neu im Team sind wir am Oldenburgischen Staatstheater in eine neue Spielzeit gestartet. Neue Darsteller:innen treten neben langjährigen Ensemblemitgliedern auf. Die vertrauten Räume sind in andere Farben getaucht, Au ührungen nden neue Blickweisen: Zeit, das Liebgewonnene zu schätzen und das Neue zu entdecken.
Über Oldenburgs eaterleben, das im Staatstheater und das in der reichen freien eaterszene, wird seit langem durch eine beliebte und weit verbreitete Zeitung berichtet. Auch sie bekommt ein neues Aussehen und einen neuen Namen: Das neue Logo des Staatstheaters verbindet die Wörter eater und Zeitung miteinander: Die » eaterzeitung« kommt auf den Punkt. Und auch hier tri t Neues auf Bewährtes: In Interviews, Berichten und Essays wird über die Proben zu neuen Inszenierungen berichtet. Künstler:innen werden vorgestellt und Hintergründe vertieft. Der »Kulturschnack«, als Kolumne etabliert, schaut von außen auf unser eater; das neue »Gassenlicht« schaut aus den Fenstern des eaters in die Welt hinaus. Wir ho en, dass Ihre und unsere eaterzeitung Lust macht auf zahlreiche Besuche der großen und kleinen Bühnen Oldenburgs und freuen uns auf Sie!
Zwei, die es so nur bei evers gibt.
ÜBER DEN MENSCHEN UND DAS BÖSE
er junge Jäger Max steht unter Druck: Seine Zukunft und sein Lebensglück hängen von diesem einen Probeschuss ab. Doch um seine Tre sicherheit ist es in letzter Zeit alles andere als gut bestellt. Verunsichert, ängstlich und schwach lässt er sich von Kaspar und seinem verheißungsvollen Angebot, Freikugeln zu gießen, auf die dunkle Seite ziehen; er erliegt der Versuchung des Bösen und lässt sich auf schwarze Magie ein. Die Handlungsdynamik des »Freischütz« entsteht aus der altbekannten Dualität von Gut und Böse. Die Unterscheidung in »gut« und »böse« ist einer der wirkungsmächtigsten Mechanismen unseres menschlichen Zusammenlebens. Spricht man von dem »Guten« oder dem »Bösen« in der Welt, erweckt das den Eindruck, als seien diese moralischen Kategorien sogar eigenständig handelnde Akteure unserer Gegenwart. So erleben wir auf der Bühne nicht selten Personi kationen des »Bösen« als eigenständig handelnde Figuren, in Gestalt eines Mephisto, Samiel oder der Hexe in »Hänsel und Gretel«. Aber mal ehrlich, haben Sie Mephisto schon einmal persönlich getro en? Was also ist das sogenannte Böse? Dieser Frage widmet sich die Menschheit, insbesondere die Philosophie seit Jahrtausenden. Ist das »Böse« in der Welt oder ist das »Böse« im Menschen, in jedem von uns? Grundsätzlich gilt: »Gut« und »Böse« sind menschengemachte Kategorien, zur besseren Organisation unseres Zusammenlebens.
Das Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie de niert das Böse so: »Vom Bösen ist die Rede, wenn Gesetze religiöser, moralischer oder juristischer Art übertreten werden, wenn Menschen dadurch körperlicher oder seelischer Schaden zugefügt wird, und
wenn dies willentlich geschieht.« Diese De nitionen sind nicht losgelöst von Machtdynamiken, denn wo die Macht liegt, werden oben beschriebene Gesetze festgelegt. In unserer westlich-demokratischen Welt sind wir uns weitestgehend einig darüber, was gut und was böse ist. Dabei gilt es zu beachten, dass diese Zuschreibungen sich im Laufe der Geschichte – teilweise stark – verändert haben: Was heute als normal angesehen wird, könnte noch vor 100 Jahren als moralisch höchst verwer ich bewertet worden sein. Oder andersherum: Was heute nicht mehr zum guten Ton gehört, war vor wenigen Jahrzehnten gesellschaftlich völlig toleriert (Rassismen im Sprachgebrauch beispielsweise). Und auch im Jahr 2024 haben lange nicht alle Kultur- oder Religionsgemeinschaften die gleichen De nitionen von Gut und Böse. Trotz vieler kultureller Unterschiede haben sich 193 Länder unserer Erde zusammengetan und gemeinsam die UN-Charta der Menschenrechte verfasst, in der sich alle unterzeichnenden Staaten auf Grundwerte eines weltweiten menschlichen Miteinander geeinigt haben. Worüber deutlich weniger Klarheit herrscht, ist die Frage: Warum handeln Menschen, wie sie handeln? Steckt das Böse in uns allen? Und wenn ja, was bringt es zum Ausbruch? Wie können Menschen wie du und ich zu Unvorstellbarem fähig sein? Gerade weil das Böse so schwer greifbar ist, übt es schon immer eine tiefe Faszination auf die Menschen aus; eine Erklärung dafür, dass Fernseh-Formate wie »Aktenzeichen XY« oder True Crime Podcasts sich höchster Beliebtheit erfreuen. Spricht man mit Psycholog:innen oder P ichtverteidiger:innen über die Frage: »Sind wir alle böse?«, fallen die Antworten sehr ähnlich aus. Kein Mensch wird böse geboren. weiter auf Seite 2
Musiktheater – Premiere
Martin Bermoser als Samiel in »Freischütz«
Foto: Stephan Walzl
Und doch kann jede:r von uns potentiell Täter:in werden. Es ist nicht die Veranlagung, die Menschen dazu bringt, Böses zu tun, vielmehr sind es äußere Umstände und Situationen. Das Böse ist in uns allen genauso angelegt wie das Gute, und unter bestimmten Bedingungen tritt eben die eine oder die andere Seite stärker hervor. Böse ist in der Psychologie keine valide Diagnose. Das, was gemeinhin darunter verstanden wird, beschreibt die Psychologie als malignen (bösartigen) Narzissmus, der sich u. a. in Symptomen wie Grandiosität und völliger Missachtung der Gefühle anderer äußert. Wer also sein Wohl über das Wohl anderer stellt und dabei in Kauf nimmt, dem Gegenüber Leid zuzufügen, handelt böse. Womit wir bei Kaspar angelangt sind, der Max scheinbar einen Gefallen tun will, indem er ihn zum gemeinsamen Freikugelngießen einlädt, in Wahrheit jedoch zutiefst egoistisch agiert und sogar bereit ist, Agathes Tod in Kauf zu nehmen, um seinen Teil des Teufelspaktes zu erfüllen.
FREISCHÜTZ – EIN TANZ MIT DEM BÖSEN
Musik von Carl Maria von Weber / Urau ührung der Ergänzungen von Elena Kats-Chernin (Musik) Texte von Friedrich Kind und Urau ührung der Neubearbeitung von Susanne Felicitas Wolf
PREMIERE: Samstag, 14.9. , 19:30 Uhr, Großes Haus Einführungssoirée und Probenbesuch: 9.9., 18:00 Uhr, Hauptfoyer
Die nächsten Vorstellungen: 18.9., 27.09., 1.10., 03.10., 6.10.
Sie wollen wissen, wie viel Böses in Ihnen steckt?
Hier geht’s zum Test
Eine versöhnliche Botschaft zum Abschluss: Die viel größere Frage ist eigentlich: Warum widerstehen Menschen meist den Verlockungen des Bösen? Denn moralisch verwer iches Handeln beschert uns oft kurzfristigen Gewinn. Die Antwort ist wahrscheinlich schlicht: Es lohnt sich nicht! Laut einer Studie bringt ein Überfall auf eine Tankstelle durchschnittlich 303 Dollar, wer will dafür schon ins Gefängnis?
Anna Neudert
Mit: Elizabeth Llewellyn / Adréana Kraschewski, Stephen K. Foster, Penelope Kendros / Stephanie Hershaw, Seungweon Lee / Michael Wagner, Jason Kim / Johannes Leander Maas, Irakli Atanelishvili, Arthur Bruce / Aksel Daveyan, Martin Bermoser, Seumas Begg u. a.
Musikalische Leitung: Hendrik Vestmann | Regie: Joan Anton Rechi | Bühne und Kostüme: Markus Meyer | Dramaturgie: Anna Neudert
Impressum Theaterzeitung für Oldenburg und umzu in Zusammenarbeit mit der NWZ Oldenburgisches Staatstheater
Generalintendant: Georg Heckel
Redaktion: Dramaturgie und Ö entlichkeitsarbeit
Chefredaktion: Anna Neudert, Reinar Ortmann Grafikdesign: Wiebke Jakobs / Pink Gorilla Design Hamburg Stand der Drucklegung: 4.9.2024 Änderungen vorbehalten.
Das Oldenburgische Staatstheater ist eine Einrichtung des Landes Niedersachsen
Theaterkasse Tel 0441. 2225-111 Ö nungszeiten: Di–Fr 10:00–18:00 Uhr, Sa 10:00–14:00 Uhr, montags nur Vorstellungskasse
ZWISCHENFALL MIT EINEM BAUM
Am 28. September feiert im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters »Wald« Premiere. Eine Urau ührung im Schauspiel, geschrieben von der österreichischen Autorin Miriam V. Lesch, die im Jahr 2022 mit ihrem Stück Teilnehmerin am Heidelberger Stückemarkt war. Regie führt Milena Paulovics, die im Gespräch mit Dramaturgin Nora Hecker ihre Gedanken zu ihrem Neustart in Oldenburg, ihrer Inszenierung von »Wald« und dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur teilt.
Milena, du bildest seit der neuen Spielzeit nicht nur gemeinsam mit dem Leitenden Dramaturgen Reinar Ortmann die Schauspielleitung am Oldenburgischen Staatstheater, sondern bist auch Leitende Regisseurin am Haus. Wie sind die ersten Wochen in Oldenburg für dich verlaufen –bist du gut im Norden angekommen? Das eater und auch die Stadt haben uns sehr herzlich empfangen! Da ich vor meinem Regiestudium bereits einige Jahre in Oldenburg gelebt und damals sogar meine ersten Schritte hier am eater gemacht habe, war es für mich ein freudiges Wiedersehen. In den Norden an sich hatte es mich auch in den Jahren als freie Regisseurin immer wieder gezogen. Nun freue ich mich, meinen Lebensmittelpunkt in diese schöne Stadt verlegen zu können.
Bisher warst du als freie Regisseurin im deutschsprachigen Raum tätig. In diesem Jahr hast du bereits »Tootsie« für die Burgfestspiele Bad Vilbel inszeniert, »Cabaret« am Schleswig-Holsteinischen Landestheater und Molières »Der Menschenfeind« am Theater Potsdam. Was treibt dich als Regisseurin um und an?
Die Unterschiedlichkeit dieser Stücke ist eigentlich typisch für mich. Ich tauche gemeinsam mit meinem Team und dem Ensemble gerne ein in neue emen und Welten und suche danach, diese zu durchdringen. Dieser gemeinsame Austausch ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit.
Als freie Regisseurin stehst du mit jeder Produktion wieder vor einem neuen Schauspielensemble, auf das du dich einstellen musst und darfst. Wie ist für dich der Ausblick darauf, regelmäßig mit einem festen Schauspielensemble zu arbeiten?
Tatsächlich ist das einer der Gründe, warum diese neue Aufgabe für mich genau zur richtigen Zeit kommt. Der Wunsch, kontinuierlich mit einem starken Ensemble zu arbeiten und sich gemeinsam weiterentwickeln zu können, ist in den letzten Jahren stetig gewachsen.
Deine erste Premiere hier am Haus ist die Urau ührung von »Wald« von der österreichischen Autorin Miriam V. Lesch. Worum geht es?
Das Stück spielt in einer ktiven, nahen Zukunft. Über Nacht ist auf einem Balkon ein Baum gewachsen. Nach und nach tauchen plötzlich überall in der Stadt Bäume, Pilze und andere Waldgewächse auf. Unaufhaltsam breitet der Wald sich aus und untergräbt die menschliche Zivilisation. Bald fällt das Internet aus, der Nachrichtensprecher vermoost, die Menschen richten sich in ihrer neuen Wirklichkeit ein oder iehen.
Mit Humor, Poesie und einer wunderbaren Sprache gibt das Stück auf sehr überraschende Weise der Natur eine Stimme. Es beschreibt faszinierende Vorgänge, die seit Jahrmillionen bestehen und die wir nur zum Teil zu verstehen beginnen, wie die Kommunikation der Bäume untereinander oder die Netzwerke der Pilze. Und es führt uns die Absurdität vor Augen, mit der wir Menschen glauben, die Natur beherrschen zu können, die uns nicht, die wir aber
zum Überleben brauchen. Augenzwinkernd erinnert es uns an unsere eigene Verletzlichkeit und daran, dass wir selbst auch nur ein Teil eben dieser Natur sind. »Wald« wird auch als ›Klimastück‹ gehandelt. Welche Bedeutung haben für dich die Thematisierung des Klimawandels bzw. Aspekte der Klimakrise auf der Bühne?
Wir sollten das ema erweitern auf unseren Umgang mit der Natur, denn es geht bei diesen Fragen nicht nur um den Klimawandel, sondern auch um das Artensterben, die Versiegelung von Flächen, den Verbrauch von Ressourcen usw. Es ist wichtig, diese emen gemeinsam zu betrachten, und da sie für uns Menschen von so existenzieller Bedeutung sind, gehören sie auch unbedingt auf die Bühne. Wir werden uns so oder so damit befassen müssen, ob wir wollen oder nicht. Niemand hält es allerdings aus, nur mit schlechten Nachrichten konfrontiert zu werden. Deshalb braucht es auch Stücke wie dieses, die sich mit Humor und einem überraschend neuen Blick den emen nähern.
Wie würdest du deine eigene Verbindung zur Natur beschreiben?
Ich habe eine große Liebe zum Wald. Als 20-Jährige bin ich wohl auch deshalb mal fünf Tage alleine in den Wald gezogen und habe fast den ganzen Tag mit Nahrungssuche verbracht, hauptsächlich waren es Beeren, Wurzeln und Kräuter. Die ersten zwei Tage waren etwas unheimlich, aber irgendwann habe ich mich an die Geräusche und die besondere Atmosphäre gewöhnt. Das war für mich eine herausfordernde, aber auch sehr wichtige Erfahrung.
Wenn du ein Baum wärst – welcher wärst du und was würdest du den Menschen mitteilen?
Eine Kastanie vielleicht, in jedem Fall aber ein Laubbaum –und ich würde mir über die Menschen dann gerne keine Gedanken machen müssen.
WALD
Schauspiel von Miriam V. Lesch
URAUFFÜHRUNG: Samstag, 28.9., Kleines Haus Die nächsten Vorstellungen: 2.10., 9.10. Einführungssoirée und Probenbesuch: 11.9., 18:00 Uhr, Hauptfoyer
Mit: Thomas Birklein, Gerrit Frers, Florian Heise, Paulina Hobratschk, Matthias Kleinert, Karl Miller, Katharina Shakina, Franziska Werner
Regie: Milena Paulovics | Bühne und Kostüme: Anike Sedello | Musik: Richard Hötter | Dramaturgie: Nora Hecker
Schauspiel – Premiere
Foto: Stephan Walzl
Milena Paulovics
IN DEN BESTEN
FAMILIEN
»Antigone / Schwester von« Sophokles / Roland Schimmelpfennig und Lot Vekemans
Bühnenprobe mit Hausregisseurin Ebru Tartıcı Borchers
Für fast hundert Jahre, von 490 bis 406 vor Christus, war Athen die Wiege des eaters nach unserem heutigen Verständnis. Gleichzeitig ging hier erstmals in der Geschichte die Macht explizit vom Volk aus, nachdem die Freiheit Athens gegen die Übermacht der Perser verteidigt worden war. Dabei wurde die Bühne zum Versuchslabor politischen Handelns, wo Verhaltensweisen und die aus ihnen resultierenden Situationen und Ereignisse durchgespielt werden konnten. Die politische Wirklichkeit der Demokratie Athens wurde so immer wieder gespiegelt. Der Rückgri auf überlieferte mythische Erzählungen wirkte außerdem für die Gemeinschaft identitätsstiftend. Da in der griechischen Tragödie immer wieder das sensible Verhältnis von Aktion und Reaktion und die entsprechenden Auswirkungen auf die Gemeinschaft im Fokus stehen, ist ihre Relevanz über die Jahrtausende bis in unsere Zeit erhalten geblieben. Als eine der ‚politischsten’ Tragödien gilt durch die Zeiten Sophokles’ »Antigone«. Es mag also kein Zufall sein, dass der Dichter im Jahr nach der vermutlichen Urau ührung 442 vor Christus zum Strategen gewählt wurde. Dieses hohe politische und militärische Amt teilten sich zehn angesehene Bürger für den Zeitraum eines Jahres. In »Antigone« wird das letzte Kapitel der Familiengeschichte der Labdakiden erzählt, die zugleich die Geschichte der Stadt eben ist. König Laios war prophezeit worden, dass ihn sein eigener Sohn erschlagen und Iokaste, die eigene Mutter, heiraten werde. Als Iokaste einen Sohn zur Welt brachte, ließ Laios diesem die Achillessehnen durchstechen und befahl, ihn in der Wildnis auszusetzen. Das Mitleid eines Dieners ließ das Kind überleben und am Königshof von Korinth als Ödipus groß werden. Herangewachsen machte sich Ödipus, aus rätselhaften Gründen schon immer hinkend, auf die Suche nach seinem Ursprung und gelangte in die Nähe seiner Heimatstadt eben. Im Streit um den Vortritt an einer Wegkreuzung erschlug er einen Greis – seinen Vater Laios. Ödipus löste das Rätsel der eben bedrohenden Sphinx und durfte zum Lohn die verwitwete Königin heiraten – seine Mutter Iokaste. Er regiert als König ebens und zeugt mit Iokaste vier Kinder: die Söhne Eteokles und Polyneikes und die Töchter Ismene und Antigone. Als eine Pestepidemie ausbricht, weissagt ein Orakel, dass diese erst zu Ende geht, wenn Laios Mörder ermittelt sei. Ödipus stellt Nachforschungen an und wird mit der schrecklichen Wahrheit konfrontiert. Er sticht sich die Augen aus, Iokaste erhängt sich. Während Ödipus im Exil stirbt, wird die Herrschaft über eben zwischen Eteokles und Polyneikes geteilt. Beide sollen sich im Jahresturnus als Regenten abwech-
seln. Aber Eteokles weigert sich, nach einem Jahr die Macht an Polyneikes zu übergeben, der, unterstützt von einer feindlichen Armee, eben belagert. Im entscheidenden Zweikampf erschlagen sich die Brüder gegenseitig. Kreon, der Bruder Iokastes, wird neuer König. Als erste Amtshandlung verfügt er, dass der Leichnam des auf Seiten ebens gefallenen Eteokles mit allen Ehren bestattet werden soll. Polyneikes hingegen soll als Verräter unbestattet bleiben und sein Kadaver Tieren zum Fraß dienen. Doch Antigone, im Gegensatz zu ihrer zurückhaltenden Schwester Ismene, widersetzt sich Kreons Gebot. Der Schwester gilt die Liebe zum Bruder mehr als jede staatliche Verfügung: Sie bestreut den Leichnam mit Staub, wird dabei gestellt und bekennt sich verantwortlich. Sophokles stellt mit Antigone und Kreon zwei Gegenspieler:innen auf die Bühne, die, jeder für sich, nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Doch das Beharren auf absoluter Richtigkeit des jeweiligen Handelns lässt beide zu Extremist:innen werden. Weder Ismene noch der Seher Teiresias können sie zum Einlenken bewegen. Kreons Sohn Haimon hält seinem Vater entgegen: »Wenn du allein herrschen willst, dann herrschst du am besten in einer menschenleeren Wüste!« Die Schraube des Fanatismus dreht sich steil nach oben. Je verhärteter die Extrempositionen sind, desto wahrscheinlicher ist die Katastrophe. Übrig bleiben, wie so oft, nur Verlierer:innen. Immer wieder wurden in Antigone Parallelen zum aktuellen politischen Geschehen entdeckt. So entstanden zahlreiche Übersetzungen, Aktualisierungen und Überschreibungen von Sophokles’ Tragödie.
Ebru Tartıcı Borchers, Hausregisseurin des Oldenburgischen Staatstheaters, verwendet für ihre Inszenierung »Antigone / Schwester von« die Übertragung des erfolgreichen Dramatikers Roland Schimmelpfennig, der es gelingt, die Poesie der Vorlage mit einem heutigen Tonfall zu vereinigen. Dabei fügt sie eine weitere Perspektive hinzu: In Lot Vekemans’ 2012 verö entlichtem Monolog »Schwester von« steht Ismene im Mittelpunkt und lässt als einzige Überlebende ihre subjektive Sicht auf die tragische Familiengeschichte erleben. Ebru Tartıcı Borchers verbindet dabei die Konzentration auf die Sprache und die facettenreichen Charaktere der beiden Stücke mit choreogra erten Bildern, die das Geschehen um zahlreiche Assoziationen erweitern. Dabei werden neben den Schauspieler:innen auch Mitglieder des Stadt:Ensembles und der Statisterie des Oldenburgischen Staatstheaters auf der Bühne zu sehen sein.
Reinar Ortmann
ANTIGONE / SCHWESTER VON UA Von Sophokles / Roland Schimmelpfennig und Lot Vekemans
PREMIERE: Samstag 21.9., 19:30 Uhr, Kleines Haus Einführungssoirée und Probenbesuch: 16.9., 18:00 Uhr, Hauptfoyer
Die nächsten Vorstellungen: 25.9., 29.9., 3.10., 5.10., 6.10.
Mit Meret Engelhardt / Claudia Korneev, Caroline Nagel, Tobias Schormann, Anna Seeberger, Andreas Spaniol, Darios Vaysi und Mitgliedern des Stadt:Ensembles und der Statisterie des Oldenburgischen Staatstheaters
Regie: Ebru Tartıcı Borchers | Bühne und Kostüme: Sam Beklik | Musik: Dani Catalán | Choreografie: Azahara Sanz Jara | Dramaturgie: Reinar Ortmann
… APROPOS
Einführungssoiréen und Probenbesuche – jetzt auch im Schauspiel Im Musiktheater und Ballett sind sie eine feste Einrichtung und sehr beliebt: die Einführungssoiréen. Ab dieser Spielzeit 2024/25 gibt es auch im Schauspiel die Möglichkeit, sich vor der Premiere ein Bild kommender Inszenierungen zu machen. Tauchen Sie ein in die Probenatmosphäre und erleben Sie das Ensemble und die Regieteams bei der Arbeit. Vorher informieren die Dramaturg:innen über das Stück, dessen Deutung und stehen im Anschluss für Fragen und Anregungen zur Verfügung. Werden Sie neugierig und lassen Sie sich inspirieren. Natürlich ist der Eintritt frei!
NICHTS MEHR VERPASSEN?
Foto: Stephan Walzl
Ballett – Premiere
IN AUSSENUND INNENWELTEN
Zur Eröffnungspremiere »wild & leise« der BallettCompagnie Oldenburg
Wenn man neben den gigantischen Skeletten der Dinosaurier aus der Trias-, der Jura- und der Kreidezeit im Frankfurter Senckenberg-Museum steht, ist man schon etwas eingeschüchtert und freut sich, dass wir heutzutage keine Tiere von dieser Größe tre en können. Auch wenn sich ja rumgesprochen hat, dass viele dieser Riesen glücklicherweise P anzenfresser waren und auch viel kleinere Lebewesen unsere Erde vor 235 bis 66 Millionen Jahren bevölkerten. Die Faszination für diese beeindruckend geformten Tiere ist seit Jahrzehnten ungebrochen und erst im Juni 2024 wurde in den USA von Forscher:innen ein »neuer« 78 Millionen Jahre alter Urzeitgigant präsentiert. Der Lokiceratops rangiformis war ein knapp sieben Meter langer, oberhalb der Augen doppelt gehörnter Riese mit mehr als
Der französische Komponist Guillaume Connesson hat 1998 seine musikalische Serie »Jurassic Trip« herausgegeben. Darin sind mit fast der gleichen Besetzung wie in Camille Saint-Saëns’ »Karneval der Tiere« Doppelportraits gezeichnet: von Tieren, die aber gleichzeitig auch immer einen seiner Komponistenfreunde repräsentieren. Antoine Jully, der am selben Conservatoire National Superior de Musique et de Danse in Paris, wie Connesson, Ballett studiert hat, wählte Musik und Titel der Miniaturen für sein Ballett »Jurassic Trip«, das die BallettCompagnie Oldenburg im April 2015 urau ührte. »Ich habe mich für meine Bewegungsstudien an den vor Millionen Jahren lebenden Tieren orientiert, Dinosauriern und anderen Kreaturen, die lange vor uns auf der Welt lebten. Da gibt es kompakte, massive Wesen, aber auch große fein- und langgliedrige«, sagt der Choreograf. »Doch wir Menschen haben eine ganz andere Bewegungssprache als Tiere. Mich interessiert, wie wir diese mit den Gegebenheiten unserer Körper erarbeiten können.« »Jurassic Trip« erö net den vierteiligen Ballettabend »wild & leise«, in dessen Mittelteil zwei ganz unterschiedliche Duette getanzt werden: »Is this it?« aus dem Jahr 2017 lässt o en, ob es sich um zwei reale Personen handelt oder doch eher um zwei Seiten, zwei Stimmen im Kopf eines Menschen: Einer rationalen und einer emotionalen Seite, Kopf- und Bauchgefühl, die das Leben in unterschiedlichen Gewichtungen prägen.
schlag lang. Der Autor I. L. Perez erzählt in »Bontsche Schwayg« von einem Mann, der stoisch und still alles weltliche Leid erträgt, ohne sich nur ein einziges Mal zu beklagen. Wie es für ihn in den himmlischen Welten weiterging, berichtet der Autor mit verblü ender Ironie.
Zum Klavierstück » e Dying Poet« von Louis Moreau Gottschalk von 1864 kreierte Antoine Jully 2022 ein Solo und im Frühjahr 2024 ein Pas de deux. Beide Choreogra en werden nun alternierend zu sehen sein. Der neue Pas de deux ist eine Studie über den klassischen Tanz, über Figuren, Linien und das harmonische Zusammenspiel der Partner:innen.
Die energiegeladene Tanzsprache des Choreografen Barak Marshall hat das Oldenburger Publikum schon in dessen Stück »Monger« begeistert. Jetzt ist er wieder aus Los Angeles an die Hunte gekommen und erarbeitet mit der BallettCompagnie ein neues Werk. Die Schilderung des Gegensatzes von einerseits der vergänglichen Welt des Scheins und des Todes auf der Erde und andererseits der ewigen, einzig wahren Welt des Seins im Jenseits prägt viele Werke der jiddischen Literatur. In der Mitte dieser beiden Welten lebt der Mensch einen kurzen Wimpern-
WILD & LEISE
Vier Choreografien von Antoine Jully und Barak Marshall JURASSIC TRIP / THE DYING POET / IS THIS IT? / BONTSCHE SCHWAYG
Ballettwerkstatt: 13.9., 18:00 Uhr im Probenzentrum, Karten 5 € | bis 18 Jahren Eintritt frei mit Zählkarte Ballett-Soirée: 24.9., 18:00 Uhr, Hauptfoyer
Open Class 13+
O enes Klassisches Balletttraining für Fortgeschrittene Donnerstags 18:30 – 20:00 Uhr | Ballettsaal im Probenzentrum 10 € pro Termin, für Ballettabonnent:innen kostenlos
Infos und Anmeldung: telse.hahmann@staatstheater.de Staatstheater.de/mehrbewegung
Jugendtanzclub 14 – 17 Jahre
Gemeinsam erforschen und erleben wir, wie es sich anfühlt, sich zur Musik zu bewegen und zu tanzen – wieviel Spaß es macht, sich anzustrengen, sich auf den Körper zu konzentrieren und auch mal ausgepowert zu sein. Wir stellen ein Stück auf die Beine, das während der 16. Internationalen Tanztage im Mai 2025 Premiere feiert.
Clubtermin: dienstags 18:30 – 20:00 Uhr | Probenzentrum des Oldenburgischen Staatstheaters | Teilnahmegebühr: Jugendwahlabo Saison 2024/25
Leitung: Eleonora Fabrizi
Anmeldung: telse.hahmann@staatstheater.de
Foto: Martina Pipprich
Telse Hahmann
»WIR MENSCHEN TRÄUMEN DAVON, EIN PERFEKTES WESEN ZU ERSCHAFFEN«
Am 29. September feiert das Stück »2048« unter der Regie von Niklas Ritter seine Urau ührung. Dramaturgin Elisabeth Kerschbaumer hat mit dem Schweizer Autor Lorenz Langenegger gesprochen: über das Schreiben mit KI, menschliche Ideale und die Frage, ob wir alle nur in einer Simulation leben.
In deinem Stück versuchen drei künstliche Intelligenzen, die Jubiläumsfeier für das 100-jährige Bestehen der Menschenrechte im Jahr 2048 zu organisieren. Was war dein Ansatz, diese beiden Themen zusammenzudenken?
Die Formulierung der Menschenrechte durch die UNO nach den unvorstellbaren Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs war der Versuch, eine allgemeingültige De nition dafür zu nden, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Es glückte insofern, dass es bei der Abstimmung über die Resolution einige Enthaltungen, aber keine Gegenstimme gab. Als Gegengewicht zur KI schien mir das ein reizvoller Kontrast.
Der Text ist teilweise mithilfe von ChatGPT entstanden. Wie hat das dein Schreiben beeinflusst? Als ich die KI-basierten Textgeneratoren nutzte, steckten sie noch in den Kinderschuhen. Ich habe sie Reden zur Jubiläumsfeier schreiben lassen. Was dabei herauskam, hatte eine absurde Komik. Mit Reden hatten die Texte wenig zu tun. Die größte Herausforderung war es, die Texte in das Stück zu integrieren, ohne meine Figuren bloßzustellen. An einem Punkt im Stück zweifelt man, ob eine der KIs nicht doch ein Mensch ist. Tatsächlich können bestimmte KISysteme bereits menschliches Bewusstsein und Gefühle simulieren. Ist die KI vielleicht bald der bessere Mensch? Wir Menschen wissen, dass wir fehlbare, schrecklich ungenügende Wesen sind, die dem Ideal, das wir von uns haben (und das z. B. in den Menschenrechten formuliert wurde), nicht annähernd entsprechen. Seit es uns Menschen gibt, träumen wir davon, ein perfektes Wesen zu erscha en. Die KI ist eine neue Variante dieses Traums.
Dich hat unter anderem die »Simulationshypothese« des Philosophen Nick Bostrom inspiriert, also die These, dass unsere Welt nur simuliert ist. Wenn das stimmt – wollen wir das wirklich wissen?
Das Wunderbare an der Erkenntnis ist ja, dass sie nie zu Lösungen, sondern immer nur zu weiteren Rätseln führt. Je mehr wir wissen, desto mehr bleibt im Verborgenen. Neben der Simulationstheorie begeistert mich auch die Viele-Welten-Interpretation der Quantenphysik, nach der es unendlich viele parallele Universen gibt. Wir haben gar keine Vorstellung davon, was da noch alles im Verborgenen liegt!
In den Proben fragen wir uns oft, ob eine KI-regulierte Gesellschaft eher eine Utopie oder Dystopie ist. Wie würdest du diese Frage für dich persönlich beantworten?
Ich glaube, dass alle den Wunsch kennen, alles abzugeben, andere für einen entscheiden zu lassen, keine Verantwortung mehr zu haben, für nichts. Dass ein solcher Zustand utopisch sein könnte, glaube ich nicht, aber für das Stück und dessen Figuren ist es interessanter, von der Utopie auszugehen. Für die letzte Frage übergebe ich an die KI. Sie fragt: Wie sehen Sie die Rolle der Kunst und Literatur in der Diskussion über KI und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft?* Es ist interessant, dass die KI mich siezt. Will sie damit zeigen, dass sie Respekt vor mir hat? Liebe KI, ich halte Kunst in jeder gesellschaftlichen Diskussion für unersetzlich, egal zu welchem ema. Weil sie im Idealfall frei von allen Zwängen und anarchisch ist, leistet sie einen Beitrag, den sonst niemand leisten kann. Es kann also nie genug Kunst und Literatur geben! *generiert mit ChatGPT4 im August 2024
Thorsten Lange schreibt für das Onlinemagazin Kulturschnack. Als Gastautor wirft er in der gleichnamigen Kolumne regelmäßig einen Blick auf Ereignisse und Entwicklungen in der Theaterszene.
ZAUBERHAFTE
SCHWERE DER LEERE
Es gibt eine alte Regel für alle, die sich hin und wieder in Kolumnen äußern dürfen: Wenn es um Anfänge geht, muss man vorsichtig sein. Allzu leicht tappt man in die Kitsch-&-Klischee-Falle und schwärmt von einem Zauber, der zwar da sein mag, der aber längst nicht alles ist. Schließlich gibt es auch den emotionalen Gegenpol, nämlich die sprichwörtliche Schwere. Was denn nun, fragt man sich beinahe – und favorisiert gedanklich schon das neutrale Bild des leeren Blatts, das einfach nur auf Geschichten wartet, wovon auch immer sie handeln mögen.
Spätestens hier wird klar, warum es jene Regel gibt: Anfänge passen in keine philosophische Schublade. Zu vielschichtig sind sie in ihren Folgen und Wirkungen. Sie bedeuten zum Beispiel Abschied, weil zuvor etwas geendet ist. Sie bedeuten Unsicherheit, weil etwas Neues sich stets erst bewähren muss. Sie bedeuten Möglichkeiten, weil nichts weitergehen muss wie zuvor. Sie bedeuten Ho nungen, denn wer etwas Neues entwirft, möchte damit auch Reaktionen hervorrufen.
Üppige Angebote und o ene Fragen
Das neue Team des Staatstheaters durchläuft gerade einen dieser Anfänge. Und es wird mir vielleicht zustimmen, wenn ich feststelle, dass es eine schaurig-schöne Erfahrung ist. Nehmen wir einfach die Entscheidung, mit welchem Stück man in die neue Spielzeit startet. Da gibt es natürlich einen unschuldigen Zauber, wenn es darum geht, aus dem üppigen Angebot einen Sto auszuwählen, mit dem man sich selbst pro lieren kann, der auch dem Haus Respekt zollt, und der vielleicht sogar
in die große eaterwelt hinausstrahlt. Schwer wird es aber in jenem Moment, wenn man anhand unzähliger o ener Fragen spürt, welch ungeheuren Aufwand es bedeutet, in einer völlig neuen Konstellation ein solches Projekt zu realisieren. Aber keine Sorge: Mit dem »Freischütz« ist dem Staatstheater in jeder Hinsicht eine gute Wahl gelungen, auf die sich das Publikum unbedingt vorfreuen sollte.
An einem Anfang stehen aktuell übrigens auch die anderen Oldenburger eater: Nach der Spielpause starten sie in die neue Spielzeit. Das eater Laboratorium macht bei seinem neuen Stück »Die seltsamen Anwandlungen des Leonard Haslinger« schon mit dem Titel neugierig. Ab dem 2. Oktober wissen wir, ob es das Zeug zum Klassiker hat. Im theater hof/19 läuft mit »Das letzte Geschenk« ab dem 4. Oktober ein gesellschaftskritisches Stück, dessen Premiere erst in diesem Februar stattfand und das für viele deshalb noch neu sein dürfte. Der Claim des theater wrede+ lautet » eater von Anfang an«. Auf die »Kleine Wolke« freut sich ab dem 22. September deshalb das ganz junge eaterpublikum ab zwei Jahren.
Der Neubeginn als Wesenskern
Apropos Publikum: Das steht ebenfalls an einem Anfang, vor allem mit Blick auf das Staatstheater. Anfänge sind nämlich immer zweiseitige Angelegenheiten. Schließlich löst alles, was man beginnt, Reaktionen aus. Beim eater ist dieses Prinzip sogar der Wesenskern der eigenen Existenz. Nun muss das Publikum das alte Haus neu kennenlernen. Es gibt viel Neugier und Vorfreude, hier und da aber auch leise Zweifel und man-
Warum Anfänge in keine Schublade passen
che plagt womöglich noch Abschiedsschmerz. Zum Glück muss sich aber niemand entscheiden, ob der Zauber oder die Schwere überwiegt. Als Bild taugt am besten tatsächlich das leere Blatt, das letztlich alle gemeinsam beschreiben: eater, Publikum, Stadt. Und dieses Teamwork hat in Oldenburg noch immer bestens funktioniert.
Wenn es um Anfänge geht, muss man tatsächlich vorsichtig sein. Es ist gut, dass es diese Regel gibt. Sie verhindert, dass Menschen wie ich in Momenten wie diesen ins Schwärmen geraten – oder dass sie sich mit akribischem Eifer auf die verbliebenen Unklarheiten stürzen. Klar ist auf jeden Fall: Anfänge bewegen die Menschen. Und bei einem Intendanzwechsel nach zehn Jahren darf man für alle Beteiligten feststellen: Mehr Bewegung geht kaum. Es gibt all das, was ich oben erwähnt habe: Unsicherheiten, Möglichkeiten, Ho nungen, Erwartungen. Trotzdem sollte man die neue Spielzeit nicht gleich überfrachten. Natürlich ist sie der Kristallisationspunkt für alles Neue. Letztlich bildet sie aber nur den Auftakt für eine mehrjährige Intendanz, die sich immer weiterentwickeln wird – und die in Zukunft bessere Bedingungen haben wird als in den vergangenen Monaten. Wichtig ist: Oldenburg bekommt viele neue Ideen und Impulse. Davon können wir uns berühren und bewegen, irritieren und inspirieren lassen. Und ich behaupte: Dem wohnt tatsächlich ein Zauber inne! Sorry, aber so viel Kitsch und Klischee muss einfach sein.
SCHÖNHEITEN DES BASSES SIND UNAUFFÄLLIGERER NATUR
Nach 39 Jahren als Solo-Kontrabassist im Oldenburgischen Staatsorchester geht Ralf Santo nun in den Ruhestand. Im 2. Sinfoniekonzert wird er offiziell verabschiedet.
Wie sind Sie nach Oldenburg gekommen?
Als Jugendlicher war ich mit dem Bundesjugendorchester in Westerstede untergebracht. Damals haben wir ein Konzert in Oldenburg gespielt und da war für mich klar, wenn ich mal einen Job suche, möchte ich nach Norddeutschland. Als ich dann nach Oldenburg kam, war ich 24 Jahre alt. Heute weiß kaum noch jemand, dass das Oldenburgische Staatstheater damals das drittbest besuchte eater der Bundesrepublik war. Der damals neue Intendant Hans Häckermann hatte die Devise »der Lappen muss hoch«. Das Haus fasste 800 Leute und wenn dann Sonntagnachmittag Operette gespielt wurde, dann war das Haus zwar voll mit Senioren, aber die Stimmung war klasse.
Wie hat sich das Oldenburgische Staatsorchester seither verändert?
Es hat sich in den letzten Jahrzehnten unglaublich verbessert und ist zu einem vorzüglichen Orchester für die Region und darüber hinaus geworden und dass ich an dieser Entwicklung teilgenommen habe, war toll.
Was war Ihr persönliches Highlight?
Der Höhepunkt war das »Grand duo concertant für Violine und Kontrabass« von Giovanni Bottesini zusammen mit Lev Gelbard im 5. Sinfoniekonzert der Spielzeit 2007/08. Das Stück ist ein Bassistentraum: Zusammen mit jemand anderem auf der Bühne stehen, großes Orchester im Hintergrund und dann diese typisch italienische, große Schiene spielen – das hat großen Spaß gemacht. Man kann sich bei diesem Doppelkonzert vorstellen, dass die Violine die Sopranistin ist und der Kontrabass die Rolle des Bu o einnimmt.
Und gibt es etwas, was Sie gerne gespielt hätten, wozu es aber nicht kam?
Herr Santo, nach ca. 50 Jahren wollen Sie sich nun vom Kontrabass verabschieden. Wie sind Sie zu diesem Instrument gekommen? Angefangen habe ich mit dem Klavier, das ich bis heute sehr gerne spiele. Ich wäre gerne Pianist geworden, aber mein Leistungsvermögen reichte nicht. Und dann kam zufällig eine Musikschullehrerin vorbei, die in der 7. Klasse einen Mitschüler und mich aufrief, weil wir doch zwei kräftige Jungs seien, denn es wurden noch Kontrabässe für das Schulorchester gesucht. Mein Mitschüler zeigte ihr gleich einen Vogel, aber ich habe es ausprobiert. Als ich nach einem Jahr Unterricht im Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz mitspielte, war der Fall für mich klar. Wir spielten damals das Violinkonzert von Aram Chatschaturjan, und dieser Sound und diese Lautstärke hat mich so wahnsinnig fasziniert, dass ich wusste: Das mache ich beru ich.
Dabei war Musiker zu werden in Ihrer Familie nicht besonders naheliegend … Ich stamme nicht aus einer Musikerfamilie und hatte das Glück, dass es Stipendien für Musikunterricht und Instrumente gab – ohne diese nanzielle Förderung wäre nie ein Musiker aus mir geworden. Auch meiner Schule war musikalische Förderung wichtig. Jedes Kind bekam ein Instrument in die Hand gedrückt, was einer einzelnen älteren Dame zu verdanken war, die ihr ganzes Herzblut in diese musikalische Förderung gesteckt hat und dabei sehr emsig und erfolgreich war. Schon während der Schulzeit habe ich dann sehr viel Continuo gespielt, und während meines Studiums in Freiburg bei Wolfgang Stert habe ich schon im ersten Semester am eater Aushilfe in Konzerten und Opern gespielt.
Ich habe alles gespielt, was ich gerne gespielt hätte. Anfangs war der Spielplan hier sehr Bruckner-lastig in den Sinfoniekonzerten, aber im Laufe der Jahre kamen durch die verschiedenen Chefdirigenten unterschiedliche Schwerpunkte und am Schluss wurde es mit dem »Ring« nochmal kompliziert. Die Stücke, die ich nicht hier gespielt habe, habe ich als Aushilfe in anderen Orchestern gespielt.
Haben Sie ein Lieblingsstück?
Ich habe drei Lieblingskomponisten und einer davon ist Ravel, denn ich schätze an ihm, dass er politisch Farbe bekannt hat. Deshalb fasziniert mich von ihm »La Valse« am meisten. Ravel hat mehrere Stücke geschrieben, die sich auf den Ersten Weltkrieg beziehen und die Entlarvung des Wiener Walzers als militaristische Musik, die am Schluss darin endet, dass jemand mit einem Maschinengewehr erschossen wird, ist beeindruckend. Dargestellt wird die Schusssalve durch eine Quartole am Ende von »La Valse«, die genau die Geschwindigkeit eines maschinellen Gewehrs im Ersten Weltkrieg aufgreift: Ja-ta-tata-ta! Ravel fängt so harmlos mit einem Wiener Walzer an – alles von ihm selber komponiert, also keine Zitate dabei – und dabei führt alles in die Katastrophe vom Ersten Weltkrieg. Ein weiterer Punkt, warum ich Ravel so schätze ist der, dass er ein wahnsinnig guter Kontrapunktiker ist. Doch anders als bei manchen Komponisten, die sich selbstverliebt damit rühmen, ist Ravel dabei sehr bescheiden.
Widmen wir uns noch einmal Ihrem langjährigen Begleiter. Wo lag für Sie all die Jahre der Reiz des Instruments? Die Schönheiten des Basses sind unau älligerer Natur. Die leere D-Saite ist gezupft der schönste Ton auf dem Bass. Der entwickelt einfach die schönste »Klangblume«. Die Stärke des
Basses ist die Tiefe und nicht Höhe oder Geschwindigkeit. Der Bassklang hat einfach wirklich einen Körper, so wie die Pauke ja auch.
Es gibt bei Kontrabässen 4-Saiter und 5-Saiter. Wo liegen die Schwierigkeiten?
Natürlich ist die fünfte Saite noch kraftaufwändiger zu spielen, weil sie noch dicker ist. Grundsätzlich ist ein 4-saitiger Kontrabass in Quarten gestimmt e-a-d-g. Die fünfte Saite ist eigentlich ein Contra-C, also eine Terz tiefer als die tiefste Saite eines 4-Saiters. Und nun gibt es zwei Fraktionen: Die einen stimmen die fünfte Saite auf das Contra-C, doch das führt leicht zu Verwirrung, weil man ja sonst in Quarten denkt und dann plötzlich anders greifen muss. Deshalb ist auf das danebenliegende Subcontra-H zu stimmen, sehr viel praktischer, weil sich dann die Gri technik nicht ändert und man in dem Quartdenken bleibt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Stimmgruppen, die auf dieses H stimmen, sauberer spielen.
Können Sie etwas zu der Entwicklung sagen?
Der 5-Saiter ist ein relativ junges Instrument, das erst Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde. Schon Richard Strauss hat mit einer verlängerten vierten Saite rumgetüftelt und dann wurden irgendwann die Saiten etwas näher zusammengelegt, um Platz für eine fünfte Saite zu scha en.
Viel spannender ist aber eigentlich, dass noch heute in Katalonien in der Volksmusik mit einem 3-Saiter gespielt wird, dabei fällt die e-Saite weg. Es bleiben also nur noch a-d-g; damit kommen solche Bässe nicht ganz so tief, aber es reicht. Verdi kannte noch die Kontrabässe mit drei Saiten, weil die damals auch in Italien üblich waren.
Und wie sieht es mit der Spielpraxis aus?
Ein ganz großes Problem ist die Klassik, weil damals die Kompositionspraxis eine ganz andere war. Mozart hat sich zum Beispiel nur selten die Mühe gemacht, eine eigene Bassstimme zu schreiben, sondern hat häu g nur die Cellostimme eine Oktave tiefer übernommen. Das hat allerdings zur Folge, dass diese Stimmen faktisch unspielbar sind – abgesehen vielleicht von einigen wenigen virtuosen Orchestern. Denn Quintstimmung (beim Cello) und Quartstimmung, das sind zwei unterschiedliche Welten. Der Bass ist kein verlängertes Cello, sondern ein ganz eigenes Instrument. Die Don Giovanni-Ouvertüre ist so ein unspielbares Beispiel, denn die geht so schnell über die Saiten, dass man sein Leben lang üben müsste, um die richtig spielen zu können. Deshalb habe ich die Vermutung, dass die Bassisten früher einfach gespielt haben, was sie konnten, und sich damit selbst eine vereinfachte Stimme zurechtgelegt haben.
Später haben sich die Komponisten mehr Mühe gegeben. Brahms schreibt wunderbare Bassstimmen. Sein Vater war Bassist und er wusste, was geht und was eben auch nicht. Deshalb ist Brahms (oder auch Prokofjew) immer wahnsinnig dankbar zu spielen: Man hat zu tun, aber es geht nicht ins Unspielbare.
Was sind Ihre Pläne für den Ruhestand?
Ich werde mich um meine Enkelkinder kümmern, möchte mich an der Uni als Gasthörer einschreiben und dann fehlt mir noch eine dritte Sache – da werde ich schon was nden. Das Interview führte Mirjam issen
2. SINFONIEKONZERT
WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756–1791): Sinfonia concertante für Violine und Viola Es-Dur KV 364 SERGEI RACHMANINOW (1873–1943):
Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27
Sonntag, 22.9., Montag, 23.9., Großes Haus
Dirigent: GMD Hendrik Vestmann | Violine: Maximilian Hörmeyer | Viola: Marie-Teresa Naware
Foto: Stephan Walzl
Konzert
MUSIKALISCHE REISE
Behäbig schlu t das Nilpferd am Flussufer entlang, zertritt dabei trockene Grashalme, die unter seinen Füßen mit den gedrungenen Zehen knacken, und lässt sich an einer seichten Stelle in den langsam dahin ießenden Fluss gleiten. Zwischen den anderen dort dümpelnden Nilpferden fühlt es sich nicht so einsam. Bsssss. Eine von diesen lästigen Fliegen schon wieder. Das Nilpferd schlackert mit seinen kleinen Ohren, um das Insekt daran zu hindern, sich auf dem Rand seines linken Ohres niederzulassen.
Ortswechsel: Da sitzt es, hoch oben in einer alten Linde. Mit dem Kopf gen Boden gerichtet, krallt sich das kleine Eichhörnchen in die Rinde und lauscht. Irgendwo unter ihm, vermutlich auf der anderen Stammseite, muss sein Spielgefährte ebenso stillsitzen. Seit mehreren Minuten spielen sie Fangen und jagen einander dabei in ungeheurem Tempo die Linde hoch und runter und umrunden den Stamm dabei ein um das andere Mal. Das Kratzen der Krallen und das verspielte Käckern ist gut zu hö-
DURCH DIE ÖKOSYSTEME
Tonio und Tamo machen sich beim 1. Familienkonzert auf den Weg
ren. Da kommt der Spielgefährte den Stamm hochgesprintet. Das kleine Eichhörnchen dreht sich um, jagt einen Ast entlang. Immer dünner werden die Zweige, bis es sich abstößt und in die benachbarte Salweide springt.
Ortswechsel: Langsam schwimmt der kleine Clown sch durch seine Koralle und lässt sich von ihr den Bauch streicheln. Das Mondlicht schimmert durch die Dunkelheit, silbrig-weiße Fäden tanzen mit den Korallen um die Wette. Doch plötzlich schießen die bis dahin entspannt schwimmenden Fische auseinander. Aus den Tiefen des nachtschwarzen Ozeans taucht ein Hai auf. Er ist noch nicht ganz so groß wie seine Artgenossen, doch mit seinen scharfen Zähnen ist er schon jetzt gefährlich genug. Der kleine Clown sch duckt sich tiefer in seine Koralle, um nicht gesehen zu werden.
Wie lassen sich solche Szenen musikalisch umsetzen? Welches Instrument könnte ein Eichhörnchen oder einen Hai darstellen. Tonio und Tamo nehmen im 1. Familienkonzert Kinder und Erwachsene mit auf eine Reise durch unterschiedliche Ökosysteme.
Mirjam issen
22.6. – 20.10.2024
Horst-Janssen-Museum
Fotos: Unsplash
FAMILIENKONZERT »NATUR UND MUSIK« 8+
Sonntag, 29.9., 10:30 Uhr und 15:00 Uhr, Großes Haus
Annika Müller studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Dramaturgie an der Goethe-Universität Frankfurt. Zur Spielzeit 2024/25 startet sie am Oldenburgischen Staatstheater als Dramaturgieassistenz.
Gassenlicht
BÜHNE UND UMWELT – THEATER ALS SPIEGEL UNSERER BEZIEHUNG ZUR NATUR
ie desaströse Schieflage eines zunehmend instabilen Klimas, in die sich die Menschheit hineinmanövriert hat, ist spürbar auf der ganzen Welt: Unkontrollierbare Waldbrände, historische Hitzewellen und tödliche Überschwemmungen zeigen die erschütternden Folgen. Die Natur schlägt zurück – und mit ihr wächst der Zorn vieler Menschen, die sich ihrer verletzlichen Beziehung zur Umwelt noch bewusst sind. Sie sind wütend über ein Gesellschaftssystem, das auf einer grenzen- und rücksichtslosen Ausbeutung der Natur basiert. Andere resignieren vor der akuten Bedrohung ihrer eigenen Lebensgrundlage und der Ohnmacht des Individuums.
Über Jahrhunderte hinweg hat der Mensch seine Identität im Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur gefunden. Mitunter wurde die Kultur als Fortsetzung der Natur verstanden, dann wieder als ihr Gegenpol und Mittel, um sie zu beherrschen. Doch in jedem Fall war der Mensch stets Teil beider Welten – der natürlichen ebenso wie der kulturellen.
Das eater sieht sich in diesen Tagen mit neuen und alten Fragen konfrontiert: Wie treten wir der Resignation im Angesicht der Klimakatastrophe entgegen? Wie kann man Aktivismus auf der Bühne zeigen und auch in seinen eigenen Strukturen vorleben? Wie können wir nachhaltig eater machen? Wie stellen wir aus unserer menschlichen Sicht Empathie für unsere Umwelt auf der Bühne dar? Wie rückt man den Menschen aus dem Zentrum der Erzählung?
Wo die Grenzen der Darstellbarkeit liegen, muss das eater in jeder Inszenierung neu verhandeln, doch die Natur als Akteur auf der Bühne zu zeigen, ist schwieriger und – hin-
sichtlich der Weltgeschehnisse – aktueller denn je. Wie viel darf man der Natur von unseren Emp ndungen und Gedanken überstülpen?
Auch in Oldenburg – einer grünen Stadt mit den Bornhorster Wiesen, der Wallheckenlandschaft und der Haarenniederung – beschäftigt die eatermachenden diese Problematik. In der Spielzeit 2024/25 versucht sich das eater, diesen und weiteren Fragen zu nähern. In der Urau ührung des Stücks »Wald« von Miriam V. Lesch am 28. September erheben sich Stimmen von Bäumen, Pilzen und Tieren, die nach einem bestärkten »Wir« rufen. Ein politisch-ökologischer Körper, der sich als symbiotisch-kooperativer Akteur versteht und dabei aus dem Hintergrund in die absolute Sichtbarkeit rückt. Der Wald beginnt, sich die Welt zurückzuerobern, und Buche, Steinpilz, Fichte, Butterpilz, Birke und Röhrling stehen dafür auf der Bühne und zersetzen, zerkleinern, ltern und transportieren. Sie erzählen den Zuschauenden die komplexen Abläufe, die in ihnen vorgehen, Tag für Tag und Minute für Minute. Und auch wenn wir auf der Bühne die Bedürfnisse der Natur lediglich thematisieren können, gibt dies dennoch Denkanstöße, sich zu fragen: Was würde meine Topfp anze wollen? Würde sie wollen, dass ich sie regelmäßig gieße? Würde sie einen Platz im Garten fordern? Oder würde sie gleich die Entsiegelung der Straße neben dem Garten verlangen, um ungestört wachsen zu können? Es ist sinnvoll, sich diesen Fragen zu stellen, wenn Kultur und Natur ein gemeinsames Bild zeichnen sollen, und wir uns – wenn auch nur um einen Schritt – der Natur annähern und für ihre Bedürfnisse sensibilisieren wollen.
In seinem neuen Kinderstück streift der Autor und Regisseur Marc Becker das aufregende ema der Kommunikation im Tierreich. Seine Geschichte beginnt im Detektivbüro der Meisterdetektivin Lisa Streng-Geheim und ihres Assistenten Pico, einem Papageien mit au allend menschlichen Eigenschaften. Die beiden werden mit einem Fall beauftragt, der sie in den Urwald führt, um dort einen verlorengegangenen Ring aus ndig zu machen und dazu müssen sie die Tiere des Waldes befragen. Doch das ist gar nicht so leicht. Denn die Formen der Tiersprachen sind erstaunlich vielfältig. Und das Interesse der Tiere an der Aufklärung des Falls scheint auch eher gering zu sein. Trotzdem führen die Erkundungen der Detektive in der bis heute fast unerforschten Welt der tierischen Sprachen zu überraschenden Entdeckungen.
Dramaturg Matthias Grön sprach mit der Schauspielerin Esther Berkel, die sich mit der Rolle der Meisterdetektivin Lisa Streng-Geheim dem Oldenburger Publikum vorstellt.
Bist du gut angekommen in Oldenburg?
Ja, bin ich. Also ich bin jetzt zwei Wochen, ein bisschen mehr als zwei Wochen da. Und ich bin noch so ein bisschen am Sortieren in der Wohnung und dabei, meinen Alltag zu nden. Aber die Leute hier sind super nett im Vergleich zu Salzburg. Also krass freundlich und das tut echt gut!
Wie bist du zum Theater gekommen?
Aufgewachsen bin ich in Ingelheim, einer Kleinstadt in der Nähe von Mainz. Dort habe ich schon im Kindergarten eater gespielt. Das war ein Stück, das hieß »Das kleine Rot« und ich war das kleine Rot. Im Nachhinein wäre ich viel lieber »Das
ALS DER RING VERLOREN GING
Ein Gespräch mit Schauspielerin Esther Berkel aka Lisa Streng-Geheim
kleine Grün« gewesen, das ist meine Lieblingsfarbe! In der Grundschule habe ich dann Pippi Langstrumpf gespielt und da gab es den Moment, in dem ich gemerkt habe, dass mir das unglaublich viel Spaß macht. Dann folgten Musicals mit dem Kinderkirchenchor und der Jugendclub am Staatstheater in Mainz.
Und dann folgte die Schauspielschule?
Nach dem Abi habe ich erst Psychologie in Berlin studiert. Das war für mich die Möglichkeit, auszuziehen, weit weg zu gehen und erstmal mal mein Ding zu machen. Das kam mir zu dem Zeitpunkt richtig vor. Relativ schnell wurde mir aber klar, dass ich mich da nicht sehe, weder in der klinischen Psychologie noch in der Forschung oder in der Wirtschaftspsychologie. Aber irgendwie hatte ich noch nicht den Mut, alles abzubrechen. Außerdem habe ich ein Erasmus-Stipendium bekommen und konnte in Sambia an Schimpansen forschen. Das war schon sehr besonders. Und dann – nach dem Bachelor – war mir klar, dass mir da was fehlt und ich habe Schauspiel am Mozarteum in Salzburg studiert.
Deine erste Rolle am Oldenburgischen Staatstheater ist die Meisterdetektivin Lisa Streng-Geheim. Wie würdest du diese Rolle beschreiben?
Lisa ist eine, die große Lust hat, Abenteuer zu erleben, aber noch nie die Möglichkeit dazu hatte. Mit dem Auftrag, einen Ring wiederzubescha en, ist sie ein bisschen überfordert, gleichzeitig auch extrem begeistert dabei. Sie saugt alles auf, was sie erlebt und stellt auf eine sehr eigene Art ziemlich schlaue Fragen. Wie interagieren wir untereinander – vor allem, wenn es um Tiere geht? Was bedeutet es, wenn ich dies oder das sage? Und wie kommt es bei meinem Gegenüber an? Von außen wirkt es dann manchmal, als ob sie ein bisschen neben der Spur sei. Aber für sie selbst macht das alles so total Sinn.
MIT TIEREN SPRECHEN
Könnte der Menschheitstraum wahr werden dank KI?
Papageien, die mehrere hundert Wörter kennen, Del ne, die sich Namen geben, Walgesänge oder das au ordernde Miauen der Hauskatze, die sehr klar ausdrückt, dass es Zeit für das Mittagessen ist: Der Wunsch, mit Tieren sprechen zu können, ist so alt wie die Menschheit selbst. Doch es scheint, als könnte dieser Traum in absehbarer Zeit Realität werden und das ausgerechnet mit Hilfe von KI. Am Earth Species Project (ESP) arbeiten seit 2017 Forscher:innen an der Entschlüsselung der Kommunikation fast sämtlicher Tierarten. Mit dabei sind nicht nur g:innen, sondern vor allem Mathematiker:innen, denn bei der Entschlüsselung der Tiersprachen gilt es, regelmäßige Muster in einem unendlich großen Datenhaufen zu erkennen. Und KI ist besonders gut darin, solche Muster beispielsweise in Vogelgezwitscher, Walgesängen oder Hundegebell zu erkennen und zu reproduzieren. Ziel der Forschung ist aber nicht nur, in absehbarer Zeit Tiere zu verstehen, sondern irgendwann auch mit ihnen reden zu können. Deshalb wird am ESP gerade an einem KI-Chatbot für Zebra nken gearbeitet. Wenn am Ende alles klappt, könnte der Menschheitstraum wahr werden.
Es stellt sich nur die Frage, ob Zebra nken sich für die emen interessieren, die uns Menschen umtreiben. Es könnte auch darauf hinauslaufen, dass die Kommunikation zwischen Vogel und Chatbot gelingt, aber kein Mensch versteht, worüber gerade gesprochen wird. Warten wir es ab. Aber vielleicht ist es auch gar nicht so entscheidend, ob jemals so etwas wie ein Universal-Übersetzer für Tiersprachen auf den Markt kommt. Allein die Forschung und das verstärkte Interesse an den Mitbewohner:innen unserer gemeinsamen Erde trägt schon wertvolle Früchte. Als etwa der Biologe Roger Payne im Jahr 1972 eine Schallplatte mit Walgesängen verö entlichte, faszinierte der Walgesang so viele Menschen, dass dies zu den ersten internationalen Einschränkungen des Walfangs führte. Hoffen wir also, das die Arbeit am ESP ebenfalls zu einem besseren Verständnis für die Welt der Tiere führen wird.
Matthias Grön
www.earthspecies.org
ALS DER RING VERLOREN GING UA 7+
Eine tierische Detektivgeschichte von Marc Becker
PREMIERE: Sonntag, 15.9., Spielraum
Die nächsten Vorstellungen: 18.9., 20.9., 22.9., 23.9., 25.9., 27.9., 28.9.
Mit: Lukian Anhölcher, Esther Berkel, Konstantin Gries
Regie: Marc Becker | Bühne und Kostüme: Sandra Münchow | Musik und Sounddesign: Oskar Smollny | Dramaturgie: Matthias Grön | Theatervermittlung: Hanna Puka
Niederdeutsches Schauspiel
Platt’n’Studio 18+
GLÜCK IS EN FRAAG VUN DE
PERSPEKTIVEN (AT)
Wi söökt gemeensam dat Glück. Wat is dat eegens?
Wecke Farv hett dat Glück un mutt ik dor achter an jagen or fallt mi dat vör de Fööt? Was ist Glück? Warum wünschen wir uns »Viel Glück«? Und was bedeutet es, glücklich zu sein oder Glück zu haben? Ist es der Lottogewinn? Die Sternschnuppe am Nachthimmel im Sommer? Das Schnurren der allerliebsten Katze?
Im »Platt’n’Studio« setzen wir uns mit dem Glück auseinander, suchen nach dem, was Glück für uns bedeutet und entwickeln ein eigenes, facettenreiches eaterstück, das absurd, lustig, melancholisch und warmherzig daherkommt. Eine Stückentwicklung zum Glücklichsein und Wohlfühlen. Spielerisch befassen wir uns dabei mit der plattdeutschen Sprache. Eine Sprachpatin wird uns zur Seite stehen.
Anmeldung: bohlen@niederdeutsche-buehne-oldenburg.de Plattdeutsche Kenntnisse sind keine Voraussetzung. Alle können mitmachen.
Foto: Stefan
Klüter
Foto: Hans auf Pixabay
Ester Berkel
DVOM SCHLEMMEN UND SCHWELGEN
ie Erwachsenenclubs widmen sich in dieser Spielzeit dem ema Essen. Zuerst ist es ein elementares Grundbedürfnis, eine lebensnotwendige Verrichtung des Alltags. Darüber hinaus ist es gesellschaftlich und politisch relevant. Es ist oft ein soziales Ereignis und bringt Menschen zusammen. Essen verrät etwas darüber, wo du herkommst. Manches Essen vergisst du nie, Essen zuzubereiten ist eine Kunst. Wie lange ist es her, dass du zuletzt einen Teller abgeleckt hast? Was isst du am liebsten? Wo hast du einmal eine Delikatesse verkostet?
Was ist besser, ein Drei-Gänge-Menü oder Pommes an der Imbissbude? Wann bist du appetitlos? Was ist das Essen deiner Kindheit? Wie ist es, Gastgeber:in zu sein? Wie deckst du den Tisch? Und was unterscheidet ein Brunch-Bu et von einem kleinen Snack am Nachmittag?
Mit den Erwachsenenclubs machen wir uns in dieser Spielzeit gemeinsam auf, herauszu nden, was das ema Essen für Zugänge zum eater birgt und welche Erlebnisse, Geschichten und Expertisen wir dazu gemeinsam zusammentragen können.
Wir haben die Leitenden der zwei Erwachsenenclubs Pia Donkel, Esther-Lina Sölken, Liliane Bauer und Jule Winnes gefragt, welches Rezept sie am liebsten mögen und wünschen viel Freude beim Ausprobieren.
Vom Schlemmen und Schwelgen Erwachsenenclubs des Oldenburgischen Staatstheaters
PREMIERE: Sa 22.3.2025 und Sa 21.6.2025
Summerrolls von Svenja Ostwald Lieblingsrezept von Esther
»Dieses Rezept ist einfach, sehr lecker und schmeckt der ganzen Familie!«
Ganz nach Lust und Laune – die Möglichkeiten sind endlos!
Für meinen Lieblingsdipp:
2 EL Erdnuss- oder Mandelmus
2 EL Kokos-Aminos
1 EL frisch gepresster Limettensaft
1 EL frischer Ingwer
2 EL Reisessig
1 TL Kokosnektar
1 TL Sambal Oelek (optional)
1 Knoblauchzehe (optional)
1 Chili (optional)
Janssons frestelse
Lieblingsrezept Pia
»Mit diesem Gericht verbinde ich Schwedenurlaub, Schären, Wald und Wasser, Freiheit, Gedanken nachhängen, Liebe, Inspiration und Lindgren-Kindheit«
Zutaten
700 g rohe Karto eln
250 g Sardellen lets, mariniert
2 große Zwiebeln
300-400 ml Sahne
3 EL Paniermehl
Butter
1/4 Zwiebeln, 3/4 Karto eln, dazwischen die fein geschnittenen Sardellen lets auslegen. Karto eln schälen und in Streifen schneiden. Zwiebeln in dünne Scheiben schneiden.
Eine Au au orm mit Butter ausstreichen. Eine Lage Karto eln, darüber Zwiebeln, darüber Sardellen, dann wieder Karto eln usw. Mit einer Lage Karto eln abschließen
Die obere Lage plattdrücken. Mit Sahne übergießen. Eventuell mit etwas Sardellenmarinade aus der Dose übergießen. Paniermehl darüber streuen. Salz und Pfe er drauf. Ein paar Butterstücke drüber verteilen.
Dann eine Stunde lang in den Ofen, bei 230°C. Falls die obere Schicht zu schnell braun wird, kannst die Au au orm mit einer Alufolie abdecken.
»Bei der Frage nach meinem Lieblingsrezept waren meine Mitbewohner:innen sich sehr einig, dass die Art, wie ich mein geliebtes salziges Popcorn mache, den Platz als Rezept verdient«
Zutaten
Popcorn-Mais
Salz
Chiliöl
Frischer oder getrockneter ymian
Vorbereitung: Lass die Heißluft-Popcornmaschine oben auf dem Küchenschrank stehen und schließe sie mit einem Verlängerungskabel an eine Steckdose an. Befülle die Popcornmaschine und nimm eine große, aber möglichst leichte Schüssel in die Hand.
Schalte die Maschine ein. Sobald die Maiskörner anfangen zu poppen, wird es ernst! Halte die Schüssel bereit, um so viele Körner wie möglich aufzufangen. (Mit mir lebt ein Hund – ein ernstzunehmender Konkurrent!)
Verteile ein wenig Chiliöl, Salz und ymian über das aufgefangene Popcorn in deiner Schüssel und mische gut durch. Jetzt kannst du dein salziges Popcorn mit einer feurigen Chili-Note genießen.
Tipp von Jule: Du kannst das Popcorn natürlich auch in einem Topf zubereiten. Quelle: Eigenkreation
Für die Füllung Reisnudeln nach der Packungsanleitung kochen. Unter kaltem Wasser abbrausen und abkühlen lassen. Das Gemüse in Juliennestreifen schneiden. Die Blätter der Kräuter abzupfen. Alles in separaten Schüsseln bereitstellen, um die Zubereitung zu erleichtern. Für den Dip alle Zutaten in einer Schüssel verquirlen Nach und nach Wasser hinzufügen, bis die gewünschte Konsistenz zum Dippen erreicht ist. Den Geschmack nach Belieben anpassen, indem mehr Limettensaft, Kokos-Aminos oder Wasser hinzugefügt wird. Nach Belieben Sambal Oelek, gehackten Knoblauch und gehackte Chili für zusätzlichen Geschmack hinzufügen. Eine Schüssel mit warmem Wasser füllen Ein Reispapier für 10-15 Sekunden in das warme Wasser halten, bis es weich, aber noch leicht fest ist. Das Reispapier auf eine saubere, feuchte Ober äche legen (z. B. ein Schneidebrett), eine Lage Salatblätter mittig auf dem Reispapier ausbreiten. Auf den Salat eine kleine Handvoll Reisnudeln legen, außerdem geschnittenes Gemüse und Kräuter ganz nach Belieben. Die kurze Seite des Reispapiers über die Füllung falten. Zum Rollen mit der langen Seite beginnen, die dir am nächsten ist, und das Reispapier fest aufrollen, sodass die Füllung gut verpackt ist. Den Vorgang mit den restlichen Zutaten wiederholen.
Sei vorsichtig bei der Verarbeitung von Reispapier, da es leicht reißen kann. Du kannst die Füllung nach deinen Vorlieben anpassen. Sommerrollen können als Vorspeise, Snack oder sogar als leichte Mahlzeit serviert werden.
»Feel Good with Food« von Svenja Ostwald, S.147
Tomaten-Mandel-Tarte von Yotam Ottolenghi
Lieblingsrezept Liliane
»Ottolenghi hat mich, was das Kochen angeht , sehr beeindruckt und wie er mit Gewürzen umgeht ist wunderbar. Die Tarte lässt sich super zu einem Bu et mitbringen!«
Zutaten für 8 Personen
140 g Butter
2 Eier, verquirlt
65 g frische Semmelbrösel
80 g gemahlene Mandeln
2 Knoblauchzehen, zerdrückt
100 g Ricotta
20 g Parmesan
15 g frischer ymian
375g frischer Blätterteig
Mehl zum Bestäuben
Sonnenblumenöl zum Einfetten
10 mittelgroße Tomaten, in 1 cm dicke Scheiben geschnitten (1 kg)
24 schwarze Oliven
2 EL Olivenöl
Salz und schwarzer Pfe er
Den Backofen auf 240 Grad°C vorheizen. Die Butter in der Küchenmaschine hellgelb und cremig rühren. Langsam bei laufendem Gerät die verquirlten Eier bei mittlerer Geschwindigkeit zugeben. Flockt die Masse aus, ein paar Semmelbrösel unterrühren, bis sie wieder bindet. Das Gerät ausschalten. Semmelbrösel, gemahlenen Mandeln und Knoblauch zugeben und kurz untermischen, bis sich die Zutaten verbunden haben.
Die Schüssel aus der Maschine herausnehmen, den Ricotta, den Parmesan, die Hälfte des ymians sowie eine kräftige Prise Salz hineingeben und vorsichtig unter die Masse heben. Beiseitestellen.
Den Teig auf einer bemehlten Arbeits äche etwa 2 mm dünn zu zwei Rechtecken von 20x30 cm ausrollen. Zwei kleine Backbleche mit etwas Sonnenblumenöl einfetten und die Teigrechtecke drau egen. Die Mandelmasse mit einem Palettmesser gleichmäßig drauf verstreichen, am Rand einen 2 cm breiten Streifen freilassen. Die Tomatenscheiben in drei langen Reihen leicht überlappend auf den Teig legen, dabei die Reihen auch seitlich ein gutes Stück überlappen lassen. Die Oliven und den restlichen ymian darauf verteilen. Die Tomaten mit der Hälfte des Olivenöls beträufeln und mit 1 kräftigen Prise Salz und reichlich schwarzem Pfe er würzen.
Die Tarte 15 Minuten im heißen Ofen backen, dann die Temperatur auf 200°C reduzieren, weitere 8-10 Minuten backen, bis die Böden goldbraun sind. Die Bleche nach der Hälfte der Backzeit austauschen, damit die Tartes schön gleichmäßig bräunen. Sobald sie fertig sind, aus dem Ofen nehmen und etwas abkühlen lassen. Mit dem restlichen Olivenöl beträufeln und servieren.
Tipps von Liliane: Wenn es schnell gehen muss, verwende ich fertigen Blätterteig (dann reicht auch ein Blech). Die Mandeln hacke ich anstatt sie zu mahlen.
Quelle: »Vegetarische Köstlichkeiten« von Yotam Ottolenghi – S. 284
7: WIE EIN KLEINES CAFÉ ZUM
Mit seinem charmanten Ambiente ist das Café Salon 7 am Rande der Baumgartenstraße längst ein beliebter Tre punkt für Menschen in und um Oldenburg. Neben dem alltäglichen Ka eegenuss nden dort Lesungen, Konzerte und Flohmärkte inmitten von alten Gemälden, Vintage-Möbeln und Ka eepötten statt. Wer genauer hinsieht, erkennt Trockenhauben und alte Haarföhne, die auf die Geschichte des Cafés hindeuten. Einst arbeiteten in dem kleinen Häuschen Frisöre und Barbiere. Seit dieser Spielzeit ist der Salon 7 auch Veranstaltungsort in Kooperation mit der Sparte 7.
Am 29. August kam hier erstmalig der Rat der 7 zusammen. Alle einte das Bedürfnis nach einem kreativen Austausch und der Umsetzung eigener Ideen. Das Café Salon 7 als Veranstaltungsort trug mit den leckeren Getränken und der detailverliebten Gestaltung zu einer produktiven und kreativen Runde bei. Mit seiner Kombination aus alltäglichem Ka eegenuss und kulturellem Geschehen
kann das Café Salon 7 als »dritter Ort« bezeichnet werden, der für die Kulturlandschaft zunehmend bedeutsamer wird. Nach dem amerikanischen Soziologen Ray Oldenburg, der den Begri »dritte Orte« 1999 geprägt hat, ist der »erste Ort« das Zuhause, der »zweite Ort« der Arbeitsplatz und der »dritte Ort« der Anker des Gemeinschaftslebens, ein drittes Betätigungsfeld. In diesem äußert sich das Bedürfnis, nicht nur einen räumlichen »dritten Ort« betreten zu können, sondern auch aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft mitwirken zu können. »Dritte Orte« sind daher auch für den kreativen Austausch bedeutungsvoll und stellen wichtige Ortsressourcen dar.
Die Sparte 7 möchte das Konzept der »dritten Orte« nutzen, um die Soziokultur in Oldenburg zu stärken. Das bedeutet in der Praxis, Veranstaltungen und Formate an Orte zu verlegen, die zentral gelegen und niedrigschwellig zu erreichen sind, die wenig bis kaum Geld erfordern und die eine Rahmung für Partizipation bieten können, um die Demokratisierung des eaters zu fördern.
FREIE THEATER
19.9. | 20:00 Uhr | die Glocke Bremen
KONZERT: TOMMY EMMANUEL live 2024!
Ein Kaleidoskop jungen jüdischen Lebens, das liefern der Autor Ruben Gerczikow und der Politikund Religionswissenschaftler Monty Ott in ihrem Buch »Wir lassen uns nicht unterkriegen«. Darin haben sie mehr als ein Dutzend junger jüdischer Menschen bei ihrem Engagement begleitet und erzählen in kurzen Reportagen davon. An diesem Abend wird es neben einer kurzen Lesung jede Menge Möglichkeiten zum Gespräch über die aktuellen Herausforderungen, Bedrohungen und Lebenswirklichkeiten (junger) Jüdinnen*Juden geben.
16.9. | 20:00 Uhr | Halle
KONZERT: MIGHTY OAKS High Time Album Release
Die Band Mighty Oaks spielt vor ihrer speziellen Akustik-Tournee ein »High Times Album Release« Konzert in Oldenburg.
Ab 19. September 19:00 | Studio EINGESCHLOSSENE GESELLSCHAFT VON JAN WEILER Wie in Sartres »Geschlossene Gesellschaft« sind auch bei Weiler die »Lehrer ohne Fluchtmöglichkeit« dazu verdammt, sich miteinander zu beschäftigen. Schon bald bröckeln die bürgerlichen Fassaden und persönliche Abgründe tun sich auf. Am Ende steht die Frage im Raum, ob diese Menschen überhaupt dazu berechtigt sind, über den Schüler zu richten. Das ist lustig und furchtbar zugleich, wenn die Marotten, Verfehlungen und Charakterschwächen des eigentlich vorbildhaft scheinenden Lehrkörpers zutage treten: Eine schwarze Komödie als Gesellschaftssatire. Mit einem Lehrerzimmer als Albtraum.
2024 wird sich Emmanuel wieder auf Welttournee begeben – zusammen mit „best of Tommysongs«, einer künstlerischen Standortbestimmung, die Rückschau und Zukunftsmusik zugleich ist. Für Fans und Gitarren-Gourmets weltweit ist Tommy Emmanuels Status als Impulsgeber für die zeitgenössische Sechssaiter-Szene unanfechtbar – zu Recht angesichts der instrumentalen und kompositorischen Superlative, die der Australier von jeher auf Studioalben wie Bühnen bietet.
23.9. | 20:00 Uhr | Halle
LESUNG: UWE WITTSTOCK Marseille 1940
Uwe Wittstock erzählt die aufwühlende Geschichte der Flucht und Rettung Intellektueller aus Marseille unter tödlichen Gefahren. Juni 1940: Hitlers Wehrmacht hat Frankreich besiegt. Die Gestapo fahndet nach Heinrich Mann und Franz Werfel, nach Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger und unzähligen anderen, die seit 1933 in Frankreich Asyl gefunden haben. Derweil kommt der Amerikaner Varian Fry nach Marseille, um so viele von ihnen wie möglich zu retten.
Randi ist bekannt für ihre warme, klare Stimme und eine Kommunikation der Extraklasse. Diese ist echt und intim. Zusammen mit den Musikern Dag Vagle und Erlend E. Aasland hat sie das Randi Tytingvåg Trio gegründet. Das enge Zusammenspiel und die zarten Chöre sind zum Markenzeichen des Trios geworden.
19.9. | 20:00 Uhr | Limonadenfabrik WENZEL
Wenzel verzaubert seine Hörer mit Gesten, Blicken und dem Klang seiner von Whiskey und Rauch, von Wehmut und Rausch gegerbten Stimme. Akkordeon, Gitarren und Klavier wechseln unter seinen Händen je nach Laune.
22.9. | 16:00 Uhr PREMIERE: ROSA WOLKE
Für Kinder von 2 bis 6 Jahren und Erwachsene Regie / Choreografie: Alessandra Corti | Idee / Dramaturgie: Marga Koop | Bühne: Bernhard Weber-Meinardus | Musik: Alina Maria Rötzer | Mit: YlvaJangsell, Ramona Krohn
Gefördert von:Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, LZO Stiftung
Unsere Welt ist voller Farben. Zum Glück, denn sie machen unser Leben bunter. Aber Farben können noch viel mehr: Gefühle in uns hervorrufen. In »Rosa Wolke« begeben wir uns auf eine farbenfrohe Reise der Gefühle. Von dem süßen rosa Märchenwunderland geht es in das wärmende Gelb und von dort in das beruhigende Blau bis hin zum leidenschaftlichen Rot der Liebe. Aber huch: Rot steht auch für Wut und Grün ist nicht immer nur ruhig und manchmal ist Blau auch traurig statt entspannt. Gemeinsam mit zwei Performerinnen entdecken wir die Vielfalt der Emotionen, die wir mit Farben assoziieren und die sie in uns hervorrufen können. »Rosa Wolke« bringt uns auf farbenfrohe Art bei, dass Gefühle vielschichtig und ganz individuell sind. Um eine wechselnde Atmosphäre zu scha en, taucht sich das anfangs weiße Bühnenbild immer wieder in neue Farben. Die Performerinnen erscha en, passend zur jeweiligen Farbe, durch den Einsatz von tänzerischen Bewegungen und Klängen verschiedener Instrumente eine gefühlsgeladene Umgebung. Intuitiv und spielerisch bewegen sie sich durch die immer wieder neu auftauchenden Farben und Emotionen, die wir grundsätzlich alle in uns tragen. So werden aus simplen Bewegungen und Tönen komplexe emotionale Welten, die auf mehreren Ebenen wahrgenommen werden können – so holen sie selbst die allerkleinsten Zuschauenden in ihrer Gefühlswelt ab.
29.9. | 11:00 und 16:00 Uhr ES IST… EIN STEIN! Gastspiel von Frl. Wunder AG Für Kinder ab 4 Jahren und Erwachsene
Seit es die Erde gibt, sind Steine in ihr beschäftigt: Sie wandern, wachsen, schwitzen und verwandeln sich. Uns Menschen gibt es dank der Steine. Wie verwandt sind wir mit ihnen? Wir Menschen haben uns fantastische Geschichten über Steine ausgedacht, doch welche Geschichten würden die Steine selbst erzählen? Frl. Wunder AG lädt ein in eine fabelhafte Landschaft, in der sich uralte Felsen an den Anbeginn der Zeit erinnern, verirrte Findlinge umherstreifen und funkelnde Mineralien mehr erleben, als wir ahnen.
Alle Termine und weiteren Informationen auf www.theaterwrede.de
Dass es Bedarf an »dritten Orten« und einem niedrigschwelligen Zugang zu eater gibt, wurde im ersten Rat der 7 deutlich, denn an Ideen mangelte es kaum. Alle Anwesenden trugen ihre eigene Idee in 7 Minuten vor und bekamen anschließend ein anregendes, produktives Feedback. Einige der Ideen konnten gemeinsam weitentwickelt werden. Anschließend wurden die Ideen und neuen Impulse in einem Fragebogen auf Papier gebracht. Dieser kann bei der Sparte 7 abgegeben werden und den ersten Schritt Richtung Umsetzung bedeuten. O en bleibt zunächst, welche Ideen im eater statt nden oder auch andere Orte der Stadt bespielen könnten. Einige Formate können eventuell noch in dieser Spielzeit realisiert werden, andere brauchen noch mehr Vorbereitungszeit und werden auf die nächste Spielzeit vertagt. Fest steht aber: die Sparte 7 hat Lust auf mehr Ratssitzungen mit kreativen Ideen und deren gemeinsame Umsetzung! Nächster RAT DER 7: 26.9., 16:30 Uhr im Café Salon 7 (Baumgartenstr. 7) Miriam Diekho
An fünf Tagen ist das theater hof/19 wieder Spielort des Filmfestes Oldenburg. Infos und Karten unter: www.filmfest-oldenburg.de 20., 21., 27. und 28.9. | 19:30 Uhr WEIN ODER NICHT WEIN Songs und Geschichten rund um das Getränk der Götter
Schauspiel/Musik: Imme Beccard, Marie-Luise Gunst, Christian Klein, René Schack, Dieter Hinrichs | Regie: Marc Becker |
Dramaturgie: Frauke Allwardt Ach, der Wein! Philosophisch, humorvoll, melancholisch, abwechslungsreich mit Live-Musik und tollen Geschichten rund um das Getränk der Götter präsentieren 5 Schauspieler:innen diesen Abend mit großer Spielfreude, Tiefgang und viel Humor. In unserer »Taverne« geht es aber nicht nur um Wein, sondern auch um Gesang, ein bisschen natürlich auch um Weib – und um Mann. Wann trank der erste Mensch Wein und wie ist es dazu gekommen? Wieso trinkt Alfredo Nelli Wein auf einem italienischen Friedhof, warum feiern Frauen anders als Männer, wieso sollten anständige Menschen Bier trinken und was haben die Köchin Bruna, Jesus, Horst Janssen und Baron Rothschild damit zu tun? Und die Reblaus? Ist sie Geschichte oder lebt sie noch? An unserer Weintheke auf der Bühne werden ausgesuchte köstliche Weine angeboten!
»Wer hier einen Abend verbringt, wird reich belohnt mit Freude pur und bleibenden, schönen Erinnerungen.« / »Vielen Dank für diesen tollen Abend voller guter Ideen und Musik! Eure Energie ist ansteckend! Der Weg aus Bremen hat sich gelohnt« / »So einen Abend bräuchte man häufiger in diesen Zeiten. Chapeau!«
Blick in den Salon 7
SEPTEMBER
18:00 Uhr | Limonadenfabrik EIN TÖDLICHES GEHEIMNIS Eine Krimikomödie
19:00 Uhr | Studio
LESUNG: WIR LASSEN UNS NICHT UNTERKRIEGEN
19:30 Uhr | Staatstheater | ausverkauft!
LESUNG: CHARLY HÜBNER UND CAREN MIOSGA Jahrestage – aus dem Leben von Gesine Cresspahl
20:00 Uhr | Cadillac
KONZERT: HOTEL RIMINI Allein unter Möbeln Tour 2024
20:00 Uhr | Kongresshalle COMEDY: BASTIAN BIELENDORFER Mr. Boombasti – In seiner Welt ein Superheld
LESUNG: DR. SARAH STRAUB präsentiert ihr erstes Buch
Uhr | Limonadenfabrik
20:00 Uhr | Limonadenfabrik
DER GROSSE ABEND DER KLEINEN
hof/19 wieder Spielort des Filmfestes Oldenburg.
Infos und Karten unter: www.filmfest-oldenburg.de
20:00 Uhr | Limonadenfabrik DER GROSSE ABEND DER KLEINEN
DIKTATOREN
Um 21:45 Uhr ist Machtruhe
20:00 Uhr | Limonadenfabrik
DER GROSSE ABEND DER KLEINEN
DIKTATOREN Um 21:45 Uhr
20:00 Uhr | Limonadenfabrik KONZERT: WENZEL
19:30 Uhr | Halle TREFFPUNKT: DAS OLDENBURGER RUDELSINGEN Endlich wieder live!
20:00 Uhr | die Glocke Bremen
ROMANTISCHE BEGEGNUNGEN
Ein Liederabend mit neuen Ensemblemitgliedern
Die aktuelle Spielzeit steht im Zeichen des Willkommen-Heißens. Ganz in diesem Sinne nutzen wir die Liederabende, um Ihnen unsere neuen Ensemblemitglieder vorzustellen. Den Anfang machen am 22. September Dorothee Bienert, Seumas Begg und Aksel Daveyan, die von Studienleiter Paul Plummer am Flügel begleitet werden. Auf dem Programm steht ein Streifzug durch die Romantik mit Werken von Schubert, Brahms, Wolf und Schumann. Ergänzt werden diese Klassiker der Liedkunst durch Raritäten der Spätromantik und Moderne von britischen und armenischen Komponist:innen. In einem Gespräch haben die vier Protagonist:innen vorab verraten, worauf sie sich in dieser Spielzeit ganz besonders freuen.
Paul Plummer (Studienleiter)
Über welche Stationen hat dich dein Weg nach Oldenburg geführt?
Zunächst habe ich Orgel an der Oxford University und dann Klavierbegleitung an der Guildhall School of Music an Drama in London studiert. Bei diversen Konzerten und Aufnahmen habe ich viele Sänger:innen am Klavier begleitet und so mein Interesse an der Gesangstechnik und dem Einstudieren von Opernpartien entdeckt – als Studienleiter kann ich genau dabei die Sänger:innen jetzt professionell unterstützen. Worauf freust du dich in dieser Spielzeit besonders? Ganz besonders freue ich mich auf meine Konzertreihe »Das Wohltemperierte Klavier«. Obwohl Bachs Musik einen großen Ein uss auf mich hatte, habe ich die 48 Präludien und Fugen noch nie komplett aufgeführt. Daher freue ich mich umso mehr, diese kleine Konzertreihe hier zu realisieren und sie meinem Vater zu widmen, der letztes Jahr verstorben ist und selbst ein großer Bach-Liebhaber war.
Welche Opernfigur wärst du gerne im echten Leben und warum?
Sixtus Beckmesser aus »Die Meistersinger von Nürnberg« spielt in Wagners komödiantischer Oper eine eher komische Rolle und sorgt für viele amüsante Ereignisse. Trotzdem ist er sehr hartnäckig und auf seine Ziele fokussiert, wofür ich ihn bewundere – auch wenn seine sehr penible Art eher keinen Vorbildcharakter hat!
Womit prokrastinierst du am liebsten, wenn du nicht üben möchtest?
Ich muss gestehen, dass ich (zu) viel Zeit auf »X« verbringe. Dort auch Beiträge von Leuten zu lesen, mit denen ich politisch nicht einer Meinung bin, kann sehr interessant sein und die Zeit sehr schnell vergehen lassen.
Seumas Begg (Tenor)
Über welche Stationen hat dich dein Weg nach Oldenburg geführt?
Vor meinem Engagement in Oldenburg, habe ich als freischaffender Sänger in London gelebt und habe z. B. mit dem Royal Opera House und der Scottish Opera zusammengearbeitet. Im Ausland hatte ich kürzlich mein Debüt am Teatro Carlo Felice in Genua und am Royal Opera House Muscat in Oman. Außerdem habe ich neben der Oper regelmäßig als Solist diverse Konzert- und Oratorienwerken mit Chören im In- und Ausland aufgeführt.
Worauf freust du dich in dieser Spielzeit besonders?
Diese Spielzeit ist sehr aufregend und vollgepackt mit wunderbarem Opernrepertoire! Die Hexe in »Hänsel und Gretel« und
Peter Quint in » e Turn of the Screw« standen schon immer auf meiner Wunschliste und ich freue mich sehr darauf, diese Figuren nun endlich verkörpern zu dürfen und mich näher mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich mag aber auch gerne humorvolle und unterhaltsame Stücke, also werden die vier Diener in »Ho manns Erzählungen« sicherlich ein absoluter Knaller werden.
Welche Opernfigur wärst du gerne im echten Leben und warum?
Ich tendiere dazu, oft Bösewichte und Figuren mit psychologischen Problemen zu spielen, also möchte ich sicher keiner von denen sein! Ich würde mir lieber positive Eigenschaften wie die Beliebtheit von Figaro, die Stärke von Samson und den Witz von Cyrano de Bergerac wünschen – obwohl es manchmal gerade die Schwächen und dunklen Seiten von Figuren sind, die eine Geschichte interessant machen … Womit prokrastinierst du am liebsten, wenn du nicht üben möchtest?
Ich bin ein Abenteurer, liebe die Natur meiner schottischen Heimat, lange Wanderungen und Bergbesteigungen – das hilft, die Seele aufzuladen und sorgt für einen erholsamen Schlaf. Außerdem schaue ich mir sehr gerne Rugby-Spiele an und liebe es, mich in ein Buch zu vertiefen. Ansonsten gehe ich sehr gerne ins eater, genieße gutes Essen und ein Glas Wein in guter Gesellschaft.
Dorothee Bienert (Mezzosopran)
Über welche Stationen hat dich dein Weg nach Oldenburg geführt?
Nachdem ich schon als Kind bis hin zum Abitur im Kinder-, Jugend- und Extrachor des Oldenburgischen Staatstheaters gesungen habe, bin ich 2011 für mein Gesangsstudium nach Lübeck gegangen. Anschließend wurde ich in das Opernstudio des Landestheater Detmold aufgenommen und bin dort nach zwei Jahren ins Ensemble gewechselt. Nach insgesamt fünf Jahren in Detmold bin ich nun wieder zurück in meiner Heimat Oldenburg und bin sehr froh darüber.
Worauf freust du dich in dieser Spielzeit besonders?
Am meisten freue ich mich auf den Hänsel in »Hänsel und Gretel«, da ich diese Partie schon sehr lange singen möchte und es nun endlich soweit ist! Außerdem ist diese Oper ein echtes Herzensstück von mir, bei dem schon allein die Ouvertüre ein einziger Gänsehaut-Moment für mich ist.
Welche Opernfigur wärst du gerne im echten Leben und warum?
Das ist eine sehr schwere Frage, weil die meisten Figuren in der Opernliteratur irgendwo immer »einen Knacks weghaben« –was aber auch interessant und spannend sein kann. Vielleicht
wäre Tosca eine gute Wahl, da sie eine starke, loyale Frau ist, die aber auch ihre sensible und tiefgründige Art nicht versteckt. Womit prokrastinierst du am liebsten, wenn du nicht üben möchtest?
Prokrastinieren kann ich am besten beim Aufräumen und Putzen! (lacht) Ansonsten fahre ich sehr gerne Fahrrad oder verbringe Spieleabende mit Freund:innen.
Aksel Daveyan (Bariton)
Über welche Stationen hat dich dein Weg nach Oldenburg geführt?
Seit meiner frühen Kindheit in Armenien nehme ich Gesangsunterricht und bin bereits während meines Studiums und in der Anfangsphase meiner Karriere auf verschiedenen Bühnen der Welt aufgetreten. Mein letzter Studienort war das Internationale Opernstudio des Opernhauses Zürich. Nun bin ich ans Oldenburgische Staatstheater gewechselt und freue mich schon darauf, mich dem Publikum hier präsentieren zu dürfen. Worauf freust du dich in dieser Spielzeit besonders?
In dieser Spielzeit freue ich mich besonders auf die Premiere von Webers »Freischütz«, in der ich die Rolle des Fürsten Ottokar singen werde. Es wird meine erste Opernproduktion an diesem eater sein und ist deshalb eine ganz besondere für mich. Welche Opernfigur wärst du gerne im echten Leben und warum?
Ehrlich gesagt würde ich nie eine Opern gur im echten Leben sein wollen. Ich liebe zwar viele Opern guren, aber ich nde sie meist sehr übertrieben und vor allem nicht für das moderne Leben geeignet. Ich nde es besser, sie als Rollen zu behalten, die ich auf der Bühne darstellen kann.
Womit prokrastinierst du am liebsten, wenn du nicht üben möchtest?
Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist es, schöne Aussichten an verschiedenen Orten zu genießen. Ich liebe es zu reisen, egal ob in die Ferne oder in die Nähe, oder einfach nur spazieren zu gehen, um versteckte, schöne und interessante Orte zu entdecken.