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ENTWICKLUNG

Die Rapserosion

Jeder praktizierende Landwirt weiß, dass es im Raps faktisch keine Erosion gibt. Keine andere Ackerkultur bedeckt den Boden so lange – vor allem zu Zeiten von Starkregen im Frühjahr fließt dank der vollständigen Bedeckung kein Wasser und/oder Erdreich aus Rapsfeldern. Das ist einer der ganz großen Pluspunkte des Rapses.

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VON CHRISTIAN KRUMPHUBER

Die Erosion des Rapses findet ganz woanders statt – nämlich in der Anbaufläche, damit natürlich auch in den Erntemengen – und das ist leider mittlerweile ein europaweites Problem. Geht die Entwicklung so weiter, verlieren wir sukzessive die an europäische Klimaverhältnisse bestens adaptierte Ölsaat. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Versorgungslage bei Pflanzenöl und auch Eiweißfuttermitteln.

Deutschland verliert massiv Fläche Einem Bericht des Ernährungsdiensts zufolge wurden im letzten Herbst in Deutschland nur mehr 870.000 Hektar Raps angebaut. Erfahrungsgemäß gehen über den Winter noch Flächen verloren. Die Entwicklung im „Mutterland“ des europäischen Rapsanbaus ist dramatisch, und eigentlich sollten dabei die Alarmglocken schrillen. Binnen zehn Jahren hat Deutschland fast 600.000 Hektar Rapsanbau verloren. In manchen Bundesländern beträgt der Flächenverlust über 50 Prozent (Sachsen-Anhalt). Das Kernland des Rapsanbaus, Schleswig-Holstein, verfügt noch über 170.000 Hektar Raps – hat aber auch fast ein Viertel der Fläche eingebüßt.

Ähnliche Situation in Österreich In Österreich hatte der Rapsanbau – in Relation zu Deutschland – nie diese Bedeutung. Aber die Entwicklung ist mit Deutschland durchaus vergleichbar.

Jahr Rapsanbau in Hektar Raps-Erntemenge in Tonnen

2010 54.000 170.000

2012 56.000 149.000

2014 53.000 198.000

2016 40.000 142.000

2018 40.000 119.000

2020 (Schätzung) 30.000 < 100.000

Ist die (pessimistische) Prognose für die Rapsernte 2020 richtig, hätte sich die Rapsernte binnen zehn Jahren um etwa 40 Prozent reduziert. Der Flächeneinbruch ist klar erkennbar und deckt sich mit der Neonic-Diskussion bzw. deren Verbot oder generell der seit drei Jahren immer schärfer werden den Pflanzenschutzdiskussion.

Was sind die Konsequenzen? Die ohnehin sehr schlechte Eigenversorgung mit pflanzlichen Ölen in Europa wird nochmals schlechter. Das fehlende 

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–––––––––––2010 2012 2014 2016 2018 2020 0,8

Quelle: Ernährungsdienst

Rapsanbau in Deutschland – die schleichende und zuletzt massive Flächenerosion

Rapsöl wird durch Importe und hier vorwiegend Palmöl ersetzt werden. Wer das nicht glauben will, möge einen Blick auf die Verbrauchsstatistik der letzten 12 Jahre für Pflanzenöle werfen. Die größten Verbrauchszuwächse und das schon bei sehr hohem Niveau verzeichnen Palmöl und Sojaöl. In der EU-28 wird mit 7,7 Millionen Tonnen Palmöl fast schon so viel wie Rapsöl (9,9 Millionen Tonnen) verbraucht. Es braucht nicht sehr viel Fantasie um sich vorzustellen, wodurch das fehlende Rapsöl wohl ersetzt werden wird.

Schlecht für die Bienen … Raps ist sicher eine der besten Trachtpflanzen für die Bienen. Und es lässt sich – auch bei Anwendung von Pflanzenschutzmitteln – eine gute Koexistenz zwischen Imkern und Bauern organisieren. Wie bei einer echten

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Symbiose profitieren beide Seiten: der Rapsbauer durch gesicherte Befruchtung und bessere Erträge, der Imker bei gutem Blühwetter und intensivem Bienenbesuch des Rapses durch sehr gute Honigerträge.

… und schlecht für die Eiweißversorgung Eine nicht oder kaum bedachte Auswir kung durch den Rapsrückgang betrifft auch die Eigenversor gung mit Eiweißfuttermitteln in Europa. In den letzten zehn Jah ren hat sich die Rapsernte in der EU um etwa 7 Millionen Tonnen reduziert. Im Zuge der Raps verarbeitung in einer Ölmühle werden aus einen Kilogramm Raps ca. 400 Gramm Öl und 600 Gramm Rapsschrot gewon nen. 7 Millionen Tonnen Raps enthalten somit 4,2 Millionen Tonnen Rapskuchen – dieser fehlt nun am europäischen Markt. Unterstellt man bei Rapsschrot einen Eiweißgehalt von 34 Prozent, hat sich die Eiweißproduktion in Europa aus eigenem Anbau um etwa 1,4 Millionen Tonnen Reineiweiß verringert. (4,2 Millionen Tonnen x 0,34). Der Verlust an Eiweißproduktion durch den rückläufigen Rapsanbau ist somit größer als das, was bisher durch Sojaanbau in der EU aufgebaut werden konnte. Die Sojaproduktion in der EU

beträgt ca. 3 Millionen Tonnen. Bei vollkommener Verarbeitung würden daraus 2,4 Millionen Tonnen Sojaschrot entstehen mit ca. 44 Prozent Eiweißgehalt. Die europäische Sojabohne enthält somit ca. 1 Million Tonnen Reineiweiß.

Europäische Eiweißstrategie mit Raps Die europäische Eiweißstrategie sollte um Ölsaaten – vordringlich Raps – erweitert und/oder ergänzt werden. In manchen akademischen Runden oder semiesoterischen Forschungsprojekten werden Chancen und Perspektiven von Randkulturen wie Linsen oder Kichererbsen abgehandelt – gleichzeitig verlieren wir aber massiv an relevanten Produktionsmöglichkeiten und öffnen Tür und Tor für Importe.

Damit schließt sich der Kreis mit folgender Frage: Wie oder wodurch wird wohl das fehlende Eiweiß aus dem Rückgang des Rapsanbaus ersetzt werden? Die Vermutung liegt nahe, dass dies vorwiegend durch Sojaschrot geschehen wird – zumeist durch GVO-Soja. Das will der Konsument aber angeblich so wenig wie Palmöl – zumindest in Umfragen. W

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