IN FORMA, Winter 2021/22

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IN FORMA

WINTER 2021-22

Das Informationsmagazin der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin (SGO)

Interview mit Fabian Unteregger Arzt und Comedian Seite 05

Ein Sprung mit Folgen Fotoroman Rettungskette Seite 10

Neubau Promulins Provisorium bald bezugsbereit Seite 26

Eine dankbare Aufgabe Mahlzeitendienst der Spitex Oberengadin Seite 28 5. Jahrgang / Ausgabe 02 spital-oberengadin.ch/informa 1


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EDITORIAL DER

GESCHÄFTSLEITUNG WIR SIND BEREIT Der erste Schnee ist dieses Jahr sehr früh gefallen, und er ist gekommen, um zu bleiben. Die einen trauern dem schönen Herbst nach und die anderen freuen sich nun bereits auf die bevorstehende Saison. Wir alle sind gespannt, was sie uns bringt. Neben viel Schnee, Sonne und zahlreichen Gästen wünschen wir uns alle eine ungezwungene Zeit und ein schönes Winterfest. Leider ist die Pandemie-Situation noch nicht im Griff, und es kann kaum vorhergesagt werden, wie sie sich entwickelt. Mit unseren Patientenzimmern, der Intensivpflegstation und vor allem mit unseren Mitarbeitenden sind wir gut vorbereitet, sei es für Covid-­ Patient*innen oder alle anderen Unfälle und Krankheiten. Im Sommer wurde im Spital viel umgebaut und erneuert. Diese weitere Bauetappe geht nun bald zu Ende. Wir werden rechtzeitig zur Saison den neuen Empfang mit Cafeteria und eines der Parkdecks in Betrieb nehmen können. Darauf freuen wir uns sehr! Im Frühling wird dann auch die neue Radiologie und das neue, ausgebaute Notfallzentrum dem Betrieb übergeben. Einen Tag der offenen Türe planen wir für den April – lassen Sie sich überraschen. Auch im Promulins gehen die Bauarbeiten voran und der Umzug der Bewohnenden in die schönen Module, die mit viel Holz warm und wohnlich ausgebaut sind, steht vor der Türe. Liebe Leserin, lieber Leser, bleiben wir zuversichtlich und freuen uns auf den Jahreswechsel. Geniessen Sie einen schönen Winter und bleiben Sie gesund!

Die Geschäftsleitung der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin

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INHALT AUSGABE WINTER 2021-  22

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08 24 17 08

10 17

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INTERVIEW MIT FABIAN UNTEREGGER

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AKTUELLE MELDUNGEN

EIN SPRUNG MIT FOLGEN WAS PASSIERT EIGENTLICH NACH EINEM SKIUNFALL?

GEBÄRMUTTERMYOME RESÜMEE NACH VIER JAHREN ­SONATA-THERAPIE AM SPITAL OBERENGADIN

BESUCH AUF DER DIALYSESTATION INTERVIEW MIT DAGMAR P.

FACTS & FIGURES DIE SGO IM JAHR 2020

26

28

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INTERVIEW MIT DR. MED. RETO THALMANN

NEUBAU PROMULINS PROVISORIUM BALD BEZUGSBEREIT

MAHLZEITENDIENST DER SPITEX OBERENGADIN EINE DANKBARE AUFGABE 5x3 FRAGEN AN MITARBEITENDE DER SGO

IFFAUNTS MALSEITE FÜR KINDER

NOTFALLNUMMERN & KONTAKTE


Interview mit Fabian Unteregger

DIE EFFEKTE DES LACHENS

SIND MESSBAR

Comedian, Arzt, Lebensmittel­ingenieur und Pilot im selben Leben? Das ist Fabian Unteregger. Das Multitalent erzählt im IN FORMA-Interview von seinen Erfahrungen als Assistenzarzt, den Parallelen zwischen Medizin und Comedy und weshalb er die Engadinerinnen und Engadiner mag.

ZUR PERSON Fabian Unteregger ist hauptberuflich Comedian. 2008 gelang ihm mit unzähligen Auftritten bei Giacobbo/ Müller der nationale Durchbruch. Er ist schweizweit für seine Parodien von Christoph Blocher bis Roger Federer bekannt und wöchentlich mit «Zum Glück isch Fritig» live auf SRF 3 zu hören. 2018 gewann er den Prix Walo, Sparte Comedy. Nach seinem Abschluss des Studiums der Lebensmittelwissenschaften an der ETH studierte er an der Universität Zürich Medizin und promovierte an der Universität Basel 2017 als Doktor der Medizin. Er ist Mitgründer der Organisation Swiss Healthcare Start­ ups, die Jung­ u nternehmen aus dem Gesundheitsbereich mit dem richtigen Partner zusammenführt und so Innova­tion fördert. In seiner Freizeit liebt er es, gelegentlich mit einem Fluggerät in die Luft zu steigen.

Foto: Remo Neuhaus

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Aktuell 10 Jahre «Zum Glück isch Fritig» auf Radio SRF 3,

Nach zwei Studien fahren Sie gleich weiter

Auftritte in «Das Zelt »und anderen Orten – k ­ önnen

mit ­U ltraschallkursen und Machine-Learning –

Sie ihr Leben als Comedian wieder so g­ estalten,

lernen Sie so gerne?

wie Sie das möchten?

Die Welt verändert sich im Moment sehr stark. Beispiel Ultra-

Alles, was ich persönlich gesehen habe und mit Zertifikaten

schall: Vor fünf Jahren waren die Geräte noch fast raumfül-

läuft, scheint wieder wie bis anhin zu funktionieren. Das ist

lend, jetzt reicht eine Sonde mit einem iPhone. Vor zehn Jahren

erfreulich. Die Menschen schätzen Veranstaltungen derzeit

gab es noch fast keine Elektroautos, jetzt stellt Volvo Verbren-

enorm. Das Swiss Economic Forum im September zum Bei-

nungsmotoren praktisch ein. Um da Schritt zu halten, hilft

spiel, kam mir vor, wie ein Kindergeburtstag mit 1’500 Erwach-

ein gewisses Interesse an der Sache. Manchmal reicht dies

senen. Man spürt die Freude und Motivation der Gäste.

leider nicht, und ich musste in die Tiefe gehen. Auch, wenn das teilweise weh tut. Der Machine-Learning-Kurs zum Bei-

Was haben Sie in der Zeit gemacht, als Sie weniger

spiel war extrem anstrengend. Ich musste auch während der

vor Publikum auftreten konnten?

Sommerferien Übungen abgeben. Und die hatten es gopfe-

Im ersten Lockdown habe ich mich mit Machine Learning

telli in sich (lacht). Aber ich habe Freude an Zusammenhän-

beschäftigt. Mich interessiert das sehr. Ich kam aber nicht

gen – und ohne Lernen geht das halt nicht. Einen Scheren-

darum herum, programmieren zu lernen und mich erneut mit

schnitt-Kurs jedoch würde ich nicht besuchen – da gibt’s

Mathe auseinanderzusetzen. Und ja, ich habe mir teilweise

­definitiv ganz viele mit mehr Talent.

die Haare gerauft (lacht).

Aber apropos lernen; was ich gerne lernen würde, ist a) Ger­ stensuppe zu machen und b) Engadiner Nusstorte zu backen.

Und in der zweiten Welle?

Wenn ich das Vergnügen hatte, nach Samedan zu fliegen,

Ich hatte das Glück, dass meine Shows nicht ganz auf null ge-

habe ich jedes Mal am Flughafen eine Nusstorte gekauft.

gangen sind. Ich fand dennoch, dass die Zeit da ist, von der

Die finde ich saumässig fein, auch wenn danach die Hälfte

Bühne ins Spital zu wechseln und habe während der zweiten

des K ­ uchens an den Zähnen klebt (lacht).

und d ­ ritten Welle Teilzeit, nebst dem Hauptberuf in der Comedy, auf einem grossen Notfall gearbeitet. Inklusive

Sie können selbst nach Samedan fliegen, da würden Sie

Nachtschichten und allem was dazugehört. Das war tough,

es wahrscheinlich auch hinbekommen, eine Engadiner

aber interessant und lehrreich. Wir hatten den Notfall oft

Nusstorte zu backen.

rappel­voll. Gefühlt litt jede*r dritte Patient*in unter Covid-19.

Mal sehen. Die Kreation einer Original Engadiner Nussstorte

Die Intensivstation war meist voll, wobei die Covid-­Patient*

dürfen wir nicht unterschätzen! Das braucht auch Talent.

innen oft mehrere Wochen hospitalisiert werden mussten. Was hat Sie nach Ihrem ETH Abschluss dazu bewogen, Könnten Sie sich vorstellen, Vollzeit als Arzt zu arbeiten?

­Medizin zu studieren?

Ich darf seit 13 Jahren Unternehmer sein und kann meinen

Ich habe bisher alles gelernt bis zum Mund, sprich wie Essen

Aktionsradius frei gestalten. Das ist ein grosses Privileg, wofür

hergestellt wird. Dann hat es mich Wunder genommen, was

ich sehr dankbar bin. Diese Gestaltungsmöglichkeiten hätte

damit vom Mund bis es unten wieder ankommt, passiert.

ich in der Medizin nicht. Dennoch schliesse ich nicht aus,

Damit ist der Kreis geschlossen. An einem früheren Arbeits-

Teilzeit medizinisch tätig zu sein. Im Sommer habe ich noch

platz gab es einige Kolleg*innen, die mit gesundheitlichen

eine Ultraschall-Prüfung abgelegt, was meine Freude am

Problemen zu kämpfen hatten. Irgendwann habe ich ge-

Fach per se unterstreicht. Mein Hauptstandbein Comedy

merkt, dass mich das fast mehr interessiert als der Job, den ich

macht jedoch auch Freude. Vorteil hier: Ich erreiche auf der

dort ausgeübt hatte. Dann habe ich mir ein Herz gefasst, mich

Bühne mehr Menschen.

selbstständig gemacht und mit der Comedy das Medizin­ studium finanziert.

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Empfinden Sie die Medizin und die Comedy als zwei

Was verbinden Sie mit dem Engadin?

gegenteilige Welten?

Ich fühle mich hier oben pudelwohl. Es ist ein Bewegungs-

Nein. Das Ziel von beiden ist es, das Leben der Menschen zu

mekka. Das Publikum in bisherigen Shows in La Punt und

verbessern. Mit Comedy kurz- mit Medizin langfristig. Comedy

Pontresina war wunderbar. Es hat immer grossen Spass ge-

befasst sich mit den Absurditäten des Alltags und die ­Medizin

macht. Ich grüsse alle Ober- und Unterengadiner*innen

mit der Gesundheit von uns allen. Das finde ich ­unglaublich

sehr herzlich. Vielen Dank, dass ihr so gastfreundlich

spannend.

seid, auch wenn wir Touristen euch sicher manchmal auf den Sack gehen. Für meinen nächsten Besuch und gewisses

Was aus diesen beiden Welten möchten Sie um keinen

Züzzi-Verhalten möchte ich mich jetzt schon entschuldigen. n

Preis missen? Im Fall der Medizin ist es schön, wenn man rechtzeitig eine

www.fabianunteregger.ch

Diagnose stellen und damit den Patient*innen helfen kann.

www.swisshealthcarestartups.ch

Wenn man den Unterschied ausmachen kann, ist das erfüllend. Und auf der Bühne ist es erfüllend, den Zuschauer*innen ein Lachen ins Gesicht zu zaubern. Die Effekte des Lachens sind messbar. Sie halten bis zu rund 45 Minuten an. Sind Sie auch als Arzt lustig? Das hängt davon ab, was beim Patienten gerade möglich ist. Auch sprachlich. Das A und O ist es, einen Zugang zu den Patient*innen zu finden. Wenn Humor der Weg zum Ziel ist, dann gehe ich diesen Weg gerne. Ich sehe mich als Dienst­ leister, der Patienten rasch eine Verbesserung ermöglichen möchte. Ob mit oder ohne Humor. 7


AKTUELLE MELDUNGEN #01 Fortschritt Masterplan «IL FUTUR»

Start in die Wintersaison mit neuem Eingangsbereich

Parkplätze für Besucherinnen und Patienten

und Cafeteria im Erdgeschoss des Spitals

Im Untergeschoss des neuen Parkdecks stehen Parkplätze

Das Spital Oberengadin ist in der kommenden Winter­

für Patientinnen und Patienten sowie Besucherinnen und

saison via dem neuen Eingang und in gewohnter Leistungs-

Besucher zur Verfügung. Sollten diese Parkplätze belegt

fähigkeit für die Bevölkerung und die Gäste des Engadins

sein, besteht auch die Möglichkeit, hinter dem Alten Spital

zugänglich.

sowie im Park vor dem Alten Spital zu parkieren.

Ebenfalls wird im Laufe des Dezembers die neue Cafeteria

Bitte beachten Sie, dass die Parkplätze kostenpflichtig sind.

eröffnet. Damit haben unsere Patientinnen und Patienten sowie die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit

Zugang zum Spital Oberengadin von den

sich, falls es die Gesundheit und die Coronasituation zu-

Parkplätzen aus

lässt, auch ausserhalb des Zimmers aufzuhalten und sich

Vom Parkdeck gelangen Sie über die Treppe zum Eingang

in der schönen warmen Atmosphäre unserer neuen Cafe-

des Spitals Oberengadin. Bis zur Inbetriebnahme der

teria zu einem Café oder Snack zu treffen.

Lift­a nlage bitten wir immobile Personen, die Notfallzufahrt zu benutzen.

Der Zugang ins Spital Oberengadin über den neuen Haupt­

Von den Parkplätzen des Parks gelangen Sie über den Fuss-

eingang und die Parksituation gestalten sich wie folgt:

weg zum Haupteingang.

Patientinnen und Patienten Notfall

Anreise per ÖV

Für Patientinnen und Patienten, die nicht gehfähig sind, ist

Wenn Sie mit dem Bus zum Spital Oberengadin reisen,

die Zufahrt zum Haupteingang über die alte Bushaltestelle

nutzen Sie bitte den Fussweg ab der Haltestelle.

möglich. Wir bitten Sie, ihr Fahrzeug unmittelbar nachdem die von Ihnen gebrachte Person zum Notfall begleitet

Wir bitten Sie, der aktuellen Beschilderung auf dem

wurde, auf einem der Besucherparkplätze abzustellen.

Spitalareal zu folgen.

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#02

#03

Markus Fisch ist der neue Leiter Pflegeheime und Spitex

COVID-19 Testcenter Südbünden Das Testcenter Südbünden bietet auch in der Wintersaison 2021/22 Schnelltests und PCR Tests an. Bitte melden Sie sich über die Homepage für einen Test an. www.spital-oberengadin.ch/termin-vereinbaren Die Testcontainer befinden sich vor dem Haupteingang des Spitals. Impfung Das Spital Oberengadin kann aufgrund der Baumass­ nahmen keine Covid-19 Impfungen anbieten. Bitte wenden Sie sich an die Polyclinic, www.polyclinic.ch, in St. Moritz. Ebenfalls erhalten Sie Informationen zur Impfung über die

Im Rahmen der Neustrukturierung hat die Stiftung Gesund-

Website des Gesundheitsamtes: www.san.gr.ch

heitsversorgung Oberengadin entschieden, die Leitung der Pflegeheime und der Spitex zusammenzulegen. Es

Antikörpertests

entspricht den heutigen Anforderungen an die Stiftung,

Für Antikörpertests wenden Sie sich bitte an unseren Labor-

diese Bereiche näher zusammenzubringen und von der

partner www.viollier.ch oder an eine Hausarztpraxis der

neu­geschaffenen Stelle «Leiter Pflegeheime und Spitex»

Region.

koordiniert führen zu lassen. Wir freuen uns, dass wir für diese Stelle, die in der Geschäftsleitung vertreten ist, Herrn

Wir bitten alle Besucherinnen und Besucher aller Betriebe

Markus Fisch gewinnen konnten. Herr Fisch hat seine Stelle

der SGO sich über die jeweilige Homepage über die aktuell

per 1. September 2021 angetreten und die operative Führung

geltenden Besuchsregelungen bzw. die BAG-Richtlinien

des Pflegeheims Promulins und der Spitex Oberengadin

zu informieren, da sich diese sehr schnell ändern können.

übernommen. Das Alterszentrum Du Lac in St. Moritz begleitet er durch die Bauphase und anschliessend in die Inbetriebnahme. Mit Markus Fisch, geboren 1966, dürfen wir auf eine gefestigte Persönlichkeit mit betriebswirtschaftlichem Denken und Handeln zählen. Von seinen verschiedenen Ausbildungen und Erfahrungen im Gesundheitswesen, zuletzt als Geschäftsführer der Rehaklinik Seewis und als Geschäftsführer der St. Galler Rheintaler Behinderteninstitution RHYBOOT, werden wir profitieren können. Wir sind überzeugt, dass Markus Fisch eine Bereicherung für die SGO ist. Für seine Unterstützung danken wir ihm und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit. 9


Die Diavolezza hat als erstes Skigebiet im Engadin seine Pisten geöffnet. Was für ein prächtiger Tag: Sonne und super Schnee!

Fabio (15) und seine Schwester Anna (13) besuchen die Oberstufe in Pontresina.

SPRUNG MIT FOLGEN WAS PASSIERT EIGENTLICH NACH EINEM SKIUNFALL?

Voller Freude reihen Anna und Fabio Schwung an Schwung …

… ahhh, schlecht erwischt, der Sprung missglückt. … und nochmals hoch mit dem Sessellift. Dort die Kuppe, Fabio holt Anlauf …

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Fabio stürzt unglücklich und rammt sich dabei den Skistock in den Bauch. Mit Schmerzen bleibt er liegen. Anna eilt herbei. Mit ihren Skis hat sie die Unfallstelle gesichert. Wo tut es weh? Sie alarmiert mit der Notfallnummer 144 den Rettungsdienst.

Pistenrettungschef Andreas Holler mit seinem treusten Freund Gipsy.

Während Anna und Fabio den Unfallhergang schildern, verschafft sich Andreas einen Überblick. Er handelt überlegt und zielgerichtet, damit bedrohliche Verletzungen rasch erfasst werden können. Dabei geht er strikt nach dem ABC-Schema vor: Sicherung der Atmung, Kreislauf, dringliche Diagnostik, Stabilisierung und weitere Schritte. (siehe S. 16)

Nach kurzer Zeit ist Andreas Holler mit seinem Rettungsschlitten an der Unfallstelle. Gemeinsam mit seinem Team von sieben Leuten sorgt er für die Sicherheit auf Diavolezza und Lagalb. Um in der Pistenrettung tätig sein zu können, müssen sie einen erweiterten Samariterkurs und regelmässig die Kurse von Seilbahnen Schweiz besuchen. Zudem werden in Zusammenarbeit mit dem Spital Oberengadin jährliche Refresher-Kurse angeboten.

Für den Transport wird Fabio in den Rettungsschlitten gelegt und warm eingepackt. Neben der möglichen Verletzung im Bauchraum, hat sich Fabio auch am Ellbogen verletzt. Andreas organisiert über Funk in Verbindung mit der Sanitätsnotrufzentrale 144 die Rettung Oberengadin für die Übergabe des Patienten, bevor er den Ellbogen mit einer provisorischen Schiene stabilisiert.

Andreas Holler bringt Fabio sicher zur Talstation. 11


Fabio wird vorsichtig auf die Rettungstrage umgebettet …

Nadine Ehrbar und Judith Joss sind beide diplomierte Rettungssanitäterinnen HF.

Der Pistendienst übergibt den Patienten der REO mit Einschätzung der Situation.

… und in den Krankenwagen geschoben.

Die Rettungssanitäterinnen untersuchen Fabio, messen den Blutdruck sowie die Sauerstoffsättigung im Blut. Danach legen sie eine Infusion mit Ringer­ lösung und gegebenenfalls Schmerzmitteln an.

Während der Fahrt ins Spital Oberengadin wird der Verletzte von der einen Rettungssanitäterin überwacht. Gleichzeitig erfolgt die Anmeldung an den Notfall im Spital. Übermittelt wird die Schwere der Verletzungen sowie Name, Alter und Geschlecht, Verdachtsdiagnose und Ankunftszeit.

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Von der Zufahrt der REO wird Fabio von den Rettungssanitäterinnen mit dem Lift direkt auf die Notfallstation gebracht.

Dort ist bereits das gesamte diensthabende Notfallteam des Spitals anwesend und folgt aufmerksam dem Rapport der Rettungssanitäterinnen. Während der Übergabe werden keine Untersuchungen am Patienten vorgenommen (Ausnahme z.B. Reanimation).

Bei der Erstversorgung von Schwerverletzten spielt die Zeit eine wichtige Rolle für das Behandlungsresultat (the golden hour of shock). Der Ablauf erfolgt nach den standardisierten ATLS-Kriterien (treat first what kills first). (siehe S. 16)

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Dr. med. Cesare Marazzi Facharzt FMH für Allgemeinchirurgie und Traumatologie, Stv. Chefarzt der chirurgischen Klinik

Dr. med. Cathrin Büchi Chefärztin Pädiatrie/Neonatologie

Dr. med. Jan Brem Leitender Arzt Anästhesie/Intensivmedizin

Im Schockraum gilt strikte Aufgabenteilung. Der stellvertretende Chefarzt der Chirurgie, Dr. med. Cesare Marazzi, hat den Lead übernommen (Leuchtweste) und koordiniert den Ablauf. Für ihn gilt: «Hands off!» Die Chefärztin Pädiatrie, Dr. med. Cathrin Büchi untersucht derweil den Patienten nach dem etablierten Algorithmus ABCDE. Der dipl. Experte in Anästhesie-Pflege, Jens Höbenreich installiert das Monitoring für Atmung und Kreislauf und überwacht mit dem Leitenden Arzt Anästhesie, Dr. med. Jan Brem, den Patienten.

Ärztin Kim Merdes tastet den Bauch von Fabio ab. Er könnte innere Verletzungen erlitten haben. Mittels Ultraschall kontrolliert Dr. med. Jens Fischer den Zustand der Inneren Organe. Entwarnung – alles in Ordnung.

Dr. med. Jens Fischer Chefarzt Radiologie

Der schmerzende Ellbogen muss genauer untersucht werden. Beim Röntgen wird eine Luxation (Ausrenkung) festgestellt. Für das Einrenken des Ellbogens ist eine Kurznarkose nötig.

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Während der Anästhesist Dr. med. Jan Brem mit Anästhesiefachmann Jens Höbenreich die Kurz­ narkose durchführt, bereitet sich Dr. med. Marazzi auf das Einrenken des Ellbogens vor.

Nach der Einrenkung wird ein Gips am Ellbogen angelegt, den Fabio 10-14 Tage tragen muss. Während dieser Zeit wird Fabio im Spital Oberengadin eine MRT-Untersuchung (MRT=Magnetresonanztomographie) und regelmässige klinische Kontrollen in den speziell dafür vorgesehenen Sprechstunden besuchen. Dies um zu prüfen, ob eine konservative Therapie mit Physiotherapie ausreicht oder ob das Gelenk doch operiert werden muss. Fabio wird nach der Kurznarkose ein bis zwei Stunden überwacht. Da alles in Ordnung ist und er sich gut fühlt, darf er in Begleitung nach Hause gehen.

Zwei Monate später … Fabio und Anna geniessen einen prächtigen Skitag auf der Diavolezza.

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FACTS & FIGURES INTERDISZIPLINÄRE NOTFALLSTATION

· 7 x 24 h an 365 Tagen · 1 Schockraum · 1 Gipszimmer · 10 Kojen inkl. Isolationskoje · 6 Monitorplätze · Interdisziplinäre Notfallversorgung inkl. Pädiatrienotfälle · Ersteinschätzung nach Manchester-Triage-System Hier geht es um folgendes … · Schockraummanagement nach internationalen Guidelines (ATLS, ACLS, PALS) · 70 % der Notfallpflegenden verfügen über das Nachdiplomstudium in Notfallpflege

· Anästhesist*in (Arzt*in) · Anästhesie Fachpersonal · Kaderarzt*in Chirurgie · Tagesarzt*in Chirurgie · Notfall Fachpersonal · Radiologe*in · MTRA (Fachpersonen für medizinischtechnische Radiologie sind die Experten*innen in allen diagnostischen und therapeutischen Fachgebieten der medizinischen Radiologie. Vor- und Nachbereitung Patient*innen während der Untersuchungen).

· Anerkannter Ausbildungsplatz NDS

· Bei schwangeren Traumapatienten*innen zusätzlich unmittelbar konsiliarischer Beizug des gynäkologischen Kaderarztes*in

· Jährliches Schockraumtraining mit Sirmed, im 2018 inkl. Schnittstellentraining mit der REGA

· Bei pädiatrischen Traumapatienten zusätzlich unmittelbar konsiliarischer Beizug des pädiatrischen Kaderarztes

· Fortbildungsangebot für Hausarztpraxis-Teams im Gipsen

· OPs mit informieren, zur Koordination vom OP Plan, Labor informieren

DEFINITION ABCDE

NDS HF NOTFALLPFLEGE

A: Airway

Sicherung der Atemwege

B: Breathing

Beatmung

Das Spital Oberengadin bildet alle 2 Jahre eine*n dipl. Expert*in für Notfallpflege aus:

C: Circulation Aufrechterhaltung des Kreislaufs D: Disability

Neurologie

E: Exposure

Log Roll, Pat. entkleiden, Wärme

Secondary Survey – Zweituntersuchung Die Grundidee dieses Verfahrens ist es, die bedrohlichsten Störungen und Verletzungen des Patienten schnell zu erfassen und zu behandeln – ganz nach dem Motto: «Treat first what kills first.»

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DAS SCHOCKRAUM TEAM BESTEHT AUS FOLGENDEN PERSONEN:

Der Beruf umfasst die selbständige, interdisziplinäre und pflegerische Betreuung von Patient*innen mit unterschiedlichen Erkrankungs- und Verletzungsgraden. Die fachgerechte Pflege auf der Notfallstation verlangt grosses Wissen und Sozialkom­ petenz. Der Umgang mit rasch wechselnden Situationen erfordert Sicherheit, Verständnis, Übersicht, überlegtes Handeln und einen kühlen Kopf. Im Zentrum stehen dabei das physische und psychische Wohl sowie die Sicherheit der Patient*­ innen.


GEBÄRMUTTERMYOME Resümee nach vier Jahren Sonata-Therapie am Spital Oberengadin 2017 führten Frau Dr. med. Ladina Christoffel, Chefärztin Frau-Mutter-Kind, und ihr Team am Spital Oberengadin, als erste in der Schweiz die Sonata­Methode zur Behandlung von Gebärmuttermyomen ein. Seither sind vier Jahre vergangen. Vier Jahre in denen über 230 Patientinnen behandelt und viel Erfahrung gesammelt werden konnte.

Nach den ersten Sonata-Behandlungen, wurde schnell klar, dass es bei diesem Verfahren nicht nur um den medizinischen Erfolg der Myom Schrumpf­ung geht. Genauso wichtig ist die Steigerung des Wohlbefindens und somit der Lebensqualität der Patientinnen. Frauen, die seit Jahren, manchmal sogar Jahrzehnten unter den Symptomen von Gebärmutter­ myomen (starke Blutungen, übermässige Schmerzen während der Menstruation und weitere) leiden, bietet Sonata eine verträgliche, einfach durch­f ühr­bare Behandlungsmöglichkeit, die kaum Risiken und Komplikationen mit sich bringt. Eine Behandlung, die ohne operativen Eingriff und Entfernung der Gebärmutter auskommt und eine enorme Steigerung der ­Lebensqualität in Aussicht stellt. My Happy Index Um dieser Befindlichkeit der Patientinnen auf körperlicher, psychischer, sozialer und emotionaler Ebene Ausdruck zu geben, sie messen und vergleichen zu können hat Dr. med. Ladina Christoffel den «My Happy Index» eingeführt. Auf der Skala von eins bis zehn, die bildlich mit Smileys darge­stellt wird, benennen die Patientinnen ihre Lebensqualität am schlimmsten Tag im Monat. So kann die Befindlichkeit verglichen werden vor und immer wieder nach der Behandlung. Durch diese bildliche Darstellung kann nachvollziehbar aufgezeigt werden, wie sich das Wohlbefinden der Frauen verändert. Der «My Happy Index» wird ebenso erfasst und dokumentiert wie die Myom-Schrumpfungs-Volumenprozente. Nach vier Jahren Erfahrung mit der Sonata-Therapie im Spital Oberengadin ist eine durchschnittliche Steigerung des «My Happy Index» von 2.8 auf 7.5 mit anhaltendem Höchstwert (auch nach mehreren Jahren) zu verzeichnen. 17


Das Team für die Sonata-Behandlungen.

Was sind genau Myome? Und wer braucht eine Sonata-­

Risiken und Komplikationen der Sonata-Behandlung

Behandlung?

Auch in Bezug auf Risiken und Komplikationen kann

Myome sind gutartige Muskelknoten an oder in der Gebär-

Dr. med. Ladina Christoffel nach vier Jahren Sonata-­

mutter. Solche Gebärmuttermyome treten bei ungefähr 50 %

Therapie weiterhin bestätigen, dass die Behandlung kaum

aller Frauen nach dem 40. Lebensjahr auf. Diese Muskel­

Risiken und Komplikationen mit sich bringt. Die Sonata­

knoten verursachen jedoch lediglich in 20 % der Fälle Be-

Therapie gilt somit nicht nur als eine effektive, sondern

schwerden. Zu den möglichen Symptomen zählen schwere

auch als sehr sichere und vor allem gebärmutter­erhaltende

Blutungen, Regelschmerzen oder krampfartige Schmerzen

Behandlung.

als Reaktion auf das Myom als Fremdkörper und können in gewissen Fällen die Fruchtbarkeit deutlich herabsetzen.

Sonata-Babys

Diese Symptome und Beschwerden beeinträchtigen den

Die Sonata-Behandlung wird als sogenannter «off label use»,

Alltag und die Lebensqualität der Frauen stark und sind

also als «nicht bestimmungsgemässer Gebrauch» bei Kinder-

meist der ausschlaggebende Faktor für eine Untersuchung,

wunsch betitelt. Dies aus dem Grund, dass Sonata nicht

bei der die Myome folglich diagnostiziert werden. Sonata

explizit für Kinderwunsch-Patientinnen erfunden wurde.

bietet (neben der Möglichkeit auf medikamentöse Thera­

Ein erfüllter Kinderwunsch kann aber eine schöne «Neben-

pien) eine minimal-invasive, effektive und gebärmutter­

wirkung» von Sonata sein, so durften global bis heute näm-

erhaltende Alternative zu den herkömmlichen operativen

lich 36, schweizweit zwei Sonata-Babys auf der Welt begrüsst

Methoden.

werden. Sie sind nach einer oder vielleicht gerade dank einer Sonata-Behandlung gezeugt worden. n

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Was ist Sonata und wie funktioniert die Behandlung? Die Sonata-Behandlung ist eine neue, minimalinvasive Operations­ methode zur Behandlung von Gebärmuttermyomen. Die Sonata-­ Sonde, welche nur 8.3 Millimeter Durchmesser hat, wird durch die Scheide in die Gebärmutter eingeführt. Mittels in der Sonde integriertem Ultraschall kann die Sonde sichtgesteuert direkt neben dem Myom platziert werden. Über die Sonde wird gezielt Hitze an das Myom abgegeben, pro Myom dauert dies nur wenige Minuten. Das Myom schrumpft in den folgenden Wochen zusammen, was zur Linderung der Symptome führt. Nach drei Monaten haben sich die Blutungsstörungen erfahrungsgemäss um 90 % reduziert. Mit der Sonata-Methode können mehrere Myome in derselben Sitzung behandelt werden. Die Sonata-Behandlung ist eine einfache, schmerzfreie und in wenigen Minuten durchgeführte Methode, die ohne Schnitte in die Haut auskommt und die Gebärmutterwand nicht verletzt. Das Spital Oberengadin war schweizweit die erste Klinik, an dem diese neue Behandlungs­methode angewendet wurde.

Sonata-Behandlung im Spital Oberengadin Nach der Kontaktaufnahme durch die Patientin wird ein erstes Gespräch vereinbart. Dies kann auf Wunsch oder bei weiter Anreise per Telefon stattfinden und gilt dem ersten Kennenlernen, Informationenaustausch und der Fragenbeantwortung. Dr. med. Ladina Christoffel und ihrem Team ist wichtig, dass die Patientinnen eine ganzheitliche, individuelle Beratung für ihre Beschwerden bekommen. Die Sonata-Behandlung an sich dauert zwischen fünf und 80 Minuten, je nach Grösse und Anzahl der Myome und wird in Teil- oder Vollnarkose durchgeführt. Nach der Behandlung

Kontaktangaben & Informationen

können Alltagsarbeiten und sportlichen Aktivitäten normal nach­ gegangen werden, der Arbeitsausfall beschränkt sich in den meisten

Sekretariat Gynäkologie

Fällen auf zwei Tage. Es ist möglich, dass Schmerzmittel benötigt

Praxis Altes Spital

werden. Vier Wochen nach der Behandlung folgt ein Telefonter-

T +41 81 851 87 30

min, um die Befindlichkeit der Patientinnen wiederum mittels

gynaekologie@spital.net

«Happy Index» abzufragen. Drei Monate nach der Behandlung kann das behandelte Myom zum ersten Mal gemessen werden und

Montag – Freitag:

so der Schrumpf­ungserfolg erfasst werden. Dieser Untersuch kann

8 – 12 Uhr & 14 – 17 Uhr

im Spital Oberengadin oder bei der Gynäkologin / dem Gynäkologen durchgeführt werden. Sonata wurde bis anhin bei allen Patientinnen

www.spital-oberengadin.ch/

im Spital Oberengadin von der Krankenkasse bezahlt. Zu beachten

medizinische-leistungen/

gelten die individuellen Verträge mit der jeweiligen Krankenkasse

frau-mutter-kind/myome-­

bezüglich Franchise und Selbstbehalt.

starke-blutung/sonata

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BESUCH AUF DER

DIALYSESTATION Das Spital Oberengadin verfügt über ein Dialysezentrum, das sowohl ­Einheimischen als auch Gästen offen steht. Jährlich führt das Dialysezentrum am Spital Oberengadin etwa 900 Therapiesitzungen durch. Leiter Dialyse Pflege Bernhard Väth gewährt uns einen Einblick.

«Die Möglichkeiten, die man durch die heutige Dialyse-Technologie hat, finde ich faszinierend.» Bernhard Väth, Leiter Dialyse Pflege.

Die Nieren – Filter des menschlichen Körpers

Therapien

Zu den Aufgaben der Nieren gehören die Bildung roter

Die Niereninsuffizienz kann nicht geheilt werden, dennoch

Blutkörperchen und die Entgiftung des Körpers sowie die

sollte man nach dem Auftreten der ersten Symptome

Reglung des Blutdrucks, des Flüssigkeits- und Elektro­l yt­

schnellstmöglich mit einer Behandlung anfangen, um einen

haushalts, des Knochenstoffwechsels und des Säure-­B ase-

schweren Krankheitsverlauf zu vermeiden. Derzeit gibt es

Haushalts. Wenn die Nieren nicht mehr richtig funktionie-

drei Therapieformen, die bei Patient*innen mit Nierenver-

ren, spricht man von einer Niereninsuffizienz. Durch die

sagen angewendet werden: die Hämodialyse, die Bauchfell­

verminderte Nierenfunktion sammeln sich vermehrt Ab-

dialyse (Peritonealdialyse) und die Nierentransplantation.

fallprodukte und Flüssigkeiten im Körper, wobei sich die

Die Dialyse ist eine Methode, um das Blut eines Menschen

Betroffenen ab einer bestimmten Menge anfangen krank

von Giftstoffen zu reinigen, wenn die Nieren nicht mehr in

zu fühlen. Nebst genetisch bedingten Nierenerkrankungen,

der Lage sind, dies zu tun. Da der menschliche Körper stän-

wie der Zystenniere, können verschiedene Risikofaktoren,

dig Giftstoffe produziert, muss das Verfahren lebenslang

wie zum Beispiel Diabetes mellitus oder hoher Blutdruck

durchgeführt werden. Normalerweise kommen Patienten

eine solche Krankheit auslösen.

dreimal pro Woche dafür zur Dialysebehandlung.

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Die Hämodialyse ist die Therapieform, die im Spital Ober-

Väth schwankt die Anzahl der Patient*innen von Saison zu

engadin in Samedan angeboten wird. Dabei wird der Blut-

Saison. Neben den einheimischen Personen, welche in

kreislauf der zu behandelnden Person an eine Hämo­

regelmässiger Behandlung sind, ist die Beanspruchung

dialyse­maschine (künstliche Niere) angeschlossen. Dazu

des Dialyse­z entrums auch vom Tourismus abhängig.

wird ein Zugang in eine Vene eingelegt, der das gift-

Im Sommer seien oft bis zu 9 Patient*innen täglich in Be-

stoffreiche Blut des Patienten, der Patientin durch ein

handlung und im Winter kämen viele morgens vor dem

Schlauchsystem in die Maschine leitet. Schliesslich wird

Skifahren zur Dialyse, während es in der Zwischensaison

dieses im Dialysator, dem Filter, gereinigt.

eher ruhig sei.

Dialysezentrum Spital Oberengadin

Die Dialyse ist eine Einschränkung fürs Leben. Sie muss

Das Dialysezentrum im Spital Oberengadin ist mit sechs

dreimal die Woche, drei bis fünf Stunden lang durch­geführt

Plätzen ausgerüstet und bietet den Patient*innen eine

werden, und macht auch an Ostern oder Weihnachten keine

herrliche Aussicht auf das Berninagebirge. Das Konzept

Pause. Nichtsdestotrotz sind die Möglichkeiten, die durch

der «Ferien­dialyse» soll zudem Feriengästen, die auf eine

eine Dialysetherapie entstehen, beeindruckend. Überall auf

Dialysetherapie angewiesen sind, einen unkomplizierten

der Welt gibt es Therapie­zentren, die Betroffenen jederzeit

und stressfreien Zugang dazu ermöglichen. Laut Bernhard

zur Verfügung stehen und ihnen ermöglichen, sich frei fortzubewegen, wohin es sie auch zieht.

LEBEN MIT NIERENINSUFFIZIENZ Dagmar P. (48) leidet an chronischer Nephritis (Nieren­

leben, es gibt keine grossen Schwierigkeiten und wird schnell

versagen). Die Krankheit ist nicht heilbar, weshalb die Patien-

zur Routine. Manchmal bin ich nach der Dialyse etwas müde.

tin auf eine regelmässige Dialysebehandlung angewiesen ist – ein Leben lang. Dazu reist sie dreimal wöchen­tlich mit der

Welche Einschränkungen erfahren Sie in Ihrem Alltag?

Berninabahn von Brusio ins Spital Oberengadin. Wir durften

Eigentlich gibt es keine grossen oder nur wenige Einschrän-

Dagmar R. während einer ­Dialyse-Sitzung ein paar Fragen

kungen. Ich esse, trinke und schlafe wie jede andere auch.

stellen.

Eine feste Anstellung oder einen regelmässigen Job zu finden gestaltet sich allerdings schwierig, da die Zeit neben der

Seit wann brauchen Sie eine regelmässige Dialysetherapie?

Dialysebehandlung sehr knapp ist.

Mein Nierenversagen entwickelte sich, als ich ungefähr 22 Jahre alt war. Meine Dialysetherapie habe ich in Tirano

Was belastet Sie am meisten und was sind die (­ vielleicht)

begonnen, 2004 hatte ich eine Nierentransplantation,

schönen Momente während der Therapie?

nach einem Zwischenfall im Jahre 2014 musste ich wieder

Ich kann mein Leben auch mit der Dialyse gut gestalten.

mit der Dialysetherapie beginnen. Seit über sieben Jahren

Eigentlich hätte ich noch genügend Energie, um einer be-

reise ich nun dreimal in der Woche nach Samedan.

ruflichen Tätigkeit nachzugehen – dies fehlt mir manchmal. Zu Hause arbeite ich im Garten und gehe kleinen

Wie sieht ein typischer Tag

Beschäftigungen nach. Ich fühle mich gleichwertig, auch

mit Dialysebehandlung für Sie aus?

wenn es die Dialyse und die wöchentlichen Reisen ins Spital

Kurz vor sechs Uhr steige ich Zuhause in Brusio in den Zug

gibt. Ich bin zufrieden, mir geht es gut. Hier im Spital habe

ein. Gegen acht Uhr komme ich im Spital Oberengadin an,

ich auch tolle Leute kennengelernt. Nach sieben Jahren

wo ich während des Frühstücks mit der Dialyse beginne. Je

sind einige Pflegende gar zu guten Freunden geworden.

nach körperlicher Verfassung dauert die Behandlung entweder bis 11:30 oder bis gegen 12:15 Uhr. Danach reise ich

Gibt es noch etwas, das Sie unseren Lesern

zurück ins Valposchiavo.

mitteilen möchten? Man muss keine Angst vor einer Dialysetherapie haben, es

Inwiefern verbessert die Dialyse Ihre Lebensqualität?

ist nicht das Ende der Welt. Wenn man darauf angewiesen

Die Dialyse ist für uns Patient*innen überlebenswichtig.

ist, ist es eine gute Sache. Ich betrachte es philosophisch

Nach der Behandlung fühlt man sich gut. Ich kann gut damit

und fixiere mich nicht zu stark darauf, sondern akzeptiere es als Bestandteil meines normalen Lebens. n 21


FACTS & FIGURES

DIE SGO IM JAHR 2020 INNERE MEDIZIN

CHIRURGIE

3'  405 PCR-Tests

946

ANÄSTHESIE

Operationen gesamt

1'  344

davon

577

Anästhesien

elektiv geplant

369

77.3 %

notfallmässig

Allgemeinanästhesien

22,7 % Regionalanästhesien

ABTEILUNG FRAU-MUTTER-KIND Anzahl Geburten: 147

HYGIENE

71

76

Mädchen

Knaben

Zwillinge

4‘200 Liter Händedesinfektionsmittel

22

2


FINANZABTEILUNG Leistungseckdaten 2020 Pflegeheim Promulins

TECHNISCHER DIENST

Bewohner*innen

Ø 83.7 Bewohner*innen 122 beherbergte Bewohner*innen 30’307 Pflegetage 87.2 Durchschnittsalter

6'000 m2 Schneeräumung

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

90 Beschäftigte per 31. 12. 2020

HAUSWIRTSCHAFT Schmutzwäsche insgesamt 157'982 kg

KÜCHE 5'318 11'216

800 Liter Sirup Das reicht für über 2'500 Kindergeburtstagspartys

12'536

2'853 6'854

Reinigungslappen

SPITEX OBERENGADIN

Berufskleidung Spital Berufskleidung Promulins Ambulanz REO Notfall

169'165.5 km Gefahrene Strecke der Spitex

23


Interview mit Dr. med. Reto Thalmann

MEDIZIN

NAHE AN DEN MENSCHEN Als Oberarzt der Inneren Medizin war Dr. med. Reto Thalmann während der Corona-Pandemie an vorderster Front. Für die Patientinnen und Patienten, aber auch für die Mitarbeitenden in seiner Funktion als Personalarzt.

Herr Thalmann, Sie haben pünktlich zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 Ihre Stelle im Spital Oberengadin angetreten. Wie muss man sich einen Start unter diesen Bedingungen vorstellen? In der Woche bevor ich gekommen bin, hatten sie hier die ersten positiv Getesteten. Das Spezielle an dieser Situation war, dass niemand eine Ahnung von dieser Krankheit hatte. Normalerweise, wenn man es mit einer Krankheit zu tun hat, die man nicht gut kennt, kann man in einem Universitäts­ spital anrufen und fragen, wie die damit umgehen. Doch die hatten noch weniger Erfahrung mit Covid-19 als wir. Dass man eine Krankheit selbst von Grund auf kennenlernen muss, ohne in einem Buch darüber nachlesen zu können, das gibt es sonst nicht. Andererseits hat es meinen Einstieg auch vereinfacht, da ich als Teil des Corona-Sonderstabes, in dem alle Abteilungen vertreten waren, nach kurzer Zeit das ganze Haus kannte. ZUR PERSON

Ist Covid-19 seither zu einer Krankheit wie

Dr. med. Reto Thalmann ist Oberarzt der

die meisten anderen geworden, oder arbeiten Sie

Inneren Medizin und Personalarzt im

noch i­ mmer im Ausnahmezustand?

Spital Oberengadin. Nach dem Staats-

Mittlerweile hat es sich ein Stück weit normalisiert. Es gibt

examen an der Universität ­ B asel im

Medikamente, die zwar nicht heilen können, an den Patient*­

Jahr 2012 sammelte der heute 39-jährige

innen in der Genesung aber unterstützen. Es gibt Richtlinien,

Thurgauer wertvolle Erfahrungen als

wie wir mit Blutverdünnung, Cortison, etc. umgehen sollen,

Assistenzarzt in Zweisimmen, St. Gallen

solche Dinge sind heute bekannt. Normal ist diese Krank-

und einer Hausarztpraxis in Arosa. 2020

heit noch nicht, weil sie nach wie vor unberechenbar ist. Sie

erwarb Thalmann den Facharzttitel für

kann bei Personen schwere Verläufe hervorrufen, bei denen

Allgemeine Innere Medizin.

man dies nicht erwarten würde. Aber wir wissen mittlerweile besser, wie damit umgehen.

24


Was beinhaltete Ihre Aufgabe als Personalarzt

Als Oberarzt betreuen Sie auch die Assistenzärzt*innen.

während Corona im Gegensatz zu heute?

Es ist noch nicht lange her, dass Sie selbst Assistenz­

Es gab Mitarbeitende mit Vorerkrankungen, die sich mehr

arzt waren; wie haben Sie sich in dieser neuen Rolle

Sorgen gemacht haben als andere. Individuelle Gespräche

zurechtgefunden?

waren gefragt, was die Aufgabe intensiv gemacht hat, doch

Das war schon ein ziemlicher Wechsel. Aber wir haben

zusammen mit den Mitarbeitenden, deren Vorgesetzten

wirklich tolle, überdurchschnittlich motivierte Assistenz­

und der Hygieneverantwortlichen Elke Bönicke konnten

ärzt*innen. Die meisten kommen hierher, weil es ein be-

wir meist gute Lösungen finden.

sonderer Ort ist, und das merkt man in der täglichen

Ohne Corona beinhaltet die Aufgabe des Personalarztes

Arbeit. Insofern macht die Zusammenarbeit grossen

vor allem Routineaufgaben wie Impfkontrollen und Eintritts-

Spass.

untersuchungen. Gleichzeitig ist es schön, dass man als Oberarzt Zeit hat, Was unterscheidet Ihre Arbeit im Spital Oberengadin

sich auf die Behandlung der Patient*innen und die ein-

von anderen Spitälern, in denen Sie bisher gearbeitet

zelnen Krankheitsgeschichten zu konzentrieren, weil viel

haben?

Administratives von den Assistenzärzt*innen erledigt wird.

Schlussendlich sind die Krankheiten im Unterland und hier dieselben. Was man merkt, ist die Verbundenheit der

Dennoch bleiben Sie nur noch bis Ende Februar im

Menschen mit dem Spital. Wir erleben sehr viel Dankbar-

Engadin; weshalb zieht es Sie weg?

keit, dass es diese Gesundheitsversorgung und das Spital

Mein Zweijahresvertrag läuft aus und auch wenn mir die

hier gibt, was beispielsweise in St. Gallen selbstverständlich

Medizin hier oben sehr gut gefällt, gibt es doch noch g ­ ewisse

ist. Wir haben hier zwar nicht die gleichen apparativen

Dinge zu lernen, für die man an einem grossen Spital sein

Voraussetzungen wie zum Beispiel in Chur, aber dafür

muss. 

kann man alles in einem kleinen Team besprechen und ist näher am an den Patient*innen. Das schätze ich sehr. Hat es Sie deshalb ins Engadin gezogen? Ja auf jeden Fall, nebst den Bergen, die hier natürlich sehr schön sind. Es ist diese Medizin, die nahe am an den Patient*innen ist, die ich als wichtig erachte. Hier oben versuchen wir, nicht einzeln das Herz, die Lunge und die Leber, sondern alles zusammen anzuschauen. Das wäre in den grossen Spitälern auch wichtig. Wir können hingegen von den Spezialist*innen in grösseren Spitälern profitieren und Patient*innen bei Bedarf verlegen. Es braucht also beides. 25


NEUBAU PROMULINS

PROVISORIUM IM JANUAR BEZUGSBEREIT Der Bau unter laufendem Betrieb des Pflegeheims Promulins ist eine grosse Herausforderung, die viel Verständnis seitens der Bewohnerinnen und Bewohner wie auch der Mitarbeitenden verlangt.

Sie ist seit vier Jahren als Leitung Pflege und Betreuung im

Verbesserung für alle Seiten

Pflegeheim Promulins tätig. Davor war sie unter anderem

«Schon das Provisorium bringt eine deutliche Verbesserung

als Pflegefachfrau und stellvertretende Stationsleiterin auf

für alle», freut sich Marion Barandun. Die Wohnräume sind

der chirurgischen Station sowie als Teamleiterin bei der

hell und freundlich mit Holz ausgestattet und funktional

Spitex tätig: Marion Barandun gewährt uns einen Einblick

gestaltet. Die zeitgemässe Infrastruktur wird die Pflege­

in den Stand der Bauarbeiten und die erwarteten Verbes-

arbeiten deutlich erleichtern. Alle neuen Modulzimmer

serungen im Pflegealltag.

sind zudem mit eigener Nasszelle ausgestattet – ein grosser Fortschritt im Vergleich zu der aktuellen Situation. Den

Übergangsphase mit 28 neuen Wohnmodulen

Bewohner*innen stehen mehr allgemeine Räume zur

Nach langer Planungszeit wurde am 22. März 2021 mit den

Verfügung – dies erlaubt Kontakte oder auch Rückzug.

Bauarbeiten für das neue Pflegeheim Promulins in Samedan

Pro Stockwerk werden 20 Bewohner*innen stationiert.

begonnen. Das derzeitige Altersheim wird abgerissen und

Jede Etage bietet zwei Esszimmer sowie Aufenthaltsräume

durch einen Neubau mit 60 Betten ersetzt. Als Übergangs-

und Sitzecken. Im Gegensatz zu heute, wo rund 40 pflege­

lösung wird für die Bewohner*innen das Pflegeheim um

bedürftige Personen auf vier Etagen verteilt sind, schafft

zwei Etagen mit 28 fertigen Wohneinheiten sowie weiteren

die neue Einteilung auf einer Ebene kürzere Wege und

10 Zimmer im Pavillon im Erdgeschoss aufgestockt. Die

bessere Arbeitsbedingungen für die Pflege. «Die Kombi-

Module wurden in St. Gallen vorfabriziert und mit 80 Last-

nation von täglicher Pflegearbeit und Bautätigkeit war

wagenfahrten ins Engadin geliefert. Der grosse Vorteil

zeitweise schon eine sehr hohe Belastung, doch sowohl

solcher Modulbauten ist, dass die Konstruktion viel weniger

Bewohner*innen als auch Mitarbeitende zeigten grosses

Zeit in Anspruch nimmt – nach nur sechs Wochen war der

Verständnis. Schliesslich werden am Schluss grosse Verbes-

Rohbau abgeschlossen. Die Wohneinheiten sind Ende Jahr

serungen erreicht, worauf sich alle freuen können.»

bezugsbereit. Der Abriss des alten Gebäudes ist für 2022 geplant. 26


«Ich war von Anfang an im Projekt involviert. Für mich war das Ganze ein sehr spannender Prozess, vor allem, weil das Bauen gar nicht mein Gebiet ist.» (Marion Barandun)

Marion Barandun, Leiterin Pflege und Betreuung, in einem der provisorischen Zimmer.

Neue Anforderungen an Pflegeheime «Die Investitionen in die neue Struktur sind gross und

Pflegeheim sowohl älter als auch pflegebedürftiger sind,

trotzdem mehr als gerechtfertigt. Nicht nur die bestehenden

was eine zeitgemässe und anders ausgelegte Infrastruk-

Gebäude sind bereits über 40 Jahre alt, auch Anforde-

tur erfordert.

rungen und das Konzept der Alterspf lege haben sich in den letzten Jahren stark verändert», erklärt Marion Barandun.

Die Bewohner*innen jedenfalls sind sehr gespannt auf ihr neues Zuhause. Und das Pf legeteam Promulins freut

Früher beinhalteten die Aufgaben der Alterspflege viel mehr

sich auf ein modernes Pf legeheim mit stark verbessertem

Struktur und Betreuung geben: lediglich ein Zimmer zur

Arbeitsumfeld. 

Verfügung stellen sowie regelmässige Mahlzeiten und alltägliche Aktivitäten anbieten, wie spazieren gehen oder Kaffee trinken. Heutzutage gibt es jedoch kaum noch Personen, die in ein Alters- oder Pflegeheim eintreten, ohne bereits pflegebedürftig zu sein. «Für die Einstufung der Bewohner*innen arbeiten wir mit dem sogenannten BESA-­ System. Dieses erlaubt uns den Pflegeaufwand pro Bewohner*in einzuschätzen», erläutert Marion Barandun. «Es gibt 12 BESA-Stufen, wobei Stufe 1 einen täglichen Pflege­ bedarf von bis zu 20 Minuten und Stufe 12 von über 220 Minuten bedeutet.» Früher habe es noch Personen gegeben, die mit BESA-Stufe 0 oder 1 eingetreten sind, heute befänden sich die Bewohner*innen bei Eintritt mindestens auf Stufe 2. Dies bedeutet, dass die Menschen beim Eintritt ins 27


MAHLZEITENDIENST SPITEX

EINE DANKBARE

AUFGABE 16 Freiwillige verteilen für die Spitex Oberengadin jeden Tag Mahlzeiten im ganzen Oberengadin. Ursula Picenoni ist eine von ihnen und nimmt uns mit auf ihre morgendliche Tour. Ursula Picenoni bei der Verteilung der Mahlzeiten.

Jeden Morgen um sieben Uhr fahren zwei PWs rückwärts

bisschen anders ist. «Die einen haben nur eine halbe Portion,

vor den Lieferanteneingang des Spitals Oberengadin. Ursula

die anderen mögen gern viel Sauce, so hat jede*r seine

Picenoni steigt aus und begrüsst ihren Kollegen Vladimiro

Präferenzen», sagt Ursula Picenoni.

Frollano herzlich. «Ich kann dir drei abnehmen, du hast heute viel mehr als ich», bietet sie ihm an, doch Vladimiro

Sie teilt heute das Essen von Sils bis Celerina aus, Vladimiro

winkt ab. Darüber diskutierend, wer wem hilft, holen die

Frollano von Samedan bis Cinuos-chel. Der Kreisel in Samedan

beiden 34 Essensboxen aus dem Kühlraum und bringen sie

stellt die Hauptprobe dar: «Wenn hier nichts verrutscht im

zu den Autos. Konzentriert legt sich jeder nach seiner eigenen

Kofferraum, dann sind die Boxen gut gestapelt», sagt Ursula

Strategie die Boxen aus, um sie dann in der richtigen Reihen­

Picenoni. Sie hat bereits vier Jahre Erfahrung, weiss genau, wo

folge im Kofferraum zu stapeln. «Die Reihenfolge ist ent-

heikle Stellen sind und kennt alle Adressen auswendig. Bei

scheidend», sagt Ursula Picenoni, «sonst muss ich nachher

einigen Kund*innen bringt sie die Mahlzeiten direkt in die

alles wieder umräumen.» Der Kofferraum ist voll, alle Boxen

Wohnung, andere möchten sie lieber vor der Wohnung

haben perfekt reingepasst.

­deponiert haben. «Gewisse Kund*innen habe ich noch nie gesehen, andere freuen sich über den täglichen Kontakt.»

Täglich eine warme Mahlzeit Die beiden Mahlzeitenfahrenden Ursula Picenoni und

Der Kontakt zu ihren Kolleg*innen und Kund*innen ist für

Vladimiro Frollano haben diese Woche Dienst. Sie verteilen

Ursula Picenoni die grösste Motivation, diese Freiwilligen­

für die Spitex Oberengadin freiwillig Mahlzeiten im ganzen

arbeit zu machen. Nebst Westafrika und Saudi-Arabien lebte

Oberengadin. Dank diesem Angebot der Spitex bekommen

sie mit ihrer Familie acht Jahre in Amerika und zehn Jahre in

Personen, die nicht mehr alleine kochen können, täglich

Israel. Seit 2005 hat sie bei der Swiss am Flughafen Zürich

eine warme, ausgewogene Mahlzeit und können so zu Hause

am 1.-Klasse und VIP-Check-In gearbeitet. Nach der Pension

wohnen bleiben. Kund*innen sind häufig ältere Menschen,

ist sie mit ihrem Mann in dessen Heimat, Champfèr, zurück-

aber auch Personen, die einen Unfall hatten oder aus an-

gekehrt. «Ich kann nicht nichts tun, deshalb habe ich mir hier

deren Gründen aktuell nicht kochen können. Sie bekom-

sofort neue Aufgaben gesucht», sagt Ursula Picenoni. Nebst

men von der Spitex eine Wärmeplatte, auf der sie die Suppe

dem Mahlzeitendienst engagiert sie sich auch als freiwillige

und den Hauptgang erwärmen können. Das Küchenteam

Helferin bei Ski-, Langlauf- und Bobrennen. Es war dann

im Spital nimmt auf möglichst alle Unverträglichkeiten, in-

auch bei den Voluntari an der Ski WM 2017 als andere Mahl-

dividuellen Diäten und Essenswünsche Rücksicht, sodass

zeitenfahrer Picenoni von ihrem Job erzählt und sie über-

jedes 3-Gang-Menü im Kofferraum von Ursula Picenoni ein

zeugt haben.

28


Wertvolle Kontakte – beiderseits In Sils angefangen, arbeitet sie sich Dorf für Dorf zurück Richtung Samedan. Neue Adressen fährt Picenoni gern bereits einen Tag vorher ab, damit sie diese nicht früh morgens suchen muss. Mahlzeiten ausliefern, leere Boxen einsammeln und immer wieder den Kofferraum umräumen. «Grüezi Frau Picenoni, wie geht es Ihnen?» Treppen hoch, ein kurzer Schwatz und weiter geht's. «Es ist eine sehr dankbare Aufgabe» sagt Ursula Picenoni. Sie übernimmt ungefähr einmal im Monat eine Woche lang den

Mahlzeitenfahrerinnen und -Fahrer der Spitex Oberengadin.

Mahlzeitendienst. Anfangs hatte sie Respekt vor dem Ausliefern im Winter, doch mittlerweile macht sie auch im Winter problemlos Fahrdienste. 16 Fahrer*innen sind bei der Spitex Oberengadin engagiert und wechseln sich ab. Zu diesem Team zu gehören und dadurch viele neue Leute kennenzulernen, ist für Ursula Picenoni wertvoll. Ihre Freude und Motivation an der Aufgabe sind unübersehbar. «Ich

Freiwillige Hilfe?

habe nicht vor, in nächster Zeit damit aufzuhören», sagt

Würden Sie ebenfalls gern diese soziale und freu-

Picenoni zufrieden.

dige Aufgabe für grösstenteils betagte Menschen übernehmen? Die Spitex Ober­engadin ist lau-

Um 10.15 Uhr sind nur noch leere Boxen im Kofferraum und

fend auf der Suche nach freiwilliger Unterstüt-

Ursula Picenoni schlägt den Weg zurück zum Spital ein.

zung, wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme:

«Heute waren wir schnell. Für eine grosse Wanderung reicht

info@spitex-oberengadin.ch, T +41 81 851 17 00

es zwar nicht mehr, aber eine kleinere mache ich bestimmt noch.»

Oder interessieren Sie sich für das Angebot des Mahlzeitendienstes? Dann erfahren Sie hier mehr: spitex-oberengadin.ch/leistungen/mahlzeitendienst

29


5x3 FRAGEN AN MITARBEITENDE DER SGO Weshalb arbeiten fast eine halbe Million Menschen in der Schweiz im Gesundheitswesen? Was sind die schwierigen und was die schönen Seiten ihres Berufs? Fünf Mitarbeitende der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin erzählen.

Beatrice Donati

Ich war von der Anatomie, Physiologie

und psychische Belastung kann an-

Dipl. Pflegefachfrau

und Psychologie des Menschen schon

strengend sein. Mein Beruf fordert viel

immer fasziniert und finde diese The-

Intuition, Energie und Geduld. Unter

men sehr interessant, darum erlernte

Zeitdruck ist es nicht immer möglich,

ich vor über 40 Jahren einen Beruf in

dem allem gerecht zu werden.

der Krankenpflege. Nun arbeite ich bei der Spitex und möchte die Menschen in

Trotzdem finde ich es noch immer

ihrem gewohnten Umfeld betreuen

eine sehr sinnvolle Aufgabe. Mir gefällt

und unterstützen. Es ist mir wichtig,

an meinem Beruf besonders, dass ich

dass die Menschen so lange wie möglich

die Menschen in ihrem gewohnten

ihre Autonomie wahren können.

Alltag so gut wie möglich unterstützen und ihnen so ein Stück Autonomie

Die unregelmässigen Arbeitszeiten,

ermöglichen kann. Ich finde es interes-

die erforderliche Flexibilität, bei Eng-

sant, meine Fachkompetenzen anzu-

pässen «einzuspringen» und Über-

wenden, um den Menschen eine bessere

stunden zu leisten, ist manchmal sehr

Gesundheit zu ermöglichen.

ermüdend. Auch die ständige physische

Francesco Sagunto Pflegehelfer Im Gegensatz zu vielen anderen Pfle-

nicht mehr bessern wird. Man muss

genden bin ich eher zufällig auf den

lernen, dieses traurige Schicksal zu

Beruf als Pflegehilfe gestossen, da ich

akzeptieren und den Patient*innen

auf Arbeitssuche war. Anfangs war alles

und Angehörigen in dieser Situation

neu für mich, doch dank der Unterstütz­

Kraft geben.

ung meines Teams konnte ich mich gut einleben. Mit der Zeit habe ich mich in

Mir bereitet es Freude, anderen helfen

meinem Beruf immer wohler gefühlt,

zu können und über Themen ausser-

weswegen ich bereits seit 17 Jahren im

halb des Spitalaufenthaltes zu sprechen,

Spital arbeite.

damit Sie mich mehr als Freund denn als Pfleger betrachten. Am schön­sten

Die Palliativpflege kann oft sehr belas-

ist jedoch zu sehen, wie Patient­*innen

tend sein, da man weiss, dass sich der

wieder nach Hause zu ihren Liebsten

Gesundheitszustand der Patient*innen

zurückkehren können.

30


Marianne Bigger Stv. Betriebsleiterin REO Ich arbeite im Rettungsdienst, weil

Das Schöne an meinem Beruf ist die

kein Tag wie der andere ist und ich

Vielseitigkeit und der enge Kontakt zu

morgens nicht weiss, was bis am Abend

anderen Menschen, das Arbeiten im

auf mich zu kommt.

Team, schnell auf neue Situationen zu reagieren und kurze Zeit später deren

Oft werden wir mit persönlichen

Wirkung zu sehen.

Schicksalen konfrontiert, die auch uns nahe gehen. Diese nicht nach Hause zu tragen und lernen, damit umzugehen, ist nicht immer leicht.

Alexia Städler Fachfrau Gesundheit in Ausbildung Ich arbeite im Gesundheitswesen, weil

Die Hygiene ist in einem Gesundheits-

ich es interessant finde, wie man im

beruf eine der grössten Herausfor­

Gesundheitswesen arbeitet und die

derung und man muss sehr geduldig

Medizin für mich sehr spannend ist.

und selbständig sein. Ansonsten habe

Ausserdem arbeite ich gerne im Team

ich bisher nicht viele Schwierigkeiten

und schätzte mich selbst als sehr hilfs-

in diesem Beruf gesehen. Ich finde

bereit und freundlich ein.

eigentlich alles am Gesundheitswesen schön.

Danilo Richter

Ich habe mich vor 16 Jahren für die

Leib spüren. Die Strukturen nähern

Dipl. Pflegefachmann

Langzeitpflege entschieden; nicht nur

sich jenen in Deutschland vor rund

weil ich es wichtig finde, ältere Men-

zehn Jahren an. Diesen Entwicklungen

schen medizinisch und pflegerisch

muss man entgegenwirken, zum Bei-

professionell zu unterstützen, sondern

spiel mit der Pflegeinitiative. Das Schöne

auch, weil ich es für jeden jungen

an unserem Beruf ist, zu wissen, dass

Menschen als Bereicherung sehe, mit

jeder einzelne von uns gebraucht wird.

betagten Menschen zusammenarbeiten

Nicht vom Chef oder dem Staat, son-

zu können. Wir dürfen in lange Lebens-

dern von den Leuten, die auf uns ange-

geschichten eintauchen und die eine

wiesen sind.

oder andere Erzählung kann auch für die eigene Lebensweise wichtig und

Deshalb gilt für mich: Gibt es etwas

hilfreich sein. In den letzten Jahren

Schöneres, als Dankbarkeit zu erfahren

konnte man in der Schweiz den Per-

und mit den Worten «Schön, dass Sie

sonalabbau im Gesundheitswesen

da sind» angelächelt zu werden?

beobachten und auch am eigenen 31


MALSEITE

32


SERVICE: NOTFALLNUMMERN & KONTAKTE NOTFALLZENTRUM Tel. +41 81 851 81 11 (Empfang Spital) NOTRUFE Sanitätsnotruf: Tel. 144 Schweizerische Rettungsflugwacht REGA: Tel. 1414 Gesundheitsportal Südbünden: www.medinfo-engadin.ch

CHIRURGISCHE KLINIK Chirurgie, Traumatologie & Unfallchirurgie, Viszeralchirurgie Sekretariat Tel. +41 81 851 85 68 chirurgie@spital.net UROLOGIE Tel. +41 81 851 85 69 urologie@spital.net ORTHOPÄDIE In Kooperation mit Klinik Gut Tel. +41 81 851 85 68 orthopaedie@spital.net MEDIZINISCHE KLINIK Angiologie, Endokrinologie, Diabetologie, Gastroenterologie, Hepatologie, Kardiologie, Pneumologie & Schlafmedizin (Lungen- und Atmungskrankheiten) Medizinisches Untersuchungszentrum (MUZ) Tel. +41 81 851 85 82 anmeldungmuz@spital.net ONKOLOGIE In Kooperation mit Kantonsspital Graubünden Tel. +41 81 851 80 76 onkologie@spital.net DIALYSEZENTRUM OBERENGADIN Spital Oberengadin, 4. Stock Tel. +41 81 851 87 77 dialyse@spital.net

FRAU-MUTTER-KIND Sekretariat Gynäkologie Spital und Geburtshilfe Tel. +41 81 851 87 30 gynaekologie@spital.net HEBAMMENSPRECHSTUNDE Tel. +41 81 851 86 74 gebs@spital.net GEBURTSHILFE Tel. +41 81 851 86 74 gebs@spital.net KINDER- UND JUGENDMEDIZIN Tel. +41 81 851 88 02 kinderarztpraxis-engadin@spital.net INTENSIVSTATION Tel. +41 81 851 85 89 stationIPS@spital.net Besuchszeiten Montag bis Sonntag 10.00 – 20.00 Uhr RADIOLOGIE Tel. +41 81 851 86 66 radiologie@spital.net SCHMERZTHERAPIE In Kooperation mit Kantonsspital Graubünden Tel. +41 81 255 20 61 chirurgie@spital.net HALS-NASEN-OHRENHEILKUNDE Für Notfälle Tel. +41 81 851 81 11 (Empfang Spital) Sekretariat (für Administratives) Tel. +41 81 851 86 66 radiologie@spital.net DERMATOLOGIE, NEUROLOGIE, PSYCHIATRIE, OPHTALMOLOGIE, ZAHNMEDIZIN Für Notfälle Tel. +41 81 851 11 11 (Empfang Spital) 33


PHYSIOTHERAPIE Tel. +41 81 851 85 11 holfeld.frank@spital.net

PERSONAL / AUSBILDUNG Tel. +41 81 851 86 86 personal@spital.net

BERATUNGSDIENSTE Alter und Pflege Tel. +41 81 850 10 50 info@alterundpflege.ch Case Management Tel. +41 81 851 85 23 ineichen.margrit@spital.net Diabetesberatung Tel. +41 81 851 85 24 sutter.christine@spital.net Elternberatung Tel. +41 851 85 58 elternberatung@spital.net Ernährungsberatung Tel. +41 81 851 80 75 Tel. Praxis +41 81 850 07 90 ernaehrungsberatung@spital.net Hygieneberatung Tel. +41 81 851 81 51 boenicke.elke@spital.net Logopädie Tel. +41 81 851 80 78 salathe.carmen@spital.net Stillberatung Tel. +41 81 851 87 84 fliridacunha.silviarita@spital.net Wundambulatorium Tel. +41 81 851 87 91 wundambulatorium@spital.net

34

SPITAL OBERENGADIN Tel. +41 81 851 81 11 www.spital-oberengadin.ch PFLEGEHEIM PROMULINS Tel. +41 81 851 01 11 info@promulins.ch SPITEX OBERENGADIN Tel. +41 81 851 17 00 info@spitex-oberengadin.ch


IMPRESSUM IN FORMA Das Informationsmagazin des Spitals Oberengadin 5. Jahrgang / Ausgabe 02 Herausgeber Spital Oberengadin Konzept und Gestaltung SPOT Werbung, St. Moritz Texte/Redaktion Stephanie Balmer Annina Notz Lisa Eichenberger Dario Cantoni Lara Cantoni Fotografie Daniel Martinek, u. a. Druck Gammeter Media AG Auflage 16 400 Exemplare

IN FORMA ONLINE Das IN FORMA erscheint auch als Online-Ausgabe unter www.spital-oberengadin.ch/informa www.spital-oberengadin.ch

35


SPITAL OBERENGADIN

PFLEGEHEIM PROMULINS

SPITEX OBERENGADIN

Via Nouva 3

Suot Staziun 7/9

Suot Staziun 7/9

7503 Samedan

7503 Samedan

7503 Samedan

T +41 81 851 81 11

T +41 81 851 01 11

T +41 81 851 17 00

spital-oberengadin.ch

promulins.ch

spitex-oberengadin.ch

36


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