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Theaterfestivals
Sorbas © Ralph Brugger © Tiyatro Frankfurt © Christian Schuller
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Tangente Festival: Sorbas und gesangsunterricht 8. Türkische Theaterfestival: 6er-Pack im gallus Theater 6. MADE Festival in Darmstadt: 14 Positionen
Die inzwischen achte Ausgabe des schon seit 2014 vom »Tiyatro Frankfurt« organisierten Türkischen Theaterfestivals bringt sechs Produktionen von Theatergruppen aus Istanbul und Erzurum auf die Bühne des Gallus Theaters. Gezeigt werden diese in türkischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Neben Nachgesprächen mit den Künstlern sind auch Workshops mit Schauspiel-Profis für theaterbegeisterte Kinder und Erwachsene angesetzt. Den Start des Festivals bestreitet am 3. Juni (19 Uhr, Eröffnungsfeier 18 Uhr) das Stadttheater Istanbul mit dem Stück »Du bist schöner als Istanbul« von Murat Mahmutyazicioglu, der nicht ohne Humor in die Seelenkonflikte eines Drei-Generationen-Haushalts führt. Mit Lot Vekemans’ Drama »Gift – Zehir« präsentiert dasselbe Haus (4. Juni, 19 Uhr) die bewegende Wiederbegegnung eines nach dem Verlust des gemeinsamen Kindes getrennten Paares. Das Zweipersonenstück war in Frankfurt zuletzt im Freien Schauspiel zu sehen und steht in Darmstadt sogar aktuell auf dem Spielplan. In der britischen Komödie »Shirley Valentine« von Willy Russell unternimmt die 40jährige Titelfigur im untrüglichen Gefühl zu kurz gekommen zu sein im bisherigen Leben einen Ausbruchsversuch (5. Juni, 19 Uhr). In Deutschland ist das schon verfilmte Stück mit dem Beititel »Die Heilige Johanna der Einbauküche« bekannt. Weitere Highlights setzen die Satire »Gut Böse Hässlich« von Eray Yasin Isik (6. Juni, 19 Uhr) und Bernard Slades Beziehungskomödie »Heute in einem Jahr« (7. Juni, 19 Uhr) über eine Zufallsbegegnung, die sich über Jahrzehnte zieht. Kommt uns bekannt vor? Klar: Unter dem Titel »Vielleicht« ist das im Original »Same Time Next Year« heißende Stück derzeit beim Frankfurter Autorentheater in der Brotfabrik erfolgreich im Programm (Strandgut April 2022). Für Kinder und alle, die es bleiben wollen, ist »Zu alten Zeiten der Welt« des türkischen Volksdichters Pertev Naili Boratav (6. Juni, 12 Uhr). Das Staatstheater Erzurum präsentiert es mit AbzählreiTheater-Festivals men und Marionetten. vom 3. bis 8 Juni im gallus Theater www.gallustheater.de
Seit mittlerweile 35 Jahren pilgert das Erlanger Seit 2009 gibt es das MADE.Festival der Freien Zelttheater »Comoedia Mundi« im Sommer Darstellenden Künste. Jedes Jahr in einer andenach Frankfurt. Seit 2000 veranstaltet es das Fe- ren Stadt, dieses Jahr in Darmstadt vom 29. Juni stival »Tangente« am Sachsenhäuser Mainufer bis 2. Juli unter dem Motto »180 Prozent Druckund ist mit dem »Café Senza Licenza« und sei- ausgleich«. Summa summarum will MADE. nem blauen Zelt im Zentrum seiner Wagenburg ein »Barometer der aktuellen Zeit und Theaterzu Füßen des Filmmuseums nicht mehr wegzu- kunst« sein. 14 künstlerische Positionen, darundenken aus dem sommerlichen Stadtbild. Selbst ter fünf Theatergastspiele, und eine Ausstellung Corona konnte daran nicht rütteln. In diesem mit Videoarbeiten, bilden das Gerüst. Gastgeber Jahr ist das Ensemble mit drei Gastkonzerten sind das Staatstheater, das Theater Moller Haus und fünf eigenen Produktionen, darunter zwei- und das Atelierhaus Darmstadt. en für Kinder zu Gast. Einige der Produktionen waren bereits in FrankGanz neu im Programm wird der sechsstündige furt zu sehen. So darf, ach: muss man gespannt Gesangskurs mit der großartigen Virtuosin Loes sein wie Hanna Steinmairs Wut-Schau »Rage. Snijders sein. Im Vordergrund des Workshops A Tennis Western« in den Kammerspielen des stehe als erstes das Gefühl für den Klang und als Staatstheaters von den Schauspielerinnen Iman zweites das mithörende Ohr, wird versprochen. Tekle und Maria Sendlhofer umgesetzt wird. Als Einzige Voraussetzung zur Teilnahme (Samstag imaginierte Tennisspielerinnen mit Wildwest16. Juli 10–16 Uhr) sei die Freude am Singen. methoden stehen sie im Mittelpunkt einer kein Proben ihres Könnens gibt die Maestra während bisschen humorlosen Fallstudie des Gefühlsausdes Tangente-Festivals reichlich. So mit dem bruchs Wut. Unter der Maßgabe von Show und neukonzipierten Gesangsabend »Splatsch – ins Geschlechtersolidarität sowie der Wirkung einer Leben getaucht«, in dessen Mittelpunkt das Kraftrede von Serena Williams setzen sich die Chanson mit Liedern von Jacques Prévert, Jac- Protagonistinnen nachgerade männlich leicht ques Brel, Barbara und Claude Nougaro stehen erregbar in Szene. werden, aber auch Kurt Weill wird nicht verges- In der Originalversion wird im Theater Moller sen. Haus »In Her Face oder Die Autorin ist tot« mit Das Rückgrat des Festivals aber bildet weiter Lea Zehaf und Antigone Akgün gezeigt (1. Juli, das alle zwei Jahre wechselnde Theaterstück. 20 Uhr). Die anlässlich des Sarah-Kane-Festivals In diesem Jahr ist es die Produktion »Sorbas«, im Theater Landungsbrücken von den beiden die ohne Corona-Auflagen endlich das volle Schauspielerinnen mit der Regisseurin Hannah Haus, sprich: das volle Zelt kriegen sollte, die Schassner entwickelte Stück stellt eine künstlesie verdient. Fabian Schwarz und Loes Snijders rische Annäherung an die britische Autorin dar teilen sich in wunderbaren Kostüm-Stafetten und ist hiermit empfohlen. alle Rollen ihrer Adaption von Nikos Kazantzakis Ebenfalls in den Landungsbrücken war auch weltberühmtem Roman »Alexis Sorbas« und schon die aus Gießen kommende Performance dem noch viel weltberühmteren Film mit An- »Aus dem Innenleben eines Staubsaugers« von thony Quinn. Zu den Highlights der einfühlend Patrica Bechtold und Johannes Karl. Zu sehen präsentierten Geschichte um die Begegnung im Theater Moller Haus. Aus Kassel kommt die des früheren Bergmanns und Soldaten Alexis Tanzperformance »Gift« mit Evelin Stadler, wähmit seinem schreibenden Gönner Basil gehört rend das Theater Transit mit »Ubu c’est moi« ein fraglos Fabian Schwarz zum Schreien bewegen- Heimspiel hat. Filme und Videos mit Coronader Auftritt als abgetakelte Operndiva Madame Hintergrund vorzüglich Gießener Provenienz Hortense. Und selbstverständlich der sensa- stehen im Atelierhaus an, manche. wie »Muttertionell inszenierte Crash der großen Seilbahn werk« und »Hineni«, verbinden sich für uns mit zum Finale. Am 28. Juni startet der erste Sorbas- dem Studio Naxos. gt Block. Und pünktlich erscheint dazu erscheint unser Juli-Strandgut mit der Besprechung und 29. Juni bis 2. Juli in Darmstadt weiteren Terminen. www.made-festival.de Tangente-Festival vom 28 Juni bis 2. August am Mainufer www.comoedia-mundi.de
Shakespeare in Love © Uwe Dettmar The Köln-Concert © Reto Schmidt
Dramatische Bühne, Landungsbrücken und Theaterhaus bis zu vier Mal täglich im Freien Wiesbaden Biennale: 15 Künstler, 40 vorstellungen
Es ist der zweite Anlauf im Schulterschluss. Wie schon im vergangenen Jahr bestreitet die Dramatische Bühne das Freilichtfestival in ihrer Sommerdomäne Grüneburgpark zusammen mit den Landungsbrücken und dem Freien Theaterhaus. Ein idealer Mix aus Off-Bühne, Shakespeariade und Kindertheater, aus Gutleut, Bockenheim und City, der es auf bis zu vier Veranstaltungen täglich bringen wird: Klassisches, Avantgardistisches, Hoch-, Prä-, und Postdramatisches, Stücke für junge Menschen jeden Alters. Und dazu noch ein feines, kleines Literaturfestival mit klassischer Musik. Zirka 100 Auftritte stehen auf der Agenda, zu denen die Dramatische Bühne schwergewichtig über 25 Repertoire-Produktionen beiträgt, beginnend mit Goethes »Faust«, »Shakespeare in Love«, »Das Parfum« sowie »Amadeus« und endend mit Shakespeares phantastischem »Sommernachtstraum« – wie gehabt in jeweils sehr eigener Lesart. Die gerade zur Premiere gebrachten »Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull« wird es erst im Juli geben, und selbstverständlich im passenden Strandgut unsere Besprechung. Ungewöhnlich wird auch der erste Beitrag der Landungsbrücken, denn mit »Stille« gastiert eine Tanzperformance der Choreografin Lea Walde auf der Bühne. Wobei man gespannt sein darf, wie sich das feine Zusammenspiel der Schauspielerin Karla Hennersdsorf mit der Tänzerin Sarah Plattner und der Perkussionistin Andrea Goerz atmosphärisch ins Freie überträgt. Im Saal war’s beglückend. Später im Juli sind die Landungsbrücken mit Lausunds »Bandscheibenvorfall« und Kafkas »Verwandlung« präsent, gefolgt unter anderem von Produktionen aus der Sara-Kane-Serie sowie dem Blockbuster »Hass«. Vom 25. Mai bis zum 14. August lässt das Theaterhaus vorzüglich an den Wochenenden seine Ensembles auf das junge Publikum los. Drumherum ist für Essen, Trinken, Toiletten und Fahrradparkplätze, kurzum für alles gesorgt. gt Theater-Festivals vom 23. Juni bis 21. August im grüneburgpark www.dramatische-buehne.de, www.landungsbruecken.org, www.theaterhaus-frankfurt.de
Große Ereignisse werfen ihre Karten voraus: Für die Top-Events der »Wiesbaden Biennale« 2022 vom 1.bis 11. September kann man sich ab dem 2. Juni schon Karten sichern. Fünfzehn Künstler, respektive Gruppen laden zu 40 Vorstellungen ein. Eine ganz besondere wird »Sun & Sea (Marina)«, eine sogenannte Opern-Performance dreier litauischer Künstlerinnen sein. Ebenfalls zu Gast sind der Choreograf Trajal Harrell, die in Zürich lebende Körperkünstlerin Alexandra Bachzetsis mit ihrer Schau »Obscene« (10./11. September), das feministische Kollektiv »Lastesis« aus Chile und die finnisch-ägyptische Künstlerin Samira Elagoz, die für ihre Arbeit »Seek Bromance«, die in Wiesbaden ansteht, den Silbernen Bären der Biennale in Venedig einstrich. Eigens für Wiesbaden wird das kenianische »The Nest Collective« ein Stück kreieren. Und so weiter und so weiter. Unter der Intendanz von Uwe Eric Laufenberg hat sich die frühere »Europa-Biennale« als »Wiesbaden Biennale« weg von der Bühne und dem Autorentheater hin zu avantgardistischen Formaten entwickelt. Nach corona-bedingten Pausen findet ihre dritte Ausgabe erstmals unter der Leitung von Kilian Engels statt, der vorher Dramaturg der Münchener Volksbühne war und mit seiner Stückeauswahl neue Perspektiven für das Theater aufzeigen will – wir hatten das schon geahnt. gt vom 1. bis 11. September in Wiesbaden www.wiesbaden-biennale.eu