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Man muss auch gefördert werden wollen

Angelika Schindler-Obenhaus kam nach Karrierestationen bei Horten, SinnLeffers, Boecker und CBR 2005 zur Bielefelder KATAG AG. Seit 2010 ist sie im Vorstand des Systemdienstleisters für Mode.

Angelika Schindler-Obenhaus ist als Mitglied des Vorstandes der KATAG AG eine der wenigen Frauen in der deutschen Mode, die über einen Milliardenumsatz wacht. Den Wandel des Textilsystemdienstleisters hat sie entscheidend mitgeprägt. Text: Martina Müllner-Seybold. Foto: KATAG AG

„Meine Karriere wäre heute gar nicht mehr möglich“, sagt Angelika Schindler-Obenhaus. Statt einem Master bringt die Managerin nämlich eine ganz klassische Ausbildung in der Textilbranche mit. Von der Einzelhandelskauffrau zur Handelsassistentin und Abteilungsleiterin, von der Substitutin in den Einkauf. „Meist war ich die erste Frau, die in den jeweiligen Unternehmen in eine solche Position gekommen ist“, blickt Angelika Schindler-Obenhaus zurück. „Meine Mentoren waren immer Männer, die mir mitunter sehr viel mehr zugetraut hatten, als ich mir selbst.“ Jede Chance hat sie beherzt ergriffen, dafür hart gearbeitet und „viel weiblichen Perfektionismus an den Tag gelegt. Das lerne ich erst langsam, mich davon loszusagen, auch mal zu delegieren. Ich bin eigentlich immer noch viel zu operativ“, lacht die Frau, die seit 2010 im Vorstand Europas führendem Anbieter für Systemdienstleistung in der Mode ist. Vertikale Systeme, Einkauf, IT, Vertrieb, Marketing sowie Sourcing und Beschaffung stehen unter ihrer Führung – und damit Schlüsselpositionen, die die KATAG AG vom etwas verstaubten Einkaufsverband zum modernen Dienstleister haben werden lassen. Insbesondere in die 14 Eigenmarken und deren Trading-up hat Angelika Schindler-Obenhaus ihr Herzblut gesteckt. „Viele unserer Partner im Handel wie Konen oder L&T haben sich nach oben entwickelt, dem mussten unsere Eigenmarken Rechnung tragen. Es gab anfangs die Überlegung, eine Marke zu kaufen, ich habe gesagt: Lassen sie mich beweisen, dass wir auch Premium können.“

Strukturen hinter sich lassen Nicht zuletzt durch ihre Tätigkeit für die CBR-Gruppe hatte Angelika Schindler-Obenhaus viel Erfahrung im Aufbau und Betrieb vertikalisierter Systeme. Ob Branding oder Sourcing, mit einer guten Mischung aus Bauchgefühl und Mut hat sie bei der KATAG AG überzeugt: „(THE MERCER) N.Y ist klar eines unserer Aushängeschilder, darauf bin ich stolz.“ So ist sie zum Beispiel in der Vermarktung eng mit Annette Weber und Victoria Rader von Glam-o-Meter verbunden, (THE MERCER) N.Y produziert auch deren kleine Fashionkollektion. „Annette zählt zu den Frauen, deren Werdegang mich inspirieren und mit der ich echtes Networking erlebe: Man hilft sich gegenseitig zu mehr Erfolg.“ Das sei, so die Vorständin weiter, wahrscheinlich das größte Manko, das Frauen mit Karriereambitionen im Weg stehe. „Wir haben einfach nicht das gleiche Netzwerk wie Männer in ähnlichen Positionen.“ Ab einem gewissen Joblevel sei das allerdings unumgänglich. „In der KATAG AG sind wir geradezu vorbildlich. Dr. Daniel Terberger hat mich sehr gefördert und oft einfach mal machen lassen – trotzdem anfangs meine Aufgabe mich nicht unbedingt zur beliebtesten Mitarbeiterin gemacht hat.“ Angelika Schindler-Obenhaus war angetreten, um mit alten Strukturen zu brechen. Was sich heute als Erfolg darstellt, war auf dem Weg dorthin „natürlich auch von harten Entscheidungen geprägt. Gerade in diesen allerdings halte ich Frauen oft für die bessere Wahl, weil sie als Führungskraft empathisch bleiben.“ Ihre Erfahrung gebe sie gerne weiter. „Wir haben einen Frauenanteil von 67 Prozent, bilden viele Frauen aus, doch leider erleben wir auch, dass sich viele Frauen aus diversen Gründen gegen Förderung entscheiden. Man muss eben auch gefördert werden wollen.“

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