Tour kommt, fährt man mit der Bahn zum kleinen Matterhorn hoch. Perfekt das Wetter. Am Seil geht es über den Gletscher. Caroline Micaela Haugers Bedenken wegen des Sauerstoffs lösen sich in Luft auf. Der Aufstieg geht easy, erinnert sie sich. Kurz vor dem Gipfel dann noch ein kleiner «Gag». Der Bergführer biegt rechts ab, zum Breithorngrat. Man balanciert wie auf einem Brückengeländer, links und rechts geht es das Loch hinunter. Steigendes Herzklopfen. Es braucht Überwindung für die 20 Meter lange Mutprobe. Zehn bis fünfzehn Minuten gönnt sich die Seilschaft auf dem Gipfel. Den fantastischen Blick aufs Matterhorn fängt Caroline Micaela Hauger mit der Kamera ein. Es ist nicht der Moment, um über die Bilder zu sinnieren, diese unwahrscheinlichen Fotos, die später auf ihren Bergtouren entstehen. Und von dramatischen Wetterumschwüngen handeln, die Kälte spürbar werden lassen, den Wind einfangen. Und die Interior-Designerin Simone Gumpp später sagen lassen, dass sie das op­tische Pendant zu den grossartigen, leidenschaftlichen Konzerten von Chopin und Rachmaninoff seien. Der Abstieg vom Breithorn ist nicht ganz ungefährlich. Im gemütlichen Restaurant «Zum See» oberhalb von Zermatt wird auf die Tour, den Berg angestossen. Später auf dem Rückweg nach Zürich hält Caroline Micaela Hauger auf der Autobahn auf dem Pannenstreifen an, um ihr Handy mit der App «PeakFinder» Richtung die leuchtenden Berner Alpen zu halten. Die Berge, die Alpen haben sie wirklich gepackt. Eine Woche später steht Caroline Micaela Hauger bereits auf dem nächsten 4000er, dem Allalinhorn. Kurz darauf auf ihrem dritten, dem Weissmies. Heute sagt sie zu diesen Gipfeln, auf denen sie später noch mehrmals war, «Einsteiger»-Berge. Beim Matterhorn, im Sommer 2012, müssen sich sie und der Bergführer zusammenraufen, weil die Stimmung wie die Temperatur draussen ist: eisig. Die Schwierigkeit zu erklären, dass für ein Foto kurz angehalten werden muss, geht nicht in jeden Berglerkopf. Heute weiss sie, dass man nicht zwingend im Wallis oder Bündnerland geboren sein muss, um Berge zu besteigen, dass jeder, der richtig trainiert, die richtige

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COSMIQUE-GRAT, CHAMONIX


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WOLKENKRATZER

CAROLINE MICAELA HAUGER

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Einstellung, die richtige Ausrüstung hat, alles erreichen kann, was sie selber geschafft hat. Jedenfalls ist Caroline Micaela Hauger wählerisch geworden, was Bergführer anbelangt. Meist ist sie sowieso mit Michi Bösiger am Berg. Ihr persönliches Gipfelbuch ist inzwischen ein kleines Who's who der Berge. Im Jahr 2012 kam der Kilimandscharo (5895 m) dazu, nochmals Allalinhorn, Lagginhorn, Matterhorn, Castor, Pollux, Mönch und Jungfrau – lauter Viertauender. 2013 Alphubel, Piz Bernina und Biancograt, Eiger Mittellegigrat und Eigergipfel, Piz Palü, Mont Blanc. 2014 waren es Elbrus (5642 m), ein vergletscherter Vulkan im Kaukasus, der zu den Seven Summits gehört und höchster Berg Europas ist. Im Juli bestieg Caroline Micaela Hauger den Dom über dem Festigrat, mit 4545 Metern der höchste Berg innerhalb der Schweizer Landesgrenze. Im gleichen Monat Piz Morteratsch und Piz Trovat, im August nochmals den Mönch. Caroline Micaela Hauger ist mit Canon aufgewachsen und fotografierte früher mit der alten Kamera ihres Vaters. Seit Jahren schon fühlt sie sich mit Olympus am wohlsten. Mittlerweile ist die grosse Systemkamera Olympus OMD EM1 (Objektiv 12–40 mm) auf Touren immer dabei, als Ersatz die Hosensack-Kamera Olympus Tough TG3. Stolz ist die Reporterin, dass sie es mit ihren Bergbildern zum Olympus-Ambassador geschafft hat. Das bedeutet unter anderem, dass fürs Equipe­ ment gesorgt ist. Fotografieren in den Bergen ist anstrengend, 30 Sekunden ohne Handschuhe geht am Mont Blanc nicht. Und weil die Zeit für die Bildauswahl begrenzt ist, weil ihr Job immer erste Priorität hat, ist Caroline Micaela Hauger beim Fotografieren sehr streng bei der Selektion, macht also nur wenige Bilder. Meistens sieht sie das Bild von Weitem, weiss genau, wo angehalten werden muss. Beim Elbrus, einer zehn­ tägigen Expedition, lag die Ausbeute bei gerade mal zwei Bildern. Fürs Jahr 2015 hat sich Caroline Micaela Hauger ein paar schöne Bergziele gesteckt. Die Dufourspitze, das Matterhorn und einen der schwierigeren 4000er, das Weisshorn. Ob daraus etwas wird, ob das Wetter mitspielt? Es gibt so viele Fak­ toren, die passen müssen. Caroline Micaela Hauger ist da schon ganz die gelassene Berglerin. Wenn es klappe, freue sie sich. Wenn es nicht klappe, sei das kein Weltuntergang. Denn: «Die Berge laufen nicht davon.»

Caroline Micaela Hauger Caroline Micaela Hauger, 47, loves her Louboutins, her fancy furniture and her Porsche. She has eaten at the world’s best restaurants and – working as an art and culture journalist – has met some of the world’s most famous artists. Never did she think about becoming a mountaineer. Until, in the spring of 2011, she stood on top of the Grosse Mythen. Since then, she has climbed 13 four-thousand metre peaks and two five-thousand metre peaks. In 2015, she wants to tackle the Dufourspitze, the Matterhorn and the Weisshorn. But what if the weather is not on her side? «I’ll try another time. The mountains won’t run away.»

Bergfotografie Caroline Micaela Haugers imposante Bergbilder sind die ganze Wintersaison über im Engadin zu sehen, ausgestellt im Hotel «Misani» in Celerina und im «Lej da Staz». Vernissage ist am Freitag, 19. Dezember, ab 19 Uhr im Hotel «Misani». www.hotelmisani.ch www.peakart.ch

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MÖNCH

SCHWANDERGRAT, GLÄRNISCH

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NEUE KOLLEKTION

NICO PESKO

Hochwertig-handgefertigter Strick

Basics,

die keine sind

Alexandra Knetsch

Gian Giovanoli

Es gibt Dinge, die man braucht, aber nur schwerlich findet. Diese eine perfekte Strickjacke. Den absolut kuscheligsten Schal. Lieblingsstücke. Nützlich, wertvoll, dauerhaft und gut gemacht. Unverzichtbare Begleiter durch das Leben. Für genau diese Dinge gibt es Nico Pesko. «Ein Produkt soll nicht nur existieren, sondern eine Geschichte erzählen und damit einzigartig werden.» Nico Pesko, 34 Jahre alt und auf der Lenzerheide geboren, hat eine klare Vision, die stark mit seiner Familie und seiner Bündner Heimat verwurzelt ist. Seit vier Generationen handelt die Familie Pesko mit Sportartikeln und Textilien. Vor über einhundert Jahren gegründet, präsentiert sich Pesko heute als Concept-Store auf 1200 Quadratmetern mit eigener Espressobar und Kunstgalerie und gilt als eine der ersten Adressen für Sportswear und Fashion im Alpenraum. Seit kurzem führt Sohn Nico Pesko – nach einem Psychologiestudium Quereinsteiger in der Textilbranche – die Geschäfte des erfolgreichen Familienunternehmens. Die Peskos sind in den Alpen verwurzelt und trotzdem in der Welt und auf den internationalen Modeschauen zu Hause. Das ist es, was die Modesprache von Nico Pesko geprägt hat. Mit dem eigenen Label will er sich selbst und seiner Herkunft treu bleiben, ohne dabei den Bezug zur Gegenwart aus den Augen zu verlieren. So ist rechtzeitig zur Wintersaison eine Kollektion ent-

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standen, die für alpine Tradition, Handwerkskunst und textiles Savoir-faire steht – modern und sportlich interpretiert und technisch auf der Höhe der Zeit. Presko erklärt: «Die Zeit war reif, mein eigenes Ding durchzuziehen, meinen ganz persönlichen Beitrag zur Pesko-Geschichte zu leisten.» Seine zweite Kollektion legt den Fokus auf von Hand gefertigte Strickteile. Hochwertige Strickjacken, Westen und Schals aus bestem Kaschmir bzw. aus Kaschmir/Schurwolle für Damen und Herren werden in einer kleinen, von einer Schweizerin geführten Manufaktur in Schanghai gefertigt. Es gibt reversible Strickjacken, butterweiche Double-Face-Qualitäten, Cardigans, mehrfarbige Pullover. Ausserdem edle Selvedge-Raw-Denims aus eigener Produktion, in einer neapolitanischen Sartoria gefertigte Hemden oder punktuelle Kollaborationen mit Top-Brands wie Kjus oder Woolrich. Der Look von Nico Pesko steht für klare Statements und viel Persönlichkeit. Ganz im Sinne von «Basics, die keine Basics sind» besteht auch die diesjährige Kollektion aus Essentials mit Twist – seien es raffinierte Details oder beson-

dere Farbspiele. Dabei bleiben alle Teile stets unverkennbar dem alpinen Lifestyle verbunden. Und dies wohlverstanden, generationenübergreifend. Und da war noch eine brillante Idee: Unter dem Namen «AP&CO» eröffnete Pesko im Herbst mit seinen Partnern an der Talstrasse 58 in Zürich einen neuen Concept Store für die Männerwelt und für Freunde schöner Dinge. Was hier liegt, möchte jeder gerne besitzen. Dabei bleibt er ganz auf seiner Linie: einfach authentisch.

Nico Pesko The Pesko family from Lenzerheide has been trading in sports goods and textiles for four generations. Founded more than 100 years ago, the shop that carries the family’s name is now a concept store of over 1200 square metres. It has its own espresso bar and art gallery and is known to be one of the best addresses for sports wear and fashion in the Alps. Nico Pesko (34) has recently taken over from his parents and has also founded his own fashion label, focusing on classic, hand made knitwear made from only the best cashmere and wool.


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01 BIKERJACKET DOUBLEFACE IN 100% KASCHMIR, PREIS FR. 749.– 02 CARDIGAN IM 3-FARBIGEN COLOR-BLOCK IN 30% KASCHMIR / 70% MERINO, PREIS FR. 289.– 03 ER: CARDIGAN IM 3-FARBIGEN COLORBLOCK IN 30% KASCHMIR / 70% MERINO, PREIS FR. 289.– SIE: REVERSIBLER MANTEL DOUBLEFACE IN 100% KASCHMIR, PREIS FR. 1200.– 04 REVERSIBLER STRICKBLAZER DOUBLEFACE IN 30% KASCHMIR / 70% MERINO, PREIS FR. 649.– 05 REVERSIBLER STRICKBLAZER DOUBLEFACE IN 100% KASCHMIR, PREIS FR. 798.–

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Patrik Fuchs

Fotografischer Sammler

Dario Cantoni / Wolfram Meister

PATRIK FUCHS

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PATRIK FUCHS

Fotografischer Sammler


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FUNDSTÜCKE

PATRIK FUCHS

Fotografischer Sammler

Wenn Gemeindearbeiter die ersten Schnee­zeichen setzen, ist der Winter nah. Die Temperaturen sinken langsam, aber sicher gegen den Nullpunkt. Am Morgen liegt erster Raureif, und beim Ausatmen bilden sich lustige Nebelfahnen. Die Reihenfolge ist klar: Zuerst werden die Alpenpässe ausgesteckt, dann folgen die Hauptstrassen, am Schluss sind Winterwanderwege und Loipen für die Touristen dran. Schneestangen sind wie Leitplanken. Teil der winterlichen Strassenausstattung. Den Verkehrsteilnehmern wie dem Räumungsdienst dienen sie als Orientierungshilfen, wenn die Landschaft in zauberhaftem Weiss versinkt. Wurden für die Markierung früher einfach dicke Holzstecken verwendet, stellte man mit dem Aufkommen des motorisierten Verkehrs extra Schneestangen mit Warnfarben zur besseren Erkennbarkeit her. In der Schweiz ist das «SchneezeichenWesen» nicht reguliert. Weder was das Material, die Farben noch den Einsatz betrifft. Jede Gemeinde folgt ihren eigenen Prinzipien. Die Holzstangen, oftmals nur grob zugehauen, sind unten zugespitzt und rund zwei Meter hoch. Vor allem: Sie sind in allen möglichen Farbkombinationen bemalt. Gelb, Schwarz, Rot, leuchtend Orange, Pink – gestreift oder einfarbig. Patrik Fuchs ist ein fotografischer Sammler. Ihn fasziniert visuelles Gemeingut. Er spürt Alltäglichem nach, sucht im «Gewöhnlichen» nach ästhe­ tischen Eigenheiten. Findet Schönheit. Über einen Zeitraum von vier Jahren hat Fuchs unzählige den Weg mar­ kierende Stecken zusammengetragen. Ohne auf ihre Herkunft allzu viel zu geben. Fundstücke. Urtypen der visuellen Kommunikation. Schneezeichen, die auch in Zeiten des satellitengestützten GPS nicht ausgedient haben.

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Snow poles Snow poles guide road users and removal services whenever the alpine landscape becomes covered in snow. Switzerland has no official guidelines for snow poles, so every community may use its own colours: yellow, black, red, bright orange, pink – striped or plain. Over four years, photo­ grapher Patrik Fuchs has collected countless snow poles. He has picked them up from the side of the road, interested not in their origin but in their function as archetypes of communication. 65 of his images are now published in the book «Schnee­ zeichen».

Die Schneezeichen als Buch Es zeigt Fotografien von Schneezeichen – gefunden an den Strassenrändern der Schweiz. Der Hauptteil des Buches besteht aus einer Bild­strecke mit den 65 abgebildeten Schneestecken. In einem letzten Teil wird die künstlerische Arbeit in zwei bis drei Essays reflektiert. Durch den Druck auf farbiges Recycling-Papier wird das Archaische der Schneezeichen sinnlich und haptisch aufgegriffen. Das Buch «Schnee­ zeichen» von Patrik Fuchs ist in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Lorenz Tschopp entstanden. Format 236 × 295 mm, 140 Seiten www.patrikfuchs.com

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KÄFERFIEBER

TUNER RUSCONI & ULZ

Genialer Oldtimer mit moderner Technik

W O LF G A N G U L Z

SUPERBUG

reloaded

Dario Cantoni

Christof R. Schmidt

DER 1303 S GILT ALS BESTER KÄFER. WOLFGANG ULZ HOLT IHN MIT SEINEM EIGENBAU IN DIE GEGENWART UND MICH AUF DEN BEIFAHRERSITZ. DAS KÄFERFIEBER ALLERDINGS BEGANN BEREITS VIEL FRÜHER: AN SEINEM 18. GEBURTSTAG.

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KÄFERFIEBER

TUNER RUSCONI & ULZ

Genialer Oldtimer mit moderner Technik

MIT DEM NEU AUFGEBAUTEN VW 1303 S UNTERWEGS AUF KURVENREICHER STRASSE – HIER IST DER GRAUE FLITZER DEFINITIV IN SEINEM ELEMENT

Beetle, Bug, Kever, Maggiolino, Coccinelle, Buba, Escarabajo … oder eben Käfer wird er liebevoll genannt. Als erschwingliches, sparsames und robustes Gebrauchsauto ist der luftgekühlte Vierzylinder mit Boxermotor nach dem Zweiten Weltkrieg populär geworden und mit über 21,5 Millionen gebauten Fahrzeugen das meistverkaufte Automobil der Welt – bis es im Jahr 2002 vom Golf aus dem gleichen Konzern überholt wurde. Der Hecktriebler galt in den Alpen als das Winterauto schlechthin, mit dem man jeden Alpenpass pro­ blemlos erklettern konnte. «Der Käfer hat einen extremen Reiz, auch heute noch», schwärmt Wolfgang Ulz und tritt beherzt in die Pedale, «jeder kennt ihn, ist schon in einem gesessen. Egal, wo man hinkommt, weckt er Erinnerungen an früher, entweder hatte der Grossvater einen, der Onkel oder die Eltern, und alle sind sie damit in die Ferien gefahren. Und mit unseren Modifikationen sieht er einfach genial aus!» Unterwegs sind wir in einem mausgrauen VW 1303 S, dem Topmodell der Käferreihe, das von 1972 bis 1975 gebaut wurde und als ausgereiftester Käfer gilt – in den USA nannte man ihn daher auch Superbug. Trotz seinen 40 Jahren ist der Buckelporsche flott unterwegs, und wir können im Feierabendverkehr gut mithalten. Am Heck der typische Käfer-Sound. Das Fahrzeug ist komplett neu aufgebaut, aber mit gesundem Menschenverstand. Die originalen Bauteile lassen den typischen Spirit der siebziger Jahre aufkommen. Eine Kraftspritze erhielten Motor und Antriebsstrang. Der 1,6-Liter-Sauger wurde auf zwei Liter aufgebohrt, bekam geschmiedete Kolben, was sich in der doppelten Leistung niederschlägt (100 anstatt 50 PS). Dies bei einem Leergewicht von nur 850 Kilogramm. «Wir ändern nichts am Charakter des Autos, wir machen es nur besser!», präzisiert Wolfgang Ulz. «Es werden keine fremden Motoren eingebaut, wie es etwa gemacht wird. Es ist immer noch ein luftgekühlter Boxermotor wie damals,

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sowieso bleibt die Form und der Käfer tönt wie ein Käfer – einfach ein bisschen satter im Sound. Alles ist etwas edler, auch sind die verfügbaren Ersatzteile heute besser als vor 20 Jahren, weil weltweit immer noch sehr viele Leute am Käfer rumbasteln. Ein gutes Dreh­ moment ist wichtig, damit man entspannt fahren kann. Der nächste Umbau wird sicher ein Cabrio, ebenfalls aus der 1303er-Reihe. Ich glaube, der VW 1303 wird in nächster Zeit eine Wertsteigerung durchmachen, wie alle älteren Autos. Im Moment ist er noch unterbewertet, aber die Leute wollen etwas Spezielles – am liebsten einen Oldtimer mit moderner Technik.» Wir lenken auf die Passtrasse ein, Wolfgang Ulz und der Käfer fühlen sich im Element, mit Vergnügen steigen wir in die Kurven, krallt sich der Superbug in den Asphalt. Das macht Laune, Gokart-Feeling, Wolfgangs Ulz’ Rennfahrer-Vergangenheit blitzt kurz auf, ein verschmitztes Lächeln. Der Käfer war sein erstes Auto, ein Geschenk seiner Eltern zum 18. Geburtstag. Anfänglich hatte er keine grosse Freude daran, doch als er merkte, was man alles aus dem Auto rausholen kann, hat ihn der Virus befallen. Er begann sich mit dem Käfer auseinanderzusetzen, bastelte die ganze Nacht, modifizierte dieses und jenes. War dann Gründungsmitglied des Käfer­clubs Graubünden, fuhr an alle Käfertreffen und am Schluss sogar Rennen am deutschen Käfer-Cup. Von dieser Zeit zeugt ein Ordner voller Zeitungsausschnitte. Wolfgang Ulz posiert vor seinem orangen Käfer. Fachartikel seines Umbaus, der später als «German Style» bezeichnet wurde, in deutschen und Schweizer Zeitschriften. Hier ein Frontcover. Eine Story in Frankreich – sogar in den USA erschien ein Artikel. Auftritte im Fernsehen, Käferrennen wurden anno dazumal noch zu besten Sendezeiten übertragen. «Ich habe in jener Zeit meinen Käfer komplett neu aufgebaut, in einem ganz modernen Stil, was damals absolut uncool war. Man orientierte sich eher retro am sogenannten California Style. Doch am ersten Käfertreffen – ich hatte gar nichts erwartet – räumte ich gleich zwei Preise ab: «Best of Show» und für das schnellste Auto in meiner Kategorie. Da wurde mir bewusst, dass ich etwas gut gemacht hatte. Ein Jahr später


gründete ich mit Pieder Decurtins, einem Kollegen aus dem Bündner Oberland, ein Käfer-Racing-Team, und ich bestritt mit ihm als Fahrer verschiedene Rundstreckenrennen in Berlin, Hockenheim, auf dem Nürburgring, aber auch Bergrennen wie jenes von Trier (Europameisterschaften). Wir hatten als Einsteiger zwar ein paar Probleme, aber wenn wir durchkamen, fuhren wir durchaus schnelle Zeiten. 1996/97 war schon ein geniales Jahr – wenn auch ein sehr teures.» Präzise und routiniert schaltet Wolfgang Ulz in den zweiten Gang zurück und beschleunigt dann rasant aus der nächsten Kurve. Das Fahrfeeling ist wie anno dazumal. Der 1303 S hat kein ABS, kein ESP, das Sportlenkrad keine Servo-Unterstützung. Dafür brilliert der kleine Flitzer mit einem besseren Fahrwerk, Recaro-Sitzen, rassigen Felgen, LED-Licht sowie Scheibenbremsen vorne und hinten. «Nach diesem turbulenten Jahr habe ich den Rennkäfer instand gestellt, in der Tiefgarage versorgt und nie mehr angefasst. Es folgten die Firmengründung und der Aufbau unserer Garage in Chur. Erst letzten Winter, nach bald 20 Jahren, habe ich mir gesagt: Mit dem Käfer müsste man wieder mal was machen!»

Seither haben die Tuner Rusconi & Ulz zwei Fahrzeuge gebaut: den mausgrauen Vorführwagen und einen 1303 RS mit 180 PS, der auf dem ehemaligen Rennauto von Wolfgang Ulz basiert. Das erste Kundenfahrzeug, ein automobiler Wunschtraum in leuchtendem Hellblau, steht kurz vor der Fertigstellung. Der neue Käfer erntet überall verzückte Blicke. «Er kommt bei den Leuten super gut an», bemerkt Wolfgang Ulz. «Es ist ein altes Auto, aber modern. Es ist alltagstauglich, macht Spass beim Fahren, hebt sich ab, ist total Kult. Wir haben auch sehr gute Reaktionen von der Fachpresse, die sind begeistert von der Technik und von unserem Finish. Natürlich ist so eine Spezialanfertigung nicht gerade billig, dafür aber absolut einzigartig. Mein Ziel ist es, jährlich zwei bis drei solcher Käfer zu bauen.»

Superbug reloaded He co-founded the Beetle Club of Grisons and was an active Beetle racer in the nineties, but after setting up his own car repair shop, Wolfgang Ulz almost forgot about the legendary speedster in his garage. Meanwhile, he has refurbished two VW 1303 S, the most powerful Beetle of all times (built between 1972 and 1975) and therefore nicknamed «Superbug». For his brush-ups he uses modern parts but sticks to an authentic look. «It’s an old car, but it’s modern», says Ulz. «My goal is to build two or three of these Beetles a year from now on.»

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INTERVIEW

DARIO COLOGNA

Davos, Federer, die WM, usw.

DARIO C. meets DARIO C. Dario Cantoni

Filip Zuan

Wir heissen gleich, sind beide im selben Sternzeichen geboren – nämlich Fische. Sind etwa gleich gross und schwer, haben italienische Wurzeln, eine Vorliebe für sportliche Autos (den Audi RS 6 bekommt er allerdings zur Verfügung gestellt), lieben die mediterrane Küche und ein Glas Rotwein. Wenn wir nicht in den Alpen sind, tummeln wir uns gerne in Meeresnähe. Dario Cologna ist ausserdem der erste Schweizer, der den Gesamtweltcup im Langlauf gewonnen hat, er holte dreimal Olympiagold, einen Weltmeistertitel und konnte dreimal die Tour de Ski für sich entscheiden. Da kann ich nicht mithalten. Wir trafen den Spitzenathleten zum Smalltalk im Hotel «Grischa» in Davos.

BIANCO: Welche Bedeutung haben die Alpen für Sie? Dario Cologna: Sie sind sicher meine Heimat und sehr wichtig für mich. Wer in den Bergen aufwächst, spürt eine grosse Verbundenheit. Natürlich nimmt der Wintersport dabei eine zentrale Rolle ein. Das abgeschiedene Münstertal liegt jenseits des Nationalparks am Eingang zu Südtirol. Inwiefern hat Sie das geprägt? Ich habe eine wunderbare Kindheit erlebt. Die Abgeschiedenheit nimmt man als Kind eigentlich nicht wahr. Es hatte damals wohl auch etwas mehr Kinder als heute. Da meine Eltern beide aus Südtirol stammen, habe ich auch einen starken Bezug über die Grenze hinweg. Zwar endet die Schweiz im Val Müstair, aber es geht ja weiter Richtung Südtirol, wo wir Fussball spielten und zum Skifahren gingen. Heute wäre es mir aber doch etwas zu abgelegen (lacht). Wie kamen Sie eigentlich zum Langlaufsport? Ich habe keine typische Karriere gemacht wie jene, die von klein auf langlaufen und dann erfolgreich werden. Als kleiner Bub habe ich mit Alpin-Ski begonnen, dann «tschuttet», war überhaupt vom Sport begeistert. Zum Langlauf bin ich erst mit elf gekommen, aus Neugier, und bin hängengeblieben. Bereits früh merkten wir, dass ich ein Talent für Ausdauersportarten habe, ich konnte auch bald Erfolge verzeichnen. Was für einen Jungen wichtig ist. Denn mit dem Erfolg kam auch die Freude.

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Sie wirken immer souverän, ruhig, geerdet. Lauter Eigenschaften, die man einem Bergler zuschreibt. Das sind ja nicht unbedingt die schlechtesten Charaktereigenschaften (lacht), darum nimmt man sie gerne an. Ob das mit den Bergen zu tun hat, ist schwierig zu sagen. Im privaten Rahmen bin ich jedenfalls nicht immer so ruhig. An der Weltspitze zu laufen, ist eine ungemeine Leistung. Woher kommt diese Stärke? Sicher wurde mir etwas in die Wiege gelegt: das Talent, der Durchhaltewille, konsequent ein Ziel zu verfolgen. Es hat viel auch mit der Erziehung zu tun. Ihre Fixpunkte waren immer in den Alpen. Wo gefällt es Ihnen sonst noch? Skandinavien ist sehr schön, wenn ich aber länger dort bin, vermisse ich die Berge. Dann ist es mir zu flach. Davos als Wohnort passt mir gut, dort habe ich alles, was ich brauche. Es ist schneesicher und bietet eine hohe Lebensqualität. Weshalb haben Sie Davos als Trainingsort gewählt? Davos ist mittlerweile mein Wohnort. Nach der Matura habe ich entschieden, voll auf den Sport zu setzen, und bin nach Davos gezogen, weil ich hier die besten Voraussetzungen dafür habe. Ich fühle mich sehr wohl, es ist eine kleine Stadt, hat alles, was eine Stadt ausmacht, und ist trotzdem in den Bergen und mitten in der Natur. Was für mich als Sportler perfekt ist. Haben Sie Vorbilder? Nicht unbedingt ein konkretes Vorbild. Ich orientiere mich als Langläufer an den Besten – das muss man auch. Als Sportler schaue ich sicher auf Roger Federer, auch wie er sein Leben neben dem Sport organisiert. Ich habe ihn mal getroffen, er ist ein sehr sympathischer Typ. Wie er auf dem Boden geblieben ist, mit allem, was er erreicht hat, ist schon bemerkenswert. Was bringt die kommende Saison? Ich freue mich, wenn es endlich losgeht. Der November ist die schönste Zeit, man hat lange trainiert und kann sich dann endlich messen. Das letzte Jahr war etwas speziell wegen meiner Verletzung. Ich hoffe, dass die Rennsaison dieses Jahr für mich etwas länger anhält. Mein Hauptziel sind die Weltmeisterschaften in Schweden.


Dario Cologna Triple Olympic champion Dario Cologna only became interested in cross country skiing at the fairly late age of 11. «It quickly became clear that I had a talent for endurance sports, and soon after I scored my first good results. Of course I was lucky to be talented and to be equipped with a perseverance to consistently pursue my goals.» Originally from the remote Val Müstair, Cologna now lives in Davos: «I am very happy here. It’s a small city and offers everything a city should offer. At the same time, Davos is surrounded by mountains and nature. It’s perfect for me as an athlete.»

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ALPINE LITERATUR

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LIENI ROFFLER

Bergsteiger und Buchh채ndler im Z체rcher Chreis Chaib


BÜCHER

wie würzige Bergluft

Katharina Blansjaar

Patrizia Human

Lieni Roffler eröffnete vor 17 Jahren mitten in Zürich eine Buchhandlung für alpine Literatur – in der Hoffnung, sesshaft zu werden. Auf Berggipfel zieht es ihn aber immer noch, auch wenn er es inzwischen gemütlicher angeht. Lieni Roffler ist eigentlich Architekt. Zumindest hat er Architektur studiert, auch wenn er nie wirklich in dem Beruf gearbeitet hat. «Das Letzte, was ich gezeichnet habe, waren die Regale für den Laden hier.» Der Laden, das ist die Buchhandlung Piz, das – will man Bergfreunden und einschlägigen Magazinen Glauben schenken – bestsortierte Geschäft für alpine Literatur der Schweiz und mit einiger Wahrscheinlichkeit sogar weit über die Landesgrenzen hinaus. Vom ­Bildband zum französischen Ecrins-Massiv über den Wanderführer für Sardinien und bis hin zu von Kleinstverlagen herausgegebenen Kletterguides für die entlegensten Regionen der Welt – wenn das Buch von Bergen handelt, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass man es in Rofflers Laden findet. Sein Kundenstamm reicht bis nach Grossbritannien und hin und wieder sogar über den grossen Teich hinaus – dem Online-Shop sei Dank –, und auch der Schweizerische Alpenclub besorgt sich bei Roffler seine jährlichen Neuanschaffungen. Drahtig ist er, mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. Dass er gerade 50 geworden ist, will man ihm kaum glauben, trotz den grau melierten Locken. Er sieht aus wie einer, der seine Tage draussen verbringt, dem die Sonne und die Natur die feinen Fältchen um die Augen gegerbt haben, und nicht wie einer, der seine Nase am liebsten zwischen Buchdeckel steckt. Tatsächlich fühlt er sich hier in der Stadt genauso zu

Hause wie im Biwak auf 3500 Metern. Viele der Berge, die in seinen Büchern abgebildet sind, hat er selbst bestiegen, manche von ihnen über ein Dutzend Mal. Denn zur Buchhandlung kam er erst über das Bergsteigen. «Ich machte in Thun nach dem Studium ein Praktikum und nebenbei die Ausbildung zum Bergführer.» Es waren die späten Achtziger, und als junger Architekt eine Anstellung zu finden, war ziemlich aussichtslos. «So ging ich halt hauptberuflich auf Touren.» Noch heute führt er Gruppen auf die Gipfel Europas. «Ich habe Stammkunden, mit denen ich schon seit Jahrzehnten unterwegs bin.» Man sei gemeinsam älter geworden, und seine Klientel sei mit ihm gewachsen – und aus manchem herausgewachsen. «Die ganzen Viertausender, da war ich so oft, das muss ich heute nicht mehr haben.» Die Atmosphäre auf solchen Touren sei auch nicht mehr wie früher. Heute drängten sich die Seilschaften, es sei ein regelrechtes Durchschleusen geworden, und als Bergführer stehe man unter Druck, möglichst schnell mit seiner Gruppe rauf auf den Berg und wieder runter zu kommen. «Die Stimmung ist da manchmal fast schon aggressiv», sagt er und erinnert sich, wie er am Matterhorn einen Bergführer beobachtete, der seine Gruppe regelrecht «zusammenschiss», weil sie ihm nicht schnell ­genug war. «Man kann sich seine Kundschaft eben auch ­vergraulen.»

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LIENI ROFFLER

Bergsteiger und Buchhändler im Zürcher Chreis Chaib

LIENI ROFFLERS BÜCHERBERGE VON BERGBÜCHERN – AUCH DER SCHWEIZERISCHE ALPENCLUB BESORGT SICH BEI IHM SEINE JÄHRLICHEN NEUANSCHAFFUNGEN

Lieber sucht Roffler sich heute Berge, die nur selten erklommen werden, «einsame No-Name-Gipfel». Den Mürtschenstock in den Glarner Alpen zum Beispiel, «das ist so wild, da denkst du, du bist in den Dolomiten». Oder den Bifertenstock mit seinem Gipfelbuch aus dem 19. Jahrhundert. Roffler wäre wohl immer noch Vollzeit-Bergführer, wäre ihm da nicht ein Kind in die Quere gekommen. Kein eigenes, «das ist eine Verantwortung, vor der ich mich immer gescheut habe». Doch nach zehn Jahren als Bergführer lernte er eine neue Partnerin kennen, und die hatte ein neunjähriges Kind. «Da kann man nicht dauernd unterwegs sein, da muss man Stabilität ins Leben bringen.» Er wollte sesshaft werden in Zürich, ein festes Einkommen haben. Und als er auf einer Reise nach München in der Bibliothek des Alpinen Museums stand, kam ihm die Idee mit dem Buchladen. Er sondierte, fragte bei anderen Buchhändlern in der Stadt nach, ob so etwas wohl laufen würde. Und obwohl die Reaktionen sehr unterschiedlich waren und manche ihm beschieden, dass er sich ins Unglück stürzen werde, eröffnete er im Sommer 1997 mitten im Kreis 4, wo weit und breit nur Beton und Asphalt zu sehen sind und nicht einmal der Uetliberg die Hausdächer überragt, seine Buchhandlung für alpine Literatur. Die ersten Jahre waren hart, und erst ein «Bene Piz»-Fest, das eine gute Freundin für ihn organisierte, rückte die Zahlen des Ladens einigermassen in den schwarzen Bereich. Seither

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kann Roffler davon leben, «aber reich werde ich nicht damit». Dass die Buchpreisbindung gefallen sei, habe auch ihn getroffen, aber gerade in dieser Hinsicht sei die Spezialisierung auf alpine Literatur ein Segen. «Landkarten verkaufe ich trotz den digitalen Karten nicht weniger als früher, und Wanderführer aus Kleinstverlagen, die bekommt man zum Teil eben nur bei mir.» Roffler versucht, sein Angebot möglichst breit zu halten. «Selbstzensur kann ich mir nicht leisten, auch wenn mir nicht alles gefällt, was ich verkaufe.» Er halte nicht viel von dieser Schwemme an autobiografischen Erlebnisgeschichten, «wo sich einer ganz fest selber auf die Schulter klopfen will». Diese Haltung, dass man es immer schneller und immer höher machen müsse, dass sich heute manche Bergsteiger regelrecht inszenierten und dabei alle Risiken ausser Acht lassen würden, das sei nicht nach seinem Geschmack. «Wenn einer drei kleine Kinder zu Hause hat und in den Medien prahlt, wie gerne er sein Leben aufs Spiel setzt, dann ist doch bei dem etwas nicht in Ordnung.» Selber begeistert er sich gerade für «Seilfrei» von Albert Grüner. Zwar auch ein autobiografisches Buch, aber eines von einem, wie Roffler sagt, den er auch wirklich respektieren könne. «Was der schreibt, das erinnert mich an früher, an die Zeit, wo ich selber noch sehr aktiv war. Diese Leggings, diese engen Hosen in Neonfarben, das habe ich damals selbst getra-


Piz Buch & Berg Müllerstrasse 25, 8004 Zürich Fon 044 240 49 49 Di – Fr 10–13 & 14–18.30, Sa 10–16 Uhr, Mo & So geschlossen www.pizbube.ch

gen.» Auf seinem Nachttisch liegt auch ein Buch über die schönsten Routen hinauf auf den Mont Blanc. «Da ist alles dabei. Solche, die ich selbst gemacht habe, solche, von denen ich träume, und solche, die mir selber zu streng wären.» Ja, sagt er dann, er sei schon defensiver geworden in den letzten Jahren, «und die warmen Sommer vergrössern auch das Risiko». Heute nehme er es gerne gemütlicher und suche sich Touren mit guten Hütten aus, wo man auch gesellig zusammensitzen könne. «Ich muss nicht mehr alles machen», sagt er, denn er sei ohnehin weit genug oben gewesen. Sein höchster Gipfel war allerdings einer, für den er nicht einmal Steigeisen brauchte, ein «Trekkingberg», wie er sagt. Vor zwei Jahren war das, in Nepal. Doch auf dem Weg hinauf auf den 6100 Meter hohen Thorong Peak sei ihm eben auch klar geworden, dass nicht alles gut sei – für die Berge und die Menschen. «Dass wir es in 40 Jahren nicht geschafft haben, dass die Sherpas im Himalaya bei all dem Klettertourismus ein anständiges Leben führen können, ist ein Armutszeugnis für uns Westler.» Er habe sich geschämt, wenn immer ihm jemand ganz selbstverständlich den Rucksack abgenommen habe, und die Unterwürfigkeit der einheimischen Helfer sei ihm furchtbar unangenehm gewesen. Er bleibt lieber in «seinen» Alpen, plant fürs Frühjahr eine Biwaktour und engagiert sich nebenbei auch für das «Bergfahrt»-Festival. Gemeinsam mit dem Schauspieler Gian Rupf

organisiert er szenische Lesungen in den Glarner Alpen, plant mit seinen Kunden Touren ins Vinschgau und den Bregenzerwald. Gerade will er noch von einer anstehenden Klettertour ins Rhätikon erzählen, da kommt Kundschaft herein. «Ein Kletterführer für Neuseeland? Ja, natürlich haben wir das, sogar mehrere.»

Piz 17 years ago, Lieni Roffler opened his bookshop for alpine literature, Piz, in the heart of Zurich. He was hoping to settle down after a decade as a mountain guide. His bookshop is equipped with everything and anything, from guides to Mont Blanc to maps of the most remote mountain ranges on Earth. Roffler stocks a wide range of books and maps from small, local publishers that are very hard to get and even ships them to customers from as far as the UK and the US. Though he continues to climb, he likes to take it easy nowadays: «I have been high enough, I don’t need to go everywhere anymore.»

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ART

CONRAD JON GODLY

Wissen, was ein Berg ist

BERGE SEHEN – BERGE MALEN Stehen wir vor einem Bild von Conrad Jon Godly, wissen wir, was ein Berg ist. Archetypisch leuchten die Berge in seinen Gemälden. Warum aber wissen wir in Anbetracht dieser Bilder plötzlich so genau Bescheid über die Berge? Im Nachhinein erst beginnen wir uns vielleicht Rechenschaft darüber abzulegen, was es denn auf sich hat mit den Bergen, die uns in Godlys Malerei so unmittelbar ansprechen. Seine grossen und kleinen Leinwände ergreifen uns nicht anders als wirkliche Berge. Es muss wohl mit jener zeitlosen Erhabenheit zu tun haben, mit der stummen Ewigkeit, der Indifferenz der Berge auch gegenüber allem menschlichen Treiben weit unten in den Niederungen. Und natürlich ist es der Zauber der Naturgewalt – einer Macht, die alles menschliche Mass übersteigt. Solch inneres Wissen um das Wesen der Berge jedenfalls steigt in uns auf beim Betrachten von Godlys Bildern. Und genau ein solch verinnerlichtes Wissen hat der Schweizer Künstler immer wieder auf die Leinwand gebracht. Godly malt ausschliesslich solche Bilder, im Grunde immer dieselben – Bilder von Bergen, in allen Wetterlagen, grosse, kleine, ganz grosse und ganz kleine Bilder. Selber in den Bergen aufgewachsen, folgte er eines Tages ihrem Ruf. Und wenn er heute nun Berge malt, wie es viele andere Schweizer Künstler auch getan haben, so malt er sie – doch ganz anders. Conrad Jon Godly benutzt ausschliesslich Pinsel, Ölfarbe und Leinwand, die klassischen Utensilien der Malerei. Dennoch versteht er sich keineswegs als klassischer Maler von Bergen, wenn auch seine Malerei in ein und derselben entwicklungshistorischen Linie mit Ferdinand Hodler, Giovanni Segantini oder Giovanni Giacometti gesehen werden muss. Seine Malerei ist nicht Landschaftsmalerei vor dem Sujet und auch nicht Studiomalerei aus der Erinnerung im strikten Sinn. Wenn Godly malt, geschieht dies aus einer «Erinnerung zweiten Grades»: er hat das Bild vom Berg gleichsam verinnerlicht. Von seinen ausgedehnten Wanderungen im Hochgebirge, bei welchen er sich als unermüdlicher Beobachter übt, hat sich Godly sozusagen ein ganzes «Skizzenbuch» von Bergbildern angelegt. Was er schliesslich auf die Leinwand bringt, ist das, was sich in seinem Inneren sozusagen als Sediment abgesetzt hat – und vielleicht ganz einfach als die reine Vorstellung von einem Berg beschrieben werden kann. Daher wohl wollen einem Godlys Bergbilder stets bekannt vorkommen - als realistische Malerei erscheinen.

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CONRAD JON GODLY «SOL 109» 2014, ÖL AUF LEINWAND 220 × 180 CM Winter 2014/2015

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ART

CONRAD JON GODLY

Wissen, was ein Berg ist

Reduktion auf das Wesentliche. Die Abstraktion indes ist nie weit in seiner Malerei. Im Gegenteil: Gerade das unablässige Bemühen des Künstlers, die Essenz dessen, was ein Berg ist oder sein kann, auf die Leinwand zu bannen, zwingt ihn unweigerlich, auf eine im Grunde abstrakte Malweise zurückzugreifen. Reduktion auf das Wesentliche des Sujets verlangt nach Eingrenzung des Gestaltungsspielraums. Dies führt nicht nur zu einem auf wenige Gesten reduzierten Einsatz des Pinsels. Mit diesem Konzentrationsprozess geht auch die Unterordnung der Farben einher – bis hin zum völligen Verzicht derselben. Dann entstehen etwa ganz monochrome Bilder. Mit dieser radikal abkürzenden Maltechnik gelingt es Godly, alles vom Kern der künstlerischen Aussage Ablenkende zu eliminieren. Sein Verfahren wird deutlich bei extremer Nahansicht der Leinwände: Tritt man an ein Bild nur nahe genug heran, löst sich die dargestellte Bergwelt in ihre Bestandteile aus Farbfeldern und Pinselstrichen auf. Gerade bei den Grossformaten fühlt man sich vor solch zerklüfteter Farbmaterie, die eine eigentliche Topografie auf der Leinwand bildet, an geologische Prozesse erinnert. Ganze Ladungen von Farbe schaufelt Godly bisweilen auf die Leinwand, um sie dort zu schichten, zu wälzen, ineinanderzuschieben und miteinander zu vermengen. Der sehr dicke Auftrag trocknet dabei im Innern niemals vollständig aus, sondern bleibt stets etwas flüssig – nicht anders als das Magma im Erdinnern: eine Vorstellung, die dem Künstler übrigens gefällt.

CONRAD JON GODLY «SOL 104» 2014, ÖL AUF LEINWAND 120 × 160 CM

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Conrad Jon Godly Swiss painter Conrad Jon Godly (*1962) is famous for his large paintings of mountain ranges – all of which he creates in a closed atelier, imagining the peaks rather than copying them from reality. Godly's monumental works expose their secret when you come a step closer to the canvas. He uses large brushes and thick layers of paint for his art, very much in contrast to the techniques of a traditional landscape pain­­ter. He sees his work as a tribute to nature as an inexhaustible source of energy and beauty. Godly currently lives in Japan and Grisons.

OBEN LINKS CONRAD JON GODLY «SOL 111» 2014, ÖL AUF LEINWAND 220 × 180 CM LINKS «SOL 93» 2014, ÖL AUF LEINWAND 95 × 80 CM OBEN «SOL 88» 2014, ÖL AUF LEINWAND 85 × 70 CM

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ART

CONRAD JON GODLY

Wissen, was ein Berg ist

Spiritueller Raum. Das Bild wird in einem einzigen, zeitlich relativ kurz andauernden Malakt unmittelbar vor der Leinwand vollendet. Keine Vorskizze, kein Raster wird zu Hilfe genommen, Godly kommt ganz ohne solche Hilfsmittel aus. Dass dabei insbesondere im Fall von Riesenformaten mit Ausmassen von mehreren Metern nicht der Sinn für die richtigen Proportionen verloren geht, grenzt an ein kleines Wunder. Von nahe gesehen eine Geröllhalde von Ölfarbe, fügt sich alles aus der Distanz betrachtet wie selbstverständlich zu einem stimmigen Bild zusammen. Dabei scheinen die einzelnen Bildelemente weniger einem rational kalkulierten Kompositionsschema zu folgen, als vielmehr einer inneren Logik zu gehorchen. Godlys Vorgehensweise erinnert geradezu an die fernöstliche Kunstform der Kalligrafie.

CONRAD JON GODLY «SOL 80» 2014, ÖL AUF LEINWAND 50 × 65 CM

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Filip Zuan

Conrad Jon Godly (*1962) sieht seine Werke als Hommage an die Natur und ihre unerschöpfliche Quelle von Kraft und Schönheit. Seine Bilder malt Godly im geschlossenen Atelier. Dabei entstehen nicht topografisch wiedererkennbare Abbildungen. Farbqualität, Materialität, Reduktion oder auch motivische Andeutungen bilden die Basis seiner teilweise monumentalen Arbeiten. Der Künstler lebt und arbeitet in Graubünden und Japan. www.conradjgodly.com

CONRAD JON GODLY IM ATELIER VOR EINEM SEINER NEUEN BILDER

AUSSTELLUNGEN Achtung Farbe Gruppenausstellung Galerie Luciano Fasciati, Chur 20.12.2014 bis 17.01.2015

Wie in der ostasiatischen Mal- und Kalligrafie-Praxis bedarf der relativ kurze und einmalige Malprozess auch bei Godly höchster Konzentration. Im Nachhinein korrigiert der Künstler nichts mehr. Gerade weil Ölfarbe ein sehr geschmeidiges Material ist und lange nicht trocknet, muss er genau wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, ein Bild zu beenden. Die Gefahr des Zermalens ist gross. Nicht anders auch als in der fernöstlichen Kalligrafie und Malerei geht bei Conrad Jon Godly dem Bild stets eine innere Vision voraus. Interessant ist übrigens, dass nicht nur Godlys Riesenformate – etwa einzeln in einem schlichten Raum präsentiert – eine geradezu sakrale Wirkung entfalten können, wie dies etwa auch für Gemälde von Mark Rothko oder Barnett Newman gilt. Selbst bei seinen ganz kleinen Arbeiten ist dies der Fall. Diese handtellergrossen Werke weisen eine erstaunliche Monumentalität auf und stehen in ihrer Wirkung den grossen Formaten (die allerdings eine Distanz von bis zu zwanzig Metern vertragen) in nichts nach. Godly lässt diese Kleinformate oft in kastenartigen Holzrahmen fassen. Nicht nur sollen die tiefen Rahmen in ganz praktischer Hinsicht die pastose, oft auch über den Bildrand hinausragende Farbschicht schützen. Auch erhalten die Werke dadurch einen ganz einzigartigen Objektcharakter. Sie können gestellt werden wie ein Gegenstand und erinnern darüber hinaus nicht zuletzt auch wieder einmal daran, dass ein Bild in seiner materiellen Beschaffenheit immer auch ein Ding ist. In äusserstem Gegensatz zu solcher Dinghaftigkeit steht allerdings der Bildraum dieser Gemälde in seiner geistig-spirituellen Schwebe zwischen Abstraktion und monumentaler Gegenständlichkeit. Mit diesem Antagonismus spielen Godlys kleine Kunstwerke auf geradezu geniale Weise.

Conrad Jon Godly, Malerei 2005 – 2015 Retrospektive, Einzelausstellung Tony Wuethrich Galerie, Basel & Zürich 2015 Conrad Jon Godly, new paintings Einzelausstellung Gallery Shibunkaku Kyoto, Tokyo, Fukuoka Japan, 2016 Zusätzlich erscheint Anfang 2015 ein Katalog mit den neuen SOL-Werken aus dem Jahre 2014.

Philipp Meier (Auszug aus dem Katalogtext in «Conrad Jon Godly – Works +-», 2014)

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ALPINE

A 110, A 310

Wilde Diva, vornehme Madame

DIE ALPINE A 110 BERLINETTE WAR EINES DER ERFOLGREICHSTEN RALLYE-FAHRZEUGE DER MOTORSPORTGESCHICHTE, ABGELÖST WURDE SIE ERST VOM LANCIA STRATOS

Femme

Nina Vetterli

Helge Jepsen

Es heisst nicht der, sondern die Alpine, und der Unterschied in der Anrede sagt viel über ihren Charakter aus. Die kleine, flache Französin ist sinnlich und launisch, betörend und extravagant – und sie hat bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüsst.

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fatale

Da steht sie, mit leuchtendem Kleid in der Nachmittagssonne, und tut das, was sie am zweitbesten kann: wunderschön aussehen. Selbst die Insekten fühlen sich von ihr angezogen, so üppig sind ihre Rundungen, so verführerisch schimmert ihre gelbe Farbe. Aber ich kann mir nicht helfen, ich denke, was man praktisch immer denkt, wenn man einer Berühmtheit begegnet: Auf Fotos erscheint sie überlebensgross, in natura geradezu winzig.

Sie reicht mir bis zum Bauchnabel – und ich bin wohlgemerkt nicht mit Nadja Auermann'schen Beinen gesegnet. Trotz ihrer Zwergstatur entfährt mir jedoch kein «Jööö». Dazu ist ihr Renommee zu gross, die Liste ihrer Motorsporterfolge zu lang. Mehrmals triumphierte sie an der Rallye Monte Carlo, 1970 wurde sie Europameisterin, 1971 Markenweltmeisterin, 1973 RallyeWeltmeisterin, stets gewann sie mit ihrer zierlichen Statur und wilden Natur die Herzen der Zuschauer. Eine wie sie lehrt Demut. Und nebenbei lehrt sie auch ein wenig Grammatik: Das Auto, das Fahrzeug, der Sportwagen hin oder er – es heisst die Alpine, und sie ist eine Femme fatale. «Macht starke Männer schwach», hatten es zeitgenössische Werber ausgedrückt. Der Besitzer dieser 1969 gebauten, nachträglich zum Gruppe-4Rennfahrzeug aufgerüsteten A 110 1600 S kennt ihre Stärken und Schwächen schon seit 25 Jahren. Wobei Andy Wick nicht nur ein auf Veteranenfahrzeuge spezialisierter Garagist aus dem zürcherischen Nassenwil ist, sondern ihr zuliebe auch noch Schlangenmensch. Erst versorgt er das rechte Bein in der dunklen Höhle unter dem Lenkrad,

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ALPINE

A 110, A 310

Wilde Diva, vornehme Madame

dann zwängt er umständlich den Körper durch die enge Türöffnung und zieht schliesslich das linke Bein hinterher. «Jeder hat da so seine eigene Technik», meint er lachend, während ich mich – ausnahmsweise dankbar für die Nicht-Auermann'schen Beine – relativ problemlos in den Schalensitz setze. Oder, besser gesagt, lege. «Eines Tages kamen sie in Frankreich auf die Idee, zwei liegende Männer mit Kunststoff zu überziehen und auf Räder zu stellen», lautet der vielzitierte Kommentar eines österreichischen Journalisten dazu. «Sie haben keine Angst, oder?», versichert sich Wick, bevor er seine Alpine das tun lässt, was sie am allerbesten kann: schnelle Kurven fahren. Es beginnt zu dröhnen. Zu brummen. Zu vibrieren. Ich werde einen Hörschaden erleiden, mit Sicherheit. Neue Plomben brauchen, nachdem das unnachgiebige Fahrwerk mit mir fertig ist. Vielleicht werde ich sogar religiös, wenn es weiterhin so rasant auf die engen Kehren zugeht. Aber Angst? Nein, für Angst ist in diesem 3,85-Meter-Zweisitzer, dem sogar ein Kofferraum fehlt, kein Platz. Angefangen hatte übrigens alles mit Jean Rédélé, einem Renault-Händler und Rallye-Fahrer. Ab 1955 baute er kleine, leichte Rennwagen mit Kunststoffkarosserie und bewährter RenaultTechnik. Zur Erinnerung an seinen Sieg beim Coupe des Alpes 1945 gab er ihnen den Markennamen Alpine. Als erstes Modell brachte er die A 106 mit Komponenten des 4CV heraus, darauf folgten die A 108 auf Basis der Dauphine und – daraus abgeleitet – die berühmte A 110 Berlinette. Sie war 1972 die

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Sensation auf dem Pariser Salon d’Automobile: flach wie eine Flunder, nur 575 Kilogramm schwer und mit dem modifizierten Vierzylinder aus dem Renault 8 immerhin 170 km/h schnell. Die Achsen waren durch ein zentrales Stahlrohr verbunden; der Einbau des Triebwerks im Heck bot Traktionsvorteile auch auf unbefestigten Strassen. Technische Perfektion? Mais non! Die Alpine war einfach nur klein, leicht, wendig und kompromisslos. Eine Gewalttäterin, wenn man ihr nach aussen drängendes Heck unterschätzte, eine Tänzerin, wenn man sie zu führen wusste. Allzu lange waren die Alpines nur in Frankreich bekannt. Erst Ende der 1960er – Renault hatte inzwischen den Vertrieb übernommen und bezahlte das Motorsportbudget – kamen die Dinger auf internationalem Asphalt, Schotter und Schnee und damit auch in den Zulassungsstastistiken ins Rollen. 1971, im neunten Produktionsjahr der laufend verbesserten und in unterschiedlichen Versionen erhältlichen A 110, verliessen 1029 Exemplare die Fabrik in Dieppe, so viel wie nie zuvor. Und dies, obwohl mit der A 310 bereits ein neues Modell am Start war. Erst die Ölkrise verdarb die Verkaufszahlen, der Lancia Stratos fuhr der Berlinette bei den Wettbewerben allmählich um die Ohren, und als die zunächst nur mit schwächlichem Vierzylinder ausgelieferte A 310 endlich mit einem anständigen V6-Motor erhältlich war, waren die Tage der legendären Berlinette erst recht gezählt. Im Juli 1977 rollte das 7489ste und letzte Exemplar von der Montagelinie in Dieppe – ausnahms-

weise nicht in der französischen Rennfarbe Blau, sondern in Grün. Die futuristische A 310 machte vor allem Männer mit gesteigertem Komfortbedürfnis schwach, denn aus der wilden Diva war nun eine vornehme Madame geworden. Die Kunststoffkarosserie und der Zentralrohrrahmen blieben ihr erhalten, doch sie war grösser, schwerer und fast zwei Drittel teurer als die Vorgängerin. Deren sportliches Erbe konnte sie nicht verwalten; nachdem Renault die Aktienmehrheit übernommen hatte, verabschiedete sich Alpine 1978 ganz aus dem Motorsport. Und dann wurde die A 310 V6 auch noch auf den erfolgreichen Porsche 911 angesetzt. Bei den Fahrleistungen – 7,5 Sekunden auf Tempo 100, 224 km/h Spitze – konnte sie mithalten, nicht aber in Sachen Qualität. Unsaubere Klebestellen, unterschiedliche Spaltmasse, improvisierte Schalter: Die schlechte Verarbeitung des Kleinserienmodells wurde legendär. Einzig beim Sex-Appeal hatte ihr teutonischer Widersacher das Nachsehen: Im Mai 1980 räkelte sich Brigitte Lohnmeyer auf dem Cover des «Playboy»-Magazins auf der Motorhaube einer Alpine. Schade nur, dass es zu jener Zeit auch als sexy galt, seine Alpine mit schrillen Farben, campingtischartigem Spoilerwerk und absurden Kotflügelverbreiterungen zu modifizieren. Obschon mit 9276 Einheiten das meistverkaufte Alpine-Modell überhaupt, soll es heute schwierig sein, eine originale, unverbastelte A 310 V6 zu finden. Was ab 1984 nach dem Ausstieg Rédélés unter Renault-Regie folgte, wird in der


Alpine-Geschichte gerne unter «ferner liefen» abgehandelt. Die aufregende Form war verwässert, der V6-Motor wurde vielfach kritisiert, das Image litt. Daran änderte auch der MarketingSchachzug nichts, den Ende der 1960er eingeführten Doppelnamen Renault Alpine ab 1987 wieder zu streichen, um an die historischen Ursprünge der kleinen Marke aus Dieppe zu erinnern. 1995 wurde die Produktion des zuletzt 250 PS starken Sportwagens eingestellt. Respektive auf Eis gelegt, denn inzwischen ist bekannt, dass die Marke Alpine wiederauferstehen wird. Zum 50. Geburtstag der legendären A 110 schickte Renault 2012 die fulminante Studie Alpine A 110-50 über die GrandPrix-Strecke von Monaco, vor wenigen Monaten wurde auf dem Nürburgring ein als Lotus getarnter Versuchsträger gesichtet. Anders als ursprünglich geplant soll die Alpine zwar nicht in Kooperation mit dem KleinserienSpezialisten Caterham entwickelt werden – über die Gründe der Trennung schweigen sich die Hersteller aus –, das lang ersehnte Revival dürfte 2016 aber dennoch stattfinden. Klein, leicht, wendig und kompromisslos soll der Sportwagen dann wieder werden und «mehr Fahrspass als pure Leistung» bieten.

Apropos Fahrspass: Nach einigen Kilometern hält André Wick am Strassenrand an, zeigt beim Aussteigen wieder seine Schlangenmenschqualitäten und verkündet feierlich eine Premiere: «Ich bin noch nie auf dem Beifahrersitz meines Autos gesessen», sagt er, «und das Auto wurde noch nie von einer Frau gefahren.» Ich schlucke leer. Setze, nein, lege mich auf den Fahrersitz. Es beginnt wieder zu dröhnen. Zu brummen. Zu vibrieren. Die direkte Lenkung will gefühlvoll bedient werden. Das schwer zu schaltende Getriebe ist eine Herausforderung, das Finden des fünften Ganges fast schon Glückssache. «Sie können sie ruhig härter anpacken», versichert mir Wick, während ich die Alpine das tun lasse, was sie nur am drittbesten kann: gemütlich dahingleiten. Ob ich Angst habe? Der Schub ist gewaltig. Der Grenzbereich liegt weit entfernt, die 13-Zoll-Michelins scheinen mit Sekundenkleber zu haften. Und ob ich Angst habe! Nicht vor der Alpine, eher vor meinem eigenen Übermut. Die A 110 kann durchaus auch Frauen schwach machen.

Femme fatale The legendary Alpine was invented by Jean Rédélé, who started building small, lightweight racing cars in 1955. His third model, the Berlinette, was the scorcher at the 1972 Salon d’Automobile in Paris: as flat as a pancake, weighing only 575 kilograms and with a top speed of 170 km/h. Andy Wick, who runs a garage for classic cars, owns a 1969 Alpine A 110 1600 S. Letting a female journalist drive his car costs him quite some effort: «Never before did I have to sit on my car’s passenger seat. And moreover my car has never before been driven by a woman.»

DIE ALPINE A 310 V6 GING ALS PORSCHE-KONKURRENTIN AN DEN START. MIT 225 KM/H WAR SIE SEINERZEIT DER SCHNELLSTE STRASSENSPORTWAGEN FRANKREICHS

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150 JAHRE WINTERTOURISMUS

TABLE D‘HÔTE

Gemeinsam tafeln

«A la carte» GEDECKTE TABLE D’HÔTE IM «MALOJA PALACE» UM 1900.

ALS DAS NOCH EIN FREMD­WORT WAR

Stefan Keller

Kulturarchiv Oberengadin

Es gab keine ausufernden Speisekarten, es wurde vielmehr gegessen, was auf den Tisch kam. Ein Blick in die Teller von damals.

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Es ist eisig kalt an diesem Tag Anfang des Jahres 1885. Countess Amelie Chester­ field setzt auf dem Eisplatz vor dem ­Hôtel «Kursaal» in Maloja zu einer letzten Pirouette an, bevor sie sich in ihr Gemach zurückzieht, um sich für das Abend­essen schön zu machen. Schon um fünf Uhr wird es einnachten und die Temperatur auf minus 20 Grad Celsius sinken. Im Sommer 1884 öffnete das vom belgischen Grafen Camille de Renesse erbaute «Grand-Hotel» seine Tore, ein Ereig­ nis, das weit über die Landesgrenzen hinaus für Furore sorgte, denn Grösse und Ausstattung suchen seinesgleichen. Die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt: «Es soll hier ein Reunionsplatz der hoch­aristokratischen konservativen Welt werden. Darum der fabelhafte Kostenaufwand, der wohl ohne Zweifel auch den Zweck verfolgt, die unteren Klassen von vorneherein abzuschrecken.» Countess Amelie Chesterfield bewohnt eines der 300 Zimmer, eine Suite im obersten Stock, ruhig und mit erlesener Aussicht. Erstmals sind die Zimmer unter dem Dach die teuersten und nicht mehr die Räume in der über die Treppe leichter erreichbaren «Bel-Etage», dem ersten Obergeschoss. Die Countess schwebt mit dem hydraulisch betriebenen Hotel­lift in die Höhe. Eine durch­ gehend elektrische Beleuchtung durch Kohlenfadenglühlampen und die zen­ trale Klimaanlage sind weitere Vorzüge des Hôtel «Kursaal» – dieser Komfort ist einmalig, und Countess Amelie Chester­

field wird ihren Salonfreundinnen in London begeistert davon ­erzählen. Punkt halb acht erklingt der Gong auf den Etagen – die Aufforderung, im Speise­saal Platz zu nehmen. 300 Gedecke sind an langen Tischen vorbereitet. «Etwa drei Minuten dauerte das stumme Erscheinen der Gäste, das Rauschen der Damen­kleider, die leichten Schritte und die leisen Unterredungen mit den ungemein höflichen und eleganten Kellnern», schreibt Graf Tolstoi in seinen Reisebeschreibungen über die damals übliche Table d’hôte, an der auch er immer wieder Platz nimmt. Und er fährt fort: «Wie überall in der Schweiz bestand der grösste Teil der Tisch­ gesellschaft aus Engländern; daher bestimmten den allgemeinen Ton der Table d’hôte eine strenge Beachtung der gesetzlich anerkannten Anstands­ regeln.» Countess Amelie Chesterfield setzt sich an den Tischanfang, so fällt es ihr leichter, unauffällig zu verschwinden, wenn sie des langen Sitzens überdrüssig wird. Servietten aus Damast, Kristallgläser von Baccarat, Tafelsilber aus Pforzheim, das ist man der anspruchsvollen Klientel schuldig. Es werden Schüsseln und Platten aufgetragen. Auf die Potage Julienne folgen die Truites du Lac à l’hôtelière und Pommes de terre naturelles. Als nächster Gang: Roastbeef à la Victoria, Pain de fois gras aux champignons und Artichauts sauce beurre. Die Poulets Reine rôtis werden mit dem Salat serviert. Den Abschluss bilden Blanc Manger und die Génoise Glacée.

«Der Service à la française war an der Table d’hôte üblich. Schüsseln und Platten wurden auf die Tische verteilt, die Gäste bedienten sich selber. Das Servicepersonal tischte auf und räumte ab», weiss Andreas Morel. Der Basler Kunsthistoriker hat zur Geschichte der Tafelkultur das Standardwerk «Der gedeckte Tisch» verfasst. Ein weiteres Merkmal war die Sitzordnung. Sie war durch das Anciennitätsprinzip bestimmt: Wer neu dazukam, nahm am Tisch­ende Platz. Wichtig war der pünktliche Beginn. «Oft wurden in einem Durchgang mehrere Gerichte gleichzeitig eingedeckt. Teilweise kamen Rechauds zum Einsatz, doch die meisten Speisen wurden lauwarm gegessen», sagt Morel. Nebst der praktischen Form der Verpflegung sei die Table d’hôte auch eine wichtige Informationsplattform für die Reisenden gewesen. Erst mit Cäsar Ritz (1850–1918) kam es in Paris zur Einführung des «Service à la russe» mit individuellen Tischen und einem A-la-carteAngebot. Auch dank neuer Küchentechnik habe sich die Speiseauswahl ver­­grössert. Ein Soufflé etwa habe es in der Ära der Table d’hôte nicht gegeben. Die Stellung des Servicepersonals wurde durch die neue Bedienungsform aufgewertet, Empfehlung und Beratung am Tisch des Gastes kamen hinzu. Die Table d’hôte war allerdings kein Garant für eine gehobene Küche. Gustav Lewald notierte in seinen Reisebeschreibungen über den Besuch im «Schwarzen Adler» von Innsbruck: «Die Table

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150 JAHRE WINTERTOURISMUS

TABLE D‘HÔTE

d’hôte ist nicht sehr zu rühmen. Auf­ fallend ist es schon hier, dass ausser Sauerkraut und Kartoffeln kein anderes Gemüse serviert wird. Diess (sic!) ist aber in ganz Tirol der Fall. Es wird nur wenig Gemüse gebaut, und der Tiroler isst es nicht gerne.» Der Reiseschriftsteller Gustav Rasch (1825–1878) doppelte nach: «So stereotype Speisekarten wie in Tirol habe ich in keinem europäischen Land gefunden. In Europa giebt’s nur zwei Orte, wo man zu kochen versteht: Paris und Wien; das europäische Land, wo man am schlechtesten kocht, ist aber nächst der Türkei jedenfalls Tirol.» Und lamentiert weiter: «Es beginnt mit Kälbernem und mit Lämmernem und hört mit Lämmernem und Kälbernem auf.» Doch nicht überall in Tirol herrschte Düsternis. Im Gasthaus «Elephant» zu Brixen im Eisacktal belegt eine Speisekarte aus dem Jahr 1866, dass die damalige Köchin ihr Handwerk verstand und alles daransetzte, die Reisenden zu beglücken und dem Namen des Hauses gerecht zu werden. Das Menü begann mit einer tra­di­tionellen braunen Fleisch­ suppe als Entrée, auf die Galantine und Zunge mit Aspik und Sardellenbutter folgten. Forelle, Aal und Krebs wurden mit einer italienischen Sauce serviert. Lokal geprägt der nächste Gang: braunes und weisses Rindfleisch mit Spinat und Specknudeln, Minster-Sauce und grünen Fisolen (Bohnen). Fasan mit braunem Kraut und Reh mit Rahmsauce und Butterteig-Bögen wurden aufge­ tragen, Enten mit Pilzen und eingelegter Sülze. Auf sie folgte eine Orangen-

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Gemeinsam tafeln

Mehlspeise und ein Truthahn mit gemischtem Salat. Als zehntes Gericht ein erstes Dessert: Cabinett-Pudding, gefolgt von gemischtem Kompott, Punsch­ torte, Brottorte, Linzertorte, Konfekt, Trauben und Kaffee. Von Schnaps kein Wort. Nicht bei allen Reisenden war die Table d’hôte gleichermassen beliebt. Anton von Rydzewski, russischer Baron, der viele Sommer im Hotel «Bregaglia» in Promontogno unweit des Hôtel «Kursaal» in Maloja verbrachte und zusammen mit Bergführer Christian Klucker mehrere Erstbesteigungen im Bergeller Granit machte, schreibt in seinen Tagebüchern: «Als Stammgast wird mir im Restaurantzimmer des Hotels serviert und ich bin nicht genötigt, an der Table d’hôte mitzuspeisen. Für mich, der ich kein Freund geistiger Getränke und des langen Sitzens bei Tisch bin, ein nicht zu unterschätzendes Praerogativ.» Im Hotelarchiv befindet sich eine Speisekarte vom 9. August 1885. An den langen, weiss gedeckten Tischen wurde punkt 18.30 Uhr mit dem Auftragen des «Menu du Dîner» begonnen. Potage: Tapioca. Poissons: Meunier de mer à la hollandaise. Relevées: Gigot d’agneau à la néopolitaine. Entrées: Filets mignons. Légumes: Haricots verts. Rôtis: Poulet à la broche/Salade. Entremêts: Glace de crème au Café/ Pâtisserie. Desserts: Divers. Baron Anton von Rydzewski war nicht von der Partie. Der «Russ im Bergell» bestieg erst ein Jahr später, wenige Wochen

nach seinem 50. Geburtstag, von Chamonix aus den Mont Blanc. Es war vermutlich seine erste Bergtour.

Table d’hôte In the early days of winter tourism, hotel guests would eat on long tables with no menus. Called «table d’hôte», these hotel dinners were simple and straightforward: dishes were brought to the table and guests had to serve themselves. Not all guests appreciated this. The Russian count Anton Rydzewski wrote in his diary: «Being a habitué, I get my dinner served in the hotel’s restaurant room and am not compelled to join the table d’hôte. That is a prerogative not to be underestimated, as I am no friend of alcoholic drinks and do not enjoy spending too much time at the dining table.»

Quellen: Böckli Peter: Bis zum Tod der Gräfin. Zürich 1998. Del Negro Francesco: Hotel des Alpes. Baden 2007. Morel Andreas: Der gedeckte Tisch – Zur Geschichte der Tafelkultur. Zürich 2001. Rucki Isabelle, Keller Stefan (Hg.): Hotel Bregaglia – ein Findling im Bergell. Baden 2009. Fasciati, Luciano (Hg.): Arte Hotel Bregaglia. Baden 2014.


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Aus g a be 11 — N ov e m be r 2011

Aus g a be 0 4 — A pr i l 2011

WEin und Musik Erika Hug, ihr Schweizer Musikhaus und Château Laquirou Montagna Magica Daniel Hubers Kultwein aus dem Malcantone konzEpt RaRuM Alois Lageders gereifte Weine aus der gutseigenen Reserve

Perlen aus dem Piemont

Grosse Barolos – von den Cerettos bis zu roberto Voerzio

Neue WeiNe Donald Hess, Pesquera, Selvapiana, Sainte Eulalie, Grivot, Irene Grünenfelder

Südafrika Wo sich Reben, Wale und Pinguine wohlfühlen: Neuenburger Winery am anderen Ende der Welt

chianti classico

Ein schwarzer Hahn und die 40 besten Weine der Jahrgänge 2008, 2009, 2010

JeaN-reNé GermaNier Ein Gespräch über sein Doppelleben als Weinbauer und Politiker

Aus Liebe zum Wein. Seit 120 Jahren.

Aus Liebe zum Wein. Seit 121 Jahren.

Aus g a be 12 / 1 — Dez e m be r 2013 / Ja n ua r 2014

Aus g a be 03 — M ä r z 2014

Ein besonderer Berg, ein besonderer Tropfen 22 Walliser Winzer-Persönlichkeiten und ihre zauberhaften Weine

Gransegreto

die 100 schönsten weine der Schweiz

Der «Wein des Jahres» kommt aus dem Wallis

MERLOT AUS DEM GOTTHARDBUNKER TOP 100 Die grössten Weinhändler im Land. Alle Zahlen, alle Fakten, die Rangliste THIERRY BROUIN Der Herr über Clos des Lambrays KIRSCH & CO. Die schönsten 99 Brände der 3. Schweizer Schnapsmeisterschaft

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Alex Gertschen, Felix Meier Konzept/Produktion Dario Cantoni

FASHION

CAFE RACER

Unterwegs am Grimsel

HIT THE ROAD JACK

Sie lieben den Asphalt und ihre Freiheit. Unterwegs sind sie mit englischen Maschinen der Marken Triumph oder Norton – umgebaut nach allen Regeln der Kunst. Sie suchen das Echte, sind unbändig, autonom und kompromislos. Genau wie ihre Kleidung.



FASHION

CAFE RACER

Unterwegs am Grimsel

OLIVIER KAROHEMD WRANGLER BY MANOR, HALSTUCH VON 45RPM BY DEECEE STYLE, JEANS VON PIKEBROTHERS, BOOTS VON REDWINGS, HANDSCHUHE DENTS BY VMC BRUNO WESTE VON MANIFATTURA CECCATELLI BY VMC, LEDERJACKE VINTAGE VON PRIVAT ELIZABETA KAROHEMD OUI BY MANOR, LEDERJUPE VON THE KOOPLES BY GLOBUS, LEDERJACKE VON DIESEL BY JELMOLI, OVERKNEE-STIEFEL VON GUESS BY GLOBUS.


BRUNO JACKE AUS PFERDELEDER VON STEWART BY FAORO ST. MORITZ, PULLI VON THE KOOPLES BY GLOBUS, JEANS VON SCARTI LAB BY FAORO ST. MORITZ ELIZABETA KAROHEMD OUI BY MANOR, LEDERJACKE VON DIESEL BY JELMOLI.

BRUNO JACKE AUS PFERDELEDER VON STEWART BY FAORO ST. MORITZ, PULLI VON THE KOOPLES BY GLOBUS, SONNENBRILLE THOM BROWNE BY BURRI OPTIK, FINGERRINGE BULGARI VON PRIVAT ELIZABETA SKIBRILLE VON GIRO, LEDERJACKE VON DIESEL BY JELMOLI.


ELIZABETA KAROHEMD OUI BY MANOR, LEDERJACKE VON DIESEL BY JELMOLI. FASHION CAFE RACER Unterwegs am Grimsel


Cafe Racer

DEJANA FELLMÜTZE VON MONCLER, BIKERJACKE GLAMOROUS BY JELMOLI, LEDERTOP VON H&M OLIVIER STEPPJACKE VON BURBERRY BY GLOBUS, HALSTUCH VON 45RPM BY DEECEE STYLE.

Ein Cafe Racer ist ein umgebautes Serienmotorrad der 1960er Jahre. Vorbilder für die Umbauten waren die damals aktuellen Rennmaschinen der Tourist Trophy auf der Isle of Man (noch heute das schnellste und gefährlichste Motorradrennen der Welt). Der Cafe Racer war wichtigstes Szeneelement der Subkultur der Rockers, die sich in den Vororten der Metropolen trafen und von hier die Strassen der Umgebung unsicher machten. Legendär war das «Ace Café» in London, wo mit den bis zu 100 mph schnellen, frisierten Töffs der englischen Fabrikate Triumph und Norton Strassenrennen ausgetragen wurden. Die klassische Strecke führte vom «Ace Café» zum nächsten Kreisel und zurück – dabei war die vorgegebene Distanz zurückzulegen, ehe eine zuvor in der Jukebox angewählte Single zu Ende abgespielt war.


FASHION

CAFE RACER

Unterwegs am Grimsel


DEJANA JACKE VON THE KOOPLES BY GLOBUS, LEDERTOP VON H&M, FÄUSTLINGE MIT FELL VON MONCLER ELIZABETA LEDERJACKE VON THE KOOPLES BY GLOBUS, HOSEN VON JET SET, BOOTS VON H&M, VIOLETTE LEDERHANDSCHUHE VON H&M BRUNO WESTE VON MANIFATTURA CECCATELLI BY VMC, LEDERJACKE VINTAGE VON PRIVAT, JEANS VON SCARTI LAB BY FAORO ST. MORITZ, BOOTS ANKENY VON SOREL OLIVIER KAROHEMD WRANGLER BY MANOR, HALSTUCH VON 45RPM BY DEECEE STYLE, HOSENTRÄGER VON SCARTI LAB BY VMC.


FASHION

CAFE RACER

Unterwegs am Grimsel

DEJANA BIKERJACKE VON IBANA VON PRIVAT, VINTAGE-LEDEROVERALL VON HARLEY-DAVIDSON BY PRIVAT, BOOTS VON BUFFALO, VIOLETTE LEDERHANDSCHUHE VON H&M.

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Winter 2014/2015


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FASHION

CAFE RACER

Unterwegs am Grimsel

OLIVIER ROTER PULLI VON THE KOOPLES BY GLOBUS, HALSTUCH VON 45RPM BY DEECEE STYLE RECHTS KAROHEMD WRANGLER BY MANOR, JEANS VON PIKEBROTHERS, HOSENTRÄGER SCARTI LAB BY VMC.

PRODUKTION DARIO CANTONI, BRUNO HOFMANN FOTOGRAFIE ALEX GERTSCHEN, FELIX MEIER www.fotosolar.ch STYLING MIMI BÜHLMANN HAARE UND MAKE UP ANJA WIEGMANN www.anjawiegmann.ch MODELS BRUNO HOFMANN, OLIVIER BUCCELLA DEJANA GFELLER, ELIZABETA AT FOTOGEN MOTORRÄDER TRIUMPH BONNEVILLE T120, 650 CCM, JAHRGANG 1964 TRIUMPH BONNEVILLE, 790 CCM, JAHRGANG 2001 BEZUGSQUELLEN VMC, ZÜRICH www.vmcoriginal.com GLOBUS, ZÜRICH www.globus.ch JELMOLI, ZÜRICH www.jelmoli.ch MANOR, ZÜRICH www.manor.ch DEECEE STYLE, ZÜRICH www.deeceestyle.ch FAORO, ST. MORITZ www.faoro.ch MONCLER, ZÜRICH www.moncler.com BURRI OPTIK, ZÜRICH www.burrioptik.ch JET SET, ZÜRICH www.jetset.ch H&M, ZÜRICH www.hm.com/ch


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Die einzigartige Sammlung italienischer Meisterweine PIEMONTE Azelia Antichi Vigneti Cantalupo Castellari Bergaglio Domenico Clerico Aldo Conterno Giacomo Conterno Conterno Fantino Fratelli Giacosa Monchiero Carbone Oberto – Ciabot Berton Pasquero Elia – Paitin Vietti LOMBARDIA Barbacàn Ca’del Bosco VENETO Buglioni Silvano Follador Fratelli Tedeschi Venegazzù

FRIULI Borgo del Tiglio Gravner Venica & Venica Romano Vitas

MARCHE Tavignano

TOSCANA Castellare Fontodi Monastero San Giusto a Rentennano Montevertine Castello dei Rampolla Vecchie Terre di Montefili Avignonesi Lombardo Le Macchiole Petra Rocca di Frassinello Terenzi Mastrojanni Poggio Antico Mormoraia Ghizzano IL Borro

ABRUZZO Torre dei Beati Valentini

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PUGLIA Gianfranco Fino Castel di Salve SICILIA Abbazia Santa Anastasia Salvatore Murana Palari Feudi dei Pisciotto SARDEGNA Colle Nivera Roberto Pusole Santadi

Caratello Weine AG Zürcher Strasse 204 E CH-9014 St.Gallen T +41 71 244 88 55 F +41 71 244 63 80 info@caratello.ch www.caratello.ch

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GUIDE

WINTER 2014/2015

Hotels & Restaurants Salzburger Hof | Leogang

Badrutt’s Palace Hotel | St. Moritz

KLETTERWAND INKLUSIVE

MATSUHISA Nach zehn Jahren im legendären Badrutt’s Palace St. Moritz ändert der japanische Starkoch Nobuyuki Matsuhisa (Nobu) sein Restaurantkonzept und zieht in die ehemals erste Tennishalle Europas, die sich innerhalb der heiligen Palace-Mauern befindet. Im La Coupole wird per Ende Dezember Nobus Premiummarke Matsuhisa installiert. St. Moritz steht somit in der exklusiven Reihe mit Beverly Hills, Aspen, Mykonos, Athen und Vail. An den ersten Tagen wird der Celebrity Chef persönlich in der Küche stehen und sein Kochbuch «Nobu: The Cookbook» signieren. Auf den Grund seines Erfolgs angesprochen, antwortet Nobuyuki Matsuhisa: «Ich bringe etwas ganz Besonderes in meine Küche: mein Herz oder ‹kokoro›, wie wir auf Japanisch sagen.» (dc)

15 Meter hoch, 250 Quadratmeter gross, 15 Routen von Schwierigkeitsgrad drei bis neun. Das ist die hauseigene Aussen-Kletterwand KRAXL-LEO des Hotels Salzburger Hof in der Aktivregion Saalfelden Leogang. Im Winter gefriert der Wasserfall entlang der Steinfassade und wird zum Höhepunkt für Eiskletterer. Dazu punktet das Haus mit Kletter-Schnupperkursen ab 4 Jahren, Equipment-Verleih, geführten Touren sowie neuem Indoor-Boulderraum. Wer mal nicht herumkraxeln mag, der trainiert im PanoramaFitnessstudio, entspannt sich in den beiden Wellnesswelten mit beheiztem Outdoor-Pool und KräuterLiegewiese und schlemmt im Panorama-Restaurant oder in der Zirbenstube des Vier-Sterne-Aktivhotels der Gastgeberfamilie Hörl. Ohne Krawattenzwang, aber immer mit Stil. (ak) BADRUTT’S PALACE HOTEL Via Serlas 27, CH-7500 St. Moritz T +41 81 837 10 00 · www.badruttspalace.com

SALZBURGER HOF LEOGANG Sonnberg 170, A-5771 Leogang T +43 6583 7310 0 · www.salzburgerhof.eu

Miramonte | Bad Gastein

GESCHMEIDIG UND VERY 60s Da ist einmal dieses Bad Gastein. Das ehemals berühmte Kurbad in den Hohen Tauern, an den steilen Klippen beim Wasserfall. Der Gasteiner Heilstollen, wo man wie in einem James-Bond-Film mit der Personenbahn in den Berg fährt – zur Radonkur. Und dann gibt’s das Miramonte Hotel mit dem Aveda Spa. Vogue und 60s kommen einem in den Sinn, Martini on the Rocks, Retro und Laissezfaire. Da hängen Hirschgeweihe neben moderner Kunst. Lässig geht es zu und her und geschmackvoll. Alpenchic mischt sich mit Öko-Wellness, Yoga mit Salonmusik. Das kommt offensichtlich an beim hippen Publikum aus Wien und München. «Ein Hotel soll nicht mehr aussehen wie ein Hotel», meint Gastgeber Thomas Ikrath. Arbeit und Urlaub können nicht mehr getrennt werden. Die Inspiration aus den Alpen mailt man direkt ins Büro. (dc) MIRAMONTE Reitlpromenade 3, A-5640 Bad Gastein T +43 6434 2577 0 · www.hotelmiramonte.com

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ADVERTORIALS

MAIENSÄSS HOTEL GUARDA VAL | SPORZ, LENZERHEIDE

Gleich oberhalb der Lenzerheide, wo die Natur ihren ganzen

Hotelkoch des Jahres 2014 – innovativ und fantasievoll. Gross-

Reiz ausspielt, schlummern auf 1600 Metern 11 Maiensässe in

mutters Lieblingsspeisen werden im rustikalen Crap Naros auf-

der Bergwiese. Hinter den sonnenverbrannten Balken der bis zu

getischt. Nach ausgiebigen Streifzügen in der Natur lässt man

300 Jahre alten Hütten liegen alpine Schätze, die das Bergglück

es sich im Guarda Sana gut gehen. Auch hier besinnt man sich

neu beschreiben: 50 Refugien mit individuellem Grundriss und

auf die Kunst des Weglassens und setzt stattdessen auf Qualität.

stilvollen Akzenten aus der Bündner Bergwelt. Eine Kombination

Das Guarda Val ist ein Maiensäss-Zuhause mit Charme und

von echtem Bergerlebnis und gekonntem Luxus. Im eleganten

Cheminée und ein absoluter Lieblingsplatz in geborgener

Ambiente des Gourmetrestaurants bekocht Sie Thomas Walz,

Abgeschiedenheit.

u MAIENSÄSSHOTEL GUARDA VAL CH-7078 Sporz/Lenzerheide T +41 81 385 85 85 · www.guardaval.ch

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GUIDE

WINTER 2014/2015

Hotels & Restaurants Hof Alpenjuwel | Nauders

PLANKEN, STEINSAUNA & «RAUCHKUCHL» Am rätoromanischen Dreiländereck, in Nauders an der Nordrampe zum Reschenpass, lädt ein 600 Jahre altes Tiroler Bauernhaus zum historisch-zeitgeistigen Feriengenuss. Zwei Ferienwohnungen legen ein anschauliches Zeugnis vergangener bäuerlicher Lebenswelt ab. Geschichtsträchtiges Mittelalter trifft auf die Neuzeit. Massive Holztüren mit Metallbeschlägen, dicke Dielenböden, instand gesetzte Kachelöfen versprechen knisternde Behaglichkeit. Im Keller ein kleiner Wellnessbereich mit Holzzuber, Heuliegen und liebevollen Details zwischen Felsblöcken und massivem Gestein. Der Schöngeist freut sich an neuen Schieferböden, weissem Verputz, Metallgeländer, modernen Armaturen, Duschen und geschmackvoll ausgesuchten Lampen. In der einen Wohnung ist black beautiful: Wo über Jahrhunderte geräuchert wurde, hat sich der Russ zentimeterdick angelegt. Auf Augenhöhe weiss gestrichen, gehen die unberührten Wände mit der Deckenwölbung in das praktisch versteinerte Schwarz über. Platz bieten die beiden Alpenperlen für rund zehn Personen. Sie können direkt oder über www.urlaubsarchitektur.de gebucht werden. (dc)

W Verbier | Verbier

HOF ALPENJUWEL Oberdorf 133, A-6543 Nauders T +43 650 637 84 62 · www.alpen-juwel.at www.urlaubsarchitektur.de

URBAN COOLNESS Das vor einem Jahr eröffnete W Verbier bringt die urbane Coolness von New York ins Herz der Schweizer Bergwelt. Es ist das erste alpine SkiRetreat des innovativen Hotelbrands W. Die Architektur nimmt den traditionellen Chaletstil des Hotspots Verbier auf und verbindet ihn mit moderner Ausstattung und einer zünftigen Prise Verrücktheit. Das W Verbier liegt direkt an der Bergbahn, verfügt über einen eigenen Club, Bars und SzeneRestaurants. Die Lobby heisst W Living Room, hier trifft man sich zum Aprés-Ski, legen DJs auf. Ein Vorzeigeprojekt, das noch mancher Destination gut anstehen würde. (dc) W VERBIER Rue de Médran 70, CH-1936 Verbier T +41 27 472 88 88 · www.wverbier.com

Kulm Hotel | St. Moritz

BADRUTT IM KULM Bekanntlich wurde der Wintertourismus vor 150 Jahren von Johannes Badrutt im St. Moritzer Kulm Hotel erfunden. Zum feierlichen Anlass können Gäste nun im Originalzimmer des Hotelpioniers übernachten und im historischen Ambiente der Stüva Johannes Badrutt ein Gourmetdinner geniessen. Das Finale des diesjährigen Gourmet Festivals würdigt unter dem Motto «British Edition» die damals ersten Wintergäste mit Spitzenköchen aus der kulinarischen Topliga Grossbritanniens an einer spektakulären Table-d’hôte-Gala im historischen Corviglia-Saal. (dc) KULM HOTEL ST. MORITZ Via Veglia 18, CH-7500 St. Moritz T +41 81 836 80 00 · www.kulm.com

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ADVERTORIALS

presenting partner

Switzerland's finest Club Festival www.festivaldajazz.ch Winter 2014/2015

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GUIDE

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Feine Alpenadressen Hier liegen Sie richtig! An diesen ausgesuchten Adressen finden Sie das BIANCO und können die verschiedenen Facetten des alpinen Lebensstils entdecken. Viel Spass dabei. Frutt Lodge & Spa | Melchsee-Frutt

HIDE-AWAY IM HERZEN DER SCHWEIZ Das Hochplateau Melchsee-Frutt (1920 m ü. M.) ist der ideale Ort für Ruhe, Raum und Zeit. Natürliche Materialien, warme Holzelemente und stilvolle Details sorgen im Hotel für eine gemütliche Atmosphäre. Die gelungene Kombination von alpiner Geborgenheit und dezentem Luxus wird in den 58 grosszügigen Zimmern und 3 Suiten grossgeschrieben. Die beiden Restaurants und die Bar bieten stilvolles Design, Authentizität, Gemütlichkeit und eine Prise Bergromantik. Die Terrasse eröffnet eine fantastische Sicht auf das Bergpanorama. Auf eine hochwertige, regional geprägte Kulinarik und ein auserlesenes Weinangebot wird viel Wert gelegt. Im frutt Spa erschliessen sich auf über 900 m2 verschiedene Bade- und Erholungszonen. Das alpine Wellnesskonzept beruht auf regionalen Naturprodukten und umfasst verschiedene Massagen und Treatments. Die inspirierende Bergwelt mit Bergsee bietet vielseitige Möglichkeiten für Sport, Freizeit und einzigartige Naturerlebnisse – im Sommer wie im Winter. u FRUTT LODGE & SPA, CH-6068 Melchsee-Frutt T +41 41 669 79 79· www.fruttlodge.ch

u ALPINA KLOSTERS bbbb Bahnhofstrasse 1, CH-7250 Klosters T +41 81 410 24 24 www.alpina-klosters.ch

u THE OMNIA bbbb Auf dem Fels, CH-3920 Zermatt T +41 27 966 71 71 www.the-omnia.com

u HOTEL STEINBOCK bbb Landstrasse 146, CH-7250 Klosters T +41 81 422 45 45 www.steinbock-klosters.ch

u HOTEL BELLEVUE-TERMINUS Bahnhofstrasse 10, CH-6390 Engelberg T +41 41 639 68 68 www.bellevue-terminus.ch

u PRIVÀ ALPINE LODGE bbbb S Dieschen sot 18, CH-7078 Lenzerheide T +41 81 382 06 06 www.privalodge.ch

u SCHLOSSHOTEL VEREINA bbbb Landstrasse 179, CH-7250 Klosters T +41 81 410 27 27 www.hotelvereina.ch

u HOTEL CHESA SALIS bbb S Fuschigna 2, CH-7502 Bever-St. Moritz T +41 81 851 16 16 www.chesa-salis.ch

u RIFFELALP RESORT 2222 m bbbb S Riffelalp, CH-3920 Zermatt T +41 27 966 05 55 www.riffelalp.com

u HOTEL VICTORIA bbb S Bahnhofplatz 9, CH-3860 Meiringen T +41 33 972 10 40 www.victoria-meiringen.ch

u LES FERMES DE MARIE 163 chemin de Riante Colline, F-74120 Mégève T +33 4 50 93 03 10 www.fermesdemarie.com

u THE RIVER HOUSE BOUTIQUE HOTEL Gotthardstrasse 58, CH-6490 Andermatt T +41 41 887 00 25 www.theriverhouse.ch

u HOTEL WALTHER bbbb S Via Maistra 215, CH-7504 Pontresina T +41 81 839 36 36 www.hotelwalther.ch

u ERLEBNISHOTEL GASSENHOF bbbb Untere Gasse 13, I-39040 Ridnaun T +39 0472 65 62 09 www.gassenhof.com

u HOTEL SARATZ bbbb Via da la Staziun 2, CH-7504 Pontresina T +41 81 839 40 00 www.saratz.ch

u WEISSES RÖSSL bbbb b Bichlstrasse 5, A-6370 Kitzbühel T +43 5356 719 00 www.roesslkitz.at

u GRISCHA DAS HOTEL DAVOS bbbb S Talstrasse 3, CH-7270 Davos Platz T +41 81 414 97 97 www.hotelgrischa.ch

u GRAND HOTEL SAVOIA bbbb b Via Roma 62, I-32043 Cortina d’Ampezzo T +39 0436 32 01 www.grandhotelsavoiacortina.it

u HOTEL WETTERHORN Hohfluh, CH-6083 Hasliberg T +41 33 975 13 13 www.wetterhorn-hasliberg.ch

u INTERCONTINENTAL DAVOS bbbbb Baslerstrasse 9, CH-7260 Davos Dorf T +41 81 414 04 00 www.ihg.com

u STAUDACHERHOF bbbb S Höllentalstrasse 48, D-82467 Garmisch-Partenkirchen T +49 8821 92 90 www.staudacherhof.de

u HOTEL LANDHAUS bbb Dorfstrasse 74, CH-3792 Saanen T +41 33 748 40 40 www.landhaus-saanen.ch

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u STEIGENBERGER GRANDHOTEL BELVÉDÈRE bbbbb Promenade 89, CH-7270 Davos Platz T +41 81 415 60 00 www.steigenberger.com

Liebe Hoteliers im Alpenraum Gerne kommen wir mit dem BIANCO zu Ihnen in die Lobby, ins Spa oder Zimmer. Dafür kommen sie ins BIANCO. INFO Brigitte Minder · T +41 44 450 44 12 brigitte.minder@biancomag.ch


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BIANCO erscheint zweimal jährlich. Im Juni und im Dezember. ❏ Ich bestelle ein Abonnement und erhalte die nächsten 4 Ausgaben zu CHF 70.00 (Euro 70.00) inkl. Versand.

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CONTRIBUTORS

Contributors

IMPRESSUM

CHRISTOF R. SCHMIDT

NINA VETTERLI-TREML ist vor 36 Jahren in Seoul, Korea, geboren. Wäre es nach der Mutter gegangen, hätte sie als Kind mit Puppen gespielt. Aber die Modellautos des Vaters waren nun mal ungleich spannender – der Job als Werbetexterin die logische Konsequenz daraus. Denn so konnte sie sich schon während des Publizistikstudiums einen Sportwagen leisten. Das Schreiben ist der Zürcherin über die Jahre nie verleidet, wohl aber die Auseinandersetzung mit Weisser-als-weissWaschmitteln und Schwärzerals-schwarz-Wimperntuschen. Logisch war drum auch der Wechsel in den Automobiljournalismus. Im Auftrag für Tageszeitungen und das Schweizer Fernsehen kann sie jetzt Sportwagen fahren, die sie sich selbst nach 100 Jahren in der Werbung nicht leisten könnte.

Geboren 1976 in Rostock. Beginnt 2001 seine fotografische Ausbildung, arbeitet danach als freier Assistent in den Volkswagen-Fotostudios. Assistiert bei verschiedenen Fotografen in den Bereichen Auto, Architektur, Segeln, Landschaft. Ab 2008 eigene redaktionelle Arbeiten für Autobild. 2009 Umzug in die Schweiz, wo er für Werbekunden arbeitet und seiner Faszination für die Berge nachgeht. www.christofschmidt.com

STEFAN KELLER bewohnt den Annex des Hotel «Bregaglia» in Promontogno im Bergell. Er schreibt für verschiedene Medien, organisiert Veranstaltungen in Hotels und produziert in der Valtellina aussergewöhnliche Weine.

SUSANNE VON MEISS Lifestyle-Beschreiberin «seit einer Ewigkeit», Reise-Journalistin seit 15 Jahren, InteriorDesignerin seit 10 Jahren, Fotografie-Sammlerin seit 20 Jahren und «Tiefschnee-Freak seit ich gehen kann.» Für einen jungfräulichen Pulverhang lässt Susanne von Meiss sogar ihre Familie stehen.

HELGE JEPSEN 1966 in Flensburg geboren, ist Diplom-Kommunikationsdesigner, arbeitet als Illustrator für Werbeagenturen, Verlage und Zeitschriften (u.a. Stern, Playboy, Wiwo, ramp, VIVA, Spiegel, Schweizerische Weinzeitung) und ist Autor verschiedener Bücher. Er hat eine ärztlich attestierte Auto-Vollmeise und lebt mit seiner Freundin in einer stillgelegten Pillenfabrik, konsumiert jedoch nur Koffein und Nikotin in höheren Dosen. www.helgejepsen.de

Der gebürtige Däne studierte Kommunikation und Journalismus. 1992 begann er als Freelancer Stills zu fotografieren. Heute publiziert er Reportagen zu den Themen Lifestyle, Food, Interiors sowie Porträts in renommierten Zeitungen wie Elle, Vogue, AD, Marie Claire usw. Mogensen lebt mit seiner Frau und zwei Kindern im Piemont. Er arbeitet in Dänemark, Italien und dem Rest der Welt. www.madsmogensen.com

HERAUSGEBER BIANCO Verlag GmbH Wolfram Meister Via Brattas 2, CH-7500 St. Moritz Tel. +41 (0)81 837 30 80 Fax +41 (0)81 837 30 85 www.biancomag.ch CHEFREDAKTION Wolfram Meister (wm), wolfram.meister@biancomag.ch Dario Cantoni (dc), dario.cantoni@biancomag.ch CONTRIBUTORS AUSGABE WINTER 2014/15 Texte: Katharina Blansjaar, Susanne von Meiss, Martina Hunglinger, Stefan Keller, Alexandra Knetsch, Hanspeter Kuenzler, Christoph Schuler, Nina Vetterli Illustrationen: Helge Jepsen, Andrea Caprez, Jacqueline Bissett Fotos: Thomas Buchwalder, Patrik Fuchs, Zeljko Gataric-Imhoff, Gian Giovanoli, Caroline Micaela Hauger, Patrizia Human, Felix Meier/Alex Gertschen, Mads Mogensen, Jos Schmid, Christof R. Schmidt, Filip Zuan PRODUKTEFOTOS mit freundlicher Genehmigung der Hersteller CREATIVE DIRECTION Dario Cantoni, Spot Werbung

MADS MOGENSEN

FELIX MEIER, ALEX GERTSCHEN Das Fototeam spricht eine gemeinsame Sprache und sieht sich auf natürliche Art verbunden. Mit offenem Geist, steter Lust, Neues zu entdecken, füllt sich seit 18 Jahren ein buntes Portfolio. Meistens fotografieren die beiden für Werbekunden – im BIANCO auch mal eine Modestrecke. www.fotosolar.ch

BIANCO, 7. Jahrgang Ausgabe Winter 2014/215

ART DIRECTION & LAYOUT Dario Cantoni (AD), Priska Steiger, Zoe Gunzenhauser Spot Werbung, St. Moritz COVERFOTO Caroline Micaela Hauger

GIAN GIOVANOLI Der junge Engadiner Fotograf hat sich in den letzten Jahren auf professionelle Werbeaufträge für Hotellerie, Sport und Lifestyle fokussiert. Auch Porträts und Betriebsreportagen zieren sein Portfolio. Besonders angetan ist er von der alpinen Landschaft. Obwohl von Natur aus eher ungeduldig, geniesst er hier das lange Warten auf die magischen Momente, um das perfekte Bild einzufangen. www.kmu-fotografie.ch

FILIP ZUAN arbeitet als Art Director bei SPOT Werbung in St. Moritz. Als passionierter Fotograf stand er europaweit für renommierte Skateboard-Magazine und weitere Publikationen hinter der Kamera. Privat fährt er leidenschaftlich Snowboard, skatet und bewegt sich gerne in der Natur. www.filipzuan.com

PATRIZIA HUMAN Patrizia S. Human lebt und arbeitet als selbständige Fotografin in Zürich. Nach langjähriger Assistenz in der Werbung ist sie nun vor allem im Bereich Porträt und Reportage tätig. Ihre zweite Heimat, Südafrika, ist immer wieder ein wichtiger Teil ihrer Arbeiten. Daraus entstand unter anderem ein Bildband, der Südafrikas Vorbereitungen auf den FIFA Worldcup 2010 hin dokumentiert und eine einjährige Ausstellung ihrer Bilder in der NP Bank in Zürich. www.patriziahuman.ch

ANZEIGEN, RELATIONS & MEDIA BIANCO Verlag GmbH Brigitte Minder Grubenstrasse 11, CH-8045 Zürich Tel. +41 44 450 44 12 brigitte.minder@biancomag.ch ENGLISCHE TEXTE Katharina Blansjaar KORREKTORAT Marianne Sievert DRUCK AVD Goldach, Sulzstrasse 10, CH-9403 Goldach AUFLAGE WINTER 2014/15 20 000 Exemplare PREIS Einzelheft CHF 25.– BIANCO erscheint 2x jährlich Alle Rechte vorbehalten www.biancomag.ch Freunden Sie sich mit BIANCO auf Facebook an. www.facebook.com/biancomag

Winter 2014/2015

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CONTRIBUTORS

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E C O N O M Y. B U S I N E S S . F I R S T. EINE KLASSE FÜR SICH. CASA DEL VINO.

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C A S A D E L V I N O E b i n g e r S A S i h l f e l d s t r a s s e 13 0 | 8 0 4 0 Z ü r i c h | + 4 1 4 4 2 9 5 9 0 6 0 | w w w. c a s a d e l v i n o . c h Winter 2014/2015


INTERVIEW

ÜBER ALLE BERGE MIT …

Tanja Fruithof

EINE KUH MIT NAMEN ORNELLAIA Sind Sie eher ein Stadtkind oder ein Bergkind? Fifty-fifty. Mein Herz schlägt für die Berge, aber ich arbeite von morgens bis abends in der Stadt. Legen Sie in den Bergen Ihre Uhr ab? Nein. Uhren gehören einfach zu mir. Ich sammle aber keine, das ist eher Männersache.

Sie stammen ursprünglich aus Baselland, wohnen am Zürichsee. Was verbindet Sie mit den Alpen, den Bergen? Schon als kleines Mädchen fühlte ich mich in den Bergen wie zu Hause. Mit 2 stand ich bereits auf Skiern. Das lag an meinen Grosseltern, die in Celerina ein Haus gebaut haben. An meinen Eltern, die das Engadin lieben und heute zwischen Basel und Celerina und Marbella pendeln. Mein Bruder wohnt im Engadin. Und mein Mann und ich verbringen sehr viel von unserer Freizeit im Engadin und geniessen, wenn immer möglich, unsere schöne Bergwohnung.

Zeljko Gataric-Imhoff

Nehmen Sie Arbeit mit in die Berge? Nur wenn es sein muss. Aber das muss es meistens. Mein iPad ist immer dabei, mein Business-Notizbuch ebenfalls. Gut verstaut in einer separaten, zweiten Handtasche. Mit allem, was gelesen werden muss und sonst bearbeitet sein will.

Tanja Fruithof Beruf Managing Director bei Bucherer. Seit fünfeinhalb Jahren. Verantwortlich

für Bucherer an der Bahnhofstrasse in Zürich und Bucherer am Flughafen. Zudem für die von Bucherer geführten Mono-Brand-Boutiquen Rolex, JaegerLeCoultre, Audemars Piguet und Tissot. Zuvor: General Manager im Hotel «Les Trois Rois» in Basel, dreieinhalb Jahre. Mitarbeiter 75 im Haupthaus an der Bahnhofstrasse, insgesamt 120 Mandate VR-Präsidentin bei der Talvò Engadin AG, dem Spitzenrestaurant von Martin Dalsass in St. Moritz-Champfèr Ausbildung Gymnasium in Münchenstein, Ecole Hôtelière de Lausanne

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INTERVIEW

ÜBER ALLE BERGE MIT …

Was liegt Ihnen näher, der Berg­ winter oder der Bergsommer? Beides. Im Winter sind wir an Wochenenden wenn immer möglich in Celerina. Im Sommer mag ich das Engadin ebenfalls sehr. Fünf Wochen habe ich mich dieses Jahr in die Schönheit und Stille der Natur zurückgezogen. Ein glücklich machender Luxus. Sind Sie die geborene Berg­ steigerin? Nein, überhaupt nicht. Ich bin auch nicht der Wandertyp, der sich über fünf Stunden bergauf und bergab freuen kann. Ich jogge gerne, fahre Mountainbike, spiele auf den Plätzen in Samedan und Zuoz Golf. Mein Handicap habe ich auf 17 verbessert. Und ich bin mit meinem Hund, einem Entlebucher – Amy, eine Sie –, laufend unterwegs. Im Winter carven Sie auf Corviglia? Ja. Wir stehen einigermassen zeitig auf, laufen mit den Skis quer durchs Dorf zur Station, damit wir auf Marguns hochkommen, bevor der Rummel losgeht und man lange anstehen muss. Welchen Ski fahren Sie? Einen wunderbaren Carbon-Ski. Palmer. Eine Marke, die sich ursprünglich einen Namen mit Snowboards gemacht hat. Und ich trage Lasse Kjus. Die nach dem Top-Fahrer benannte Marke. Ja, Styling und Funktion sind bei Kjus gleichermassen unschlagbar.

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Tanja Fruithof

Haben Sie eine Saisonkarte? Mein Mann hat mir bereits im Herbst eine geschenkt. Ist es schwierig, Ihrem Mann etwas zu schenken? Einfach ist es nicht. Ich habe ihm eine Kuh geschenkt. Eine Kuh? Ja. Ich habe sie von einem Bauern in Bever gekauft. Im August 2013. Dazu muss man wissen, dass mein Mann ein sehr naturverbundener Mensch ist. Und jetzt zahlen Sie quasi Logis und Unterhalt für eine Kuh? Richtig. Wir besuchen die Kuh ab und zu. Sie hat auch einen Namen: Ornellaia. Wie der berühmte italie­ nische Wein. In welchem Restaurant reservieren Sie einen Tisch, wenn immer sich eine Gelegenheit bietet? Im «Talvò», selbstverständlich. Bei Martin Dalsass. Meistens in der Stüva gleich rechts vom Eingang. Da dürfen die Männer später auch eine Zigarre rauchen. Ich mag praktisch alles, was aus der «Talvò»-Küche kommt. Auch den hausgemachten Salami von Martin Dalsass. Und seine Cavatelli, die sind einfach himmlisch. Und wo legen Sie im Skigebiet eine Pause ein? Im «Paradiso», der schönsten Skihütte auf Corviglia – dort sind wir im Members-Club, dort treffen wir uns mit Freunden.

Was zeigen Sie Ihren Freunden, die erstmals einen Abstecher ins Engadin machen? Das Fextal. Den Lej da Staz. Vielleicht den «Kuhstall» von Freddie Zwimpfer an der Abfahrt vom Furtschellas, wenn es bereits eingedunktelt hat. Bei der Talstation in Sils Maria geht es den flackernden Petroleumlaternen entlang durch einen verschneiten Winterwald hinauf bis auf Alp Prasüra. Wo aussergewöhnliche Dinge aufgetischt werden. Kann das Wetter Ihren Stimmungen etwas anhaben? Nein, überhaupt nicht. In den Bergen ist man immer gut drauf. Wir sitzen in der Bucherer Boutique an der Bahnhofstrasse in Zürich. Es ist 18.30 Uhr. Von welcher Arbeit halten wir Sie gerade ab, aus welchem Projekt haben wir Sie für unser Gespräch gerissen? Ich führte bis vorhin Personalinterviews, eins nach dem anderen. Es geht um eine Anstellung hier in Zürich. Später werde ich mit zwei Mitarbeitern die Premiere des Circus Conelli besuchen.

Tanja Fruithof Is managing director of the Bucherer stores in Zurich and Zurich Airport. She also oversees the Bucherer-run mono-brand stores of Rolex, Jaeger-LeCoultre, Audemars Piguet and Tissot. Tanja Fruithof spends much of her spare time in the Engadine, playing golf on the courses of Samedan or Zuoz in summer and skiing on Corviglia in winter. Her favourite restaurant in St. Moritz is master chef Martin Dalsass’ «Talvo» – no wonder, as she is also a member of the board. «I like Martin Dalsass’ home made salami. And his cavatelli – they are heavenly.»


COMIC

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Photo: Stefan Schlumpf

kjus.com




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