Stijlroyal
XIV Stijlroyal Heimatmagazin XIV — Flüsse & Fleischsalat RUEXIV / Wo alles entsteht — Bächlein in und um Wiesbaden — Super iPad-Mag.de Was es alles gibt / What About Tee & Stijlregal — 44 Toiletten Der große Fleischsalat-Test — Rippchen mit Kraut / Fleischsalat-Style
Twitter Autoren über Heimat, Jugend, Flüsse und die Ostsee / mit @500beine, @bangpowwww, @blattwerk, @drosophila, @electricgecko, @formschub, @katjaberlin, @Ingeborch, @innere_simone, @_lu, @mspro, @Nilzenburger, @placetogo, @skizzenblog @SibylleBerg und @wondergirl
Editorial
E
s ändert sich ständig der Raum und die Zeit und irgendwie dachten wir, das Magazin ist uns beim letzten mal ja nur so durch die Finger gepurzelt, weshalb wir es nun im großen DIN A3-Format bringen. Ja und dann musste ein Thema her. Die Autoren wollen das ja immer im Vorfeld schon wissen und ich erinnerte mich wie ich mal am Ufer des Rheins ein Floß bauen wollte. Ich fand aber nur einen toten Hund, der mit dem Treibholz angeschwemmt wurde und als ich mit einem Stöckchen in seinen Bauch stak, da platzte dieser auf. Den Rest erspar ich Ihnen. Auf jeden Fall hing ich gerne am Fluss rum und Huckleberry Finn war mein ganz großes Vorbild, jedenfalls was das Amflußrumhängen betraf. Dann hatte ich ja so viele schöne Bilder vom Fluss, vom Staudamm bauen, vom durchs Flüsschen waten und Vietnam spielen im Kopf und so dachte ich, darüber könnten die Autoren schreiben. Also jetzt nicht wie ich Vietnam im Flüsschen spielte, sondern über Flüsse und die Abenteuer, die die Autoren damit erlebten. Für besonders schwierige Charaktere fügte ich dann noch den See und die See hinzu, weshalb ungefähr die gefühlte Hälfte der Autoren von der Ostsee berichtete. Und dann hatte ich zwischendurch meine Zweifel. Weil so viele angepeilte und möglicherweise auch verpeilte Quasiautoren meine Frage gar nicht beantworteten. Auch war die Zahl derer, die zwar zusagten, dann aber keinen Beitrag ablieferten und auch seitdem keine Mails mehr beantworteten, ziemlich hoch. So keimte in mir der Verdacht, dass das Thema möglicherweise Schuld an allem gewesen sein könnte. Bei Gelegenheit erkläre ich mal an einer anderen Stelle, dass man aus Gründen von Höflichkeit auch Anfragen ablehnen kann, wenn man den Prozess des Absagens in seinen Gedankenstrang mit einflicht. Kathrin Passig wäre hier ein gutes Beispiel, die sich die Mühe machte mir eine gut begründete Absage zu schicken, die im Flug mein Herz eroberte. Na also, es geht doch. Es weiß ja ein jeder Schelm und jedwede Schelmeuse, dass Fleischsalat die klassische Kombinationsnahrungsergänzung zu Flüssen ist. Ach nee, der Satz bringts nicht. Vielleicht sollte ich beim Schreiben keine lustig gemeinten Sendungen im Fernsehen kukken. So werden auch kommende Generationen von Bachmannpreisträgerinnen
Seite 5 — Foto von judigrafie / photocase.com
mit meinen Texten nicht zufrieden sein. Ich Schlampe. Also mit dem Fleischsalat ist es so, dass ich schon als winziges Kindlein damit gefüttert wurde. Nicht vordergründig, aber so nebenbei und immer mit dem Hinweis meines Vaters, Fleischsalat sei ein Abfallprodukt der Metzgereien. Später dann, in meiner vegetarischen Phase, verlor ich den Fleischsalat aus den Augen und erst als der Kollege Prof. Dr. Kacper Potega in meine Leber bzw. in mein Leben trat, erwachte erneut ein gewisses Interesse an diesem Produkt, welches hier in der Ausgabe des 14. Stijlroyal Magazins kumuliert. Und so ergab sich auch die Aufgabe an unsere Leser, einen wichtigen Teil aus ihrem täglichen Leben zu fotografieren, denn, das ist der natürliche Lauf der Dinge, auf Fleischsalat folgt der Gang zur Toilette oder wie man hierzulande sagt: „Uffs Glouw!“ Wir lieben unsere Leser für die Bereitschaft auch profane Dinge mit uns zu teilen. Auf jeden Fall ist in allem immer auch ein Stück Heimat drin. Als wir die Autoren, die wir auch diesmal alle bei Twitter zusammen suchten, nach ihrem Bezug zu den Flüssen, Seen und dem Meer fragten, da schwang schon die Idee mit, dass sich da ein spezielles Gefühl entlocken lassen könnte. Weil mir das so geht. Hinterher fragte ich mich, ob das die richtige Frage war, weil es doch so eine persönliche Empfindung war, die wir dann hier mit einer kleinen schlampigen Reportage über die Rinnsale meines Lebens dokumentiert haben. Bevor ich nämlich dem Alkohol, schnellen Autos und den Frauen verfiel, war ich ein großer Fan von Gewässern aller Art. Ich glaube, dass das die Welt interessieren könnte. Die Idee war dann, dass wir alle Bilder einfach mal vollkommen unprofessionell mit dem iPhone fotografieren könnten, was sich als super Idee herausstellte, die wir in ihrer Gesamtkonsequenz später fallen lassen mussten. So griffen wir bei den textbegleitenden Illustrationen auf die Fotos von photocase.com zurück. Schon alleine der Umstand, dass man aufwändige Reisen in den Norden der Republik um diverse Ostsee-Impressionen einzufangen,nicht dem Stijlroyalen Rechnungshof hätte erklären können. So dokumentierten wir den großen Fleischsalattest mit dem iPhone und zwei Baulampen, deren Lichtfrequenzen nur
mit Mühe und Not via Bildbearbeitungssoftware aus den Bildern herauszufiltern war. Es war furchtbar, führte so aber zu einem Ergebnis, das im Grunde den Fleischsalattest zu dem machte, was er eigentlich war, nämlich zu einer Kunstaktion. Weder die Probanden, noch die Umstände hätten je zu einer ernsthaften Klärung der Sachlage führen können. Es bleibt die Heimat Mittelpunkt des Heftchens. Bestand also die Hauptaufgabe an die Autoren über ihr Leben am oder im Wasser zu berichten, ergab sich durch den Umstand, dass sich der Blogger und Dingsmann Michael Seemann gerade einige Monate in New York aufhielt, eben die aktuell brennende Frage, was der Schmelztigel aller Schmelztigel mit seinen Einwohnern macht, die ja irgendwie fast alle eher zugezogen sind oder zugezogen wirken. Wir haben nicht den Anspruch politische Brisanz mit dem Begriff Heimat zu erzeugen. Heimat ist eher eine Herzensangelegenheit und eine Zwangsläufigkeit. Heimat ist niemals das, was in diesen Wochen in der Thilo SarrazinDebatte aufgewirbelt und aufgeregt diskutiert wird und es hat auch hier nichts mit Integration von Menschen in ein anderes System zu tun. Heimat ist auch ein Begriff, wenn man sie nicht hat. Wenn man sich fremd, un- und missverstanden fühlt. Irgendwo aber muss sie sein. Es ist jedes mal das gleiche, was soll man auch sagen? Das Heftchen ist nun so geworden, wie es ist und ich spare auch hier nicht mit Weisheiten, welche verkündet werden wollen. Viel Spaß damit. Huck Haas
Inhalt
06 Sagt mal, wo kommt ihr denn her? — 08 Nah am Wasser – über Rinnsale in Wiesbaden und eine Ode an die Loreley — 16 Über Flüsse und die Ostsee – 18 Katja Berlin - Moby Dick – 20 Wondergirl - Das Meer kostet nichts — 22 Silke Nolden - Im Fluss — 24 Andreas Glumm - Betsy Heller geht über die Wupper — 26 Thomas Pfeiffer Sein Traum vom Fluss — 28 Petya Metodieva - Hier Ostsee, wir müssen reden — 30 Sibylle Berg - Die Ostsee in ihrem Lauf… — 36 Angela Leinen - Alles fließt? Schön wär‘s — 34 Claus Ast - 483 — 36 Sebastian Abresch Ins Wasser — 38 Nilz Bokelberg - Ich kann nicht schwimmen — 40 Malte Müller - Flow — 42 Lisa Hantke Donnerkeile sammeln — 44 Ingeborch - Stromabwärts — 46 New York Ownen - Michael Seemann — 48 Das iPad Magazin — 50 Eine Straße - Die Winnie Puh-Straße in Warschau — 52 Der klitzegroße Fleischsalattest - 31 Fleischsalatteste im Test — 66 Die Ästhetik des Notwendigen - Vierundvierzig Klos von Leuten — 80 Jugend im Gehirn - Die Jugend von Ada Blitzkrieg — 82 Rippchen mit Kraut - im Fleischsalatstyle — 84 Das Stijlregal Wo es was zu kaufen gibt — 86 Impressum
Seite 7 — Foto von An7lion / photcase.com
W — Seite 8
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ie Heimat des Heimat-
gewisse Resignation eingekehrt, weil der
wenige können sich dem entziehen und
runter lügen lassen. Wenn ein Produkt,
wieder neu definiert.
Das Einfache, lieblose, nur vom vermeintlich
sogenannter Zivilisation. Die Meisten
durchdacht, wirkungsvoll und kundennah,
magazins wird immer Definition durch Umzug.
Neu, besser und noch gemütlicher soll alles werden. Unsere Vision vom Arbeiten im
Wohnzimmer wurde erfolgreich umgesetzt und die Ideen sprudeln nur so aus uns heraus.
Der eigentliche Anlass, das Magazin zu
produzieren, ist längst nur noch ein kleiner Teil der Geschichte. Wir wollten unsere Sicht der Dinge zeigen. Das, was man
im Editorial Design machen kann. Die
vordergründige Schönheit des Objekts hat ihre Preise schon gewonnen, doch Design
soll auch funktionieren. Generationen von Designern zerbrechen sich ihre Köpfe über Wirkung von Design und zuletzt ist eine
Seite 9 —
Trash allzu oft die Oberhand gewonnen hat. einfachen Weg bestimmt.
Es wird dem Leser nichts mehr zugemutet und auch nichts zugetraut. Vielleicht ist das auch nachvollziehbar, in einer Welt, in der die Ästhetik des Seins allzu oft
mit modischem Style und überflüssiger
Schnöseligkeit verwechselt wird. Doch was
entscheiden sich für ein Leben abseits
werden geprägt von dem, was sie sehen, von den Räumen, in denen sie leben, von den
Betriebsanleitungen, die sie nicht verstehen, von Störern, Werbeclips, Flyern, Broschüren, Zeitschriften und dem Geplapper von
Verkäufern und dem, was sie verkaufen wollen.
ist passiert? Es ist vielen Menschen gar nicht
Und dann soll all das die Menschen auch
sie sich den ganzen Tag aufhalten. Vielleicht
Platz 1 der Wahrnehmungscharts. Doch
mehr bewusst in was für einer Umgebung
ist das auch gut so, wenn man die Menschen auschließlich als Erfüllungsgehilfe und
Funktionsmaterial betrachtet. Aber das,
was Designer, Architekten und Stadtplaner entwickeln, wirkt auf die Seele der Men-
schen ein. Jeden Tag, ein Leben lang. Nur
noch erreichen. Alles. Gleichzeitig und auf die Dinge sind zu ähnlich, zu wirkungslos, zu unmutig und so voller Angst vor dem Kunden, der all das nicht versteht. Die
Wahrnehmungsverdrossenheit hat jedoch längst eingesetzt, die Menschen wollen sich nicht mehr das blaue vom Himmel
eine Dienstleistung gut ist, gut entwickelt,
dann… ja dann sagt das doch so, wie ihr das
auch gesagt bekommen wollt. Handelt nach dem Kategorischen Imperativ.
Das ist es, was wir wollen. Das ist
bisweilen ein Kraftakt, aber einer, der Sinn macht. Und letztlich ist der erste Schritt immer, die eigenen Überzeugungen zu
kommunizieren und Dinge zu machen, die die Wahrnehmungen aufbrechen
und gleichzeitig auf Gruselmotive und
Schockeffekte verzichten. So ungefähr das wollen wir mit diesem Magazin machen.
Das ist unser Anliegen. So funktioniert es.
— Seite 10
Nah am Wasser W
ie Huck Finn auf einem
Marken Lord und R6, träumten davon
des 24.12. schauten wir nach unserem
Kind im Bach.
hinunter treiben,
Tages bauten wir dann ein Floß. Jeden
Gestrüpp und angeschwemmten Hunden.
uns jeder Biber sofort adoptiert und zum
Floß den Misssissippi das wär‘s. Oder
wenigstens den Rhein in einem Gummiboot. Oder wenigstens einen Staudamm am
Grunselsbörnchen bauen. Egal, hauptsache fliesendes Gewässer.
Hier gibt es den Rhein, an dessen Ufern wir rumlungern konnten. Der Rhein galt in meiner Kindheit jedoch als
Giftbrühe. Auf gar keinen Fall durfte man darin schwimmen. Erzählungen über
Arschbomben von den Bäumen der Maarau und einer Kirmes auf dem zugefronen Fluss lauschten wir gebannt.
Und so hingen wir dort rum, saßen in Büschen und rauchten Zigaretten der
Seite 11 —
abzuhauen „aus dem Scheiß!“ und eines Tag im Herbst des Jahres 1979 gingen
wir runter an eine Stelle, die zwischen dem Schiersteiner Hafen und dem
Örtchen Nieder-Walluf lag und zerrten angeschwemmte, nicht allzugroße
Baumstämme auf einen Haufen und
verbanden sie mit geklauter Wäscheleine und sonstigen Seilschaften, die wir
auftreiben konnten. Natürlich waren alle
Stämme morsch und im Nachhinein auch mit Laienblick betracht , das Ganze sicher
nicht tauglich um damit bis nach Holland zu fahren, aber es war unsere Lebensaufgabe.
Und dann kamen die Herbststürme und der Winter und nur noch einmal am Morgen
Reisegefährt, wie es da lag, so zwischen
Im nächsten Frühling war es nicht mehr
da. Das Hochwasser macht den Rhein an
manchen Stellen etwas unbequem und so
riss er das Floß wohl mit und mit dem Floß unsere Träume von Freiheit.
Wir trösteten uns mit Erkundungswan-
derungen durch Bachläufe, in deren Verlauf wir oft bis zum Hals im Wasser standen, weil wir unbedingt den kompletten
„Fluss“ durchlaufen mussten, wir waren
ja Abenteuerer. Manchmalwaren wir die
Typen aus dem Film „Gesprengte Ketten“.
Ein anderes Mal Livingston beim Entdecken diverser Nilquellen oder wir befanden uns
im Vietnamkrieg. Was man halt so macht als
Ja und Staudämme bauten wir, da hätte Ehrenbiber ernannt. Manchmal kamen
sogar Bauern mit Dreschflegeln, um uns zu verdreschen, weil wir derart impsosante
Überschwemmungen erzeugt hatten, dass der Drei-Schluchten-Staudamm sicher ein bisschen neidisch dreingeblickt hätte. All
das war ein großer Aufwand und hielt uns
wenigstens vom frühzeitigen Konsum von Drogen und Alkohol ab und hat nun zur
Folge, dass die Erinnerungen an „Früher“ schöne Gedanken sind.
Deshalb haben wir unsere Autoren gefragt,
was sie mit den Flüssen und Seen, dem Meer verbindet und so haben wir hier eine kleine
Ode an die Rinnsale der Kindheit aufbereitet.
Der Main (auf Seite 8) ist das Stiefkind der
Bild linke Seite unten rechts:
Bild Seite 12:
Bild Seite 14 oben links:
den Rhein. Flussaufwärts allerdings macht
Börnchens mündet bei Schierstein in den
Nebenfluss des Rheins und schlängelt
Kindheit auf einer Lokomotive aus Holz
Flüsse. Was soll er auch ausrichten gegen
der Main schwer was her im romantischen Bereich.
Bild linke Seite oben links:
Der Lippbach am Frauensteiner Sportplatz am Rande eines Grillplatzes. Bild linke Seite oben rechts:
Der Lindenbach unweit des Grunzels Rhein.
Bild unten links:
Der Schiersteiner Hafen. Erbaut 1859
und 1923 erweitert. Dient als Yacht- und
Tretboothafen. Ganzer Stolz Schiersteins. Am Ufer Eisdiele mit bestem Banana Split der
Die Wisper ist ein 29,715 km langer, rechter sich durch das Wispertal. Ideal für
Motorradfahrer mit Frühlingsgefühlen und Organspenderausweis.
Dambachtal. An den Ufern des Baches
verbracht. Entfernung zum BKA: 374 Meter. Bild Seite 14 oben rechts und unten links:
Teilweise begradigter Rambach, der durch die Wiesbadener Ortsteile Rambach und Sonnenberg fließt.
Welt.
Bild Seite 15:
Weilburger Tal, dass sich in Wiesbaden vom
Bild unten rechts:
Nerobergs.
erstreckt.
einer warmen Quelle gespeist und wirkte
Das Bächlein heißt Aunel und entspringt im Chausseehaus bis in den Ortsteil Dotzheim
Bild linke Seite unten links:
Die Quelle Grunsels Börnchen in den Weinbergen zwischen Wiesbaden-
Schierstein und Frauenstein. Es heißt, dass Frauen die das Wasser der Quelle trinken, schwanger werden.
Seite 13 —
Der warme Bach in Schlangenbad wird aus am Tag der Bilderstellung eher lustlos.
Der Schwarzbach im Nerotal am Fuße des Elegante Wohngegend und kleiner Park im
Stile englischer Landschaftsgärten. Der Park wurde in den Jahren 1897 bis 1898 angelegt.
– Seite 14
Loreley Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, Dass ich so traurig bin; Ein Märchen aus alten Zeiten, Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme, Und singt ein Lied dabei; Das hat eine wundersame, Gewaltige Melodei.
Die Luft ist kühl und es dunkelt, Und ruhig fließt der Rhein; Der Gipfel des Berges funkelt Im Abendsonnenschein.
Den Schiffer im kleinen Schiffe Ergreift es mit wildem Weh; Er schaut nicht die Felsenriffe Er schaut nur hinauf in die Höh´.
Die schönste Jungfrau sitzet Dort oben wunderbar, Ihr goldnes Geschmeide blitzet, Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Ich glaube, die Wellen verschlingen Am Ende Schiffer und Kahn Und das hat mit ihrem Singen Die Loreley getan. Heinrich Heine (1797-1856)
Liebe Alva Elisabeth Ursula Susanne Loreley, wenn du diese Zeilen liest bist du schon groß und der 26.03.2009 ist lange her. Wir, Deine Eltern, freuen uns jeden Tag über Dich - und so wird es immer sein. In Liebe, Ariane & Jens Schmidtmann
Glück ist Liebe, nichts anderes — Wer lieben kann, ist glücklich. (H. Hesse)
Seite 17 — skia Wegner
I
rgendwas mit Heimat. Diesmal haben wir Menschen, die lustige Sinnsprüche per Tastatur in eine Liste eintippen, die man via Twitter am Computer abrufen kann, gefragt, was sie so getrieben haben, an den Ufern der Flüsse und Seen ihrer
Heimat und auch darinnen. Lesen Sie, was diese Menschen aufgeschrieben haben und folgen Sie ihnen anschließend auf Twitter, lesen Sie deren Blogs, heiraten Sie sie, wie auch wir sie geheiratet haben. Über Flüsse & Seen Texte von @katjaberlin @innere_simone @electricgecko @500beine @Ingeborch @blattwerk @formschub @drosophila @_lu @skizzenblog @wondergirl @Nilzenburger @placetogo und @SibylleBerg , sowie @mspro mit Gedanken über Heimat aus New York City.
Über Flüsse und die Ostsee Seite 19 —
Moby
Dick @katjaberlin
Name: Katja Berlin Wohnort: Berlin Beruf: PR-Mieze Traumberuf: Katzenzüchterin, Herthamaskottchen, Judes Laws ganz persönliche Assistentin Im Web: www.graphitti-blog.de Bei Twitter seit: 08.2008
Wenn ich Leuten in Mitte oder Prenzlauer Berg erzähle,
Die Anlegestelle der Moby Dick ist an der Tegeler
hiesige Heizkraftwerk und die Müllverbrennungsanlage.
weit aufgerissene Augen und die Antwort: „Wirklich?
ausgesprochen wird. Hier flaniert der Berliner, füttert
das Kraftwerk in Elektrizität verwandelt, den Bordmoderator
dass ich aus Berlin stamme, ernte ich als Reaktion immer Du bist eine waschechte Berlinerin? Cool, ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, der hier geboren wurde.“ Die Zugezogenen stellen sich das dann immer so vor,
als hätte ich Soja Latte Macchiato als Muttermilch und
den ersten Kuss auf dem Unisexklo im Cookies bekommen. Dabei bin ich in West-Berlin aufgewachsen. Hier trinkt
man weder Soja Latte Macchiato noch Bionade, sondern
Fassbrause oder ne Molle. West-Berliner gehen sonnabends am Kudamm und nicht auf der Friedrichstraße einkaufen
Greenwichpromenade, die „Grienwütschpromenade“
Schwäne, spielt Minigolf und isst Eis oder Eisbein. Keine
spanische Reisegruppe, keine schwäbischen Webdesigner oder englischen Pubcrawler würden sich je hierhin
verirren. Dennoch ist die Moby Dick immer voll – und zwar ausschließlich mit West-Berlinern, die nichts Neues sehen
wollen, sondern das Alte. Wer an Bord eine Kamera aus der
Tasche zieht, gibt sich hier als Außenseiter zu erkennen und muss sich vom Schiffspersonal die Frage „Paparazzi oder watt?“ gefallen lassen.
und denken bei Berliner Modelabels an Pelz Lösche
Aber was soll man auch fotografieren? Während man
Wiedervereinigung und Hauptstadtwerdung Berlins solange
Kanzleramt innerhalb von zehn Minuten abschiffern kann,
statt an Kaviar Gauche. Man hat die Maueröffnung,
ignoriert, bis sie zur Degradierung des Bahnhofs Zoo zu
einem Regionalbahnhof und zur Schließung des Flughafen Tempelhofs führten. Dann fand man sie scheiße. Der West-
Berliner mag keine Aufregung, er verlässt selten seinen Kiez und Neuerungen lehnt er kategorisch ab.
Unerschrockene, die diesen Menschenschlag kennen lernen wollen, sollten sich auf eine Schiffstour mit der MS Moby Dick begeben. Flüsse spielten in West-Berlin keine große Rolle. Havel und Spree kamen aus der DDR und flossen
wieder in die DDR. Dazwischen gab es nur wenige Kilometer, die man mit Ausflugsdampfern befahren konnte. Eine dieser
auf der Spree das Schloss Bellevue, den Reichstag und das
fährt die Moby Dick durch den Tegeler See bis nach Spandau und wieder zurück. Die „faszinierende Insellandschaft“, die der Reedereiprospekt dem Tegeler See andichtet, ist
ein Haufen kleiner, dicht bewachsener Inselchen, deren
Namen alle auf -werder enden. Auf Hasselwerder gab es
früher mal eine Badeanstalt, auf Valentinswerder gibt es Wochenendhäuschen, auf Reiswerder Kleingärten und Baumwerder hat einen Tiefbrunnen. Das ist in etwa so
faszinierend, wie Fußnägeln beim Wachsen zuzugucken.
Man fährt am Strandbad Tegel vorbei, das aus Geldmangel geschlossen wurde, und am Haus der Wasserschutzpolizei.
alten Routen ist die Oberhavelseenrundfahrt, die auch nach
In Ermangelung touristischer Highlights nennt die Stimme
noch immer die langweiligste und ereignisärmste Tour, die
Brücken, die von Bord aus zu sehen sind. Dabei handelt es
der Wiedervereinigung nicht geändert wurde. Sie ist also
man sich überhaupt vorstellen kann. Um diesen Umstand
ein wenig zu kaschieren, wird hier seit Menschengedenken die MS Moby Dick eingesetzt. Sie sieht aus wie ein silbern-
schwarz karierter Wal, in dessen Bauch Berliner Weiße und Kasselerbraten serviert werden. Die Moby Dick ist Berlins
bekanntestes Schiff, dicht gefolgt von der MS Havel Queen, die man als Raddampfer verkleidet hat.
aus den Bordlautsprechern Länge und Baujahr sämtlicher
sich selbstredend nicht um klassizistische Schinkelbauten, sondern um stinknormale Stahlbetonbrücken.
Die Route führt weiter nach Spandau, das selbst für
West-Berliner als Hort der Langweile gilt, den man nach Möglichkeit meidet. Hier steht eines der ältesten IKEA-
Möbelhäuser Deutschlands, aber seitdem eine zweite Filiale in Tempelhof eröffnete, hat Spandau in den Augen der
Berliner seine einzige Daseinsberechtigung verwirkt. Die
Passagiere erfahren auf diesem Abschnitt sehr viel über das
Seite 21 — Foto von m.star / photocase.com Bilder: iPhone4 – von Huck Haas / Saskia Wegner
Da die milligrammgenauen Angaben zur Kohlenmenge, die
außerordentlich lange in Anspruch nehmen, zieht die einzige echte Sehenswürdigkeit der ganzen Tour, die Zitadelle Spandau, gänzlich unbeachtet vorbei.
In Spandau gibt es den einzigen Halt auf der Tour, niemand steigt aus, ein paar kommen dazu. Danach dreht die Moby Dick und fährt exakt den gleichen Weg zurück. Aber auch jetzt wird die Zitadelle ignoriert, weil es auf der anderen
Seite noch eine weitere Brücke zu sehen gibt, deren Alter und Größe nicht unerwähnt bleiben sollen.
Zwischen dem Servicepersonal und den Passagieren
haben sich mittlerweile erste Feindseligkeiten gebildet.
Nur auf Nachfragen erklärt sich die Bedienung bereit, in
die Küche ins Unterdeck zu gehen, um Berliner Weiße mit
Waldmeister zu holen. Lieber wäre es ihr, wenn man zuerst die Berliner Weiße mit Kirsche austrinken würde, die noch auf dem Oberdeck im Kühlschrank stehen. Irgendwann
aber geben die Kellner ihren Widerstand auf und bringen 163 Kännchen Kaffee hoch. Zu spät für einige Passagiere,
die schon eingeschlafen sind. Die anderen sitzen auf ihren Plastikstühlen, gucken raus und schweigen.
Bevor die Moby Dick wieder die Anlegestelle ansteuert, biegt sie links ab und fährt an Konradshöhe vorbei zur Mündung des Oder-Havel-Kanals. Auf diesem Teilstück gibt es nicht
einmal mehr Brücken, die es zu kommentieren gälte, so dass der Moderator schweigt. Die erstaunlich leise Moby Dick
gleitet an Wassergrundstücken vorbei, man winkt ihr vom Ufer aus zu, dann wendet sie und fährt wieder zurück.
Zwei Stunden nach Abfahrt legt das Schiff wieder in Tegel
an. Man wird mit einem „Tschüssi, bis zum nächsten Mal.“ verabschiedet, steigt in die U-Bahn und erreicht vierzehn Stationen später eine völlig andere Stadt, in der ich im Grunde auch nur eine Zugezogene bin.
Meer, das ist die Ostsee. Nicht die skandinavische Variante, mit Ferien und Saltkrokan. Vom Baltikum muss man nicht erst reden, fährt schließlich nach wie vor kaum jemand hin. Auch Travemünde trifft es nicht ganz, viel zu sehr Westen, fast Nordsee. Heringsdorf, Prerow und Binz gehen bereits in die gewünschte Richtung, sind aber von Sachsen und Berlinern okkupiert und daher nicht Vorpommern, also nicht so richtig Ostsee, sondern eben Ostsee für Sachsen und Berliner. Ostsee findet zwischen entvölkerten Grenzstreifen, Atomkraftwerken und ehemaligen NVA-Sperrgebieten statt. Niemand verkauft hier Eis oder verleiht Neoprenanzüge und ob man ertrinkt oder nicht hat man selbst zu klären. Auf dem Weg dorthin zieht man für gewöhnlich die Schuhe aus (der Sand) und wieder an (die Kiefernzapfen), das Ganze mehrfach. Überhaupt gibt es viele Kiefern, die man allerdings meiden sollte, denn öffentliche Toiletten gibt es natürlich auch nicht, zumindest nicht im eigentlichen Sinne. Dafür kann man aber geeignete Haustiere wie Hunde, Pferde und Schafe mit sich führen, was oft genug der Fall zu sein scheint, den Fußabdrücken nach. Irgendwann steigt man eine Düne hinauf, der Wald teilt sich und ist verschwunden. Vor einem das Meer, auch beim fünfhundertdreiundsiebzigsten Mal komplett überraschend. Wenn man in der Nähe eines Meeres lebt, sieht man es vermutlich nicht öfter als jemand, der nur einmal im Jahr dort Urlaub macht. Außer vielleicht, man wohnt direkt in einem der Küstenorte, aber auch das ist nicht sicher. Das liegt vor allem daran, dass Nähe in Vorpommern eine andere Dimension hat als in der Stadt. Nah ist alles, was man in weniger als 45 Minuten Autofahrt erreicht, schon für die nächste Wocheneinkaufsmöglichkeit sind 20 Minuten normal. Entsprechend ist öfters mal das Meer sehen etwas aufwendig, auch wenn man bei ihm wohnt. Dazu die Gewissheit, dass man das Meer jeder Zeit haben kann und nicht jede Möglichkeit nutzen muss. Kurz: Man ist vielleicht vier Mal im Jahr dort, drei Mal im Sommer zum Baden, einmal sonst wann, wenn Sachsen und Berliner auf Besuch da sind und man was vorzeigen muss. Andererseits vergrößert sich die zeitliche Dimension rückblickend. Ewige Wanderungen durch waldbrandgefährdete Küstenwälder, Sommerabende mit Stechmücken und Quallenplagen, Donnerkeile sammeln nach Herbststürmen, Eisbaden im Februar. Familienfotos und Fotos mit Freunden entstanden oft hier, wo alle einigermaßen zufrieden waren. Das Meer kostet nichts, es gibt keinen Dresscode und setzt keine übermäßige soziale Interaktion voraus. Man blickt drauf, in die Weite, auf fremde Dehnungsstreifen. Man sonnt sicht, malt Aquarellbilder und sammelt Kippen aus dem Sand. Man entspannt einfach. Ruhe. Ob das Meer mir fehlt, weiß ich nicht genau. Manchmal sehen wir uns noch, aber ich komme als Touristin. Es ist Nostalgie, Erinnerung an einen Lebensabschnitt, bisschen Kindheit und das Danach. Daran muss man nicht festhalten. So einen Platz mit dieser Art Ruhe hätte ich hier aber gerne.
Das Meer kostet nichts Name: Hanna Wohnort: Frankfurt Beruf: Studentin Traumberuf: Hirnforscher Bei Twitter seit: Mai 2007
@wondergirl
Seite 23 — Foto von judigrafie / photocase.com
Ein wundervoller Tag, um am Meer zu sein. Die Sonne tätschelt alles Lebendige, hüllt das Boot in warmes Licht, um dann über die Reling weiter unten im Meer zu verschwinden. Alle sind da, und ich bin vor lauter Freude ganz warm, randvoll mit Licht und einer seltsamen Aufgeregtheit. Das Boot zieht eine Spur durch die Wellen, die Sonne wird zu kleinen Irrlichtern auf den Wasserkronen und ich bade im Seewind. Warum haben die anderen so ernste Gesichter? An so einem herrlichen Meertag. Man sollte die See nie so ernst angucken. Urgroßvater Malte hat bei Ebbe immer mit polterndem Lachen gerufen ‚Na? Wer hat das Meer so erschreckt?’ Das hat mich als Kind beeindruckt. Das Meer erschrecken. Aber es kam immer wieder zurück. Wasser ist Leben, sagte meine Mutter damals zu meinem Vater, und zwar genau in dem Moment, wo beide noch nicht wussten, dass sie sich vor ein paar Momenten zu meinen Eltern gemacht hatten. Sie gab die Wasserflasche in seine warmen Hände und rollte sich an ihm zusammen. Ich habe keine Ahnung, warum mir das gerade jetzt in den Sinn kommt, und woher ich das überhaupt – ach, da sind sie ja. Gucken auch so komisch. Mein Vater wirkt seltsam entrückt, aber da, jetzt treffen sich unsere Blicke, und er strahlt mich an, winkt. Etwas weiter hinten steht Kristin. Ob ihr das Boot gefällt? Wir waren gerade eingeschult, als wir Freundschaft spürten und diese mit einer langen Fahrt besiegeln wollten.
Dafür bauten wir Tag um Tag nach der Schule am kleinen Fluss hinter dem Haus ein Floß aus Gebüschfunden die von der A46 den Weg über die Leitplanke ins Dickicht fanden. Wir hatten das einzige Floß, welches mit sehr vielen Blinkerund Lampenscherben in der Sonne glitzerte, und wir wollten damit nach Amerika. Amerika stellte für uns das einzig logische Ende der Düssel dar. Wir kamen genau bis zur nächsten kleinen Holzbrücke, was um die 300 Meter war. Dann ging unser Floß in einzelnen Bestandteilen seinen eigenen Weg, und Kristin und ich zeigten noch Jahre später auf glitzernde Blinker in der Düssel und sagten ‚Amerika’. Und lachten. Ach, der Wind tut gut. Und die Lampions – so welche wollte ich immer im Garten haben. Bunt, wild im Seewind tanzend, für all die Lebensfeste, die man im Garten so verfeiert. Anna kommt an Deck und bleibt unter einem der Lampions stehen. Hält kurz inne und ruft irgendwem zu, er solle etwas lauter machen, der Wind würde alles schlucken. Kurz darauf die ersten Töne von Una furtiva Lagrima. So etwas trauriges an so einem herrlichen Tag? Anna? Anna! Hört mich nicht. Mit vierzehn haben wir Blutsbrüderschaft geschlossen, die Glasscherben haben wir aus dem Rhein gefischt. Saßen am Flussufer und bluteten in unsere Shirts, feierlich. Und ob sie sich noch daran erinnern kann, wie wir beide damals auf der Fähre von Oostende bis nach Dover gekotzt haben, einmal quer durch den Ärmelkanal? In Brighton konnten wir dann schon wieder Bier aus Dosen trinken. Süßer Vogel Jugend, wir waren keine 18. Durchschifften alle Phasen, die Mädchen zu Frauen werden lassen, und Frauen zu Frauen. Schworen uns, nie zu sterben, teilten uns Bierdosen, fuhren weg, kamen wieder. Freundschaftsfluss halt. Ich bekam meinen ersten Kuss auf einem Boot namens Seemöwe II. Die Seemöwe I lag im selben Hafen der Ostsee und war ein Butterschiff der Dänemark-Route. Die Seemöwe II war im Familienbesitz und ein rot-weißes Schlauchboot. Da saß ich eines frühen Morgens und mit mir Huck Finn, der eigentlich Tommy hieß. Er war sagenhafte 11 und hatte sagenhafte Sommersprossen. Ich war 9, lange Haare und mit Faible für komische Jungs. Wir trafen uns beide zwei Tage zuvor, angelnd am Hafenbecken. Ich angelte ohne Köder, er ohne Angel. Direkt Liebe. Huck Finn – so nannte ihn meine
Mutter, weil er eben so aussah – war nur drei Tage mit seinen Eltern im Hafen, dann segelten sie weiter. Eine Stunde vor Abfahrt gab er mir an Bord der Seemöwe II einen kurzen, schüchternen Kuss der nach Salz schmeckte. Eine Stunde später war ich das herzzerreißend heulende Mädchen am Kai, und mein Vater kaufte mir einen Hotdog nach dem anderen, um mich wieder zu beruhigen. Das war der erste von so einigen Küssen und Geschichten, die am Wasser begannen oder endeten. Meine letzte Liebe Oh, der Motor wird abgestellt, wir sind da. Kurz die Stille genießen, die Musik liegt in den letzten Tönen. Der Wind – ich könnte überlaufen, so herrlich ist es hier, aber ich wiederhole mich. Ich weiß. Hans Albers, wer hat den denn aufgelegt? Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise… Immer musste ich auf der Stelle und ganz schlimm heulen, kaum hat Hans Albers den ersten Satz gesungen. ‚In mir wohnt die Seele eines ertrunkenen Seemanns’ hab ich dann gesagt; und Tempos vollgeschnäuzt. Jetzt sagen sie alle was, einer nach der andern. Stimmt Anna, das mit dem Obstbaum war eine lange Alternative. Jedes Jahr hättet ihr euch die Früchte teilen und sagen können ‚Hm, schmeckt sie nicht wieder super dieses Jahr?’. Leider ist das sehr illegal, und einen eigenen Garten am Meer, nun ja. Aus Versehen eine Ecke zu früh in einen Seitenarm eingebogen. Meer verpasst, neuen Fluss gefunden. Lebensfluss. Und dafür jetzt und hier und für immer, irgendwie. Hans Albers singt zu Ende. Nimm mich mit, denn ich kenne jetzt die Welt. Die Urne wird in Position gebracht. Arschbombe. Die letzte. Ich winke euch noch zu, aber ihr verschwindet viel zu schnell. Konturen werden von hellblau zu dunkelblau, ein salziger Kuss noch nach oben, und ich rufe ‚Hey, ich wollte doch immer am Meer wohnen, ich hab’s geschafft!’ Wohin geht, Kapitän, Deine Reise? Dann wird alles dunkel. Nimm mich mit, Kapitän, nach Haus.
Im Fluss @_Lu
Name: Silke Lu Nolden Wohnort: Düsseldorf Beruf: freie Kreative Traumberuf: freie Salzbäuerin Web: hafenbureau.de / silkenolden.de / derbe.blogger.de Bei Twitter seit: 28.10.2007
Seite 25 — Foto von PhotoSuse / photocase.com
Früh am Tag, ein Pfad oberhalb der Wupper Mittlerweile freue ich mich richtig sie zu sehen, Cara, zwölf, gehorcht nur, wenn ihr danach ist, Ich schnuppere noch wie betäubt dem modrigen die tapfere kleine Frau mit kleiner Rente; immer was gelegentlich zu Meinungsverschiedenheiten Fluss hinterher, der Fäulnis, (als hätte man Magen- unterwegs, immer unter Dampf.
zwischen den beiden Damen füahrt. Einmal be-
kranke ausgeräumt), da biegt Betsy Heller um die „Lange nicht gesehen. Was macht Ihre Frau? Grüßen obachteten wir Betsy Heller, wie sie Cara an der Ecke, mit Cara, der Rehpinscherdame, die gemütlich Sie Ihre Frau schön.“
Leine hinter sich her zog, bis zum Theegarten hoch,
weitermarschiert, während ihr Frauchen stehen Sie macht ein paar schaukelnde Schritte auf meinen wie einen störrischen Würfel, „Carrra!“ bleibt und sofort lostütet.
„KREISLAUFWETTER,NE! GEHT MIR AUF DIE PUMPE!
Hund zu, stoppt abrupt ab, kehrt zurück. Stop and Im Dezember wird Frau Heller 80 Jahre alt. Go, das ist ihr Verkehr, im Vollbildmodus. Sie kann Sie spricht so hastig, als würde sie Zwiebelchen nicht anders. Wichtig ist allein das Wegkommen, hacken, sie trägt merkwürdig festes Schuhwerk,
Cara hat ja recht, die Rehpinscherdame. Warum das Weiterkommen, das Aufzacksein, der Rücken- eine Mischung aus Teufelshufe und Stöckelschuh, lange in der Gegend rumstehen mit vier kurzen wind. Ich versuche mir vorzustellen, wie sie wohl mit sie ist ein schräger Engel, der um die Ecke springt, krummen Beinen, wenn das Frauchen erst mal 18 ausgesehen haben mag. Ein Rock‘n Roll-Monster. von Thema zu Thema. (Manchmal tütet sie einen lostütet. Ein intelligenter Hund. Ich kenne da Ein Fetengerät. Ich kann sie mir auch gut auf einem so zu, dass man zurückbleibt, als sei ein Gewitter ganz andere Vertreter. In deren Oberstübchen nur kommunistischen Propagandaplakat vorstellen, durch einen durchgezogen. Als hätte man mich von Appetit reinpasst. Appetit, und Hinterlist.
„GIBT BALD WIEDER REGEN, WISSEN SIE!
wie sie als knatschbunt gekleidete junge Bäuerin innen mit Bimsstein attackiert.) voran-schreitet,
im
Schlepptau
ein
Dutzend Ihrer 57jährigen Tochter hat man letzte Woche
Sie ist keine drei Meter entfernt. „Geht mir auf die Gefährtinnen mit glühenden KPD-Bäckchen, rote den halben Magen wegoperiert, „oh weh, sieht die Pumpe, das Wetter. Letzte Woche ist schon einer Bibeln schwenkend, terrorlächelnd.
schlecht aus, die raucht zu viel, vier Packungen
umgekippt. So Kreislaufwetter. Gibt bald wieder „Ist Ihnen der Bekloppte heut schon übern Weg am Tag, ist doch nicht normal, oder? Und all die Regen, am Sonntag.“
gelaufen, der mit dem Schäferhund? Der ist krimi- Türken, mit denen sie rummacht, das bleibt doch
Als sie uns in den Wupperbergen das erste Mal übern nell. Der ist rauschgiftsüchtig. Ganz rote Augen nicht in den Kleidern hängen..“ Halben Satz drauf Weg lief, das Make-up quer durchs Gesicht gerutscht hat der. Der schlägt auch seine Frau. Man hört so regt sie sich über den Nachbarn auf, der ständig am wie ein schwerer Ausnahmefehler, mussten wir manches. Gehässige Menschen gibt es, nicht wahr? Fenster lauert und nur darauf wartet, dass Cara ihr aufpassen, dass wir nicht laut loslachten.
Der lacht immer so dreckig, wenn er uns sieht. Der Geschäft macht, in den Blumenrabatten vor seinem nimmt Rauschgift. Cara! Komm zu Mami!“
Haus. „Wechseln Sie die Straßenseite!“ schnauzte er
Betsy Heller geht über die Wupper
heut Morgen Betsy Heller an, erzählt sie, „Ihr Hund blauer Fluss war am Vormittag und am Nachmittag Alte Menschen haben nicht laut zu leben, alte pisst mir in die Blumen!“ „Geht dich gar nichts an, ein roter, je nachdem, was die Wuppertaler Menschen haben sich daheim zu verbergen. Alt auf welcher Seite ich hergehe, und jetzt mach die Färberindustrie gerade produzierte. Noch im 18. werden ist eine andere Rasse, ist unnormal. Als Luke zu, ich kann Karate!“
Jahrhundert war die Wupper ein rheinisch-rassiger führe man ein Doppelleben, an einem vergessenen
„Gehässige Menschen gibt es, nicht wahr? Schreit Fischfilm in 3-D, und die Anwohner hatten vier, Nebenarm. mich die Verkäuferin im Penny-Markt an, ich soll fünf Mal die Woche Lachs auf dem Teller: „Das „Demnächst ist wieder Rhein in Flammen“, freut meinen Hund besser erziehen, nur weil der ne hieltest du im Kopf nicht aus, den Lachs warst du sich Betsy Heller, „freu ich mich schon drauf.“ Viertelstunde kläfft, oben vorm Penny-Markt, als irgendwann pappsatt, glaub mir das, Andreas!“
Ich auch. Wenn sie wieder im original Plissee-
ich am Einkaufen bin. Ja was denn? sag ich zu der Glaube ich gern. Ich nehm ja erst mal alles mit, Röckchen der Jitterburg-Ära den Express nach Ollen, Sie quasseln doch auch den ganzen Tag, was die Heimat zu bieten hat, modrige Gerüche und Köln betritt, auf dem Kopp einen lila Pott und da kann mein Hund ja wohl mal bellen, oder nicht? Betsy Heller-Lieder. Einmal hörten wir sie schon soviel verrutschte Schminke im Gesicht, als wäre Böse Menschen sind das, die haben Zerstörungswut, aus der Ferne trällern, mit Verve und Wehmut in sie damit ins Bett gegangen und spät am Morgen schöne Gummistiefel haben Sie an. Meine sind der Stimme.
aufgestanden: „oh, da muss ich ja gar nichts
kaputt. Und die hier hab ich heut Morgen fast
nachziehen.“ — Enorm.
„SEE–MANN, LASS DAS TRRÄU–MEN…
nicht an gekriegt, musste ich Sonnenblumenöl schallte es durch die Wupperberge, dass die Krähen
„DEINE HEI–MAT IST DAS MEER, DEINE
reinschmieren, die waren ja nass geworden gestern, aufflogen. Sie wussten ja nicht, was los war. Ob FREUN–DE SIND DIE STERR–NE, ÜBER RIO die sind fast eingelaufen, bei dem Wetter. Untergang drohte. Havarie vielleicht. So Kreislaufwetter. Geht mir auf die Pumpe.“
„DENK NICHT AN ZU–HAUS, SEEMANN, WIND
Für einen Moment kehrt Ruhe ein.
UND WELLEN RRU–FEN DICH HIN–AUS…
UND SHANG-HAI…
Die Wupper, dieser schwarze mystische Fluss, gibt Toller Sound. Großartiges Konzert. strudelige kleine Geräusche von sich, wenn er Aber natürlich, nicht jeder mag eine verrückte alte durchs enge Tal zuckelt, als werfe er Blasen auf, Frau, die der Wupper entlang schaukelt und aus wie ein Geysir, wupp, wupp, wupp, daher hat die vollem Hals Seemannslieder schmettert. Nicht jeder Wupper auch ihren Namen, die im Zeitalter der hat ein Faible fürs Außerirdische. Betsy Heller jagt Industrialisierung wechselnde Farben trug, ein Menschen Angst ein, mit ihrem lauten Anderssein.
@500Beine Seite 27 — Illustration von Susanne Eggert
Name: Andreas Glumm Wohnort: Solingen im Bergischen Land Beruf: Autor, Blogger Traumberuf: Autor, Blogger Web: glumm.wordpress.com/ Bei Twitter seit: 10. Juli 2009
Name: Thomas Pfeiffer — Wohnort: Hamburg (Körper, Freunde, Job) / Berlin (Herz) — Beruf: Grafik-Designer / CD — Traumberuf: Selbstbestimmer — Web: formschub.de/blog — Bei Twitter seit: 31.01.08 (Anmeldung) / 15.09.08 (erster Tweet) —
Sein Traum vom Fluss @formschub
Er erinnerte sich noch gut an den Traum, nach dessen Schilderung sein Therapeut kurz darauf die Praxis schloss und aus der Stadt verschwand. Es war einer von diesen Träumen, durchdringend real, die mehrere Nächte zu dauern schienen und aus denen sich das Bewusstsein beim Erwachen schwerfällig, wie durch eine meterdicke Schicht aus feuchtwarmem Humus, erst wieder einen Weg zurück in die Realität graben musste.
Licht. Jetzt. Ein Zimmer. Seins. Zahlen. Eine Uhrzeit. Welcher Tag? Liegen und atmen. Ein und aus. Ein Fluss. Sein Traum handelte von einem Fluss.
Zu Beginn stand er an einer Art Hafenkai, auf ein kühles eisernes Geländer gestützt und sah hinaus auf das Wasser. Es musste früh am Morgen sein, der kupferfarbene Dunst ließ keinen Blick auf das gegenüberliegende Flussufer zu. Hier, wo der Fluss am breitesten war, trug er auch am meisten Unrat mit sich. Die Luft roch salzig in seinem Traum, nach Diesel und Brackwasser. Irgendwo in Richtung der rostig verschleierten Stille, jenseits des dumpfen Rhythmus’ dieser übervölkert menschenleeren Stadt, die er nicht kannte, musste das Meer sein, das sich dem schlammigen Andrang des Flusses erst entgegenstemmte, mit trotzigen Strudeln dagegen ankämpfte und
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Seite 28 – Fot von *princessa* / photocase.com
dann doch nachgab und ihn in sich aufnahm. Er blickte hinunter auf den müden, trübbraunen Strom. Auf der Oberfläche trieben Holzstücke und Blätter. Müll und Verpackungsreste dümpelten träge vorbei: eine alte Plastiktasche, aufgebläht wie eine tote Qualle, der Werbeaufdruck PRIMA war kaum noch zu lesen. Eine Milchtüte – FAMOS. HAPPY – der Folienbeutel einer Fruchtgummimischung. Eine aufgerissene Kondompackung – PLEASURE. Das aufgeweichte Etikett einer Colaflasche – FUN. Ein lautlos klagender Jubelchor. Die öligen Schlieren dazwischen im Wasser formten verzerrte Gesichter, bewegten in munchesker
Zeitlupe die Lippen dazu. Er schloss die Augen. Er öffnete sie wieder, viel später, im Wald. Die Sonne streute gelbgrünes Konfetti durch das Dach aus Blättern über ihm und dem Fluss. Von hier aus sah er die Quelle, hoch oben, in einer senkrechten Spalte der Felswand. Das klare, kalte Wasser fiel in Kaskaden nach unten und sammelte sich in einem kleinen, von Moos gesäumten Becken, von wo aus es in einem flachen Bett seine Reise antrat. Es war seltsam: obwohl er dem Lauf von der Stadt am Meer bis hierhin gefolgt war, wusste er, dass der Fluss zurück einen anderen Weg nehmen würde. Er würde ein kräftiger, lebendiger Strom werden und bleiben, fernab von
Straßen und Häusern, Menschen und Städten. Das Wasser fühlte sich frisch an, aber nicht kalt. Er trat in das Bachbett und legte sich in das seichte, perlende Wasser. Sein Kopf lag auf den Kieseln, das Lied der Strömung in seinen Ohren klang hell, vertraut und uralt. Winzige Gischttröpfchen tanzten in der Luft, die er einsog. Er spürte, wie der Bach ihn umspülte, erst lösten sich winzige Fasern aus seiner Kleidung, dann Haare und Hautschüppchen. Der Fluss nahm ihn mit, ganz sanft, es tat nicht weh. Bald würde er wieder am Meer sein.
@drosophila Name: Petya Metodieva Wohnort: Wiesbaden/Montana, BG Beruf: Job-/Berufungssuchende Studentin Traumberuf: Hundeerzieherin <3 Bei Twitter seit: 08.2007
Mein Leben verlief bisher so: Zuerst war ich Kind, dann Studentin. Tatsächlich bin ich nicht gleich als Studentin auf diese Welt gekommen, obwohl ich es eine gefühlte Ewigkeit bin (halb so leidenschaftlich, wie es klingt). Noch länger war ich unterwegs auf einem unschlüssigen Städte-Hopping als fader Ersatz für ein wildes Abenteuer, aber das werde ich meinen Enkeln anders erzählen. Meinen ganzen Besitz samt Erinnerungen stopfte ich in jene hässlichen Koffer, die ewige Studenten oft so mit sich schleppen und die hinter mir noch immer so drängend und beharrlich herjagen, dass sie mir bildlich die Fersen aufschürfen, das Genick brechen und jeder Morgen ein neues Leben ist. Irgendwie schön und wiederum auch nicht. Ach, aber dann kam Twitter und alles bekam einen Sinn. Ich erzähle jetzt über das Meer. Die Ostsee, auch Baltisches Meer genannt*, war (bzw. ist) der Schwerpunkt meines Studiums. Vor mehreren Jahren trat ich zum ersten Mal an die Stralsunder Sundpromenade und erblickte die Dutzende von Enten, Schwänen und Möwen, die fröhlich im Wasser herum
planschten (später gab’s Liebe in den Zeiten der Vogelgrippe, das war vielleicht romantisch!). Was ich da sah, war nicht gleich ganz die Ostsee – nur der Strelasund. Keine Meeresweite, sondern eine Meeresenge. Einen Steinwurf entfernt war noch mehr flaches Land, das Rügen hieß und für irgendwas bekannt war. Am Fuß der Ostsee stand ich, konnte ihre Socken riechen, die sie auf die steinerne Böschung zum Trocknen warf (und sie rochen manchmal richtig!), konnte quasi die Meerjungfrauen an die Haarspitzen fassen – aber von der eigentlichen See blieb mir nur zu träumen. Dieses Meer war für mich nie ein weites blaues Wunder. Es waren weder die in den Haaren verfangenen Rotalgen oder der warme Sand zwischen den Pobacken, noch waren es Beachvolleyball spielende Adonisse oder irgendwelche Strandromanzen, abgesehen von Korn & Kola-Feten am Kai. Na gut, einmal hing ich am FKK-Strand ab – an einem original ostdeutschen FKK-Strand bei Warnemünde, wo das Wasser 17°C hatte und nicht ganz sauber
Hier, Ostsee wir müssen reden
war. Geile Zeit. Nein, die Ostsee war für mich das absolute Symbol der Ferne, der Sehnsucht, der Wunschvorstellung. Ein fernes Grau am Morgen, perlend-glitzernd durchs Gebüsch hindurch hinter der Studentenbar gerade so sichtbar. Auch Frust und Einsamkeit und lange, lange Winter. Eine riesengroße, arg versalzene Gefühlssuppe. In der Stadt des Ruins Stralsund, wo die Hälfte der Häuser jeden Moment in sich zusammenzusacken droht. (Die andere Hälfte ist aber ganz hübsch.) Seit neuestem gibt’s das Ozeaneum mit den Walskeletten, sowie Schneefälle, die in die Nachrichten kommen. Stralsund ist sonst bloß ein Übergang von Festland auf Rügen, ein wichtiger vorpommerscher Knotenbahnhof und eine Hansestadt im UNESCO-Weltkulturerbe. Touristen, Austauschstudenten, skandinavische Fremdsprachenlehrer und polnische Agrarexperten kommen ab und zu vorbei, meistens für die Heringswochen oder zu Prüfungszeiten und sind dann schnell wieder weg. Sie haben Spaß dabei, an einem
Seite 31 — Foto von judigrafie / photocase.com
Ort zu verweilen, wo „andere Urlaub machen“. Sie ärgern sich über die blöden Pflastersteine. Essen fettige Fischbrötchen bis zum Zerplatzen, tunken sich ins unhygienische Sundwasser und ergötzen sich am Anblick von Windrädern in Rapsfeldern. Das Leben als Holiday eben. Ich wollte trotzdem da eine Spur hinterlassen und schrieb in den Sand „Ich war hier“. Und jeder weiß, was dann passierte. Bergauf mit vollem Fahrradkorb gegen das Schicksal gekämpft, bis die Spur ganz verwischt war und alle Küsse zu Sand wurden. Man könnte sich ja einrauschen lassen von den Wellen, dass alles genau hier beginnt, gar schimmernd weiße Schiffchen von hier absegeln sehen, sich mit poetischem Rotwein und Hoffnungen betrinken, und mit ins Wasser gesteckten Füßchen das Gefühl nähren, man habe an irgendeinem Wunder teil. Damals. Hier, Ostsee, wir müssen reden. Ich kenne nur dich so und kann deshalb nicht sagen, dass ich ein Meer jemals mehr oder niemals so sehr lieben werde wie dich. Aber ich werde für immer traurig sein. Ich kam zum Ende der Welt,
sah sie mir von außen an und konnte nicht mehr an Unendlichkeit glauben. Ich stand ganz still und versuchte, die Zeit in die Irre zu führen; ich wartete auf Sonnenaufgänge und zog meine vom Tau genässten Schuhe aus, um noch mehr zu frieren; sogar auf Merkur wartete ich, der vermutlich auf diesen Längen überhaupt nicht zu sehen sei. Ich lag in der Asche am Kai und verabschiedete mich. Dort gestanden zu haben nahm mir die Ängste. Und ohne sie ist man noch sterblicher als sonst. Das macht dann eh keinen Unterschied, Meer oder kein Meer. Man ist schon ertrunken und wird tausendmal wiedergeboren. Ein kleines Sandkorn Sehnsucht hat sich sicher am Boden meiner Hosentasche von dort weg gestohlen und meine Hosentasche wird sein ganzes Universum sein – so wie die Ostsee, von Stralsund aus gesehen, nur in mir existierte. Und das ist nun wie mit dem Baum, den niemand fallen hört – das Meer wird einfach nicht mehr sein, wenn ich nicht mehr bei ihm bin. Ende. *übrigens
Seite 32 â&#x20AC;&#x201D; Foto von judigrafie / photocase.com
Die Ostsee in ihrem Lauf… Was soll man sagen , zu einem Meer, das nur Tümpel ist, wie ein Baggersee, mit geringen Ausmaßen, ohne Palmen, ohne Haie, ist doch kein Meer und wäre so gerne eines, ich habe es gefragt. Die Ostsee, kühl meist, mit Regen drauf, das ist ein Meer in Deutschland, dem Land, das auch so gerne mehr wäre, passen zusammen, in ihrem grau, ist eher für Fische spannend, die Ostsee und nur unendlich für Kurzsichtige und Kinder. Vor zwanzig Jahren war die Ostsee für mich das größte Meer der Welt, war eigentlich die Welt und damit alles, was ich nie haben würde. Eine Reise dorthin schien wie eine Fahrt nach Amerika, so weit, in ein gelobtes Land. Es war 1977 und an die Ostsee konnte man nicht einfach fahren. Man musste sich in sozialistischen Betrieben in sozialistische Listen eintragen und warten , ein, zwei Jahre, auf eine wirklich kommunistische Urlaubsplatzzuweisung, denn an die Ostsee wollten alle gerne und als ich 15 war , bekamen wir einen Ferienplatz. So reiste ich zum ersten mal in meinem Leben ans Meer, zu einer Zeit , wie ich später wusste, da die anderen Deutschen Italien bereisten und Spanien, war für uns die Ostsee die Erfüllung aller Wünsche. Ich kam an zu der Stunde, da der Tag sich aufs Ende vorbereitet. An der Strandpromenade warfen ein paar Laternen unentschlossenes Licht auf weiße Villen, Nadelbäume machten lange Schatten und ein Vollmond stand auch schon bereit. Es roch nach Sonne, nach Waldboden und nach einer sommermüden Trägheit, Dünen hatte es und Reichtum, oder das, was ich mir darunter vorstellte. Da saß ich im Sand, als der Abend kam. Ein paar Schatten am Strand und ich irgendwo bei Kühlungsborn, es war Osten um mich, und sah das Wasser an, das ich für Meer hielt. Wie in diesen Tanks, in die Esoteriker kletterten, ist es, nachts am Meer zu sitzen, keinen Körper mehr zu haben, zusammenzufliessen mit dem Himmel, der Erde und die Gedanken das einzige, was eine verschwommene Form hat. Was pubertierende halt so denken. Ach die Welt, dachte ich und der Osten war also noch Osten, in gutem Schlaf, und ich an der Ostsee, in der Nacht dachte, überall auf der Welt müsste es schöner sein, als zu Hause. Ich hatte von Meeren gehört, die warmes Wasser führten, und Palmen, und einen Geruch, das die Menschen ohnmächtig würden darüber. Irgendwo dort, wo mein Auge zu versagen begann, fing die die Freiheit an, die hieß Amsterdam und Zürich. Da ich nie besonders schlau war, vermutete ich diese Orte gerade hinter dem Horizont. Amsterdam und Zürich, am Meer, waren Häuser mit Butzenscheiben um einen Platz, hinter den
Scheiben freundliche kleine Menschen die den ganzen Tag Kaugummi kauten und echte Jeans aus den Fenstern warfen, weil sie zuviele davon hatten. Von diesen Orten flogen die Gedanken weiter, wurden zu Gedanken, die ein junger Mensch, der kein Kind mehr sein will, hat, und die ihn traurig machen, weil er noch glaubt, nur sein Hirn sei zu klein für die Antworten, zu denen es noch nicht einmal die Fragen weiß. Jeder Abend endete damit, dass ich mich sehr klein fühlte, an einem großen Meer, hinter dem die Welt lag, und dass ich traurig zurück in ein sozialistisches Urlauberheim lief und wusste, die Freiheit und die großen Gedanken sind für andere. Die Tage verschwimmen heute, viele Jahre später zu einem Gericht aus Müdigkeit und Meer. Einmal nachts im Meer schwimmen, ich hatte es in einem Film gesehen, und es war das Verdorbenste , was ich mir vorstellen konnte, drum schlich mich an den Strand, bei nacht, stand da, nackig, mit 15 Jahren, und dem Gefühl, etwas sehr Verbotenes, wenn nicht gar etwas Sexuelles zu tun, stieg in das kalte Wasser und es war furchtbar. Wasser bei Nacht , um nackte Kinderleibe, das sich anfühlt, wie Haie, Moränen oder Schlingpflanzen, von denen ja jeder weiß, dass sie Menschen, am liebsten 15 jährige, in die Tiefe ziehen. An die Nacht, nach dem Bad erinnere ich mich, am offenen Fenster, nicht schlafen können, die Wellen hören und hoffen, dass irgendetwas passieren möge, etwas Großes, mit Flügeln oder einer Maske. Von den Tagen weiß ich nichts mehr , ich war vermutlich verliebt in den Sänger von Sweet oder den Bay City Rollers und lief den Tag über herum, langsam, wie Teenager das so tun und schweigsam. Mit einer großen Verachtung für meine Mutter, für alle Alten, weil sie ihre Leben vertaten , weil sie alt waren und Spaß hatten, an der Ostsee. Hatte eigentlich auch Spaß, und nie mehr kann man die große Aufgeregtheit verstehen, die junge Menschen beim Anblik von Wasser haben, wenn sie ins Wasser rennen können, ganz wild sind junge Menschen darauf und es hat wohl irgendwas damit zu tun, dass man sich im Wasser unnerreichbar wähnt, dem Zugriff Erwachsener entzogen und so gewandt, wie man sich an Land nicht fühlt, als ganz junger Mensch. Also badete ich wie besemmelt und machte ein eingefrorenes Gesicht , wenn ich aus dem Wasser kam, die Verachtung auf zwei Stecken, und Jungs waren blöd. Ich sah sie, die Jungs an der Ostsee, dumme Kinder und die Männer waren alt, aber irgendwas machte mich nervös, in diesem Sommer. Und so waren die zwei Wochen an der Ostsee voller Melancholie, ohne dass ich damals das Wort zum Gefühl
gekannt hätte, und mit einer Sehnsucht , den ganzen Tag über , die auf den Abend wartete, an dem das Meer nur mir gehörte und wo ich eine Ahnung hatte. Von einem Leben das vor mir liegen müsste, das so groß sein müsste , wie die Gefühle, die ich nicht benennen konnte. Um mich herum waren Menschen, die ich nicht verstand, daran hat sich bis heute nichts geändert. Menschen, die Burgen bauten und Wälle, die nicht miteinander redeten, Jungen die Ball spielten und Mädchen mit Wasser bespritzen, Menschen , die man an allen Wassern der Welt findet, im Osten waren sie nicht anders, vieleicht nackiger , denn überall gab es FKK Plätze wegen der Freiheit, und mir war das gar nicht geheuer, nackte Menschen, die nackte Würste grillten, die Bademeister waren um die Vierzig und hatten Trainingsanzüge an. Die Tage, voller Kindergeschrei und Langeweile, voll Nervosität und Suchen, wonach nur. Abends gingen alle in ihre Ferienheime, aßen in großen Speisesälen, hässlichen Sälen, voller Menschen, die mich nicht interessierten und essen mochte ich nicht, hörte ihr Schmatzen, das Klappern ihrer Bestecke, nie mehr wollte ich essen, wenn das dabei herauskommt. Mehr gibt es nicht zu sagen, zur Ostsee, ich glaube kaum, dass sie anders geworden ist, nur weil sie jetzt im Westen wohnen kann, die alten Orte werden wahrscheinlich renoviert, die Würste jetzt mit Westgeld bezahlt, die Menschen haben andere Dauerwellen, aber sonst ? Was soll man sagen über ein Meer, das keines ist, ich bin nicht mehr romantisch und dass das Leben etwas Großes wird, glaube ich schon lange nicht mehr. Ich weiß nur noch, wie wir wieder nach Hause fuhren, damals. Ich am Zugfenster, der Wind mit Ruß darin, so alleine am Zugfenster, die Ostsee, die immer kleiner wurde, die Sonne, die dort oben blieb, und ich, die wegfuhr und dachte, jetzt würde das Leben endlich anfangen, weiß heute, nichts fing an, nie mehr war etwas so aufregend, wie die zwei Wochen am Meer, wie die merkwürdige Ahnung, das Versprechen, das nie eingelöst wurde, denn im nächsten Jahr, war ich schon erwachsen.
@sibylleberg
Name: Sibylle Berg Wohnort: Schweiz Beruf: Gott Web: amzn.to/sibylleberg Bei Twitter seit: 28. Mai 2009
Alles fließt? Schön wär‘s. Ich habe die Linie verkackt. Wie man
Ich ziehe die Spritzdecke auf und
Till zieht mich aus der Walze, die gar
so sagt. Ich muss über den Stein. Hinter
winde mich aus dem Boot. Wohin
nicht so fest hält, wie ich das beim
dem Stein ist eine Walze, das hat mir
schwimmen? Normalerweise ent-
Quieken dachte. Jetzt fällt mir Plan B
jemand gesagt, bevor ich aus dem
scheidet das die Strömung für mich.
wieder ein: Kopfunter im Boot bleiben
Kehrwasser ins weiße Wasser einbog,
Hier nicht. Hier Waschmaschine.
und bis drei zählen. Physik: In der
und jetzt sehe ich es auch. Der Stein
Kopf über Wasser, und dann kommt das
Walze läuft das Wasser nach unten ab,
ist kleiner als ein Elefant, aber größer
rote Kajak. „Halt Dich fest“, sagt Till,
es hätte mich am Kopf gepackt und
als ein Wildschwein. Links vorbei geht
„und lass Dein Boot los“. Aber ich will
ausgespuckt.
nicht mehr. Also zügig drüber, paddeln,
mein Boot nicht loslassen, denn das
Sportkletterer steigen nicht auf Berge,
paddeln, paddeln. Geräusch: Tosen.
schwimmt besser oben als ich. Obener
sie klettern Routen. Wildwasserpaddler
Unter Wasser blubbert es leise. Ich
oben. „Lass das Boot los“, sagt er, also
fahren keine Flüsse hinunter. Nicht
öffne die Augen und drücke das Paddel
lasse ich das Boot los, erst meins, dann
so, wie ich mir das vorstelle: An der
nach oben, parallel zum Kajak. Oben
seins. Das ist nicht so gedacht, und ich
erstmöglichen Stelle einsetzen und
ist da, wo eben noch unten war. Wenn
quieke kurz und denke: „Ich bin so
bis zur Mündung durchfahren. Als
ich zum Licht schaue, geht es leichter,
blöd“. Wenn es heikel wird, denke ich
ich nach der kleinen Waschmaschine
normalerweise. Aber überall ist nur
immer: Ich bin so blöd.
wieder im Boot sitze, sind es noch
weißer Schaum. Das Paddel hat keinen
Der Fluss kann nichts dafür. Der Fluss
hundert Meter, dann ist sie zuende, die
Halt im Schaum. Eskimorolle kann
tut nur seine Arbeit: Der Schwerkraft
„Friedhofstrecke“ der Soca in Slowenien.
ich nur im grünen Wasser. Wenn
folgen, den kürzesten Weg suchen.
Ich mache das noch nicht lange,
überhaupt. Nachher wundere ich mich
Der Fluss macht Physik, da kann man
schwieriger darf es nicht werden.
oft, wie viel ich nachgedacht habe
nichts machen. Außer: Physik lernen,
Hinter der Brücke die WM-Strecke, dann
unter Wasser. Plan B fällt mir dieses
Flussphysik. Kehrwasser, Prallpolster,
die große Schlucht, die Siphon-Schlucht.
Mal nicht ein. Ich habe nie Angst, wenn
Unterspülung, Siphon. Walze, Rücklauf
Weiterfahren wäre tödlich. Aussteigen
ich unter Wasser bin. Aber ich erkenne
= Waschmaschine. Physik lernen und
und entlanglaufen geht auch nicht.
jetzt Handlungsbedarf. Das ist meine
mit Leuten paddeln, die einem das
Da ist kein Weg. Nur Wasser und Fels.
Vorstufe von Angst.
Leben retten.
@ innere_simone Name: Angela Leinen Wohnort: Bonn
Web: sopranisse.de
Bei Twitter seit: 02.2009
In Heimatkunde lernte ich als Kind, dass das Bächlein in den Bach fließt, der Bach in den Fluss, der Fluss ins Meer. Ich würde mich also nie verirren: Ich müsste nur auf den Boden pinkeln, dem Bächlein folgen, und früher oder später wäre ich in Koblenz, da, wo die Aare in die Mosel fließt. Koblenz ist die Hauptstadt meiner Heimat, die Hauptstadt des Départements Rhin et Moselle. Von dort könnte ich mit der Köln-Düsseldorfer nach Hause fahren. Mein Leben begann mit dem Sonntagsausflug auf dem Raddampfer Goethe zwischen Bonn und Koblenz. Mit dem Schülerruderclub fuhr ich auf Rhein, Lahn, Mosel, Weser, Ruhr. Später mit dem Kanu auf Sieg und Dordogne. Mit dem Kajak kam ich auf Vorderrhein, Allier, Ahr, Ardèche. Immer kleinere Boote, immer kleinere Flüsse, immer kürzere Abschnitte. Und an jedem Ausstieg frage ich: Wie geht es nach der nächsten Kurve weiter? Ich tue dem Fluss doch unrecht, wenn ich mir nur die schönsten Abschnitte heraussuche.
Seite 35 — Foto oben von Peter Eser / Foto unten von Angela Leinen
Rheinkilometer 483. Jeden Tag schaue ich auf dieses Schild, taste mich r端ber zur 420. Ein ewiger Fluss, begleitet vom leisen Fluss. Rheinauf, rheinab, also den Rhein hinunter Richtung M端ndung ins Meer oder war das umgekehrt? Haus mit Rheinblick! Das heisst hier immer auch mit Staublick oder Zug im Genick, na wenigstens reimt sichs. Und im Hinterland Weinlagen bis zum Horizont. Wenn man von hier oben auf den Rhein bis r端ber nach Mannheim schaut, dann kann man sich ausmalen, wie es ist, das Leben am Fluss.
Twitter: @skizzenblog Name: Claus Ast Wohnort: Nierstein Beruf: Illustrator Traumberuf: Ber端hmter Illustrator Bei Twitter seit 01.10.09 (oder so)
483 Seite 37 â&#x20AC;&#x201D; Zeichnung von Claus Ast
Ins Wasser
Kraftvoll fliegt die Tür meines Kinderzimmers auf. Aus gesundem Schlaf erwachend erkenne ich schlierenhaft die titanische Gestalt meines Vaters im Türrahmen wurzeln, umkränzt vom gleißenden Licht der frühen Wintersonne: ein Schutzbefohlener, ein Heiliger. Er spricht mit tiefem Bass zu mir. »Es tagt der Sonne Morgenstrahl und wecket jede Kreatur! Auf, mein Sohn, erhebe dich. Wir wollen heute über die Nister gleiten.«
Die Nister ist das Gewässer, an dem ich aufgewachsen bin. Ein nobler und reiner Strom klaren Wassers, sich anmutig an unser Dorf schmiegend; in steter Bewegung von gestern, heute, morgen kündend. Ich verbrachte meine halbe Kindheit dort. Der Fluss zeigte uns das empfindliche Gleichgewicht der Natur und er lehrte uns das Zuhören, den Respekt. In besagter Winternacht, an deren Ende mein ehrwürdiger Vater einen Ausflug empfahl, war die Nister über ihr Ufer getreten, von plötzlichem Frost eingeholt. Ein großer Acker war zu einer kristallenen Fläche verstummt, in der sich der Himmel spiegelte.
Vater setzt uns also in seinen mächtigen Geländewagen und steuert den erstarrten Acker an. Freudvoll, aber kontrolliert lenkt er unser Gefährt über das glattblaue Eis, dreht anmutig Pirouetten und lehrt mich die Freuden der Fliehkraft. Und als wir uns drehen, als links zu rechts und rechts zu link wird, als die sanften Konturen meines überschneiten Dorfes an Kontur verlieren, da wird mir bewusst, dass all das Glück dieser atmenden Welt nur die richtige Perspektive verlangt. ~
Das erste, das ich an diesem scheißkalten Wintermorgen höre, ist das Geräusch meiner Türangeln, die aus dem Rahmen splittern. Ich schrecke hoch und sehe Vater. Er steht schwer atmend vor meinem Bett, in der linken Hand eine leere Faxe-Dose, in der rechten seinen Gürtel, mit dem er wahrscheinlich Mutter wachgeprügelt hat. Er stinkt nach Rauch. Und dann öffnet er den Mund. Eine derbe Schnapsfahne kriecht mir ins Gesicht.
»Aufscheen, Junge. Die Nisser is zugefrorn. Arsch ausser Furzmulde, in fünf Minuten gehdaslos.«
Mit „Nisser“ meint Vater die Nister. Ein Provinzgewässer, an dem ich aufgewachsen bin. Nicht tief genug um darin zu ertrinken, nicht schnell genug um eine Leiche davonzutragen. Dennoch verbrachten wir viel Zeit dort – ein schäbiger Bach mit glitschigen Steinen darin war in einer aus Scheiße bestehenden Welt ein zynisches Geschenk. Wir fanden verrostetes Metall und in den Büschen hingen Stofffetzen. Sie rochen komisch. Wir fingen Kaulquappen, um sie zu zertreten. An diesem Wintermorgen war die Nister übergelaufen und danach gefroren. Eines der matschigen Felder hatte sich zu einer riesigen Eisfläche verkrustet und alles Leben darauf zu toter Ruhe gebracht.
Vater zwingt mich also aus dem Bett und prügelt mich spuckend in seinen Kleinwagen. Er ist betrunken und aggressiv. Wir rumpeln über den toten Acker. Mehrmals verliert er die Kontrolle und der Wagen gerät ins Schlingern. Einmal kotzt er aus dem Fenster und fährt lachend über seine eigene Kotze. In dem Versuch, seinen kaputten Körper zum Ausstoß von Adrenalin zu zwingen, steuert er schließlich auf den Fluss zu. Für ein spektakuläres Manöver ist er zu besoffen, also bremst er nur und wir gleiten langsam ins Wasser. Ich steige aus. Vater hat sich eingepisst. Meine Füße werden nass, der Wind bläst mir Kristalle ins Gesicht. Da wird mir bewusst, dass all das Glück dieser verrottenden Welt mit ihr stirbt.
@blattwerk Echter Name: Sebastian Wohnort: Westerwald Beruf: Rocket Scientist Traumberuf: Mofa Scientist Web: blattwerk.wordpress.com
Seite 39 — Foto von kallejipp / photocase.com
Ich kann nicht schwimmen Ja, richtig, ich kann nicht schwimmen. Und seitdem ich das kann, also nicht kann, also seit immer schon, führe ich auf Grund dieser Mangelerscheinung ein soziales Experiment durch. Also, nicht als Experiment gestar-tet, aber man kann es ja dann trotzdem am Ende auswerten. Und das Erstaunliche dabei ist: Wann immer man jemandem sagt, dass man nicht schwimmen kann, vorzugsweise einer Dame an der idealerweise erwidertes Interesse besteht, fällt kurze Zeit später der Satz: „Dann bring ich dir das jetzt bei.“
Nun bin ich 33 und habe nicht mehr das Gefühl, dringend in die Geheimnisse der Fortbewegung zu Wasser eingeweiht werden zu müssen. Der Zug ist für mich abgefahren. Außerdem, ein Satz den ich mich auch desöfteren sagen höre, wenn es darum geht WARUM ich nicht schwimmen könne, das man das doch können MÜSSE: Fahrradfahren, das MUSS man können. Das bringt einem Freiheit. Das transportiert einen. Das ist die erste Möglichkeit, sich als junger Mensch zu emanzipieren und alleine von zu Hause weg zu seinen Freunden zu fahren. Aber schwimmen? Ich zumindest hatte in meiner Jugend keinen einzigen Freund, zu dem man hätte schwimmen müssen (ehrlich gesagt hatte ich nicht mal einen Freund, zu dem man hätte schwimmen können...).
Nun, wie konnte es dazu kommen, dass ich nicht schwimmen kann. Ich war mir eigentlich der Hauptgründe immer relativ sicher: Ich war mit sieben in einem samstäglichen Schwimmkurs, der eine Totalkatastrophe war, weil da nur unerträglich schreckliche Kinder waren, die mich auch noch latent gedisst haben, weil ich mich nun so wirklich gar nicht im Wasser bewegen konnte. Ich hab dann auch Schwimmbrettchen bekommen und so, aber während die Anderen diese langsam los wurden, klammerte ich mich immer noch verzweifelt an die StyroporHilfen. Ach, ich krallte mich schon hinein. Es war mir zutiefst suspekt mich auch ohne die Dinger über Wasser halten zu können und auch meinen mittlerweile von mir genervten Schwimmlehrern fiel langsam kein Argument mehr ein, um mich davon zu überzeugen, es doch mal so zu versuchen. Abgesehen davon hatten die auch langsam keinen Bock mehr auf mich – was durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte. Eines Samstagmorgens verkroch ich mich unter meiner Bettdecke und stellte auf stumm und taub und sowieso. Ich musste nie wieder hin. Regulären Schulschwimmsport hatte ich dann erst wieder in der siebten Klasse. Dabei war die ganze Klasse die Gruppe der Schwimmer und ich die Gruppe der Nichtschwimmer. Man kann sich nun vorstellen, wie viel Zeit der Lehrer für mich hatte. Zu Beginn einer jeden Stunde fielen drei Plastikringe ins Nichtschwimmerbecken. „Die holst du mir bis zum Ende der Stunde da raus, Nilz.“ Nun ja, selbst für einen Nicht-
schwimmer kein abendfüllendes Programm. Aber so konnte ich wenigstens entspannt rumplantschen. Es ist eben nicht alles schlecht am Nichtschwimmen.
Damit möchte ich aber zum eigentlichen Casus Knaxus kommen, denn bislang dachte ich, dass diese beiden Tatsachen der Grund für mein Nichtschwimmen gewesen wären. Aber als ich drüber nachdachte fiel mir auf, das es noch drei andere Gründe gab. Drei diffuse Gründe für mich, den Respekt vor dem Wasser zu Angst werden zu lassen. Und zwar ein Fluss, ein See und ein Meer: Der Fluss: Der Rhein
Ich bin ja quasi am Rhein groß geworden. Also, nicht direkt am Ufer. Nichtmal indirekt am Ufer. In dem kleinen Städtchen, aus dem ich komme, bin ich an der Seite aufgewachsen, die im Stadtgebiet am weitesten vom Rhein entfernt ist. Aber die Stadt ist nicht groß und auch wenn ich ihn nicht immer sah, so war er doch immer da. Zu den Highlights meiner Kindheit gehören sicherlich das Minigolfspielen im örtlichen Rheinpark, auch der dortige Spielplatz war nicht zu verachten. Und natürlich das Steine schnippen über den Rhein. Mit meinem Vater. Oder mit meinen Brüdern. Ganz egal mit wem, Steine schnippen rult okay, vor allem auf dem Rhein. Aber nicht nur das war der Rhein. Der Rhein war auch noch was ganz Anderes. Meine Mutter erzählte mir, dass sie früher, als sie Kinder waren, öfters mal im Rhein schwimmen gegangen sind. Und das Gefährliche dabei waren diese „Strudel“, die es da gab. Da wären damals schon eine Menge Leute, vor allem Kinder, drin ertrunken. Weil, wenn man da rein gerät, dann kommt man nicht mehr raus. Desweiteren bin ich ein Kind der 80er, ich bin in der Zeit aufgewachsen. Und dann hörte man plötzlich was in den Nachrichten vom Rhein. Und von BASF, einer Firma von der man bis dahin dachte, sie würde nur Leerkassetten produzieren. Und die sollen den Rhein kaputt gemacht haben? Das war zumindest alles, was ich kapiert habe. Der Rhein war jetzt giftig. Eine Brühe. Alle Tiere darin würden sterben. So kam das damals bei mir an. Es sprach also alles dagegen, in diesem Fluss zu schwimmen, selbst wenn man es konnte! Als Nichtschwimmer blieb ich ihm somit komplett fern.
mit dem Moos oder den Algenablagerungen, auf jeden Fall glitschig und rutschig und die Wasserläufer, die wie Spinnen aussahen und die Hunde, die neben einem ins Wasser sprangen und man konnte in dieser Brühe einfach nichts sehen...Nein, hier drin würde ich nicht bleiben. Dann doch lieber wieder zur Kiesgrube. Obwohl man da wiederum so viele ErtrunkenenGeschichten zu hören bekam. Wenn man nicht gerade vom Wachschutz weggejagt wurde. Das Meer: Mittelmeer
Unzählige Muschelfragmente haben meine kleinen und zarten Knick-Senk-Füße schon brutalst aufgerissen, abertausende Algen haben meine Beine gestreift und mich irrigerweise denken lassen, von einem Fisch oder anderen Tier berührt worden zu sein und den Unterwasserschock beim tauchen als erstes eine grosse Qualle vor den Augen durch die nagelneue Taucherbrille zu sehen, werde ich auch nicht mehr los. All das geschah in Pinarella di Cervia, an der Adria, unweit solcher Orte wie „Cervia“, „Cesenatico“ oder „Milano Marittima“. Das Grauen im Wasser hielt mich am Strand. Ich erforschte die umliegenden Bagni und wusste sehr bald auswendig, in welchem Bagno welcher Videospielautomat stand. Ich wusste, wann der Spielzeugverkäufer mit dem Riesenanhänger am Minimofa kam und wann der „Coco! Coco bello!“ zwischen den Schirmen umher ging. Ich spielte Boccia, ging Piadina essen und guckte den komischen, uniformierten, italienischen Kindern bei ihren „Freizeiten“ zu. Ein paar Jahre später guckte ich sogar nach Mädels. Hach, glückliche Kindheit. Auch ohne zwischen Touris zu schwimmen. Und zugegeben: Manchmal bin ich dann doch auch noch mit zur Sandbank rausgekommen. Aber nur ganz selten! Und am liebsten mit dem Tretboot! Aber damit hätte man eine meiner Meinung nach ziemlich lupenreine NichtschwimmerBiografie zusammen. Gründe genug, nie „den Frosch“ gelernt zu haben, gibt es. Ach, hätten wir doch damals schon Spongebob gehabt, es wäre vielleicht vieles besser geworden. Aber wir hatten ja nur „Der weisse Hai“. Und jetzt dreh ich erstmal ne Runde um den Block. Auf meinem Fahrrad.
Der See: Bleibtreusee
Im Nachbarstädtchen, da gab es einen See. Eben jenes Gewässer mit dem netten Namen. Wobei, das muss ich sagen, wir da in unserer Gegend sowieso sehr gut mit ausgestattet waren. Kiesgruben, so weit das Auge reicht. Ein illegales Badegewässer neben dem Nächsten. Aber am Bleibtreusee, da hatten wir eben unsere Ecke. Wo wir immer hingingen. Da bin ich öfters mal mit meinen Geschwistern hin. Und dann musste ich auch ins, viel zu kalte, Wasser. Ausserdem war das Reingehen gefährlich. Überall diese Steine
@Nilzenburger
Name: Nilz Bokelberg Wohnort: Berlin Beruf: Autor/DJ/Moderator Traumberuf: Einhorn Web: qlod.org/weltfrieden Bei Twitter seit: woher soll ich das denn wissen? ich merk mir doch so was nicht...
Seite 41 â&#x20AC;&#x201D; Foto von Rike. / photocase.com
Flow @Electricgecko
Hadern ist die Norm. Alles will gedrückt, gezerrt, geschoben werden, um den ewigen Weltwiderstand zu überwinden. Arbeit verursacht nunmal Arbeit. Schritt für Schritt hebt man an und stellt wieder ab, schraubt hier und kratzt dort. Jeder neue Abschnitt ist eine neue Anstrengung mit ungewissem Ausgang. Wie auch immer die Arbeit geartet ist, für wen man sie macht, ob es Geld gibt oder Ehre oder nichts — die Grunderfahrung lehrt: Die Welt funktioniert nicht richtig, sondern nur mit Reibung. Hadernd sitzt man dann am Tisch und wünscht sich eine Welt, die besser funktioniert. Mehr inhärente Slickness für alle Prozesse und ganz besonders für die gerade zu verrichtende, eigene Arbeit. Egal ob es sich dabei um Textproduktion, grafische Gestaltung oder Modellbau handelt. Das Schöne: es gibt diese Welt. Das Schlimme: sie existiert nie für alle, nur für die Einzelne, den Einzelnen. Und sie ist flüchtig.
Echter Name: Malte Müller Wohnort: Hamburg Beruf: Gestalter Web: electricgecko.de Bei Twitter seit: 14. Dezember 2007 (OMGWTFBBQ — das ist ja genau drei Jahre und ein Monat vor Erscheinen des Heftchens)
Seite 43 – Foto von Malte Müller / photocase.com
Diese Welt heißt: Flow. Ein Mann mit dem funkelnden Namen Mihaly Csikszentmihalyie hat sie so genannt — und er hat sich etwas dabei gedacht. Wenn wir konzentriert und nahtlos arbeiten, wissen was wir tun, wenn wir mühelos arbeiten, dann verschwinden die einzelnen Schritte. Die Arbeit verflüssigt, Handlungen fließen ineinander, Bewusstsein und Tätigkeit sind nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Alles fließt. Flow. Im Flow kannst du antizipieren, was als nächstes kommen wird. Beim Texten ergibt sich der folgende Satz ganz natürlich aus dem vorangegangenen. Du kannst ihn weder anders formulieren noch innehalten noch den vorigen Satz noch einmal überdenken. Du weißt, dass du nichts falsch machen wirst. Alles, was du tust, ist richtig und muss es sein. Du weißt, dass deine JavaScriptKlasse funktionieren wird. Du weißt, dass du den Drei-Punkte-Wurf triffst, bevor der Ball deine Hand verlassen hat.
Du weißt, dass das nächste Element seinen Platz im Layout ganz selbstverständlich findet. Du verlässt dich darauf, dass du die richtige Lösung immer beim ersten Versuch findest. Flow endet nicht mit deinem Handeln. Deine Umgebung wird zum magischen Teil des Flusses. Weil der Shuffle-Modus einen Hit nach dem anderen spielt. Weil das beste Break im Track genau im richtigen Moment kommt. Und deine Finger noch ein Fill-in auf der Tischplatte trommeln, bevor du den Satz auf dem Papier vollendest. Das alles ist schön, bekannt und teuer. Weil der Prozesszustand Flow weder forcierbar noch reproduzierbar ist, darf man sich nicht auf ihn verlassen. Ohne Glück kommt er gar nicht; die Welt knarzt und reibt. Aber mit wenig Glück kommt er in der Nacht, wie der verlässliche Superheld. Dann erscheint die Welt lösbar, für einen kurzen, zufälligen Moment. Hier in der Postmoderne reicht uns das.
Ich war ja auch mal jung. Das ist jetzt etwa zwei Jahre her. Und jünger war ich auch mal. Das ist noch länger her. Genau da fängt die Geschichte auch an, als ich jünger war. Da habe ich nämlich bei meinen Eltern in Kalefeld im Vorharz gewohnt. Viel zu erleben gab es da ja eigentlich nicht. Aber bereits in diesem Dreitausendseelendorf fing das mit dem Wasser an. Nicht nur, dass ich schon immer mit allen davon gewaschen war. Ich spielte auch mit meinen Freunden oder dem Hund gerne am, mit und im Wasser. Da gab es zum Beispiel den Bach, in dem wir mit unseren Gummistiefeln ganze Nachmittage verbrachten. Die Fischteiche beim Friedhof mit den kleinen niedlichen Kaulquappen, das Tretbecken voller Laub und Wasserläufer, der eigene Teich mit den vielen putzigen Molchen, und als man älter wurde auch die Quelle im Wald, an der man heimlich rauchte und Alkopops trank. Wenn mal ein Tagesausflug mit der Familie anstand, dann hatte das meistens auch mit Wasser zu tun. Man fuhr dann Schwimmen oder ging spazieren an der Weser, an Stauseen oder um den nahegelegenen See eines Pumpspeicherwerks, oder man fuhr Kanu. Und mehrmals im Jahr fuhren meine Eltern mit ihrer bockigen Tochter und später auch einem noch garstigeren Sohn an die Ostsee. Das war jedes Mal von neuem ein Krampf. Dreieinhalb Stunden Autofahrt, in dem ich stolz sämtliche Klischees erfüllte, die man sich über das Rumgezicke eines Kindes auf langen Autofahrten so denken kann. Wenn ich so daran zurückdenke, kann man wohl von Glück sprechen, dass ich dennoch jedes Mal mitfahren durfte. Wir fuhren immer in das Haus von Freunden in einer kleinen Ferienhaussiedlung
in Großenbroderfähre, mit Blick auf die Fehmarnsundbrücke. Und genau dieser Blick war es wohl auch, für den sich diese Hölle einer Autofahrt immer wieder gelohnt hat. Sobald wir die Brücke sehen konnten waren wir Kinder immer ganz ruhig und freuten uns, dass der Meerblick nun nicht mehr lange auf sich warten ließ. Über all die Jahre entwickelten wir dort unsere kleinen Urlaubsrituale. Jeden Tag gingen wir an dem schönen steinigen Strand direkt vorm Ferienhaus spazieren, solange bis wir nicht nur den Blick auf Fehmarn, sondern auch den auf das offene Meer hatten. Die Donnerkeile, die wir dort sammelten, haben es sogar bis in meine jetzige Wohnung geschafft. Wenn meine Eltern und ich in dem kleinen Haus dann genug voneinander hatten und die Stimmen mal wieder lauter wurden, ging ich eben alleine ans Meer um mich abzuregen. Ich weiß immer noch ganz genau, welche Musik ich dabei gehört habe. Vermutlich ist es ziemlich gemein von mir, erst nach 22 Jahren damit rauszurücken, wie sehr das Meer mich bei jeder Streiterei beruhigt hat. All die Falten die ich meinen Eltern hätte ersparen können! Und ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich die Ostsee oder die Tatsache, dass es dort über die Jahre zu einer kleinen Zweitheimat geworden ist, am schönsten fand, vermutlich beides. Seit ich allerdings nicht mehr regelmäßig mit meinen Eltern in den Urlaub fahre, dient immerhin die Weser als Ersatzostsee. Falls mich wieder alles aufregt. Und wenn das mal nicht genug ist und ein Meer hermuss, fahre ich halt nach Bremerhaven und gucke mir die gewaltigen Kräne an und die matschige Nordsee am Ende der Weser. Aber Wasser hilft. Hat es schon immer.
@placetogo
Echter Name: Lisa Hantke Wohnort: Bremen Beruf: Soziologiestudentin Traumberuf: Einlaufkind für Werder Bremen Bei Twitter seit: 04/2008
Donnerkeile sammeln
Seite 44 — Foto MPower223 / photocase.com
Stromabwärts @Ingeborch
Wohnort: Ruhrgebiet – Beruf: Telekommunikationsfachwirtin – Traumberuf: Nobelpreisträgerin für die Erfindung köstlicher kalorienfreier Schokolade – Web: hackblog.de – Bei Twitter seit: 16. April 2009
An dem Tag, an dem der Mann an der Tür klingelte, war der Junge gerade sieben Jahre alt geworden. Seine Mutter stand in der Küche und war dabei, ihm einen Pflaumenkuchen zu backen. Die Pflaumen hatten sie zusammen im Garten gepflückt, der Junge hatte auf der Leiter gestanden, die seine Mutter fest hielt, und die schönsten Früchte ausgesucht. Ab und zu hatte die Mutter ein bisschen an der Leiter gerüttelt, dann hatte der Junge so getan, als ob er Angst hatte und sie lachten beide. Als der Junge die Tür öffnete, stand ein Mann davor, den er nicht kannte. Der Mann sah ihn nicht an, er schob ihn gleich zur Seite und betrat die Wohnung. Die Mutter kam aus der Küche, sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und lehnte den Rücken an die Wand. In ihrem Gesicht sah der Junge Angst und ein bisschen Ekel und etwas, das er nicht kannte. Der Mann ging nicht wieder weg. Er hatte eine kleine Tasche dabei, die er auf das Sofa warf. Die Mutter sagte zu ihm, der Mann sei sein Vater. Er wäre einige Jahre verreist gewesen und nun würde er wieder bei ihnen wohnen. Der Mann schlief vom ersten Tag an im Zimmer der Mutter. Im Bad lagen seine Sachen neben ihren auf dem Waschbeckenrand. Er saß jetzt am Tischende auf dem Platz, auf dem der Junge vorher immer gesessen hatte. Wenn die Mutter das Essen aus der Küche brachte, stellte sie zuerst dem Mann einen Teller hin. Der Mann schenkte dem Jungen eine Angelrute. Er ging mit ihm hinunter zum Fluss und brachte ihm das Angeln bei. Wenn der Mann nicht dabei war, gefiel dem Jungen das Angeln. Er war gerne am Fluss. Wenn er einen Fisch fing, ohne dass der Mann es merkte, warf er ihn zurück ins Wasser. Meistens passte der Mann jedoch auf, dann nahm er den Fisch vom Haken und schlug ihn an einem großen Stein am Flussufer tot. Am Anfang roch der Mann nach Kaugummi und nach Waschpulver. Später roch er nach den Zigaretten, die er am offenen Wohnzimmerfenster rauchte. Irgendwann stellte er sich dazu nicht mehr ans Fenster. Das war, als er schon nach Schnaps und nach Bier roch. Nach der Schule musste der Junge gleich nach Hause kommen und seine Hausaufgaben am Esstisch erledigen. Der Mann saß neben ihm und korrigierte ihn, indem er mit dem Zeigefinger auf die Stelle mit dem Fehler tippte. Bald ging der Mann immer seltener und schließlich gar nicht mehr mit an den Fluss. Sobald sie außer Sichtweite des Hause waren, schlug der Mann den Weg zur Kneipe ein. Damit der Junge ihn nicht verraten sollte, schenkte er ihm ein scharfes Messer zum Töten und Ausweiden der Fische. Der Junge steckte das Messer in die Innentasche seiner Jacke und warf weiter alle gefangenen Fische zurück ins Wasser. Eines Tages erwischte ihn der Mann dabei und nannte ihn einen Schlappschwanz, der zu nichts zu gebrauchen sei. Zuhause am Esstisch gab der Mann dem Jungen Kopfnüsse, wenn er bei den Hausaufgaben einen Fehler machte.
In der Nacht machte der Junge ins Bett. Das hatte er seit vielen Jahren nicht mehr getan. Er merkte es erst, als die Mutter ihn am Morgen weckte. Der Mann sagte nichts, er starrte ihn nur an. In der Schule sprach der Junge an diesem Tag kaum etwas. Zuhause schob der Mann ihn gleich an den Schultern ins Kinderzimmer, sein Griff war hart, er tat ihm weh. Vor dem Käfig mit dem kleinen blauen Wellensittich blieb er stehen. Der Mann öffnete die Käfigtür und holte den Vogel heraus. Der Vogel hatte keine Angst. Ruhig lag in der Hand des Mannes und blinzelte. Der Mann hielt dem Jungen den Wellensittich vors Gesicht, er drückte zu und der Kopf des Vogels fiel zur Seite. Der Mann blickte den Jungen an und strich sich mit dem ausgestrecktem Zeigefinger über die Kehle. Bald ging die Mutter auch nachmittags arbeiten und kam erst zurück, wenn es dunkel wurde. Der Mann war immer da. Er war da, wenn der Junge aufwachte und er war da, wenn der Junge aus der Schule kam. Meistens saß er jetzt auf dem Sofa im Wohnzimmer, rauchte, trank Bier und sah fern. Jeden Tag, gleich nach den Hausaufgaben, ging der Junge zum Fluss. Er betrachtete, wie das Licht auf dem Wasser glitzerte. Wenn ein großes Schiff vorbei fuhr, schlugen Wellen ans Ufer. Der Junge mochte das Geräusch. Sein Atem ging langsam und gleichmäßig. Er saß im Gras und dachte daran, wie es früher gewesen war. Bevor der Mann gekommen war. Der Mann wollte ein eigenes Zimmer. Er räumte das Zimmer des Jungen aus und tapezierte es neu. Der Junge schlief nun im Wohnzimmer auf dem Sofa. Das Sofa stank nach dem Mann. Es roch nach Zigarettenrauch, Schweiß und verschüttetem Bier. Die Mutter setzte sich nun abends nicht mehr zu dem Jungen und las ihm etwas vor. Sie saß mit dem Mann im Zimmer des Jungen vor dem Fernseher. Der Junge durfte das Zimmer nicht mehr betreten. Der Mann stritt oft mit der Mutter. Manchmal hörte der Junge, dass sie weinte. Als der Junge neun Jahre alt geworden und ein ganzes Stück gewachsen war, kaufte die Mutter ihm zwei Paar neue Hosen, einige T-Shirts und Pullover, neue Schuhe und eine Winterjacke. Als der Mann die Rechnung für die Sachen fand, schlug er den Jungen, bis er auf den Boden fiel und trat ihm dann gegen den Kopf. Die Mutter nahm das Telefon und tippte eine Nummer ein. Der Mann schlug ihr den Hörer aus der Hand und verprügelte sie damit. Dann setzte er sich außer Atem auf das Sofa und steckte sich eine Zigarette an. Am nächsten Tag wurde dem Jungen in der Schule schlecht. Er übergab sich auf das Linoleum im Flur vor dem Klassenzimmer. Die anderen Kindern schrien und ekelten sich vor ihm. Seine Lehrerin brachte ihn in ein Zimmer ohne Fenster, wo er sich auf einer Liege ausstreckte und sie ihm einen nassen Waschlappen auf die Stirn legte. Sie ließ seine Hand nicht los, als er ihr von dem Mann erzählte.
Als der Anruf kam, stand der Junge im Türrahmen der Küche und wollte die sauberen Gläser zum Schrank im Wohnzimmer tragen. Der Mann stellte sich ihm in den Weg. Er verengte die Augen zu Schlitzen und starrte ihn an. Er hörte zu, was die Person am Telefon sagte. Dabei sah er den Jungen an und machte die Geste mit dem Zeigefinger. Der Junge trat ein paar Schritte zurück und sah die Mutter an. Die Mutter drehte den Kopf weg und fuhr mit einem Lappen voller Schaum über die Teller in der Spüle. Ihre Schultern waren nach vorn gezogen, die Schulterblätter drückten von unten gegen ihre Strickjacke wie zitternde Flügel. Komm jetzt, sagte der Mann und der Junge hustete ein bisschen, dann nahm er seine Jacke und ging vor dem Mann her. Sie gingen aus dem Haus, die Straße entlang und den Weg bis hinunter zum Fluss. Polizisten kamen in die Wohnung, welche in Uniform und welche in zivil, und ein Pastor war dabei. Die Nachbarn ließen ihre Türen einen Spalt offen um zu lauschen. Nach den Polizisten kam ein Krankenwagen und nahm die Mutter mit. Die Nachbarn standen auf dem Gehsteig und sprachen in die Mikrofone, die ihnen ein paar Journalisten unter die Nase hielten. Die Schwester der Mutter reiste mit dem Zug an. Die Nachbarn und die Journalisten wollten gern mit der Schwester über alles sprechen, aber sie schüttelte den Kopf und schwieg. Vier Wochen später stand in der Zeitung, dass man die Leiche hundertdreiundvierzig Kilometer flussabwärts von der Stadt gefunden hätte. Der tote Körper war in einigen überstehenden Ästen am Ufer hängen geblieben. Nur anhand der Zähne war eine Identifizierung möglich. Die Mutter kam aus dem Krankenhaus zurück. Zunächst verließ sie die Wohnung nicht. Sie hielt die Vorhänge geschlossen und schlief viel. Nach einer Woche ging die Mutter wieder zur Arbeit und die Schwester reiste ab. Zwei Monate, nachdem die Polizisten ins Haus gekommen waren, ging der Junge gleich nach dem Frühstück mit seiner Angel zum Fluss hinunter. Er setzte sich in das Gras am Ufer und sah hinaus auf das Wasser. Ein Baumstamm trieb vorbei, auf dem eine Ente saß. Auf der anderen Seite des Flusses spielten ein paar Kinder Fußball. Der Junge warf seine Angel aus. Der Tag war warm und sonnig. Die Angel bewegte sich, ein Fisch hatte angebissen. Es war ein großer starker Hecht, der wild mit dem Schwanz schlug und das Maul auf und zu klappte. Der Junge zog sein Messer aus der Jackentasche und sah den Fisch, das Messer in der Hand, eine ganze Weile an. Schließlich entfernte er den Haken aus dem Maul und warf den Hecht zurück in den Fluss. Er saß am Ufer und schaute auf das Wasser, bis es dunkel wurde. Dann wischte er das Messer an den Grashalmen ab, steckte es zurück in die Jackentasche und ging nach Hause. Seite 46 — Foto von cydonna / photocase.com
New York Ownen mit Dank an Else Buschheuer
„Du musst die Stadt ownen!“ sagte mir ein Freund, der zwei Jahre in New York gelebt hat. „Ownen“, also einen ganz eigenen Zugang zu der Stadt entwickeln und auf ihrer Klaviatur virtuos zu spielen lernen. Über „mein“ New York soll ich auch hier schreiben, also das spezielle, unique New York, das ich entdeckt habe, und das dem Diskurs noch etwas hinzufügt.
verloren hat und Al Pacino und Michelle Pfeiffer Hot Dogs aßen. Ich hingegen bin da meist nur umgestiegen oder hab den einen oder anderen „Smoothie“ getrunken. So ein aus frischem Obst und Gemüse und Jogurt zubereiteter Drink, sehr zu empfehlen. Außerdem hat das Media MarktEquivalent „Best Buy“ hier 24 Stunden am Tag auf. Für den Nerdfall.
Manchmal glaube ich, Gewalt ist eine Lösung. So, wie Robert DeNiro in Taxi Driver am Schluss ja auch der Held war. Ein anerkannter Bürger der Stadt. Ich kann jedenfalls nachvollziehen, dass diese Stadt einen auch krank machen kann. Der Dreck, die Lautstärke, die Enge. Überall fühlt man sich zu viel, weil Platz so kostbar ist in den engen übervollen Straßenschluchten von Manhattan. Besonders in den U-Bahnstationen, wo einem die Backofenhitze entgegenschlägt, dass man sich fragt, ob das tatsächlich realistisch ist, wenn Al Pacino und Keanu Reeves als die verdammt gut verdienenden „Devil‘s Advocats“ aus reinem Understatement die U-Bahn nutzen. Und sobald man in die Bahn einsteigt, fühlt man sich wegen der krassen Air-Condition wie Dennis Quaid, als er in „The Day after Tomorrow“ seine Tochter durch meterdicke Eisschichten aus der Public Libary befreite. Hitze/Kälte, Hitze/Kälte. Jede Bahnfahrt eine Kneippkur.
Und jetzt ist es ja eh nicht mehr weit bis zur Houston Street. Wenn man die überquert, wird es wirklich gemütlich. South of Houston (SoHo) gibt‘s all die schönen Cafés, Bars und Galerien und diesen dunklen, etwas schäbbigen Stahl und Backsteinstyle wie man es aus „Mean Street“ oder „When Harry met Sally“ kennt. Das New York, zu dem man sich immer hingezogen fühlte, ist genau hier. Mein Freund hat hier in einer Agentur gearbeitet, denn Agenturen finden das hier natürlich auch total „posch“. Die „Ghostbusters“ haben dagegen ihre Einsatzzentrale schon lange nicht mehr offen. Vielleicht konnten sie die Miete nicht mehr zahlen.
Ich hab‘s mit dem Fahrrad probiert und es hat nicht so geklappt. Und das obwohl in den letzten drei Jahren hier die Fahrradmania ausgebrochen ist und es jetzt überall Radwege gibt. Aber ich glaube, dafür ist die Stadt einfach zu vertikal. Spiderman hat die Stadt geowned. Ich glaube, sich an Spinnfäden von Hochaus zu Hochhaus schwingen ist die einzige akzeptable Fortbewegungsform hier. Oder Klettern. King Kong hat New York auch „geowned“, naja, jedenfalls kurz.
Aber was soll ich erzählen von vergeblichem Taxigewinke, rauchenden Gullideckeln und Kindern, die in illegal geöffneten Hydrantenfontainen herumspringen? Ja, die Bilder hat jeder im Kopf und ja, es gibt sie tatsächlich! Und wenn ich hochfahre zur Upper Westside wo Walter Matthau im „Odd Couple“ sein Appartment hat, dann ist auch das „Dakota“ nicht weit, jenes Haus, in dem „Rosemarie‘s Baby“ zur Welt kam und John Lennon mit Yoko Ono knutschte, dann habt ihr wieder dieses Kopfkino vom Kinofilm und das ist ja alles gar nicht falsch. Klar, man fragt sich, wie Macaulay Culkin in „Home Alone II“ sich nur so heftig im Central Park verlaufen konnte - ich fand ihn recht übersichtlich. Und klar hab ich nachgeguckt: die Puertoricaner aus der West-Side Story sind längst weggentrifiziert und weiter unten in „Hells Kitchen“ gibt‘s das Ghetto aus „Sleepers“ auch schon lange nicht mehr. Dafür Künstlerateliers und Partyschiffe und viel mondänes Volk. Hier in der Upper West-Side und auch im Osten auf der 5th Avenue, wo Holly Golightly bei Tiffany‘s frühstückte, war ich in jeweils einem Apple Store. Beeindruckend! Alle beide!
Wenn man dann wieder Richtung Süden über den Broadway am Times Square vorbei kommt und sich durch diese unfassbaren Menschenmengen kämpft, wünscht man sich, man sei Tom Cruise in Vanilla Sky, wie er ganz allein und verlassen über den Platz läuft (was das wohl gekostet hat?). Irgendwann weiter südwärts kommt man dann noch am Madison Square Park vorbei, wo der Flatiron steht, jenes berühmte, sich nach vorne zuspitzende Gebäude in dem der „Daily Bugle“ verlegt wird, bei dem Peter Parker seine Fotos von Spiderman abliefert und das einmal von der US-Army zerstört werden musste, um Godzilla aufzuhalten. Das Büro meiner Freundin war genau hier. Dann kommt auch gleich der Union Square, wo Clive Owen bei „The International“ zurecht den Überblick
Dann weiter Richtung Süden lässt man den Washington Square Park rechts liegen, wo einst die „Kids“ aus dem gleichnamigen Film rumhingen bevor … ihr wisst schon. Aber genau dort gegenüber am Broadway residiert ein japanisches Modelabel mit dem superdämlichen Namen „Superdry“, wo ich mir eine unfassbar tolle Jacke gekauft habe, die ich bis heute aber nicht einmal tragen konnte, weil es konstant viel zu warm dafür ist. Seit drei Monaten ununterbrochen.
Nebenan im West-Village ist es angenehm ruhig, ganz New York untypisch. Fast dörflich. Man fühlt sich heimelig und will sich sofort mit den Mädels von „Sex and the City“ zum Kuchenessen und Rumgiggeln treffen. Ähh, nee, lieber doch nicht. Vor dem Laden, an dem Carrie ihre Kuchen kauft, standen wir zwar, aber wir waren nicht drin. Dafür saßen wir vier Stunden lang in einem netten Café am West-Broadway mit Wi-Fi (so nennt man W-Lan hier) und haben im Internet gesurft. Der Kaffee war auch toll.
Und im Osten ist von den Five Points aus „Gangs of New York“ auch nur die Bowery übrig geblieben und was jetzt mehr in so China Town ist, wo man zwar nicht Mickey Rourke aus „The Year of the Dragon“ mit gezogener Waffe durch die engen, dunklen Gassen laufen sehen kann, aber wo wir oft sehr gut und sehr günstig Dumplings gegessen haben. Satt und Glücklich für 5 Dollar, das ist echt nicht zu schlagen. Hier: Greenwitch Village, China Town, Lower East Side, Soho, West Village und das alles, da kann man es aushalten. Habe hier einige Kneipen besucht, lustige Abende gehabt und immer wieder gut gegessen. Aber zum Wohnen ist es hier echt zu teuer. Deswegen hab ich in Brooklyn gewohnt. Genauer: East-Williamsburg. Das ist etwa dort, wo in Annie Hall mit Woody Allen - dem alten Stadtneurotiker - im Käfer unter dem Expressway drunter her gesaust ist. Noch relativ nahe bei Manhattan, auf höhe der Williamsburg Bridge, die ich sicherlich rund fünf mal zu fuß überquert habe und westlich von „East New York“, wo die „Goodfellas“ ihr Unwesen trieben. Aber noch nördlich von „Brooklyn Cigar Co“, wo Harvey Keitel in „Smoke“ heimlich seine cubanischen Zigarren verkaufte. Eher noch ein kleines Stück ostwärts, sehr nah an Bushwick, an der Stelle wo Gene Hackmanns Verfolgungsjagd in „French Connection“ endete. So richtig ist die Gegend, wo ich wohne, nie verfilmt worden (wäre mir jedenfalls nicht bekannt), aber vielleicht kommt ja noch ein Film, der Eigenheiten der US-Ökoszene auf die Leinwand bringt - der Film würde sicher hier spielen. Die sind echt viel strenger als die deutschen
Ökos, aber auch stylischer, irgendwie. Und unentspannter. Als müssten sie die Nachhaltigkeitsdefizite der ganzen Geschichte ihres Landes jetzt im Hauruckverfahren wieder gut machen.
Am meisten hat mich Brighton Beach gefreut. Ein toller Strand direkt in der Stadt. Vergesst Barcelonavergleiche, viel näher und viel besser. Hier kommen vor allem die unteren Schichten her und das sind in diesem Teil von Brooklyn, nämlich Cony Island, vor allem Russen. Wer das echte New York kennen lernen und dabei schwimmen und etwas braun werden will, der sollte hier her kommen. Und obwohl man überall draußen kein Bier trinken darf, verkaufen hier herumlaufende Händler Corona direkt vor Ort und es scheint keinen zu stören. Ein rechtsfreier Raum! Harry aus „Requiem for a Dream“ trug etwas weiter östlich den Fernseher seiner Mutter zum Pfandleiher - für das Heroin. Wir wissen ja wie das endete. Wir haben dagegen unsere Strandtage immer mit einem Teller Stroganoff beendet, was man hier günstig überall bekommt. Da hatte ich aber auch mal Bauchschmerzen nach. Wenn also etwas gibt, dass das Tollste an New York ist, dann, dass diese Stadt tatsächlich niemanden gehört. Nicht mal eine Bevölkerungsgruppe owned hier etwas. Hier ist nämlich jeder eine Minderheit. Wenn man in der Ubahn sitzt, dann ist man als weißer Europäischstämminger in der Minderheit. Um einen herum gibt es alle Hautfarben der Welt und viele unterschiedliche Sprachen. Und doch kann man keinen Nachmittag durch Manhattan laufen, ohne drei mal im Vorbeigehen deutsche Wortfetzen aufzuschnappen. Man sollte sich hüten über Anwesende in irgendeiner Sprache - sei sie auch noch so exotisch - zu lästern.
Edward Norton jedenfalls befand sich in der sicheren Intimität seines Badezimmers, als er im Film „25th hour“ vor dem Spiegel stand und mit einem herzhaften „Fuck you!“ beginnt, bevor er anfängt jede signifkant sichtbare Bevölkerungsgruppe in New York einzeln zu beschimpfen. Alle bekommen sie ihr Fett weg: Pakistani, Koreaner, Italiener, Juden, Chinesen, Iren, Schwarze, geliftete Upperclass-Omas, Investment Banker, Jesus himself und viele mehr. Und doch merkt man in dieser postrassistischen Entgleisung des Films instinktiv, dass es sich eigentlich um eine Liebeserklärung handelt. An diese Stadt, die „unownbar“ ist, weil sie so vielfältig ist, so ethnisch durchmischt, so international. Sie gehört nicht mal richtig zu Amerika (sagen jedenfalls die Amerikaner selbst) und sie gehört auch ihren Einwohnern nicht. Es ist völlig unmöglich einen eigenen, unverstellten Blick auf diese Stadt zu werfen, denn sie ist in uns allen bereits lebendig, bevor wir sie das erste mal betreten und sie referenziert sich dann hunderttausendmal selbst und wenn man in ihr herumläuft, dann ist man im Film, dem einen oder anderen. New York ist die einzige Weltstadt, tausend mal gespiegelt etliche Male zerstört. Aber das wisst ihr ja alle.
@mspro Name: Michael Seemann Wohnort: Berlin Beruf: Dings Traumberuf: Chefdings Web: mspr0.de Bei Twitter seit: 04.2007
Seite 49 â&#x20AC;&#x201D; Foto von JoeEsco / photocase.com
Die größte Fröhlichkeit, Ausgelassenheit und Freude strahlen Menschen dann aus, wenn sie spielen. Spielzeug, als materieller Ausdruck und Symbol dieser Aktivität, wird so im Laufe des frühen Lebens zu einer zentrale Komponente im Ausdruck der eigenen Identität. Ob man im Kindergarten zum Feuerwehrmännchen oder zum Polizisten griff, hatte weitreichende Auswirkungen auf die Zugehörigkeit zur einen oder eben anderen peer group. Wir haben im Laufe des älter- und erwachsenwerdens unsere Legofiguren auf den Dachboden geräumt und ein anderes Spielzeug gefunden, das unserem Lebensstil und den dahinter stehenden Wünschen und Erwartungen eher gerecht wird. Mit dem iPad hat die Firma Apple ein Produkt auf den Markt gebracht, das all das verknüpft, was wir vom modernen Leben erwarten: Größere Freiheit in einer kleineren Welt durch das nahezu überall verfügbare mobile Internet.
Als Dirk Baranek also fragte, ob wir gemeinsam mit ihm ein Onlinemagazin in Blogform zu diesem Mehralsnureinspielzeug auf die Beine stellen wollten, wäre es uns ein Kampf gegen ein innerstes Streben gewesen, dieses Angebot abzulehnen. Und so gestalteten wir das iPadMag und betreuten es fortan auch redaktionell.
Dabei war von Anfang an klar: Wir wollen keine weitere Linkschleuder ins Internet stellen, keinen von Hand zusamengestellten Newsaggregator. Das machen andere bereits gut und erfolgreich, andere weniger gut und weniger erfolgreich, insgesamt aber zu viele und zu häufig. Das iPadMag schreibt den Apple-Fanboys nicht nach dem Mund, es hat nicht nur Informationen sondern auch eine Meinung, die oft nicht dem entspricht, was die Fangemeinde gerne lesen würde. Schließlich hat dieses wundervolle Produkt eben auch seine Fehler und Schwächen.
Vor allem aber ist das iPad ein ganz neues Medium, irgendwo zwischen Print und Web, mit seinen ganz eigenen (Gesetzen, das es zu erforschen gilt. Wenn sich das iPad nämlich als »Medium der Zukunft« rausstellen sollte, dann möchten wir es nicht nur nutzen können. Wir möchten aktiv das Medium und damit auch die Zukunft ins unserem Sinne mitgestalten können. Wer Zukunft gestalten will, muss heute wissen auf welchem Gerät sie stattfindet. Wir glauben, dass sich Kommunikation noch stärker ins Internet verlagern wird. Und das iPad ist derzeit die beste Möglichkeit das Internet zu betrachten, dort zu partizipieren und Kommunikation mitzugestalten.
Wer dieses wundervolle Medium gemeinsam mit uns erforschen möchte, ruft jetzt sofort den Browser auf und tippt in die Adressleiste: www.ipadmag.de
Seite 51 — Foto von JoeEsco / photocase.com
Ulica Kubusia Puchatka: Die Winnie Pooh Straße in Warschau
W
ährend auf der ganzen Welt Straßen nach Erfindern, Kriegern,
Wo es Begeisterung für eine Sache gibt, dort gibt es auch Kontroversen.
Polen einen ganz anderen Helden gefunden. So will es das Schicksal,
Steitpunkt, in dessen Mittelpunkt jene heroische Bärenfigur stand, war
Politikern und Aufständischen benannt werden, haben die
dass in meiner Heimatstadt Warschau eine nach dem Bären Winnie
Pooh benannte Straße existiert. Das Heldentum des Bären ist dabei kein Übertreibung, denn die Verehrung des Kinderbuchs, aus dem das
kleine Honigmäulchen stammt, gleicht durchaus der Glorifizierung von Märtyrern und Kriegsveteranen in anderen Teilen der Welt.
Dabei hat Pooh auf den ersten Blick überhaupt nichts mit Polen zu
tun. Die Zeichentrickfilme von Disney gibt es, meines Wissens nach,
beispielsweise überhaupt nicht mit polnischer Synchronisation. Und
geschrieben wurde das Kinderbuch von Alan Alexander Milne – einem
Briten. Beim Geschriebenen sind wir aber schon nahe am Urpsrung des Bärenruhms.
Kubus Puchatek, so heißt Winnie the Pooh im Polnischen, wurde in
meinem Heimatland durch die nun legendäre Übersetzungsarbeit von Irena Tuwim zu einem wahrlichen Sternlein am slawischen Heldenhimmel. Durch die Übersetzung Tuwims erhält der Bär in der
polnischen Version des Buches einen noch ironisch-naiveren Charakter,
mehr Charakter, was Leser unterschiedlicher Sprachvarianten dazu brachte zu behaupten, die polnische Übersetzung sei sogar besser als das Original. Wer von Dr. Erika Fuchs gehört hat, wird einen ähnlichen Fall kennen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man um den Bären, selbst als
Ausgewanderter, nicht herum kommt. Die mir im Rondo vorgetragenen Bücher bildeten die Grundlage für viele Träume meiner frühen Kindheit und der Moment, in dem ich meine erste Winnie Pooh Plüschfigur (die ich bis heute besitze) geschenkt bekam, wird wohl für immer die Grundlage für den schönsten Tag meines Lebens bilden.
Seite 53 — Foto von Kacper Potega
So kann es im Fall Winnie the Pooh nicht anders sein. Der größte
das Geschlecht des Bären. Denn der Name, so der Autor des Originals, stammt ursprünglich von einer Bärin »Winnipeg«, die der Sohn Milnes zu besuchen pflegte. Folglich führte es zu Irritationen, dass der Bär als »Mann« behandelt und benannt wurde, obwohl dessen Ursprung
ein weiblicher war. Viele wissenschaftliche Abhandlungen später war es dann aber einfach egal und alle erfreuten sich an den schönen Geschichten und hielten sich weniger am Namen auf.
Und dann stand ich eines Tages, beim allepaarjährlichem Verwandtenbesuch in der Heimat, in der Winni Pooh Straße in der Innenstadt
Warschaus, nicht weit von der teuren Einkaufsmeile »Nowy Swiat« (Neue Welt). Und die Erwartungen sind nach all den Jahren, in
denen man die Straße nie zu Gesicht bekommen hat, natürlich riesig. Mindestens eine 20 Meter hohe Statue des Bären samt Honig an den Pfoten habe ich erwartet, einen überdimensionierten Bärenkäfig und
Laserlightshows vielleicht. Zu meinem Leidwesen ist ein Gedenkschild, bisschen Graffiti und ein zur Mittagszeit mäßig besuchtes Szenecafé die Höhe der Gefühle.
Aber man spürt sie, wenn man durch die Straße läuft, die Ehrfurcht vor
der sympathischsten Figur in der Geschichte der Heldenverehrung. Die Erinnerungen an eine Kindheit, die diese Figur nur verschönern und mit
Fröhlichkeit prägen konnte. Dafür braucht es keine Statuen, Gedenkzüge, nicht einmal die Tafel. Nur den erquickend blauen Himmel, den uns der Bärengott an diesem Tag geschenkt hat.
Der klitzegroĂ&#x;e
FleiscH salat
Test 55
Fleisch ist kein Salat! Von Frau Ingeborch
Kennen Sie den Film „Tote tragen keine Karos“ mit Steve Martin? Der Gute spielt einen Mann mit einer Putzfrauenphobie und reagiert ein klitzekleines bisschen unvernünftig, sobald er das Wort „cleaning woman“ hört. Mir ergeht es ähnlich mit... Verzeihung... geben Sie mir einen Moment... nun, mir geht es so mit... puh... vielleicht rufe ich doch kurz meine Therapeutin an... also mir geht es so mit Fl-... mit Fl-...Fl-... Flei-... uh... mit Fleischsalat! Und das kam so. Ich war jung, brauchte das Geld und fand ich mich an einem elend heißen Sommertag mit anderen Studenten in den Räumen einer Marketingfirma ein, die uns versprochen hatte, wir müssten nur ein paar Kleinigkeiten essen und einige Fragen beantworten. Der Raum sah aus wie ein Sprachlabor für Hühner, eine Reihe kleiner Kabinen gruppierte sich um einen großen Tisch, auf dem nummerierte Teller standen. Angerichtet in Plastikbechern, wie man sie sonst nur in Laboren, die für Kriegszwecke Viren züchten oder in Kinderwunschkliniken zu sehen bekommt, befanden sich kleine Portionen von rosa Matsch und beigem Matsch.
Eine Folterkammer, in der Menschen anderen Menschen, die sie nicht kennen und gegen die sie infolgedessen keinerlei Groll zu hegen berechtigt sind, Schlimmes antun.
Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Ich wollte in die „Yes-Torty-Gruppe“ (den Namen darf man verraten, die gibt es ja nicht mehr) und wurde deshalb in die Schicksalsgemeinschaft „Fleischsalat“ eingegliedert. „Da hast du den Salat“, sagte die Praktikantin und kicherte. Ich kicherte nicht. Ich hasste Wurst. Ich hasste Mayonnaise. Die Kombination aus beidem war so attraktiv wie das, was raus kommt, wenn man einen Pickel ausdrückt. (Pardon. Ich musste es so drastisch formulieren, damit meine Not nachvollziehbar wird.) Aber es gab ja Geld dafür. Mit Todesverachtung führte ich eine Gabel voll an die Lippen, währned ich darüber nachdachte, wer wohl als erster Mensch auf die Idee kam, Mayonnaise anzurühren und auf ein Fleischbreigemisch in Form von Würmern zu kippen Intensives Kauen brachte den Fleischsalat dazu, sich im Mund aus zu dehnen und nicht weniger, sondern immer mehr zu werden. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich nichts weiter ins Detail gehe, das bekäme meiner Tastatur nicht. Was mich rettete war eine Begabung, von der die Verwandtschaft meinte, sie wäre zu nichts nütze, außer um Phantasiegeschichten (ein höfliches Wort für faustdicke Lügen) zu erfinden. So leierte ich mir einige Sätze über Konsistenz und Geschmack aus dem Kreuz, bis ich gefragt wurde, welche der drei FleischsalatVariationen ich am gelungensten fand. „Äh“, sagte ich, „den mittleren“. „Wieso gerade den?“ fragte der Marketingleiter hartnäckig nach. „Der schmeckte fast nach nichts“, antwortete ich. Ich bin nie wieder zu einer Verkostung eingeladen worden.
Dafür hatte es der Fleischsalat seither auf mich abgesehen. Nur wenige Eingeweihte wissen es, doch Fleischsalat ist sehr rachedurstig. Ich jobbte als Statistin beim Film, bekam zehn Mark die Stunde und hatte in der Pause ich die Wahl zwischen Brötchen mit Käse, welcher sich an den Seiten pelzig hoch bog und Brötchen mit Fleischsalat. Ich habe die Käsebrötchen genommen. Ich kellnerte in einem Brauhaus und wurde am ersten Abend vom Wirt zum Essen eingeladen. Es gab Bauernbrot mit Fleischsalat. Ich arbeitete als Küchenhilfe in einer Kneipe und durfte gleich am ersten Tag die Arme bis zu den Ellbogen in Fleischsalat stecken. Ein Prinz auf einem weißen Pferd ritt vorbei, nahm mich mit, breitete eine Decke auf einer Sommerwiese aus und entnahm seinem Picknickkorb zwei Portionen Fleischsalat. Fleischsalat ist durchtrieben. Er taucht immer Hand in Hand mit Höflichkeit und Anstand in meinem Leben auf. Entweder ich esse ihn oder mache mich unbeliebt. Fleischsalat hasst mich. Abgrundtief. Und das beruht verdammt noch mal auf Gegenseitigkeit.
Ein Salat aus Wurst Von Huck Haas
Von dem Schriftsteller Volker Strübing gibt es einen Fleischsalatsong, in dem er sich auf nachvollziehbare, aber auch herablassende Weise über den Salat aus Fleisch äußert. Fanatische Anhänger des Fleischsalates werden hier sicher betroffen und besoffen mit dem Huf im Sand scharren, aber der Mann hat natürlich recht. Trotzdem hat er ein Fleischsalatplakat aus dem Hause Stijlroyal in der Küche hängen. Wir können nur mutmaßen. Es finden sich tatsächlich wenige Menschen, die öffentlich zugeben, ein Freund des Fleischsalates zu sein. Das hat sicher berechtigte Gründe, denn gesundheitlich ist dieser Salat eine Niete. Wurst, Mayonnaise, aber immerhin Gürkchen und manchmal auch so absurde Dinge wie Dill oder (igitt) Joghurt machen das Lebensmittel gehaltvoll und dennoch nicht teuer. Fleischsalatdöschen mit 400gr für 0,79 Euro sind keine Seltenheit.
Während in Österreich und der Schweiz der Wurstsalat durchaus sein Standing in der Gesellschaft gefunden hat, spielt der Fleischsalat aufgrund seiner Anreicherung mit Mayo, die die Inhaltstoffe bis zur Unkenntlichkeit verschleiert, in einer Liga mit Pizza, Pommes und Schweinshaxe. Und es ist noch schlimmer. Fleischsalat findet man offiziell nicht in den Kühlschränken von Gehirnchirurgen, Topmodels, Opernsängerinnen oder international gefeierten Kinderkrankenhaus-Architekten. Fleischsalat findet man in den Küchen von Bauarbeiterin, Fernfahrern und Designern. In den Fleischsalat driftet man ab. Man liefert sich dem Fleischsalat aus.
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Also dachten wir, schauen wir uns den Butterersatz doch mal genauer an. Schmecken Fleischsalat nicht alle gleich? Sind teure Fleischsalate besser als die
preisgünstigeren, was ist dran am Mythos des hausgemachten Fleischsalates? So fuhren wir in die Stadt und kauften 31 Sorten Fleischsalat ein. Wir kauften bei Metzgereien, an Fleischtheken in Supermärkten und natürlich all die Fabrikfleischsalate aus dem Kühlregal. Dann riefen wir die Fleischsalatexperten Paul Scherer, Kiki Haas, Kaspar Krapp, Kacper Potega, Marlene Müller, Martin Sährig, Bernd Ringsdorf und Huck Haas zusammen um 31 Sorten Fleischsalat auf Plastikbesteck zu probieren. Und weil wir ja alle (außer Kacper Potega) im Leben noch etwas anderes machen, als Fleischsalat zu testen, machten wir das so wie wir denken, dass man es machen muss, wenn man checkermäßig Fleischsalat testen will, aber den Fun nicht zu kurz lassen will. So testeten wir zunächst den Geruch, was zum Beispiel bei Huck Haas zwangsläufig ins Fleischsalatgeruchstestabseits führen
musste, weil sein Geruchssinn ungefähr so ausgeprägt ist, wie sein Talent mit Motorsägen zu jonglieren. Anschließend begutachteten wir auf herrlich unseriöse Weise die Konsistenz und die Optik und dann natürlich den Geschmack. Dabei vergaben wir Noten nach dem Schulnotensystem. Zwischennoten gab es nicht. Es war ein herrliches Durcheinander und die Herren Ringsdorf und Sährig stellten sich als große Fleischsalatexperten heraus. Kiki Haas war die Expertin für den einzigen Fleischsalat der Geflügelfleisch enthielt und die Herren Scherer und Krapp waren fürs Abschweifen zuständig. Und dann, so ca. nach 10 Sorten als schon der Überdruss aufkam und nur noch Bernd Ringsdorf zu Zwischen- und Nebenverkostungen fähig war, entwickelte sich der große Fleischsalattest zu einem großen Würg-O-rama, bei dem alle viel Freude hatten. Demzufolge waren auch die Fleischsalate, die eher gegen Ende des Tests probiert wurden, nicht mehr objektiv einzuordnen, weshalb wir die Fleischsalathersteller dieses Landes um Vergebung für diesen grotesken Test bitten müssen. Macht Euch nix draus. Drei Tage später fotografierten wir die Fleischsalat noch mit dem iPhone unter Beleuchtung von zwei Baulampen, um dem ganzen auch optisch den Duktus einer Kunstaktion zu geben. Guten Appetit
01 Fleischsalat von Hit Fitness Fleischsalat
212gr / 1,67 Euro Geschmack: HH: 4 MM: 3 BR: 3 KK: 5 PS: 4 Konsistenz: HH: 4 MM: 2 BR: 2 KK: 5 PS: 2 Farbe: HH: 3 MM: 4 BR: 2 KK: 4 PS: 2 KP: 3 Geruch: HH: 4 MM: 3 BR: 2 KK: 3 PS: 4 KP: 3
Empfehlung: Zum Wurstsalat.
Bernd Ringsdorf: „Da ist doch noch!“
02 Fleischsalat von Hit Fleischsalat
206gr / 1,63 Euro Geschmack: HH: 4 MM: 4 BR: 1 KK: 1 PS: 3 KP: 2 Konsistenz: HH: 2 MM: 3 BR: 1 KK: 1 PS: 2 KP: 3 Farbe: HH: 2 MM: 2 BR: 1 KK: 2 PS: 2 KP: 2 Geruch: HH: 4 MM: 5 BR: 1 KK: PS: 2 KP: 3
Empfehlung: Zum romantischen Abend zu zweit
Bernd Ringsdorf: „Mit dem würde ich mich gerne einreiben“
07 Fleischsalat von Leinhos Fleischsalat 330gr / 3,93 Euro Geschmack: HH: 1 BR: 6 MS: 3 KP: 2 Konsistenz: HH: 3 BR: 6 MS: 4 KP: 4 Optik: HH: 2 BR: 3 MS: 4 KP: 2 Geruch: HH: 2 BR: 4 MS: 5 KP: 2
Empfehlung: ZUm FEINEN Sommerfleischsalat
Huck Haas: „Kann in der Tube serviert werden“
08 Fleischsalat von Merl Garnierstes Russenei mit Fleischsalat 200gr / 1,99 Euro Geschmack: KP: 1 PS: 2 KK: 3 HH: 2 MS: 4 Konsistenz: KP: 2 PS: 4 KK: 3 HH: 4 MS: 4 Optik: KP: 4 PS: 4 KK: 4 HH: 3 MS: 3 Geruch: KP: 3 PS: 2 KK: 3 HH: 3 MS: 4
Empfehlung: ZUM Wodka- und Kaviarfrühstück
Empfehlung: Für Moslems und Schweinefleischallergikerinnen
150gr / 1,59 Euro Geschmack: MM: 3 BR: 6 MS: 4 PS: 2 Konsistenz: MM: 2 BR: 4 MS: 4 PS: 3 Optik: MM: 2 BR: 4 MS: 3 PS 3 Geruch: MM: 3 BR: 6 MS: 4 PS: 2
Empfehlung: Zum Leichenschmaus
Bernd Ringsdorf: „Schmeckt wie altes Blumenwasser vom Friedhof, Nachgeschmack Karton“
06 Fleischsalat von Prima Kost Delikatess Fleischsalat 400gr / 0,79 Euro Geschmack: HH: 4 MM: 6 BR 6 Konsistenz: HH: 5 MM: 6 BR 5 Optik: HH: 5 MM: 6 BR: 5 Geruch: HH: 2 MM: 6 BR: 6
Empfehlung: Für Schwangere UND zu Club Mate
Marlene Müller: „Schmeckt wie Vanilleeis mit sauren Gurken“
200gr / 1,99 Euro Geschmack: MS: 5 KK: 5 HH: 6 Konsistenz: MS: 5 KK: 4 HH: 5 Optik: MS: 4 KK: 4 HH: 5 Geruch: MS: 4 KK: 6 HH: 5
Empfehlung: Zu Fisch am hamburger Hafen
Empfehlung: Zum Formel 1-Rennen
Empfehlung: Zu Whisky-Cola UND Klim-bim Kukken am Silvesterabend
10 Fleischalat von Line Fleischsalat mit Gurken 250gr / 0,79 Euro Geschmack: MM: 5 PS: 5 HH: 6 Konsistenz: MM: 5 PS: 5 HH: 6 Optik: MM: 5 PS: 5 HH: 6 Geruch: MM: 3 PS: 4 HH: 5
Empfehlung: Zu 80er-Jahre Klamotten Marlene Müller: „Kinderkotze aus Neon“
200gr / 1,59 Euro Geschmack: HH: 1 BR: 2 MS: 1 KK: 2 Konsistenz: HH: 1 BR: 4 MS: 3 KK: 2 Optik: HH: 1 BR: 4 MS: 3 KK: 3 Geruch: HH: 2 BR: 1 MS: 2 KK: 3
Huck Haas: „Total geil!“ Bernd Ringsdorf: „Breites Spektrum“ Martin Sährig: „Macht nicht schlank.“
16 Meerrettich-Fleischsalat von Bruckmann mit Meerrettich und Gewürzgurken 150gr / 0,89 Euro Geschmack: HH: 5 KP: 5 MS: 4 Konsistenz: HH: 4 KP: 4 MS: 4 Optik: HH: 4 KP: 3 MS: 4 Geruch: HH: 2 KP: 4 MS: 4
Empfehlung: Zum regionalen Xing-Treffen
Martin Sährig: „Nichts ist wie es scheint!“
17 Fleischsalat von vitakrone Fleischsalat Joghurt mit Lyoner-Fleischwurst (Sieger 2009 der DLG-Gesamtwertung)
250gr / 2,98 Euro Geschmack: HH: 1 MM: 1 BR: 2 KK: 3 PS: 2 KP: 1 Konsistenz: HH: 1 MM: 1 BR: 1 KK: 4 PS: 2 KP 2 Optik: HH: 1 MM: 1 BR: 1 KK: 4 PS: 3 KP 2 Geruch: HH: 2 MM: 1 BR: 3 KK: 3 PS: 2 KP 1
05 Fleischsalat von Minus L Feinster Fleischsalat mit Joghurt
14 Fleischsalat von Homann Metzger Fleischsalat
15 Fleischsalat von Wüst Fleischsalat
04 Fleischsalat von der Edeka Frischetheke
Huck Haas: „Wahrlich eine Delikatesse“ Bernd Ringsdorf: „Feinnasig“
Martin Sährig: „Frühstück für Dachdecker.“
09 Bio-Fleischsalat von popp Delikatess Bio-Fleischsalat
Huck Haas: „Wie Haferschleim in angenehm“
Empfehlung: Feiner Sommerfleischsalat
Empfehlung: Zum Dachdecken
Huck Haas: „DER Frühstücksfleischsalat“
Bernd Ringsdorf: „Verbranntes Gummi. Schmeckt wie ein Formel 1 Rennen riecht.“
200gr / 0,99 Euro Geschmack: HH: 2 MM: 2 KH: 3 KP: 4 Konsistenz: HH: 2 MM: 3 KH: 3 KP: 4 Farbe: HH: 2 MM: 4 KH: 4 KP: 2 Geruch: HH: 3 MM: 2 KH: 2 KP: 4
200gr / 1,19 Euro Geschmack: HH: 2 MS: 4 KP: 5 Konsistenz: HH: 4 MS: 5 KP: 5 Optik: HH: 3 MS: 5 KP: 5 Geruch: HH: 4 MS: 5 KP: 5
Martin Sährig: „Fischig!“ Huck Haas: „Ekelhaft!“
150gr / 1,49 Euro Geschmack: MM: 3 MS: 5 BR: 6 Konsistenz: MM: 2 MS: 3 BR: 3 Optik: MM: 2 MS: 3 BR: 4 Geruch: MM: 4 MS: 5 BR: 5
03 Fleischsalat von Vitakrone Geflügelfleischsalat
13 Fleischsalat von Rewe Delikatess Fleischsalat mit Fleischbrät und Gurken
200gr / 0,99 Euro Geschmack: MM: 3 BR: 5 MS: 5 KK: 2 Konsistenz: MM: 3 BR: 4 MS: 4 KK: 2 Optik: MM: 2 BR: 3 MS: 3 KK: 2 Geruch: MM: 4 BR: 6 MS: 5 KK: 2
11 Fleischsalat von Kühlmann Fleischsalat mit echter Lyoner 150gr / 2,29 Euro Geschmack: MS: 3 KK: 3 HH: 4 Konsistenz: MS: 3 KK: 3 HH: 4 Optik: MS: 3 KK: 3 HH: 4 Geruch: MS: 3 KK: 3 HH: 5
Empfehlung: zu Wackelpudding Huck Haas: „Igor, dein Sputum!“
12 Fleischsalat von vitakrone Delikatess Fleischsalat 400gr / 0,79 Euro Geschmack: BR: 2 KK: 4 KP: 2 Konsistenz: BR: 2 KK: 2 KP: 3 Optik: BR: 2 KK: 2 KP: 2 Geruch: BR: 4 KK: 5 KP: 2
Empfehlung: Zu Talcit
Bernd Ringsdorf: „Der Cheeseburger unter den Fleischsalaten“
Empfehlung: zu DLG-Wettbewerben, Leopardenleggings, Castingshows und Mettigel
Bernd Ringsdorf: „Schmeckt als hätte ich eine Dose Fanta im Mund!“
18 Fleischsalat von Fürstenkrone Leicht und Fit Fleisch Salat mit Gurken 250gr / 0,79 Euro Geschmack: MM: 5 KK: 3 HH: 6 Konsistenz: MM: 5 KK: 3 HH: 5 Optik: MM: 4 KK: 1 HH: 5 Geruch: MM: 3 KK: 5 HH: 6
Empfehlung: zu Rührei statt Schnittlauch
Marlene Müller: „Riecht wie Rührei und schmeckt wie Kotze“ Huck Haas: „Schmeckt nach Erblindung“
19 Fleischsalat von Perfetto/ Karstadt Wurstsalat (!) 216gr / 2,79 Euro Geschmack: HH: 2 KP: 4 PS: 3 Konsistenz: HH: 4 KP: 5 PS: 3 Optik: HH: 4 KP: 2 PS: 3 Geruch: HH: 3 KP: 4 PS: 3
Empfehlung: zum besuch im Blindenheim
Marlene Müller: „Mona Lisa unter den Fleischsalaten“
26 Fleischsalat von Nadler Meerrettich-Fleischsalat mit würzigem Gemüse-Meerrettich 200gr / 1,59 Euro Geschmack: HH: 6 MS: 5 KP: 5 Konsistenz: HH: 6 MS: 6 KP: 6 Optik: HH: 3 MS: 5 KP: 2 Geruch: HH: 4 MS: 6 KP: 5
Empfehlung: zum Kotzen
Kacper Potega: „Als würde man Meerrettich schaufeln.“
20 Fleischsalat von Gutfleisch Feinster Fleischsalat – Meine Wahl 200gr / 0,99 Euro Geschmack: BR: 2 MS: 3 HH: 4 Konsistenz: BR: 1 MS: 5 HH: 4 Optik: BR: 2 MS: 4 HH: 2 Geruch: BR: 3 MS: 4 HH: 3
Empfehlung: zur guten Havanna
Bernd Ringsdorf: „Breitsamig und sympathisch!“ Martin Sährig: „Draculas Auferstehung.“
21 Fleischsalat von popp Meerrettich-Fleischsalat Brotaufstrich 150gr / 1,39 Euro Geschmack: KP: 4 KK: 2 HH: 6 Konsistenz: KP: 5 KK: 1 HH: 5 Optik: KP: 6 KK: 2 HH: 5 Geruch: KP: 3 KK: 3 HH: 5
Empfehlung: zur Selbstemtleibung Huck Haas: „Schmeckt nach Tümpel“ Kacper Potega: „Warum???“
22 Fleischsalat von Wonnemeyer Premium Meerrettich-Fleischsalat 200gr / 0,99 Euro Geschmack: HH: 1 PS: 2 MS: 2 Konsistenz: HH: 2 PS: 2 MS: 2 Optik: HH: 1 PS: 3 MS: 2 Geruch: HH: 2 PS: 2 MS: 2
Empfehlung: zu Hochzeiten
Bernd Ringsdorf: „Oh!“ Martin Sährig: „Braut im Bikini!“
23 Fleischsalat von Homann Delikatess Feiner Fleischsalat mit 40% Schinkenwurst 165gr / 1,19 Euro Geschmack: MM: 2 BR: 4 KK: 2 Konsistenz: MM: 2 BR: 2 KK: 1 Optik: MM: 1 BR: 2 KK: 3 Geruch: MM: 2 BR: 2 KK: 1
Empfehlung: zu EInem guten Hefeweizen
Bernd Ringsdorf: „Chickenboy!“
24 Fleischsalat von Du darfst Fleisch Salat mit feinen Gurken 200gr / 1,49 Euro Geschmack: KP: 6 HH: 6 MS: 6 MM: 5 Konsistenz: KP: 5 HH: 6 MS: 5 MM: 6 Optik: KP: 2 HH: 5 MS: 5 MM: 4 Geruch: KP: 4 HH: 5 MS: 6 MM: 5
Empfehlung: zu Schleim und Zahnschmerzen und zur Kinderpost
Marlene Müller: „Wie mit saurer Milch angerührt.“ Martin Sährg: „Kuhstall!“ Bernd Ringsdorf: „Sieht aus wie Spielfleischsalat.“
25 Fleischsalat von Rewe Fleischsalat von der Frischetheke 146gr / 1,30 Euro Geschmack: HH: 2 BR: 1 MS: 2 KK: 2 Konsistenz: HH: 2 BR: 1 MS: 2 KK: 2 Optik: HH: 2 BR: 1 MS: 2 KK: 4 Geruch: HH: 3 BR: 1 MS: 2 KK: 3
Empfehlung: zu Forelle, Salzkartoffeln und Meerrettich
Marlene Müller: „Riecht wie Forelle blau“ Bernd Ringsdorf: „Danke, Herrin!“
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27 Fleischsalat von Nadler Delikatess Fleischsalat mit Salatcreme 200gr / 1,59 Euro Geschmack: HH: 3 BR: 3 MS: 3 Konsistenz: HH: 2 BR: 2 MS: 4 Optik: HH: 2 BR: 3 MS: 4 Geruch: HH: 3 BR: 3 MS: 3
Empfehlung: zur Bescherung
Bernd Ringsdorf: „Weihnachtlich!“
28 Fleischsalat von Merl Frischer Fleischsalat *Delikatess* 200gr / 0,99 Euro Geschmack: HH: 4 BR: 4 MM: 4 Konsistenz: HH: 4 BR: 2 MM: 4 Optik: HH: 4 BR: 3 MM: 3 Geruch: HH: 3 BR: 5 MM: 5
Empfehlung: zu Erntedankfest und Leberkäs
Bernd Ringsdorf: „Der typische Herbstsalat“ Huck Haas: „Es war wie… Leberkäse! Trotzdem scheiße.“
29 Fleischsalat von Wonnemeyer / Aldi / Delikatess Fleisch-Salat mit 134g Fleischeinlage 400gr / 0,99 Euro Geschmack: HH: 6 MS: 5 Konsistenz: HH: 4 MS: 5 Optik: HH: 4 MS: 4 Geruch: HH: 6 MS: 5
Empfehlung: zum Offenbarungseid.
Huck Haas: „Das Kamel unter den Fleischsalaten.“
30 Fleischsalat von Fürstenkrone Delikatess Fleischsalat 400gr / 0,79 Euro Geschmack: KP: 2 BR: 2 HH: 5 KK: 5 Konsistenz: KP: 3 BR: 2 HH: 4 KK: 2 Optik: KP: 2 BR: 1 HH: 2 KK: 4 Geruch: KP: 2 BR: 2 HH: 3 KK: 2
Empfehlung: Als Dessert. Für eine Leiche.
Bernd Ringsdorf: „Du süßes Luder!“
31 Fleischsalat von Ja! Delikatess Fleischsalat ohne Zusatz von Konservierungsstoffen 400gr / 0,79 Euro Geschmack: MS: 2 HH: 4 KP: 2 MM: 2 Konsistenz: MS: 3 HH: 4 KP: 2 MM: 2 Optik: MS: 3 HH: 4 KP: 1 MM: 2 Geruch: MS: 2 HH: 3 KP: 2 MM: 2
Empfehlung: passt zu Nein
Martin Sährig: „Ja!“ Marlene Müller: „Das Hundebaby unter den Fleischsalaten.“
Fazit
Letztlich haben wir keinen Sieger und keinen Verlierer ermittelt. Nach ca. 6 Fleischsalat-Sorten war kaum noch ein objektives Bewerten möglich. Bei allen, außer bei Bernd Ringsdorf, der auch nach der 25. Sorte nebenbei seinen Lieblingsfleischsalat von Hit verköstigte. Allgemeine Subjektivität, gepaart mit Aggresivität und Hass machten zudem das Einteilen in guten oder schlechten Fleischsalat schier unmöglich. So wurde der von mir präferierte Fleischsalat der Metzgerei Leinhos in Wiesbaden von Bernd Ringsdorf derart abschätzig und von seltsamen Kräften geleitet bewertet, dass der große Fleischsalat-Test kurz vor dem Abbruch stand. Auffällig war auch das merkwürdige Verhalten des an sich größten Fleischsalat-Fanatikers am Tisch, Kacper Potega. Wurde er fremdgesteuert? Hatte er im Vorfeld Anweisungen erhalten? Womöglich von Außerirdischen oder gar von Ja! höchstpersönlich. Überraschend engargiert zeigte sich der Topsportler und Filmdingsbumms Martin Sährig, der jeden Fleischsalat ausgiebig testete und eine klare, ehrlich Meinung zum besten gab, was man von einigen anderen (Paul Scherer, Kaspar Krapp) schmerzlich vermisste. So lag der Verdacht nahe, dass diese Herren nur aus einem Grunde am großen Fleischsalat-Test teilgenommen haben: Fleischsalat-Gier in seiner reinsten Form. Die Probantin Kiki Haas konnte aufgrund ihrer (vom Islam gesteuerten?) SchweinefleischAllergie nur an der Verköstigung eines Fleischsalat mit Hühnerfleisch teilnehmen. Gedanken ob der Tatsächlichkeit von echtem Fleisch als Teil der Ingredienzien wurden ebenso verdrängt wie die Summierung von Kalorienangaben. Nach der Einnahme von 31 Sorten Fleischsalat stellte sich bei den meisten Probanten Überdruss ein, der bis zum heutigen Tage anhält. Einzig der furcht- und geschmacklose FleischsalatPassioneur Bernd Ringsdorf erwarb nur einige Stunden später eine Privatportion Fleischsalat, den er „angeblich“ mit seiner Lebensgefährtin im Rahmen eines Tête-à-Tête gierig verschlang. Fleischsalat- und Tabellen-Nerds haben angeblich keine Mühe, anhand der angegebenen Angaben, Angaben zur Ermittlung von Fleischsalat-Charts anzugeben. Wir beobachten den Markt. Wir beobachten auch Sie!
Die Probanten
Paul Scherer: PS Kiki Haas: KH Kaspar Krapp: KK Kacper Potega: KP Huck Haas: HH Marlene Müller: MM Martin Sährig: MS Bernd Ringsdorf: BR
16 Bruckmann Meerrettich Fleischsalat
04 Edeka Sonnenberg Fleischtheke
24 Du darfst
30 F端rstenkrone Delikatess Fleischsalat
18
61
20
F端rstenkrone Leicht und fit
Gutfleisch Feinster Fleischsalat
01
02
Hit Fitness Fleischsalat
Hit Fleischtheke
23 Homann Feiner Fleischsalat
31 Ja! Delikatess Fleischsalat
14 Homann Metzger Fleischsalat
11 K端hlmann Fleischsalat mit echter Lyoner
07 Leinhos Fleischerei
63
10 Line Fleischsalat mit Gurken
28
08
Merl Frischer Fleischsalat
Merl Garniertes Russen-Ei mit Fleischsalat
15
05
Metzgerei W端st
Minus-L Feinster Fleischsalat mit Joghurt
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Nadler Fleischsalat mit Salatcreme
Nadler Meerrettich Fleischsalat
19 Perfetto Karstadt
65
06 Prima Kost Delikatess Fleischsalat
09
21
Popp Biofleischsalat
Popp Pikanter Brotaufstrich Meerettich Fleischsalat
13 Rewe Delikatess Fleischsalat mit Fleischbr채t und Gurken
12 Vitakrone Delikatess Fleischsalat
25 Rewe Fleischtheke
17 Vitakrone Fleischsalat Joghurt
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22
Wonnemeier Delikatess Fleischsalat
Wonnemeier Meerrettich Fleischsalat
03 67
Vitakrone Gelfl端gelfleischsalat
!
Die Ästhetik des Not-
wendigen Der Blick in die Kühlschränke fremder Menschen hat unsere Leserschaft geradezu in Verzückung gebracht. Das, was Menschen mit ausgeprägter Kinderstube bei anderen Menschen nur unter Umständen nachprüfen, nämlich wie es im Kühlschrank, unter dem Bett und in den Couchritzen aussieht, das wollen wir, die wir nur am Rande mit Kinderstube konfrontiert wurden, genau wissen.
Der Titel der Ausgabe Stijlroyal XIV ist „Flüsse & Fleischsalat“ und was liegt da näher, als nach den Toiletten unserer Leser und postprivatisierten Freunde zu fragen. Und aller Unkenrufe zum Trotz haben uns zahlreiche Einsendungen von Toiletten in allen Geschmacksrichtungen erreicht. Möglicherweise haben wir dadurch sogar erreicht, dass manches Klo mal ordentlich durchgewischt wurde. Doch sehen Sie selbst:
Seite 68 – Bild Huck Haas nach einem Foto von Alexander Bass
69
Anja Gottschling twitter.com/3x3ist6
twitter.com/annelinja 36 / Callgrill
71
twitter.com/wondergirl 24 / Studentin
Stefan & Elise Graunke twitter.com/function Erfinder des Buzzers
Arnd Fischer 39 / IT-Berater
Arne Wischer twitter.com/fettlaus 24 /Informatikstudent
Regina Hapel twitter.com/Spreequell Illustratorin
Alexander Bass twitter.com/bonzibuddy
73
Erik Sommer twitter.com/erikmitk 24 / Student
twitter.com/wondergirl 24 / Studentin
Modest Mekisch / 28 twitter.com/modestmekisch
Dirk Baranek twitter.com/baranek Tausendsassa & iPad-Mag.de
Christina Dr端ke twitter.com/_allerleirauh 29 /Goldschmiedin
twitter.com/Die_Mutti 25 /Erziehungswissenschaftlerin
Nadine NeĂ&#x; twitter.com/texterblog
twitter.com/der_handwerk Internetbef端ller, 39
Ben Wildner twitter.com/benwildner Regensburger
Angela Becker twitter.com/beangie 36 / Grafikerin/Schlachterin
twitter.com/diktator
Ada Blitzkrieg twitter.combangpowwww
Tobias Fiebiger twitter.com/scholt
(undderhandwerkseinfrauundkind)
75
twitter.com/wikipippi
Ralf K端hnel twitter.com/Kirscheplotzer
Marion Heuberger twitter.com/mao_fatale
Philipp Langenheim twitter.com/HUNDERTMARK
Mareike Wolf 35 / Produktionsassistentin
Roman Held twitter.com/hoch21
77
Claus Ast â&#x20AC;&#x201D; twitter.com/skizzenblog
Tatjana Kozlov twitter.comDohohohoho
Nina Windisch twitter.com/ninawindischren 27 / f端r Examensklausu lernen
Michaela von Aichberger twitter.com/frauenfuss 29! / Grafikerin
twitter.com/SchBlaBla
Steffi Werner twitter.com/Posemukel 36 / Bibliothekarin
Steffi Hotze 26 / Bibliothekarin
twitter. com/emathion
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twitter.com/pulsewidthmodul
Ariane Hรถfer Mode, Schmidtmann, Mama
Alexander Bass â&#x20AC;&#x201D; twitter.com/bonzibuddy
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Murmel & Entlein twitter.com/primatenmarlene und twittercom/kcpr
Jens Schmidtmann twitter.com/aka jens 44 / Steuermann
Bernd Ringsdorf 40 / Telefonist
twitter.com/diktator
Eeschen van Poppel & Lola von Hoppel twitter.com/eeschen twitter.com/lola_hoppelt
Kiki & Huck twitter.com/kikoehn twitter.com/stijlroyal
Jugend im
Gehirn
Alle schlechten Geschichten beginnen mit „Ich war zwölf Jahre, als...“. Meine nicht, denn ich war fast neun, als ich beschloss mit dem Rauchen anzufangen. Zum einen weil ich die sonnengelben Fingerkuppen meines Onkels bewunderte, zum anderen weil Rauchen ungesund ist und ich früher sterben wollte. Was wie der Anfang einer schweren Depression klingt, war nur der Beginn einer schrecklich gewöhnlichen Landjugend. Wir Landkinder haben uns hinter einer Depression versteckt, damit niemand merkte wie traurig wir in Wirklichkeit waren. Wir haben getuned, geschranzt, geraved und Plastikklettergerüste mit Feuerzeugen zu einem lieblosen Klumpen Hasskonzentrat eingeschmolzen, wenn uns danach war. Wir waren Rebellen in einer Mikrowelt, irgendwo zwischen Köln und Frankfurt. In einem Nichts, in dem es nur überflüssige und verschwenderische Natur gab, die wir unter dem Wutbeton dekonstruktiver Gedanken begruben. Meine Freunde und ich. Die meisten sind dort geblieben . Wenige sind gegangen. Heute berichte ich: Hallo, mein Name ist Ada Blitzkrieg und ich komme vom Land. Aufgewachsen und sozialisiert am kleinstädtischen Busbahnhof, Schuhgröße 40, Schnauze voll. Auf dem Land hast du keine Wahl: Entweder du bist einer von denen oder du bist anders. Und eigentlich hast du keine Wahl, wenn du anders bist. Anders bist du, sobald du beginnst zu hinterfragen und das merken die schnell. Ich kam nie in Verlegenheit Mitglied eines Kirmes- oder Schützenvereins zu sein, zum einen weil mein Vater sich für einen dem reinkarnierten Jesus gleichen Gutmenschen hielt, zum anderen weil er unter der gleichen Sternenkonstellation wie Hitler geboren wurde und sich selbst als makellosen Despot mit totalitärer Befehlsgewalt sah. Kirmes lehnten „wir“ also ab, weil „wir“ es proletarisch und unserer unwürdig empfanden und fühlten, dass wir dazu berufen waren, den Simplicissimus zu lesen, Altgriechisch zu lernen oder unsere aufkeimende sexuelle Energie in einem zölibatären Leben der humanistischen Bildung zu widmen. Vater wollte Kultur für uns, wir wollten Krakauer und schales Kirmesbier. Tuning war immer ein großes Thema unter den Flaumbartträgern der 90er Jahre. Das Selbstwertgefühl wuchs proportional mit der Farbintensität der Racing-Gitter und antiproportional mit dem Abstand der unterbodenbeleuchteten Karosserie zum Asphalt. Mit jedem Zentimeter wurde das Niveau tiefergelegt und der obligatorische „No Fear“ Heckscheibenaufkleber muss Soziologen ein verängstigtes „Oh, doch!“ entlockt haben. Wer die Finger nicht mit Öl verschmiert hatte, machte sich schnell verdächtig als Folge jahrelanger Inzucht die Feinmotorik eingebüßt zu haben oder schwul zu sein. Salat meint auf dem Dorf: Nudeln oder Kartoffeln, Wurst, Eier, 1kg Mayonnaise und vielleicht ein paar Erbsen. Den Fehler machte man nur zweimal am Tag. In dieser kulturellen Brachlandschaft gab es die sogenannten Scheunenpartys. Stadtkinder kennen zwar den Unterschied zwischen Stier und Ochse nicht oder lachen, wenn man über „Eicheln sammeln“ spricht, aber sie sind mit der unschuldigen Unkenntnis über diese zivilisatorische Obszönität gesegnet. Zu dem besonderen Anlass einer Scheunenparty treffen sich degenerierte Inzuchtgemeinden der Umgebung um ihr Nazi-Brauchtum
@bangpowwww
Name: Ada Wohnort: Berlin Beruf: Quendolin pro Traumberuf: Kurz vor dem Mittagessen Bei Twitter seit: 12/2009
Seite 83 — Foto von aussi97 / photocase.com
bei wässrigem Kirmesbier und völlerischen Wurstspezialitäten aus ihren Hausschlachtereien zu feiern. Auf dem Dorf ist es traditionell üblich, dass derjenige mit den wasserstoffblondesten Haaren das Anrecht erlangt einen Abend lang die Musik vergewaltigen zu dürfen. Die tiefdekolletierten Teenagerhuren konnten sich spätestens, wenn DJ Kranich nach seinem musikalischen Autofellatio - den größten Hits der 70er, 80er und von heute - endlich „Summer of 69“ auflegte, nicht mehr auf ihren breiten Drallhüften halten. Die stämmigen Pferdeschwanzdirnen, die jahrelang für eine Springreiterkarriere trainierten und dann doch nur ihren traurigen Höhepunkt auf den Lenden des fettwulstigen Großcousins fanden, stampfen vor der Bühne im monotonen Discofox, bis die Wurstkotze auf der Rampe zum Zelteingang selig zur Inzestpolka mitvibrierte. Scheunenpartys waren das Woodstock von Oberhattert. Kirmesbänke sind der Dancefloor des einfachen Mannes. Jede Dorfbiographie brauchte mindestens fünf glorreiche Minuten des Banktanzens, bis das Teil schließlich zusammenbrach und man wochenlang beim Würfeln im Germanischen Eck aussetzen musste, weil die Hand ähnlich zermatscht war wie das eigene Gehirn. Auf dem Land gehörten alle, die etwas auf sich hielten, zu einer Szene. In den 90er Jahren kam es zu heftigen Unruhen zwischen Skatern und CBFunkern. Epische Szenen wenn der Anführer der Skater schrie „Alter, meine Skaters machen euch Funkers in eine Minute platt!“ und der CBFunkerleader mit seinem schrillen Stimmbruchorgan „Junge, ich klemm mich gleich hinter die Kiste und hab in fünf Minuten hier 50 Funker zusammen, die euch Spacken die Fresse zerhauen!“ zurückkreischte. Opfer gab es keine, abgesehen von denen, die in der Funkerszene blieben und nie das Wunder eines ungestümen Rumgefummels auf den Rückbänken eines VW Golfs erleben durften. Ewige Jungfrauen in ihrer technisierten Welt voll Dinge, die niemand brauchte. Ich glaube in jeder bundesdeutschen Kleinstadt gab es irgendwo ein Baumhaus an dem selbstgemalte Swastikaflaggen hingen. Meist dienten sie als Clubhaus für die Banden der reichen Oberschichtkinder, in denen der Schwelbrand der sozialen Auflehnung lodert. Namen wie „Club88“ oder „Girl Gangstaz“ zierten dünne Pressholzwände. Häufig hatte eines der Kinder einen großen Bruder, dem man das „Teufelszeug“ klauen konnte. Das war Haschisch. Und das war cool noch lange bevor es unsere Eltern panisch in „Droge“ umdeklarierten und mit besorgten Mienen Drogenbroschüren auf unseren Batman-Kopfkissen platzierten. Baumhäuser waren früher wie heute Orte, an denen erste sexuelle Dienstleistungen eingetauscht wurden. WWF Wrestling Paninibildchen wurden gegen physische Gefälligkeiten verschachert. Ein Undertaker hatte den höchsten Tauschpreis und überstieg ein rein sexuelles Interesse, indem es den kindlichen Arschtritt-Fetisch befriedigte. Für einen Undertaker musste sich das empfangende Kind die Hose runter ziehen und vom Geber zehn Tritte in den Arsch empfangen. So lernten wir Algebra. Jede Landjugend hatte ihre eigenen Helden! Im Unterschied zur Stadt waren das nicht diejenigen Kinder mit den teuersten Klamotten sondern die aufsässigsten Milchhautrebellen mit dem größten Diebstahlregister. Unser Held war Mark, der eines Nachts an die Pension seiner Mutter metergroße
Hakenkreuze malte. Hakenkreuze waren verboten. Hakenkreuze waren cool. Mark war ein Held. Logik besitzt auf dem Land bis heute einen untergeordneten Stellenwert. Rückblickend betrachtet haben wir die meiste Zeit unseres Lebens vorm Edeka abgehangen, bis wir immer fetter, hässlicher und ungezogener wurden. Musik war unsere Droge und um den Turkey nach immer mehr abzudämpfen, verkauften wir Haschisch und Koks und kopierten Westberlin Maskulin MCs. In diesem Sommer wurde ich 15. Jeder coole Typ hatte zu diesem Zeitpunkt eine Ska-Band und ich wünschte die pubertierenden Gemeinschaft hätte sich auf etwas konzentriert, was eher ihrem Talent entsprach: Zwanghafte Onanie oder mit der Zahnspange in Strickpullovern hängen bleiben. In meiner Stadt gab es ein Hochhausghetto mit vier Hochhäusern, das wir Mittel- und Oberschichtzöglinge gekonnt mieden. Die Kinder, die dort lebten gingen in andere Schulen. In die Sonderschule oder zur Hauptschule. Vermutlich waren es auch diejenigen Kinder, deren Leiber bei Chips und Cola vor den Fernsehbildschirmen der Republik aufquollen wie Wasserleichen im trüben Seitenarm des Sozialflusses, in denen es ihnen verwehrt wurde mitzuschwimmen. Die Hochhauskinder schafften es nie bis zu den schönen Gärten und Fachwerkhäusern von uns Oberschichtkindern, deren Gefahr durch Eloquenz ausging. Ich war Anführer einer Gruppe Halbwüchsiger. Bevorzugt schön und wortgewandt. Nicht diese Klugscheißerkinder, die wohlerzogen waren, sondern die Sorte deren physische Gewaltbereitschaft sich mit hohem Intellekt mischte. Brandheiße Kleinstadtgang. Wer nicht dazu gehörte senkte den Blick. Ich bekam häufig Geschenke. Wir Kinder aus heilen Familien unterlagen der magischen Anziehungskraft der Scheidungskinder. Scheidungskinder trugen Schlüsselketten und waren den ganzen Tag alleine, weil ihre Mütter einen Vollzeitjob hatten. Scheidungskinder, so dachten wir, müssten die glücklichsten Kinder der Welt sein. Wenn ich einmal Kinder habe und sie mich fragen ob sie mit Freunden zelten dürfen, dann alarmiere ich vorsorglich Polizei, Bundesgrenzschutz, Pro Familia, Feuerwehr und einen Krankenwagen. Man lernt dazu. Alkohol war das Wunderelixier, das aus fickgeilen Teeniemädchen fickgeile Teeniemädchen mit philosophischem Tiefgang machte. Deine Unschuld verlierst du nur einmal, es sei denn, du kannst dich nicht daran erinnern. Einsamkeit fickt am besten und auf der Suche nach Verständnis und Herausforderung füllte sich die Bumsbiographie schneller als ein pawlow‘scher Spucknapf. Das ist der Grund warum jeder, der auf dem Land groß geworden ist, niemals Achtung gegenüber Frauen empfinden wird. Schließlich habe ich den Slogan der kleinstädtischen Postnazis „Fremde sehen wir hier nicht so gerne!“ als Einladung aufgefasst und mich bei Nacht und Nebel davongestohlen. Wenn mich Menschen heute fragen, wo ich herkomme, verschweige ich nichts. Schreie, lache und berichte. Denn nichts ist schlimmer als die Gleichgültigkeit. Um das zu begreifen muss man erst fortgegangen sein. Jede gute Geschichte hat einen Helden. Ich bin der Anti-Held meiner eigenen Biographie. Ich rauche immer noch, aber dasS mit dem Sterben will nicht so recht klappen.
Rippchen mit Kraut
Fleischsalat Vor 14 Ausgaben haben wir uns die waghalsige Aufgabe aufgebürgt von Ausgabe zu Ausgabe ein neues Gericht zu erfinden aus den traditionell-hessischen Zutaten
Rippchen sowie Sauerkraut. Auch dieses Mal saßen wir
gemeinsam sinnierend am Tisch und rätselten über ein geeignetes Gericht für Ausgabe XIV. Jenes Sinnieren
konnte letztlich nur zu einem Ergebnis führen und so präsentieren wir dieses Mal voller stolz den Rippchen mit Kraut Fleischsalat probegekocht und kreiert von Marlene Mülle / @primatenmarlene.
Und so gehts:
Rippchen und Gürkchen in Zuhilfenahme eines Beils kleinhacken, gemeinsam mit Kraut und Unmengen
Majo in einen Topf, eine Schüssel oder Tupperware™-
Box geben und ordentlich durchmischen. Schließlich: Verspeisen.
T-Shirt — Innerer Frieden
Cardigan — Stijlroyal BonziKlo
Hotpant — Vogelhund
Longsleeve — Monstertruck
Tasse — Stö
Stijlregal.de goes Ben Wildner sein Shop whatabouttee.de
Im pre ssu m Herausgeber Huck Haas — Stijlroyal Design & Magazin Redaktion Huck Haas Editorial Design Stijlroyal Design & Strategie Rüdesheimer Str. 14 — 65197 Wiesbaden — Telefon 0611.335 45 35 info@stijlroyal.com — stijlroyal.com
Autoren Ada Blitzkrieg. Andreas Glumm, Angela Leinen, Claus Ast, Bernd Ringsdorf, Huck Haas, Ingeborch, Kacper Potega, Katja Berlin, Lisa Hantke, Malte Müller, Michael Seemann, Nilz Bokelberg, Petya Metodieva, Sebastian Abresch, Sibylle Berg, Silke Nolden, Thomas Pfeiffer, und Wondergirl. Danke an Angela Leinen.
Fotografen Die Fotografen sind jeweils beim entsprechenden Foto aufgeführt. Fotograf Titel Kacper Potega. Fotograf Bäche & Fleischsalat Huck Haas. Rippchen mit Kraut Marli Müller Grundrauschen Eeschen van Poppel, Berndiboy, Kaspar Krapp, Marlene Müller, der Gerd, Isa Mayer, Carla Josefine Mayer, Kiki Haas, Michel Freyer, Yves Paul Scherer und Rainer Zamojre.
Druck W.B. Druckerei Gmbh Dr.-Ruben-Rausing-Str. 10 65239 Hochheim Tel 06146.82 74-0 www.wb-druckerei.de. Druckauflage Ausgabe Herbst/Winter 2010/2011 3.000 Stück. Diese und frühere Ausgaben des Stijlroyal Magazins liegen im stijlregal.de bereit.
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