Theater © Christian Schuller
© Tiyatro Frankfurt
Sorbas © Ralph Brugger
Tangente Festival: Sorbas und Gesangsunterricht
8. Türkische Theaterfestival: 6er-Pack im Gallus Theater
6. MADE Festival in Darmstadt: 14 Positionen
Seit mittlerweile 35 Jahren pilgert das Erlanger Zelttheater »Comoedia Mundi« im Sommer nach Frankfurt. Seit 2000 veranstaltet es das Festival »Tangente« am Sachsenhäuser Mainufer und ist mit dem »Café Senza Licenza« und seinem blauen Zelt im Zentrum seiner Wagenburg zu Füßen des Filmmuseums nicht mehr wegzudenken aus dem sommerlichen Stadtbild. Selbst Corona konnte daran nicht rütteln. In diesem Jahr ist das Ensemble mit drei Gastkonzerten und fünf eigenen Produktionen, darunter zweien für Kinder zu Gast. Ganz neu im Programm wird der sechsstündige Gesangskurs mit der großartigen Virtuosin Loes Snijders sein. Im Vordergrund des Workshops stehe als erstes das Gefühl für den Klang und als zweites das mithörende Ohr, wird versprochen. Einzige Voraussetzung zur Teilnahme (Samstag 16. Juli 10–16 Uhr) sei die Freude am Singen. Proben ihres Könnens gibt die Maestra während des Tangente-Festivals reichlich. So mit dem neukonzipierten Gesangsabend »Splatsch – ins Leben getaucht«, in dessen Mittelpunkt das Chanson mit Liedern von Jacques Prévert, Jacques Brel, Barbara und Claude Nougaro stehen werden, aber auch Kurt Weill wird nicht vergessen. Das Rückgrat des Festivals aber bildet weiter das alle zwei Jahre wechselnde Theaterstück. In diesem Jahr ist es die Produktion »Sorbas«, die ohne Corona-Auflagen endlich das volle Haus, sprich: das volle Zelt kriegen sollte, die sie verdient. Fabian Schwarz und Loes Snijders teilen sich in wunderbaren Kostüm-Stafetten alle Rollen ihrer Adaption von Nikos Kazantzakis weltberühmtem Roman »Alexis Sorbas« und dem noch viel weltberühmteren Film mit Anthony Quinn. Zu den Highlights der einfühlend präsentierten Geschichte um die Begegnung des früheren Bergmanns und Soldaten Alexis mit seinem schreibenden Gönner Basil gehört fraglos Fabian Schwarz zum Schreien bewegender Auftritt als abgetakelte Operndiva Madame Hortense. Und selbstverständlich der sensationell inszenierte Crash der großen Seilbahn zum Finale. Am 28. Juni startet der erste SorbasBlock. Und pünktlich erscheint dazu erscheint unser Juli-Strandgut mit der Besprechung und weiteren Terminen.
Die inzwischen achte Ausgabe des schon seit 2014 vom »Tiyatro Frankfurt« organisierten Türkischen Theaterfestivals bringt sechs Produktionen von Theatergruppen aus Istanbul und Erzurum auf die Bühne des Gallus Theaters. Gezeigt werden diese in türkischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Neben Nachgesprächen mit den Künstlern sind auch Workshops mit Schauspiel-Profis für theaterbegeisterte Kinder und Erwachsene angesetzt. Den Start des Festivals bestreitet am 3. Juni (19 Uhr, Eröffnungsfeier 18 Uhr) das Stadttheater Istanbul mit dem Stück »Du bist schöner als Istanbul« von Murat Mahmutyazicioglu, der nicht ohne Humor in die Seelenkonflikte eines Drei-Generationen-Haushalts führt. Mit Lot Vekemans’ Drama »Gift – Zehir« präsentiert dasselbe Haus (4. Juni, 19 Uhr) die bewegende Wiederbegegnung eines nach dem Verlust des gemeinsamen Kindes getrennten Paares. Das Zweipersonenstück war in Frankfurt zuletzt im Freien Schauspiel zu sehen und steht in Darmstadt sogar aktuell auf dem Spielplan. In der britischen Komödie »Shirley Valentine« von Willy Russell unternimmt die 40jährige Titelfigur im untrüglichen Gefühl zu kurz gekommen zu sein im bisherigen Leben einen Ausbruchsversuch (5. Juni, 19 Uhr). In Deutschland ist das schon verfilmte Stück mit dem Beititel »Die Heilige Johanna der Einbauküche« bekannt. Weitere Highlights setzen die Satire »Gut Böse Hässlich« von Eray Yasin Isik (6. Juni, 19 Uhr) und Bernard Slades Beziehungskomödie »Heute in einem Jahr« (7. Juni, 19 Uhr) über eine Zufallsbegegnung, die sich über Jahrzehnte zieht. Kommt uns bekannt vor? Klar: Unter dem Titel »Vielleicht« ist das im Original »Same Time Next Year« heißende Stück derzeit beim Frankfurter Autorentheater in der Brotfabrik erfolgreich im Programm (Strandgut April 2022). Für Kinder und alle, die es bleiben wollen, ist »Zu alten Zeiten der Welt« des türkischen Volksdichters Pertev Naili Boratav (6. Juni, 12 Uhr). Das Staatstheater Erzurum präsentiert es mit Abzählreimen und Marionetten.
Seit 2009 gibt es das MADE.Festival der Freien Darstellenden Künste. Jedes Jahr in einer anderen Stadt, dieses Jahr in Darmstadt vom 29. Juni bis 2. Juli unter dem Motto »180 Prozent Druckausgleich«. Summa summarum will MADE. ein »Barometer der aktuellen Zeit und Theaterkunst« sein. 14 künstlerische Positionen, darunter fünf Theatergastspiele, und eine Ausstellung mit Videoarbeiten, bilden das Gerüst. Gastgeber sind das Staatstheater, das Theater Moller Haus und das Atelierhaus Darmstadt. Einige der Produktionen waren bereits in Frankfurt zu sehen. So darf, ach: muss man gespannt sein wie Hanna Steinmairs Wut-Schau »Rage. A Tennis Western« in den Kammerspielen des Staatstheaters von den Schauspielerinnen Iman Tekle und Maria Sendlhofer umgesetzt wird. Als imaginierte Tennisspielerinnen mit Wildwestmethoden stehen sie im Mittelpunkt einer kein bisschen humorlosen Fallstudie des Gefühlsausbruchs Wut. Unter der Maßgabe von Show und Geschlechtersolidarität sowie der Wirkung einer Kraftrede von Serena Williams setzen sich die Protagonistinnen nachgerade männlich leicht erregbar in Szene. In der Originalversion wird im Theater Moller Haus »In Her Face oder Die Autorin ist tot« mit Lea Zehaf und Antigone Akgün gezeigt (1. Juli, 20 Uhr). Die anlässlich des Sarah-Kane-Festivals im Theater Landungsbrücken von den beiden Schauspielerinnen mit der Regisseurin Hannah Schassner entwickelte Stück stellt eine künstlerische Annäherung an die britische Autorin dar und ist hiermit empfohlen. Ebenfalls in den Landungsbrücken war auch schon die aus Gießen kommende Performance »Aus dem Innenleben eines Staubsaugers« von Patrica Bechtold und Johannes Karl. Zu sehen im Theater Moller Haus. Aus Kassel kommt die Tanzperformance »Gift« mit Evelin Stadler, während das Theater Transit mit »Ubu c’est moi« ein Heimspiel hat. Filme und Videos mit CoronaHintergrund vorzüglich Gießener Provenienz stehen im Atelierhaus an, manche. wie »Mutterwerk« und »Hineni«, verbinden sich für uns mit dem Studio Naxos. gt
Theater-Fe Vom 3. bis 8 Juni im Gallus Theater www.gallustheater.de
Tangente-Festival vom 28 Juni bis 2. August am Mainufer www.comoedia-mundi.de
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Strandgut 06/2022 | www.strandgut.de
29. Juni bis 2. Juli in Darmstadt www.made-festival.de