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Initiative „KlimaBauer“
from 02/2023 bioprofi
by SPV-Verlag
Die landwirtschaftliche Urproduktion ist für den überwiegenden Teil der Umweltauswirkungen von Milchprodukten verantwortlich. Verarbeitung, Verpackung und Transport tragen in viel geringerem Ausmaß dazu bei. Mit der Initiative KlimaBauer arbeitet die bayerische Andechser Molkerei Scheitz zusammen mit dem Institut für Agrarökologie und FiBL Österreich an einer Verbesserung der Klimabilanz seiner Lieferanten, der Milchviehbetriebe.
Von Sonja Siegl
Und so funktioniert diese Initiative: Im ersten Schritt wird in Telefoninterviews der Ist-Zustand der KlimaBauerBetriebe erhoben und daraus die aktuelle Klimabilanz in Tonnen CO₂-Äquivalenten durch die wissenschaftlichen Projektpartner (Institut für Agrarökologie und FiBL Österreich) berechnet. Auf Basis dieser Erhebung werden bei einem Betriebsbesuch mögliche Reduktionsmaßnahmen vorgestellt sowie diskutiert und auf den jeweiligen Betrieb abgestimmt.
Im Anschluss darauf wird das Einsparpotenzial der ausgewählten Maßnahmen berechnet. Sodann erhält jeder „Klima Bauer“ seinen spezifischen Betriebsbericht, welcher die Auflistung der vorgeschlagenen Maßnahmen und deren Einsparpotenziale beinhaltet.
Auf Basis dieses Betriebsberichts legen die KlimaBauern dann gemeinsam mit der Andechser Molkerei die umzusetzenden Maßnahmen und damit das mögliche Einsparpotenzial an Treibhausgasen fest. Pro Tonne CO₂-Äquivalent, die vermieden oder gebunden wird, werden von Andechser
10 Euro an die KlimaBauern ausbezahlt. Nach zwei bzw. fünf Jahren erfolgt eine Überprüfung der Maßnahmenumsetzung sowie eine Bestätigung der Einsparung durch die Aktualisierung der Klimabilanz.
Vorgeschlagene Maßnahmen
Bei den vorgeschlagenen Maßnahmen handelt es sich sowohl um CO₂-Vermeidungs-Maßnahmen als auch CO₂-Bindungs-Maßnahmen.
Verbesserung der Tiergesundheit und Erhöhung der Lebensdauer Milchkühe verursachen während ihrer gesamten Lebensdauer Treibhausgasemissionen, vor allem das besonders klimawirksame Methan. Etwa
1/5 der Gesamttreibhausgasemissionen pro Tier fallen in der Aufzuchtphase an. Eine Erhöhung der Nutzungsdauer führt daher insgesamt zu einer besseren Klimabilanz, da sich diese Emissionen so auf eine größere Milchmenge aufteilen. Die Erhöhung der durchschnittlichen Laktationszahl in Kombination mit einer effizienteren Remontierung führt zu einer geringeren Anzahl an Nachzuchttieren pro Jahr, was wiederum eine Reduktion der Treibhausgasemissionen des Betriebs bewirkt.
Wirtschaftsdüngermanagement
Bei der Wirtschaftsdüngerlagerung entstehen die zwei Treibhausgase Lachgas und Methan, die beide besonders stark zur Klimaerwärmung beitragen. Die Emissionen aus diesem Bereich können einerseits durch die Abdeckung der Güllelager und andererseits durch die sachgemäße Kompostierung des Festmists und regelmäßige Umsetzung mit Sauerstoff deutlich reduziert werden.
Erneuerbare Energien
Da die Treibhausgasemissionen des PV-Stroms im Vergleich zum herkömmlichen Stromerzeugungsmix deutlich geringer ausfallen, wird die Klimabilanz eines Betriebs durch die Nutzung des eigenen PV-Stroms verbessert. Neben der Neuinstallation von PV-Anlagen gibt es weitere Möglichkeiten zur Erhöhung des Eigenverbrauchsanteils und damit zur Reduktion des Netzbezugs. Beispiele hierfür sind die Installation von Batteriesystemen und die zeitliche Abstimmung des Stromverbrauchs auf die PV-Strom-Produktion (verbessertes Lastmanagement).
CO2-Bindung
Durch den Anbau von Untersaaten, Zwischenfrüchten oder die Einarbeitung von Ernteresten kommt es zu einem zusätzlichen Eintrag organischer Substanz in den Ackerboden und dadurch zu einer Steigerung des Humusgehalts im Boden. Dadurch wird atmosphärischer Kohlenstoff (CO₂) im Boden gespeichert und die Klimabilanz des Betriebs verbessert. Untersaaten und
Beispiel für die Darstellung der vorgeschlagenen Maßnahmen zur Reduktion des betrieblichen Carbon Footprints im Betriebsbericht: Die Größe der Blasen ist proportional zur Höhe des Einsparpotenzials. Die Position der Blasen gibt zudem Aufschluss über den organisatorischen Aufwand der Umsetzung der jeweiligen Maßnahme bzw. deren Wirtschaftlichkeit.
Zwischenfrüchte können als Gründüngung oder Tierfutter genutzt werden. Agroforst-Systeme hingegen kombinieren Bäume oder Sträucher, Feldfrüchte und/ oder Nutztiere auf derselben landwirtschaftlichen Nutzflä - che. Die Gehölze in Form von Hecken und Bäumen (z. B. Streuobstwiesen) können atmosphärischen Kohlenstoff (CO₂) in der Gehölzbiomasse und im Boden speichern und so die Klimabilanz des Betriebs verbessern.
Ergebnisse und Ausblick
Bisher wurden rund 60 KlimaBauern durch das Projektkonsortium aus FiBL Österreich und dem Institut für Agrarökologie im Jahr 2021 und 2022 begleitet. Pro Betrieb konnte im Durchschnitt ein Einsparpotenzial von 35 Tonnen CO₂-Äquivalenten identifiziert werden, was in etwa den gesamten Treibhausgasemissionen von 4 Österreichern während eines Jahres oder der durchschnittlichen Kilometerleistung eines österreichischen PKWs in 12,5 Jahren entspricht.
Ende 2021 wurde die Initiative KlimaBauer der Andechser Molkerei mit dem deutschen Umweltmanagementpreis in der Kategorie „beste Maßnahme Klimaschutz“ ausgezeichnet. Auf wissenschaftlicher Seite wird die Methode der Erhebung und Berechnung der betrieblichen Klimabilanzen stetig verbessert und vereinfacht, um in Zukunft möglichst vielen Betrieben mit geringem Aufwand eine individuelle Klimaschutzberatung zu ermöglichen.
Sonja Siegl ist Mitarbeiterin von FiBL Österreich und Expertin für Nachhaltigkeitsbewertung.
Auf den Futterbedarf achten!
Leistungsgerecht, wiederkäuergerecht und wirtschaftlich – das sind auch in der Fütterung von Schafen und Ziegen die vorrangigen Ziele. Dabei sollte Kraftfutter nur bei höher leistenden Tieren zum Einsatz kommen.
Tiere, die mehr leisten, benötigen auch mehr Nährstoffe. Insbesondere bei Kleinwiederkäuern, bei denen wir häufig Zwillingsoder gar Drillingsgeburten sehen, ist auf eine bedarfsgerechte Fütterung großer Wert zu legen.
Hoher Nährstoffbedarf
Ab dem vierten Trächtigkeitsmonat steigt der Nährstoffbedarf für die Föten stark an. Gleichzeitig sinkt der Platz im Bauchraum aufgrund der stark wachsenden Föten. Sie sind somit bei der Menge an
Futter, das sie aufnehmen können, eingeschränkt. Damit die Muttertiere sowie die Jungen dennoch keinen Mangel erleiden und nicht an Trächtigkeitstoxikose erkranken, muss die Nährstoffkonzentration erhöht werden. Dazu wird meist Kraftfutter eingesetzt.
Auch in den ersten zwei Laktationsmonaten nach dem Ablammen haben die Tiere aufgrund der hohen Milchproduktion einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen. Hinzu kommt, dass sie sich von der Trächtigkeit und der Geburt erholen müssen. Je nach Leistung wird in dieser Zeit eine Ergänzung mit Kraftfutter empfohlen.
Wenn während der Decksaison, also drei Wochen vor bis drei Wochen nach der Brunst, rund 200 Gramm Getreide pro Tier und Tag zum Beispiel in Form von Weizen- oder Maiskörnern zugefüttert werden, kann zudem die Fruchtbarkeit erhöht werden. So können über eine erhöhte Eisprungrate Mehrlingsgeburten gefördert werden.
Regeln einhalten
Kraftfutter beinhaltet nicht sonderlich viele Rohfasern und ist selten strukturreich. Daher gilt es, bei der Fütterung von Kraftfutter gewisse Regeln einzuhalten, um einer Pansenübersäuerung vorzubeugen:
– Fütterung mit Heu oder Grummet beginnen
– Genügend strukturwirksame Futtermittel verabreichen
– Qualitativ einwandfreie Futtermittel mit viel Rohfaser einsetzen
– Kraftfutter auf mehrere Gaben pro Tag verteilen, maximal 200 g Kraftfutter pro Gabe
– Futterumstellung schrittweise vornehmen
– Kraftfutter nicht zu fein mahlen
Beim Einsatz von Futtermischwägen die Futtermittel gut, jedoch nicht zu lange mischen (Verlust von Struktur vermeiden)
Raufutterqualität
Grundsätzlich gilt, zunächst die Grundfutterration zu optimieren. Dadurch ist es einfacher, die Tiere wiederkäuergerecht gesund zu halten. So kann zum Beispiel auch durch den Einsatz von Zuckerrübenschnitzeln und Mais in Form von Pellets oder Silage die Energieversorgung gewährleistet werden, während Luzerne und Graspellets helfen, Proteinmangel auszugleichen.
Durch den Einsatz von gutem Raufutter mit einem Energiegehalt von über 5,5 MJ NEL kann vom ersten bis zum dritten Trächtigkeitsmonat auf die Verabreichung von Kraftfutter verzichtet werden.
Für eine wirtschaftliche Milchproduktion ist es zudem empfehlenswert, insbesondere bei Milchziegen Futterreste von 20 Prozent und mehr zu akzeptieren. Durch das Selektieren des Futters können die Tiere die Nährstoffkonzentration in der Ration erhöhen, wodurch Kraftfutter eingespart werden kann.
Jedoch ist auch hier Vorsicht geboten: Wenn die Tiere zu intensiv die nährstoffreichen Futteranteile herausselektieren, fehlt ihnen die Struktur in der Ration. Dann kann es ebenfalls zu Pansenübersäuerung kommen. Beim Einsatz von Futtermischwägen ist daher zu beachten, dass das Futter immer noch in der Hand „sticht“, wenn man es aufnimmt und zu einem Schneeballen formt. Dafür darf das Futter nicht zu lange gemischt werden.
Langsame
Futterumstellung
Weiters kann durch ein gut geplantes Weidemanagement Kraftfutter eingespart werden. Lammen die Tiere im Frühjahr ab, so können diese auf dem qualitativ sehr hochwertigen und energiereichen Frühjahrsgras geweidet werden. Die Tiere müssen beim Schossen oder spätestens beim Beginn des Rispenschiebens der Pflanzen auf die Weide gehen. Futterumstellungen, insbesondere von der raufutterlastigen Winterfütterung auf die grasbetonte Sommerfütterung, sollten schrittweise über ein bis zwei Wochen erfolgen. Werden die Tiere auf die Weide gelassen und kurz darauf aufgrund von längeren Regen- und Schneefällen wieder eingestallt, so können diese ständigen Futterumstellungen den Tieren schaden und zu Pansenübersäuerung und Blähungen führen.
Weide erfordert Wissen
Die Weidehaltung soll betriebsspezifisch geplant und umgesetzt werden. Die Weidedauer auf der Wiesenfläche muss gut auf den Pflanzenbestand abgestimmt werden. Die Weide darf nicht zu lange genutzt und die gleiche Fläche nicht zu rasch wieder bestoßen werden, um der Vermehrung von Parasiten vorzubeugen. In der Kleinwiederkäuerhaltung hat sich Umtriebsweide im Wechsel mit Schnittnutzung bewährt. Gras von gut bewirtschafteten Weiden liefert einen Energiegehalt von 6,6 bis 7 MJ NEL. Dadurch kann leistungsabhängig auch Kraftfutter eingespart werden. Hierzu braucht es aber großes Fachwissen, wie auch ein regelmäßiges Beobachten der Weide und der Tiere sowie das Messen der Grashöhe. Nur gesunde Tiere können ihr Leistungspotenzial voll ausschöpfen. Die bedarfsgerechte Fütterung ist dafür Voraussetzung.
Steckfix-System