Spielzeitung Januar Ausgabe - Oldenburgisches Staatstheater

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Spielzeitung

Mit Standing Ovations und erst nach vier Zugaben entließ das Publikum Staatsorchester und Ensemble nach den drei Konzerten, mit denen unsere Musiksparte traditionellerweise schwungvoll das Neue Jahr eröffnete. Der offizielle Teil – auch dies eine liebgewonnene Tradition – schloss mit dem Song ‚Happy New Year‘ von ABBA, der nicht nur eingängige Musik, sondern auch Tiefgang liefert: „May we all have a vision now and then, of a world, where every neighbour is a friend“ heißt es im Refrain;

Liebes Publikum!

eine Hoffnung, die uns in diesem Jahr mehr denn je aus dem Herzen spricht; wenn im Januar z. B. in ‚Vierzehn Tage Krieg‘ eine Ukraine-Recherchereise theatral umgesetzt wird, wenn in ‚Die Reise der Verlorenen‘ oder ‚Amsterdam‘ die Erbarmungslosigkeit totalitärer Regime aufgezeigt wird oder auch wenn ‚Die vier neuen Jahreszeiten‘ und ‚Elias‘ offenlegen, wie wichtig es ist, dass alle Nationen dieser Welt sich für die Zukunft unseres Planeten nachbarschaftlich verbünden.

‚Happy New Year‘ sollte übrigens zunächst der Song für ein Musical werden, das allerdings nie zustande kam. Erst Jahre später setzten die beiden ABBAHerren Björn und Benny ihre Musical-Pläne um und landeten mit ‚Chess‘ einen Coup. Insofern antizipierte die Zugabe auch unsere Musical-Premiere im Juni (für die die Castings gerade auf Hochtouren laufen). In ‚Chess‘ geht es bei weitem nicht nur um eine historische Schachweltmeisterschaft, sondern um Schach- und Winkelzüge der Weltpolitik, um Propaganda,

Strategien und das Streben nach Weltmacht; auch dies aktueller denn je – und aufrüttelnder: Wie heißt es doch – mit einem Hauch von Resignation – weiter bei ABBA: „May we all have our hopes, our will to try. If we don’t, we might as well lay down and die“ …

Ihr Redaktionsteam des Oldenburgischen Staatstheaters

NEWS

In der Opernwelt

Sopranistin Ann-Beth Solvang, bei uns zur Zeit als Santuzza und demnächst als Marschallin zu erleben, wurde in der Januarausgabe der „Opernwelt“ nicht nur ein mehrseitiges Porträt gewidmet, sie gastiert derzeit auch als Floßhilde in zwei zyklischen Aufführungen des ‚Ring‘ an der Semperoper Dresden unter Christian Thielemann.

Jugend schreibt

Im Rahmen eines von der Presseabteilung des Staatstheaters geleiteten Workshops haben Jugendliche die Gelegenheit, sich im Verfassen von Theaterkritiken zu üben. Einige dieser Texte drucken wir auch in der Spielzeitung ab, so in dieser Ausgabe auf den Seiten 4 und 6.

2023
JANUAR
„Wo alle Nachbarn Freunde sind ...“
Theaterzeitung für Oldenburg und die Region in Zusammenarbeit mit der NWZ
Zwei, die es so nur bei evers gibt. Alexanderstraße 53, Oldenburg 04 41 / 8 72 51 Mo. – Fr. 8.00 – 18.00 Uhr Parkplätze im Hof! www.gesunde-schuhe.org Hikingschuhe von BALLETT 28.01. | Großes Haus ENERGETIC EMOTIONS NIEDERDEUTSCHES SCHAUSPIEL 22.01. | Kleines Haus LADYKILLERS SPARTE 7 05.01. | Technical Ballroom 14 TAGE KRIEG OPER 05.01. | Großes Haus MARIA CALLAS — MASTER CLASS Zum letzten Mal 07.01. | Großes Haus DON PASQUALE Zum letzten Mal JUNGES STAATSTHEATER 07.01. | Exhalle WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE IM JANUAR Frohes neues Jahr! JUGEND SCHREIBT

Wie die Wellen des Ozeans „branden“ die Tänzer:innen durch den Ballettsaal, bewegen sich weit vorwärts und dann zurück in die Tiefe des Raums, wie das Meerwasser in einem ewigen Kreislauf aufläuft und sich wieder zurück zieht. In anderen Momenten wirkt der Tanz leicht und luftig wie die Gischt über den Wellen: Regina van Berkel kreiert ‚Expressive Slide‘ mit der BallettCompagnie Oldenburg. Die niederländische Gastchoreografin war lange Tänzerin im Ballett Frankfurt von William Forsythe, seit 1998 choreografiert sie für zahlreiche renommierte Companies, Festivals und Universitäten in Europa und den USA. Für ihr Stück in Oldenburg hat sie u. a. Musik des amerikanischen Komponisten John Adams gewählt, der 2003 zur Eröffnung der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles ‚The Dharma at Big Sur‘ schrieb. John Adams sagt zu seiner Musik: “Ich wollte den Moment ausdrücken, gewissermaßen den „Schock des Erkennens“,

Die Kraft der Emotion

den man erlebt, wenn man das Ende der kontinentalen Landmasse, mit der jäh abfallenden Steilküste erreicht. Hier zerschellen und brechen sich die Strömungen […] in einem langsamen, trägen Rhythmus von furchteinflößender Kraft. […] diese erste Begegnung [ruft] einen zutiefst körperlichen, auf sehr komplexe Weise emotionalen Effekt hervor.“ Regina van Berkel greift diese Bilder auf, lässt sich von dem beschriebenen Gefühl eines sich unvorhersehbar auftuenden Ereignisses mit einer sich jäh veränderten Wahrnehmung inspirieren, indem sie zunächst eine nach innen fokussierte Expressivität und Bildsprache wählt, die anschließend hervorbricht und ihren Weg in die Weite findet. In ihrer choreografischen Sprache geht der Tanz durch den ganzen Körper, auch der Rumpf macht viele kleine artikulierte Bewegungen. Die Energie um- und durchfließt die Tänzer:innen.

Den Bühnenraum für ‚Expressive Slide‘ gestaltet Dietmar Janeck. Er greift die Felsformationen der Steilküste auf und lässt sich von der dekonstruktiven Architektur des Stararchitekten Frank Gehry und der von ihm entworfenen Konzerthalle in Los Angeles anregen.

Die Klarheit und Schärfe der neoklassischen Tanzsprache setzt Martin Chaix in seiner Kreation ‚Hammer‘ für die BallettCompagnie Oldenburg ein. Der französische Gastchoreograf

wurde als Tänzer an der Ballettschule der Pariser Oper ausgebildet, aktuell kreiert er auch dort und eine ‚Giselle‘ für das Ballet du Rhin in Straßburg. Sein Interesse ist es, die Tradition der klassischen Schule in einer neuen Form weiterzuführen, die über den neoklassischen Stil des 20. Jahrhunderts hinausgeht. Er choreografiert zum ‚Konzert für Klavier, Streichorchester und Pauken‘ der russischen Komponistin Galina Ustvolskaya. Sie studierte ab 1939 als einzige Frau in der Kompositionsklasse von Schostakowitsch und er äußerte später, er habe nicht sie beeinflusst, sondern sie ihn. Ustvolskayas Konzert, in das das Klavier geradezu eruptiv hereinstürzt, stellt Chaix ein Werk des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov gegenüber, der

dem Klavier in ‚Der Bote‘ perlende, zarteste Töne entlockt. Für Chaix hat das Konzert lineare, vertikale Qualitäten, die sich auch in Form und Ordnung des apollinischen Prinzips spiegeln, so wie u. a. Nietzsche es beschrieb, während Silvestrovs Musik eher horizontal dahinzufließen scheint und eine dionysische Hingabe hervorrufen kann. Geometrie ist ebenso ein Element der Entwürfe des Kostümbildners Aleksandar Noshpal, er greift die drei geometrischen Grundformen, Kreis, Dreieck und Quadrat auf und spielt damit durch raffinierte Stoffanordnungen.

Die ‚Five Tango Sensations‘ waren die letzte Studioaufnahme des großen Bandoneon-Spielers und Komponisten Astor Piazzolla. Dafür hat er fünf seiner Werke für das US-amerikanische Kronos Quartet neu arrangiert und 1989 in einer extrem konzentrierten Session innerhalb von nur drei Stunden eingespielt. Kronos ist ein Streichquartett, das sich dem Experimentieren und der Avantgarde-Musik verschrieben hat, während Piazzollas Wurzeln ursprünglich in traditioneller argentinischer Musik und den Rhythmen des Tangos lagen. Antoine Jully hat diese Stücke für seine Kreation ‚Fünf Tangos‘ ausgewählt, die in ihrer Form über die traditionelle Tanzmusik des Tangos weit hinausgehen und sich inspiriert von u. a. Jazzelementen zu einer Kunstmusik entwickelten. Piazzolla

Die Stimme hinter dem Hörer

Ein Anruf bei einem Telekommunikations-Provider, der eigentlich genauso ablaufen sollte wie jeder andere Anruf in irgendeinem Callcenter dieser Welt: langweilig, bürokratisch, lästig und eventuell könnte das Gespräch zu Trainingszwecken aufgezeichnet werden. Aber als Victor bei Hi5 anruft, um nach einem Umzug seinen Vertrag zu kündigen, wird ihm nicht nur ungefragt das neue PJJÜ-Paket angeboten („Premium Unbegrenzt-JederzeitJedenfalls-&-Überall“), die Mitarbeiterin des Konzerns kann seine simple Anfrage nicht bearbeiten. Sie hat nicht mal Zugriff auf seinen Account. Sie findet nicht einmal einen Account auf seinen Namen. Victor ist transgender und nach weiteren frustrierenden Sicherheitsfragen wird ihm klar, dass beim Hi5-Konzern offensichtlich niemand seinen vor einiger Zeit eingesendeten Brief bearbeitet hat, in dem er erklärte, dass sein Name und seine Anrede sich nun geändert haben. Kundenservice-Mitarbeiterin Frieda ist streng religiös aufgewachsen und lebt auch weiterhin möglichst ohne Einfluss von Internet und neuen Medien, daher weiß sie mit Victors Fall erstmal nichts anzufangen. Doch ihr Hintergrund hindert sie nicht daran, Victors Geschichte anzuhören. Sein Weg stellt Friedas ei-

gene Theorien über die Wirkung und Bedeutung von Geschlecht in der Gesellschaft auf die Probe.

‚Und das Wort war Gott‘ ist außerdem die erste Produktion der Sparte Schauspiel im für die Spielzeit 2022/23 neu eingerichteten Technical Ballroom in der Exhalle. An diesem Ort hat es sich das Oldenburgische Staatstheater zur Aufgabe gemacht, die heute vorhandenen technischen Möglichkeiten aktiv für die Umsetzung von Theater zu nutzen. In diesem Fall hat sich Regisseur Kevin Barz für eine Variante entschieden, welche die digitalen Kommunikationswege in den Vordergrund rückt: Die Schauspieler:innen Anna Seeberger und Tobias Schormann haben jeweils ihre eigene Bühne eingerichtet und sind – genau wie Frieda und Victor – telefonisch miteinander verbunden. Auf der Bühne des Technical Ballroom in der Exhalle findet sich Victors Wohnzimmer, während Friedas Callcenter durch den Coworking Space des CORE Oldenburg dargestellt wird – ein Ort, an dem tatsächlich jeden Tag zahllose Geschäftstelefonate verrichtet werden. Damit bewegt sich dieses Projekt zum Teil im Bereich des Site-Specific Theatre, bei dem Räume genutzt werden, die eigentlich nicht für Theatervorstellungen vorgesehen sind.

Auch das Publikum wird für dieses Projekt aufgeteilt, beim Eintritt in die Exhalle können Zuschauer:innen entscheiden, ob sie vielleicht auch zur Gruppe derer gehören wollen, die schließlich nach fünf Minuten Spaziergang an einem der Schreibtische des CORE Platz nehmen. Die gewöhnliche Arbeit dort soll idealerweise nicht unterbrochen werden „man weiß vielleicht gar nicht recht, ob jemand anderes dort auch zuschaut oder eigentlich einfach nur arbeitet“ sagt Kevin Barz. Genauso wie Frieda und Victor sich nur über ihre Stimmen und die verbale Kommunikation kennenlernen, ist es auch für die Zuschauer:innen: Diejenigen in der Exhalle sehen zunächst nur Victor und sein Wohnzimmer in London und hören Frieda nur als Stimme aus Kopfhörern. Das Publikum im CORE dagegen wird erst mit Friedas Situation vertraut und sieht sie an ihrem Arbeitsplatz und kann sich dafür erstmal nur anhand des Gesprächs eine Vorstellung von Victor machen. Dadurch stehen dem Publikum an ihren Orten immer jeweils dieselben Informationen bereit, aus denen auch die Figuren der Handlung ihre Schlüsse ziehen. Während sich also Victor und Frieda einander kennenlernen und aus dem Gespräch von ihren ersten Eindrücken der jeweils an-

deren Person zu persönlichem Verständnis gelangen, können die Zuschauer:innen ihrerseits mitfühlen und ihre eigenen Perspektiven konstruieren.

Die Umsetzung des Stoffes bewegt sich durch die technischen Mittel dicht an der Realität menschlicher Kontaktaufnahme in der heutigen Welt, gerade die jüngeren Generationen – digital natives, die mit digitaler Kommunikation aufgewachsen sind – sind eher damit vertraut, enge persönliche Kontakte im virtuellen Raum zu pflegen und aufzubauen. Genau dieses Wagnis gehen Victor und Frieda ein.

Regisseur Kevin Barz geht es besonders darum, wie die Vorstellung von anderen Menschen, die jede:r von uns selbst entwickelt, unsere Beziehungen und Erwartungen beeinflussen. Zwischen den Akten des Stücks wechseln die Spieler:innen die Positionen.

Nach dem ersten Gespräch suchen beide erneut nach einer Verbindung, dafür müssen sie über den Pferdemarkt zwischen Core und Exhalle laufen und vergleichen die Passant:innen natürlich mit ihren Vorstellungen der anderen Person „vielleicht laufen sie sogar aneinander vorbei und erkennen sich nicht“ sagt Kevin Barz. Sie gelangen nicht ganz zueinander, aber während Frieda und Victor ihre

gab den fünf Titeln die Namen großer „Sensationen“, d. h. starker Gefühle, die der Tango hervorrufen kann. Sie reichen von ‚Asleep‘ das man vielleicht mit Müdigkeit übersetzten darf, über ‚Loving‘ (Liebend), bis hin zu ‚Anxiety‘ (Furcht) und ‚Fear‘ (Angst). Antoine Jully begibt sich bei der Kreation auf die Suche nach einer von der Musik ausgelösten, ganz anderen choreografischen Sprache, losgelöst vom neoklassischen Schrittrepertoire. Er reagiert zunächst mit der eigenen Physis und analysiert die Bewegungen bevor er sie mit den Tänzer:innen erarbeitet. TH

Am 23. Januar findet um 18.00 im Hauptfoyer eine Soiree zu ‚Energetic Emotions‘ statt. –Zählkarten gibt es an der Theaterkasse.

Vorstellungen voneinander anhand ihrer Lebensumgebungen –Victor an Frieda Arbeitsplatz und Frieda in Victors Wohnzimmer –abgleichen, kommt das Publikum nun mit der jeweils anderen Figur in Kontakt und kann reflektieren, inwiefern die im ersten Teil des Abends gewonnenen Eindrücke und Erwartungen standhalten. JD

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Und das Wort war Gott‘ verbindet Wohnzimmer und Callcenter. Regina van Berkel kreiert ‚Expressive Slide‘ ‚Hammer‘-Choreografie Martin Chaix Antoine Jully kreiert ‚Fünf Tangos‘

Eine Momentaufnahme

„Die Menschen in Europa scheinen nicht daran zu glauben, dass ihnen jemals etwas schlimmes passieren könnte. Aber wir wurden an diesem Tag von den Explosionen geweckt. Wir sahen alles durch unsere Fenster und wir hörten es. Wir wurden gezwungen, daran zu glauben. Lasst nicht zu, dass dies jemals irgendjemandem passiert. Aber lebt nicht in dem Glauben, dass es niemals euch trifft.“

Mit diesen Worten spricht die Autorin Olena M. aus Kyiv über den erneuten Einmarsch Russlands in der Ukraine am 24. Februar 2022. Aus westeuropäischer Perspektive der Anfang des Krieges, aus ukrainischer Perspektive die Invasion und das Aufflammen eines Krieges, der im Februar 2014 mit der Annexion der Krim begann. Eine Perspektive, die nur langsam Einzug in unser Narrativ hält und die uns erst jetzt einen Einblick in das schon lang andau-

ernde Leben unter einer permanenten Bedrohung und die schmerzhafte Suche nach der eigenen Identität gewährt. Die russische Kultur war in der post-sowjetischen Ukraine noch bis 2014 dominant und bis zum Beginn des Krieges vorherrschend.

Für ‚14 Tage Krieg. Eine Momentaufnahme‘ ist Lukasz Lawicki im Sommer 2022 in die Ukraine gereist und hat sich auf die Suche nach den Geschichten Einzelner begeben. Welche Auswirkungen ein Krieg auf Biografien, Leben und Hoffnungen hat, ist sehr individuell.

Auf die Frage, wie es zu der Idee kam, antwortet er:

„Ich habe Geld gespendet, ich habe Projekte unterstützt, die Medikamente in die Ukraine geliefert haben, habe Waren mitgegeben, die gebraucht wurden. Aber ich hatte das Gefühl, dass es nicht reicht. Eine paar Tage später habe ich

dann überlegt, wie kann ich sonst helfen? Und die Antwort war: Mit dem, was ich kann. Und was ich kann, ist Geschichten erzählen. Also: sich mit Menschen treffen, deren Situation greifbar machen und nach Deutschland bringen.“

chen werden. Die beteiligten Menschen stehen stellvertretend für die Millionen Ukrainer:innen, die versuchen, einen Alltag zu finden, permanent konfrontiert mit Bombenangriffen, Blackouts, Gewalt, Angst, aber auch mit Durchhaltewillen und Solidarität füreinander.

Da der Text, ebenso wie die Aufnahmen, nur eine Momentaufnahme zeigen, können nicht alle Aufnahmen gezeigt werden. Sie sind aber Grundlage für den Text des entstandenen dokumentarischen Theaterstücks.

schen … dieser Moment war unglaublich für mich.

Das Theater begann, eine therapeutische Funktion für die Menschen zu erfüllen. Wie ein Ort der Begegnung. Die Menschen waren isoliert, sie begegneten sich nicht und das Theater wurde … ich weiß nicht … ich habe nie zuvor ein so starkes Bedürfnis nach Theater gespürt wie in den ersten zwei Monaten des Krieges.“

Die Recherchereise führte Lawicki nach L’viv, Kyiv und Irpin. An drei Orte, deren Peripherien zu dem Zeitpunkt zwar immer wieder bombardiert wurden, die aber als verhältnismäßig sicher galten. Ausgehend von Artikeln, den Aufnahmen aus dem Theater Mariupol und der Nähe zu unserer gemeinsamen Theaterpassion entstanden während der Zeit neun Interviews mit Theaterund Kulturschaffenden, die einen Einblick in ihr Leben, ihre Emotionen und ihre Wünsche gewähren.

Zuhören lernen Ein Krieg ist, ebenso wie die Berichterstattung über ihn, entmenschlichend. Es wird über Gefechte und Frontverläufe berichtet. Die Nachrichten darüber werden zu einem Grundrauschen in unserem Alltag. Mit dem entstandenen Stück, das auf den Interviews und circa 60 Stunden Filmmaterial basiert, soll dieses Rauschen durchbro-

In dem Wunsch, den Krieg zu verarbeiten und sich zu ihm zu verhalten, stellt die Arbeit in Oldenburg so eine Parallele zu den Stücken, die aktuell in ukrainischen Theatern gespielt werden, her. Dort, wo noch gespielt werden kann, haben die Theater ihren Betrieb wiederaufgenommen. Statt Klassikern und den früher viel gespielten meist russischsprachigen Autoren, bieten die Theater nun die Möglichkeit, die aktuelle Situation künstlerisch zu verarbeiten und sich auf die Suche nach der eigenen ukrainischen Kultur zu begeben.

Der Theaterschaffende und -kritiker Oleksii, der die Dreharbeiten und Interviews von Lawicki in L’viv begleitete und auch zu der Premiere und der ersten Vorstellung anwesend sein wird, erzählt in seinem Interview von der Wiederaufnahme des Spielbetriebs, nachdem dieser mit Beginn des Krieges eingestellt werden musste:

„…als die ersten Aufführungen stattfanden. Dieser Moment, die Begegnung der Menschen, die Möglichkeit, sich nach dem Stück zu treffen oder zu bleiben, um zu diskutieren, um Gefühle auszutau-

Zum Tee mit Erna Schlüter

In Oldenburg entstanden ist eine theatrale Form der Annäherung, die die von vielen Interviewpartner:innen geäußerte Aussage „Erzähl unsere Geschichte! Es ist wichtig, dass sie gehört wird“ ebenso verarbeitet wie die Perspektive von Lukasz Lawicki. Ein Stück, das uns dort hinschauen lässt, wo wir es sonst oft nicht können oder wollen: zu wundervollen, kreativen und starken Menschen. Schauen wir gemeinsam hin, hören wir ihnen zu und vor allem: Verhalten wir uns dazu. GG

Oldenburger Theatergängerinnen und Theatergänger begegnen diesem Namen öfter: Nach Erna Schlüter ist die Oldenburger Operngesellschaft benannt, im ersten Rang des Großen Hauses kann man im ErnaSchlüter-Foyer verweilen und für einen guten Zweck kann man sich sogar genussvoll einen ErnaSchlüter-Tee aufgießen. Aber wer war diese Frau, die in hiesigen Opernkreisen so eine große Rolle spielt? Zuallererst: eine Oldenburgerin! Und: ein Opernensemblemitglied der ersten Stunde. Schon in jungen Jahren eine begeisterte Theatergängerin, debütierte sie im November 1922 mit gerade mal 19 Jahren als dritte Dame in der ersten Oldenburger ‚Zauberflöte‘. Als Ausbildung hatte die junge Altistin da lediglich Gesangsunterricht bei der (allerdings hervorragenden) Oldenburgerin Sängerin Cilla Tolli vorzuweisen sowie erste Bühnenerfahrungen in Schulaufführungen der Cäcilienschule. Doch das reichte, um den Grundstein für eine große Karriere zu legen: Als „ausgezeichnet im Gesangli-

chen und auch darstellerisch überraschend gut“ rühmte die Presse Schlüters Azucena in Verdis ‚Troubadour‘, die sie – (Casting-Direktoren würden darüber heute nur den Kopf schütteln) –gleich nach dem Mozart-Debüt sang. Viele weitere, nicht gerade kleine Rollen ließen ihre Berühmtheit wachsen, die 1924 in Glucks Orpheus gipfelte und damit bereits das Ende ihrer Oldenburger Karriere einläutete, da sie einem Ruf ins Mannheimer Ensemble folgte. Was dem Oldenburger Publikum blieb, war „ein Bild von rührender und unvergesslicher Schönheit. Die junge Künstlerin inmitten verschwenderischer Blumenpracht und umtost von dem nicht endenwollenden Beifall einer dankbaren Zuhörerschaft.“

Auf Mannheim folgten Düsseldorf, wo Erna Schlüter ins dramatische Sopranfach wechselte, und Hamburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg eroberte die Sängerin auch international die Bühnen: Londoner Covent Garden, Salzburger Festspiele, New Yorker Met, weitere Teile Europas. Als

ihre Paraderolle gilt Elektra, die sie auch sang, als sie 1953 (unter Erich Kleiber) zu Londoner Festaufführungen anlässlich der Krönung von Queen Elizabeth II. geladen war … Bald darauf beendete sie 1956 aus gesundheitlichen Gründen ihre Bühnenkarriere. Als sie sich 1969 eigentlich wieder in Oldenburg niederlassen wollte, starb sie unerwartet und fand auf dem heimischen Gertrudenfriedhof ihre ewige Ruhe.

Anlässlich ihres 100. Geburtstags im Februar 2004 gründete sich in Oldenburg (und unter Ehrenvorsitz der aus Varel stammenden Hildegard Behrens) die ErnaSchlüter-Operngesellschaft, die sich vor allem der Nachwuchsförderung verschrieben hat: Neben der regelmäßig verliehenen Auszeichnung vielversprechender Ensemblemitglieder fördert die Gesellschaft seit 2014 auch das Opernstudio des Oldenburgischen Staatstheaters, in dem stets zwei junge Gesangstalente im Anschluss an ihr Studium für zwei Spielzeiten die Chance haben, auf der Opernbühne Fuß zu fassen.

Dass man seit einiger Zeit im Namen der Sopranistin auch für einen guten Zweck Tee trinken kann, ist einer Zusammenarbeit der „ESOG“ mit dem Oldenburger Teepalast zu verdanken, die zu der neu kreierten Tee-Komposition „Erna-Schlüter – Covent Garden“ führte: der „Darjeeling mit einer leicht rauchigen Bergamotte-Note“ schmeckt nicht nur ungewöhnlich aromatisch, sein Erlös geht auch anteilig in die nachwuchsfördernde Vereinskasse. Der daraus finanzierte Förderpreis wurde in diesem Sommer (nach langer Coronapause) gleich zweimal verliehen: Im Anschluss an eine Vorstellung der ‚Götterdämmerung‘ überreichten ihn die beiden Vereinsvorsitzenden an AnnBeth-Solvang und Kihun Yoon, deren Wirkungskreis ebenfalls weit über Oldenburg hinausreicht. In gewisser Weise stehen auch sie damit – wie schon so viele vor ihnen – in bester Erna-Schlüter-Tradition: Während Kihun Yoon gern gesehener Gast in Los Angeles ist, hat Ann-Beth Solvang im vergangenen Jahr ihrerseits den Fachwechsel ins dramatische So-

pranfach vollzogen und wurde unlängst von Christian Thielemann für den Dresdner ‚Ring‘ engagiert. Und wenn die Norwegerin im März als Feldmarschallin im ‚Rosenkavalier‘ debütiert, erinnert sie damit an eine weitere bedeutende Rolle der „ausgezeichneten Erna Schlüter“, die Richard Strauss höchstpersönlich als Interpretin seiner Opern besonders schätzte. ST

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Oldenburgs Theater-Dar(jee)ling
Wie aus der Recherchereise in die Ukraine das Stück ,14 Tage Krieg. Eine Momentaufnahme‘ entstand.
Die Oldenburger Oper bewährte sich schon vor 100 Jahren als Sprungbrett.

Nach der Buchvorlage von Dita Zipfel, die mit ihrem Buch 2020 den deutschen Jugendliteraturpreis bekam, spielt zurzeit die gleichnamige Theateradaption in der Exerzierhalle. Empfohlen ist das Stück ab 13. Das könnte den Eindruck erwecken, dass lediglich Kinder und Jugendliche dem Theaterstück etwas abgewinnen könnten. Zwar werden Themen behandelt, die besonders Jugendliche betreffen, wie etwa die erste Liebe, dann aber geht es in ‚Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte‘ auch um die manchmal schwer zu verstehende Welt um uns herum.

Die Story lässt sich so zusammenfassen: Lucie, dargestellt von Puah Kriener, sieht sich überall in ihrem Leben mit Problemen konfrontiert: In der Schule fühlt sie sich allein und aus irgendeinem Grund fand ihre Mutter, dargestellt von Meret Engelhardt, es ok ihren neuen Liebhaber Michi,

Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte

Ein Beitrag von Birger Hornbostel aus dem Theaterkritik-Workshop

ebenfalls dargestellt von Meret Engelhardt, in Lucies Zimmer einziehen zu lassen. Jetzt muss Lucie mit ihrem Bruder Jannis, gespielt von Yasin Özen, in einem Zimmer schlafen. Zusammen! Eine ziemlich blöde Situation und so beschließt Lucie nach Berlin zu reisen. Zu Bernie – einer Ex-Freundin ihrer Mutter. Doch so ein Ticket kostet Geld. Auf der Suche nach einem Job findet sie eine Anzeige für einen Hundeausführer, für 20 Euro die Stunde. Lucie fühlt sich wie im 7. Himmel und besucht den Auftraggeber der Anzeige, einen merkwürdigen alten Mann namens Klinge, gespielt von Klaas Schramm. Von ihm erfährt sie, dass der Hund schon lange tot sei! Noch verwirrter ist sie als Klinge sie dazu auffordert, Rezepte aufzuschreiben, mit Drachenherzen als Zutaten. Lucie hält den Mann für wahnsinnig. Bis sie dem Ganzen eine Chance gibt. Dann Handlung an Fahrt auf … Allein schon das Bühnenbild verspricht einen tur-

bulenten Abend. Kreativ gestaltete Kostüme erleichtern dem Zuschauer den Einstieg in die sicherlich chaotische aber lie -

benswürdige Welt von Lucie.

Das Stück jongliert kräftig mit Klischees, und bricht gleichzeitig

mit genauso vielen. Zeitweise wird jeglicher Grad der Vernunft verlassen und trotzdem schafft das Stück eines sehr gut: Es bleibt authentisch. Trotz des schnellen Tempos der Erzählung nehmen sich die vier Darsteller genügend Raum für die insgesamt 11 Rollen. Unter dem Gerüst einer warmherzig und vor allen Dingen witzig erzählten Geschichte über Pubertät, schwierige Eltern und dem eigenen Platz im Leben, kommen auch gesellschaftskritische Töne zu Wort.

‚Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte‘ ist ein Stück, welches besonders wegen seiner Vielseitigkeit zu empfehlen ist. Mit hohem Tempo entwickelt sich eine Geschichte in einem Mix aus Witz, Philosophie und Verrücktheit und einer deftigen Prise Satire. Wer sich thematisch da wiederfinden kann, dem sei das Theaterstück ans Herz zu legen.

Vom Aufhören und Anfangen

Ein Gespräch mit migrierten Jugendlichen im Rahmen des Theatervermittlungsprojekts ‚Famous Dropouts‘

Es ist Dienstagvormittag. Theaterprobe mit den Sprachlernschüler:innen der BBS Haarentor und Schüler:innen des Bildungszentrums. Die Handys sind in der Detox-Handybox und es geht los: Heute ist Teytyana zu Gast. Sie kommt ursprünglich aus der Ukraine und wird für uns dolmetschen. Über diese Gelegenheit ins Gespräch zu kommen freuen wir uns sehr!

In der Reihe Schule.Spiel.Theater arbeitet die Theatervermittlung aktuell mit einer Gruppe von Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren aus Afghanistan, Moldawien, Bulgarien, Polen, Montenegro, Gambia und vor allem Jugendlichen aus der Ukraine. Die ukrainischen Schüler:innen (z.B. aus Charkiw, Odessa, Kryvyi Roh) mussten aufgrund des Krieges ihr altes Leben von einer Minute zur anderen abbrechen und führen nun hier in Oldenburg ein neues Leben. Wie sie darüber denken und was sie beschäftigt, davon erzählen sie hier.

Theatervermittlung (TV): Sind Familienangehörige oder Freund:innen von euch noch in der Ukraine geblieben? Wie haltet ihr Kontakt?

Liza: Ich lebe in Oldenburg mit meiner ganzen Familie. Aber ich habe auch viele Verwandte, die in der Ukraine geblieben sind. Ich telefoniere mit meiner Oma über das Internet und wir sehen uns über Video.

Mascha: Seit 7 Monaten lebe ich in Oldenburg mit meiner Tante. Meine ganze Familie war in der Ukraine, und dann sind sie gekommen…

Dascha: Ich lebe in Oldenburg mit meiner Freundin Mascha und meiner Tante Mascha, aber meine Familie ist in der Ukraine. Wir

rufen sie jeden Tag an!

TV: Worin unterscheidet sich euer Alltag hier von dem eurer Angehörigen in der Ukraine?

Dascha: Meine Familie geht trotz des Krieges jeden Tag zur Arbeit. Während meine Freunde nur von zuhause aus unterrichtet werden, kann ich hier zur Schule gehen.

Liza: Mit unserem Ankommen hier hat sich das Leben in unserer Familie radikal verändert. In der Ukraine hat mein Vater immer viel gearbeitet. Momentan hat er keine Arbeit, er besucht einen Sprachkurs. Damit hat sich auch unser Alltag verändert. Ich glaube, dass es den Leuten in meinem Land schlechter geht als uns.

TV: Zum Thema Online Unterricht. Wie funktioniert das? Wie macht ihr das?

Mascha: Ich habe schon seit der 10. Klasse Online-Unterricht. Dafür bekommen wir im Vorhinein eine Mitteilung vom Lehrer, wann der Unterricht stattfinden wird und dazu einen Link, wo man sich anmelden kann. Eine Unterrichtseinheit dauert ca. 1/2 Stunde. Danach bekommt man eine Hausaufgabe, die man in elektronischer Form einreichen kann.

Dascha: Ich studiere parallel in meinem Heimatland an der Universität das Studienfach Übersetzung / Dolmetschen. Der Unterricht wird über eine Plattform koordiniert. Da gibt es einen Stundenplan mit den Unterrichtseinheiten. Die Bewertung erfolgt über die Abnahme von Prüfungen. Dafür bekommt man Fragen, auf die bereitet man sich vor und eine davon kommt in der Prüfung dran.

TV: Nehmen viele Schüler:innen am Online-Unterricht teil?

Liza: Ganz viele, insbesondere die, die noch keinen Abschluss haben, nehmen am digitalen Unterricht aus der Ukraine teil. Die Lehrer:innen der ukrainischen Schulen kommen den Schüler:innen, die im Ausland leben, entgegen und erlauben dann zum Beispiel, parallel am Sprachunterricht oder dem Unterricht in dem jeweiligen Land teilzunehmen bzw. nur die Aufgaben zu machen.

TV: Wisst ihr, ob auch schon Leute ihren ukrainischen Abschluss hier in Deutschland gemacht haben?

Liza: Wir hatten das letzte Schuljahr, das war das Abschlussjahr, das ganze Jahr online Unterricht. Die Prüfungen am Ende sollten dann aber in Präsenz geleistet werden. Dafür wurden in verschiedenen Städten unter anderem auch in Deutschland, Stellen an den dort mitwirkenden Universitäten eingerichtet. Dort konnten wir die Prüfungen ablegen. In Mathematik, ukrainischer Sprache und Geschichte der Ukraine. Je nachdem wie viele Punkte man erreicht hat, bekam man Zugang zu unterschiedlichen Hochschulen. Entweder zu einer Fakultät, die man selbst bezahlen muss oder, wenn man sehr gute Leistungen erbracht hat, qualifiziert man sich für einen staatlichen Studienplatz.

TV: Was gehört in Oldenburg zu eurem neuen Alltag? Und wie geht es euch hier in dieser Stadt?

Mascha: Ich mag Oldenburg sehr gerne, es ist eine kleine überschaubare Stadt, wo es alles gibt und schnell erreichbar ist. Zu un-

serem Alltag in Oldenburg gehört Kaffee beim Woyton, den trinken wir jeden Tag, weil der da besonders gut schmeckt.

Omar: Ich lerne an fünf Tagen die Woche, mache jeden Tag Nachhilfe. Nach der Schule gehe ich zum Beispiel zum Jugendclub hier im Theater. Ich hab’ wenig Zeit. Ich finde diese Stadt klein, schön und ruhig. Was immer ich machen möchte, kann ich hier tun.

TV: Habt ihr hier etwas Neues für euch entdeckt?

Omar: Ja, ich spiele hier jetzt Theater und das ist neu für mich.

Kalina: Ich mache hier viel Yoga und Training. Das ist schön.

Liza: Deutsch zu lernen ist etwas Neues für mich, und was ich bisher auch nur sehr selten gemacht habe, ist Fahrradfahren.

Allgemeines Gemurmel über Fahrrad fahren.

TV: Was vermisst ihr am meisten? Welche Träume sind geplatzt?

Liza: Das Erste, was mir in den Kopf kommt bei der Frage, ist ein gemeinsam geplanter Urlaub mit meiner Freundin. Wir wollten viele Städte besuchen und auch in die Natur, dort übernachten. Aber ich musste weg und das hat alles nicht stattgefunden.

Dascha: Mir fehlt meine gesamte Familie und ich vermisse mein Zuhause. Ich hatte geplant, an der Universität in Charkiw zu studieren. Hier zu sein, ist aber auch eine wichtige Erfahrung für mich. Ich nehme das für mich jetzt so hin. Weiterlesen auf Seite 7

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Von Drachenherzen, wandernden Tomaten und alltäglichem Chaos Sasha Masha Omar
Dasha JUGEND SCHREIBT
Slavi

Das Stück ‚Ladykillers‘ basiert auf einem Film von William Rose aus dem Jahre 1955, der heute zu den Klassikern des schwarzen Humors zählt. Worum geht es?

Ja, ‚Ladykillers‘ ist ursprünglich ein Filmklassiker aus den 50er -Jahren. Eine typische britische Kriminalkomödie mit viel schwarzem Humor.

Der Film handelt von dem Gauner Professor Marcus, der sich zusammen mit seiner Bande bei einer ahnungslosen älteren Dame, Mrs. Wilberfoce einnistet, um von dort aus den Überfall auf einen Geldtransporter zu planen.

Der Raubüberfall geht zunächst reibungslos über die Bühne. Die arglose alte Dame wird sogar noch zur Komplizin: In der Annahme, dem Professor bloß einen Gefallen zu tun, ist sie es, die den Koffer mit dem Geld von der Gepäckaufbewahrung im Bahnhof abholt. Nachdem sie von ihren ebenso schrulligen Freundinnen vom Überfall erfahren hat, kommt sie den Gangstern auf die Schliche. Bei dem Versuch, die Mitwisserin zu beseitigen, verheddern sich die tollpatschigen Gangster sowohl moralisch als auch in der Durchführung verschiedener Mordversuche. Ein ziemliches Chaos entsteht, aus dem nur eine Figur mit dem Leben davonkommt.

In unserer plattdeutschen Theaterfassung verbinden wir den nostalgischen Charme des Originals mit den frischen Impulsen zeitgenössischen Theaters.

Warum ist solch ein Text in genau der Zeit zu genau dem Ort, nämlich Mitte der 1950er-Jahre in England aus deiner Sicht entstanden?

Die Frage zielt auf den gesellschaftlichen Kontext ab. Wir befinden uns in den 50er-Jahren – in gewisser Weise vergleichbar mit

En gode Fro

heute – an einem Punkt der „Zeitenwende“. Der Krieg ist vorbei und vor allem die glorifizierte Zeit des Kolonialismus. Die einzelnen Figuren stehen stellvertretend für disparate Teile einer dysfunktionalen Gesellschaft, in der das Alte aufrecht erhalten werden soll, aber der Zusammenhalt und die Kommunikation nicht mehr funktionieren.

Wie beschreibst Du den Humor, der das Stück auszeichnet?

Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund konstruiert der Film eine geniale Grundsituation, in der die Mechanismen einer Komödie ganz wunderbar funktionieren. Wir erleben eine Fülle von komischen Missverständnissen, vorgeführten Ahnungslosigkeiten und folgenschwerer Fehlinterpretationen. Im Laufe des Stücks eskaliert die Handlung immer weiter und gerät zusehends ins Absurde.

Wie kann es gelingen, diesen Humor auf der Bühne erfahrbar zu machen oder anders: warum wird das Publikum lachen?

Wir versuchen eine ausgestellte Spielweise zu finden, weg von einem Bühnennaturalismus, fast expressionistisch. Ich mag es sehr,

wenn alle Haltungen und Emotionen klar ablesbar sind. Die Zeichnung der Charaktere ist besonders hervorgehoben, die Vorgänge werden theatral ausgestellt. So, als ob wir die Bilder eines Comics zum Leben erwecken.

Du inszenierst eine britische Kriminalkomödie mit einem erfahrenen Amateurensemble auf Niederdeutsch – was ist für dich das Besondere an dieser Arbeit? Die Herangehensweise wäre mit einem anderen Ensemble zunächst auch nicht anders. Dass wir eine niederdeutsche Fassung spielen, erhöht für mich den Reiz, weil viele der plattdeutschen Begriffe für mich in Bezug auf den Inhalt sehr passend wirken und damit der Inszenierung eine zusätzliche, besondere Note geben.

Sprichst Du selbst Plattdeutsch? Was bringt es mit sich, ein Stück zu inszenieren, das ins Niederdeutsche übertragen wurde? Ich bin am Steinhuder Meer aufgewachsen. Unsere Nachbarn haben Platt gesprochen. So ist mir die Sprache durchaus geläufig. Ich habe schon recht viele Stücke auf Plattdeutsch oder zumindest bei den Kinder- und Jugendstücken mit plattdeutschem Anteil insze -

niert. Dadurch fühle ich mich mittlerweile recht sicher im Umgang mit der Sprache. Bei ‚Ladykillers‘ ist das Plattdeutsche einfach unsere Bühnensprache. Es macht eigentlich keinen Unterschied. Wir fanden es nicht richtig, das Bühnengeschehen in eine andere Zeit oder an einen anderen Ort zu verlegen, um die plattdeutsche Sprache zu beglaubigen. Wir erzählen vom England der 50er-Jahre und die Sprache ist eben nicht ins Hochdeutsche, sondern ins Plattdeutsche übersetzt.

Hast Du einen Lieblingssatz im Stück, den Du uns verraten kannst?

Se sünd en gode Fro. Un Se hebbt so en wunnerboret Huus. Dat hett ok so smucke Finstern. Ja, so is dat woll: De Finstern sünd de Ogen van’t Huus. (sieht ihr direkt in die Augen) Un hett nich mâl een seggt: De Ogen sünd de Finstern to us Seel?

Wees bedankt! Bannig geern!

Das Gespräch führte Nora Hecker

Klima-Monologe

Unbewohnbare Zonen und Verteilungskämpfe breiten sich aus. Das Zeitfenster, das noch zum Handeln bleibt, wird immer kleiner. Die Klima-Monologe erzählen von den weltweiten Kämpfen gegen den Klimawandel. Und sie geben Einblick, wie Menschen in unterschiedlichen Regionen der Welt ganz konkret dessen Folgen spüren. Autor und Regisseur Michael Ruf führte Interviews, die mehrere Stunden, teils mehrere Tage dauerten. Diese Interviews wurden dann gekürzt und verdichtet.

Eine Frau aus Bangladesch erzählte ihm von den Zyklonen, die Jahr für Jahr ihr Haus und ihre Felder mit sich nehmen. Eine weitere Gesprächspartnerin lebt in Kenia und beobachtet dort ein Massensterben der Tiere und langsam auch der Menschen aufgrund der Dürre. Ein junger Mann aus Pakistan, der jung aktivistisch aktiv wurde, berichtete von einer Gletscherflut, die auch ihn getroffen hat, und eine Krankenschwester aus Kalifornien, die bei dem tödlichsten Waldbrand in der Geschichte Kaliforniens das Krankenhaus evakuieren musste, kam dabei beinahe in den Flammen um.

In Kooperation mit „Students for Future Oldenburg“ zeigt das Staatstheater dieses beeindruckende Gastspiel von wort&herzschlag, verbunden mit einem von „Students for Future“ moderierten Nachgespräch. VK

‚Klima-Monologe‘ 01.02. | 20 Uhr | Exhalle

In diesem Monat: Lukas Hanauska Lukas Hanauska hat Kultur- und Medienmanagement in Hamburg studiert, arbeitet nun im Zukunftslabor (das ist die Education-Abteilung) der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und lebt in Oldenburg.

Wie oft gehen Sie ins Theater?

Ich gehöre mit einem Besuch von im Schnitt allen zwei Wochen auf jeden Fall zum Hardcore-Publikum.

Welche Sparte bevorzugen Sie?

Bis jetzt hatte ich nur für Oper und Konzerte Zeit, will aber auch mal ins Theater blicken.

Wodurch wurde Ihr Interesse am Theater geweckt?

Aufgewachsen in einem kulturell affinen Elternhaus wurde ich sehr früh ins Theater zu Aufführungen, Konzerten und Veranstaltungen mitgenommen. Das hat mich geprägt. Aber erst durch meinen Master in Kulturmanagement habe ich mich mit der gesamten Breite der Kultur beschäftigt und diese schätzen gelernt. Aus gelernten Mustern auszubrechen und offenohrig neuen Erfahrungen gegenüberzutreten, verlangt viel eigenen Willen, den man im und durch das Theater erlernen kann.

Ihr schönstes Theatererlebnis?

Auf der bombastischen Seite war das in jüngster Zeit Wagners Ring hier am Staatstheater und auf der emotional packenden ‚Emmas Glück‘ am Theater Ingolstadt.

Ihr schrecklichstes?

Die auf Schock und Ekel ausgelegten Blutorgien im Thalia Theater in Hamburg und radikalfeministische Stücke auf Kampnagel.

Haben Sie einen Lieblingsplatz?

Im Theater 1. Rang Mitte Platz 17.

Bereiten Sie sich auf einen Theaterbesuch vor?

Das kommt ganz auf das Stück an. Mit meinem musikwissenschaftlichen Hintergrund kann ich Einiges einordnen und die meisten großen Werke sind mir bekannt. Ich gehe aber sehr gerne in die Einführung, um noch mehr Wissen aufzusaugen.

Welches Stück würden Sie gerne mal sehen/hören?

‚Die Abenteuer des Prinzen Achmed‘ von Lotte Reiniger mit Musik von Wolfgang Zeller.

Vervollständigen Sie den Satz: „Theater ist…

…ein Zugang zu mir selbst und der Gemeinschaft, in der ich lebe.

Ihr persönlicher Kulturtipp jenseits des Theaters?

Fahren Sie durch die Republik: Toben Sie sich im Miniaturwunderland aus, besuchen sie das Bucerius Kunstforum und das Museum Neues Weimar oder das Kloster Weltenburg.

5 Spielzeitung JANUAR 2023
Ein Gespräch mit Regisseur Gero Vierhuff über die Premiere ‚Ladykillers‘
Theater ist ein Zugang zu mir selbst 10 Fragen an unser Stammpublikum Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds, ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des BMZ, Brot für die Welt aus Mitteln der Kirchlichen Entwicklungsdienstes und der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen DOKUMENTARISCHES THEATER IM HEIMATHAFEN NEUKÖLLN www.wort-und-herzschlag.de Nach den Asyl-Monologen, NSU-Monologen und Mittelmeer-Monologen die neue Produktion von Michael Ruf Buch & Regie 25 NOV 7 / 15 / 16 / 17 DEZ ‘22 PREMIERE 24 NOV 2022 with English, French & Arabic surtitles
Hett nich mâl een seggt: De Ogen sünd de Finstern to us Seel?
Gero Vierhuff

Hauskauf mit Geschichte

Zwischen Amsterdam und Stralsund wird die deutsche Vergangenheit aufgearbeitet.

Verschiedene inhaltliche Schwerpunkte begleiten das Staatstheater durch diese Spielzeit. Einer ist die Beschäftigung mit jüdischer Geschichte und Gegenwart. Das Theaterstück ‚Die Reise der Verlorenen‘ nimmt den Antisemitismus des Nationalsozialismus in den Blick.

An einem historischen Punkt, an dem dieser Antisemitismus von Ausschluss und Vertreibung in Vernichtung und Genozid umschlug. Erzählt wird die Geschichte der über 900 jüdischen Passagier:innen, die 1939 mit der St. Louis von Hamburg Richtung Amerika flohen und die kein Staat aufnehmen wollte.

Eine andere Perspektive zeigte die begleitende Ausstellung ‚Rückkehr der Verlorenen‘ im Günther-Goldschmidt-Foyer.

Die Skulpturen der Bad Zwischenahner Künstlerin Jael Benar stellen die Buchstaben des Ketav Iwri, des Urhebräischen, dar und betrachten jüdisches Erbe somit über eine weite Zeitspanne hinweg. Dabei werden diese Buchstaben auch zu Figuren, die zueinander im Verhältnis stehen, sich physisch aufeinander beziehen oder voneinander abkehren. Dazu waren Bilder des Fotografen Benyamin Reich zu sehen. Reich setzt sich in seinen Arbeiten mit der jüdischen Orthodoxie auseinander, thematisiert mit dem Porträt des Überlebenden Albrecht Weinberg jedoch ebenso die historische Verfolgung in der Shoah. Der heute 97jährige Weinberg war zur Ausstellungseröffnung Gast im Staatstheater. Die Befrei-

Gesprächsstoff

ung erlebte er am 15. April 1945 in Bergen-Belsen.

Komplettiert wird die Beschäftigung mit jüdischer Geschichte und Gegenwart durch ‚Amsterdam‘ . Das Stück der israelischen Dramatikerin Maya Arad Yasur schlägt einen Bogen vom Leben einer Musikerin im heutigen Amsterdam bis in die Zeit des Nationalsozialismus.

Während der Proben zu ‚Amsterdam‘ , das am 18. November im Kleinen Haus Premiere feierte, wurde im Deutschlandfunk Alexa Hennings‘ Feature ‚Hauskauf mit Geschichte. Eine Stralsunderin führt die jüdische Familie Blach wieder zusammen‘ veröffentlicht. Das Feature begleitet die Stralsunderin Friederike Fechner auf historischer Spurensuche. Durch die zeitliche Nähe der Proben zur Veröffentlichung des Features wurden Parallelen sichtbar zwischen dem Umgang der fiktiven Geigerin aus dem Stück ‚Amsterdam‘ mit der Geschichte ihres Hauses und der Arbeit der Cellistin Fechner. Die Protagonistin des Stücks ist jüdische Israeli und lebt und arbeitet in Amsterdam. Eines Morgens bekommt sie eine hohe Gasrechnung und erfährt letztlich, dass es sich um eine Rechnung aus dem Jahr 1944 handelt, die auf den Namen ihrer Vermieterin ausgestellt ist. Mit diesem Wissen recherchiert sie weiter und taucht dabei tiefer und tiefer in die jüngere europäische Geschichte ein. Das Stück erzählt diese Beschäftigung mit der Vergangenheit mit

dem Bild des Wohnhauses. In den Wänden ihrer Wohnung findet die Protagonistin Spuren der Geschichte.

Friederike Fechner und ihr Mann Martin wiederum kauften im Jahr 2012 ein mehr als 300 Jahre altes Haus in Stralsund. 2014 wurde ihnen für die Renovierung der Bauherrenpreis der Stadt zugesprochen, verbunden mit der

Auflage, die Geschichte des Hauses zu recherchieren. Seitdem hat Friederike Fechner viel Zeit in Archiven verbracht, Preise für ihr Engagement gewonnen und eine Familie zusammengebracht. Zunächst fand sie heraus, dass ihr Haus zwischen 1883 und 1934 im Besitz der jüdischen Familie Blach war. Die Brüder Julius und Felix Blach hatten dort eine Lederhandlung gegründet, Julius‘ Sohn Friedrich war der letzte jüdische Besitzer. 1919 zog Friedrich Blach nach Berlin und wurde Direktor der Charlottenburger Wasserwerke, die nationalsozialistische Machtübernahme brachte ihn dann um seine Stellung. 1937 verließ er Deutschland auf der St. Louis und ließ sich in New York nieder. Er floh somit auf dem gleichen Dampfer, der 1939 Schauplatz der Geschichte von ‚Die Reise der Verlorenen‘ wurde. Friederike Fechner folgte den Spuren der Familie Blach durch die Jahrzehnte und fand schließlich Nachfahren der Brüder Julius und Felix auf zwei Kontinenten, die dank ihres leidenschaftlichen Engagements heute in Kontakt stehen.

Und über dem Eingang zu ihrem Stralsunder Haus haben die Fechners eine alte Inschrift rekonstruieren lassen: ‚Lederhandel Gebrüder Blach‘ . VK

‚ Amsterdam‘ 03.02. | 20 Uhr | Kleines Haus

Diskursgewitter mit Friederike Fechner 04.02. | 19 Uhr | Exhalle

Elias

Im Fischer-Verlag gab Peter Härtling 1971 einen Sammelband heraus, in dem namhafte Autorinnen und Autoren die Schicksale von Roman- und Bühnenfiguren weiterspinnen: Reiner Kunze lässt Schneewittchens Stiefmutter ein „Königreich der Schönheit“ ohne Spiegel, aber voller Misstrauen gründen, Herbert Rosendorfer sieht Leporello nach dem spektakulären Tod seines Herrn selber zum Frauenheld werden. Heinrich Böll, Walter Jens, Uwe Johnson u.v.m. haben sich Frau Jenny Treibel, Zögling Törleß oder den Mann ohne Eigenschaften ausgewählt, um die Weltliteratur jenseits des Bekannten zu variieren: So ist dieses „Spiel mit Literatur“ eine wichtige Anregung, jenseits des unumstößlich Geglaubten neu und anders zu denken. Auch dies ein guter Vorsatz für das neue Jahr …

Das Elias-Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy nach Worten des Alten Testaments zählt zweifellos zu den bekanntesten Werken des romantischen Komponisten und kann seit der Uraufführung 1846 mit einer breiten Klangfülle die Zuhörer weltweit überzeugen. Doch unter dem Opernregisseur Anthony Pilavachi gibt es nun die einmalige Gelegenheit, das Oratorium nicht wie gewöhnlich in der Kirche, sondern im Oldenburgischen Staatstheater zu erleben und das nicht konzertant, sondern inszeniert. Dafür wurden die bereits vorhandenen Opernelemente des Oratoriums herausgearbeitet und weitergeführt. Herausgekommen ist eine Mischform, die sich zwischen den Gattungen bewegt: eine Art Opern-Oratorium, in dem die Darsteller miteinander interagieren und der Fokus auf der dramatischen Darstellung der Bibeltexte liegt. In Verbindung mit dem gewählten Themenschwerpunkt Klimakrise bietet die Inszenierung eine gänzlich neue Darstellung des Originalwerks. Dabei werden viele Verknüpfungen hergestellt: alte Bibeltexte und neue Herausforderungen, zeitlose Musik und moderne Inszenierung sowie die Zusammenfügung biblischer Propheten und gegen-

wärtiger Aktivisten. So wird aus Elias’ Warnung vor einer bevorstehenden Dürre die Warnung vor einer bereits eingetretenen Klimakrise. Dieser Ansatz bietet nicht nur neue Interpretationsansätze, sondern auch eine erhöhte Zugänglichkeit zu einem Werk, das bei erstem Betrachten durch seine Quantität und Komplexität durchaus einschüchternd wirken kann. Die Inszenierung bietet so eine weitere Ebene, die Handlung und Geschehnisse auf der Bühne zu verstehen, insbesondere für ein, dem Originaltext fremden Publikum. Doch im Umkehrschluss ergibt sich daraus auch, dass für alle diejenigen, für die karikaturhafte Engelchen und Teufelchen oder aktuelle Thematiken wie der Klimawandel nicht in Einklang mit den Worten des Alten Testaments oder der Musik Mendelssohns zu bringen sind, die Erfahrung des Theaterbesuchs möglicherweise getrübt wird. Für ein bloßes „Drüberhinwegsehen“ ist die Inszenierung gerade im zweiten Teil nicht subtil genug und das soll sie auch gar nicht sein. Denn die Botschaft ist deutlich: Auch heute bedarf es noch Propheten, die uns auf Missstände hinweisen und versuchen eine Veränderung in der Gesellschaft zu bewirken. Im Falle dieser Aufführung wird dabei ganz direkt

auf Greta Thunberg verwiesen, die an einer Stelle sogar selbst auf die Bühne kommt und die versammelten Eliten versucht auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Dabei weicht sie kurzzeitig vom Bibeltext ab und zitiert aus ihrer, vor dem UN-Klimagipfel gehaltene Rede „How dare you!“ aus 2019.

Zudem überzeugt ein abwechslungsreiches, wundervoll gestaltetes Bühnenbild, das von Klimakonferenzen bis zu reich gedeckten Festtafeln eine Vielzahl an Schauplätzen zu bieten hat, die stets von einer trockenen, mit Rissen durchzogene Bodenfläche im Hintergrund überschattet werden. Auch die Kostüme weisen eine große Vielfalt, von Klimaflüchtlingen bis zu verblendeten Anhängern des Königspaars auf, die es dem klanggewaltigen Chor ermöglichen, in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen. Die Inszenierung zeigt, dass es möglich ist, klassische Werke mit aktuellen Themen zu verbinden und damit die Zugänglichkeit, gerade für ein jüngeres Publikum, zu erhöhen und möglicherweise neue Zuschauergruppen für ein solches Werk und Opern, bzw. Oratorien im Allgemeinen zu begeistern.

OLDENBURG WAS GEHT?

Kultur braucht Raum

Oldenburg wächst. Die Mietpreise steigen und der Wohnraum wird knapper, während freie Flächen sich verdichten. Die mit Zeitungspapier verkleideten Fensterscheiben der Läden sollen die dahinter liegende Leere verbergen. Das urbane Lebensgefühl verheddert sich kurz in brachliegenden, von der Decke hängenden Kabeln und löst sich anschließend wie ein Hall auf.

RAUM AUF ZEIT engagiert sich dafür, jene leerstehenden Räume mit Leben zu füllen und vermittelt sie temporär an Kulturschaffende und Künstler:innen. Als unabhängige Agentur fördern sie anhand dieser kreativen Zwischennutzungen eine lebendige und interaktive Kulturszene in Oldenburg. Kreativen wollen sie damit einen Freiraum für „Utopien, Improvisation sowie Trial and Error“ geben, wie RAUM AUF ZEIT es formuliert. Das dahinterstehende Konzept nennt sich Placemaking und beschreibt die kollektive Inspiration von Menschen, öffentliche Orte neu zu denken und zu erfinden, sodass sie als Begegnungs- und Nutzungsstätten zum Herzstück jeder Community werden (Project for Public Spaces). Um dies zu verwirklichen, sucht und erfasst die vom Kulturbüro der Stadt geförderte Initiative regelmäßig Leerstände in und um Oldenburg und versucht, diese als potenzielle Zwischennutzungsmöglichkeit zu vereinbaren. Um einen Leerstand zu erhalten, können Gruppen oder Einzelpersonen über die Website von RAUM AUF ZEIT ihre künstlerischen oder kulturellen Ideen vorstellen; nicht als Eignungsprüfung - lediglich die ethischen Leitlinien der Initiative müssen eingehalten werden - sondern um eine geeignete Umgebung für die Gestaltung und Umsetzung der Ideen zu finden.

Aktuelle und vergangene Projekte von RAUM AUF ZEIT sind auf der Website (raz-ol.de) einsehbar. Noch bis zum 09.01.2023 findet Ihr die Ausstellung ‚Portrait Art‘ der Künstlerin Schirin Korram in der Haarenstraße 39. Vom 12.01. bis zum 09.02. findet am selben Ort die Ausstellung „RAUM“ von Kunststudent:innen der Universität Oldenburg statt, die wir euch ans Herz legen wollen. von Pauline Jacobi (OWG)

6 Spielzeitung JANUAR 2023
Ein Beitrag von Leonard Pumplün aus dem Theaterkritik-Workshop Das restaurierte Haus der Fechners in Stralsund, © Friederike Fechner
Raum auf Zeit, kurz „RAZ“
KULTUR TIPP
JUGEND SCHREIBT

Thorsten Lange schreibt für das Onlinemagazin Kulturschnack. Als Gastautor wirft er an dieser Stelle regelmäßig einen Blick auf Ereignisse und Entwicklungen in der Szene.

Forsetzung von S. 4

Mascha: Anfang letzten Jahres, da war ich in meinem letzten Schuljahr und habe mir schon viele Gedanken darübergemacht, was ich studieren und welchen Beruf ich ergreifen möchte. Nach dem 24. Februar ist das dann alles nach hinten gerutscht. Trotzdem ist es auch schön, dass ich hier bin, weil so habe ich mehr Zeit darüber nachzudenken, was ich mal machen möchte.

Was würdest du gerne einmal auf der Bühne machen? Und was bedeutet für dich das Theaterprojekt?

Liza: Dieses Theaterprojekt ist für mich eine ganz neue Erfahrung. Ich kann mir noch nicht genau vorstellen, was wir auf die Bühne bringen, trotzdem ist es eine ganz tolle Zeit, die wir während der Proben miteinander haben. Ich habe das Gefühl, dass wir hier

Vom Verpassen und Vorfreuen

Und? Wie war Ihr Dezember? Ganz ruhig und besinnlich, ohne viel Stress und Hektik? Oder etwa ganz anders? Mein Tipp lautet: Letzteres. So war es zumindest bei mir – obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, das Jahr langsam austrudeln zu lassen. Vielleicht liegt es daran, dass wir alle entstehenden Lücken im Kalender stets zu schließen wissen. Was die persönliche Agenda angeht, leiden wir vermutlich unter eine gewissen Agoraphobie: Leere macht uns irgendwie Angst.

Aber wenn dem schon so ist, dann dürfen wir uns freuen, dass wir sie in Oldenburg hochwertig füllen können - mit Kultur. Ob man jetzt beispielsweise lieber am 10. Dezember zu den Emo-Punks von Catapults ins Cadillac gegangen ist oder am 11. Dezember zum Weltklasse-Pianisten Igor Levit in die Lambertikirche, spielt gar keine Rolle. Wir dürfen uns freuen, dass die Oldenburger Szene so eine Vielfalt und Qualität erzeugt. Dre-

mehr miteinander ins Gespräch kommen und auch die deutsche Sprache lernen. Dass wir gemeinsam an dem Theater arbeiten, ist sehr aufregend und cool.

Bajram: in einem schwarzen Pulli mit der Schrift „PEACE“: Ich will Weltfrieden. Und den Frieden auf die Bühne bringen. Wenn das überhaupt geht.

Omar: Ich möchte als Schauspieler meine Gefühle zum Ausdruck bringen. Wichtig ist es mir nicht von der Ukraine oder all‘ den anderen Kriegen zu erzählen, sondern von uns. Ich will, dass das Publikum uns zuhört, was wir alle zu sagen haben.

Frage von einer Schülerin an die Übersetzerin: Warum sprichst du so gut Deutsch?

Teytyana: Ich bin seit 27 Jahren in Deutschland und alle meine Kin-

hen wir die Uhr mal ein Jahr zurück – da wären wir alle froh gewesen, wenn die Kultur überhaupt durch den Winter kommt.

Auf der Angebotsseite hat sich die Szene also gut erholt, bzw. sogar mehr als das, weil viele neue Ideen und Initiativen hinzugekommen sind. Aber auch die Nachfrage macht wieder Mut. Natürlich gibt es jene, die sich vieles nicht mehr leisten können. Die Liste der Interessenten bei der wunderbaren KulturTafel wächst jedenfalls kontinuierlich. Solche Entwicklungen spürt die Kultur natürlich. Dennoch habe ich im Dezember mit einer Mischung aus Freude und Frust immer wieder den Begriff „ausverkauft“ gesehen. Freude, weil es natürlich schön ist, dass die Häuser wieder voll werden. Frust, weil ich deswegen einiges verpasst habe, was ich eigentlich gern gesehen hätte. Aber ist das nicht… genau wie früher!? Richtig! Und da wollten wir ja wieder hin.

der sprechen nur Deutsch. Sie waren meine besten Lehrerinnen. Aber in der Ukraine hatte ich auch Deutsch studiert. Dass ich es einmal erleben würde, dass so viele meiner Familienangehörigen zu mir nach Deutschland kommen, hätte ich niemals für möglich gehalten. Ich bin zutiefst erschüttert über den Grund und dass in meinem Land Krieg herrscht, und doch ist es irgendwie ein Geschenk, dass sie jetzt alle bei mir sind.

Vielen Dank für die Übersetzung, vielen Dank für das Gespräch.

Am 11. März 2023, 18 Uhr können Sie die Jugendlichen auf der Bühne der Exhalle in ihrem selbst erarbeiteten Stück FAMOUS DROPOUTS erleben. Weitere Vorstellungen: 12. März, 16 Uhr, 13. März, 10 und 12 Uhr.

„Verpasst“ ist übrigens ein gutes Stichwort. Ich persönlich werde bald wohl eine massive KulturUnterversorgung bekommen, höchstwahrscheinlich sogar Entzugserscheinungen. Die ersten drei Monate des Jahres – also schon jetzt, wenn Sie das hier lesen –werde ich mich in einem Miniatur-Sabbatical befinden. So sehr mich das freut und so neugierig ich auch bin, eines ist natürlich klar: Ich werde Oldenburg in dieser Zeit sehr vermissen. Und mit dieser Stadt auch die vielen tollen Menschen aus der Kulturszene, mit denen ich in diesem Jahr gesprochen und geträumt habe. Das ist immer großartig! Auch in den kommenden Wochen werde ich also viel verpassen. Zum Beispiel ‚14 Tage Krieg‘, ein dokumentarisches Theaterstück, das ab dem 4. Januar im Technical Ballroom zu sehen ist. Lukasz Lawicki war im Frühsommer persönlich in der Ukraine, hat dort mit den Menschen gesprochen

und 360-Grad-Filmaufnahmen umgesetzt. Seine Erfahrungen hat er in ein Bühnenprojekt verpackt, das man sich unbedingt ansehen sollte. Am 13. Januar beginnen die 28. Oldenburger Kabarett-Tage. Sie haben sich in den letzten Jahren grunderneuert, sind aktueller, diverser und weiblicher geworden. Ohne, dass vorher irgendwas schlecht war, tut ihnen das gut. Auch Frühjahrs-Klassiker wie die World Press Photo Ausstellung und die Internationalen Tanztage werde ich nicht sehen können –auch wenn ich zu alledem schon ausführliche Artikel für den Kulturschnack geschrieben habe. Das tut tatsächlich ein bisschen weh. Aber wissen Sie was? Ich therapiere jetzt einfach meine kalendarische Agoraphobie, lerne die Lücken in meiner Agenda zu schätzen – und freue mich vor auf die Zeit ab April. Dann stürze ich mich wieder voll in die Welt von Kultur und Kolumnen. Bis dahin!

7 Spielzeitung JANUAR 2023
Fabian
Kalina Sasha Lina
Bajram
Laurentiu Sami Liza
RADZIWILL ODER DER RISS DURCH DIE ZEIT PREMIERE 18.02.2023 Das multimediale Porträt einer chaotischen Epoche
Hassan
6. OldenburgerOper ball 2023 MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG Audi Sport | Audi e-tron Partner Wir freuen uns auf eine rauschende Ballnacht! Wir danken allen für ihre Unterstützung!

SO 08

15 — 18 UHR | 14.30 UHR Einführung

CAVALLERIA RUSTICANA/ PAGLIACCI Opern von Pietro Mascagni/Ruggero Leoncavallo Abo SoN, Freier Verkauf

20 — 21.40 UHR

ALL ÜNNER EN DANNENBOOM/ ALLE UNTER EINE TANNE Niederdeutsches Schauspiel von Lo Malinke Abo NSa, Freier Verkauf

18 UHR | 17.30 UHR EInführung AMSTERDAM Schauspiel von Maya Arad Yasur Abo KlSo2, Freier Verkauf

DI 10

20 — 21.15 UHR | ab 11 Jahren WIEDERAUFNAHME WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE von Dita Zipfel Freier Verkauf

18 UHR 14 TAGE KRIEG Eine dokumentarische Momentaufnahme von Lukasz Lawicki Freier Verkauf

10.30 — 11.45 UHR | ab 11 Jahren WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE von Dita Zipfel

20 UHR VIER NEUE JAHRESZEITEN Vivaldi feat. Scientist Rebellion Freier Verkauf

10.30 — 11.45 UHR | ab 11 Jahren WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE von Dita Zipfel DO 12

MI 11

10.30 — 11.45 UHR | ab 11 Jahren WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE von Dita Zipfel FR 13

SA 14

SO 15

10.30 — 11.45 UHR | ab 11 Jahren WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE von Dita Zipfel

20 UHR 14 TAGE KRIEG

Eine dokumentarische Momentaufnahme von Lukasz Lawicki Freier Verkauf

18 — 19.15 UHR | ab 11 Jahren WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE von Dita Zipfel Freier Verkauf

18 UHR 14 TAGE KRIEG Eine dokumentarische Momentaufnahme von Lukasz Lawicki Freier Verkauf

MI 18

FR 20 19.30 — 22.10 UHR 19 UHR Einführung

L’ISOLA D’ALCINA

Oper von Giuseppe Gazzaniga Abo GFrB, Freier Verkauf

18 — 21 UHR | 17.30 UHR Einführung

SA 21

10.30 — 11.45 UHR | ab 11 Jahren WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE von Dita Zipfel

10.30 — 11.45 UHR | ab 11 Jahren WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE von Dita Zipfel DO 19

20 UHR 14 TAGE KRIEG Eine dokumentarische Momentaufnahme von Lukasz Lawicki Freier Verkauf

20 UHR | Spielraum IT'S NOT THE MEDIUM, IT'S THE SLAM #4: Powerpoint-Edition Freier Verkauf ; 5 €

CAVALLERIA RUSTICANA/ PAGLIACCI

Opern von Pietro Mascagni/Ruggero Leoncavallo Abo VBA, Freier Verkauf

20 UHR | 19.30 UHR EInführung AMSTERDAM Schauspiel von Maya Arad Yasur Abo KlW, Freier Verkauf

6. OldenburgerOper ball 2023 18.30 UHR | PREMIERE LADYKILLERS Niederdeutsches Schauspiel von William Rose im Anschluss öffentliche Premierenfeier Abo NSoA, Freier Verkauf 19.30 UHR | PREMIERE ENERGETIC EMOTIONS Drei choreografi sche Urauff ührungen Expressive Slide/Hammer/Fünf Tangos von R. van Berkel, M. Chaix & A. Jully im Anschluss öffentliche Premierenfeier Abo GrSB, GrSC, Freier Verkauf

10 UHR TECHNICAL SHOWROOM #digitalexhibition Digitale Ausstellung Eintritt frei

13.30 UHR | Treff punkt Theatercafé ÖFFENTLICHE FÜHRUNG Freier Verkauf; 5 € SO 22 11.15 UHR NEUJAHRSKONZERT DES VMO Die musikalisch-humorvolle Begrüßung des Neuen Jahres Freier Verkauf 18 — 20.15 UHR | 17.30 UHR EInführung DIE REISE DER VERLORENEN Schauspiel von Daniel Kehlmann Freier Verkauf MO 23 10.30 — 11.45 UHR | ab 11 Jahren WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE von Dita Zipfel Freier Verkauf

11.30 UHR 3. KAMMERKONZERT Werke von Camille Saint-Saëns Abo Ka, Freier Verkauf 18 UHR | Hauptfoyer & Großes Haus SOIRÉE: ENERGETIC EMOTIONS Eintritt frei, Zählkarten an der Kasse DI 24 10.30 — 11.45 UHR | ab 11 Jahren ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT WIE DER WAHNSINN MIR DIE WELT ERKLÄRTE von Dita Zipfel Freier Verkauf MI 25 Das Oldenburgische Staatstheater ist mit ‚Don Pasquale‘ zu Gast in Gütersloh. DO 26 20 — 22.30 UHR PENSION SCHÖLLER THROWBACK TO THE NEUNZIGER Schauspiel von Wilhelm Jacoby & Carl Laufsund Freier Verkauf FR 27 20 UHR | 19.30 UHR EInführung AMSTERDAM Schauspiel von Maya Arad Yasur Abo SFr1, Freier Verkauf SA 28 20 UHR LADYKILLERS Niederdeutsches Schauspiel von William Rose Abo NA, Freier Verkauf SO 29 11.30 UHR 2. FAMILIENKONZERT Professor Florestan und Maestro Eusebius packen aus: Gioacchino Rossini Abo FaKo, Freier Verkauf 19.30 — 22.10 UHR | 19 UHR EINFÜHRUNG L’ISOLA D’ALCINA Oper von Giuseppe Gazzaniga Abo GsS1, GsS2, Freier Verkauf

11.15 UHR GROSSE PIANISTEN IM KLEINEN HAUS Garrick Ohlsson Abo Pi, Freier Verkauf 20 — 22.30 UHR PENSION SCHÖLLER THROWBACK TO THE NEUNZIGER Schauspiel von Wilhelm Jacoby & Carl Laufsund Abo KlSo1, Freier Verkauf

14 17 UHR | Bar in der Exerzierhalle DEATH CAFÉ Memento Mori – bedenke, dass du stirbst Eintritt frei

9 Spielzeitung JANUAR 2023 GROSSES HAUS KLEINES HAUS EXHALLE WEITERE SPIELORTE SA 07
— 22 UHR | 19 UHR Einführung ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SZ IN OLDENBURG DON PASQUALE Oper
Abo GrSA,
19.30
von Gaetano Donizetti
Freier Verkauf
20 UHR 14 TAGE KRIEG Eine dokumentarische Momentaufnahme von Lukasz Lawicki Freier Verkauf

20 UHR ZWIEGESPRÄCH VOR DER TÜR (Schauspiel)

SA 14

BOB DYLAN VARIATIONEN

20 UHR | HALLE | KONZERT DIE ZOLLHAUSBOYS

19 UHR | STUDIO | THEATER

ROLLING THUNDER – DIE BOB DYLAN VARIATIONEN

20 UHR | HALLE | KONZERT AXEL PRAHL UND DAS INSELORCHESTER

SO 15

MO 16

DO 19 20 UHR | HALLE | KONZERT RYAN SHERIDAN – FUSED

FR 20 20 UHR | HALLE | LESUNG HEINZ STRUNK – EIN SOMMER IN NIENDORF

SA 21

19 UHR | STUDIO | THEATER ROLLING THUNDER – DIE BOB DYLAN VARIATIONEN

20 UHR | HALLE | KABARETT WILFRIED SCHMICKLER – ES HÖRT NICHT AUF

SO 22

DO 28

JUNGE

20 UHR DAS FELD

20 UHR TRÄUM WEITER (Komödie)

20 UHR DAS FELD

18 UHR DAS FELD

20 UHR ZWIEGESPRÄCH VOR DER TÜR (Schauspiel)

20 UHR LARA ERMER Zuckerjokes und Peitsche (Kabarett)

20 UHR ZWIEGESPRÄCH VOR DER TÜR (SCHAUSPIEL)

20 UHR WAT IHR WOLLT Armando / Lagerfeuergeschichten (Improtheater)

18 UHR TRÄUM WEITER (Komödie)

20 UHR TRÄUM WEITER (Komödie)

20 UHR EIN TÖDLICHES GEHEIMNIS

16 UHR | LIMONADENFABRIK DAS NEINHORN

20 UHR EIN TÖDLICHES GEHEIMNIS

12 & 16 UHR | LIMONADENFABRIK DAS NEINHORN

18 UHR EIN TÖDLICHES GEHEIMNIS

11 UHR, 14 UHR & 16 UHR BABYBÜHNE

Für Kinder bis 14 Monaten und ihre Begleitung Bei diesem besonderen Format sammeln Babys ihre ersten sinnlichen Theatererfahrungen.

20 UHR DREI MAL LEBEN von Yasmina Reza, Regie Marc Becker

20 UHR DREI MAL LEBEN von Yasmina Reza, Regie Marc Becker

FR 27

19 UHR | STUDIO | SZENISCHE LESUNG HUM>N – HOMMAGE AN DIE MENSCHENRECHTE

20 UHR | HALLE | KONZERT REBEKKA BAKKEN

20 UHR ZWIEGESPRÄCH VOR DER TÜR (Schauspiel)

20 UHR DER GROSSE ABEND DER KLEINEN DIKTATOREN

20 UHR | LIMONADENFABRIK DIE KLEINE MEERJUNGFRAU

20 UHR DER GROSSE ABEND DER KLEINEN DIKTATOREN

20 UHR | LIMONADENFABRIK DIE KLEINE MEERJUNGFRAU

16 UHR | PREMIERE SCHWER UND LEICHT Für Kinder zwischen 3 und 7 Jahren + Erwachsene Eine poetisch sinnliche Geschichte, die aus der Lust zu Fragen entsteht und magische Antworten fi ndet.

16 UHR | PREMIERE

19.30 | AUSVERKAUFT

19.30 | AUSVERKAUFT ALTER WHISKY, JUNGE LIEBE Geschichten und Songs aus Schottland und Irland SA 28

ALTER WHISKY, JUNGE LIEBE Geschichten und Songs aus Schottland und Irland

LEICHT

Freie Theater BAHNHOFSTR.
| 26122 OLDENBURG
KLÄVEMANNSTR. 16 | 26122 OLDENBURG | T
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UHR | HALLE |
CAVEMAN
AUSVERKAUFT ALTER WHISKY, JUNGE LIEBE Geschichten und Songs aus Schottland und Irland SO 08 18.30 | AUSVERKAUFT ALTER WHISKY,
LIEBE Geschichten und Songs aus Schottland und Irland DO 12 20 UHR | HALLE | KABARETT SARAH BOSETTI FR 13 19 UHR | STUDIO | THEATER ROLLING THUNDER – DIE
MI 18 20 UHR | STUDIO | PREVIEW DAS HAMLET-SYNDROM –MIT ANWESENHEIT DER REGIE
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15 UHR
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WAHNSINN Eine Liebeserklärung an die deutsche Sprache mit René Schack und Christian Klein SA 04 20 UHR MONSIEUR IBRAHIM UND DIE BLUMEN DES KORAN 18 UHR | LIMONADENFABRIK KATHARINA LIEST VOR: DIE ENTDECKUNG DER CURRYWURST 20 UHR GRIMMS WÖRTER WAHNSINN Eine Liebeserklärung an die deutsche Sprache mit René Schack und Christian Klein SO 05 18 UHR MONSIEUR IBRAHIM UND DIE BLUMEN DES KORAN
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Für Kinder zwischen 3 und 7 Jahren + Erwachsene Eine poetisch sinnliche Geschichte, die aus der Lust zu Fragen entsteht und magische Antworten fi ndet. 18.30 | ZUSATZTERMIN ALTER WHISKY, JUNGE LIEBE Geschichten und Songs aus Schottland und Irland
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Über

im Anderssein

Das famila Einkaufsland Wechloy wird den 6. Oldenburger Opernball und damit auch das Oldenburgische Staatstheater als Hauptsponsor unterstützen. Anlässlich der neuen Kooperation sprechen wir mit Christian Andresen, dem Leiter des Centermanagements.

Wie ist die Idee entstanden, den Opernball zu unterstützen?

Innerhalb der Werbegemeinschaft vom Einkaufsland, halten wir es grundsätzlich für sinnvoll, dass sich die großen positiv geladenen Player dieser Stadt stärker verbinden. Neben erfolgreichen Kooperationen etwa mit dem Oldenburg Filmfestival oder mit den EWE Baskets, lag es nahe, auch eine Partnerschaft mit dem Oldenburgischen Staatstheater einzugehen. Wir halten es für wichtig und richtig, Teil eines derartigen Leuchtturm-Events für Oldenburg zu werden. Der Oldenburger Opernball ist eine hochgradig positiv Beladene Institution, die nicht nur für die Oldenburgerinnen und Oldenburger eine hohe Relevanz, sondern auch eine enorme Strahlkraft in das Umland hat. Als jeweils starke - wenn auch inhaltlich ganz unterschiedliche - Einrichtung

dieser Stadt, sehen wir die Kooperation als eine sinnvolle Symbiose.

Welche Parallelen sehen Sie zwischen dem famila Einkaufsland und dem Oldenburgischen Staatstheater?

So unterschiedlich unsere Häuser von der Beschaffenheit und Funktion auch sind, gibt es aus meiner Sicht doch einige Gemeinsamkeiten. Im Einkaufsland verbringen unsere Gäste eine schöne und unbeschwerte Zeit – nämlich ebenfalls ihre Freizeit. Auch wir im Einkaufsland sind, wenn auch mit einem anderen Ausprägungsgrad, eine kulturelle Einrichtung. Das Einkaufsland versteht sich als weit mehr als ein „Ort der Bedarfsdeckung“. Wir sehen uns als Treffpunkt und verstehen uns immer auch als lebendigen Marktplatz der Stadt Oldenburg. Unsere Gäste kommen zu uns, um etwas Schönes zu erleben, bei uns spielt, neben dem ShoppingErlebnis, unsere kulinarische Vielfalt eine große Rolle. In unserem Hause finden durchschnittlich 80 bis 100 Centeraktionen pro Jahr statt. Wir veranstalten beispielsweise Events für Familien und Kinder, Kunstausstellungen, Theateraufführungen oder auch musikalische Highlights. Somit bieten auch wir unseren Gästen eine große Vielfalt und Abwechslung bei ihrem Besuch im Einkaufsland.

Können von der Partnerschaft auch Ihre Besucherinnen und Besucher direkt profitieren?

Wir betrachten die Menschen, die zu uns kommen gern als unsere Gäste. Als Centermanagement verstehen wir uns in einer Gastgeberrolle und wollen den Aufenthalt so angenehm und so schön wie möglich gestalten, womit wir eine weitere Parallele zu Ihrem Hause aufgetan hätten. Über die Partnerschaft ist es uns wichtig, präsent zu sein, wir möchten stets sichtbar in der Stadt und dem Umland sein. Seit unserer Eröffnung 1977 hat sich das Einkaufsland stark gewandelt, es ist gewachsen und die Vielfalt des Angebots gestiegen. Aktuell freuen wir uns über ein vollständig vermietetes Einkaufsland, das durch die Fertigstellung der Baustelle auf der A 28 nun auch wieder erstklassig zu erreichen ist. Unsere Gäste freuen sich neben unserem Angebot an Geschäften und Gastronomie auch über die 3.500 kostenlosen Parkplätze direkt vor dem Haus. Unsere Besucherinnen und Besucher profitieren von der Partnerschaft mit dem Oldenburger Opernball durch ein Rahmenprogramm um den Opernball herum, bei dem es zahlreiche Theaterdarbietungen, Kinderschminken und viele weitere Überraschungen geben wird. Außerdem verlost das Einkaufsland VIP-Tickets für den ausverkauften Oldenburger Opernball. Die Gewinner dürfen sich aber nicht nur über bevorzugte Sitzplätze mit Catering vor Ort freuen. Unsere Gewinner werden zuvor im Einkaufsland zurechtgemacht, sie gewinnen einen Friseurbesuch, Makeup, Maniküre und vieles mehr. Weiterhin be -

kommen Sie ein Gläschen Champagner bei einem unserer Gastronomen, bevor sie dann stilecht mit einer Limousine zum roten Teppich des Oldenburger Opernballs gefahren werden. Und im März ist im Rahmen der Kooperation sogar ein Event des Staatstheaters im Einkaufsland geplant.

Bei einer rauschenden Ballnacht darf natürlich ein Walzer nicht fehlen, was darf bei einem gelungenen Einkaufslanderlebnis nicht fehlen?

Nach einem gelungenen Erlebnis im Einkaufsland sollte man ein gutes und entspanntes Gefühl haben, mit einem Lächeln nach Hause fahren und sich schon wieder auf den nächsten Besuch freuen.

Was macht die Attraktivität der Stadt Oldenburg für Sie aus?

Als Zugezogener wohne ich hier inzwischen seit über sechs Jahren. Oldenburg steht für mich für eine hohe Lebensqualität, ich mag das Grüne und das Wasser –auch die Nähe zur Nordsee. Mir gefällt das Norddeutsche mit allen seinen Facetten. Außerdem hat Oldenburg viele attraktive Dinge zu bieten: Neben zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, gibt es kulinarisch und kulturell einiges zu erleben. Als sehr attraktiv sehe ich auch die kurzen Wege an. Hier lässt sich alles schnell und gut erreichen.

Das Gespräch führte Caroline Schramm

DAS LETZTE WORT

Liebe Leser:innen, die Ballsaison ist eröffnet! Interessanterweise ist sie in der Ballhochburg Wien deckungsgleich mit der fünften Jahreszeit in Deutschland: Sie beginnt am 11.11. um 11 Uhr 11 und endet am Faschingsdienstag. Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob das nun mehr über Wiener Bälle oder deutschen Karneval aussagt. In Deutschland hingegen geht es mit den Bällen erst nach dem Jahreswechsel so richtig zur Sache und in Oldenburg grundsätzlich Mitte Januar. Überflüssig zu betonen, wie überglücklich wir sind, nach zweimaliger Zwangspause nun endlich wieder auch zum Tanzen und Feiern laden zu können. Seit Wochen laufen im Theater die Vorbereitungen auf Hochtouren: Bühnenpläne werden gewälzt, Programmpunkte gemanagt, Fräcke gebügelt und Zuckermandeln goldbestäubt. In verschiedenen Tasting-Runden durfte auch ich Pralinen und Cocktails mit auswählen. (Eine Gelegenheit, bei der ich übrigens zum ersten Mal Pashmak begegnete. Sie wissen nicht, was das ist? Lassen Sie sich überraschen ...).

Seit wir den Opernball 2016 ins Staatstheater geholt haben, ist er zu einem Stadtevent geworden, dessen Attraktivität uns sogar selbst überrascht: wenn 20 Minuten nach Vorverkaufsbeginn die Karten weg sind, wir Tickets hochgehandelt auf ebay finden oder mit Menschen ins Gespräch kommen, die jenseits des Balls noch nie einen Fuß ins Theater gesetzt haben. (Manch einer davon wurde allerdings unlängst auch im Neujahrskonzert gesichtet, es gibt also guten Grund zu hoffen, dass der Ball als Einstiegsdroge in die Theatersucht gilt.)

Die wichtigste Aufgabe von Bällen und Karneval ist es, Lebensfreude zu vermitteln: sich unbeschwert zu amüsieren zu dürfen, um den harten Herausforderungen des Alltags anschließend umso resilienter begegnen zu können. Diesen Balsam für die Seele kredenzen wir nur zu gerne – und auch nicht nur zum Opernball. Seien Sie also jederzeit willkommen!

04 01. 202 3 Änderungen vorbehalten.

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Theaterkasse Tel 0441. 2225-111 Öffnungszeiten: DI–FR 12–18 Uhr, SA 10–14 Uhr, montags nur Vorstellungskasse

Region
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Herzlichst Ihr Christian Firmbach
Impressum Theaterzeitung für Oldenburg und die
in Zusammenarbeit mit der NWZ Oldenburgisches Staatstheater Generalintendant: Christian Firmbach Redaktion: Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit Chefredaktion: Caroline Schramm und
Autor :innen: Jupiter Dunkelgut,
Geppert,
Hecker,
Verena Katz,
Joost-Krüger,
Puka, Caroline Schramm, Stephanie Twiehaus Fotos: Stephan Walzl wenn nicht anders gekennzeichnet (freie Theater- und Museumsseiten ausgenommen) Layout/Satz: Menso von Ehrenstein Stand der Drucklegung:
Das Oldenburgische Staatstheater wird gefördert von der Stadt Oldenburg
Eine Einrichtung des Landes Niedersachsen
Kulturpartner
Das Staatstheater und famila Einkaufsland Wechloy starten Zusammenarbeit
Gemeinsamkeiten
Christian Andresen

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