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Landungsbrücken: »Kaspar Me_Hauser« Fritz Rémond Theater: »Bei Anruf Mord«

Allein im Labor

Landungsbrücken: Kortmann&Konsorten spielen »Kaspar Me_hauser«

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Ein launig-clowniges Lächel-Trio eröffnet zu dahinplätscherndem Gitarrengeplänkel den Abend auf der Parkettbühne des Landungsbrückentheaters. Gregor Andreska im weißen Trainingsanzug, Julius Ohlemann mit orangener Strickmütze und Léa Zehaf knallgelb in Blümchenhose treten blicksuchend auf uns zu und fragen, ob uns schnell langweilig wird? Und, wenn ja, woran das liegen könnte: »a) an Ihrer geringen Aufmerksamkeitsspanne? Oder b) einer reizlosen Umgebung?« Doch dabei bleibt es nicht. Reaktionen, Antworten warten die Drei erst gar nicht ab. »Haben Sie ein Haustier?« geht es weiter. Die Antworten sollen wir uns wohl selbst geben, wie das auch bei Max Frischs in Buchform veröffentlichten »Fragebogen« der Fall ist, der bei diesem Entree Pate gestanden hat. Im Fokus der forschenden Fragen stehen Alleinsein, Isolation und Einsamkeit. Themen mithin, die zu dem fast schon wieder fern scheinenden Zeitpunkt der Konzeption dieser Arbeit in aller Munde und Köpfe waren – insbesondere denen von Theatermachern wie Kortmann&Konsorten. Im Kontext der Corona-Pandemie mit öffentlichen Lockdowns und Quarantäneauflagen drängte sich dem Frankfurter Ensemble wie von selbst der Prototyp des von allen sozialen Erfahrungen ausgesperrten Menschen auf. »Kaspar Me_Hauser« versteht sich als «Stückentwicklung, frei nach dem Fall Kaspar Hauser«. Das dunkle Schicksal und rätselvolle Leben des Nürnberger Findlings von 1828 bleibt in Sarah Kortmanns Inszenierung allerdings weitgehend außen vor. Die Regisseurin schaut stattdessen danach, wie die historische Figur Kaspar Hauser bis heute gesellschaftlich aufbereitet wird. Schließlich gibt es Lernprogramme, die sich seines Namens bedienen, soziologische, psychologische, pathologische Modelle (Kaspar-HauserSyndrom), die auf ihn rekurrieren, und es gibt Peter Handkes nach ihm benanntes Theaterstück, das die Zurichtung des Menschen mit den Mitteln der Sprache behandelt. Drei zugespitzte Sichten dieses isolierten (Kaspar-Hauser-)Seins werden denn auch in den Landungsbrücken rund um einen offenen hellen Raum (Bühne: Prisca Ludwig) demonstriert, der an die mobilen Covid-Testzeltstationen erinnert und tatsächlich als ein Labor vorgestellt werden kann. Hier lernt Ohlemanns Kaspar zwischen Ich und Du, zwischen mein und dein zu unterscheiden, beschreitet Léa Zehafs ichzentrierter Kaspar den Weg der Selbstoptimierung und wirkt Gregor Andreskas monadischer Isolani in seiner Zelle wie ein ungeborenes Kind oder im Weltraum verloren. Drei Möglichkeiten des Ich, der Welt zu begegnen und der eigenen Grenzen gewahr zu werden, intensiv und eindringlich gespielt, zwischen Lachen und Entsetzen, Tragik und Groteske, bis dann zum wiederkehrenden Geplätscher der Gitarre gefragt wird; wie man das (nun) so sieht mit der Einsamkeit. Es hört sich jetzt ganz anders an.

Winnie Geipert

Termine: 12. und 13. November, jeweils 20 Uhr www.landungsbruecken.org

Fritz Rémond lässt es thrillen

Das Frankfurter Zootheater bringt »Bei Anruf Mord« auf die Bühne

1952 schreibt Frederick Knott »Dial M for Murder« als Dreiakter für die Bühne. 1954 macht Alfred Hitchcock den Londoner Theater-Hit als Film mit Grace Kelly unsterblich. 70 Jahre nach der Premiere legt Claus Helmer die deutsche Fassung »Bei Anruf Mord« in einer Produktion des Münchner a.gon-Theaters am Fritz-Rémond-Theater auf. Ihr Thema: der perfekte Mord. Tony, ein ehemaliger Tennis-Star, und seine Frau Sheila scheinen eine ganz normale Ehe zu führen. Das glaubt zumindest Sheila und beendet deshalb ihre Affäre mit ihrer alten Liebe Max. Dumm für Sheila, dass ihr Gatte längst von ihrer Beziehung zu Max weiß und sich um das Vermögen seiner Frau sorgt, auf das er es abgesehen hat. Sein Plan, Sheila ermorden zu lassen, geht allerdings schief, da es dieser in Notwehr gelingt, den gedungenen Killer zu töten. Bevor die Polizei eintrifft manipuliert Tony allerdings den Tatort, sodass Sheila auf einmal des Mordes überführt und zu Tode verurteilt wird. Bis Inspektor Hubbard und Max am Tag der geplanten Hinrichtung einen winzigen Denkfehler Tonys entdecken. Und obwohl wir im Publikum immer mehr wissen als die Polizei, bangen wir bis zur letzten Minute. Regie führt Stefan Zimmermann, mit Michel Guillaume (Tony), Yael Hahn (Sheila), Michael Schiller (Max), Stefan Rehberg (Inspektor Hubbard) und Christian Buse als Killer. Die Premiere fand nach Redaktionsschluss am 27. Oktober statt.

Bis 4. Dezember: Di.–Sa., 20 Uhr; So., 18 Uhr www.fritzremond.de

Fr 4. / Sa 5. / Fr 11. / Sa 12. November 20:30 Uhr Kellertheater-Produktion: Eine Stunde Ruhe Zeitgenössische Komödie aus Frankreich von Florian Zeller Regie: Thomas Steinkopff Sa 12. November 15:00 Uhr Sa 26. November 15:00 Uhr · So 27. November 14:00 Uhr Bernhardtheater und Kellertheater Ko-Produktion: Momo von Michael Ende · Regie: Vera Bernhardt So 13. November 18:00 Uhr Maleen: „Sirenen“ eine Lesung mit Viktor van Hynthersin Musikalische Untermalung: Jan Feltgen Fr 18. / Sa 19. November 20:30 Uhr Gastspiel Bockenheimer Theaterensemble: Jugendliebe Komödie von Ivan Calbérac Regie: Ann-Marie Kutter PREMIERE Fr 25. November 20:30 Uhr Sa 26. November 20:30 Uhr Kellertheater-Produktion:

Die bitteren Tränen der Petra von Kant

von Rainer Werner Fassbinder Regie: Daniela Vollhardt, Esther Garcia So 27. November 17:00 Uhr · Maleen: Literatur zum Tee Gestrandete Dichtung. Politik und Humor im argentinischen Tango. Mit Dr. Diana Garcia Simon

Kellertheater Frankfurt

Mainstraße 2 · 60311 Frankfurt / Main Kartenvorbestellung: Telefon 0 69 / 28 80 23 oder online unter www.kellertheater-frankfurt.de

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