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Liebieghaus: »Sammlung Elfenbein« Senckenberg Museum: Aha!-Werkstatt
Lust!
Die Sammlung elfenbeinkunst im liebieghaus
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Zu Beginn gleich ein Rückgriff: Das Liebieghaus präsentiert seit 2019 mit seiner kostbaren Sammlung an Elfenbeinkunst einen ganz besonders prächtigen Schwerpunkt. Dem Mäzen und Sammler Reiner Winkler ist es zu verdanken, dass mittlerweile rund 200 exquisite Elfenbeinskulpturen aus Barock und Rokoko in den Museumsräumen zu sehen sind. Es handelt sich dabei um die größte private Elfenbeinsammlung, die je in den Besitz eines Museums übergegangen ist. Das Untergeschoss des Hauses bietet dafür einen luxuriösen Rahmen, wie er sonst wohl nur für Juwelen präpariert werden würde. Schimmernde Glasvitrinen werden in einem anthrazitgrauen Ambiente mit Punktstrahlern aus der Dunkelheit geholt, man versinkt im hochflorigen samtigen Teppichboden. Plastiken und Miniaturen, Genreszenen und Porträtmedaillons sind auf ihren Podesten sehr blickheischend in Szene gesetzt. Es ist der pure Luxus, der pure Überfluss. Und exquisiteste Kunstfertigkeit. Dem Liebieghaus ist es wichtig zu betonen, dass diese Arbeiten nicht zum massenhaften Sterben der Elefanten geführt haben. Das ist ihren Recherchen zufolge erst im 19. Jahrhundert passiert, als Elfenbein zur Massenware wurde. Zu jener Zeit war das Material den Adelshöfen und dem Klerus vorbehalten. »White Wedding« hieß die erste Ausstellung im Jahr 2019, nun also die Vervollständigung der Sammlung durch 21 neue Objekte, die bislang im Privathaus des Sammlers aufbewahrt wurden. In zwei Kabinetten werden die Kunstwerke der eigentlichen Ausstellung vorangestellt, und gleich zu Beginn wirft eine biblische Eva ihr Netz aus wie die allererste Verführerin vor dem Herrn, was sie ja auch war. Sofort ist man hingegeben an diese so zierliche, so filigrane, so seidig glänzende Kunst, aus einem Material, das sich ebenso sinnlich schmelzend zeigt wie die Szenen, die aus ihm gefertigt wurden. Skulpturen, Halbreliefs, Genreszenen und Medaillons von Repräsentanten der Fürstentümer schöpfen motivisch aus einem adligen, antikmythischen und biblischen Fundus, betrachten das Leben aus höfischer Perspektive, und wo die Dargestellten Bettler, Musiker, Bauern sind, darf der karikierende Blick nicht fehlen – man amüsierte sich bei Hofe über sie. Die Elfenbeinschnitzer-Schulen konzentrierten sich in Sizilien, in Österreich und im südlichen Deutschland. Bei aller Anonymität, die im 17. und 18. Jahrhundert noch halbwegs für Kunsthandwerker galt, schälten sich doch mehrere Schulen und deren besondere Meister und Schüler heraus, darunter die Familie Lücke, Simon Troger, Jean Antoine Belleteste, die dem festen und doch elastischen Stoff zarteste Faltenwürfe, feinste Gesichtszüge abzugewinnen in der Lage waren. Die hier versammelten Arbeiten zählen in ihrem verschwenderischen Formen- und Themenreichtum zu den großartigsten ihrer Art. Und auch angesichts aller wissenschaftlichen Begleitung, aller herausgestellten Zusammenhänge ist diese Ausstellung vor allem eines: pure Augenlust.
Bildnis Charles Marbury David Le Marchand (1674–1726) London, 1704–1720 Liebieghaus Skulpturensammlung – Sammlung Reiner Winkler, Frankfurt am Main Foto: Liebieghaus Skulpturensammlung
Susanne Asal
Museum zum Anfassen
In der Aha!-Werkstatt des Senckenberg museum können jetzt alle forschen
Seit Ende Juni hat das Senckenberg-Museum hat einen neuen Mitmachbereich: die »Aha?! Forschungswerkstatt« des Künstlerkollektivs YRD.works. Es ist ein Arbeitsraum, in dem Erwachsene und Kinder ab acht Jahren selbst aktiv werden können: also wissenschaftliche Methoden ausprobieren, in Kontakt mit Wissenschaftlern treten, die vor Ort immer präsent und ansprechbar sind, oder auch an Sammlungsstücken arbeiten und kreativ werden. Der neugestaltete Raum ist vom Boden bis zur Decke mit Regalen besteckt, In seinem Herzen befindet sich eine eigens für diese Werkstatt zusammengestellte Sammlung mit fast 100 Objekten, wie zum Beispiel das Gebiss eines Tigerhais, ein Schildkrötenpanzer, das Fell eines Biber oder auch Schädel und Fossilien. Dazwischen stehen Mikroskope. In der »Aha?! Forschungswerkstatt« können Besucher auch die Wissenschaft in Form von CitizenScience-Projekten unterstützen. Und via Computer-Arbeitsplatz etwa an dem Projekt »WildLIVE! – Entdecke die wilden Tiere Boliviens« mitzuarbeiten und auf Fotos Dschungel-Tiere zu identifizieren. Diese Erkenntnisse fließen direkt in das Forschungsprojekt zurück, das den Biodiversitätsverlust im bolivianischen Regenwald dokumentiert und so ein Bewusstsein für unseren Umgang mit der Natur schaffen möchte. Ebenfalls möglich ist es, Sandproben für wissenschaftliche Untersuchungen vorzubereiten, indem man diesen mit der Pinzette winzige Schnecken, Muscheln und Co. entnimmt und diese sortiert. Oder man beobachtet ein Fischadlernest per Fernkamera am Steinhuder Meer. Wer kreativ arbeiten will, kann zeichnen, modellieren oder mit Naturmaterialen gestalten. Unter dem Mikroskop lassen sich faszinierende Formen von Einzellern aus der Tiefsee oder die Insektenvielfalt erkunden. Für das Senckenberg Museum ist »Aha« ein Startpunkt für die Zukunft der Vermittlungs- und Museumarbeit, die durch die Arbeit mit den Besuchern stetig ausgebaut werden kann. Schließlich ist der neugestaltete Raum nicht nur für ausgewählte Gruppen, sondern für alle zugänglich. Aber nicht immer. Geöffnet ist die Werkstatt Di. und Do., 13–17 Uhr; Mi., 10–18 Uhr und Fr.–So., 10–17 Uhr.
www.museumfrankfurt.senckenberg. de
© Senckenberg/Tränkner