Magazin 16 / Das Heftical

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Stijlroyal / Das Heimatmagazin pr채sentiert:

Ein Musical als Heft in f체nf Akten


„Hier, ich mein ja nur“ (Dr. phil. Huckonius Haas / Politiker *1967)



Stijlroyal das Mettley zum Heftical Sensation! Hier können sich alle, die es können, das Stijlroyal-Mettley zum Heftical herunterladen. Der Song wurde eigens für dieses Ereignis von Piotrbär komponiert und produziert.


Prolog Dieses Heft ist ein Musical. Alleine die exakte Beschreibung der Sachtatbestände lässt einiges vermuten. Und genauso ist es ja auch. Die Halbjahresfrage „Machen wir wieder ein Heft und wenn ja, was für eins?“ endete diesmal in einer Schnapsidee. Alleine beim Betrachten der Hemdmuster von Bernd Ringsdorf kommen Musicalgefühle ganz von alleine auf. Und obgleich niemand, außer Bernd Ringsdorf, Muscialhören, -sehen und -gutfinden in die Liste seiner 220 Lieblingsbeschäftigungen geschrieben hat, war es nur eine Frage von semimotivierter Überredungskunst und ein paar Toast Hawaii, bis die Entscheidung für ein Musical als Heft feststand. Das Heftical war geboren. Und so erzählt dieses Heftical von Stijlroyal Design & Strategie und wie es so geht im Leben und Alltag von Werbefuzzies und Designspacken. Es singt von den Zweifeln an der richtigen Arbeit, der Angst, von Auftraggebern nicht verstanden zu werden, der Schwierigkeit, das richtige Maß zu halten und von Kaviar. Alle Personen sind dem echten Leben entnommen und es gibt sie wirklich. Die Geschichte ist genauso passiert, wurde an den entscheidenden Stellen nur etwas geschliffen, verfremdet, es wurde dazugedichtet, etwas weggelassen, übertrieben und dem Zuschauer ein Bär aufgebunden. Aber sonst stimmts. Wir wünschen viel Freude und Erkenntnis bei Stijlroyal, das Heftical. Huck Haas


DIE HEFTI CAL ISTEN


Piotrbaer In einer Welt aus überschäumender Freudepopeude, schwenkt das zaudernde Bärchen sein verwaschenes Fähnchen bis zu dem Tag, als es die Kreativität rettet und zum Bärenkönig der Welt wird. Ist im richtigen Leben Praktikus Maximus bei Stijlroyal.


Julepopule Die Betrachterin und Amüseröse. Macht was mit Hartgeld und solider Verlässlichkeit. Wächst bei der Backung ihres ersten Muffins über sich hinaus. Ist bei Stijlroyal Projektmanagerin. Kann mitschreiben und zuhören.


Bruce der Koch Koch und zugleich der intelligenteste Hund auf der Erde. Denkt sich seinen Teil und hat es hinterher schon vorher gewusst. L채dt bei Stijlroyal Kunden ein und kann Choucrout und Toast Hawaii.


Der Bernd Ringsdorf Der Bernd Ringsdorf von der Der Bernd Ringsdorf Fernuniversität steht auf Artikel und weise Ratschläge, die von derartiger Weisheit durchdrungen sind, dass selbst seine Hemden, die ja für sich schon ein Musical sind, verblassen. Der eine Geschäftsführer und Strategist bei Stijlroyal.


Dr. Huckonius Haas Dr. Huckonius Haas, den alle immer nur „The Huff“ nennen, laviert sich mäandernd und voller Zuversicht, dass die Welt eines Tages so wird wie ein iPhone, durch die Welt. Kann nicht anders. Der (etwas) andere Geschäftsführer und Designistiker bei Stijlroyal.


Gebeugten Knickes und keineswegs mulmig von den Funsorgen einer herkömmlichen Straße windet sich die Kapellenstraße hinauf auf den Wiesbadener Hausberg. Ganz rauf und dann wieder ein bisschen runter - dort bauen Sie den Wein an, den man in den 1990er Jahren im Einwohnermeldeamt zu Berlin-Kreuzberg als Willkommensgruß an Neuan- und Emporkömmlinge verschenkte. Und als ob das nicht schon grotesk genug wäre, nein, es kommt noch viel besser. Und es wird steil.


Da$ Chateau am Berg und wie man hinaufkommt. Eine Straße: Die Kapellen$traße


(Refrain)

In einem Dreißig–Grad–Gefälle, Führt die Straße zur Kapelle. Der Zwiebel güld’ner Glanz ganz oben, Hat $ich über$ Land erhoben.


Hier weht ein schwülkühles Windlein um die Nasen der vorlauten Anwohner, welche von Verzückung geplagt ihr Sonntagsblättchen von der Türmatte klauben. Ein Vöglein knistert, ein Hund macht plätschernd Bach, zwei Ulkige fassen sich an den Händen, die Zweiglein biegen sich vor Lendensaft und es macht ganz leise „Hui!“ und „Hooo!“ und natürlich „Trolololololololo!“ Sonst ist‘s noch leis‘ im schmucken

Sonntagssträßlein. Bis die ersten Pupen den Berg erklimmen, an den sich das Sträßlein so elastisch angeschmiegt hat. Dann weiß der Anwohner und sagt sich: „Jetzt wird‘s eng, denn jetzt kommen die Pupen von unten, die nichts anderes im Schild führen als mein Gässlein zu durchpflügen und Vöglein aufzumischen. Und da soll ich tatenlos zusehen? Nichts da. Ich habe ja schließlich auch Rechte. Und zwar was für welche!“


(Strophe 1)

Zwi$chen Kureck und dem Zwiebeldom finde$t Du ein Stückchen Rom. Und für Leute, die’$ gern hätten, er$treckt $ich unten fa$t Manhattan. Auch für Freunde de$ Landleben$ i$t der Anblick nicht vergeben$!


„Schnuff Schnauf die Schneuf, Schnuffel die Schnauf die Schnuff“, so oder so ähnlich heißt es ja schon in der Dr-Schiwago-Version des größten Entertainers, den Gottes Erdboden je aus seinen Vulkanschlünden gespien hat: Dieter Hallervorden. Und so singt man auch hier schon wenige Meter vom Basislager am Fuße des Berges Nero, nah bei der Wohnung von Glenn Miller, dem Leibhaftigen.

„Die Menschen sprechen nicht viel miteinander, wenn sie schweigen und auch wenn sie schnaufen“, so hat es schon der erst kürzlich herniedergegangene Menschendichter Lars Brumm theoretisiert. Um die Kapellenstraße, quasi ein Paralleluniversum der berühmten Taunusstraße, nur ohne Antiquitätenläden und bar jeder Bar oder anderen Etablissements, geht es hier.


Steigt man $tückchenwei$’ hinauf, nimmt man Schweiß und Müh’ in Kauf. Oh! Hi$tori$mu$ und Moderne, da $agt Herr Ring$dorf $chon mal ,,Gerne!” Und im Frühling grin$t die Blütenpracht, Die au$ dem Schlaf fri$ch i$t erwacht.


Was soll der Mensch auch unten bleiben, wenn er es zu Fuß nach oben schaffen kann, oder mit der Bahn? Die Kapellenstraße wurde zwischen 1735 und 1911 vom Straßenbauarchitekten Sam Rattenschwanz und seinem Bruder Ulf Rattenebensoschwanz geplant und dann eigenhändig erschaffen, wovon noch die zahlreichen Schwielen an den Bordsteinkanten ein winselndes Lied des Leides verkünden. Zwischendurch wurde

das Sträßlein vom Russen okkupiert, vom Rheinhessen korrumpiert und von den Römern dekantiert, bis es 1967 seiner wahren Bestimmung zugeführt wurde: einfach ein Sträßlein zu sein. Fortan parkten die Schlachtrösser in der zweiten vom Teufel angeschwärzten Reihe und die 4–5 Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg sorgten sogar für ein bisschen baumeisterliche Tristesse inmitten diesen vom Historismus verblendeten Mauern.


(Refrain)

In einem Dreißig–Grad–Gefälle, Führt die Straße zur Kapelle. Der Zwiebel güld’ner Glanz ganz oben, Hat $ich über$ Land erhoben.


In der dritten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts erlaubte sich dann die Familie Fugger aus Augsburg kleine Korrekturen durchzuführen, indem sie in die Straße kleine Löcher schnitt um sie mit sogenannten Kanaldeckeln zu deckeln. Anklang fand das keinen, doch das kümmert kaum jemanden. Hauptsache happy und obenauf, war das Motto jener Tage. Und die Baumeister hatten viel zu tun.

Die Straße führte nicht nur von ganz unten, vorbei an Basislager 2, 3 und 5, nach ganz oben, nein, sie führte schnurstracks und dann in einem 90°-Winkel nach links, dann nochmal links und dann rechts zum einzigen Schwimmbad mit Hanglage, wie man dergleichen in ganz Europa verzweifelt suchen würde. Wäre man so verzweifelt und würde danach suchen. Darauf konnten sich die Menschen stets verlassen.


(Strophe 2)

Schau Dir doch den Efeu an, der an den roten H채usern rankt! Jede$ Hau$ gleicht einem Schlo$$, de$$en Anblick man geno$$. Da$ Herz ver$pricht Dir hohe Spr체nge, al$ ob e$ frohe Oden $체nge.


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(Strophe 3)

Toll i$t’$ oben und auch unten. Doch in der Mitte wird gefunden da$ Schlo$$, da$ jahrelang $chon $teht, da$ der Kunde gut ver$teht. Außen $chlicht in Weiß gehüllt, innen i$t’$ mit Farb’ gefüllt.


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(Refrain)

In einem Dreißig–Grad–Gefälle, Führt die Straße zur Kapelle. Der Zwiebel güld’ner Glanz ganz oben, Hat $ich über$ Land erhoben.


An der vorüberziehenden Gesamtarchitektur, die sich nicht nur im Detail stark voneinander unterscheidet, kann der Passant schon erahnen, dass sich hinter der nächsten Flussbiegung eine über und über mit Tapiren besetzte Goldkuppel versteckt. Die ganz im byzantinischen Schwanenstil gehaltene russisch-griechisch-russisch-orthodoxe Kirche aus dem Jahr 1315 wurde erst kürzlich komplett neu vergoldet, als

ein sibirischer Gasmagnat die Stadt besuchte. Dazu wurden über 11 Millionen Goldhamster geschoren und gemolken, um die enorme Menge von neun DumontTonnen Gold herzustellen. Zudem ergibt es endlich einen Sinn, warum man seit 1903 Wiesbaden auch das Nizza des Nordens nennt. Das auf Seite 25 abgebildete, etwas eingebildete Haus sieht bei entsprechendem Licht einfach so aus, als könnte es auch in Nizza stehen.


De$ Schlo$$garten$ Anmut zeigt $ich wild, ent$pringt au$ eine$ Märchen$ Bild Die$e$ Schlo$$, in pink’nem Gewand, i$t al$ Chateau Royal bekannt.


Und wenn der Wanderer dann denkt, es geht nichts, es geht noch nicht mal nichts mehr, so nichts mehr geht es, dann steht plötzlich rechts das Chateau Royal in seinem schalen Glanze und mit all den Palmen und Palmierungen und den seltsamen Beschilderungen im Gebüsch. Dort wohnt seit Unzeiten ein vielversprechender Stamm semihugenottischer hohlwangiger Strategen und Designfachmenschen, die sich in

dieser gegenwärtigen Konstellation seit exakt ungefähr 35 Jahren Gedanken über die Fortentwicklung der Menschheit und deren Gestaltung machen. Wer draußen am Zaun vorsichtig rüttelt, kann sich vielleicht sogar eine der köstlichen Quitten vom Baume schrauben, die dort zuhauf und wie nicht recht gescheit im Garten wachsen. Das ist sie, die Kapellenstraße, wie sie leibt und lebt.


Pinkes Flimmern wäre übertriebene Angeberei, aber Pink und Rosa sind zwei Farbthemen, die sich nicht nur in den lustigen Äuglein der Protagonisten widerspiegeln. Im Chateau werden die Ideen gebacken und auf ihre Überprüfbarkeit hin überprüft. Dann werden sie dem Kunden serviert und manchmal gibt es einen Preis zum Nachtisch. Das Chateau Royal, Heimat von Rippchen und Kraut und vielen, vielen guten Ideen, für die die Menschheit jetzt bereit wäre.


Das Chateau Royal,Heimat von Rippchen und Kraut, bietet der Kreativitat ein Asyl.


(Refrain)

Graues Schloesschen, pinker Raum. Die Luft erquickend, der Blick ein Traum. die Treppe rauf, den Gang entlang, wohnt Stijlroyal am Bergeshang.

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Steile Straßen, steile Treppen, steile Zähne und schwuppdiwupp, du bist oben. Sucht der Besucher blauen Teppich und Glaswände, sucht der Besucher vergeblich. Sucht der Besucher jedoch erfüllte Sehnsüchte, schallt ihm schnell ein frohes „Tritt ein, Du Suchender, Deine Suche hat ein Ende!“ entgegen. Klickediklack und Tippeditapp schallt es vom ersten Stock herunter. Und Rolling Stones-Musik und ein gewisser Claude

François mischen sich unter das Designund Strategiehämmern. Von irgendwoher weht der Morgenwind einen Hauch von Sauerkraut hinüber. Klavier- und Kaviarklänge gesellen sich dazu. Von oben kommt wunderbarer Sonnenschein hinzu und von unten umwuchert wilder Weihrauch des Besuchers Schuh sanft und verheißt zu bleiben um wenigstens erstmal geblieben zu sein. „Dann sehen wir weiter“, sagt Der Bernd Ringsdorf und winkt hinein.

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(Strophe 1)

Und ist er dann dort angekommen So ganz weit oben, die Trepp‘ erklommen, Merkt der Besucher, es lohnt die Reise als allererstes die vielen Preise. Und wenn er dann auch nur dran denkt, ein Kaffee an seinen Lippen haengt.



„Was auch immer es ist, ich möchte es auch haben, ich zahle jeden Preis, aber ich möchte es daheim über dem anheimelnden Kamin baumeln sehen, damit ich mich every day daran erquicken kann“, hört man den kauernden Kunden sagen. Noch etwas benommen und ganz schubbrig im Gehirn und in der Seele sitzt er da und staunt. „Oh, ein Märchenschloss, darf ich mal anfassen?“ „Kein Problem.“ „Kwiek!“

Die Verzückung ist groß. „Wir braten Sie … wir beraten Sie gut. Sie wissen sich gut bei uns aufgehoben.“ schwadroniert Der Bernd Ringsdorf; der Besucher gluckst, „bei fast allen Preisverleihungen, an denen wir unser Werk in die Waagschale warfen, haben wir gewonnen.“ Dann schaut er mit festem, Old Shatterhandeskem Blick aus dem Fenster und sagt: „Den einen, den holen wir uns noch. Dieses Jahr!“



(Strophe 2)

Nur zwei, drei Meter und dann rechts, der Arbeitsraum des bunten Hechts, den Knauf gedreht, die Tuer steht offen, denkt der Besucher er sei besoffen. Dann steht er drin im rosa Zimmer und was man da sieht, das glaubt man nimmer.



Kling Klong, sagen da die Mitarbeiter. „Er spricht wieder über Preise. In mir bebt es“, gibt Julepopule die umstehenden kekskauenden Kollegen zu verstehen. „Wenn er Preise will, soll er sie haben“, stimmt das Piotrbärchen fröhlich mit ein, und Bruce, der Koch meint mit fester, leicht gelangweilter und doch von Herzklopfen weichgedengelter Stimme: „Sehen wir es doch mal so, wenn der Typ da hinten in seinem Zimmer pünktlich seinen 5-Uhr-Cheeseburger serviert

bekommt, baden wir auch in Zukunft in weltweiten Huldigungen. Wir sollten also alles dransetzen, dass der 5-UhrCheeseburger nie zu weich frittiert wird“, fügte er mit Blick auf das knallwinzige Büro des Dr. Huckonius Haas, den alle nur „The Huff“ nannten, hinzu. Das Bärchen machte drei Kreuze in seinem Kalender, schälte sich ein weiteres Plätzchen und streichelte den anderen erregt über die Haare: „Ja, das ist wahr.“


(Strophe 3)

Und wenige Meter, am Ende vom Gang ein Wohnzimmer ist von gemuetlichem Rang. Hellblaue Sessel, hohe Berge, Schweine im Schrank, Roboterzwerge, verdienen eine Menge Schotter, Julepopule, Bruce und der Piotr.


„Wuff!“, rief die Tür plötzlich, weil sie mit einem wilden Ruck aufgerissen wurde. „Also ich hör da immer Huff“, merkte Piotrbär an, dann stand der von Designgedanken drangsalierte Dr. Huckonius Haas, den alle nur „The Huff“ nannten, in der Tür und schwitzte sich Hünengräber aus der Stirne. „Wie wäre es mal mit einem bisschen Zunder unter der Haube, schließlich werden wir hier nicht für‘s Arbeiten bezahlt. äh…“ „Ja, ja, ich habe das schon genauso

gehört und ver- und aufgenommen und bereits in die iCloud überspielt“, triumphierte Bruce, der Koch. Dr. Huckonius Haas, den alle nur „The Huff“ nannten, schnaubte wild und scharrte mit seinem schlanken Füßlein, welches keck vom linken Beinchen baumelte, als hätte es noch nie etwas anderes gemacht. „Ich habe das nicht so gemeint. Jeder weiß, dass der Manchester-Kapitalismus in meinem Leben eine große Rolle spielt!“


(Stroophe 4)

Und ganz, ganz hinten in seiner Hoehle, sitzt Huckonius, die alte Toehle. Die Musik scheppert, die Roehren pinken, verwaltet er Grafik und einen Schinken. Mit zottligem Bart und rosa Schal, sitzt er da, alles andere als schmal.



(Refrain)

Graues Schloesschen, pinker Raum. Die Luft erquickend, der Blick ein Traum. die Treppe rauf, den Gang entlang, wohnt Stijlroyal am Bergeshang.


„Manchester-Kapitalismus, Cheeseburger, meine geliebte Frau sowie dieses …“ „HALT STOPP!!!“, rief da Der Bernd Ringsdorf von der Der Bernd Ringsdorf Fernuniversität und stand wie wunderlich hineingeschoben plötzlich in der Tür. Sofort waren alle still, denn Der Bernd Ringsdorf trug ein wundersames Gewand, welches nach unten und nach oben offen stand. „Na und, Charles Thyrwhitt hatte Sale, da

konnte ich nicht anders“, versuchte er sich unter Verwendung seines lupenreinen Westerwälder Dialektes aus der Affäre zu ziehen. Aber mal was ganz anderes … ich stopfe mir in zehn Minuten noch etwa 30 bis 40 geklönte Fluffen in den Schlund, aber dann habe ich uns den absoluten Schocker der Woche arrangiert. Es steht an: Der größte Kaviartest aller Zeiten. Zehn Sorten habe ich im Sack, wer macht mit?“ Und fast alle riefen: Ich!


Kaviar, die Kalbsleberwurst des groĂ&#x;en Mannes, schmieren sich die einen morgens aufs SojabrĂśtchen, die anderen verwenden es munter als Brillantine und wundern sich ob des besorgniserregenden Geruchs und dem Mangel an Freundschaftsbeiträgen Unbeteiligter. Damit man da in Zukunft nichts falsch macht, haben wir die zehn erstbesten Kaviare in den Warenkorb geklickt, alle aus eigener Tasche bezahlt, aufgeschraubt, getestet und uns ein bisschen gewundert.


Piotrbärchen, Bruce der Koch, Julepopule, Der Bernd Ringsdorf von der Der Bernd Ringsdorf Fernuniversität, Dr. Huckonius Haas, den alle nur „The Huff“ nannten, und der als Fotograf engagierte glutäugige Berber Tahar haben tagelang nichts gefrühstückt, um am Kaviartesttag nichts zu verpassen. Es ist angezapft.


(Strophe 1)

Der Kaviar selbst ist seines Zeichens unnütz, komisch, und nur für die Reichen. Gewiss, nur salzige, kleine Eier, dafür sind sie ganz schön teuer. Dennoch beschlossen sie‘s zu probieren, doch, „Halt Stopp!“ muss der Bär rebellieren.


Wir hatten extra zwölf Einhörner geschlachtet, um uns aus deren Einbein 50 Plastiklöffel zu schnitzen. Es sollte kein Sputum am Kaviar des anderen kleben. Die Kaviare waren wohl gekühlt und die Stimmung auf dem Höhepunkt. Draußen quiekten die Vögel und drinnen das Kopiergerät, bzw. die daran sich schaffende und extra zu diesem Zwecke engagierte Praktikantenschar, als der Glutäugige die erste Dose aufschrub. Es machte „FFROPP!“ und Luft

schlingerte ins Innere der Dose. Julepopule seufzte, sich schüttelnd vor Erregung, auf: „Pufferknispen, und zwar vom Feinsten“, kiekste sie verkiekst. „Das sind doch keine Pufferknispen, hier steht was anderes drauf … Kaa Vieh Jott!“, murmelte der Bär, während die anderen schon die Löffel im Munde ausgeworfen hatten. „Es schmeckt wie Hundefutter, nur versalzener“, merkte Der Bernd Ringsdorf von der Der Bernd Ringsdorf Fernuniversität zu Recht an.


(Strophe 2)

Vom Kaviar waren die Freunde nicht eingenommen. Es wären die Fischlein besser davongeschwommen. Doch dauert’s der Bisse zwei oder drei, war der erste bereits mit Eifer dabei den Geschmack des Fischs ganz laut zu feiern, und hoch in die Welt hinaus zu schreiern:


„Und was ist mit Dir?“ Bruce der Koch sah das Piotrbärchen wartend an. „Aber bei Kaviar muss ich doch speien. Bei Kaviar, bei Spinat, bei Grünem ohnedies, bei Lutschern, wenn sie nicht aus Polen stammen, bei Cola jedweder Sorte, außer bei der einen, bei Tee mit Rum, bei Nägeln mit Zöpfen, bei Mohrrüben, ihr macht euch keine Vorstellungen, bei …“ „Es ist gut jetzt!“ zürnte the Huff, den alle immer nur „Dr. Huckonius Haas“ nannten. „Wir wissen es nun. Ich

möchte bemerken, dass dieser hier eine drastische Fädenziehung sowie salzige Kaviarmarmeladenhaftigkeit aufweist. Ist das normal?“, fragte er in die Runde. Sie hatten ja alle keine Ahnung, bis auf Der Bernd Ringsdorf von der Der Bernd Ringsdorf Fernuniversität. „Ich, für meinen Teil, verspüre eine leichte Korrumpierung und möchte Pelzmäntel besitzen. Ihr nicht auch?“ „Jawohl, wir nicht auch!“ rief da die Meute aufgeregt und zustimmend.


(Refrain)

Komme, Kaviar! Betritt meinen Gaumen! Platzet ihr Kugeln! Bringt mich ins Staunen! Erf端lle mich g辰nzlich, du Welt der Versuchung! Gib mir das Gl端ck irdischer Gl端ckesheimsuchung!


„Ah! Im Oligarchenformat. Für laue Sommerabende statt Rosé.“ Der schmeckt vorzüglich. „Während ich ihn gerne zu Currywurst verspeisen möchte.“, sagte der glutäugige Berber und gab einen Einblick in sein metronom-kosmopolites Geschmacksvermögen. „Der hier, sandig, fruchtig, im Abgang ein wenig an Aal erinnernd.“ „Nein, der Schmeckt nach Grauburgunder. Sanft und seidig.“ „Das kann doch gar nicht sein, ich schmecke Schmelzkäse mit Pilzen. Cremig.“ „Aber hier: Optisch

bis jetzt der Schönste. Man kann sich die Zähne daran ausbeißen. Schmeckt, wie Altbaukeller riechen.“ Es wurde immer abstruser. Inzwischen hatten alle ihre Gürtel gelockert und stopften die fischigen Eier nur so in sich hinein. „Alle Meeresfrüchte der Welt vereint.“, schwärmte Bruce, der Koch und fügte an einem anderen Löffel kostend hinzu: „Bitter im Abgang. Null Oberflächenspannung.“ Der Anfang vom Ende.


(Strophe 3)

Die Fischkugeln rollten, es ward um sie geschehen, nach und nach konnt keiner widerstehen. Der Bernd, Huckonius und Julepopule, selbst Bruce fielen alsbald vom Stuhle. Der B채r allein, mit der Fischallergie, probierte von allem, vom Kaviar nie.


Zitternd, fast wie Espenlaub, nur nicht so espig, mehr birkig, also wie Birkenlaub, nur teurer und espiger, so benahmen sich unsere kreativen Freunde auf einmal, und alle Kreativiät schien auf immer verloren. „Ich möchte nie wieder Rippchen mit Kraut essen müssen. Wir dürfen nicht mehr auf unser Bauchgefühl hören.“ „Wir reden ab jetzt dem Kunden nach dem Munde, egal wie blödsinnig es auch immer klingen mag, und es klingt ja geradezu aberwitzig.“

Der vom Kaviar besessene Haufen war außer sich, während Piotrbärchen weinend am Rande auf einem Pflock saß und weinte: „Ich bin so alleine, ich habe doch niemanden mehr, wenn alle dem Kaviar verfallen sind. Ich meine, wir haben‘s doch gut. Wir sind am Markt gut positioniert, unsere Arbeit funktioniert, wird gemocht und auch verstanden, die Menschen jubeln uns zu und zum Mittagessen gibt es Choucrout. Mehr kann man doch nicht erreichen im Leben.“


(Refrain)

Komme, Kaviar! Betritt meinen Gaumen! Platzet ihr Kugeln! Bringt mich ins Staunen! Erf端lle mich g辰nzlich, du Welt der Versuchung! Gib mir das Gl端ck irdischer Gl端ckesheimsuchung!


„Hier, ohne Bitterness, sanft, cremig, gut. Wenn den alle doof finden, ess ich den alleine auf.“ „Oh Ambrosia. Nussig, leicht, unglaublich. Das, was wir uns nach den Strapazen verdient haben.“ geschmacklich gut. Ein Hauch von Schokolade.“ „Find ich gut. So stell ich mir Kaviar vor. Würde ich zum Camping mitnehmen. Angenehm, wohlerzogen, ordentlich.“ „Rektalorchester! Meine Mutter könnte keinen besseren Kaviar kochen, und das meine ich genau so!“

Und so verdarben sie sich alle einer nach dem anderen den Geschmack und lagen bald stöhnend und sich aalend aufeinander, um sich gegenseitig die Kreditkartentexte vorzulesen. Alle, bis auf einen. Piotr, das tapfere Bärchen, bemerkte das Ungeheuerliche zuerst und um ehrlich zu sein auch als einziger, denn die anderen waren ja mit Stöhnen und Aalen beschäftigt, wie es im Buche steht.


Sozusagen in der Falle sich befindend, aber nichts davon ahnend, liegen die Freunde im Kaviarkorruptionskoma, geben seltsame Laute von sich und imitieren mit ihren Schenkeln das Geräusch von Hartgeld, wenn es klimpert. Der Kaviar hat sich indes in alter Schleimpilzmanier zu einem komfortablen Monster zusammengerottet, was an Scheußlichkeit kaum zu überbieten ist. Wie soll denn da der kleine Bär nur bestehen, der hat doch nicht den Hauch einer Schongse. Oder doch?!


O Graus, jetzt wird‘s eng. Und womit könnte man Dramatik besser dokumentieren als mit der Schrift „Comic Sans“.


(Strophe 1)

„Dieses Bärchen führ ich auch noch in Versuchung. Es verfällt ganz bestimmt der weltlichen Verführung.” dachte der Kaviar, als er das Bärchen erblickte. Und was tat das Bärchen? Es tat gar nichts, es nickte. „Ich schleiche mich von der Seite an, damit mich das Bärchen nicht sehen kann!”


„UUUUUUAAAAAAAAHHHOOOO ORRRRRGGGHHHHH!!!“, sagte das Kaviarmonster in höchst ordinärer Lautstärke zu dem verdutzt und leider auch etwas dümmlich grinsenden und die Situation nicht im geringsten im Griff zu haben scheinenden Piotrbär. „Ja, ja, Uuaahhrgh, das sagt sich so leicht, aber mich juckt das nicht im Geringsten, denn ich bin bis unter die Zähne mit zurechtgeschnitztem Gemüse

bewaffnet, sodass ich sehr zuversichtlich bin, was den Ausgang der kommenden Schlacht betrifft. Da werden Sie sich leider ein bisschen mehr bemühen müssen. Schauen Sie sich doch mal an, so wie Sie da liegen in der Gesamtheit Ihrer schleimigen Existenz. Sie sind wirklich das ordinärste Stück, was mir in meinem ganzen Leben je untergekommen ist und mir sind schon viele relativ ordinäre Stücke untergekommen.“


(Strophe 2)

„Ach, du Schreck! Was ist denn das für ein Ding? Das ist ja der Kaviar, den ich nimmer verschling.” Der Kaviar baut‘ auf seine Eier, das Bärchen blickte ihn an wie Sepp Maier. „Was? Oh Himmel, da werd ich wohl sterben! Das wird sich dann wohl auf mein Gemüt abfärben”


„MMMMMUUUUUUUHUHUAAAAAAG RRRRRRRGH UTSCHEGUMBA!!!“ Das Monster war außer sich. „Oh, jetzt bleiben wir doch mal ganz locker. Sie sollten mal Ihren Blutdruck messen, ich möchte nicht mit Michel de Nostredame verwechselt werden, aber ich sehe da in der Zukunft einige Probleme auf Sie zukomm…“ „HHHHHHUUUUUUUUUU UUUUMMMMMMMPPPPPPAAAAAA AAAAAAAAAAUUOOOOOUUUUUU!!!“ „Äh, ich …“ zuckte der Bär zusammen

und verlor alsbald den Glauben an die Institution Spargel als Waffe. Der Kaviar war ein mächtiges dunkles Monster, das schon lange sein Unwesen in den aufrechten, ehrlichen, kreativen, leicht überdrehten, aber doch immer fair zu den Mitarbeitern seienden Firmen im ganzen Lande trieb. Schon damals, als es die gesamte Führungsriege in den sehr erfolgreichen Säureminen unten in Taschakoski Glomm in seinen Bann zog.


(Strophe 3)

„Drohst Du mir etwa mit einer Orange? Das passt ja so gar nicht zu Deiner Branche.” Das Bärchen schlug drauf mit seidener Kraft, doch seine Orange zerfiel nur zu Saft. „Hör doch auf, du possierliches Bärchen, das ist Realität und kein Grimm’sches Märchen!”


Und jetzt war also nun das feine Stijlroyal Designbüro dran, und während Piotrbär mit der Morgenorange seine nächste Waffe am Kaviarmonster zum Einsatz brachte, waberten Julepopule, Bruce der Koch, Der Bernd Ringsdorf von der Der Bernd Ringsdorf Fernuniversität und Dr. Huckonius Haas, den alle nur „The Huff“ nannten, in einem Schleim aus Kaviarexkrementen, aufschäumendem Lobbyismus und

byzantinischer Geldgier dem Ende aller guten Ideen und kreativen Ansätze entgegen. Die Welt würde blau und trüb und die Schrift Copperplate Gothic in HKS45 würde die Welt beherrschen. Global würden Kunden nicht mehr ernst genommen; maue, sinnlose Exzesse auf allen Arealen wären die Folge. Katzen und Hunde würden zu laktosefreier Currywurst verarbeitet, Rainald Grebe sänge „Unten“ statt „Oben“.


(Strophe 4)

Das Bärchen trampelt nun voller Zorn, doch der Kaviar liegt schon 3:0 vorn. Der Kaviar sah sich schon sicher des Sieges, und wähnte sich wie der Gewinner des Krieges. „Alberner Teddy, deine Tritte zu leicht, ich würdde ma saachen, langsam es reicht.”


Das kann keiner wollen. Wo kämen wir denn da auch hin. Und so stampfte der Bär auf den Kaviar ein, als wären es Weintrauben. Und zwar Weintrauben aus der Hölle. Er stampfte und stampfte, sodass manchmal sogar der Eindruck entstand, dass er popampfte, doch das war ein großer Irrtumpopirrtum. „Ich stampfe doch schon“ und „Japs, Japs!“, entfuhr es ihm. Es kann ja doch nicht sein, dass Leute, nur weil sie

mal ein paar Löffelchen Kaviar kosten, gleich ins Wachkoma fallen, und alles nur, weil anderen nichts mehr einfällt. „HAR HAR HAR HAR HARR HARRRR HAR HAR ARR HAR HAAHAR HAR TAHARR HAR HARPOPARR HAR HAR HUST!!!“ jubilierte das fiese Kaviartier siegessicher, und „Stampf! Stampf! Stampf!“, riefen die Stapfen des tapferen Bärchens, als wollten sie nichts anderes tun, als dieses leidige Monster zu vernichten.


(Strophe 5)

„Wenn Obst nicht wirkt, dann vielleicht Gemüse. Dir zeig ich‘s noch, und jetzt büße”, dachte das Bärchen und zückte die Gurke, „Ich muss gleich lachen!“ rief da der Schurke! Da merkte der Bär, bei aller Liebe, mit Gemüse und Obst, versagen die Hiebe.


„Mit der Gurke werde ich Dir Deine zweifelsfrei zweifelhafte Existenz ausgurken. Wenn ich nur eine geeignete Körperöffnung fände, in die ich sie Dir hineinschieben könnte. Du Sau!“ „FRUUUAUUUUUH UUUUUUUUUAAAMMMMMMMMM PAAAAAAPUUUAAAAAAAAAADAUZ, anders gesagt, Du Wurm in Deiner Sauerkrautbüchse, ich spüre rein gar nichts. Nichts! Ich habe keinerlei

Gefühle, und wenn ich ehrlich bin, will ich auch gar keine haben. Mir gehts primär um Geld und um mein Aussehen und um heiße Fahrzeuge mit soundsovielen PS und erwachsen wirken finde ich enorm wichtig, drum muss ich ja hier auch den Weltbeherrschungsaugust geben. Aber wenn ich Dir hier mal einen kostenlosen Tipp geben darf: Mit der Gurke kommst Du hier glaube ich nicht weiter. Wie gesagt, ich merke nichts.“ „Ah, Klasse, danke für den Tipp, ich denk mal drüber nach.“


(Strophe 6)

„Ich weiß, jetzt kommt’s mir in den Sinn. Mit Rippchen und Kraut besiege ich ihn.” Schon hatte das Bärchen das Fleisch gehoben und es dem Kaviar über die Rübe gezogen. „Eins ist jetzt klar und ich sage es laut, Ängste versiegen mit Rippchen und Kraut.“


Und nach einer Bedenkzeit von ca. 5,35 Sekunden, was in diesem Falle als durchschnittlich, aber wohlüberlegt gilt, zückte Piotrbär, der Befreier der Menschheit von der Dummheit, der Ignoranz, der Langeweile und der sinnlosen Mineralwasserwerbung mit Schluckgeräuschen, eine Scheibe gepökeltes, gegartes Schweinefleisch aus dem Kotelettstrang, ein sogenanntes Rippchen, aus einem zufällig neben ihm

stehenden Kühlschrank (nicht im Bild). Das Monster reagiert sofort: „KREISCH!!!“ Das Bärchen vernahm alsbald einen moderigen, faulen, uninspirierten Gestank, der auch die anderen aus ihren exorbitanten, kranken Kaviarphantasien riss (nicht im Bild). Und dann schlug das Bärchen zu, wie ein Bärchen nur zuschlagen kann, und ein Bärchen, so ein kleines, süßes, drolliges Bärchen kann durchaus zuschlagen. Meiner Seel!


(Strophe 7)

Nach Stunden war der Kampf vorbei, Die Helden waren nunmehr frei. Das Fischei verlor die Oberhand, und verließ erledigt das Märchenland. So wie es aussah und nach allen Recherchen, gilt nun Dank und Ruhm alleine dem Bärchen.


„KLITSCHPOPITSCH!!!“ sagte das Kaviarmonster noch zum Abschied und zerfloss in matschige Kügelchen, die beim Darauftreten wie Popfolie anmuteten. Schon traten wieder die von der Schleimerei befreiten Freunde frohgemut auf den Plan und schwangen Vermutungen und suchten Erklärungen für das soeben stattgefundene Phänomen. „Also, nach einer kurzen Besprechung mit meinem Gehirn und etwas Googeln fand ich Folgendes heraus“, gab Dr. Huckonius Haas, den alle nur „The Huff“ nannten, bekannt: „Durch die in der Milchsäuregärung des Sauerkrautes entstandenen Vitamine A, B, C, K und nochmal A und dem darin enthaltenen Histamin in Kombination mit den Pökelsalzen des Rippchens und den Pöbeleien des Bärens hat sich das Böse in seine Bestandteile aufgelöst und ist für immer aus diesem Teil der Galaxie verschwunden und sucht nun eine weit entfernte Galaxis heim, was uns aber egal sein kann, denn dort herrscht sowieso kein Leben, und wenn, dann nur in der Form von H3C–CH2–OH und Zuckerersatzstoff.“ „Hört sich vernünftig an“, meinte Bruce, der Koch.


Das Monster war besiegt, und in einem klitschigen Meer aus Fischrogen schlitterten Julepopule, Bruce der Koch, Piotrb채r und Der Bernd Ringsdorf von der Der Bernd Ringsdorf Fernuniversit채t wild gestikulierend umher und entwarfen Herr-der-Ringeeske Zukunftspl채ne. Auf dass dies nie mehr geschieht und die Welt f체r immer kreativ bleibt, Urheber ihr verdientes Honorar erhalten und auf dass Werbung wieder gut wird und Rettich wieder scharf ist.


Zerschneide das Rippchen, wirf Mehl hinzu und Sauerkraut, dann lass das Förmchen schmoren. Im Ofen heiß geboren, gibt ein Muffin uns die Leidenschaft und die Geisteskraft für große Taten, Amen.


(Strophe 1)

Das Bärchen, auf dem Boden, erschöpft von der Schlacht, ist dank dem Der Bernd Ringsdorf wieder erwacht, The Huff half ihm wieder auf den Beinen zu stehen, sie beschlossen sogleich in die Küche zu gehen. „Nach so einer Schlacht, beginnt der Magen zu brummen, nach einem Festmahl wird dieser sicher verstummen.”


Puff machte es und das Sauerkraut puffte allüberall hin, sodass alles voller Sauerkraut war. Der Kaviar war wie weggeblasen. Da schwanden dem tapferen Bär die Sinne. „Mein Name ist Huckonius Decimus Meridius, Kommandeur der Truppen des Nordens, Tribun der spanischen Legion, treuer Diener des wahren Imperators Rainus Zameurus, Vater eines in Ohnmacht gefallenen Bären, Ehemann einer

bestrickenden Frau, und ich werde mich dafür rächen, in diesem Leben oder im nächsten…“, schrie Dr. Huckonius Haas, den alle nur „The Huff“ nannten. „Er war ein Soldat Roms. Ehret ihn“ und „Wer hilft mir, ihn zu tragen?“, fuhr Der Bernd Ringsdorf von der Der Bernd Ringsdorf Fernuniversität dazwischen und hob den geschundenen Bären vom Sauerkrautteppich auf, um ihn zum Backofen der nächstgelegenen Barbiepuppenküche zu tragen.


(Strophe 2)

Als das Bärchen um sich schaut, sieht es einen Berg voller Kraut. „Ich kenn’ ein Rezept, das können wir backen.” Und Bruce begann das Kraut zu zerhacken. Julepopule stand auch schon dabei, und die fünf begangen mit der Backerei.


„Also, was haben wir denn hier so? Da sehe ich zunächst ein leicht angegammeltes, jedoch fraglos köstliches Rippchen und einen Pappteller Kraut. Die Frage wird sein, was machen wir damit?“, fragte Bruce der Koch sich und die umstehenden Passanten, und Julepopule übernahm das Wort: „Na wir backen das vor Einheitsbreieinflüssen schützende Sauerkraut und das Rippchen der Erkenntnis mit etwas Mehl, Natron

und Backpulver sowie Salz, etwas Pfeffer, Majoran und Senfkörnern zu einem köstlichen Muffin, dem Muffin der Kreativität und der Leidenschaft, auf dass diese schrecklichen Substanzen nie mehr der Menschheit als Waffe dienen können, weil sonst …“ „Weil sonst, was?“, fragte Bruce der Koch rotzfrech. „Den Rest habe ich vergessen.“ fiel Julepopule da auf. Doch das machte ja auch nichts.


(Refrain)

Sauerkraut und Erkenntnisrippchen werden gefangen im Muffindippchen. Und so kommt der Muffin in einen Schrein um f端r die Zukunft gewappnet zu sein. Ab jetzt wird alles richtig gemacht, mit Ideen und Stijl ein Feuer entfacht.


Und während Piotrbär ein Bad nahm, zerrten die vier anderen einen badewannengroßen Zuber aus purem Glas aus dem Schrank und vermengten die Zutaten, bis eine glatte Masse entstand. „Wozu soll denn das Natron gut sein?“, frug Dr. Huckonius Haas, den alle nur „The Huff“ nannten. „Das Natron ist für die Verdauung“, glaubte Julepopule zu wissen. „Nein, halt stopp, das Natron dient der Aufgehung des Backwerks“, verbesserte Bruce der Koch sie. „Kinder,

jetzt nicht streiten. Wir müssen diesen kitschigen Plastikbackofen vorheizen und dieses Ding irgendwie gebacken bekommen, sonst sehen wir alt aus“, sagte Der Bernd Ringsdorf von der Der Bernd Ringsdorf Fernuniversität. „Kreisch! Alt? Dass möschte isch nicht!“, erwiderte Julepopule und wendete sich angewidert ab. „Halt, stopp! Jetzt nicht streiten, wir haben einiges vor“, gab Dr. Huckonius Haas, den alle nur „The Huff“ nannten, zu bedenken.


(Strophe 3)

„Du darfst das Mehl und das Ei nicht vergessen, ein großer Klacks hiervon sei angemessen.” Wasser fehlt, man nimmt’s aus der Quelle, die enspringt gleich neben der Russenkapelle. Das ist wichtig, nicht nur fürs Befinden, die Zutaten müssen sich ja verbinden.


„Pinker Ofen, beiger Schleim, oben auf ein Häufelein …“, fing der Bär an zu dichten und zog böse Blicke der anderen auf sich. „Hmpf! Ist ja schon gut“, sagte er und tanzte davon. Bei 190° muss der Muffin eine Drittelstunde backen, dann ist er fertig und die Welt ist gerettet. Wer also ein Rippchen der Erkenntnis und etwas Sauerkraut parat hat, der soll sich nicht scheuen, das Wunderwerk einmal nachzubacken.


(Strophe 1)

War der Teig erst fertig, war’n alle sich einig, Der Muffin schmeckt gut und ist noch nicht einmal schleimig. „Der Ofen muss so heiß wie die Hölle sein, dann erst steckst du die Muffins hinein! Eine Sache noch kann ich Dir nur raten: Der Stunde ein Drittel musst du noch warten.”


„Fassen wir also nochmal die Gesamtsituation zusammen“, fasste Bruce der Koch die Gesamtsituation nochmal zusammen. „Wir waren eine profunde, mit etlichen Preisen ausgezeichnete und einer ansehnlichen Auftragslage gesegnete Design- und Werbeagentur. Dann wurden wir gierig und aufmüpfig unserer eigenen Linie gegenüber, was das Kaviarmonster scheinbar spürte und diesen Umstand sich zu eigen machte. So verwickelte es uns in den Schleim der

Belanglosigkeit, der Unkreativität und der Hirnlosigkeit, was wir zum Anlass nahmen, zu glauben, damit wären wir erfolgreicher und das würden dann der Kunde und die Zielgruppe verstehen. Und bevor alles ganz schlimm wurde, rettete uns ein gelber Bär mit dem Rippchen der Erkenntnis und etwas Kraut vor dem Untergang. Und das ist jetzt die Situation. „Ja!“, riefen die anderen unisono, „genau das ist jetzt die Situation. Yeah, Yeah und nochmals Yeah!“


(Refrain)

Sauerkraut und Erkenntnisrippchen werden gefangen im Muffindippchen. Und so kommt der Muffin in einen Schrein um f端r die Zukunft gewappnet zu sein. Ab jetzt wird alles richtig gemacht, mit Ideen und Stijl ein Feuer entfacht.


„Jetzt schaut doch nur, was Julepopule geschaffen hat!“, krisch der Bär in einem lauten, durchdringenden, für ihn typischen Balzlaut und tanzte wie von der Tarantel gestochen umher. Und er hatte recht. Der Muffin duftete köstlich nach Schweinefleisch und Majoran, und obgleich kein Fädchen Safran darinnen eingebacken war, leuchtete er gelblich und schimmerte wie der Hintern eines Glühwürmchens. Ein Wunder!





(Refrain)

Sauerkraut und Erkenntnisrippchen werden gefangen im Muffindippchen. Und so kommt der Muffin in einen Schrein um für die Zukunft gewappnet zu sein. Ab jetzt wird alles richtig gemacht, mit Ideen und Stijl ein Feuer entfacht.

„Ja“, rief Der Bernd Ringsdorf von der Der Bernd Ringsdorf Fernuniversität laut und aufgeregt. Sie hatten es geschafft. „Ich wusste ja auch gar nicht, auf wessen Balkon ich all die leckeren Zigaretten rauchen soll“, sagte der Bär. „Ich finds gut“, meinte Bruce, der Koch in betont

schläfrigem Duktus. „Ich bin mir immer noch nicht sicher, wozu dieses Natron im Muffinteig wirklich gut ist“, stellte Julepopule fest und da es bis dahin noch keiner zu sagen gewagt hatte, so sprach Dr. Huckonius Haas, den kein Mensch „The Huff“ nannte, das Unaussprechliche aus: „Hier, ich mein ja nur.“


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