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Uganda: Herdenmanagement einmal anders
from 02/2023 bioprofi
by SPV-Verlag
Ein weitestgehend medikamentenreduziertes Herdenmanagement am größten Demeter-Betrieb in Uganda (über 600 ha) ist eine ganz besondere Herausforderung. Von Nicole Herout
Die Farm befindet sich etwa zwei Autostunden nördlich der Hauptstadt Kampala. Der Schwerpunkt liegt auf der Produktion von Mango- und anderen Fruchtkonzentraten für den europäischen Markt, tiefgefroren, getrocknet und in Pulverform.
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Da es sich aber um einen sehr straff organisierten Demeter-Betrieb handelt, der in vorbildlicher Weise alle Richtlinien befolgt, werden auch Tiere am Betrieb gehalten. Es gibt eine prachtvolle Herde mit 160 Stück Anchole-Rindern, die Nationalrasse Ugandas (siehe Abb. 1), eine kleinere Herde Holstein-FriesianKühe zur Milchproduktion (etwa 30 Kühe) und eine stetig wachsende Herde Burenziegen.
Echte
Herausforderungen
Neben den auch bei uns üblichen Erkrankungen bei Wiederkäuern, wie Erkältungen, Husten, Lungenentzündungen und Durchfall, stehen die Landwirte in Uganda vor fast unbeherrschbaren Herausforderungen bei der Bekämpfung von durch verschiedene Ze - cken-, Fliegen- und Mückenarten übertragenen Krankheiten. Dazu zählen das gefürchtete East-Coast-Fieber, Anaplasmose und die Schlafkrankheit, um nur einige zu nennen.
Um dieser Probleme Herr zu werden, werden im ganzen
Land alle Rinder, meist zwei Mal wöchentlich, mit hochgiftigen, zeckenabwehrenden Mitteln besprüht oder durch Tauchbäder getrieben. Dies hat landesweit dazu geführt, dass die Insekten weitestgehend resistent gegen all diese Mittel sind, dass die Hirten gesundheitlich hoch gefährdet sind und die Krebsrate in dieser Bevölkerungsgruppe rasant steigt und dass die gesamte Lebensmittelkette mit Rückständen belastet ist, da Wartezeiten nicht eingehalten werden, ja in weiten Teilen der Bevölkerung und der Tier- ärzteschaft gar nicht bekannt sind.
Der Demeter-Betrieb hat sein System in den letzten drei Jahren völlig umgestellt. Es wurde eine kontinuierliche Routine eingeführt, bei der alle Tiere zwei Mal pro Woche mit hochwirksamen Kräutermischungen versorgt werden.
Die sechs verschiedenen zur Verfügung stehenden Produkte werden alternierend in einem reinen Prophylaxe-System dem Viehsalz zugemischt und zur freien Aufnahme angeboten:
Darmstabilisierung: jede zweite Woche, über drei Tage – Lungenfunktionstärkung: jede zweite Woche für drei Tage – Parasitenabwehrende Mischung: jede zweite Woche für drei Tage
Immunitätsstärkende Mischung: ein Mal pro Monat für drei Tage und im Fall von erhöhtem Infektionsdruck – Leberstärkende und entgiftende Mischung: am Beginn der Weideperiode in der Regenzeit, da reichlich Giftpflanzen auf den Weiden vorkommen, die die Tiere zusätzlich belasten
Zusätzlich zu diesem Prophylaxe-System werden kranke Tiere sofort isoliert, wenn notwendig, behandelt und bekommen zusätzlich für drei bis fünf Tage täglich das jeweilig notwendige Produkt direkt verabreicht.
Die notwendige Dosierung liegt bei 8 Teelöffel für Erwachsene und 3 für Kälber.
Es wirkt
Mit diesen Maßnahmen konnten folgende Änderungen im Gesundheitsmanagement des Betriebs erreicht werden:
– Die Kosten für Medikamente wurden um 60 Prozent gesenkt.
– Die Häufigkeit von Entwurmungen wurde um 75 Prozent reduziert.
– Todesfälle konnten auf ein Minimum reduziert werden.
– Die Anchole-Rinder werden nur mehr ein Mal anstatt acht Mal pro Monat gegen Zecken eingesprüht, die Holstein-Friesian zwei Mal statt acht Mal.
Weiters wurde beobachtet, dass die Tiere, die dort heimisch sind, wieder eine deutliche körpereigene Abwehrkraft gegen
Zecken entwickelt haben und kaum mehr von diesen gebissen werden. Leider ist dies wegen der feinen Haut bei den Holstein-Friesian nicht der Fall. Hier wurde dringend angeraten, die Milchkühe gegen Fleckvieh zu tauschen, da dieses mit der deutlich höheren Hautdicke auch viel besser gegen Zecken geschützt ist. Dieser systematische Einsatz ist im ganzen Land einmalig, aber unzählige Einzelbeobachtungen und Fall-Dokumentationen bei verschiedensten Landwirten bestätigen die Wirkung der Kräutermischungen kontinuierlich.
Mischung aus Österreich
Die hier erwähnten Kräutermischungen wurden ursprüng- lich aus Österreich nach Uganda exportiert und werden jetzt im Land produziert, wobei ein Schwerpunkt des Projekts darin besteht, die europäische Rezeptur auf lokal vorkommende Heilpflanzen umzustellen. Bei der Mischung für die Stärkung der Lungengesundheit ist dies bereits passiert und es hat sich gezeigt, dass die Wirkung mit den dort heimischen Pflanzen nochmal effektiver ist.
Ein wesentlicher Zusatzeffekt ist, dass dadurch Kleinbauern in ihrer Existenz gestützt werden, da sie durch Zulieferung von Rohmaterial und Hilfe bei der Produktion ein Zusatzeinkommen generieren können.