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„Den richtigen Ton getroffen“

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Liebes Publikum!

Liebes Publikum!

1993 stürmt eine Neue Musik-Sinfonie die Pop-Charts und Feuilletons.

„Ruhe bitte, sonst kann man nichts hören! Zuerst grummeln nur ein paar Kontrabässe pianissimo im Untergrund. Ganz allmählich mischen sich Celli, Bratschen und Geigen dazu. Crescendo. Der Streicherchor schwillt und schwelgt los. Akkorde verjüngen sich zu smarten Kantilenen, eine Orgel pfeift in die Vollen, schließlich legt ein lupenreiner Sopran auch noch wahrhaft atemraubende Melodienbögen vor. […] Am Schluss dehnen sich 21 schier endlose Akkorde in A-Dur. Ein Ohrwurm auf der Kriechspur. Nur – wer lässt da was kriechen?“. So schreibt der SPIEGEL, als Henryk Góreckis ‚Sinfonie der Klagelieder‘ 1993 die angelsächsischen Pop-Charts (ja, POP-Charts) stürmt. Nie zuvor hat die Einspielung eines Stücks von einem noch lebenden Komponisten so etwas geschafft! Der neuesten Einspielung der Sinfonie und dessen Chartplatzierung widmet der SPIEGEL einen ganzen Artikel, indem der Verwunderung über dieses einmalige Phänomen Ausdruck verliehen wird.

1976 im Auftrag des Südwestfunks Baden-Baden komponiert und im Jahr darauf beim NeueMusik-Festival im französischen Royan uraufgeführt, fand die Sinfonie zehn Jahre lang kaum Anklang. Als 1985 im Film ‚Police‘ von Regisseur Maurice Pialat ein Ausschnitt aus Góreckis Sinfonie für den Schluss des Filmes ver- wendet wird, werden die Kinobesucher:innen auf das Werk aufmerksam – und treiben langsam aber sicher den Verkauf der im Handel erhältlichen Aufnahmen an. 1991 spielt dann die London Sinfonietta unter der Leitung von David Zinman das Werk ein, den Sopranpart übernimmt Dawn Upshaw. Innerhalb von zwei Jahren wird die Aufnahme über 700.000 Mal verkauft, landet erst in den Klassik und anschließend auch in den britischen Pop-Charts.

„Das eingängige Orchester-La-

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