style in progress 2/2018 – Deutsche Ausgabe

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SO LÄUFT’S 45

LASST DIE JUNGEN RAN! Die Sortimente auffrischen, sich mit den neuen Herausforderungen der Di­ gitalisierung auseinandersetzen – das sind überlebensnotwendige Aufgaben im Handel. Warum nicht die Fähigkeiten junger Mitarbeiter nutzen, wenn es dar­ um geht, den Modehandel nach vorne zu denken? Ihr Potenzial wird noch viel zu wenig genutzt. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Gesprächspartner. Illustration: Claudia Meitert@Caroline Seidler

Johannes Westerheide ist von der Orderrunde zurück. Mehrere Tage war er unterwegs, hat mit seinem Team viele Kollektionen gesehen und viele Leute gesprochen, schließlich gehört er der Branche seit zehn Jahren an und ist entsprechend gut vernetzt. „Ich beobachte auf Messen und in Showrooms nur vereinzelt, dass die Einkäuferteams gestandener Häuser auch junge Leute dabei haben“, so der Geschäftsleiter von Silomon. „Generell bindet unser Handel seinen Nachwuchs noch viel zu wenig ein. Vielleicht, weil gerade wir in der Modebranche uns immer für am Puls der Zeit halten, egal, wie alt wir sind. Aber ein Mittvierziger kann dennoch gewisse Dynamiken nicht mehr so nachvollziehen wie derjenige, der jetzt damit aufwächst.“ Zugleich steht der Einzelhandel unter Kostendruck. „Aus der Not heraus gönnt sich der Händler oft die Investition nicht, seine jungen Mitarbeiter mitzunehmen“, sagt Westerheide, „für viele sind das Personalkosten, bei denen kein unmittelbarer Umsatz dahintersteht. Die Wenigsten haben begriffen, dass das aber für ihre Zukunft notwendig ist.“ Umbruch

Offline und Online, anything goes. Die Herausforderungen im Markt sind überaus komplex: Die Kommunikation hat sich vollkommen gewandelt, der Informationsfluss ungleich beschleunigt. Was

uns heute bestimmt, ist zudem jung getrieben: Die technische Digitalisierung und Social Media sind jung besetzte Themen, die von den Jungen gefordert und auch vielfach weiterentwickelt werden. Und sie können von großem Nutzen für den stationären Handel sein. Johannes Westerheide sieht sich und Silomon als Handelsunternehmen, wie viele andere auch, im Findungsprozess. Er möchte Erlebnis auf der Fläche bieten und das auf allen Kanälen entsprechend bewerben. „Wir haben in der Geschäftsleitung diskutiert und erkannt, dass, wer es nicht versteht oder nicht Social-Media-affin ist, es auch nicht gut kann“, sagt Westerheide. „Deshalb habe ich das Feld ein paar Mitarbeitern überantwortet, die 20 bis 25 Jahre alt sind und somit die sozialen Medien ganz intuitiv nutzen.“ Etwa dreimal wöchentlich gibt es Posts auf Facebook und Instagram. Die Ideen hierfür kommen meist von den Verkaufsmitarbeitern auf der Fläche. „Der Erfolg ist nicht direkt messbar, aber wir merken, dass sich unsere junge Klientel glaubhaft mitgenommen fühlt, weil es nicht so erwachsen konstruiert ist.“ style in progress 218


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