PETERSEN - 46 - 2022 - DE

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ÜBER ZIEGEL UND VERANTWORTUNGSBEWUSSTE ARCHITEKTUR

Raum der Stille, Foto: Marcus Bredt


Die Besucher betreten den Raum der Stille über die große Check-In-Halle und einen mit goldenem Walnussholz ausgekleideten Vorraum. Der Raum der Stille dient der Andacht, dem Gebet und der Meditation. Im Eingangsraum befindet sich eine kleine Nische, in der das Wort Stille in sechs verschiedenen Sprachen in Bronzebuchstaben steht.

Ein Überblick über das Flughafengebäude mit dem Raum der Stille.

Stille Einkehr IM HERZEN DES NEUEN BERLINER FLUGHAFENS LÄDT DER RAUM DER STILLE ZUR BESINNUNG, ZUM GEBET UND ZUR MEDITATION EIN. EINE KOMBINATION AUS KOLUMBA, EINFACHEN GEOMETRISCHEN FORMEN UND EINER DURCHDACHTEN BELEUCHTUNG ERZEUGT EINE ATMOSPHÄRE VOLLKOMMENER RUHE.

Der neue Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt ist für 33 Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt. An diesem Tor zur deutschen Hauptstadt treffen Menschen aus aller Welt aufeinander. Unterwegs werden einige das Bedürfnis verspüren, innezuhalten und für eine Weile alle praktischen Dinge des Reisens zu vergessen. Der Raum der Stille umfasst eigentlich eine Folge von Räumen, die verschiedenen kontemplativen Zwecke dienen: der Besinnung, dem Gebet und der Meditation. Die Räume befinden sich in der zentralen Achse des Terminalgebäudes, wo Land- und Luftseite aufeinandertreffen – ein Standort, der die symbolische Bedeutung unterstreicht. Der Zugang befindet sich in der großen Check-In-Halle, die Räume sind für jeden rund um die Uhr zugänglich. Der Raum der Stille besteht aus zwei Bereichen, die symmetrisch entlang einer zentralen Achse angeordnet sind. Vom gemeinsamen Eingang aus werden Besucher links in einen Vorraum und dann in einen christlichen Raum geführt, während sie rechts über einen ähnlichen Vorraum in einen bekenntnisunabhängigen Raum gelangen. Beide Räume haben die exakt gleiche Form und Größe. Hans Joachim Paap, Architekt und Partner der Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp), die auch den Flughafen entworfen haben, erklärt: »Die Räume und ihre symbolische Bedeutung sind identisch. Für uns sind sie ein Zeichen dafür, dass verschiedene Religionen zusammenleben können.« Der Ort spielt eine besondere Rolle in der Erzählung von Gleichheit und Gemeinschaft: »Berlin war früher in Ost und West geteilt, und der Flughafen steht für beides – die Wiedervereinigung der Stadt und Deutschlands.«

Sowohl der Eingang als auch die beiden Vorräume und Kapellen haben quadratische Grundrisse, deren Größe zunimmt, je weiter man hineingeht. Alle Flächen sind mit Kolumba verkleidet – Böden, Wände und Decken. So wird ein Zusammenhang hergestellt, als wären alle Räume aus einem großen Stein herausgemeißelt worden. In den Decken verspringt jede Reihe leicht, so dass sich eine Pyramidenform bildet, die oben mit einem durch LEDs indirekt beleuchtetes Oculus-Fenster abschließt. Der umfangreiche Einsatz von Ziegeln erfordert eine besondere Qualität. »Kolumba ist ein sehr schöner Ziegel mit einer fantastischen Oberfläche«, sagt Hans Joachim Paap. »Die warme, dunkelbraune Farbe schafft eine gute Atmosphäre. Jeder Stein ist einzeln hergestellt – man sieht deutlich die Fingerabdrücke, die entstanden sind, als die Steine aus ihrer Form gedrückt wurden. Der Ziegel verleiht dem Raum ein Gefühl von Ewigkeit und Geborgenheit. Die Zeit scheint in diesen Räumen stillzustehen, sodass man sich vollkommen auf seine Gedanken konzentrieren kann«, so Paap weiter. Ein drittes architektonisches Schlüsselelement neben der klaren Geometrie und der konsequenten Wahl eines einzigen Materials ist der Einsatz von Licht. Die Decken bestehen aus immer kleiner werdenden quadratischen Rahmen aus Kolumba-Ziegeln, die an einer Stahlkonstruktion befestigt sind, mit einem Abstand von 2 cm zwischen den einzelnen Rahmen. Von dahinter montierten Leuchten dringt Licht durch die Ritzen zwischen den Steinen. Es entsteht der Effekt, dass sich die Steine im Licht fast aufzulösen scheinen – ähnlich wie bei der Filterung des

In der christlichen Kapelle wurde das griechische Kreuz in der Wand ausgespart. Die schlichten Formen der Räume und der Einsatz von Backstein erinnern an die frühe christliche und islamische Architektur.

Die Decken in allen fünf Räumen haben eine Pyramidenform und wurden aus Kolumba gebildet. Die Steine wurden mit einem Abstand von 2 cm verlegt. So kann das Licht von den hinter der Wand liegenden Lichtquellen durch die Fugen scheinen.

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Der zentrale Teil des neuen Flughafens ist eine große, helle Halle mit einem filigranen Dach aus Glas und Stahl. Mit der artikulierten Hauptfassade und den klaren geometrischen Formen wollten die Architekten bei diesem Gebäude an Schinkel und das Bauhaus erinnern.

Raum der Stille, Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt, Deutschland Bauherr: Flughafen Berlin Brandenburg Architekt: gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner Entwurf: Meinhard von Gerkan und Hubert Nienhoff mit Hans Joachim Paap Ausführung: K. Rogge Spezialbau GmbH Tragwerksplanung: schlaich bergermann partner, Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH Fertigstellung: 2020 Stein: K57 Text: Martin Søberg, Architekturhistoriker, Ph. D. Fotos: Marcus Bredt

Querschnitt durch den Eingangsbereich und die beiden Vorzimmer. Grundriss

Im Raum der Stille wurde Kolumba in dunkelbraunen Farbtönen als durchgängiges Material verwendet. Stein, Licht und eine klare Geometrie schaffen zusammen einen atmosphärischen Rahmen, damit die Besucher zur Ruhe kommen können.

»Jeder Stein ist einzeln hergestellt – man sieht deutlich die Fingerabdrücke, die entstanden sind, als die Steine aus ihrer Form gedrückt wurden. Der Ziegel verleiht dem Raum ein Gefühl von Ewigkeit und Geborgenheit.« Hans Joachim Paap, Architekt Lichts durch einen filigran beschlagenen Stein in den mittelalterlichen gotischen Kathedralen. Durch einen Spalt zwischen Wand und Boden dringt ebenfalls Licht herein, was die Orientierung im Raum erleichtert und die kontemplative Atmosphäre nochmals verstärkt. Die einfachen, stereometrischen Formen verleihen den Räumen eine archaische Anmutung, inspiriert von den alten zoroastrischen Gebäuden im Iran und der frühchristlichen und islamischen Architektur, die ebenfalls typischerweise aus Ziegeln gebaut wurden. Darüber hinaus hat die Entscheidung für einen Ziegelstein einen lokalen Grund: In Berlin und Brandenburg gibt es eine lange Tradition von Ziegelbauten. Und so trägt Kolumba selbst durch seine Herstellung zu der symbolischen Erzählung im Raum der Stille bei: »Der Ziegelstein ist ein Ausdruck der grundlegenden Elemente für die menschliche Existenz: Feuer, Erde und Wasser«, erklärt Hans Joachim Paap.

Neben der christlichen Kapelle gibt es einen neutralen Raum für Angehörige anderer Glaubensrichtungen. Die beiden Kapellen sind identisch gestaltet und haben die gleiche Größe. Hiermit verweisen sie auf die Gleichheit aller Menschen – ungeachtet ihres Glaubens.

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»Der Kolumba war entscheidend für dieses Projekt. Er wird von Hand gefertigt und verleiht dem Gebäude daher eine gewisse Irregularität. Die Materialität und das Gefühl des Ziegelsteins sind ein verbindender Faktor zwischen dem neuen und den alten Gebäuden.« Tuomas Kivinen, Architekt

Seit den 1920er Jahren liefert der Fluss Vuoksi im Osten Finnlands die Energie für das Wasserkraftwerk des Ortes Imatra. Foto: Max Plunger

Kraftvoller Ausdruck HELLE KOLUMBA-STEINE IN EINEM ZICKZACK-MUSTER UMRAHMEN DAS UMSPANNWERK IN IMATRA IM OSTEN FINNLANDS. INDEM EINIGE DER STEINE AUSGELASSEN WURDEN, IST EIN PORÖSER, VERWOBENER SCHIRM UM DEN KERN DES GEBÄUDES UND SEINEN TECHNISCHEN INHALT ENTSTANDEN.

Die Umgebung des Kraftwerks hat sowohl eine große natur- als auch kulturhistorische Bedeutung. Das Umspannwerk und die neue Transmissionsanlage wurden behutsam in die bestehende Anlage integriert. Foto: Tomi Parkkonen

Beim Bau des neuen Umspannwerks Imatra wurde große Rücksicht auf Größe und Lage des bestehenden Kraftwerks genommen. Ebenso wie die alten Gebäude wurde auch das neue aus Ziegelstein errichtet, nur haben sich die Architekten dieses Mal für einen hellen Stein entschieden, der zusammen mit dem weiß lackierten Stahl der ebenfalls neuen Transmissionsanlage eine Einheit bildet. Foto: Max Plunger

Folgt man dem Fluss Vuoksi von seinem Ursprung im Saimaa-See im Osten Finnlands, erreicht man nach etwa zehn Kilometern die gewaltigen Stromschnellen von Imatrankoski, die seit dem späten 18. Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel sind. Kurz nach der Unabhängigkeit Finnlands im Jahr 1917 beschloss der Staat, die Wasserkraft an diesem Standort zur Stromerzeugung zu nutzen. Der Bau des Wasserkraftwerks in den 1920er Jahren fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt. Das Gebiet hat also sowohl eine große naturhistorische als auch kulturelle Bedeutung und steht unter nationalem Schutz. Neben dem Umspannwerk Imatra gehören auch fünf neue Transmissionsanlagen zum historischen Kraftwerk. Bei der Gestaltung des Umspannwerks wurden sowohl die Architektur der historischen Anlage als auch die umgebende Landschaft berücksichtigt. Das Umspannwerk wurde als rechteckiges Gebäude entworfen, das den Koordinaten der älteren Gebäude folgt und zum Fluss hin einen großen Innenhof bildet. Die Transmissionsanlagen bestehen aus zwei Terminals, zwei Pylonen und einem höheren Mast, wobei nur der Mast höher als die umliegenden Bäume ist. »Wir wollten, dass die alten Gebäude in der Landschaft dominant bleiben. Aus diesem Grund befindet sich die untere Etage des Umspannwerks unter der Erde«, erklärt Tuomas Kivinen, Partner und Geschäftsführer von Virkkunen & Co Architects. »Die Höhe des Gesimses entspricht zudem der Höhe des nächstgelegenen alten Gebäudes.« Um eine Beziehung zwischen dem Umspannwerk und den Transmissionsanlagen herzustellen, haben die Architekten auf ein Motiv wiederkehrender Dreiecke gesetzt. Das Umspannwerk hat eine Doppelfassade, von der die äußere Ebene mit Kolumba-Steinen in einem Zickzack-Profil gemauert ist, das sich um das gesamte Gebäude erstreckt. Der untere Teil des Gebäudes ist vollständig gemauert, wohingegen im oberen Teil jeder zweite Ziegel weggelassen wurde, sodass der Eindruck eines Netzes entsteht. Durch die Öffnungen gelangen Licht und Luft ins Innere. Die Wand wird von einem Stahlrahmen getragen, der an der dahinter liegenden Fassade aus vorgefertigten Betonelementen befestigt ist. Im Bereich der Eingänge an beiden Enden des Gebäudes wurde der untere Teil der Wand weggelassen. Die hier sichtbaren Teile des Gebäudes wurden vor Ort aus Beton gegossen. Auch die Transmissionsanla-

Imatra Umspannstation, Imatra, Finnland Bauherr: Fingrid Oyj Architekt: Virkkunen & Co Architects Bauunternehmer: Rakennusliike Evälahti Oy Ingenieur: Sweco Finland Fertigstellung: 2020 Stein: K91 Text: Martin Søberg, Architekturhistoriker, Ph. D. Fotos: Max Plunger, Tomi, Parkonnen, Tuomas Kivinen

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Die Fassade aus Kolumba wurde in einem Zickzack-Muster verlegt, entsprechend der Länge des Steins. Da alle Steine von Hand gefertigt werden, entsteht keine eintönige, sondern vielmehr eine lebendige Oberfläche. Foto: Max Plunger

Das Dreieck findet sich als Gestaltungselement sowohl beim Umspannwerk als auch bei der neuen Transmissionsanlage wieder. Foto: Max Plunger

Der untere Teil der Fassade bietet ein geschlossenes Bild, während der obere Teil, bei dem jeder zweite Stein aus dem Mauerwerk weggelassen wurde, wie ein steinernes Netz wirkt. Durch das so angelegte Profil entsteht ein dezentes, abwechslungsreiches Spiel aus Licht und Schatten. Foto: Max Plunger

Konstruktionsdetail einer Gebäudeecke

Erdgeschossgrundriss

Längsschnitt

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»Die helle Farbe des Kolumba-Ziegels verstärkt Reflexionen und Schatteneffekte und lässt das Profil deutlich hervortreten. Die helle, monochrome Farbgebung verbindet das Gebäude zudem mit den weiß lackierten Transmissionsanlagen.« Tuomas Kivinen, Architekt

Ein frostig-sonniger Wintertag. Der Neuschnee legt sich wie Puderzucker in die kleinen Öffnungen im Mauerwerk. Foto: Tuomas Kivinen

Die Schaltanlage befindet sich im Steuerungsraum im Erdgeschoss. Die großen Oberlichtfenster lassen Tageslicht in den Raum einfallen und geben den Blick frei auf das Muster des Mauerwerks. Foto: Max Plunger

gen aus weiß lackierten Stahlprofilen greifen das Dreiecksmotiv in verschiedenen Variationen immer wieder auf. Das Kraftwerksgebäude aus den 1920er Jahren wirkt sehr klassisch und wurde aus Betonrahmen, rotem Backstein und Details aus Sichtbeton gebaut. Die regelmäßige Anordnung von Türen und Fenstern diente als Inspiration für die rhythmische Wiederholung von Formen für das neue Umspannwerk und die Transmissionsanlagen. »Wir haben zunächst überlegt, wie bei den bestehenden Gebäuden einen roten Ziegelstein zu verwenden, haben uns dann aber dafür entschieden, zu betonen, dass das neue Gebäude einen neuen, modernen Aspekt darstellt«, sagt Tuomas Kivinen. »Die helle Farbe des Kolumba-Ziegels verstärkt Reflexionen und Schatteneffekte und lässt das Profil deutlich hervortreten. Die helle, monochrome Farbgebung verbindet das Gebäude zudem mit den weiß lackierten Transmissionsanlagen.« Es handelt sich hier nicht nur um eine technische Anlage, sondern um ein Stück Architektur, das lebendig erscheint und sich immer wieder verändert. Das Licht zeichnet ein schönes Schattenspiel auf dem plissierten Relief der Fassaden, und im Winter legt sich der Schnee in die Löcher des gemauerten Netzes. Tuomas Kivinen erklärt: »Der Kolumba war entscheidend für dieses Projekt. Er wird von Hand gefertigt und verleiht dem Gebäude daher eine gewisse Irregularität. Die Materialität und das Gefühl des Ziegelsteins sind ein verbindender Faktor zwischen dem neuen und den alten Gebäuden.« Das Umspannwerk enthält auch eine gasisolierte Schaltanlage, die die elektrische Spannung aus dem Kraftwerk in Hochspannung umwandelt, bevor diese auf ihren Weg zu den Verbrauchern geht. Im Erdgeschoss befindet sich der über zwei Stockwerke reichende Steuerungsraum mit der Schaltanlage. Eine Treppe führt hinauf in einen Maschinenraum, während die Leitungen über das Kellergeschoss in das Gebäude führen und an die Schaltanlage angeschlossen werden. Im Inneren, wo in erster Linie technische Betriebsräume untergebracht sind, dominieren Elemente aus Beton. Um die Arbeit im Steuerungsraum angenehmer zu gestalten, haben die Architekten Oberlichter eingebaut, durch die man auf das vom Tageslicht gezeichnete Muster auf dem Mauerwerk blickt. »Normalerweise haben finnische Umspannwerke keine Fenster. Aber wir haben viel Lob von den Mitarbeitern für unsere Entscheidung bekommen«, erzählt Tuomas Kivinen.

Wenn die Dunkelheit hereinbricht, zieht sich das Licht zurück und betont den porösen Charakter der Fassade. Foto: Tuomas Kivinen

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Die zum Schulhof gewendete Fassade ist mit K71 und K23 verkleidet. Foto: Casper Brogaard Højer

Schon auf den ersten Blick offenbart sich einer der wichtigsten architektonischen Aspekte der Schulanlage: die niedrigen, länglichen Gebäudeflügel, die voneinander abgesetzt sind.

Der neu errichtete Unterrichtstrakt spricht dieselbe architektonische Sprache wie der ursprüngliche Komplex, ist aber gleichzeitig ein eigenständiges Gebäude mit einer modernen, stringenten Ausstrahlung.

Kollision und Harmonie

Kollision ist normalerweise kein Begriff, der positiv besetzt ist, wenn es um Architektur geht. Aber beim Falkonergårdens Gymnasium wurde der Kontrast bereits in den 1950er Jahren bewusst als architektonischer Kunstgriff verwendet – und vor einigen Jahren noch einmal. Und das in einem erhaltenswerten Gebäudekomplex, der so viel Seele hat, dass er dazu beiträgt, dieses Gymnasium zu einer der beliebtesten Schulen in der Region Kopenhagen zu machen. Das Gymnasium wurde vom Architekten und königlichen Gebäudeinspektor Thomas Havning entworfen und 1955 eingeweiht. Die Schule liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu „Den Sønderjyske Landsby”, einem stimmungsvollen Viertel mit engen Gassen, grünen Gärten und kleinen Häusern. Havning wollte die besonderen architektonischen Qualitäten des Viertels aufgreifen und teilte daher das Schulgebäude in kleinere, langgestreckte Einheiten auf, die entlang der Seiten des geschwungenen Grundstücks platziert wurden, mit einem Innenhof in der Mitte. Die langen Gebäude ließ er an den Giebeln mit kleinen Versätzen aufeinandertreffen. Diese

beabsichtigten Kollisionen hat er so präzise und bewusst gestaltet, dass sie heute für die Schulanlage charakteristisch sind. Darüber hinaus zeichnet sich die Architektur durch traditionelle Materialien wie Ziegelstein und Holz, solides Handwerk und eine einfache und harmonische Formensprache mit intelligenten Details aus. Ein wesentliches Element ist das Muster aus gelben und roten Ziegelsteinen an der zum Hof gewandten Fassade. Die Popularität der Schule machte eine Erweiterung erforderlich. 2015 wurde eine neue Multifunktionshalle eröffnet, die von Falko Arkitekter entworfen wurde. Die mit schmalen, waagerecht angebrachten Holzlamellen verkleidete Halle schmiegt sich zwischen zwei Sporthallen ein. 2017 kam ein weiterer, 1700 m² großer Neubau dazu. Auch dieser wurde von einem königlichen Bauinspektor entworfen, dem Büro Rønnow Arkitekter, das schon seit 2008 eine Beziehung zum Falkonergårdens Gymnasium hatte. Der Neubau ersetzt das alte Rektorat, das lange Zeit Teil des ursprünglichen Komplexes war. >

Luftaufnahme des ursprünglichen Gymnasiums mit dem inzwischen abgerissenen Rektorat unter der Bildmitte.

Aktuelle Luftaufnahme mit der neuen Multifunktionshalle im Westen und dem neuen Unterrichtstrakt im Süden.

DAS FALKONERGÅRDENS GYMNASIUM IN FREDERIKSBERG, EINEM STADTTEIL VON KOPENHAGEN, WURDE UM EINEN NEUEN UNTERRICHTSTRAKT ERWEITERT, DER DIE EINZIGARTIGE ATMOSPHÄRE DES ORTES RESPEKTVOLL FORTFÜHRT.

Lageplan mit dem grau gekennzeichneten neuen Trakt.

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Der neue Längstrakt wurde am einen Ende mit einem bestehenden Gebäude verbunden, während das andere Ende frei steht. Zum Schulhof hin sind alle Fassaden mit gelben und roten Ziegeln verkleidet. Das alte Fassadenmuster besteht aus diagonalen Linien, während der neue Flügel schmale, horizontale Streifen und einen helleren, markanteren Ausdruck aufweist.

Rønnow Arkitekter begann mit einer gründlichen Analyse der bestehenden Gebäude und der Umgebung. »Mit seiner zeitlosen Formensprache und den langlebigen Materialien ist das Gymnasium ein Paradebeispiel für nachhaltiges Bauen. Es war daher klar, dass der neue Trakt diesem Vorbild folgen und sich in die ursprüngliche Gestaltung der Anlage einfügen sollte. Dabei wurden dieselben architektonischen Motive und Prinzipien aufgegriffen, allerdings in einer zeitgenössischen Interpretation. Die Herausforderung bestand darin, die perfekte Mischung aus Alt und Neu zu treffen«, erklärt der zuständige Architekt Claus Bay. Das neue Gebäude greift das Motiv der langen Form auf und trägt dasselbe traditionelle Walmdach. Die eine Schmalseite steht frei, während die andere mit einem bestehenden Trakt verbunden ist. Die beiden Baukörper treffen in einem stumpfen Winkel aufeinander – das funktioniert heute noch genauso gut wie damals. Im Inneren des Neubaus ist ein Teil der patinierten Ziegelfassade des ehemaligen Trakts heute als Innenwand zu sehen. Ziegel wurden als Dach- und Fassadenverkleidung weitergeführt und auch das Muster im Mauerwerk findet sich wieder und stellt so einen Zusammenhang zu den alten, dem

Innenhof zugewandten Fassaden her. »Wir haben zahlreiche Muster in 1:1-Mock-Up’s getestet«, erzählt Claus Bay, »aber die Multifunktionshalle hat uns letztlich zur richtigen Lösung geführt. Das ursprüngliche Muster der Fassade verläuft diagonal, während die Lamellen der Multifunktionshalle senkrecht verlaufen. So kamen wir auf die Idee mit einem horizontalen Muster in Form kleiner, waagrechter Streifen. Es stellte sich heraus, dass unsere Idee funktionierte und sie führte uns zu den langen, schmalen Kolumba-Steinen.« Die Außenfassade besteht wie bei den alten Flügeln ganz aus gelbem Stein – Kolumba –, jedoch mit einem waagerechten Band aus rotem Ziegelstein, mit dem die horizontalen Linien betont werden und das auf die Pilaster aus rotem Stein an den alten Außenfassaden verweist. Während die roten Dächer der ursprünglichen Flügel mit roten Hohlpfannen eingedeckt sind, hat sich Rønnow Arkitekter beim neuen Flügel für rote Cover Ziegel entschieden. Damit wird die Horizontalausdehnung des Baukörpers betont und diesem wird ein stringenter Ausdruck verliehen. Die Erweiterung der Schulanlage um den neuen Unterrichtstrakt ist voll und ganz gelungen. Er führt die zentralen architektonischen Motive von Thomas Havning fort, sodass

Der ursprüngliche Nordflügel ist weiterhin das größte Gebäude. Dessen lange, dem Hof zugewandte Fassade zeichnet sich durch die Sprossenfenster und das Muster im Mauerwerk aus.

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diese wiederzuerkennen sind, und lässt sie in einem modernen Gewand wiederaufleben. Gleichzeitig ist das Gebäude als selbstständiges Objekt mit einem dezenten, strengen Ausdruck zu erkennen, der durch die horizontale Anordnung der Ziegel unterstrichen wird. Die gelben und roten KolumbaZiegel treten hier deutlicher hervor als beim alten Mauerwerk. Hierdurch entsteht eine klare Trennung zwischen Neu und Alt, und der neue Trakt erhält eine markante Präsenz. Falkonergårdens Gymnasium, neuer Unterrichtstrakt Bauherr: Falkonergårdens Gymnasium Bauberater: Emcon A/S Architekt: Rønnow Arkitekter A/S Bauunternehmer: Dahl A/S Ingenieurbüro: Terkel Pedersen Rådgivende Ingeniører Aps Landschaftsarchitekt: Kragh og Berglund Landskabsarkitekter A/S Energieberatung: Henrik Innovation ApS Fertigstellung: 2017 Steine, Fassaden: K71und K23 Steine, Dach: C23, 170 mm Text: Tina Jørstian, Architektin Fotos: Anders Sune Berg,

Sowohl beim alten als auch beim neuen Südtrakt wurden die Flächen mit gelbem Stein verkleidet. Die Gartenmauer, die sich bis in den Eingang des Neubaus fortsetzt, wurde aus Steinen errichtet, die vom abgerissenen Rektorat stammen – eine schöne, geschichtsbewusste Geste.


Bevor man die Entscheidung für die schmalen, horizontalen Streifen der Fassade traf, wurden viele mögliche Muster in Originalgröße getestet. Die Wahl fiel dabei auf Kolumba, deren Format sich für das gewählte Muster nahezu perfekt eignet.

Querschnitt des neuen Flügels

Grundriss 1. Obergeschoss

Beispiel des Musters im Mauerwerk der ursprünglichen Fassade. Grundriss Erdgeschoss

Das Aufeinandertreffen des neuen Flügels mit dem bestehenden Gebäude wird auch im Inneren erlebbar: In einem Aufenthaltsraum bildet ein Stück der alten Außenfassade mit Fenster nun eine Innenwand, die somit ein Stück der Geschichte des Gymnasiums vermittelt.

»Mit seiner zeitlosen Formensprache und den langlebigen Materialien ist das Gymnasium ein Paradebeispiel für nachhaltiges Bauen. Es war daher klar, dass der neue Trakt diesem Vorbild folgen und sich in die ursprüngliche Gestaltung der Anlage einfügen sollte. Dabei wurden dieselben architektonischen Motive und Prinzipien aufgegriffen, allerdings in einer zeitgenössischen Interpretation.« Claus Bay, Architekt

Als architektonisches Merkmal treffen die Flügel des ursprünglichen Komplexes an den Giebeln aufeinander. Ein Motiv, das am Ostgiebel des neuen Trakts aufgegriffen wurde. Der rote Cover-Stein am Dach hat dieselben Nuancen wie die alten Dachziegel aus den 1950er Jahren, bietet jedoch einen moderneren Ausdruck.

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Die Gubsø Garage heißt mit einer Architektur willkommen, die unverkennbar industrielle Züge trägt und gleichzeitig Spuren der traditionellen dänischen Landwirtschaftsgebäude aufweist.

Classic in einem modernen Rahmen DIE GUBSØ GARAGE GRÜNDET AUF DER FASZINATION FÜR BUGATTI UND DEM TIEFEN WUNSCH, DAS VERGESSENE HANDWERK WIEDER AUFLEBEN ZU LASSEN, DAS EINST MIT DER AUTOMOBILHERSTELLUNG VERBUNDEN WAR. DEN RAHMEN HIERFÜR BILDET EINE EINZIGARTIGE MODERNE ARCHITEKTUR, IN DER SICH MOTIVE DER INDUSTRIEGESCHICHTE WIEDERFINDEN.

Wenn man beim Hügel Gubsø nördlich der Stadt Silkeborg vorbeikommt, fällt der Blick auf einen Gebäudekomplex, der sich mit seinen schlichten, langgestreckten Gebäuden wie selbstverständlich aus der offenen Landschaft heraushebt. Je näher man jedoch kommt, umso robuster und nüchterner wird der Ausdruck, und man erkennt deutliche Anspielungen auf die Anfänge der Industriearchitektur sowie Motive alter dänischer landwirtschaftlicher Bautraditionen. Die Anlage trägt den Namen Gubsø Garage. Der Besitzer, Marc Vogel, liebt alte Autos und besitzt eine der größten Bugatti-Sammlungen in Europa. Die legendäre Automarke wurde von Ettore Bugatti (1881–1947) gegründet, der die exklusiven Fahrzeuge in seiner eigenen Fabrik im Elsass entwarf, konstruierte und baute – mit höchsten Qualitätsansprüchen und in hervorragender Handwerkskunst.

Die überdachte Straße zwischen zwei der drei Flügel dient als Zufahrt für die Autos, die in den Werkstätten gewartet werden. Gleichzeitig wird der große Raum für Ausstellungen von alten Fahrzeugen sowie für Konferenzen und Veranstaltungen genutzt.

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Um den Straßencharakter zu betonen, wurden die Wände des großen Raums mit Ziegelstein verkleidet, unterbrochen von großen Eichentoren.


Die Anlage öffnet sich stirnseitig mit großen Glasfassaden zu den davorliegenden Wiesen. An den Giebeln stehen die Satteldächer weit vor und beschirmen die Außensitzplätze darunter.

Gubsø Garage enthält fünf Werkstätten für das Handwerk der Autorestaurierung. Einer von diesen ist der Karosseriebau wo unter anderem Modellformen gebaut werden.

Grundriss. Das freistehende Gebäude östlich der beiden Mitteltrakte ist noch nicht fertiggestellt.

Die Quelle der Inspiration: die alte Bugatti-Fabrik im Elsass.

Querschnitt

Marc Vogels Faszination für Bugatti gilt auch den aussterbenden handwerklichen Tätigkeiten der Modellbauer, Sattler, Karosseriebauer, Drechsler und Mechaniker – und seine Begeisterung geht so weit, dass er vor einigen Jahren beschloss, sie so wiederzubeleben, dass nicht nur die Autos, sondern auch Besucher von außerhalb davon profitieren. Er beschloss, ein Oldtimer-Zentrum mit fünf dazugehörigen Werkstätten für die oben genannten Gewerke zu errichten und dem Zentrum Konferenz- und Veranstaltungsräume anzugliedern. Die Gebäude selbst nehmen eindeutig Bezug auf die Fabrik von Bugatti im Elsass – allerdings mit dänischen Ziegeln. Und genau an diesem Punkt kommt Architekt und Bugatti-Fan Peter Zinck von Petersen Tegl ins Spiel. Er holte das Architekturbüro Cornelius Vöge an Bord, und schon bald ging es in den Osten Frankreichs, wo der Bauherr und die Architekten die alte Bugatti-Fabrik und deren industrielle

Ettore Bugatti entwarf auch Architekturelemente der elsässischen Fabrik, darunter die markanten Holztüren, die nun für die Gubsø Garage nachgebaut wurden.

Typologie analysierten. Gemeinsam interpretierten sie ihre Erkenntnisse und passten sie so an, dass sie die Grundlage für das Gubsø-Projekt bilden konnten. Der realisierte Komplex besteht aus drei stringenten Gebäuden, die sich in Richtung der umliegenden Wiesen öffnen. Die beiden zentralen Gebäude sind mit einer überdachten Straße und drei Satteldächern miteinander verbunden – eine Hommage an das Pultdach der ursprünglichen Bugatti-Fabrik. Die Dächer von Gubsø Garage haben jedoch einen robusteren Ausdruck, da sie mit einer offenliegenden, schweren Holzfachwerkkonstruktion ausgeführt sind, wie man sie auch von alten landwirtschaftlichen Scheunen kennt. Ein großer und markanter Dachüberstand in der Verlängerung der Straße verleiht der Architektur zusätzliche Ausstrahlungskraft. Die überdachte Straße dient als Ein- und Ausfahrt für die Autos, die in den Werkstätten gewartet werden. Die beiden Flügel mit den Werkstätten lassen sich mit großen

Durch die Wahl eines Ziegels mit einer breiten Farbpalette und die Verlegung der Ziegel mit einer breiten, groben Fuge entsteht ein rustikaler, patinierter Ausdruck, der an alte Fabrikgebäude erinnert. Das Stahlblechdach trägt ebenfalls zum industriellen Design bei.

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Ein offener Innenhof trennt die Werkstätten und die überdachte Straße vom Restaurant und dem Verwaltungsbereich.

Auch das an der Wand angebrachte Bild der Grafikerin Clara Zangenberg verneigt sich vor dem legendären Bugatti.

Ein weiteres industrielles Motiv ist das hohe Sockelband, das zwischen den Pfeilern an mehreren Stellen zum Verweilen einlädt. Die markanten Eichentore verleihen dem sonst nüchternen Bild etwas Wärme.

Gubsø Garage, Silkeborg, Dänemark Bauherrschaft: Gubsø Garage ApS Architekten: Cornelius Vöge Atelier for Arkitektur in Zusammenarbeit mit Architekt MAA Peter Zinck Unternehmer: Thomas Andersen A/S Ingenieur: Stokvad Stein: D46 DNF Fertigstellung: 2021 Text: Tina Jørstian, Architektin M.Sc. Fotos: Anders Sune Berg

»Früher wurden Fabrikgebäude häufig aus Ziegeln gebaut. Mit seinem Standardformat ist der D46 genau der richtige Stein, um die Nüchternheit zu verkörpern, die solche Gebäude kennzeichnet. Indem wir die Steine mit einer sehr groben Fuge verlegen, betonen wir mit unseren Materialien zusätzlich den rustikalen Charakter der alten Industriearchitektur.« Dan Cornelius, Architekt

Toren zur Straße hin öffnen. Darüber hinaus bietet der große, rustikale Straßenraum den perfekten Rahmen für Autoausstellungen, Konferenzen und andere Veranstaltungen. In der Mitte werden die beiden Flügel durch einen offenen Innenhof unterbrochen, der als Erschliessungspunkt zwischen den Flügeln dient und zum Verweilen im Freien einlädt. Das Restaurant, die Küche und die Büroräume nehmen den verbleibenden Teil der beiden Flügel und das dazwischenliegende Areal ein. Der dritte Gebäudeteil ist freistehend und grenzt direkt an eine Straße an. Dieser wird als Garage genutzt. Die architektonischen Elemente sind äußerst präzise, nüchtern und funktional begründet. Auf einem hohen Sockel erheben sich die langgezogenen Ziegelwände in Terracotta-Farben. Hier wurde D46 mit einer sehr groben Fuge verwendet, womit das rustikale Aussehen untermalt wird. Tür- und Fensterrahmen sowie die großen Dachflächen bestehen aus Stahl. Das Element, was dem Besucher am stärksten ins Auge fällt, sind die robusten Holztüren in Eiche.

Sie wurden nach den von Ettore Bugatti selbst für das Werk im Elsass entworfenen Toren interpretiert und nachgebaut. Die charakteristischen Bronzescharniere und -beschläge der Türen wurden in der eigenen Schmiede von Gubsø Garage als originalgetreue Repliken der Bugatti-Türen nachgebaut. Die Eichentore und die Ziegelsteinpfeiler der Fassade bilden einen sich wiederholenden Rhythmus – ein traditionelles Industriemotiv, mit dem die langgestreckten Flächen der Gubsø Garage dezent aufgelockert werden. Wie die alten Bugattis selbst für höchste Qualität stehen, haben Cornelius Vöge und Peter Zinck mit der Gubsø Garage ein architektonisches Highlight geschaffen. Die Garage nimmt in ihren Grundzügen, Materialien und Details Bezug auf dieselbe kompromisslose Einstellung zur Qualität. Historisches und Modernes werden hier vorbildlich vereint. Und das zeigt sich auch in der täglichen Arbeit an einem Ort, an dem das kulturelle Erbe durch die Auferstehung des alten Handwerks auf eine sehr sympathische Weise gewahrt wird.

Von der überdachten Straße wird durch die offenen Tore der Blick in die Werkstätten freigegeben.

Die langen Mauerwerksflächen werden durch die vorstehenden Wandpfeiler und goldenen Holztore gegliedert. Ein weiteres Motiv, das sich in der Industriearchitektur wiederfindet.

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Ein ungefähr hundert Jahre altes Fachwerkhaus, das heute als Museum genutzt wird, ist der unmittelbare Nachbar des neuen Kreisgebäudes.

Verwaltungsgebäude des Amtes Zarrentin, Deutschland Bauherr: Amt Zarrentin Architekt: ppp Architekten Bauunternehmer: MHT Baugesellschaft mbH Ingenieur: Schreyer Ingenieure Fertigstellung: 2020 Stein: C48, 170 mm Fotos: Daniel Sumesgutner Text: Ida Præstegaard, Architektin M.Sc.

Das neue Gebäude hat wie die umliegenden historischen Häuser ein Halbwalmdach.

Die drei Meter hohen Gauben bringen viel Licht in den ersten Stock und verleihen den Räumen ein Gefühl der Größe. Die ganzen Gauben mit den Fenstereinfassungen sind aus Cortenstahl gefertigt, dessen Farbtöne auf das Mauerwerk abgestimmt sind.

Die Kirche St. Petrus und St. Paulus versteckt hinter Bäumen.

Respektvoll, doch selbstbewusst ES IST EINE KLASSISCHE AUFGABE FÜR EINEN ARCHITEKTEN, EIN NEUES HAUS IN EINEN HISTORISCHEN KONTEXT EINZUPASSEN, OHNE DABEI ZU PLAGIIEREN ODER UNPASSENDE TÖNE ANZUSCHLAGEN. IN ZARRENTIN AM SCHAALSEE IN NORDDEUTSCHLAND KANN MAN SEHEN, WIE MAN EINE SOLCHE AUFGABE MIT FINGERSPITZENGEFÜHL LÖST.

PPP Architekten mit Niederlassungen in Lübeck, Hamburg und Hannover haben den Auftrag erhalten, das neue Verwaltungsgebäude für das Amt Zarrentin, zirka 70 km östlich von Hamburg, zu entwerfen. Der Standort war vorgegeben – und anspruchsvoll. Das neue Gebäude ist Teil eines Ensembles historischer, denkmalgeschützter Gebäude, von denen mehrere die verschiedenen Funktionen des Amtes beherbergen. Das Gebäude sollte genau auf dem Fundament einer alten Scheune errichtet werden, die abgerissen werden musste, um Platz für den Neubau zu schaffen. Das Ensemble, bei dem es sich überwiegend um langgestreckte Gebäude handelt, liegt landschaftlich sehr reizvoll nur wenige Meter vom Schaalsee entfernt und säumt einen grünen Platz mit Solitärbäumen. Zu den historischen Gebäuden, von denen einige aus dem 13. Jahrhundert stammen, gehören die Kirche St. Petrus und St. Paulus und eine ehemalige Klosteranlage, in der heute eine Bibliothek, ein Klostermuseum und die Amtsverwaltung untergebracht sind. Es gab die klare Vorgabe, dass sich das neue Gebäude in Form und Material harmonisch in das historische Ensemble einfügen sollte. Alle umliegenden, jahrhundertealten Gebäude sind aus rotem Ziegelstein ausgeführt und mit roten Ziegeldächern, von denen die meisten Halbwalmdächer sind. Das neue Gebäude wurde in langgestreckter Form mit einer Grundfläche von 29 x 12,5 Meter und mit 9 Metern bis zum First errichtet. Dadurch strahlt das sockellose Gebäude, das ebenfalls ein Halbwalmdach trägt, ähnlich wie die umliegenden Gebäude Behäbigkeit und Autorität aus. Es war klar, dass das Dach und die Fassaden des Neubaus mit roten Ziegeln verkleidet werden sollten. Durch die Wahl von Cover als Verkleidung für das gesamte Gebäude wird jedoch ein moderner Ausdruck erzielt – und das Haus erhält eine eigene Identität. Die rhythmisch platzierten Fenster im Erdgeschoss reichen bis zum Boden, was für einen guten Lichteinfall sorgt. Um auch im Dachgeschoss viel Tageslicht zu erhalten, wurden dort große, markante Gauben aus Cortenstahl eingelassen, deren orangefarbene Töne sich in der hartgebrannten Ziegelverkleidung wiederfinden.

Der Übergang zwischen Giebelwand und Dach wurde mit einem Profil aus Cortenstahl gelöst, an dem die Dachziegel angeschlagen sind. Die eigens entworfene, versenkte Dachrinne ist ebenfalls aus Cortenstahl gefertigt.

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Die Pavillons befinden sich auf einem Grundstück, das an einen Naturpark angrenzt, der entlang der Elbe verläuft.

Falkensteiner Ufer EIN EHEMALIGES WASSERWERK IN HAMBURG BLANKENESE WURDE UMGEBAUT UND WIRD HEUTE IN NEUER FUNKTION GENUTZT. DIE NEUEN FASSADEN TRETEN IN EINEN DIALOG MIT DEN DENKMALGESCHÜTZTEN GEBÄUDEN UND DEM UMLIEGENDEN PARK.

In den beiden Häusern waren ursprünglich eine Beamtenwohnung bzw. eine Pumpstation untergebracht.

Querschnitt

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Grundriss Erdgeschoss

Wenn man vom Hamburger Zentrum in Richtung Blankenese fährt, erreicht man nach 18 Kilometern am Ufer der Elbe die ehemalige Industrieanlage Falkensteiner Ufer. Diese besteht aus mehreren, zwischen 100 und 165 Jahre alten Gebäuden. Sämtliche Gebäude wurden inzwischen umgebaut und saniert und werden heute in anderer Weise genutzt. Die Anlage ist ein sehr gutes Beispiel dafür, was visionäre Bauherren und ebenso weitblickende Architekten erreichen können, wenn sie bestehende Gebäude umwandeln. Das gesamte Projekt zeugt vom Verständnis der Geschichte und ihrer Bedeutung. Gleichzeitig zeigt es, dass es gut möglich ist, bedeutsame Architektur zu bewahren. Auf diese Weise werden zudem Ressourcen gespart. In allen Bereichen steht dieses Projekt exemplarisch für eine erfolgreiche Umwandlung in etwas Neues und für moderne Zwecke – heute sowie auch für viele weitere Jahre. Das Falkensteiner Ufer wurde 1858 als Pumpstation für das Wasserwerk Altona errichtet. Wasser aus der Elbe wurde mit Dampfkraft in die Filteranlage auf dem 92 Meter hohen Baursberg gepumpt, wo es mittels Sandfiltern zu Trinkwasser aufbereitet wurde. Diese Methode war effektiv, und die Anwohner erkrankten wesentlich seltener an Cholera als die Einwohner des nur wenige Kilometer entfernten Hamburgs. Seitdem das Trinkwasser ab den 1960er Jahren aus dem Grundwasser gewonnen wird, legte man die Pumpstation still. Danach standen die zwei großen Hallen ein halbes Jahrhundert lang leer, bis Investoren das gesamte Gelände kauften. Die beiden großen, denkmalgeschützten Hallen, als Stahlkonstruktionen mit Klinkerfassaden errichtet, wurden sorgfältig restauriert und zu einem multifunktionalen Veranstaltungszentrum sowie sieben Wohneinheiten umgebaut. Mit dem Umbau der beiden kleineren, quadratischen Gebäude, die nur 60 Meter vom Fluss entfernt liegen, wurde das Hamburger Büro Bub Architekten betraut. Die beiden kleineren Gebäude wurden in den 1930er Jahren mit Backsteinfassaden und Schieferdächern errichtet. Um einen skulpturalen Ausdruck zu erreichen, wurden die Fassaden und Dächer beider Gebäude nun mit dem gleichen Material verkleidet, sowie Fenster- und Türöffnungen neu angeordnet. Das größere der beiden Gebäude hat eine Fläche von ca. 150 m². Früher befanden sich darin Wohnungen für die Mitarbeiter des Pumpwerks, heute wohnt hier eine Familie. Die Grundrisse sind logisch strukturiert und schaffen zusammen mit dem vielen Licht einen idealen und großzügigen Rahmen für das Familienleben. Das kleinere Gebäude ist gerade einmal 30 m² groß und diente früher als Pumpwerk. Heute befindet sich hier ein lichtdurchflutetes Atelier mit einer Galerie. Die beiden Gebäude sind von einem geschützten Naturpark umgeben. Dies hatte eine enge Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden zur Folge. Der zum Grundstück gehörende Garten wurde in der gleichen Weise wie der Park angelegt und mit Gras und vereinzelten Bäumen bepflanzt, sodass die Übergänge fließend in Erscheinung treten. Die zentrale Herausforderung für Bub Architekten bestand darin, die beiden Häuser so zu gestalten, dass sie sowohl zu den beiden großen Backsteingebäuden passen als auch einen visuellen Kontrast zu ihnen bilden. Gleichzeitig sollten sich die Gebäude natürlich in die Umgebung einfügen. Dabei ließen sich die Architekten vom Museum Insel Hombroich in Nordrhein-Westfalen inspirieren, das auf über 62 Hektar Wiesenfläche Architektur, Kunst und Natur vereint. Wie auf der Insel Hombroich verstanden die Architekten die beiden Häuser als skulpturale Elemente in einem Park und suchten daher nach einem einzigen Material, mit dem die Baukörper umhüllt werden konnten, um diese als Einheit zu präsentieren. Die Wahl fiel auf den Cover-Ziegel, der auf einem gedämmten Montagegerüst über der bestehenden Fassade angebracht wurde. Aufgrund der Nähe zum Fluss spielten sowohl der Hochwasserschutz als auch die Wasserdichtigkeit eine wichtige Rolle bei der Projektierung und wurden so gut wie möglich integriert, um ihre optische Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Die Architekten und der Bauherr zogen auch C44 und C48 in Betracht, entschieden sich aber schließlich für C36, der aus deutschem Lehm gebrannt wird. In der Holzform wird ein dunkler Tonschlamm als Gleitmittel verwendet, der nach dem Reduktionsbrand eine geflammte Farbe hinterlässt. Das große Gebäude auf der anderen Straßenseite hat eine rote Backsteinfassade mit markanten Strebepfeilern und gelben Steinornamenten an den Rundbogenfenstern. Die orangefarbenen, roten und gelben Farbnuancen des C36 finden sich auch in den roten und gelben Klinker der 150 Jahre alten Fassade wieder. Das Zusammenspiel von Texturen und Farben zwischen der alten und neuen Fassade ist in beeindruckender Weise gelungen und drückt gleichermaßen die Geschichte und die Modernität des Projekts aus.


Der C36 wird aus deutschem Lehm hergestellt. Damit der Lehmklumpen aus der Holzform gelöst werden kann, wird dunkler Lehmschlamm verwendet. Nach dem Trocknen wird der Lehm bei sehr hohen Temperaturen gebrannt und reduziert. Das Ergebnis ist ein geflammter, rot-gelber Ziegel mit einem dunklen Schleier. Hier bildet er einen schönen Kontrast zu den benachbarten Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert mit gelben und roten Ziegelsteinfassaden.

Neugestaltung Strandhaus mit Atelier, Falkensteiner Ufer, Hamburg Bauherr: Stephanie Siewert Architekt: Bub Architekten bda Bauunternehmer: Zimmerei Lück, Wiefelstede Fertiggestellt: 2020 Stein: C36, 170 mm Text: Ida Præstegaard, Architektin M.Sc. Fotos: Daniel Sumesgutner Lageplan

Die beiden restaurierten Pavillons waren einst Teil des Wasserwerkskomplexes, zu dem auch die größeren Industriehallen auf der anderen Straßenseite gehörten.

Die Pavillons heben sich deutlich von der grünen Umgebung ab. Sämtliche Details zeichnen sich durch ihre Schlichtheit aus.

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Das Dach und die Fassaden wurden mit Ziegeln aus hartgebranntem Lehm verkleidet. Das Fundament und der Schornstein wurden in situ betoniert, für die Terrasse wurde Accoya-Holz verwendet.

Lautlos in der Umgebung versunken Die Inselgemeinde Hvaler liegt am Ausgang des Oslofjords, wo das Ferienhaus einen fantastischen Ausblick auf das Wasser bietet.

Die Kamin ist aus Speckstein und die Bodenplatte ist sandgestrahlter Ruivina-Marmor. Die Verkleidung ist aus warmgewalztem Stahl.

Der nach Norden ausgerichtete Eingang wurde in der Fassade zurückversetzt und zeichnet sich durch eine Verkleidung aus unbehandeltem Zedernholz aus.

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FÜR DIE ARCHITEKTEN UND DEN BAUHERRN WAR AUSSCHLAGGEBEND, DASS SICH DAS NEUE HAUS IN FORM, MATERIAL UND FARBE IN DIE EINZIGARTIGE LAGE ZWISCHEN MEER UND WALD EINFÜGT.

Der Standort des Neubaus, etwa 20 Kilometer südlich vom norwegischen Frederikstad, erforderte ein sehr sensibles Vorgehen. Das Ferienhaus liegt auf einer Insel in Hvaler, unmittelbar am Waldrand mit Blick auf das Meer und die einzigartige, schöne Natur des Nationalparks Ytre Hvaler. Ursprünglich befand sich auf dem Grundstück ein älteres Haus aus dem Jahr 1962, das jedoch in schlechtem Zustand war und einen unpraktischen Grundriss hatte. Der Eigentümer entschied sich daher für einen Neubau und das Architekturbüro Pushak in Oslo erhielt den Auftrag, diese Aufgabe zu lösen. »Bei diesem Projekt galt sowohl für uns als auch für unseren Kunden, dass der Standort so weit wie möglich intakt bleibt. Wir haben daher alles getan, um das Haus so zu platzieren und zu gestalten, dass so wenig wie möglich in die Landschaft, das Gelände und die Vegetation eingegriffen werden muss. Das neue Ferienhaus wurde an exakt der Stelle gebaut, an der sich das frühere Gebäude befunden hat, sodass es nach dem Abriss keine Wunden im Gelände gab«, erklärt Architektin Gyda Drage Kleiva von Pushak. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit ist das Haus von den Wanderwegen entlang der Küste des Nationalparks nicht zu sehen. Nur wer sich weit draußen auf dem Meer befindet, kann es sehen. Außerdem ist es durch Büsche und Sträucher zwischen dem Meer und dem Haus sowohl vor Blicken als auch vor Wind und Wetter gut geschützt. Die Bauvorschriften erlaubten eine maximale Fassadenlänge von 12 Metern zum Meer hin, wodurch das Haus seine kompakte, fast quadratische Form erhalten hat. Das Gebäude dehnt sich nicht in die Breite aus, sondern wird als ein einziger, klar definierter Körper wahrgenommen, der sich an den Hügel klammert und sich zum Meer hin öffnet. Bei der Auswahl der Materialien sind die Architekten mit der gleichen Sorgfalt wie bei ihrem Umgang mit dem Grundstück und dem Standort des Hauses vorgegangen. Selbstverständlich mussten die Materialien von hoher Qualität sein, und die Farben sollten mit der umgebenden Landschaft harmonieren. Das Haus hat ein asymmetrisches Zeltdach, über das Wasser in vier Richtungen abfließen kann. Die Fassaden schlie­ßen an allen vier Seiten bündig an das Dach an. Alle Türen, die ins Freie führen, einschließlich der Haustür, sind dadurch gekennzeichnet, dass sie sich in Nischen befinden und so vom großen Dach überdeckt werden. Die zurückgezogenen Teile der Fassaden sind mit unbehandeltem Zedernholz verkleidet, das im Lauf der Zeit einen seidigen Grauton annehmen wird. Sowohl das Dach als auch die Fassaden des Hauses sind mit Petersen Cover verkleidet. Dessen changierende grau-braune Farbtöne spiegeln sich in den umliegenden Felsen, den Kiefernstämmen, der Heide und der übrigen Vegetation wider. Bei ihrer Planung haben die Architekten beide Cover-Formate verwendet, wobei sie bei der Fassade 170 mm breite Ziegel und beim Dach 240 mm breite Ziegel verwendet haben.


In den großen, nach Süden ausgerichteten Wohnraum mit Küche und Essbereich fällt Tageslicht aus drei Himmelsrichtungen. Die tragenden Wände wurden vor Ort in Beton gegossen, mit raumhohen Schalungstafeln. Der Boden besteht aus massiven Eichendielen von Dinesen. Alle weiteren Holzelemente im Inneren sind aus Eichenfurnier.

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Grundriss

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»Wir haben auch von der Tatsache profitiert, dass Cover von Hand gefertigt wird und daher einfach angepasst werden kann. Wir haben die Ziegel für das Dach als spezielle Ziegel in Form eines L, und nicht eines C, anfertigen lassen. Dadurch wird die Dachneigung steiler, was bei diesem Haus sowohl ein optischer als auch ein praktischer Vorteil ist.« Gyda Drage Kleiva, Architektin

Alle vier Schlafräume verfügen über einen eigenen, in einer Nische zurückversetzten Ausgang. Wegen des abschüssigen Geländes wurde für den nach Osten ausgerichteten Raum ein Trittstein benötigt.

Der größere Cover, der für das Dach verwendet wurde führt dazu, dass man sie auf Augenhöhe nahezu gleich groß wie die Ziegel auf der Fassade wahrnimmt. »Wir haben auch von der Tatsache profitiert, dass Cover von Hand gefertigt wird und daher einfach angepasst werden kann. Wir haben die Ziegel für das Dach in Form eines L, und nicht eines C, anfertigen lassen. Dadurch wird die Dachneigung steiler, was bei diesem Haus sowohl ein optischer als auch ein praktischer Vorteil ist«, sagt Gyda Drage Kleiva. Das 90 Quadratmeter große Ferienhaus besteht aus einem großen, nach Süden ausgerichteten Raum, der sowohl Küche als auch Wohnzimmer mit einer TagesbettNische vereint, sowie drei Schlaf- und zwei Badezimmern. Nach Süden hin kann eine große Fensterfront vollständig geöffnet werden, sodass die Trennung zwischen Innen und Außen verschwindet. Die hohe Qualität setzt sich auch bei der Einrichtung fort, die überwiegend speziell für dieses Haus entworfen wurde. Die tragenden Wände wurden vor Ort aus Beton gegossen, alle weiteren Wände, Decken, Schränke und Küchenelemente sind aus Eichenfurnier gefertigt. Die Böden sind mit massiven Eichendielen von Dinesen belegt. Überall trifft das Auge auf durchdachte Einfachheit, gute Proportionen und eine weiche, warme Textur. Das Ferienhaus in Hvaler zeigt, dass man mit dem nötigen Einfühlungsvermögen sowie Feinfühligkeit und Verständnis für Materialien auch in sensiblen, landschaftlich reizvollen Gebieten bauen kann. Und das ist sehr ermutigend.

Das Detail der Hausecken wurde mithilfe eines Stahlprofils gelöst. Hütte in Hvaler, Norwegen Bauherr: Privat Architekt: PUSHAK Bauunternehmer: Byggmester Geir Morten Olsen Bauingenieur: Haug og Blom-Bakke Stein, Fassade: C56, 170 mm Stein, Dach: C56, 240 mm, als Spezialziegel Fertigstellung: 2020 Text: Ida Præstegaard, Architektin M.Sc. Fotos: Ivan Brodey

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Das lichtdurchlässige Mauerwerk des Frontispizes zeichnet ein reizvolles Lichtspiel in der Lobby und im Treppenhaus.

An der Fassade wurden mehrere verschiedene Verbände eingesetzt.

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Grundriss

»Dadurch, dass der Ziegel handgefertigt und hart gebrannt ist, entsteht ein patinierter, robuster Ausdruck ab dem Augenblick, an dem er die Ziegelei verlässt. Hätten wir maschinengefertigte Steine verwendet, würde das Haus inmitten der historischen Gebäude ringsherum neu erscheinen.« Herman Prast, Architekt Kein einziger Stein bei diesem anscheinend willkürlichen Muster wurde zufällig gesetzt.

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Dank der Erker und der vorstehenden Fensteröffnungen scheint sich die Fassade des Gebäudes an der Ruysdaelstraat 77–89 nach vorne und hinten zu bewegen. Diese Variation minimiert den monolithischen Eindruck des etwa 40 Meter langen Gebäudes.


»Das Format des Kolumba ermöglichte uns mehr Flexibilität bei der Gestaltung der Fassaden. Unter anderem konnte der skulpturale Bereich mehr Relief erhalten.« Herman Prast, Architekt

Wie ein zerklüfteter Fels mitten in der Großstadt EIN NEUES STADTHAUS IM ZENTRUM VON AMSTERDAM DEMONSTRIERT DIE VIELFÄLTIGKEIT, MIT DER ZIEGELSTEINE FÜR EINE ABWECHSLUNGSREICHE FASSADE VERWENDET WERDEN KÖNNEN.

Ein neuer Wohnungskomplex im Amsterdamer Stadtviertel Oud-Zuid fügt sich in puncto Volumen, Dachhöhe und Baustoffen wunderschön in eine Reihe gemauerter Häuser der Straße ein. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man mehrere Elemente und Details, die das Zeitgemäße des Hauses enthüllen. Alles wurde in derselben handwerklich hohen Qualität ausgeführt, die auch die weitaus älteren Nachbarhäuser kennzeichnet. Das Dach des Gebäudes wurde zur Straße hin als Konstruktion aus Stahllamellen mit einem Abstand von 80 cm zueinander und dahinterliegendem Glas ausgeführt. Die Bewohner der PenthouseWohnung haben damit einen phänomenalen Ausblick über die Stadt, der dennoch gegen die Sonne abgeschirmt ist. Von der Straße aus erscheint das Dach wie ein geschlossenes Zinkdach. Die Ziegelsteinfassaden des Hauses wurden mit großer Kreativität und Detailreichtum geplant und mit drei verschiedenen Kolumba in sechs unterschiedlichen Verbänden umgesetzt. Die vollkommen symmetrische Fassade zur Ruysdaelstraat bewegt sich auf verschiedene Weise nach innen und außen und wirkt so einem klotzigen Eindruck entgegen. K56 im Stapelverband bildet einen dunklen Sockel zur Straße hin. Die übrige Fassade wurde in einem wilden Läuferverband mit dem etwas helleren K54 gemauert, der außerdem oben die Terrassenkante über die gesamte Breite des Hauses in einem dekorativen Muster verkleidet. Die durchgängig zurückversetzten Fugen unterstreichen das lange Format des Steins. Zwei vorgezogene Partien mit jeweils neun Fenstern fassen die Fassade an beiden Seiten ein. Der Verband wurde hier mit senkrecht angebrachten K54 in einem wilden Verband umgesetzt. Die Erkerfenster, ein weiteres vorspringendes Fassadenelement mit Glas an den Seiten und filigranen Sprossen, sorgen für zusätzlichen Lichteinfall und sind ebenfalls wunderschön detailliert. Der Eingangsbereich in der Mitte des Hauses mit der dahinterliegenden Haupttreppe bildet den Blickpunkt und zugleich eine vertikale Unterteilung der Straßenfassade, um damit deren Länge aufzubrechen. Der Eingang mit einem Türbereich aus Bronzepaneelen ist durch einen 13 Meter hohen und 5 Meter breiten, rechtwinkligen Frontispiz gekennzeichnet, dessen oberer Abschluss auf der Ebene des Dachfirsts liegt. Das Frontispiz wurde mit K54 in einem Reliefmuster ausgeführt, bei dem die Steine abwechselnd vor- und zurückgezogen wurden. Im Laufe des Tages ändert das Muster seinen Charakter und lässt in der Lobby und auf der Treppe des Hauses wunderschön gefiltertes Tageslicht einfallen. Aus der Ferne betrachtet, täuschen die Steinformationen einen zerklüfteten Felsen vor. Aber man sollte sich nicht täuschen lassen. Dieser willkürliche Ausdruck von Naturstein kommt dadurch zustande, dass jeder einzelne Ziegelstein ganz genau und akkurat platziert wurde.

Mit viel Kreativität wurden beim Gebäude an der Ruysdaelstraat 77–89 die vielen Möglichkeiten, die der Backstein bietet, genutzt. Drei verschiedene Kolumba-Steine und sechs verschiedene Verbände einschließlich eines Reliefs wurden an der Fassade eingesetzt.

12 Wohnungen an der Ruysdaelstraat, Amsterdam, Niederlande Bauherr: Masterpiece BV Architekt: &Prast&Hooft

Lageplan

Bauunternehmer: Akor-Draisma VOF Ingenieur: Kemp BV, De Blaauw BV Fertigstellung: 2020 Stein: K54, K56, K91 Text: Ida Præstegaard, Architektin M.Sc. Fotos: Luuk Kramer

Die dem Garten zugewandte Fassade ist im Erdgeschoss mit K56 verkleidet, der auch für die Gartenmauern und die Treppen verwendet wurde. Das erste Obergeschoß wurde mit K91 verkleidet, die weiteren Etagen wurden weiß verputzt.

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In der Sigmundstraße findet man verschiedene Arten von Giebeln. Die neue Synagoge mit einer rechteckigen Stirnseite ist eine harmonisch angepasste Variante.

Hart gebrannte Streifen aus Ziegelsteinen MIT SEINER GESTREIFTEN FASSADE SENDET EIN LÜCKENSCHLUSS-PROJEKT EINEN WELTWEITEN GRUSS AN DEN HISTORISCHEN SYNAGOGENBAU.

Die Architekten Wilhelm und Hovenbitzer haben vor Kurzem auf besonders schöne Weise einen kombinierten Neubau- und Modernisierungsauftrag in Konstanz gelöst. Die jüdische Glaubensgemeinschaft der Stadt war seit der Brandstiftung an der letzten Synagoge 1939 ohne Gotteshaus. Vor wenigen Jahren wurde beschlossen, eine neue Synagoge auf einem leeren Grundstück in einer Häuserzeile der Altstadt zu errichten, wobei ein denkmalgeschütztes, ziemlich verfallenes Nachbarhaus in das Projekt einbezogen wurde. Das neue Gebäude beherbergt den großen Synagogenraum, der mit neun Metern bis zur Decke mit einer traditionellen Empore für Frauen eingerichtet werden konnte. Tageslicht erhält der Raum durch Fenster in der drei Meter hohen und raumlangen Obergadenzone und ein hochliegendes Fenster in der Fassade zur Sigmundstraße, das mit einem Davidstern dekoriert ist. Hinter den Fassaden bilden das grundlegend restaurierte Nachbargebäude und der Neubau eine Einheit, während das alte, jetzt neu verputzte Gebäude seine ursprüngliche äußere Identität beibehalten hat. Dieser Teil des Gebäudekomplexes beherbergt unter anderem eine Bibliothek, einen Besprechungsraum, die Küche und die Mikwe, das traditionelle Tauchbad. Die Architekten Wilhelm und Hovenbitzer ließen sich von den vielen Synagogen überall in der Welt inspirieren, deren gestreifte Fassaden beispielsweise aus Naturstein und Ziegelstein gebaut wurden. In Konstanz haben sich die Architekten dazu entschieden, den besonders zarten hellen K11 und den hellbraunen K21 Streifen bilden zu lassen, wobei jeder Streifen von zwei Schichten im Läuferverband gebildet wird. Die neue Fassade zeigt sich schlicht und dezent im Straßenbild, ist aber gleichzeitig auch auffällig und raffiniert. Die Fassade ist symmetrisch mit einem rechtwinkligen Frontispiz und einem zentral angeordneten Haupteingang gestaltet, flankiert von hohen, schmalen Fensteröffnungen auf Straßenebene. Der Toraschrank im großen Raum hebt sich zur Straße hin als rechteckiger Vorsprung ab, mit einer zur übrigen Fassade abweichenden schrägen Flucht. Die Synagoge erhielt am 11. Februar dieses Jahres den German Design Award for Excellent Architecture.

Synagoge, Konstanz, Deutschland Bauherr: Israelitische Religionsgemeinschaft Architekt: Wilhelm und Hovenbitzer Architekten BDA Bauunternehmer: C.S. Schupp Bau Bauleitung: Frohwin Lüttin Ingenieur: Relling Baustatik Fertigstellung: 2019 Stein: K11, K21 Text: Ida Præstegaard, Architektin M.Sc. Fotos: Florian Holzherr Fotos Interieur: Manuel Martini

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Einzelne herausgezogene Steine in zwei symmetrischen Feldern gehören zum minimalistischen Dekor des Gebäudes.

Die gestreifte Fassade basiert auf je zwei Schichten von K11 und K21 im Läuferverband.


Der große Saal zeichnet sich durch weiß verputzte Wände und Balkone, eine hellblaue Decke und lackrote Möbel aus.

Im restaurierten Nachbargebäude, in dem alle zudienenden Räumlichkeiten untergebracht sind, blieb die ursprüngliche Konstruktion weitgehend erhalten.

Lageplan

Fenster und Türen liegen im Mauerwerk vertieft.

Die Fassade ist hundertprozentig symmetrisch, mit dem Davidstern als zentralem Element in der Mittelachse.

Grundriss

Längsschnitt

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Am Ende des Sofi Almquists Platzes geht die Dachform von einem Satteldach in ein Flachdach über.

Um sich zwischen die anderen Satteldachgebäude in der Straße einzupassen, wurde das restaurierte Astoria-Haus ebenfalls mit einem Satteldach geplant. Foto: Ulf Celander

Der Name des Astoria-Hauses geht auf das legendäre Premierenkino zurück, das früher viele Besucher und Neugierige anlockte. Das auffällige Vordach des Kinoeingangs konnte erhalten werden und heißt heute die Gäste einer Brasserie willkommen.

Patina und Moderne IM BELIEBTEN STOCKHOLMER STADTTEIL ÖSTERMALM HAT 3XN AUS EINEM GRUNDSANIERTEN HAUS AUS DEM 19. JAHRHUNDERT UND EINEM NEU ERRICHTETEN BÜROGEBÄUDE EINE HARMONISCHE EINHEIT GESCHAFFEN.

Das Astoria-Kino in der Nybrogatan in Östermalm wurde 2007 geschlossen. Es zählte zu den ältesten und bekanntesten Premierenkinos in Stockholm. Das Kino gab dem ganzen Gebäude aus den 1870er Jahren seinen Namen, alle kannten es unter Astoriahuset. In den oberen Stockwerken befanden sich ursprünglich mondäne Wohnungen, die später zu Büros umgebaut wurden. Nach einer umfangreichen und äußerst erfolgreichen Modernisierung und im Zusammenspiel mit dem Neubau wurde die Adresse wieder zu einem der modernen Wahrzeichen von Östermalm. Das dänische Architekturbüro 3XN mit Seniorpartner Audun Opdal als Projektarchitekt hat die komplizierte Aufgabe übernommen. Der Teil des Komplexes mit der Fassade und dem Eingang des ehemaligen Kinos an der Nybrogatan, der erhalten werden konnte, wurde sorgfältig restauriert und in seiner ursprünglichen Funktion als Wohnhaus wiederhergestellt. Das charakteristische Vordach des Kinos wurde restauriert und markiert heute den Eingang zu einer Brasserie. Diese befindet sich im ehemaligen Kino und erstreckt sich über mehrere Etagen – in einem Nebengebäude, das inzwischen abgerissen und durch den Neubau des Komplexes, ein modernes Bürogebäude mit 6000 m2, ersetzt wurde. »In Stockholm besteht eine berechtigte Angst vor Neubauten im Stadtzentrum – man hat schlechte Erfahrungen mit der Stadtsanierung der 1960er Jahre gemacht. Es war daher eine klare Vorgabe, dass sich das Projekt an die historische Umgebung anpassen muss«, sagt Audun Opdal und fährt fort: »Am Anfang stand für uns eine architekturgeschichtliche Betrachtung der Stadt und des Viertels. Unsere Erkenntnisse haben wir in verschiedene architektonische Gestaltungsmöglichkeiten umgesetzt, bei denen wir die alten und neuen Häuser miteinander verbunden und Merkmale des umliegenden Stadtviertels einbezogen haben. Es darf aber durchaus zu sehen sein, dass wir dabei auf zeitgenössische Lösungen gesetzt haben.«

Das Viertel rund um die Nybrogatan ist geprägt von klassizistischen Stadthäusern aus Ziegel- oder Putzfassaden, mit Giebeldächern zur Straßenseite und häufig mit Brandgiebelwänden, die auf die dahinter liegenden Höfe weisen. Mit dem wohl auffälligsten Kniff hat 3XN das Dach aufgeklappt, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die einzigartige, zweigeschossige Dachkonstruktion bildet ein neues Satteldach über dem erhaltenen Astoriahuset. Von hier aus erhebt sich das Dach in einer ausladenden Bewegung über das neue Gebäude, um in einem rechten Winkel zu enden – als Hommage an die benachbarten Brandgiebelwänden. Unter den beiden Dachseiten des Satteldachs befinden sich Büroräume. »Dieses Vorhaben machte es erforderlich, das Dach und die Fassaden des Bürogebäudes mit demselben Material zu verkleiden. Das brachte uns zu einem Ziegelstein, der auch in den alten Häusern in diesem Viertel zu finden ist«, erklärt Audun Opdal und fährt fort: »Für uns war es absolut entscheidend, dass das neue Gebäude von Anfang an patiniert wirkt, als ob es schon viele Jahre an diesem Ort gestanden hätte. Gleichzeitig sollte es modern und zeitgemäß wirken. Wir dachten, dass ein Ziegel von Petersen genau das sein könnte, wonach wir suchten, und dass wir einen Stein finden würden, der beides vereint, vor allem, wenn wir nicht auf traditionelle Fugen, sondern eine neue Art der Verlegung des Ziegels zurückgreifen würden.« Es folgten zahlreiche Experimente in Zusammenarbeit mit der Ziegelei, um den richtigen Ziegel und eine geeignete Verlegetechnik zu finden. Letztendlich fiel die Entscheidung auf einen speziellen Brand des Kolumba, 800 mm lang, in einer dunklen, rotgoldenen Farbe. Um das reiche Farb- und Texturspiel der unebenen, handgeschliffenen Steine optimal zur Geltung zu bringen – und so zu ihrer Patina beizutragen – wurde beschlossen, sie aufrecht und mit der breiten, rustikalen Unterseite nach außen an der Fassade aufzuhängen. Durch diesen Kniff entfalten die Ziegel eine ganz neue Wirkung.

Sowohl für das Dach des Astoria-Hauses als auch die Fassaden des Bürogebäudes wurden senkrecht verlegte, extra lange Kolumba-Steine verwendet.

Isometrie, den Übergang vom Astoria-Haus zum neuen Bürogebäude darstellend.

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Grundriss, Obergeschoss

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Die hohen, schmalen Fensteröffnungen sind teilweise mit Stahlgittern abgedeckt, deren Gitterstruktur das Muster der offenen Fugen im Mauerwerk aufgreift. Die Ziegel wurden mit der Unterseite nach oben angebracht, um so für mehr Taktilität zu sorgen.

Astoriahuset, Stockholm, Schweden Bauherr: Humlegården Architekt: 3XN Bauunternehmer: Totalentreprenør Arcona Ingenieure: WSP Stein: Besondere Variante des K46 (F154, K46 mit weniger Schlamm) Fertigstellung: 2020 Text: Tina Jørstian, Architektin M.Sc. Fotos: Rasmus Hjortshøj, Ulf Celander

Die horizontalen Linien des Astoriahuset setzen sich im neuen Gebäude fort, während die starre Fensteranordnung des alten Gebäudes durch eine größere Transparenz und einen lebhaften Rhythmus aus mit Ziegeln verkleideten Wandpfeilern und raumhohen Fenstern ersetzt wird. Vor den Fenstern wurden Stahlblenden angebracht, die die Fassade von der Seite betrachtet, aus der üblichen Straßenperspektive, kompakter erscheinen lassen. Hierdurch rückt das Bürogebäude näher an die Fassaden der historischen Häuser heran. »Diese Stahlblenden dienen nicht als Dekoration, sondern sind unsere Interpretation einer modernen, funktionalen Ornamentik. Sie wurden mit einer Gitterstruktur mit einem Muster entworfen, das die Fugen kopiert, die wir in der Ziegelfassade offengelassen haben. So sind die Blenden gleichzeitig eine Referenz auf die Ziegel und stehen mit ihrem präzisen Ausdruck im Kontrast zu den lebendigen, handgefertigten Ziegeln«, schließt Audun Opdal ab.

Durch die großen Glasflächen dringt viel Tageslicht in die doppelgeschossige Halle.

Eine markante Wendeltreppe verbindet die Etagen des Bürogebäudes; gleichzeitig ist sie eine Hommage an die erhaltene Wendeltreppe im Astoria-Haus.

»Für uns war es absolut entscheidend, dass das neue Gebäude von Anfang an patiniert wirkt, als ob es schon viele Jahre an diesem Ort gestanden hätte. Gleichzeitig sollte es modern und zeitgemäß wirken. Wir dachten, dass ein Ziegel von Petersen genau das sein könnte, wonach wir suchten, und dass wir einen Stein finden würden, der beides vereint, vor allem, wenn wir nicht auf traditionelle Fugen, sondern eine neue Art der Verlegung des Ziegels zurückgreifen würden.« Audun Opdal, Architekt Das Astoria-Haus ist heute wieder ein Wohnhaus mit zusätzlichen Wohnungen in den beiden Dachetagen. Das Flachdach des Bürogebäudes bietet Platz für eine große Dachterrasse, auf der auch der Aufzugsturm mit Kolumba verkleidet wurde. Foto: Ulf Celander

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B E R AT E R P E T E R S E N T E G L DÄ N E M A R K O S T C H R I ST I A N T E I T U R H A R R I S T: +45 2463 9235 E: CTH@PETERSEN-TEGL.DK DÄ N E M A R K W E S T U N D F Ü N E N TO R B E N S C H M I D T T: +45 2028 4355 E : TS C @ P E T E R S E N - T E G L . D K E X P O RT M A N AG E R ST I G H . S Ø R E N S E N T: +45 4014 1236 E: SHS@PETERSEN-TEGL.DK NORWEGEN M U R D I R E K T E AS SIMEN BØE T: +47 2339 2010 E : P O ST @ M U R D I R E K T E . N O SCHWEDEN T E G E L M ÄST E R A B M A R T I N P E R SS O N T: +46 40 542 200 E : I N F O @ T E G E L M AST E R . S E FINNLAND C H I P S A N D B R I C KS O L L I P Y Y KÖ N E N T: +358 50 4345 782 E : O L L I @ C H I P S A N D B R I C KS . C O M DEUTSCHLAND S C H L E SW I G - H O LS T E I N , H A M B U R G J U T TA E N G L E R T: +49 171 756 19 43 E: ENGLER@PETERSEN-TEGL.DK DEUTSCHLAND OSTEN, BERLIN, N I E D E R S AC H S E N , B R E M E N ERIC SCHMIDT-BANDUR T: +49 174 3800 667 E: ESB@PETERSEN-TEGL.DK

Das Gebäude erreicht man über einen großen Platz, der mit Klinkersteinen in denselben rotbraunen Nuancen wie die Cover-Steine der Fassade gepflastert wurde. Foto: Ulf Celander

Das Gebäude ist in mehrere rechteckige Körper unterteilt, die versetzt zueinander stehen. Foto: Lasse Olsson

Das Farbspiel von C44 variiert zwischen Braun und Rot und Grau. Foto: Lasse Olsson

Kalkstein und Ziegel als Kontrast NATÜRLICHE MATERIALIEN UND AUSDRUCKSVIELFALT WAREN DIE AUSSCHLAGGEBENDEN KRITERIEN FÜR DIE GESTALTUNG EINES NEUEN HAUSES IN ULRICEHAMN, SCHWEDEN.

Architekt und Bauherr waren sich einig, dass es das Hauptkriterium war, bei dem neuen Wohnhaus auf ein solches Design und Materialien zu setzen, die lange halten und ohne kostspielige Wartung schön altern. Ebenso lag der Fokus auf dem Ausdruck und einer kraftvollen und natürlichen Materialauswahl. Das Haus liegt in Ulricehamn, etwa 100 Kilometer östlich von Göteborg, auf einem abschüssigen, nach Westen ausgerichteten Grundstück mit Ausblick auf den dortigen See. Die Wohnfläche beträgt knapp 450 Quadratmeter, verteilt auf drei Ebenen. Zudem gibt es ein Kellergeschoss, bei dem der Bauherr von dem um sechs Meter abfallenden Gelände profitiert. Das Gebäude ist in mehrere rechteckige Körper unterteilt, die versetzt zueinander stehen. Dies ermöglicht eine Vielzahl von Raumkonfigurationen, sowohl im Innen- als auch im Außenbereich, und lässt viel Tageslicht in den Innenbereich strömen. Um die verschiedenen Körper zu vereinen, sind die versetzten Elemente an zwei durchgehenden, mit Kalkstein verkleideten Wänden befestigt, die das sichtbare doppelte Rückgrat des Hauses bilden. Im Gegensatz zu den glatten, grauen Kalksteinfassaden wurden die Fassaden rustikal, warm und lebendig gestaltet. Sie sind mit Cover-Ziegel verkleidet, was dem Haus ein dominantes, natürliches Aussehen verleiht. Im Osten bildet das Haus einen rechtwinkligen Raum um einen geklinkerten Eingangshof. Die nach Westen ausgerichtete Fassade öffnet sich mit großen Fenstern zu einem See und einer Reihe von Terrassen, die auf verschiedenen Ebenen angeordnet sind, sowie zum Swimmingpool und einem japanischen Bad. Über einen nach Westen ausgerichteten Zugang erreicht man die Terrasse auch aus der ersten Etage. Wie an vielen anderen Orten im Innen- und Außenraum wurde auch hier ein offener Kamin angelegt – ebenfalls aus Kolumba-Ziegeln. Für den Bau des Kellergeschosses mussten große Mengen an Natursteinen entfernt werden, die anschließend rund um den Eingangshof verlegt und als Blendmauer zur Straße im Westen wiederverwendet wurden. An beiden Seiten der geklinkerten Einfahrt befinden sich zwei Pfeiler aus Kolumba-Ziegeln.

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Der Garten des Hauses ist nach Westen ausgerichtet und bietet einen schönen Blick auf den Åsunden-See. Foto: Ulf Celander Villa, Ulricehamn, Schweden Bauherr: Privat Architekt: Cortina & Käll Bauunternehmer: Byggeteamet i Ulricehamn AB Fertigstellung: 2021 Stein: C44, 170 mm, K44 Text: Tina Jørstian, Architektin M.Sc. Fotos: Lasse Olsson, Ulf Celander

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GRAFIK ZANGENBERG DESIGN ÜBERSETZUNG A D H O C T R A N S L AT I O N S L E KT O R AT MICHAEL HANAK DRUCK ST R A N D BYG A A R D REPRO E H R H O R N H U M M E R STO N A U F L AG E 105.000


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