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PREUSSE AUCH IM HERZEN .................. Seite

Tom feuerstacke und Sascha Hildmann besprechen eine ungewöhnliche Saison Als Retter gekommen und am Ende in die Regionalliga abgestiegen. Der Verlauf der Saison war durch Corona und die Auswirkungen nicht planbar. Schnell war dem Trainer klar, dass er das Ergebnis so nicht stehen lassen wollte. Mitgestalten war sein Ziel, einen Umbruch schaffen und eine erfolgreiche Saison spielen. Das ist dem gesamten Team des SC Preußen Münster gelungen. Grund genug für den Coach, den Weg gemeinsam weiterzugehen. Am Ende geht es darum, sportlich immer besser dazustehen. Das geht nur, wenn man in seinen Job und seinen Verein verliebt ist und beidem Vertrauen schenkt.

Preuße auch im Herzen

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Sascha, die letzte Saison war die ungewöhnlichste, die wir mit Preußen Münster erlebt haben. Beschreibe bitte deine Gefühlslage nach dieser Corona-Spielzeit.

Am Anfang war die Saison schon mit großen Hindernissen belegt. Vor allem stand da das Desaster mit dem Abstieg nach der Spielzeit 2019/20. Mir war sofort klar, dass ich dieses Ergebnis so nicht stehen lassen konnte, und wollte weitermachen. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Verein, der absteigt und eventuell ins Taumeln gerät.

Okay, wir fangen in der vorletzten Saison an. Da hättest du nach dem sportlichen Misserfolg gehen können. Dabei stand alles auf Klassenerhalt, wenn Corona nicht dazwischengekommen wäre.

Das war erfolgreich. Wir hatten in 18 Spielen 24 Punkte eingespielt. Dann gesellte sich dieses unsägliche Coronavirus zu uns. Es ging in die Pause mit dem Ergebnis von elf Spielen in vier Wochen, die wir vor der Brust hatten. Dieses Erlebte hat den Verein und uns Mitarbeiter eng zusammengeführt und hat mich emotional berührt.

Du warst so erfasst, dass du direkt weitermachen wolltest. Der Beginn deiner Arbeit für die abgelaufene Spielzeit stand unter keinem guten Stern.

Ein neuer Sportdirektor wurde eingestellt. Wir hatten wenig Zeit, uns um neue Spieler zu bemühen. Alles war auf null gesetzt. Keine guten Voraussetzungen. Umso mehr ist das Erreichte positiv zu bewerten. Junge Spieler, die sich in fast allen Mannschaftsteilen top entwickelt haben. Wir konnten zeigen, dass Preußen lebt. Das nicht nur auf dem Platz. Alle Mitarbeiter haben voll mitgezogen. Man kann sagen, dass die abgelaufene Saison richtig Spaß gemacht hat.

Zudem gab es ja einen wirklichen Erfolg, den ihr am Ende in der Hand gehalten habt.

Der Gewinn des Landespokals und die damit verbundene Qualifikation für den DFB-Pokal in der kommenden Saison ist ein großes Trostpflaster für eine abgelaufene Saison. Die Spielzeit stand am Anfang unter keinem guten Stern. Damit haben wir aber den Abstieg gefühlsmäßig etwas verblassen lassen.

Aus meiner Sicht, war es eine sportlich, unfaire Saison

Abgestiegen. Sportchef geht. Spieler verlassen das Team und du wolltest weitermachen. Auch du hättest es mit Leichtigkeit verkünden können, dass es das war. Stattdessen ging es weiter. Woher dieser Antrieb?

Wenn du Trainer bist, willst du deinen Beruf ausüben. Was mich antreibt, ist mein Ehrgeiz. Hinzu kam diese aus meiner Sicht sportlich unfaire Saison. Elf Spiele in einem Monat und wir waren abgestiegen. Auf der anderen Seite sind Mannschaften mit der gleichen Anzahl an Spielen in vier Wochen nicht aufgestiegen. Es gab viele unfaire Situationen. Das hat fürchterlich genervt und Zorn in mir geweckt. Also wollte ich weitermachen. Wir wollen die Mannschaft wieder dahin bringen, wo sie hingehört. Und das treibt mich an. Richtigstellen, was falsch gelaufen ist, das wir aber nur bedingt beeinflussen konnten.

Mit dem Wissen, dass du zum ersten Training nur sieben Spieler einladen kannst. Du demnach nicht in den wohlverdienten Urlaub kannst. Ich hätte verstanden, dass dich eventuelle schlaflose Nächte davon überzeugt hätten, unserem SC Preußen Münster den Rücken zu kehren.

Schlaflose Nächte hatte ich, und zwar jede Menge. Du findest in einer solchen Situation, in der du dich befindest, nur schwer Ruhe. Unzählige Gespräche mit Spielern und ihren Beratern. Plus Peter Niemeyer als neuer Sportdirektor. Wir mussten uns erst mal beschnuppern. Als Trainerteam war uns aber bewusst, dass wir einen guten Job machen wollen und eine gewichtige Rolle in der Liga übernehmen werden. Also gab es keinen Gedanken um einen möglichen Rückzug.

Wenn du von Tradition sprichst, kennst du dich ja aus. Als Spieler und Trainer hast du Kaiserslautern, Saarbrücken und Aachen erlebt. Alles Vereine mit einer langen und großen Tradition. Woran liegt es, dass wir mit einer Stadt wie Münster im Rücken immer wieder so kämpfen müssen? Alles auf null ist ja kein Novum. Wann kommt der Schritt gemeinsam eine Stufe weiter?

Für mich als neuer Trainer ist es sehr schwer, mich in diese Situation reinzufuchsen. Ein kleiner Eindruck, den ich habe, sagt mir, dass viele Bewohner der Stadt zugezogene sind, die ihre Wurzeln bei anderen Vereinen haben. Auf der anderen Seite gibt es eine Menge Fans, die den SC Preußen Münster bedingungslos unterstützen. Was ich gespürt habe. Der Verein versucht, eine Menge zu bewegen. Woran es aber liegt, dass da noch mehr vonseiten der Stadt kommen könnte, weiß ich nicht zu beantworten. Das fällt mit wirklich schwer. Weißt du das zu beantworten?

Münster hat alles und davon viel. Vielleicht zu viel. Wir sind keine Ruhrgebietsstadt, in der Fußball alles ist. Wenn du das Gelände der Preußen verlässt, gehst du an einer Halle vorbei, die Erstliga-Volleyball und Zweitliga-Basketball beherbergt. Als Sportfan kannst du aus dem Vollen schöpfen. Von den kulturellen Möglichkeiten mal ganz abgesehen. Die Stadt kann sich da zurücklehnen und du bist gefordert, deinen Erfolg selbstständig zu steuern …

… Da hast du recht. In Kaiserslautern gibt es nichts anderes als Fußball und in Münster steht der Fußball bei den Einwohnern nicht so ganz an erster Stelle. Das hat nichts mit der

Intellektualität der Einwohner zu tun. Sondern viel mehr mit dem Überangebot an Möglichkeiten. Aber am Ende wird es nicht nur diesen einen Grund geben.

Was die Infrastruktur angeht, muss so einiges passieren

Sascha, du bist Fußballlehrer. Möchtest dein Team weiterentwickeln. Der SC Preußen Münster spielt in einem Stadion, das ist älter ist, als wir beide es zusammen sind. Ein Trainingsrasen und ein Kunstrasen, die auch von den Jugendmannschaften, die sehr erfolgreich in den höchsten Ligen spielen, genutzt werden. Wenn man erfolgreich spielen will, ist es kein Umfeld, das man sich als leitender Angestellter wünscht.

Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Alte Stadien sind spannend und gehören mit Tradition zusammen. Das riecht nach Tradition. Tradition steht der Attraktivität im Weg. Die wiederum braucht es, um auf sich aufmerksam zu machen. Das wurde auch in Angriff genommen. Was die Infrastruktur betrifft, muss einiges passieren. Es gibt zu wenig Trainingsplätze und es ist traurig mit anzusehen, dass sich die U17 und U19 eine Trainingszeit teilen müssen.

Mit Hinblick auf die kommende Saison: Du befindest dich im Urlaub. Wohlverdient nach einer langen Saison. Wie laufen die Planungen?

(Lacht) Wenn uns das Virus eines gelehrt hat: Es gibt Zoomcalls. Wir planen und das halt digital. Dazu kommt, dass wir einen guten Kader haben, mit dem wir bestens arbeiten können.

Übertreibe es nicht, wenn du jetzt zehn Tage Urlaub machst.

(Lacht) Man muss ja fast schon ein schlechtes Gewissen haben, wenn man das sagt.

Aber verrate mir, worauf wir uns kommende Saison einstellen können. Wie sind die Planungen und wie lautet die Zielsetzung?

Über Ziele spreche ich nicht so gerne. Bei den Planungen sind wir weit. Auf der einen oder anderen Position suche ich noch nach Spielern. Das treiben wir gerade voran. Man merkt im Moment, dass der Spielermarkt gut gefüllt ist und man nicht in Stress verfallen muss, sondern sich in einer Warteposition platzieren kann. Was soll ich zu den Zielen sagen? Wir sind Rückrundenzweiter mit einem Punkt hinter Dortmund geworden. Da wäre es ja Quatsch, wenn ich von einem fünften Platz reden würde. Lass uns erfolgreich Fußball spielen und am Ende schauen, was herauskommt.

» Wir konnten zeigen, dass Preußen lebt. «

78 Punkte haben wir in der letzten Saison eingefahren. Es waren aber auch vier Spiele mehr als kommende Saison. Wo stehen wir, wenn wir diese Marke nach der nächsten Spielzeit präsentieren?

Auf Platz 1.

Wer wird Europameister?

Muss ich mich auf einen festlegen?

Musst du nicht, ist aber die Frage.

Italien oder Frankreich. Ich traue es uns auch zu. Wobei ich etwas Bedenken habe, ob es bei uns am Ende offensiv reicht. Die Weltspitze, die andere Teams aufzeigen, sind schon mal ein anderes Kaliber. Wir kommen stark über die Mannschaft und das kann ausschlaggebend sein.

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Letztendlich hatten die Spieler selber entschieden

Du hattest mitbekommen, wie Christian Eriksen auf dem Platz zusammengebrochen ist und einen Herzstillstand erlitt. Kannst du nachvollziehen, dass die UEFA das Spiel nicht abgebrochen hat?

Ich fand die Aussage von Per Mertesacker sehr gut. Er fand es unmöglich, das die Spieler bestimmen zu lassen. Sie sind erwachsene Menschen und können entscheiden, ob sie wollen oder nicht. Am Ende kann es nicht die UEFA entscheiden, wie sie es getan hat. Wie ist deine Sicht auf das Geschehene?

Als ich das gesehen hatte, war ich erst mal schockiert. Ich war mir sicher, dass das Spiel abgebrochen wird. Es war eine sehr lange Unterbrechung und es gab eine große Ungewissheit um den Spieler Eriksen. Als es dann fortgesetzt wurde, erinnerte ich mich letzte Saison an ein Champions-League-Spiel in der Türkei, wo der rumänische Schiedsrichter in seiner Landessprache einen Spieler des türkischen Teams als Neger bezeichnet hatte. Das Spiel wurde durch die UEFA abgebrochen und zwei Tage später neu angesetzt. Ich stellte mir die Frage, ob dieses Menschenleben unwichtiger ist als die Aussage eines Linienrichters. Zu dem Zeitpunkt der Fortsetzung war nicht klar, wie es dem Christian geht. Ich bin mit den Entscheidungen der UEFA nicht glücklich und das nicht erst seit dem Unglücksfall. Ich bin mir nicht sicher, ob der Verband das umsetzt, was wir an unserem Fußball lieben und leben.

Da bin ich voll bei dir.

Wie hättest du denn als Trainer entschieden in einer solchen Situation?

Schwierige Frage. Letztendlich hätten ja die Spieler entschieden. Wenn es aber so ist, wie der dänische Trainer erklärte – dass er sich unter Druck gesetzt gefühlt hätte –, hätte ich Nein gesagt und das für mein ganzes Team. Die Jungs sind ja keine Roboter. Und wenn da Druck aufgebaut wurde, kann ich das nicht nachvollziehen.

Du hattest ja die Situation, dass trotz Corona der Verband gesagt hat, dass gespielt wird. Wie war diese Entscheidung für dich?

Wir hatten uns damals gegen eine Fortsetzung der Saison entschieden. Da gab es wenig Verständnis von der Verbandsseite. Vielmehr wurde versucht, Einfluss zu nehmen auf unsere Entscheidung. Elf Spiele in vier Wochen haben mit sportlicher Fairness nichts zu schaffen. Da wurde auf Biegen und Brechen alles durchgezogen. Am Ende war es egal, dass wir den Klassenerhalt nicht geschafft hatten. Das hatte mit Gleichbehandlung nichts zu tun. Der DFB wird mir auch heute nicht erklären können, was diese Entscheidungen mit Fairness zu tun hatten. Am Ende stellt sich der Koch hin und spricht von klarer Kante. Das kann man bei einer Roten Karte sagen, wo ein Spieler gesperrt wird. Aber doch nicht, wenn es um die Existenz von Vereinen geht. Dafür habe ich wirklich kein Verständnis.

Kurz zum Schluss, um das Interview nicht zornig zu beenden. Sag mal, schreibst du deine Wikipedia-Seite selber?

(Lacht) Noch nie.

» Der DFB wird mir auch heute nicht erklären können, was diese Entscheidungen mit Fairness zu tun hatten. «

Da steht bei Titeln, dass du den Südwest-Pokal gewonnen hast. Was fehlt dann?

Der Westfalen-Pokal.

Richtig. Es fehlt aber noch etwas.

Was denn?

Du hast mit dem Stadtgeflüster gesprochen.

(Lacht) Stimmt.

INFO

Sascha Hildmann

Der 1972 in Kaiserslautern geborene Fußballlehrer ist ein Überzeugungstäter. Trainer aus Leidenschaft. Wenn dann etwas Leiden schafft, ereilt ihn der Ehrgeiz, um diesen Zustand abzustellen. Eines ist sicher. Münster ist für ihn nicht nur Fußball.

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