6. Ausgabe
Magazin der United Supporters Luzern
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Grillplausch im November? Der 18. August 2007 wird sicher nicht in die Geschichte der grossen FCL-Spiele eingehen. 0:0, obschon der FCA eigentlich mehr als genügend Torchancen hatte, um diesen Grottenkick siegreich zu gestalten. So durfte sich der blau-weisse Anhang wenigstens über einen «gestohlenen» Auswärtspunkt freuen.
Spannender waren die Tage davor: Da bot das endlos lange Spektakel um den (Nicht-)Transfer von Gürkan Sermeter die willkommene Abwechslung. Noch heute befindet sich Gügi in unerwünschtem Aarauer Gewahrsam. Was für unsere Mannschaft kein Grund zur Rücksichtnahme darstellen soll. Sie soll die Aarauer wieder dahin ka-
tapultieren, wo sie eigentlich zu Hause sind: Unter den Strich, ans Ende der Tabelle. Dazu tragen wir Fans mit unserem Support hoffentlich bei! Zugegeben, die GrillSaison ist längst vorbei. Doch heute machen wir gerne eine Ausnahme und rupfen den Adler. Zu Tisch und bon Appétit!
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Saisonbilder
Impressum Herausgeber Das vorliegende Magazin ist eine Publikation der United Supporters Luzern, 6000 Luzern. Die United Supporters im Internet: www.us-luzern.ch Redaktion Daniel Britschgi, Diego Stocker, (Text), Emanuel Thaler (Text + Layout). Choreo-Bilder werden mit freundlicher Genehmigung von footballislife.ch.vu, fcl.schesl.ch und amade.ch abgedruckt. Kontakt Wir freuen uns über jedes Feedback! Mit einem E-Mail an unsere Adresse stelzbock@us-luzern.ch, oder vor einem Heimspiel des FC Luzerns am USL-Stand beim Eingang zur Zone 2 kannst du mit uns Kontakt aufnehmen. Spenden Das Magazin wird in ehrenamtlicher Arbeit produziert und kostenlos verteilt. Beiträge zur Deckung unserer Aufwendungen sind jederzeit herzlich willkommen. Spenden nehmen wir gerne am USL-Stand beim Eingang zur Zone 2 oder per Überweisung an United Supporters 6000 Luzern, Raiffeisenbank Region Stans, Kontonummer 94453.59, Clearing 81223, Postkonto 60-6536-8, IBAN CH61 8122 3000 0094 4535 9, entgegen. Herzlichen Dank!
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Inhaltsverzeichnis
Editorial
Aarau zum letzten
Warum das Derby gegen den ungeliebten Kantonsnachbarn eigentlich gar keines ist und weshalb die Rüebliländer im nächsten Jahr für die NLB eine Bereicherung darstellen werden, lest ihr ab Seite 4.
Liebe FCL-Fans, Wie sich die Zeiten ändern können: Galt der FCL lange Zeit als Heimmacht auf der Allmend, scheint unsere Elf jetzt nur noch auswärts gewinnen zu können.
Auswärtsabzocke
Auswärts zu Gast – Willkommen im Palast. Eine schöne Illusion. Wer auswärts fährt, fühlt sich mitunter alles andere als willkommen. Ausser wenns um den schnöden Mammon geht. Dazu mehr ab Seite 8.
Der nächste Goldjunge
Sein erstes Tor hätte er fast haarscharf verpasst. Ebenfalls verpasst hat er bis anhin, Hakan Yakin in den Müll zu werfen. Klingt komisch, ist aber so. Noch mehr über den Reussbühler Jungspund erfährt man ab Seite 12.
Was geht in Zone 3?
Seit dem Aufstieg von uns getrennt: Aus den Augen – aus dem Sinn? Wir wollen wissen, was sich «da drüben» eigentlich noch abspielt. Ein Szenekenner berichtet aus dem Sperrgebiet, zu lesen auf Seite 14.
Weitere Themen: Kolumne Oldschool Fan-Kurven Shop Postkarte aus Como
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Doch während die Mannschaft auf dem Rasen um Punkte kämpft, kämpfen die Fans im Gästesektor oftmals mit schlechter Sicht, mangelnden Toiletten und überteuerten Ticketpreisen. Deswegen hat sich die Stelzbock-Redaktion in Kassensturz-Manier die Bedingungen für die Gästefans in den Nati-A-Stadien etwas genauer angeschaut und präsentiert euch heute den ultimativen Gästesektor-Test. Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns für die grosse Unterstützung der Anti-Abzock-Aktion anlässlich des Auswärtsspiels in Neuenburg bedanken. Nur dank der eindrücklichen Geschlossenheit aller Luzerner Fans gelang es uns, ein gewichtiges Zeichen für faire Preispolitik zu setzen. Die vergangenen Spielen haben gezeigt, dass Kurve und Mannschaft auch mal ihre Differenzen haben können. Besonders in solchen Zeiten heisst es nun zusammenhalten damit wir unseren FCL wieder gemeinsam nach vorne bringen.
Orlando Willi Präsident USL
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Hintergrund FCL - Aarau
Und ewig grüssen die Kellerkinder Jahr für Jahr weigert sich der FC Aarau mit erstaunlicher Hartnäckigkeit abzusteigen. Aus diesem Grund dürfen wir uns heute wieder einmal auf ein Derby «freuen», das eigentlich gar keines ist. Als vor einem halben Jahr auf der Luzerner Allmend die Grillsaison eröffnet, der Aarauer Adler choreomäsig auf den Rost geschmissen und die schwarz-weiss-roten Kellerkinder mit einer 1:0 Niederlage zurück ins Rüebliland geschickt wurden, war die Stimmung im Luzerner Block nicht nur we-
gen den drei gewonnenen Punkten prächtig. Zum Jubeln Anlass gab vor allem die frohe Aussicht, den ungeliebten Nachbarn von ennet der Kantonsgrenze für längere Zeit nicht mehr auf der Allmend begrüssen zu müssen. Man hoffte, die weissbesockten Rüebliländer endlich dorthin befördert zu haben, wo sie aus Luzerner Sicht schon lange hingehören: In die NLB! Doch zu früh gefreut! Wie schon so oft in den letzten 26 Jahren erwies sich das Aarauer Federvieh als zäher als vermutet und schaffte es, in letzter Sekunde dem Abstiegs-Fegefeuer zu entrinnen. So kommt es denn heute wie-
der einmal zur Begegnung, die in lokalen Medien und gewissen Fankreisen gerne vollmundig als «Derby» bezeichnet wird. Derby – tönt gut, ist aber ein Etikettenschwindel. Für ein richtiges Derby braucht es mehr als die Tatsache, dass die beiden Klubs aus zwei Kantonen stammen, die zufälligerweise eine Grenze miteinander teilen. Weder die Tradition der Begegnung noch die Rivalität unter den Fans sind wirklich derbywürdig. Wenn es darum geht, sich in Luzern eine ehrliche und tief empfundene Portion Hass abzuholen, müssen sich die Aarauer hinter St.Gallern, Wallisern
«Für Kellerkinder doppelt hart: Leiden bleibt Blau-Weiss erspart!»
Hintergrund FCL - Aarau
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Genau so spannend wie der Sport: Die Nadelstiche von den Rängen. und Baslern am Ende der Schlange anstellen. So gibt es denn auch erstaunlich wenig Heimspiele gegen den FCA, die einem aus Luzerner Sicht in Erinnerung geblieben wären. Hätte Kubilay Türkyilmaz nicht im August 1999 bei seinem Debüt im blauweissen Dress, die über 12’000 Zuschauer auf der Allmend mit seinem 2:1-Siegestreffer in der zweitletzten Spielminute in eine kollektive Ekstase geschossen, gäbe es nicht ein einziges Gastspiel der Aarauer, welches das Prädikat «denkwürdig» verdienen würde. Mehr Spass bereiten da schon die Auswärtsspiele. Das ist nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass aufgrund der geografischen Nähe immer eine stattliche Anzahl Luzerner den FCL ins Brügglifeld begleitet. Das war schon 1981 beim
ersten Aufeinandertreffen vor 10’500 Zuschauern (davon ein Grossteil mit blau-weissem Herzen) der Fall und hat sich bis heute nicht geändert.
Feuerzeuge schenkten. Selbstverständlich blieben diese billigen Bestechungsversuche erfolglos, die Feuerzeuge wurden umgehend retourniert.
In früheren Jahren besassen Auswärtsspiele im Brügglifeld immer einen speziellen Charme, weil man die Spiele quasi Schulter an Schulter mit dem «harten» Kern der Aarauer verfolgte. Zu dieser Zeit stand der FCL-Anhang immer dort, wo ein richtiger Luzerner nun mal zu stehen hatte: in der Mitte der Gegengerade. Zufälligerweise war das auch der Standort des Aarau-«Fanblocks». Ein Detail, auf welches man von Luzerner Seite her leider keine Rücksicht nehmen konnte. In ihrer emotionalen Not versuchten die Aarauer die blau-weissen Okkupanten jeweils verzweifelt zum Standortwechsel zu überreden, indem sie ihnen ihre
Unvergessen bleibt der 12. Dezember 1993, als dem von den beiden Nothelfern Paul Wolfisberg und Timo Konietzka gecoachtem FCL dank einem 2:1-Auswärtssieg im Brügglifeld im allerletzten Moment der nicht mehr für möglich gehaltene Sprung in die Finalrunde gelang. Ein Erfolg, der auch von zahlreichen Aarauern gefeiert wurde. Denn dank einem FCZ-Patzer konnten sie sich ebenfalls über den Trennstrich hieven. In guter Erinnerung bleibt auch der Cuphalbfinal von 2005, konnte man nach einem Spiel in feuriger Atmosphäre doch nicht nur den Einzug ins Cupfinale feiern, sondern auch einige Aarauer vergnügt dabei beo-
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bachten, wie sie mit den Sicherheitskräften auf dem Spielfeld Fangis spielten. Womit wir bei der Szene Aarau wären. Erstaunliche Akzente vermochte diese in den letzten beiden Jahren vor allem in choreogra-
Gastkolumne
fischer Hinsicht zu setzen. Während einigen grossen und etablierten Fanszenen spätestens diese Saison choreomässig der Schnauf auszugehen droht, gelingt es den Aarauern in bemerkenswerter Regelmässigkeit mit kleinen und oft
auch feinen Aktionen auf sich aufmerksam zu machen. Zumindest in dieser Hinsicht darf man ohne zu Übertreiben behaupten, dass die Aarauer Fanszene im nächsten Jahr für die NLB eine willkommene Bereicherung darstellen wird.
Doch es kam alles anders... 1:0-Heimsieg dank Pascal Baders Treffer.
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Oldschool
Oldschool mit Stötzu: Hallenturnier in Friedrichshafen Früher war alles besser, wollen uns Nostalgiker oft weismachen. Aber wieviel davon stimmt? In dieser Kolumne erinnern sich Zeitzeugen, wie es wirklich war in den goldenen Jahren. Dieses Mal: Die ultimative StimmbänderBelastungsprobe. Hallenturniere in der fussballlosen Spielzeit gehörten früher zur Tradition. Der FCL erhielt eine Einladung für ein zweitägiges Turnier im deutschen Friedrichshafen und eine kleine Menge Luzerner Schlachtenbummler folgten dem FCL an den Bodensee. Da das Turnier mehrere
Jahre zurückliegt, kann ich mich nicht mehr erinnern wie sich unser Team schlug. Doch unser lautund trinkstarkes Auftreten in der Halle wurde sogar in der Zusammenfassung des deutschen Fernsehens erwähnt. Am Abend des ersten Spieltages besuchten wir unsere Mannschaft in deren Hotel um gemeinsam anzustossen. Während wir uns das eine oder andere Flüssige genehmigten philosophierten wir mit den Spielern und dem Staff über Fussball und die Welt. Unsere Kehlen waren durch das Singen und Johlen am ersten Tag dermassen beansprucht worden,
dass einigen die Stimme am Sonntag komplett versagte. Um miteinander kommunizieren zu können schrieben wir uns gegenseitig kleine Zettelchen. Damit die flüssige Nahrungszufuhr weiterhin gewährleistet werden konnte, bestellten wir auch in den Kneipen auf dem schriftlichen Wege. Nach dem harten Wochenende hatten wir genügend Zeit, dass sich unsere Stimmen bis zum nächsten FCL-Spiel wieder erholen konnten. Stötzu ist seit 1988 in der Luzerner Fanszene anzutreffen und berichtet über einige Erlebnisse aus früheren Jahren.
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Gästesektor-Überblick
Kein Bock auf Auswärtsblock! Abgezockt und schikaniert: In den Stadien der Schweizer Super League fühlt man sich als Auswärtsfan schon lange nicht mehr als willkommener Gast. Doch das Blatt scheint sich zu wenden.
Werden oft im Regen stehen gelassen: Gästefans in Schweizer Stadien. Überteuerte Tickets, miserabler Service, nervtötende Schikanen: In Zeiten des modernen Fussballs entwickeln sich Auswärtsfahrten immer mehr zu einem zweifelhaften Vergnügen. Erst vor anderthalb Jahren scheiterte der Versuch der Liga, eine Registrationspflicht für Auswärtsfans einzuführen. Viele Vereinsbosse scheinen daraus nichts gelernt zu haben. Heute werden die Anhänger der Gastklubs zwar nicht mehr pauschal als potenziell kriminell abgestempelt, dafür aber als willfährige Goldesel, die es hemmungslos auszunehmen gilt. Die Folgen dieser dreisten Abzockerei sind fa-
tal: In der laufenden Saison blieben die Auswärtssektoren überall in der Schweiz so leer, wie schon seit Jahren nicht mehr. Erfunden wurde die GästeAbzockerei in Basel. Als vor sechs Jahren der schicke Sankt Jakobs Park eröffnet wurden, bejubelte die Schweizer Sport-Schickeria den Beginn eines neuen modernen Fussball-Zeitalters. Die auswärtigen Fans jedoch rieben sich verwundert die Augen. Plötzlich hatte man unglaubliche 35 Franken für einen Platz im Gästesektor zu zahlen. Nicht nur erwachsene Zuschauer wurden genötigt,
tief in die Tasche zu greifen, sondern auch Kinder. Denn gleichzeitig mit der unverschämten Preiserhöhung wurden für die Gästefans auch gleich noch sämtliche Ermässigungen gestrichen. Das schlechte Beispiel der Abzocker vom Rheinknie machte in der übrigen Schweiz schnell Schule. Wo immer ein neues Stadion eröffnet wurde, hielt man es für eine schlaue Idee, die Gästefans für dumm zu verkaufen. Heute zahlen Auswärtsfans in Bern 50 Prozent mehr als Heimfans (30 statt 20 Franken), in Neuenburg beträgt der Aufpreis mindestens 40
Gästesektor-Überblick Prozent (für Erwachsene 35 statt 25 Franken). Bei den Grasshoppers werden für vergleichbare Tickets 6 Franken mehr verlangt (25 statt 19 Franken). Selbst im Provinznest Thun lässt man es sich nicht nehmen, geschäftstüchtig auf der Abzocker-Welle mitzureiten, und lässt Gästefans für den Eintritt frech einen Franken mehr berappen (Komplette Übersicht auf Seite 11). Das Abzock-Fass zum Überlaufen brachte schliesslich der FC Zürich, der die Preise im neuen Letzigrund in schwindelerregende neue Höhen trieb. Von den weltfremden Zürcher Wucherpreisen sind Auswärtsfahrer besonders stark betroffen,
haben diese im Gegensatz zu den Heimfans doch keine Möglichkeit, von günstigen Saisonabos zu profitieren, mit welchen die fragwürdige Preispolitik teilweise gerechtfertigt wird. Während Auswärtsfans an der Kasse also ruhig etwas mehr bezahlen dürfen, wird ihnen im Stadioninnern gerne etwas weniger geboten. Ausgleichende Ungerechtigkeit nennt man das dann wohl. Hat man sich an einem der oft viel zu wenigen Kassenhäuschen mit etwas Glück rechtzeitig vor Spielbeginn ein überteuertes Ticket erkämpft, darf man sich brav dorthin stellen, wo man aus Sicht vieler Vereinfunktionäre
Käfighaltung in St. Gallen - doch den Siegern ists egal.
9 auch hingehört: in die mieseste Ecke des Stadions! Grausame Sicht, kein Dach über dem Kopf, schutzlos Wind und Wetter ausgeliefert – wenn es darum geht, Gästefans den Aufenthalt so ungemütlich wie möglich zu machen, stehen sich viele Stadien in der Schweiz in nichts nach. Besonders befremdlich ist die Situation in St. Gallen, wo die überdachte Gegentribüne erst geöffnet wird, wenn sich die Gästefans auf der prähistorischen Holzkonstruktion hinter dem Tor bereits gegenseitig auf den Füssen rumstehen. Der gleiche Missstand auch in Basel: Auch hier wird der attraktivere Balkon aus so genannt «logistischen» Gründen
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Gästesektor-Überblick
Lachenstadion, Thun: Kein Verein zu klein, ein (Gäste-)Abzocker zu sein. erst geöffnet, wenn bereits 500 Gästefans den Parkettbereich füllen. Warum nicht umgekehrt? Unappetitlich präsentiert sich in vielen Auswärtssektoren die Situation an den Verpflegungsständen. In der Maladière darf man als Gästefan die örtliche Spezialität – einen fleischgewordenen Alptraum, der einem Hamburger zum Verwechseln ähnlich sieht – grausamerweise nur mit alkoholfreiem Bier runterspülen (Heimfans sind von dieser Einschränkung selbstverständlich nicht betroffen), im Stade de Suisse bleibt ein als Pizza getarnter Schlag in die Magengrube auch nach fünfmaligem Retournieren in der Mitte gefroren, im Thuner Lachenstadion vergeht einem beim Ärger mit unpraktischen Jetons das Lachen und im Espenmoos hat man die Bierstände konsequenterweise gleich ganz aus dem Auswärtssektor verbannt
und bedient die Gästefans nur noch durch ein Loch im Gitterzaun. Deprimierender dürfte das Getränkefassen auch in einer geschlossenen Vollzugsanstalt nicht sein. In einem katastrophalen Zustand präsentieren sich in vielen Auswärtssektoren die Sanitären Anlagen. Vor allem im Brügglifeld stinkt’s zum Himmel. Den Gästefans werden nicht nur unsägliche Toi-Toi-Plastikkabinen zugemutet, es gibt davon erst noch viel zu wenige. Kein Wunder sucht so mancher Auswärtsfahrer angepisst die Büsche auf. Schlimmer ist es nur im Espenmoos, wo es noch nicht mal Büsche gibt. Dort muss dann halt ein alter Stromkasten als Pissoir-Ersatz herhalten. Nach dem Schlusspfiff ist die Odyssee für Auswärtsfahrer noch nicht zwingend beendet. Mit etwas Pech droht nach dem Spiel eine schlecht kommunizierte
Blocksperre oder man wird wie in Luzern mit martialischer Polizeieskorte auf direktem Weg zum Bahnhof verfrachtet, ohne Möglichkeit sich noch irgendwo für die Heimreise mit Verpflegung einzudecken. Doch Hoffnung ist in Sicht! Dass man der GästefanAbzockerei nicht hilflos ausgeliefert ist, bewies die Luzerner Anhängerschaft am Auswärtsspiel in Neuenburg. Geschlossen weigerte man sich, die überteuerten Karten für den Auswärtsblock zu kaufen und deckte sich stattdessen im Vorfeld des Spiels mit günstigeren Tickets für den XamaxHeimblock ein. Dank dem beeindruckenden Zusammenhalt innerhalb der gesamten Fanszene wurde die Aktion zu einem Erfolg. Den Xamax-Verantwortlichen blieb aus Sicherheitsgründen gar nichts anderes übrig, als die Luzerner trotzdem in den Auswärtsblock zu lassen. Fazit und Lehre
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Gästesektor-Überblick Club
Heim
Gast
Normal
Lehrling
U-16
Normal
Lehrling
U-16
FCZ
33.--
33.--
20.--
33.--
33.--
20.--
Sion
26.45
18.60
13.--
26.45
18.60
13.--
Xamax
25.--
20.--
10.--
35.--
Basel
24.--
24.--
18.50
35.--
Luzern
24.--
19.--
12.--
24.--
19.--
12.--
Aarau
23.--
18.--
10.--
23.--
18.--
10.--
Thun
21.--
14.--
8.--
YB
20.--
15.--
10.--
St. Gallen
19.50
11.50
8.50
GC
19.--
19.--
19.--
(bis Ende 2007)
für die Zukunft: Mit der Abzockerei ist es schnell vorbei, wenn die Auswärtsfans aufhören, das üble Spiel mitzuspielen. Wie bei der Registrationspflicht sitzen wir auch hier am längeren Hebel! Nachdem sich auch andere Fanszenen zu ersten Protestaktionen entschlossen, liess bei vereinzelten Klubs ein Umdenken nicht lange auf sich warten. So senkt der FC Basel die Preise für den Auswärtsblock im nächsten Jahr auf 25 Franken (Ermässigungen wird es jedoch unverständlicherweise auch in Zukunft nicht geben). Auch wenn diese Preissenkungen zu begrüssen sind, mutet es doch eigenartig an, dass sich nun ausgerechnet die bisherigen Ober-Abzocker der Nation in der Öffentlichkeit als
+40% 35.--+75% 25.--+150% +46% 35.--+46% 35.--+89%
+5% 16.--+14% 10.--+25% 30.--+50% 25.--+67% 20.-+100% 22.--
19.50
11.50
+32%
25.--
Vorreiter einer fairen Preispolitik feiern lassen. Denn machen wir uns nichts vor, es waren rein pekuniäre Gründe, die den FCB zum Handeln zwangen. So gibt denn auch Beat Meier, Head of Security des Stadionbetreibers Basel United, unumwunden zu: «Die Zahl der Gästefans ist bei uns in der laufenden Saison dramatisch eingebrochen.» Da scheint uns die Vorgehensweise des FC Luzerns schon ehrlicher zu sein, der sich mit einem bemerkenswerten Schreiben an die Verantwortlichen von Xamax wandte. In dem von den FCL-Geschäftsleitungsmitgliedern Walter Stierli und Mike Hauser unterzeichneten Brief heisst es unter anderem: «... Im Vorfeld und beim
+32%
25.--
8.50
+32%
25.--
Besuch des Axpo Super League Meisterschafts-Spiels zwischen Xamax Neuchâtel und dem FC Luzern ist uns und vor allem unseren Fans aufgefallen, dass die Preise im Gästesektor des Stadions Maladière massiv höher sind, als diejenigen im restlichen Stadion... Es liegt uns fern, Ihnen in Ihre Preispolitik einzugreifen. Wir sind jedoch überzeugt, dass solche erhöhten Preise für die Gäste-Fans unnötige Aggressionen schüren und kontraproduktiv sind. Wir alle wollen schöne und vor allem friedliche Fussballspiele. Darum bitten wir Sie, diesem Umstand Rechnung zu tragen und die Preise für den Sektor der Gäste noch einmal zu überdenken...» Diesem Statement bleibt nichts hinzuzufügen!
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Alain Wiss
Mit seinen Stars auf Augenhöhe
Wiss verfolgt den St. Galler Di Jorio.
Mit 17 Jahren schon im Rampenlicht: Alain Wiss gilt bis jetzt als Aufsteiger der Saison. Doch trotz Höhenflug hebt der Reussbühler nicht ab. Die Allmend ist quasi sein zweites zu Hause. Als damals 8-jähriger Knirps war er zum ersten Mal im Stadion. «Zürich gewann, 3:1 oder so», erinnert sich Alain Wiss. Wenig später wechselte der heute 17jährige Newcomer von den Littauer Junioren zum FCL. Als D-Junior verkaufte er regelmässig die Matchzytig und war dadurch bei
den Heimspielen der ersten Mannschaft stets auch Zaungast auf der Allmend. Zurück in die U21? Mit 11 Jahren führte ihn der FCL zum ersten Mal ins Espenmoos: «Ältere Kollegen nahmen mich mit dem Fancar mit», erzählt Wiss. Und schiebt nach: «Eigentlich war ich damals noch recht jung.» Das ist Wiss auch heute noch: Mit 17 Jahren ist er neben GC-Talent Rolf Feltscher der jüngste regelmässig Spielende in der höchsten Spielklasse. Dieser Höhenflug ist jedoch kein Grund, um gleich längerfristig abzuheben.
Seine Chancen schätzt der Reussbühler ganz nüchtern ein: «Bisher durfte ich spielen, das ist möglicherweise bald nicht mehr der Fall.» Er weiss: Die Rückkehr von Gerardo Seoane naht. Der 28-jährige Teamleader gab bereits beim Cupspiel in Langenthal sein Comeback und steht auch heute auf dem Feld. «Es kommen wieder andere Zeiten. Das heisst für mich, dass ich vielleicht schon bald wieder in der U21 spiele», sagt Wiss, als wärs ganz selbstverständlich. Gross zu stören schiene ihn eine all-
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Alain Wiss fällige Rückversetzung in den Nachwuchs jedenfalls nicht. Im Gegenteil: «Das ist ein Prozess, den man früher oder später einmal gemacht haben muss», ist Wiss überzeugt. Der U17Nationalspieler will sich durchbeissen, schliesslich läuft sein Vertrag noch bis 2011. «Ich möchte mich in Luzern durchsetzen. Und wenn möglich noch ein Jahr im neuen Stadion spielen.» «Freude – und Schmerzen» Was hält ihn denn in Luzern? Und aktuell stimme es für ihn in Luzern einfach. «Man muss Freude am Fussball haben. Wenn das Umfeld stimmt, machts Spass – egal wo», sagt der unkomplizierte Mittelfeld-
spieler, der die StelzbockAutoren ohne weiteres zu sich nach Hause nach Reussbühl eingeladen hat. Schon in seinem vierten Spiel von Beginn an traf der zentrale Mittelfeldspieler zum ersten mal – mit einem Kopfball zum 1:1-Schlussstand gegen Sion. «Ich spürte eine riesige Freude in mir. Und Schmerzen.» Die Erklärung: Ein Zusammenprall mit einem Gegner wenige Minuten zuvor hatte Spuren an Wiss’ Knie hinterlassen. «Eigentlich wollte ich mich bereits auswechseln lassen. Doch von der Bank kam der Befehl, den Eckball noch abzuwarten», blickt Wiss zurück. Und was geht ihm während
dem Spiel sonst durch den Kopf? Keinen Respekt vor den grossen Namen? Wir erinnern Wiss ans Wortgefecht mit Hakan Yakin während dem Heimspiel gegen YB. Doch der Jungspund gibt sich ganz abgezockt: «Mich interessiert nicht, wer vor mir steht.» Klar, nach dem Spiel sei ihm schon durch den Kopf gegangen: «Hey, dieser Yakin hat uns doch an die EM geschossen.» Wenig später, in seinem Schlafzimmer entdecken wir ein Poster von genau diesem Yakin im YB-Dress. Als wir ihn beiläufig darauf ansprechen, antwortet Wiss: «Ach ja, das wollte ich eigentlich mal entfernen...»
Alain Wiss in seinem Zimmer. Etwas weiter links hängt Hakan Yakin an der Wand.
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Im Block
Zone drei - Ein buntes Vielerlei
Wie eine offene Wunde klafft die Lücke beim Trenngitter mitten durch die Stehrampe. Wenn über die LuzerneFanszene gesprochen wird, so richtet sich der Fokus auf die Zone 2, wo mit Fahnen, Gesängen und Choreographien jedes Heimspiel festlich zelebriert wird. In der Begeisterung über den sicht- und hörbaren Aufschwung auf dem nördlich gelegenen Teil der Stehrampe geht vergessen, dass das Herzstück der Allmend seit dem Erlangen der Erstklassigkeit aufgrund sicherheitstechnischer Anpassungen in völlig anderem Gesicht erscheint: Wie eine Narbe zieht sich nunmehr ein Trennzaun durch die Mitte der Rampe, was bei vielen Fans Zweifel hochkommen liess, ob es nicht doch besser wäre, die alten Stehrampenstammplätze in Richtung Zone 2 zu verlassen. Seitens des Vereines wurden diese Zweifel durch zahlreiche Massnahmen, wie dem Verzicht auf Saisonkartenverkauf, einem minimalen kulinarischen Angebot (ausser Wurst und Brot gab es nichts Essbares zu kaufen!) sowie dem abseits gelegenen Zugang gefördert. Mittlerweile, Sai-
son zwei nach dem letzten kollektiven Freudentaumel, hat sich die Vereinsführung diesem dahingammelnden Stück Stadion angenommen: Gut sichtbar positionierte Hamburgerplakate, ein ChnoblibrotundSofticeVerkaufszelt sowie ein inszenierter Fanartikelstand zeugen vom guten Willen, die bunt durchmischte Zone-3-Gemeinde auch abseits des Fussballfeldes bei (Konsum-)Laune zu halten. Filzstiftgraffiti auf den Gemäuern des ehemaligen Gästeklos gemahnen den alternden Matchbesucher an längst vergangene Nati A-Zeiten, in welchem die rassistische Disserei des Gegners zur schändlichen Tagesordnung gehörte. Wer dadurch inspiriert weiter in Nostalgie schwelgen will, dem bietet sich die Möglichkeit, den Match aus der legendären Horwerkurve anzuschauen. Vorteil hierbei: Man ist weitab vom ohrenbetäubenden Lärm der neu installierten Soundanlage und braucht sich nicht gross über den auf der Ostschweizer Leihgabe übertragenen Werbe-Spott zu
ärgern. Wer sich in Zone 3 niedergelassen hat, der hat sich damit abgefunden, dass das Stimmungsfeuer in der Regel ‚ennet’ dem Zaun entflammt wird. Am Zaun endet dann – sichtbar – auch der Einflussbereich des Capos und so beteiligt sich das Gros der Zone 3 weitestgehend bloss spontan am Stimmungsgeschehen. Zum grossen Teil der lautstarken Unterstützung der Mannschaft aber nicht abgeneigt, hört man sich das Gesangsgut an, um bei Gefallen lautstark mit einzustimmen. Dramatisiert sich das Spielgeschehen – wie letzthin gegen GC – so zeigt sich die Zone 3 für Flächenbrände höchst empfänglich und so vollzieht sich das, was ein Kommentator schon mal den Allmächtigen höchst persönlich vom Pilatus herab steigen sehen lässt: Die Verwandlung der Stehrampe in ein bebend donnerndes Gebilde, welches das baldige Ende der Kultstätte Allmend kurzzeitig in Vergessenheit geraten lässt. Ein Zone-3-Gänger
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Fan-Kurven
Liebe auf den ersten Kick Einmal Luzern – immer Luzern! Als uns unsere Väter zum ersten Mal auf die Allmend mitnahmen, waren wir von der Atmosphäre im Stadion sofort total begeistert. Die lauten Gesänge, die vielen Fahnen, die gewaltige Kraft der Kurve – das alles wollten wir hautnah miterleben. Es kam wie es kommen musste und unsere Daddys mussten die Spiele schon bald wieder alleine besuchen (Sorry!). Denn für uns beide war klar: Wir wollen ins Epizentrum der Stimmung, in die Mitte der Gegengerade! Es dauerte eine Weile, bis wir im Fanblock akzeptiert wurden. Anfangs mussten wir uns noch dumme Sprüche anhören. «Frauen haben nichts beim Fussball zu suchen» oder «Ihr seid doch nur zum stelzen hier» gehörten dabei noch zu den anständigeren Verwünschungen. Auch wegen unseres eher jungen Alters wurden wir manchmal als Modefans
bezeichnet. Wir liessen uns davon aber nicht unterkriegen. Und siehe da: Viele Heim-, Auswärtsund Herzblattspiele später freuten sich die Jungs, uns wieder zu sehen.
se. Besonders wohltuend: Es gibt (fast) keine Chicks, welche die Zone 2 mit einem Laufsteg verwechseln, dafür viele Fans, die bereit sind, alles für den FCL zu geben.
Viele Leute aus unserem Freundeskreis, die keine Fussballfans sind, können nicht verstehen, warum wir so viel Zeit und Geld für die Fankurve investieren. Immer wieder werden wir gefragt, was am Fussball so faszinierend sei, dass wir praktisch jedes Wochenende und häufig auch unter der Woche an die Spiele gehen. Die Antwort darauf ist einfach: Uns gefällt nun mal die ausgelassene Stimmung, die unter den Fans herrscht. Ehrensache, dass wir mit unseren Gesängen so gut es geht dazu beitragen.
Apropos Chicks: Es nervt, dass viele junge Frauen denken, ein Fussballmatch sei ein Ort, um sich zu präsentieren. Anstatt sich am Support zu beteiligen, wird über Jungs getratscht und der nächste Ausgang geplant. Bleibt zuhause und lackiert euch die Nägel! Beim gegenwärtigen Tussen-Alarm, der in der Kurve herrscht, erstaunt es nicht, dass man als junge Frau von den Jungs zuerst kritisch beobachtet wird. Doch wenn man sich für die Kurve einsetzt und zum Beispiel beim Choreobasteln mithilft, kann man sich auch als Frau Respekt verschaffen. Denn dies ist ein Beweis, dass einem das Wohl der Kurve etwas bedeutet.
Ein Highlight stellen immer wieder die Auswärtsfahrten dar. Hier können wir unsere Leidenschaft für den FC Luzern noch intensiver ausleben als zu Hau-
Die Renglis
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Shop-News
Post aus Como: Unser erstes Mal Samstag 24. Februar 2007: Luzern – Zürich 2:0 Nach wochenlanger Planung und verschiedenen Telefongesprächen war es endlich soweit, die sechs Personen starke Reisegruppe, trat verteilt auf zwei Autos die erste Reise Richtung Luzern an. Im Gepäck natürlich ein paar Borghetti Flaschen, welche man für unsere Freunde aus Luzern über die Grenze schmuggeln wollte. Nach dem obligaten günstigen Tankstopp auf Schweizer Boden, ging es ohne Stopp weiter bis nach Luzern. Einmal angekommen, marschierten wir
ohne grosse Umwege zum Roadhouse, wo sich die Luzerner Fans jeweils vor den Spielen treffen. Wir waren sehr überrascht von der unglaublichen Gastfreundschaft der Luzerner. Natürlich kannte man schon einige Luzerner, die regelmässig bei uns im Sinigaglia vorbeischauen, um die Spiele unserer Mannschaft zu sehen, aber dass man gleich so empfangen wird, hätten wir nie gedacht. Sehr schnell fühlte man sich heimisch und man genoss zusammen das sehr gute Bier. Wenig später ging es los! Auf zum Spiel gegen den amtierenden Schweizer
Meister FC Zürich. Und auch hier, wurden wir wieder sehr herzlich begrüsst. Einfach Unglaublich diese Gastfreundschaft. Zum Spiel selbst gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, ein Sieg gegen den Meister spricht für sich. Die Stimmung und die bunt gemischte Kurve mit jung und alt, hat uns sehr gut gefallen. Nach dem Spiel besuchte man noch einmal das Roadhouse, um mit einigen Luzernern ein Abschiedsbier zu trinken. Es war bestimmt nicht unser letzter Besuch in Luzern. Bis bald und HOPP LUZERN!
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