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Das Rückgrat der Gesellschaft
Ein Kommentar von Stephan Huber. „Familie“… – ein mythischer Begriff. Im Laufe der Jahrhunderte oft überhöht, mißbraucht, n eu und umgedeutet. Das geflügelte Wort von der „kleinsten Z elle der Gesellschaft“ wurde, historisch und gesellschaftlich durchaus nicht uninteressant, 1965 im Familiengesetzbuch der Deutschen Demokratischen Re publik festgeschrieben. In W ahlkampfzeiten, wie wir sie in Deutschland und Österreich aktuell wieder mehr oder weni ger erfreut erleben dürfen, hat
Warum die Bedeutung von Familienunternehmen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
die Familie immer Hochkonjunktur. Alle betonen ihre Bedeutung, wollen sie „fördern“ und sich ihrer gleichzeitig bedienen. Letzteres wird so natürlich n icht ausgesprochen. Lassen wir doch mal all dieses Gerede beiseite, ebenso diese andauernden Diskussionen da rüber, wie „Familie“ eigentlich definiert werden soll. Das k önnen Menschen nämlich selbst, ohne Denkvorgaben. Viel inte ressanter ist doch die Frage, warum das, was wir individuell und in aller gegebenen Vielfalt unter Familie verstehen, offen sichtlich ungebrochen als besonderer Wert und als unersetzlich für die Funktionsfähigkeit u nserer Gesellschaft anerkannt wird? Die Antwort darauf ist eigentlich sehr einfach: Weil wir, und das berechtigt, daran glauben, dass innerhalb von Fa milien Zusammenhalt und Verantwortungsbewusstsein nicht einfach für den Moment Bedeutung h aben, sondern langfristig und nachhaltig. Stimmt, das funkti oniert nicht immer. Wie das halt so ist, wenn Menschen beteiligt sind. Das ändert aber nichts an der Richtigkeit des Grundgedan kens und an der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung. In Deutschland, Österreich und der Schweiz erarbeiten Famili enunternehmen über 50 Prozent der Wirtschaftsleistung und sichern dabei über 60 Prozent der Arbeitsplätze. In Deutsch land haben sie seit 2006 knapp 20 Prozent neue Arbeitsplätze geschaffen, während nicht fa miliengeführte DAX -Unterneh men nur ein Jobplus von knapp 2 P rozent erreichten. Sie sind also – wieder ein geflügeltes Wort, das wir in den kommenden Monaten des Wahlkampfes laufend hören und lesen werden – das „Rückgrat der Wirtschaft“. Und tatsächlich kann die Bedeutung von Familienunternehmen, nicht nur der großen, internatio nal agierenden, gar nicht hoch g enug eingeschätzt werden. Eine Bedeutung, die über die genann ten Kennzahlen weit hinausgeht. Und fast gleichlautend begründet werden kann, wie weiter oben d ie Sonderstellung der Familien. Auch Familienunternehmen den ken und handeln in anderen Z eiträumen. Für sie steht, bei aller notwendigen Wettbewerbs fähigkeit und bei allem ebenso n otwendigen Streben nach Erfolg, Wachstum und Gewinn, nicht die Momentaufnahme, nicht der Quar talsbericht, nicht die Finanzmarktlogik im Mittelpunkt ihrer E ntscheidungen. Sie sind, wenn man so will, die Bewahrer jener (sozialen) Marktwirtschaft, die nicht nur Garant für den wirt schaftlichen Aufstieg war und ist, sondern auch für innergesellschaftlichen Ausgleich u nd sozialen Frieden. Eines Erfolgsmodells, das aufgrund einer lange falsch verstandenen und daher politisch auch falsch organisierten Globalisierung, immer massiver unter Druck ge rät und tragende Säulen heute n ötiger hat denn je. Das herauszustreichen, war ei ner der Gründe für das Schwerpunktthema dieser Ausgabe von style in progress, ist doch die Modebranche ganz besonders von Familienunternehmen geprägt. Wir wollten wissen, was sie bewegt, mit welchen Herausforde rungen sie im modernen Wettbewerb konfrontiert sind und wie der oft schwierige Übergang von einer Generation zur nächsten gelingen kann.