Summary: Kompetenzen für nachhaltiges Führen

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ZUSAMMENFASSUNG DER ABSCHLUSSARBEIT ZUR ERLANGUNG DES BACHELOR OF SCIENCE

MANAGEMENT SUMMARY: KOMPETENZEN FÜR NACHHALTIGES FÜHREN ‒ KRITISCHE ANALYSE EINES INSTRUMENTES DER KOMPETENZMESSUNG VON NACHHALTIGER FÜHRUNG

Ursprünglich als politische Debatte um ein neues Leitbild in der Gesellschaft gestartet, reagiert auch die Wirtschaft auf die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit. So bemühte man sich in den vergangenen Jahren um Konkretisierung und Operationalisierung dieses Leitbildes. Heraus kamen verschiedenste Messgrößen und Kennzahlen, Prinzipien und Managementregeln, die die Performance eines Unternehmens am Output messen sollen. So wird versucht die Frage zu beantworten: Verhält sich ein Unternehmen nachhaltigkeits-konform? Doch stellt sich dabei die Frage: Welcher Input muss gegeben werden, damit ein Unternehmen sich nachhaltigkeits-konform verhalten kann? Die Firmen CNT Gesellschaften für Personal- und Organisationsentwicklung und stratum® GmbH entwickelten im Jahr 2010 ein Kompetenzprofil, das die Fähigkeiten einer Person ausdrückt, diese Nachhaltigkeitskonformität im Unternehmen zu erreichen. Dieses Kompetenzprofil für nachhaltiges Führen, genannt „CAPTain Verhaltenskompetenzen für Nachhaltiges Führen“, beschreibt 14 Kompetenzen, die die Befähigung einer Person zum nachhaltigen Führen beschreiben sollen. Die Kompetenzen dieses Profils können durch den CAPTain ‒ ein psychologisches Testverfahren zur Messung arbeitsplatzrelevanten Verhaltens ‒ gemessen und anhand des Kompetenzprofils bewertet werden. Die Entwicklung des Profils erfolgte anhand der Erfahrungen beider Organisationen, seitens CNT im Bereich Personalentwicklung und –auswahl und seitens stratum® im Bereich nachhaltiger Führung. Eine theoretische sowie praktische Überprüfung des entwickelten Kompetenzprofils hat bisher nicht stattgefunden. Aufgrund der fehlenden Überprüfung ist das Kompetenzprofil wissenschaftlich als eine Hypothese anzusehen, welche in dieser Arbeit kritisch analysiert wird. Es gilt also zu untersuchen, ob das Profil tatsächlich nachhaltiges Führen abbildet. Um dies zu beantworten, muss festgestellt werden, ob die Kompetenzen die Umsetzung von Nachhaltigkeit im Unternehmen unterstützen. Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Begriff der Nachhaltigkeit. Hier wird der Begriff zunächst in seiner historisch-gesellschaftlichen Entwicklung untersucht. Darauf wird die Deutung des Nachhaltigkeitsgedankens durch die

Betriebswirtschaft

und

die

Bedeutung

von

Nachhaltigkeit

für

die

Unternehmensführung betrachtet. So

wird

gezeigt,

dass

Nachhaltigkeit

sowohl

in

der

historischen,

betriebswirtschaftlichen sowie in der politischen Sichtweise stets drei Paradigmen

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aufweist. Dabei werden in der Politik und (Betriebs-) Wirtschaft unterschiedliche Problemstellungen behandelt, wobei die Paradigmen in ihrem Inhalt erhalten bleiben. Zum einen das ökologische Paradigma, entstanden in der Forstwirtschaft als Prinzip der Substanzerhaltung aus ökonomischen sowie sozialen Gründen, weiter entwickelt in der Umweltwissenschaft zu dem Prinzip der dauerhaften Bewahrung der natürlichen Umwelt und in der Betriebswirtschaft verwendet als rationales Prinzip der Einheit von Produktion und Reproduktion. Zum anderen das ethische Paradigma, erstmals erklärt durch die Brundtland-Kommission, aufgenommen von der Umweltwissenschaft als Verpflichtung der gegenwärtigen Menschen gegenüber den zukünftig lebenden Menschen und verwendet in der Betriebswirtschaft als ethisches Korrektiv für eine zu starke Ökonomisierung. Und schließlich das ökonomische Paradigma, anfangs formuliert in den Beschlüssen der Rio-Konferenz mit der Forderung nach Öffnung der Märkte

und

der

Liberalisierung

der

Finanzströme,

eingeordnet

von

der

Umweltwissenschaft als Aufgabe des Staates, nachhaltige Zielstellungen durch marktwirtschaftliche Prinzipien zu unterstützen, und übersetzt in die Betriebswirtschaft als Innovationsnotwendigkeit, die durch marktwirtschaftliche Prinzipien unterstützt wird. Diese drei Paradigmen sind somit drei verschiedene Rationalitäten im Hinblick auf die Erreichung von Nachhaltigkeit. Der politische Integrationsanspruch (Drei-Säulen Modell) unterscheidet sich dabei von diesen drei Sichtweisen, da er keine Rationalität prinzipiell vorgibt, sondern diese abhängig von der zu treffenden Entscheidung unter der Zielstellung des Ausgleiches der drei Dimensionen macht (vgl. Tabelle 1). Des Weiteren wird in diesem ersten Teil der Arbeit der Begriff der nachhaltigen Unternehmensführung definiert und gegen die allgemeine Unternehmensführung abgegrenzt. Eine nachhaltige Unternehmensführung strebt demnach eine nachhaltige Entwicklung des Unternehmens an. Es wird die Bedeutung von Nachhaltigkeit für den Erfolg eines Unternehmens gezeigt und festgestellt, dass sich empirisch positive Zusammenhänge

zwischen

nachhaltiger

Unternehmensführung

und

dem

Unternehmenserfolg nachweisen lassen. Die konkrete Bedeutung von Nachhaltigkeit für die verschiedenen Bereiche von Unternehmensführung wird ebenfalls erörtert. Hier zeigt sich, dass es bereits verschiedene Methoden im Bereich der sachbezogenen Unternehmensführung gibt, was sich in den Ausführungen der Literatur rund um Umweltaudits,

Nachhaltigkeitskennzahlen

und

Nachhaltigkeitsberichterstattung

manifestiert. Diese Ansätze sind eher outputorientiert und beschäftigen sich mit Leitprinzipien, die bei nachhaltigem Führen angewendet werden sollen. Weniger Ansätze konnten jedoch in der personenbezogenen Unternehmensführung gefunden werden. Im zweiten Teil wird das Kompetenzprofil auf Grundlage der obigen Erkenntnisse analysiert. Dazu werden die Bedeutung der Kompetenzen einzeln erläutert und die

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dadurch beschriebenen Verhaltensweisen dargestellt. Darauf erfolgt eine Diskussion der Auswirkungen der Verhaltensweisen auf die einzelnen Paradigmen der Nachhaltigkeit.

Die

Auswirkungen

werden

für

eine

vereinfachte

Darstellung

quantifiziert. Dabei wird sich an der Konsistenzanalyse der Szenariotechnik orientiert und eine Bewertung auf der Skala von -2 (totale Inkonsistenz des Paradigmas und der Verhaltensweise) bis +2 (Unterstützung des Paradigmas durch die Verhaltensweise) vorgenommen (vgl. Tabelle 2). Im Ergebnis entsteht dadurch eine Matrix, in der die jeweilige Bedeutung der Verhaltensweise für das einzelne Paradigma ablesbar ist. Hier wird festgestellt, dass keine absoluten Inkonsistenzen der Kompetenzen des Profils mit den Zielen der Nachhaltigkeit bestimmt werden. Die Bewertungen einer partiellen Inkonsistenz können durch den inhaltlichen Zielkonflikt des ökologischen und ökonomischen Paradigmas erklärt werden. Die Quantifizierung durch die Konsistenzanalyse zeigt, dass das ökonomische Paradigma am deutlichsten durch die Kompetenzen unterstützt wird (82%). Es wurde widerlegt, dass das Kompetenzprofil den Integrationsansatz von Nachhaltigkeit unterstützt. Schwierigkeiten bereitet die Übersetzung des ökologischen (27%) und ethischen Paradigmas (41%) in Verhaltensdispositionen. Hier wird eine Erweiterung des Kompetenzprofils um weitere Abfragen oder Tests empfohlen, wenn eine Beurteilung der Führungskraft hinsichtlich ihrer Fähigkeit zum nachhaltigen Führen getätigt werden soll. Zudem wird auf die Notwendigkeit der empirischen Validierung dieser theoretischen Annahmen hingewiesen.

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Zusammenfassung 1. Teil: Politischer Integrationsanspruch

Historisch

Ökozentrisch

Normativ-anthropozentrisch

Liberal-anthropozentrisch

Forstwissenschaft Prinzip der Substanzerhaltung: nur so viel entnehmen, wie auch wieder nachwächst

Brundtland-Kommission Bedürfnisse der Menschen befriedigen unter Berücksichtigung der Grenzen der Natur durch die Einführung von normativen Grenzen Ethische Sichtweise Verpflichtung der gegenwärtigen Menschen gegenüber den zukünftig lebenden Menschen, Interesse der Menschengattung an ihrem Überleben Normativ-ethische Interpretation Ethische Verhaltensnormierung, Ethik als Korrektiv für extreme Drei-Säulen-Modell : Ökonomisierung

Rio-Konferenz Bedürfnisse der Menschen befriedigen unter Berücksichtigung der Grenzen der Natur durch die Öffnung der Märkte und die Liberalisierung der Finanzströme Ökonomische Sichtweise Staat unterstützt nachhaltige Ziele durch marktwirtschaftliche Prinzipien

Umweltwissenschaft Ökologische Sichtweise Dauerhafte Erhaltung der natürlichen Umwelt

Betriebswirtschaft

Rationale Interpretation Bewahrung der Substanz, Einheit von Produktion und Reproduktion, ökologischer going-concern

Innovationsbezogene Interpretation Nachhaltigkeit benötigt einen kreativen Innovationsprozess, der durch marktwirtschaftliche Instrumente unterstützt wird Integration der ökologischen, sozialen und ökonomischen Dimension,

Gleichberechtigung aller drei Dimensionen

Tabelle 1 ‒ Nachhaltigkeitsverständnisse aus historischer, umweltwissenschaftlicher, betriebswirtschaftlicher Sicht (Quelle: eigene Darstellung)

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Zusammenfassung 2. Teil:

Grundlagen für den Verkauf

∑ SUMME

% Prozent (an maximalem Score (11x2P.=22 P. max )

0 1 2 2

Veränderungskraft

0 2 2 2

Selbstorganisation

2 2 2 2

Umsetzungskompetenz

Zielorientierung

0 1 1 2

Bedürfnis nach Konsens

Realisierer/in

-1 0 2 0

Selbstbehauptung

Entscheidungsfreude

2 0 1 2

Soziale Kompetenz

Einflussnahme

Bedürfnis nach Abwechslung

2 2 1 2

Delegation

Arbeitsplanung

ökologisch ethisch ökonomisch Integrationsansatz

Führungsstärke

Ausdauer

Führungskompetenz

Nachhaltigkeitsparadigmen

Konzeptionelle Kompetenz

0 1 2 0

2 0 1 2

-1 0 2 0

0 0 2 0

6 9 18 14

27% 41% 82% 64%

Tabelle 2 ‒ Zusammenfassung der Bewertungen des Kompetenzprofils für nachhaltiges Führen.

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