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One step ahead
from 02/2023 bioprofi
by SPV-Verlag
Einen Schritt voraus … hieß es bei der 16. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau.
Von 8. bis 10. März 2023 war es wieder so weit: Vertreterinnen und Vertreter der Forschung und Praxis des deutschsprachigen Biolandbaus präsentierten in insgesamt 154 Vorträgen aktuelle Ergebnisse aus Forschung und Beratung. Diesmal in Frick, auf dem Gelände von FiBL Schweiz. Über 300 Teilnehmende aus Forschung, Praxis und Beratung nahmen an der Veranstaltung teil, darunter 5 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des FiBL Österreich, die aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung präsentierten. Für Interessierte, die nicht persönlich anreisen konnten, gab es zudem die Möglichkeit, online an den Vorträgen und Workshops teilzunehmen. Die erste Keynote-Vortragende war Johanna Jacobi von der ETH Zürich, sie sprach über Transformation von Agrar- und Ernährungssystemen. Jacobi sieht die biologische Landwirtschaft als wesentliche Grundlage für diese Transformation, wobei jedoch folgende Themen (wieder) verstärkt berücksichtigt werden müssen: Landverteilung, Gerechtigkeit, die Rolle der Frauen, Ökosystem-Leistungen und Prinzipien über ökonomische Überlegungen hinaus. Im Fokus ihrer Forschung stehen Machtunter- schiede und Interessenskonflikte in Ernährungssystemen. Auch der Biolandbau muss sich in diesen Bereichen noch weiterentwickeln.
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Einen weiteren Keynote-Vortrag gab Knut Schmidtke, Direktor für Forschung, Extension und Innovation am FiBL Schweiz. Er sprach zum Thema Innovation in der Biolandwirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen und griff hier Themen wie Polykulturen, die Bedeutung von Mikrobiomen, alternative Grünlandnutzung und die Transformation unserer Ernährung auf.
Umfassendes Vortrags- und Präsentationsprogramm
Insgesamt wurden 154 Vorträge in den verschiedensten Fachdisziplinen präsentiert, z. B. Nährstoffmanagement, klimaneutrale Landwirtschaft, Eiweißautarkie, Tierwohl. Auch Themen wie Ernährungssysteme, Futterressourcen, Agroforst und Sozioökonomie wurden diskutiert. Zudem konnte man an 102 Poster-Präsentationen, 14 Workshops und 6 Science Pitches (ganz kompakte Projektpräsentationen in 3 Minuten) teilnehmen. In vielen Präsentationen ging es sehr konkret um die Umsetzung und
Anwendung neuer Erkenntnisse in der landwirtschaftlichen Praxis. Meist wurden hierzu Ergebnisse aus On-Farm-Versuchen vorgestellt, welche in Zusammenarbeit von Landwirten und Forschenden durchgeführt worden waren. Immer wieder wurde in Diskussionen die Frage eingebracht, welche Rolle bestehende (Macht-) Strukturen spielen und wie sich diese verändern ließen. Ein erfrischender und gut besuchter Programmpunkt war der Input zu Frauen in der Landwirtschaft, der anlässlich des Internationalen Frauentags (8. März) stattfand. In diesem Vortrag wurden oft noch unbekannte Frauenvorbilder aus der Geschichte des Biolandbaus präsentiert. Vor und nach der Tagung fanden insgesamt 7 Exkursionen statt, die den Interessierten einen Einblick in die regionalen landwirtschaftlichen Betriebe und in spannende Umsetzungsprojekte gaben. In einer Exkursion wurden beispielsweise ein innovativer Agroforstbetrieb und eine sogenannte Solawi (Solidarische Landwirtschaft) in der Nähe von Frick vorgestellt.
FiBL Österreich bei der 16. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau
Alexander Dietl stellte SuRe:food vor, ein Bewertungstool für regional wirksame Nachhaltigkeitseffekte von Lebensmittelwertschöpfungsketten. SuRe:food ist ein Tool, das Nachhaltigkeit mit dem Konzept der Regionalität verknüpft und so eine umfassende Bewertung ganzer Lebensmittelwertschöpfungsketten von der Landwirtschaft über die Verarbeitung bis hin zum Handel ermöglicht. Der methodische Rahmen und seine Anwendung wurden anhand von vier österreichischen Bioproduktgrup - pen (Silomilch, Heumilch, Freilandgemüse, Glashausgemüse) illustriert.
Ildiko Heim hielt einen Workshop mit den Projektpartnern von FiBL Schweiz über die Auswirkungen von Mikroplastik in landwirtschaftlichen Böden.
MINAGRIS (minagris.eu) ist ein EU-finanziertes Projekt und fokussiert auf die Plastikverwendung und Umweltbelastung in der Landwirtschaft. Im Rahmen des Projekts wurde die „SoilPlastic App“ (frei herunterzuladen) entwickelt, um Bürgerinnen und Bürger als Citizen Scientists um Hilfe zu bitten, indem sie mithilfe der App Daten über das Vorkommen von Plastik in Böden sammeln.
Susanne Kummer hielt einen Vortrag über Maßnahmen und Rahmenbedingungen zur Stärkung der biologischen Landwirtschaft in Österreich bis 2030. Bei der Erarbeitung der Studie wurden Expertinnen und Experten sowie Stakeholder durch Interviews und Workshops eingebunden. Als besonders vielversprechend wurde die Umsetzung von Maßnahmen in folgenden Bereichen hervorgehoben: Absatz von Bioprodukten in der Außer-Haus-Verpflegung ausbauen, Kooperationen entlang von Wertschöpfungsketten verbessern und Wissenssysteme zur Biolandwirtschaft stärken.
Richard Petrasek stellte ein Poster über das „EcoFarm Assessment and Decision Tool“ vor, das Teil des CAPTIVATE-Projekts ist (cap-tivate.eu). Dies ist ein Werkzeug zur Nachhaltigkeitsbewertung und Unterstützung betrieblicher Entscheidungsprozesse auf Basis der Betriebsstruktur, Umweltbedingungen und GAP-Maßnahmen. Die Hauptziele sind, Betriebe bei der Auswahl geeigneter GAP-Maßnahmen zu unterstützen, um den Bedingungen des jeweiligen Betriebs zu entsprechen sowie die ökologi - schen Leistungen am Betrieb zu sichern und zu verbessern.
Hier finden Sie das Video zur 16. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau: Save
Die nächste, 17. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau findet von 5. bis 8. März 2024 an der Justus-Liebig-Universität in Gießen statt. Weitere Informationen sind der Internetseite www.wissenschaftstagung.de zu entnehmen.