Strandgut 7+8/2020

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-20-07/08 • Juli/August 2020 www.strandgut.de

für Frankfu und Rhein- rt Main

das Kulturmagazin „Paula Beer und Franz Rogowski

SIND GRANDIOS.“ THE HOLLYWOOD REPORTER

„Kraftvoll und bezaubernd,

EIN LIEBESMÄRCHEN.“ OUTNOW

>> Film

Il Traditore ab 13.8. im Kino

>> Theater

Freilichtfestival

von der Dramatischen Bühne

>> Kunst

Michelle Elie

im Museum Angewandte Kunst >> Literatur

Sommerzeit = Lesezeit

Ein Spezial

Paula BEER Franz ROGOWSKI

Ein Film von CHRISTIAN PETZOLD

AB 2. JULI ENDLICH IM KINO



Inhalt

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Undine

Sommerzeit = Lesezeit

Ein Film von Christian Petzold

Viele spannende Bücher und ein Verlagsporträt

Film

Kunst

Literatur

Service

4 Undine von Christian Petzold 5 Il Traditore von Marco Bellocchio 6 Master Cheng in Pohjanjoki von Mika Kaurismäki 7 abgedreht 8 Neu im Kino

23 Sea-Watch im Weltkulturen Museum 24 #neuland im MfK 200 Jahre Meisterzeichnungen im Städel Museum 25 Neubau Städtische Bühnen im DAM 26 Michelle Elie im MAK 27 Dinosaurier im Senckenberg Museum 28 Schmetterlinge auf der Spur im Museum Wiesbaden 29 Werk, Stoff, Textil im HMF

31 Harte Zeiten von Mario Vargas Llosa 32 Polar Verlag ein Porträt 34 Eine wahre Freundin von William Boyle 35 Kostbare Tage von Kent Haruf 36 Washington Black von Esi Edugyan 37 Thomas Cromwell Trilogie von Hilary Mantel Reiseberichte von Siegfried Unseld 38 Die stumme Herzogin ein Dacia Maraini 39 Die Spanische Grippe von Harald Salfellner Frankfurt – Lieblingsorte von Nadja Mayer 40 Durch die Nacht von Stig Sæterbakken 42 Lesetipps von Ingrid Mylo 43 Jovi grübelt weiter

45 Kleinanzeigen 46 Impressum

Tanz 16 Tanztheater in Mainz und Darmstadt

Theater 17 Was für tolle Theater! Theaterperipherie 18 Freilichtfestival Die Dramatische Bühne Frame Games Sommerwerft am Main 19 Zwei Sommerstücke im Kellertheater 20 Theaterfestival Tangente von Comoedia Mundi 21 Daedalus Company im 10. Jahr 22 Landungsbrücken mit drei Formaten Studio Naxos vorgeführt

Esskultur 46 Dionysos Gartenlokal am Schönhof

IL

ALS KRONZEUGE GEGEN DIE COSA NOSTRA Der schönste, intelligenteste Mafiafilm seit Martin Scorseses ‘Casino’. LE MONDE EIN FILM VON

MARCO BELLOCCHIO w w w.il-traditore.de

AB 13. AUGUST IM KINOStrandgut 07 + 08 /2020 |

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Film

Fotos: © Schramm Film/Christian Schulz

Wie ein Geist Mensch wurde »Undine« von Christian Petzold

Wenn man Undine, den Namen des »Elementargeistes« mit der tragisch repetitiven Liebesgeschichte, auf den Wortstamm zurückführt, landet man einmal einfach bei »Welle«. Und damit beim gemeinsamen Ursprung von Natur und Mythos. Oder von Realität und Zauber, wie man es nimmt.

Die Wirklichkeit neu zu entdecken, um darin den verlorenen Zauber zu finden, das gehörte, wenn ich mich nicht irre, zum Programm der Berliner Schule. Dazu muss freilich der Nebel des »psychologischen Realismus« ein wenig gelichtet werden. Um, nun eben, das Elementare (wieder) zu finden. In Christian Petzolds Filmen gibt es fast immer eine elementare Sub-Geschichte, eine Übertragung aus dem Bereich der B-Movies, der Literatur oder der Mythologie. Man muss die dann in ihrer zeitgenössischen Realisierung gar nicht mehr deutlich erkennen. Seine »Undine« jedenfalls, der erste Teil einer geplanten Trilogie zu Romantik und Elementargeistern (auf das Wasser folgen Luft und Erde), ist keine Rückkehr zum Mythos, sondern seine Realisierung. Das läuft auf eine scheinbar ziemlich einfache Frage hinaus, nämlich die, ob man einer Bestimmung folgen muss oder sich davon befreien kann. Oder anders gesagt, wann und wie ein Geist ein Mensch werden kann. Die Geschichte ist einfach: Undine Wibeau arbeitet in einer Senatsstelle für Stadtentwicklung und bietet, das tun Elementargeister gerne, Führungen durch ihr Reich, die Stadt Berlin, an. Ihr Schicksal scheint sich zu erfüllen, als ihr Freund Johannes sich von ihr trennt. Nun nämlich müsste sie, der Vor-Schrift folgend, den untreuen

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Liebhaber töten und dorthin zurückkehren, wo sie herkam – ins Wasser. Bis ein anderer Mann kommt, der sie in seiner Einsamkeit beschwört, ihrer Schönheit verfällt und sie bald auch wieder verlässt, auf dass sie ihn töte und erneut in ihr Wellenreich zurückkehre. Aber diese Undine will weder töten noch Welle werden. Was kann sie retten? Vielleicht ein Mann, der in beiden Welten, dem Land und dem Wasser, leben kann. Christoph, der »Industrietaucher«. Doch so einfach ist das nicht. Johannes kehrt zurück, und das bedeutet einen weiteren, einen umgekehrten Liebesverrat. Und Christoph erleidet einen Unfall und schwebt zwischen Leben und Tod. Undine kann ihn nur retten, indem sie ihren Fluch erfüllt. Nicht dass die Geschichte damit zu Ende wäre. Mythos und Gegenwart, Traum und Wirklichkeit, Sinn und Sinnlichkeit drehen sich weiter umeinander. Und immer wieder gibt es dafür Bilder, in denen die beiden Ebenen heftig kollidieren: Mit einem berstenden Aquarium beispielsweise beginnt Undines Rebellion gegen die Bestimmung. Oder damit, dass sie möglicherweise nach »ewiger« Wiederholung von Liebe – Verrat –Tod auf einen Menschen trifft, der sie anders liebt. Denn das wahrhaft manische Verhalten in Undines Geschichte liegt nicht auf Seiten des Elemen-

targeistes selber, sondern auf Seiten der Männer, die sich immer gleich verhalten in ihrer Mischung aus Verzweiflung, Begehren und Ignoranz. Es bedarf also nicht allein einer Undine, die im Sinne von Ingeborg Bachmann erklärt: Ich mache das nicht mehr mit! Sondern auch eines Mannes, der aus dem Modell der ewigen Wiederkehr männlichen Verhaltens heraustritt. Es sind also zwei, die nicht mehr mitmachen. Und weil sie von Paula Beer und Franz Rogowski gespielt werden, die schon in Petzolds Anna Seghers-Variation »Transit« eine Begegnung in einem Zwischenraum wiedergaben, kann man davon ausgehen, dass es sich nicht einfach um eine »Lösung« oder gar ein Happy End handeln kann. Und doch um etwas unfassbar Glückliches, Zauberhaftes, Rebellisches. Denn ganz nebenbei ist »Undine« auch ein Film über den Traumzustand Wasser. Und nun wirklich weniger mit Sigmund Freud als mit einer Unzahl von Bildern und Filmen zur Hand, die von einer Unterwasserwelt träumen, in der möglich ist, was draußen nicht möglich ist, und in der Tanz ist, was von draußen nur als Tod erscheint. Und im Gegenzug ist »Undine« auch ein Film über die Stadt, Berlin als Beispiel, das Kaputtgebaute und das durch Nähe Isolierte. Man kann das noch als Kritik lesen, aber

es ist fast schon ein Schlussstrich. Man kann da nicht wirklich leben, weder als Elementargeist noch als Mensch. Wenn gute Filme, und Petzolds ohnehin, immer einer Grundbewegung, einem Rhythmus von Wandern, Laufen, Fahren, Halten, Drehen etc. folgen, dann ist dieser Film tatsächlich der Bewegung einer Welle vergleichbar. Entsprechend bewegt man sich auch beim Zuschauen, einmal hochgetragen und dann wieder hinabgezogen, einmal kämpferisch schwimmend und dann wieder geschoben von der unwiderstehlichen Kraft des Flüssigen. Da passiert es schon mal, dass man die Orientierung verliert. Aber das ist vollkommen okay. Denn Romantik entsteht ja nicht aus der Abkehr vom Wirklichen, sondern durch einen Verzweiflungstanz mit ihr. »Undine« jedenfalls ist der Petzold-Film, in dem Realismus und Zauber so heftig aufeinanderprallen, dass dabei auch eine Katastrophe denkbar wird. Aber die liegt außerhalb des Kinos. Was darin geschieht kann man mit einem Wort beschreiben: Schönheit. Georg Seeßlen UNDINE von Christian Petzold, D/F 2020, ca90 Min. mit Paula Beer, Gloria Endres de Oliveira, Jacob Matschenz, Franz Rogowski, Rafael Stachowiak, Maryam Zaree Drama / Start: 02.07.2020

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Film

Alle Kinos im Überblick Berger Kino Berger Str. 177 Tel.: 069/45 64 05

Cinema Rossmarkt 7 www.arthouse-kinos.de Tel.: 069/21 99 78 55 Cinestar Mainzer Landstraße 681 www.cinestar.de Tel.: 01805/11 88 11 Cinestar Metropolis Eschenheimer Anlage 40 www.cinestar.de Tel.: 01805/11 88 11 Deutsches Filmmuseum Schaumainkai 41 www.deutsches-filmmuseum.de Tel.: 069/96 12 20 220

Die Mafia ist kein Mythos »Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Mafia« von Marco Bellocchio

Nein, ein Verräter sei er nicht, sagt Tommaso Buscetta (Pierfrancesco Favino) im ersten Verhör. Doch Staatsanwalt Giovanni Falcone (Fausto Russo Alesi) bleibt beharrlich. Und der Kopf der konkurrierenden Corleonesi, Totò Riina (Nicola Cali), treibt es doch zu arg. Er hat beide erwachsenen Söhne von Buschetta auf dem Gewissen. Es ist tödlich geworden, zu seiner Familie zu gehören, und deshalb packt Buscetta aus. Er habe sich nicht verändert. Die Cosa Nostra sei früher ehrenwert gewesen, man habe aber mit dem Drogendealen jedes moralische Maß verloren. Um immer mehr Geld zu verdienen, ruiniere man jetzt schon das Leben der Kinder, sogar das der eigenen, empört er sich später vor Gericht. Und man schrecke sogar nicht davor zurück, Frauen und Kinder zu erschießen. Gäbe es nicht den Staatsanwalt, der mit ein paar blutigen Fakten im Verhör kontert, und erinnerten wir uns nicht an die Sequenz des Films, in der im Minutentakt Menschen erschossen werden, könnten wir Zuschauer Buschetta vielleicht doch für einen Ehrenmann halten. Jener Konflikt zwischen Faszination und Abscheu, der die Mafiafilme, auch diesen, so anziehend macht, hat in Pierfrancesco Favino eine perfekte Verkörperung getroffen. Ein eitler Macho, der Frauen mehr liebt als Schusswaffen, aber auch mitgemacht und gemordet hat. Für die Gerichtsverhandlung lässt er sich beim Maßschneider einkleiden und begegnet dort dem korrupten Giulio Andreotti. Auch ein hohes Tier in Rom, das mit der sizilianischen Cosa Nostra verbandelt ist. Ein großer Familienbetrieb ist diese Organisation eben, und so beginnt Regisseur Marco Bellocchio seinen Film mit einer Familienfeier in Bruscettas Anwesen, wie wir es aus anderen Mafiaepen kennen. Hinter

der Freundlichkeit, mit der sich die Gäste begegnen, lauert tödliche Gefahr, die Bellocchio im Anschluss schildert, wenn er einen Anschlag dem anderen folgen lässt und ein Mafioso aus der falschen Familie nur mit Glück überleben kann. Wie Totuccio Contorno (Luigi Lo Cascio kämpfte in »100 Schritte« gegen die Mafia), der später auch ein Zeuge wírd. Ihm erzählt Buscetta stolz, Staatsanwalt Falcone habe ihm, dem Mafioso Buscetta, zum Abschied die Hand gereicht. Ob Staatsanwalt oder Mafioso, sie alle vereint das Ziel, im Bett zu sterben. Und dies so spät wie möglich. Den Hauptteil des Films bildet der große, spektakuläre Prozess in Palermo. Bellocchio hat sich eng an die Protokolle gehalten, gibt die Wortgefechte zwischen Buschetta und den anderen Bossen im Wortlaut wieder. Wie Raubtiere in Käfigen werden die Angeklagten im Gerichtssaal gehalten. Voller Verachtung versuchen sie, Buschetta und später auch Contorno zu diskreditieren und die Justiz zu verhöhnen. Durch diese Gerichtsszenen, die durch Rückblenden und Träume unterbrochen werden, unterscheidet sich »ll Traditore« von den klassischen Filmen von Coppola und Scorsese. Weil es Bellocchio darauf anlegt, den Mythos Cosa Nostra zu zerstören (wobei er durchaus die genretypische Musik von Nicola

Piovani verwendet). Allzu abstoßend sind die Mafiabosse gezeichnet, die auch bei der Nachricht vom tödlichen Attentat auf Falcone jubilieren und den Toten noch beschimpfen, Da bleibt kein Raum für Bewunderung. Bellocchios Schilderung lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass es sich bei der Cosa Nostra um ein Krebsgeschwür in der Gesellschaft, übrigens nicht nur auf Sizilien, handelt. Auch in den USA, wo Buschetta nach dem Prozess in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird, kann er sich nicht sicher fühlen. Die Bedrohungen dort hat Bellocchio meisterhaft inszeniert. Der Regisseur, der 1965 mit »I pugni in tasca - Mit der Faust in der Tasche« bekannt geworden ist, beendet seinen Beitrag zur Geschichte der Mafia in bester Thrillermanier. Wir gewinnen keine neuen Erkenntnisse, aber die intelligente Komposition und die überragenden Protagonisten – »Il Traditore« ist eben auch ein großer Schauspielerfilm – machen Bellocchios Alterswerk so sehenswert. Claus Wecker IL TRADITORE - ALS KRONZEUGE GEGEN DIE COSA NOSTRA (Il traditore) von Marco Bellocchio, I/F/D/BRA 2019, 140 Min. mit Pierfrancesco Favino, Maria Fernanda Candido, Luigi Lo Cascio, Fausto Russo Ales, Nicola Calì, Fabrizio Ferracane Mafiadrama / Start: 13.08.2020

E-Kinos Hauptwache/Zeil 125 www.ekinos-frankfurt.de Tel.: 069/28 52 05 Eldorado Schäfergasse 29 www.ekinos-frankfurt.de Tel.: 069/28 13 48 Filmforum Höchst Emmerich-Josef-Straße 46a www.filmforum-höchst.com Tel.: 069/212 45 664 Harmonie Dreieichstraße 54 www.arthouse-kinos.de Tel.: 069/66 37 18 36 Mal Seh’n Adlerflychtstraße 6 www.malsehnkino.de Tel.: 069/597 08 45 Orfeos Erben Hamburger Allee 45 www.orfeos.de Tel.: 069/70 76 91 00 Pupille Mertonstraße 26–28 www.pupille.org Hafen 2 Nordring 129, Offenbach www.hafen2.net Tel.: 069/26 01 22 23 Kinopolis Main-Taunus-Zentrum www.kinopolis.de Tel.: 069/31 40 314 Kult Kinobar Zum Quellenpark 2 www.kultkinobar.de Tel.: 06196/92 16 700

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Film © 2019, Marianna Films Oy, by Media, Han-Ruan-Yuan-He

Ein Märchen »Master Cheng in Pohjanjoki« von Mika Kaurismäki Dies ist ein Märchen aus vergangenen Tagen. Als ein Chinese, der mit seinem kleinen Sohn gerade in Finnland eingereist war, ohne Argwohn aufgenommen wurde. Er stand ja nicht im Verdacht, etwas Gefährliches mitgebracht zu haben. Und deshalb war es auch ganz normal, dass eine Finnin diesen Chinesen beim Tanzen an sich drückte, damit sie ihm nicht nur physisch näher kommen konnte. Man darf schon etwas wehmütig werden, wenn man Mika Kaurismäkis (der ist Aki Kaurismäkis Bruder und macht im Vergleich zu ihm weniger stilisierte Filme) neues Werk, das selbstverständlich »vor Corona« entstanden ist, jetzt im Kino anschauen kann. Es ist eben eine vergangene Welt, die da gezeigt wird, und wir können nur hoffen, dass sie bald wiederkommt. Denn Misstrauen ist den Menschen in dem kleinen Dorf in Lappland, zwar nicht ganz fremd, wird aber schnell weggewischt, wenn man nicht gerade als Polizist unterwegs ist. Der Chinese im Film ist ja auch sehr höflich. Wenn er in unbeholfenem Englisch nach »Fongtron« fragt, einem Einheimischen, den er sucht, verbeugt er sich immer. Seinetwegen hat sich dieser Herr Cheng mit Sohn Nunjo von Shanghai auf den Weg ins ferne Finnland gemacht.

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Er landet in der einzigen Gaststätte im entlegenen Pohjanjoki. »Sirkkan Baar« verkündet ein großes Schild auf dem Dach. Wirtin Sirkka hat ein gutes Herz, in das sie vermutlich zuerst den kleinen Jungen schließt. Sie kennt keinen Mann namens Fongtron und ihre einheimischen Gäste auch nicht. Erst einmal bietet Sirkka den Chinesen ihr Standardgericht Wurstgulasch mit Kartoffelbrei und Gemüse an. Und weil sie nicht wissen, wo sie übernachten sollen, bietet sie den Fremden als Unterkunft ein leeres Haus am Rande des Dorfes an. Als am nächsten Tag ein Touristenbus eine Ladung hungriger Chinesen in Sirkkas Kneipe ablädt, bemerkt Cheng, dass Sirkkas Wurstküche bei den Asiaten nicht so gut ankommt, und kocht in Windeseile ein chinesisches Menü, das den Touristen vorzüglich mundet. Und wie es Schicksal und Drehbuch

so wollen, ist Herr Cheng ein Koch, und natürlich ein Meister seines Fachs. Die einmalige Gelegenheit für die patente Sikka, ihren Laden ein wenig aufzupäppeln. Nun folgt die Annäherung zweier Kulturen. Die Finnen lernen die chinesische Küche zu schätzen, die auch bei den Monatsbeschwerden der Frauen, bei allerlei anderen Beschwerden und sogar bei schwereren Krankheiten heilen kann. Dass es mit den Zutaten in China und den dortigen Märkten nicht so gut bestellt ist, haben wir inzwischen zur Kenntnis genommen. Aber der Film spielt ja in Finnland, und der Fisch kommt frisch geangelt in die Küche. »Gutes Essen macht glücklich« ist Chengs Parole, die bald von den Einheimischen dankbar aufgenommen wird. Die schleppen Cheng in die Sauna, was wiederum bei ihm Anklang findet.

»Die Globalisierung ist das Thema der Stunde und hinterlässt nicht selten einen unangenehmen Beigeschmack«, sagt Mika Kaurismäki. Sein Film sei ist in gewisser Weise ein Film über Globalisierung – jedoch im positiven Sinne: »Eine zufällige Begegnung zwischen zwei gewöhnlichen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, die sich und ihre Umwelt gegenseitig bereichern und anerkennen« Wie gesagt, »Master Cheng in Pohjanjoki« ist eben ein Märchen. Claus Wecker MASTER CHENG IN POHJANJOKI (Mestari Cheng) von Mika Kaurismäki, FIN/CHN/GB 2019, 114 Min. mit Anna-Maija Toukko, Pak Hon Chu, Lucas Hsuan, Kari Väänänen, Vesa-Matti Loiri Komödie / Start: 30.07.2020

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Film

abgedreht HURRA, DIE KINOS ÖFFNEN WIEDER!

Langsam geht es also los mit den Kinos. Unsere Politiker schienen sie vergessen zu haben, zwischen Kindergärten und Schulen, Geschäften und Kneipen, denen wir ihre Bedeutung natürlich nicht absprechen wollen. Die hessische Landesregierung hatte sich nach beharrlichem Schweigen zu einer Öffnung mit der Abstandsregelung von 5 qm durchgerungen. Die Kinos hofften auf bessere Bedingungen, doch die sind nur jenseits von unserem Bundesland erlassen worden. Angela Dorn, die hessische Wissenschaftsministerin, und Ministerpräsident Holger Bouffier informieren sich offensichtlich nicht über die Bedingungen eines Kinobetriebs, und so gelten in Hessen weiterhin die strengsten Restriktionen. Die Filmtheaterbetreiber hierzulande ziehen dennoch zähneknirschend mit der bundesweiten Öffnung am 2. Juli mit, und uns bleibt es nur, ihnen regen Zuschauerzuspruch zu wünschen.

HOMMAGE AN ANNA KARINA & MICHEL PICCOLI

Weil das französische Kino kürzlich zwei seiner Ikonen verloren hat, würdigt das Kino des DFF im Juli mit einer kleinen gemeinsamen Hommage Anna Karina und Michel Piccoli. Sie traten schon früh in Jean Aurels Episodenfilm »De L’Amour« (1964) gemeinsam auf. Zur weltbekannten Ikone der Nouvelle Vague, in die viele von uns verliebt waren, wurde Anna Karina, 1940 als Karin Blarke Bayer in Dänemark geboren, durch ihre Hauptrollen in den frühen Filmen von Jean-Luc Godard. Michel Piccoli, 1925 in Paris geboren, gehörte mit Auftritten in über 200 Filmen zu den bedeutendsten und produktivsten französischen Darstellern. Leider wird kein Film von Luis Buñuel zu sehen sein, der zu Piccolis wichtigsten Regisseuren zählt. www.dff.film

RAINER WERNER FASSBINDER & IRM HERRMANN

Am 31. Mai dieses Jahres hätte er seinen 75. Geburtstag feiern können. Aus diesem Anlass zeigt das DFF im Juli sieben charakteristische Filme Fassbinders aus allen Schaffensperioden. Am 26. Mai starb Irm Hermann, die von Fassbinder bereits 1966 als Schauspielerin entdeckt und immer wieder eingesetzt wurde, im Alter von 77 Jahren. In fünf der sieben in dieser Reihe gezeigten Filme lässt sich ihr markantherber Darstellungsstil in größeren und kleineren Rollen bewundern. www.dff.film

RADU JUDE

Im August präsentiert das goEastFestival gemeinsam mit dem DFF ebendort eine Retrospektive des rumänischen Regisseuren Radu Jude, verantwortlich unter anderem für »Aferim!« (2015), »Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen« (2018) oder »Uppercase Print« (2020), der auf der vergangenen Berlinale Premiere feierte. www.dff.film

SHORTS AT MOONLIGHT ONLINE

In diesem Jahr gibt es insgesamt 15 Programme mit jeweils über einer Stunde Abspielzeit bestehend aus den Lieblingsfilmen des Publikums aus vergangenen Jahren. Das Festival startet am 15. Juli, wie ursprünglich geplant. An den üblichen Festivaltagen – von Mittwoch bis Sonntag – wird jeden Tag ein neues Programm zusätzlich online bereitgestellt, sodass am letzten Festivaltag, dem 2. August, alle 15 Programme online bereitstehen. Diese sind bis zum 31. August verfügbar. www.kurzfilmfestival.de

SOMMERKINO & WELCOME BACK TICKET!

Es gibt eine ganze Reihe von Aktionen wie etwa auch Sommerkinofestivals mit den publikumsträchtigen Filmen vor der Corona-Pause und Ticketaktionen. Z.B. Kinoticket, Softdrink und Popkorn zum Sonderpreis von 9,90 € im Sulzbacher Kinopolis. Auch die Multiplexe haben gelitten. cw

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Neu im Kino Aller Anfang ist schwer, heißt es. Ein kluger Autor hat geschrieben, die Anfänge seien eher leicht, das Weitermachen sei schwerer. Das bezog sich natürlich aufs Schreiben. Jetzt beim Neustart der Kinos gilt wohl beides. Besonders schwer tun sich jetzt die Verleiher. Sie bringen gleich alles heraus, was sie schon immer herausbringen wollten – und schieben die Termine hin und her. Deshalb gilt für diese Seiten der Stand Ende Juni und das auch nur unter Vorbehalt.

>> 2.7.2020 JEAN PAUL GAULTIER: FREAK & CHIC

von Wilson Yip, F 2018, 96 Min., Dokumentarfilm Jean Paul Gaultier; einer der bemerkenswertesten Modeschöpfer unserer Zeit, hat mit der prunkvollen »Fashion Freak Show« in Paris für weltweites Aufsehen gesorgt. Mit der aufregenden, zweijährigen Entstehung von Gaultiers glamourösem Kabarett beginnt diese Doku. Zu sehen sind visionäre Designs, high-style Choreographien, Originalmusik, extravagante Kostüme und eine aufwendige Inszenierung in der Hauptstadt der Mode. www.studiocanal.de

DIE KÄNGURU-CHRONIKEN

UNDINE

von Christian Petzold, D/F 2020, 90 Min. mit Paula Beer, Gloria Endres de Oliveira, Jacob Matschenz, Franz Rogowski, Rafael Stachowiak, Maryam Zaree Drama

DIE SCHÖNSTEN JAHRE EINES LEBENS ab 16.7.2020 im Kino! MEINE FREUNDIN CONNI – GEHEIMNIS UM KATER MAU von Ansgar Niebuhr, Victoriano Rubio (Co-Regie), D 2020, ca90 Min., Animationsfilm

Seit über 28 Jahren begeistern die Geschichten rund um das Mädchen im rot-weißen Ringelpulli Kinder, Eltern und Lehrer. Conni wächst mit den Mädchen mit und begleitet sie in ihrer Kindergarten- und Schulzeit. Sie ist Vorbild und beste Freundin – Conni ist einfach Kult! Auch in diesem tierisch-spannenden Abenteuer mit Conni, ihren Freunden und vor allem mit Kater Mau. www.wildbunch-germany.de

DIE SCHÖNSTEN JAHRE EINES LEBENS (Les plus belles années d‘une vie)

von Dani Levy, D 2020, 93 Min., mit Dimitrij Schaad, Rosalie Thomass, Adnan Maral, Tim Seyfi, Henry Hübchen, Carmen-Maja Antoni, Komödie

von Claude Lelouche, F/I 2019, 90 Min. mit Jean-Louis Trintignant, Anouk Aimée, Souad Amidou, Drama

Marc-Uwe, ein unterambitionierter Kleinkünstler mit Migräne-Hintergrund, lebt mit einem Känguru zusammen. Doch die »ganz normale Kreuzberger WG« ist in Gefahr: Ein rechtspopulistischer Immobilienhai bedroht mit einem gigantischen Bauprojekt die Idylle des Kiezes. Das findet das Känguru gar nicht gut. www.kaenguru-film.de

Siegreich fährt der ehemalige Rennfahrer und Womanizer Jean-Louis (Jean-Louis Trintignant) nur noch in seiner Erinnerung, die jedoch immer mehr verloren geht, wie sein Sohn Antoine (Antoine Siri) fürchtet. In Gedanken beschäftigt sich der alte Herr vor allem um eine bestimmte Frau: Anne (Anouk Aimée), die große Liebe seines Lebens. Antoine macht sich auf die Suche nach jener geheimnisvollen Schönheit … www.wildbunch-germany.de

HHIII KRAUTROCK 1

von Adele Schmidt u. José Zegarra Holder, USA 2019, 129 Min., mit Wolfgang Flür, Jean-Hervé Peron, Michael Rother, Irmin Schmidt, Damo Suzuki, Eberhard Kranemann, Dokumentarfilm Vor 50 Jahren, Ende der 60er Jahre, Anfang der 70er Jahre, explodierte in der deutschen Musikszene die Kreativität. In der weltweit hörbaren Supernova, Krautrock genannt, entstanden neue musikalische Elemente, die es vorher nicht gegeben hatte. Im Film erzählen wichtige Musiker dieser Zeit von den Entwicklungen in Köln, Düsseldorf und Hamburg. www.filmkinotext.de

SIBERIA

von Abel Ferrara, I/D/MEX 2020, 92 Min. mit Willem Dafoe, Dounia Sichov, Simon McBurney, Cristina Chiriac, Drama Clint (Willem Dafoe) ist ein vom Leben gezeichneter Mann. Um endlich seinen inneren Frieden zu finden, hat er sich in eine einsame Hütte in den verschneiten Bergen zurückgezogen. Dort betreibt er ein kleines Café, in das sich nur selten Reisende oder Einheimische verirren. Aber selbst in der Abgeschiedenheit findet er keine Ruhe. Eines Abends bricht er mit seinem Hundeschlitten auf. Diesjähriger Berlinale-Film. http://port-prince.de

SUICIDE TOURIST – ES GIBT KEIN ENTKOMMEN (Selvmordsturisten) von Jonas Alexander Arnby, DK/N/D 2019, 90 Min. mit Nikolaj Coster-Waldau, Kate Ashfield, Tuva Novotny, Robert Aramayo, Jan Bijvoet, Sonja Richter Mystery-Drama Der Versicherungsmakler Max führte bis vor kurzem ein glückliches Leben mit seiner Frau Lærke. Doch er erfährt, dass er an einem unheilbaren Gehirntumor leidet. Bei jedem seiner Versuche, sich das Leben zu nehmen, ist er gescheitert. Als er den Tod des Ehemannes einer Kundin aufklären soll, lernt er das Hotel Aurora kennen, das geplante und betreute Suizide anbietet. Wenn man einmal dort eingecheckt hat, gibt es kein Zurück mehr. www.dcmworld.com

SUNBURNED

von Carolina Hellsgård, D/NL/PL 2019, 94 Min. mit Zita Gaier, Gedion Oduor Wekesa, Sabine Timoteo, Nicolais Borger, Malik Adan, Flora Thiemann Drama Vernachlässigt von ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester sieht sich die 13-jährige Claire im gemeinsamen Urlaub in Südspanien mit den weitaus größeren Problemen eines jungen senegalesischen Strandverkäufers konfrontiert. Sie möchte ihm helfen, macht dadurch unabsichtlich seine verzweifelte Situation aber noch aussichtsloser. www.camino-film.com

TAKEOVER – VOLL VERTAUSCHT

von Florian Ross, D 2020, 87 Min. mit Roman Lochmann, Heiko Lochmann, Lisa-Marie Koroll, Luna Maxeiner, Kai Wiesinger, Alexandra Neldel Komödie Als Danny und Ludwig (Heiko und Roman Lochmann) in einem Freizeitpark aufeinandertreffen, können sie ihren Augen kaum trauen: Sie sehen sich nicht nur sehr ähnlich, sondern sind auch noch im gleichen Alter. Doch während Ludwig nicht aufs Geld achten muss und sich kaufen kann, was er will, ist Heiko arm und am Ende eines jeden Monats froh, wenn noch etwas Geld übrig ist. So kommen die beiden Heranwachsenden noch im Park auf die Idee, die Rollen zu tauschen und in das Leben des anderen einzutauchen … www.warnerbros.de

DIE TOCHTER DES SPIONS

von Jaak Kilmi, Gints Grube, D/LV/CZ/ES 2019, 90 Min. Dokumentarfilm

MEINE FREUNDIN CONNI – GEHEIMNIS UM KATER MAU ab 2.7.2020 im Kino!

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Strandgut 07 + 08/2020

Am 03.09.1978 verliert die damals neunzehnjährige Ieva Lesinska ihre Identität. Plötzlich stammt sie nicht mehr aus Riga, sondern wird zu einer DDR-Emmigrantin mit US-amerikanischem Pass. Für die nächsten acht Jahre ist sie Evelyn Dorn, ein Mädchen aus Ostberlin … www.im-film.de

Undine (Paula Beer) führt in einem kleinen Appartment am Berliner Alexanderplatz ein modernes Großstadtleben wie auf Abruf. Als ihr Freund Johannes (Jacob Matschenz) sie verlässt, bricht eine Welt für sie zusammen. Wenn ihre Liebe verraten wird, so heißt es im Märchen, muss sie den treulosen Mann töten und ins Wasser zurückkehren, aus dem sie einst gekommen ist. Doch Undine wehrt sich gegen diesen Fluch der zerstörten Liebe … Deutscher Wettbewerbsbeitrag auf der Berlinale. www.piffl-medien.de

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>> 9.7.2020 DAS BESTE KOMMT NOCH (Le meilleur reste à venir) von Alexandre de La Patellière u. Matthieu Delaporte, F/B 2019, 117 Min., mit Fabrice Luchini, Patrick Bruel, Zineb Triki, Pascale Arbillot, Marie Narbonne, JeanMarie Winling. Tragikomödie Ein Missverständniss führt dazu, dass die besten Freunde Arthur (Fabrice Luchini) und César (Patrick Bruel) von der Krebserkrankung des anderen überzeugt sind. Um die verbleibende Zeit des vermeintlich todkranken Freundes so schön wie möglich zu gestalten, werden für den jeweils anderen große Pläne geschmiedet: Sie ziehen zusammen, besuchen ein Casino und gehen auf Reisen. Sie erkennen, was das Leben erst lebenswert macht … www.constantin-film.de

GEGEN DEN STROM – ABGETAUCHT IN VENEZUELA von Sobo Swobodnik, D 2019, 84 Min. Dokumentarfilm

Ein Film über ein Land im Umbruch, über die katastrophale Situation in Venezuela und über einen seit 25 Jahren im Untergrund lebenden mutmaßlichen linksradikalen Terroristen, seine Flucht vor den deutschen Ermittlungsbehörden und über ein transatlantisches Musikprojekt, bei dem es um zerplatzte wie aufrechterhaltende linke Utopien geht und um den Glauben an eine gesellschaftliche Veränderbarkeit durch Musik. www.partisan-filmverleih.de

GRETEL & HÄNSEL

von Osgood Perkins, CDN/IRE/US 2020, 87 Min. mit Sophia Lillis, Samuel Leakey, Alice Krige Fantasy-Drama In seiner atmosphärisch dichten Gruselmär erzählt der Regisseur Osgood Perkens eine bekannte, düstere Geschichte in einer neuen Variante. Für diese dunkle Version des Grimm’schen Märchens wurde Sophia Lillis (bekannt aus der Stephen-King-Verfilmung »Es«) als Gretel ausgewählt. Neben ihr spielt die Neuentdeckung Damuel Leaky den Hensel.

EINE GRÖSSERE WELT (Un monde plus grand) von Fabienne Berthaud, F/B 2019, 99 Min. mit Cécile de France, Narantsetseg Dash, Tserendarizav Dashnyam, Ludivine Sagnier, Arieh Worthalter, Steven Laureys. Drama Eine größere Welt – das ist es, was Corine entdeckt, als sie in der Mongolei während eines schamanischen Rituals in Trance fällt. Dabei war die Französin nur in die abgelegene Steppenregion gekommen, um im Rahmen ihrer Forschung ethnographische Tonaufnahmen zu sammeln. Doch die Schamanin Oyun offenbart Corine, dass sie eine seltene Gabe besitzt, die ausgebildet werden muss. Zurück in Frankreich lassen die Erlebnisse in der Mongolei Corine nicht mehr los, und sie kehrt in die Steppe zurück … www.mfa-film.de


Neu im Kino

ARTHOUSE KINOS FRANKFURT PROGRAMM JULI

SIBERIA ab 16.7.2020 im Kino! © Port au Prince Pictures 2020

HARRIET – DER WEG IN DIE FREIHEIT

von Kasi Lemmons, USA 2019, 125 Min. mit Cynthia Erivo, Leslie Odom Jr., Joe Alwyn, Clarke Peters, Vanessa Bell Calloway, Omar J. Dorsey Biopic Der Film erzählt die wahre Geschichte der Sklavin Harriet Tubman (Cynthia Erivo), die im 19. Jahrhundert nicht nur selbst der Sklaverei entfloh, sondern auch weiteren Hunderten Sklaven zur Freiheit verhalf. Willenskraft und Einfallsreichtum bei den Befreiungsaktionen machten sie zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten im Kampf um Gleichberechtigung. https://upig.de

HHHII HELMUT NEWTON – THE BAD AND THE BEAUTIFUL von Gero von Boehm, D 2020, 90 Min. Dokumentarfilm

Anlässlich des 100. Geburtstags von Helmut Newton am 31. Oktober 2020 erzählt Gero von Boehm die bewegte und bewegende Lebensgeschichte des in Berlin geborenen - und dort begrabenen - jüdischen Starfotografen, der 1938 vor den Nationalsozialisten über Triest und Singapur nach Australien floh. Dort lernte er seine spätere Ehefrau June kennen und fotografierte ab den 1950er Jahren für verschiedene internationale Ausgaben der »Vogue«. www.filmweltverleih.de

RONNIE WOOD: SOMEBODY UP THERE LIKES ME von Mike Figgis, GB 2019, 71 Min. mit Ronnie Wood, Mick Jagger, Keith Richards Musikdoku

Der Film begleitet Robin Wood von den bescheidenen Anfängen im Norden Londons, wo seine älteren Brüder ihn entscheidend prägten, bis zu seiner einzigartigen Karriere. Diese umfasst nicht nur 50 Jahre, sondern lebt auch von den Begegnungen mit einigen der einflussreich-

HARMONIE

CINÉMA

Arthouse Kino Sachsenhausen Am Lokalbahnhof 069 66 37 18 36

Arthouse Kino Hauptwache Roßmarkt 7 069 21 99 78 55

MONOS - ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE ab 2. Juli von Alejandro Landes

sten und bekanntesten Musikern und Bands wie The Birds, Jeff Beck, The New Barbarians, Rod Stewart, The Faces und natürlich The Rolling Stones. http://ronniewood.de

RONNIE WOOD: SOMEBODY UP THERE LIKES ME ab 9. Juli

SEMPER FI

WAVES ab 16. Juli

von Henry Alex Rubin, GB/USA 2019, 99 Min. mit Jai Courtney, Nat Wolff, Finn Wittrock, Arturo Castro, Leighton Meester, Beau Knapp Actiondrama Cal ist ein regelkonformer Polizist, der als Reservist der Marine zusammen mit seinen rauflustigen Freunden aus Kindertagen über die Runden kommt. Als Cals jüngerer, leichtsinniger Halbbruder versehentlich einen Mann in einer Barschlägerei tötet und daraufhin zu fliehen versucht, ist Cal zwiegespalten zwischen der Familie und seinem Job. www.kinostar.com

von Mike Figgis, mit Ronnie Wood, Mick Jagger, Keith Richards u. a. von Trey Edward Shults

BERLIN ALEXANDERPLATZ ab 16. Juli von Burhan Qurbani, mit Jella Haase, Albrecht Schuch u. a.

ALS WIR TANZTEN ab 23. Juli von Levan Akin

TENET ab 30. Juli

von Christopher Nolan, mit Robert Pattinson u. a.

UNDINE ab 2. Juli

von Christian Petzold, mit Paula Beer, Franz Rogowski u. a.

DIE SCHÖNSTEN JAHRE EINES LEBENS ab 2. Juli von Claude Lelouch

EINE GRÖSSERE WELT ab 9. Juli von Fabienne Berthaud, mit Cécile de France u. a.

HELMUT NEWTON - THE BAD AND THE BEAUTIFUL ab 9. Juli MARIE CURIE - ELEMENTE DES LEBENS ab 16. Juli

von Marjane Satrapi, mit Rosamund Pike, Sam Riley u. a.

AUF DER COUCH IN TUNIS ab 30. Juli von Manele Labidi

WWW.ARTHOUSE-KINOS.DE

>> 16.7.2020 AFTER MIDNIGHT: DIE LIEBE IST EIN MONSTER

von Jeremy Gardner u. Christian Stella, USA 2019, 83 Min. mit Jeremy Gardner, Brea Grant, Henry Zebrowski, Justin Benson, Ashley Song, Nicola Masciotra Horrordrama Alles scheint perfekt zu laufen für Hank, der eine Bar in einer Kleinstadt führt und seit 10 Jahren in einer Beziehung mit Abby ist. Allerdings sehnt sich Abby nach einer Heirat, wozu sich Hank nicht bereit fühlt. Sie verlässt ihn ohne Erklärung, worauf dieser nicht nur mit einem gebrochenen Herzen, sondern auch mit einem Monster, das nächtlich an seiner Tür kratzt, fertig werden muss. www.dropoutcinema.org

Emmerich-Josef-Str. 46a 65929 Frankfurt Tel.: 069-2124-5664 / filmforum-hoechst@frankfurt.de / filmforum.neues-theater.de PROGRAMM Juli 2020

PROGRAMM NOVEMBER 2008

100 Jahre Federico Fellini

Woche 30.10. - 05.11. Do. 2.7., 19.30

I Vitelloni(OmU) - Die Müßiggänger Gomorrha Matteo Garrone, It 2008, 137 Min. (OmU) 30.10., 31.10. - 18:30 Federico Fellini,IT/ 1953,05.11. 102 min. 01.11., 02.11., 03.11.,FR 04.11., - 20:30 IFr. cento Passi – 100 Schritte (OmU) 3.7., 19.30

Marco Tullio Giordana, It 2000, 112 Min. Giulietta degli spiriti - Julia und 30.10. - 20:45 die Geister (OmU) 03.11., 04.11., 05.11. - 18:30

Federico Fellini, IT/ FR 1965, 137 min.

In Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Ecuadorianischen Club Sa. 4.7., 19.00 Cunando me toque a mí (OmeU) Víctor Arregui, Ecuador 90 Leben Min. La dolce vita - Das2007, süße 31.10. - 20:45 (OmU) 01.11., 02.11. - 18:30

Federico Fellini, IT/ FR 1960, 174 min

Woche 06.11. - 12.11. Zum Gedenken an den So. 5.7.,19.00 09./10. November 1938

8 1/2 – Achteinhalb (OmU) Federico Fellini., IT/ 95 FRMin. 1963, 140 min. Britta Wauer, D 2008, Gerdas Schweigen

06.11., 08.11., 10.11. - 18:30 07.11., 09.11., 11.11., 12.11. - 20:30

Mo. 6.7., 19.30

I Vitelloni - Die–Müßiggänger Giorni e Nuvole Tage und Wolken (OmU) Silvio Soldini, It 2007, 115 Min. (OmU) 07.11., 09.11., 11.11., 12.11. - 18:30 06.11., 08.11., 10.11. - 20:30

Di. 7.7., 19.30 Giulietta degli spiriti - Julia und Kinderfilme die Geister freitags 14:30 & (OmU) sonntags 15:00

www.filmforum-höchst.de

HARRIET – DER WEG IN DIE FREIHEIT ab 9.7.2020 im Kino! © Focus Features LLC.

Mi. 8.7., 19.00

Woche 13.11. -vita 19.11. La dolce - Das süße Leben

(OmU) Lemon Tree (OmU) Eran Riklis, Israel / D / Fr. 2007, 100 Min. 13.11. - 18:30 Do. 9.7., 19.30 14.11., 15.11., 16.11., 17.11., 18.11., Giulietta 19.11. - 20:30 degli spiriti - Julia und die Geister (OmU)

Die Syrische Braut (OmU) Eran Riklis, Israel / D / Fr 2004, 96 Min. Fr 10.7., 19.00 14.11., 17.11., 18.11., 19.11 - 18:30 13.11. 20:30 vita - Das süße Leben (OmU) La dolce Eroica - Kent Nagano und das

Sa 11.7., 19.00 Orchester Deutsche Symphonie O. Becker E. Fellmann, D 2008, 52 Min. 8 1/2 –&Achteinhalb (OmU) 15.11., 16.11. - 18:30 So 12.7., Woche 20.11.19.30 - 26.11.

I Vitelloni - Die Müßiggänger Eroica - Kent Nagano und das (OmU) Deutsche Symphonie Orchester O. Becker & E. Fellmann, D 2008, 52 Min. 20.11., 22.11., 23.11. - 18:30 Mo 13.7., 19.30

Giulietta Lilja 4-ever degli spiriti - Julia und Lukas dieMoodysson, Geister (OmU) Schweden / Dänemark 2002, 109 Min. 21.11., 24.11., 25.11., 26.11. - 18:30

Di 14.7., 19.00

Le8Silence de Lorna – (OmU) 1/2 – Achteinhalb Lornas Schweigen (OmU) Jean-Pierre & Luc Dardenne, 19.00 BelMi / Fr15.7., / It 2008, 105 Min. 21.11., 22.11., vita 23.11.,- Das 24.11., 25.11., La dolce süße Leben 26.11. - 20:30

(OmU)

Anschl. Sommerpause bis 2. September.

Kinderfilme jeweils freitags um 14.30 Uhr und sonntags um 15.00 Uhr

Strandgut 07 + 08/2020

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Neu im Kino SIBYL – THERAPIE ZWECKLOS

BERLIN ALEXANDERPLATZ

von Burhan Qurbani, D/NL/F/CDN 2019, 183 Min. mit Welket Bungué, Jella Haase, Albrecht Schuch, Joachim Król, Annabelle Mandeng, Nils Verkooijen Drama

von Justine Triet, F/B 2019, 100 Min. mit Virginie Efira, Adèle Exarchopoulos, Gaspard Ulliel, Sandra Hüller, Laure Calamy, Niels Schneider Drama

WAVES ab 16.7.2020 im Kino!

Die Psychotherapeutin Sibyl beschließt, sich wieder ihrer eigentlichen Leidenschaft zu widmen: dem Schreiben. Inspiriert von ihrer neuen Patientin Margot, einer jungen Schauspielerin am Rande des Nervenzusammenbruchs, taucht Sibyl immer tiefer in deren turbulentes Leben ein, bricht alle professionellen Regeln und wird dabei mehr und mehr mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Als Sibyl an den Vulkan Stromboli reist, um Margot bei Dreharbeiten psychologisch zu unterstützen, gerät ihr Leben völlig aus den Fugen. www.alamodefilm.de

Dies ist die Geschichte von Francis (Welket Bungue), der auf der Flucht von Afrika nach Europa kentert und sich mit letzter Kraft an einen Strand der Mittelmeerkuste rettet. Dort schwort er dem lieben Gott, dass er von nun an ein guter, ein anstandiger Mensch sein will. In Berlin angekommen, ist es an ihm, seinen Schwur auch einzuhalten. Der Film gibt vor, sich an Döblins Roman anzulehnen.

HHIII LA CORDILLERA DE LOS SUENOS – DIE KORDILLERE DER TRÄUME

von Patricio Guzmán, RCH/F 2019, 84 Min. mit Jorge Baradit, Vicente Gajardo, Francisco Gazitúa, Pablo Salas Dokumentarfilm Im abschließenden dritten Teil seiner Reihe betrachtet Guzmán, der seit dem Pinochet-Putsch 1973 im Pariser Exil lebt, die Natur seiner Heimat als Sinnbild der politischen Geschichte von revolutionärer Utopie, faschistischer Diktatur und neoliberalem Raubbau an der Gesellschaft. www.realfictionfilme.de

INTO THE BEAT – DEIN HERZ TANZT

von Stefan Westerwelle, D 2020, 98 Min. mit Alexandra Pfeifer, Yalany Marschner, Trystan Pütter, Katrin Pollitt, Helen Schneider, Sonja Ewers Komödie Katya (Alexandra Pfeifer), ein herausragendes Talent, trainiert hart fürs Vortanzen bei der New York Ballet Academy und hofft auf ein Stipendium. Sie lernt eine Gruppe Streetdancer kennen und ist besonders fasziniert von dem introvertierten Marlon, einem begnadeten Hip-HopTänzer (Yalany Marschner). Er fordert sie auf, mit ihm an einer Audition der weltbekannten Street-Dance-Crew Sonic Tigers teilzunehmen. Doch ihr Vater Victor (Trystan Pütter), ein berühmter Ballett-Star, hat feste Vorstellungen für ihre Zukunft … www.wildbunch-germany.de

UNHINGED: AUSSER KONTROLLE LEIF IN CONCERT – VOL. 2

von Christian Klandt, D 2019, 101 Min. mit Luise Heyer, Klaus Manchen, Michael Klammer, Katharina Matz, Florian Bartholomäi, Gerdy Zint Drama In einer kleinen Jazzkneipe irgendwo in Deutschland hilft die bezaubernde Lene anderen Menschen, ihre Träume zu verwirklichen. In einer Welt zwischen Bühne und Bar, wo andere Gesetze gelten und jeder Teil der Familie ist. Die Menschen dort unten sind verzweifelt, vergnügt, verwirrt und verwegen und machen jede Nacht zu einer wilden Mischung aus Drama, Komödie und Musik. www.missingfilms.de

MARIE CURIE – ELEMENTE DES LEBENS (Radioactive) von Marjane Satrapi, GB 2019, 108 Min. mit Rosamund Pike, Anya Taylor-Joy, Sam Riley, Aneurin Barnard, Sian Brooke, Jonathan Aris Biopic Paris, Ende des 19. Jahrhunderts: In der akademischen Männerwelt der Sorbonne hat Marie Sklodowska (Rosamund Pike) als kompromisslose Frau einen schweren Stand. Allein der Wissenschaftler Pierre Curie (Sam Riley) ist

fasziniert von ihrer Leiderschaft und Intelligenz und wird nicht nur Maries Forschungspartner sondern auch ihr geliebter Ehemann. Für ihre bahnbrechende Entdeckung der radioaktivität erhält sie als erste Frau 1903 gemeinsam mit Pierre den Nobelpreis für Physik. Sein plötzlicher Tod erschüttert sie zutiefst, aber Marie gibt nicht auf und kämpft für ihre Forschung, deren ungeheure Auswirkungen sie nur erahnen kann. www.studiocanal.de

PANDEMIE (Gamgi) von Sung-su Kim, Südkorea 2013, 122 Min. mit Hyuk Jang, Soo Ae, Roxanne Aparicio, Jang-Su Bae, Tom Bauer, Andrew William Brand Viren-Thriller Nur 20 Kilometer von der koreanischen Metropole Seoul entfernt bricht in der Stadt Bundang ein tödliches Virus aus, das sich durch die Luft verbreitet und innerhalb von nur 36 Stunden zum Tod führt. Nach drastischen Quarantänemaßnahmen eskaliert die Lage unter den Bewohnern Bundangs. Die Ärztin Kim In-hye und der Rettungssanitäter Jigu müssen für ein Gegenmittel den Ursprung des Virus finden. Im Chaos aus Tod und Gewalt droht das Militär, auch unter dem diplomatischen Druck der USA, mit einer schrecklichen Notlösung.

© 2020 UPI

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Strandgut 07 + 08/2020

von Derrick Borte, USA 2020, 91 Min. mit Russell Crowe, Jimmi Simpson, Gabriel Bateman, Caren Pistorius Psycho-Thriller Rachel (Caren Pistorius) ist wieder mal zu spät dran und steckt im täglichen Verkehrschaos auf dem Weg zur Schule mit ihrem Sohn Kyle (Gabriel Bateman) fest, als ihr auch noch die wichtigste Klientin kündigt und der Autofahrer (Russell Crowe) vor ihr hartnäckig die grüne Ampel ignoriert. Laut hupend zieht sie an ihm vorbei und ahnt nicht, dass sie so zur Zielscheibe der geballten Wut eines Mannes wird, der nichts mehr zu verlieren hat … www.leoninedistribution.com

WAVES

von Trey Edward Shults, USA 2019, 135 Min. mit Kelvin Harrison Jr., Taylor Russell, Sterling K. Brown, Renée Elise Goldsberry, Lucas Hedges, Alexa Demie Drama Autor, Regisseur und Produzent Trey Edward Shults erzählt die bewegende Geschichte der afroamerikanischen Vorstadtfamilie Williams, die sich nach einem tragischen Ereignis wieder fangen muss. »Es ist ein Film über die Höhen und Tiefen der Liebe. Romantische Liebe, familiäre Liebe, darüber, was es bedeutet, Leidenschaft für etwas zu zeigen und was geschieht, wenn dies alles auseinanderbricht«, sagt Shults. https://upig.de

HHHII


Neu im Kino WIR ELTERN

EDISON – EIN LEBEN VOLLER LICHT

von Eric Bergkraut, Ruth Schweikert, CH 2019, 94 Min. mit Elisabeth Niederer, Eric Bergkraut, Elia Bergkraut, Ruben Bergkraut, Orell Bergkraut, Beat Schlatter Komödie

(The Current War)

WIR ELTERN ab 16.7.2020 im Kino!

Das Elternpaar Kamber-Gruber glaubt, alles richtig gemacht zu haben. Doch die 19-jährigen Zwillingssöhne fordern die Familie heraus – mit konsequenter Verweigerungshaltung. Weder Punktelisten noch Strafen beeindrucken die Brut, lässig spielen Anton und Romeo die überforderten Eltern gegeneinander aus. Als die Söhne von ihrem Großvater einen generösen Erbvorschuss als Geburtstagsgeschenk erhalten, verschärft sich das Zusammenleben weiter. Bis die Eltern auf unkonventionelle Weise die Notbremse ziehen … www.wfilm.de

von Alfonso Gomez-Rejon, USA/RUS/GB 2017, 108 Min., mit Benedict Cumberbatch, Michael Shannon, Nicholas Hoult, Tom Holland, Tuppence Middleton, Katherine Waterston Historiendrama Der geniale Erfinder Thomas Edison (Benedict Cumberbatch) steht am Ende des 19. Jahrhunderts kurz davor, einen ganzen Straßenzug in Manhattan mit elektrischem Licht zu erleuchten und über Nacht berühmt zu werden. Doch mit dem vermögenden Unternehmer George Westinghouse (Michael Shannon), der den unbekannten jungen Erfinder Nikola Tesla (Nicholas Hoult) engagiert, kommt es zum Wettkampf um die Stromversorgung Amerikas … www.leoninedistribution.com

>> 23.7.2020

OUT OF PLAY: DER WEG ZURÜCK

ALS WIR TANZTEN (And Then We Danced)

ANTON BRUCKNER – DAS VERKANNTE GENIE

von Levan Akin, GE/S/F 2019, 106 Min. mit Levan Gelbakhiani, Bachi Valishvili, Ana Javakishvili, Giorgi Tsereteli, Tamar Bukhnikashvili, Marika Gogichaishvili Drama

(Anton Bruckner – A Giant in the Making)

Merab ist Student an der Akademie des Georgischen Nationalballetts in Tiflis. Er träumt davon, professioneller Tänzer zu werden. Als Irakli neu in die Klasse kommt, sieht Merab in ihm zunächst einen ernstzunehmenden Rivalen auf den ersehnten Platz im festen Ensemble. Aus der Konkurrenz wird bald ein immer stärkeres Begehren. Doch im homophoben Umfeld der Schule, in der konservative Vorstellungen von Männlichkeit hochgehalten werden, sollten sie ihre Liebe geheim halten. www.salzgeber.de

von Reiner Moritz, D 2019, ca90 Min. mit Cornelius Obonya, Simon Rattle, Kent Nagano, Hans Haselböck, Valery Gergiev, Dokumentarfilm Die Rezeption der Musik Anton Bruckners erfolgte spät und langsam. Dies wird die erste eingehende Dokumentation über den Komponisten Anton Bruckner, die viele entstandenen Mythen und Vorurteile sprengt. Historisch bedeutende Personen wie Kent Nagano, Valery Gergiev, Philippe Jordan oder Cornelius Obonya kommen ebenso zur Sprache wie erstklassige Organisten. www.arsenalfilm.de

ARTHOUSE KINOS FRANKFURT

(The Way Back)

DREISSIG

von Simona Kostova, D 2019, 114 Min. mit Övünç Güvenýþýk, Pascal Houdus, Raha Emami Khansari, Henner Borchers, Misha Lukashuk, Kara Schröder, Drama Die sechs Freunde in Berlin sind Anfang dreißig, und ledig. Ein Schriftsteller befindet sich in einer Schreibkrise, ein beruflich Erfolgreicher will sein Leben ändern, seine Ex, eine Schauspielerin, wartet auf die große Rolle. Die jungen Freunde feiern einen Geburtstag in einer langen Nacht auf den Straßen von Neukölln. Während sie durch die Hauptstadt von einer Bar zur nächsten wandern, suchen sie nach etwas, doch das großstädtische Nachleben steht niemals still. www.dejavu-film.de

von Gavin O‘Connor, USA 2020, 108 Min. mit Ben Affleck, Janina Gavankar, Michaela Watkins, Hayes MacArthur, Da‘Vinchi, Rachael Carpani Sportdrama Jack Cunningham (Ben Affleck) hatte einmal ein Leben voller Verheißungen. In der High School war er ein Basketball-Phänomen mit einem Universitätsstipendium – bis er plötzlich aus unbekannten Gründen nicht mehr spielte. Jetzt, Jahre später, wirbelt Jack mit der Abwärtsspirale weiter hinunter und ertrinkt im Alkohol, der ihn bereits seine Ehe gekostet hat. Als er gebeten wird, die Basketballmannschaft bei seiner Alma Mater zu coachen, deren glorreiche Tage seit seinem Weggang vorbei sind, sagt er widerwillig zu … www.warnerbros.eu

ARTHOUSE KINOS FRANKFURT

Kino ist wieder da. Im Juli zeigen Harmonie und Cinéma wieder Gefühle in groß!

Für einen reibungslosen Ablauf: Tickets am besten online buchen!

WWW

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Strandgut 07 + 08/2020 ARTHOUSEKINOSFRANKFURT

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Neu im Kino

>> 6.8.2020

SCHWARZE MILCH (Khar Suu) von Uisenma Borchu, D 2020, 91 Min. mit Uisenma Borchu, Gunsmaa Tsogzol, Terbish Demberel, Franz Rogowski Drama

SCHWARZE MILCH ab 23.7.2020 im Kino!

BODY CAM

von Malik Vitthal, USA 2020, 96 Min. mit Mary J. Blige, Nat Wolff, David Zayas, Anika Noni Rose, David Warshofsky, Ian Casselberry Horrorthriller

In der mongolischen Wüste Gobi verbringen zwei Schwestern die ersten Jahre ihrer Kindheit gemeinsam, dann werden sie getrennt. Die eine wächst in Deutschland auf, während die andere in der Mongolei bleibt und dort das traditionelle Leben der Nomaden führt. Nach Jahren kommt es zu einem emotionalen Wiedersehen in der Wüste. Zwei Welten treffen aufeinander … www.alpenrepublik.eu

Zu einer Zeit, in der die Polizei von L.A. beschuldigt wird, gewalttätig gegen Bürger vorzugehen, hält Cop Kevin (Ian Casselberry) in einer regnerischen Nacht einen Van ohne Nummernschild an – und ist bald darauf tot. Nur für die Polizistin Renee (Mary J. Blige) scheint das Filmmaterial aus Kevins Body Cam sichtbar zu sein. Als weitere ähnliche Attacken passieren, versucht sie, die übernatürliche Kraft dahinter zu verstehen … www.paramountpictures.de

SEA OF SHADOWS – DER KAMPF UM DAS KOKAIN DES MEERES

von Richard Ladkani, Sean Bogle, A/AUS/D/US 2019, 104 Min.; mit Romel Eduardo Ledezma Abaroa, Rafael Pacchiano Alamán, Hector Capetillo, Andrea Crosta Dokumentarfilm Am Golf von Kalifornien bedrohen mexikanische Drogenkartelle in Kollaboration mit der chinesischen Mafia das gesamte maritime Leben der Region, inklusive das des seltenen kalifornischen Schweinswals, auch Vaquita genannt, nur um den Totoaba-Fisch zu wildern. dessen Schwimmblase in China als Heil- und Potenzmittel gilt. Ein Team aus Journalisten, Wissenschaftlern und Naturschützern hat es sich zum Ziel gesetzt, die kleinen Wale zu retten, und riskiert dafür Kopf und Kragen. www.camino-film.com

SWORD OF GOD (Krew Boga) von Bartosz Konopka, PL/B 2018, 100 Min. mit Krzysztof Pieczynski, Karol Bernacki, Wiktoria Gorodecka, Jacek Koman, Jan Bijvoet, Jeroen Perceval Historiendrama Im frühen Mittelalter kommen zwei christliche Ritter auf eine heidnische Insel. Beide wollen missionieren, allerdings mit entgegengesetzten Methoden. Der gewalttätige Willibrord (Krzysztof Pieczynski) schreckt vor keiner Grausamkeit zurück, während sein namenlos bleibender »Mitstreiter« (Karol Bernacki), ein Einsiedler, der mit seinem Orden gebrochen hat, die Kultur der fremden Menschen zu verstehen versucht. Eine finale Konfrontation zwischen den Gotteskriegern scheint unausweichlich … www.dropoutcinema.org

THE VIGIL – DIE TOTENWACHE (The Vigil) von Keith Thomas, USA 2019, 88 Min. mit Dave Davies, Menashe Lustig, Malky Goldman, Lynn Cohen Horrordrama

WHAT YOU GONNA DO WHEN THE WORLD‘S ON FIRE? von Roberto Minervini, I/F/USA 2018, 123 Min. mit Judy Hill, Dorothy Hill, Michael Nelson, Ronaldo King, Titus Turner, Ashlei King Dokumentarfilm

Junge Afro-Amerikaner werden überproportional häufig Opfer von tödlicher Polizeigewalt. Im südlichen US-Bundesstaat Louisiana haben sie noch einen weiteren Feind: den Ku-Klux-Klan, auch im 21. Jahrhundert. Als Regisseur Roberto Minervini 2017 Louisiana bereiste, um dort eine Dokumentation über die Musik der 1930er Jahre zu drehen, verwarf er angesichts der omnipräsenten Gewalt gegen Schwarze seine ursprünglichen Pläne und drehte diesen Film über den Alltag in der Schwarzen Community. https://grandfilm.de

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Strandgut 07 + 08/2020

von Tomer Eshed, D/B 2020, ca90 Min. Animationsfilm

YUMMY

von Lars Damoiseaux, B 2019, 96 Min. mit Maaike Neuville, Bart Hollanders, Benjamin Ramon, Clara Cleymans, Annick Christiaens, Eric Godon Splatterkomödie In eine heruntergekommene Schönheitsklinik in Osteuropa hat es die junge Alison (Maaike Neuville), die sich die Brüste verkleinern lassen will, samt Ehemann Michael (Bart Hollanders) verschlagen. Während Alison auf die OP wartet, streift Michael durch das Gebäude. In einem verlassenen Flügel, findet er eine junge Frau, die gefesselt und geknebelt im Bett liegt. Indem er sie befreit, löst er eine Zombie-Epidemie aus.

>> 30.7.2020 AUF DER COUCH IN TUNIS (Un Divan à Tunis) von Manele Labidi, F/TN 2019, 88 Min. mit Golshifteh Farahani, Majd Mastoura, Aïcha Ben Miled, Feriel Chamari, Hichem Yacoubi, Najoua Zouhair Komödie Die Psychologin Selma will von Frankreich in ihr Heimatland Tunesien zurückkehren, um dort eine Praxis für Psychotherapie zu eröffnen. Neben Skepsis und Widerstand erhält ihr Vorhaben auch großes Interesse. Weil die bürokratischen Mühlen langsam mahlen, empfängt Selma ihre gesprächigen Kunden auf dem Dach eines Wohnhauses in Tunis. www.prokino.de

THE KING OF STATEN ISLAND

von Judd Apatow, USA 2020, 136 Min. mit Pete Davidson, Bel Powley, Ricky Velez, Lou Wilson, Moises Arias, Carly Aquilino Tragikomödie Scott (Pete Davidson) war erst sieben Jahre alt, als sein Vater als Feuerwehrmann ums Leben kam. Jetzt ist er Mitte zwanzig, und sein Alltag besteht aus dem Konsum nicht immer legaler Substanzen, Abhängen mit ebenso verpeilten Freunden und Sex-Dates mit seiner Kindheitsfreundin Kelsey (Bel Powley). Als seine Mutter (Marisa Tomei), bei der er noch immer wohnt, sich mit einem großmäuligen Feuerwehrmann (Bill Burr) zu treffen beginnt, kommt es zu Ereignisse, die Scott zwingen, sich seiner Vergangenheit zu stellen. https://upig.de

abläuft, schmieden die Dorfbewohner einen Plan, mit dem er bleiben kann … www.mfa-film.de

HHHII Siehe Kritik

SPONGEBOB SCHWAMMKOPF: EINE SCHWAMMTASTISCHE RETTUNG von Tim Hill, ROK/USA 2020, ca90 Min. Animationsfilm

Seit SpongeBob sein Ananas-Haus in Bikini Bottom bezogen hat, weicht sein über alles geliebtes Haustier, Schnecke Gary, nicht von seiner Seite. Doch eines Tages wird SpongeBob gelbgrün vor Schreck, denn Gary ist plötzlich verschwunden. Mit seinem besten Kumpel Patrick macht er sich auf nach Atlantic City, einer versunkenen Stadt im Meer, wo er Gary im Schloss des undurchsichtigen Bösewichts König Poseidon vermutet. www.paramountpictures.de

WELTREISE MIT BUDDHA von Jesco Puluj, D 2020, 83 Min. Dokumentarfilm

Dokumentarfilm über die unterschiedlichen Ausprägungen des Buddhismus in verschiedenen Teilen der Welt. In Thailand trifft der Filmemacher auf einen Kanadier, der als buddhistischer Mönch in den Bergen lebt. Weitere Stationen sind Japan, China, Nepal und Afrika. Im Mittelpunkt steht die Frage, was die Essenz des Buddhismus ist und was das Mönch-Sein für die Menschen so reizvoll und befriedigend macht. https://happy-entertainment.de

Der junge Silberdrache Lung möchte sich nicht mehr im Dschungel verstecken und der älteren Generation beweisen, dass er ein richtiger Drache ist. Als der letzte Rückzugsort seiner Familie bedroht ist, macht er sich mit Koboldmädchen Schwefelfell auf, um den »Saum des Himmels« finden, den geheimnisvollen Zufluchtsort der Drachen. Sie begegnen Ben, einem Waisenjungen und Streuner, der sich als Drachenreiter ausgibt. Doch das ungleiche Trio muss lernen, an einem Strang zu ziehen … www.constantin-film.de

DREIVIERTELBLUT – WELTRAUMTOURISTEN

von Marcus H. Rosenmüller u. Johannes Kaltenhauser, D 2020, 93 Min. Dokumentarfilm Als Nebenprojekt des Filmkomponisten Gerd Baumann und des Bananafishbones-Frontmanns Sebastian Horn ist die Band Dreiviertelblut 2012 entstanden. Mit ihrer HeimatsoundFormation füllten sie schnell ganze Konzertsäle. Angewachsen zur siebenköpfigen Band, präsentieren Dreiviertelblut ihr drittes Album »Diskothek Maria Elend« live im Circus Krone. Während der Dreharbeiten zu diesem Dokumentarfilm entstand auch ein Konzertfilm. https://www.suedkino.de

THE EMPTY MAN

von David Prior, USA 2020, ca100 Min. mit Stephen Root, Joel Courtney, Rasneet Kaur, Aaron Poole, Robert Aramayo, Evan Jonigkeit, Mystery-Thriller Ein ehemaliger Polizist macht sich auf die Suche nach einem verschwundenen Mädchen. Allerdings hat er dabei auch mit seinen ganz eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen. Er stößt schließlich auf eine geheime Gruppe, die versucht, eine furchterregende übernatürliche Macht zu beschwören … https://disney.de

© 2020 Universal Studios

Der junge Yakov (Dave Davis) möchte die strenge chassidische Gemeinde in Brooklyn am liebsten verlassen, weil er seinen Glauben verloren hat. Aus Geldnot stimmt er widerwillig dem Angebot des Rabbiners zu, die nächtliche Totenwache für ein verstorbenes Gemeindemitglied zu übernehmen. In einer Nacht des surrealen Schreckens bedroht ihn bei dieser Aufgabe ein furchteinflößender »Mazik«, der Totengeist im jüdischen Volksglauben … www.wildbunch-germany.de

DRACHENREITER

MASTER CHENG IN POHJANJOKI (Mestari Cheng) von Mika Kaurismäki, FIN/CHN/GB 2019, 114 Min. mit Anna-Maija Toukko, Pak Hon Chu, Lucas Hsuan, Kari Väänänen, Vesa-Matti Loir, Komödie Auf der Suche nach einem alten Freund reist der chinesische Koch Cheng in ein abgelegenes Dorf in Lappland. Bei der Ankunft scheint niemand im Dorf seinen Freund zu kennen. Die Cafébesitzerin Sirkka bietet Cheng eine Unterkunft an, wofür er ihr in der Küche hilft. So kommen die Einheimischen bald in den Genuss der chinesischen Küche, und als sein Touristenvisum

THE KING OF STATEN ISLAND ab 30.7.2020 im Kino!


Neu im Kino

GIRAFFE ab 6.8.2020 im Kino!

GIRAFFE

von Anna Sofie Hartmann, D/DK 2019, 87 Min. mit Lisa Loven Kongsli, Maren Eggert, Jakub Gierszal, Mariusz Feldman, Przemyslaw Mazurek, Janusz Chojnacki, Drama Ein besonderer dänischer Sommer: Ein Tunnel soll gebaut werden, um Dänemark und Deutschland zu verbinden. Die Ethnologin Dara dokumentiert die zum Abriss bestimmten Häuser. Der junge Pole Lucek und seine Kollegen bereiten die Baustelle vor. Käthe arbeitet auf der Fähre, die überflüssig werden wird. Birte und Leif verlassen ihr über Generation vererbtes Haus. Agnes‘ Leben spiegelt sich in ihren Tagebucheinträgen, ihren Sammlerstücken und den Wänden ihres Hauses, das bald abgerissen wird. https://grandfilm.de

IRRESISTIBLE

von Jon Stewart, USA 2020, 101 Min. mit Steve Carell, Rose Byrne, Chris Cooper, Brent Sexton, Will Sasso, C.J. Wilson Polit-Komödie Der demokratische Berater Gary Zimmer (Steve Carrell) hilft dem ehemaligen Marine-Oberst Jack Hastings (Chris Cooper), in einer kleinen konservativen Stadt in Wisconsin für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. https://upig.de

SEIN – GESUND, BEWUSST, LEBENDIG von Bernhard Koch, D 2020, 90 Min. Dokumentarfilm

Ein Film über das Projekt einer Selbstheilung und zugleich eine Anleitung. Fünf Menschen ändern ihren Lebensstil. Ranja praktiziert Yoga, Stephan entdeckt die Kraft der Heil- und Wildkräuter, und Mona wird schmerzfrei durch vegane Ernährung. Dominique findet Lebenskraft durch Sport und Bewegung und Chris durch Meditation. Alle begeben sich auf die Reise zum eigenen Sein.

VATERSLAND

von Petra Seeger, D/LUX 2019, 117 Min. mit Margarita Broich, Felizia Trube, Momo Beier, Stella Holzapfel, Bernhard Schütz, Matti Schmidt-Schaller Drama Die 48-jährige Filmemacherin Marie steckt in der Krise. »Schreib doch ein neues Drehbuch!«, rät ihr der Ehemann. Als eines Morgens eine Kiste voller Fotos und Filmaufnahmen aus ihrer Kindheit und Jugend vor der Tür steht, begibt sich Marie auf eine emotionale Zeitreise in die 50er- und 60er-Jahre. www.wfilm.de

WIR BEIDE (Deux) von Filippo Meneghetti, F/LUX/B 2019, 95 Min. mit Barbara Sukowa, Martine Chevallier, Léa Drucker, Muriel Benazeraf, Jérôme Varanfrain Tragikomödie Nina und Madeleine sind für ihre Bekannten nur zwei freundliche Nachbarinnen. Doch insgeheim sind die beiden ein Paar. Ihr großer Traum ist es, nach Rom zu ziehen und ihr restliches

Leben miteinander zu verbringen. Doch Madeleine will ihre Familie, für die sie eine trauernde Witwe ist, nicht vor den Kopf stoßen. Doch dann passiert etwas, und Nina muss alles tun, um zu Madeleine durchzudringen. www.weltkino.de

>> 13.8.2020 AUSGRISSN! (In der Lederhosn nach Las Vegas) von Julian Wittmann, D 2020, ca90 Min. mit Monika Gruber, Hans Stadlbauer,, Winfried Frey, Angelika Sedlmeier, Arnd Schimkat, Thomas & Julian Wittmann Dokumentarfilm

Auf der Suche nach der Freiheit starteten am 25. August 2018 zwei Brüder in Lederhose von ihrem bayerischen Bergdorf nach Las Vegas - auf ihren Zündapp-Mopeds. Der Film dokumentiert ihre Reise vom Münchner Hofbräuhaus zur »Famous German Beer Hall« in Las Vegas. www.ausgrissn.de

KAISERSCHMARRNDRAMA

von Ed Herzog, D 2020, ca100 Min. mit Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Enzi Fuchs, Eisi Gulp, Sigi Zimmerschied Krimikomödie Im Wald von Niederkaltenkirchen liegt eine entblößte Frauenleiche. Bei der Dame handelt es sich um Mona, die Schwester des Pfarrers aus dem Nachbardorf, die erst kürzlich hierher gezogen ist. Ihr Geld verdiente sie mit Online-Stripshows, zu ihren Kunden gehörten neben Simmerl auch Flötzinger und Leopold. Doch könnte einer von ihnen tatsächlich der Täter sein? fragt sich Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel). www.constantin-film.de/kino/kaiserschmarrndrama

KOKON

von Leonie Krippendorff, D 2020, 94 Min. mit Lena Urzendowsky, Jella Haase, Lena Klenke, Elina Vildanova, Anja Schneider Drama Im Berliner Jahrhundertsommer bahnt sich die 14-jährige Nora ihren Weg durchs Erwachsenwerden rund um das Kottbusser Tor. Sie bekommt zum ersten Mal die Periode, entdeckt ihre Liebe für andere Mädchen und lernt die wilde Romy kennen. Nora traut sich endlich, Wege abseits der Clique ihrer älteren Schwester Jule zu gehen. Doch wie kann Nora ihren Blick für all diese Schönheit bewahren, nachdem ihr zum ersten Mal das Herz gebrochen wurde? www.salzgeber.de

DER LETZTE MIETER

von Gregor Erler, D 2018, 97 Min. mit Matthias Ziesing, Pegah Ferydoni, Moritz Heidelbach, Thilo Prothmann, Tom Keune, Mignon Remé Thriller Gentrifizierung in Berlin. Räumungstag im letzten unsanierten Haus der frisch herausgeputzten Wohngegend. Nur Dietmar (Wolfgang Packhäuser) weigert sich auszuziehen. Sein

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Neu im Kino WEGE DES LEBENS – THE ROADS NOT TAKEN

TENET ab 13.8.2020 im Kino!

von Sally Potter, GB/S/USA 2020, 85 Min. mit Javier Bardem, Elle Fanning, Branka Katic, Salma Hayek, Dimitri Andreas, Katia Mullova-Brind Drama 24 Stunden im Leben von Leo (Javier Bardem) und dessen Tochter Molly (Elle Fanning), die im stressigen New York mit dem zunehmend kritischen mentalen Zustand ihres alleinstehenden Vaters kämpft. Leo verliert sich in zwei Lebensrealitäten: Die leidenschaftliche Ehe mit seiner Jugendliebe Dolores (Salma Hayek) in Mexiko und ein Leben in Einsamkeit auf einer abgelegenen griechischen Insel, wo zwei junge Touristinnen seine schmerzlichen Einsichten ans Licht bringen. https://upig.de © Warner Bros. Melinda Sue Gordon

>> 20.8.2020 THE CLIMB

Sohn Tobias (Matthias Ziesing) versucht, ihn zum Umzug in eine Sozialwohnung zu bewegen. Die gereizte Stimmung zwischen den beiden und dem scheinbar zufällig anwesenden Makler des Hauses (Moritz Heidelbach) spitzt sich zu. Als plötzlich die junge Polizistin Shirin (Pegah Ferydoni) in der Tür steht, eskaliert die Situation … www.dualfilmverleih.de

MAX UND DIE WILDE 7

von Winfried Oelsner, D 2020, 95 Min. mit Jona Eisenblätter, Uschi Glas, Günther Maria Halmer, Thomas Thieme, Alwara Höfels, Nina Petri Komödie Die zum Altenheim umgewandelte Burg Geroldseck ist das neue Zuhause von dem neunjährigen Max (Jona Eisenblätter) und seiner Mutter (Alwara Höfels), die dort als Altenpflegerin arbeitet. Der vom plötzlichen Verschwinden seines Vaters und dem Mobbing an seiner alten Schule schwer mitgenommene Max findet unter den Altenheimbewohnern bald Freunde, die Wilde 7. Doch ein mysteriöser Dieb stiehlt tagsüber die Wertgegenstände aus den Zimmern der Alten … www.leoninedistribution.com

NUR EIN AUGENBLICK

von Randa Chahoud, D/GB 2019, 108 Min. mit Mehdi Meskar, Emily Cox, Jonas Nay, Amira Ghazalla, Husam Chadat, Marwan Moussa Drama Der junge Syrer Karim und seine schwangere Freundin Lilly leben in Hamburg ein sorgenfreies Studentenleben. Als Karims geliebter Bruder Yassir in Syrien in ein Foltergefängnis verschleppt wird und Karim beschließt, Yassir aus dem Kriegsgebiet zu retten, bleibt Lilly besorgt und zunehmend verzweifelt zurück. Ein Teufelskreis der Gewalt beginnt … www.farbfilm-verleih.de

THE SECRET – DAS GEHEIMNIS

TENET

von Christopher Nolan, GB/USA 2020, ca120 Min. mit John David Washington, Robert Pattinson, Elizabeth Debicki, Aaron Taylor-Johnson, Clémence Poésie, Michael Caine Science-Fiction-Action Die Welt steht kurz vor dem Kollaps. Deshalb wird ein Agent (John David Washington) rekrutiert, der den 3. Weltkrieg verhindern soll. Diesmal geht es nicht um eine nukleare Bedrohung, sondern es muss eine Person gestoppt werden, die die Fähigkeit besitzt, die Zeit zu manipulieren. Als Waffe steht nur ein Wort zur Verfügung: Tenet. Mit Spannung erwartetes neues Werk von Chris Nolan (»Memento«, »Inception« u.v.m.). www.warnerbros.de

IL TRADITORE – ALS KRONZEUGE GEGEN DIE COSA NOSTRA (Il traditore) von Marco Bellocchio, I/F/D/BRA 2019, 140 Min. mit Pierfrancesco Favino, Maria Fernanda Candido, Luigi Lo Cascio, Fausto Russo Ales, Nicola Calì, Fabrizio Ferracane Mafiadrama In den frühen 1980er Jahren erreichen die Machtkämpfe zwischen den Paten der sizilianischen Mafia ihren Höhepunkt. Während sich Tommaso Buscetta, das angesehene Mitglied der Cosa Nostra, nach Brasilien abgesetzt hat, wüten in seiner Heimat die Fehden zwischen den Clans. Dabei werden Buscettas Vertraute einer nach dem anderen umgebracht. Als er verhaftet und nach Italien ausgeliefert wird, trifft Buscetta eine Entscheidung, die die Mafia erschüttert: Vor dem Richter Falcone bricht er sein Schweigegelübde … www.pandora.de

HHHHI Filmtip Siehe Kritik

von Michael Angelo Covino, USA 2019, 97 Min. mit Kyle Marvin, Michael Angelo Covino, Gayle Rankin, Talia Balsam, George Wendt, Judith Godrèche Tragikomödie Kyle und Mike sind beste Freunde, die sich überaus nahestehen – bis Mike mit Kyles Verlobter schläft. Und das kurz vor der geplanten Hochzeit. Ein Buddy-Movie über eine sehr turbulente Männerfreundschaft, die sich seit Jahren zwischen Freude, Herzschmerz, Wut und Versöhnung bewegt. www.prokino.de

CODY – WIE EIN HUND DIE WELT VERÄNDERT (Cody – The dog days are over) von Martin Skalsky, CH 2019, 90 Min. Dokumentarfilm Eine Schweizer Familie nimmt einen ehemaligen Straßenhund aus Rumänien auf. Er bekommt den Namen Cody und wird schnell zu einem vollwertigen Familienmitglied . Bald wollen die Schweizer mehr über Codys Vergangenheit erfahren und fahren nach Rumänien. Der Film schildert die Konflikte, die bei der Adoption von Straßenhunden und dem Versuch, alle Wesen fair zu behandeln, aufkommen können. www.filmweltverleih.de

MULAN (3D)

von Niki Caro, USA 2020, ca120 Min. mit Yifei Liu, Donnie Yen, Jet Li, Li Gong, Jason Scott Lee, Yoson An, Abenteuerfilm Huan Mulan (Liu Yifei), die älteste Tochter eines geehrten Kriegers, ist temperamentvoll, zielstrebig und sehr schnell. Als der Kaiser ein Dekret erlässt, dass ein Mann pro Familie in der kaiserlichen Armee dienen muss, tritt sie ein, um den Platz ihres kranken Vaters als Hua Jun einzunehmen und wird eine von Chinas größten Kriegerinnen aller Zeiten. https://disney.de

(The Secret: Dare to Dream) von Andy Tennant, USA 2020, 107 Min. mit Katie Holmes, Josh Lucas, Celia Weston, Jerry O’Connell, Sarah Hoffmeister, Aidan Pierce Brennan Drama

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von Aritz Moreno, E 2019, 106 Min. mit Luis Tosar, Pilar Castro, Ernesto Alterio, Javier Botet, Quim Gutiérrez, Belén Cuesta Krimikomödie Die Verlegerin Helga Pato wird während einer Zugfahrt von dem Psychiater Ángel Sanagustin angesprochen. Er erzählt ihr seine Lebensgeschichte und besonders von dem Patienten, der als Soldat im Krieg einer Ärztin begegnete, die ein Kinderkrankenhaus unter den widrigsten Umständen erhalten möchte. Helga Pato wird in immer tiefere Schichten der Erzählung hineingezogen, die zugleich auch ihre eigene Zukunft bestimmen wird. www.neuevisionen.de

DIE RÜDEN

von Connie Walther, D 2018, 107 Min. mit Nadin Matthews, Ibrahim Al-Khalil, Konstantin Philippe Benedikt, Ali Khalil, Marcel Andrée, Sabine Winterfeldt Sozialstudie In einer Arena aus dunklem, vernarbtem Beton treffen vier junge Gewaltstraftäter auf drei bedrohliche Hunde. Testosteron pur also, wäre da nicht Lu, die angstfreie, hochkonzentrierte Hundetrainerin. Lu siedelt ihr riskantes und von den Autoritäten misstrauisch überwachtes Projekt jenseits der Fragen nach Täter und Opfer, Schuld und Sühne an. https://dierueden-derfilm.de

SCHLINGENSIEF – IN DAS SCHWEIGEN HINEINSCHREIEN von Bettina Böhler, D 2020, 124 Min. mit Christoph Schlingensief, Margit Carstensen, Udo Kier, Helge Schneider, Dietrich Kuhlbrod, Alfred Edel Dokumentarfilm

Über zwei Jahrzehnte hat Regisseur Christoph Schlingensief den kulturellen und politischen Diskurs in Deutschland mitgeprägt. Der Film porträtiert den Ausnahmekünstler, der 2010 im Alter von nur 49 Jahren starb, in seiner gesamten Bandbreite – vom pubertierenden Filmemacher über den Bühnenrevoluzzer von Berlin und Bayreuth bis hin zum Bestsellerautor, der kurz vor seinem Tod die Einladung erhält, den Deutschen Pavillon in Venedig zu gestalten. www.weltkino.de

SEBASTIAN SPRINGT ÜBER GELÄNDER

von Ceylan Ataman-Checa, D 2020, 70 Min. mit Joseph Peschko, Finn Freyer, Ambar de la Horra, Frederieke Morgenroth, Andreas Sigrist, Frederik Reents Drama Sebastian wächst in Hannover auf. Als Sohn einer allein erziehenden Mutter lernt er bereits als Kind, früh auf sich alleine gestellt zu sein. Mit seiner Jugendliebe Betty begegnet ihm ein anderes Familienkonstrukt, das eine sehr große Anziehungskraft auf ihn ausübt. Als junger Mann stellt sich für ihn die Frage, was von Kindheitsträumen übrig bleibt, wenn man erwachsen wird. www.dejavu-film.de

von Benh Zeitlin, USA 2020, 111 Min. mit Devin France, Yashua Mack, Gage Naquin, Gavin Naquin, Ahmad Cage, Krzysztof Meyn Fantasy-Drama Das junge Mädchen Wendy (Devin France) wird in ein verborgenes Ökosystem verschleppt. Dort kämpfen zwei verfeindete Stämme um eine mysteriöse, pollenähnliche Substanz, die es ermöglicht, die Verbindung zwischen dem Alter und der Zeit zu lösen. Sie trifft einen fröhlichen und leichtsinnigen Jungen, mit dem sie durch die Zeit, hinein in ihre Jugend und wieder herausspringt, während um sie herum das System sich langsam seiner Zerstörung nähert. https://disney.de

IL TRADITORE – ALS KRONZEUGE GEGEN DIE COSA NOSTRA ab 13.8.2020 im Kino!

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(Ventajas de viajar en tren)

WENDY

Miranda Wells (Katie Holmes), die alleinerziehende Mutter von drei Kindern, befindet sich permanent in Geldnöten, seitdem ihr Mann bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Während eines Hurrikans kracht auch noch ein Ast durch das Dach ihres Hauses. Aber mit dem hilfsbereiten Bray Johnson (Josh Lucas) scheint sich das Blatt zu wenden. Doch was hat es mit dem rätselhaften Umschlag auf sich, der Bray Johnson ursprünglich zu Miranda geführt hat? Der neu gewonnene Lebensmut und das wiederkehrende Glück der Familie Wells scheint erneut gefährdet … www.wildbunch-germany.de

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DIE OBSKUREN GESCHICHTEN EINES ZUGREISENDEN


Film DFF – DEUTSCHES FILMINSTITUT & FILMMUSEUM KINOPROGRAMM JULI 2020 HOMMAGE AN ANNA KARINA UND MICHEL PICCOLI

01 04 05 08 10 11 17 18 19 22 30

MI 18:00

VIVRE SA VIE FR 1962 Jean-Luc Godard OmU

SA 18:00

LE MÉPRIS FR/IT 1963 Jean-Luc Godard OmU

SO 20:30

VIVRE SA VIE FR 1962 Jean-Luc Godard OmU

MI 18:00

DE L’AMOUR FR/IT 1964 Jean Aurel OmU

FR 20:30

LE MÉPRIS FR/IT 1963 Jean-Luc Godard OmU

SA 18:00

DE L’AMOUR FR/IT 1964 Jean Aurel OmU

FR 18:00

L‘ÉTRANGER IT/FR/DZ 1967 LUCHINO VISCONTI OmeU

SA 18:00

THEMROC FR 1973 Claude Faraldo o. D.

SO 20:30

L’ÉTRANGER IT/FR/DZ 1967 LUCHINO VISCONTI OmeU

MI 18:00

LA BELLE NOISEUSE FR 1991 Jacques Rivette OmU

DO 20:30

THEMROC FR 1973 Claude Faraldo o. D.

ELFI MIKESCH

07 14 21 31

DI 18:00

ICH DENKE OFT AN HAWAII … BRD 1978 Elfi Mikesch

DI 18:00

DIE JUNGFRAUENMASCHINE BRD 1988 Monika Treut

DI 18:00

DER ROSENKÖNIG BRD 1986 Werner Schroeter

FR 18:00

ÜBERLEBEN IN NEUKÖLLN DE 2017 Rosa von Praunheim

WEITERE REIHEN JULI 2020 RAINER WERNER FASSBINDER GOEAST-SYMPOSIUM: FILMERBE DER UMBRUCHSZEIT KLAUS WYBORNY ZUM 75. GEBURTSTAG WAS TUT SICH – IM DEUTSCHEN FILM? CHRISTIAN KLANDT ZU GAST IM DFF VORSCHAU AUGUST 2020 NIPPON RETRO: TOKIO IM FILM GOEAST: PORTRAIT RADU JUDE ELVIS PRESLEY THE SOUND OF DISNEY Gesamtes Programm WWW.DFF.FILM

DEUTSCHES FILMINSTITUT FILMMUSEUM

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TANZ

»Startbahn« © DeDa Productions

Bauch, Beine, Po und Lohengrin Tanzmainz zeigt »Extra Time«, Hessisches Staatsballett »Startbahn I + II« in Darmstadt Ein reines Corona-Stück sollte es nicht werden. Auch wenn »Extra Time« während der virusbedingten Einschränkungen entstand. Honne Dohrmann, der Direktor von Tanzmainz, kann sich gut vorstellen, dass die einstündige Choreografie des Franzosen Pierre Rigal zwei, drei Jahre im Repertoire des Staatstheater-Ensembles verbleibt, ohne dass man sie direkt mit der Krise verbindet. Eigentlich weilte der Ballettschöpfer aus Toulouse in Mainz, um die Uraufführung von »Welcome Everybody« vorzubereiten. Als es plötzlich verboten war, im Probenraum miteinander zu arbeiten, und jeder sich in die eigenen Wände zurückzog, beschloss Rigal, trotzdem zu bleiben. Wie überall, wo Covid-19 grassierte, hielten die Mainzer Tänzerinnen und Tänzer sich zu Hause fit. Inspiriert von dieser ganz besonderen Zeit, entwickelte Rigal nach der Rückkehr in den Ballettsaal sein Zusatzwerk. Die Auflagen erlaubten es noch nicht, den Ursprungsplan zu vollenden. Spannend ist, dass daraus etwas ganz anderes entstand, als etwa auf der anderen Seite des Rheins, in Wiesbaden. Dort verfolgte das Hessische Staatsballett wie geplant das Projekt »Startbahn«, bei dem die Ensemblemitglieder selbst Choreografien erschaffen und mit ihren Kollegen einüben. In OnlineGesprächen während und nach der Isolation vermittelten sie öffentlich ihre damit verbundenen individuellen Intentionen. So konnten

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Zuhörer den Künstlern und ihren Gedanken näher denn je kommen und mitverfolgen, wie sich die Umsetzung der ursprünglichen Ideen durch die verordnete Distanz von anfangs sechs Metern zwischen den Tänzern veränderte. Der zweiteilige Wiesbadener Abend – der nun nach Darmstadt kommt – ist vielfältig, intensiv und keineswegs nur von Einzelvorträgen geprägt. Tänzer, die zusammen wohnen, dürfen sich sogar berühren. Sehr auffällig ist das bei Daniel Myers »The Circle«, wenn

Ramon John und Masayoshi Katori sich in Karo-Schottenröckchen zu Kompositionen von Erik Satie aneinander schmiegen und Kristin Bjerkestrand sich auf witzige und geschickte Art zurückhält. Katori selbst schafft es als Schöpfer sogar, in »Prelude to Act 1« zu Richard Wagners »Lohengrin«-Ouvertüre ein Sextett auf die Bühne zu bringen, in dem sich die Tänzer nie zu nahe kommen und trotzdem nicht limitiert wirken. Zwischen den insgesamt zwölf Auftritten (à 3 bis 5 Minuten) sorgen Videoschnipsel,

die während der Abgeschnittenheit gefilmt wurden, für Heiterkeit oder Entspannung. Die aus den unterschiedlichsten Ländern stammenden Tänzer widmen sich der Bewegungsthematik darin auf neue Art, indem sie einander Zungenbrecher vorgeben oder natürliche Schwingungen in ihrer Umgebung in den Fokus nehmen. In Mainz ist derweil ein aus Soli, Duetten und Trios zusammengesetzter Einteiler zu erleben, der auch eine Zeitreise in die 80er-Jahre darstellen könnte. In knallbunter Trainingskleidung, die an Jane Fondas Aerobic-Trend erinnert, zappeln neun Tänzerinnen und Tänzer zwischen herunterhängenden geometrischen Elementen herum. Die Isolation tritt nicht nur durch unvollendete Gesten wie verweigerte Handschläge hervor. Die Körper spiegeln sie auch wider, indem sich einzelne Teilglieder mit beeindruckende Präzision wie von selbst oder fremdgesteuert beugen und strecken. »Bauch, Beine, Po« vor dem Fernseher hat bei vielen das Homeoffice geprägt. Der Sport liegt dem ehemaligen Hürdenläufer Rigal aber sowieso im Blut. Das poppige LustSpiel eignet sich so nicht minder als die Wiesbadener Kunst-Stückchen für eine von Corona abgelöste Existenz. Katja Sturm Termine Extratime (Mainz): 4. Juli, 19.30 Uhr; 5. Juli, 18 Uhr www.staatstheater-mainz.com Termine Startbahn I (Darmstadt): 3., 10. Juli, 17 Uhr; 4., 11. Juli, 20 Uhr, Termine Startbahn II (Darmstadt) 3., 10. Juli, 20 Uhr; 4., 11. Juli, 17 Uhr www.staatstheater-darmstadt.de

»ExtraTime« © Andreas Etter


Theater

© Bato Prosic

Was für tolle Theater! Und so geht es der Theaterperipherie

Durch ein Versehen ging der Beitrag des Bockenheimer Ensembles zu unserer Theaterumfrage bei der Fertigstellung der vergangenen Nr. 500 verloren. Mit der Bitte um Entschuldigung liefern wir den eigens aktualisierten Text von Ute Bansemir und Lisa Deniz Preugschat.

Gegen das Alleinegefühl Für theaterperipherie hatte schon mit den rassistischen Morden in Hanau am 19.2.2020 ein Ausnahmezustand begonnen. Zwei Tage danach stand das Stück »ISSA VERSUS ILLEGAL« auf dem Programm, in dem es um die tödlichen Auswirkungen von strukturellem Rassismus geht. Es gab Überlegungen, die Vorstellung abzusagen, aber die Darstellerin wollte »jetzt erst recht« spielen. Mitten im Stück entschied sie sich dann doch, zu unterbrechen, und hielt eine Rede, auf die das Publikum vor allem mit Tränen reagierte. Es entstand die Idee einer »Nicht allein nach #Hanau«-Veranstaltung, weil der Bedarf – bei uns wie bei vielen anderen – echt da war und ist. Aus Gründen der Sicherheit mussten wir uns allerdings fragen, ob wir die Veranstaltung öffentlich oder nur intern bewerben, für alle oder nur für eine begrenzte Besucher*innenzahl. Und wir überlegten, ob wir ausnahmsweise einen Sicherheitsdienst beauftragen sollten. Wir hatten Angst. Dann wurden am 13. März alle Theater geschlossen: ein zweiter Ausnahmezustand schob sich vor den ersten, der zwar noch genauso da, nur öffentlich fast verschwunden ist, und für den wir plötzlich

keinen Raum mehr in unserem Theater hatten. Jetzt ist der Theaterbetrieb unter Auflagen wieder möglich. Unser erster Gedanke war: Sofort öffnen! Wegen der Corona-Hygienemaßnahmen mussten wir erneut über die Begrenzung der Zuschauer*innenzahl nachdenken, nur unter anderen Vorzeichen: Wir dürfen nur knapp 20 Gäste empfangen und brauchen Personal, das die Einhaltung der Richtlinien überwacht. Erneut Fragen nach Schutz und Verantwortung. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Veranstaltung zu den Anschlägen in Hanau, wie auch alle anderen Stücke, in die nächste Spielzeit zu verschieben. Mit Mundschutz, Abstandsregeln, begrenzter Besucher*innenzahl und Anwesenheitsliste über Hanau zu reden, erschien uns besonders verkehrt. Und jetzt? Eigentlich finden wir ja, dass digitale Alternativ-Formate nicht zu theaterperipherie passen, weil unser Theater durch die Arbeit mit überwiegend Laiendarsteller*innen vielleicht noch mehr als bei anderen Theatern auf Unmittelbarkeit und einem gemeinsamen Erlebnis beruht. Um das Alleinegefühl bis zur »Nicht allein nach #Hanau«Veranstaltung zumindest etwas zu überbrücken, werden wir aber klei-

ne Beiträge von Freund*innen von theaterperipherie in den sozialen Medien posten. Auch die »tanz und theater machen stark«-Premiere von »BESHIR IM BLÄTTERLAND« setzen wir digital um, einfach, weil die jugendlichen Darsteller*innen die Schnauze voll haben von Corona und nicht länger warten wollen. Im August können wir zum Glück schon »moved. BEWEGT. déplacé. (K)ein Spaziergang in Schwarzweiß« zeigen, weil es im Rahmen des Implantieren Festival von Anfang an für den öffentlichen Raum geplant war. Hier geht es um Gedanken und Ängste von Perfomer*innen, die schon vor Corona aufgrund rassistischer und sexistischer Diskriminierungsstrukturen mit begrenztem Bewegungsfreiraum konfrontiert waren. Wir hoffen, dass im September ohne Hygienemaßnahmen öffnen können. Sonst eben mit! Die Probenvorbereitungen laufen auf Hochtouren. Da sind die SUPERGRRRLS II, die vor sieben Jahren Premiere feierten und in fast Original-Besetzung und Team in einem zweiten Teil mit gewachsener Lebenserfahrung fragen, was von Bäm, Aufs Maul und Revolution! übrig bleibt – angesichts der Einsicht, dass sich nicht jedes Hindernis einfach wegschreien und kaputtschlagen lässt.

Und seit März wartet die erste Zusammenarbeit mit dem Berliner Kollektiv Passage Zustand, in der wir mit »TATTOOS OF TEARS« eine Inszenierung zu »toxischen Männlichkeiten« umsetzen werden – über Pornos, kollektives Wichsen, Rassismus, Rap, Rape Culture, BroCodes, Tränen und Softe Boys. In unserem Ensemble gibt es seit Monaten vermehrt traurige, wütende, aber auch sehr analytische Gespräche zu den erschreckenden gesellschaftlichen Entwicklungen. Diese Gespräche nehmen wir jetzt als Grundlage für unser Eröffnungsstück im Herbst: ein großangelegtes Projekt zum Thema Rassismus – warum er alle angeht und wie sich ihm begegnen lässt – in das Spieler*innen aus zwölf Jahren theaterperipherie involviert sein werden. Denn die Themen unserer Stücke sind keine anderen als vor Corona, sie sind jetzt nur für mehr Menschen SICHTBAR! Ute Bansemir Lisa Deniz Preugschat www.theaterperipherie.de

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Theater © Uwe Dettmar

© Sommerwerft

Limited Edition am Main Die 19. Sommerwerft (24.7. bis 9.8.) fällt mit »Frame Games« aus dem gewohnten Rahmen

Von Faust bis zum Sommernachtstraum Die Dramatische Bühne zeigt 15 verschiedene Stücke beim Freilichtfestival vom 17. Juli bis 30. August Fit und gesund, das sollte schon sein, wer das nun endlich genehmigte Freilichtfestival der Dramatischen Bühne im Frankfurter Grüneburgpark besucht. Wenigstens körperlich. Was den Geisteszustand angeht scheint Thorsten Morawietz weniger streng und lässt gewiss auch mal vier gerade sein. So jedenfalls darf sein Besuchsaufruf auf Facebook verstanden werden, der in diesem Jahr mehr denn je ein Appell an die Unterstützungsbereitschaft seiner Besucher ist. Schließlich wagt sich die Dramatische Bühne weit vor ins Ungewisse mit ihrem Entschluss, das Festival trotz alledem und alledem zu realisieren. Um die Mindereinnahmen, mit denen von Beginn an kalkuliert werden muss, abzumildern, hat die Gruppe eine Fundraising über Startnext initiiert. Spenden Leute, wem, wenn nicht diesen?! An exakt 45 pausenlosen Tagen gibt es vom 17. Juli an insgesamt 15 verschiedene Stücke zu sehen. Nicht ganz so viel, wie sonst, aber trotzdem ein Bravourstück, denn es geht auch nicht so lang wie in früheren Jahren für die Text- und Spielmaschinen des Ensembles – wunderbare Schauspieler*innen allesamt. Eröffnet wird dem Anlass gemäß

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würdig und in großem Stil mit Goethes »Faust«, das zu den Bravourstücken des Ensembles zählt und sechs Mal zu sehen ist, öfter als fast jedes andere Stück. Nur die großartige Romanadaption von Patrick Süskinds »Das Parfum« kommt auf gleich viel Aufführungen. Nicht auszuschließen ist, dass der Autor dieser Zeilen sich ein fünftes Mal »Die Leiden des jungen Werther« anschaut, ganz sicher sitzt er bei der im Januar uraufgeführten Inszenierung von Oscar Wildes Meistererzählung »Dorian Gray« wieder im Publikum. Auch Schillers »Don Juan« steht auf der Liste, und er wird sich wieder der Frauen erwehren müssen, »Macbeth«, »Der Spieler«, »Cyrano de Bergerac« – eine illustre Sammlung tut sich da auf – bis hin zum Meister Zettel in Shakespeares »Sommernachtstraum«, dem nicht minder würdigen Finale des Spektakels. Bitte merken: Von Montag bis Freitag starten die Stücke um 20.15 Uhr, von Freitag bis Sonntag eine halbe Stunde später um 20.45 Uhr. gt www.diedramatischebuehne.de www.startnext.com/freilichtfestival-2020

Ganz so ereignisarm wird der Theatersommer nun doch nicht. Einige der freien Bühnen haben die Saison mit einzelnen Aufführungen verlängert. Und nach Comoedia Mundi und der Dramatischen Bühne hat sich nun auch das Ensemble des Frankfurter Antagon-Theaters dazu entschlossen, sein jährliches Kultur-Festival zu realisieren. Nach manchem Hin und Her und der schlussendlichen Genehmigung findet die 19. Sommerwerft 2020 jetzt vom 24. Juli bis zum 9. August auf dem Gelände der Weseler Werft am Mainufer statt. Öffentliche Kultur im »Jahr der Abstandregeln, der Einsamkeiten und Sehnsüchte« wird für das vor exakt 30 Jahren von Bernhard Bub ins Leben gerufene Künstlerkollektiv auch zu einer Bewährungsprobe. Keine schlechte Aufgabe im Jubiläumsjahr. Dass es auch in pandemischen Zeiten reale Möglichkeiten für Theaterkultur im öffentlichen Raum geben kann, will die Sommerwerft nun mit einer »Limited Edition« beweisen. Der Preis: Begrenzte Besucherzahlen, wesentlich weniger Aufführungen und der Verzicht auf Beduinen-, Musik- und andere Zelte und Bars zugunsten größerer Freiflächen. Das schafft dann Platz für Theater- und Musikvorstellungen im Freien, aber auch Raum zum Chillen. Damit könnte es neben der obligatorischen Open-air-Theateraufführung am Abend ein bis zwei Open-Air-Konzerte für SingerSongwriter und andere künstlerische Kleinformate geben. Das mit einer Frankfurter Firma erarbeitete maßgeschneiderte Hygiene- und

Sicherheitskonzept muss von der Stadt – Stand 25.Juni – aber noch abgesegnet werden. Das Programm wird wie jedes Jahr mit heißer Nadel gestrickt, den aktuellen Stand entnimmt man am besten der Homepage (s.u.). Fest steht, dass das Gelände der Sommerwerft nur an den Wochenenden bespielt werden wird: 24. bis 26. Juli; 31. Juli bis 2. August; 7. bis 9. August. In Planung sind allerdings zusätzliche Auftritte ades Ensembes an den werftfreien Tagen in den Stadtteilen. Die Eröffnung des Festivals bestreiten die Gastgeber am 24. und 25. Juli mit einer überarbeiteten Version des seit 2006 aufgeführten Antagon-Glanzstückes »Frame Games«, das, bestens passend, dieses Mal tatsächlich aus jedem Rahmen fällt. Damit wirklich alle Besucher die Darbietung verfolgen können, wird das Geschehen zudem live auf großen Screens übertragen, aber auch via Streaming-Dienste zu verfolgen sein. Selbiges gilt auch für die großartige Tanzchoreografie »Package« (30. Juli) und die erst vor zwei Jahren uraufgeführte Antagon-Produktion »Traum einer Sache« (31. Juli). Geht das Ganze gut – und warum sollte es das nicht? –, dann erfindet sich die Sommerwerft wie so oft in der Vergangenheit auch in diesem Jahr wieder neu. Vielleicht ist es das, was die Atmosphäre des Festivals ausmacht: die Entwicklung eines Ortes, der durch alle Mitwirkenden zum Kunstwerk gedeiht. gt www.sommerwerft.de


Theater Das Stück ist mehr als zwanzig Jahre alt, aber seine Charaktere sind zeitlos. Lutz Hübners Komödie »Gretchen 89ff« nimmt den Theaterbetrieb auf die Schippe und handelt von einem Regisseur, der mit einer Schauspielerin die berühmte Kästchen-Szene aus Goethes »Faust« probt. Und umgekehrt. Immer wieder. Und immer wieder anders. Hübners wohl spritzigste Arbeit wurde 1997 am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt und befeuerte seine Karriere zum meistgespielten zeitgenössischen und drittmeistgespielten Theaterautor überhaupt (nach Shakespeare und Goethe) in Deutschland. In der Regel wird die Vorlage dazu genutzt, die Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit der beiden Protagonisten mit einem Schauspielerpaar zu demonstrieren. Im Frankfurter Kellertheater aber packt das komplette Ensemble in 15-köpfiger Besetzung die Aufführung an: Neun Darstellerinnen und sechs Darsteller treten auf und führen augenscheinlich auch gemeinsam Regie. »Lernen Sie an diesem Abend, den Schmerzensmann, den Freudianer, die Diva, die Hospitantin, die Anfängerin, die Dramaturgin, den alten Haudegen, das Tourneepferd, den Streicher und die Schauspielerin an sich kennen und lachen Sie über ihre Eigenheiten«, heißt es auf der Homepage. Ziemlich zeitgemäß ist der einsame Protagonist der zweiten In-diesenZeiten-Premiere des Frankfurter Theaters. Jürgen Groß’ Ein-Personenstück »Das unerwartete Erwachen des Dr. Blume« handelt von einem soeben in seiner Firma ausgebooteten Mannes in der Krise seines Lebens. Nicht mehr ganz jung, aber auf dem schnellen Weg

10 JAHRE

© Vera Bernhardt

Mit Faust und Frust in den Sommer Kellertheater zeigt Lutz Hübners »Gretchen 89ff« und »Das unerwartete Erwachen des Dr. Blume« von Jürgen Groß zum alten Eisen in seinem Betrieb. Deshalb denkt er noch einmal über den Job, über seine Träume, über das Leben nach. Aber es bleibt nicht dabei. Im Kellertheater schlüpft Pierre Siart in diesen Angestellten, die Regie führt Vera Bernhardt. »Da-

bei bleibt nicht jedes Teil auf der Bühne heil«, wird schon mal versprochen, und: »Happy End? Man weiß es nicht!« gt

-Buy little buy less buy nothing at all-

Claire Dowie

aus dem Englischen von Michael Raab / Rechte bei Merlin Verlag Gifkendorf

EMPOWERMENT Trilogie Teil1

Termine Gretchen 89ff: 3., 4. Juli, 20.30 Uhr Termine Dr. Blume: 24., 25 Juli, 20.30 Uhr www.kellertheater-frankfurt.de

PREMIERE 03. September weitere Termine 04./05. September Gallus Theater Frankfurt 20 Uhr

www.gallustheater.de www.daedaluscompany.de

Fotos: Catherine Lieser

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Theater © RAlph Brugger

Als wäre nichts passiert Comoedia Mundi: Musik- und Theaterfestival Tangente von 28. Juni bis 4. August

Frankfurter Autoren THEATER Bachmannstr. 2-4 - 60488 Frankfurt am Main www.fat-web.de - Karten Telefon 017 1 47 27 809

06. - 10. Juli 2020 10 -16 Uhr

„Ein Stück vom Glück“

Es wird so aussehen, wenn dieses Heft erscheint, wie immer am Sachsenhäuser Ufer auf der Höhe der Untermainbrücke – ausbleibende Katastrophen vorausgesetzt. Da steht dann das große blaue Zelt des Wandertheaters Comoedia Mundi und ein paar Meter weiter der Wagen des Kultcafés Senza Licenza mit Ausschank und Bänken und Tischen davor sowie dem schönsten Ausblick, den man haben kann auf die Skyline. Seit 1987 macht die fränkische Künstlertruppe um Fabian Schwarz und Loes Snijders an diesem beschaulichen Fleckchen Frankfurt in jedem Sommer Station, um ihr Tangente-Festival

Für Kinder/Teens von 8 - 13 Jahren Unter der Leitung von: Sandra Baumeister Schauspielerin & Tanzpädagogin Jevgeni Sarmont Schauspieler & Theaterpädagoge Veranstaltungsort: Altes Flughafengelände in Bonames / Naturschule Hessen Gesamtkosten: CORONASPEZIAL 170,- EUR Anmeldeschluss: 01.07.2020 Email: presse@fat-web.de Weitere Informa�onen finden Sie auf unserer Homepage www.fat-web.de

Wir freuen uns auf Euch!

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Come and lay down by my side ...

Strandgut Das Abo für Seh-Räuber  0 69/97 91 03-0

mit Schauspiel, Konzerten und Kleinkunst, aber auch besinnlichen Musen zu präsentieren. Vorher, lang ist es her, war sie unter anderem im Günthersburgpark. Nur wenig ist in diesem Sommer anders als gewohnt. Durch die späte Genehmigung, über die man sich freilich trotzdem riesig freut, fällt das neue Programm etwas dünner und um eine Woche kürzer aus. Das Zelt hat – Stand Mitte Juni – nur noch für 26 Leute Platz, was keinen Kunstgenuss schmälern muss, und auch draußen sollte, auch nicht schlecht, alles geräumiger sein. In jedem Sinne begrüßenswert dürfte sein, dass keine basswummernden Partyboote mehr auf ComoediaMundi-Höhe cruisen, weil es sich im glitzernden Licht der Hochhauskulisse besonders cool grooven lässt. Den Künstlern kommt der Corona-Kollateraleffekt bestimmt gelegen, auch wenn der spielerische Umgang mit betriebsfremden Überraschungen zu den Qualitäten der Theatermacher gehört. Indes sollten ihre unschlagbaren ImproTalente bei dem zu erwartendem Betrieb mit und ohne Abstand am Fluss nicht zu kurz kommen. Das Spiel im akustischen Gewoge städtischen Lebens gehört zum Charme des Festivals.

Dafür gibt es weder Abstriche auf der Getränke- und Imbisskarte noch auf dem Spielplan, was in Anbetracht der Feuilleton-Diskussionen der Theater erstaunlich ist. Das gilt besonders für das sehr eigenwillige und deshalb großartige Stück »Frankenstein«, das auch in diesem Jahr mit neun Aufführungen die Säule des Tangente-Festivals bildet. In ihrer Dramatisierung des Romans von Mary Shelley verwebt Regisseurin Loes Snijders nicht nur die Geschichte der gerade 19 Jahre alten Autorin mit ihrem Stück. Sie feuert auch die hochaktuellen Debatten um Künstliche Intelligenz und die Verantwortung der Wissenschaft an, um uns mit einem völlig überraschenden Ende zu verblüffen. »Mit dem Song ›Wir sind von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt‹, entlässt uns das prächtig harmonierende Ensemble amüsiert und voller Gedanken in die Nacht«, resümierten wir im Strandgut 08/ 2019 einen wunderbaren Abend. Mit dem musikalischen Märchen »Janko« steht sogar eine echte Premiere an: Loes Snijders singt und spielt für Kinder ab fünf Jahren die herzerwärmende slowakische Geschichte um den Sohn eines Puppenbauers. (12., 18., 19. Juli, 16 Uhr). Und auch das Programm »Wir alle? Wir alle!« von Judith Rohr und Herbert Fischer wird erstmals in Frankfurt zu sehen sein. Das Künstlerduo umkreist in musikalischtheatralischen Szenen aus Lessings »Nathan« die drei großen Buchreligionen und macht dabei bei Pasolini, Nasreddin Hodscha und Dürrenmatt Station (5./6. Juli, 20.30 Uhr). Wieder im Programm ist auch die »Follow Me«-Performance mit Christina Schmideder, Iken Marei Sturm und Sarah Schwarz. (25./26. Juli, 20.30 Uhr). Auch wenn der Jazz dieses Mal etwas kurzkommt, so gibt es doch wieder Chansons mit Loes Snijders und dem Michael Policnik (22./23. Juli, 20.30 Uhr) und Blues mit dem Chris B. Blues Quartett (14. Juli, 20.30 Uhr). Und am 2. August um 16 Uhr, zwei Tage vor ihrem »Au Revoir Frankfort« lädt Loes Snijders nicht minder traditionell mit wieder die Jüngsten zu »Frau Sonntags Woche« ins große Zelt. Same procedure as every year – nearly. Winnie Geipert www.comoedia-mundi.de


Theater © Catharina Lieser

Do 2. Juli 2020 19:00 Uhr · Kinder- und Jugendtheater Kellertheater in Kooperation mit der Künstlerplattform noctenytor Sommernachtstraum Komödie von William Shakespeare Fr 3. Juli 2020 20:30 Uhr · Sa 4. Juli 2020 20:30 Uhr Gretchen 89ff – Theaterkomödie von Lutz Hübner

Engagierte Flügelschläge In ihrem 10. Jahr geht die Daedalus Company ganz auf die Frau Die Flügel der Daedalus Company begannen im Jahr 2010 zu wachsen. Ausgangspunkt war die Inszenierung von Aki Kaurismäkis »I hired a Contract Killer« der Regisseurin Regina Busch im Gallus Theater, von der das Strandgut voller Begeisterung für die Darstellerin Mandy Müller im Januar 2010 berichtete. Rund um Busch, Müller, den Schauspieler Christoph Stein und Beleuchter Jan Hartmann formierte sich ein Ensemble, das fortan miteinander Theater machen wollte und dies mit wechselndem Personal, aber gewachsenen Schwingen bis heute tut. Die Arbeiten der professionellen Theatergruppe tragen unverkennbar die Handschrift von Regina Busch, die am Bremer Theater ihren Weg als Regisseurin einschlug und über Konstanz, New York und Köln nach Frankfurt am Main kam. In der griechischen Mythologie ist Ikarus mit seinen Flügeln aus Vogelfedern und Wachs, die Daedalus ihm gebaut hatte, zu nah an die Sonne geflogen und stürzte ab. »Wir interpretieren dies frei als ein Bild für die Einzigartigkeit jeder Bühneninszenierung, die sich zur Höhe und Entfaltung aufschwingt und nach ihrer letzten Aufführung den Bühnentod stirbt«, erklärt die Regisseurin die Namenswahl. Jede Produktion sei eine komplette Neuerfindung und steige wie Phönix aus der Asche. Thematisch jedenfalls, so merkt man schnell, scheut die Regisseurin kein Thema, schon gar keines der so genannten schweren. Henning Mankells »Lampedusa« (Strandgut 4/2014) etwa handelt von Flucht, Rassismus, Vorurteilen und Medienmanipulation. »Olgas Raum« von Dea Loher (StG 5/2015) erzählt die ungeheuerliche Geschichte der deutschen Kommunistin Olga Benario, die 1942 im Frauenkonzentra-

tionslager Ravensbrück ermordet wurde. In weiteren Inszenierungen wie das wunderbare »Spoonface Steinberg« (StG 10/2017) mit Naja Marie Domsel und der Frankfurter Opernsängerin Britta Stallmeister oder »Meeresgabe« (StG 1/2019) ging es um Krankheit und Tod. Für ihre Produktionen kooperiert die Company regelmäßig mit Vereinen und Organisationen, darunter Amnesty International, das Kinderhospiz Wiesbaden oder auch der Verein »Leben mit Demenz«. Die Aufführungen dienen dabei zugleich als Plattform des informativen Austauschs mit dem Publikum und der öffentliche Diskussion. Im Fokus der kommenden Arbeiten der Daedalus Company stehen die weithin noch immer unterrepräsentierte weibliche Perspektive und Schöpfungskraft in der Darstellenden Kunst und Musik. Für ihre anstehende 14. DaedalusProduktion hat die Regisseurin ein Werk ausgewählt, das Frauen in der Musik präsentieren wird, den Monolog »Buy little buy less buy nothing at all« der britischen Autorin Claire Dowie. Das auf der Bühne von vier Frauen (Randio Rettel, Laila Gerhardt, Katharina Olt und Karla Hennersdorf) aufgeführte Stück beschäftigt sich zugleich mit dem Thema Konsum und wird die dritte deutschsprachige Erstaufführung (Übersetzer: Michael Raab) des Ensembles in Folge sein. Es ist zudem der erste Teil einer Trilogie, die sich mit Selbstermächtigungsprozessen von Frauen auseinandersetzt und, wie im Juni-Strandgut schon ausgeführt, von den Regiekolleginnen Johanne Schröder, Florence Ruckstuhl und Mascha Pitz fortgesetzt werden wird.

PREMIERE Fr 10. Juli 2020 20:30 Uhr Sa 11. Juli 2020 20:30 Uhr Fr 17. Juli 2020 20:30 Uhr · Sa 18. Juli 2020 20:30 Uhr Enigma So 12. Juli 2020 18:00 Uhr · Gastspiel: Im weitesten Sinne — Ein Berlin Abend mit Josephine Rösener So 19. Juli 2020 18:00 Uhr Travestie meets ART Performance Video-Art-Performance trifft auf Travestie PREMIERE Fr 24. Juli 2020 20:30 Uhr Sa 25. Juli 2020 20:30 Uhr Das unerwartete Erwachen des Dr. Blume

Kellertheater Frankfurt

Mainstraße 2 · 60311 Frankfurt / Main Kartenvorbestellung: Telefon 0 69 / 28 80 23 oder online unter www.kellertheater-frankfurt.de

PROGRAMM PROGRAMM JANUAR JULI 2020 2017

dk/gt Termine: 3., 4., 5. September 20.30 Uhr im Gallus-Theater. www.daedaluscompany.de

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Theater VORGEFÜHRT

© Niko Neuwirth

>> Hessisch 1: Nach 16 (!) Wochen öffnet die Volksbühne im Großen Hirschgraben am 3. und 4. Juli (jeweils 19.20 Uhr) erstmals wieder Tür für zwei Sondervorstellungen: »Weil doch die Welt bald unnergeht!«. Michael Quast liest und spielt Gedichte und Lieder von Friedrich Stoltze in einer ganz besonderen Weltuntergangs-Fassung! www.volksbuehne.net

Extremreduziert Theater Landungsbrücken legt drei Formate auf Wir reduzieren weiter, so lautet die Antwort der Landungsbrücken auf Corona. Von den drei Formaten, die das Off-Theater auflegt, ist »Einmaleins« das extremste. Es verheißt ein Solo für eine Person. Dabei bleibt völlig offen wer hier wem mit was begegnet: Sprechtheater, Musik, Tanz. Bekanntes, Neues, Kurschlüsse – alles ist möglich. Für eine Person ist auch das Format »Schnipseljagd« erdacht, allerdings mit sechs Soli auf einen Streich beim Stationen-Spaziergang, der das gesamte Gelände der Farbenfabrik Milchsackgelände umfasst. Mit Ali Napoé, Daniela Fonda, Julian W. König, Jochen Döring, Marlene Zimmer und Mirrianne Mahn. Das

dritte Format ist »Club Picknick« und ein Gemeinschaftsprojekt mit den Clubs Tanzhaus West und Dora Brilliant Open Air mit Live-DJ-Sets, Theater, Kino und Konzerten im gebotenen Environment, wobei zum Juli-Picknick (9. Juli) das auf Johann Wolfgang Goethe und Klaus Mann rekurrierende Stück »Mephisto. Der Künstler. Die Kunst. Die Karriere« mit Julian König und Bahar Sarkohi (Strandgut Dezember 2017) zu sehen sein wird. Einmaleins: 2., 3., 4., 16., 17., 18. Juli, jeweils 16.30, 17.30 und 18.30 Uhr (mit Reservierung) Schnipseljagd: 5. Juli, ab 18 Uhr (mit Reservierung) Club Picknick: 9. Juli, 20 Uhr www.landungsbruecken.org

DIE SCHMIERE Satire & Kabarett seit 1950

Bleibt gesund! Im September wollen wir mit euch den 70. SCHMIERE-Geburtstag feiern! Aktuelles immer unter www.die-schmiere.de

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© Dordproduct

Das Wir in der Welt StudioNaxos zeigt »Nicht der Himmel, vorletzter Versuch« Mit seinem neuen Stück spürt der StudioNaxos-Regisseur Simon Möllendorf den Chancen zukünftigen Lebens auf unserem Planeten nach. Genauer: Wie können unterschiedliche Spezies gemeinsam leben? Schon mit ihrem Titel »Nicht der Himmel, vorletzter Versuch« weist die als Performance angekündigte Arbeit auf die immer dringendere Notwendigkeit einer veränderten Perspektive auf die Welt. Nicht als Utopie, sondern so, dass es die bestehenden globalen Probleme nicht weiter verschärft, soll an die Stelle des rein instrumentellen Blicks von oben eine ganzheitliche Sicht von unten treten. Nicht: Wir und die Welt, sondern: Wir als Teil der Welt. Wie schon in seiner Arbeit »Gesten der Zärtlichkeit« fokussiert Möllendorf auch hier die Erfahrung des Verbindenden und Gemeinsamen – dieses Mal aber unter allen Spezies. Performer Sam Michelson untersucht konkrete Begegnungen von Menschlichem und NichtMenschlichem. Grenzen zwischen Mensch, Tier, Pflanze und Technik verschwimmen. gt Termine: 16., 18., 19. Juli 2020, 19 Uhr www.studionaxos.de

>> Hessisch2: Eigentlich spielen die Laien der Hessischen Theatergemeinde grundsätzlich Ernst Niebergalls »Der Datterich« im Sommer. Dieses Jahr ist alles anders: Gezeigt wird David Gieselmanns nicht nur sprachlich eingehessischte Version von Shakespeares »Der Sommernachtraum«. Unter Leitung von Ulf Goerke und mit Unterstützung des Staatstheaters Darmstadt ist der Klassiker auf der Foyer-Terrasse am Georg-Büchner-Platz zu sehen: Termine: 3., 4., 5., 6., 7., 9., 11. Juli, jeweils 20 Uhr www.staatstheater-darmstadt.de >> Distanziert: Der »Tanzmarathon« der Studierenden der HfMDK Frankfurt gehört zu den Highlights der Szene. Statt im Gallus Theater findet das Spektakel nun unter dem Motto »Dis_Tanz« mit zwei Programmen online statt. Drei der Stücke sind während der Corona-Krise entstanden: eine Arbeit von Kaya Kolodziejczyk, »Steps of dance #1« von Cyril Baldy und »Paganini« von Regina van Berkel. Außerdem: neue Choreografien von Jean-Hugues Assohoto, Dieter Heitkamp, Emanuel Gat und Tanja Lietke sowie studentische Eigenarbeiten. Zugang zum LiveVideostream gibt es über https:// play.hfmdk-frankfurt.info. Termine: Freitag, 3. Juli, 19.30–20.30 Uhr; Samstag, 4. Juli, 21–22 Uhr >> Globalissimo: Das 1981 in Deutschland eingeführte triennale Festival »Theater der Welt« gastiert 2023 in Frankfurt und Offenbach. Zu sehen sind »wegweisende Leistungen und Entwicklungen des Theaters aus allen Kontinenten«. Künstlerische Träger werden das Schauspiel Frankfurt, der Mousonturm und das Museum Angewandte Kunst sein. Vergeben wird das Festival vom deutschen Zentrum des Internationalen Theaterinstituts ITI. >> Zum neidisch werden: Die Wiesbadener, Darmstädter und Mainzer hatten es mit ihren Staatstheatern in den vergangenen drei Monaten fraglos besser als die Frankfurter mit ihrem ratlos wirkendem Städtischen. Und so geht es weiter, denn erstere starten auch allesamt früher in die neue Saison. In Darmstadt bereits am 20 August mit einer wunderbar besetzten Premiere von Tschechows »Drei Schwestern«. Wiederzuerleben sind dort die beiden Ex-Mainzerinnen Antonia Labs (Olga) und Katharina Knap (Natalja Ivanovna) und als Regisseurin Katrin Plötner, die ihre Karriere in Reeses Regiestudio begonnen hat. Auch Mainz startet am 22. August mit der Wiederaufnahme von »Sophia, der Tod und ich« Wiesbaden am 30. August mit dem Erfolgsstück »Tyll«,


Kunst © Fabian Melber/Seawatch

VERLÄNGE

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Eine Chronik der Schande Das Weltkulturen Museum dokumentiert das fünfjährige Bestehen von Sea-Watch Die Ausstellung »SW5Y – Fünf Jahre zivile Seenotrettung« im Weltkulturen Museum dokumentiert die Geschichte eines nicht enden wollenden Skandals. Dieser beginnt damit, dass es überhaupt privater Initiativen bedarf, Menschen in den Gewässern vor den Grenzen Europas vor dem schieren Ertrinken zu retten, und setzt sich darin fort, dass die Arbeit dieser Initiativen von staatlicher Seite unter willentlicher Inkaufnahme des Todes von aberhunderten Menschen zunehmend erschwert, blockiert und kriminalisiert wird. Aktuelles Beispiel (9.Juni) ist der gezielte Erlass einer »Sportbootverordnung« durch CSU-Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer, der mit Sicherheitsauflagen nichtstaatliche Rettungs- und Beobachtungsdienste praktisch unmöglich macht. Ein Erlass, der sich nahtlos in die »Chronik der Schande« fügt, die als Zeitleiste im Treppenhaus des Museums die sich über zwei Stockwerke erstreckende Schau verbindet. Für die mit Schautafeln und historischen Daten fixierten Stufen der Eskalation sollte man sich viel Zeit nehmen. In der von der Initiative Sea-Watch und dem Museum gemeinsam kuratierten Ausstellung über die »tödlichste Grenze der Welt« geben rund 120 Fotografien, Kurzfilme sowie Illustrationen Einblicke in die Geschichte der Arbeit von Sea-Watch, die sich anfänglich in Kooperation mit internationalen Küstenwachen auf das Verteilen

von Schwimmwesten und Hilfsdienste wie das Melden von Notfällen beschränkte. Über 35.000 Menschen seien mit Hilfe von SeaWatch in den vergangenen fünf Jahren gerettet worden, nahezu 20.000 Menschen seien in diesem Zeitraum ertrunken, nicht eingerechnet die Schicksale derer, die die Europäische Union mit enormem Geldeinsatz den libyschen Milizen überlässt. Ergänzt wird die so beeindruckende wie bedrückende Darstellung im Obergeschoss durch künstlerische Positionen. In seinem Tagebuch hat der Aktivist Adrian Pourviseh während eines von den italienischen Behörden erzwungenen Aufenthalts des Bootes vor der sizilianischen Stadt Licata seine Mitpassagiere in filigranen Zeichnungen und Texten porträtiert. Mit einer Wandinstallation wird der 750 Opfer der sogenannten »Il Barcone«-Katastrophe von 2015 mit fiktiven individuellen Todesanzeigen gedacht. In einer vielbeachteten Aktion hatte die italienische Regierung Matteo Renzi den vor der lybischen Küste völlig überladen gekenterten Fischkutter heben lassen, um seine Opfer in einer Zeremonie beizusetzen. Das Wrack war vor einem Jahr vielbeachtetes Exponat der Biennale von Venedig. Lorenz Gatt Bis 30. August: Di.–So., 11–18 Uhr; Mi., 11–20 Uhr www.weltkulturenmuseum.de

JUUL KRAIJER ZWEIHEIT

MUSEUM SINCLAIR-HAUS Bad Homburg v.d. Höhe Löwengasse 15 Eingang Dorotheenstraße www.museum-sinclair-haus.de Eine Institution der Stiftung Nantesbuch gGmbH

Juul Kraijer, Untitled photograph, 2016-2019 © Juul 07 Kraijer Strandgut + 08/2020

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Kunst

Zum Besten hiesiger Stadt Städelmuseum: 200 Jahre Meisterzeichnungen im Blick zurück

Das Internet als Herausforderung Im Museum für Kommunikation geht es um »#neuland: Ich, wir und die Digitalisierung Welches Haus, wenn nicht das Museum für Kommunikation, könnte besser für eine Ausstellung zu den Auswirkungen der Digitalisierung geeignet sein? Das Internet ist jedenfalls dabei, unser Leben zu verändern und hat es zu Corona-Zeiten auch schon heftigst vollbracht. Höchste Zeit also zu einer Bestandsaufnahme, in der wir, die Individuen, im Mittelpunkt stehen. Und damit kommt schon die erste Frage: Ist nicht jede(r) von uns gleich in mehrere Individuen aufgeteilt, womit die Bedeutung ad absurdum geführt wäre. Heißt doch Individuum »das Unteilbare«. Wie auch immer, in der digitalen Welt sind wir User, Videokonferenzteilnehmer, Konsumenten und vieles mehr. Und in jeder Rolle haben wir ein anderes Profil. 1993 heißt es in einem Cartoon von Peter Steiner noch »In the internet knowbody knows I am a dog.« Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Mittlerweile weiß das Netz mehr von uns, als wir wollen. Auch unsere Beziehungen untereinander verändern sich, besonders jetzt, wenn Distanz gefragt ist und andererseits zu Hause das Ausweichen nicht möglich ist. Da wird manche Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Wie unterscheidet sich zudem das Kennenlernen im Netz von dem in der realen Welt? Auch das wird in der Ausstellung behandelt.

Zu den negativen Seiten im Netz gehört Hate Speech, das unkontrollierte und unzivilisierte Dampfablassen. Die Hilfsorganisation CARE startete im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 die Kampagne #Caredonthate mit einer Mauer aus beschrifteten Styroporsteinen auf dem Berliner Gendarmenmarkt. Den Stein mit der Aufschrift »Refugees not welcome!!!!«, der ausgestellt ist, kann man allerdings auch als Meinungsäußerung ansehen. Die Ausstellung trägt mit ihren Tafeln und drehbaren Scheiben, in denen Begriffe erklärt und Probleme benannt werden, den Charakter einer spielerischen Laubsägearbeit. Besonders putzig ist die interaktive Installation »Social Networks« von Jim Avignon, die Ende Juni leider noch ausgeschaltet war. Die in ihrer Machart der analogen Welt von gestern verpflichtete Präsentation bildet selbst einen hübschen Gegensatz zu ihrem Inhalt. Es wurde bewusst verzichtet, einen kritischen Blick auf die oekonomische Seite und die Gefahren, die bei Google, Facebook & Co lauern, zu werfen. Das geschah vermutlich auch ganz ohne Mitwirkung der fördernden Nemetschek-Stiftung, die aus dem gleichnamigen Haus für Architektursoftware, einem der wenigen deutschen Mitspieler in der internationalen digitalen Wirtschaft, hervorgegangen ist. Claus Wecker Bis 18. Oktober; Di.–So., 11 – 18 Uhr www.mfk-frankfurt.de

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Der-die-das Städel – welcher Artikel passt denn nun? Mit allen dreien kann etwas verbunden werden: als erstes wohl »das« auffallende klassizistische Gebäude am Main von 1878 mit seiner groß angelegten Fassade und Auffahrt, umgangssprachliche das Städeleben (Wo ist das Städel? fragen die Touristen) ohnehin DAS Städel genannt, dann »die« dort ausgestellten Kunstobjekte, die Städel- Sammlung , die »der« Herr Johann Friedrich Städel (1728–1816), seines Zeichens Kaufmann, Bankier und Kunstsammler, vor über 200 Jahren zusammengetragen hat. Zunächst zeigte er sie Freunden und Bekannten in seinem Haus am Roßmarkt, dann in der Villa Thurn und Taxis. In seinem Testament überführte er sie 1815 in eine noch zu gründende Stiftung eines »öffentlichen für alle zugänglichen Kunstmuseums«. Eine Bildungseinrichtung sollte dieses Städelsche Kunstinstitut, so jetzt der offizielle Name, sein, und »zum Besten hiesiger Stadt und Bürgerschaft« dienen. Natürlich blieb diese letzte Verfügung des ledigen und kinderlosen Städel nicht unangefochten. Die entfernte Verwandtschaft erreichte einen Vergleich – es ging schließlich neben den Kunstwerken um die unglaublich hohe Summe von 1,3 Millionen Gulden – doch dann konnte 1828 das Kunstinstitut seine pädagogische Arbeit aufnehmen und auch die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Damit sind auch wir heute Erben des Städelschen Nachlasses geworden. Nicht ganz einfach war es für die Kuratoren, aus den in der Sammlung vorhandenen über 4.600 Zeichnungen zu rekonstruieren, welche ursprünglich schon in der Sammlung des Stifters bis 1815 vorhanden waren. Ein vollständiges Inventar aus dieser Zeit gibt es nicht. Nun ist es gelungen, zirka 3.000 Werke namhaftester europäischer Künstler dieser seiner Sammlung zu identifizieren. Ein kleiner Teil davon, 95 Meisterzeichnungen aus diesem Basisbestand werden heute in der Kabinettausstellung (kleiner Saal linker Hand) präsentiert. Die Vielzahl berühmter Namen werden in der Sammlungstradition des Stifters nach »europäischen Schulen« geordnet gezeigt: Italiener, Franzosen und Niederländer in einem mittleren Block, die deutschen Exponate in einer Art Außenkranz an den seitlichen Wänden. Das älteste Exponat, um 1500, »Kopf und Ober-

Raffael Karyatide © Städel Museum/U. Edelmann

körper eines alten Mannes« – eine eindrucksvolle Zeichnung mit roter und weißer Kreide – wird Lazarino Donato Bramante zugeschrieben, das jüngste, »Der Marktplatz von Steenwijk« des Niederländers Cornelis Pronk, ist auf das Jahr 1754 datiert. Es überrascht – mit Pinsel, Stift und Feder in Schwarz-Grau – durch seine Detailgenauigkeit mit äußerst differenzierten Graustufen. Am schönsten fand die Rezensentin Hendrick Goltzius »Vier Studien einer rechten Hand« (1588/89) und Raffaels Kreidezeichnung »Karyatide« mit den dunklen (behaarten?) Achselhöhlen. Lustig wirkt auch Dürers »Mann mit Löwe« (1517), der entweder einen spitzen Bart hat oder dem angriffslustigen Löwen erfolgreich die Zunge herausstreckt … Auf manchen Bildern lässt sich noch der Eingangstempel des neu gegründeten »Städelschen Kunstinstituts« erkennen. Bis heute nimmt es seine Aufgabe zur Ausbildung von Kunststudent*innen wahr. Mit einer von der Stadt unabhängigen Verwaltung durch Administratoren wurden auch politisch unruhige Zeiten ohne größere Schäden überstanden, zum »Besten der Stadt und hiesiger Bürgerschaft«. Wie gut. Katrin Swoboda. Bis 16. August: Di., Mi., Sa., So., 10–18 Uhr; Do., Fr., 10–21 Uhr www.staedelmuseum.de


Kunst

© gmp Architekten

Ach wie verführerisch Deutsches Architekturmuseum: Zur Zukunft der Städtischen Bühnen – Standorte und Stadträume Stand jetzt Ich sehe es schon förmlich vor mir schaukeln, das Flaggschiff der Frankfurter Oper- und Leitkultur, wie es da am Osthafen zwischen Containern dümpelt, auf einem Gelände, dass man Raab Karcher zuvor abgejagt hat – die wollten es eigentlich gar nicht hergeben – untendrin offen für die Bürger mit Flanieranreizen, obendrauf Schampus und die Frankfurter Bühnen, Oper und Schauspiel. Damit wird das Ostend so richtig aufgewertet, wie die CDU Fraktion im Römer das beurteilt, was auch immer das heißt, denn die Bestands- Ostendler fühlen sich schon sehr aufgewertet durch die EZB, eigentlich fast zu sehr aufgewertet, sie würden gerne wieder ein bisschen mehr abgewertet werden und ihre preiswerten Mieten wieder haben, dagegen hätten sie eigentlich nichts einzuwenden. Außerdem hat die CDU gerade Mike Josefs Plan abgeschmettert, im Osthafen Wohnungen zu bauen, weil es Industriegelände sei. Ja also was denn nun, ein bisschen Stringenz in der Argumentation wäre hilfreich. Doch der Main ist nicht die Elbe, und die Elphi-Phantasien der CDU sind jetzt noch nicht ausgestellt im DAM, wo die Stadt derzeit (bis zum 6. September) vier Konzepte zur Standortbestimmung präsentiert, und wie es allerdings aussieht, kommt man daran schlecht vorbei. Dafür sind sie schlicht zu verführerisch. Die Stabsstelle »Zukunft der Städtischen Bühnen« hatte verschiedene Varianten untersucht, die im Auftrag des Dezernats für Kultur und Wissenschaft erarbeitet wurden. Wie sie aussehen, das kann jetzt jeder in dieser kleinen Skizzen- und Fotoschau des Deutschen Architekturmuseums betrachten und bewerten.

Nur so viel: Es soll eine neue Kulturmeile mitten in der Stadt entstehen, denn dort gehört Kultur hin, findet Ina Hartwig (SPD), und vergleicht diese halbneu zu bestückende Kulturmeile mit dem Museumsufer. Allerspätestens jetzt müsste sie alle auf ihrer Seite haben. Dieser Vergleich ist einfach zu gut. Die Meile beginnt am umwerfenden Neubau des Jüdischen Museums, wird flankiert vom English Theatre und der Komödie an der Neuen Mainzer Straße, dem Museum für Moderne Kunst II im Taunustor und zieht sich über die Wallanlagen hin bis zur Alten Oper. Auch die Dependance des Museums für Weltkulturen soll integriert werden. In die Wallanlagen wird nicht prinzipiell eingegriffen, sie werden bis zum Main hin verlängert. In einer Version der vier Varianten, die jetzt diskutiert werden, fließen sie um die neue Oper förmlich drum herum. Das hört sich unwiderstehlich an, aber ist es auch machbar? Welches sind die Kosten, was wird geopfert, was wird in Kauf genommen? Wo sonst, wenn nicht in Frankfurt, kann es eine Kunstflaniermeile zwischen Hochhäusern geben – und dann eben auch die Oper im Hochhaus, meint Stefan Schütz von gmp Architekten, begeistert von seinem eigenen Vorschlag. Pech nur, dass die Helaba und die Sparkasse, um dessen Grundstück es auf der Neuen Mainzer Straße 47-51 für den Neubau der Oper gehen soll, offenbar zwar kontaktiert, aber nicht offiziell befragt worden seien, ob sie bereit wären, ihr Areal einzutauschen gegen einen neu zu bauenden, etwa 190 Meter hohen Turm im unmittelbarer Nachbarschaft. Die Version 2, zurzeit als die meist diskutierte und von Ina Hartwig favorisierte, fußt auf einem ge-

meinsamen Foyer, das sich zu den Wallanlagen und der Neuen Mainzer Straße hin öffnet, genau neben dem Japan Tower, der eine begrünte Passage zur Wallanlage erhält. In den Visualisierungen sehen alle diese Varianten, lichterfüllt, strahlend, einladend, mit !Wolkenfoyer! und richtig viel Transparenz als Referenz an die bestehende Architektur einfach hinreißend aus. Vorbei die Diskussionen, als eine Interessensgemeinschaft unter Martin Wentz die wilhelminische Pickelhaubenfassade wiederauferstehen lassen wollte, als man das unverwechselbar Eigentümliche des Wolkenfoyer nicht sehen wollte.

bor a l t d a t S

850 Millionen Euro soll ein jeder Neubau kosten, auch der Vorschlag von der CDU. Wann immer das Geld aus dem städtischen Haushalt auch aufzubringen wäre. Das wird noch eine Weile dauern. Was allerdings nicht warten kann: Noch zwei Jahre, kalkulieren der frisch verlängerte Schauspielintendant Anselm Weber und Opernintendant Bernd Loebe, lassen sich die Bühnen bespielen, länger nicht. Susanne Asal Bis 6. September: Di.–So., 10-18 Uhr www.dam-online.de

—— bis

16. August 2020

Ein modisches Stadtlabor

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In Kooperation mit:

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Kunst © Phil Oh

Ausstellungsansichten © Wolfang Günzel

Ist das wichtig? Michelle Elie im Museum Angewandte Kunst

Noch bevor ich die Ausstellungsräume betrete, hadere ich mit den Begrifflichkeiten. Das ist vielleicht falsch, aber es ist so. Michelle Elie, die in den Werbe- und Pressetexten zur Ausstellung stets als Stilikone und Influencerin eingeführt wird und stets auch als Haitianerin, hat Kleidung der Japanerin Rei Kawakubo gesammelt, besser bekannt unter ihrem Firmennamen »Comme des Garçons« und das Museum für Angewandte Kunst präsentiert sie unter der Überschrift »Life doesn’t frighten me«. Wer ist Michelle Elie? Und warum schreckt sie das Leben nicht? Weil Michelle Elie Haitianerin ist? Weil sie Mode sammelt? Nun gut, dass mag als Widerspruch durchgehen: Aus einem der ärmsten Länder der Welt zu stammen und Geld für teure Mode zu haben. Aber in den Presseunterlagen erfährt man, dass sich der Titel auf ihren Mut bezieht, die nahezu untragbare Mode der Japanerin Rei Kawakubo zu tragen, um damit gesellschaftlich geprägte Körperbilder aufzubrechen. Das, so steht es weiter im Text, habe sie zur Modeikone und Influencerin gemacht. Ist der Begriff der Influencer*in nicht schrecklich, Beeinflusserin? Wer will denn öffentlich zugeben, dass er/sie beeinflussbar ist? Klar sind wir das alle, aber ist das etwas, worauf man stolz sein kann? Au-

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ßerdem fällt mir bei Influencer*in Cathy Hummels ein, die sagt, sie sei das auch, bla, bla, bla. Michelle Elie, so meint die Kuratorin Mahret Krupka, würde sich selbst nie als Influencerin bezeichnen, und anders als andere würde sie keine Honorare annehmen und hätte noch nie ein Kleid von Rei Kawakubo bekommen. Gut, dass das jetzt klar ist. Dass Mode einen konstituierenden Beitrag zur Geschlechteridentität leistet, das ist keine Nachricht, die man als Neuigkeit verbreiten müsste, dafür ist sie einfach zu alt. Die einen machen Kleider, um die Geschlechteridentität zu betonen, die andere, um sie zu zerstören bzw. zu zeigen, wie fragil diese Zuweisung eigentlich ist. Richtig Revolutionäres haben auf diesem Gebiet Coco Chanel mit ihrer Anti-Korsettmode, Marlene Dietrich mit ihren Hosenanzügen und Yves Saint Laurent mit seinem Smoking geleistet, vielleicht noch der traurige Alexander McQueen mit seinen schrecklichen Krallen-Schuhen, auf denen keine laufen kann, sozusagen der Rückschritt zu den gebrochenen Füßen der Chinesinnen. Wie verhält sich dazu die Kleidung, die Rei Kawakubo entworfen hat? Es geht etwas unglaublich Starkes und Selbstbewusstes von ihren Entwürfen aus, etwas nahezu Barockes, und auch etwas sehr Lustiges.

Ihre Kleider würden zum Beispiel nie Beyoncé oder Jennifer Lopez tragen, die eher sexualisierte Körperrüstungen bevorzugen. Kawakubos Kleider haben nichts Straßenschmutziges, was ja auch ziemlich gut ist, sie sind eher unglaublich phantasievolle Karnevalskostüme, sie sind Gemälde mit vielen Bezügen zur Architektur – wie auch bei ihren männlichen Kollegen Issey Miyake und Yohji Yamamoto. Mode ist das nicht, was sie macht, wenn man Mode als etwas definiert, was alle sechs Monate neu erfunden wird, um Trends zu setzen. Die sphinxhafte papierdünne Modeschöpferin selbst trägt ausschließlich Existenzialistenschwarz, die von ihr entworfenen Kleider hingegen sind wahre Orgien der Farbe und der Form. Rot kommt oft vor, wunderschön bemalte Seide, Ausbuchtungen, Verformungen, aufgeblähte wulstige Ärmel, aufgenähte Kegel, Schlitze, Löcher, punkige Sicherheitsnadeln. Was sie auf keinen Fall betonen, ist den Körper in seinen natürlichen Proportionen. Er ist bloß das Gerüst, das diese Stoffhüllen trägt. (Dünn sollte er allerdings sein …) Und hier kommt Michelle Elie ins Spiel. Das ehemalige Model, das heute in Köln lebt, ist ja ein williges Gerüst. Sie hat 49 Modelle aus ihrer Sammlung für die Ausstellung ausgesucht. Aber aufgepasst, sie ist

auch ein verrücktes Huhn, und es ist Klasse, dass sie die Accessoires zu den Kawakubo-Entwürfen in Kölner Karnevalsläden und in Sexshops zusammen sucht. Und es hat etwas Befreiendes. Denn die Mode von Kawakubo ist nicht befreiend, sie kann erdrückend sein, es ist durchaus eine Belastung, sie zu tragen. Mit einigen Modellen, z.B. dem Wolkenkleid, kommt man nicht einmal durch die Tür, andere kann man gar nicht ohne fremde Hilfe anziehen. Vielleicht sollte man die inflationär gebrauchten Begrifflichkeiten von Ikone, Legende, Influencer*in einfach mal beiseiteschieben? Sondern hinsehen, was da vor einem steht? Das irritiert nämlich. Und sich dann selbst so seine Gedanken machen. Ist das feministisch? Oder genau das Gegenteil? Welches Frauenbild verfolgt Rei Kawakubo, welches Michelle Elie? Übrigens sind alle Modellpuppen dunkelhäutig und tragen die Gesichtszüge von Michelle Elie. Denn es ist ihre Ausstellung und nicht die von Rei Kawakubo – die übrigens noch nie öffentlich in einer ihrer typischen Kreationen zu sehen war. Susanne Asal bis zum 1. November: Di., Do.–So., 10–18 Uhr; Mi., 10–20 Uhr www.museumangewandtekunst.de


Kunst Sie reden immerzu nur vom »Graben«, die Geologen im Senckenberg Naturmuseum, als seien sie mit Spaten und Schippe angerückt. Doch wenn man auf die Werkzeuge schaut, mit denen sie die 20 massiven Gesteinsquader aus Wyoming im Hof des Hauses penetrieren, dann sieht das eher wie beim Zahnarzt aus. Wie der Hochdruckstichel HW 70, der Projektleiter der neuen Senckenberg-Schau Philipe Havlik aus der Geräteschublade holt. Mein Stehnachbar in 1,5 Meter Entfernung beweist Fachkompetenz und erkennt in dem Teil sofort »die schwarze Sau«, um sich prompt von Havlik belehren zu lassen. Die schwarze Sau sei der 60er … Wir befinden uns auf der überdachten Besucher-Empore einer orange leuchtenden offenen Halle zu Füßen des Museum-Cafés. Unter uns, in der Mitte des container-artigen Carrés liegt »Edmonds Urzeitreich«, eine in vier mal vier gleichgroße Blöcke gesägte Steinplatte aus der Lance Formation, dem US-amerikanischen Paläontologen-Paradies, die das Museum schon im Februar in Schiffscontainern nach Frankfurt transportieren ließ. Wie pralle Zementsäcke liegen sie da, knapp zwei Tonnen schwer das Stück, 30 Tonnen das gesamte Paket – noch, denn nun wird Block für Block abgebaut. Havlik geht davon aus, in diesem »Bonebed«, Knochenlager, genannten Sedimentblock rund 1.000 fossile Funde »ausgraben« zu können – Spuren von Lebewesen, die vor 70 Millionen Jahren in der späten Kreidezeit die Erde bevölkerten und damit Zeitgenossen oder gar Weggefährten des Frankfurter Hausstars Edmond sind. Der Edmontosaurus Rex fand in Gestalt seines bestens erhaltenen Skelettes für den Preis von 2.500 damaligen Mark schon 1911 aus Wyoming nach Frankfurt und wartet nur ein paar Meter vom

© Die Infografen

Knochenarbeit live Senckenberg Naturmuseum veranstaltet die erste Dinograbung in Frankfurt Pavillon entfernt im Kellergewölbe des Senckenberg auf Besucher. Hier lässt sich viel über die konservatorischen Besonderheiten der Öde Wyomings, über eine Art Bone-Rush, den die Gegend vor anderthalb Jahrhunderten erlebte, aber auch über das gefahrvolle Leben des in riesigen Herden lebenden Entenschnabelsauriers erfahren, der sich, mit bis zu 1.400 nachwachsenden Mahlzähnen gerüstet, von Pflanzen ernährte, selbst aber bevorzugte Speise des Tyrannosaurus Rex war. Dies Schicksal blieb dem ungefähr sieben Meter langen und etwa sieben Jahre alten Edmond zwar erspart. Hinweise auf die Ursache seines frühen Todes gibt es aber nicht. Bis zu 30 Jahre alt und etwa doppelt so lang hätte er werden können. Übrigens, von einer kurzen Einfüh-

rungen abgesehen, gibt es im und um den Pavillon keine Erklärungstafeln oder Informationstexte. Die in Kooperation mit dem Frankfurter Kunstverein entstandene Präsentation der Grabungsarbeiten zielt ganz auf den direkten Dialog der Besucher mit den Experten. Was am Ende alles gefunden wird, weiß allein der Stein. In den ersten beiden Monaten ihrer zunächst bis Oktober terminierten Arbeit haben die Forscher bereits Knochen von Krokodilen und Schildkröten freigelegt. Im oberen Bereich des versteinerten Schwemmlandes werde man vorwiegend Einzelteile finden, die es dann zu identifizieren, untersuchen und zu verorten gilt. Spuren von Edmonds Hauptfeind sind bisher noch nicht dabei, lässt uns eine kleine Schiefertafel

im inneren Arbeitsbereich wissen: »79 Tage T-Rex-freier Arbeitsplatz« steht dort – vier Wochen ist das her – angeschrieben. Bis zu 18 Personen gleichzeitig ist unter Corona-Bedingungen von der Besucherempore aus der Blick auf die Arbeit der Paläontologen erlaubt, bis zu vier arbeitende Experten des Museums und der Universität sind jeweils zugange und stehen für Auskünfte zur Verfügung. Der ursprünglichen Plan, die Besucher selbst an den Ausgrabungen teilhaben zu lassen, fiel mit der Viruskrise flach, was freilich nicht endgültig sein muss. Lorenz Gatt

© National Geographic Janosch Boerckel

Bis 25. Oktober: Mo.–Fr., 9–17 Uhr; Mi. 9–20 Uhr; Sa., So., 9–18 Uhr https://museumfrankfurt.senckenberg.de Am Wochenende nur mit Voranmeldung. Aufgrund der aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln sind Wochenend- und Feiertagsbesuche im Senckenberg Naturmuseum derzeit generell (auch für Dauerkartenbesitzer und Mitglieder) nur mit Vorreservierung über die Internetseite https://museumfrankfurt. senckenberg.de möglich. Infos gibt es auch unter 069/7542-1178.

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Kunst Stand: 05/2020

© Museum Wiesbaden

Archäologisches Museum Bibelhaus – Erlebnis Museum Caricatura Museum Frankfurt Deutsches Architekturmuseum DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Deutsches Ledermuseum (Offenbach) Dommuseum Eintracht Frankfurt Museum Fotografie Forum Frankfurt Frankfurter Goethe-Haus Frankfurter Kunstverein Geldmuseum der Deutschen Bundesbank Haus der Stadtgeschichte (Offenbach) Hindemith Kabinett im Kuhhirtenturm Historisches Museum Frankfurt Ikonen-Museum Institut für Stadtgeschichte Jüdisches Museum Junges Museum Frankfurt

37 MUSEEN, UNENDLICHE ENTDECKUNGEN  museumsufer.de

Klingspor Museum (Offenbach) Liebieghaus Skulpturensammlung Museum Angewandte Kunst Museum für Kommunikation MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST Museum Giersch der Goethe-Universität Museum Judengasse Museum Sinclair-Haus (Bad Homburg) Portikus Porzellan Museum Frankfurt SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT Senckenberg Naturmuseum Städel Museum Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse Struwwelpeter-Museum TOWER MMK Weltkulturen Museum ZOLLAMT MMK

Sarah Baumann und Frank Geisler © Theater t-raum

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Gefährdete Überlebenskünstler Das Museum Wiesbaden ist den »Schmetterlingen auf der Spur« Dass der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Orkan in Texas auslösen kann, ist eine vertraut gewordene Metapher der Chaostheorie. Nicht ganz so stürmisch wird es in den Räumen der naturhistorischen Sonderausstellung »Schmetterlingen auf der Spur« im Museum Wiesbaden. Gleichwohl kann die sich über drei große Räume und 700 Quadratmeter erstreckende Schau ihr Publikum in Wallungen bringen: angesichts der empfindsamen Schönheit der Tiere; angesichts der Faszination der Metamorphose der Raupen, angesichts filigraner Zeichnungen und kunstvoller Fotografien, und natürlich auch – ohne diesen Magenbitter gibt es keine Flora- und Fauna-Präsentation mehr – angesichts der existentiellen Gefährdung der Spezies durch den zerstörerischen Umgang mit der Natur.

Zu Gute kommt den Besuchern, dass die Schmetterlingssammlung der Naturhistorischen Abteilung mit gut 800.000 Präparaten die größte Teilsammlung des Hauses ist. Für die Ausstellung hat das Team um Abteilungsleiter Fritz Geller-Grimm rund 500 prachtvolle Exemplare ausgesucht, um den Artenreichtum der tages- und nachtaktiven Tiere zu demonstrieren. Dabei geht es in Vitrinen, Dioramen, auf Infotafeln und Zeichnungen bei weitem nicht nur um betörende Farbmuster exotischer Schmetterlingsarten, sondern auch um die verblüffende Vielfalt der heimischen Falterszene. Unter vielem anderen erfährt man so, dass der Eichenbaum zu den Favoriten der deutschen Schmetterlinge zählt, haben doch über 100 Arten ihre Lebensbedingungen ganz auf diesen Baum abgestellt. An der Birke halten es im Vergleich


Kunst nur 18 aus, an den allseits beliebten immergrünen Kirschlorbeer deutscher Vorgärten wagt sich nicht einer, was zugleich ein Licht auf die Bedeutung der Ökosysteme wirft. Einige Falter, darunter das Tagpfauenauge legen ihre Eier ausschließlich an Brennnesseln ab. Ein Hingucker nicht nur für den Nachwuchs dürften die Glaskästen mit den nimmersatt vor sich hin fressenden lebenden Raupen sein. Hochspannend ist auch das 18-fach vergrößerte bedrohlich wirkende Supermodell der Kaisermantelraupe in Verteidigungsposition. Sein Erbauer, der Mainzer Detlev Gregorczyk, ist Weltmeister der Präparationskunst. Wiesbadens herausragende Stellung in der Schmetterlingsdisziplin gründet natürlich auch in den Hinterlassenschaften der Naturforscherin Maria Sibylla Merian, die nach der großen Ausstellung vor zwei Jahren, zwar nicht übergangen, aber mit einigen ihrer Zeichnungen eher am Rande gewürdigt

wird. Ganz genauso wie die renommierte historische Sammlung von Johann Christian Gerning. Dafür entfaltet das Museum die feinen Aquarelle und Zeichnungen des Illustrators Johann Brandstetter auf breitem Raum, rund 50 seiner hier spektakulär an die Wände drapierten Bilder sind von einfühlsamen, teils lyrischen Texten und Skizzen umgeben, die von der Lebensweise der beobachteten Tiere handeln und in freier Beobachtung entstanden sind. Eine Regenwaldkolonie, ein der Seidenraupe gewidmeter Sektor oder auch die anschauliche in Corona-Heimarbeit der Museumsmitarbeiter entstandene Origami-Schmetterlingswolke sind weitere lohnende Facetten dieser ungemein vielfältigen Ausstellung, die ihre Gäste trotz aller Flatterhaftigkeit nicht ohne Appell entlässt. Lorenz Gatt Bis 31. Januar 2021: Di., Do., 10–20 Uhr; Mi., Fr., 10–17 Uhr; Sa., So., 10–18 Uhr www.museum-wiesbaden.de

© Junges Museum/Stefanie Kösling

Life doesn’t frighten me Michelle Elie wears Comme des Garçons Michelle Elie, Paris, 2015 © Foto Phil Oh

Von Faden zum Gewebe Das Junge Museum klinkt sich mit »Werk, Stoff, Textil« in die Textil-Ausstellung des HMF ein Bei der interaktiven Ausstellung: »Werk, Stoff, Textil – Vom Faden zum Gewebe« lässt sich der Weg von der Faser zum fertigen Kleidungsstück in acht Station verfolgen. In der vom Industriemuseum Rüsselsheim übernommenen, aber lokal passend moderierten Schau geht es nicht nur um Herstellungstechniken wie etwa Knüpfen oder um Material, sondern auch um Fragen der Ethik. Wie gehen wir mit Kleidung umd und welchen Wert messen wir ihr bei? In dem 200 Quadratmeter großen Ausstellungsraum können sich derzeit bis

zu 20 Jugendliche aufhalten. Die Ausstellung ergänzt das Projekt »Kleider in Bewegung« im benachbarten Historischen Museum Frankfurt. Dabei ist insbesondere zu erfahren, wie viel Energie und Aufwand etwa hinter einer Jeans stecken und welche Labels nachhaltig produzieren. Die Ausstellung eignet sich für Kinder ab sieben Jahren, Jugendliche und Familien. gt Bis 21. Februar 2021: Di.–Fr., 10–18 Uhr; Sa., So., 11-19 Uhr www.historisches-museum-frankfurt. de

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Sommerzeit = Lesezeit Viele spannende Bßcher und ein Verlagsporträt

Puppe von Kerstin Albert Foto: Hans Keller

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Literatur

© Jerry Bauer/Suhrkamp Verlag

ansichtssachen >> Locker bleiben: Am 9. Juli ab 18 Uhr findet »Liebieghaus LIVE« erstmalig im schönen, großen Garten des Komplexes statt. Zwischen Drinks und Musik – sanft und live von Casey & Tomek – können Besucher sich von der Schau »BUNTE GÖTTER – GOLDEN EDITION« inspirieren lassen. Die Teilnehmerzahl ist limitiert. Tickets gibt es online www.liebieghaus.de >> Möglichmacher: Das Gemälde »Die Astrale Komposition VI« (1912) des Expressionisten Wilhelm Morgner und Ernst Heckels Druckgrafik »Männerbildnis« (1919) gehören fortan zum Bestand des Städelmuseums. Letzteres war bereits in der StädelAusstellung »Geheimnis der Materie« (Strandgut 9/2019) zu sehen. Ermöglicht durch einen privaten Mäzen. www.staedelmuseum.de Mario Vargas Llosa: »Harte Zeiten« aus dem Spanischen von Thomas Brovot, Suhrkamp Verlag, 411 S., 24

Diese verdammten Bananen Mario Vargas Llosa: Harte Zeiten Geschichtlich ist Mittelamerika eine gescheiterte Konföderation aus den sechs Kleinstaaten Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama. Seit hundert Jahren ungefähr sind sie ein nahezu ausweglos erscheinendes politisches Dilemma, auf das die USA mehr als nur ihren übermächtigen Schatten werfen. Seit hundert Jahren degradieren die Regierungen der Vereinigten Staaten diese Länder zu ihrem Hinterhof, in den sie nach Belieben einmarschieren, Bürgerkriege entfesseln, Diktatoren und Militärregimes vor ihren Gnaden einsetzen können, sobald ihre wirtschaftlichen Interessen bedroht sind. Und sie würdigen diese Länder zu ihren »Bananenrepubliken« herab. In Mittelamerika wurde dieser elende, demütigende Begriff geprägt, und diese verdammten Bananen auf diesen verdammten Plantagen bestimmen die Schicksale der Länder bis zum heutigen Tag. Es gibt Ausnahmen, aber eben auch ein System. Der Grandseigneur der lateinamerikanischen Literatur, der unvergleichliche und hoffentlich unsterbliche Mario Vargas Llosa hat nun erneut ein Schlaglicht auf die politischen Verhältnisse Mittelamerikas geworfen. Literatur in Lateinamerika ist meist politisch, es

geht gar nicht anders, das will auch keiner der Autor*innen anders. In seinem Roman »Harte Zeiten« hat Vargas Llosa die unsagbare Geschichte der United Fruit Company, heute Chiquita, in Guatemala recherchiert, und abgesehen von der untadeligen literarischen Qualität, die ihn ja eh auszeichnet, ist ihm ein so aufregendes fesselndes Buch gelungen, dass man sich wünscht, diese lateinamerikanische Tradition des politischen Romans möge nie und nimmer versiegen. Denn auf die denkbar eleganteste Art wird der Leser Zeuge eines unvorstellbaren Prozesses: wie die USA, um ihre Bananenplantagen in Guatemala vor der geplanten Agrarreform der guatemaltekischen Regierung unter dem Präsidenten Jacobo Árbenz Guzmán zu schützen, Politikermorde begehen lässt, um die Bildung von Gewerkschaften zu verhindern, Tausende in Folterkeller schicken lässt, und gleichzeitig die brasilianische Sängerin Carmen Miranda im Obstkostüm und »Chiquita Banana« trällernd aufs Zelluloid bannt – so erfolgreich, dass die Lady 1945 die bestbezahlte Frau in den USA ist. Und die Banane, in Guatemala unter so unvorstellbaren Bedingungen gepflanzt und geerntet, zur Lieblingsfrucht im Norden des Kontinents wird.

Mario Vargas Llosa hat dazu die politische Reportage und QuasiDokumentation verzahnt mit einer multiperspektivischen Erzählform, die nicht linear fortschreitet. So werden die Geschehnisse gewissermaßen umzingelt, was das Lesen so spannend macht. Eine zusätzliche Attraktion erhält der Roman durch den hartnäckigen Versuch des Peruaners, eine der schillerndsten noch lebenden Figuren dieser guatemaltekischen Tragödie vor das Mikrophon zu bekommen – und es ist ihm gelungen. Miss Guatemala (die nie Miss Guatemala war), Marta Borrero de Parra, rechtsradikale Geliebte des Präsidentenmörders von Carlos Castillo Armas, dessen Geliebte sie ebenfalls war, vermutliche Informantin des CIA, heute in Langley lebend, (wo auch die CIA Zentrale liegt) gewährt Mario Vargas Llosa ein wahrlich enigmatisches Interview – was ihm einmal mehr die Gelegenheit gibt zu zeigen, was für ein außerordentlicher Journalist er auch noch ist. Was soll man noch sagen: eine unverzichtbare Lektüre aus der Feder des peruanischen Autors, der mit einer Weitsicht und Schonungslosigkeit politische Systeme entlarvt, dass es eine reine Freude ist – und ein einziger Schrecken zugleich.

>> Nachzügler1: Jetzt sind auch das Frankfurter Goethe-Haus und die Gemäldegalerie des Freien Hochstifts wieder offen – vorerst aber nur freitags bis montags von 10 bis 18 Uhr. Auch öffentliche Führungen finden wieder statt, vorerst mit bis zu fünf Personen. Termine und Details unter www.goethehaus-frankfurt. de >> Nachzügler 2: Back on the map ist auch das Art Foyer der DZ-Bank mit seinen öffentlichen Führungen donnerstags um 18 Uhr und an jedem letzten Freitag um 17.30 Uhr. Der Umstände wegen bedarf es dazu der Anmeldung via Homepage. Bis 22. August verlängert wurde die aktuelle Ausstellung »Unwiderstehliche historische Strömung« mit Fotoarbeiten von Katharina Sieverding. www.dzbank-kunstsammlung.de >> Sonnenseiten: In den Räumen von basis e.V. (Gutleutstraße 8–12) eröffnet am 3. Juli die Ausstellung »Flint House Lizard« von Ani Schulze. Zu sehen sind der gleichnamige Film sowie Zeichnungen und Stoffarbeiten der Künstlerin, die allesamt die Auswirkung der Sonne auf das menschliche Verhalten thematisieren. Bis 31. Juli: Di.– So., 14–19 Uhr, www.basis-frankfurt.de >> Wiederkehr: Das Kino im Filmmuseum zeigt vom 2. Juli an wieder ein täglich wechselndes Programm. Auch der 4. Stock mit dem beliebten Filmstudio steht wieder offen. www.dff.film >> Zu entdecken: Das Institut für Stadtgeschichte zeigt im Foyer des Karmeliterklosters eine Retrospektive der Werke des abstrakten Malers Eberhard Steneberg: »Zwischen allen Stühlen«. 1916 in Weimar geboren und seit 1951 in Frankfurt lebend blieb der1966 verstorbene Künstler zeitlebens kaum beachtet. Die Ausstellung läuft bis zum 9. Mai 2021. Mo.–Fr., 10–18 Uhr; Sa., So., 11–18 Uhr. www.stadtgeschichte-ffm.de

Susanne Asal

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Unabhängig lebt es sich‘s besser Ein Porträt des Polar Verlags von Alf Mayer Totgesagte leben länger – dieser alte Krimititel passt wie die Faust aufs Auge für den Polar Verlag, der inzwischen in Stuttgart beheimatet ist. Es ist einer der feinsten und besten Krimiverlage im deutschsprachigen Raum – wenn nicht DER –, aber leider immer noch zu wenig bekannt und noch nicht in allen Buchhandlungen vertreten. Independent-Verlage haben es schwer bei uns. Aber der Polar Verlag lebt, ganz prächtig sogar. Jeden Monat erscheint ein Roman abseits des Mainstreams. Sechs Mal im Jahr ist das ein Hardcover, sechs Mal ein preisgünstigeres Paperback. Sich das Programm anzusehen, lohnt sich.

Von 2013 bis 2017 war Hamburg der Verlagssitz von Polar. Der Theatermann, Regisseur und Krimikenner Wolfgang Franßen erfüllte sich mit der Verlagsgründung einen Traum. Der erste Roman trug den Titel »Wut«, Autor war der Ire Jack Kerrigan. Es war ein Thriller, der ein brutales und dreckiges Bild der einstigen Celtic-Tiger-Stadt Dublin zeichnete: die einst reichlichen Geldvorräte erschöpft, die Grundstückswerte gefallen, tausende neuer Häuser leer oder unfertig, viele Jobs verschwunden. Mit anderen Worten, die Welt, wie sie ist. Unbeschönigt. Hart. Messerscharf und düster. Hardboiled. Lyrisch und ehrlich. Es folgte ein Ausflug nach Schottland: »Dead Money«, von Ray Banks. Danach ging es mit dem neuseeländischen Jungtalent Ben Atkins in »Die Stadt der Ertrinkenden« und eine imaginäre Stadt voller Betrug und Lügen. »Lebe nach den Regeln, und du wirst für den

Rest deines Lebens ein Opfer sein«, stand darauf als Klappentext. Spätestens da war ich diesem Verlag verschworen. Die literarische Qualität des ersten halben Dutzends Bücher war einfach überwältigend. Und so ging es weiter. Vom irischen Autor Kerrigan erschien 2015 auch noch »In der Sackgasse« – mit folgendem Satz in Rot auf dem Buchrücken: »Jeder Kampf tut weh, auch der, den man gewinnt«. Wenn er mehr Programmplätze hätte, sagt Wolfgang Franßen, würde er noch mehr Bücher von diesem Autor machen. Das gilt auch für Jon Bassoff, dessen »Zerrüttung« 2016 bei Polar herauskam. In diesem Buch stehen Sätze wie: »Sie war ein gefallener Engel, und ich liebte sie. Ich sagte: Ich tu’s. Ich erschieß ihn, und danach sind wir eine Zeit lang zusammen. Du musst nur immer weiter lügen, und ich werde auch immer weiter lügen, und dann werden wir höllisch glücklich sein«.

2015 erschien mit »Kaliber« der erste Roman von Ken Bruen aus dessen knallharten Reihe mit Detective Sergeant Brant, bei Polar inzwischen weitergeführt mit »Brant« und »Die Füchsin« und 2021 mit einem weiteren Roman in der Pipeline. Für einen Verlag mit solch einem überschaubaren Output ist die Autorenpflege vorbildlich. Der US-Autor Benjamin Whitmer ist mit inzwischen drei Romanen im Programm, sein aktuellstes Buch, der Gefängnisausbruchs-Roman »Flucht« hat in den USA noch gar keinen Verlag gefunden. Eine Großtat war auch die erste deutsche Ausgabe von Newton Thornburgs »Cutter und Bone«, hierzulande nur durch die Karel Reisz-Verfilmung bekannt, die einst den jungen Jeff Bridges zum Star machte. Vom selben Kultautor folgte dann auch noch der Roman »Schwarze Herde«. Immer wieder gab (und gibt)es bei Polar Entdeckungen zu machen. Etwa:

– Janis Otisemi aus Gabun mit »Libreville«, – Sam Hawken mit »Kojoten« über die Grenzregion zwischen den USA und Mexiko, – Nathan Larson mit der Dystopie »Zero One Dewey«, – die französischen Autoren Christian Roux (»Der Mann mit der Bombe«) und Jérémie Guez (»Paris, die Nacht«), – die Autorinnen Estelle Surbranche mit »So kam die Nacht« und »Nimm mich mit ins Paradies« und Chloé Mehdi mit »Nichts ist verloren«, – der Australier Jock Serong mit »Fischzug«, – der monumentale Roman »Grant Park« von Leonard Pitts Jr., den man heute in der Zeit von »Black Lives Matter« noch einmal ganz anders lesen – und begrüßen – würde.

Verleger Wolfgang Franßen © Kerstin Petermann

Inhaber Jürgen Ruckh © Patrick Stotz

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Literatur mit »Eine wahre Freundin«. Da gibt es Kevin Hardcastle mit dem Kickboxer-Noir »Im Käfig«, einen Roman von Gunnar Staalesen, den Kanadier Ron Corbett mit »Preisgegeben« und die junge Autorin Katherine Faw mit einer dreizehnjährigen Heldin und »Young God«. Den Polar Verlag, darauf ist Wolfgang Franßen stolz, zeichnet aus, dass sich die Leser ihm anvertrauen. »Man darf nicht nur hoffen als Verlag, dass die Buchhandlungen das Buch dann schon verkaufen, man muss auf selber voll dahinter stehen und selbst zum Leser geworden sein. Nichts kommt dem Moment gleich, ein Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können.« Zum Beispiel nach solchen Sätzen wie aus »Der Mann mit der Bombe«: In der Regel hat man vielleicht eine Stunde oder einen Tag lang den Mut, sein Leben zu ändern, maximal eine Woche, wenn man ganz hartnäckig ist. Von Anfang an setzte der Verlag auf ein Programm ohne Abstriche und auf eine Arbeit, die mehr ist als nur Bücher verkaufen oder verramschen. Eine Zeitlang gab es sogar eine eigene Zeitschrift: die »Polar Gazette«, die dann schließlich eine Zeitlang im Internet weitergeführt wurde. Immer wieder fanden sich von Anfang an kluge und kundige Nachworte in den Büchern, heute ist das durchgängig Programm – eine Seltenheit in der deutschen Verlagsmannschaft und eigentlich (hoffentlich) bald einen Verlagspreis wert. Zu jedem, wirklich JEDEM Buch, gibt es heute ein Nachwort, ein Interview mit dem Autor, einen ausführlichen Podcast und eine Social-Media-Kampagne. Doch zurück in die kurze, aber schon sehr bewegte Verlagsvergangenheit. Mit einem Crowdfunding wurde eine Programmreihe namens »Deutscher Polar« versucht. Bisher ist es hier aber bei zwei Romane geblieben: bei Roland Stranger mit »Tiefenscharf« und Friedemann Hahn mit »Foresta Nera«, der letzte immerhin einer der bedeutsamsten lebenden deutschen Maler. Im September 2017 dann musste Verleger Wolfgang Franßen beim Amtsgericht Hamburg ein Insolvenzverfahren beantragen, als Begründung nannte er unter anderem den Nachfrageeinbruch im Frühjahr 2017. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter wurde bestellt, ein von vielen Kritikern hoch gelobtes Verlagskonzept schien gescheitert. Aber schon am 27. Oktober 2017 konnten die angeordneten Maßnahmen wieder aufgehoben werden. Der Verlag war gerettet. Für

Internetseite des Verlags: www.polar-verlag.de

Wolfgang Franßen, der übrigens den Gang in die Insolvenz mehr als mannhaft trug, war es »wie ein Sechser im Lotto«. Der krimibegeisterte Stuttgarter Jürgen Ruckh stieg als Investor beim Polar Verlag ein. Heute gibt er als Verlagsinhaber die Taschenbuchreihe »Dark Places« heraus und Wolfgang Franßen als Verleger zeichnet für das Hardcover-Programm verantwortlich. Britta Kuhlmann für das Marketing. »Nichts ist verloren«, hieß – programmatisch mit Ausrufezeichen versehen – das erste im geretteten Verlag erscheinende Buch im November 2018. Es war literarisch schwergewichtig, das nicht nur, weil es ein Hardcover war. »Fischzug«, »Desert Moon«, »Grant Park«, »Tiefenscharf« und »Gravesend« waren die weiteren Titel, mit denen sich der Verlag vor Weihnachten 2018 zurückmeldete. »Keine Zeit für keinen Kompromiss. Für kein Etikett, um das Marketing zu erweitern. Zeit für Autoren und Autorinnen, die etwas wagen wollen«, schrieb Programm-Macher Wolfgang Franßen in der ersten neuen Verlagsvorschau. Einer der Titel aus dem neuen Programm: David Joys »Wo alle Lichter enden«. Die enden noch lange nicht. Da gibt es James Anderson mit seinem Wüsten-Noir »Desert Moon«, dem jetzt im Juli »Lullaby Road« folgt. Anderson ist ein Autor, der ein sagenhaftes Gespür für Licht und Natur hat. Ein anderer inzwischen zum Hausautor gewordener Romancier ist William Boyle: Seine Bücher »Gravesend« und »Einsame Zeugin« finden aktuell Ergänzung

Sommer 2020 live auf der Parkterrasse, 20.15 Uhr Do. 23.7. DANIEL REINSBERG Fr. 24.7. UTA KÖBERNICK Fr. 31.7. POPCORN Vol. 5 Sa. 1.8. ROMIE Fr. 7.8. DANIEL HELFRICH Sa. 8.8. ZECH´S WASHBOARD ... Fr. 14.8. FRANK FISCHER Sa. 15.8. THE SILVERBALLS Do. 20.8. MATTHIAS JUNG Fr. 21.8. AN ERMINIG

BÜRGERHÄUSER DREIEICH

Sa. 22.8. DAGMAR SCHÖNLEBER So. 23.8. (11 Uhr) MICHAEL NEUNER Di. 25.8. Crime & Wine: A. WAGNER Fr. 28.8. DR. BONTEMPI´S SNAKE OIL ... Sa. 29.8. MISS ALLIE So. 30.8. (11 Uhr) K. HOFMANN & K. REITZ So. 30.8. VINCE EBERT - Vorpremiere Do. 3.9. SCHWESTER CORDULA Sa. 4.9. S.FISCHMANN & A. NEANDER Sa. 5.9. SCHMACKES Fichtestr. 50, 63303 Dreieich Tel. 06103 - 6000 0 www.buergerhaeuser-dreieich.de Strandgut 07 + 08/2020

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© Katie Farrell Boyle

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William Boyle: Eine wahre Freundin A Friend Is a Gift You Give Yourself, 2019). Kriminalroman. Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf. Polar Verlag, Stuttgart 2020, 368 S., 22 €.

»Gentle« Vic Ruggiero war ein attraktiver Kerl. Und beliebt. Im Supermarkt hat man neben der Fischtheke ein Foto aufgehängt, das ihn zusammen mit Martin Scorsese, Robert De Niro und anderer Filmprominenz zeigt. Wahrscheinlich wurde im Viertel ein Mafiafilm gedreht. Vic allerdings war ein wirklicher Gangster. Nun ist er schon neun Jahre tot, erschossen von einem Kleinkriminellen. Seine Witwe Rena kommt so gerade über die Runden. Kurz nach Vics Ableben hat sie ein bisschen Geld von den lokalen Mafiosi, für die er tätig war, bekommen. Doch das war alles an Unterstützung. Rena ist allein, ihre Tochter Adrienne will nichts von ihr wissen und ihre Enkelin Lucia bekommt sie nicht zu Gesicht. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sich die 60-Jährige den Annäherungsversuchen ihres Nachbarn Enzio ergibt. Als der lüsterne Greis ihr an die Wäsche will, schlägt sie ihm mit einem schweren Aschenbecher auf den Kopf. Und da sie ihn für tot hält, flieht sie kopflos in seinem penibel gepflegten 62er Chevy Impala. So beginnt William Boyles furioser Roman »Eine wahre Freundin«, den der Autor selbst treffend als »Screwball Noir« charakterisiert. Denn wie in einer der legendären, für ihre abgedrehten Plots berühmten Filmkomödien der dreißiger

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Ein Freund ist das schönste Geschenk an sich selbst William Boyle: Eine wahre Freundin und vierziger Jahre setzt Renas vermeintlicher Totschlag eine Folge irrwitziger Ereignisse in Gang, die den Figuren allerhand abverlangen. Da sie nicht weiß, wohin sie fliehen soll, steuert Rena den wertvollen Oldtimer in die Bronx, wo Adrienne wohnt. Doch diese schlägt ihrer Mutter die Tür vor der Nase zu. Glücklicherweise findet sie Aufnahme bei einer Nachbarin. Die heißt Lacey Wolfstein, war in einem früheren Leben als Luscious Lacey bekannt und hat, als ihre Karriere beim Pornofilm zu Ende war, ihren Lebensunterhalt damit bestritten, wohlhabenden älteren Männern größere Summen abzuluchsen. Wolfstein ist es gewohnt, für sich selbst zu sorgen, und gerade deshalb eine ideale Partnerin für Rena, deren Leben als Hausfrau und Mutter bislang, der dubiosen Berufstätigkeit ihres Gatten zum Trotz, eher unspektakulär verlaufen ist. Warum sich die beiden nun gemeinsam mit Enkelin Lucia und

einem prall gefüllten Geldkoffer in einem 1982er Cadillac Eldorado, auch schon ein Classic Car, auf den Weg ins Städtchen Monroe machen, wo Wolfsteins Freundin Mo wohnt, muss man selbst nachlesen, zumal sich dieser Roman nicht auf seinen aktionsgeladenen Plot reduzieren lässt. William Boyle erzählt abwechselnd aus der Perspektive seiner Figuren und kontrastiert so die äußere Handlung immer wieder mit Einblicken in deren Psyche. Während Rena ihr Leben und vor allem ihre Ehe mit Vic reflektiert, probiert Lucia aus, was alles geht, herbe Enttäuschungen inbegriffen. Angst muss man nicht um sie haben, die 15-Jährige ist überaus taff. Mo und Wolfstein andererseits haben sich offenbar nie Illusionen über das Leben gemacht. Und die Männer? Um die geht es nur am Rande. Wirklich zu gebrauchen ist nur einer von ihnen, der Taxifahrer Dennis, mit dem sie sicher zurück nach Brooklyn kommen. Er darf

auch mit am Tisch sitzen, als Rena üppig auftischt. Das Foto von Vic, Scorsese und den anderen wird auf der Arbeitsplatte abgestellt. Rena hat es beim Einkauf im Supermarkt mitgehen lassen als Erinnerung an eine andere Zeit. Immer habe sie nur geklagt, heißt es gegen Ende des Buches »wie schnell etwas vorbeigeht, aber vielleicht könnte sie ja mal über die Möglichkeit eines Anfangs nachdenken«. Die Chancen dafür, so suggeriert der leicht kitschige Schlusssatz, stehen gut, denn »auf einmal hört man in Renas traurigem alten Haus wieder die Musik des Lebens«. Joachim Feldmann

Joachim Feldmanns Artikel ist so etwas wie eine Grußbotschaft aus dem Ruhrgebiet zu unserem 500erJubiläum. 1977 war er Mitbegründer der Literaturzeitschrift „Am Erker“, die in Münster erscheint und sich längst zu einem Magazin im Buchformat entwickelt hat, das als ein wichtiges Forum für neue deutsche Erzählliteratur gilt. Folgerichtig gab es 1998 den HermannHesse-Preis als beste deutschsprachige Literaturzeitschrift.


Literatur

Kent Haruf: Kostbare Tage. Roman. Aus dem Amerkanischen von pociao und Roberto de Hollanda. Diogenes Verlag, Zürich, 2020, 347 S., 24 €

Die Dramatik des alltäglichen Lebens Kent Harufs Fortschreibung seiner »Holt«-Geschichten Viele der großen Geschichten der amerikanischen Literatur spielen sich in den kleinen Städten ab. Sherwood Anderson hat sich sein legendäres »Winesburg, Ohio« erfunden. William Faulkner ein »Jefferson, Mississippi«. Die Welt des Südens an einem Ort. Und Kent Haruf, der 2014 gestorbene Erzähler aus Colorado, lässt eine Generation später seine Leute in »Holt« leben. Diese Orte, in denen nichts passiert, eignen sich deshalb für die großen Dramen im kleinen Rahmen. »Als die Ergebnisse aus dem Labor kamen, führte die Krankenschwester sie beide ins Untersuchungszimmer. Der Arzt, der eintrat, sah sie nur an und bat sie, Platz zu nehmen. An seinem Gesichtsausdruck war abzulesen, wie die Dinge standen.« Keine vierzehn Tage später wird Dad Lewis tot sein. In dieser Zeit lernen wir ihn kennen, seine Familie, die Nachbarn und Freunde und einige Bewohner des kleinen, sehr realen und doch fiktiven Ortes Holt in Colorado. Tochter Lorraine, eine hübsche Mitfünfzigerin, die im gut zwei Stunden entfernten Denver lebt, kommt nach Hause, um ihrer Mutter bei der Pflege zu helfen. Sohn Frank, drei Jahre jünger als Lorraine, war gleich nach dem Highschool-Abschluss aus Holt weggegangen. Er hatte den Kontakt zu den Eltern abgebrochen, weil der Vater seine Homosexualität nicht akzeptieren konnte. An solchen Orten kennt jeder jeden, mit den entsprechenden Vorteilen, vor allem mit den damit verbundenen Nachteilen. Kent Haruf versteht es, mit wenigen Strichen komplexe Bilder zu zeichnen. Ein Lichtblick in den eher schwierigen Beziehungen der Menschen in Holt ist die achtjährige Alice. Alle

mögen das hübsche nette Kind, obwohl sie selber in ihrem kurzen bisherigen Leben viel Kummer erlebt hatte. Der Vater machte sich früh aus dem Staub, die Mutter starb vor kurzem an Krebs, sodass sie zu ihrer Großmutter nach Holt zog. Durch Rückblenden lernen wir das überschaubare Personal dieses Buches kennen. Dad Lewis, der als 22-jähriger die Eisenwarenhandlung in Holt übernahm, wurde jahrelang von seinem Angestellten Clayton hintergangen. Als Lewis es entdeckt, ist er gnadenlos. Obwohl Clayton bereit ist, alles Geld zurückzuzahlen, wirft er ihn hinaus. Der Vater von zwei kleinen Kindern sieht keinen anderen Ausweg und nimmt sich das Leben. Pfarrer Lyle, erst vor kurzem von Denver nach Holt versetzt worden, hat nach kurzer Zeit den Großteil auch dieser Gemeinde gegen sich. Denn er predigt seine »Prinzipien«. Seine Gemeinde will davon nichts hören. Selbst seine Frau, die sich auch von ihm trennen will, meint nüchtern: »Wozu sind sie letztendlich gut?« Sie »bieten einem keine Sicherheit (…) Die Leute wollen nicht behelligt werden (…) Sie wollen nur hören, was sie schon immer gehört haben – und dann wollen sie nach Hause

gehen zu ihrem Sonntagsbraten und zufrieden sagen, was für ein schöner Gottesdienst.« Haruf erzählt, ganz lapidar, mit wenigen Worten, vom Alltag dieser Menschen, von ihren mickrigen Sorgen und ihren kleinen und großen Nöten. Das Außergewöhnliche hat keinen Platz in der Kleinstadt. Was aus dem Rahmen fällt, wird beiseite gefegt. Der Homosexuelle wird geächtet und auch verprügelt, bis er verschwindet. Unter der nicht nur vermeintlichen, sondern auch tatsächlichen Nähe der Menschen, ihrer praktischen, jederzeit abrufbaren Hilfsbereitschaft wird die Kehrseite sichtbar, eine unfassbare Kälte. Die Frau, die sich zu offensichtlich eine Affäre geleistet hatte, wovon sicher einige träumten, was sich aber kaum einer gestattet hat, wird zwar nicht verjagt, aber geächtet. Der Preis, ihre Einsamkeit, aber: »Hier passiert nichts, ohne dass alle Leute es mitkriegen«. Die Menschen hadern immer wieder mit ihrem Leben, aber meist verzweifeln sie nicht. Irgendetwas gibt ihrem Leben einen Sinn. Und das ist tatsächlich dieses (durchaus ambivalente) Gefühl von Gemeinschaft.

Wir begleiten Lewis in seinen letzten Lebenstagen und erfahren sehr genau, wie er ganz allmählich immer schwächer wird, wie sein Körper rapide verfällt. Aber Lewis hat seinen Frieden gemacht, mit sich, seinem Leben, seiner Welt. Kent Haruf beschreibt mit klarer Sprache, ohne alles Pathos und doch eindringlich, das Leben und das Sterben dieses Mannes. Selbst die heikelsten Situationen bewältigt er mit seiner bewundernswerten Kunstfertigkeit. Kent Haruf ist ein großer Erzähler aus einer kleinen Welt. Seine »Kostbaren Tage« gehen einem an die Nieren. Ein ergreifendes, aber wie der Titel verspricht, auch kostbares Buch. Sigrid Lüdke-Haertel

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© Tamara Poppit of Poppy Photography

LIteratur

Esi Edugyan: Washington Black. Aus dem Englischen von Anabelle Assaf. Eichborn Verlag, Köln 2020. 512 Seiten, 24 Euro.

Geschichte im Abenteuerformat »Washington Black« von Esi Edugyan Er ist nach dem ersten amerikanischen Präsidenten benannt – und nach seiner Hautfarbe. George Washington Black wächst als Sklave auf einer Zuckerrohr-Plantage auf der Karibik-Insel Barbados auf. Bereits als Kleinkind weiß er, was Armut und Ausbeutung, Gewalt und Unterdrückung bedeuten, dass das Leben der Sklaven für deren Besitzer nicht viel wert ist. Doch eine Begegnung wird dem Leben des Zehnjährigen eine andere Wendung geben. Der nach dem Helden benannte Roman der kanadischen Autorin Esi Edugyan führt nahezu rund um die Welt und erzählt von einer besonderen Befreiung. Man schreibt das Jahr 1830, als George Washington »Wash« Black mit Christopher, kurz Titch genannt, den Bruder seines brutalen Masters Eramus und jüngsten Spross der englischen Familie Wilde kennenlernt, der die Plantage und die Sklaven gehören. Wash wird Christophers Gehilfe und erstaunt ihn mit seinem Zeichentalent und seiner Neugierde. Als Titchs Cousin Philipp, der für einige Zeit auf Barbados weilt, sich auf grausame Weise das Leben nimmt und der nach einem Unfall im Gesicht durch Brandnarben entstellte Junge zurück in die Obhut seines grausamen Masters soll, flieht das ungleiche Duo dank eines selbst konstruierten Wolkenkutters von dem Eiland. Weit kommen sie indes nicht: In

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der Karibik werden sie nach dem Absturz des Luftschiffes infolge eine Sturmes von einem Schiff aufgesammelt. Ihre abenteuerliche Reise nach Norden, wo Titch seinen Vater, einen Forscher und Weltenbummler, suchen will, findet damit ihre glückliche Fortsetzung. Doch in der Kälte der Arktis lässt der junge Master seinen Gehilfen eines Tages plötzlich zurück und verschwindet spurlos. Der Junge, auf dem bereits kurz nach seiner Flucht ein Kopfgeld ausgesetzt ist, ist fortan auf sich allein gestellt. Doch Wash geht seinen eigenen Weg und weiß sich zu behaupten in all den kommenden Jahren. Edugyans Werk ist sowohl Abenteuer-Buch als auch Entwicklungsroman. Während das Geschehen bis zu Titchs plötzlichem Verschwinden recht rasant erzählt wird und ereignisreich ist, kommt die folgende Handlung zunehmend in ruhiges Fahrwasser, obwohl sich auf dem Lebensweg, der Wash durch für ihn fremde Länder und Städte wie England, Amsterdam und Marokko führt, weitere überraschende Wendungen ereignen. Der Leser nimmt Anteil am Wachsen und Werden des Helden und Ich-Erzählers, der später auf seine große Liebe Tanna, die Tochter des bekannten Meeresbiologen Goff, trifft. Gemeinsam arbeiten sie an einem besonderen Projekt: Ein Meeresmuseum soll entstehen. Doch trotz einer neuen

»Familie« lassen ihn die traumatischen Erinnerungen an die Plantage und die innige Beziehung zu seiner Beschützerin Big Kit Wash nicht los, von deren wahren Rolle der nunmehr erwachsene Held erst bei seinen Recherchen im Archiv zur Plantage erfährt. Zugleich hinterfragt er sein Verhältnis zu Titch und dessen Charakter. Der Roman ist ein Buch über Wissenschaftler und ihre Forschungen. Neben dem regen Geist von Titch und dessen Vater ist auch Goff auf der Suche nach Wissen: den Beweisen gegen die Lehre der Kreationisten, die die Schöpfungstheorie verfechten. Charles Darwin lässt da grüßen. Der britische Naturforscher absolvierte in jenen Jahren, in denen der Roman zeitlich angesiedelt ist, seine Reise mit der H.M.S. Beagle. Seine dabei gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse flossen ein in sein 1859 veröffentlichtes Werk »Über die Entstehung der Arten«, das als Hauptwerk zur Evolutionstheorie gilt. Mit dem Wolkenkutter sowie den Anfängen der Fotografie werden zwei große Erfindungen vorgestellt. Allen voran ist »Washington Black« ein ergreifender wie bedrückender Roman über die Sklaverei und den menschenverachtenden Rassismus mit all seinen Formen und Folgen. Zudem erzählt das vielschichtige, sehr atmosphärische Werk von einem unvergesslichen Helden,

der die Neugierde und das Staunen trotz widriger Bedingungen nie verliert und dem es trotz seiner Herkunft gelingt, seine Begabung und seine Interessen selbstbestimmt und in Freiheit auszuleben. Deshalb ist trotz aller Dramatik und Melancholie Raum für Licht und Hoffnung. Wenige Jahre nach Washs Flucht wird auf Barbados die Sklaverei abgeschafft. Der Rassismus hat indes nie aufgehört zu existieren. Deshalb sind Bücher wie dieses so bedeutend. Für ihren dritten, im Übrigen auch sehr schön gestalteten Roman erhielt die Kanadierin den Giller Prize, den wichtigsten Literaturpreis ihres Land, und war für den renommierten Booker Prize sowie den PenPreis nominiert. 1978 in Calgary geboren, lebt sie mit dem Autor Steven Price, hierzulande vielleicht dem einen oder anderen bekannt durch dessen wunderbaren Roman »Die Frau in der Themse« (Diogenes) bekannt, in Victoria/British Columbia. Constanze Matthes

Die freie Journalistin Constanze Matthes lebt und arbeitet in Naumburg/Saale. Auf ihrem Blog »Zeichen & Zeiten« schreibt sie über Bücher, die sie ans Herz legt.


Literatur

Aufstieg und Fall am englischen Königshof Wer den Ratschlägen unserer Kanzlerin und ihrer Ministerriege folgt, in diesem Sommer im Lande bleibt, sich redlich nährt, und, auch der Not folgend, entsprechend viel liest, der ist mit der zweimaligen englischen Booker-Preis-Trägerin Hilary Mantel nicht nur gut, sondern bestens bedient und kann im kommenden Herbst mit seinen frisch erworbenen Kenntnissen der englischen Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts mächtig Eindruck machen. Hilary Mantel beschreibt in drei dicken Romanen, (»Wölfe«, »Falken«, »Spiegel und Licht«) zusammen auf deutlich über zweitausend Seiten, den langsamen Aufstieg von Thomas Cromwell bis in die höchsten Höhen des englischen Königshauses. Der Sohn eines Schmieds, vom seinem Vater einst fast tot geprügelt, flieht aus seinem Elternhaus und kehrt erst nach einigen Jahren, in denen er erfolgreich auf dem Kontinent schon Karriere gemacht hatte, in seine Heimat zurück. Die Stationen seines Aufstiegs werden ebenso kenntnisreich wie detailliert, mit einem Wort: brillant beschrieben. Mit wachsender Nähe zum Zentrum der Macht wird die Luft immer dünner. Viele seiner Weggefährten, meist Mitglieder des Hochadels und auch zwei Frauen des Königs, bleiben dabei auf der Strecke. Scheiterhaufen, oder wenn es humaner zugehen sollte, das Schwert. Heinrich VIII. war nicht zimperlich. Doch Thomas Cromwell hält sich nicht nur lange Zeit an der Macht, er steigt immer weiter auf, bis zum Lordsiegelbewahrer des Königs und bis zum bitteren Ende, bis auch er den Tod stirbt, den er zuvor Rivalen, Gefährten und Feinden beschieden hat. Hilary Mantel hat ein Stück der englischen Geschichte zu einer äußerst lesenswerten Geschichte verarbeitet. Und zwar, wie man gar nicht oft genug sagen kann, großartig geschrieben, spannend dazu. Mit solchen Büchern ist auch ein Corona-Sommer gerettet. ml/slh

Hilary Mantel: Wölfe. Aus dem Englischen von Christiane Trabant. 2012, 768 S., 14 €.

Hilary Mantel: Falken. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. 2014, 480 S., 9,99 €.

Hilary Mantel: Siegel und Licht. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. 2020, 1.104 S., 32 €. Alle DuMont Verlag, Köln

© Christina Höhn/Suhrkamp Verlag

Hilary Mantels Trilogie über Thomas Cromwell

Betriebsgeheimnis – nur für die leitenden Leute Siegfried Unselds »Reiseberichte« Der 2002 im Alter von 78 Jahren gestorbene Suhrkamp-Verleger, nicht nur ein Glücksfall für die deutsche Literaturgeschichte, war auch eine Ausnahmeerscheinung als Verlagschef. Von den vermutlich 1500 Reiseberichten, die Unseld für die leitenden Mitarbeiter seiner Unternehmen (und, wohlgemerkt NICHT für die Öffentlichkeit verfasst hat) suchte der kürzlich verstorbene Cheflektor Suhrkamps, Raimund Fellinger, ganze 35 aus, was wenig erscheint, aber auch schon fast vierhundert Druckseiten füllt. Seine erste Reise als Nachfolger Peter Suhrkamps führte Unseld im April 1959 nach Ost-Berlin, auch zur Brecht-Witwe Helene Weigel. Die Bedeutung dieses Besuchs sollte sich in den folgenden Jahrzehnten erweisen. Vieles Geschäftliche wird in diesen Berichten beschrieben, einiges Anekdotische dazu. Und im Laufe der Jahre spürt man die veränderte Rolle, die Siegfried Unseld in dieser literarischen Welt mittlerweile spielt. Es gibt viele kleine Glanzstücke in diesem Buch. Ein Besuch in Salzburg etwa, 24. bis 26. Juli 1980. Besuch bei Thomas Bernhard, anschließend bei Peter Handke. Bernhard, mürrisch, schlechtgelaunt, taut erst auf, als Unseld ihm das Guthaben vorrechnet, das sich unterdessen auf seinem Verlagskonto angesammelt hat. Bernhard feilscht sofort um die Höhe der Auszahlung. Als Unseld tags darauf

abfährt, hat sich die Summe fast verdoppelt. Über Literatur wird, anders als bei Handke, mit Bernhard nicht gesprochen. Aber genau das ist interessant. Der große Verleger Siegfried Unseld hatte die Lektion gelernt, die ihm sein Chef Peter Suhrkamp vermittelt hatte. Auf den Autor kommt es an. Unseld präsentiert hier noch einmal eine kleine Geschichte der Literatur, für die der Name Suhrkamp-Kultur geprägt wurde. ml/slh Siegfried Unseld: Reiseberichte. Herausgegeben von Raimund Fellinger. Suhrkamp Verlag, Berlin 2020, 378 S., 26 €

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© Mauro Raffini

LIteratur Kunst

(La lunga vita di Marianna Ucrìa). Übersetzt von Sabina Kienlechner. Nachwort von Maike Albath. Folio Verlag, Bozen/Wien 2020. 364 Seiten, 24 Euro.

Historischer Roman mit Seltenheitswert »Die stumme Herzogin« von Dacia Maraini Was können uns historische Romane über ihre Einblicke in eine vergangene Zeit hinaus heute noch erzählen? Sind es nicht gerade besondere Persönlichkeiten und der Vergleich von Geschichte und Gegenwart, die dieses Genre so besonders reizvoll machen? Bereits 1990 erschien der Roman »Die stumme Herzogin« der italienischen Schriftstellerin Dacia Maraini über eine besondere Frau, die im 18. Jahrhundert gesellschaftliche Tabus bricht – trotz ihres Geschlechts und ihrer Behinderung. Ein meisterhaftes Werk, das dank einer Neuausgabe nun wiederentdeckt werden kann. Wer diesen Roman liest, hat prägnante Bilder im Kopf, vielleicht vermag die Vorstellungskraft auch den Geruchssinn anzuregen: Sizilien ist reich an Sinneseindrücken. Dank einer Vegetation aus Oliven- und Zitronenhainen, der blühenden Jasminsträucher und des Mittelmeeres. Auf der Insel im Süden Italiens wird um 1700 Marianna als Spross der ehrwürdigen Adelsfamilie Ucria geboren.» Sie lernt schreiben und lesen. Sie verständigt sich mit Hilfe von kleinen handbeschriebenen Zetteln«. Hinter ihrer Behinderung verbirgt sich ein streng gehütetes Familiengeheimnis. Mit 13 Jahren wird sie an ihren weit älteren noch unverheirateten und kinderlosen Onkel vermählt. Ihr Zuhause wird das zur Villa um- und ausgebaute Häuschen ihres Großvaters in Bag-

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heria nahe Palermo. Die Eltern sind froh über diese Fügung, allerdings ohne das Wohl des Kindes im Blick zu haben. Aus der lieblosen und auch von Gewalt geprägten Ehe gehen fünf Kinder hervor, Mariannas Lieblingssohn stirbt mit vier Jahren an den Pocken. Die Zeit zieht ins Land. Die Kinder werden erwachsen, gehen ihrer Wege. Nach dem Tod ihres Gatten Pietro liegt es nun an der Herzogin, sich um den Familiensitz und die Ländereien zu kümmern, was auf einigen Argwohn der Pächter und Bauern stößt. In größeren Zeitsprüngen erzählt Maraini von den kleinen wie großen Ereignissen im Leben der stummen Herzogin. Nicht nur an der allmählichen Emanzipation Mariannas beschreibt die bekannte Autorin das damalige Frauenbild. Auch am Leben und Wirken der Schwestern und Töchter der Heldin wird das Verhältnis zwischen Mann und Frau sowie der gesellschaftliche Stand der Frau deutlich. Sie werden meist jung vergeben. Eine Heirat wird oft strategisch geschlossen, um Einfluss zu gewinnen und Nachkommen, vor allem männlichen Geschlechts, zu zeugen. Liebesbeziehungen sind nahezu ausgeschlossen. Wer keine Ehe eingeht, wird Nonne in einem Kloster, das sich einen weiblichen Neuzugang gut bezahlen lässt. Marianna befreit sich zunehmend von männlicher Vorherrschaft und Standes-

dünkel – trotz der Kritik ihres einzig verbliebenen Sohnes. Sie setzt sich für die Schwachen ein. Mit dem jungen Saro, dem Bruder Filas, die als verarmte Waise zur Angestellten im Haushalt der Ucrias wurde, geht sie eine Affäre ein. Mit Senator Camalèo, der sie heiraten würde, führt sie tiefsinnige Gespräche über Philosophie und Literatur. Es sind die Bücher und die Malerei, die ihr Leben seit der Kindheit bereichern und ihr Denken beeinflussen. Weil Marianna nicht mehr hören kann, sind ihre anderen Sinne umso schärfer, auch vermag sie, sich in die Gedanken ihrer Mitmenschen einzufühlen. Maraini gelingt es meisterhaft, die speziellen Fähigkeiten ihrer Heldin in ihrem Werk umzusetzen. Sie entwirft ein sehr sinnliches, bildhaftes und detailreiches Panorama von Familie, Zeit und Insel, das an ein eindrucksvolles Gemälde erinnert. Es war auch ein Bild, das die Autorin zu ihrem Roman inspiriert hat und eine ihrer Vorfahrinnen zeigt, wie Maike Albath in ihrem den Band bereichernden Nachwort zur Neuausgabe schreibt. Die italienische Schriftstellerin stammt selbst aus einem sizilianischen Adelsgeschlecht. 1936 in Fiesole geboren, zog ihre Familie zwei Jahre später wegen eines Stipendiums des Vaters, der als Anthropologe und Japanologe tätig war, nach Japan um. Während des Krieges

wurden die Marainis aufgrund ihrer politischen Einstellung dort in mehreren Lagern interniert. 1946 kehrten sie nach Italien zurück und ließen sich auf Sizilien nieder. Dacia Maraini begann bereits in der Jugend zu schreiben und debütierte 1962 mit dem Roman »La vacanza« (»Tage im August«). Sie zählte zu den Mitbegründern der Zeitschrift »Tempo della letteratura« und gehörte der Frauenbewegung an. Zu ihren engsten Vertrauten gehörte ihr Kollege Alberto Moravia, mit dem sie auch zusammenlebte. Maraini erhielt verschiedene Literaturpreise ihres Landes und ist Jurorin beim Premio Strega, mit dem sie 1999 geehrt wurde. Ihr Roman »Die stumme Herzogin«, 1990 veröffentlicht, erschien vier Jahre später in einer deutschen Übertragung (Piper) und kann nun in einer Neuausgabe wiederentdeckt werden. Eine Möglichkeit, die man sich nicht nehmen lassen sollte. Denn solch ein intensiver wie vielschichtiger historischer Roman hat Seltenheitswert. Constanze Matthes Dacia Maraini: Die stumme Herzogin


Literatur

Die Särge haushoch

Die Frau kennt sich aus

»Die Spanische Grippe« von Harald Salfellner

Nadja Mayer beschreibt ihre Lieblingsorte in Frankfurt

Alf Mayer

Nadja Mayer: Frankfurt – Lieblingsorte. Mit Fotografien von Jochen Peter. Insel Verlag, Berlin 2020, 240 S., 12,95 €

Die »Trinkhalle« auf dem Titelbild, eigentlich ein Wassähäus’sche, zeigt an, wo es hier lang geht. Denn die Frau Mayer, gebürtige Bornheimerin, kennt sich in der ganzen Stadt aus, von Seckbach bis Sachsenhausen, vom Lohrberg bis zum (Wald-)Stadion. Vor allem aber liebt sie diese Stadt. Denn, was sie beschreibt, ob das Café Wacker oder das Hausener Bad, die verschiedenen Eiersorten, die der Bauer Mann in der Kleinmarkthalle verkauft, oder die »coolen Drinks«, die in einer Bar in der Elbestraße »cash only« über den Tresen gehen, all das beschreibt sie liebevoll, mit großer Sympathie. Das, was der Einheimische kennt, ist ebenso dabei, wie einige ziemlich ausgefallene Tipps.

Das heißt, dieses kleine, hübsch aufgemachte Büchlein, ist für die echten Frankfurter*innen genau so interessant wie für die Eingeplackten oder gar die Ortsfremden und nur zeitweilig Zugereisten. Wie sonst sollte man auf den Bornheimer Ratskeller, am Bornheimer Hang, kommen, wenn nicht durch dieses Buch. Mario Furlanello, gebürtiger Bornheimer, wurde uns in der Hochzeit der Corona-Krise empfohlen, weil er – auf Bestellung – seine berühmte Grüne Soße vor der Tür, mit kleinem Krisen-Aufschlag, verkauft hat. Nach fünfundsechzig lesens- und beachtenswerten Hinweisen endet dieser originelle Reiseführer »Am Rande des Universums«, in einer Art Kulturzentrum, das sich sage und schreibe – ausgerechnet – in Offenbach findet. Da ist Nadja Mayer aus Bornheim ersichtlich auch noch über ihren eigenen Schatten gesprungen. ml/shl

Foto: © Norbert Miguletz

Kein Landstrich blieb verschont, in Städten und Dörfern bimmelten die Glocken, die man noch nicht zu Kanonen eingeschmolzen hatte. In eigenen Straßenbahngarnituren rumpelten die Särge zu den Friedhöfen hinaus, in den Totenkammern stauten sich die Leichen. Die Zahl der Opfer stieg ins Unermessliche. Sechs Millionen, dann zwölf, dann zwanzig, bald fünfzig, wenn nicht gar hundert. Die USA beklagen 650.000 Tote, Brasilien 300.000, das vom Ersten Weltkrieg verwüstete Europa zweieinhalb Millionen, Indien gar vierzehn. 1918, das ist für uns das Jahr, in dem der Erste Weltkrieg zu Ende ging. Es war aber auch das Jahr mit dem größten Massaker der Menschheitsgeschichte. Und all das ist jetzt wieder brandaktuell. Der in Prag lebende Medizinhistoriker, Verleger und Kafka-Forscher Harald Salfellner hat sein Standardwerk »Die Spanische Grippe« für eine zweite, wesentlich erweiterte Auflage jetzt gründlich durchgearbeitet. Sein Buch ist durchgehend farbig bebildert, die beinahe 300

Abbildungen sind eine Zeitreise und eine Kulturgeschichte der besonderen Art. Text und Bild veranschaulichen die Seuche in ihren globalen Zusammenhängen und Auswirkungen. Ein doppelseitiges Farbfoto aus dem Jahr 1918 etwa zeigt einen Lastwagen der Firma Casket & Co, die Ladefläche haushoch hochgetürmt mit Särgen. Immer wieder Särge und Trauerzüge, quer durch die Welt, dazu Masken, Medikamente, Zeitungsannoncen und Anzeigen, Kurven, Statistiken, Grabsteine, Broschüren, Zeitungen und der »Influenza Blues« aus der Feder von Happy Klark und Arthur C. Brown. In 35 Kapiteln blättert der Autor die größte Gesundheitskatastrophe der Menschheitsgeschichte auf und stellt in drei Extrakapiteln den Bezug zur COVID-19-Pandemie her. Sein Fazit: »Es ist ein pandemisches Roulette, dem die Menschheit ausgeliefert ist, und einzig das ist gewiß, und in der Fachwelt unstrittig: daß die Kugel wieder rollen wird … Auch in Zukunft wird mit Pandemien wie der Spanischen Grippe oder COVID-19 zu rechnen sein.« Franz Kafka übrigens infizierte sich am 14.10.1918 in Prag – und überlebte. Verdrängt hatte ich, dass in der Todesanzeige von Goethe von einem »Katarrhalfieber« die Rede ist. Er erlag am 22. März 1832 in Weimar einer Grippe, in einer Nachwelle der Spanischen Grippe in München am 14. Juni 1920 der Soziologe Max Weber. Ein Glossar rundet das verschwenderisch illustrierte, hochinteressante Buch ab.

„If music be the food of love, play on.“ WILLIAM SHAKESPEARE

Harald Salfellner: Die Spanische Grippe. Eine Geschichte der Pandemie von 1918. Vitalis Verlag, Prag 2020. Zweite, erweiterte Ausgabe, mit zahlreichen Abbildungen, 192 Seiten, 24,30 Euro.

Neue Ausstellungen im Juli/August >> 2. Juli: DEUSCHES GOLDSCHMIEDEHAUS HANAU, 6. Internationaler Stahlschmuck-Wettbewerb, bis 13. September 2020, www.goldschmiedehaus.com >> 2. Juli: MUSEUM ANGEWANDTE KUNST, Anette Lenz, à propos, bis 3. Januar 2021, www.museumangewandtekunst.de >> 3. Juli: BASIS FRANKFURT, Ani Schulze, Flint House Lizard, bis 31. Juli 2020, www.basis-frankfurt.de

>> 11. Juli: PORTIKUS, Hajra Waheed, HUM. bis 6. September, www.portikus.de

>> 13. August 2020: NASSAUISCHER KUNSTVEREIN, Mindestabstand Kunstmarkt, bis 23. August 2020, www.kunstverein-wiesbaden.de

>> 17. Juli: DEUSCHES GOLDSCHMIEDEHAUS HANAU, Friedrich Becker Preis Düsseldorf 2020., bis 23.August 2020, www.goldschmiedehaus.com

>> 19. August 2020: GOETHE-HAUS, Bilder einer Baustelle, bis 30. Dezember, www.goethehaus-frankfurt.de

>> 7. August 2020: DEUTSCHES FILMMUSEUM, The Sound of Disney 1928–1967, bis 10. Januar 2021, www.dff.film

>> 27. August: DEUSCHES GOLDSCHMIEDEHAUS HANAU, Staatliche Zeichenakademie, bis 18. Oktober 2020, www.goldschmiedehaus.com

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Ein Buch mit großem Sog »Durch die Nacht« von Stig Sæterbakken

Stig Sæterbakken: Durch die Nacht (Gjennom natten, 2012). Roman. Aus dem Norwegischen von Karl-Ludwig Wetzig. DuMont Verlag, Köln 2019. 288 Seiten, 22 Euro.

Theater für die ganze Familie

www.theaterhaus-frankfurt.de

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Es lagen nur wenige Monate zwischen der Veröffentlichung seines Romans »Gjennom natten« und seiner letzten Entscheidung. Am 24. Januar 2012 nahm sich der norwegische Schriftsteller Stig Sæterbakken das Leben. Er zählte in seinem Heimatland zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart, Karl Ove Knausgård schätzte ihn. Sein literarisches Schaffen weist eine große Bandbreite auf, es reicht von Romanen über Lyrik bis zu Essays und Erzählungen. Zudem übersetzte er erfolgreich aus dem Englischen. Mit acht Jahren Zeitunterschied erschien jetzt mit »Durch die Nacht« Sæterbakkens letztes Werk in deutscher Übersetzung. Ein erschütternder und beklemmender Roman, der lange nachhallt. Dieses Buch ist anders, auch wenn die Geschichte recht schnell erzählt ist. Karl Meyer ist Zahnarzt. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter. Er hätte weiter ein zufriedenes und erfülltes Leben führen können. Auf einer Feier verliebt er sich jedoch in die 17 Jahre jüngere Mona. In all seinen überschwänglichen Gefühlen und seiner Euphorie verlässt er wenig später Knall auf Fall Frau und Kinder – um wenig später jedoch wieder zurückzukehren, weil ihn Zweifel plagen wegen der Beziehung mit einer jüngeren Frau und ihm Monas Wesen missfällt. Gute Freunde hatten sich von ihm abgewandt. Doch nichts ist mehr, wie es einst war. Die Familie grenzt ihn aus, allen voran sein Sohn Ole-Jakob, zu dem Karl keinen Zugang mehr findet. Aus einer Einheit, deren Zugehörigkeit ihrer Mitglieder auf tiefen Emotionen basiert, wird eine Einheit, die als gemeinsamen Nenner nur das Leben unter einem Dach wahrnimmt. Dann geschieht die unfassbare Tragödie, die die Familie ein zweites Mal auseinanderreißt: Der 18-Jährige nimmt sich auf grausame Weise das Leben. Auf einer Fahrt mit dem Auto seines Vaters löscht er sich quasi aus. Mit der tiefen Trauer setzt dieser Roman ein, in dem Karl als Ich-Erzähler von seinen Erlebnissen, seinen Gedanken und Gefühlen schonungslos berichtet. Sein Erzählstrom springt dabei zwischen den Zeiten. Zwar fehlt dem Roman damit ein chronologischer roter Faden, trotzdem besitzt er eine gewisse Struktur: Denn er besteht aus zwei Teilen. Part eins erzählt von der Familie, ihrem Entstehen bis hin zum Freitod des Sohnes sowie von der beginnenden

Trauer, dem tiefen Schmerz und den großen Schuldgefühlen des Familienvaters ob des Verlustes. Der zweite Teil schildert Karls Reise – man könnte sie auch Flucht nennen – über Deutschland in die Slowakei, mit der er seiner Familie ein zweites Mal den Rücken kehrt. In einer deutschen Kleinstadt trifft Karl auf Caroline, eine Fotografin, deren Bruder sich ebenfalls das Leben genommen hatte. Auch sie verlässt er kurze Zeit später und ohne ein Wort des Abschieds wieder, um weiter in die Slowakei zu reisen, um dort das sogenannte Haus des Grauens zu besuchen, von dem er von seinem Freund Boris erfahren hatte. Es ist ein sehr absonderliches, teils gruseliges und albtraumhaftes Geschehen, das einen herben Kontrast zum ersten Teil bildet und sich Seite für Seite ins Unreale und Mystische steigert, wenngleich zu Beginn ein Märchen, das Karl einst seinem kleinem Sohn erzählt hat und in dem auch der Verweis auf den Titel des Romans zu finden ist, darauf deutet, dass der norwegische Schriftsteller Grenzen überschreitet, um die schwierigen, auch sehr emotional aufgeladenen Themen Leere und Einsamkeit, Trauer und Schuld zu verhandeln. Sæterbakken hat ein Buch geschrieben, das einen mitzieht, verstörend ist, das sich in den Leser einwühlt. Es ist ein Roman, dessen Tiefe und eigenartiger Charakter vielleicht nicht beim ersten Lesen erschlossen werden kann. Man muss diesen zerrissenen Helden, der Menschen urplötzlich und ohne große Ansage verlässt, nicht mögen, um dieses Buch zu schätzen. Der Umstand, dass sich Sæterbakken im Alter von 46 Jahren wenige Monate nach der Veröffentlichung dieses Romans, der sich eben dem Freitod und Abschied widmet, selbst das Leben nahm, beinhaltet viel Tragik und Düsternis. Er kehrte die Handlung, in dem ein Jugendlicher den Freitod wählt, indes um. Sæterbakken, selbst Familienvater, hinterließ seine Frau und zwei Kinder. Constanze Matthes


Literatur

„Toll, dass ich so einfach soziale Projekte in unserer Stadt unterstützen kann.“ Vicky

www.mainFrankfurt.org

Eine Initiative der Frankfurter Sparkasse. Strandgut 07 + 08/2020

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Foto: © Norbert Miguletz

LIteratur

Was es noch zu lesen gäbe ... Eine kleine Auswahl von Ingrid Mylo

„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“ FRIEDRICH NIETZSCHE

200625_anzeige_strandgut_45x135.indd 1

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In diesem Buch gibt Margot Unbescheid den Blick frei auf das turbulente, verstörende, oft anstrengende, manchmal traurige, aber auch überraschend wunderbare Leben mit einem von Demenz betroffenen Angehörigen – damit endlich alle wissen, was zu tun ist, wenn es erst los- und dann auch weitergeht mit der Demenz.

www.alzheimer-erste-hilfe-buch.de

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Ob man den Inhalt erzählt oder nicht: was passiert ist weniger wichtig als die Art, in der das Passierte abgeliefert wird. Satz unter Satz, manchmal nur Worte, kein Punkt, kein Komma, Sterne manchmal und gelegentlich ein Fragezeichen. In der formalen Verkleidung eines Gedichts rollt der Text über die vielen Seiten des Buches, Sätze zwischen August und Ende Dezember: Gesteinsproben subjektiver 11:35 Realität, Gedankenmuster, Gefühlspartikel, Gewaltphantasien. Das Ich einer jungen Lehrerin: sie tritt eine neue Stelle an, sie schürft sich an einer neuen Liebe auf, zählt die Male, die sie ihn nackt sieht und unter welchen Umständen, bis 14 kommt sie: dann endet das Buch unter Gräbern. Dass ihre Stirnen was abkriegen, beide, hat sie sich schön ausgemalt: seine beim 9. Mal eine Beule, ihre schon beim 3. Mal blutige Risse durch einen Stacheldraht. Und das Gestreute dazwischen, Organisches unter den Algorithmen, die das Leben simulieren: Fruchtfliegen auf einer überfälligen Birne, der geschriebene und wieder ausradierte Name auf dem Skizzenblock, ein aufgeschwollenes Herz in der Novembersonne, eine überfahrene Katze, Träume von abgebissenen Fingern, ein Kuss wie zwei sich paarende Waldschnecken, ein Nägelkratzen in der Nacht und am Morgen die Hautschuppen auf dem Boden. »Heiter ist das nicht gerade«, würde Oma Anna aus Marburg sagen. Heiter vielleicht nicht, komisch schon, auffallend allemal. Und dann die Anordnung, die den Sätzen was Striktes gibt: wo sie eh schon was Verschlossenes

haben: ganz wie Kassiber. Aber heimtückisch bearbeitete Kassiber: mit ihnen lässt sich nichts mehr rausgeschmuggelt. Oder rein. Weil sie sich vorzeitig auflösen im Körper und ihre verkapselten Botschaften freisetzen wie Gift. Tine Høeg: Neue Reisende. Aus dem Dänischen von Gerd Weinreich. Literaturverlag Droschl 2020, Graz, 200 S., 19 €

**** »Irgendwie ist die Welt doch nicht zum Aushalten«, sagen sie. Und denken, »was für eine erbärmliche Farce das alles ist«, dieses Leben, das in den Romanen von Elizabeth Strout voller Sorgen und Sehnsüchte ist, Demütigungen zuhauf, Armut und Missbrauch und jede Menge von dem, was im Englischen so treffend hardship heißt und mit Mühsal oder Plage nur unzureichend zu fassen ist: und dem deutschen Begriff Härte fehlt das Handwerkliche, der pragmatische Umgang mit dem Elend, in dem man manchmal steckt bis zum ungewaschenen Hals. Selbstmord ist eine Möglichkeit, Alkohol eine andere: von beidem wird Gebrauch gemacht. Auch Liebe käme infrage, wäre sie nicht unerwidert, unerwünscht, verheimlicht oder verraten, voller Schuldgefühle und Erbärmlichkeiten. Und vor allem ist da diese Traurigkeit, die die Menschen umhüllt wie ein Tüllkleid, Schichten und Schichten von etwas durchsichtig Zartem, etwas, das schön ist und schmückt und Umarmungen fernhält. Das Gefühl von Verlassenheit ist ihnen

vertraut, selbst wenn sie zu zweit sind oder Familie haben: manche haben Angst vor dem Tod, andere nicht, und nach dem Tod tauchen, wie Relikte aus dem schwindenden Packeis, Dinge auf aus der Vergangenheit der Verstorbenen und verändern die Landschaft. Und nichts davon ist tragisch sondern einfach und selbstverständlich und so real wie der Rost auf der alten Karre oder der Sonnenstreifen auf dem Schreibtisch oder die Mauer, an der man sich den Kopf einrennt, immer wieder. Es ist das Leben, zum Teufel, und anders als die deutschen Romane mit ihrem Wehleid und Gewinsel und dem heiligen Gejammer, mit ihrer Ergriffenheit und ihrer Ehrfurcht vor dem Unglück, macht hier niemand eine große Nummer daraus. »Wir armen Menschen«, schreibt Elizabeth Strout: das klar umrissene Mitgefühl für Lebewesen, die dazu angehalten wurden, die ganze Scheiße halbwegs mit Anstand zu ertragen. Müde machen andere Dinge, die Wiederholungen, die Farblosigkeiten, der Überdruß, mit dem man feststellt, dass man ständig die verwelkten Blüten aus den blassblauen Petunien zupfen muss, die man in einen hohlen Baumstumpf gepflanzt hat. Ja, wir armen Menschen: als hätte Elizabeth Strout beim Schreiben den ganzen Tag Townes Van Zandt gehört. Gehört, wie er ›Gone Too Long‹ singt oder ›No Place to Fall‹ oder ›Waitin’ Round to Die‹ oder in einem anderen Lied die Zeile vom betrunkenen Clown. Wenn er davon singt, dass er am Morgen da sein wird, heißt das: gerade mal bis zum Morgen:


Literatur

bevor er wieder unterwegs ist, dorthin »where the lonely road is taken me«, auf der Suche nach der nächsten Flasche, dem nächsten Spiel, dem nächsten Schuss, auf der Suche nach Liebe und auf der Flucht vor ihr, ein warmes Bett, singt er, sei den ganzen Schmerz nicht wert: und am Ende hat nichts eine Bedeutung. »All that i’ve done // all that i’ve said // means nothing to me // i’d soon be as dead // all of this world be forgotten«. Seine Poesie bringt die Menschen zum Weinen, seine Fans sitzen in den Irrenhäusern und Gefängnissen, Townes Van Zandt zu hören, lindert ihre Verzweiflung. »No words of comfort // no words of advice // nothing to offer a stranger«. Dieser Song, sagt seine Frau, als sie das liest, »is so beautiful«. Townes‘ Antwort: »Song my ass … That’s a suicide note.«

»Heute hat niemand mehr Zeit für die Ewigkeit«, schreibt Benjamin Labatut, und schon 119 Seiten davor denkt er nach über den »folgenschweren Tod der Sterne«. Er reicht, wie bei einem Kinderspiel, eine Farbe weiter, einen Gegenstand von Namen zu Namen, Johann Conrad Dippel, Napoleon, Rasputin, Alan Turing, Fritz Haber, Hitler: was haben sie miteinander zu tun. Eine Kette von Schicksalsscherben: und all die Toten dazwischen. Beinschwarz – Schwarzschild – Schildläuse Oft hängt Nebel in den Seiten, wirklicher und metaphorischer, und oft werden Hautverwüstungen beschrieben: es gibt zwischen allem einen Zusammenhang. Auch wenn man den Faden, der durch das Labyrinth führt, nicht fortwährend sieht: am Ende steht man am Ausgang. Der einst ein Eingang war. Wissenschaftler, die »wie Schlafwandler auf die Apokalypse zuwanken«, sagte Alexander Grothendieck. Zeiten, in denen eine Sekunde so lange dauert, dass man alt wird und älter und fürchtet zu sterben, bevor man ihr Ende erreicht. Zeiten, zerdehnt: bis die Konzentration nichts ist als ein hauchdünner Schleier, zu insubstanziell für einen einzigen Gedanken. Und Zeiten, da zieht einem die Raserei der Stunden den Boden unter den Füßen weg: wie sehr man auch rennt und um sich schlägt, man kommt nicht von der Stelle. Wissen und die Darbietung von Wissen und darin eingewebt: Bruchstücke von Gedichten, Worte, die das Grauen fassen wie Edelmetall geschliffene Steine. Benjamin Labatut: Das blinde Licht. Irrfahrten der Wissenschaft. Aus dem Spanischen von Thomas Brovot. Suhrkamp 2020, 187 S., 22 €

Elizabeth Strout: Die langen Abende. Aus dem Amerikanischen von Sabine Roth. Luchterhand 2020, 352 S., 20 €

**** Schon wieder das Blau: in diesem Buch riecht es nach Bittermandeln. Es streute Vernichtung und brachte Madonnen zum Leuchten auf den Gemälden, Jahrhunderte zuvor, und Schrödinger erschien es in Hunderten tanzender Flammen. Wurde das Blau von einem Teufel erschaffen oder verwandelt es den, der es erschuf, in einen Teufel? Neugier, die zu Erfindungen führt: was folgt, ist Vernichtung. Weiß man das immer? Macht man dennoch weiter? Einer hat es nicht getan, hat die Formel verbrannt anstelle der Menschen.

jovi grübelt weiter Darauf haben ja einige Politaktivisten nahezu ein halbes Jahrhundert gewartet: dem Schweinesystem geht es nun wohl endlich an den Kragen. Nun zwar anders, als ursprünglich mal gedacht, dafür aber wohl diesmal mit bedeutend größerer Akzeptanz in der Bevölkerung. Da haben Corona und Herr Tönnies mit seinen Sub-Unterstützern mal was Gutes auf den Weg gebracht.

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Corona ruft neben den Virologen, Epidemiologen, Hygienikern und sonstigen Wissenschaftlern nun auch die Moralhygieniker auf den Plan: Während sogenannte körpernahe Dienstleistungen wie Haare schneiden, bunte Bildchen in Hautpartien stechen, kosmetische Behandlungen diverser Körperteile und Massagen zu Wellness- und Behandlungszwecken im Rahmen der Lockerungsübungen mit Auflagen für unbedenklich erklärt werden, dürfen jene Berufsgruppen, die sich um spezielle Körperregionen in der Mehrzahl männlicher Klienten kümmern, auch weiterhin ihren Beruf nicht ausüben. Die Definition erlaubter Körpernähe wird wohl weniger auf Grund von sachlichen als von moralisierenden Gesichtspunkten bestimmt. Und schon träumen Herr Lauterbach und seine parlamentarische Gefolgschaft vom nordischen Modell des Prostitutionsverbots. Wie war das noch mit dem ältesten Gewerbe?

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Wer bisher gedacht hat, öffentlich-rechtliches Fernsehen steht für seriöse Nachrichten, hätte sich mal die ZDF-heute Sendung vom Abend der Entscheidung über die Vergabe der Fernsehrechte zur Fußballübertragung reinziehen sollen. Lediglich das sendereigene Sportstudio und die ARD-befreundete Sportschau fanden Erwähnung. Beide, wie bekannt, ohne live-Übertragungsrechte. Statt die Auswüchse des Bezahlfernsehens in der Fußballwelt beim Namen zu nennen, werden die Hauptakteure einfach verschwiegen. Nachrichten gehen anders.

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Was geht eigentlich diesen Filmemachern durch den Kopf, wenn sie zunehmend möglichst kleingeschrieben WhatsApp- oder sonstige Messenger-Nachrichten in irgendwelche Handlungsfäden einblenden? Sind sie nur modernistisch-digitales Schmankerl oder dramaturgischer Bestandteil? Lesbar zumindest sind sie meistens nicht. Ebenso sollte Film- und Fernsehmacher mal darüber nachdenken, ob Schrifteinblendungen am unteren Bildrand wirklich in weißer Schrift auf ebenso weißem Hintergrund erfolgen müssen.

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Da will ja die SPD-Vorsitzende, der Name fällt mir grade nicht ein, dass jeder Schüler und jede Schülerin ein Tablet bekommt von wegen der digitalisierten Chancengleichheit. Da stellen sich dann natürlich gleich viele Fragen: sollen es Apple iPads sein oder doch lieber Android Tablets, die immerhin mit dem etwas weiter verbreiteten Betriebssystem funktionieren und – soweit nicht von Samsung – auch preisgünstiger zu haben sind. Das führt dann aber gleich wieder zur sozialen Spaltung. Hier die exklusiv von daheim ausgestatteten Apfelkinder, dort das aus knappen öffentlichen Mitteln ausgestattete GooglePrekariat. Aber vielleicht macht Apple ja ne großzügige Spende von all den ersparten Steuermillionen (oder waren es Milliarden?).

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Da kommt man doch echt ins Grübeln: So schrieb die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« über einen norwegischen HedgefondManager, dieser habe sich in rund 30 Jahren als Investor in London ein Privatvermogen von rund einer Milliarde Euro – und nun hört genau hin – »erarbeitet«. Irgendwas muss ich in den vergangenen 30 Jahren falsch gearbeitet haben.

Come and lay down by my side ...

Jochen Vielhauer

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Bewegungsmelder Titel Redaktionelle Mitarbeit Titelspezifische Angaben Peter Woll (PWoll) Grafik/Layout Birgit Siegel Verantwortlich Kurt Otterbacher (ko) Birgit Siegel (bs)

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