BÜHNEN
Seiten Magazin des OldenburgischeN Staatstheaters
ALLES ÜBER DEN THEATERHAFEN! ,ALICE IM WUNDERLAND‘, ,SCHEHERAZADE ERZÄHLT‘, ,COMEDIAN HARMONISTS‘ und vieles mehr!
DIE JUGENDTHEATERTAGE 2018 Eine Kolumne von Lars Reckermann
Mai–JULI
2018
THE AT HAF ER EN 19. Vielen Dank für die Unterstützung:
Medienpartner
Sponsoren
Partner
Freunde
OLDENBURG
M AI
—0 2018 1. JULI
EDITORIAL
Liebes Publikum, kennen Sie das Gefühl, auf gepackten Koffern zu sitzen? Ich erinnere mich noch gut, wie das war, als ich mit meiner Familie von Bonn nach Oldenburg zog. Wochenlang überall nur Kisten. Permanente Suche nach diversen Kleinigkeiten und alles – nur keine Routine. Zum Glück gab es viele helfende Hände. Was bereits bei zwei Erwachsenen, drei Kindern, einer Schildkröte und fünf Kanarienvögeln eine logistische Herausforderung darstellt, bedeutet bei 87 Sänger*innen, 21 Schauspieler*innen, 14 Tänzer*innen, 17 Musiker*innen mit 2 Konzertflügeln, 32 Bühnentechniker*innen, 2 Kassiererinnen, 7 Platzanweiserinnen, 5 gut gelaunten Brezelverkäufer*innen, einem temperamentvollen Bauchladenverkäufer und (hoffentlich) rund 40.000 Zuschauer*innen eine organisatorische Meisterleistung. Vor allem für die Kolleg*innen aus dem Künstlerischen Betriebsbüro ist der Theaterhafen ein Ausnahmeprojekt. Bei ihnen laufen alle Fäden aus den Bereichen Technik, Verwaltung und Kunst zusammen. Anna-Teresa Schmidt hat einen Blick in unser ‚Zentrales Nervensystem‘ gewagt und dem Team dort bei ihrer turbulenten Arbeit über die Schulter geschaut. Wilde Stürme und brausende Wogen sind für Leo Pahl durchaus konkrete Begriffe. Und das nicht erst seit seiner Bewerbung für eine Statistenrolle am Oldenburgischen Staatstheater. Der junge Wahl-Oldenburger war mit riesigen Containerschiffen bereits auf allen sieben Weltmeeren unterwegs. Um das Schauspielensemble zu jeder Vorstellung von ‚Alice im Wunderland: L-S-Dreamland‘ in der Barkasse zum Theaterhafen übersetzen zu können, machte er zusätzlich noch den Sportbootführerschein. Im Gespräch mit Jonas Hennicke plauderte er ein wenig aus seiner Seemannskiste. Gleich mehreren besonderen Herausforderungen stellt sich unsere Tänzerin Eleonora Fabrizi. Mit Nastasja Fischer spricht sie über ihre erste Choreografie ‚Scheherazade erzählt aus 1001 Nacht‘. Sie berichtet von ihren Ideen für die unterschiedlichen märchenhaften Figuren und Motive und von den Auswirkungen, die das Rund der Arenabühne im Uferpalast auf ihre Arbeit hat. Christina Schmidl bekam die einzigartige Gelegenheit, in der Zeit zurückzureisen und ein (fiktives) Interview mit den ‚Comedian Harmonists‘ zu führen. Sie sind nicht die einzigen hochrangigen Gäste, die wir im Uferpalast erwarten. Nach Matthias Brandt und Rainald Grebe besucht uns auch Musical-Shootingstar Oedo Kuipers mit einem exklusiven Solo-Abend, und MdL Ulf Prange moderiert am Pfingstsonntag Olympisches Boxen unter dem Motto ‚Ring frei!‘ im Uferpalast. Damit Sie auf der Reise durch den Theaterhafen nicht die Orientierung verlieren, finden Sie in der Mitte des Magazins noch einmal einen anschaulichen Lageplan und den kompletten Veranstaltungskalender. Ob Fest oder Umzug, für alle großen und schönen Projekte gilt: Ohne die tatkräftige Unterstützung Vieler kann so manche Idee gar nicht erst realisiert werden. Ich möchte mich an dieser Stelle daher nicht nur bei allen Mitarbeiter*innen des Oldenburgischen Staatstheaters, sondern auch bei unseren zahlreichen Partnern und Sponsoren ganz herzlich für ihr großes Engagement bedanken. Ohne die Hilfe von Ihnen allen wäre das Projekt Theaterhafen so gar nicht möglich. Danke! Herzlich
Christian Firmbach Generalintendant
3
JETZT AB 199,00 EUR IM MONAT LEASEN.*
VORHANG AUF! Der MINI One Countryman: Besserer Platz, schönere Aussicht, unser größter MINI. Ein Leasingangebot der BMW Bank GmbH: MINI ONE COUNTRYMAN Moonwalk Grey, Stoff Firework Carbon Black, Ausstattungspaket Pepper: Sport-Lederlenkrad, 17‘‘ Imprint Spoke, Komfortzugang, Armauflage vorn, Ablagenpaket, Nebelscheinwerfer, Sichtpaket mit beheizter Frontscheibe u.v.m. Anschaffungspreis: 23.360,14 EUR Effektiver Jahreszins: 2,52 % Leasingsonderzahlung: 1.490,00 EUR Laufzeit: 36 Monate Sollzinssatz p.a.*: 2,49 % Laufleistung p.a.: 10.000 km Gesamtbetrag: 8.654,00 EUR Mtl. Leasingrate:
199,00 EUR
Zzgl. 790,00 EUR für Zulassung, Transport und Überführung. Kraftstoffverbrauch l/100 km, innerorts: 6,7 / außerorts: 4,8 / kombiniert: 5,5 / CO2-Emission komb.: 126 g/km, Energieeffizienzklasse: B. Ein unverbindliches Leasingbeispiel der BMW Bank GmbH, Heidemannstr. 164, 80939 München; alle Preise inkl. 19 % MwSt.; Stand 01/2018. Nach unseren Leasingbedingungen besteht die Verpflichtung, für das Fahrzeug eine Vollkaskoversicherung abzuschließen. * gebunden für die gesamte Vertragslaufzeit. Abb. ähnlich.
H. Freese GmbH & Co. KG, www.freese-gruppe.de Wilhelmshavener Heerstr. 9-17, 26125 Oldenburg, Tel. 0441 350250-0
DER MINI ONE COUNTRYMAN. 4 freese_MINI CM Q1_187x145.indd 1
30.01.18 09:30
Seite 6
Seite 30
Kulissengeflüster Neuigkeiten aus dem Theater
TheaterHafen Von Houston nach Nigeria
Seite 8
Seite 33
Inhalt
THEATERHafen Ein (Bilder-)Tagebuch
HinterBühne Theatergeheimnis
Seite 14
Seite 34
THEATERHafen Das Rahmenprogramm
Seiten / OpernSeiten Ankommen, was bedeutet das?
Seite 16 Seite 36 THEATERHafen Das vollständige Programm
JungeSeiten Jugendtheatertage 2018
Seite 20 Seite 40 SchauspielSeiten We are all mad here!
KonzertSeiten Vom Kaktus zum Monumentalwerk
Seite 22 BallettSeiten Von Wunderlampen und Goldschätzen
Seite 24 THEATERHafen Lageplan
Seite 26 OpernSeiten Nicht alles eitel Wochenend' und Sonnenschein
Seite 28 SeitenBühne Ein Theaterhaus auf Zeit
A
m frühen Morgen wohnt dem Theaterhafengelände ein ganz besonderer Zauber inne. Noch läuft keiner auf dem Schotterplatz vor dem Zelt herum, die Hunte liegt spiegelglatt und bewegungslos davor. In wenigen Stunden, wenn die Vorbereitungen für die Eröffnung weitergehen, wird es hier ganz anders aussehen. Dann gehen die Proben zu ,Alice im Wunderland: L-S-Dreamland‘ weiter und letzte technische Vorkehrungen werden getroffen. Es gibt noch viel zu tun bis zum 19. Mai!
Seite 42 SeitenBlick Das Künstlerische Betriebsbüro
Seite 45 BühnenSeiten Auszeit mit …
Seite 46 GASTSEITEN Lars Reckermann
KulissenGeflüster
NEWS Theatertreffen der Jugend Zum ersten Mal ist ein Jugendclub des Staatstheaters zum Theatertreffen der Jugend in Berlin eingeladen! Die Jury des von den Berliner Festspielen veranstalteten Festivals wählte den Performanceclub mit seiner Stückentwicklung ‚Gipfeltreffen‘ unter 105 Bewerbungen aus ganz Deutschland als eine von acht Produktionen aus. Geleitet wurde der Club von dem in Aurich aufgewachsenen Till Wiebel, der sein FSJ vor ein paar Jahren am Staatstheater absolvierte und der jetzt Szenische Künste in Hildesheim studiert. Wir freuen uns riesig über die Einladung und gratulieren von Herzen!
6
,Is this it?‘ am Theater Chemnitz Schon zum zweiten Mal ist die BallettCompagnie Oldenburg zur Ballettbenefizgala im Theater Chemnitz eingeladen. Am 26. Mai werden unsere Tänzer*innen Eleonora Fabrizi und Timothée Cuny das Duett ‚Is this it?‘ von Antoine Jully tanzen. Neben der BallettCompagnie Oldenburg sind auch das Ballett am Rhein, das Stuttgarter Ballett, die Staatliche Ballettschule Berlin, die Tanzcompagnie TheaterKonzert Bern und viele weitere Gäste der nationalen Tanzszene vertreten, um gemeinsam für den guten Zweck zu tanzen. Unterstützt wird u. a. die Stiftung Tanz – Transition Zentrum Deutschland, die Tänzer*innen im Übergang vom aktiven Bühnenzu einem anderen Berufsleben begleitet und viele weitere Hilfestellungen leistet.
Volksbühnenpreis für Franziska Werner Am 12. März wurde der Schauspielerin Franziska Werner, die seit der Spielzeit 14/15 festes Ensemblemitglied in Oldenburg ist, der Volksbühnenpreis ‚Don Quijote’ verliehen. Alle zwei Jahre wird der Preis im Wechsel an eine/n Künstler*in aus dem Musik- bzw. Sprechtheater vergeben. Franziska Werner wird damit für ihre erfolgreichen Bühnenauftritte geehrt, besonders für ihre Leistung in ,Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone‘ über einen autistischen Jungen. Die Erfolgsproduktion ist auch in der kommenden Spielzeit wieder zu sehen!
KulissenGeflüster
… Spenden von ,Melodien für Moneten‘
Sooyeon Lee erhält Erna-SchlüterGesangspreis Der Sopranistin Sooyeon Lee wurde am 20. April der mit 3.000 Euro dotierte Erna-Schlüter-Gesangspreis verliehen. Dr. Manfred Schmoll und Kurt Müller-Meinhard von der ErnaSchlüter-OpernGesellschaft überreichten der sichtlich überraschten Sooyeon Lee den Preis im Anschluss an die Vorstellung von Verdis ‚Rigoletto‘, in der die Sopranistin die Partie der Gilda singt. Die ErnaSchlüter-OpernGesellschaft ehrt mit dem Gesangspreis alle zwei bis drei Jahre junge Sängerinnen oder Sänger für ihre herausragenden Leistungen. Seit der Spielzeit 16/17 ist Sooyeon Lee festes Ensemblemitglied am Oldenburgischen Staatstheater. In der kommenden Spielzeit ist sie u. a. als Lucia in Donizettis ‚Lucia di Lammermoor‘ zu erleben.
Bei jeder Vorstellung von ‚Melodien für Moneten‘ werden mit den Liedern, die unsere Schauspieler- und Sänger*innen singen, Spenden gesammelt. Regulär würden bei der gesungenen Anzahl der Lieder circa 40 Euro zusammenkommen – doch dank unseres großartigen Publikums sind es meist höhere Beträge. So konnten wir unter anderem Ärzte Ohne Grenzen, Wildwasser e.V., Mission Lifeline, den Mädchenfond von Plan International, Musiker ohne Grenzen, Segelrebellen und die hiesige Bahnhofsmission unterstützen. Bei der letzten Vorstellung hat das Publikum sensationelle 630 Euro für die medizinische Nothilfe in Afrin von Medico International gespendet! Und manchmal erhält das Theater auch eine kleine Antwort. Von Mission Lifeline haben wir eine Karte mit dem Dank für die Spende erhalten, den wir gerne an alle Besucher*innen weitergeben möchten (siehe Foto).
Ballettdirektor Antoine Jully verlängert Vertrag Antoine Jully, Ballettdirektor und Chefchoreograf der BallettCompagnie Oldenburg, verlängert seinen Vertrag am Oldenburgischen Staatstheater bis 2022. Seit 2014 hat Antoine Jully die BallettCompagnie Oldenburg aufgebaut. Das Ensemble begann mit zehn Tänzerinnen und Tänzern, inzwischen ist es auf 13 Ensemblemitglieder angewachsen, 2019 wird eine weitere Tänzerstelle hinzukommen. Antoine Jully hat als Tänzer u. a. am Ballet de l’opéra national de Paris und beim Royal Ballet London gearbeitet, bevor er von 2005 bis 2014 einer der herausragenden Tänzerpersönlichkeiten im Ensemble von Martin Schläpfer war, zunächst beim ballettmainz, dann beim Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg. „Mir ist es sehr wichtig, dem Oldenburger Publikum einerseits Uraufführungen mit Kreationen von renommierten Gastchoreografen und mir zu präsentieren und andererseits Werke der modernen Tanzgeschichte“, beschreibt er seine Arbeit.
7
TheaterHafen
Der THeaterhafen – ein (Bilder-)Tagebuch Im Herbst 2017 gab es einen bemerkenswerten Vorfall am Südufer der Hunte, nahe des Hafens. Lange Zeit blieb er nahezu unbemerkt. Nur ein Mann war damals vor Ort: Holger Beckschebe, der Technische Leiter des Theaterhafens, stand am Ufer und blickte über das damals noch brach liegende Gelände des Rhein Umschlag Hafens. Er hörte ein lautes Platsch und drehte sich erschrocken zum Wasser. Dort, genau vor ihm in greifbarer Nähe, schwamm ein weißes Fellknäuel auf den Wellen und begann langsam zu sinken. Der Mann handelte sofort … Nur so ist es heute möglich, die Geschehnisse rund um den Aufbau des Uferpalastes aus einer ganz besonderen Perspektive nachzuvollziehen – aus der des Weißen Kaninchens. Tagebucheintrag des Weißen Kaninchens … … irgendwann im Oktober 2017 Holger gab mir gestern ein Tagebuch. Er meinte zu mir, dass es helfen könnte, die Ereignisse nach meinem Sturz in die Hunte besser zu sortieren. Durch den Aufschlag auf das Wasser bin ich noch immer ganz durcheinander. Als ich wieder zu mir kam, drückte irgendetwas wild auf meiner Brust herum. Ich spuckte sehr viel Wasser aus, und als ich meine Augen öffnete, war da Holger. Er schaute mich besorgt an und war offenbar sehr erleichtert, als ich mir benommen die Augen rieb. Holger hat mir das Leben gerettet. Soviel steht fest. Seitdem wohne ich auf diesem Gelände am Wasser. Hier sieht es ziemlich öde aus. Wände voller Graffiti, tiefe Löcher im Boden, ein riesiger rostiger Kran und Berge von Schutt. Ich habe mir einen Bau gebuddelt, in dem es sich ganz gut leben lässt. Holger schaut ab und zu vorbei. Er erzählt mir auch, was auf dem Hafengelände los ist. Hier soll ein riesiges Zelt aufgebaut werden. Ein Zirkuszelt, aber nicht für den Zirkus, sondern für das Theater. Er nennt es „Uferpalast“. Lustige Idee! Im Mai und Juni soll hier Theater gespielt werden. Er nennt auch die Stücke. Bei ‚Alice im Wunderland‘ zucke ich zusammen. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Leider habe ich das Zeitgefühl verloren. Vielleicht habe ich auch nie eines gehabt. Ich weiß weder, wo ich herkomme, noch wie ich vor ein paar Tagen hier gelandet bin. Ständig habe ich das Gefühl, irgendwohin zu müssen. Ständig habe ich das Gefühl, zu spät zu kommen. 8
… kurz nach Jahreswechsel Heute Morgen plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm! Alles ruckelte und wackelte. Ich habe mich gerade noch ins Freie retten können, bevor mein lieb gewonnener Bau einstürzte. Draußen waren viele Menschen auf dem Platz mit schwerem Gerät. Mit einem Schlagbohrer machten sie sich an den Graffitiwänden zu schaffen. Die fielen in großen Brocken zu Boden. Ein Schaufelbagger beförderte sie in die Erdlöcher. Hier kann ich nicht bleiben. Zu ungemütlich und sowieso viel zu kalt. Holger bot mir an, bei ihm zu wohnen. … irgendwann Anfang Januar 2018 Irgendetwas Schlimmes ist vorgefallen. Holger, sonst immer ruhig und entspannt, wirkt gestresst. Auf dem Gelände stehen einige Leute herum und blicken auf die Betonbrocken in den Löchern. Sie sind vom Zirkus Roncalli. Ihnen gehört das Zelt und sie sind hier, um sicher zu gehen, dass der Boden für den Zeltaufbau geeignet ist. Ist er nicht! Die Brocken sind viel zu groß. Da kann man kein Zelt drauf bauen. Aber es gibt auch eine Lösung. Die Brocken müssen wieder raus und zerkleinert werden. Erst dann kann das Zelt sicher verankert werden. Zum Glück ist bis Mai noch etwas Zeit … … irgendwann Mitte Januar 2018 Viele lustig gekleidete Menschen liefen heute an der Hafenkante entlang. Sie hatten Leitern, Fahnen und große Pappschilder mit Buchstaben mitgebracht. Heute war wohl auf der anderen Uferseite eine Pressekonferenz. … irgendwann im März 2018 Die geben ja wirklich alles! Und Höhenangst scheint auch niemand zu haben. Jedenfalls funktioniert die Bemalung des großen Krans reibungslos. Jetzt steht da in riesigen Buchstaben „Theaterhafen“. Und niemand hat sich verschrieben! Licht hat der Kran auch bekommen. Ab sofort können die Oldenburger auch im Dunkeln sehen, was hier gebaut wird. … irgendwann Ende März 2018 Große Aufregung und viele Menschen auf dem Platz. Es ist Zeit für den Ankerschlag. Der Zeltaufbau beginnt. Die Männer von Roncalli sind auch wieder da. Sie haben ihre
Die Katze auf dem Theaterhafengelände wird beschriftet.
Die riesigen Zeltmasten werden in die Höhe gezogen. Noch gleicht das Zelt mehr einem Ufo…
… doch es dauert nicht lange, bis es in Form gebracht ist.
Der Kaninchen aus ‚Alice im Wunderland‘ schlägt den ersten Anker in den Boden.
TheaterHafen
Zirkuswagen mitgebracht, in denen sie wohnen. Zirkus ist klasse! Alle sind cool! Und wie schnell alles geht. Ruckzuck standen die Masten. Nichts wankte, nichts fiel um. Auch Holger war sehr beeindruckt. 180 Erdnägel wurden in den Boden gerammt, die das Zelt festhalten sollen. Ich durfte den allerersten einschlagen. Jetzt bin ich ein Teil des Teams! … vom Gründonnerstag 2018 Heute ist endlich mal ein Datum, das ich mir merken kann. Vielleicht weil es ein so wichtiger Tag ist. Ein Offizieller von der Stadt Oldenburg ist da und soll die Bauabnahme für das Zelt machen. Haben wir alles richtig gemacht? Habe ich meinen Erdnagel ordentlich eingeschlagen?
Für die Wochen am Theaterhafen der Ausblick unserer Kassendamen
… irgendwann Anfang April 2018 Alles ist gut gegangen. Wir vom Zirkus wissen eben, was wir tun! Nichts hat gewackelt! Das Zelt ist wirklich riesig. Vierzig Meter Durchmesser, und bis zur Mastspitze sind es fünfzehn Meter. Ich habe die Plätze gezählt. Das war vielleicht ein Akt. Habe mich dreimal verzählt. Am Ende war ich bei 960! Holger kommt mit noch mehr Zahlen an: 600 Europaletten wurden zu Möbeln verbaut. Und dann sollen noch zehn LK W-Ladungen Sand verteilt werden. … irgendwann Anfang April 2018 Okay! Mit dem Aufbau des Zeltes ist die Arbeit offensichtlich noch lange nicht getan. Holger meint, dass sie erst richtig losgeht. Jetzt beginnt die technische Einrichtung außen um das Zelt herum. Wir brauchen Strom und
TheaterHafen
Das Theaterhafengelände bei Sonnenuntergang
Wasser. Wir zapfen eine Wasserleitung an und verlegen sage und schreibe zweihundert Meter Schläuche auf dem Gelände. Beim Strom darf ich nicht helfen. Zu gefährlich diese vielen Volt. Holger schätzt, dass es bestimmt zwei Kilometer Stromkabel sind, die sich durch das Gelände ziehen. Auch im Zelt werden Stromkästen aufgebaut, Scheinwerfer installiert und Lautsprecher aufgehängt. So langsam sieht es wie ein richtiges Theater aus. … irgendwann Anfang April 2018 Heute wollten die Tischler vom Theater im Zelt den Boden für die Bühne verlegen. Plötzlich schaute Holger sehr ernst drein. Der sandige Unterboden war nicht eben genug. Von der einen bis zur anderen Seite gab es zehn Zentimeter Höhenunterschied. So konnte das nicht gehen. Was die Tischler zusammen mit den Bühnentechnikern in dieser Situation geschafft haben, ist toll. Alle packten mit an und haben geschippt und geebnet, bis alles gerade war. Holger hat mich allerdings rausgeschmissen. Meine Buddelei war wohl kontraproduktiv.
… vom 16. April 2018 Das ist mein Tag! Endlich weiß ich, wozu ich hier bin! Heute haben die Proben zu ‚Alice im Wunderland: L-SDreamland‘ angefangen. Der Regisseur ist super! Als er mich sah, wurde er ganz aufgeregt. Ich werde als Berater engagiert! Ich bin eine Figur aus dem Stück! Oh, ich werde sie inspirieren. Ich werde ihnen erzählen, wie das Leben eines Weißen Kaninchens wirklich ist. Ich bin so aufgeregt! … vom 17. April 2018 Lieber Holger, liebes Tagebuch, vielen Dank! Ihr habt mir in den vergangenen Monaten sehr geholfen. Ich hoffe, ich konnte euch auch ein wenig helfen. Jetzt muss ich zur Probe! Hier enden die Tagebucheinträge des Weißen Kaninchens. Holger Beckschebe schaut immer mal wieder nach, wie es seinem Freund geht. Die Proben laufen gut. Christine Post
… irgendwann Mitte April 2018 War das ein Regenguss gestern Nacht. Überall Pfützen. Aber kein Problem für das Roncalli-Team. Wer mit Zelten zu tun hat, scheint einfach immer eine Lösung für alles zu haben. Sie zogen Gräben rund um das Zelt und – schwupps! – war das Wasser weg.
11
TheaterHafen
,Alice‘-Regisseur Robert Gerloff macht den Schauspielern Jan Breustedt und Alexander Prince Osei eine Kampfbewegung vor.
Märzhase und White Rabbit diskutieren in der Probenpause.
Das Karussell wird aufgebaut.
TheaterHafen
Die imposante Manege des Uferpalastes
13 Unterwegs fĂźr den Trailerdreh des Theaterhafens
TheaterHafen
Wenn jemand die Tore öffnet und ruft: „Kommt!“ Das Rahmenprogramm am Theaterhafen „Strandurlaub und Theater auf einem Fleck, besser geht’s nicht!“ So lautete Clara Kaisers Vision des Theaterhafens. Als die Ausstatterin des Oldenburgischen Staatstheaters, die für die Gesamtarchitektur des Hafenareals zuständig ist, die künftige Atmosphäre des Geländes beschreiben sollte, war rund herum allerdings weder Strand noch ein Theater zu sehen. Stattdessen pfiff ein kalter Wind die Hunte entlang. Es war Januar. Mittlerweile hat sich das Hafengelände gefüllt. Der Uferpalast steht. Was für ein imposantes Zelt! Wer den Blick gen Kuppel richtet, kann vor seinem inneren Auge die Trapezkünstler*innen durch die Luft wirbeln sehen. Doch auch viele andere kleinere und größere Veranstaltungsorte bringt das Hafengelände im Mai und Juni hervor: eine Open-Air-Bühne zum Beispiel, ein Kino und natürlich den Strand nebst passender Strandbar. Das Staatstheater, das ist das Besondere an dem Theaterhafen-Projekt, gestaltet das Rahmenprogramm nicht alleine. Zwar gibt es im Hauptprogramm die staatstheatereigenen Veranstaltungen im Zelt, mit Musical-, Schauspiel- und Ballettvorstellungen und tollen Gastspielen. Im Wesen aber ist der Theaterhafen ein Open-Source-Projekt. Der Begriff „Open Source“ (deutsch: offene Quelle) kommt eigentlich aus dem Software-Bereich und meint Programme, an denen nicht ein Entwickler allein beteiligt ist, sondern die grundsätzlich jede*r einsehen, mitgestalten und weiterentwickeln kann. Auf den Theaterhafen übertragen, manifestierte sich der Open-Source-Gedanke als eine Einladung an alle Oldenburger*innen, das Rahmenprogramm wie auch das Hafengelände selbst mit Hardware und Software, durch eigene Projekte, Veranstaltungen und Ideen mitzugestalten. „Wo sich viele Ideen, Kompetenzen und Ressourcen zueinandergesellen, entsteht immer ein Mehr“, fasst Angela Weller, Teil des Theaterhafenteams, zusammen. Dass das Rahmenprogramm mit einer solchen Vielfalt an Partnern und Veranstaltungen aufwarten kann, zeigt, wie anziehend das Theaterhafen-Gelände wirkt und welche Phantasien es in kreativen Köpfen freisetzt. Zum einen ist 14
da der lässig urbane und zugleich raue Charme des stillgelegten Hafengeländes, dessen Kulisse wie gemacht ist für Open-Air-Konzerte und Kino. Zum anderen zieht einen das riesige Zirkuszelt in seinen Bann und befüllt das Programmangebot mit Karussell und Buden, Zuckerwatte und gerösteten Mandeln. Ein frühsommer-sonniges Festival Inmitten dieser phantastischen Mischung aus Zirkus- und Hafenflair liest sich das Rahmenprogramm denn auch wie ein sechswöchiges frühsommer-sonniges Festival. Den Auftakt macht die große Eröffnungsfeier am Pfingstwochenende. Am Samstag um 11 Uhr wird standesgemäß der Shanty Chor Oldenburg mit Liedern von der See die Festlichkeiten einläuten. Bewegung gibt es mit ‚Kooky Klique – Treasure Soul‘, einer Choreografie von Tänzer und Choreograf Lester René González Álvarez. Für die Kinder gibt es eine Zaubershow mit Magic Marc, und natürlich darf bei einem Theaterfest auch die Kostümversteigerung nicht fehlen. Am späten Abend, im Anschluss an die Eröffnungspremiere von ‚Alice im Wunderland: L-SDreamland‘, lädt das Theater zur großen Premierenfeier mit Pony Tyler und dem Goldsprint-Massenkaraoke. Wie der Titel schon sagt, kommt hier niemand ums Singen herum. Am Sonntag und Montag geht es mit viel Bewegung weiter: Ein Lindy-Hop-Crashkurs mit der Swing Kantine feiert den Swing der 1920/30er Jahre, das beneFitFitnessstudio lädt zu einem Open-Air-Zumba-Workout und beim Tangocafé mit dem Stúdio Libertango heißt es Tangotanzen, bis der Kaffee dampft. Die EWE-Baskets laden zum Streetball-Family-Cup ein. Bei all dem Bewegungsangebot darf natürlich auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen. Hierfür sorgt an allen drei Eröffnungstagen der Street Food Market mit leckerem Essen auf die Hand. Und weil das so gut schmeckt, gibt es auch an den folgenden Wochenenden noch eine exklusive Auswahl. An den Wochenendabenden hat der Theaterhafen Musik und Film zu Gast. Das Cine k verwandelt das Gelände in
TheaterHafen
Noch ist das Karussell fest verpackt
ein großes Freiluftkino unter dem Sternenhimmel und auf der Open-Air-Bühne gibt es eine Reihe Konzerte mit Bands wie Havington, Letterbox Salvation, Not a Whale, Faheci und Nebelbild. Ein „Stadtteil auf Zeit“ Ein Gedanke, der sich wie ein Roter Faden durch das Programm zieht und von Beginn an einer der tragenden Pfeiler des Theaterhafen-Projektes bildet, ist der Wunsch, eine Art „Stadtteil auf Zeit“ zu errichten. Hier wird ein Ort bereitgestellt und hergerichtet, die Tore werden geöffnet und jemand ruft laut: „Kommt!“ Der Eintritt zu allen Open-Air-Veranstaltungen ist frei. Am Theaterhafen ist Nachbarschaft in einem ständigen Fluss. Diesem Prinzip folgt auch die Veranstaltung ‚Zu Tisch!‘. Hier lädt das Staatstheater zusammen mit der OLB an die längste Tafel Oldenburgs. In welchen kulinarischen Höhen sich der Abend bewegt, liegt jedoch ganz bei den Gästen. Denn jeder ist herzlich eingeladen, sein Lieblingsessen mitzubringen – oder ein wenig beim Nachbarn zu naschen. Gemeinsam zu essen ist schließlich ebenso schön wie gemeinsam zu singen. Aus dem Uferpalast klingen dazu die Proben von ‚Jesus Christ Superstar‘. Dass an die Hunte eigentlich auch ein Strand gehört, war den Organisator*innen des Theaterhafens schnell klar. Jetzt zieren zehn LK W-Ladungen feiner Sand das künstliche Ufer. Ein herrlicher Ort zum Burgenbauen und natürlich auch eine Inspirationsquelle für weitere Veranstaltungen. Die Arbeiterwohlfahrt etwa lädt hier Anfang Juni zu einem Beachcamp-Tag ein, einem Familienfest mit Musik, Spiel und Flohmarkt und – als Special Guest – dem „schwatten Ostfrees Jung” Keno Veith.
Oldenburgs Gute Adressen konnten dem Charme des Geländes ebenfalls nicht widerstehen. Die Veranstalter des Oldenburger Tweed-Runs wählten den Theaterhafen dieses Mal als Start- und Zielort. Die Mischung aus Radrennen und Radtour lockt jährlich hunderte in Tweed gekleidete und mit antiken Fahrrädern ausgestattete Menschen an. Wer mitfahren möchte, muss sich kostenpflichtig anmelden. Dem anglophilen Treiben zuschauen darf jeder. Am späten Abend des 30. Juni steuert das Programm schließlich auf seinen letzten Höhepunkt und Abschluss zu, die ‚Nacht der hundert Lampions‘. In Licht getaucht und mit musikalischen Klängen aus der Mitte des Flusses wird so die Hunte endlich einmal selbst zur Hauptfigur. Wie bei jedem Festival gibt es in dem sechswöchigen Theaterhafen-Spektakel auch viele ruhige Momente. Wenn keine Veranstaltung auf dem Programm steht, bleibt das Gelände offen für all diejenigen, die einfach nur vorbeikommen möchten – alleine, in Gruppen, mit Kindern oder ohne, eingehakt flanierend oder auf flinker Sohle im Joggingdress. Hier kann man sich im Liegestuhl entspannen oder abends den Vorstellungen im Uferpalast lauschen. Die Strandbar ist geöffnet! Und wenn das Wetter mitspielt, ist vielleicht auch einmal eine grandiose Pfützenplanscherei möglich! Danke schön! Das Staatstheater bedankt sich herzlich bei allen Partnerinnen und Partnern, die durch ihre Ideen und ihr Engagement zum Gelingen des Theaterhafens beitragen!
Christine Post 15
TheaterHafen
dAS vollStändiGe ProGrAmm der eintritt zu allen veranstaltungen auf dem theaterhafengelände ist frei!
UferPAlASt
theAterhAfen
mai — SA
19
19 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 19.30 Uhr | Premiere
11 Uhr | Außenbühne
Alice im wUnderlAnd:
u.a. mit dem Shanty Chor Oldenburg
l-S-dreAmlAnd Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo P, Freier Verkauf im Anschluss öffentliche Premierenfeier
GroSSe eröffnUnGSfeier ab 11 Uhr
StreetfoodmArket oldenbUrG mit DJ Pink Mike (Better Call Soul/Hamburg) 11.30 Uhr | Außenbühne
kooky kliqUe – treASUre SoUl Choreografie von Lester René González Álvarez 12 und 15 Uhr | kleines Zelt
kinderZAUberShow mit Magic Marc
13 Uhr | Außenbühne
koStümverSteiGerUnG 14 Uhr | Außenbühne
ShAnty chor oldenbUrG im Anschluss an die vorstellung | Außenbühne Premierenfeier mit
Pony tyler GoldSPrint — mASSenkArAoke — SO
17 — 20.40 Uhr
20 rinG frei! im UferPAlASt
O lympisches Boxen mit dem VFB Oldenburg Freier Verkauf 21.15 — 23 Uhr
Poetry SlAm — herr*in deS rinGeS Verbales Wortgefecht in drei K.o.-Runden Freier Verkauf
ab 11 Uhr
StreetfoodmArket oldenbUrG mit DJ Pink Mike (Better Call Soul/Hamburg) 11 —16 Uhr | ewe baskets Streetball-court
ewe bASketS 3x3 fAmily cUP 12 und 14 Uhr | Außenbühne
delme ShAnty SinGerS 14.30 und 16.30 Uhr | Außenbühne
lindy hoP crAShkUrS mit Swing Kantine
15.15 — 16.15 Uhr | Außenbühne
StronG by ZUmbA Openair Training von beneFit — MO
21
ab 11 Uhr 19.30 Uhr | GAStSPiel
mAtthiAS brAndt & JenS thomAS
PSyCHO — Fantasie über das kalte Entsetzen Freier Verkauf
StreetfoodmArket oldenbUrG 11 Uhr | kleines Zelt
tAUSchPArty 15 — 18.30 Uhr | Außenbühne
tAnGocAfé — DI
22
19 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 19.30 Uhr
mit Stúdio Libertango
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
Alice im wUnderlAnd: l-S-dreAmlAnd
Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo GrW, VBA, Freier Verkauf — MI
23
— DO
24
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court 12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court 19 Uhr
ZU tiSch!
Kost- und Hör-Proben am Theaterhafen — FR
25
19 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 19.30 Uhr
Alice im wUnderlAnd: l-S-dreAmlAnd
Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo SFr1, Freier Verkauf
16
22 Uhr | Open-Air-Kino zu später Stunde
cine k — oUtSide kUrZfilmnAcht
23 Uhr | Open-Air-Kino zu später Stunde
cine k — oUtSide kooky kliqUe
TheaterHafen
UferPAlASt — SA
theAterhAfen
19.30 — 21.30 Uhr Uferpalast-Premiere
ab 11 Uhr
Musical von Andrew Lloyd Webber Abo P, Freier Verkauf im Anschluss öffentliche Premierenfeier
11 Uhr
26 JeSUS chriSt SUPerStAr
StreetfoodmArket oldenbUrG
hAndmAde mArket 11 Uhr
JAZZ-frühStück
mit Ensembles und Solist*innen des Oldenburgischen Staatstheaters 15 Uhr | workshop für alle | Außenbühne
JonGlieren Geht über StUdieren mit der Jongliergruppe des Hochschulsportes der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg — SO
— DI
— Mi
ab 11 Uhr
18 — 20 Uhr
27 JeSUS chriSt SUPerStAr
StreetfoodmArket oldenbUrG
Musical von Andrew Lloyd Webber Abo KlSo1, KlSo2, Freier Verkauf
12 Uhr
oldenbUrGer tweed-rUn 12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
19.30 — 21.30 Uhr
29 JeSUS chriSt SUPerStAr Musical von Andrew Lloyd Webber KlW, Freier Verkauf
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
19.30 — 21.30 Uhr
30 JeSUS chriSt SUPerStAr Musical von Andrew Lloyd Webber Abo KlMi1, KlMi2, Freier Verkauf
— Do
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
19.30 — 21.30 Uhr
31 JeSUS chriSt SUPerStAr Musical von Andrew Lloyd Webber Abo GrDoA, Freier Verkauf
juni — FR
01
19 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 19.30 Uhr
Alice im wUnderlAnd: l-S-dreAmlAnd
Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo GrFrB, Freier Verkauf — SA
02
19 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 19.30 Uhr
Alice im wUnderlAnd: l-S-dreAmlAnd
Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo VBB, Freier Verkauf
ab 12 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court 22 Uhr | open-Air-kino zu später Stunde
cine k — oUtSide
i‘m A cyborG, bUt thAt‘S ok ab 11 Uhr Strandcafé, trucks des Streetfoodmarket oldenburg, karussell und Zuckerbuden, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court ab 11 Uhr
flohmArkt 15 — 19 Uhr
Awo beAch cAmP tAG
mit Musik, Spiel, Familienflohmarkt und dem „schwatten Ostfrees Jung“ Keno Veith 22 Uhr | Außenbühne | konzert
hAvinGton — SO
11 Uhr
03 theAterwiSSen
Comedian Harmonists: Chanson- und Jazzgeschichte auf der Bühne | Vortrag von C. Schupp | Freundeskreis Freier Verkauf | 5,—/für Mitglieder Eintritt frei
Folk-Popband
ab 11 Uhr Strandcafé, trucks des Streetfoodmarket oldenburg, karussell und Zuckerbuden, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
17.30 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 18 Uhr
Alice im wUnderlAnd:
l-S-dreAmlAnd Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo GsSo1, GsSo2, Freier Verkauf — Di
05
19 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 19.30 Uhr
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
Alice im wUnderlAnd: l-S-dreAmlAnd
Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo GrDi1, GrDi2, Freier Verkauf — MI
06
19 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 19.30 Uhr
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
Alice im wUnderlAnd: l-S-dreAmlAnd
Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo GrMiA, Freier Verkauf — DO
07
11.30 Uhr | vorpremiere 19.30 Uhr | Premiere
ScheherAZAde erZählt (UA) AUS 1001 nAcht ein Ballett für die ganze Familie von Eleonora Fabrizi | ab 6 Jahren Freier Verkauf im Anschluss öffentliche Premierenfeier
17
TheaterHafen
UferPAlASt — FR
08
19 Uhr | GAStSPiel
rAinAld Grebe: dAS elfenbeinkonZert Freier Verkauf
— SA
11.30 Uhr
09 ScheherAZAde erZählt (UA) AUS 1001 nAcht
ein Ballett für die ganze Familie von Eleonora Fabrizi | ab 6 Jahren Freier Verkauf 19 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 19.30 Uhr
theAterhAfen ab 12 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court 22 Uhr | Open-Air-Kino zu später Stunde
cine k — oUtSide der dritte mAnn
ab 11 Uhr Strandcafé, trucks des Streetfoodmarket oldenburg, karussell und Zuckerbuden, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court 22 Uhr | konzert
letterbox SAlvAtion New Folk Acoustic Rock
Alice im wUnderlAnd:
l-S-dreAmlAnd Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo GrSaB, GrSaC, Freier Verkauf — SO
11.30 Uhr
10 ScheherAZAde erZählt (UA)
AUS 1001 nAcht ein Ballett für die ganze Familie von Eleonora Fabrizi ab 6 Jahren | Freier Verkauf
ab 11 Uhr Strandcafé, trucks des Streetfoodmarket oldenburg, karussell und Zuckerbuden, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
17.30 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 18 Uhr
Alice im wUnderlAnd:
l-S-dreAmlAnd Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo VBD, Freier Verkauf — DI
12
— MI
13 JeSUS chriSt SUPerStAr
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court 19.30 — 21.30 Uhr
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
Musical von Andrew Lloyd Webber | Freier Verkauf
— DO
11.30 Uhr
14 ScheherAZAde erZählt (UA)
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
AUS 1001 nAcht ein Ballett für die ganze Familie von Eleonora Fabrizi ab 6 Jahren | Freier Verkauf 19 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 19.30 Uhr
Alice im wUnderlAnd:
l-S-dreAmlAnd Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo GrDoA, VBC, Freier Verkauf — FR
11.30 Uhr
15 ScheherAZAde erZählt (UA)
AUS 1001 nAcht ein Ballett für die ganze Familie von Eleonora Fabrizi ab 6 Jahren | Freier Verkauf 19 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 19.30 Uhr
ab 11 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court 22 Uhr | Open-Air-Kino zu später Stunde
cine k — oUtSide God helP the Girl
Alice im wUnderlAnd:
l-S-dreAmlAnd Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo SFr2, Freier Verkauf — SA
16
19 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 19.30 Uhr | ZUm letZten mAl
Alice im wUnderlAnd: l-S-dreAmlAnd
Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo GrSaA, Freier Verkauf
ab 11 Uhr Strandcafé, trucks des Streetfoodmarket oldenburg, karussell und Zuckerbuden, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court 16 — 18 Uhr
tAnGocAfé
mit Studio Libertango
22 Uhr | konzert
not A whAle Indiefolk — SO
17
11.30 Uhr
mitSinGkonZert
ZIRKUS! ZIRKUS! | Freier Verkauf
ab 11 Uhr Strandcafé, trucks des Streetfoodmarket oldenburg, karussell und Zuckerbuden, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
17.30 Uhr Vorglühen mit The White Rabbit 18 Uhr | weGen GroSSer nAchfrAGe: ZUSAtZvorStellUnG
Alice im wUnderlAnd:
l-S-dreAmlAnd Uraufführung von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Abo KlSo1, KlSo2, Freier Verkauf — DI
18
19
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
TheaterHafen
UferPAlASt — MI
19.30 — 21.30 Uhr
20 JeSUS chriSt SUPerStAr
theAterhAfen 12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
Musical von Andrew Lloyd Webber Abo GsW1, GSW2, Freier Verkauf
— DO
11.30 Uhr | ZUm letZten mAl
21 ScheherAZAde erZählt (UA)
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
AUS 1001 nAcht ein Ballett für die ganze Familie von Eleonora Fabrizi | ab 6 J. | Freier Verkauf 19.30 — 21.30 Uhr
JeSUS chriSt SUPerStAr Musical von Andrew Lloyd Webber Abo GrDoB, Freier Verkauf — FR
19.30 — 21.30 Uhr
22 JeSUS chriSt SUPerStAr Musical von Andrew Lloyd Webber Abo GrFrA, Freier Verkauf
ab 12 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court 22 Uhr | Open-Air-Kino zu später Stunde
cine k — oUtSide Unterm Sternenhimmel
19.30 Uhr | Premiere — SA
comediAn hArmoniStS 23 die Musikalisches Schauspiel
von Gottfried Greiffenhagen und Franz Wittenbrink Freier Verkauf | im Anschl. öffentl. Premierenfeier
— SO
15 — 17 Uhr
24 JeSUS chriSt SUPerStAr Musical von Andrew Lloyd Webber Abo SoN, VBE, Freier Verkauf
ab 11 Uhr Strandcafé, trucks des Streetfoodmarket oldenburg, karussell und Zuckerbuden, Sandburgenbauen und Streetball-court 22 Uhr | konzert
fAheci
A cappella Trio feat. Kontrabass
ab 11 Uhr Strandcafé, trucks des Streetfoodmarket oldenburg, karussell und Zuckerbuden, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
21.30 Uhr
die comediAn hArmoniStS
Musikalisches Schauspiel von G. Greiffenhagen und F. Wittenbrink | Freier Verkauf — DI
19.30 — 21.30 Uhr
26 JeSUS chriSt SUPerStAr
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
Musical von Andrew Lloyd Webber Abo GrW, VBA, Freier Verkauf
— MI
19.30 — 21.30 Uhr
27 JeSUS chriSt SUPerStAr
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
Musical von Andrew Lloyd Webber Abo GrMiB, Freier Verkauf
— DO
19.30 — 21.30 Uhr
28 JeSUS chriSt SUPerStAr
12 — 22 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court
Musical von Andrew Lloyd Webber Abo VBB, Freier Verkauf
— FR
19.30 — 21.30 Uhr
29 JeSUS chriSt SUPerStAr Musical von Andrew Lloyd Webber Abo GrFrB, VBD, Freier Verkauf
ab 12 Uhr Strandcafé, Sandburgenbauen und ewe baskets Streetball-court 22 Uhr | Open-Air-Kino zu später Stunde
cine k — oUtSide only loverS left Alive
— SA
15 Uhr
30 die comediAn hArmoniStS
Musikalisches Schauspiel von G. Greiffenhagen und F. Wittenbrink | Freier Verkauf 20 Uhr | GAStSPiel
oedo kUiPerS — ein mUSicAlStAr hAUtnAh!
22 Uhr | konzert
bAnd nebelbild
zwischen Indie-Pop und SIngersongwriter 23 Uhr
nAcht der hUndert lAmPionS Kleine Wassermusik mit großer Beleuchtung
Solo-Abend mit dem Star aus ‚Jesus Christ Superstar‘ Freier Verkauf
juli — SO
12 Uhr | ZUm letZten mAl in d. SPielZeit
01 die comediAn hArmoniStS
Musikalisches Schauspiel von G. Greiffenhagen und F. Wittenbrink | Freier Verkauf 18 — 20 Uhr | Z. letZten mAl i. d. SPielZeit
JeSUS chriSt SUPerStAr Musical von Andrew Lloyd Webber Freier Verkauf
19
SchauspielSeiten
We are all mad here! Jeder Spielort hat seine Eigenheiten. Zumal wenn der Spielort kein Theater ist, sondern ein Zelt auf einem ehemaligen Industriehafengelände. Hier bedarf es einer besonderen Behandlung der örtlichen Gegebenheiten. Regisseur Robert Gerloff und Dramaturg Jonas Hennicke haben für ihr Spektakel ‚Alice im Wunderland: L-S-Dreamland‘ einen besonderen Zugriff gefunden. Lesen Sie hier die ersten Seiten der vorläufigen Bühnenfassung:
20
SchauspielSeiten
,ALICE IM WUNDERLAND: L-S-DREAMLAND‘ von Robert Gerloff und Jonas Hennicke Regie — Robert Gerloff Bühne — Maximilian Lindner Kostüme — Johanna Hlawica Musikalische Leitung — Hajo Wiesemann Choreografie — Mirjam Klebel Premiere am 19.05.2018, 19.30 Uhr, Uferpalast
21
, öff n e Di :
Uf
rp
st a la
ch
e
BallettSeiten
… Von Wunderlampen und Goldschätzen Eleonora Fabrizi ist Tänzerin und Ensemblemitglied der BallettCompagnie Oldenburg. Nun stellt sie sich erstmalig als Choreografin vor. Im Interview spricht sie mit Nastasja Fischer über Hintergründe, Ideen und Herausforderungen ihrer Kreation ‚Scheherazade erzählt … aus 1001 Nacht‘. Das Ballett für die ganze Familie feiert am 07.06. im Uferpalast Premiere. Die Geschichten aus ,1001 Nacht‘ sind mehr oder weniger jedem Menschen präsent. Was hat dich an dem Stoff gereizt? Eleonora Fabrizi: Meine erste Inspiration, mich überhaupt mit dem Werk ‚1001 Nacht‘ auseinanderzusetzen, kam durch die Komposition ‚Scheherazade‘ von Nikolai Rimski-Korsakow. Ich wollte auf diese Musik ein Ballett kreieren und habe daraufhin das Buch gelesen. Ich dachte, es könnte interessant sein, eine andere Scheherazade zu zeigen als diese, über die es bereits ein Ballett gibt. Und so entstand die Grundidee. Dann habe ich weitere Geschichten aus der Sammlung gesucht, von denen ich überzeugt war, dass sie auch für Kinder interessant sind. Außerdem fand ich es inspirierend, mich mit der arabischen Kultur auseinanderzusetzen und etwas davon hier zu zeigen. Wie wirst du die Märchen und Geschichten in deinem Ballett umsetzen? EF: Der Rahmen der Inszenierung ist die Geschichte von Scheherazade. In einem Prolog lernen wir die Hauptfiguren des Balletts kennen, und wir werden zeigen, wie Scheherazade in die Lage kommt, die Märchen in 1001 Nacht zu erzählen. Von diesem Moment aus entfalten sich drei verschiedene Geschichten. Scheherazade bleibt das verbindende Glied dieser Kette. Mir ist es wichtig, eine starke und kluge Frau zu zeigen, die ein Freigeist ist und sich gegen Unrecht und Boshaftigkeit wehrt. 22
Für welche Geschichten hast du dich entschieden und warum? EF: Ich habe mich für ‚Aladdin und die Wunderlampe‘, ‚Ali Baba und die 40 Räuber‘ sowie ‚Die Geschichte vom Fuchs und Wolf‘ entschieden. Die drei Erzählungen repräsentieren verschiedene Aspekte unseres Lebens. So steht bei Aladdin die Liebe im Mittelpunkt, außerdem ist diese Geschichte sehr märchenhaft sowie voller Illusionen. In der ‚Geschichte vom Fuchs und Wolf‘ wird der Aspekt der Freundschaft und des gegenseitigen Vertrauens behandelt. Ich habe mich auch für diese Erzählung entschieden, weil ich es spannend für Kinder fand, nicht nur Menschen, sondern auch Tiere bzw. Menschen, die Tiere spielen, auf der Bühne zu sehen. Es ist außerdem ein tolles Spielmittel für Tänzer*innen, sich animalische Bewegungsformen anzueignen. In ‚Ali Baba und die 40 Räuber‘ sehen wir einen armen Mann, der Gold findet, das von Räubern gestohlen wurde, und der durch glückliche Umstände und die Hilfe einer sehr intelligenten Frau diesen Reichtum auch bewahren kann. Der Erfolg, Geld und Reichtum und der Umgang damit stehen hier im Vordergrund. Ist es eine besondere Herausforderung, ein Ballett für Kinder zu kreieren? EF: Ja, auf jeden Fall. Meine Choreografie wird zwar nicht aus anderem Schrittmaterial bestehen, weil es eine
BallettSeiten
Choreografie für Kinder ist, aber man muss schon auf einiges achten. Ich möchte nicht zu abstrakt arbeiten und lege viel Wert darauf, auch mit der Mimik der Tänzer*innen zu arbeiten. Die Kinder werden außerdem sehr nah am Geschehen sein, weshalb es mir wichtig ist, sie wirklich mit einzubeziehen, den Augenkontakt zu suchen und ähnliches. Ich möchte, dass sie sich wirklich als Teil des Balletts fühlen, dass sie in dem Ballett sind und es nicht nur von außen betrachten. Ist es schwierig, den richtigen Grad zwischen den Comic-Verfilmungen von Disney wie zum Beispiel ‚Aladdin‘ und den Originalgeschichten, die eigentlich gar nicht für Kinder, sondern für Erwachsene geschrieben wurden, zu finden? Worauf legst du in deiner Inszenierung wert? EF: Ich orientiere mich für meine Handlungsstränge größtenteils an dem Buch, trotzdem kann ich nicht leugnen, dass natürlich die Filme von Disney – bei denen tatsächlich Elemente aus den verschiedenen Märchen jeweils zu einem zusammengefügt wurden – in meinem Kopf präsent sind. Wahrscheinlich geht es vielen Menschen so. Trotzdem versuche ich, mich nicht so sehr davon beeinflussen zu lassen. Das Buch wird mir bei meiner Choreografie behilflich sein, vor allen Dingen, was die Hintergründe der Figuren angeht. Zum Beispiel hat Aladdin in der Originalgeschichte eine Mutter, im Disney-Film ist er Waise, das ist eine ganz andere Herangehensweise an die Erarbeitung dieses Charakters, und diese hilft mir, meine Choreografie zu kreieren. Die Erzählungen, wie sie im Buch zu lesen sind, bilden definitiv das Gerüst meiner Inszenierung, aber auch ich werde eigene Interpretationen finden. Das Buch ist mehr eine Spur, der ich folge. Der besondere Ort – der Uferpalast – ist ein Zirkuszelt. Wird deine Art des Choreografierens dadurch beeinflusst? EF: Mehr in der technischen Herangehensweise als in der inhaltlichen. Im Fall von ‚Scheherazade erzählt‘ ist das Publikum sehr nah und sitzt teilweise direkt am Bühnenrand. Die Zuschauer*innen sind im
Eleonora Fabrizi
Halbkreis um die Bühne herum angeordnet, und so muss ich auch in meiner Choreografie darauf achten, in 180 Grad zu choreografieren und nicht nur nach vorne zu gehen. Es wird außerdem keine Gassenwände geben, sodass ich mir genaue Gedanken über Auf- und Abgänge machen muss. Freust du dich auf die Zeit im Uferpalast? EF: Ja, ich bin sehr gespannt auf die Zeit im Zelt. Neue Orte sind immer besonders und vor allen Dingen an diesen neuen Orten zu spielen und zu tanzen, und ich denke, bei uns allen wird das ein einzigartiges Gefühl hervorrufen. Da ich dieses Mal choreografiere und nicht tanze, werde ich dieses Gefühl aber aus einer ganz anderen Perspektive wahrnehmen als meine Kolleg*innen, die auf der Bühne stehen.
,SCHEHERAZADE ERZÄHLT (UA) AUS 1001 NACHT‘ ein Ballett für die ganze Familie, ab 6 Jahren von Eleonora Fabrizi Choreografie und Kostüme — Eleonora Fabrizi Bühne — Antoine Jully Musik — Nikolai Rimski-Korsakow, Claude Debussy, Aram Khachaturian u. a. Vorpremiere am 07.06.2018, 11:30 Uhr, Uferpalast Premiere am 07.06.2018, 19:30 Uhr, Uferpalast
Mit freundlicher Unterstützung vom Freundeskreis des Oldenburgischen Staatstheater e.V. 23
L a g e p l a n th 1 — Haupteingang 2 — Kasse & Info 3 — WC 4 — Fahrradparkplatz 5 — Bootsanleger 6 — Cine k outside 7 — Karussell und Zuckerbuden 8 — Außenbühne 9 — Eingang Uferpalast 10 — Foyerzelt 1 1 — Uferpalast 12 — Bar 13 — Längste Bank Oldenburgs 14 — Beach 15 — Strandcafé 16 — Backstage-Bereich 17 — EWE-Baskets Streetball-Court 18 — Kaffeewagen
24
5
8 6
4
7
3 2
1
he at e r haf e n
14
13
12
8 9
15
10 11
17
16
18
25
OpernSeiten
Oldenburger Tageblatt 4. Ausgabe
Oldenburg, Juni 1932
Jahrgang II
Oldenburg 1932. Sie befinden sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, geben bis zu 175 Konzerte im Jahr und reißen das internationale Publikum mit Melodien wie ‚Veronika, der Lenz ist da‘, ‚Wochenend und Sonnenschein‘ oder ‚Mein kleiner grüner Kaktus‘ regelmäßig zu Begeisterungsstürmen hin. Die Rede ist natürlich von keinen Geringeren als von den Comedian Harmonists. Dem Oldenburger Tageblatt ist es nun gelungen, ein exklusives Interview mit dem weltberühmten Gesangsensemble vor seiner Konzertserie im kommenden Juni in Oldenburg zu führen.
Nicht alles eitel Wochenend' und Sonnenschein Sie füllen renommierte Konzertsäle wie die Berliner Philharmonie, gastierten in halb Europa. Ihr Terminkalender platzt mit Terminen für Konzerte, Platten-, Rundfunk-, und Filmaufnahmen aus allen Nähten. Jahr für Jahr werden Sie erfolgreicher. Diesen Erfolg mussten Sie sich allerdings hart erarbeiten … Harry Frommermann: Ja, die Anfangszeit der Comedian Harmonists war unglaublich schwierig und geprägt von wirklich harter Arbeit. Robert Biberti: Wir haben zu Beginn zu Hause bei Harry sechs Monate jeden Tag geprobt. Unermüdlich, mehrere Stunden lang, tagsüber und auch nachts. Und das, ohne einen einzigen Auftritt in Aussicht zu haben. Ari Leschnikoff: Und nebenbei mussten wir auch noch anderen Tätigkeiten nachgehen, um finanziell überhaupt über die Runden zu kommen. Ich habe zum Beispiel als singender Kellner gearbeitet. Die anderen haben im Kino oder im Chor gesungen oder Nachhilfestunden gegeben. Was war denn während dieser Anfangsphase die größte Herausforderung? Erwin Bootz: Aus musikalischer Sicht war es natürlich am schwierigsten, aus fünf Einzelstimmen einen harmonischen Ensembleklang, einen Wohlklang zu formen. Das hat eben ein paar Monate gedauert. H.F.: Und dann war es auch nicht immer leicht, die Gruppe überhaupt zusammen und bei Laune zu halten. Lange Proben ohne Bezahlung, kein Auftritt in Sicht … Das zerrt irgendwann auch an den enthusiastischsten Nerven. Aber wir haben es geschafft! Wie sind Sie denn überhaupt dazu gekommen, miteinander zu singen? A.L.: Das war Harrys Idee! H.F.: Genau. Vor ein paar Jahren, Ende 1927 war das, da war 26
ich Kleindarsteller an der Berliner Volksbühne … Zu dieser Zeit war ich ein großer Fan der amerikanischen Gesangsgruppe The Revelers. Einem Freund, Theodor Steiner, und mir fiel auf, dass es in Deutschland noch kein Ensemble nach dieser Art gab, und wir kamen auf die Idee, eine deutsche Gesangsgruppe im Stil der Revelers zu gründen. Theodor und ich kannten aber keine weiteren Sänger, die wir fragen konnten, und daher habe ich eine Zeitungsannonce aufgegeben und interessierte junge Sänger zu einem Vorsingen in meine Wohnung eingeladen. Tatsächlich sind weit über 70 Leute gekommen. Stimmt es, dass Operetten-Liebling Johannes Heesters ebenfalls unter den Vorsingkandidaten war? H.F.: Wer weiß? Bei so vielen Sängern kann man sich ja nicht mehr an jeden einzelnen erinnern. Auf jeden Fall war aber Robert dabei. R.B.: Und ich bin nicht mal freiwillig hingegangen. Meine Mutter hatte mich hingeschickt. Sie meinte, das wäre was für mich. Roman Cycowski: Als Harry die Gruppe zusammenstellte, waren Erwin, Ari, Erich und ich damals noch nicht dabei. Wir sind erst einige Monate später dazugekommen und Erwin sogar erst 1929. Ari und ich kamen über den Kontakt mit Robert zur Gruppe. Wir haben alle drei im Chor des Großen Schauspielhauses in Berlin gesungen. Als wir einen Ersatzpianisten für Theodor brauchten, kam Erwin auf Aris Empfehlung zu uns. E.B.: Empfehlung ist gut … Ari hat mich damals gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei einem merkwürdigen Musikensemble mitzumachen. Und dann hat er mich eines Mittags einfach aus dem Bett gerissen und mich zu Harry in die Wohnung mitgeschleppt … So kam ich zur Gruppe. Erich habe ich dann später dazu holen können, als der bisherige zweite Tenor das Ensemble verließ.
OpernSeiten
E.B.: Ich habe das aber nur in bester Absicht gemacht. Harrys Arrangements waren immer so lang. Ich habe sie gekürzt, damit sie auch auf eine Schallplatte passen. Ich war sehr vorausschauend … E. C.: Inzwischen haben wir uns ein Repertoire erarbeitet, dessen Nummern aus ganz unterschiedlichen Quellen stammen, aus Varieté-Shows, Operetten oder Filmen wie das Lied ‚Ein Freund, ein guter Freund‘. Und wir singen natürlich auch die Stücke, die Erwin für uns geschrieben hat wie ‚Ich küsse Ihre Hand, Madame‘ oder ‚Schöne Isabella von Kastilien‘. Die Comedian Harmonists auf Tour.
Erich Collin: Als ich einstieg, hießen sie übrigens schon Comedian Harmonists und nicht mehr Melodiemakers. Und wie gelang Ihnen der Durchbruch? A. L.: Den haben wir dem großen Regisseur Eric Charell zu verdanken. Er hat uns für seine Revue ‚Casanova‘ im Großen Schauspielhaus engagiert. Da waren wir die Unterhaltungsnummer zwischen den Akten. Charell hat uns auch den neuen Gruppennamen gegeben. R.B.: Aber eigentlich war es doch Agent Bruno Levy, der uns entdeckt hat. Wir haben ihm vorgesungen und er hat uns dann an Charell vermittelt. Das war das zweite große Vorsingen, das wir als Gruppe absolviert haben und das glücklicherweise gut ausgegangen ist. Unser erstes richtiges Vorsingen war nämlich eine regelrechte Katastrophe. R. C.: Ein paar Monate zuvor haben wir dem Direktor des Varietés Scala vorgesungen und der meinte nur, dass er einen Vergnügungspalast und kein Beerdigungsinstitut betreibe … E.B.: Nach all den durchgearbeiteten Nächten war das wirklich ein vernichtendes Erlebnis … Sie sind sechs Ensemblemitglieder, haben daher bestimmt auch, was die Musik betrifft, sechs unterschiedliche Meinungen. Wie funktioniert denn in Ihrer Gruppe die Musikauswahl? H.F: Ganz zu Beginn habe ich das als Gründer der Gruppe gemacht. Ich habe Arrangements geschrieben, vor allem nach den Songs der Revelers und anderen amerikanischen Jazz-Titeln. Dann kamen auch Volkslieder und klassische Stücke dazu. R.B.: Als Erwin dann zu uns kam, hat er meistens das Arrangieren übernommen. Für Harry war das anfangs nicht immer leicht zu akzeptieren, vor allem, weil Erwin auch viele von Harrys Nummern nochmal umarrangiert hat.
Ich stelle mir vor, dass es nicht immer einfach ist, wenn man so viel gemeinsam arbeitet und zusammen auf Reisen ist. Gibt es da auch mal Streitereien? R.C.: Wir streiten uns schon manchmal, u. a. weil uns Ari mit seinen Verständnisschwierigkeiten und Problemen mit der deutschen Sprache auf die Palme bringt. Deutsch ist ja nicht seine Muttersprache … Wir zanken uns, weil Erwin immer wieder Anfälle bekommt und als Solist Karriere machen will oder weil der ein oder andere mal wieder zu spät zur Probe oder zu einem Auftritt kommt. A.L.: Erwin kommt übrigens am häufigsten zu spät. Er muss dafür immer Strafe zahlen. Ich bin hingegen der Pünktlichste! Was sind denn Ihre nächsten Pläne? Was wünschen Sie sich für die Zukunft? E.C.: Wir möchten natürlich so erfolgreich bleiben wie bisher. Es sind weitere Aufnahmen geplant, Konzerte im In- und Ausland und wir werden wohl noch den ein oder anderen Film drehen. H.F.: Aber man weiß ja nie so genau, was die Zukunft bringt … Das Interview führte unsere Reporterin Christina Schmidl.
,DIE COMEDIAN HARMONISTS‘ Musikalisches Schauspiel Buch von Gottfried Greiffenhagen musikalische Einrichtung von Franz Wittenbrink in deutscher Sprache Musikalische Leitung — Felix Pätzold Regie — Felix Schrödinger Ausstattung — Josefine Smid Premiere am 23.06.2018, 19:30 Uhr, Uferpalast
27
SEiTENBÜHNE
Ein Theaterhaus auf Zeit Paolo Ive, Zeltmeister des Circus Roncalli, hat für das Oldenburgische Staatstheater den Uferpalast am Theaterhafen gebaut it großen Schritten durchquert Paolo den Platz. Sein prüfender Blick ist abwechselnd in den Himmel, auf die Umgebung und auf den Boden unter seinen Füßen gerichtet. Sein Maßband flattert im Wind. „Passt auf! Wir machen das so!“ Seine rund zwanzig Mitarbeiter schauen ihn erwartungsvoll an, um dann, nach einigen Worten, geschäftig in alle Himmelsrichtungen auseinander zu laufen. Jeder weiß jetzt genau, was zu tun ist.
M
wird das Zeltdach in die Höhe gezogen. Jeweils vier Personen bewegen die Kurbeln an den vier Hauptmasten. Es folgt der Bau der Sitzeinrichtung, des Gradins. 1.186 Teile aus Holz und Eisen werden zusammengesteckt bis die neun leuchtend roten Bankreihen im ansteigenden Rund um die Manege zum Probesitzen einladen. Erst wenn alles Material im Zelt ist, wird die Rundleinwand eingehängt und die Seitenwand geschlossen.
Paolo Ive ist Zeltmeister des Circus Roncalli. Seit über dreißig Jahren baut er die Zelte für „Europas meistbewunderten Zirkus“ (Herald Tribune). Und das überall. Mit seinem Team war er schon in Sevilla, Moskau, Luxemburg, Wien, München, Amsterdam, Mailand, Kopenhagen und und und …
Jetzt ist das Chapiteau windsicher. Windgeschwindigkeiten bis zu 150 km/h kann das Roncalli-Zelt aushalten, wenn es von Paolo und seiner Crew aufgebaut wurde. Bereits ab 80 km/h jedoch darf kein Publikum mehr im Fliegenden Bau Platz nehmen. Der Zeltmeister vor Ort hat daher einen direkten Draht zum Deutschen Wetterdienst. Dort sind die Roncalli-Zelte immer mit ihrem aktuellen Standort hinterlegt. Per SMS oder Fax, zur Not auch per Anruf, gibt der Dienst aktuelle Unwetterwarnungen durch. Dann werden Wagen schützend um das Zelt platziert, Eingänge gut verschlossen und alle Seile und Leinen besonders fest angezogen, um den Windböen möglichst wenig Angriffsfläche zu geben. Allerdings ist das mit den Vorhersagen so eine Sache: Eines sonnigen Sommers in München, nach einem gelungenen Aufbau und bei strahlend weiß-blauem Himmel, beschloss Paolo mit seinen Kollegen den Feierabend für einen Besuch des Zirkus Krone zu nutzen. Die Tüte gebrannte Mandeln und das Programmheft gerade in der Hand, bemerkte einer der Gruppe in weiter Ferne eine dunkle Wolkenwand, die sich erschreckend schnell auf die Stadt zubewegte. Das Team nahm die Beine in die Hand und kam gerade noch rechtzeitig zum Platz zurück. Bei 130 km/h kletterten Paolo und sein Betriebsleiter auf das Dach des Chapiteaus und sicherten das große, aus 458 Glühbirnen bestehende Roncalli-Schild.
Er kennt die Plätze, das Wetter und weiß, wo und vor allem wie ausgerichtet der in der Branche liebevoll „Chapiteau“ genannte Bau eine gute Figur macht. Und nicht nur das: Als „ Aufsichtsperson zur Leitung des Auf- und Abbaus und des Betreibens von technisch schwierigen Fliegenden Bauten“, wie es im Fachjargon der Berufsgenossenschaft heißt, ist er vor allem für die Sicherheit von Personal und Publikum zuständig. Seine Arbeit beginnt immer mit dem Vermessen des Platzes. Mit Sprühkreide markiert er die wichtigsten Positionen für die vier Masten und die Anker. Über 130 Erdnägel werden nach und nach etwa einen Meter tief in den Boden geschlagen, um dem Zelt gegen Wind und Wetter ausreichend Halt zu geben. An ihnen befestigt das Team die 15 Meter hohen Masten und die Abspannungen. 2,5 Tonnen wiegen allein die cremeblauen PVC-Planen des Zeltdaches. Dessen Kuppel ist übrigens eine Erfindung von Roncalli. Zirkusdirektor Bernhard Paul zeichnete die Entwürfe und gab sie in den 1980er Jahren erstmals beim italienischen Zeltebauer Canobbio in Auftrag. Sie lässt sich hochfahren und ermöglicht so unkompliziert eine Belüftung des Zeltes. Sie ist jedoch das Einzige, was sich hydraulisch bewegen lässt. Der Rest ist reine Handarbeit. Auf das Kommando von Paolo 28
Wie wird man Zeltmeister? Paolo wiegt lächelnd seinen Kopf hin und her. Nein, er ist nicht im Zirkus aufgewachsen. Seine ersten vierzehn Lebensjahre verbrachte er in einer kleinen Stadt in Ligurien. Er hatte gerade die Schule
SEiTENBÜHNE
Paolo Ive umringt von Journalisten beim Ankerschlagen am Theaterhafen
abgeschlossen und sollte in wenigen Tagen eine Schreiner- Eventagentur gegründet hatte. Bernhard Paul freute sich, lehre beginnen, als der Zirkus in die Stadt kam. Paolo war diese Aufgabe vertrauensvoll in die großen Hände des liefasziniert und verbrachte so viel Zeit wie möglich auf dem benswürdigen Italieners legen zu können. Zirkusgelände, half beim Kartenabreißen und bei anderen Kleinigkeiten. Gegen Ende des Gastspiels wurde er gefragt, Seither ist Paolo für alle Sonderproduktionen von Roncalob er einen jungen Mann wüsste, der Lust hätte mitzurei- li zuständig: ob die Opernfestspiele in Schwerin, Circus sen und auf die Pferde achtzugeben. Noch am selben Abend meets Classic im Musicaltheater Bremen, Produktpräsenstand Paolo vor seiner Mutter und teilte ihr mit, dass er die tationen von Siemens und BMW, die Höhner Rockin‘ Roncalli Show, diverse Galas oder DinStadt am nächsten Morgen mit dem nerspektakel; ob Zirkuszelt, Pagoden Zirkus verlassen würde. Er wurde Mit seinem Team war und Vorzelte, Bühnenkulissen oder Stallbursche der Familie Jarz, lebte historische Spiegelzelte, bei zweistelliund trainierte mit der Artistenfamier schon in Sevilla, gen Minusgraden, in der Sommerhitze, lie, die neben der Pferdedressur auch andere akrobatische Darbietungen Moskau, Luxemburg, auf dem Schiff oder auf der Verkehrsinsel in der Großstadt – kein Projekt ist im Programm bestritt und war bald ihm zu schwierig. Und er schafft es imFänger am Fliegenden Trapez. Es Wien, München, mer, dass alle Bauten sicher und pünktwar eine erfolgreiche Zeit für den Amsterdam … lich stehen. Auch der Uferpalast am Zirkus in Europa. Artisten, vor allem Theaterhafen ist vor der verabredeten Luftakrobaten, waren die Stars der Unterhaltungsbranche. Seine Karriere brachte Paolo Jarz, Zeit fertig zur Bauabnahme. wie er sich jetzt nannte, um die ganze Welt. Schon damals half er beim Auf- und Abbau des Zirkus. Das war so üb- Mit seinen 75 Jahren ist der Roncalli-Zeltmeister immer lich. Um die Ausfalltage zwischen den Gastspielen mög- noch viel unterwegs. Aber nach einigen Tagen kehrt er lichst gering zu halten, wurden für das Umsetzen in die jedes Mal gerne zurück in sein kleines Häuschen, in dem nächste Stadt alle verfügbaren kräftigen Hände genutzt. seine Frau Dolly auf ihn wartet. Und wenn schönes WetArtisten, Musiker, Techniker – jeder hatte seine Aufga- ter ist, dann kocht er für sie auf der Terrasse in der Abendbe und packte mit an. Nach einigen Jahren begann Paolo sonne eine leckere Paella. Die riesige Reispfanne ist ebenso sein zweites Zirkusleben als Zeltmeister, heiratete, bekam kreisrund wie die Roncalli-Manege und bei der SchichKinder und kam über den weitreisenden Zirkus Sarrasani tung von Meeresfrüchten und weiteren kostbaren Zutaten schließlich nach Köln zu Roncalli. Zu Beginn war er immer ist ein gutes Gefühl für Statik nicht unbedeutend. Dazu ein dort, wo Roncalli gerade gastierte. Mit seiner Familie lebte Gläschen Amarone, und Freunde und Familie dürfen ihm er in einem selbst ausgebauten und liebevoll restaurierten vergnügt die leeren Teller reichen. Oldtimer-Lkw. Als seine Kinder schulpflichtig wurden, Angela Weller beschloss er, wieder sesshaft zu werden. Da traf es sich gut, dass Roncalli mittlerweile gewachsen war und eine eigene 29
TheaterHafen
Von Houston nach Nigeria Theaterhafenkapitän Leo Pahl über seinen Einsatz bei ‚Alice im Wunderland: L-S-Dreamland’, Seemannsknoten und Puppen mit Maschinengewehren Leo, wo kommt eigentlich dein Hang zum Wasser her? Leo Pahl: Mein Urgroßvater war auch Kapitän. Der war zwar nicht auf großer Fahrt, aber zumindest Küstenschiffer. Außerdem kommt meine Familie aus Bremen. Da macht man mit Zwölf einen Segelschein. Aber eigentlich wollte ich Pilot werden … Ich war bei der Eignungsuntersuchung der Lufthansa. Die habe ich wegen der strengen Auswahl aber nicht geschafft und dann überlegt, was so ähnlich ist … So ähnlich …? LP: … also eigentlich ist das überhaupt nicht ähnlich, weil man als Pilot abends wieder Zuhause oder höchstens zwei Tage weg ist. Ich habe mich dann jedenfalls für Nautik beworben. Was braucht man dafür? LP: Das erste Semester ist ein Praxissemester. Es gibt keinen NC, aber du musst einen Vertrag mit einer Reederei haben, damit du als Erstsemester mit denen fahren darfst. Bei meinem ersten Bewerbungsgespräch hat es sofort geklappt, und ich war gleich sechs Monate unterwegs. Wo bist Du hingefahren? LP: Ich bin in Hong Kong eingestiegen. Wir waren im Liniendienst Richtung Persischer Golf und Rotes Meer, also über Singapur nach Katar, Dubai, Saudi Arabien, Jordanien und Ägypten. Das war 2011/2012. Da waren noch ziemlich viele Piraten unterwegs rund um Somalia … Habt ihr welche gesehen? LP: Nein. Es gibt zwar Konvois, die da zusammen mit Kriegsschiffen durchfahren – für die langsamen Tanker zum Beispiel, die beliebte Ziele für die Piraten sind. Aber das haben wir nicht gebraucht, weil wir auf einem schnellen Containerschiff waren, das fullspeed durchs Meer rattert und außerdem höhere Bordwände hat. Das macht es viel schwerer, da mit so einem kleinen Boot ran zu kommen. Und wir hatten Puppen, die als Militärsoldaten verkleidet waren … Was, wirklich? LP: Ja, das waren Schaufensterpuppen, die deutsche Uniformen anhatten und … 30
… mit Maschinengewehren in der Hand … LP: (lacht) Ja, genau! Da habe ich noch lustige Bilder. Diese Attrappen standen an Bord und das ganze Schiff war außen mit Stacheldraht gesichert. Krass. Und da warst du dann ein halbes Jahr lang unterwegs, und das war dein Praxissemester. LP: Das war mein Praxissemester, das erste von zweien. Und dann kommst Du zurück und dann? LP: Dann geht die Hochschule los. Man hat bis dahin ja keine einzige Unterrichtsstunde gehabt. Was auch gut ist, weil man erst einmal austesten konnte, ob man für das Leben an Bord gemacht ist oder nicht. Wie ein Pflegepraktikum im Krankenhaus? LP: Richtig. Da weiß man dann auch, ob man das abkann. Mir hat’s halt tierisch gut gefallen und ich bin dabeigeblieben. Dann kommt die Theorie, man lernt alles von technischer Navigation bis hin zu Personalmanagement. Außerdem viel über Recht – Schifffahrtsrecht, aber auch allgemeines Recht. Und irgendwann steht dann das zweite Praxissemester an, richtig? LP: Genau, im sechsten Semester. Wieder sechs Monate, sodass man am Ende auf ein Jahr Praxis kommt. Ich war bei der Reederei Sloman Neptun auf einem Chemietanker unterwegs. Ich bin in Hamburg eingestiegen und war im Mittelmeer, in Algerien, Spanien, Südamerika, Nordamerika … Was war dein Job an Bord? LP: Im Praxissemester ist man Kadett und hat fast keine Verantwortung. Man guckt überall ein bisschen rein und hilft auch viel an Deck, heißt: man streicht viel … Praktikant auf See! LP: Genau! Ich war aber auch vier Stunden auf der Brücke mit dem ersten Offizier zusammen, der mir erklärt hat, was er macht. Im zweiten Praxissemester weiß man schon was, kennt sich fachlich aus und kann sich besser einbringen, kann selber eine Wache gehen oder eine Route planen. Meistens war ich immer acht Stunden auf der Brücke und vormittags noch an Deck. Bei der letzten Tour bin ich von
TheaterHafen
Auf hoher See
Houston nach Nigeria gefahren. Von da wollte ich eigentlich nach Hause, doch dann kam dieser Ebola-Ausbruch. Ich konnte nicht von Bord und musste mit nach Frankreich fahren. Dadurch war ich drei Wochen länger unterwegs als geplant. Und dann ging es wieder zurück zur Theorie. LP: Ja, es gab noch ein paar Fächer, die ich belegen musste, dann standen die Abschlussklausuren und die Bachelorarbeit an. Gibt es auch praktische Prüfungen? LP: Nur wenige. Morsen zum Beispiel.
Leo Pahl (2. v. rechts) und Crew bei der Einfahrt in den Detroiter Hafen
Und, hast du das vor? LP: Ich möchte mein Kapitänspatent ausfahren, ja. Ah, ausfahren heißt das, okay. Dann bewirbst du dich mit deinem Kapitänspatent bei einer Reederei, um da zwei Jahre lang zum Kapitän … LP: … zwei Jahre ist nur die Fahrtzeit, wahrscheinlich sind es dann vier Jahre, bis man Kapitän ist, man ist die Hälfte der Zeit Zuhause. Aber du hast jetzt schon die Berechtigung, so ein Schiff zu fahren … LP: Die Berechtigung noch nicht ganz, aber die Fähigkeit … (lacht)
Obwohl man heutzutage wahrscheinlich gar nicht mehr morst, oder? LP: Nein, aber die Schifffahrt ist sehr von Tradition geprägt. Man navigiert ja heute mit sehr genauen GPS-Daten. Trotzdem sollte jeder gute Seemann auch die Astronomische Navigation beherrschen.
Das ist wohl nicht so schwer, oder? Das läuft sicher alles über Computer heutzutage? LP: Je größer das Schiff, desto kleiner das Steuerrad, sagt man. Bei den ganz großen hast du nur einen kleinen Joystick, den du bewegen musst.
Wie lange dauert das Studium insgesamt? LP: Es sind eigentlich acht Semester, die meisten brauchen aber ein bisschen länger … Bis zum letzten Sommer war der Abschluss ein Diplom, jetzt ist es ein Bachelor. Ist aber quasi das Gleiche, das Ziel ist es ja, das Schiff fahren zu dürfen. Das ist das Kapitänspatent. Um wirklich Kapitän zu sein, braucht man allerdings noch zusätzliche zwei Jahre Fahrtzeit als Offizier. Du wirst dann als Junior-Offizier eingestellt. Das könnte ich, wenn ich alle Zeugnisse habe, jetzt machen.
Und sag mal, deine andere große Leidenschaft ist offenbar das Theater. Du bist schon länger am Staatstheater als Statist unterwegs, oder? LP: Ja, das ist eigentlich purer Zufall gewesen, ich hatte vorher nie etwas mit Theater zu tun. Als ich nach Oldenburg gezogen bin, habe ich einen Minijob gesucht. Ich habe direkt gegenüber vom Theater gewohnt und dachte, ich schreibe einfach mal was – eine richtige Bewerbung mit Lebenslauf und allem. Der Verantwortliche lachte nur und 31
TheaterHafen
meinte: „Ein Zweizeiler hätte auch gereicht - komm vorbei!“ Und dann hab ich hier angefangen, erstmal als Beleuchtungsstatist, dann im Umbau und irgendwann stand ich auch auf der Bühne. Das waren so kleine Sachen. Ich bin ja kein Schauspieler. Aber es macht dir trotzdem Spaß, oder? LP: Es macht mir Spaß, ja, ich find’s cool. Die Theaterwelt und die Leute hier sind ja irgendwie so ein eigenes Ding. Jetzt bist du bei ‚Alice im Wunderland‘ dabei, was machst du da? Was kommt auf dich zu? LP: Ich bringe zum Stückbeginn die Schauspieler*innen mit einer zwölf Meter langen Barkasse zum Anleger des Theaterhafens. Das ganze wird mit viel Show verbunden sein, so dass die Zuschauer*innen gleich in die magische Wunderland-Welt eintauchen. Stimmt es, dass du eine Sonderbefähigung brauchst, um das Schiff zu lenken? LP: Tatsächlich! Erstens, weil dort eine Binnenschifffahrtsstraße verläuft und zweitens, weil es kein riesengroßer Pott ist.
Das heißt, Du darfst zwar 400-Meter-Containerschiffe über die Weltmeere fahren, aber keine Zwölfmeter-Barkasse im Oldenburger Hafen lenken, weil das ein Binnengewässer ist …? LP: Und weil es kein Frachtschiff, sondern ein Personenschiff ist. Ein patentierter Kapitän auf Großer Fahrt darf natürlich fast jedes Schiff in fast jedem Gewässer kommandieren. Aber ich bin ja noch im Studium und musste deswegen die Sportbootführerscheinprüfung machen. Das war fachlich kein Problem, aber das Zertifikat braucht man ja trotzdem. War da auch Praxis dabei? LP: Ja! Man musste sogar sechs Knoten können! Die konnte ich durch das Studium auch alle, dort wurden sie aber nie abgefragt. Aber hier war’s tatsächlich Teil der Prüfung, total lustig. Naja, dann kann ja nichts mehr schief gehen. Wir freuen uns also auf Deine Kapitänsperformance bei ,Alice im Wunderland‘. Besten Dank! Das Interview führte Jonas Hennicke.
Mit dieser Barkasse wird Leo Pahl das ‚Alice im Wunderland‘-Ensemble zum Anleger des Theaterhafens bringen.
32
HinterBühne
Theatergeheimnis
W
er sich für einen Theaterbesuch entschließt, muss sich an gewisse Regeln halten. Viele davon wie Pünktlichkeit oder das Schweigen während der Vorstellungen sind selbstverständlich. Eine andere Auflage würde das Publikum dagegen manchmal gerne abschaffen: das Essensverbot im Zuschauerraum. Blickt man zurück in die Geschichte, ging man anders damit um. Zu Shakespeares Zeiten war es absolut üblich und erwünscht, einen Opern-, Theater- oder Ballettabend mit schmackhaftem Essen und gutem Wein zu genießen. Doch die Zeiten ändern sich und die kulturelle Rolle des Theaters mit ihnen. Heute wird es schon als störend empfunden, wenn sich ein*e von Erkältung geplagte*r Zuschauer*in ein Hustenbonbon öffnet. Das Rascheln des Papieres erzeugt böse Blicke bei den Sitznachbar*innen und sorgt noch vier Reihen davor für verständnisloses Kopfschütteln. Doch woher kommt diese strenge Auffassung in Bezug auf Lebensmittel im Theater? Soll durch das Verbot von Essen und Trinken eine Ablenkung der Schauspieler*innen vermieden werden, oder geht es um den alten Aberglauben, nach dem Essen im Theater Unglück bringt? Tatsächlich hat das Verbot von Lebensmitteln im Theater einen pragmatischen und hygienischen Hintergrund und ging aus der neuen deutschen Theaterbewegung hervor, die Anfang des 19. Jahrhunderts ihren
Höhepunkt fand: Viele Einrichtungen der damaligen Zeit waren von Ratten geplagt, die sich an den liegengebliebenen Lebensmittelresten labten. Um zu verhindern, dass sich die Ratten weiter ausbreiteten und Bühnenbild, Dekoration und Seile annagten, wurde der Verzehr von Lebensmitteln im Theater untersagt. Mit unserem Theaterhafen wagen wir wieder einen Schritt zurück in die „gute alte Zeit“ und bieten Speisen und Getränke an, welche gern in unserem Uferpalast verzehrt werden dürfen. Schließlich hat sich das Varieté, die jüngere Schwester des Zirkus, aus der Gastronomie entwickelt. Die entspannte Atmosphäre der damaligen Restaurants mit ihren Ballsälen, möchten wir erneut zum Leben erwecken. Popcorn, Brezeln und Softdrinks werden Ihnen den Theatergenuss versüßen! Außerdem sorgen der ‚Streetfoodmarket‘ oder die längste Festtafel Oldenburgs, ‚Zu Tisch‘, für kulinarische Höhepunkte. Freuen Sie sich also mit uns auf spannende Aufführungen, zahlreiche Aktionen und vor allem: eine gute Versorgung mit allerlei Leckereien! Antje Stein
33
Seiten / OpernSeiten
Ankommen, was bedeutet das? Vor zehn Jahren, anlässlich der 900-Jahr-Feier der Stadt Oldenburg, beschäftigte sich Regisseur Michael Uhl in der Produktion ‚Zugvögel. Oldenburger Geschichten vom Kommen, Gehen und Bleiben‘ erstmals mit der Stadtgeschichte Oldenburgs. Es folgte 2011 das Projekt ‚Die Hölle von Donnerschwee‘. Nun macht Michael Uhl mit dem Projekt ‚zusammen|wachsen. Oldenburger Geschichten über das Ankommen‘ erneut Oldenburger Geschichte, aber auch aktuelles Zeitgeschehen zum Thema eines Theaterabends. Premiere ist am 6. Mai 2018, um 18.30 Uhr im Kleinen Haus des Staatstheaters. In ‚Zugvögel‘ hast du fünf äußerst unterschiedliche Lebensgeschichten von Oldenburger*innen zu einem facettenreichen Stadtporträt verwoben. In ‚Die Hölle von Donnerschwee‘ hast du dich mit der Geschichte des ehemaligen Fußballstadions auseinandergesetzt. Um welches Stück Stadtgeschichte geht es jetzt in ‚zusammen|wachsen‘? Michael Uhl: Das Ankommen in Oldenburg ist das große Thema des Abends. Die Gesellschaft hat in der letzten Zeit mit dem Ankommen vieler Geflüchteter einer besonderen Herausforderung gegenübergestanden. Hinsichtlich dieser Thematik ist Oldenburg eine sehr spannende Stadt, denn sie hat das Ankommen in einer besonderen Intensität schon einmal erlebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs Oldenburg mit der Ankunft der Flüchtlinge und Vertriebenen innerhalb weniger Jahre von ca. 80.000 auf über 120.000 Einwohner*innen. Davon ausgehend beleuchtet der Abend weitere Momente des Ankommens in der Stadt und erzählt individuelle Geschichten von
Gastarbeiter*innen, Spätaussiedler*innen bis hin zu aktuell Geflüchteten. Dabei werden zwei Seiten gezeigt, die Seite der Minderheit, die neu in die Stadt gekommen ist, und die Seite der hiesigen Mehrheit, die das Ankommen der „Neuen“ miterlebt hat. Spannend ist dabei, wie sich Sichtweisen und Meinungen beider Seiten durch das Aufeinandertreffen verändert haben. Wie in ‚Zugvögel‘ besteht auch das ‚zusammen|wachsen‘-Ensemble aus Oldenburger Bürger*innen, die mit ihren Biografien und Lebenserfahrungen den Abend generieren und erzählen. Wie hast du die Darsteller*innen gefunden? MU: Bereits während der Vorbereitung von ‚Zugvögel‘ habe ich festgestellt, dass es spannender und ergiebiger ist, in der Stadt nach geeigneten Gesprächspartner*innen zu einem Thema zu suchen und Menschen direkt zu befragen, als alleine in der Bibliothek zu recherchieren. Dabei ergab ein Gespräch das nächste, führte eine Begegnung zur nächsten usw. So ist das auch jetzt im Fall von ‚zusammen|wachsen‘ gewesen. Im Stadtmuseum haben wir angefangen. Dr. Andreas von Seggern, der über die Aufnahme und Integration von Geflüchteten und Vertriebenen in Oldenburg nach 1944 promoviert hat, war unser erster Ansprechpartner und konnte uns weitere spannende Gesprächspartner*innen nennen. Daraus sind dann einige Mitspieler*innen hervorgegangen. Auch um Darsteller*innen mit anderen Ankommens-Hintergründen zu finden, sind wir auf ähnliche Art und Weise vorgegangen. Die Menschen, die wir getroffen haben, haben uns nicht nur unsere thematischen Fragen beantwortet, sondern haben uns auch Geschichten von Menschen, die sie kennen, erzählt. So ist letztendlich ein sehr reiches Ensemble entstanden. Das Bühnenbildmodell zu ,zusammen|wachsen‘
34
Seiten / OpernSeiten
Wie wird aus diesen unterschiedlichen Begegnungen schließlich ein Theaterabend? MU: Zuerst habe ich mit allen Darsteller*innen Gespräche über ihre Lebensgeschichte geführt. Aus den Gesprächsprotokollen habe ich dann jeweils ein „Konzentrat“ gewonnen, das mit den anderen biografischen Konzentraten in Kontext gesetzt wurde. Dadurch erzählt der Abend nicht nur die einzelnen Geschichten sondern beleuchtet auch die Zwischenräume. Der Fokus des ersten Teils des Abends liegt einerseits auf der Welt der Oldenburger*innen, die das Ankommen anderer miterlebt haben, und andererseits auf der Herkunft der Neuankömmlinge und ihrem Weg nach Oldenburg. Der zweite Teil beschäftigt sich schließlich mit dem emotionalen Aspekt, mit der Frage, wann man nicht nur physisch angekommen ist, sondern sich auch so fühlt. Was ist für dich die größte Herausforderung in diesem Projekt? MU: Die Biografien trotz Verknappung wahrhaftig erscheinen zu lassen! Und die vierzehn verschiedenen Einzelpers-
pektiven für das Publikum so aufzubereiten, dass daraus ein konsumierbarer Theaterabend entsteht. Herausforderungen gibt es also sowohl auf inhaltlicher wie auf handwerklicher Ebene. Ich fühle mich in jedem Fall sehr beschenkt durch das Vertrauen, das mir das Ensemble entgegenbringt, dass die Menschen sich öffnen und mich an ihren Geschichten teilhaben lassen. Ich versuche mit diesem Theaterabend, dieses Geschenk an das Publikum weiterzugeben. Auch mit Hilfe der Musik. Das Interview führte Christina Schmidl.
,ZUSAMMEN | WACHSEN‘ OLDENBURGER GESCHICHTEN ÜBER DAS ANKOMMEN Musikalische Leitung — Thomas Bönisch Regie — Michael Uhl Bühne und Kostüme — Britta Langanke Premiere am 06.05.2018, 18.30 Uhr, Kleines Haus
Farbe in Vollendung
Prull Druck GmbH & Co. KG Druck-, Verlags- und Medienhaus 35 Scheideweg 25-29 | 26121 Oldenburg | fon 0441 98068 0 | fax 0441 98068 68 | www.prull.de
JungeSeiteN
Jugendtheatertage 2018 Vom 16. bis zum 24. Juni 2018 finden zum 10. Mal die Jugendtheatertage statt
D
ie Jugendtheatertage haben sich zu einer spannenden Plattform von Theaterarbeiten von und mit Jugendlichen im Nordwesten entwickelt. Eine Woche lang werden über 250 Teilnehmende in der Exerzierhalle, der Kulturetage und dem Internationalen Jugendprojektehaus ihre Theaterarbeiten zeigen. Mit dabei sind in diesem Jahr die Oberschule Varel mit ‚Wer bin ich wirklich‘, die Berufsbildenden Schulen Leer mit ‚Prometheus‘, die IGS Flötenteich mit ‚Fliegen‘, das Lothar-Meyer-Gymnasium Varel mit ‚All you can eat‘, die Zinzendorfschule Tossens mit ‚Oma Winter – ein Leben‘, das IBIS Mashhad Theater Oldenburg mit ‚Almishkal – ½ erleuchtet‘, das Theater X der Kunstschule Abraxas Westerstede mit ‚Erwacht‘, das Junge Theater Bloherfelde mit ‚Das Ritual von Jăn‘, das Jugendtheater Rollentausch mit ‚Hope-Street‘, das Kurlandtheater mit ‚Fake!‘, der Jugendclub des Jugendkulturarbeit e.V. mit ‚Nothing to hide‘, imTransit mit ‚Wie wir leben wollen‘ und natürlich die fünf Jugendclubs und der Tanzclub des Oldenburgischen Staatstheaters. Seit März haben sich die Theatergruppen bereits getroffen und sich im Vorfeld kennengelernt: beim 1. Spielleiter*innen-Treffen, auf einer spannenden Exkursion zur Freilichtbühne Stedingsehre und auf einem Theaterpädagogischen Fachtag, an dem die Teilnehmenden die Erlebnisse der Exkursion theatralisch reflektieren, in gegenseitigen Probenbesuchen und bei einem gemein-
samen Probenbesuch der Staatstheater-Produktion ‚Alice im Wunderland: L-S-Dreamland‘. In diesem Jahr steht das Rahmenprogramm des Festivals unter dem Motto „Theater und Geschichte: Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“. Dadurch soll das Interesse für Geschichte geweckt werden. Schließlich ist das eigene Geschichtsbewusstsein entscheidend für den persönlichen Blick auf die aktuellen Probleme der Welt, wie z.B. die Flüchtlingskrise oder den neu erstarkten Rechtsradikalismus vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges. Das Wissen um die eigene Vergangenheit kann eine Orientierung bieten für die Gegenwart und die Zukunft, so dass eigenständige Handlungsansätze entwickelt werden können. Wie kann gegen ein menschenverachtendes Denken und gegen Diskriminierung argumentiert werden? Wie kann ich theatrale Mittel zur Reflektion von Geschichte und Rechtsextremismus und für die Entwicklung von Toleranz und Demokratie einsetzen? JUGENDCLUBS AM STAATSTHEATER 2018 Auf der Probebühne und in der Exerzierhalle geben sich in diesen Tagen die verschiedenen Jugendclubs die Klinke in die Hand. Nahezu nonstop wird hier geprobt, werden Szenen verworfen und neu entwickelt, Texte gekürzt und umgeschrieben, Übergänge gebaut, Monologe gefeilt und vor allem gespielt, was das Zeug hält. Die Endproben des Jugendclubs sind immer eine aufregende, spannende, stressige und vor allem sehr intensive Zeit für die Jugendlichen und Spielleiter*innen. Endlich entsteht ein Gefühl
‚100 Years of Yesterday‘, Jugendclub des Staatstheaters, Leitung: Maresté, Seidel, Stuhr
36
JungeSeiteN
„Austausch und Inspiration“
‚Prometheus‘, BBS Leer, Leitung: Holger Schlüsselburg
Hanna Puka im Interview mit dem Spielleiter Bo Howell von der Theater-AG der Zinzendorfschule Tossens, der mit seinem Theaterstück ‚Oma Winter‘ zu den Jugendtheatertagen eingeladen ist.
fürs Ganze. Geht alles so auf, wie man es sich erhofft hat? Funktioniert das, was sich die Gruppen erarbeitet haben? Stimmt der dramaturgische Bogen? Können die Jugendlichen noch einmal über sich hinauswachsen, sich wandeln und dann in den Aufführungen zu Höchstformen auflaufen? In diesem Jahr haben fünf Jugendclubs und ein Tanzclub mit insgesamt 80 Jugendlichen zwischen 14 und 25 Jahren eigene Theaterarbeiten entwickelt: der Jugendclub ‚100 Years of Yesterday‘ eröffnet mit einer Kontemplation über Krieg und Frieden mit den Mitteln der Kunst, dann zeigt das Platt’n‘ Studio 14+ mit ‚Besett‘ eine spannende Recherche über besetzte und unbesetzte Orte. In ‚Als wir träumten‘ sehen sich elf Jugendliche mit der ersten Liebe, dem ersten Rausch und ersten Grenzerfahrungen konfrontiert. Werden ihre Träume wahr? In dem Tanzstück ‚Together‘ tanzen verschiedene Generationen zusammen und ‚Ex Libris‘ kann nur verstehen, wer das Lesen liebt. Denn die Jugendlichen kreieren mit ihren Lieblingsbüchern ihre eigene Geschichte. Ein anderer Jugendclub wiederum setzt sich mit dem ‚Ersten Mal‘ auseinander. Da werden Schein und Wirklichkeit Wünschen und Vorstellungen gegenübergestellt und in Bildern mit der Realität abgeglichen. – Worauf ‚Hasse Bock?‘ Na auf alles, hoffentlich!? Ab dem 16. Juni bis zum 27. Juni sind alle Jugendclubs, das Platt’n’Studio und der Tanzclub in der Exerzierhalle zu erleben. Sie eröffnen ebenfalls die Jugendtheatertage 2018. Hanna Puka
Die Zinzendorfschule wurde bereits 2011 mit ‚Grenz(werte) überschritten‘ und zuletzt 2014 mit ‚Hikikomori‘ zu den Jugendtheatertagen eingeladen, und jetzt steht ihr in diesem Sommer 2018 wieder auf der Bühne der Exerzierhalle! Was bedeuten für dich die Jugendtheatertage? Früher als Schüler, heute als Spielleiter? Bo Howell: Die Jugendtheatertage bedeuten für mich Austausch, Inspiration, Herausforderung und Spaß. Eine Woche lang Stücke anschauen, Workshops besuchen und andere Theaterschaffende kennenlernen. Der größte Unterschied besteht wohl darin, dass ich die Stücke heute mit einem anderen Blick betrachte. Ihr seid mit dem Stück ‚Oma Winter‘ zum Festival eingeladen. Was erwartet uns in diesem Stück? Mit welchem Thema habt ihr euch auseinandergesetzt? B.H.: Wir haben uns mit dem Altwerden beschäftigt. Einerseits geht es um die Lebensgeschichte einer Frau, die den Zweiten Weltkrieg und die 68er-Bewegung miterlebt hat, die aktiv in der Frauenbewegung mitgewirkt hat und die am Ende ihres Lebens das große Vergessen erleben muss. Andererseits geht es auch um die Gefühle ihrer Enkelin, die sich mit der Demenzerkrankung ihrer Oma auseinandersetzen muss. Und damit auch mit Veränderung und Tod. Die Jugendtheatertage sind ja nicht nur eine Plattform für Theaterinszenierungen mit Jugendlichen, sondern auch ein Treffpunkt für Theaterspielende. An was erinnerst du dich gerne zurück? Was hast du 2011 und 2014 als Spieler für dich mitgenommen? Und worauf freust du dich in diesem Jahr besonders? Schließlich stehst du als Spielleiter ja nun auch auf der anderen Seite. B.H.: Die Leitung der Zinzendorfschule gibt uns immer die Möglichkeit, die gesamte Zeit der Jugendtheatertage in Oldenburg verbringen zu können, so dass wir jedes Mal Theater pur erleben dürfen. Keine Ablenkungen durch 37
JungeSeiteN
‚Ex Libris‘, Jugendclub des Staatsteaters, Leitung: Schulz, Renn
andere schulische Verpflichtungen, keine Hausaufgaben und auch sonst nichts, was die Gruppe ablenkt. Als Spieler habe ich die Gemeinschaft der Gruppe genossen, die Auseinandersetzung mit den Stücken der anderen und natürlich, dass wir unser Stück einem anderen Publikum zeigen durften. Als Spielleiter freue ich mich, unsere Schüler*innen in einem anderen Kontext erleben zu können, hoffe auf neue Inspirationen und natürlich auch auf einen regen Austausch zwischen den Spielleiter*innen.
mit einem künstlerischen Profil. Neben Kunst und Musik wird von der 5. bis zur 7. Klasse Darstellendes Spiel unterrichtet. In der 9. Klasse haben die Oberschüler noch einmal die Möglichkeit, Darstellendes Spiel als Wahlpflichtfach zu wählen. Außerdem gibt es auch jedes Jahr fächerübergreifende Produktionen, in denen wir mit Musik und Kunst zusammenarbeiten. Wem das nicht reicht, der geht noch zusätzlich in die AGs. Ich selbst unterrichte in der 7. und 9. Klasse, ich leite zwei Arbeitsgemeinschaften.
Du bist früh mit Theater in Berührung gekommen. Was ist für dich Theater? Und warum wurde es zu deinem Berufswunsch? B.H.: Meine Eltern haben beide im Theater gearbeitet. Somit habe ich zwangsläufig viel Zeit dort verbracht. Als Jugendlicher wollte ich eigentlich Schauspiel machen. Nach der Schule habe ich dann gemerkt, dass mich die Arbeit mit nicht-professionellen Darsteller*innen wesentlich mehr reizt. Also habe ich mich für ein Studium der Theaterpädagogik entschieden. Theater bedeutet für mich, Mut zu haben.
Gibt es schon Ideen für neue Theaterprojekte mit Jugendlichen? Was hast du in der kommenden Saison vor? B.H.: In der nächsten Spielzeit bin ich gedanklich noch gar nicht. Ich habe dieses Jahr noch zwei Premieren. Das eine ist eine Coming-of-Age-Collage. Es geht also um Pubertät und das Erwachsenwerden. Und mit meiner AG versuche ich die Medien Videospiel und Theater zu verbinden. Da werden die Zuschauer zu Spieler*innen und die Darsteller*innen zu Spielfiguren. Es geht also um Interaktivität und Entscheidungsmöglichkeiten.
An der Zinzendorfschule haben alle Schüler*innen das Fach Darstellendes Spiel von der 5. bis zur 12. Klasse. Wie genau ist das Konzept und welche Rolle spielst du dabei? Die Zinzendorfschule Tossens besteht aus einer Oberschule und einem Gymnasium. Sie ist eine Privatschule
Vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns auf Euren Auftritt am 22. Juni 2018, 20 Uhr in der Exerzierhalle!
38
THE AT E HAF R EN
JESUS CHRIST
S UP E RSTA R
rt ofo die s Ab s für im ket ngen rn! c i T llu siche ste Vor alast 1.07.) rp -0 Ufe 6.05. 2 (
Karten | 0441.2225-111
Gesangstext von Tim Rice | Musik von Andrew Lloyd Webber
DAS ERFOLGREICHE ROCK-MUSICAL VON ANDREW LLOYD WEBBER
KonzertSeiten
Vom Kaktus Zum Monumentalwerk Im Juni stellen gleich zwei Kakteen ihre nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Musikgeschichte unter Beweis: Der kleine grüne Titelheld der Comedian Harmonists ist auch der Ursprung des größtbesetzten Werkes der Konzertliteratur – Arnold Schönbergs ‚Gurre-Lieder‘.
U
m dem seltenen Ereignis einer nächtlichen KaktusBlüte – möglicherweise einer „Königin der Nacht“ – beizuwohnen, treffen sich in den 1860er-Jahren in einem dänischen Salon einige junge Leute und vertreiben sich die Wartezeit, indem sie einander nach bester Dekameron-Manier Geschichten erzählen. So schildert es der dänische Schriftsteller Jens Peter Jacobsen (1847 – 1885), dessen Ausbildung zum promovierten Botaniker (mit besonderer Leidenschaft für Algen) sich auch in seinem literarischen Schaffen nicht leugnen lässt: „En Cactus springer ut“ – „Ein Kaktus erblüht“ nennt er ein wenig prosaisch sein Werk. In der unvollendeten Sammlung finden sich Erzählungen und Gedichte unterschiedlichster Art, darunter an sechster Stelle die ‚Gurresange‘, vorgetragen von einem gewissen Paul, der noch schnell drei Gläser Wasser trinkt und dann die alte dänische Sage als romantische Dichtung zum Besten gibt: König Waldemar hat eine
Waldemar IV. Atterdag
40
Geliebte namens Tove, die von der eifersüchtigen Königin Helwig – mit Gift, sagen die einen, durch ein zu heißes Bad, vermuten die anderen – ermordet wird. Der untröstliche Waldemar klagt Gott dafür an, dass er dieses Verbrechen zuließ, und wird für derartige Gotteslästerung von höchster Stelle mit der Strafe belegt, auf ewig nachts mit seinen Mannen in wilder Jagd umherzuirren und vergeblich nach Tove bzw. ihrer Seele zu suchen. Eine abschließende Schilderung des Frühlings relativiert zumindest bei Jacobsen die Schwere dieses Einzelschicksals angesichts des ewigen Kreislaufs der Natur. „Gurre Slot“ als königliches Refugium In der Legende steckt wie immer ein wahrer Kern: Der dänische König Waldemar I. der Große (1131 – 1182) hatte tatsächlich eine Geliebte namens Tove; nachweislich, denn aus ihrer Verbindung ging der uneheliche Sohn Christoph, späterer Herzog von Schleswig, hervor. (Für Oldenburger*innen dürfte allerdings vor allem die aus Waldemars ehelicher Verbindung entstandene Linie interessant sein, denn eine von ihnen führt zu dem ältesten Sohn des Grafen Dietrich von Oldenburg und Delmenhorst, Christian, der – nachdem sein Onkel Adolf III. von Holstein dankend abgelehnt hatte – 1448 zum dänischen König Christian I. gewählt wurde und damit die dänische Königsdynastie aus dem Hause Oldenburg begründete.) Im 16. Jahrhundert wurde die tragische Geschichte von König Waldemar und Tove auf den späteren König Waldemar IV. Atterdag (1321 –1375) übertragen, um den ohnehin schon etliche Geschichten rankten. Der expansionswütige, weiträumig vernetzte und als ebenso klug wie ruchlos geltende Herrscher war einer der bedeutendsten mittelalterlichen Könige Dänemarks. Seit Stammvater Harald Blauzahn wurde von der traditionsreichen Wikingerstadt Roskilde aus regiert, doch Waldemar Atterdag, (dessen hoffnungsvoller Beiname „Wieder Tag“ bedeutet), hielt sich wesentlich lieber in der Festung Gurre („Gurre Slot“) im Norden Seelands auf, die er von seinen Vorfahren übernommen und ausgebaut hatte. Er nutzte sie mit großer Leidenschaft als Jagdschloss und maß ihr so große Bedeutung bei, dass er in der kleinen Jakobskapelle der Festungsanlage auch die Reliquien unterbrachte, die er 1364 bei einem Papstbesuch in
KonzertSeiten
Avignon empfangen hatte. So ist es kaum verwunderlich, dass er sich hierhin zurückzog, als er 1375 sein Ende nahen sah. Nordische Sagenwelt Schon bald nach Waldemar Atterdags Tod verlor „Gurre Slot“ an Bedeutung: Im 15. Jahrhundert wurde es vorübergehend als Münzstätte genutzt, verfiel dann immer mehr und diente 1560 König Frederik II. nur noch als Steinbruch für den Neubau des Jagdschlosses Frederiksborg. Danach versank das Schloss ganz in Vergessenheit, bis Anfang des 19. Jahrhunderts die Ruinenreste ausgegraben und unter Denkmalschutz gestellt wurden. Heute ist es ein beliebtes Touristenziel – vermutlich vor allem durch den sagenhaften Hintergrund, zu dem nicht nur die tragische Liebesgeschichte, sondern auch die „Wilde Jagd“ des Königs gehört. Beide Sagen sind auch in der Deutschen Mythologie von Jacob Grimm überliefert: „Den Dänen ist Waldemar, ihr berühmter, geliebter König, zum wilden Jäger geworden. Die seeländische Fabel lässt ihn, gleich Carl dem Großen, durch einen Zauberring zu einer Jungfrau und nach deren Tod zu einer Waldgegend heftig hingezogen werden. Er wohnt im Gurre Wald und jagt da Tag und Nacht.“ Durch diese mythologische Verknüpfung mit dem berüchtigten „wütenden Heer“ rückt Waldemar nicht nur in die Nähe der nordischen Sagenwelt, sondern wird gelegentlich sogar mit Odin (alias Wotan) gleichgesetzt: Denn eigentlich gilt gemeinhin der nordische Gott als Anführer dieses Geisterzuges, der die unglücklichen Seelen vorzeitig Gestorbener vereint und jeden in seinen Bann zieht, der ihn erschaut. Von der Legende zum Oratorium Der für die Romantik so charakteristischen Rückbesinnung auf das Mittelalter mit all seinen Sagen, Abenteuern und Ruinen ist es also zu verdanken, dass man sich wieder an Schloss Gurre und Waldemar erinnerte – und so erklärt sich auch, warum Jens Peter Jacobsen diese Geschichte in seine Sammlung aufnahm. Der heute kaum mehr bekannte dänische Schriftsteller war zu Lebzeiten weithin geschätzt: Rainer Maria Rilke gestand, unter den Dingen, die er immer dabeihabe, seien auch „die Bücher des großen dänischen Dichters Jens Peter Jacobsen“, und Stefan Zweig erwog sogar, Dänisch zu lernen, um Jacobsens Werke auch „im Original lesen und [ihn] damit noch einmal, noch stärker vergöttern zu können“.
Die Ruinen von Schloss Gurre wurden 2013 für 100 Mio. Kronen zum Kauf angeboten.
Der junge Schönberg wurde auf Jacobsen durch seinen Lehrer und späteren Schwager Alexander Zemlinsky aufmerksam und schuf um 1899 zunächst aus einigen „wirklich schönen und neuartigen“ Gedichten der kurz zuvor ins Deutsche übersetzten ‚Gurre-Lieder‘ einige Klavierlieder für einen Wettbewerb des Wiener Tonkünstlervereins. Und auch wenn er nicht zu den Preisträgern gehörte, so hatten Jacobsen und die ‚Gurre-Lieder‘ es ihm doch so sehr angetan, dass er ein ungewöhnlich groß besetztes Oratorium daraus entstehen ließ, dessen aufwendige Instrumentierung sich über viele Jahre erstreckte. Als Schönberg 1913 dem Wiener Publikum sein Monumentalwerk endlich vorstellte, galt er den meisten längst als Neutöner: Umso erstaunter war (und ist auch heute oft noch) das Publikum, aus seiner Feder ein spätromantisches Werk par excellence zu hören: voller Schmelz und Expressivität – und ziemlich unstachelig … Stephanie Twiehaus
Arnold Schönberg (1874 – 1951)
Gurre-Lieder für Soli, Chor und Orchester Musikalische Leitung — Hendrik Vestmann Mit: Thomas Mohr, Sarah Kuffner, Melanie Lang, Leonardo Lee, Daniel Pataky, Chor und Extrachor des Oldenburgischen Staatstheaters und des Theaters Bielefeld Oldenburgisches Staatsorchester, Bielefelder Philharmoniker 03. 06. 2018 — Weser-Ems-Hallen 15. / 17. 06. 2018 — Rudolf-Oetker-Halle, Bielefeld In Kooperation mit dem Theater Bielefeld
41
SeitenBlick
IM ZENTRALEN NERVENSYSTEM DES THEATERS Das Künstlerische Betriebsbüro
W
enn man das Oldenburgische Staatstheater durch den Künstlereingang auf der Seite der Pforte betritt und einmal links um die Ecke biegt, kommt man an einer unscheinbaren weißen Tür vorbei. Darauf prangen drei schwarze Buchstaben: KBB. Würde man eine Zuschauerbefragung über die Bedeutung dieser drei Buchstaben machen, würde die Trefferquote ziemlich sicher bei unter zehn Prozent liegen. Das ist deswegen nicht ganz frei von Komik, weil eines klar ist: Ohne das KBB könnte das Theater, das Oldenburgische sowie alle anderen im deutschsprachigen Raum, dicht machen. Dies ist der Versuch, diese drei Buchstaben ein wenig bekannter zu machen. Das KBB – das Künstlerische Betriebsbüro – ist die Schaltzentrale des Theaters. Hier findet sämtliche Kommunikation zwischen Kunst, Technik und Verwaltung statt. Und hier wird alles disponiert, jede Premiere, jede Vorstellung, jede Probe und jede Sonderveranstaltung, die auf allen (Probe-) Bühnen des Oldenburgischen Staatstheaters stattfinden. Christoph von Bernuth, Betriebsdirektor, Chefdisponent und stellvertretender Intendant, muss deswegen auf die Bitte, das KBB in einem Satz zu beschreiben, leicht schmunzeln. Unmöglich, die vielen Aufgabengebiete des fünfköpfiv.l.n.r.; stehend: Carolin Auchter, Christoph von Bernuth; sitzend: Ann-Kristin Meivers, Arthur Soltan, Gabi Liebert-Fellehner
42
gen Teams in wenigen Worten zusammenzufassen. Fangen wir also ganz vorne an.
Sieben Sparten, 700 Vorstellungen Am Anfang steht der Spielplan, das Mammutprojekt einer jeden Spielzeit, an dem Christoph von Bernuth über mehrere Monate und lange im Voraus arbeitet. Momentan ist er beispielsweise schon längst mit der Spielzeit 19/20 befasst. Man stelle sich einen leeren Terminkalender von September bis Juli vor, auf dem die sieben Sparten Oper, Schauspiel, Ballett, Konzert, Junges Staatstheater, Niederdeutsches Schauspiel und die Sparte 7 miteinander vereinbart werden müssen. Da braucht es ein System: Zunächst werden die Premieren und zahlreichen Abonnementreihen festgelegt, anschließend Festivals wie die Tanz- oder die Jugendtheatertage. Erst dann werden die weiteren Vorstellungen, Konzertreihen und Sonderveranstaltungen gesetzt – insgesamt 700 an der Zahl. Dabei müssen nicht nur unverrückbare Faktoren wie die Schulferien beachtet werden, sondern auch viele interne Regeln. Die Orchesterdienste sind begrenzt, die Probenphasen der einzelnen Produktionen dürfen sich innerhalb einer Sparte nicht überlappen, Ruhezeiten müssen streng eingehalten werden, Opernsolist*innen
SeitenBlick
sollten nicht an zwei Tagen in Folge eine große Partie zu singen haben und vieles mehr. Gleichzeitig muss Christoph von Bernuth die technischen Belange im Blick haben. Von den Aufbau- und Abbauzeiten der Bühnenbilder hängt beispielsweise ab, was man nacheinander disponieren kann. Der klebrige Boden der Schauspielproduktion ‚Zur schönen Aussicht’ braucht eine andere Vorlaufzeit als der Aufbau eines Kammerkonzerts. Wenn das Große und das Kleine Haus disponiert sind, übernimmt Ann-Kristin Meivers, um die Vorstellungen in der Exerzierhalle zu planen und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Abteilungen im Haus zu koordinieren. Sie ist Disponentin und zuständig dafür, „dass das, was disponiert wird, letztendlich in der Realität stattfinden kann“, sagt sie. „Meine grundsätzliche Frage ist immer: Kommt jede Produktion mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen unter den angedachten Bedingungen zur ˛ Premiere, ohne dass der laufende Betrieb gestört wird?“ Und Bedürfnisse gibt es viele. Auf Seiten der Kunst – der Regisseure und ihrer Teams, denen eine große Idee vorschwebt, – und auf Seiten der Technik – der Beleuchtung, des Tons und der Bühnentechnik – , für die diese Idee auch umsetzbar sein muss. In regelmäßigen Wochen- und Monatssitzungen, bei Abteilungsleiter*innen- und speziellen Produktionstreffen, die Ann-Kristin Meivers leitet, wird versucht, alle Belange miteinander zu vereinbaren. Kann eine Beleuchtungsprobe kurzfristig in eine Tonprobe umgeändert werden? Wie lange kann am Mittag geprobt werden, wenn anschließend noch für die Abendvorstellung aufgebaut werden muss? Wie lange darf die Abendprobe dauern, damit die vorgegebenen elf Stunden Nachtruhe eingehalten werden? Ruhezeiten sind ein wichtiges Thema, schließlich wird nicht mit Maschinen, sondern mit menschlichen Ressourcen umgegangen.
Zum Glück ist Ann-Kristin Meivers mit ihrer Arbeit nicht alleine. Carolin Auchter und Arthur Soltan, Mitarbeiter*innen des KBB, kümmern sich um das Tagesgeschäft. Sie suchen Unterkünfte für externe Künstler*innen, organisieren Gastspiele und koordinieren die Statisterie. (Allein für den Opernball waren 55 Statist*innen gefragt.) Außerdem erstellen sie den Tagesplan, der täglich um 14:00 Uhr an alle Theatermitarbeiter*innen verschickt wird. Ihm entnehmen die Darsteller*innen, wann sie am nächsten Tag proben, und auch alle weiteren Veranstaltungen, die am kommenden Tag in den Räumen des Theaters stattfinden, sind darauf vermerkt. Bis zu 30 Telefonate braucht es dafür jedes Mal, bis alles mit den Gewerken und den anderen Abteilungen geklärt ist. „Das KBB ist das Zentrale Nervensystem des Theaters“, sagt Carolin Auchter nach kurzem Nachdenken. Schlägt man diesen Begriff nach, liest man Folgendes: „Das Zentrale Nervensystem leistet die Integration aller sensiblen Reize, die ihm von innerhalb oder außerhalb eines Organismus zugeleitet werden.“ Wie im Taubenschlag Das trifft gerade die Arbeit von Carolin Auchter und Arthur Soltan ziemlich genau, denn sie sind nicht nur innerhalb des KBB zuständig für verschiedene Gebiete, sie sind vor allem die ersten Ansprechpartner*innen für alle Kolleginnen und Kollegen, die mit einer direkten Frage oder Sorge ins Büro kommen. Das KBB ist der Ort, zu dem alle als allererstes gehen, wenn sie ein Problem haben, weil sie wissen: Hier wird ihnen geholfen. Diese Taubenschlag-Atmosphäre, die zuweilen um ihre Schreibtische herrscht und die sie mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt bringt, ist einer der vielen Punkte, die sie an ihrem Job besonders mögen. Auch wenn es manchmal nicht ganz einfach ist, weil natürlich jede und jeder sein Problem gerade für das wichtigste hält. Ein nicht unrealistisches Szenario kann man sich so vorstellen: Ein Regisseur beschwert sich bei Carolin Auchter über zu wenig Probenzeit, während Arthur Soltan telefonisch eine Emailadresse an einen Regieassistenten weitergibt und gleichzeitig einer Sängerin ihre Premierenkarten 43
SeitenBlick
aushändigt. „Dann heißt es Ruhe bewahren“, sagt Arthur Soltan gelassen grinsend, „und multitaskingfähig sein. Der normale Betrieb muss ja trotzdem weiterlaufen, auch wenn gerade drei Leute auf einmal etwas von uns wollen.“ Und Ann-Kristin Meivers fügt lachend hinzu: „Es ist ja eigentlich nur Theater, was wir hier machen, aber manchmal fühlt es sich an, als würde es um Leben und Tod gehen!“ Wann wird es besonders stressig? Einhelliges Nicken: Wenn sich ein/e Künstler*in krankmeldet und man Ersatz finden muss. Dann ist Eile geboten, denn mehr als zwei Tage bleiben meistens nicht. Im Falle der Oper bedeutet das für Christoph von Bernuth, eine Datenbank zu durchforsten, in der aufgelistet ist, welche Sänger*innen gerade die gleiche Rolle an einem anderen Haus singen oder in den letzten zwei Jahren gesungen haben. Ein Pool von etwa 80 Namen schrumpft im Laufe der Suche auf fünf Kandidat*innen zusammen, die tatsächlich in Frage kommen. Ist ein/e Einspringer*in gefunden, laufen die Telefone heiß, um alle nötigen Schritte für die Umbesetzung zu veranlassen.
„Ohne Teamarbeit könnte dieses Büro gar nicht überleben“, sagt eine, die weiß, wovon sie spricht. Gabi Liebert-Fellehner, das Juwel des KBB, arbeitet seit 1978 am Oldenburgischen Staatstheater. Sechs Intendanzen hat sie miterlebt, von ihrem Erfahrungsschatz profitiert das ganze Team. Sie hat den Tagesplan noch auf der Schreibmaschine getippt und ihn auf Band gesprochen, damit ihn die Kolleg*innen über das Telefon abhören konnten. Heute ist sie Christoph von Bernuths Assistentin, hat seine Termine im Blick, kümmert sich um Urlaubsanträge und Verträge und hält dem gesamten KBB den Rücken frei. „Wenn man das Wort ‚Wir’ großschreibt, kann man wunderbares Theater machen“, sagt sie. Es ist ein fordernder Job, den die Fünf jeden Tag leisten. Aber einer, bei dem das Spannende und Bereichernde deutlich überwiegt, darin sind sie sich einig. Mal sehen, wer morgen wieder alles durch die weiße Tür kommt … Anna-Teresa Schmidt
Damit der Durchblick im Theater stimmt. PREMIUMGLEITSICHTBRILLE statt 798,-
Ihre Vorteile 3 Neueste Gläser-Generation 3 Premium-Entspiegelung, Lotus-Effekt 3 Auswahl aus 200 topmodischen Brillen 3 Qualifizierte Beratung vor Ort 3 Angebot begrenzt auf 70 Teilnehmer
jetzt schon für
298,-
Sonnenbrille Individuelle in Ihrer Brillen Stärke mit Gläsern zu einem fürsensationell die Ferne oder sonnigen Nähe. Preis. Inhabergeführtes Fachgeschäft
44
26160 Bad Zwischenahn
154000-2016-01-A
Gerne sind wir für Sie da: Brille & Meer UG Mo - Fr 9.00 - 18.00Mo Uhr - Fr 9.00 - 18.00 Uhr Brille & Meer UGSa (haftungsbeschränkt) 9.30 - 14.00Sa Uhr9.30 - 14.00 Uhr Am Brink(haftungsbeschränkt) 3 (Marktplatz) So 13.00 - 18.00So Uhr13.00 - 18.00 Uhr 26160 Bad Zwischenahn Tel. 04403-9834545 Am Brink 3 (Marktplatz) Tel. 04403-9834545 info@brilleundmeer.de www.brilleundmeer.de
In Bad Zwischena Am Brink 3 (Marktpla Tel. 04403-98345
Gleitsichtb ungl
www.brilleundmeer.de
* Bis + - 6 dpt/cyl + 2 dpt Add. 3,0.
BühnenSeiten
Auszeit mit … … Agnes Kammerer auf dem Osternburger Utkiek
W
enn die Schauspielerin Agnes Kammerer Sehnsucht nach ihrem Zuhause hat, kommt sie manchmal hierher, zum Osternburger Utkiek. Der circa 48 Hektar große Park auf dem ehemaligen Gelände der Deponie an der Eidechsenstraße gibt der gebürtigen Österreicherin ein kleines Gefühl von Heimat. Diese verließ sie, um pünktlich zu Beginn der Spielzeit 14/15 festes Ensemblemitglied am Oldenburgischen Staatstheater zu werden. Aktuell kann man sie in ‚Geächtet‘ oder ‚Zur schönen Aussicht‘ auf der Bühne sehen. Die drei den Utkiek bestimmenden Hügel sind das Bergigste, was Agnes Kammerer in der sonst so flachen Oldenburger Landschaft finden konnte. Vom nördlichsten Gipfel, der zwar nicht ganz mit der österreichischen Bergwelt mithalten kann, aber immerhin fast 30 Meter hoch ist, hat man einen tollen Ausblick auf die Skyline der Oldenburger Innenstadt. Auch die surreale Stimmung, die das gesamte Gelände ausstrahlt, findet die Schauspielerin toll. Das weite, teilweise recht steil ansteigende Wegenetz innerhalb des Parks führt unter anderem an einer großen Partner*innenschaukel und einem über drei Meter hohen roten Kletterelement, an denen man sich gehörig austoben kann, vorbei. Auch Ag-
nes hat diese Dinge schon ausprobiert, besonders die Schaukel hat es ihr angetan. Wenn man danach so richtig kaputt ist, kann man auf jeder Anhöhe Sitzgelegenheiten unter bewachsenen Pergolen finden, die zum Ausruhen und Verweilen einladen. Übrigens stehen direkt im Park keine Bäume, da deren tiefes Wurzelwerk die Abdichtungsfolie des Deponiekörpers zerstören könnte. Dies wird aber durch den angrenzenden Waldgürtel ausgeglichen und auf diese Weise auf den Naturund Landschaftsschutz sowie das Landschaftsbild geachtet. Seinen Namen hat der Park Peter Lederle zu verdanken. Der Anwohner hatte sich während der Planungsphase Gedanken darüber gemacht und diesen als Vorschlag eingereicht. Utkiek ist Plattdeutsch und bedeutet so viel wie Ausblick oder Aussicht. Mit der Eröffnung des Parks am 2. Oktober 2009 wurde seine Idee dann auch offiziell. Agnes Kammerer fährt zum „utkieken“ immer mit dem Fahrrad. Dabei macht sie noch einen kleinen Abstecher durch den Wunderburgpark. Dann betritt sie das Gelände über den nördlichsten der insgesamt fünf Eingänge. Er geht von der Burmesterstraße ab und führt über eine steile Treppe. Der Westeingang, den man über die Eidechsenstraße erreicht, ist der Haupteingang. Er wird von dem ehemaligen großen Deponietor dominiert, dessen damals noch triste Betonfassade inzwischen mit bunten Graffiti verziert ist. Diese gefallen der Schauspielerin besonders gut. Zum Abschluss ihrer Auszeit fährt die Schauspielerin manchmal noch in die Eisdiele am Osternburger Markt. Danach geht es frisch gestärkt auf die Probe zu ‚Alice im Wunderland: L-S-Dreamland‘, womit am 19. Mai der Theaterhafen eröffnet wird! Gesche Hambach
Impressum Spielzeit 17/18 Herausgeber: Oldenburgisches Staatstheater Generalintendant: Christian Firmbach Redaktion: Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit Chefredaktion: Caroline Schramm, Christine Post, Anna-Teresa Schmidt Bildnachweise: Titelbild - Gesine Geppert; S.6, Theatertreffen der Jugend - Sandra Rasch; S.7, Melodien für Moneten - Gesine Geppert; S. 10 - Stefan Meyer; S. 11 - Ann-Kristin Meivers; S. 12 (Karussell) - Jonas Hennicke; S. 13 (Boot) - Fee-Marie von der Brelie; S. 31 - Leo Pahl; S. 36 - Franziska Stuhr; S. 37 - Holger Schlüsselburg; S. 42 - Anneke Hoffmann; alle restlichen Fotos - Stephan Walzl Layout und Satz: Gerlinde Domininghaus Druck: Prull-Druck GmbH & Co. KG, Oldenburg Stand der Drucklegung: 25.04.2018, Änderungen vorbehalten. www.staatstheater.de Theaterkasse 0441. 2225-111
45
GASTSEITEN
Eine theatralische Kolumne von …
Lars Reckermann
M
hm, darf ich wohl ein Editorial für das Oldenburger Staatstheater mit einer Liedzeile von Katja Ebstein beginnen oder gibt es dann einen Aufschrei in der nordwestdeutschen Kulturszene? „Die Ebstein, ja spinnt denn der Reckermann. Wagner, Verdi, von Kleist, Erba oder wenn es etwas leichter sein muss, dann bitte Kästner, aber Ebstein?“ Egal, ich gehe mit Ihnen ins Jahr 1980 zurück und liefere Ihnen nun besagtes Zitat: „ Alles ist nur Theater und ist doch auch Wirklichkeit“ - was für ein schöner und wahrer Satz. Katja Ebstein sang ihn 1980 beim Grand Prix Eurovision de la Chanson. Heute heißt der Wettbewerb Eurovision Song Contest. „Theater“ hieß ihr Lied. Für die Statistiker: Sie belegte damit Platz 2.
Als ich vor fast zwei Jahren nach Oldenburg kam und höchst illegal auf dem Dach des NWZ-Turms an der Peterstraße stand, um die Stadt von oben zu genießen, fiel mir sofort der Kuppelbau ins Auge. Natürlich sah ich auch die Kirchen in der direkten Umgebung. Aber der Kuppelbau war für mich gleich eine Landmarke. Wann immer wir Gäste in unseren Empfangsräumen in der 7. Etage haben, kommt umgehend das Gespräch auf das Staatstheater. Eines wurde mir schnell klar: Dass Oldenburg eine stolze Stadt mit stolzen Bürgerinnen und Bürgern ist, ist auch zu einem gewissen Teil dem Staatstheater zu verdanken. Ich beneide Menschen, die sich blitzschnell in anderen Rollen zurechtfinden. Ich bewundere Menschen, die mir allein mit der Mimik Tränen in die Augen treiben. Ich höre aufmerksam zu, wenn Schauspielerinnen und Schauspieler Sätze formulieren, die lange nach dem Schlussapplaus noch wirken. Was für eine Gabe. Immer wieder erlebe ich dort Theater und lerne etwas für meine Wirklichkeit. Ich hatte aber auch berufsbedingt schon das Glück, hinter den Vorhang schauen zu dürfen. Wenn Sie dieses Glück noch nicht hatten, darf ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, verraten, dass diese fantastische Theaterwelt auch hinter der Bühne nicht endet. Für einen Termin habe ich einmal einen Frack benötigt. Da Termine, bei denen ich im Frack erscheinen muss, eher die Ausnahme sind und, ehrlich gesagt, vermutlich nur einmal in meinem Leben stattfinden, bat ich das Staatstheater um Amtshilfe. Ich habe an besagtem Tag 46
Lars Reckermann
nicht einfach einen Frack in meiner Größe erhalten, sondern eine Einweisung, wie ein Frack zu tragen ist. Wie die Weste unter dem Frack sitzen muss, damit ich die Kleiderordnung nicht sprenge. Diese Liebe fürs Detail, diese Liebe zum Beruf hat mich fasziniert. Wer trug was bei welcher Aufführung ... herrlich. Mein Gesprächspartner wusste alles. Ich wiederhole mich: Theater trifft Wirklichkeit! Theater ist zudem immer in Bewegung, entwickelt sich immer weiter. Als ich in der vergangenen Woche, mit dem Zug aus Bremen kommend, nach Oldenburg einfuhr, sah ich das blau-weiße Zirkuszelt. Der Theaterhafen steht. Erneut treffen Theater und Wirklichkeit aufeinander. Ich muss gestehen: In diesem Moment war auch ich stolz auf diese Stadt und dieses Theater.
Lars Reckermann (48) ist Chefredakteur der Nordwest-Zeitung in Oldenburg. Der gebürtige Westfale war bis August 2016 Chefredakteur der Schwäbischen Post und Gmünder Tagespost. Davor war er bei der Funke-Gruppe als Stellvertretender Chefredakteur der Westfälischen Rundschau tätig. Nach einem Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Münster volontierte er beim Hellweger Anzeiger. Aus der Position des Redaktionsleiters in Unna erfolgte 2005 der Wechsel zur Westfälischen Rundschau, wo er über die Stationen Redaktionsleiter und Qualitätsbeauftragter für alle Lokalausgaben zum Stellvertretenden Chefredakteur aufstieg. Der 48-Jährige war in den Jahren 2013 und 2014 Jurymitglied des Henri-Nannen-Preises.
Top informiert! Mit dem NWZonline Mit unserem WhatsApp-Service.
kostenlosen WhatsAppService.
Jetzt kostenlos anmelden: www.NWZonline.de/whatsapp
ONLINE