Strandgut 05/2021

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-21-05 • Mai 2021 www.strandgut.de

für Frankfu und Rhein- rt Main

das Kulturmagazin

E9N le 9. Ensemb

>> Film

May, die dritte Frau

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>> Kino CasaBlanca Kino-Neustart in Bad Soden

>> Theater

NSU 2.0

Schauspiel Frankfurt

>> Museen

Gilbert & George

in der Schirn

WENN BÜCHER BRENNEN WIRD ES HELL. RAUCH STEIGT AUF, ASCHE FÄLLT

LEITUNG E9N Helen Körte Dr. Wilfried Fiebig PREMIERE:

>> Literatur

Eurotrash

Mittwoch, 5. Mai 2021 20 Uhr

von Christian Kracht

Mit freundlicher Unterstützung:

REGIE DRAMATURGIE BILDENDE KUNST Dr. Wilfried Fiebig KOMPOSITION UND PIANO Theodor Köhler SOPRAN Johanna Greulich VIOLINE Katrin Becht SAXOPHON, QUERFLÖTE BASSKLARINETTE Stefan Weilmünster SCHAUSPIEL Eric Lenke Katrin Schyns Myriam Tancredi Richard Köhler LICHTDESIGN Johannes Schmidt GRAFIK UND FILM Jörg Langhorst


ONLIGHT Studiorent bietet Ihnen Raum und Licht für Events und außergewöhnliche Inszenierungen. Eine kreative Atmosphäre auf einer Event- und Shootingfläche von über 200 qm. Optimal, um Ihre Ideen zu diskutieren und zu verwirklichen: Für Foto- und Filmproduktionen, Castings, Business Meetings, Seminare, Workshops, Pressekonferenzen, Modenschauen, Showroom für Modekollektionen, etc.


Inhalt

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Der Strom der Tradition

Im braunen Dickicht der Behörden

»May, die dritte Frau« von Ash Mayfair

Schauspiel Frankfurt: »NSU 2.0«

Film

Museen

Literatur

4 Kino-Neugründung in Bad Soden Das »CasaBlanca Art House« definiert Kino neu 6 Der Strom der Tradition »May, die dritte Frau« von Ash Mayfair 7 Erneut ein Frankfurter Kino weniger Das Eldorado wird geschlossen 8 Futter für die Kinopause TV-Programmtipps im Mai 9 Kinos im Lockdown Initiativen im Mai 2021

18 Gilbert & George Schirn 20 Gärtnern Jetzt! Historisches Museum 21 Dieter Rams Museum Angewandte Kunst 22 Leergänge zur Zeitverschwendung Museum Sinclair-Haus 22 Ansichtssachen 23 Neue und laufende Ausstellungen 24 Von digital zu analog Emerging Artists Gallery

25 Eurotrash von Christian Kracht 26 Wie man langsamer verliert von Robin Robertson 27 Die Erbärmlichkeit des Krieges von Wilfred Owen 28 Motorlegenden: James Dean von Siegfried Tesche 29 Hof Nr. 4233. Fotobuch von Thomas Wüthrich

Tanz 10 Die neue Startbahn-Bewegung Tanzpotpourri »Startbahn 2021« 10 Patti Smith und hohle Knochen »Zeitgeist Tanz« digital

Theater 11 NSU 2.0 Schauspiel Frankfurt 12 Der Rache nicht Studio Naxos 13 Alles inklusive?! Centralstation 13 Neues Freilicht-Logentheater Eine Initiative des Mousonturms 14 vorgeführt 14 Wenn die Bücher brennen wird es hell, Rauch steigt auf, Asche fällt Ensemble 9. November 15 Das kunstseidene Mädchen Theater Moller-Haus 15 Tschechow Kaleidoskop Tanzpotpourri »Startbahn 2021« 15 Genau so schlecht wie in echt Die Schmiere

Musik 16 One City One Crew Soli-LP mit 18 Frankfurter Bands 10 Kunst als Rebellion Interview mit der Multikünstlerin Gilda Rebello

Kinder 24 Schulausflug – die Expedition Mousonturm

Klassik 30 Fratopisch in die neue Klassik-Saison Alte Oper und Frankfurter Museumsgesellschaft

Service 31 Kleinanzeigen 31 Impressum

Hoffentlich bald geöffnet

DIE SCHMIERE Satire & Kabarett seit 1950

Vom Wirtschaftswunder in die Pandemie! 70 Jahre unter Frankfurts Türmen. Eine ganz besondere Ausstellung für Augen & Ohren im Schmierekeller Info und Tickets unter die-schmiere.de www.strandgut.de | Strandgut 05/2021

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Film Film für Fr und Rh ankfurt ein-Main

DAS KULT URM

AGAZIN

Verlosungen

Kino-Neugründung in Bad Soden

Best Of MFA+ Verleih »Birds of Passage«, die Anfänge des kolumbianischen Drogenkartells in einem Drama von Ciro Guerra u. Cristina Gallego in einer Sonderedition mit Booklet und Faltplakat, »Der unverhoffte Charme des Geldes«, eine Krimikomödie vonDenys Arcand,»Adiós – Die Clans von Sevilla«, ein Neo-Noir-Thriller von Paco Cabezas und »Master Cheng in Pohjanjoki«, eine romantische Komödie von Mika Kaurismäki. Vier Filme aus dem Programm des Filmverleihs MFA+, der im Angebot der internationalen Produzenten immer wieder interessante Filme heraussucht, um sie in die hiesigen Kinos zu bringen. Vier Genres. Vier unterhaltsame Abende vor dem häuslichen Fernseher. Vier Möglichkeiten, die Kinopause zu überbrücken.

STRANDGUT verlost drei Pakete mit den oben genannten Filmen, den Trailern und diversen Extras. Wer interessiert ist, schickt uns eine E-Mail an verlosungen@strandgut.de mit dem Kennwort »MFA-Paket« und der Adresse, die nicht vergessen werden sollte. Einsendeschluss ist am 17. Mai.

Das »CasaBlanca Art House« definiert Kino neu

Es gibt auch gute Nachrichten in diesen Zeiten. Der neue Stern am Kinohimmel im Rhein-MainGebiet leuchtet, sobald Kinos wieder Filme zeigen können, in Bad Soden am Taunus, mit der S3 keine 20 Minuten vom Frankfurter Hauptbahnhof entfernt. Dort wird gerade aus der »KULT Kinobar« das »CasaBlanca Art House«. Der Untertitel der Neugründung ist programmatisch zu verstehen: Arthaus-Filme, aber eben auch Haus der Künste – für Musik und Kabarett, Kleinkunst und Poetry Slam, Konzerte und Stummfilme, Filme in Originalfassung und Diskussionen. Kino als Kulturzentrum, als Begegnungsstätte der Generationen und Kulturen. Ende 2012 sollte das damalige Bad Sodener »Kur-Filmtheater« für immer schließen. Aus dem damals von Alf Mayer moderierten Abschiedsabend entwickelte sich eine Bürgerinitiative und innerhalb von drei Wochen der »Verein KinoKultur Bad Soden«, bald schon als gemeinnützig anerkannt und mit einem Feuerwerk von Aktionen aktiv. Im alten Kinosaal mit der hervorragenden Akustik machte zum Beispiel Frank Wolff live und ganz ohne Mikro mit seinem Cello Gänsehaut, Emil Mangelsdorff spielte vier Zugaben auf seiner Klarinette, zwei Mitglieder des Ensemble Modern intonierten live die neugeschriebene Partitur für das digital restaurierte »Kabinett des Dr. Caligari«.

Die Familie Behrle als Hausbesitzer nahm viel Geld in die Hand, renovierte und modernisierte das Kino, die Förderung griff gerade noch für die Digitalisierung, und mit Julia Halbritter und Sebastian Nagy wur-

Alf Mayer, Irene Bräuninger, Javier Lozano Fotos: © CasaBlanca

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den junge Pächter gefunden, die aus der »KULT Kinobar« ein weithin angesehenes Programmkino machten – mit Sonderveranstaltungen unterstützt vom Kino-Verein. Drei Kinoprogrammpreise und drei Mal


Film der städtische Kulturförderpreis waren die Folge. Unter Marktgesichtspunkten darf es heute aber solche Ein-Leinwandhäuser wie das in der 22.000-Einwohner-Stadt Bad Soden eigentlich gar nicht mehr geben. Das nächste Multiplexkino liegt knapp zwei Kilometer entfernt im Main-Taunus-Zentrum.

Die lange Corona-Zwangspause brachte das Bad Sodener Kino abermals an den Rand der Schließung. Gäbe es da nicht drei Musketiere. »Dieses Kino darf nicht schließen«, waren sich nämlich drei Vereinsmitglieder einig, die von Anfang an dabei waren. »Noch einmal so etwas wie 2012 und diese Stadt ohne jedes Kino, das wollten wir verhindern.« Bis zur Gründung einer GmbH war dann auch noch der Kreative Jan Schmodde an Bord, dessen Agentur ihr Büro in (ja, in) der Frankfurter Kleinmarkthalle hat. Er unterstützt das »CasaBlanca« mit der Gestaltung der Homepage und betreut den Social Media Auftritt, die Kernkompetenz von »Circle Kommunikation«. Als Cineast ist er eine perfekte Ergänzung und wird das Kino sicherlich mit eigenen Reihen und Ansätzen mitprägen. Bad Soden mag aus Frankfurter Sicht zwar ein Stück weit weg liegen, umgekehrt ist die Verbindung weit normaler. Musketier Nr. 1, die TV-Journalistin, Filmemacherin und Producerin Irene Bräuninger, arbeitet vorwiegend in Bockenheim und Bornheim. Alf Mayer, den »Strandgut«-Leser seit 1986 mit seiner Kolumne »Blutige Ernte« kennen, wohnte 33 Jahre in Frankfurt, ehe ihn die Liebe nach Bad Soden zog. Javier Lozano, Musketier Nr. 3 und der Geschäftsführer des

neuen Kinos, war ein Höchster Gewächs, ehe er sich 1993 in Bad Soden niederließ. Seine Agentur M&L Communication Marketing sitzt im Frankfurter Westend. Für sie alle, so fasst Javier Lozano es zusammen, »ist Kino ein Lebenstraum«. Alf Mayer zitiert dazu Robert De Niro aus Martin Scorseses »Taxi Driver«: »All my life has pointed in one direction …«. Scorsese mit seiner dezidierten Haltung zu den Streamingdiensten ist es auch, der dem Kino, wie die Neugründer es machen wollen, das Wort redet. Er sagt: »Ich bin überzeugt davon, dass das Kino der Zukunft bei den kuratierten ›micro cinemas‹ liegt. Kuratieren ist wie Filmemachen ein Akt der Liebe. Das wird sich niemals ändern. Nicht für Menschen, die mit Herzblut für das Kino sind.«

Februar ________________________________

Filme aus Hessen

Filme mit Herzblut sind es allesamt, mit denen das »CasaBlanca« an den Start geht. Die drei Musketiere haben ein Eröffnungsprogramm von 35 Filmen zusammengestellt, das sich deutlich von sonstigen Sommerprogrammen abhebt. Darunter tolle Musik- und Dokumentarfilme, Filme mit RegisseurBesuch, Kulinarik, OmUs. Einzelheiten hier demnächst mehr. Und es gibt ein weiteres Bad Sodener Alleinstellungsmerkmal. Etwas, das kein anderes Kino zu bieten hat: nämlich Open Air im eigenen, schnuckeligen, efeubewachsenen Kino-Innenhof, mitten in der Kurstadt. 50 Corona-Plätze an Tischen, dazu Gastronomie und gute Weine und Säfte. Die Außenseite des Kinos wird dabei zur sozusagen zweiten Leinwand. Damit, sowie mit der wandlangen Bar im Kinosaal, den nostalgischen (und bald neu gepolsterten) Zweier-Loveseats und den vielen Ideen – darunter ein von Dusan Pintner, dem Gründer und ehemaligen Leiter des neuen Theater Höchst, kuratiertes Kabarett-Programm – will das »CasaBlanca« Bad Soden sich einen Namen machen. Der Großraum Frankfurt bekommt ein Kino mehr. Wenn das keine gute Nachricht ist … Borgward Hoberman www.casablanca-badsoden.de

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Film

Fotos: © Mayfair Pictures 2018

Der Strom der Tradition

»May, die dritte Frau« von Ash Mayfair

In einem Boot wird die 14-jährige May zu ihrem Bräutigam, dem wohlhabenden Landbesitzer Hung, gebracht. Sie wird seine dritte Frau werden, und wie in ihrer eigenen Familie wird sie auch in ihrer neuen Familie nicht nach ihrer Meinung gefragt werden. Frauen haben sich den Männern unterzuordnen und sollen weitere Männer gebären, um ihren Lebenszweck zu erfüllen. Die Vietnamesin Ash Mayfair führt uns ins 19. Jahrhundert und in ein Patriarchat der ausgeprägten Art. Ihr Spielfilmdebüt erinnert an Zhang Yimous »Rote Laterne«, nur sind wir jetzt in Vietnam und nicht in China. Regie, Produktion, Kamera und Schnitt befanden sich bei »May, die dritte Frau« in weiblicher Hand. Es geht also viel subtiler zu als im Drama des chinesischen Großmeisters. Dass es sich in beiden Fällen um Kino handelt und nicht um bebilderte Hörspiele, fällt als erstes positiv auf. Es dauert nämlich einige Minuten, bis wir einen Dialog hören. Die Reise über den Fluss, der Marsch durch den Wald, in dem der Hof der neuen Familie liegt, das alles wird in bewusst komponierten Bildern gezeigt. Die Naturaufnahmen, die oft wie Metaphern eingefügt sind, deuten an, dass die Lebensverhältnisse als naturgegeben angesehen werden. Wie die Bäume haben auch

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die Männer und Frauen ihren festen Platz an diesem Ort. Von Anbeginn an, zur Hochzeit und in der Hochzeitsnacht ist May die Duldende, die sich mit großen Augen ihrem Schicksal fügt. Mays Stellung in der Familie wird ihr von der Großmutter vorgegeben, während der Hausherr im Hintergrund bleibt. Der Film ist aus der Sicht von May erzählt, die sich zurückhält, auch noch, als sie schwanger wird. Erst wenn sie einen Jungen zur Welt bringen sollte, wird ihre Stellung in der Familie von Bedeutung sein. Konflikte führen nie zu dramatischen Höhepunkten. Sie werden im langsamen Erzählfluss nur angedeutet, was den Film, zusammen mit den schon erwähnten Naturmetaphern (z.B. Regen nach Mays Tränen), etwas eintönig macht.

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So ist man dankbar, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht, das den Strom der Tradition unterbricht. Etwa, wenn May die Seitensprünge der zweiten Frau mit dem ältesten Sohn bemerkt oder wenn sie zufällig mitbekommt, dass ein Knecht bestraft wird, der ein uneheliches Kind gezeugt hat. Im Gegensatz zu Mays Ehe, geht die arrangierte Heirat des erstgeborenen Sohnes tragisch aus. Seine neue Braut ist noch jünger und ängstlicher als May, und ihr frischgebackener, noch immer in seine Stiefmutter verliebter Ehemann weigert sich, die Ehe mit ihr zu vollziehen. Sie bittet um die Rückkehr zu ihrer Familie, doch ihr Vater will sie nicht zurücknehmen, weil er der Meinung ist, sie habe die Familienehre verletzt.

Regisseurin Ash Mayfair hat das Drehbuch zu ihrem ersten Spielfilm nach Erzählungen in der Familie geschrieben. Man darf also annehmen, dass Handlung und Hintergrund historisch stimmig sind. Sexszenen und ein kleines lesbisches Intermezzo sind wohl dem heutigen Kino geschuldet. Behutsam wie der ganze Film ist die Andeutung einer Auflehnung am Ende. Als Zeichen für einen neuen Anfang werden die langen Haare abgeschnitten. Claus Wecker MAY, DIE DRITTE FRAU (Nguoi Vo Ba) von Ash Mayfair, Vietnam 2018, 96 Min. mit Tran Nu Yên-Khê, Mai Thu Huong, Long Le Vu, Hong Chuong Nguyen, Nguyn Phuong Trà My Drama Stream auf Cinemalovers


Film

Erneut ein Frankfurter Kino weniger Das traditionsreiche Eldorado wird geschlossen

Nach dem Berger Kino hat nun auch das Eldorado in der Schäfergasse 29 den Spielbetrieb eingestellt. Das Haus stammt aus dem Jahr 1912 und ist bzw. war somit Frankfurts ältestes Kino. Erbaut wurde es von dem Emil-Radke-Filmverleih in Straßburg. Es war bekannt unter dem Namen Scala, bis es 1974 von den Familientheaterbetrieben Jaeger übernommen wurde und seinen heutigen Namen erhielt. Der ist abgestimmt mit den E-Kinos, dem Europa-Palast, Esplanade und Elysee, an der Hauptwache, die ebenfalls zur Jaeger-Gruppe gehören.

Alle genannten Kinos blieben im Sommer 2020 während der Lockdown-Unterbrechung geschlossen, und man fragt sich mittlerweile schon, ob es an der Hauptwache weitergeht, wenn die CoronaRegeln gelockert beziehungsweise aufgehoben werden. Das Eldorado war ein schmuckes Arthouse-Kino mit einer relativ schmalen Leinwand, die einer korrekten Projektion von CinemaScope-Filmen erschwerte. Trotzdem betrauern wir, dass erneut ein traditionsreiches Kino von uns gegangen ist, und würden uns über einen neuen Betreiber freuen. Claus Wecker

DURCH DIE AUGEN VON MAGNUM Filmreihe vom 1. Mai an auf der neuen Streaming-Plattform DFF Kino+

© Elliott Erwitt, Magnum Photos

DFF.CINEMALOVERS.DE

DEUTSCHES FILMINSTITUT FILMMUSEUM

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Film

Alle Kinos im Überblick Cinema Rossmarkt 7 www.arthouse-kinos.de Tel.: 069/21 99 78 55 Cinestar Mainzer Landstraße 681 www.cinestar.de Tel.: 01805/11 88 11 Cinestar Metropolis Eschenheimer Anlage 40 www.cinestar.de Tel.: 01805/11 88 11 Deutsches Filmmuseum Schaumainkai 41 www.deutsches-filmmuseum.de Tel.: 069/96 12 20 220 E-Kinos Hauptwache/Zeil 125 www.ekinos-frankfurt.de Tel.: 069/28 52 05 Filmforum Höchst Emmerich-Josef-Straße 46a www.filmforum-höchst.com Tel.: 069/212 45 664 Harmonie Dreieichstraße 54 www.arthouse-kinos.de Tel.: 069/66 37 18 36 Mal Seh’n Adlerflychtstraße 6 www.malsehnkino.de Tel.: 069/597 08 45 Orfeos Erben Hamburger Allee 45 www.orfeos.de Tel.: 069/70 76 91 00 Pupille Mertonstraße 26–28 www.pupille.org Hafen 2 Nordring 129, Offenbach www.hafen2.net Tel.: 069/26 01 22 23 Kinopolis Main-Taunus-Zentrum www.kinopolis.de Tel.: 069/31 40 314 Nach dem Lockdown CasaBlanca Zum Quellenpark 2 Bad Soden

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Den Letzten beißen die Hunde © arte

Futter für die Kinopause TV-Programmtipps im Mai In der Hoffnung, dass möglichst bald wieder die Kinos öffnen werden und wir die Filme dort sehen können, wo sie hingehören, helfen wir uns mit ein paar Filmperlen im Fernsehen aus: Wenn man sich David Leans ergreifendes Kammerspiel »Begegnung« (Brief Encounter), 1945 in England unter dem unmittelbaren Eindruck des Krieges gedreht, heute anschaut, kann man kaum glauben, dass »Doktor Schiwago« und »Ryans Tochter« vom selben Regisseur stammen (Mo., 3.5., 20 Uhr auf arte, Wh. 5.5. & 21.5.). Roberto Rossellini gehört zu den großen Regisseuren des italienischen Neorealismus, dessen Einfluss noch heute im europäischen Kino zu spüren ist. hr3 zeigt sein weniger bekanntes Kriegsdrama »Es war Nacht in Rom« (Era notte a Roma, I 1960) am Di., 4.5., um 23.45 Uhr. Ist »Die Brücke« (BRD 1959) von Bernhard Wicki ein Anti-Kriegsfilm oder ein Kriegsfilm? Gibt es überhaupt Anti-Kriegsfilme? Seinerzeit wurde in den Feuilletons darüber diskutiert, heute dürfte angesichts der aktuellen Kriegsfilme die Frage ziemlich klar zu beantworten sein: Es ist ein Anti-Kriegsfilm – und ein wenig auch ein Kriegsfilm (Fr., 7.5., 20.15 Uhr auf 3sat). Wenn es um wichtige deutsche Regisseure geht, wird Helmut Käutner gerne übersehen. Zu Unrecht. Sein Nachkriegsdrama »Schwarzer Kies« – der Film wurde unlängst im Rahmen der Renaissance des deutschen Nachkriegskinos wieder entdeckt – zeichnet ein ebenso spannendes wie stimmiges Bild der fünfziger Jahre hierzulande (9.5., 23.10 Uhr auf 3sat).

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Der Film »Robin Hood« (USA/GB 2010) handelt natürlich nicht vom gleichnamigen amerikanischen Börsenhändler, sondern von dessen angeblichem Vorbild, dem englischen Gerechtigkeitskämpfer aus dem zwölften Jahrhundert. Es gibt zahllose Kinoadaptionen der Historie, diese ist von Ridley Scott mit Russell Crowe in der Titelrolle. Und das verspricht kurzweilige Unterhaltung (Do., 13.5., 20.15 Uhr auf ZDF neo). »The Queen« (GB/F/I 2006) Stephen Frears’ Film über die englische Königin, von Helen Mirren treffend dargestellt, hat auch der Porträtierten gefallen, hieß es (So., 23.5., 20.15 Uhr auf 3sat). Akira Kurosawas »Kagemusha – Der Schatten des Kriesgers« (J 1980) ist, wie es so schön heißt, ein bild-

gewaltiges Historiendrama. Wer am Mo., 24.5., um 20.15 Uhr arte einschaltet, sollte entweder einen sehr großen Bildschirm oder eine ordentliche Overhead-Projektion zur Verfügung haben. Michael Cimino hat eine der spektakulärsten Regiekarrieren in den USA hingelegt: vom Supertalent zum Terminator von United Artists (Es gibt auch die Theorie, dass die Konzernmutter »Heaven‘s Gate« zum Anlass nahm, UA bankrott gehen zu lassen). Wie auch immer, Cimino gehört zu den beachtenswertesten Filmemachern. Das kann man nun auch an dem weniger bekannten Thriller »Die Letzten beißen die Hunde« (Thunderbolt and Lightfood) erkennen. (Mo., 31.5., 20.15 Uhr). Claus Wecker

Begegnung © arte


Film

Kinos im Lockdown Initiativen im Mai 2021 Weil sich der Lockdown zu einer endlosen Geschichte entwickelt, haben die Arthouse-Kinos diverse Initiativen ergriffen, um ihrem Tod zu entgehen.

Cinéma

Das Kino wird umgestaltet. In einer Mitteilung heißt es: »Während alle sehnsüchtig auf die Wiederöffnung von Kinos und Kulturstätten warten, werkeln wir im Hintergrund für die Zeit nach Corona – und renovieren im Cinéma den großen Saal Lumière. Freuen Sie sich auf den neuen Look im dann frisch gestalteten Saal mit Tischchen zwischen den neuen, bequemen Stühlen und noch besserem Sound!« Wir fanden die alten Sitze ganz ok, sind aber auch auf die neuen gespannt. ww.arthouse-kinos.de

Filmforum Höchst

Das Haus wartet zusätzlich zu den Aktionen Filmquiz, Kurzfilm der Woche und Filmplakatperlen mit der neuen Online-Plattform filmforum@home auf. »Weil dem Filmforum das Kinomachen aber fehlt und das Kinoteam gerne weitere Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit Film bereitstellen will, um interessierten Besucher*innen auf anderen Wegen mit der gewohnten Programmstruktur nahe zu sein,

reifte der Entschluss heran, an dem gerade neu sich formierenden Verein Cinemalovers zu partizipieren und eine dem Kino direkt angeschlossene Onlineplattform anzubieten.« www.filmforum-höchst.de

Deutsches Filminstitut und Filmmuseum (DFF)

Corona hat die Entwicklung digitaler Angebote beschleunigt, auch im DFF. So steht jetzt die angekündigte Plattform »Rhizom Filmgeschichte«, die über zweieinhalb Jahre entwickelt wurde. Auch ich brauchte eine Erklärung: Rhizom ist ein aus der Botanik entlehnter Begriff für ein meist unterirdisch oder dicht über dem Boden wachsendes Sprossachsensystem. Hier geht es, kurz gesagt, um 100 Beispiele aus der Filmgeschichte, die anschaulich in Strängen verknüpft sind. Die Zusammenstellung der ersten fünf Minuten von insgesamt hundert Filmen ist nach Meinung der Kuratorin Dr. Ines Bayer als »vermittelnde Passage durch die Filmgeschichte in besonderem Maße geeignet«.

CINEMA: Saal Lumiere (bisher) © Arthouse Kinos Frankfurt

Mal Seh’n Kino und Kino im DFF

Die beiden Kinos bieten auf der neuen Plattform Cinemalovers, die das jeweilige Kino auch finanziell beteiligt, Filme an. Das Mal Seh’n zeigt u.a. »Winterreise« von Anders Østergaard und Erzsébet Rácz sowie »Silence Radio« von Juliana Fanjul (s. Kritik auf strandgut.de).

www.malsehnkino.de ww.dff.film Claus Wecker

Nippon Connection ONLINE 21. Japanisches Filmfestival

コニ ネッ クポ シン ョ ン

www.il-ho.com

NipponConnection.com

www.rhizom.film

© Mal Seh‘n Kino

Auf DFF Kino+ läuft derzeit »Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen« von Radu Jude. In die jeweilige Abteilung von Cinemalovers kommt man über die Webseiten der Kinos:

Aktuelle Filme aus Japan als Video-On-Demand Online-Workshops, Vorträge & Konzerte

1. – 6. Juni 2021 www.strandgut.de | Strandgut 05/2021

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TANZ TANZ

»Muse« von Ludmila Komkova © Tatsuki Takada

Choreografien »Muse« von Ludmila Komkova (siehe Foto) »Shade of a Day« von Francesc Nello Deakin/Matthias Vaucher »Common Ground« von Manon Andral »Minha Prece« von Marcos Novais »Es war einmal ein Traum« von Aurélie Patriarca »from here until« von Ramon John. »Cliff Edges« von Daniel Myers »Harry Truman« von Masayoshi Katori »Ah, vita bella!« von Alessio Damiani »La mauvaise interpretation« von Nicolas Roger Frau Die tanzfilmische Annäherung an die Bühnenversion wurde in Zusammenarbeit mit De-Da Productions entwickelt. Termine: 7. und 15. Mai jeweils 20 Uhr www.staatstheater-darmstadt.de

Die neue Startbahn-Bewegung

Darmstadt: Das Hessische Staatsballett zeigt das neue Tanzpotpourri »Startbahn 2021« erstmal gestreamt Ihre Schau »Startbahn« im Juni vergangenen Jahres war eine erste Reaktion auf die corona-bedingten Beschränkungen ihrer Arbeit und wurde zu einem tollen Erfolg. An jeweils zwei Tanzabenden zeigten damals Tänzer und Tänzerinnen des Hessischen Staatsballetts den neuen, pandemischen Begebenheiten angepasste eigene Choreografien, die uns im Verfolg genau dies schnell vergessen ließen. Dabei waren nicht nur Soloauftritte zu sehen. So wurden durch die Ver-

wendung von Tüchern und Seilen ganz unmerklich für bis zu sechs Darsteller die Abstandsregeln gewahrt, und mit Ensemblemitgliedern, die in Wohngemeinschaften leben, sogar Berührungen und gegenseitiges Halten und Anfassen möglich gemacht. Den Wiesbadener Startbahn-»Kunst-Stückchen« prophezeite unsere begeisterte Kollegin Katja Sturm in ihrer Strandgut-Besprechung (Juli 2020) jedenfalls eine von Corona abgelöste und unabhängige Existenz.

Und so geht es nun in Darmstadt, dem zweiten Standort der Gruppe, weiter – wenn auch zunächst nur als Streaming-Premiere am 30. April. Elf Tänzer*innen des Hessischen Staatsballetts präsentieren in »Startbahn 2021« auf der Großen Bühne des Staatstheaters zehn ganz unterschiedliche Kurzchoreografien (siehe oben). Im Unterschied zur ersten Auflage entwickeln die Choreograf*innen ihre Arbeiten dieses Mal im Setting einer überdimensionalen, mit 32

Kammern bestückten Bühneninstallation, die aus der Musiktheater-Produktion »Atem/Souffle« von Karsten Wiegand stammen, Regisseur und Intendant des Hauses. »Die Stücke erzählen auf sehr unterschiedliche Weise von Nähe und Distanz, Traum und Wirklichkeit und dem Wunsch, sich durch Tanz die Welt wieder anzueignen«, kündigt HStB-Chef Bruno Heynderickx professionell nebulös die neuen Startbahnbewegungen an.

Patti Smith und hohle Knochen »Zeitgeist Tanz« digital mit Goecke und Godani, aber ohne Forsythe Gegen jedes Hoffen ist von Publikumspräsenz für den Ballett-Abend der Dresden Frankfurt Dance Company (DFDC) nun erstmal keine Rede mehr. Die Premiere des Ballettabends »Zeitgeist Tanz« am 29. April sollte, wenn denn nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe alles gutgegangen ist, digital per Live-Stream über die Bildschirme geflossen sein. Die Aufzeichnung davon ist für die nachstehenden Termine geplant. Im Gegensatz zu der ursprünglichen Planung können nur die beiden Premieren der Choreografen Marco Goecke und Jacopo Godani gezeigt werden. Die Neuauflage von William Forsythes

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»Quintett« ist aus rechtlichen Gründen zum Pandemie-Opfer geworden und somit ersatzlos gestrichen. Für seine neue Kreation mit der Dresden Frankfurt Dance Company »Good Old Moone« arbeitet Marco Goecke, ehedem Chef des Stuttgarter Balletts und heute in Hannover Direktor der Tanzsparte der Staatsoper, zur Musik der RockPoetin Patti Smith. »Wenn ich an diese Arbeit denke, träume ich vom Gefühl eines Mittelpunkts, der alles erklärt. Jedes neue Werk ist auch die Suche nach einer Begegnung mit jemandem«, erläutert Goecke. Die Erfahrung des Todes seines Vaters während der Proben mache

diese Arbeit zu einem ganz persönlichen Werk, ist dem begleitenden Podcast auf der DFDC-Homepage zu entnehmen. Die neue Kreation »Hollow Bones« von Jacopo Godani präsentiert experimentelle Formen des Spitzentanzes. Visuelle Effekte und Tanz vermischen sich mit den live gespielten Klängen von Johann Sebastian Bachs Suiten für Violoncello sowie Kompositionen von 48nord, gelenkt allein durch die Tänzer*innen der Company auf der Bühne, zu einem Gesamtwerk. gt Termine: 2., 3., 19., 20., 21. Mai, 20 Uhr www.dresdenfrankfurtdancecompany. com

gt


Theater Theater

© Jessica Schäfer

Im braunen Dickicht der Behörden Schauspiel Frankfurt: Die Stückentwicklung »NSU 2.0« von Nuran Calis erscheint zunächst als Film »NSU 2.0«, so steht es unter bisher über einhundert Drohschreiben, die seit August 2018 von anonymen Absendern an Personen des öffentlichen Lebens versandt wurden. Viele der Todesdrohungen enthalten Daten, die auf eine enge Verflechtung der Absender mit den Sicherheitsbehörden vor allem in Hessen hinweisen. Doch die Ermittlungen verlaufen schleppend. Bis heute wurden weder Täter gefasst noch Polizeibeamt*innen ermittelt, die für die illegalen Datenabfragen verantwortlich sind. Eine Reform der Sicherheitsprotokolle in den Polizeibehörden erweist sich als weitgehend wirkungslos; die Abfragen gehen weiter. »NSU 2.0« – die Botschaft dieses Kürzels ist klar. Der sogenannte »Nationalsozialistische Untergrund« NSU, der zwischen 1998 und 2011 mindestens neun Menschen in Deutschland tötete und zahlreiche Verbrechen beging,

besteht weiter, und er kann sich auf ein weitverzweigtes Netzwerk bis hinein in Polizei, Justiz und Geheimdienstbehörden berufen. Was bedeutet das für Politik, Bürger*innen und Opfer? Wieviel Vertrauen können wir noch in die Behörden und Institutionen setzen, die uns vor Terror schützen sollen? Was wird von den Verantwortlichen unternommen? Der Film- und Theatermacher Nuran David Calis hat im Auftrag des Schauspiel Frankfurt zu diesen Fragen mit seinem Team in Frankfurt recherchiert und dabei vor allem die Verbindungen des NSU mit dem NSU 2.0 und den rechtsextremen Terroranschlägen in Hanau und Kassel ins Visier genommen. Er hat Politiker*innen interviewt, die Drohschreiben des NSU 2.0 erhalten haben, und zahlreiche Gespräche mit Betroffenen und Aktivist*innen in Hessen geführt. Umgesetzt wurde Calis‘ Stückent-

wicklung auf einer Bühne von Anna Ehrlich mit dem Ensemble-Mitglied Thorsten Flassig, sowie den Gästen Lotte Schubert und Mark Tumba. Parallel zur Bühnenproduktion, die bereits zu den Hessischen Theatertagen in Marburg (20.–26. Juni) eingeladen ist, ist eine filmische Umsetzung der Arbeit entstanden. »NSU 2.0: Der Film« ist eine semidokumentarische, künstlerische Auseinandersetzung mit einer Bedrohung, die längst nicht mehr nur an den Rändern der Gesellschaft zu verorten ist – wenn sie das jemals war. Der Film ist ab dem 14. Mai auf der Web-Seite des Schauspiel Frankfurt unter SF Digital als Stream verfügbar. Die Premiere in den Kammerspielen war ursprünglich für den 28 März geplant und wurde verschoben. gt/SF www.schauspielfrankfurt.de

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Theater © Studio Naxos

Der Rache nicht Studio Naxos: Das Kollektiv Widerhall geht per Audio-Walk den Spuren verfolgter jüdischer Künstler im Frankfurt der Nazis nach Die Premiere des Projekts »Der Rache nicht« ist auf den 29. April terminiert und hat, wenn Sie unser Strandgut erhalten, mutmaßlich schon ihren Niederschlag in der Presse gefunden. Dort ließe sich auch verfolgen, wie die bis zuletzt pandemiebedingt vakanten Abläufe sich denn tatsächlich gestaltet haben. Der vom Kollektiv Widerhall im Umfeld des StudioNaxos initiierte Audio-Walk will auf die Spuren von in Frankfurt während der NSHerrschaft verfolgten jüdischen Künstlern führen. Ausgangspunkt eines von der Innenstadt bis ins Westend führenden Rundgangs sind die Biografien der Betroffenen, zu denen unter anderen die Frankfurter Opernstars Magda Spiegel und Hans Erl und der Schauspieler Joachim Gottschalk gehörten. »Von ihnen verliert sich die Spur in der fortschreitenden NS-Diktatur und wir begeben uns heute auf die Suche: Wie vollzog sich der Machtwechsel 1933 an den Frankfurter Theatern? Wie wirkte sich dies auf das künstlerische Leben Frankfurts und auf die Schicksale der Künstler*innen aus? Welche Namen sind heute vergessen, die doch die 20er Jahre entschieden mitprägten?«, heißt es in der Ankündigung des Kollektivs, das u. a. von Louisa Beck, Loriana Casagrande, Jan Deck, Marlene-Sophie Haagen,

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Dennis Hoss und Marie Schwesinger gebildet wird. Der zirka 90 Minuten dauernde und sich über drei Kilometer Fußweg streckende Audio-Walk eröffnet Teilnehmenden – sprich: bis zu zwei Personen aus einem Haushalt – die Möglichkeit, die Geschichten der verfolgten jüdischen Künstler und Künstlerinnen zu verorten und durch die Verknüpfung von historischem Material mit fiktiven Texten ihre Stadt interaktiv neu zu erfahren. Dafür wird ihnen im Vorfeld eine Download-Datei für das eigene Smartphone zur Verfügung gestellt. In festgelegten Zeitintervallen starten sie zu ausgewählten Orten, an denen sie »mit performativer One-to-One-Interaktion« konfrontiert zu werden. Sollte die Pandemie-Situation eine personelle Performance im Stadtraum nicht erlauben, bieten die Veranstalter eine Remote-Variante des AudioWalks an, sprich: eine angepasste Download-Datei, mit der sie den Audio-Walk individuell und zeitlich unabhängig erlaufen können. Die nicht ganz unkomplizierte Anmeldung inklusive Terminvergabe läuft über die Homepage des StudioNaxos. gt Die nächsten Termine: 30. April, 2., 8.; 9. Mai, jeweils zwischen 16 und 19 Uhr. www.studionaxos.de


Theater © raumlaborberlin

© Josep Caballero Garcia

Sommertheater mal anders Mousonturm initiiert einen Sommerbau für Open-Air-Aufführungen am Kaiserlei Nach der großartigen InhouseLösung »Der BAU« präsentiert der Mousonturm nun mit dem Architekturbüro »raumlaborberlin« für die pandemische Freiluftsaison ein temporäres Freilicht-Logentheater, das bis zu 300 Besucher fassen können soll: den »SOMMERBAU«. Die Konstruktion aus Stahlgerüsten

Von Monstern und der Mannwerdung einer weißen Frau

und Holz hat die Form eines Hexagons und bietet auf drei Etagen und fünf seiner sechs Seiten in ca. 100 überdachten Logen Platz. Standort ist das Kaiserleiviertel zwischen Frankfurt und Offenbach. Die Stätte soll von Juli bis Oktober bespielt werden. www.mousonturm.de

Darmstadt: Das Inklusionsfestival »Alles inklusive?!« läuft noch bis zum 17. Mai Kultur und Inklusion: Nachdem das Darmstädter Festival »Alles inklusive?!« vergangenes Jahr auf 2021 verschoben wurde, steht nun der Start des Programms in digitaler Version an. Das Festival startete am 27. April und läuft bis Montag den 17. Mai. Zwar kann die Eröffnung live vor Ort nicht wie geplant stattfinden, doch bieten alle Veranstalter des Inklusionsfestivals Teile ihres Programms online an und ermöglichen somit dem digitalen Publikum, das Event über alle räumlichen Grenzen hinweg mitzuerleben. Das Online-Publikum kann sich auf abwechslungsreiche Formate freuen. So etwa vom Theater Moller Haus auf die Lesung von Jayrôme C. Robinet, der in einem Live-Stream die Geschichte seiner Identitätsfindung erzählt: »Mein Weg von einer weißen Frau zu einem jungen Mann mit Migrationshintergrund« – mit allen Höhen und Tiefen. (am 12. Mai, 20 Uhr). Das Staatstheater Darmstadt steuert einen Beitrag des Künstlerkollektivs HAJUSOM bei. Dessen Produktion »Morgen

Grauen: Welche Monster kommen noch?« richtet ihre Blicke auf eine Welt, »die nicht in Ordnung ist« und entdeckt dabei Gemeinsamkeiten zwischen Horrorgeschichten und den eigenen Erfahrungen von Ungerechtigkeit und Fremdenfeindlichkeit. Aber auch Wege, sich daraus zu befreien. 15. Mai (19.30 Uhr). Weitere Programmbeiträge kommen vom Theaterlabor INC, dem Verein theatermacher e.V. der Hochschule Darmstadt mit dem Studierendenwerk und der Evangelischen Hochschule Darmstadt als Kooperationspartner, der Centralstation Darmstadt und dem Nachbarschaftsheim Darmstadt e.V. Zu den Unterstützern des Festival zählt unter anderem der Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Information zu allen digitalen Veranstaltungen gibt es auf der Website der Centralstation. gt www.centralstation-darmstadt.de

Mai 2021 Sa

1.5. 19 30 Ensemble ‘Die Blaue Blume’ »Wahre Kunst ist unvergänglich! - Teil 3«

Premiere Mi 5.5. 20 00 Ensemble 9. November Do 6.5. 20 00 »Wenn Bücher brennen wird es hell, bis 12.5. 20 00 Rauch steigt auf, Asche fällt«

Do 13.5. 19 30 Ensemble ‘Die Blaue Blume’ »Wahre Kunst ist unvergänglich! - Teil 4« Mi

19.5. 20 00 Joelle Pidoux & Philipp Kehder Sound-Performance »Whater On/Off Bodies«

Sa

22.5. 19 30 IMPRO_RING »Frankfurt#3«

Premiere Do 27.5. 20 00 Angel Krastev & Co. Sa 29.5. 20 00 »Krimskrams« Mi 2.6. 20 00 Stück über Demenz / Sprache u. Realität Ein Tag für Literatur & Musik

So Sa

30.5. 19 00 Ensemble ‘Die Blaue Blume’ »Jede Kunst erfordert ein ganzes...« 5.6. 19 30 IMPRO_RING

»Frankfurt#4«

Gallus Theater · Kleyerstraße 15 · 60326 Frankfurt Karten 069-758060-20 · www.gallustheater.de www.strandgut.de | Strandgut 05/2021 | 13


Theater vorgeführt

Fotos: © Jörg Langhorst

>> Bitter: Die Fliegende Volksbühne hat das Festival »Barock am Main« abgesagt. Die Unwägbarkeiten des Pandemieverlaufs ließen auch für die Freiluftveranstaltung keine zuverlässige Planung zu, teilt uns Prinzipal Michael Quast mit. Die Investitionen für die absehbaren Hygienemaßnahmen stellten bei reduzierten Einnahmemöglichkeiten für die private Bühne ein zu hohes Risiko dar. »Es verspricht kein heiterer, entspannter Festivalsommer zu werden. Wir sagen ab und hoffen auf bessere Zeiten«, meint Quast. www.volksbuehne.net >> Sie laufen und laufen: Und weiter geht es mit den Spaziergängen des Willy-Praml-Theaters. Ungebrochen lädt das Theater seine Freunde und Freundinnen am Wochenende ein, von der Spielstätte im Ostend aus mit jeweils einem Ensemblemitglied durch die umliegenden Straßen zu streifen. »Auf ein Stündchen« haben die Pramlianer ihr so exklusives wie intensives Theatermenschen-Erleben getauft. Die nächsten Termine für die corona-konformen Begegnungen sind der 1., 7., 8., 14. und 15 Mai jeweils um 16 Uhr. Buchen kann man sie über die Homepage www.theaterwillypraml.de >> Auf 18 Beiträge in 18 Wochen hat die Bühnen-Allrounderin Melina Hepp ihre Covid-Überbrückungs-Serie »Melli redet mit« schon ausgebaut. Für jeweils 90 Sekunden setzen sich Frankfurter Künstler ihrem FragenStakkato per YouTube-Video aus. Melina Hepp will mit ihrer Speed-Show nicht nur den Kontakt zu den Fans ihrer Talkshow im Theater Alte Brücke wahren, sondern auch dafür sorgen, dass die Kulturschaffenden der Region sichtbar bleiben. Mehr davon, inklusive der Nummer für SpendenEuros, die das Projekt ermöglichen, unter https://betterplace.me/melliredet-mit . >> Wie immer um diese Zeit, aber auf das Geratewohl, welch schönes passendes Wort, haben die Staatstheater in Mainz und Wiesbaden ihre Programme für die neue Spielzeit 2021/2022 vorgestellt. Ganz so wie gehabt fällt dieser Blick in die schon recht nahe Zukunft nicht aus. Die Theater der beiden Landeshauptstädte horten inzwischen ein großes Angebot spielfertiger Stücke. In Mainz gehören Brechts »Mutter Courage«, in Wiesbaden die ausstehenden Teile von Tom Stoppards «Utopia-Zyklus« dazu. In der Sparte Tanz planen beide Häuser übrigens weiter mit der israelischen Choreografin Sharon Eyal. Tanzmainz arbeitet in der Endphase an einem noch titellosen Tanzabends mit ihr und legt, auch ihr Erfolgsstück »Soul Chain« wieder auf. Das Hessische Staatsballett wiederum plant mit Eyals »Untitled Black« die neue Saison einzuläuten. Viel, viel mehr dieser Zukunftsmusik ist auf den Homepages der beiden Häuser zu erfahren. Auch, dass großartige Spielzeitmotto in Mainz »Du kannst mir alles erzählen«. www.staatstheater-mainz.de, www.staatstheater-wiesbaden.de

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Am Anfang ist der Film Gallus-Theater: Das Ensemble 9. November präsentiert Wilfried Fiebigs neues Werk »Wenn die Bücher brennen wird es hell. Rauch steigt auf, Asche fällt« erstmal als Film Im halbjährlichen Wechsel inszenieren Helen Koerte und Wilfried Fiebig mit ihrem meist unterschiedlich besetzten Ensemble 9. November ihre Arbeiten interdisziplinär, sprich: als Gesamtkunstwerke, doch mit jeweils eigener Handschrift. Führt sie Regie, dann strömt es sinnlich-emotional und warm von der Bühne. Führt er – wie jetzt wieder - das Zepter, dann weht der geballte Geist der abendländischen Kulturgeschichte, mal als Orkan, mal aber auch als säuselnder Wind. Was explizit auch für seine neueste Produktion gilt, die der Maestro im Untertitel denn auch »Ein europäisches Epos« nennt. Freilich tritt »Wenn die Bücher brennen wird es hell. Rauch steigt auf, Asche fällt« zunächst als Film in die Welt. In einem Genre allerdings, das seit jeher gleichberechtigt wie Musik und Gesang in den Gesamtkunstwerken der Gruppe eingesetzt wird, und schon deshalb – verböte sich der Gedanke nicht von selbst – keineswegs als Substitut begriffen werden darf. Ganz im

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Gegenteil, ist doch der komplette Film als integraler Bestandteil der späteren Bühnenfassung konzipiert. Alles was nun, ausschließlich im Freien gedreht, auf Screens und Bildschirmen erscheint, soll sich später parallel auch auf der Bühne verfolgen lassen – als Übersetzung des Digitalen in das Analoge. By the way: Dass der Fiebig’sche Zugriff ein unkomplizierter ist, wird hier gewiss nicht behauptet. Trotz eines Stücktitels, wie er transparenter nicht sein könnte, fragt sich dennoch, worum es wohl geht. Das an Dantes Hölleninferno angelente Bild von Brand und Licht spiegelt für Fiebig die historische Koinzidenz von martialischer Gewalt und tiefstem künstlerischen Empfinden, den unablässigen Wechsel von Leid und Poesie, Mord-und-Totschlag und Liebe. Es drücke die »ganze Dialektik Europas« aus, weist Fiebig beispielhaft auf die in düstersten Zeiten aufscheinende Musik Beethovens und auf die Blaue Blume, die in den blutgetränkten Schlachtfeldern

Napoleons erblühte. Die Kunst, so sein hegelianisch untermauerter Schluss, sei autonom und fern davon, dem weltlichen Geschehen, mit Belehrungen oder Forderungen zu begegnen. Neben Dante Aligheris »Göttlicher Komödie« ruft Fiebig auch Werke William Shakespeares (»Der Kaufmann von Venedig«, »Der Sturm«, »König Lear«) und Ovids »Metamorphosen«, sowie russische, englisch und spanische Lyrik in den literarischen Zeugenstand. Seine Dramatisierung dieser Texte bilde die Grundlage für ein Gesamtkunstwerk, in dem Poesie der freien Einbildungskraft Sprache verleiht und auch anderen Künsten den Boden bereitet. Zwei Schauspieler, Richard Köhler und Eric Lenke, und zwei Schauspielerinnen, Katrin Schyns und Myriam Tancredi, übernehmen Text und Spiel, begleitet und geleitet mit eigens komponierten Musik von Theodor Köhler, der diese live am Piano mit Katrin Becht (Violine), Stefan Weilmünster (Saxophon, Querflöte, Bassklarinette) und mit der Sopranistin Johanna Greulich zum Vortrag bringt. Soviel sei prophezeit: dass man Ende die Augen respektive die Ohren sich reibt, wenn die biedere Maria der Liebesgöttin Venus zeigt, wie man Wolle webt, und Venus ihre dafür das die Kunst des Flirtens, das Augenspiel demonstriert. »Maria staunte« Termine: Am 5. (Premiere) per Link von der Homepage des GallusTheaters gt www.gallus-theater.de, www.e9n.de


Theater

© Christian Zuckermann

© Marvin Fuchs

Aus Liebe gut

Jugend forscht

Theater Moller-Haus zeigt »Das kunstseidene Mädchen«

Schauspielstudis der HfMDK zeigen »Tschechow Kaleidoskop«

Ein knappes Jahr nur nach ihrem Sensationserfolg »Gigi, eine von uns« schrieb Irmgard Keun ihren Tagebuch-Roman »Das kunstseidene Mädchen«. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise und der fortschreitenden Faschisierung Deutschlands Anfang der 30er Jahre schickt sich die junge Kölner Stenotypistin Doris aus der rheinischen Provinz an, im großartigen Berlin ihr Glück zu suchen und »ein Glanz« zu werden. Wiewohl Doris eine oft recht naive Beobachterin ihrer Umwelt bleibt, wurde das Buch mit der Machtergreifung selbstverständlich verboten. Eine Berg- und vor allem Talfahrt in einer spektakulär lebendigen

Noch bis zum 19. Mai suchen die Mitglieder des zweiten Ausbildungsjahrs Schauspiel der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) online in einem publikumsfreien Live-Mitschnitt ihrer 90minütigen Semesterarbeit in den Werken des russischen Dramatiker nach Antworten auf die drängenden Fragen des Miteinander im Gestern und Heute: «Was bedeutet Beziehung und Nähe heute – in dieser besonderen, für uns alle nie zuvor erlebten Situation? Wo finden sich Verbindungsstellen zu unserer eigenen Sprachlosigkeit, den Schutz- und Verdrängungsmecha-

Sprache, die diesen Roman immer wieder zum Monologstück für die Bühne macht. Im Theater Moller Haus nimmt sich unter der Regie von Ulrich Sommer das Theater Curioso mit Nicole Klein dieser Reise ins Babylon Berlin an. »Wir sind ja doch nur gut aus Liebe und böse oder gar nichts aus Unliebe« heißt es per Live-Stream am 7. und 8. Mai jeweils um 20 Uhr und am 9 Mai um 18 Uhr. Die Zugangsdaten sollte man allerdings zeitig bis 40 Minuten vor dem Vorstellungsbeginn geordert haben. Termine: 7., 8. Mai jeweils 20 Uhr; 9. Mai, 18 Uhr www.theater-curioso.de www.theatermollerhaus.de

nismen, an die wir uns so gewöhnt haben?« Hinterfragt werden die Texte aus »Onkel Wanja«, »Drei Schwestern«, »Der Kirschgarten« und »Die Möwe« dabei besonders auf ihren aktuellen Bezug und ihre zeitlose Allgemeingültigkeit. Die Bühnenfassung des »Tschechow Kaleidoskop« wurde von Werner Wölbern inszeniert, von dem auch die Textfassung stammt. Auf der Bühne agieren Abdul Aziz Al Khayat, Alicia Bischoff, Amaru Albancando, Lenz Moretti, Luise Ehl, Marie Bretschneider, Philipp Alexej Voigtländer und Toni Pitschmann. Der Link zu YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=o0gyGxicSRo

»Genau so schlecht wie in echt!« Die Schmiere bringt den Magic Monday als Onlineshow Live ins Wohnzimmer Am 7. Mai ist es soweit. Wieder so weit. Hermann, Herr Schmid, Monsieur Brezelberger und Heinz laden sich digital in unsere Wohnzimmer ein. Aber nur gegen Bezahlung. Wer diese Art von Einladung annimmt und das Quartett hereinlässt, der erlebt über viele Kilometer hinweg Live-Gedankenlesen, DiplomPantomime im Dralon-PerlonGemisch, Monsieur Brezelbergers Wunschring mit dem Zauberstein, und Herrn Schmids ganz normale Seiltricks. Doch damit längst nicht genug: Die Kultshow der Schmiere, seit mehr als 15 Jahren im Programm, bietet online unter vielem anderen auch noch aberwitzige

Vorhersagen (über das nahende Ende der Pandemie?), einen Truckersong per CB-Funk und mehr herbeigezauberte Weinflaschen als die heimische Web-Cam verträgt, Das Beste daran, dass man dabei endlich auch in der ersten sitzt und trotzdem nicht Gefahr läuft auf die Bühne zu müssen. Wobei, so richtig sicher, sei man sich da besser nicht. gt Termin: 7. Mai, 20 Uhr, Tickets und Infos unter www.magicmondayfrankfurt.de

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Musik © David Pörtner

Silke-Maria Bernhardt © privat

© Stefan Becker

One City One Crew

Kunst als Rebellion

Soli-LP mit 18 Frankfurter Bands zugunsten der beiden Scene Locations New Backstage und Feinstaub im Nordend

Ein Interview mit der Multikünstlerin Gilda Rebello

Sie sind überwiegend im Punkrock, Hardcore und Ska zuhause und teils bundesweit bekannt: 18 Frankfurter Underground-Bands statten mit ihren Songs einen Vinyl- und Online-Sampler zugunsten der pandemiegebeutelten Szene-Locations »New Backstage« und »Feinstaub« aus. Mit dabei sind die Stage Bottles, Revolte Tanzbein, The Slags und Scheiße Minelli. Und mischen auch die Copy Cats der New-BackstageWirtin Silke und The Swipes mit, deren Frontmann Stefan Becker (Foto) die Idee zu diesem Projekt hatte und es auch umgesetzt hat. »One City One Crew« heißt das Teil, das man vom 1. Mai an für 9,90 Euro als Download bei Bandcamp und für 20 Euro haptisch inklusive Download beim Straßenverkauf des »New Backstage« sowie in Zukunft auch vom »Feinstaub« erwerben kann. Letzteres bietet von Mittwoch bis Sonntag auch exquisite Speisen einer täglich wechselnden Karte zum Mitnehmen an.

STAGE BOTTLES – One World-One Crew; THE COGNITIVELY THERES – Man; THE SWIPES – Coming Home; COPY CATS – Out of My Way; LES HYPER GAELLE – Jamais assez; ENDSPURT – Flaschen sammeln; RUMBLE DELUXE – Mudblood; THE SLACKS – Red’n black; STRAIGHT A – This is Riot Soul; REVOLTE TANZBEIN – Ist das alles?; SUICIDE OUTFIT – Purgatory; THE DISLIKES – Dear Donald; KING MOROI – Hate Wheel; SCHEISSE MINNELLI – Too old; GRIM SOCIETY – Led by Serendipity; SPEED CAKE – Next Show in Town; THE FULL LOVE EXPERIMENT – Du bist bereit; JOHNNY TORPEDO * ROCKING SHANTY SHOW – Cast the Anchor Alles weitere unter www.onecityonecrew.bandcamp.com

gt

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Unter ihrem Alias RebelLog hat die Frankfurter Komponistin, Sängerin, Produzentin und Choreografin Gilda Rebello ein neues Musikalbum gemacht, das andere zur Bewegung einladen möchte. Die Kompositionen sind geprägt von der Biografie der gebürtigen Brasilianerin, die Texte inspiriert von der Physiologie des Menschen. Das Album ist ab 22. April 2021 zum freien Streaming (ohne Login) oder als Download käuflich erwerbbar auf Bandcamp.com sowie verfügbar auf Streaming-Plattformen wie iTunes, Spotify und Apple Music.

Frage: Sie leben schon seit über 25 Jahren in Deutschland. Was ist das Brasilianische an Ihnen, das sie sich bewahrt haben? Gilda Rebello: Kulturell gesehen ein sehr vielfältiges Spektrum an Musik, Tanz, Geschmäckern und Gerüchen. Aus sozialpolitischer Sicht: einer meiner beiden Pässe. Alle drei Hauptethnien, die die brasilianische Bevölkerung bilden Ureinwohner, Afroamerikaner und Portugiesen – und mittlerweile ein sehr starker Verteidigungsmechanismus gegen alle Arten von Unterdrückung und Kolonialismus.

Frage. Wo liegt Ihre Heimat? Gilda Rebello: Ich bin heimat»fluid« mit verschiedenen Sprachen und sozialen Dimensionen, die ich alle schätze. In Deutschland bin ich zu Hause. Jedoch scheine ich im Moment keine Sprache ohne einen Akzent zu sprechen. In Brasilien hat ein deutscher Immigrant meine künstlerische Ausbildung unterstützt, als ich noch ein Kind war. Meine Liebe zur klassischen Kunst war geboren. Das Gebäude »Pro Arte« von Theodor Heuberge, an dem ich einen Stipendium erhielt, stand buchstäblich mitten im


Musik Frage: Akustische Klangreise von Motoric Poetry Project – wohin geht die Reise?

Nationalpark Parnaso (heute ein Überrest des Atlantischen Waldes im Bundesstaat Rio de Janeiro) wo ich Johannes Brahms hörte. In diesem Fall war es keine Kolonisierung, sondern eine willkommene Integration, weil diese Erfahrung mich dazu brachte, meinen kulturellen Horizont zu erweitern anstatt diesen zu ersetzen. Heimat: jetzt Taunus, nächste Woche vielleicht Eifel, in ein paar Monaten wieder Parnaso ... die Erde, auf der ich stehe, die Musik, die ich höre, das ist Heimat. Frage: Wieso haben Sie diesen Namen gewählt: RebelLog, was verbinden Sie damit? Gilda Rebello: Mein Name ist Gilda Rebello da Costa. Da das Phonem »Gi« (wie in Regie) hier in Deutschland, wo ich seit über 20 Jahren lebe, nicht sehr bekannt ist, können viele Leute meinen Vornamen nicht richtig aussprechen. Rebello war einfacher, um mich vorzustellen. Irgendwann wurde dann ein »g« am Ende für eine Emailadresse, das Wortspiel und … Abrakadabra – Rebel »Log« war erfunden. Heute ist es mein Pseudonym für eine »rebellische« Kunstreise mit Log(buch)Einträgen. Gilda Rebello zahlt die Miete und RebelLog rebelliert gegen den Kunstproduktionshype an sich. Ich rebelliere gegen Altersdiskriminierung, Sexismus, Neo- und Altkolonialismus, oder Liberalismus. Just give me an »Ismus«! Das aktive Kunstschaffen trotz allem ist die Rebellion. Ich produziere alles selbst, so gut ich kann, ohne technisches oder virtuoses Übermaß. Ich vertrete keine Institution, und ich bleibe so inkognito wie möglich, damit das Werk im Mittelpunkt steht und nicht meine Person. Dies ist das erste Album mit ein wenig Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung aus Bundesmitteln. Danke an dieser Stelle an alle Steuerzahler. Freies Streaming als Dankeschön. Kommerzielle Irrelevanz ist meine größte Transgression (Track »Follow Mói«.)

Gilda Rebello: Hoffentlich ins »Verweilen Land«! Auf schönere, flüchtigere, nächste 10 Minuten (etwa ein Track) oder drei Stunden (das ganze Album). Aktives, bewusstes, gewolltes »Verweilen«, Lauschen, Hören, eventuell sich Bewegen wie der Körper es versteht und möchte, in einer Gruppe, im Bewegungsunterricht, im Altersheim, gemeinsam oder alleine. Kleine Rituale also. Ich würde sagen, dass fast alle Stücke des Albums etwas Rituelles an sich haben – Byung-Chul Han schreibt (in Anlehnung an Hegel): Rituale machen die Zeit bewohnbar, begehbar wie ein Haus. Die Musik und die Texte sind »höflich«, sie nehmen den Hörer sanft mit auf die Reise, am Ende der Tracks sind mehr perkussive Elemente in einer Crescendo Dramaturgie, die helfen soll, die Erfahrung zu intensivieren und die Rituale zu verinnerlichen. Im Produktionszwang verbrauchen wir nur die Zeit, anstatt diese zu genießen. Claudia Gahrke, Martina Peter Boalender, Adriana Almeida Pees und Katelyn Skelley haben an dieser Klangreise mit ihren eigenen Sichtweisen mitgewirkt.

EIN MENSCH BRENNT von Nicol Ljubić

PREMIERE

bei Wiedereröffnung der Theater

TITANIA / Basaltstr. 23, Frankfurt www.freiesschauspiel.de

FREIES SCHAUSPIEL ENSEMBLE

Frage: An wen wendet sich das Motoric Poetry Project? Gilda Rebello: Sitzen ist das neue Rauchen, jedoch nicht halb so charmant. Wenn Sie die meiste Zeit des Tages sitzen, wenn es schon länger her ist, dass Sie die Freude an Bewegung überrascht hat, dann ist dieses Album für Sie. Tanz als Bewegungskunst auf der Bühne ist eine Sache, aber er sollte nicht mit der primitivsten Tätigkeit unserer Spezies – dem Tanzen – verwechselt werden. Tanz, Musik, singen muss auch gemacht, erlebt werden – nicht nur angeschaut. Wir akzeptieren den ganzen Tag unbewegliches Sitzen als Ausdruck unserer selbst, nur eben unfreiwillig, also muss es Raum und Zeit geben für freiwilliges »Nicht- NurSitzen«. Das Album lädt ein, auf dem Schädel Klavier zu spielen, sich an die rund 100.000 Herzschläge zu erinnern, die wir pro Tag haben, mit dem Körper Wellen zu machen, die Faszien, das Hüllgewebe zu erkunden und zu bewundern. Motoric Poetry halt. Nichts hier habe ich selbst erfunden, aber ich trage es weiter in die Welt. Letztendlich können die Titel auch ein abwechslungsreiches Hilfsmittel für Lehrer, Pädagogen, Sozial-/ Pflegearbeiter, etc. sein.

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MUSEEN

Die Zärtlichkeit der Grandfathers Fuck The Grand Exhibition von »Gilbert & George« in der Schirn zeigt Werke von 1968 bis 2016 Wie kann man nur über fünf Jahrzehnte so aufrührerisch, so doppelbödig, so rein, so poetisch, so zärtlich und so anteilnehmend sein? So bunt, so schrill, so herzlich, so verstörend? So angreifend, so zersetzend, so böse und so liebevoll? Und auch: dekorativ … Wie kann man sich diesen Geist nur so ungestört und ungehemmt bewahren? Vielleicht sollte man damit beginnen, indem man von dem ersten größeren Auftritt von Gilbert & George berichtet, den sie sich als so genannte »Singing Sculptures« ausgedacht hatten: Sie sangen »Underneath the Arches«, ein Lied aus dem Jahr 1932, als die Weltwirtschaftskrise das Land schrecklich beutelte, viele Menschen in

die Verzweiflung stürzte, und es handelt davon, wie obdachlos Gewordene unter den Brückenbögen davon träumen, ein eigenes Heim zu haben. Das Original stammt von Flanagan & Allen und ist auf YouTube zu sehen. Die Melodie dieses Liedes ist zärtlich, sanft, steht in offenem Widerspruch zu der Erbärmlichkeit der Situation – man schläft auf Pflastersteinen und im Regen, wünscht sich aus der Nacht, sehnt sich den Tag herbei – das ist gesungene Wärme und Solidarität trotz widrigster Umstände. Mr. Gilbert Prousch und Mr. George Passmore fanden sich in diesem Auftritt von Flanagan & Allan. Sie hatten sich 1967 an der St. Martins School of Art kennen gelernt, an

der sie Bildhauerei studierten. Aber mit dem Studienbetrieb und den Erwartungen, die an sie gerichtet wurden, waren sie nicht zufrieden. In einem Interview sagen sie, die Kunst damals sei inhaltsleer gewesen, hatte nichts Menschliches, bestand nur aus Form. Das mochten sie nicht und deklarierten sich als eigene Skulptur, als »Living Sculpture«. Was dann logischerweise zu dieser Doppelbödigkeit führte: »Wir waren die Skulptur UND der Bildhauer«. Aus der »Living Sculpture« verwandelten sie sich für diesen einen Auftritt in eine »Singing Sculpture«. Sie sangen in feinen Anzügen und mit bemalten Gesichtern im Versammlungsraum der Kunstakademie.

Fotos: © Gilbert & George

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Das muss so im Jahr 1972 gewesen sein. Es verankert sie in ihren politischen Horizont, den sie seitdem nicht mehr verließen, und der ist, wie könnte das anders sein, AntiEstablishment. Und es verankert sie auch in ihrer Kunstform: Sie selbst sind Kunst, durchlässig für die Einflüsse, Zumutungen, die Schönheit der Zeit. Das ist nicht »Street fighting man« und doch im demselben Zeitgeist zuhause. Nur halt auf eine andere Art. Über fünfzig Jahre also ist es her, dass sich diese mittlerweile zierlich gewordenen ergrauten Männer trafen und ihr Leben und sich selbst zur Kunst erklärten. Sie kamen vom Land, sie waren homosexuell, was in England bis 1967 unter Strafe stand. Sie lernten die vielen Stadtteile Londons auf ihren Spaziergängen kennen, die armen und die feinen, die runtergekommenen und die herausgeputzten, die große Vielfalt, aus der sich die Stadt damals zusammensetzte. Eingerichtet haben sie sich im Stadtteil Spitalfields – das, wie man liest – ein ärmliches Arbeiterviertel ist und heute bekannt für seinen Bangladesh-Straßenmarkt (und Gilbert & George natürlich). Ihr Haus ist auch ihr Atelier, aber keinesfalls ihr Speisezimmer; zum Essen gehen sie aus, in die kleinen Restaurants im neighbourhood, zum Beispiel zum Frühstücksbesuch ins Café Jeffs in der Brune Street, wie man dem opulenten Katalog entnehmen kann, fein und schick in ihren Tweedanzügen. So lieb sehen sie aus. Aber sie können schon mehr als nur ein Wässerchen trüben.


MUSEEN Die »Great Exhibition«, die bis zum 5. September in der Schirn zu sehen ist, tourte bereits durch Arles, Stockholm, Oslo, Reykjavik und Zürich. Die Künstler persönlich sind für die Hängung der Bilder – auch hier – verantwortlich. In ihren Kunstwerken kann man lesen wie in Manifesten. Das erste, auf das das Auge des Betrachters beim Betreten der Ausstellung fällt, ist ein großformatiges Werk aus dem Jahr 1977, das noch nicht so bunt ist wie die anderen und aus mehreren Bildern und Fotografien zusammen gesetzt ist. Es zeigt die beiden getrennt voneinander in ihren »responibility suits« auf der Silhouette Londons stehen. Das Motto steht obendrüber: »Queer«. »Queer« zeigt bereits die Rasterung, die in nahezu allen Formaten über die Jahrzehnte hinweg beibehalten wird. Diese strenge Form erinnert an Triptychons, an Altarbilder, sie hält aufs Heiligste zusammen, was an Obszönitäten und auch ganz Unverfänglichem ins Kunstwerk gebannt wurde. Die Inhalte nähren sich aus den drei Energien, die das Leben bestimmen, dem Geist, der Seele und dem Geschlecht – laut Gilbert & George. Unter der popbunten Gestaltung

der wandfüllenden Arbeiten lagern gesellschaftliche Themen wie Unterdrückung, Missbrauch und Sexualität in doppelbödiger Chiffrierung, wenn zum Beispiel zwischen Schwarzweißfotografien von jungen Männern bunte Kreuze regnen, in denen geöffnete Hosenställe zu sehen sind, von Gilbert & George aus himmlischer Perspektive betrachtet. »Young Faith« heißt das 1977 entstandene Werk. Oder »Akimbo« von 2005 mit religiösen Symbolen und zwei grinsenden Teufelskobolden ums Kreuz. Die beiden feinen älteren Herren sieht man schemenhaft in der AkimboPosition; die Hände in die Hüften gestemmt. Ihre jüngsten Werke atmen schon ein wenig Vergänglichkeit, »dead flowers«, »Darwin Day«. In Abwendung von den Strömungen der kontemporären Kunstsprache formulieren sie stets ihre eigene, aufgeladen mit Symbolismus und Surrealismus. Nie sind sie abstrakt. Immer sind sie wiederzuerkennen. Oft finden sich Fotos von ihren Londoner Spaziergängen in den Bildern, Graffiti, Straßenschilder, aber auch Zeitungsanzeigen. Doch egal, welche der 46 Collagen man betrachtet, jede hat erst einmal eine sattfarbene Oberfläche,

unter der unzählige Bezüge lodern, eine Einladung an die Assoziation. Bis auf die frühen vielleicht: »Bum hole« ist das was es ist, und zwar eine Fotografie von den dem Betrachter entgegengereckten bum holes und Pobacken der beiden Protagonisten. Da passt auch der Abgesang: zum Schluss haben sie in der Rotunde eine Fuckology erstellt.

Bis zum 5. September, weitere Informationen und Materialien zur Ausstellung unter www.schirn.de

Susanne Asal

Durch die Zeit reisen.

Das Frankfurt Museum. historisches-museum-frankfurt.de

Ein Museum der Stadt Frankfurt am Main

Der goldene „Briggegiggel“ von 1750 sollte auf der Alten Brücke den Flussschiffern die tiefste Stelle der Fahrrinne anzeigen. Die Einschusslöcher im Hahn stammen noch aus den Befreiungskriegen von 1813.

Gilbert & George, 2015, © Tom Oldham

Das Filzhuhn gehört zur Installation des Frankfurter Künstlers Karsten Bott mit Gegenständen der vergangenen 50 Jahre. Geschichte kann auch mit Alltagsdingen gezeigt werden.

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Garten von Angela Malyska © Stephanie Koesling

Noch lange nicht im grünen Bereich Das Historische Museum blickt mit »Gärtnern Jetzt!« im Stadtlabor auf das Frankfurt von morgen In gleich drei Sonderausstellungen präsentiert das Historische Museum sein großes Programm »Die Stadt und das Grün« – derzeit noch mit bekannten pandemiebedingten Einschränkungen. Auf die bereits erfolgte Eröffnung von »Frankfurter Gartenlust« auf der Ebene 0 des Hauptgebäudes (siehe Strandgut 04/2021), folgt nun der Beitrag des Stadtlabors: »Gärtnern Jetzt!«, der dem eher kontemplativen Auftakt nun ein praktische Sicht folgen lässt. An dem in jedem Sinne natürlich über den Museumskomplex hinausweisenden Beitrag haben 50 Gärtner*innen mitgewirkt. In vier Themenbereichen, nämlich Ernähren, Erleben. Kümmern und Engagieren, geben sie Einblicke in die gärtnerische Praxis und Auskunft darüber, welche Bedeutung die Pflege und der Erhalt städtischer Grünflächen für sie hat. Dass die Begrünung für das Stadtklima nicht nur hinsichtlich ihres hohen Freizeitwerts von eminent hoher Bedeutung ist, sondern auch für das Stadtklima insbesondere in

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den heißen Monaten des Jahres ist, steht schließlich längst außer Frage. Die Möglichkeiten, in der Stadt zu gärtnern, reichen von der Anlage von Vor- oder Kleingärten über Landwirtschaftsareale bis hin zum Guerilla Gardening. Dabei werden wirtschaftliche, soziale, aber auch rechtliche Fragen nicht ausgespart. Die Ausstellung erstreckt sich über das Museum am Römerberg weit hinaus in die Stadt. Einzelne Projekte werden herausgestellt und direkt vor Ort erlebbar. Eine Audiotour, die individuell per Smartphone (https://bit.ly/3wbGVzf) abgerufen werden kann, lädt zur Erkundung von Gärten und Grünräumen an sieben Orte in Frankfurt ein, an denen die Stadtlaborant*innen gärtnern. Interviews, atmosphärische Aufnahmen und Beiträge der Beteiligten regen dazu an, sich mit dem jeweiligen Ort auseinanderzusetzen. Vermitteln, welche Bedeutung Grünflächen für die Stadt haben, was das Gärtnern mit städtischer Ernährungssouveränität zu tun hat und wie man sich in der Stadt enga-

gieren kann. Im Rahmen der Ausstellung werden zudem Führungen durch Gärten angeboten. Die Künstlergruppe um Mobile Albania veranstaltet mit ihrem innerstädtischen Wanderverein und in Zusammenarbeit mit saloonY e.V. eine spielerische Erkundung von Grünräumen in der Platensiedlung, die Bürgerinitiative zum Erhalt der Grünen Lunge lädt zum Keltern ein. Bei der europaweiten Aktion »Rendezvous im Garten« öffnen Stadtlaborant*innen vom 4. bis 6. Juni ihre Gärten. Angeboten werden Führungen durch den Gallus Garten, Yoga auf den Oberräder Krautgärten, ein Soiree am Ginnheimer Kirchplatzgärtlein und SoliKonzert für die Initiative 19. Februar Hanau in einem privaten Garten. Die Wiedereröffnung des Museums ist für den 10. Mai geplant. gt Bis 10. Oktober 2021: Di. bis Fr., 10–18 Uhr; Sa., So., 11–19 Uhr www.historisches-museum-frankfurt.de


MUSEEN

Schönheit und ein langes Leben Das MAK blickt mit Dieter Rams zurück in die Zukunft Der in Wiesbaden geborene Designer Dieter Rams wird im kommenden Jahr 90 Jahre alt und sein Schaffen aus guten Gründen immer wieder im Frankfurter Museum Angewandte Kunst (MAK) gewürdigt. Sein einstiger Arbeitgeber, der Kronberger Elektrogerätehersteller Braun, hat dem Museum eine umfassende Auswahl von Modellen übereignet, mit denen das Haus einen immer wieder aufs Neue bestückten Dieter-Rams-Stilraum schuf. »Dieter Rams. Ein Blick zurück und voraus« heißt die nun jüngste und dieses Mal als Wanderausstellung konzipierte Widmung nicht von ungefähr, hat sich der Produktdesigner doch lange bevor bei uns der Begriff in den gängigen Wortschatz fand, für Nachhaltigkeit stark gemacht. Schließlich ist sein Statement für »Produkte, die wirklich das sind und leisten, was die Käufer sich von Ihnen erhoffen, nämlich Erleichterung, Erweiterung und

Intensivierung des Lebens« mit der deutlichen Absage an alles Schnelllebige, Umweltbelastende und Nurmodische verbunden. Zeitgemäßer kann ein Credo für den bewussten Konsum nicht sein. Seinen mehr als ein halbes Jahrhundert umspannenden Beitrag zu diesem Miteinander mit seinen durch ihre klaren Linien bestechenden Arbeiten veranschaulicht die Überblicksschau. Mehr als 300 Haushaltsgegenstände hat der Formgeber nach seinen reduktionistischen Vorgaben für Braun aber auch für den deutsch-dänischen Möbelproduzenten Vitsoe entworfen, viele davon wurden Kult wie der durch seine Abdeckhaube aus Acryl als »Schneewittchensarg« bekannte Plattenspieler SK4 aus dem Jahr 1956, der Weltempfänger T 1000 oder auch die Zitruspresse MPZ21, die wie eine Braun’sche Kaffeemaschine bis heute nach seinen Vorgaben produziert wird.

Zu sehen sind rund 30 von Rams selbst ausgewählte OriginalModelle vom Weltempfänger T 1000, der in sämtlichen deutschen Botschaften stand, über das Tonbandgerät bis hin zum Nassrasierer, den Rams für Gillette kreierte. Die US-Company hatte das Kronberger Unternehmen 1967 aufgekauft, die Marke aber bewusst bewahrt. Komplettiert wird die bis zum 8. August terminierte Präsentation durch fünfzig Fotografien, Reproduktionen und Texte, nicht zuletzt von Rams selbst. Für den Kurator Klaus Klemp soll die Dieter-Rams-Ausstellung denn auch beispielhaft demonstrieren, wie langlebiges Design aussieht, das auch zur Umweltverträglichkeit beiträgt. »In einer Zeit, in der die Schonung von Ressourcen und der Schutz der Umwelt zu zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen geworden sind, ist Rams’ Arbeit mehr als aktuell«, folgert das

Dieter Rams © Andreas Baier

MAK völlig zu recht. Schönheit und ein langes Leben, was wäre daran verkehrt. Mit der Ausstellung ist auch das Buch »Dieter Rams: Werkverzeichnis« im Phaidon-Verlag erschienen. Lorenz Gatt Bis 8. August: Di., 12–18 Uhr; Mi., 12–20 Uhr; Do–So., 10–18 Uhr www.museumangewandtekunst.de

© Dieter und Ingeborg Rams Stiftung

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MUSEEN MUSEEN

»Zeitverschwendung« © ????

Müßiggang für Anfänger Das Museum Sinclair-Haus plant »Leergänge zur Zeitverschwendung« Erleben wir gerade eine OblomowRenaissance? »Müßiggang sei aller Lüste Anfang!« propagiert das Museum Sinclair-Haus, um neue »Leergänge zur Zeitverschwendung« anzupreisen, wie folgt: »Zeitknappheit und Beschleunigung all überall. In Schule und Beruf, zu Hause, im Kampf gegen die Pandemie und für das Klima: bloß keine Zeit vergeuden! Schluss damit: Bringe Zeitfülle zurück in Dein Leben, wer-

ansichtssachen >> Pech mit der Schließung, Glück im Spiel: Das Deutsche Ledermuseum in Offenbach lädt auf seiner Webseite zur Bilderjagd ein. Dabei geht es um populäre Exponate der Sammlungspräsentation »Leder. Welt. Geschichte«, die 2017 anlässlich des 100jährigen Jubiläums entstand. Hat man zwei Bilder eines gesuchten Objektpaares gefunden und angeklickt, wird eine Kurzinformation zu den abgebildeten Exponaten gezeigt. So lassen sich herausragende Exponate der Sammlung bis zur Wiedereröffnung des Hauses kinderleicht kennenlernen. Wie schon beim erfolgreichen Schuhspiel zu »Step by Step« geht es auch hier um die Geschwindigkeit, in der man die Abbildungen einander zuordnen kann. www.ledermuseum.de >> In eigener Sache: Es gibt wohl kein Museum in Frankfurt, das sich derart kritisch und intensiv mit seiner Ge-

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de Zeitverschwendungsexpert*in!« Nach erfolgreichen Testläufen in Nürnberg und Offenbach, so heißt es weiter, sei die Agentur für Zeitverschwendung (AFZ) demnächst auch im Bad Homburger Museum Sinclair-Haus mit einer temporären Filiale zu Gast, um ihre pralle Schatztruhe an Zeitverschwendungs-Tricks zu öffnen. Im »Drei-Stunden-Leergang« mit erfahrenen AFZ-Berater*innen

schichte auseinandersetzt wie das Museum für Weltkulturen, vor nicht allzu langer Zeit noch als Museum für Völkerkunde bekannt. Seine jüngste Ausstellung, »Hidden in Plain Sight. Vom Unsichtbarmachen und Sichtbarwerden«, sucht nach neuen Möglichkeiten einer dekolonialen Vermittlung und stellt sich unter der Einbeziehung von zeitgenössischen künstlerichen Arbeiten Fragen nach unterdrückten Informationen und Lücken in der herrschenden Geschichtsschreibung. www.weltkulturenmuseum.de >> Neue Horizonte: Dem bereits im Vorjahr gesetzten 50-jährigen Jubiläum der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach als Kunsthochschule des Landes ist die Ausstellung »Aus heutiger Sicht. Diskurse über Zukunft« im Museum Angewandte Kunst gewidmet. Sie besteht aus drei sich ergänzenden Modulen: dem musealen Raum mit Werken von Studierenden und Lehrenden der Hochschule, der digitalen Plattform (www.aussicht.

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können Interessierte – draußen im Freien – bewährte Zeitverschwendungstechniken ausprobieren und gemeinsam neue entwickeln: »Ist die Natur denn selbst eine Zeitverschwenderin? Wir werden ausprobieren, was und wie wir von ihr lernen können.« gt Voraussichtliche Termine 11., 18., 25. Juni jeweils von 15 bis 18 Uhr www.kunst-und-natur.de

space), die digitale Exponate und Videos enthält, und einem Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen, Diskussionen und Workshops. Inhaltlich soll es auf allen Ebenen um die aus technologischen und sozioökonomischen Entwicklungen resultierenden gesellschaftlichen Herausforderungen gehen – und um den Blick auf eine ungewisse Zukunft, die mit künstlerisch-gestalterischen Ansätzen und gemeinsamem Engagement geprägt werden kann. www.museumangewandtekunst.de >> Schiebung: Die ab dem 19. Mai geplante umfassende Retrospektive »Frei. Schaffend. Die Malerin Ottilie W. Roederstein« im Städel Museum wird um ein Jahr verschoben. Die Ausstellung, die mit 75 Gemälden und Zeichnungen einen konzentrierten Überblick über die künstlerische Entwicklung der stilistisch vielseitigen Malerin gibt, wird nun erst im Sommer 2022 im Städel Museum präsentiert. Die deutsch-schweizerische Malerin (1859–1937) zählte zu

den herausragenden Künstlerinnen der Zeit um 1900 und lebte mit ihrer Lebenspartnerin, der Gynäkologin Elisabeth Winterhalter, seit 1891 in Frankfurt und Umgebung. Heute ist die Malerin trotz ihres einstigen Renommees einem größeren Publikum nahezu unbekannt. www.staedelmuseum.de >> Privilegiert: Eine beneidenswerte Position in der weithin geschlossenen Museumslandschaft nimmt die kanadische Künstlerin Caroline Monnet ein. Ihre immersive Videoarbeit Transatlantic (2018, 15 Min.), welche die 22-tägige Reise der Künstlerin auf einem Frachtschiff von Europa nach Kanada dokumentiert, ist in der öffentlich zugänglichen Rotunde der Kunsthalle Schirn zu sehen. In einer filmischen Montage entfalten die Bilder der Überfahrt, an der Mittelachsel gespiegelt und unterlegt von einer tranceartigen Tonspur aus Radiofrequenzen und Morsezeichen, eine eindringliche Sogwirkung. www.schirn.de


MUSEEN

Museum Wiesbaden: Johann Friedrich Voltz, Weidende Kühe 1875 © Dirk Übele

Neue und laufende Ausstellungen 16. April: MUSEUM ANGEWANDTE KUNST (MAK); Dieter Rams. Ein Blick zurück und voraus, bis 8. August 2021, www.museumangewandtekunst.de 24. April: MUSEUM ANGEWANTE KUNST (MAK); Aus heutiger Sicht. Diskurse über Zukunft, bis 4. Juli 2021, www.museumangewandtekunst.de

14. Mai, BASIS FRANKFURT; We can be heroes, Sammelausstellung, bis 11. Juli 2021, www.basis-frankfurt.de

17. Juli: DAM; Europäischer Architekturfotografie-Preis, bis 26. September, www.dam-online.de

Lfd.: MUSEUM ANGEWANDTE KUNST; Anette Lenz, à propos bis 16. Mai 2021, www.museumangewandtekunst.de

20. Mai, HISTORISCHES MUSEUM FRANKFURT; Prehns Bilderparadies. Die einzigartige Gemäldesammlung eines Frankfurter Konditors der Goethezeit, bis 16. Januar 2022, www.historischesmuseum-frankfurt.de

22. Juli: CARICATURA MUSEUM; Greser & Lenz, bis 21. November 2021, www. caricatura-museum.de

Lfd.: MUSEUM ANGEWANDTE KUNST; Meet Asian Art, bis 7. November 2021, www.museumangewandtekunst.de

Lfd.: CARICATURA MUSEUM; Hauck & Bauer, Grober Strich und feiner Witz bis 11. Juli 2021

Lfd.: MUSEUM FÜR KOMMUNIKATION; Back to Future, Technikvisionen, bis 24. Oktober 2021, www.mfk-frankfurt.de

Lfd.: DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM; Internationaler Hochhauspreis, bis 16. Mai 2021

Lfd.: MUSEUM FÜR KOMMUNIKATION; #Feedback5: Global Warning – Marshall McLuhan & the Arts, bis 13. Juni 2021, www.mfk-frankfurt.de

25. April: JÜDISCHES MUSEUM; HOCHBUNKER FRIEDBERGER ANLAGE; Ostend. Blick in ein jüdisches Viertel, bis 5. Dezember 2021, www.juedischesmuseum.de

21. Mai: FRANKFURTER KUNSTVEREIN; And This is Us 2021. Junge Kunst aus Frankfurt, bis 5. September 2021, www.fkv.de

28. April, HISTORISCHES MUSEUM FRANKFURT; Gärtnern Jetzt! Stadtlabor, bis 10. Oktober 2021 www.historischesmuseum-frankfurt.de

29. Mai: MUSEUM WIESBADEN; Intervention – Chunqing Huang. Painter‘s Portrait, bis 15. August 2021, www.museum-wiesbaden.de

29. April. WELTKULTURENMUSEUM; Hidden in Plain Sight, Vom Unsichtbarmachen und Unsichtbarwerden, bis 18. Juli 2021, www.weltkulturenmuseum.de

27. Mai: ART FOYER DZ-BANK; Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien, bis 11. September 2021, www.dzbank-kunstsammlung.de

30. April: MUSEUM WIESBADEN; Von Kühen, edlen Damen und verzauberten Landschaften, Neues aus dem 19., bis 26. September 2021, www.museum-wiesbaden.de 3. Mai: TU DARMSTADT KARO 5; Asta der TU, Asyl ist Menschenrecht, bis 30. Mai 2021, www.tu-darmstadt.de 4. Mai: 1822 – FORUM DER SPARKASSE; Zoé Hopf, Keine Vernissage, bis 26. Juni 2021 4. Mai: DEUTSCHES GOLDSCHMIEDEHAUS HANAU; Klein aber fein. Accessoires der Grande Dame, bis 8. August 2021, www.goldschmiedehaus.com 5. Mai: ARCHÄOLOGISCHES MUSEUM; Menschsein – Die Anfänge unserer Kultur, bis 30. Januar 2022, www.archaeologisches-museum-frankfurt.de 7. Mai: KUNSTHALLE DARMSTADT; Netze und Schatten. Studio West, bis 30. Mai 2021, www.kunsthalle–darmstadt.de 13. Mai: MUSEUM WIESBADEN; Temporary Ground. Frank Gerritz, bis 29. August 2021, www.museum-wiesbaden.de

2. Juni: HISTORISCHES MUSEUM FRANKFURT; Schöne ordentliche Bilderwelt – Erziehung zum Wegsehen?, bis 3. Juni 2022, www.historisches-museumfrankfurt.de 3. Juni: FOTOGRAFIE FORUM FRANKFURT; Ray 2021 »Ideologies«, bis 12. September 2021, www.fffrankfurt.org 5. Juni: DAM; Antike Radikal. Häuser und Kirchen von Heinz Bienefeld 1954–1995, bis 26. September, www.dam-online.de 8. Juni: MUSEUM WIESBADEN; Beuys 100. Interventionen zum Jubiläumsjahr, bis 10. Oktober 2021, www.museum-wiesbaden.de 11. Juni: PALMENGARTEN; Transformationen. Interventionen von Klangkünstler Lasse-Marc Riek, bis 31. Oktober 2021, www.palmengarten.de 30. Juni; STAEDEL; Neu Sehen. Die Fotografie der 20er und 30er Jahre, bis 24. Oktober, www.staedelmuseum.de 8.Juli: PALMENGARTEN; Jubiläumausstellung 150 Jahre Palmengarten, bis 3, Oktober 2021, www.palmengarten.de

Lfd.: DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM; Einfach Grün, bis 11. Juli 2021 Lfd.: DEUTSCHES FILMMUSEUM; The Sound of Disney, bis 13. Juni 2021 Lfd.: FRANKFURTER FOTOGRAFIE FORUM; Findings. Torben Eskerod, bis 9. Mai 2021, www.fffrankfurt.org LLfd.: INSTITUT FÜR STADTGESCHICHTE FRANKFURT: Bewegte Zeiten, bis 19. September 2021, www.stadtgeschichte-ffm.de

Lfd.: MUSEUM SINCLAIR-HAUS; Was ist Natur?, bis 22. August 2021, www.kunst-und-natur.de Lfd.: MUSEUM WIESBADEN; August Macke, Paradies! Paradies?, bis 9. Mai 2021, www.museum-wiesbaden.de Lfd.: NASSAUISCHER KUNSTVEREIN WIESBADEN; Taus Makhacheva / Tightrope, bis 2. Mai 2021, www.kunstverein-wiesbaden.de

Lfd.: JÜDISCHES MUSEUM; Die weibliche Seite Gottes, bis 27. Juni 2021, www.juedischesmuseum.de

Lfd.: NASSAUISCHER KUNSTVEREIN WIESBADEN; Line Lyhne / Spaces & Species, bis 2. Mai 2021, www.kunstverein-wiesbaden.de

Lfd.: KUNSTHALLE SCHIRN; Magnetic North. Mythos Kanada in der Malerei 1910–1940, bis 16.Mai 2021, www.schirn.de

Lfd.: NASSAUISCHER KUNSTVEREIN WIESBADEN; Follow Fluxus 2020. David Horvitz / lessons, bis 30. Mai 2021, www.kunstverein-wiesbaden.de

Lfd.: KUNSTHALLE SCHIRN; Caroline Monet. Transatlantic (Rotunde), bis 16. Mai 2021, www.schirn.de

Lfd.: OPELVILLEN RÜSSELSHEIM; Lee Miller. Hautnah. Fotografien 1940–1946, bis 25. Juli 2021, www.opelvillen.de

Lfd.: LEDERMUSEUM OFFENBACH; Tierisch schön?, bis 16. Januar 2022, www.ledermuseum.de

Lfd.: SENCKENBERG NATURMUSEUM, Zukunft gestalten – wie wollen wir leben?, bis 31. Dezember 2021, https:// museumfrankfurt.senckenberg.de

Lfd. LEDERMUSEUM OFFENBACH; Step by Step, Schuh.Design im Wandel, bis 16. Januar 2022, www.ledermuseum.de

Lfd.: STÄDEL; Städels Beckmann / Beckmanns Städel, bis 29. August 2021, www.staedelmuseum.de

Lfd.: LIEBIEGHAUS SKULPTURENSAMMLUNG; Bunte Götter, bis 26.9.2021, www.liebieghaus.de Lfd.: MMK TOWER; Sammlung, bis 30. Mai 2021, www.mmk.art

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MUSEEN

Von digital zu analog Die »Emerging Artists Gallery« für Kunstliebhaber*innen und Künstler*innen

Marita Speen: Cotton Candy

Junge Kunst gehört gesehen! Gerade, aber nicht nur in diesen pandemischen Zeiten kann eine online-Plattform wertvolle Dienste leisten, diese Kunst sichtbar zu machen. Seit April ist die »Emerging Artists Gallery« online. Die virtuelle Galerie verfolgt das Ziel, aufstrebenden Künstler*innen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, einen Ort zu bieten, ihre Kunstwerke auszustellen und zum Verkauf anzubieten. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit für Kunstbegeisterte Unikate unkompliziert und zu angemessenen Preisen zu erwerben. Im Falle eines Verkaufs erfolgt die Abwicklung durch die Galerie.

Eine Zukunftsvision der Plattform ist es Raum für künstlerischen Austausch und Networking zu schaffen. Digitale Events, in denen Künstler sich persönlich vorstellen, Experten Vorträge über Trends halten und sich ausstellende Künstler und Kunstliebhaber untereinander austauschen und vernetzen. Es bleibt zu hoffen, dass die »Emerging Artists Gallery« für alle Beteiligten Gelegenheit bietet, Gewinn daraus zu ziehen. Bei Erscheinen dieser Ausgabe waren Werke von Marita Speen, Maximilian Epplen, Michèle Reby und Phina Hansen in der Galerie vertreten.

Michele Reby: Jahrmarkt

fn Für mehr: www.emerging-artists-gallery.com

© imaginary company

Das verlorene Klassenzimmer Mousonturm: Für Menschen ab acht Jahren gibt es »Schulausflug – die Expedition« als Film per Stream

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Der »Schulausflug« der »imaginary company« war einmal ganz analog als Audiowalk für leibhaftige und ehemalige Schüler jeden Alters geplant und führte anders als herkömmliche Schulausflüge nicht ins Grüne oder Weite, sondern in eine Schule hinein. Obwohl aus weithin bekannten Gründen damit schneller Schluss war als geplant, hält das Theaterkollektiv auch unter pandemischen Vorzeichen an seinem Vorhaben fest und präsentiert seinen Schulausflug jetzt als Film »Schulausflug – die Expedition«. Fünf Protagonisten suchen nach 12:21 einigem Anlauf über verschiedene

Orte des Stadtgebiets schließlich die Herderschule für ihre Reise ins Abenteuerland auf. Ganz schön komisch kann einem ohne Lehreraufsicht in dem verlassenen Räumen und leeren langen Gängen eines solchen Gebäudes werden, stellt man nicht ohne Grund bald fest. Wirklich leer? So ganz allein sollte man Ossian Hain, Anne Kapsner, Anne Mahlow, Arthur Romanowski und Anja Schneidereit lieber nicht zuschauen. Unter www.mousonturm.de gib es den Schulausflug als Video-on-demand bis zum 17. Mai für einen Fünfer. www.mousonturm.de


Literatur

Wenn der Sohn mit der Mamma Geld ausgibt Christian Krachts neuer Roman »Eurotrash« Ein Vierteljahrhundert liegt zwischen den beiden Büchern, die nicht nur durch ein »Also« verbunden sind. In »Faserland« (1995) präsentierte Christian Kracht, als Vorsänger eines neuen Tons in der deutschen Literatur, den Abgesang auf das Klagelied der Böll, Grass, Walser, die mit guten Absichten die schlechten Verhältnisse in den Wohnküchen des alten Nachkriegsdeutschland bejammerten. In »Eurotrash« (2021) setzt er da an, wo sein erster Roman endete. Das Buch, als Road-Novel aufgezogen, beschreibt anhand einer Familiengeschichte das traumatische Erbe unserer Geschichte. Kracht gibt sich als schlichter Erzähler und erweist sich dabei als raffinierter Chronist.

»Also«, dort wo »Faserland« endet, beginnt der neue Roman: in Zürich, »der Stadt der Angeber und der Aufschneider und der Erniedrigung«. Krachts über 80 jährige Mutter, tablettensüchtig, alkoholabhängig, lebt dort und hat ihn gebeten zu kommen. Am Abend vorher liegt er im Hotelzimmer auf dem Bett und vieles geht ihm durch den Kopf. Sein Vater, dieser »enorme Machtmensch … ein kleiner drahtiger schmaler Mann mit wenig Haaren und hellgrauen Anzügen«, war Generalbevollmächtigter bei Axel Springer. Hinter den »wasserblauen Augen« verbarg sich »ein etwas verschlagener, listiger Filou«, der schon früh Christians Mutter verlassen hatte. Dieser Vater wollte später kein Grab, keinen Grabstein, nur »Stillschweigen und Auslöschung«. Er denkt an den Vater der Mutter, der ein strammer Nazi war, schon ganz früh wurde er Parteimitglied. Seine Tochter, Krachts Mutter, damals elf Jahre alt, wurde von dem örtlichen Fahrradhändler immer wieder vergewaltigt. Man ahnte es, konnte es wissen, aber die alten Parteifreunde hielten die Hand über ihn. Auch Kracht selber wurde in einem Internat missbraucht, was er 2018 in seiner Frankfurter PoetikVorlesung öffentlich bekannte und jetzt auch seiner Mutter erzählt, die lapidar meinte, sie habe es gewusst. Am nächsten Morgen erscheint er bei seiner Mutter und denkt mit Schrecken daran, was ihm jetzt bevorsteht: endlose Gespräche mit endlosen Vorwürfen. Spontan sagt er zu ihr: »Wir werden jetzt zusammen auf eine Reise gehen, wir zwei.« Der Koffer ist schnell gepackt: ein paar Kaschmirpullover, die Ferragamo-Handtasche, drei Wodkaflaschen, Schlafmittel,

Psychopharmaka, natürlich der Rollator und schon geht es los. Der Taxifahrer bringt sie zunächst zur Bank, wo sie 600.000 Franken abheben. Die Mutter stopft die bunten Tausend- frankenscheine in eine »Dingsbums, eine Plastiktüte«. Die Plastiktüte passt gut unter ihre Bluse, wo sie vor Dieben sicher ist und sich auch mit dem Plastikbeutel verträgt, der über ihrem künstlichen Darmausgang geklebt ist und auf der Reise für die Beziehung zwischen Mutter und Sohn eine nicht unwichtige Rolle spielen wird. Auf der Fahrt durch die Schweiz wird klar, dass die Mutter, obwohl physisch und psychisch schwer krank, die Richtung vorgibt. Sie hat da klare Vorstellungen: Edelweiß und Zebra sieht sie als Ziel ihrer Flucht. Auf einem Berg, auf dem Weg zum Edelweiß begegnen sie drei Inderinnen, die dort das Alpenpanorama bestaunen. Dem Sohn kommt der Gedanke, »dass der einzige Weg mit Geld vernünftig umzugehen war, es zu verschenken«. Das dicke Bündel, das er den verstörten Inderinnen hinhält, wird aber von einem plötzlichen Windstoß weggerissen und trudelt in die Schlucht. Die beste Verschwendung ist die Vernichtung. Das nächste Ziel steht an, also auf nach Afrika. Doch hier geht es den beiden wie Morgensterns Ameise. Wieder endet bald die Reise, in der Klinik, in der die Mutter schließlich versorgt wird. Kracht, der Ich-Erzähler fragt sich, warum er selbst durch die ganze Welt gereist ist. Er war vor der kaputten Familie, deren Nazi-Vergangenheit geflüchtet und wundert sich, »wie es mir nur gelungen war, jemals gelingen konnte, mich aus der Misere und Geisteskrankheit herauszuziehen, die tiefer und abgründiger und elendiger nicht sein konnte«.

Christian Kracht: Eurotrash. Roman Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021, 224 S., 22 €

Die Mutter isst nur Fertiggerichte, »alles andere sei zu spießig«. Der Sohn behauptet, sie lese nur Klatschblätter. Das widerspricht der Tatsache, dass sie ständig Schriftsteller zitiert, darunter Marcel Beyer, der seinerzeit, als »Faserland« erschien, einen Roman über das Ende der Nazi-Herrschaft geschrieben hatte. Der Sohn wiederum behauptet von sich: »Ich hatte das Gefühl, ich hatte mein Leben lang nur Plattitüden von mir gegeben.« Der Witz ist nur, das sich hinter den Plattitüden, hinter dem Ton, der alles, wie nur nebenbei gesagt, erklingen lässt, etwas verbirgt: komplexes Leben, auf dem Hintergrund unserer Geschichte.

Mitleid mit seiner Mutter hatte Kracht nie gehabt. Doch als sie sich auf der Reise nicht in ein Restaurant traute, weil sie das so lange nicht mehr gemacht hatte, empfindet er »ein tiefes, rasches, schneidendes Bedauern«. Am Ende der Reise gibt er sie wieder in der Klinik ab. Sie wird erwartet, und er fragt: »Mama! Wann sehen wir uns denn wieder?« »Bald«, antwortet sie. Also. Sigrid Lüdke-Haertel

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LIteratur Kolumne: Alf Mayers Blutige Ernte

Ein Film Noir in Buchform »Wie man langsamer verliert« von Robin Robertson

Dieses 2018 für den Booker Prize nominierte Buch je auf Deutsch zu sehen, das hätte ich nie erwartet, umso größer ist jetzt die Freude. Sie ist ungetrübt, alles hier vom Feinsten. Der Übersetzerin Anne-Kristin Mittag gebührt höchstes Lob, Hanser als Verlag ein Dank. »Wie man langsam verliert« von Robin Robertson ist ein Geschenk, wie man es nur selten bekommt. Genauer gesagt: Ich kenne kein damit vergleichbares Buch. Es ist genresprengend, unklassifizierbar. Ein Epos, eine odyssee-große Wanderung, ein Film Noir in Buchform. Das buchlange episodische Gedicht, durchsetzt mit kristallklaren Prosasplittern von Kriegs- und Naturerinnerungen, folgt einem traumatisierten kanadischen Weltkriegsveteranen durch die unmittelbare amerikanische Nachkriegszeit der 1940er und 50er, führt von New York quer durch das Land nach Kalifornien und San Francisco und vor allem durch Los Angeles. Immer wieder gibt es Bezüge zu Drehorten, Szenen, Stimmungen des Film Noir. Davon wimmelt es, damit hat das Buch den Schattenwurf gemein. Das Wissen des Autors dabei ist stupend. Auch seine Ortskenntnis und das teils in den Anmerkungen detaillierter aufgeschlüsselte Wissen um städtebauliche und damit sozialpolitische Umwälzungen. All das ohne Zeigefinger. Wie die besten Filmregisseure nimmt Robertson uns einfach mit, wirft uns in die Situation.

Der Originaltitel »The Long Take« meint eine filmisch lange Einstellung. An einer Stelle im Buch fragt der Protagonist den Regisseur Joseph H. Lewis, wie er diese eine Sequenz in »Gun Crazy« mit Peggy Cummins am Steuer und John Dall auf dem Beifahrersitz denn in Gottes Namen gedreht hat. »Sie wissen schon, die eine vom Rücksitz des Fluchtwagens … dreieinhalb Minuten glatt durch ohne Schnitt, ohne Nachsynchro und alle am Improvisieren.« (…) »Haben Sie schon mal von John Alton gehört?« »Klar, er ist der Beste. T-Men, Raw Deal, He Walked by Night. « »Er ist unser Kameramann. Hat klasse Augen. Klasse. Er kann im Dunkeln sehen und hat keine Angst davor. Er ist unser Caravaggio, verstehen Sie?« (S. 176/77) So klar wie ich das aus der literarischen Welt nirgends sonst kenne, geht dieses Buch an die Wurzeln des Noir. Bringt zusammen, was uns Leser, Kinogänger – ja, und auch Musikhörer – daran fesselt und berührt, was uns so empfänglich macht für diese Welt der Schatten und der Geister. »Hast im Krieg gekämpft, Meister?« »… Öh … Ja. Ja, ich hab gekämpft.« »Zur Rettung der freien Welt, war’s nicht so, Kumpel?« »So ungefähr.« »Hats die freie Welt dir gedankt?« Oder: … »Nu lass den Mann in Frieden. Ist ein Stammgast.« »Was liest der da überhaupt? Siehst du – ich wusst es!

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Rote Ernte steht da! Das sagt doch alles.« Und an anderer Stelle (in New York, auf der 52sten): Diese Musik, er hatte so was noch nie gehört: sie traf ihn wie ein Vorschlaghammer – Lester Young, Powell und Tatum, Dizzy Und Bird, und die ihm am besten gefielen: Johnny Hodges, Ben Webster und, unübertroffen, the Hawk. Seit ich mit der Witwe von Charles Willeford korrespondierte, weil ich mehr über seine Erfahrung als Panzerkommandant in der blutigen »Battle of the Bulge« in Erfahrung bringen wollte (bei uns bekannt als die »Ardennenoffensive«), denke ich, dass die Literaturwissenschaft und -kritik ein großes blindes Loch hat, was den Einfluss von Kriegserlebnissen auf hardboiled und noir fiction angeht. Der Kriegsveteran als Autor, als Figur oder all derer Schatten wird kaum beachtet. Wir Zivilisten begreifen Kriminalliteratur viel zu wenig als Schlachtfeld, als Parallel-Wallstatt zivilisatorischer Werte. Willeford, Raymond Chandler und James M. Cain hatten traumatisierende Fronterfahrungen, Hammett war zwar nie unter Beschuss im Schützengraben, erlebte aber Verstörendes genug – worüber sie alle zusammen so gut wie niemals sprachen. Ihre Welterfahrung verarbeiteten sie literarisch. Brachten zum Ausdruck, was man nicht sagen und kaum benennen kann: den Verlust der Unschuld. Im Privaten wie im Gesellschaftlichen. Prägten damit den modernen Kriminalroman.

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Meines Wissen ist die Untersuchung von Sarah Trott die bisher einzige, die dieses Feld bearbeitet: »War Noir: Raymond Chandler and the Hard-Boiled Detective as Veteran in American Fiction« (University of Mississippi, 2018). Wie und von woher der im Londoner Exil lebende Schotte Robin Robertson, Jahrgang 1955, sich diesem Thema angenähert hat, kann ich nicht sagen. Seine bisherigen Werke lassen ein großes Einfühlungsvermögen für das Erleben von Schmerz und Verlust erkennen. Der Gedichtband »Am Robbenkap« ist ebenfalls bei Hanser erhältlich. Leider noch nicht übersetz: »Sailing the Forrest« oder

das aktuelle »Grimoire«, zu dem Val McDermid die Einleitung geschrieben hat. »Walker läuft. Das ist ihm Name und Natur.« So begegnen wir Robertsons Protagonisten in Absatz 4 zum ersten Mal. Er stammt vom Cape Breton in Nova Scotia, ist Kriegsveteran der Landung in der Normandie, in hundertsiebzig Jahren der Erste aus der Familie, der fortging und nicht wieder heimkommt. Walker läuft. Das ist ihm Name und Natur. Er erläuft sich New York. San Francisco. Los Angeles. Er ist ruhelos. Ein ewiger Wanderer. Er hat das Paradies verloren. Hat getötet wie Kain, den Toten seines Regiments gegenüber ist er ein lebender Verräter, eben weil er noch lebt. Das brandmarkende Schuldgefühl der Überlebenden. »Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden.« (Moses, 4.12) Robertson jedoch überhöht seinen Walker nicht. Macht aus ihm keinen Parzifal, keinen Simplizissimus, keinen Anton Reiser, keinen Grünen Heinrich, keine romantische Figur. So gleißend die Sonne Kaliforniens auch sein mag, Walker bleibt auf einer Winterreise: »Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus«. Oder, mit Rose Ausländer gesagt: »Wir ziehen mit den dunklen Flüssen hinauf, hinab den rauhen Weg. Nun heißt die Heimat: Wan-


Literatur

dern müssen. Die Schatten fallen lang und schräg.« Walkers Welt ist die der Schatten. Innen. Außen. Und in jedem Film, in den er geht. Natürlich trifft er auf die richtigen Leute, in New York etwa einen mit dem seltsamen Namen »See-odd-mack«. Außerhalb der Bücher Barry Giffords kenne ich keinen Autor, der einen solchen Reichtum an Filmszenen des Noir auszubreiten vermag wie Robertson das elegant, beiläufig und vielschichtig tut. … The Naked City, komplett in Manhattan gedreht, wo er am Dienstag noch war … »Okay, Kinder. Beste Ermordung im Film.« »Tommy Udo! Auf jeden Fall Tommy Udo!« »Ganz oben dabei, zugegeben, aber wie steht’s mit Raw Deal, wo die Tussi das Flambee ins Gesicht kriegt?« … Ihm fiel jetzt ein, woher er dieses Hotel am Union Square kannte – Edmond O’Brien steigt dort ab in D.O.A. –, und warum er sich an diese Chinatown-Bar erinnerte, Li Po – Orson Welles kommt in The Lady from Shanghai auf der Flucht daran vorbei. Monate später stößt er auf Bacalls Wohnung in Dark Passage, hoch über der Montgomery bei den Filbert Steps; bewacht von Weißdorn und den Drachenbäumen. Oder: Rita Hayworth fährt in der Sacramento noch immer am Brocklebank vorbei; der Scharfschütze heult noch immer in seinem Zimmer an der Filbert Street; Agnes Moorehead stürzt immer noch aus dem Fenster im Tamalpalais, und Bogart, ewig rennend, hetzt dort immer noch die Feuertreppe hinunter. Joan Crawford kommt aus der Tür dieses Haus, immer noch auf der Flucht – in nur einer Sequenz von Greenwich und Hyde in San Francisco zur Cinnabar Street, drei Blocks vom Sunshine – und huscht vom Russian Hill nach Bunker Hill in vierundzwanzig Einzelbildern.

Walker ist in einem desillusionierten Amerika unterwegs, das seine äußeren Feinde bezwungen haben mag, seine Seele aber nicht mehr findet. »Gott ist ein Hundertdollarscheinbündel«, heißt es einmal. Wir werden Zeuge der McCarthy-Zeit, der »Blacklist« und der »Hollywood Ten«, sehen wie Abrissbirnen ganze Stadtviertel ausradieren, wie die moderne, kältere Welt sich wenig um die Menschen schert und die Deklassierten der Nachkriegsgesellschaft ausgrenzt. Walker erlebt ein Land, das wieder bei den Wagenburgen angelangt ist, das Angst vor »dem Andern« hat, seien es Kommunisten, Indianer, Mexikaner, Schwarze; ein Land, das seine Gespenster haben muss, um sie zu sortieren und segregieren, und das sich dann »Patriotismus« nennt. Manchmal denkt Walker, »die einzige amerikanische Geschichte existiert auf Film«. In Berkeley trifft er Walter Friedländer, »ein jüdischer Sozialdemokrat, der Weimar überlebt hatte, 33 aus Berlin geflohen war, kannte nur zu gut Vertreibung, Tyrannei«. Sie unterhalten sich über emigrierte Regisseure, Kameramänner, Schriftsteller und Schauspieler. Der Alte lacht: »Endlich! Deutscher Expressionismus trifft auf Amerikanischen Traum!« Shell Shock Cinema, Granatentrauma-Kino, ist eines der Worte für die »Dämonische Leinwand« der Weimarer Zeit (so ein Buchtitel von Lotte H. Eisner). Bei Robin Robertson findet das poetische Entsprechung. Seinem Veteranen schießen Gefechtsszenen ebenso durch den Kopf wie Erinnerungen an Filme. Krieg wie auch Kino produzieren Bilder, die einen nie mehr wieder loslassen. Er erinnerte sich an den Deutschen auf der Barrikade, der von einer Magnesiumkugel in die Brust getroffen wurde und wie ein Leuchtfeuer hochging: so weiß, dass man gar nicht hin-, aber auch nicht so recht weggucken konnte.

Wie seinen Filmstoff hat Robertson auch den Krieg studiert, natürlich kennt er den WW I-Poeten Wilfred Owen (1893-1918) und dessen »Erbärmlichkeit des Krieges«. Die quer durchs Buch aufflackernden Erinnerungen Walkers an das Schlachthaus Normandie gründen in Realität ebenso wie in Poesie. Das schottisch-gälische Motto des Buches – cos cheum nach gabh tilleadh – ist das der Old North Nova Scotia Highlanders, die zur 3. Kanadischen Infanterie-Division gehörten und am D-Day, 6. Juni 1944, an der Landezone Juno Beach bei Bernières-sur-Mer an Land gingen. Beim Massaker an 187 Kriegsgefangenen durch die 12. Panzerdivision Hitlerjugend handelt es sich um ein dokumentiertes Kriegsverbrechen. Das Regimentsmotto der Kanadier bedeutet soviel »Wir weichen nie zurück«. Das tun auch die Kriegsfetzen nie. Das Buch folgt Walkers Reise von 1946 bis Ende 1957, die dämonischen Schatten in seinem Kopf wird er nie los – wie das Traumata so an sich haben. Und immer wieder begegnet ihm ein Kojote. Den ersten sieht er im Frühling 48 auf dem Broadway. (In meinem Hinterkopf spuckt, wo sonst in der Kriminalliteratur ich den großen Trickster der amerikanischen Folklore schon angetroffen habe; war es bei Michael Connelly? Wohl kaum, sicher aber bei Elmore Leonard, der hat sogar ein Kinderbuch mit einem geschrieben.) Zehn Seiten vor Ende steht der Kojote wieder da – und sieht Walker zu. »In seinen Augen das geraubte Feuer.«

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Robin Robertson: Wie man langsamer verliert (The Long Take or A Way to Lose More Slowly, 2018). Aus dem Englischen von Anne-Kristin Mittag. Hanser Verlag, München 2021. Hardcover, 256 Seiten, 25 Euro. Noch lieferbar: Robin Robertson: Am Robbenkap. Gedichte. Übersetzung von Jan Wagner. Edition Lyrik Kabinett bei Hanser, München 2013. 72 Seiten, fester Einband, 14,90 Euro.

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LIteratur

Nichts Heldenhaftes

Rasante Lektüre

Wilfred Owen: Die Erbärmlichkeit des Krieges

Siegfried Tesche: Motorlegenden: James Dean

»Oh, warum quälen sich die Sonnenstrahlen sinnlos, um den Schlaf der Erde zu unterbrechen?«, zitiert Derek Raymond in »Ich war Dora Suarez« aus einem Brief von Wilfred Owen von der Front. Raymonds dritter Factory-Band, »Wie die Toten leben«, hat gar eine andere OwenStelle als Motto. Der wohl düsterste Poet der Kriminalliteratur fühlte sich dem britischen Kriegsdichter seelenverwandt. Owen fiel am 4. November 1918 in Frankreich, am Canal de la Sambre à l’Oise, ganze 25 Jahre alt, fast auf die Stunde genau eine Woche bevor es im Ersten Weltkrieg zum Waffenstillstand kam. Owen gilt heute als wichtigster britischer »War Poet«. Seine Wirkung reicht freilich darüber hinaus. So, wie bestimmte Filmemacher auf immer den Zugriff auf Bilder veränderten, so stürmt seine Sprache unmittelbar in Aktion. Robin Robertsons Buch in Versform »Wie man langsamer verliert« (nebenan in dieser Ausgabe besprochen) ist zum Beispiel klar von Owen geprägt. Owens Gedichte sollte jeder kennen. Es gibt sie, sensationell schön präsentiert und passgenau übersetzt, in der Edition ReVers im Verlagshaus Berlin, jenem Verlag, der in seinen Prospekten dazu aufruft: POETISIERT EUCH!

Jetzt im Februar wäre er 90 geworden. Aber für kaum einen anderen als für ihn galt jener Satz aus dem Nicholas-Ray-Film »Knock on Any Door« (1949, mit Humphrey Bogart): »Lebe schnell, stirb jung und hinterlasse eine gutaussehende Leiche.« James Dean wurde nur 24 Jahre alt – und mit nur drei Filmen zu einem Mythos. In der Reihe »Motorlegenden« des Motorbuch Verlags zeichnet Siegfried Tesche sein Leben nach und macht auf 240 Buchseiten und mit vielen, teils erstaunlichen Abbildungen klar, wie sehr dieser Schauspieler den Rausch der Geschwindigkeit liebte – und wie eng er mit der Geschichte von Porsche in den USA verbunden ist. Zusätzlich gibt es Porträts von zwei Porsche-Mitarbeitern, dem Techniker Herbert Linge und dem Mechaniker Rolf Wüthrich sowie ein Interview mit Dennis Hopper, dazu viele seltene Archivfunde. Sieben Tage nach dem Drehende von »Giganten« kollidierte James

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Der bibliophile Band »Die Erbärmlichkeit des Krieges« – wunderbar illustriert von Andrea Schmidt, trotz hochklassiger Ausstattung zum Preis eines normalen Taschenbuchs erhältlich und von der Stiftung Buchkunst als eines der schönsten deutschen Bücher ausgezeichnet – versammelt die Gedichte Owens, dazu Auszüge aus Briefen von der Front, ein sehr informatives Nachwort des Übersetzers Johannes CS Frank sowie eine Zeitleiste für Leben und Zeit dieses Ausnahmedichters. In der nicht zu schmalen Fußleiste sind die Gedichte im Original lesbar. Bei Wilfred Owen hat das Leiden und hat der Krieg nichts Heroisches; der Feind ist letztlich ein Leidensgenosse. Fürs Vaterland zu sterben ist weder süß noch ehrenvoll, das Gedicht »Dulce et decorum« stellt das brutal klar.»„Alles, was ein Dichter heute tun kann, ist warnen«, schrieb Owen vor mehr als hundert Jahren. Dies ist ein Band, der viel Verbreitung verdient.

Dean am 30. September 1955 mit seinem neuen silberfarbenen Porsche 550 Spyder nahe dem kalifornischen Cholame auf der Route 466 an der Kreuzung der Highways 41 und 46 mit einem schwarzweißen Ford Tudor Custom. Der motorbegeisterte Siegfried Tesche, der letztes Jahr ein Buch über James Bond und all seine Autos vorlegte, beschreibt die Tage und Stunden vor dem Unfall minutiös, bietet so manches verblüffende Recherchedetail. Und er blättert uns James Deans Leben auf. Streng genommen, geht es in dem Buch »nur« um 24 Jahre, aber sie haben es in sich. Es war jene Zeit, in der sich unser ganzes Leben beschleunigte. Das Buch macht das eindringlich klar. Alf Mayer Siegfried Tesche: Motorlegenden: James Dean. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2021. 240 Seiten, viele Illustrationen, 29,90 Euro.

Alf Mayer Wilfred Owen: Die Erbärmlichkeit des Krieges. Gesammelte Gedichte (zweisprachig) und ausgewählte Briefe. Aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Johannes CS Frank. Illustrationen von Andrea Schmidt. Edition ReVers #02, Verlagshaus Berlin, 2. überarbeitete Auflage, Berlin 2015. 140 Seiten, 14,90 Euro.

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Literatur

Wie ein Film von Robert Bresson Das Fotobuch »Hof Nr. 4233« 73 Duplex-Abbildungen, ausgewählt aus 13.000 Fotos auf insgesamt 373 Filmen. Der Fotoband »Hof Nr. 4233« von Thomas Wüthrich, im renommierten Zürcher Verlag Scheidegger & Spiess erschienen und vom Atlas-Studio Zürich gestaltet, hat erzählerisch seltene Wucht. Nichts ist hier beliebig. Der extreme Minimalismus der Gestaltung ist dem Inhalt angemessen. Eine solch kleine Titelzeile wie die auf dem Cover dieses Buches habe ich noch nicht gesehen. »Hof Nr. 4233« steht in 8 Punkt oben links im drei Finger breiten Grau eines Berghimmels. Den Großteil des Titelfotos nimmt eine halbgemähte Bergwiese ein, die langen Halme vom Wind gepeitscht. Eine Figur mit Kapuze stürmt die Anhöhe hoch, Heugabel in der Hand. Ein Arbeitsfoto. Es setzt sich auf der hinteren Umschlagseite fort. Wenn man es im Ganzen anschaut, ist es ein ziemlich großer Berghang. Die Gestalt ist sehr allein. Bauer sein, das ist eine oft verdammt einsame Arbeit. Und das Wetter meint es nicht immer gut. Die Gestalt mit der Heugabel an der Bergwiese macht klar: Hier geht es nicht um Romantik. Aber auch nicht um Larmoyanz. Eine Kamera ist ein kühles Auge. Thomas Wüthrich als Fotograf schaut hin. Für diese nun im Abstand von 20 Jahren zum Buch geronnene Arbeit hatte er allen Grund. Denn vom 11.4.1999 bis zum 30.4.2000, ein ganzes Jahr lang, begleitete er die Hofaufgabe seiner Eltern. In einer anderen Welt wäre er Hoferbe geworden – wie ich das übrigens auch eigentlich war, für einen Hof im Allgäu, und deshalb mit subjektivem Blick auf dieses Buch schaue. Dreißig Jahre bewirtschafteten Wüthrichs Eltern Hans und Ruth am Rand des Großen Mooses im freiburgischen Seeland ihren Bauernhof: Milchwirtschaft und Ackerbau, bescheidene Betriebsgröße. Mit einer immer schlechteren Rendite. Bis es nicht mehr ging. Der Sohn ging lieber »in die Welt«, lernte erst Möbelschreiner, wurde dann Fotograf. Das Buch jetzt kam zum Teil per Crowdfunding zustande. Wer will heute schon etwas über sterbende Bauernhöfe wissen? Von Hofsterben will niemand reden, man nennt es »Agrarreform«. Die macht aus den Bauern Unternehmer. Subventionsempfänger. Wettbewerber. Gewinner und Verlierer. Bis heute verschwinden in der Schweiz jeden Tag zwei land-

wirtschaftliche Betriebe. 1905 gab es mehr als 240.000 Bauernhöfe in der Schweiz, heute sind es noch 50.000. Seit dem Jahr 1900 ist der Anteil der Bauern an der Schweizer Bevölkerung von 31 Prozent auf 2,5 Prozent gesunken. Der Begriff »Bauernsterben« aber fehlt immer in den offiziellen Verlautbarungen, lieber spricht man von »Strukturwandel«. Für das kantonale Amt waren die Wüthrichs nüchtern der Hof mit der Betriebsnummer 4233 – einer von vielen. Für Hans und Ruth war es ihr »Heimetli«. Ihr Sohn Tomas zeigt das Schicksal hinter diesen vier Ziffern. Und wie gesagt, einen Teil dieses Schmerzes kann ich ermessen. Die Bilder transportieren ihn. Das Buch begleitet Hans und Ruth während ihres letzten Bauernjahres, hält die tägliche Arbeit und die entscheidenden Momente der Hofaufgabe fest. Machen wir einen kleinen Schnelldurchgang. Da ist die Bergwiese vom Cover. Als Doppelseite. Die Bäuerin, halbnah. Eine kräftige Arbeitshand hält die Sense. Lustiges Bild: Hans schaut aus dem Gras-Silo, die Enkel stehen daneben. Hans beim Säen auf dem Maisfeld. Das Paar auf der Tenne beim Fegen. Ein Blick von oben auf das nächtliche kleine Dorf. Eine weiße Doppelseite. Ein dreckverspritztes Stallfenster, fast abstrakte Kunst. Die nächste Doppelseite hat zwei Fotos. Hans beim Melken. Ruth trägt die volle Milchkanne weg. Jetzt sieht man Euter und Hände groß. Der Kuhschwanz ist hochgebunden, damit er dem Melker nicht ins Gesicht schlägt. Die Melkmaschine. Im Foto rechts eine kleine Milchpfütze auf dem Boden. (So etwas passiert. Hat meinen Vater immer zum lauthals Fluchen geärgert.) Kälbchen und Mutterkuh. Ruth mit dem Milchkarren unterwegs. Zwei große Milchkannen. (Die hatten wir auch immer, unterschiedlich voll. Denn Karren zur Dorfmolkerei zu schieben war meine Aufgabe, die Kannen selbst heraushieven zu können war eine der Maßeinheiten des Älterwerdens.) Hans auf dem Misthaufen, eine Schubkarre ausleerend. (Dafür gewöhnt man sich an, nicht zu sehr durch die Nase zu atmen. Stadtleute schaffen das nie, die müssen hinriechen. Muss man aber nicht.)

Thomas Wüthrich: Hof Nr. 4233. Fotobuch mit Texten von Peter Pfrunder und Balz Theus. Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich 2021. Format 22.5 x 30 cm, gebunden. 73 Duplex-Abbildungen, 168 Seiten,40 Euro.

Bauernhofarbeiten. Zwei Kälber, am Strick geführt. Passanten. Das sieht nach Abendbrot aus: Ruth und Hans am Tisch, die Rücken rund. Und die Katze bekommt auch was. Doppelseite Weiß. Die beiden bei der Mahd. Hans an der Sense. Ruth am Rechen. Der Kreiselheuer. Sommer. Heuernte. Bauernhofarbeiten. Im Bergwiesenheu mit selbstgemachtem Schutzhelm. (Das juckt und staubt sonst zu arg.) Der Sohn hilft, einen Wagen zu schieben. (Körperkraft braucht es auf so einem Hof immer wieder.) Doppelseite Weiß. Hans auf dem Traktor, nah. Rübenernte. Bauernhofarbeit. Ruth mit Fahrrad. Doppelseite Weiß. Ein großer Heuhaufen im Stall. Die Hofkatze. Ruths Hände flechten einen Teig zum Zopf. Hans auf dem Sofa, Augen zu. Nachts auf dem Fahrrad. Wieder ein dreckiges Stallfenster. Ruth bei einer Kuh, die gerade kalbt. Das Kalb, noch schleimhautverschmiert. Jetzt im Nest aus Stroh. Hans streichelt. Doppelseite Weiß. Die Beiden auf ihrem Traktor. Ein McCormick. (Hatte mein Vater auch.)

Die Beiden nah. Holzmachen im Wald. Es liegt Schnee. Der Werkzeugschuppen. Die Stiefel gehen nur schwer vom Fuß. Doppelseite Weiß. Dann folgt allmählich das Ende. Der Abtransport der Kühe. Die Erschöpfung. Die Resignation. Hans zersägt den Kälberstall. Das Ende einer Kultur. Das Worte meinte einmal (nur) das Bebauen der Erde. Peter Pfrunder gibt in seinem Nachwort »Ein Kuhschwanz als Geisel« einen fundiert-konzentrierten Rückblick auf die Schweizer Fotografie bäuerlicher Welten, sinniert über Nähe und Distanz. So nah wie mit Thomas Wüthrich ist man dem Thema noch nicht gewesen. Als wäre es ein Film von Robert Bresson. Große Verneigung.

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Alf Mayer

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Klassik © Salome Rössler, lensandlight

Fratopisch in die neue Klassik-Saison Alte Oper ab 28. August, Frankfurter Museumsgesellschaft ab 19. Oktober Seite an Seite oder im SchachbrettMuster? Die Sitzordnung für das zukünftige Publikum der Alten Oper gehört in den Augen ihres neuen Intendanten Markus Fein zu den

notwendig offenen Fragen im Blick auf die Saison 2021/2022. Nicht aber, dass es diese geben wird. Mit 199 stattlichen Seiten untermauert das soeben vorgestellte neue Pro-

grammheft den großen Optimismus am Frankfurter Opernplatz. Zusätzliche Sicherheit soll überdies ein Testzentrum schaffen, das von Ende August eröffnet wird. Eben dann, genauer am 28. August, beginnt anlässlich des 40-jährigen Jubiläums seiner Wiedereröffnung, denn auch die neue Saison um 15 Uhr mit einem kostenlosen Familienkonzert der österreichischen Schlagwerkgruppe von Louie’s Cage Percussion. Um 19 Uhr folgt ein Konzert des hr-Sinfonieorchesters und um 21.30 Uhr eine Jazzkonzert. Die Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) hob bei der Vorstellung den Optimismus dieses Programms hervor: »Es erzählt mehr von Innovation, Aufbruchsstimmung und Tatendrang als von Einschränkungen und Hindernissen«. Einen Schwerpunkt soll die Auseinandersetzung mit der Stadt bilden, deren Zukunft sich das Festival »Fratopia« vom 22. September bis zum 1. Oktober mit Musik verschiedenster Genres widmen will. Aus naheliegenden Gründen soll das endgültige Programm aber erst im September veröffentlicht werden. Die Frankfurter Museumgesellschaft beginnt ihr Programm erst am 19.September mit den SinfonieKonzerten des Frankfurter Opernund Museumorchesters: Mit Tho-

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mas Guggeis am Dirigentenpult und mit dem Violinspiel von Sophia Jaffé. Auf dem Programm stehen Anton Dvorcaks 9. Sinfonie »Aus der Neuen Welt«, sowie Werke von Samuel Barber und John Adams. Der Auftakt zu den Kammerkonzerten am 14. Oktober im Mozartsaal ist dem Fauré Quartett anvertraut, das Brahms, Mahler und Fauré auf der Agenda führt. Ein Highlight sollte am Ort ihrer Uraufführung die von Chefdirigent Sebastian Weigle geleitete Aufführung von Carl Orffs »Carmina burana« im Januar 2022werden, für die sich die Gemeinschaft der Großen Frankfurter Chöre in die Sangesbrust werfen wird. Neben der schon erwähnten Geigerin Sophia Jaffé sind als herausragende Solisten auch der Geiger Augustin Hadelich, die Sopranistin Kateryna Kasper sowie die Pianisten Francesco Piemontesi und Martin Helmchen zu Gast. www.alteoper.de www.museumskonzerte.de

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