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Denkbar präsentiert Alexander Bußmann Burgfestspiele Bad Vilbel: »Das Abschiedsdinner«
Alexander Bußmann © Artes Forum
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mona mit maske
Denkbar präsentiert alexander Bußmanns merkwürdige Entdeckungen
In der Nordend-Kulturgaststätte Denkbar (Spohrstraße 46a) meldet sich einmal mehr Alexander Bußmann vom Artes-Forum mit Gedichten Geschichten und satirischen Beiträgen zu Wort. Seine jüngste Arbeit »Als Mona Lisa ihr Lächeln verlor« handelt dem umtriebigen Autor und Entertainer zufolge von Außenseitern und Typen, die die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen (und sie natürlich nicht beantworten können) oder die einfach auf der Suche nach sich selbst sind. Dabei entwickelt Bußmann skurrile Situationen, wie eben jener zur Überschrift leitenden Begegnung mit dem eine Maske tragenden Bildnis der Mona Lisa im Pariser Louvre. Auch das Europa-Viertel lässt Bußmann nicht los, wenn er sich in der Lissaboner Straße auf die vergebliche Suche nach dem Lissabon-Feeling begibt.
Termin: 7. September, 20 Uhr, Denkbar www.artes-forum.org www.denkbar-ffm.de
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September. www.mousonturm.de
Henkersmahlzeit auf der Abschussrampe
Burgfestspiele Bad Vilbel tischen »Das abschiedsdinner« auf
Es hat sich alles eingespielt. Man trifft sich regelmäßig mit den Freunden, die man schon lange kennt, und merkt erst gar nicht, dass man sich gegenseitig mit den jeweiligen Eigenheiten gehörig auf die Nerven geht. Das Ehepaar Lecoeur, Pierre und Clotilde, kommt jedoch irgendwann zu dem Entschluss, sich von ein paar Bekannten zu trennen, um mehr Zeit für vermeintlich Wichtigeres zu haben. Damit das Ganze nicht stillos über die Bühne geht, greifen die beiden die Idee eines anderen auf und laden die Auserwählten zu einem letzten Treffen ein, einer Art Henkersmahlzeit mit deren Lieblingsessen. Auch die Geschenke, die man einst von den Besuchern bekam, werden noch mal herausgekramt und genutzt. »Das Abschiedsdinner« heißt die Komödie der beiden französischen Autoren Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière, in der es um die Verbindung zu anderen Menschen und deren Wert geht. Bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen ist sie noch bis Mitte September unter der Regie von Stephan Bestier im Keller zu sehen. Das Bühnenbild von Dorothea Mines verweist schon beim ersten Blick darauf, dass dieser Abend, im Spiel, wohlgemerkt, gründlich schiefgeht. Die Schräge, auf der das Wohnzimmer der Gastgeber (Martin Bringmann, Svenja Wasser) arrangiert ist, erinnert einerseits an eine zum Entsorgen geeignete Rampe. Andererseits weist es deutlich darauf hin, dass hier etwas den Bach hinuntergeht. Das beginnt schon damit, dass von den beiden zur Abschiebung vorgesehenen Kandidaten nur der Mann erscheint: Antoine Royer (Ralph Hönicke) ist eine spirituell angehauchte Nervensäge, weinerlich, wehleidig und egozentrisch. Zudem riecht er diesmal fürchterlich, denn seinen Mantel hat er gerade mit dem eines Obdachlosen getauscht. Obwohl er in Selbstmitleid versinkt, weil sein langjähriger Therapeut gerade an Darmkrebs verstorben ist, entgeht dem depressiven Gast nicht, dass man ihm einen teuren Wein aus seinem Geburtsjahrgang serviert. Schnell kommt er darauf, was der Grund dafür ist. Bis hierhin ist das Treffen des Trios amüsant und vergnüglich. Svenja Wasser verbreitet als wenig gefühlvolle Gattin vom ersten Augenblick an viel Schwung, überzeugt mit gekonnt übertriebener Mimik und einem akrobatischen Rückzug in Zeitlupe über die Sofalehne hinweg. Die bitterbösen Bemerkungen ihres Partners treffen auf den Punkt. Doch der Dritte im Bunde dreht in seiner Rolle völlig ab, verwickelt den potenziellen Ex in ein schlüpfriges und albernes Rollenspiel und sorgt damit für Störungen in der eigentlich heilen Beziehung der Eheleute. Der Klamauk zieht das sich anfangs auf gutem Niveau bewegende Lustspiel leider herunter. Dem Premierenpublikum hat’s trotzdem gefallen, und mancher könnte sich danach noch fragen, ob auch er so eine verzichtbare Freundschaft im eigenen Umfeld hat.
Katja Sturm
Termine: 9., 10. September, jeweils 23 Uhr; 11. September, 15 und 21 Uhr www.kultur-bad-vilbel.de