Männliches Heldentum und die komischen Seiten des Medea-Stoffes Ein Interview mit Regisseurin Mirja Biel
Kulturschnack Von der Steinzeit bis zur Medienkunst
Was macht eigentlich ein Orchesterdirektor? Oliver Kersken stellt sich vor
Von Menschen und Tieren Über die Aktualität von Brechts ,Puntila‘ OKT–DEZ
2019
EINZIGARTIG. EINZIGARTIG. WELTOFFEN. WELTOFFEN. CHAPEAUistist das Magazin Menschen, Traditionen pflegen und CHAPEAU das Magazin fürfür Menschen, diedie Traditionen pflegen und sich Neuem gegenüber aufgeschlossen zeigen. Kunst und Kultur, sich Neuem gegenüber aufgeschlossen zeigen. DieDie Kunst und Kultur, gutes Essen und Trinken, gepflegte Gesellschaft schönem Ambiente gutes Essen und Trinken, gepflegte Gesellschaft in in schönem Ambiente lieben und leben. sich mit der Region verbunden fühlen, aber der lieben und leben. DieDie sich mit der Region verbunden fühlen, aber in in der Welt zuhause sind. Welt zuhause sind. Lautes Understatement. Auf den Punkt. CHAPEAU. Lautes Understatement. Auf den Punkt. CHAPEAU.
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EDITORIAL
Liebes Publikum! Wären Sie auch gerne ein Belugawal oder würden Sie sich lieber als Löwe*in Gehör verschaffen? – Einige Wochen nach Ende der Theaterferien sind wir bereits mitten in der Spielzeit angekommen. Viele neue Ensemblemitglieder haben wir willkommen heißen dürfen: Auf den folgenden Seiten berichten sie in wenigen Worten, was sie begeistert, antreibt und bei Laune hält. Eine Geschichte über den Lauf des Lebens aus der Perspektive der Tiere erzählt ‚Bambi‘. Matthias Grön beleuchtet die Stoffgeschichte, die dem Soundscape von Flora und Fauna sowie dem im wahrsten Sinne des Wortes mehrsprachigen Live-Hörspiel von Eike Gerrit Hannemann zugrunde liegt. Idyll oder Wirtschaftsraum? – Die Diskussionen um den Klimawandel und um die Unterstützung der Forstbetriebe nach Brand- und Sturmschäden haben unseren Blick auf den Wald verändert. Vor dem Hintergrund der anstehenden Premiere von ‚Herr Puntila und sein Knecht Matti‘ macht sich Jonas Hennicke Gedanken über unseren Raubbau an der Tier- und Pflanzenwelt sowie die Ausbeutung von Menschen, die sich trotz Regulierungsversuchen immer wieder Bahn brechen. „Es gibt keinen Planeten B. Punkt, Ende.“ Während ihres Besuchs beim European Space Operations Centre der ESA in Darmstadt erklärt der ehemalige Astronaut Thomas Reiter Dramaturgin Anna-Teresa Schmidt, warum es für ihn bei einer Marsmission auf keinen Fall darum gehen kann, eine zweite Erde zu finden. Neuland betritt unser Festival ‚flausen+ BANDEN!‘ im kommenden Mai. Bereits jetzt forschen Mitglieder des Schauspielensembles an ‚Theaterformen der Zukunft‘ und knüpfen dafür Kontakte von Nürnberg über Katalonien bis Mosambik. Marc-Oliver Krampe gibt Ihnen einen Einblick in die Vorbereitungsarbeit und berichtet, wie auch Sie Teil des BANDEN!-Netzwerks werden können. Über den Tellerrand des deutschen Abendbrots hinaus blickt Nientje C. Schwabe schon von Kindesbeinen an. Im Gespräch mit Caroline Schramm nimmt sie uns mit in ihre ganz persönliche Auszeit in der persischen Küche. Die Choreografin Hae-Kyung Lee ist von Südkorea nach Oldenburg gereist. Auf den BallettSeiten erhalten Sie einen ersten visuellen Vorgeschmack auf die Uraufführung von ‚Pierrot Lunaire‘. Im Tangorhythmus bewegt sich unser Extrachor seinem 25-jährigen Jubiläum entgegen. Chordirektor Thomas Bönisch erzählt im Interview mit Annabelle Köhler von der Vielseitigkeit des Chores, seinen besonderen Herausforderungen und davon, warum er dem Chor für die Zukunft genug Energie wünscht, die ‚Live!‘-Fahne weiterhin hochzuhalten. Uns zu berühren, das „pralle Leben, Lieben und Sterben“ darzustellen, darin sieht Jutta Moster-Hoos die Aufgabe heutiger Inszenierungen. In ihrer theatralischen Kolumne bricht sie eine Lanze für die junge (Teenager-)Liebe von Romeo und Julia und macht sich stark für mutige Zugriffe auf klassische Stoffe. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!
Christian Firmbach Generalintendant
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Ullmanns Umbau – ein Stück in drei Akten.
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Ullmann. Wohnen Betonen: „Wir machen uns nicht aus dem Staub, wir machen nur welchen!” Mit dieser und anderen Headlines haben wir unseren großen Umbau kommuniziert, der im März 2019 begonnen hat.
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Der erste Akt: Unten und oben.
Im ersten Akt wurde der Laden Ullmann. Wohnen Betonen im Erdgeschoss baulich von den oberen Stockwerken abgetrennt. Im Erdgeschoss entstand außerdem ein neues Treppenhaus mit Zugang zur Grünen Straße, welches die neuen Mieter der Obergeschosse nutzen können.
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Der zweite Akt: Von vorne nach hinten.
Im Juli begannen dann die Umbauarbeiten im vorderen Teil des Ladenbereiches, wodurch wir den Verkauf in den hinteren Teil des Erdgeschosses verlegen mussten – ein sehr lärm-, staub- und arbeitsintensiver Akt, der endlich abgeschlossen ist. Ab jetzt finden Sie uns wieder an gewohnter Stelle und in einem neuen Gewand. Überzeugen auch Sie sich von dem Ergebnis bei einem entspannten Besuch in unseren hellen und freundlichen Räumlichkeiten. Hier erwarten Sie viele aktuelle Artikel in neuen Regalsystemen, die noch mehr Ein- und Überblick ermöglichen. Zudem können Sie gerne weiterhin auf unsere individuellen Serviceleistungen zählen:
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Der dritte Akt: Von hinten nach vorne.
Im letzten Akt wird nun auch der hintere Teil des Erdgeschosses, in dem sich unsere große Auswahl von über 600 verschiedenen Teppichen befindet, einer umfassenden Renovierung unterzogen. Trotzdem geht auch hier der Verkauf weiter! Eine gute Gelegenheit, um sich einzigartige Teppiche zu besonders guten Preisen zu sichern.
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Inhalt
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Seite 32
KULISSENGEFLÜSTER Neuigkeiten aus dem Theater
SchauspielSEITEN Hallo Weltall!
Seite 8
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OPERNSEITEN Cardiff – Der Sängerstreit in Wales
KonzertSEITEN Gespräch mit Orchesterdirektor Oliver Kersken
Seite 9 Seite 36 NiederdeutscheSEITEN Gorch Fock – wie der Volksdichter aus dem Norden sein Herz an das Meininger Theater verlor
JungeSEITEN Die Sprache des Waldes. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde.
Seite 10 Seite 38 OPERNSEITEN Geschichte auf der Opernbühne
Seite 12 BühnenSEITEN Neu im Ensemble
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it der Premiere von ,Götterdämmerung‘ hat das Staatstheater, erstmals in der Geschichte des Hauses, den Opern-Vierteiler von Richard Wagner vollendet. Der gesamte ,Ring des Nibelungen‘ ist ab Juni 2020 zu erleben und bereits im Vorverkauf – für alle, die es mit Wotan halten: „Den Ring muss ich haben!“
BühnenSEITEN Tangoklänge zum Jubiläum – 25 Jahre Extrachor
KinderRätsel
Seite 39 BienenSeite Das neue Theatergold
Seite 40 7SeiteN Neue Wege, Flitter und Demokratie
Seite 18
Seite 26
Seite 42
ÖFFENTLICHESEITEN Kulturschnack – von der Steinzeit bis zur Medienkunst
AbschiedsSEITEN 43 Jahre Maskenbildnerei am Oldenburgischen Staatstheater Ein Blick zurück mit Anita Bruns
SeitenBühne Unser Gästeservice
Seite 28
BühnenSEITEN Aus dem Stück gefallen …
Seite 43
Seite 20 SchauspielSEITEN Über männliches Heldentum und die komischen Seiten des Medea-Stoffes. Ein Interview mit Regisseurin Mirja Biel
Seite 22 SchauspielSEITEN Über die Aktualität von Brechts ,Puntila‘
BallettSEITEN Mondsüchtiger Pierrot
Seite 30 ÖFFENTLICHESEITEN Bürgerschaftliches Engagement im BANDEN! – Netzwerk
Seite 45 BühnenSEITEN Auszeit mit …
Seite 46 GastSEITEN Jutta Moster-Hoos
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BÜHNENSeiten
NEWS Neue FSJler
Nominiert zur ‚Kompanie des Jahres‘ In der großen Kritikerumfrage im Jahrbuch der Fachzeitschrift tanz ist die BallettCompagnie Oldenburg unter den Nominierten zur ‚Kompanie des Jahres‘. Das Ensemble steht dort in einer Reihe mit dem Staatsballett Berlin, dem Ballett am Rhein Düsseldorf-Duisburg, dem Ballett Zürich und der Batsheva Dance Company. Die Nominierung von Falk Schreiber lautet: „ Antoine Jullys BallettCompagnie Oldenburg für ein gegenseitiges Durchdringen von Konvention und Innovation“. Wir freuen uns sehr!
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Keno, Larissa, Clara, David, Oliviya, Vanessa, Robin, Hannah, Till … Sie alle haben Pressespiegel erstellt, Jugendclubs geleitet, Hürden überwunden, Menschen und das Wichtigste vor allem Theater kennengelernt, ihren Horizont erweitert, sind verzweifelt, hatten Spaß und haben viel gelernt! Und so stehen sie jetzt mitten im Leben. Ab und zu kommt die eine oder der andere vorbei und erzählt. Vom Leben und von ihrem FSJ am Staatstheater. In den Abteilungen Junges Staatstheater und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verstärken seit 2006 jede Spielzeit zwei junge Menschen das Team im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur und sind seitdem nicht mehr wegzudenken aus der großen Theaterfamilie. In diesem Jahr sind es Lysann Zdarsky (ÖA) und Kira Gronewold (JUST) – Herzlich willkommen ihr beiden!
Writer in Residence Nachdem Björn SC Deigner in der vergangenen Saison hier erfolgreich sein Stück ,Mission Mars‘ (Premiere 10.01.2020) zu Papier brachte, übergibt er die Feder im Fiction-meets-Science-Programm am Hanse-Wissenschaftskolleg nun an die Dramatikerin Ulrike Syha. Ab Januar 2020 schreibt die letztjährige Preisträgerin des Heidelberger Stückemarkts hier exklusiv an einem Stück für das Oldenburgische Staatstheater. Syha via Facebook: „Ich bin gespannt und freue mich auf die Recherchen zu meinem Wissenschafts-Thriller ,Das Labor‘, in dem es um Formen der transnationalen Zusammenarbeit, Einflussnahme von Politik und Wirtschaft und den neuesten Stand der Klimaforschung gehen soll.“ Wir wünschen viel Erfolg!
BÜHNENSEITEN
… Kihun Yoon in LA Unser Bariton Kihun Yoon singt die Rolle des Marcello in der Oper ,La Bohème‘ von Giacomo Puccini an der Oper in Los Angeles in einer Produktion von Barrie Kosky, dem Intendanten der Komischen Oper Berlin. Los Angeles gehört neben der Metropolitan Opera zu den vier größten Opernhäusern in den USA. Generaldirektor ist seit 2003 Placido Domingo. Die gefeierte Produktion wird musikalisch vom Musikdirektor der LA Opera, James Conlon, geleitet, einem der renommiertesten Dirigenten weltweit. Insgesamt wird Kihun Yoon sieben Vorstellungen singen. Für Februar 2020 ist er erneut von der LA Opera eingeladen worden und wird in der Oper ,Roberto Devereux‘ von Gaetano Donizetti die Titelrolle des Roberto Devereux verkörpern. Die Regie stammt von niemand anderem als Stephen Lawless, der am Oldenburgischen Staatstheater in der vergangenen Spielzeit ,Lucia di Lammermoor‘ inszeniert hatte. Diese Produktion wird im Februar 2020 am Staatstheater wieder aufgenommen.
Von welchen, die auszogen, BANDEN! zu bilden …
Marc-Oliver Krampe spricht mit Staatsministerin
… und nach Berlin zu reisen, ans dortige Ballhaus Ost, um die COSTA COMPAGNIE und die Kolleg*innen des Staatstheaters Nürnberg kennenzulernen … Mit diesen verbindet das Oldenburgische Staatstheater ein gemeinsames, von der Kulturstiftung des Bundes im Fonds Doppelpass gefördertes Theaterprojekt zum Thema der global zu verzeichnenden Unabhängigkeitsbewegungen. Am Ballhaus Ost wurde im Juni der erste Teil des Projektes INDEPENDENCE FOR ALL gezeigt. So brachen wir Oldenburger*innen also nach Berlin auf, um unsere Banden! zu bilden, und erlebten einen spannenden Abend, bei dem die Zuschauer*innen unter anderem einer südsudanesischen Ministerin, einem ehemaligen Kindersoldaten, einem britischen Ehepaar, das sich in der UKIP engagiert, jungen Jazz-Musikern aus London und nicht zuletzt einem bekannten Separatisten aus Süddeutschland begegneten. Nach der Vorstellung haben wir die Kolleg*innen aus Nürnberg und von der COSTA COMPAGNIE kennengelernt und Pläne für den weiteren Prozess des gemeinsamen Projektes geschmiedet. Denn bald geht es zusammen auf Recherchereise nach Katalonien und Mosambik.
Auf ihrer dritten Theaterreise zum Thema ,Das (Stadt-)Theater der Zukunft‘ macht die Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters MdB, Halt in Bremen. Hier wird es in einer Gesprächsrunde, zu der Marc-Oliver Krampe, Chefdramaturg Schauspiel am Oldenburgischen Staatstheater und künstlerischer Leiter des Performance-Festivals BANDEN!, geladen ist, um die Neubestimmung von Stadttheater und freier Szene gehen. Das Modell der freien Szene und das des Repertoire- und Ensembletheaters waren lange strukturell scharf voneinander getrennt. Zunehmend werden diese Grenzen jedoch aufgeweicht und Kooperationen von Stadttheatern und freien Gruppen sind längst kein Einzelfall mehr. Im Gespräch wird dann gemeinsam mit Michael Börgerding, Intendant des Theater Bremen, Regisseur Alexander Giesche, Choreograf Felix Landerer und Pirkko Husemann, künstlerische Leiterin der Schwankhalle Bremen, unter anderem der Frage nachgegangen, wie sich die Vorzüge beider Systeme zu einem Theater der Zukunft verflechten lassen.
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BÜHNENSeiten
Cardiff – Der Sängerstreit in Wales Der bekannteste Sängerstreit der Operngeschichte ist zweifelsfrei jener auf der Wartburg anno 1207. Als bedeutendster Gesangswettbewerb der Gegenwart gilt ,BBC Cardiff Singer of the World‘.
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eit Mitte des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche nationale und internationale Gesangswettbewerbe gegründet. Sich für die Teilnahme zu qualifizieren und möglichst auch noch einen Preis davonzutragen, ist sehnlicher Wunsch vieler junger Sänger*innen, denn nicht selten bedeutet dies den Startschuss zu einer herausragenden Karriere: Die Musikbranche beobachtet die Wettbewerb-Szene sehr genau und wer auffällt, kann sich eines Engagements sicher sein. Aus den vielen Gesangswettbewerben ragen international einige ganz besonders heraus: Operalia – 1993 von Placido Domingo gegründet und jährlich an wechselnden Orten stattfindend; ,Neue Stimmen‘ – von der Bertelsmann-Stiftung seit 1987 alle zwei Jahre in Gütersloh ausgerichtet; und ,BBC Cardiff Singer of the World‘ – zu dem in diesem Sommer eine direkte Achse aus Oldenburg bestand. Der unter Insidern schlicht „Cardiff“ genannte Wettbewerb wurde 1983 von der BBC Wales ins Leben gerufen. Zunächst vor allem auf Operngesang fokussiert, wurde er 1989 noch um den „Song Contest“ erweitert, und warum er als führende Talentschmiede gilt, wird schnell klar, wenn man die Namen bisheriger Preisträger*innen liest: die finnische Sopranistin Karita Mattila, der russische Bariton Dmitri Hvorostovsky, der walisische Bariton Bryn Terfel, die deutsche Sopranistin Anja Harteros … Mittels einer großen, aufwändigen Vorauswahl in mehreren Runden gehen aus rund 400 – per Empfehlung und Video angetretenen – Bewerber*innen letztlich 20 Sänger*innen siegreich hervor, die zum sommerlichen Sängerstreit in Cardiff anreisen dürfen. Diese Ehre wurde 2019 gleich zwei Oldenburger Ensemblemitgliedern zuteil: Sooyeon Lee und Leonardo Lee, die (nur zufällig den gleichen Nachnamen tragen und) beide Ende Juni dieses Jahres nach Cardiff flogen. In der Wettbewerbswoche traSooyeon Lee als Lucia di Lammermoor
ten vier Abende lang jeweils fünf Sänger*innen gegeneinander an, um sich maximal 20 Minuten lang mit einem Programm ihrer Wahl bestmöglich zu präsentieren: Sooyeon Lee ging mit der Arie der Lucia di Lammermoor aus diesem Abend als Siegerin hervor und qualifizierte sich damit für die große Finalrunde am Samstagabend. Parallel dazu fand auch der „Song Contest“ statt, an dem sich die Oldenburger Sopranistin mit Liedern u. a. von Schubert (,Nacht und Träume‘), Schumann (,Lied der Suleika‘) oder Wolf (,Elfenlied‘) sowie einem Beitrag aus ihrer südkoreanischen Heimat ebenfalls unter großem Beifall ins Finale sang. Bereits in den Schlussrunden war die BBC als ausrichtende Institution des Festivals dauerpräsent. „Das war ziemlich anstrengend,“ schildert Sooyeon Lee, „man war ständig vor der Kamera, wurde für jeden Auftritt mit Maske und Kostüm präpariert und musste immer wieder Interviews geben.“ Das große Finale am Samstagabend wurde dann natürlich vollständig live von der BBC übertragen und so kamen viele Fernsehzuschauer in den Genuss, Sooyeon Lee mit der Arie der Gilda ,Caro nome‘ zu erleben, mit der sie bereits das Oldenburger Publikum in den ,Rigoletto‘-Vorstellungen begeisterte. Wiederum einen Vorsprung – aber nur einen kleinen – hat das britische Publikum bei der Arie der Amina aus ,La Sonnambula‘, Sooyeon Lees zweitem Wettbewerbsbeitrag: Ab dem 18. Oktober wird sie in der konzertanten Produktion von ,La Sonnambula‘ als Amina auch auf der Bühne des Staatstheaters stehen. Am Ende kann immer nur eine*r den Sieg davontragen und das war in diesem Jahr der ukrainische Bariton Andrej Kymach – doch von Publikum und Presse bejubelt wurden alle Finalist*innen. Und als Sooyeon Lee am nächsten Morgen ins Flugzeug stieg, um am Abend in Oldenburg Nérine (‚Les Paladins‘) zu singen, war ihr Gepäck nicht nur um eine Trophäe aus Kristallglas schwerer geworden. Was sie vor allem mitnahm, war die Aufmerksamkeit der internationalen Opernbranche, die Aussicht auf einen Liederabend in der Londoner Wigmore Hall und der berechtigte Stolz, so erfolgreich dabei gewesen zu sein, – den auch Leonardo Lee mit ihr teilt. Stephanie Twiehaus
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Niederdeutsche SEITEN
GORCH FOCK – … … wie der Volksdichter aus dem Norden sein Herz an das Meininger Theater verlor
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880 in Finkenwerder bei Hamburg geboren, richtete sich die ganze Sehnsucht des jungen Gorch Fock zunächst nach der Seefahrt. Fischer und Seefahrer wollte er werden genau wie seine Vorväter. Sein Vater jedoch befand, dass er gesundheitlich einem Leben auf See nicht gewachsen sei und schickte ihn im Alter von 14 Jahren zu seinem Onkel in die Krämerlehre nach Geestemünde. In seiner kleinen Dachkammer über dem Kräuterladen verbrachte er viel Zeit mit Büchern und ersten Schreibversuchen. Als Gorch Fock zur Vollendung seiner Lehrzeit für ein knappes Jahr die Handelsschule in Bremerhaven besuchen durfte, zog es den Bücherwurm nun auch mit aller Macht ins Theater. In seinen Briefen schreibt er: „Die Bretter, die die Welt bedeuten, üben auf mich eine fast magische Anziehungskraft aus, der ich nicht widerstehen kann. Leider führt man mehr Possen, Schwänke und Lustspiele auf als Dramen, die ich über alles gern sehe.“ Mit 19 Jahren trat Gorch Fock eine neue Stellung in einem Kolonialwarenladen in Meiningen an und fand dort, wonach er gesucht hatte. Die Schauspielaufführungen des Meininger Theaters, Werke von Grillparzer, Goethe, Schiller, Grabbe und Shakespeare, beeindruckten seine erwachende Dichterseele so sehr, dass er später schrieb: „Wenn etwas, so weiß ich die Geburtsstätte meines geistig strebenden Menschen genau: Es ist das herzogliche Hofschauspielhaus zu Meiningen (…) – Da begann die Wanderschaft, die wohl Ziele kennt, aber kein Ende.“ Die neue Darstellungsform und die Bühnenbilder der Meininger Theatermacher*innen, die zum damaligen Zeitpunkt durch den Theaterherzog Georg II. und seine Frau, die Schauspielerin Ellen Franz, geprägt wurden, waren entscheidende Impulse für sein Denken und Dichten. Später schreibt er: „Vor Meiningen habe ich innerlich gar nicht gelebt, glaube ich.“
Vom Theaterfieber mitgerissen, wagt sich der junge Dichter an ein erstes Drama, das seinen Wurzeln gemäß ein Seeräuber-Drama werden soll. Das Werk gedeiht nur bis zum dritten Akt und bleibt unvollendet. Gorch Fock wendet sich danach umso stärker seinen Gedichten und Erzählungen zu und schreibt während der Meininger Zeit besonders häufig in plattdeutscher Sprache. Er gewinnt als norddeutscher Volksdichter die Herzen einer großen Leserschaft, weil er die einfachen Fischer und Menschen der Nordseeküste in den Mittelpunkt seiner Dichtung stellt. Wenn auch kein Theaterstück aus seiner Feder geflossen ist, erscheint in Oldenburg nun doch eines seiner Werke auf der Bühne. Hans Balzer verfasst später ein Theaterstück auf Grundlage seines Romans ‚Hein Godenwind de Admirol von Moskitonien‘. Die Regisseurin Anja Panse inszeniert eine eigene Bearbeitung dieses abenteuerlichen Seemannsgarns und schickt Hein Godenwind auf große Fahrt. So erfüllt sich posthum noch ein wenig von der Sehnsucht des Gorch Fock nach der Seefahrt – auf den Brettern, die ihm so viel bedeutet haben. Dorothee Hollender
Foto: Bühnenbild aus der Inszenierung von ‚Wallensteins Lager‘ von Schiller. Die auf Werktreue ausgerichteten Bühnenbilder des Meininger Hoftheaters waren in ihrer Entstehungszeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Sensation.
Hein GodeNwind von Hans Balzer nach dem Roman ‚Hein Godenwind de Admirol von Moskitonien‘ von Gorch Fock Niederdeutsch von Hartmut Cyriacks und Peter Nissen Regie — Anja Panse Premiere am 05. November 2019, 20 Uhr, Kleines Haus
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OPERNSeiten
Geschichte auf der Opernbühne Wenn sich am 7. Dezember der Vorhang des Großen Hauses für die Premiere von Giuseppe Verdis Oper ‚Un ballo in maschera‘ hebt und Riccardo, der Gouverneur von Boston, am Ende durch ein Attentat auf dem Maskenball tödlich verwundet wird, dann wiederholt sich Realhistorie auf der Bühne.
„A
ch, ich bin verwundet … Nehmt ihn fest!", soll König Gustav III. von Schweden am 16. März 1792 gerufen haben, nachdem während eines Maskenballs im Stockholmer Opernhaus auf ihn geschossen worden war. Dieses historische Ereignis machte Eugène Scribe 41 Jahre später zur Katastrophe eines Librettos, das bereits vor der Bearbeitung durch Giuseppe Verdi und seinen Librettisten Antonio Somma im Jahr 1859 von Daniel-FrançoisEsprit Aubert 1833 (‚Gustave III. ou Le bal masqué‘), 1841 von Vincenzo Gabussi (‚La clemenza di Valois‘) und 1843 von Saverio Mercadante (‚Il reggente‘) vertont worden war und mit dem die historischen Personen und ihr Schicksal auf die Opernbühne einzogen.
Gustav III. von Schweden Gustav III. – bei Verdi aufgrund von Zensur später Graf Richard oder Riccardo genannt – steht im Mittelpunkt der Handlung. Am 24. Januar 1746 kam Kronprinz Gustav von Schweden als Sohn von König Adolf Fredrik und Lovisa Ulrika von Schweden in Stockholm zur Welt. Seine Mutter, eine Schwester Friedrichs des Großen von Preußen, weckte in Gustav früh das Interesse für Literatur, Kunst, Musik und Theater. Bereits als 19-Jähriger unternahm der Kronprinz erste schriftstellerische Versuche als Librettist und Dramatiker, später betätigte er sich auch exzessiv als Schauspieler und Regisseur. Diese Leidenschaft gipfelte 1772 in der Gründung einer schwedischen Nationaloper. Damit wurde bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine neue Kulturära eingeleitet, deren Streben nach nationaler Identität sich europaweit erst im 19. Jahrhundert durchsetzen sollte. Ziel Gustavs III. war es, das Selbstbewusstsein Schwedens durch Opern mit nationalen Sujets und Texten in der Landessprache zu stärken. Vor allem aber diente die Erfindung und Entwicklung der Gustavianischen Oper als Repräsentationsmedium herrschaftlicher Macht und Mittel für politische Propaganda, die in den Aufführungen der Opern ‚Gustaf Wasa‘ von Johann Gottlieb Naumann (1786) und ‚Gustaf Adolf och Ebba Brahe‘ von Georg Joseph Vogler (1788) über die heldenhaften königlichen Namensvetter Gustavs III., als deren legitimer Nachfolger er sich betrachtete, ihren Höhepunkt erreichte. 10
Als König verstand sich Gustav III. – wie sein Onkel Friedrich II. von Preußen und seine Cousine und politische Rivalin Katharina II. von Russland – als aufgeklärter absolutistischer Herrscher, der aber nur in wenigen seiner politischen Handlungen, wie der Einführung der Religionsfreiheit und der Abschaffung der Folter, auch dem Gedankengut der Aufklärung in der politischen Praxis gerecht wurde. Stattdessen strebte er eine politische Alleinherrschaft ohne die Einflussnahme des Reichsrates an. Als junger König initiierte Gustav III. daher während des Reichstages 1771/72 einen Staatsstreich: Mit Hilfe des Militärs zwang er den Adel, der sich größere Macht wünschte, und die Stände, die eine demokratische Machtverteilung forderten, einer neuen Verfassung zuzustimmen: Der Reichsrat wurde fast gänzlich zum reinen Beratungsorgan degradiert, der König regierte nun als Alleinherrscher. Geldverschwendung für private Vergnügungen, obwohl Schweden sich aufgrund von mehreren Missernten in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befand, der verlorene Russisch-Schwedische Krieg (1788 – 1790) und der Versuch, den Adel noch stärker in seinen Privilegien in Armee und Verwaltung einschränken zu wollen, schürten den Hass der Gegner Gustavs III. Inspiriert von den bürgerlichen Ideen der Französischen Revolution, die sich die Verschwörer zu Eigen machten, formierte sich in Stockholm ein Kreis, der das Attentat auf den König am 16. März 1792 plante, an dessen Folgen Gustav III. am 29. März 1792 starb.
Die Verschwörer In der ursprünglichen Dramatisierung Scribes und im Originalentwurf Verdis, in denen die Handlung der Oper noch in Schweden spielt, heißen die Verschwörer Samuel und Tom noch Graf Ribbing und Graf Horn. Aus Jean-Jacques René, Graf von Anckarström, der seinen besten Freund schließlich aus Rache für die vermeintliche Affäre zwischen seiner Frau Amelia und Riccardo tötet, wird in Verdis letzter Fassung Renato. Auch für diese drei Bühnenfiguren gibt es historische Vorbilder. Die Familie von Graf Klas Frederik Horn (1763–1823) stand Jahrhunderte im Dienst der schwedischen Königs-
OPERNSeiten
Gustav III. von Schweden, gemalt von Alexander Roslin (1777)
familie. Klas Frederik Horn, der eine Militärkarriere eingeschlagen hatte, wurde 1789 zusammen mit seinem Vater beim Versuch der Adelsopposition verhaftet, die finanziellen Zuwendungen des Reichsrates für Kriegspläne Gustavs III. zu verhindern. Diese Schmach war für Horn der Grund, sich am Attentat auf den König zu beteiligen. Graf Adolph Ludvig Ribbing (1765–1843) gilt als der unpolitischste der antigustavianischen Verschwörer. Nach einer Militärausbildung und seinem zeitweisen Dienst an der Militärakademie in Preußen wollte Ribbing die Freifrau Charlotte De Geer heiraten. Diese entschied sich jedoch für Gustavs Ill. Kammerherrn und engen Vertrauten Hans Henric von Essen. Der enttäuschte Ribbing schob die Schuld für das Nichtzustandekommen der Ehe auf den König, den er beschuldigte, die Verbindung zwischen von Essen und Charlotte De Geer gestiftet zu haben. Nach seiner Verhaftung wenige Tage nach dem Attentat gab Ribbing in einem umfassenden Geständnis allerdings keine persönlichen Gründe für die Beteiligung am Mordkomplott an, sondern nannte den Kampf um die Freiheit für die schwedischen Bürger als Motiv. Sowohl Horn als auch Ribbing entgingen einer Todesstrafe und wurden unter Verlust von Privilegien und Besitztümern des Landes verwiesen. Lediglich der Attentäter, der auf den König geschossen hatte, wurde mit dem Tod bestraft. Graf Jacob Johan Anckarström (1762–1792) hegte seit der Thronbesteigung Gustavs III. eine nicht näher begründete Antipathie gegen den Monarchen. Auf dem Reichstag 1789 trat Anckarström erstmals als Oppositioneller und Königsgegner in Erscheinung. Während einer Reise nach Gotland 1790 wurde er als russischer Spion verdächtigt
und wegen defätistischer Äußerungen und Majestätsbeleidigung angeklagt und vier Monate inhaftiert. Dieses Ereignis war schlussendlich für ihn wohl ausschlaggebend, nach anderen Königshassern zu suchen, um mit ihnen den Königsmord zu planen. Im Winter 1791 lernten Anckarström, Horn und Ribbing sich kennen und begannen mit der Vorbereitung des Attentats: Horn besorgte die Schrotladung aus Nägeln für die Tatwaffe, Ribbing stellte auf dem Maskenball die Loge seiner Geliebten zur Besprechung der Verschwörer vor der Tat zur Verfügung und Anckarström sollte die Tat ausführen. Andere historisch bekannte Verschwörer wie General Pechlin oder Oberstleutnant Liliehorn, der kurz vor dem Attentat Gewissensbisse bekam und den König in einem anonymen Schreiben – in der Oper ist das die Aufgabe Amelias – vor der drohenden Gefahr warnte („Ich hasse Sie, Sire, aber ich verabscheue Meuchelmord“), fanden keinen Eingang in das Libretto.
Die „Kaffeegöttin" Neben den unmittelbar am Königsmord Beteiligten wurde noch eine weitere Persönlichkeit der gustavianischen Ära in die Opernhandlung aufgenommen. Anna Ulrica Arfvidsson (1734 –1801) war ab den späten 1770er Jahren eine von der schwedischen Gesellschaft vielkonsultierte Wahrsagerin. Einen Ruf erwarb sie sich vor allem als Kaffeesatzleserin, ihrem Spezialgebiet, das ihr den Spitznamen „Kaffeegöttin“ eintrug. Ein weites Netzwerk in Adels- und Hofkreisen – Arfvidsson wuchs in einer Bedienstetenfamilie am Hof auf und verfügte daher wohl über wichtige Kontakte – und ein im Polizeidienst stehender Informant versorgten sie mit den nötigen Informationen und Gerüchten. Ihre „Fähigkeiten“ wurden bis in die höchsten Kreise geschätzt: Neben einflussreichen Politikern und Offizieren ließen sich auch Gustav III. und sein Bruder Carl ihr Schicksal vorhersagen. 1786 suchte Gustav III. inkognito die Wahrsagerin auf, die ihn an diesem Abend vor einem maskierten Mann mit Schwert warnte, der ihm nach dem Leben trachten würde. Es wird erzählt, dass Gustav III. die Warnung in den Wind schlug, aber am Schlosstor auf einen bewaffneten Mann traf, der das Appartment von Gustavs Schwägerin verließ, deren Mann verdächtigt wurde, sich gegen seinen Bruder Gustav III. verschworen zu haben. Tatsächlich handelte es sich bei dem mysteriösen Unbekannten um Adolph Ludwig Ribbing, einen der Männer, die 1792 an der Attentatsverschwörung gegen Gustav III. beteiligt waren. Christina Schmidl 11
BÜHNENSeiten
Willkommen in Oldenburg! Mit der Spielzeit 19/20 begrüßen wir eine Reihe neuer Kolleg*innen: 3 Tänzer, 6 Sänger*innen und 2 Schauspieler! In den Steckbriefen stellen sie sich kurz vor, bevor Sie sie demnächst regelmäßig auf der Bühne erleben dürfen.
Wang Name: Nian Alter: 32 ina Herkunft: Ch te Laune? Dir Deine gu Was sichert Gutes Wetter. Guter Schlaf. äre das? , welches w n Tier wärst Wenn Du ei Löwe.
rwirklichen? unbedingt ve u D t es ht aum möc Welchen Tr erden! w n ri nä io Mill ? r Dich stehen nnte auch fü kö ck . ro le Ba ol s R de e Welch mponisten Rollen von Ko n he lic ög m Alle nenerlebnis? endstes Büh eg fr au n schehen. ei sher D es wird hier ge Was war bi cht. Ich denke, ni ch no t tz je Das gab es bis warten? al auf Dich ssen, rolle soll einm m au tere zu mir pa ak Tr ar e Ch ch Wel . Solange die lle ro m au Tr e Ich habe kein ich. bin ich glückl
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Kim Name: Seu n Alter: 22 Japan gebore orea, aber in Herkunft: K denke. gute Laune? mich selbst t Dir Deine positiv über d un n Was sicher bi n ne it mir im Rei Wenn ich m äre das? welches w eine wilde Tier wärst, n ei k und haben u ar D st n nd si Wen en w Lö bin ich e ein Löwe. . Außerdem Ich wäre gern ich gerne sein e ht öc m So Energie. Löwe. Ster nzeichen ichen gt verwirkl Du unbedin st t ein te is h ch ic ö m m r aum forder n. Fü Welchen Tr glichen ets selbst zu tä st h ne ic ei m m , n ig er ht unsch, sond Mir ist es wic W r lle ie . ez nur ein sp ößter Traum Traum nicht s ist mein gr er reichen, da zu le ie Z n kleine s nenerlebni endstes Büh eg ich fr e tt au ha n , ei be isher D ‘ getanzt ha Was war b ins ,Minus 16 ar ah N d ha hO Tanz. Nachdem ic stellung von t andere Vor eine komplet ten? f Dich war n. ll einmal au so te Inspir atio lle ro öß m gr au sind meine n fen Welche Tr fie ra ra og og re re ho C yt hes Cho hwedischen sc n de it W illiam Fors m rne iten. öchte ich ge Ekman arbe Außerdem m d Alexander un r ge In n Mats Ek , Joha
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gute Laune? Gesellschaf t. t Dir Deine angenehme er ch si as s Essen und W te gu , er ch , gute Bü Schwimmen wäre das? st, welches är w er Ti n Wenn Du ei Eine K atze. n? verwirkliche unbedingt u D st n. te be aum möch atur da erle en und die N Welchen Tr ustr alien reis A ch na e ht Ich möc m ich gelten? wie Cherubi auch für D en von Mut, rt itat könnte A nz le , al lle o n en R el st m r den Kün Welches st zu versam e heilige unte ne heilige Kun rum ist sie di da d „Musik ist ei un ‘. n os ro hlenden Th adne auf Nax nist aus ‚Ari um einen stra Der Kompo – !” ik us M die heilige nerlebnis? dstes Bühne en eg fr au isher Dein Was war b r ‚Alcina‘. Händels Ope in o Ruggier arten? auf Dich w soll einmal lle uss. ro ra m St au rd Welche Tr r‘ von Richa Rosenkavalie er ‚D in n ia Oct av
cent Tapia Name: V in Alter: 26 ankreich Herkunft: Fr
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ardo Lee Name: Leon Jahre 32 Herkunft: san, Südkorea Bu t: nf Herku
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Tangoklänge zum Jubiläum 25 Jahre Extrachor – Chordirektor Thomas Bönisch im Gespräch
Seit nunmehr 25 Jahren ist der Extrachor des Oldenburgischen Staatstheaters in großen Choropern, Sinfonie- und Chorkonzerten sowie in diversen anderen Formaten zu erleben. Erinnern Sie sich noch an den ersten Auftritt? Nein, der war vor meiner Oldenburger Zeit. Als ich 1999 ans Staatstheater kam, lief übrigens gerade Wagners ‚Götterdämmerung‘, noch in der Choreinstudierung meines Vorgängers Peter Vettermann. Meine erste Aufgabe sollte dann auch gleich eine ganz besonders schöne werden: Puccinis ‚Turandot‘. Chor und Extrachor können sich dort in all ihren Farben und Registern zeigen. An welche Konzerte bzw. Projekte denken Sie besonders gerne zurück? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr werden es. Das liegt daran, dass das aktuelle Projekt meistens auch gerade mein Lieblingsprojekt ist. Aber klar, mir fallen sofort Highlights wie Brittens ‚Peter Grimes‘ oder sein ‚War Requiem‘, 2001 unter Alexander Rumpf ein, Händels ‚Saul‘ (2010 in der Halle 10), die 8. Sinfonie von Mahler in Zusammenarbeit mit mehreren Chören der Region (Roger Epple, 2013) oder das letzte Jubiläumskonzert mit dem ,Magnificat‘ von Carl Philipp Emanuel Bach (2015). Was waren die größten Herausforderungen? Für die Chöre war es, denke ich, die Oper ‚Satyagraha‘ von Philip Glass. Eine große Leistung diese Partie zu lernen! Wir haben damals ein eigenes, mathematisches System zum Merken dieser einfachen aber andererseits extrem schwer auswendig zu lernenden Musik erfunden. An der Innenwand des Orchestergrabens klebten groß ausgeplottete Formeln wie etwa II:(ÄO)3-P2:II oder so. Das ergab dann vielleicht fünf Minuten Musik. Für mich selbst war Mahlers „ Achte“ eine besondere Herausforderung. Bei diesem Stück verbringt man als Chorleiter weit mehr Zeit mit der Organisation und Koordination aller teilnehmenden Chöre als mit der eigentlichen Probenarbeit. Aber wenn es dann wirklich funktioniert, ist es ein fantastisches Erlebnis!
Für das Jubiläumskonzert haben Sie etwas ganz Besonderes geplant: ein Tangokonzert. Wie kam die Idee dazu auf und was erwartet uns? Wir machen es zum einen, um die Vielseitigkeit dieses Chores zu zeigen. Klar, das „Kerngeschäft“ ist das Musiktheater. Aber – um es deutlich zu sagen: Kern dieses „Kerngeschäftes“ sind und bleiben die Kolleg*innen des Opernchores. An ihrer Seite steht der Extrachor, erweitert dessen Klangspektrum, Volumen und spielerische Aspekte. – Doch neben dieser Aufgabe sind es gerade die konzertanten Projekte, an denen der Chor wächst. Das kommt letztlich wieder der Bühne zugute. Ich glaube, wir sollten viel öfter Neues wagen und Gelegenheiten ergreifen wie diese hier: Mit Rocco Heins lebt ein international gefragter Bandoneonist und Kenner Martin Palmeris in Oldenburg. Wenn man dazu noch Melanie Lang im Ensemble hat, dann MUSS es einfach die Tangomesse von Palmeri sein …! Was wünschen Sie dem Ensemble für die nächsten 25 Jahre? Unsere Kunst weiß das Jetzt zu schätzen. In Zeiten, in denen es immer schwerer sein wird, diesen Wert zu erkennen, etwa ein Original von dessen Kopie zu unterscheiden oder die Wahrhaftigkeit von der Lüge, wird sehr viel Arbeit auf uns zukommen. Ich wünsche dem Chor die Energie, stets die Fahne hoch zu halten, auf der „LIVE!“ steht. Ich wünsche dem Chor inspirierende Dirigenten und Regisseure – und vor allem immer ein interessiertes, kritisches und zahlreiches Publikum. Die Fragen stellte Annabelle Köhler.
TANGOMESSE 25 Jahre Extrachor am 09. November 2019, 20 Uhr, Kleines Haus
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KULTURSCHNACK von der Steinzeit bis zur Medienkunst
Mit dem Blog www.kulturschnack.de machen Theater, Touristiker*innen und Museen gemeinsam neugierig auf die Oldenburger Kulturszene. Die beteiligten Kultureinrichtungen nehmen die Leser*innen mit diesem Blog mit auf eine Reise hinter die Kulissen, stellen Persönlichkeiten der Institutionen vor und erzählen von Ausstellungen, Veranstaltungen, Workshops, Hintergründen – Kulturschnack eben.
Kulturschnack zeigt , … … dass hinter unscheinbaren Eingängen oft spannende Erlebnisse lauern, auch wenn es von außen manchmal gar nicht danach aussieht. … dass in Museen nicht nur Bilder von Künstlern hängen, die schon lange tot sind, sondern auch Werke von Künstlern, die quicklebendig und manchmal sogar selbst anwesend sind.
… dass Theater mehr heißt als Drama – alles live und in 3D. … wann coole Veranstaltungen und Workshops stattfinden, in denen ihr mehr erfahren oder selbst aktiv werden könnt. … dass Kultur Spaß macht.
… welche Museen besonders fotogen sind und wo das Teilen von Fotos unbedingt erwünscht ist.
Kulturschnack - das sind fünf Museen und ein Theater in Oldenburg: Oldenburgisches Staatstheater // Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Landesmuseum Natur und Mensch // Horst-Janssen-Museum Stadtmuseum Oldenburg // Edith-Russ-Haus für Medienkunst
www.kulturschnack.de Unterstützt durch die Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH 18
ÖFFENTLICHE Seiten
Wer ist eigentlich Karl? Für den Kulturschnack tingeln Jan und Jannik vom Karl Aua Kollektiv seit Oktober letzten Jahres durch die fünf Oldenburger Museen und das Oldenburgische Staatstheater. Hierbei geht es den Jungs darum, die Institutionen nicht einfach nur vorzustellen, sondern etwas in ihnen passieren zu lassen. Das Landesmuseum für Kunst und Kultur ist nämlich nicht nur ein sehr schönes altes Schloss, sondern auch der perfekte Ort für ein erstes Date; im Landesmuseum Natur und Mensch kann man nicht nur Moor sehen, sondern auch super Dinge basteln, Gesine Geppert von der Sparte 7 ist ein interessanter Mensch und der Partyhut von der ,Rocky Horror Show‘ gehört nicht ins Auge. Am Anfang musste „Kultur-Muffel“-Jannik noch ein wenig an die Hand genommen werden, aber mittlerweile findet er sich selbst in jedem Museum zurecht. Großes Ziel der ganzen Sache: Jungen Leuten die Scheu vor dem Museum zu nehmen.
Monats die Highlights aus den Museen und dem Staatstheater präsentiert. Von der Keramikausstellung über Ausstellungseröffnungen (das beste Catering bei Ausstellungseröffnungen gibt es im Edith-Russ-Haus – bitte alle ein Beispiel daran nehmen) bis zur Premiere im Staatstheater ist hier alles dabei. Zielgruppengerecht natürlich auch viele Veranstaltungen der Sparte 7.
Eine weitere Karl Aua-Rubrik für den Kulturschnack sind die ,Karl Aua-Kulturtipps‘: Hier werden am Anfang jeden
Mehr vom Karl Aua Kollektiv gibt es auf Facebook@karl.aua.ol und Instagram@karlauakollektiv
Das Karl Aua Kollektiv ist aber nicht nur Kulturschnack – Durch die Produktionen für den Kulturschnack angestachelt, hat sich aus dem Projekt eine kleine Firma entwickelt. Zusammen mit Freund Kolja, steht das Karl Aua Kollektiv mittlerweile für Imagevideos, Aftermovies von Festivals und Veranstaltungen, sowie für eigene Veranstaltungen wie das ,10 Kurze mit Kneipenquiz‘ sowie für authentische Moderation.
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Jason: „Ich kann nicht mehr!“ Über männliches Heldentum und die komischen Seiten des Medea-Stoffes Ein Interview mit Regisseurin Mirja Biel Marc-Oliver Krampe: Die Mythen, Legenden und Geschichten der Menschheit wurden eigentlich immer von Männern geformt, erzählt und fortgeschrieben. Genauer gesagt von männlichen Siegern und Herrschern, denen eben, die die Deutungshoheit errungen haben. Die Unterdrückten auf der anderen Seite hätten bestimmt ganz andere Geschichten zu erzählen, finden aber eben kein Gehör. Mirja, Du willst den Medea-Stoff mit der allbekannten „Kindsmörderin“ im Mittelpunkt, mit der Heldengeschichte der Argonautenfahrt und der Eroberung des goldenen Vlieses aus weiblicher Sicht erzählen. Da gibt es einiges gerade zu rücken in unserer Textfassung und in den Proben. Mirja Biel
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Mirja Biel: Ja, denn dass der Name Medea zuallererst mit der „Kindsmörderin“ verknüpft wird, erschien mir schon immer merkwürdig. Es ist doch eine – zugegebenermaßen sehr heftige – Reaktion auf einen sehr schwerwiegenden Verrat, begangen durch Jason. Für ihn verlässt Medea ihre Heimat, für ihn hintergeht sie ihre Familie, durch ihre Flucht kommt ihr Bruder ums Leben. Das alles tut sie auf Basis eines Versprechens, das Jason, einmal im neuen Land seine Möglichkeiten begreifend, sofort zu brechen bereit ist. Er verlässt sie, ohne mit der Wimper zu zucken, für eine deutlich jüngere und strategisch wertvollere Frau. Medea macht, neben der Wahl Jasons als Mann, dann allerdings noch einen weiteren Fehler, wiederum einen entscheidenden. Sie versteht, dass das
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einzige Druckmittel, das sie in der Fremde noch in Händen hält, die eigenen Kinder sind. Und so benutzt sie sie – zunächst, um sich ein Aufenthaltsrecht zu erstreiten. Später, in einem Akt der Selbstermächtigung, nimmt sie das in die Welt Gesetzte quasi zurück, zerschneidet das Band, das sie an Jason kettet. Die Tat an sich kann man tatsächlich als ungeheuerlich bezeichnen, mich interessieren aber die Mechanismen, die dazu geführt haben, dass sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat. MOK: Mirja, wenn Du Medea wärest, wie würdest Du Deine Geschichte erzählen? MB: Oje, schwierige Frage! Zumindest würde ich aber erst einmal alles, was Medea als „fremd“, „barbarisch“ usw. angedichtet wird, gerade rücken wollen. Das ist ja eine Frage der Perspektive, die in diesen Zuschreibungen durchaus als rassistisch bezeichnet werden muss. Deswegen haben wir uns auch für die Bearbeitung von Franz Grillparzer entschieden und gegen Euripides, weil sie die Vorgeschichte miterzählt. Also auch den Teil, in dem Jason der Fremde in Kolchis, Medeas Heimat, ist. Das finde ich wichtig, dass es zwei Perspektiven gibt, zwei unterschiedliche Welten, in denen jeweils der eine weniger vertraut ist mit den Spielregeln, keine Welt als die „richtige“ zu interpretieren ist. MOK: Die Perspektive, die Jason ganz selbstverständlich einnimmt, seine breitbeinig-selbstgefällige Argumentation, er hätte ja nun wirklich alles versucht und sei jetzt mit seinem Latein am Ende, hat uns beim Arbeiten an der Fassung
Tränen vor Lachen in die Augen getrieben, weil wir auch so fassungslos ob des Selbstverständnisses dieses Mannes waren. Nie hätte ich vorher gedacht, dass ich beim Vorbereiten der MedeaProduktion so viel Spaß haben würde. Bei aller existenziellen Dramatik der Konflikte, die jedes alltägliche Vorstellungsvermögen sprengt, liegt in dem Stoff durchaus auch eine sehr eigene Komik, eine Ironie. Was denkst Du über das Thema Humor in tragischen Stoffen? MB: Ich finde, dass in jeder tragischen Situation immer auch Humor enthalten ist. Wenn man z. B. an Beerdigungen denkt, ist doch der gemeinsame Teil nach der Gedenkfeier, in dem sich die Spannung lösen kann und in dem auf einmal auch wieder gelacht werden darf, ein absolut wichtiger Teil des Verarbeitungsprozesses. Und so geht es mir auch beim Inszenieren – und erst recht bei ernsthaften Themen: Lachen ist auf den Proben absolut erwünscht. Davon bleibt dann meist die ein oder andere Spur, ein Ton, eine Improvisation an der Inszenierung haften, und oft sind das sogar die Momente, die ich selbst besonders mag … Ja, wir begegnen unseren existenziellen menschlichen Grundkonflikten und gesellschaftlichen Strukturen, die ja der Mythos zeitlos aufzeigt, zuweilen mit einem verzweifelt abgründigen (Galgen-)Humor: Man lacht, weil man sich wiedererkennt, weil man entwaffnet ist und einem vor Fassungslosigkeit die Worte fehlen. Mirja, vielen Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Marc-Oliver Krampe.
MEDEA Dramatisches Gedicht frei nach Franz Grillparzer Regie — Mirja Biel Premiere am 03. Oktober 2019, 20 Uhr, Kleines Haus
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Von Menschen und Tieren Über die Aktualität von Brechts ,Puntila‘.
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enn der einkaufswillige Mensch auf der Suche nach Räucherschinken durch den nächstbesten Supermarkt schlendert, wird dies mancherorts zur Reise in ein romantisiertes 19. Jahrhundert. Auf den Verpackungen der Fleisch- und Wursterzeuger prangen wahlweise heimelige Mühlen, reetgedeckte Fachwerkhäuser oder freilaufende Tiere auf grüner Weide. Zünftige Mädel und hopfengestärkte Söhne des Volkes. Die Bilder sprechen von Handwerk, Heimat und Bodenständigkeit. Die Großbetriebe eines ganzen Wirtschaftszweiges geben sich den Anschein, sie wären der nette, kleine Biohof von nebenan. Man möchte nicht sein, was man wirklich ist: Eine internationale Milliardenindustrie, welche Rinder in Argentinien produziert, sie in Polen schlachtet, um sie in China zu verkaufen. Dass Tierwohl und Umweltschutz hier in der Regel völlig auf der Strecke bleiben, ist seit Jahrzehnten bekannt. Hunderttausende überzüchteter Kühe, Puten, Schweine vegetieren auf engstem Raum in riesigen Betrieben. Ihre Gülle lässt die Böden versauern, das ausgestoßene Methan ist ein wesentlicher Verursacher des menschengemachten Klimawandels. Dass aber auch viele der Menschen, die hier beschäftigt sind, unter diesem System leiden, geriet erst in den vergangenen Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit. 2014 erschien in einer überregionalen Hamburger Wochenzeitung unter dem Titel ,Die Schlachtordnung‘ ein vielbeachteter Artikel, in dem die menschenunwürdigen Bedingungen
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beschrieben werden, unter denen vor allem osteuropäische WerkvertragsarbeiterInnen in deutschen Schlachthöfen ausgebeutet werden. Zahlreiche dieser Betriebe, die so gar nichts zu tun haben mit reetgedeckten Fachwerkhäusern, stehen in den Regionen um Oldenburg. Manche von ihnen sponsern Fußballvereine. Hier arbeiten, so der Artikel, zehntausende Männer und Frauen versteckt in einem undurchsichtigen Subunternehmersystem, das an Schuldknechtschaft erinnert. Sechs Tage die Woche, häufig mehr als zwölf Stunden am Tag. Sie leben meist in heruntergekommenen Massenunterkünften in Mehrbettzimmern, für die sie vom ohnehin geringen Lohn exorbitante Mieten zahlen müssen. Die hygienischen Zustände sind mangelhaft, Arbeitsrecht ein Fremdwort, jederzeit droht Kündigung. Auch wird von Männern berichtet, die in Wäldern hausen müssen, da sie keinen Platz in den Bruchbuden bekommen haben oder wegen Renitenz hinausgeworfen wurden. Da war er plötzlich wieder: Der Raubtierkapitalismus, den man längst überwunden glaubte – im 21. Jahrhundert, mitten in Europa, mitten in Niedersachsen, direkt vor der Haustür. Peter Kossen, Pfarrer in Lengerich (Westfalen), der sich seit Jahren im Kampf gegen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen engagiert, formuliert das Problem so: „Die Fleischindustrie behandelt im großen Stil Arbeitsmigranten wie Maschinen, die man bei externen Dienstleistern anmietet, benutzt und nach Verschleiß austauscht. Mit Ausnahme Weniger, wie Brand in Lohne, Schulte in Lastrup oder Böseler Goldschmaus in Garrel weigern sich die
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Unternehmen, Verantwortung für die Arbeitsund Lebensbedingungen der eingesetzten Arbeitskräfte zu übernehmen. Und man lässt die Unternehmen bisher gewähren – auf Kosten der Gesundheit der Arbeiter und auf (Sozial-)Kosten der Allgemeinheit.“ Seit 2014 floss viel Wasser die Hunte hinunter und die Politik war sichtlich bemüht, das Problem anzugehen. Mit Gesetzen zu Mindestlohn und Standards für Arbeitsbedingungen und Unterbringung wurde viel Papier beschrieben. Doch das Arbeitsrecht hierzulande geht davon aus, dass ArbeitnehmerInnen für die Durchsetzung ihrer Rechte selbst verantwortlich sind. Nur: Menschen aus der Ukraine, aus Rumänien, Bulgarien, Moldawien, Geflüchtete mit unsicherem Aufenthaltsstatus, fern der Heimat, die der hiesigen Sprache nicht mächtig sind, die kein Geld für rechtlichen Beistand haben, deren „Wohnung“ einzig und allein am Job an der Schlachtbank hängt, gründen selten Betriebsräte oder treten in Gewerkschaften ein, welche genau genommen für sie auch gar nicht zuständig sind. Sie bleiben weiter in der rechtlichen Grauzone der Leiharbeit- und Werkverträge und damit dem Raubbau an Körper und Psyche ausgeliefert. Immer noch. 2019 – direkt vor der Haustür. Ein anderer, der solche Zustände der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen auch immer kritisiert hat, war der 1898 in Augsburg geborene Dramatiker und Theaterreformer Bertolt Brecht. Eines seiner Stücke namens ,Herr Puntila und sein Knecht Matti‘, welches er 1941 nach einer Vorlage der Finnin Hella Wuolijoki schrieb, zeigt die groteske Situation eines Großgrundbesitzers in der Zwischenkriegszeit. Puntila ist ein Überbleibsel vergangener Tage. Er möchte eigentlich nichts mehr, als Bauer sein. Ein Bauer, der einig mit der Natur lebt, eigenhändig seinen Traktor übers Feld lenkt und abends nach getaner Arbeit mit seinen Arbeitern (und vor allem Arbeiterinnen) einträchtig trinkt. Doch die Zeiten haben es ihm anders bestimmt. Der Landwirt ist nun Kapitalist – gezwungenermaßen. Aus dem Hof ist ein Unternehmen geworden – aus den Bauern Arbeiter, die auf dem Gesindemarkt eingekauft werden wie heute auf dem „ Arbeitsstrich“. Der schöne finnische Wald ist nur
noch Kapital und wird verschachert. All das ist für Puntila nicht zu ertragen. Er schafft sich daher mittels Aquavit ein neues freundliches Ich. Ein menschliches Ich, das trinkt und scherzt und gegen das System wettert. Ein reetgedecktes Fachwerkhaus auf grüner Weide, vor dem es sich herrlich saufen lässt. Doch ab und an bekommt er „ Anfälle sinnloser Nüchternheit“, in denen er „zum Tier herabsinkt“. Dann wird er zurechnungsfähig. „Ein zurechnungsfähiger Mensch ist ein Mensch, dem man alles zutrauen kann. Er ist zum Beispiel nicht mehr imstande, das Wohl seines Kindes im Auge zu behalten, er hat keinen Sinn für Freundschaft mehr, er ist bereit über seine eigne Leiche zu gehen.“ Brechts Komödie über den Kapitalisten, der kein Kapitalist sein möchte, der den selbsterzeugten Rausch für den Normalzustand hält und sich damit die Realität seines eigenen Wesens verschleiert, ist heute vielleicht so aktuell wie vor 80 Jahren. Der Raubtierkapitalismus ist nicht verschwunden – er hat sich globalisiert. Vielerorts tritt er offen zutage und mancherorts versteckt er sich hinter Bildern von glücklichen Schweinen und Strohballen auf Stoppelfeldern. Greenwashing, das zum Waschzwang wird. Und wenn wir ehrlich sind, finden wir in uns allen ein Stück Puntila. Denn wir glauben gerne an die reetgedeckten Fachwerkhäuser sozialer Marktwirtschaft, die nichts gemein haben mit den Slums und Favelas in den Metropolen des geografischen Südens. Wir haben es gefunden – das richtige System im falschen. Oder doch nicht? Gibt es da etwa eine Verbindung zwischen dem billigen Schnitzel in der Kantine und der Flucht übers Mittelmeer? Zwischen den günstigen Putenstreifen im Salat und den durchgefrorenen Männern, die in den Wäldern Süd-Oldenburgs gesichtet wurden? Sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen hat sich Maria Linkes Inszenierung von ,Herr Puntila und sein Knecht Matti‘ zur Aufgabe gemacht. Sie wird ab 23.11.2019 im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters zu sehen sein. Jonas Hennicke
HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT MATTI Volksstück von Bertolt Brecht Musik von Paul Dessau Regie — Maria Viktoria Linke Premiere am 23. November 2019, 20 Uhr, Kleines Haus
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Richard
DER
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Die Ring –
Ring-Zyklus 26.06.2020 – 28.06.2020 – 01.07.2020 – 04.07.2020 -
Ring-Zyklus 18.09.2020 – 20.09.2020 – 23.09.2020 26.09.2020 -
Das Rheingold
Ring-Zyklus 02.10.2020 04.10.2020 – 07.10.2020 – 10.10.2020 -
The Rocky Horror Show
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Die Walküre
Wagner
RING
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– Zyklen 2020
s I im Juni/Juli 2020 – Das Rheingold – Die Walküre – Siegfried - Götterdämmerung
s II im September 2020 – Das Rheingold – Die Walküre - Siegfried - Götterdämmerung
Siegfried
s III im Oktober 2020 - Das Rheingold – Die Walküre – Siegfried - Götterdämmerung
Götterdämmerung
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AbschiedsSeiten
Von Alain Delon-Augenbrauen, Entenschnäbeln und Gipsköpfen 43 Jahre Maskenbildnerin am Oldenburgischen Staatstheater. Ein Blick zurück mit Anita Bruns.
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lles begann mit einer Märchenkutsche. Es muss 1964 gewesen sein, als Anita das allererste Mal mit ihrem Großvater das Oldenburgische Staatstheater besuchte. Vor der Vorstellung war noch etwas Zeit, und so unternahm der alte Herr mit seiner Enkelin einen kleinen Spaziergang. Gemeinsam umrundeten sie das Theater. Dem kleinen Mädchen stockte der Atem: Auf dem Hof hinter dem Bühnenhaus stand eine üppig verzierte Kutsche, wie sie sie sonst nur aus ihren Märchenbüchern kannte. – So ganz genau weiß Anita Bruns heute nicht mehr, ob sie im Anschluss an dieses Erlebnis nun Dornröschen, den Froschkönig oder das tapfere Schneiderlein gesehen hat, aber sie erinnert sich an bunte, ausladende Kostüme, raschelnde Röcke, aufgetürmte Frisuren, Kinderballett und Orchester und daran, dass für sie eines sofort klar war: „Hier muss ich hin!“
Chefmaskenbildner KarlHeinz Krämer war sie für alle männlichen Solisten zuständig. Hier konnte sie nach Herzenslust Charaktere gestalten: Bärte zwirbeln, Hakennasen modellieren, Narben und eitrige Wunden schminken, Beulen und Tränensäcke anbringen, Glatzen kleben oder gar Entenschnäbel formen. Aber auch so mancher jugendliche Liebhaber entstand unter ihrem flinken Pinselstrich. Besonders gefragt: Augenbrauen wie Alain Delon.
Gesagt, getan! Nach einer Friseurausbildung wurde Anita Bruns im April 1976 Volontärin der Maskenbildnerei am Oldenburgischen Staatstheater und legte los. Ihr erster Einsatzort: die Maske des Damenchors. In den 70er-Jahren hieß das viel Operette in üppiger Ausstattung sowie unzählige rasche Kostüm- und Maskenwechsel. Von kecken Straßenverkäuferinnen in spießige Bürgerinnen und adrette Bedienstete, zu eleganten Besucherinnen des großen Ball-Finales: Während der zwei Stunden dauernden Vorstellung von ‚My Fair Lady‘ etwa musste jede Sängerin bis zu sieben Mal verwandelt werden. Neben der Geschwindigkeit war die besondere Herausforderung sich möglichst rasch ein großes Repertoire an zahlreichen historischen Frisurvarianten anzueignen. Jede Darstellerin benötigte eine zur gefragten Epoche passende Frisur, die ihrem Typ entsprach und sich zudem von allen anderen unterschied. Dreizehn Jahre nach ihrem Initiationserlebnis arbeitete die junge Maskenbildnerin im Winter 1977 erstmals für das Weihnachtsmärchen. Keine Geringeren als Sabine Postel und Elfi Hoppe bekamen von ihr für ,Die Schöne und das Scheusal‘ die Haare geflochten und aufgesteckt.
Neben ihrem Geschick waren ihr Engagement und ihr Wunsch dazuzulernen sicher mit ausschlaggebend dafür, dass Karl-Heinz Krämer sie 1985 zu seiner Nachfolgerin machte und so wurde Anita Bruns im zarten Alter von 29 Jahren Leiterin der Maskenbildnerei.
Bei aller Begeisterung für alt(modisch)e Zöpfe war die Kunst der Verwandlung immer Anitas eigentliche große Liebe. Sie war daher glücklich, bereits nach kurzer Zeit zum ‚Herrensolo‘ zu wechseln. Gemeinsam mit dem damaligen
Von Anfang an hielt die junge Chefin die Augen offen. Immer mit dem Ziel, dem Oldenburger Publikum die perfekte Illusion in bestmöglicher Qualität zu bieten. Während eines Gastspiels in Hamburg fiel ihr die natürlich wirken-
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Dass die Maske ein Ort ist, an dem man sich gerne aufhält und zum Lachen nicht in die Unterbühne muss, das war ihr von Anfang an wichtig. Besonders vor der Vorstellung, wenn die Nerven generell etwas angespannter sind und Lampenfieber in der Luft liegt. Neben den künstlerischen Fertigkeiten, war für sie daher immer auch die Freude am Umgang mit Menschen bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter*innen wesentlich. Rund zwanzig Auszubildenden konnte die Chefmaskenbildnerin gemeinsam mit ihrem Team in den vergangenen Jahren zum erfolgreichen Abschluss verhelfen. Nicht selten gehörten die Kandidat*innen aus Oldenburg bei den Abschlussprüfungen vor der Kommission der IHK in Hamburg zu den Top Drei.
ABSCHIEDSSEITEN
Anita Bruns, Ill-Hoon Choung
de Haarpracht der Schauspieler*innen auf. Anstatt immer nur eine Farbe, waren auch hellere und dunklere Strähnen in ihre Perücken eingearbeitet. Zudem wurde am Ansatz lichter gearbeitet. Zuhause perfektionierte sie mit ihren Mitarbeiter*innen das Gesehene weiter. Während die Maskenbildner*innen für das Deckhaar Strähnen von bis zu drei Haaren gleichzeitig in das Gitternetz der Gazehaube (in der Fachsprache: Montur) einknüpfen, arbeiten sie die ersten fünf bis sechs Reihen für einen natürlich wirkenden Ansatz nur einhaarig. Eingebaute Wirbel und weichere Farbverläufe machen die Illusion vollkommen. Über die Jahre füllte Anita mit ihrer Abteilung den Fundus des Theaters mit geschätzt 5.000 Echthaarperücken. In den 80er und 90er Jahren wurde die Lust an kreativer Verwandlung größer. Neue Methoden sowie Werkstoffe wie Silikon und Warmschaum kamen aus den Hollywood-Studios nach Europa. Gilbert A. Mosko (Make up Artist der Star Trek-Serie) gab im Rahmen der Salzburger Festspiele Workshops. Keine Frage, dass Anita Bruns teilnahm, um die neusten Techniken nach Oldenburg zu bringen. Schon damals wurden von den Sänger*innen und Schauspieler*innen Gesichtsabdrücke genommen. Heute steht in der Werkstatt der Maskenbildnerei ein hohes Regal mit Gips-Modellen der Köpfe fast aller Ensemblemitglieder. Die jeweils individuelle Form des Haaransatzes ist im Gipskopf eingezeichnet. Und was die wenigsten wissen: Wenn die Künstler*innen nach einigen Jahren das Staatstheater wieder verlassen, spazieren sie mit ihrem Kopf unterm Arm zum nächsten Engagement. Ein Geschenk der Maskenbildnerei Oldenburg an ihre Kolleg*innen der übrigen Häuser.
Was ihre liebsten Aufgaben waren? Anita Bruns lächelt: In jedem Fall immer die schwierigsten. Stefan Herheim beispielsweise verlegte Verdis ‚Falstaff‘ 2000 in ein Altersheim. Zwölf junge Solist*innen und ein 30-köpfiger Chor mussten mithilfe der Maske 30 bis 50 Jahre älter gemacht werden. Eine Herausforderung. Aber auch Brittens ‚Sommernachtstraum‘ unter der Regie von Tom Ryser oder in der vergangenen Spielzeit ‚Rigoletto‘ und ‚Les Paladins‘ waren aus Sicht der Abteilungsleiterin schöne anspruchsvolle Aufgaben für die Maskenbildnerei. Die letzte Vorstellung der Rameau-Oper ist auch die vorletzte für Anita Bruns. Wir kommen zum Fototermin. Bei aller fröhlichen Gelassenheit ist die Stimmung heute auch melancholisch. Über 67.000 Nasen hat Anita in ihrer Zeit am Oldenburgischen Staatstheater gepudert. Über 1.500 Produktionen und die dazugehörenden Teams im Probenprozess kreativ begleitet. Darunter waren so einige ‚Sommernachtsträume‘ und zahlreiche ‚Zauberflöten‘. Ein gutes Gefühl gibt ihr, dass sie in Sylvia Schlottag eine Nachfolgerin aus ihrem Team gefunden hat, die das Haus bestens kennt und die Abteilung mit neuen Ideen gut weiterführen wird. Was sie jetzt vorhat, wenn sie in den Ruhestand wechselt? In jedem Fall schaut sie sich den kompletten Ring-Zyklus an – aus der Zuschauerperspektive! Und dann? Sie lacht: „Das nächste Projekt wird mich finden!“ Wir hoffen, es lockt sie nicht zu weit weg von Oldenburg, damit wir sie weiterhin oft zu Gesicht bekommen! Angela Weller 27
BALLETTSeiten
Mondsüchtiger Pierrot
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ür die erste Ballettpremiere in dieser Spielzeit – das Triple Bill ‚Quantum Leap/Pierrot Lunaire/An den Ufern des Sees‘ – hat Ballettdirektor und Chefchoreograf Antoine Jully die südkoreanische Choreografin HaeKyung Lee und ihr Team nach Oldenburg eingeladen, um mit den Tänzer*innen die Uraufführung ‚Pierrot Lunaire‘ zu kreieren. Titelgebend war der gleichnamige Gedichtzyklus des Symbolisten Albert Giraud von 1884, der in 50 losen Gedichten kleine groteske, surreale und auch
melancholische Szenen rund um die Hauptfigur – Pierrot Lunaire – beschreibt. Wie finden zeitgenössischer koreanischer Tanz und Girauds Vorstellung des „verrückten Mondsüchtigen, des Pierrots im Mondschein“ zusammen? Und was hat eben diese Idee mit unserem heutigen Leben zu tun? Das können Sie ab dem 12.10. im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters herausfinden. In dieser Ausgabe der Bühnenseiten möchten wir Ihnen bereits einen kleinen visuellen Vorgeschmack geben …
Die BallettCompagnie Oldenburg probt ,Pierrot Lunaire‘ mit Gastchoreografin Hae-Kyung Lee und Team.
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BALLETTSEITEN
QUANTUM LEAP/PIERROT LUNAIRE/ AN DEN UFERN DES SEES Drei choreografische Uraufführungen von Lester René, Hae-Kyung Lee, Antoine Jully Premiere am 12. Oktober 2019, 19.30 Uhr, Großes Haus Soiree am 1. Oktober 2019, 19 Uhr, Großes Haus
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Bürgerschaftliches Engagement im BANDEN!-Netzwerk 50 Oldenburger*innen für die Fahrrad-Patenschaft des flausen + BANDEN!-Festivals gesucht
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as Geben stiftet, gestaltet, erhält und verändert menschliche Beziehungen. Es verbindet Menschen miteinander, es bindet Menschen aneinander, und daraus entstehen wechselseitige Verbindlichkeiten; Gaben sind die Mittel und Medien dieser vielfältigen Bindungen.“ So beschreibt der Soziologe und Sozialphilosoph Fritz Rüdiger Volz das bürgerschaftliche Engagement für soziale und kulturelle Zwecke. Nun bietet sich schon bald die denkbar beste Gelegenheit, solche beziehungsstiftenden
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Bindungen einzugehen. Und dafür müssen Sie noch nicht einmal etwas geben, sondern nur verleihen: Ihr Fahrrad. Vom 14.–17. Mai 2020 ist es wieder so weit; das 2017 erstmals stattgefundene BANDEN!-Festival geht in die zweite Runde. Unsere BANDEN! sind mittlerweile größer geworden, und so wird das Festival 2020 flausen + BANDEN! heißen, da wir eng mit dem theater wrede + und seinem flausen + Nachwuchsprogramm zusammenarbeiten. Wie das letzte Mal wird es wieder zwei große Koproduktionen zwischen dem Staatstheater und renommierten Gruppen aus der freien Theaterszene geben (diesmal sind das die WERKGRUPPE 2 und die COSTA COMPAGNIE), viele namhafte Gastspiele, zahlreiche Veranstaltungen und Formate, in denen Sie, liebe Besucher*innen, mit uns und den flausen + BANDEN!-Künstler*innen ins Gespräch kommen können, sowie natürlich auch wieder Parties, Konzerte, Street Food und vieles mehr. Neu ist diesmal das große Nachwuchs- und Akademie-Programm, welches wir zusammen mit dem theater wrede + und dem Theaterhaus Hildesheim durchführen: ca. 50 Studierende
ÖFFENTLICHESeiten
WERKGRUPPE 2
COSTA COMPAGNIE
SHE SHE POP MARKUS & MARKUS CORA FROST MOBILE ALBANIA
& VIELE MEHR
+ Parties KONZERTE
Streetfood
DISKURS
und Nachwuchskünstler*innen aus aller Welt werden eine Woche lang in Oldenburg leben und das Festival mit ihren Theaterproduktionen, Aktionen, Performances und Interventionen bereichern. Plant man eine solche Kulturveranstaltung, kommen natürlich zahlreiche Aufgaben auf einen zu. Eine der wichtigsten und schönsten ist dabei das „Friendraising“, denn so ein Festival kann man niemals alleine mit Leben füllen. Es gilt also vor allem auch, die Stadtgesellschaft zusammen zu trommeln, Möglichkeiten und Formate zum Mitmachen zu schaffen, um gemeinsam dieses spannende Abenteuer zu gestalten und ins Gespräch miteinander zu kommen. So kann sich dann die intendierte Integrationskraft von flausen + BANDEN! voll entfalten. „Friendraising“ bedeutet also, Menschen zu finden, die sich bürgerschaftlich engagieren und einen Beitrag leisten möchten. Unsere angenehme Aufgabe ist es dann wiederum, die einzelnen Freunde*innen des Festivals zu einem Freundeskreis miteinander zu verbinden.
Und, wie Sie sich schon denken können, haben wir auch einen konkreten Vorschlag, wie sie sich engagieren könnten: Das Festival wird sich räumlich in ganz Oldenburg ausbreiten. Die auswärtigen Studierenden und Nachwuchskünstler*innen müssen daher ständig zwischen den Spielorten des Staatstheaters und des theater wrede + sowie dem Forum Sankt Peter, welches das tägliche Künstler*innen-Frühstück ausrichten wird, mobil sein. Um dies zu gewährleisten, suchen wir Fahrräder. Vielleicht haben Sie ja noch ein funktionstüchtiges Zwei(t) rad im Keller oder in der Garage stehen, welches Sie als Fahrrad-Pate*in an eine(n) Teilnehmer*in unseres Nachwuchsprogramms für eine Woche verleihen können? So tun Sie nicht nur ein gutes Werk, die Patenschaft verhilft Ihnen auch zu einer Woche voller spannender Erlebnisse und Begegnungen: Sie lernen einen jungen Künstler bzw. eine junge Künstlerin und ihr Schaffen kennen, bekommen exklusive Einblicke hinter die Kulissen und können teilnehmen an Specials und Aktionen, zum Beispiel an einem Umtrunk mit uns und den Künstler*innen. Nicht zuletzt werden Sie natürlich auch als BANDEN!- Mitglied in unserem Festival-Programmbuch genannt. Wir laden Sie also ganz herzlich ein, mit uns BANDEN! zu bilden und möchten Ihnen zur Motivation noch einen Gedanken aus dem Ethikpapier des Deutschen Fundraisingverbands ans Herz legen, dort heißt es: „Solidarität ist ein wesentliches Element menschlichen Zusammenlebens im Streben nach einer besseren Zukunft. Sie ist das Fundament einer dynamischen Bürgergesellschaft, die von der Freiheit und Eigenverantwortung des Einzelnen ausgeht. Eine solidarische Gesellschaft verwirklicht sich vor allem dadurch, dass Personen und Körperschaften gemeinwohlbezogene Anliegen freiwillig unterstützen.“ Das gesamte flausen + BANDEN!-Team freut sich schon sehr auf Sie! Marc-Oliver Krampe
INFO Interessent*innen für eine Fahrrad-Pat*innenschaft melden sich bitte bei Sophie Hübner in der Dramaturgie unter dramaturgie@staatstheater-ol.niedersachsen.de Telefon 0441 2225-130
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SCHAUSPIELSeiten
HALLO WELTALL! Der Mensch muss immer höher hinaus. Sein bisher weitestes Ziel: Der Mars. Björn SC Deigner hat ein Stück darüber geschrieben, das im Januar in der Exerzierhalle uraufgeführt wird.
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ls Neil Armstrong am 21. Juli 1969 den berühmtesten Schritt der Weltgeschichte tat, war das eine Sensation. Nicht nur weil es eine enorme technische Leistung war – die Menschheit war buchstäblich in höhere Sphären vorgedrungen. Nach der Eroberung der Meere, der Kontinente und der Lüfte hatte sie nun auch auf dem Mond ihren Fußabdruck hinterlassen. Für John F. Kennedy, der die Raumfahrt Anfang der 1960er–Jahre in den USA maßgeblich vorangetrieben hatte, war die Antwort auf die Frage, warum die Menschen auf dem Mond landen müssten, ganz einfach: „Weil er da ist.“ Wesentlich war dabei für ihn natürlich, dass es ein Amerikaner sein würde, der es als Erster auf den Mond schaffte. Schließlich wurde der Kalte Krieg in keinem Bereich so erbittert ausgetragen wie in der Raumfahrt. Dennoch hatte Kennedy recht. Menschen müssen das tun: Entdecken. Erforschen. Erkennen. Nachdem der Mond erreicht war, richtete sich der Blick dann auch bald aufs nächste Ziel, den Mars. Björn SC Deigner hat im Rahmen unserer Kooperation mit dem Hanse-Wissenschaftskolleg ein Stück darüber geschrieben, ‚Mission Mars‘ heißt es. Darin begleiten wir drei Astronaut*innen auf den roten Planeten – Gedankenspiel oder Realität? „Es gibt keinen Planeten B. Punkt, Ende.“ Besuch beim European Space Operations Centre der ESA in Darmstadt. Autor, Regisseur und Dramaturgin von ,Mission Mars‘ sind dort mit dem ehemaligen Astronauten Thomas Reiter verabredet. Er war sowohl auf der rus-
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sischen Raumstation MIR als auch auf der ISS. Insgesamt war er 350 Tage im All – ein Vollprofi also. Unsere Frage, ob tatsächlich eines Tages ein Mensch auf dem Mars stehen wird, beantwortet Thomas Reiter mit einem klaren „Ja“. Es gehe nicht mehr um das Ob, sondern um das Wann. „In zwei Jahrzehnten ist so eine Mission durchaus vorstellbar. Es gibt keine unüberwindbaren technologischen Hürden mehr. Momentan geht es nur noch darum, Technologien und Geräte zu optimieren.“ Die von einigen propagierte These einer zweiten Erde ist für ihn allerdings keine Option. „Ich finde das eine furchtbare Vorstellung. Es gibt keinen Planeten B. Punkt, Ende. Ein neues Zuhause zu suchen ist definitiv nicht das, was uns antreiben sollte. Das Ziel muss sein, unser Zuhause zu erhalten so gut es geht.“ Als erster Deutscher hatte Thomas Reiter 1995 die Raumstation für einen Außenbordeinsatz verlassen und erhielt dabei ein unvergleichlichen Blick auf unseren Planeten. Neben atemberaubenden Landschaften konnte er mit bloßem Auge die Schrecklichkeiten erkennen, die wir Menschen ihm antun – gerodete Wälder, Kriege –, und bekam
SCHAUSPIELSEITEN
seine Zerbrechlichkeit vor Augen geführt. „Man sieht, wie unglaublich dünn die Atmosphäre ist, diese blaue Schicht, die das Leben hier überhaupt erst ermöglicht. Das ist ein echtes Aha-Erlebnis.“ Auf dem Mars ist die Atmosphäre nicht so freundlich, genaugenommen befindet man sich dort in einer ausgesprochen lebensfeindlichen Umgebung. Es gibt keinen Sauerstoff, die Strahlung ist enorm und die Temperaturen sind nicht auszuhalten. Dafür gibt es Lösungen, aber bequem sind die nicht: Schwere Raumanzüge für Außeneinsätze und ein überschaubares Habitat als Wohnort. Welche Schwierigkeiten das mit sich bringt, wird in ‚Mission Mars’ eindrücklich erzählt. Vor allem der zwischenmenschliche Aspekt wird zum Problem. Die drei Astronaut*innen sind die einzigen Menschen auf diesem fremden Planeten, der noch zigfach weiter von der Erde entfernt ist als der Mond. Je nach Konstellation von Erde und Mars braucht man nach momentanem Stand sieben bis neun Monate für eine Strecke. Dort, in der völligen Einsamkeit, ohne Blickkontakt zur Erde, sind die Astronaut*innen existenziell aufeinander angewiesen. Wie bereitet man sich auf eine solche Situation vor? „Durch hartes Training“, sagt die Psychologin Alexandra Hofmann. Sie arbeitet beim Österreichischen Weltraumforum und ist dort mitverantwortlich für die Auswahl und die Ausbildung der Analog-Astronaut*innen, also jener Kandidat*innen, die an simulierten Marsmissionen teilnehmen. Seit den ersten Simulationen in den 1990er–Jahren habe man dazugelernt und die Notwendigkeit der psychologischen Betreuung erkannt. In den Auswahlverfahren im Vorfeld durchlaufen die Bewerber*innen daher neben allen körperlichen und kognitiven Tests mittlerweile auch psychologische Untersuchungen. Mithilfe von Fragebögen und Stresstests werden aus Hunderten die Geeignetsten ausgewählt.
Von links nach rechts: Astronaut Thomas Reiter, Dramaturgin Anna-Teresa Schmidt, Regisseur Kevin Barz und Autor Björn SC Deigner bei der ESA in Darmstadt
funktionieren müssen, die es in jeder denkbaren Extremsituation miteinander aushält. Und auch wenn keine größeren Katastrophen während einer Mission passieren, ist der Aufenthalt Herausforderung genug. „Solche Missionen werfen die Menschen auf ihre grundlegendsten Bedürfnisse zurück. Man vermisst seine Familie, seine Freunde, körperliche Empfindungen durch Regen oder Wind. Alles reduziert sich aufs bloße Überleben, das ist nicht für jeden etwas.“ Das ist nur für diejenigen etwas, die nicht von Angst, sondern vom menschlichen Explorationsdrang geleitet werden. Die es nicht beim Fußabdruck auf dem Mond belassen wollen und sich in den nächsten zwanzig Jahren auf den Weg zum Mars machen. Wie das aussehen könnte, erfahren Sie ab Januar in der Exerzierhalle am Pferdemarkt. Anna-Teresa Schmidt
„Ich brauche keine Querulanten.“
‚Mission Mars‘ (UA) Und wie muss so ein Mensch sein, der es bis in die Endrunde schafft? Hoch qualifiziert seien die meisten Bewerber*innen, das sei nicht das Problem. Sogenannte „High Potentials“ mit einem exzellenten Lebenslauf. Worauf es Alexandra Hofmann daher vor allem ankommt, ist das soziale Profil. „Ich brauche keine Querulanten, sondern Leute, die keinen stören, aber dennoch etwas aus sich rauskriegen, die abenteuerlustig, aber ausgeglichen, sozial kompetent und reif sind.“ Gar nicht so einfach, könnte man meinen, zumal die Kandidat*innen auch als Gruppe
von Björn SC Deigner Regie — Kevin Barz Premiere am 10. Januar 2020, Exerzierhalle
Eine Kooperation mit:
Hanse-Wissenschaftskolleg Institute for Advanced Study
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KONZERTSeiten
Was macht eigentlich ein Orchesterdirektor? Seit Februar 2019 ist Oliver Kersken neuer Orchesterdirektor des Oldenburgischen Staatsorchesters. Im Interview erzählt er von seinem Weg ans Oldenburgische Staatstheater und von seinen beruflichen Aufgaben. Wie bei so einigen Berufen am Theater gibt es für den Beruf des Orchesterdirektors keine spezifische Ausbildung. Viele Wege führen ja bekanntlich nach Rom … Wie ist dein Werdegang? Oliver Kersken: Ich bin studierter Hornist, habe an der Folkwang Universität der Künste studierte. Obwohl ich nicht aus einer Musikerfamilie komme, sind wir in meiner Generation schon drei Musiker, inklusive meines Bruders, der Solo-Paukist beim Sinfonieorchester Aachen ist. Nach dem Studium bin ich als Hornist ans Nationaltheater Mannheim engagiert worden. Bereits zu dieser Zeit habe ich mich schon viel mit Alter Musik beschäftigt und dann die Entscheidung getroffen, dass ich das Theater verlasse, freiberuflich arbeite und vor allem Alte Musik mache. Ich habe dann, bis ich hierher nach Oldenburg gekommen bin, kontinuierlich mit all den bekannten Alte Musik-Ensembles, u. a. mit Concerto Köln, dem Freiburger Barockorchester oder der Akademie für Alte Musik Berlin musiziert. Und wie bist Du als Orchesterdirektor nach Oldenburg gekommen? OK: Letztendlich hat das Telefon geklingelt mit der Frage: Willst du dich in Oldenburg bewerben? Wenn man als Freiberufler unterwegs ist, ist man automatisch irgendwie im Musikmanagement drin, denn es ist ja nicht immer so, dass das Telefon einfach klingelt. Man muss sich seine Arbeit schon auch schaffen. So habe ich angefangen, eigene Projekte zu entwickeln und in Düsseldorf ein eigenes Barockorchester gegründet: Die Neue Düsseldorfer Hofmusik. Inzwischen ist die ,Hofmusik‘ das fixe Orchester für alle Barockprojekte an der Deutschen Oper am Rhein geworden. Mit der Gründung des Orchesters bin ich somit auch Orchesterdirektor geworden. Später habe ich dann ebenfalls bei der Gründung des Dresdner Festspielorchesters bei den Dresdner Musikfestspielen mitgewirkt. Inklusive Gründungsphase habe ich acht Jahre lang dieses Orchester geschäftlich mitgeleitet. Und erstaunlicherweise hatte ich in dieser Phase auch noch die Zeit, mein Musikwissenschaftsstudium, das ich während meines Hornstudiums begonnen hatte, abzuschließen. Und eine 34
Oliver Kersken
KONZERTSeiten
Promotion über die Hofkapellen der pfalzneuburgischen Herzoge und Kürfüsten in Düsseldorf von 1614 bis 1716 ist in der Pipeline … Und als ich darüber nachdachte, wie es beruflich weitergehen sollte, kam das Angebot aus Oldenburg. Was ist dein Kerngeschäft als Orchesterdirektor? OK: Das Aufgabenfeld ist vielseitig, aber ich würde sagen, dass das Personalwesen in all seinen Belangen, sprich Disposition, Dienstpläne, aber auch ganz normale Belange zwischen Arbeitnehmer*in und Arbeitgeber*in von privatesten Angelegenheiten bis hin zu großen künstlerischen Fragen in alle Richtungen die Hauptaufgabe darstellt. Meine Arbeit ist sehr viel Organisationsarbeit, weil ich es mit sehr vielen handelnden Personen zu tun habe.
,Dead Man Walking‘-Vorstellung am Abend krank ist. Dann muss man 70 Telefonate führen, um sofort einen Ersatz zu finden. Was wünschst du dir für die Zukunft als Orchesterdirektor in Oldenburg? OK: Ich wünsche mir, das Orchester im übertragenen Sinne noch sichtbarer zu machen. In einer Produktion wie der ‚Götterdämmerung‘, die akribisch vorbereitet und gearbeitet ist, ist das Orchester zwar den ganzen Abend über wunderbar hör-, aber nicht wirklich sichtbar. Und da, glaube ich, kann man ansetzen … Die Fragen stellte Christina Schmidl.
Was sind für dich die größten Herausforderungen im Arbeitsalltag? OK: Die einen unvorbereitet ereilenden Situationen, d. h. die Probleme die aufscheinen, während Du gemütlich sonntagnachmittags zu Hause sitzt, das Telefon klingelt und dir mitgeteilt wird, dass der Schlagzeuger für die
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JUNGESeiten
Die Sprache des Waldes Felix Saltens ,Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde‘ als Live-Hörspiel in hoch- und niederdeutscher Sprache
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enn es eine Rangliste der berühmtesten Film-Tode gäbe, dann stünde dieser sicher ganz weit oben: Es ist der Moment, in dem Bambis Mutter stirbt, der sich in das kollektive Filmgedächtnis eingebrannt hat. Dabei wird weder der Mensch, der den tödlichen Schuss abfeuert, noch das sterbende Reh gezeigt. Dennoch mussten seit der Filmpremiere 1942 unzählige Eltern mit ihrem völlig aufgelösten Nachwuchs das Kino verlassen. Zu erschütternd war für die Kinderseelen diese erste Begegnung mit der Schlechtigkeit der Welt. Seltsamerweise blieben bis heute auch die niedlichen Szenen des Films im Gedächtnis.
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Die nicht minder zahlreichen düsteren und ernsten Szenen hingegen kaum. Es wird wohl an den großen Augen und Stupsnasen gelegen haben, dass sich so etwas wie ein Bambi-Effekt herausgebildet hat. In seiner verzerrten, naiven Variante der Naturwahrnehmung spricht man dann sogar von einem Bambi-Syndrom. Dem Film wird auch die Hauptverantwortung für den im deutschen Sprachraum weit verbreiteten Irrglauben, „Hirsch“ und „Reh“ seien Ausdrücke für Männchen und Weibchen derselben Tierart, zugeschrieben. Tatsächlich ist ein männliches Reh ein Rehbock. Da es in Amerika keine Rehe gibt, entschied
JUNGESEITEN
sich Walt Disney dazu, aus den europäischen Rehen amerikanische Weißwedelhirsche zu machen, während in der deutschen Synchronisation Bambis Mutter als Reh und sein Vater, der Fürst des Waldes, als Hirsch benannt wird. Sowohl im Buch als auch im Film beginnt die Geschichte höchst entzückend. Im schützenden Dickicht des Waldes wird Bambi geboren. Schon wenige Stunden später wird das Rehkitz von seiner Mutter auf eine Lichtung geführt. Hier streiten die Elstern ums Futter, schlagen die Hasen Haken auf der Flucht vor dem Fuchs, und Bambi entdeckt eine seltsame wunderschöne „Blume“, welche Bambi jedoch empört zu verstehen gibt, dass „en Botterlicker smucker is as en Bloom!“ „Botterlicker“ ist das plattdeutsche Wort für Schmetterling. In der Theaterfassung von Eike Gerrit Hannemann und der Übersetzung von Cornelia Ehlers steht das Niederdeutsche für die Sprache des Waldes, die Bambi nach und nach erlernen wird. Zusammen mit seinen Freunden Faline und Gobo erlebt Bambi eine glückliche und sorglose Kindheit. Die Jahreszeiten vergehen wie im Fluge, Bambi wächst heran und lernt auch mit den Gefahren des Waldes umzugehen. Doch dann kommt es zur großen Jagd. Die Tiere werden eingekreist und müssen fliehen. Bambis Mutter wird getötet und auch der erschöpfte Gobo muss zurückgelassen werden. Fortan muss Bambi sich allein durchschlagen, bis sein totgeglaubter Freund unverhofft zurückkehrt, denn ein Mensch hat ihn gesund gepflegt. Was ist das für ein Wesen, das Tiere mal tötet, mal heilt? Kann Bambi dem Menschen trauen?
Der österreichisch-ungarische Schriftsteller Felix Salten schuf mit ‚Bambi‘ ein Meisterwerk, das durch die Verfilmung von Walt Disney ganze Generationen prägte, obwohl sie weit entfernt von ihrem Original ist. Sowohl Buch als auch Film erzählen die Geschichte jedoch konsequent aus der Perspektive der Tiere. Beiden, Salten als auch Disney, ging es vor allem darum, die Menschen vor einem zu sorglosen Umgang mit der Natur und ihren Geschöpfen zu warnen. Felix Salten war ein schriftstellerisches Multitalent. Als Sohn einer liberalen jüdischen Familie wurde er am 6. August 1869 als Siegmund Salzmann in Budapest geboren und wuchs in Wien auf. Er schrieb Kurzgeschichten, Bühnenstücke, Operetten und arbeitete für mehrere Zeitungen, verfasste Drehbücher und Theaterkritiken. 1935 wurde er sogar zum Vorsitzenden des österreichischen PEN-Clubs. Nach der Machtübernahme der Nazis schaffte er es, buchstäblich im letzten Moment in die Schweiz zu emigrieren. Zuvor hatte er die Filmrechte an ,Bambi‘ für lächerliche 5000 Dollar verkauft. Den sensationellen Erfolg des Films nach dem Zweiten Weltkrieg sollte Salten nicht mehr erleben. Er verstarb 1945 verarmt und verbittert in Zürich. Regisseur Eike Gerrit Hannemann hat nun den Originalroman von Felix Salten zu einem Live-Hörspiel verarbeitet. In hoch- und niederdeutscher Sprache und mit dem live hergestellten Sound der Flora und Fauna des Waldes wird die Geschichte über den Lauf des Lebens – über Kindheit und Erwachsenwerden, über Alter und Abschied und über den ewigen Kreislauf der Dinge erzählt. Matthias Grön
BAMBI. EINE LEBENSGESCHICHTE AUS DEM WALDE. nach dem Roman von Felix Salten Fassung von Eike Gerrit Hannemann Niederdeutsch von Cornelia Ehlers in niederdeutscher und hochdeutscher Sprache Regie — Eike Gerrit Hannemann Premiere am 20. Oktober 2019, 11 Uhr, Spielraum
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KINDERRĂ„TSEL
Finde die Unterschiede Beide Bilder sind gleich? Da muss man schon genauer hinsehen: Findet heraus, welche 10 Fehler sich in Bild Nummer 2 geschlichen haben!
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BIENENSEITE
Das neue Theatergold Der Theaterhonig ist fertig und bereit, Ihr Frühstück zu versüßen.
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ienen geht es in der Stadt inzwischen besser als auf dem Land. Monokulturen auf großen Feldern und der Einsatz von Pestiziden sorgen dafür, dass Bienenvölker in der Stadt mehr Nahrung finden und die abwechslungsreichere Bepflanzung die Bienenvölker gesunder sein lässt. Doch auch in den Städten sorgen zunehmend versiegelte Flächen, „überpflegte“ Gärten und Rasenflächen dafür, dass immer weniger Insekten zu finden sind. Die mit dem Namen der internationalen Bewegung ,extinction rebellion‘ gelabelten Schilder weisen gerade mit wundervoll gestalteten Motiven auf Grünflächen und Verkehrsinseln auf diese Problematik hin. Die zwei Bienenvölker der Imkerin Dörthe Heuer, die auf dem Dach des Oldenburgischen Staatstheaters ihr neues Zuhause gefunden haben, durften zum Glück die volle Blütenpracht der Oldenburger Gärten des Dobbenviertels, des Schlossgartens und des Cäcilienparks genießen und haben Honig für sensationelle 344 erste Gläser Honig zusammengesammelt. Gerntet wird Honig zweimal im Jahr. Ende des Frühlings das erste und im Sommer das zweite Mal. Die Frühtracht und die Sommertracht unserer eifrigen Kolleginnen (in diesem Fall entfällt das Gendern, da die Drohnen weder
Pollen noch Nektar sammeln, sondern zum Überleben auf das Wohlwollen der Arbeiterinnen im Bienenstock angewiesen sind) unterscheiden sich stark. Während unser Frühtrachthonig ein zartschmelzender, cremig-gelber Blütenhonig ist, haben die Bienen im frühen Sommer einen Blatthonig gesammelt, der klar und bernsteinfarben ist und einen intensiv-süßen Geschmack hat. Und da die Bienenstöcke nicht irgendwo stehen, sondern über den Brettern, die die Welt bedeuten, werden diese beiden tollen Sorten natürlich auch namentlich in das Theaterjahr integriert: Mit FRÜHLINGSERWACHEN und SOMMERNACHTSTRAUM sind zwei Namen gefunden, die sowohl diesem großartigen Honig, als auch dem Theater gerecht werden. Seit Mitte September wird der Honig nach und nach im Theatercafé verkauft. Damit man auch optisch seine maximale Freude an dem neuen Theatergold hat, sind die Etiketten durchsichtig und bieten einen Blick auf unsere süßeste Produktion seit 1893. Um eines der Gläser zu ergattern, müssen Sie sich jedoch etwas beeilen, denn die Anzahl ist begrenzt. Das wievielte Glas Sie gekauft haben, werden Sie handschriftlich auf dem Glasboden lesen können. Gesine Geppert
Das Oldenburgische Staatstheater sorgt für mehr artgerechte Arbeitsplätzte
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Neue Wege, Flitter und Demokratie Die Sparte 7 ist Versuchsfeld, Raum für Diskussionen, Debatten und die Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen. Aber natürlich auch Raum für Kooperation, Öffnung für Ihre Themen und Möglichkeit, eigene Projekte anzustoßen. Neben den altbewährten und heiß begehrten Reihen, gibt es in dieser Spielzeit jetzt schon viele tolle neue Projekte und Ideen, die in dem abwechslungsreichen Programm der Sparte 7 ihren Platz gefunden haben.
Ein ganz besonderes Projekt der Sparte 7 in der kommenden Spielzeit ist das akustische Theater THE BLACK PERFORMANCE des Deutsch-Niederländischen Künstlerduos BOSMOS.
The Black Performance BOSMOS entwickelt eine ganz eigene Form von Theater ohne sichtbare Darsteller*innen, bestehend aus einer Dramaturgie aus Bild, Licht und Klang im Zusammenspiel mit kunstvollen Installationen und Raum. Bisher waren es schrille Kompositionen aus Licht, Objekten und komponiertem Klang, die in raumgreifenden Installationen live aufgeführt wurden. Dafür greifen die Komponisten auf digitale Klangerzeugnisse ebenso wie auf Instrumente und Alltagsgegenstände zur Klangerzeugung zurück. Mit THE BLACK PERFORMANCE begibt sich BOSMOS erstmals auf die Suche nach einer Entschleunigung, Ereignislosigkeit, verlorener Zeit und vergessenen Erinnerungen. Unser Leben ist geprägt von einer nicht enden wollenden Bilderflut und dem Zwang, unser Sein zu dokumentieren. Fotos auf unseren Smartphones sind längst zum wichtigsten Mittel von Erinnerung und Kommuni40
kation geworden. Der Bildschirm ist unser primäres Medium und im Voranschreiten produzieren wir gigantische Datenhaufen. Unsere Vergangenheit wächst, während das Heute schrumpft. Es gibt keine Zeit für das Jetzt. Im komplett schwarzen Raum begegnen wir in THE BLACK PERFORMANCE den Eindrücken des Moments. In der Dunkelheit erahnen wir Konturen. Von Objekten. Von Stimmen. Niemand erscheint. Wie sieht Ruhe aus, wie klingt Stillstand? Wir freuen uns sehr, dass das Projekt aus den Bewerbungen ausgewählt wurde und von klangpol - Netzwerk Neue Musik Nordwest gefördert und freundlich unterstützt wird.
Slam Mit IT'S NOT THE MEDIUM, IT'S THE SLAM freuen wir uns auf eine großartige Kooperation mit dem Kulturbüro des Studentenwerk Oldenburgs und für einen der Termine sogar mit dem Medienbüro Mediavanti und dem Polyester.
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Für diese Slamreihe werden wir nicht nur an jedem Termin ein anderes Medium in den Ring des künstlerischen Wettstreits werfen, sondern auch die Bretter, die die Welt bedeuten, Bretter sein lassen, um für je einen Abend die Bühnen des Unikum und des Polyester zu entern. Doch kein Wettstreit ohne Teilnehmer*innen! Hier sind Sie gefragt! Sie schreiben Songs und singen? Sie haben in Ihrer Jugend Tagebuch geschrieben? Sie fotografieren? Ihr Postfach quillt über vor verrückten Werbemails und Ihre Schublade liegt voller Aufbau- und Bedienungsanleitungen, die wohl eher von einem schlechten Übersetzungsprogramm als von einem Menschen übersetzt wurden? Dann melden Sie sich doch einfach an und nehmen Sie teil an unserer Reise durch die Möglichkeiten der Slam-Kultur!
wir begonnen zu diskutieren, wie sich unsere Demokratie und demokratische Prozesse aktuell verändern und welche Funktion und Aufgabe die Kunst und das Theater für solche Prozesse haben kann. Ausgehend von diesen Diskussionen möchten wir uns in der Reihe DISKURSGEWITTER mit dem Thema Demokratie beschäftigen. Reicht es, in demokratische Prozesse hineingeboren zu werden, oder fängt unsere Gesellschaft an, Demokratie zu verlernen? Was braucht es, um die Demokratie zu schützen und zu stärken und welche Funktion können Kultur und Theater hier haben? Welche Ideen von Demokratie gibt es überhaupt und wie unterscheiden sie sich? Hierzu laden wir Gesprächspartner*innen ein, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen und Impulse für die Diskussion geben können.
Late Night Bingo Die Termine sind: 19.10.2019 Tagebuchslam, Exerzierhalle 12.12.2019 Songslam, Unikum 05.03.2020 Fotoslam im Rahmen der World Press Foto Ausstellung, Polyester 26.05.2020 Spamslam, Exerzierhalle Anmelden können Sie sich unter: gesine.geppert@staatstheater-ol.niedersachsen.de
Diskursgewitter Die Gesellschaft verändert sich. Und wir mit ihr. Kunst und Kultur bieten die Möglichkeit, sich mit Visionen zu beschäftigen, in geschütztem Raum zu probieren, was an Ideen entwickelt wird, und gesellschaftliche Verhältnisse zu spiegeln und zu thematisieren. Ausgehend von der Unterzeichnung der ERKLÄRUNG DER VIELEN haben
Das ist alles viel zu viel Inhalt? Und insgesamt meint es das Glück nicht gut mit Ihnen? Das lässt sich natürlich ändern! Denn beim LATE NIGHT BINGO werden die Zettel vom Block verkauft und wenn auch da das Glück versagt: Hier macht selbst das Verlieren Spaß! Es gibt Flitter, Geschenke en masse (Obacht, die Sparte 7 hat tief in die Regale geschaut und nur das Beste vom Skurrilsten für Sie in buntes Papier gehüllt!) und natürlich Musik. Wir treffen uns nach der Arbeit, den Vorstellungen oder dem zweiten Bier quietschvergnügt an der Bar, spielen bis tief in die Nacht Musik ohne Übergänge und Bingo mit allem erforderlichen Ernst! Die Zahlen rattern sich in der Bingomaschine schon warm. Also: Schnurrbart angeklebt, alle Winde beschworen, Glitzer aufgelegt und ab aufs Rad zum Bingo! Gesine Geppert
Bühne einer Bosmos-Produktion
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SEITENBÜHNE
Unser Gästeservice präsentiert sich neu
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ach links geht nun der Blick beim Betreten des neugestalteten Foyers. Dort, an einem großen neuen Tresen vor der Fensterfront, haben Monika Kothe und ihre Stellvertreterin Ursula Eicker für den Gästeservice eine neue Heimat bekommen. Eine bessere Präsenz und mehr Raum für ihre zahlreichen Tätigkeiten bietet diese Anlaufstelle: Dort gibt es Programmhefte, Informationen zu Stückdauer, Pausenzeit und Abendbesetzungen. Wenn Sie ein Taxi nach der Vorstellung benötigen, kümmern sich die Damen ebenso darum, wie um quietschende Stühle oder vergessene Brillen. Gerne stellen sie auch den Kontakt zur Theaterleitung, den Dramaturg*innen oder der Öffentlichkeitsarbeit des Theaters her. Und ganz neu ist der Service für Hörgeschädigte: Unser Gästeservice bietet nun die Hörunterstützung ,Mobile Connect‘ für Menschen mit und ohne Hörgerät an. Damit können Sie im Großen und Kleinen Haus die StreamingTechnologie von Sennheiser über die kostenlose MobileConnect-App nutzen. Eine Kurzanleitung gibt Ihnen gerne 42
das Team des Gästeservice und stellt außerdem Leihgeräte, Kopfhörer und persönliche Induktionsschleifen zur Verfügung. Bitte planen Sie dafür ausreichend Zeit vor der Vorstellung ein. Außerdem steht den Gästen des Oldenburgischen Staatstheaters im Rahmen des Vorstellungsbetriebs nun auch ein Transportstuhl als kostenlose Mobilitätshilfe für kurzfristig eingeschränkte Besucher*innen und ihre Begleitung zur Verfügung. Sie sehen … was immer Ihnen auf der Seele brennt, sprechen Sie uns an!
Ulrike Wisler Foto: Ursula Eicker (links) und Monika Kothe (rechts)
DEM AUS STÜCK
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FALL E G
Keine Requisite und kein Kostüm, weder ein Klang noch ein Bühnenbildteil sind hier verloren gegangen. Nein, gleich eine ganze Figur ist aus einem unserer Premierenstücke gefallen. Jetzt heißt es knobeln: Um wen handelt es sich hier und in welche Produktion dieser Spielzeit muss sie zurückgebracht werden? Nach dem Knobeln finden Sie die Lösung im Impressum auf der hinteren Umschlagseite.
„Ja, ich bin eine tolle Frau! Das kann ich ganz frei von mir behaupten. Denn wer kann schon von sich sagen, gut auszusehen, klug zu sein und obendrein die Zauberkunst zu beherrschen? Dass ich zaubern kann, finden die Griechen ziemlich seltsam, genauso wie meine Abwendung vom typischen griechischen Frauenbild – sie beschimpfen mich sogar als Barbarin. Naja, was soll ich tun, mein Ruf eilt mir voraus. Aber das alles macht mir nichts, denn ein Mann weiß mich zu schätzen und das genügt mir! Auch wenn wir beide nicht derselben Kultur angehören, fühlen wir uns doch sehr verbunden. Denn wir haben so einiges erlebt, sind durch dick und dünn gegangen und unsere gemeinsame Flucht hat uns vereint. Doch leider hielt diese Liebe nicht lange und schon bald wurde ich durch eine jüngere Königstochter ersetzt. Nun stehe ich hier alleine mit meinen zwei Kindern, einer riesen Wut im Bauch und geplagt von enttäuschter Liebe. Er
hat unser gegenseitiges Versprechen „Ein Haus, ein Leib und ein Verderben“ gebrochen. Das wird er mir büßen, dieser Treulose! Ich merke, dass die Menschen mich gerne als Sündenbock – wenn überhaupt, dann als Sündenziege! – benutzen, aber ich glaube, das tun sie nur, weil sie meine Stärke, Klugheit und Heilkunst fürchten, genau wie meinen Ruf. Aber ich sage Ihnen, dieser Ruf ist nur eine hundsgemeine Behauptung! Mich als todbringende Giftmischerin und skrupellose Mehrfach- oder gar Kindsmörderin darzustellen, das ist zu einseitig. Ich sehe die ganze Geschichte etwas anders und würde sie eher vor dem Hintergrund meines Namens erzählen. Dieser bedeutet nämlich: Ratgeberin, Beschützerin, Herrscherin – und das ist die Wahrheit!“ Sophia Hübner
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Ermöglicht durch:
Medienpartner:
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Mit freundlicher Unterstützung von:
Technikpartner:
Mobilitätspartner:
Kulturpartner:
Anonym, Deutsch oder Niederländisch, Mona Lisa (Kopie nach Leonardo da Vinci), 16./17. Jahrhundert, Staatsgalerie Stuttgart © Staatsgalerie Stuttgart
IKONEN
BÜHNENSEITEN
Auszeit mit … … Nientje C. Schwabe in der heimischen Küche
W
enn Schauspielerin Nientje C. Schwabe abschalten und entspannen möchte, führt sie ihr Weg direkt in die heimische Küche. Denn was für viele nach Arbeit klingt, ist für sie fast schon eine Form der Meditation. „Was ich dabei aber brauche ist Zeit“, sagt sie. Deshalb liebt sie besonders die arabische und persische Küche, bei der die Zubereitung einer Mahlzeit gut zwei bis drei Stunden dauert, und sie erzählt: „Bei meiner iranischen Schauspielkommilitonin stand ein Fertiggericht aus Teheran im Regal mit der Aufschrift – fertig in nur 45 Minuten – ich glaube das sagt alles.“ Kennengelernt hat Nientje C. Schwabe die arabische Küche über Flüchtlingsfamilien, die in ihrem kleinen Heimatdorf untergebracht wurden. „Meine Mutter hat mich immer losgeschickt, damit ich mit den neu eingetroffenen Kindern spiele. Eines Tages kam eine iranische Mutter mit zwei Töchtern im Alter von meiner Schwester und mir ins Dorf. Es hat schon am Nachmittag beim Betreten der Wohnung geduftet und ich war immer total glücklich, wenn ich bei ihnen zum Abendessen bleiben durfte, weil es nicht nur so sinnlich gerochen, sondern auch sagenhaft lecker geschmeckt hat. 1000 mal besser als das typisch deutsche kalte Abendbrot zu Hause“, erzählt die Schauspielerin. Später dann hat Nientje C. Schwabe durch gemeinsames Kochen mit ihrer Kommilitonin aus Teheran viel über die persische Küche gelernt. „Persisches Essen wärmt von innen heraus wie ein Bollerofen und macht wohl und zufrieden“, schwärmt sie. „Es gibt fast zu jedem Essen Safranreis, der lange auf kleinster Flamme und mit einem Geschirrhandtuch zwischen Topf und Deckel vor sich hinzieht, dann wird der Topf mit kaltem Wasser abgeschreckt und sein Inhalt auf einen großen Teller gestürzt. Durch das lange Garen entsteht am Boden des Topfes eine knusprige Reiskruste, die einfach sensationell schmeckt. Außerdem gibt
es ebenfalls fast zu jedem Essen Minzjoghurt mit Gurke, der je nach Opulenz mit Rosinen und Walnüssen und Rosenblättern ergänzt wird. Ich liebe es, wenn heißer Reis bzw. die jeweilige heiße Speise sich mit diesem kühlen erfrischend minzigen Joghurt mischt. Weitere Beilagen sind kleine dünne Fladenbrote und in Essig eingelegtes Gemüse, Kohl und sogar Obst. Die persische Küche ist eine eher milde Küche. So dominante Gewürze wie Chili oder Knoblauch sind nicht typisch, stattdessen wird mit Koriander, Zimt, Kurkuma, Kardamom, Safran, Muskat und Rosenwasser gezaubert. Auch die Garmethode ist meist mildes Schmoren und sanftes Köcheln, weshalb es vermutlich auch so bekömmlich ist. Meine Lieblingsrezepte, die ich jetzt leider nicht mehr esse, weil sie mit Fleisch sind, waren geschmortes Lamm mit Quitten und in der Pfanne geköchelte Hähnchenschenkel mit Granatapfelwalnusssoße. Aber ich liebe auch persisches Omelette, dessen Konsistenz so weich und saftig ist.
Persisches Omelette „Man dünste zwei kleingeschnittene Zwiebeln an und gebe 4-6 kleingeschnittene Tomaten dazu und lasse alles in der tiefen Pfanne einkochen – mal mit mal ohne Deckel, spiele damit. Parallel dazu grille ein bis zwei Auberginen auf der blanken Herdplatte bis sie von allen Seiten richtig brandig sind, ziehe die verkohlte Haut ab und vermenge das weiche Fleisch mit den mußigen Tomaten, hier würze ich tatsächlich nur mit Salz, Pfeffer und Piment. Verquirle 3-4 Eier und würze genauso. Wenn in der Pfanne eine leicht stückige, doch eher homogene Paste entstanden ist, wird das Ei darauf gegossen und nicht mehr vermengt! Lass es einfach auf dem Gemüsemus stocken und spiele wieder mit dem Deckel. Schneide es in Viertel Tortenstücke, serviere natürlich mit Safranreis und Minzjoghurt – Bollerofenzeit!!!“ Nientje C. Schwabe und Caroline Schramm 45
GastSeiteN
Romeo und Julia in Oldenburg Eine Theater-Kommentar von Jutta Moster-Hoos
„D
Jutta Moster-Hoos
er Klassiker im modernen Gewand“. So könnte der Titel dieses Aufsatzes lauten. – Aber wer will denn heute ein Gewand sehen? Bloß nicht. Dann schon lieber einen „Klassiker in Versace oder Gucci“. Romeo in Trainingshose mit einem Blouson als Verschnitt eines italienischen Modelabels. Sehr cool; das fängt schon einmal gut an im Staatstheater. Denn so laufen die Jugendlichen heute rum. Vielleicht nicht in Oldenburg, da reichen Jogginghose und T-Shirt, aber die role models aus den USA unbedingt. Und darum geht es doch: Um eine TeenagerLiebe und um eine Blaupause für die unendlich vielen Liebesgeschichten danach. Und hier sind Liebes-Geschichten gemeint. Damit hat schon einmal Baz Luhrman Furore gemacht: Er hat Verona gleich nach Venice Beach verlegt. Der junge Leonardo di Caprio und Claire Danes: bezaubernd und fulminant. Es ist eine Liebe unter Teenagern. Julia zählt „noch nicht mal 14 Lenze“ – das muss man sich einmal klar machen: eine Pubertierende, die vor allem mit sich beschäftigt ist. Und Romeo? Der war gerade noch unsterblich in „Rosalinden“ verliebt, jetzt schwärmt er für Julia. Wie lange hätte das wohl gehalten? Aber die Jugend soll nicht kritisiert werden, da wo sie ganz und fast ausschließlich emotional ist, ist sie auch ganz authentisch.
Und immer wieder ganz zentral in der Mitte: das Wasser mit seinen vielfältigen, widersprüchlichen Assoziationen. Als archaische Tiertränke, italienischer Brunnen, tödliche Falle, Lebensquell, Ewigkeitssymbol und vieles andere mehr. Nur einmal, wenn Romeo und Julia untertauchen, als Filmeinspielung Juliet, when we made visualisiert, sind sie ganz bei sich, ohne Raum und Zeit. Im echten Lelove, you used to cry. ben dagegen wird der Boden immer You said I love you like weiter demontiert bis er zum Wasserthe stars above, I'll love graben wird, in der am Ende die Protagonisten liegen. Ein starkes Bild.
Ein Stoff, wie geschaffen für Kids. Mit den Jungs rumhängen, Kräfte messen, feiern, sich verlieben, sich unverstanden fühlen und dann die ganz große Tragik mit schlechtem Ausgang. Denn hier verlassen wir Hollywood und werden ganz shakespearesch. Im besten Sinne des Woryou till tes, und im Oldenburger Staatstheater erleben wir den ganzen Wahnsinn mit: Die überdrehte Mutter, den coolen Vater, einen greisen Verehrer, einen sehr weltlichen Pater, die Halbstarken aus der Gang und Julia mit ihrer Girlie-Stimme. Die Band im Hintergrund der Bühne peitscht die Handlung voran oder schafft gefühlvolle Kontexte, je nachdem, ob es um die Straßenszenen, den Maskenball, die häusliche Intimität, die heimliche Verlobung oder den tragischen Ausgang geht. 46
I die.
Vor allem Alexander Prince Osei ist ein toller, hin- und hergerissener Romeo, der alles richtig machen will und doch zum Spielball der dekadenten Gesellschaft wird. Zum Verlieben – muss er ja auch sein. Klaas Schramm als Erzähler und vertrauter Geistlicher – oder eher Medizinmann mit Schwächen – verdichtet die Szenen und mit seiner suggestiven Stimme, die er auch gesanglich wunderbar einbringt. (Dire Straits)
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Katharina Shakina, Alexander Prince Osei
Und am Ende, haben wir etwas gelernt? Eher nicht. Im Gegenteil, denn jetzt geht alles wieder von vorne los: Kinder, Banden, Gangs, die schon mal an der Wasserstelle ihre Plätze klarmachen. Das ist ziemlich düster, aber es ist ja auch eine Tragödie. Thomas Brasch erhält in seiner Übersetzung die wunderbaren und urkomischen Bilder und Metaphern aus dem his-
torischen Text und knüpft zwischendurch immer auch an die Gegenwart an. Die Inszenierung von Karsten Dahlem ist ähnlich motiviert: Sie stellt das pralle Leben, Lieben und Sterben dar, das heute so dramatisch und auch tragisch sein kann wie vor 400 Jahren. Denn das ist die Aufgabe von Inszenierungen, uns heute zu berühren. Jutta Moster-Hoos
Jutta Moster-Hoos hat seit der Eröffnung des Horst-Janssen-Museums im Jahr 2000 das Haus zunächst als wissenschaftliche Leiterin geführt, im Jahr 2011 übernahm sie die Leitung. Sie hat in Heidelberg und Wien Europäische Kunstgeschichte, Germanistik und Romanistik studiert und ihre Dissertation über „Claus Bury und die begehbare Skulptur“ verfasst. Nach einem Volontariat im Kaiser-Wilhelm-Museum im Krefeld hat sie als Kuratorin und Kunstberaterin in Wiesbaden und Frankfurt am Main gearbeitet.
Impressum Spielzeit 19/20 Herausgeber: Oldenburgisches Staatstheater Generalintendant: Christian Firmbach Redaktion: Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit Chefredaktion: Caroline Schramm, Ulrike Wisler Bildnachweise: Produktionsfotos und Portraits (sofern nicht anders angegeben) Stephan Walzl, Seite 6 – Foto Ulrike Syha: Christian Kleiner, Seite 7 – Foto BANDEN!: Ulrike Wisler, Seite 9 – Foto: Meininger Museen/Theatermuseum, Seite 18 - Foto Verena Brandt, Seite 19 – Fotos von Jan und Jannik: Karl Aua Kollektiv, Seite 22, 23 – Illustration Menso von Ehrensein, Seite 41 – Foto Bosmos: Paalo van Eerten, Seite 32, 34,35 – Illustration: freepik & G. Domininghaus, Seite 40 – Foto pxhere.com, Seite 46 – Foto G. Domininghaus Layout und Satz: Gerlinde Domininghaus Druck: 24. September 2019 Stand der Drucklegung: 23. September.2019, Änderungen vorbehalten. www.staatstheater.de Theaterkasse 0441. 2225-111 Lösung Seite 43: Medea
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