Offizielles Organ der SULM Schweizerische Union für Labormedizin | Organe officiel de l’USML Union Suisse de Médecine de Laboratoire | www.sulm.ch | Nr. 1, Feb. 2014
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Labormedizin im Alter Dynamischer Ruhestand Die Evolution der Alterung Le vieillissement et son impact sur la médecine de laboratoire Altersentsprechende Laboranalysen-Referenzintervalle Wie kann man das biologische Alter beim Menschen bestimmen? Praxislabor Okkultes Blut im Stuhl
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Wir werden immer älter – auch im Labor In der Schweiz leben über 1400 Personen, die mindestens 100 Jahre alt sind. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von 0,17 ‰. Weiter verlängert sich die Lebenserwartung jährlich in etwa um 2 Monate, und die Schweiz ist mittlerweile zum Land mit der höchsten Lebenserwartung aufgestiegen. Diese biologische Entwicklung hat demographische Konsequenzen, insbesondere wenn man sie auf die äusserst geburtenstarken Jahrgänge der sogenannten Babyboomer bezieht, die nun in das entsprechende Alter kommen. So entsteht Druck auf Altersheim-, Übergangspflege- und Pflegeplätze; alles mit entsprechenden Kosten. Auch das Labor ist betroffen: Zum einen müssen Referenzwerte für diese Alterskategorien erhoben werden, um nicht unnötig Krankheiten zu generieren oder zu verpassen, und zum anderen wird ein grosser Bedarf an Laboranalytik kommen. Studien zeigen, dass unter 60-Jährige pro Jahr 10-mal weniger Laboranalysen verordnet bekommen als über 60-Jährige. Es ist eine Chance der Labormedizin, Krankheiten wie Vitaminmangel, Eisenmangel, Niereninsuffizienz, Entzündungen usw. rechtzeitig zu erkennen. Dies hilft, mit möglichst einfachen präventiven oder frühen therapeutischen Ansätzen schwerere Komplikationen und die Progression einer Krankheit zu verhindern. Natürlich wird dadurch das «Problem» nur auf eine spätere Zeit verschoben. Nichtsdestotrotz haben gesunde und muntere Senioren mehr vom Leben und kosten die Gesellschaft wenig, wenn sie möglichst lange selbständig sind. Vom abrupten Ende bleibt dann letztlich niemand verschont. Als eine vielleicht etwas «workaholische» Generation, die sparsam war und eine Wertschöpfung nicht nur für sich selbst, sondern auch
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für die Gesellschaft erbrachte, ist es meiner Meinung nach mehr als recht, dass diese Population auch einen entsprechend lebenswerten Lebensabend lebt. Ad multos (optimos) annos! Prof. Dr. med. A. R. Huber, Chefredaktor «pipette»
La population âgée augmente – conséquences pour le laboratoire La Suisse compte aujourd’hui plus de 1400 centenaires. Ils représentent le 0,17 ‰ de la population. L’espérance de vie s’allonge d’environ 2 mois par an et la Suisse est devenue le pays où elle est la plus élevée. Cette évolution biologique entraîne des conséquences démographiques, notamment en ce qui concerne la génération du baby-boom pour laquelle l’âge commence à se faire sentir. La pression sur les places dans les homes, les établissements de soins et les établissements de soins de transition augmente, et les retombées sur les coûts sont conséquentes. Les laboratoires doivent s’adapter à cette tendance: il faut d’une part établir des valeurs de référence pour les catégories d’âges en question afin de prévenir le risque de rechercher inutilement ou de manquer la détection d’une maladie et, d’autre part, prévoir un accroissement significatif des besoins en analyses de laboratoire. Plusieurs études montrent qu’en dessous de 60 ans, les patients reçoivent 10 fois moins de prescriptions d’analyses de laboratoire qu’en dessus de cet âge. La médecine de laboratoire est capable de détecter en temps opportun des maladies comme l’avitaminose, la carence martiale, l’insuffisance rénale, les infections, etc. Elle permet
ainsi de prévenir aisément une maladie, d’en éviter une progression, ou encore d’en écarter des risques de complications sévères grâce à des approches thérapeutiques précoces. Bien sûr qu’on ne fait que reporter le «problème» à plus tard. Mais les personnes âgées profitent mieux de la vie et coûtent moins cher à la société s’ils sont autonomes, pleins d’énergie et en bonne santé aussi longtemps que possible. Cela n’empêche pas que la fin soit abrupte et n’épargne personne. J’estime cependant que cette génération à la fibre ergomane a amplement mérité de bien vivre sa vieillesse après avoir créé de la plus-value et dépensé avec mesure pour son propre bénéfice et celui de l’ensemble de la société. Que la vie soit belle et longue! Professeur A. R. Huber, rédacteur en chef de «pipette»
SULM – Schweizerische Union für Labormedizin | USML – Union Suisse de Médecine de Laboratoire Die «pipette – Swiss Laboratory Medicine» ist das offizielle Organ der SULM. Sie thematisiert regelmässig die aktuellen Entwicklungen der Labormedizin. Die «pipette» richtet sich u.a. an Klinische Chemiker, Mikrobiologen, Genetiker, Hämatologen, Endokrinologen, Allergologen, Immunologen, biomedizinische Analytikerinnen, medizinische Praxisassistentinnen und Hausärzte. La «pipette – Swiss Laboratory Medicine» est la publication officielle de l’USML. Régulièrement les derniers développements en médecine de laboratoire y sont thématisés. La «pipette» s’adresse entre autres aux chimistes cliniques, microbiologistes, généticiens, hématologues, endocrinologues, allergologues, immunologues, analystes de biomédecine, assistants médicaux et médecins généralistes.
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Prof. Dr. med. Andreas R. Huber Chefredaktor «pipette» Rédacteur en chef «pipette»
www.sulm.ch Vorschau:
SULM-Tagung 2014 Gendiagnostik «Per DNA-Analyse zum Wunschbaby? Gentestfirma berechnet Wahrscheinlichkeit für Merkmale und Krankheiten.» NZZ, 9.10.2013
«Genetische Tests in der medizinischen Risikoprüfung der Lebensversicherer.» Medinfo, Mitteilungen der Privatversicherer, 2-2012 «Ohne das Territorialitätsprinzip wären u.a. die schweizerischen Zulassungsbedingungen und die Qualitätssicherungsvorschriften für Laboratorien nicht durchzusetzen.»
Mitteilung des BAG, Juli 2013
Herzlich willkommen zur 3. SULM-Tagung in Bern Save the Date: Dienstag, 24. Juni 2014 08.45 bis 13.00 Uhr
Gentests im Spannungsfeld zwischen Machbarkeit und Umsetzung. Risiken und …
Dr. Martin Risch Präsident der SULM
Der Begriff «Gendiagnostik» löst bei einem Grossteil der Bevölkerung kritische Reaktionen aus. Unser Verhalten wird «genetisch» erklärt, ein unglaublich rasanter Fortschritt lässt die Technik bedrohlich
Anmeldung und Programm
wirken, das immense Wissen weckt den Wunsch nach Nichtwissen. Das Potential der Genetik ist in unserem Alltag angekommen. Hometesting, also übers Internet bestellte
www.sulm.ch/aktuell/sulm-tagung
persönliche Gentests, sind ein Mausklick vom Tageshoroskop oder dem Schnäppchen bei Ebay entfernt.
Ort
… Chancen
Kongresszentrum Allresto Effingerstrasse 20, Bern www.allresto.ch Vom Bahnhofausgang West (Welle) 500 m Fussweg
Der Begriff «Gendiagnostik» löst andererseits bei Fachleuten grosse Hoffnungen aus. Krankheiten lassen sich erklären, Behandlungen individualisieren, der rasante Fortschritt der Technik weckt Hoffnungen, das Wissen führt zum Können. Das Potential der Genetik verlangt nach neuen Methoden der Zusammenarbeit. Daten sind flüchtiger denn je, die grosse Chance liegt in deren korrekten Anwendung und Schlussfolgerung.
Fortbildungscredits angefragt
Nach der ersten Pionierphase müssen die Erkenntnisse und der Umgang mit genetischem Wissen in der Gesellschaft etabliert werden. Was bedeutet Gendiagnostik für die Labormedizin, das Gesundheitswesen, den rechtlichen Rahmen und die Landesgrenzen einerseits und anderereseits für das Individuum und seine Angehörigen? Diese Fragen werden an der SULM-Tagung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
Der SULM angeschlossene Gesellschaften BAG · CSCQ · FAMH · FMH · H+ · KHM/CMPR · labmed · MQ · IHESuisse · pharmasuisse · SGAI/SSAI · SGED/SSED · SGH/SSH · SGKC/ SSCC · SGM/SSM · SGMG/SSGM · SGRM/SSML · SVA · SVDI /ASID · SVTM/ASMT · Swissmedic
Laborszene Schweiz Die SULM (Schweizerische Union für Labormedizin) ist Organisatorin der Tagung. Als Dachorganisation aller relevanten Fachgesellschaften mit labormedizinischer Tätigkeit thematisiert die SULM jährlich aktuelle Entwicklungen. Angesprochen sind Fachkräfte der Labormedizin, des Gesundheitswesens, Verwaltungsräte, Health-Ökonomen, Gesundheitsdirektionen und Politiker/innen.
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pipette, offizielles Publikationsorgan der SULM / Organe officiel de l’USML 10. Jahrgang, Nr. 1/2014, Erscheint 2014 6-mal, ISSN 1661-090
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Wir werden immer älter – auch im Labor | La population âgée augmente – conséquences pour le laboratoire
Herausgeber / Editeur SULM – Schweizerische Union für Labormedizin c/o Prof. A. R. Huber Zentrum für Labormedizin Kantonsspital Aarau AG CH-5001 Aarau Tel. 062 838 53 02 Fax 062 838 53 99 andreas.huber@ksa.ch www.sulm.ch
Richtlinien für Autoren / Instructions pour les auteurs www.sulm.ch/pipette
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Verlag / Editeur EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG Farnsburgerstrasse 8 Postfach, 4132 Muttenz Tel. 061 467 85 55 Fax 061 467 85 56
Redaktionskomitee / Comité de rédaction Prof. Dr. Andreas R. Huber Beatrice Birnbaum Dr. Roman Fried Prof. Dr. Urs Nydegger Dr. Stephan Regenass PD Dr. Lorenz Risch PD Dr. Michel Rossier Dr Nicolas Vuilleumier
Herstellung / Production Schwabe AG Farnsburgerstrasse 8 Postfach, 4132 Muttenz Tel. 061 467 85 85 Fax 061 467 85 86 druckerei@schwabe.ch
Redaktionsadresse / Adresse de la rédaction wortbild gmbh Gestaltung & Kommunikation Niklaus von Flüe-Strasse 41 4059 Basel Tel. 061 331 31 44 Fax 061 331 31 45 pipette@sulm.ch Titelbild © Grafvision | Dreamstime.com
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Inhalt · Sommaire
IMPRESSUM
Redaktion / Rédaction David Meyle (dm) Redaktor BR pipette@sulm.ch
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Le vieillissement et son impact sur la médecine de laboratoire | Die Überalterung und ihre Auswirkung auf die Laboratoriumsmedizin Altersentsprechende Laboranalysen-Referenzintervalle | Intervalles de référence des analyses de laboratoire selon la catégorie d’âge
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Abonnemente / Abonnements www.sulm.ch/pipette/abonnement abo@emh.ch Einzelpreis CHF 20.– Jahresabo CHF 80.–
Nächste Ausgabe / Prochain numéro 2. April 2014
Die Evolution der Alterung | Pourquoi vieillissons-nous ?
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Inserate / Annonces wortbild gmbh Gestaltung & Kommunikation Niklaus von Flüe-Strasse 41 4059 Basel Tel. 061 331 31 44 Fax 061 331 31 45 pipette@wortbild.ch
Auflage / Tirage 16 000 Exemplare
Wie kann man das biologische Alter beim Menschen bestimmen? | Comment déterminer l’âge biologique chez l’être humain?
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Altershypogonadismus | Hypogonadisme de l’homme âgé
1 7 n e w s
6th European Haematology Symposium
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Okkultes Blut im Stuhl
2 0 m a r k e t p l a c e 2 1 n e w s
Für Sie gelesen: «Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik» Tronc Commun FAMH Romand
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Labordatenaustausch zum BAG
a g e n d a
www.sulm.ch/aktuell/agenda Termine zu Kongressen, Tagungen und Versammlungen Dates des congrès, conférences et réunions p i p e t t e o n l i n e
www.sulm.ch/pipette Lesen Sie die pipette online als E-Paper, im Browser oder auf dem Tablet-Computer. Alle Artikel können im pipette-Archiv als PDF heruntergeladen werden. Lire la pipette en ligne comme e-paper, dans le navigateur ou sur l’ordinateur tablette. Tous les articles de la pipette peuvent être téléchargés en format PDF.
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NR. 1 | Februar 2014
Thomas Flatt 1
Die Evolution der Alterung Die Frage, weshalb Organismen altern und sterben, stellt den Evolutionsbiologen vor ein Paradox: die natürliche Selektion maximiert den Fortpflanzungs- und Überlebenserfolg und produziert damit optimale Anpassungen von Organismen an ihre Umwelt, aber warum verhindert sie den nachteiligen Prozess der Alterung nicht?
Unter Alterung versteht der Biologe den Zerfall der physiologischen Funktionen mit zunehmendem Alter. Auf der Populationsebene manifestiert sie sich normalerweise als eine Abnahme der Fertilität und eine Zunahme der Mortalität. Die Alterung stellt uns vor ein Paradox: zum einen haben wir die Entwicklung von der befruchteten Eizelle zum fertigen Individuum, einen sehr komplizierten, stark regulierten Aufbauprozess; zum anderen haben wir den altersbedingten Zerfall der Körperfunktionen und den Tod. Wenn ein komplexer Entwicklungsprozess möglich ist, weshalb ist es dann
Wenn ein komplexer Entwicklungsprozess möglich ist, weshalb ist es dann nicht auch möglich, einen jungen Zustand auf ewig aufrechtzuerhalten? nicht auch möglich, einen jungen, gesunden Zustand über das ganze Alter hinweg, wenn nicht gar auf ewig, aufrechtzuerhalten? Dem Evolutionsbiologen drängt sich somit die Frage auf, weshalb Organismen offenbar unausweichlich altern und sterben: Warum überhaupt gibt es die Alterung [1, 2]?
Evolution und natürliche Selektion Evolution bezeichnet den Prozess der Veränderung der äusserlichen Merkmale («Phänotypen») und der genetischen Zusammensetzung einer Population von Lebewesen von Generation zu Generation. Bei evolutiven
1 Prof. Dr. Thomas Flatt, SNF Förderungsprofessor, Department für Ökologie und Evolution, Universität Lausanne
Prozessen spielen mehrere Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel Mutation, Rekombination, oder Zufallsänderungen in der Häufigkeit von Genvarianten. Der am besten bekannte Faktor ist jedoch – seit Darwin und Wallace – die natürliche Selektion. Die Selektion ist ein dynamischer Prozess, der immer dann in einer Population stattfindet, wenn sich Individuen aufgrund von erblichen Merkmalsunterschieden in ihren Überlebens- und Fortpflanzungsraten («Darwinian fitness») unterscheiden. Die Konsequenz ist, dass die Erbanlagen derjenigen Individuen, welche eine höhere «Fitness» haben, in der nächsten Generation mit einem grösseren Anteil vertreten sind. Die resultierende Veränderung der genetischen Zusammensetzung der Population geht mit einer Verschiebung in der Verteilung der äusserlichen Merkmale einher. Wenn zum Beispiel eine grössere Körpergrösse zu besserem Überleben und höherer Fortpflanzung führt, und falls es genügend erbliche Grössenunterschiede in der Population gibt, so wird die Grösse über die Generationen hinweg zunehmen. Das Prinzip der Selektion, welches unter gegebenen Bedingungen automatisch in Erscheinung tritt, ist die Hauptriebfeder für die oft komplexen Umweltanpassungen aller Organismen und für den Grossteil der biologischen Vielfalt in der Natur. Lässt sich auch die Existenz der Alterung im Rahmen der Evolutionsbiologie plausibel erklären?
Charles Darwin im Alter von 59 Jahren. Foto: Julia Margaret Cameron
klärungsansätze lieferte der römische Dichter und Philosoph Lukrez (ca. 99–55 vor Christus), der postulierte, dass Alter und Tod deshalb existieren, weil sie Platz für die nächste Generation schaffen. Ähnlich argumentierte auch der deutsche Biologe August Weissmann noch im Jahre 1891: Möglicherweise fördert die natürliche Selektion die Evolution eines «Todesmechanismus», der sicherstellt, dass die Art überlebt, indem er Raum für die nächste, junge und fortpflanzungsfähige Generation schafft. Evolutionsbiologen nennen eine solche Erklärung «Gruppenselektion», d.h., es wird angenommen, dass Selektion stärker zwischen Gruppen als zwischen Individuen wirkt. Obwohl dies prinzipiFrühe Ideen zur Existenz der ell möglich ist, wissen wir heute, dass Alterung Selektion normalerweise viel stärker Die Frage, weshalb die Alterung exis- auf Unterschiede zwischen Individuen tiert, beschäftigt Philosophen, Denker wirkt als auf Unterschiede zwischen und Wissenschaftler schon seit Jahr- Gruppen, unter anderem weil es oft tausenden [1]. Einen der ersten Er- viel mehr genetische und phänotypi-
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Pourquoi vieillissons-nous ? sche Variation zwischen Individuen als zwischen Gruppen gibt. Lässt sich also eine bessere evolutionäre Erklärung für die Alterung, die auf dem plausibleren Mechanismus der IndividualSelektion basiert, finden? Wenn ja, wie und warum aber sollte die Selektion ein Merkmal fördern, das für das Individuum nachteilig ist und seine «Fitness» reduziert? Gelöst wurde dieses schwierige Problem, zumindest in seinen Grundzügen, in den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts von J. B. S. Haldane, Peter B. Medawar und George C. Williams [1, 2, 3].
erweitert, die spät im Leben schädlich sind, die aber gleichzeitig früh im Leben die «Fitness» erhöhen: Solche Mutationen werden trotz der potentiellen Spätschäden, die sie verursachen (welche die meisten Individuen aber nie erleben, da sie bereits tot sind), durch die Selektion aufgrund ihrer Vorteile früh im Leben begünstigt (Williams’ Theorie der «Antagonistischen Pleiotropie»). Eine verwandte Theorie, entwickelt von Tom Kirkwood, besagt, dass Selektion deshalb keine hohen (für unbegrenztes Leben notwendige) Investionen in die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen fördert, weil weDie moderne, evolutionäre gen der im Allgemeinen hohen extrinErklärung der Alterung sischen Mortälität diese Investion nie Den Schlüssel zur Lösung des Pro- amortisiert werden würde. Wenn jeblems fanden Haldane, Medawar und doch die meisten Organismen in der Williams in der Einsicht, dass die Natur nicht altern, wie kommt dann Stärke der natürlichen Selektion mit die Alterung, mit der wir so gut aus unzunehmendem Alter abnimmt [1, 2]. serem Leben vertraut sind, wieder ins Für viele Organismen in der Wildnis ist Spiel? Die Alterung manifestiert sich, die Natur ein gefährlicher Ort: Über- sobald die Umwelt sich ändert und die all lauern Fressfeinde, Konkurrenten, extrinsische Mortalität sich verringert Pathogene, Krankheiten und Unfälle, (z.B. Abwesenheit von Räubern, oder die extrinsische Mortalitätsquellen bessere Hygiene und medizinische darstellen. Die oft hohe extrinsische Versorgung beim Menschen): Da die Mortalität führt dazu, dass bei vielen Individuen nun länger leben können, Arten die meisten Individuen bereits bekommen sie die schädlichen Spättot sind, bevor die Alterung überhaupt auswirkungen der obenerwähnten Muin Erscheinung treten kann: Die ku- tationen zu spüren – sie altern [1, 2, 3]. mulative Wahrscheinlichkeit, dass ein Individuum in fortgeschrittenem Al- Wie stimmig ist die evolutionäre ter noch lebt und reproduktionsfähig Theorie der Alterung? ist, ist daher meist klein. Daraus ergibt Die Gültigkeit der evolutionären Thesich auch, dass die Selektion mit zu- orie der Alterung, die mathematisch nehmendem Alter schwächer wird und von William D. Hamilton und Brian nicht mehr effizient zwischen allfäl- Charlesworth ausformuliert wurde, ligen Fitness-Unterschieden unter In- ist heute theoretisch wie auch expedividuen diskriminieren kann. Wenn rimentell sehr gut belegt [3]. Wir haalso in der Population eine schädli- ben solide empirische Evidenz für die che Mutation auftritt, deren schädli- Existenz der Mutationsakkumulation che Effekte erst spät im Alter auftre- sowie für den Mechanismus der «Anten (zu einem Zeitpunkt, wo die Träger tagonistischen Pleiotropie». Neuere der Mutation mit grosser Wahrschein- Experimente und mathematische Molichkeit schon tot sind), wird Selek- delle weisen sogar darauf hin, dass im tion diese Mutation nicht «sehen» und Baum des Lebens die Alterung wohl eliminieren können. In einer Umwelt universell auftritt, mitunter auch bei mit hoher extrinsischer Mortalität kön- Bakterien und anderen Einzellern [4]. nen sich solche Mutationen ungehin- Was wir aber momentan noch nicht dert ausbreiten und sich in der Po- sehr gut erklären können, sind die grospulation anhäufen. Diese Idee ist als sen Unterschiede in der Schnelligkeit Medawar’s Mutationsakkumulations- des Alterungsprozesses bei verschieTheorie bekannt. Williams hat diese denen Arten [5]. Wie schon Aristoteles Theorie im Jahre 1957 auf Mutationen bekannt war, leben einige Arten sehr
Le vieillissement signifie que l’état physiologique d’un sujet se détériore avec le temps. Ce phénomène nous confronte avec un paradoxe de la biologie de l’évolution: si la sélection naturelle garantit les meilleures capacités de survie et de reproduction, pourquoi ne s‘oppose-telle pas au vieillissement et à la mort ? Cela fait des millénaires que les chercheurs et les philosophes, à commencer par Aristote, se penchent sur ce mystère. Nous savons aujourd’hui que dans le processus d’évolution, le vieillissement et la mort ne sont pas réglés de façon explicite – les biologistes Haldane, Medawar, Williams et Hamilton ont montré que le vieillissement n’est pas un mécanisme prévu dans la sélection pour améliorer les chances de «survie de l’espèce», et qu’il résulte de la diminution avec l’âge de l’effet de la sélection au sein d’un ensemble d’organismes qu’il s’agit de conserver dans un état de jeunesse, de bonne santé et de pleine capacité de reproduction. Plus tard les mathématiciens ont repris et élaboré cette théorie qui a également été confirmée du point de vue empirique. A l’heure qu’il est, nous sommes capables de saisir dans les grandes lignes les causes et effets du vieillissement et de les examiner en laboratoire expérimental, mais il nous reste du chemin à faire pour comprendre l’étonnante disparité des espèces en matière de longévité. Aristote lui aussi s’était déjà penché sur la question.
lange (z.B. gewisse Bäume, die Tausende von Jahren alt werden), während andere nur sehr kurz leben (wie die Eintagsfliege, die nach 30 Minuten stirbt). Bei manchen Arten scheinen Individuen also sehr langsam oder kaum zu altern, während bei anderen die Alterung viel schneller abläuft. Wir haben zwar einige qualitative Ideen dazu, weshalb das so sein könnte, aber noch keine allgemeingültige quantitative Theorie: Wie Aristoteles in seinem gleichnamigen Werk wundern wir uns immer noch über «De Longitudine et Brevitate Vitae» [3, 5]. Korrespondenz: Thomas.Flatt@unil.ch
Referenzen 1 Rose, M.R. 1991. Evolutionary Biology of Aging. Oxford University Press, New York. 2 Fabian, D.K., Flatt, T. 2011. The Evolution of Aging. Nature Education Knowledge 3(3):9. 3 Flatt, T., Schmidt, P.S. 2009. Integrating evolutionary and molecular genetics of aging. Biochimica et Biophysica Acta 1790:951– 962. 4 Ackermann, M., et al. 2007. On the evolutionary origin of aging. Aging Cell 6:235–244. 5 Jones, O.R., et al. 2013. Diversity of ageing across the tree of life. Nature, im Druck.
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Dany Mercan 1
Le vieillissement et son impact sur la médecine de laboratoire Le vieillissement de la population est un défi pour la société mais aussi pour les laboratoires d’analyses médicales. Ce phénomène entraînera une consommation accrue de tests diagnostiques pour les décennies à venir mais il est aussi l’occasion pour les professionnels de réévaluer et d’adapter l’ensemble de leurs pratiques habituelles, de l’organisation des prélèvements à l’interprétation et à la communication des résultats.
Le défi démographique En 2012 la proportion de la population suisse âgée de plus de 65 ans s’élevait à 17,4% [1]. Selon un scénario «moyen» cette proportion atteindrait 28,3% vers 2060 [2]. Plus du quart de la population dite âgée dépassait l’âge de 80 ans en 2012 ; cette frange de la population connaîtra une croissance encore supérieure. Ces données démographiques sont fondamentales pour établir des projections sur l’activité future des laboratoires : les 17,4% de patients âgés représentent environ 35% (données internes) du nombre de dossiers traités en biologie clinique ambulatoire.
La prolongation de la durée de vie s’accompagne d’une augmentation du nombre absolu d’années vécues en mauvaise santé. La prolongation de la durée de vie s’accompagne d’une augmentation du nombre absolu d’années vécues en mauvaise santé. Par exemple un gain de six années d’espérance de vie pour les hommes entre 1990 et 2010 se décompose en un gain de quatre années en bonne santé et en deux années de maladie [3]. Le vieillissement global implique donc un accroissement important et continu des besoins en soins médicaux et en analyses de laboratoire. Si les pratiques diagnostiques ne changent pas, le nombre de tests de laboratoire connaîtra une croissance continuelle du1
Dr en Médecine, Dr ès Sc. Médicales, Lic. Spéciale en Biologie Clinique, Eq. Fédérale Chimie Clinique, Laboratoires Unilabs Site de Coppet
rant les quarante prochaines années. Le vieillissement affectera principalement la demande de prestations de services à domicile et probablement la biologie délocalisée mais il y aura peut-être aussi des évolutions mineures pour améliorer le confort d’une population fragilisée, cela pourrait aller du fauteuil pour prélèvement jusqu’à une lisibilité accrue des documents.
Qu’est-ce que le vieillissement ? Cette question soulève un paradoxe : d’une part, nous percevons intuitivement l’âge d’une personne et les effets du vieillissement, d’autre part nous peinons à expliquer l’origine et les mécanismes de ce phénomène. La notion même de vieillissement peut se décomposer en échelons clinique (phanères, morphologie), tissulaire (fibres élastiques), cellulaire (vieillissement mitochondrial), chromosomique (raccourcissement des télomères) ou moléculaire (produits de glycation). La complexité de l’étude du vieillissement résulte en partie de son hétérogénéité : à une extrémité du spectre clinique on trouve des formes rares et pathologiques comme le syndrome de Hutchinson-Gilford (progeria), à l’autre se trouvent des centenaires encore actifs. Un recensement déjà ancien des théories du vieillissement en dénombrait plus de 300, réparties en grandes familles évolutionnistes, génétiques, stochastiques, etc [4]. Cette hétérogénéité impacte les connaissances et les décisions médicales. Par exemple la valeur médiane de cholestérol par classe d’âge s’élève progressivement, culmine dans la sixième décennie (septième pour les
femmes) avant de décroître [5]. Ce phénomène est révélateur d’un effet de cohorte : la disparition progressive des individus présentant les risques les plus élevés modifie lentement la composition de la population. Les personnes âgées et particulièrement celles qui demeurent en bonne santé constituent une sous-population survivante, distincte de la population d’origine. En ce sens on pourrait définir le fait d’être «âgé» par l’appartenance à une cohorte résiduelle.
Sélection et interprétation des analyses La question des valeurs de référence générales des personnes âgées et celle des analyses directement associées à l’âge (i.e. les tests d’hormonologie) seront traitées par ailleurs. Quatre points importants en pratique seront mentionnés: −− Outre les valeurs de référence, les seuils de décision et/ou valeurs prédictives des marqueurs biologiques sont souvent établis sur des populations moins âgées. Dans certains cas les différences sont notables comme pour : a) la troponine T pour laquelle – faute de revoir le seuil de décision – l’âge et la fonction rénale abaissent la spécificité [6] et b) le facteur rhumatoïde, fréquemment positif chez les personnes très âgées mais sans pathologie avérée. −− Existe-t-il des analyses disponibles en routine indiquant un risque vital majoré a priori chez les personnes âgées ? L’étude Lund80+ (Suède) portant sur un recrutement à 80 ans a montré une réduction de la survie à 5 ans en présence de : anémie, VS >22 mm/h, hyperleucocytose, hyperglycémie, fer bas,
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Die Überalterung und ihre Auswirkung auf die Laboratoriumsmedizin et hypo- ou hyperkaliémie au recrutement. Plusieurs de ces paramètres correspondent en fait à un état inflammatoire mais la CRP n’a malheureusement pas été étudiée. Tout aussi intéressant est le fait que la créatinine, la vitamine B12 et l’acide folique perturbés n’étaient pas associés à une surmortalité [7]. −− L’attitude face aux valeurs horsnorme est-elle la même ? Il existe une nuance importante : la capacité homéostatique de maintien des constantes vitales se réduit nettement avec l’âge. Plus l’écart d’un paramètre avec la norme sera important, plus la différence de sévérité par rapport à un individu jeune sera prononcée. Il peut être encore plus important d’ajuster selon l’âge les valeurs d’alerte critique que celles de référence. −− L’interprétation des données pharmacogénétiques reste-t-elle la même ? Les allèles restent bien entendu identiques … mais la relation entre allèles et données pharmacocinétiques a été établie chez des individus jeunes. Chez la personne âgée la composition corporelle change, la masse grasse augmente au détriment de la masse maigre, de la masse osseuse et du contenu en eau. La pharmacodynamie de certains médicaments sera affectée [8]. Les capacités d’élimination hépatique et surtout rénales seront aussi atteintes. Le vieillissement peut provoquer un découplage partiel entre la modélisation sur base de données pharmacogénétiques et la pharmacocinétique réelle d’un médicament. Le monitoring thérapeutique restera donc indispensable.
Conclusions Le vieillissement de la population est un phénomène structurel qui s’accompagne d’une demande accrue de tests diagnostiques. Sur les plans biologique et clinique le vieillissement se présente de manière très hétérogène ce qui justifie de conserver une part de personnalisation dans la manière dont la société et les structures de soin prendront en charge les personnes âgées. Les laboratoires médicaux peuvent
contribuer à l’amélioration des soins sans générer de coûts supplémentaires par des interprétations prenant en compte les spécificités biologiques du grand âge. Correspondance: Dany.Mercan@unilabs.com
Références 1 La Population de la Suisse 2012, Office Fédéral de la Statistique (2013), p18 2 Les scénarios de l’évolution de la population de la Suisse 2010 –2060, Office Fédéral de la Statistique (2010) p73 3 Salomon JA, Haidong Wang, Freeman MK, Vos Th, Flaxman AD, Lopez AD et al. Healthy life expectancy for 187 countries, 1990 –2010: a systematic analysis for the Global Burden Disease Study 2010, The Lancet 2012; 380 (9859): 2144 – 62 4 Medvedev ZA, An attempt at a rational classification of theories of ageing. Biol Rev 1990; 65 (3): 375 – 98 5 Lapin A, Böhmer F, Laboratory diagnosis and geriatrics: More than just reference intervals for the elderly, Wien Med Wochenschr. 2005; 155(1–2): 30 – 35 6 Chenevier-Gobeaux C, Meune C, Freund Y, Wahbi K, Claessens YE, Doumenc B et al. Influence of age and renal function on high-sensitivity cardiac troponin T diagnostic accuracy for the diagnosis of acute myocardial infarction. Am J Cardiol. 2013; 111(12): 1701–7 7 E. Jensen, Liang Ruilian, O. Dehlin, B. Hagberg, G. Samuelssen, T. Svensson. Laboratory values, symptoms and survival in an 80-yearold population, Archives of Gerontology and Geriatrics 1996 ; 22(1) : 71– 80 8 Turnheim K. When drug therapy gets old: pharmacokinetics and pharmacodynamics in the elderly, Experimental Gerontology 2003; 38(8): 843 – 853
Die Schweizer Bevölkerung altert schnell. Bis Mitte dieses Jahrhunderts wird mehr als ein Viertel der Einwohner des Landes mindestens 65 Jahre alt sein. Und diese Bevölkerungsgruppe benötigt mehr medizinische Pflege. Die Anzahl der Labortests dürfte für mehrere Jahrzehnte deutlich zulegen. Wir wissen bislang noch nicht ganz genau, was den Alterungsprozess eigentlich ausmacht. Er ist ein sehr heterogenes Phänomen, das sich in Geschwindigkeit und Ausprägung seines Auftretens von Person zu Person sehr unterschiedlich darstellt. Daher muss die medizinische Antwort künftig mehr auf den einzelnen Menschen zugeschnitten sein, als dies gegenwärtig der Fall ist. In diesem Kontext stehen bestimmte Themen zur Diskussion, beispielsweise Tests als Indikator für ein Langzeit-Sterblichkeitsrisiko, die Anwendung von Daten, die bei jüngeren Bevölkerungsgruppen gesammelt werden, auf ältere Populationen, die Notwendigkeit, mehr auf Alarmschwellen zu achten oder auch die altersbedingte Dekorrelation zwischen pharmakogenetischen Daten und der eigentlichen Pharmakokinetik.
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NR. 1 | Februar 2014
Urs Nydegger, Pedro Medina, Benjamin Sakem, Elsbeth Lenggenhager, Lorenz Risch, Martin Risch 1
Altersentsprechende Laboranalysen-Referenzintervalle Non tamen idem est aeger et morbus Seneca, De Beneficiis
Die jährlich sich verlängernde Lebenserwartung von ca. zwei Monaten [1] bewirkt, dass der Einbezug von Labormedizin in die Geriatrie, dieser jungen Spezialität der Medizin, etwas verzögert stattfindet [2]*. Das utilitaristische Paradigma verlangt nach Angleichung, mit dem auspicium der Laborgerontologie. Noch spricht man nicht von so was, es sei denn, Analysen von Risikomarkern zur Bestimmung des Todeseintritts wären wünschbar. Der Begriff Biomarker, ein Neologismus, ist ungeschützt und jedwede Laboranalyse, wenn nicht sogar Kombinationen davon [3], können damit gemeint sein. Neben der Erhaltung des Bestehenden steht für den Utiliatristen gleichberechtigt die Wiederherstellung und Bereicherung der Natur [4]: Laboranalysen lassen kaum Rückschlüsse über abgelaufene Krankheitsprozesse zu; normalisieren sie sich bei Gesundung, so indiziert dies Heilung oder restitutio ad integrum. Weshalb Laboranalyen beim Greisen abweichen … … weil sich der biochemische Background im Alter verändert. Das menschliche Älterwerden wird intensiv beforscht. So hat z.B. der Kongress über «Aging of the Immune System» eben erst stattgefunden und wir sind jeweils auch am VorarlbergerMeeting «Neurobiology of Aging» in Bregenz zugegen [5]. Und doch: Die alltägliche Labormedizin braucht we-
Beim Menschen spielt sich die Alterung des Organismus vor dem Hintergrund der labormedizinischen Normalität ab. niger akademische Meetings zur Erklärung der Lebenserwartung, als wir für dieses Fach alters-adaptierte Referenz-Intervalle wissen wollen. Für die biologischen Forschungsprojekte mag bereits im Pflanzenreich mit dem Modell der Arabidopsis thaliana, einem Kreuzblütler, begonnen werden, ideal, weil ihr voll sequenziertes, kleines Genom mit nur fünf Chromosomenpaaren und kurzem Generationszyklus zügige Forschungsergebnisse ermöglicht [6]. Seneszente Blätter erleiden eine Degradation ihres Metabolismus, was in den Chloroplasten leicht sichtbar 1 Labormedizinisches zentrum Dr. Risch, Liebefeld * Gründungsjahr der Schweizerischen Gesell schaften für Gerontologie: 1953 (www.sgg-ssg. ch), für Geriatrie: 1992 (www.sfgg.ch)
wird; die Blattfarbe ändert infolge Abbau des Chlorophylls; lipid Perioxidation und Membrandurchlässigkeit kombiniert mit dem Entstehen von reaktiven Sauerstoffradikalen bereiten den Rest zum Blattfall. Der Fadenwurm Caenorhabditis elegans, welcher bereits über 30 Jahre mit Unterstützung des National Institute of Aging in den USA beforscht wird [7], lebt an die 20 Tage, eine Zeitspanne, die sich von gewissen Genotypen des age-1-Gens oder durch Inhibition seiner Stammzellen modulieren lässt. Die lebensverlängernde Wirkung der Kalorien-Restriktion ist beim Fadenwurm vom Hormon-Rezeptor NHR-62 abhänig [8]. Mittels MäuseExperimenten, lässt sich das Verhalten von Laboranalyten der Humanpathologie noch näher untersuchen. DNA-Methylierung [9], Diät-Restriktionen, Methionin-Metabolismus, Testosteron-Konzentrationen oder auch Thyrotropin, sie alle beeinflussen oder werden beeinflusst durch den Alterungsprozess [5]. Solchermassen angelegte Pflanzenund Tierexperimente lassen sich beim alternden Menschen nicht anstellen und doch möchte man gerne wissen, weshalb die Lebenswerwartung unaufhörlich wächst. Beim Menschen spielt sich die Alterung des Organismus vor dem Hintergrund der labormedizinischen Normalität ab. Einerseits sucht man Labor-Marker (www.mark-age.eu, siehe Seite 12) und ortet genetische Hintergründe
[10], oder man sucht Substanzen wie Resveratrol, Rapamycin oder weitere hoffnungsvolle Stimulantien, welche sich z.Z. allerdings nicht über das altbekannte Ginseng hinausschwingen konnten. Der Ausdruck «Biomarker» hat sich in diesem Zusammenhang etabliert und wird Symposiumsthema an der Jahresversammlung 2014 der Schweiz. Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin sein (www.escim2014. org, Genf). Näher an unserem Fachgebiet positioniert sich die Suche nach typischen Labor-Markern des älteren Menschen: Gibt es bekannte Analyten mit atypischen Serumspiegeln, proteinbindenden Eigenschaften oder atypischer Glykierung, oder gibt es gar neue, bisher unerkannte Substanzen, welche im gesetzten Kandidaten für den 100-jährigen Geburtstag vorliegen? Die Hämatologie im Alter ist Jahresthema der European Hematology Association (www.ehaweb.org) und Gegenstand von Studien zur Thromboseneigung in unserer Gegend [11].
Die Senior-Labor-Studie Vor solchen Hintergrundinformationen ist die Senior-Labor-Studie begonnen worden (www.seniorlabor. ch). Angeführt von den speziellen Referenzintervallen in jungem Alter, welche ständig angepasst und hinterfragt werden müssen [12, 13 und Tabelle 1] führt das labormedizinische zentrum Dr. Risch in einem Interessenkonflikt-freien Umfeld eine Referenz-Intervall-Studie bei gesunden
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Intervalles de référence des analyses de laboratoire selon la catégorie d’âge Seniorinnen und Senioren durch. Die Beschreibung der Studienanlage, welche vor fünf Jahren von der Kantonalen Ethikkommission des Kantons Bern optimiert und genehmigt worden ist (KEK-Nr. 166/08), ist kürzlich andernorts ausführlich vorgelegt worden. Aktuell sind wir am Auswerten der Referenz-Intervalle einzelner Analyten, wo mit angemessenen statistischen Methoden altersspezifische Referenzintervalle berechnet werden. Wir glauben, dass hier nicht nur die Frau/ Mann-Gruppierung sondern auch die Altersgruppe unter/über 70 und über 80 erhoben werden muss. Weiter fortgeschritten ist die Auswertung mittels querbeet (cross-sectional) ausgewählten Analyten. Die statistische Auswertung folgt allgemeingültigen Erforderungen zur Berechnung von ReferenzIntervallen. So stellte sich die Frage, ob Anisocytose von zirkulierenden Blutzellen nicht nur auf Niveau Erythrozyten, sondern auch der weissen Reihe und gar der Thrombozyten mit den Serumkonzentrationen geAlk Phosphatase
Gamma-GT
Hb
Les valeurs de référence utilisées sont un sujet d’intérêt jamais accompli- même si leur production et leur présentation font l’objet de recommandations internationales compétentes (IFCC – CLSI). Les systèmes d’analyse fournis par les entreprises industrielles spécialisées en médecine de laboratoire sont accompagnés de valeurs de référence pour chaque analyse grosso modo appropriées, exactes et fiables. Cependant, leur application doit se faire en connaissance de cause: comment avaient-elles été calculés, sur quels populations de sujets bien-portants, par quel groupe d’âge? Pédiatres et gériatres se rejoignent ici par leur souci d’avoir bien respecté la comparabilité de leur patients avec les sujets sains ayant servi de référence.
wisser Micronutritientien vergesellschaftet seien. Die Konklusion der Doktorarbeit von Corina Risch lässt die erythrozytäre Makrocytose bei > 60 Jahre alten Personen zur Erkennung eines Vitamin-B12-Mangels als nutzlos betrachten – vielmehr war es in dieser Studie das LyMV (mittleres Volumen der Lymphozyten, gemessen auf einem DxH800 Coulter von Beckman), welches signifikant höhere Volumina ergab, wenn diese in einer Greisengruppe mit einem Holotranscobalamin-Wert von < 28 pm erhoben wurde [14]. Die Vitamin-D-Konzentrationen bei Senioren haben unsere Aufmerksamkeit beansprucht, nicht zuletzt, weil die Osteoporose im höheren Alter ein häufig erhobener Grund bei Frakturen von in jugendlichem Alter harmlosen Stürzen ist. Besonders wertvoll erscheint uns das Senior-Labor-Kollektiv zu sein, weil hier Probanden mit Sturzanamnese selten sind. Wir haben festgestellt, dass gemäss aktuellen Referenzintervallen für Vitamin D 66% der Probanden ungenügende Vitamin-D-Spiegel aufweisen; schwere IgG
TSH
Cholesterin
Mängel, also Serumkonzentrationen <10 ng/ml, fanden sich bei 8% der Probanden. Ob solche Werte beim Greisen als Mangel oder als normal zu bezeichnen sind, bleibe dahingestellt. In unserem Kollektiv sind diese Werte direkt korreliert mit den Serum-Konzentrationen von IgG2 und C4, und indirekt korreliert mit IgG1 und IgA [15, Tabelle 2, www.ncbi.nlm.nih.gov/ pubmed/23902738]. Am Beispiel der Serumkonzentration von C-reaktivem Protein (CRP), über
GOT
MCV
Natrium
Transferrin
Tag 1
20 –150 U/l
12,7–18,7 g/dl
6.6 –17.5 g/l
0,8 –20 μU/ml
50 –170 mg/dl
< 100 U/l
98 –122 fl
132–147 mmol/l
130 –275
> 1 Monat
15 –140
10,0 –12,9
3,0 – 6,0
0,45-10,0
60 –190 112–200
< 80
82–135
129 –143
140 – 310
12–23
10,5 –12,9
6,7–15,3
0,35 – 5,0
140 –270
< 40
73 –112
132–145
210 – 400
< 50 (m) < 40 (f)
13,0 –16,8
6,0 –16,0
0,3 – 4,0
180 –300
< 50 (m) < 35 (f)
82– 98
136 –148
200 – 360
~
11,5 –15,8 â
5,5 –15,0 â
â
á
~
á
~
â
10 Jahre Erwachsen Senior
mg/dl
Tabelle 1: Altersabhängige Entwicklung von 10 arbiträr ausgewählten Laboranalysen. 25(OH)D (ng/ml) Analyte
< 10 N = 103
10 – 20 N = 403
21– 29 N = 404l
≥ 30 N = 381
P-Value between values < 10 and > 30
IgA mg/ml
2,32 ± 0,10
2,12 ± 0,05
2,22 ± 0,05
2,12 ± 0,05
0,036
IgG1 mg/ml
6,74 ± 0,21
6,16 ± 0,08
6,17 ± 0,07
6,41 ± 0,11
> 0,05*
IgG2 mg/ml
3,13 ± 0,15
3,23 ± 0,07
3,45 ± 0,07
3,24 ± 0,06
> 0,05*
IgG3 mg/ml
0,38 ± 0,02
0,37 ± 0,01
0,38 ± 0,01
0,41 ± 0,03
> 0,05*
IgG4 mg/ml
0,66 ± 0,06
0,60 ± 0,03
0,66 ± 0,03
0,59 ± 0,02
> 0,05*
C4 mg/ml
0,22 ± 0,01
0,23 ± 0,00
0,23 ± 0,00
0,23 ± 0,00
0,002
C3 mg/ml
1,11 ± 0,02
1,09 ± 0,01
1,07 ± 0,007
1,07 ± 0,01
0,013
*Regressionsanalyse zwischen den gelisteten cross-sectional Variablen ist signifikant
Tabelle 2: Immunglobuline, Komplement-Komponenten C4 und C3 als Funktion von 4 verschiedenen Konzentrationsbereichen von 25(OH)D in gesunden älteren Landsleuten.
welches die «pipette» früher bereits berichtet hat [16], will die SeniorLabor-Studie zwei Fragen nachgehen: Haben Senioren andere RI als jüngere Probanden und wo kommt der obere Cutoff zu liegen, wenn die behandelnden Ärzte eine Rheumatoide Arthritis mit dem DAS28 Index beurteilen wollen: 12% der >80 jährigen wiesen eine CRP-Konzentration oberhalb des Cutoffs von 5 mg/l auf, ohne dass geringste klinische Anzeichen auf Entzündung vorlagen und im Blutbild weder Linksverschiebung noch Hyperleukozytose nachgewiesen werden konnte. →
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Kritische Bemerkungen Die Altersabhängigkeit von RI wichtiger Laboranalysen wurde schon früher hinterfragt. Eindrücklich ist die Studie von Bock et al. 2003 [17], bei welcher ein grosszahliges «Data-Warehouse» angelegt wurde. Vier häufige Analyten wurden bei mehr als 60 000 Personen untersucht, wobei Leute mit mehr als drei Untersuchungsterminen ausgeschlossen wurden, weil man bei ihnen das Vorliegen einer Krankheit annehmen durfte [17, 18]. In ersterer Studie wurden mit zunehmendem Alter fallende Konzentrationen von ALT, aber ansteigende Werte von ALT ermittelt, wobei man für Bi-
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ben aus, deren Ferritin < 30 µg/l liegt, schloss man damit alle EisenmangelProbanden aus, was für die Anämie Einschränkende Umstände bei der beim Greisen den Fokus auf eine UnSenior-Labor-Studie tergruppe entstehen lässt. Und was Beim Auswerten erscheinen man- schert einen älteren Menschen sein gelnde Informationen über die Pro- Vitamin-D-Spiegel von 20 mg/ml, banden. Lückenhafte anamnestische wenn er sich sonst gesund fühlt. Gilt Angaben sind nicht ausgeschlossen denn nicht auch hier: «Gesund ist, und bei den Vergleichen mehrer Ana- wer nicht weiss, dass er krank ist»? lyten desselben Probanden sind geKorrespondenzadresse: wisse Grenzwerte bei Über- bzw. Un- Lorenz.Risch@risch.ch terschreitung arbiträr zu veranlagen. Referenzen Als einleuchtendes Beispiel zur ErkläDie vollständige Literaturliste finden Sie online rung, was wir hier meinen: Schliesunter: www.sulm.ch/pipette → Aktuelle Ausgabe sen wir z.B. bei der Frage nach dem (Nr. 1-2014) vorliegen einer Anämie alle jene Prolirubin erhebliche Frau/Mann-Unterschiede ausmachen konnte.
CUBE Das POC-Gerät, das Cystatin C misst
CRP
hsCRP
PT (INR)
CysC
www.sysmex.ch
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Alexander Bürkle 1
Wie kann man das biologische Alter beim Menschen bestimmen? Die Präventivmedizin wird künftig einen höheren Stellenwert erlangen. Klassische präventivmedizinische Aktivitäten sind Massenimpfungen sowie die Identifikation von endogenen und exogenen Risikofaktoren für bestimmte Krankheiten. Mit der Möglichkeit der Bestimmung des biologischen Alters eines Individuums könnte ein zusätzliches präventivmedizinisches Instrument zur Verfügung gestellt werden. Weltweiter demographischer Wandel
gabe ist ja in erster Linie beim gesunden Individuum anzusetzen und die Entstehung oder die Manifestation einer Krankheit zu verhindern oder wenigstens zu verzögern. Erfreulicherweise gibt es ja für einige wichtige Erkrankungen, vor allem für bestimmte Krebsformen, bereits Möglichkeiten zur Erkennung von endogenen und exogenen Risikofaktoren sowie von Frühformen der manifesten pathologischen Veränderungen. Diese sind allerdings zumeist nur auf eine spezifische Krankheitsentität ausgerichtet. Was bislang fehlt, ist ein «Marker» für den allgemeinen Alterungsprozess. Es ist seit langem bekannt, dass das Altern der Menschen nicht in gleicher Weise abläuft: Während einer geringen Anzahl von Menschen ein langes und dazu noch weitgehend gesundes Leben zuteil wird, gibt es am anderen Ende des Spektrums Menschen, die an «Progerie» leiden. Unter diesem Begriff werden einige genetische Syndrome zusammengefasst (zum Beispiel das «Werner-Syndrom» oder die «Progerie Hutchinson-Gilford»), die mit einem beschleunigtem Altern und dem frühen Auftreten von gewissen altersassoziierten Krankheiten einhergehen. Zwischen diesen Extremen liegt der überwiegende Teil der Bevölkerung, der je nach genetischer Konstitution (Gen-Polymorphismen, die einen EinWachsender Stellenwert der fluss auf die Lebenserwartung haben) Präventivmedizin und Lebensstil (Ernährung, GenussAnsgesichts dieser Situation wird die mittelkonsum, körperliche und geisPräventivmedizin künftig einen hö- tige Aktivität, psychische Belastungen, heren Stellenwert erlangen. Ihre Auf- Schlafverhalten etc.) oder auch infolge von Vorerkrankungen in der Summe 1 Prof. Dr. med. Alexander Bürkle (für das MARKeinen durchschnittlichen oder einen AGE Konsortium; www.mark-age.eu), Lehrstuhl verzögerten bzw. beschleunigten Alte Molekulare Toxikologie, Fachbereich Biologie, Universität Konstanz rungsprozess aufweist. Infolge des demografischen Wandels, der sich momentan nicht nur in den Industrieländern, sondern weltweit vollzieht, kommt auf die kurative Medizin, die ja definitionsgemäss am erkrankten Menschen ansetzt, sowie auf den Pflegebereich eine stark wachsende personelle und finanzielle Belastung zu. Aufgrund der massiven Veränderung der Altersstruktur in der Bevölkerung, die schon vor einigen Jahrzehnten begonnen hat, nimmt nämlich die Inzidenz und Prävalenz einer Gruppe von chronischen Erkrankungen, die im Volksmund als «Alterskrankheiten» bezeichnet werden, zu. Solche Patienten können typischerweise nicht geheilt werden; allenfalls kann eine Stabilisierung und Symptomlinderung herbeigeführt werden. Als Menschen des 21. Jahrhunderts können wir uns zwar über eine im Durchschnitt längere Lebenserwartung freuen, die ja die Folge von allgemein verbesserten ökonomischen, sozialen, hygienischen und alimentären Lebensverhältnissen sowie einem rasanten medizinischen Fortschritt ist; dennoch muss uns doch die Problematik der Finanzierung der Krankheits- und Pflegekosten, die in vielen Ländern bereits besorgniserregende Ausmasse angenommen hat, zu denken geben.
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Comment déterminer l’âge biologique chez l’être humain? Le bouleversement de la pyramide des âges accroît l’incidence et la prévalence d’une catégorie de maladies chroniques que l’on qualifie ordinairement de «maladies de la vieillesse». Dans de nombreux pays, la question du financement des coûts engendrés par les maladies et les soins prend une dimension préoccupante qui appelle à la réflexion. Cette situation va souligner l’importance de la médecine préventive dans le futur. En matière de prévention systématique des maladies de la vieillesse, il manque actuellement une méthode d’évaluation quantitative du vieillissement général d’un individu permettant de caractériser son «âge biologique». Dans la mesure où elle se prêterait également à une application à large échelle, la mise en œuvre d’un programme de ce type pourrait mettre un outil auxiliaire précieux à disposition de la médecine préventive. C’est précisément dans ce but qu’un consortium européen a mis sur pied le grand projet «MARK-AGE» financé par la Commission européenne.
Das EU-Projekt MARK-AGE Bislang gibt es noch kein anerkanntes Verfahren zur Erfassung des biologischen Alters eines Individuums. Mit der Etablierung eines solchen Verfahrens, das für den Masseneinsatz tauglich sein sollte, könnte ein wertvolles zusätzliches präventivmedizinisches Instrument bereitgestellt werden. Dieses Ziel hat sich ein europaweites Konsortium aus 26 Arbeitsgruppen gesetzt, die in 14 verschiedenen Ländern an Universitäten, öffentlichen Forschungszentren sowie in kleineren und grossen Firmen tätig sind (Abb. 1). Das Konsortium arbeitete im Zeitraum von 2008 bis 2013 am Grossprojekt «Europäische Studie zur Ermittlung von Biomarkern des Alterns beim Menschen» (abgekürzt: «MARK-AGE»; www.mark-age.eu), welches von der
Abbildung 1: Länder mit Arbeitsgruppen, die sich an MARK-AGE beteiligten. Quelle: www.mark-age.eu
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Europäischen Kommission finanziert und vom Autor dieses Artikel koordiniert wurde. Unter Biomarkern der Alterns versteht man charakteristische Veränderungen der Funktion der Organe oder der Zusammensetzung des Körpers oder von Körperflüssigkeiten,
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her gibt es keinen einzelnen Messparameter, der alleine ausreicht, um das biologische Alter zu bestimmen. Im Rahmen des MARK-AGE-Projekts wurde anhand von etwa 3300 Probanden aus acht europäischen Ländern etwa 350 «Biomarker-Kandidaten» (u.a. Telomerlänge in Lymphozyten, Dehydroepiandrosteron-Sulfat, Glykosylierungsmuster an Serumproteinen) systematisch gemessen. Dies geschah mit dem Ziel, eine kleine Gruppe von möglichst aussagekräftigen Markern zu identifizieren, die – als Kombination von Messwerten mit optimierter Gewichtung der Einzelparameter – geeignet sind, das biologische Alter der Probanden möglichst gut abzubilden. Die bioinformatische Auswertung der sehr grossen Datenmengen dauert momentan noch an. Es bleibt zu hoffen, dass die Endergebnisse des MARKAGE-Projekts dazu beitragen können, dass gesunde Menschen im mittleren die als ein Mass für das biologische Lebensalter, bei denen sich ein beAlter dienen können und idealerweise schleunigter Altersprozess nachweisen bei einem Individuum den Eintritt von lässt, möglichst früh einer intensiven altersassoziierten Krankheiten vorher- Spezialdiagnostik zugeführt werden sagen können. In der Literatur finden können und von geeigneten Intervensich zahlreiche Publikationen zu diver- tionen profitieren, wie z.B. einer gesen «Biomarker-Kandidaten», aber bis- zielten Änderung des Lebensstils und
Unter Biomarkern der Alterns versteht man charakteristische Veränderungen der Funktion der Organe oder der Zusammensetzung des Körpers oder von Körperflüssigkeiten, die als ein Mass für das biologische Alter dienen können und bei einem Individuum das globale Risiko des Eintritts von altersassoziierten Krankheiten vorhersagen könnten.
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sonstiger Umweltfaktoren oder auch gegebenenfalls einer gezielten medikamentösen Behandlung. Ob eine erfolgreiche Intervention dann zum zeitweiligen Stagnieren des biologischen Alters oder gar zu dessen Verminderung führt, bleibt künftigen Studien vorbehalten (s. unten).
Ausblick Gewisse klinische Hinweise deuten auf einen beschleunigten Altersprozess bei chronisch HIV-Infizierten hin, die ja in entwickelten Ländern routinemässig eine antiretrovirale Dauertherapie erhalten. Erfreulicherweise konnte kürzlich ein neues, weiterführendes EUProjekt gestartet werden («COBRA»; www.fp7-cobra.eu; Koordinator: Prof. Dr. Peter Reiss, Amsterdam), bei welchem unter anderem das biologische Alter von solchen Patienten im Vergleich zu nichtinfizierten Kontrollprobanden bestimmt werden soll. Ausserdem sind derzeit weitere Studien zur detaillierten Untersuchung des Einflusses des Ernährungsverhaltens bzw. von körperlicher Aktivität auf das biologische Alter in Vorbereitung. Korrespondenz: Alexander.Buerkle@uni-konstanz.de
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Hypogonadisme de l’homme âgé Tilmann Möltgen 1 , Andreas R. Huber 2
Altershypogonadismus Geistige und körperliche Fitness in jedem Alter entspricht dem Anspruch heutiger Männer. Die demographische Entwicklung sowie das medial getriggerte Bild des fitten aging male führen zu vermehrten Arztkontakten. Bei klassischen Symptomenkomplexen aus Verlust an Libido, Störungen von Antrieb und Motivation, später auch Depression und verminderte geistige Leistungsfähigkeit, Schlaflosigkeit, Osteoporose, zunehmender Muskelabbau und viszerale Fetteinlagerung mit metabolischem Syndrom ist eine Testosteronbestimmung in den Morgenstunden indiziert, da alle diese Symptome durch einen sukzessiven Altershypogonadismus bedingt sein können, und somit einfach behandelbar sind. Die Testosteronbestimmungen haben allerdings eine Reihe von Fallstricken, die es zu beachten gilt, bevor Therapieempfehlungen getroffen werden. Ein Einbezug der Bestimmung des aktiven Testosterons mittels eines Nomogrammes ist sinnvoll.
Einführung Androgene werden in den Testes und der Nebennierenrinde gebildet und sind für die Entwicklung sowie das Leben des Mannes fast unverzichtbar. Sie spielen eine zentrale Rolle in der Entwicklung der reproduktiven Organe (Nebenhoden, Ductus deferens, Samenblase, Prostata und Penis), sie sind wichtig in der Pubertät zur Erlangung der Fertilität, Libido und Sexualität, sie haben anabole Auswirkung auf Muskelmasse, Knochenzusammensetzung, Fett und Zuckermetabolismus, sowie wesentlichen Einfluss auf die kognitive Funktion. Definition Der Altershypogonadismus, engl. lateonset hypogonadism (LOH) oder symptomatic late-onset hypogonadism (SLOH), ist eine Erkrankung des älteren Mannes mit Symptomen des Testosteronmangels sowie potentiell schädlichen Auswirkungen auf zahlreiche Organsysteme und einer Testosteronserumkonzentration, die tatsächlich unterhalb des Referenzbereiches liegt. Es handelt sich hierbei nicht um einen primären Hypogonadismus (Ausfall der Hoden) oder sekundären Hypogonadismus (Ausfall der Hypophyse), sondern ein partiel1 2
Dr. Tilmann Möltgen, OAmbF, Urologische Klinik, Kantonsspital Aarau Prof. Dr. Andreas R. Huber, Chefarzt Zentrum für Labormedizin, Kantonsspital Aarau
les Defizit, ggf. auch beider Systeme. Bereits zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr beginnt ein physiologischer Abfall des Serumtestosterons um 0,4 – 2% pro Jahr [1, 2]. Da gleichzeitig das Trägerprotein Sexualhormon-bindende Globulin (SHBG) ansteigt, sinkt das bioverfügbare Testosteron (freies und an Albumin gebundenes) noch weiter ab. Autoregulativ wird vermehrt luteinisierendes Hormon (LH) über die Hypophyse freigesetzt, die Peaks der LH-Freisetzung sind abgeflacht. Symptomatik Die Symptome sind unspezifisch und beginnen oft so schleichend, so dass sie mit «dem Alter» abgetan werden und kein Zusammenhang mit (grenzwertig) erniedrigten Testosteronkonzentrationen hergestellt wird: −− Sexualität: die verminderte Libido ist ein Frühsymptom, im weiteren Verlauf auch erektile Dysfunktion. −− Psychische Veränderungen: Frühsymptome sind Störungen von Antrieb und Motivation, später auch Depression und verminderte geistige Leistungsfähigkeit, Schlaflosigkeit. −− Physische Veränderungen: Verminderter Haarwuchs und alternde Haut, zunehmender Muskelabbau, viszerale Fetteinlagerung. −− Osteoporose (verminderte Knochendichte): Zunehmender Muskelabbau, viszerale Fetteinlagerung. Metabolisches Syndrom Das Vollbild des metabolischen Syndroms besteht aus abdomineller Fettleibigkeit, erhöhten Triglyzeriden, vermindertem HDL-Cholesterin, erhöhtem arteriellen Blutdruck und vermehrter Insulinresistenz. Zahlreiche Studien haben
De nos jours, les hommes désirent être en forme à tout âge sur les plans psychique et physique. Stimulés par l’image de l’homme âgé en pleine forme propagée par les médias, et d’autant plus que leur nombre augmente, ils demandent de plus en plus de consultations médicales. Dans le cas d’un complexe de symptômes classiques comprenant baisse de la libido, perte de l’élan vital et de la motivation, puis plus tard dépression et altération des capacités intellectuelles, troubles du sommeil, ostéoporose, diminution de la masse musculaire et augmentation de la graisse viscérale accompagnée d’un syndrome métabolique, il est indiqué de procéder à une détermination du taux de testostérone matinal car on peut traiter efficacement l’ensemble de ces symptômes s’ils découlent de la progression d’un déficit androgénique lié à l’âge. Attention toutefois aux embûches posées par la détermination du taux de testostérone avant de recommander un traitement. A cet égard, il s’avère utile de déterminer également le taux de testostérone libre au moyen d’un nomogramme.
einen Zusammenhang zwischen dem metabolischen Syndrom und dem Hypogonadismus nachgewiesen [3]. Die Fettleibigkeit und die Konzentration von Leptin sind starke Risikofaktoren für einen Hypogonadismus und umgekehrt.
Diagnostik Die Labordiagnostik folgt dem klinischen Verdacht. Häufig sind dies Libidoverlust und verminderte sexuelle Aktivität, später erektile Dysfunktion. Standardisierte Frage-/Anamnesebögen wurden propagiert, sind jedoch nicht zielführend [4]. Basisdiagnostik: Die Blutabnahme für Testosterone erfolgt zwischen 8 und 10 Uhr morgens. Der untere Normwert für das GesamtTestosteron beträgt 12 nmol/l (3 ng/ ml). Zudem sollten das Sexual-Hormon-Binding-Globulin (SHBG) und das Albumin bestimmt werden [5, 6]. Aus diesen Werten kann man das biologisch aktive Testosteron mit einer Formel berechnen. Dabei ist zu beachten, dass die kürzlich erneuerte Formel benützt wird (Abb. A, B). Alternativ kann auch das «freie» Testosteron bestimmt werden. Allerdings ist die Bestimmung labortechnisch schwierig und nicht standardisiert. Zusammenfassend empfehlen wir die Berechnung das aktiven Testosterons mittels eines Nomogramms (Abb. A). Erweiterte Hormondiagnostik: Bei erniedrigtem Testosteron wird →
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0.5 KSHBG = [shbg − T ] ([sbgd] [ F T ])−1 KALB = [alb − T ] ([alb] [alb] [ F T ])1 [SHBG] = 0.5 [sbd] + 0.5 [shbg − T ] [ALB] = [alb] + [alb − T ] [ T T ] = [ F T ] + [shbg − T ] + [alb − T ] [ F T ] = z−1 KSHBG−1 (0.5 KSHBG [ T T ] − KSHBG [SHBG] − z + ((KSHBG [SHBG] − 0.5 KSHBG [ T T ] + z)2 + 2 z KSHBG [ T T ])0.5) [ BAT ] = KSHBG−1 (0.5 KSHBG [ T T ] − KSHBG [SHBG] − z + ((KSHBG [SHBG] − 0.5 KSHBG [ T T ] + z)2 + 2 z KSHBG [ T T ])0.5) Abbildung A: Nomogramm zur Berechnung des aktiven Testosterons [8].
Abbildung B [9]
SHBP, LH, FSH, TSH und Prolaktin bestimmt. Bei erniedrigten Hypophysenhormonen oder erhöhtem Prolaktin werden die anderen Hypophysenachsen getestet. Diagnostik des metabolischen Syndroms Es erfolgt die Messung von Körpergewicht, Bauchumfang und Blutdruck. Weiter werden die Blutfette bestimmt, Leberwerte und Blutzucker erhoben und ggf. ein Glukosetoleranztest.
sind gegenüber älteren Präparaten wie z.B. Testosteroncypionat und Testosteronenanthat reduziert. Orale Testosteronpräparate: Z.B. Testosteronundecanoat (Andriol) 120 –240 mg/d 1–1–1. Nachteilig ist die kurze Halbwertszeit. Ältere orale Testosteronpräparate sind lebertoxisch und damit obsolet. Transdermale Testosteronpräparate: Testosterongel (Präparat Testogel, Testim oder Androtop) wird morgens empfohlen. Mit Hilfe der transdermalen Applikation werden die physiologischen Testosteronschwankungen gut nachempfunden. Die initiale Dosierung beträgt meist 50 mg/d, die Dosisanpassung erfolgt nach klinischen Parametern und Hormonkontrollen. Die maximale Tagesdosis wird mit 100 mg/d angegeben. Testosteronpflaster haben sich in der klinischen Praxis nicht etablieren können. Nebenwirkungen: Suppression der LH und FSH-Produktion mit Unfruchtbarkeit, Brustspannen oder Brustvergrösserung, Erythrozytose, Erhöhung des LDL-Cholesterins und Senkung des HDL-Cholesterin, kardiovaskuläre Komplikationen denkbar (Thrombose, Dekompensation einer Herzinsuffizienz), Exazerbation eines okkulten Prostatakarzinoms.
Weitere Hormone im Alter −− Dihydrotestosteron (DHT) als Gewebehormon verändert sich im Alter nicht wesentlich. −− Dehydroepiandrosteron (DHEA) und DHEA-Sulfat werden als schwache Androgene in der Nebennierenrinde gebildet. Auch diese nehmen mit zunehmendem Alter ab, ihre biologische Rolle in der Interaktion der Androgene sowie der Nutzen ihrer Substitution sind unklar. −− Growth-Hormon (GH): Die Produktion von GH nimmt mit zunehmendem Alter um ca. 14%, ebenso wie das assoziierte IGF-I (Insulin-like growth-factor I), ab. Es folgen Abnahme von Muskelmasse, Knochendichte und Umverteilung des Körperfettes. Die Substitution von GH macht diesen Prozess reversibel, dennoch wird die Bestimmung von GH aktuell nicht empfohlen [7]. −− Melatonin: Der Hypogonadismus kann mit einer veränderten Melatoninsekretion einhergehen. Der Einfluss auf den Late-onset-Hypogonadismus ist unklar.
−− Östradiol: Der Östradiolspiegel bleibt im Alter eher unverändert, es gibt keine Indikation um einen fraglichen Abfall des Östradiol im Alter mit der möglichen Symptomatik zu assoziieren und ggf. zu substituieren.
Therapie des Testosteronmangels
Eine Testosteronsubstitution ist indiziert bei niedrigem freien Testosteron mit erhöhten Gonadotropinen und klinischen Beschwerden. Es verbessert die Parameter des metabolischen Syndroms. Andererseits erhöht die Gabe von Antiandrogenen das Risiko für ein metabolisches Syndrom. Es ist noch unklar, ob das metabolische Syndrom den Hypogonadismus bedingt oder umgekehrt. Kontraindikationen zur Substitutionstherapie sind das Prostatakarzinom, das virile Mammakarzinom und die obstruktive Schlafapnoe. Die Langzeitkomplikationen der Testosteronsubstitution bei Altershypogonadismus sind in der Häufigkeit und Schwere aufgrund fehlender vergleichender randomisierter Studien unklar. Intramuskuläre Depotpräparate: Testosteronundecanoat 1000 mg i.m. (Präparat Nebido) erster Injektionsabstand sechs Wochen, dann etwa alle 10 bis 14 Wochen, je nach TestosteKorrespondenz: ronkonzentration und Beschwerden Tilmann.Moeltgen@ksa.ch bzw. Wohlbefinden. Es ermöglicht eine sichere und langReferenzen fristige Testosteronsubstitution. Die Die vollständige Literaturliste finden Sie online unter: www.sulm.ch/pipette → Aktuelle Ausgabe Nebenwirkungen durch Schwankun(Nr. 1-2014) gen der Testosteronkonzentration
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Urs Nydegger 1
6th European Haematology Symposium Kongressbericht über das von der Firma Sysmex unterstützte wissenschaftliche Meeting, 10. bis 12. September 2013, Lyon Frei in Körperflüssigkeit aufgeschwemmte Zellen, ihre Grösse, Dichte, ihr Inhalt, Zellkern-, Mitochondrien- und Ribosomen-Masse, biochemische Eigenschaften, Oberflächenmarker wie Rezeptoren und deren Anzahl/Zelle, Verteilungsdichte: All dies wurde bereits in früheren Zeiten auf gefärbten Zellausstrichen oder in Suspensionen mit Spezialfärbungen entdeckt und beschrieben. Doch erst die Lasertechnologie, kombiniert mit Bioinformatik, machen den Zell-Untersucher (Cell Analyser, Flow Cytometer) zum aussagekräftigen Laborinstrument welches je nach Gerätetyp bis zu 100 000 Zellen pro Sekunde untersucht [1]. Aktuelle technische Neuerungen erlauben eine perfekte automatische Klassifizierung der Leukozyten, eine verlässliche Messung der Retikulozyten sowie das Identifizieren von unreifen Thrombozyten (Retikulothrombozyten).
Zell-Untersuchungen im Flow analysieren in kurzer Zeit eine Riesenmenge von Zellen und werden als Printout zur Interpretation bereitgestellt. Herzstück ist der Injektor, eng wie eine Kapillare, doch so gross, dass der grösste Blutzelltyp noch durchkommt und mit forward- und sideward scatter, d.h. nach vorne und zur Seite gerichtetem Streulicht eines Laserlichts (Beamer), die zelltypischen Signale zum Analysator senden kann. Mit einem dichrotischen Spiegel wird neben dem sideward scatter das emittierte Fluoreszenz-Signal so erfasst, dass den Fotodioden ihre Messungen ermöglicht werden. Die ursprünglich schwachen Emissionssignale werden durch optisch freigesetzte Ladungsträger um mehrere Zehnerpotenzen gesteigert. Betrachtungen zu Eigenschaften von Zelloberflächen beginnen schon auf physikalischer Stufe: Topographie, chemische Zusammensetzung, biochemische Struktur, atomare Konstitution, elektronische Ladung und molekulare Vernetzung der Komponenten. Die Auswahl der besten Analysemethode bei Cell Analysern richtet sich aber auch nach dem für die medizinische Auswertung erforderlichen Informationen. Die Spectrophotometrie bietet sich hier vorrangig an. Bahnbrechende Forschungsergebnisse wurden dank dieser Technologie in Immunologie, Krebsbiologie, Stammzellbiologie, mikrobieller Pathogenese und auch in der Neurobiologie erst möglich. Mit spezifischen Detergentien, Tensi1 Prof. Dr. med. Urs Nydegger, Redaktor «pipette»
den und (fluoreszierenden) Farbstoffen gelingt eine gleichzeitige Analyse. Beim XN-Gerät von Sysmex z.B. mittels des WDF-Kanales für Lymphozyten, Monozyten, neutrophile/basophile und eosinophile Granulozyten, zudem des WNR-Kanales für Basophile und Kerntragende Erythrozyten, des RET-Kanales für Retikulozyten, des PLT-F-Kanales für Thrombozyten und des WPC-Kanales für Blasten und abnormale Lymphozyten. Hierfür fehlt allerdings noch die Erfahrung, womit die zahlreichen Vergleichsstudien und klinischen Anwendungsberichte doppelt wertvoll werden.
Zahlreiche Geräte Verschiedene industrielle Unternehmen führen Geräte im Angebot – am Anwender ist es dann, das für seine Zwecke adäquate Produkt zu verwenden. Quervergleichsstudien, z.B. von Geräten wie dem Abbot Sapphire, der Siemens Advia Serie, Beckman Coulter, Amnis FlowSight und – last but not least – Sysmex werden laufend aufdatiert und publiziert [2, 3, 4]. BenchtopModelle mit auf bestimmte Anwendungszwecke fokussierter Ausgestaltung wie z.B. der Muse™ Cell Analyser erweisen ihre Dienste in bestimmten Fachrichtungen, wie der StammzellAufbereitung oder in der Pharmazeutik zur DNA-Untersuchung bei alkylierender Medikamentengabe. Dabei werden diese Geräte auch in der Grundlagenforschung eingesetzt [5].
dular aufgebaute Gerät der Firma Sysmex mit dem Suffix XN, war auf klinische Anwendung ausgerichtet, welches dem Auditorium ein Update mit reichlichem klinischen Bezug über den Einsatz der XN-Technologie in verschiedensten klinischen Situationen anbot. Der Redaktion fällt auf, dass das Fachgebiet der zellulären Hämatologie mit solchen Geräten gesprengt wird: In der Hämostaseologie, Patientenbetreuung in Infektiologie, auf der Intensivabteilung, in Dermatologie, Gastroenterologie, Pneumolo-
Die Referentenliste bestätigt die Öffnung der Flow CytometerAnwendung in andere Subspezialitäten der Medizin als der Hämatologie. gie und Neurologie macht man sich Flow Cytometer zunutze, was sich in den sieben grösseren Gruppen der 17 Referate ausgedrückt hat. Die Zusammenstellung der Referentenliste bestätigt diese Öffnung der Anwendung in andere Subspezialitäten der Medizin, standen doch meistens erfahrene Kliniker am Referentenpult, welche selber von labormedizinischer Kenntnis recht unbedarft waren; als Beispiel dienen die Referate von Kardiologen oder Neurologen, welche sich der Flow Cytometrie vom Krankenbett aus zunutze machen.
Zellen mit Alarm-Flagge Attraktives Programm Das Programm in Lyon 2013, wenngleich fokussiert auf das neueste mo-
An dieser Stelle öffnet sich ein neuer Aspekt für unser Fach. Schleusen sich etwas zirkulierende Tumorzellen oder
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atypische Thrombozyten durch den Injektor, so ist das Gerät infolge Patienten-spezifischer individueller Zytologie nicht vorprogrammiert. Ob nun die bioinformatische Geräteausrüstung Zellen mit einer Alarm-Flagge versieht oder diese unbedacht durchlässt: Diese Fragestellungen wurden in Lyon ebenfalls aufs Tapet gebracht und sie halten die Forschung und Entwicklung aktiv. Die geräteinterne Datenbank ist bereits äusserst reichhaltig und auf die neuen Funktionen eingestellt: So wollen die Informationen bioinformatisch programmiert sein. So z.B. beim neuen FluoreszenzFarbstoff für die Thrombozyten-Analyse (PLT-F channel), der Korrekturfunktion für die weissen Blutkörperchen, unabhängig von ihrer Herkunft aus Blut oder Liquor (WNR channel) und nicht zuletzt die im XN-Modell neu dazugekommenen LW mode. Hier ist es uns vergönnt, die XN-Technologie beim Vitamin-B12-Stoffwechsel zu hinterfragen [6]. Bis zur TerabiteStufe ausbaubare Softwarepakete, wie wir sie z.B. vom MALDI-TOF Gerät her kennen, kommen den Interpretations-Lösungen zugute, welche bereits «minimal residual disease»-Zustände* bei Leukämien erfassen können [7]. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass Flow-Cytometer eben Automaten bleiben und den zytologischen Aspekt der Einzelzelle beiseite lassen – aber auch hier springt die Automatik in Form der Cell-Avision-Geräte in die Lücke [8]. Es lag denn auch der Kongressmappe ein englischsprachiges 79 Seiten starkes Faszikel mit farbigen Blutausstrichen und Scattergrammen bei, welches Lehrbuchcharakter hat. Es wird zuerst das Gerät einleuchtend erklärt, dann wird die Analyse normaler menschlicher Blutproben dargestellt und es folgen von der banalen Neutrophilie über myelound lymphoproliferative Erkrankungen bis hin zur May-Hegglin-Anomalie 30 verschiedene hämatologische Erkrankungen, wie sie sich im Flow Cytometer darstellen. Korrespondenz: Urs.Nydegger@risch.ch
* minimal residual disease, zu Deutsch: bei klinischer Remission mit empfindlicher Labormethodik doch noch festgestellte leukämische Zellen.
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Referenzen
Chronische Lymphatische Leukämie Der DIFF-Kanal zeigt eine in der SFL (side fluorescent light)-Richtung aufsteigende Wolke (grau) von reifen Lymphozyten, welche die normalen Zellen überlagert bzw. streitig macht. Die Wolke beansprucht auch in der SSC (side scattered light)-Richtung Platz. Anders als das neue XN-Gerät arbeitet der hier verwendete XE-5000 mit einem anderen Tensid und Farbstoff.
Zum Vergleich zeigt bei diesem normalen Befund der DIFF-Kanal ein normales Scattergram; auf der neuen XN-Serie von Sysmex nennt sich dieser nun WDF-Kanal bzw. das Bild WDF-Scattergamm. Verdankungen: Der Autor verdankt die Abbildungen der Aufmerksamkeit von Frau Sara Schaub und Frau Nicole von Känel, labormedizinisches zentrum Dr. Risch und den korrekten Textflow Herrn Dr. med. Max Solenthaler, Regionales Spitalzentrum Thun und Zweisimmen.
1 Sabido O. Flow cytometry (FCM) measurement of cells in suspension. In: Optics in instruments (Jean-Pierre Goure Hrsg) Wiley, Hoboken, NJ, USA 2013. ISBN 978-1-84821-244-2. 2 Kim SJ, Kim Y, Shin S, Song J, Choi JR. Comparison study of the rates of manual peripheral blood smear review from 3 automated hematology analyzers, Unicel DxH 800, ADVIA 2120i, and XE 2100, using international consensus group guidelines. Arch Pathol Lab Med. 2012 Nov;136(11):1408 –13. 3 Pipitone S, Pavesi F, Testa B, Bardi M, Perri GB, Gennari D, Lippi G. Evaluation of automated nucleated red blood cells counting on Sysmex XE5000 and Siemens ADVIA 2120. Clin Chem Lab Med. 2012 Oct 1;50(10):1857–9. 4 Lippi G, Cattabiani C, Benegiamo A, Gennari D, Pavesi F, Caleffi A, Pipitone S. Evaluation of white blood cell count in peritoneal fluid with five different hemocytometers. Clin Biochem. 2013 Jan;46(1–2):173 – 6. 5 Geering B, Stoeckle C, Conus S, Simon HU: Living and dying for inflammation: neutrophils, eosinophils, basophils.Trends in Immunology 2013 34(8): 398 – 409. 6 Risch C, Medina P, Nydegger UE, Bahador Z, Brinkmann T, von Landenberg P, Risch M, Risch L. The relationship of leukocyte anisocytosis to holotranscobalamin, a marker of cobalamin deficiency. Int J Lab Hematol 2012 34(2):192–200. 7 Terwijn M, van Putten WL, Kelder A, et al (36 Autoren) High Prognostic Impact of Flow Cytometric Minimal Residual Disease Detection in Acute Myeloid Leukemia: Data From the HOVON/SAKK AML 42A Study. J Clin Oncol. 2013 Sep 23. 8 Trachsel H. Nouvelle étape dans l’automation du laboratoire d’hématologie. labmed 2013; August/September: 267–273.
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Roman Fried 1
Okkultes Blut im Stuhl Ab dem 1. Juli 2013 wurden Darmkrebsfrüherkennungsuntersuchungen bei Personen im Alter von 50 bis 69 Jahren in den Grundleistungskatalog der obligatorischen Krankenpflegeversicherung aufgenommen. Konkret sind das die Kolonoskopie alle 10 Jahre oder der Nachweis von okkultem Blut im Stuhl alle zwei Jahre [1].
Der Verein für medizinische Qualitätskontrolle (www.mqzh.ch) hat deshalb neu einen Ringversuch für okkultes Blut im Stuhl eingeführt. Die Teilnehmer dieses Ringversuchs erhalten viermal jährlich eine Probe, die eine Stuhlprobe simuliert. Die Proben sind gefärbt, damit der Teilnehmer nicht erkennen kann, ob Blut zugesetzt wurde oder nicht. Dank der neu entwickelten Matrix können mit diesem Ringversuch beliebige Proben, inklusive möglicher Störfaktoren simuliert werden. Bisher erhielten die Teilnehmer folgende Proben: −− MQ 2013-2 Blut im Stuhl −− MQ 2013-3 negativ −− MQ 2013-4 Fleischsaft
ation nicht auftreten. Deshalb haben wir bei den Guajak-Tests auch als Zielwert «positiv» und bei den Immunologischen Tests «negativ» angegeben. Bei den Teilnehmern, welche mit der Guajak-Methode ein negatives Resultat erhielten, wurde telefonisch nachgefragt, ob die Methodenangabe korrekt war. Die 6 Teilnehmer waren tatsächlich negativ. Beim Ringversuch wird jeweils nur eine Probe untersucht, während beim Patienten drei aufeinanderfolgende Stuhlproben gemessen werden. Es ist noch zu früh, um Aussagen zu den einzelnen Testsystemen zu machen, aber die Aussage der Hersteller, dass die teureren immunologischen Verfahren spezifischer sind, können wir bestätigen.
Während bei MQ 2013-2 alle Teilnehmer positiv und bei MQ 2013-3 alle Korrespondenz: Teilnehmer negativ erhielten, zeigten Roman.Fried@usz.ch sich bei MQ 2013-4 die Vorteile der immunologischen Testverfahren. Sofern sich ein Patient an die Anweisungen hält und drei Tage vor dem Test kein Fleisch isst, kann diese SituGuajak-Methode Haemoccult
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Hemofec
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Colo-Rectal Test
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iColo-Rectal-Test
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Andere Meth. immunologisch
Tabelle 1: Resultate des Ringversuches MQ 2013-4 S1. 1 Dr. Roman Fried, Verein für medizinische Qualitätskontrolle, Inst. für klinische Chemie, Unispital Zürich, 8091 Zürich, www.mqzh.ch
Biomed. Analytiker/in Immunhämatologie (70 –100%) oder Med. Laborant/in oder Med. Praxisassistent/in (mit Laborerfahrung in Immunhämatologie) Wir erwarten - Freude an der Immunhämatologie - Flexibilität - Belastbarkeit - Teamfähigkeit - Identifikationsbereitschaft mit anspruchsvollem Qualitätssicherungssystem
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Total
Andere Methoden Guajak
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Literatur 1 BAG Bulletin 27/13, Seite 455.
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Vollautomatisierte Syphilis-Diagnostik Roche Elecsys® Syphilis Immunoassay (IgM/IgG) Der Syphilis-Erreger ist eine gramnegative Spirochäte der Subspezies Treponema pallidum spp. pallidum, der sowohl sexuell als auch während Schwangerschaft oder Geburt von der Mutter auf den Fötus übertragen werden kann. Syphilis ist im Frühstadium schwer zu diagnostizieren und wird leicht mit anderen Hauterkrankungen verwechselt. Wenn die Infektion im Frühstadium erkannt wird, kann sie erfolgreich behandelt und eine kongenitale Syphilis verhindert werden. Eine zuverlässige Labordiagnostik ist hierfür essentiell.
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Swiss eHealth Forum 2014, mobile Gesundheitsinformationen – Überall verfügbar Das Swiss eHealth Forum 2014 titelt mit «Mobile Gesundheitsinformationen – Überall verfügbar » und nimmt am 6. und 7. März 2014 aktuelle Schlüsselthemen in den Fokus. An den beiden Forumstagen finden vormittags Plenumsveranstaltungen statt. Die Referierenden zeigen für verschiedene Anwendungsgebiete, was heute technisch möglich ist, geben einen Erfahrungsbericht anhand von Praxisbeispielen und erlauben einen Ausblick auf die Perspektiven für die Zukunft. Am Nachmittag bieten Solution-Präsentationen eine vertiefte Behandlung der Thematik. Leistungserbringer legen Erfahrungsberichte vor, sprechen über Erwartungen, Hemmnisse und realisierten Nutzen. Ein spezieller Thementrack am ersten Tag behandelt die Informatisierung von Pflegeheimen aus verschiedenen Blickwinkeln. Der zweite Tag bietet einen speziellen IHE-Thementrack.
Der neue Elecsys® Syphilis Immunoassay (IgM/IgG) verwendet speziell entwickelte, rekombinante und thermostabile Antigene, wodurch eine beispiellos hohe Sensitivität und Spezifität für die zuverlässige Diagnose von Syphilis-Infektionen erreicht wird. Der Test ist sowohl für diagnostische Fragestellungen als auch für das Scree- Weitere Informationen: ning von Blutspenden geeignet. www.infosocietydays.ch/eHealth Der neue Test ergänzt das Elecsys® STD/TORCH-Portfolio und erlaubt eine vollständige Konsolidierung auf den vollautomatisierten cobas® modular Plattformen und den Analysensystemen MODULAR® ANALYTICS sowie Elecsys® 2010. Weitere Informationen:
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Seegene Anyplex™ II High Multiplex RealTime PCR Tests Die nächste Generation von RealTime PCR Tests setzt Standards und erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. Mittlerweile sind diese einzigartigen, auf der TOCE™ Technologie basierten Tests schon seit einigen Monaten auf dem Markt und verbessern die Diagnostik in der täglichen Routine von immer mehr Labors. Die Multiplex-Tests liefern umfangreichere Informationen ohne zusätzlichen Aufwand, auch vollautomatisiert. Deutlich mehr Pathogene als bei herkömmlichen Real-Time PCR Tests werden parallel detektiert und semiquantifiziert. So detektiert der Anyplex™ II STI-7 neben CT/NG auch TV, MG, MH, UU und UP. Speziell bei Letzteren ist die Semiquantifizierung sehr wertvoll. Im Vergleich zur Kultur ist der Test deutlich schneller und sensitiver. Mit dem Anyplex™ II HPV28 setzt Seegene den Standard im Bereich HPVDiagnostik. Er detektiert, genotypisiert und semiquantifiziert simultan 19 HR und 9 LR HPV Typen. Mehrere wissenschaftliche Publikationen unterstreichen inzwischen die hohe Qualität und den Zusatznutzen der Semiquantifizierung. Das attraktive Menu an Anyplex™ II Tests wird weiter wachsen, um künftig die Real-Time PCR Diagnostik auch in anderen Bereichen zu verbessern. Weitere Informationen:
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Für Sie gelesen Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik Gressner, Axel M.; Arndt, Torsten (Hrsg.), 2. Auflage, 1451 S., 766 farbige Abbildungen, 500 Tab., Springer-Verlag 2013, gebunden ISBN: 978-3-642-12920-9, CHF 249.– eBook (PDF), ISBN: 978-3-642-12921-6 CHF 199.–
Die vor sieben Jahren erschienene erste Auflage dieses umfangreichen Lexikons war vielen MitarbeiterInnen klinischer Laboratorien eine grosse Hilfe. Dies wird bei der vorliegenden Auflage noch mehr der Fall sein, weil nun auch die Infektions- und Blutgruppenserologie berücksichtigt ist. Die Länge der mehr als 8000 Artikel variiert von drei Zeilen bis zu drei Seiten. Die Artikel sind ähnlich aufgebaut, so dass man sich schnell orientieren kann. Die längeren Texte sind in Unterabschnitte gegliedert, die in der gleichen Reihe aufeinanderfolgen und zu den folgenden Themen Auskunft geben können: Stichwort, Autor(en), Synonyme, englischer Begriff, Definition, Literatur. Bei Artikeln über analytische Methoden und Tests kommen meist Abschnitte hinzu über Physika-
lisch-chemisches Prinzip, Einsatzgebiet, Untersuchungsmaterial, Durchführung, Instrumentierung, Spezifität, Sensitivität, Fehlermöglichkeit, Praktikabilität/Automatisierung/Kosten, und Bewertung/Methodenhierarchie. Bei Artikeln über Moleküle gibt es häufig Abschnitte über Molmasse, Struktur, Synthese-Verteilung-Abbau-Elimination, Halbwertszeit, Funktion und Pathophysiologie, Untersuchungsmaterial-Entnahmebedingungen, Probenstabilität, Präanalytik, Analytik, Referenzbereiche (Erwachsene, Frauen, Kinder), Indikation, Interpretation sowie diagnostische Wertigkeit. Natürlich sind Struktur und Stil der einzelnen Artikel immer stark von den jeweiligen AutorInnen geprägt, und noch mehr von der Bedeutung des Stichworts / des behandelten Parameters für die Praxis. Die Informationsdichte ist durchgehend sehr hoch. Wenn ein Arzt / eine Ärztin anruft, um sich nach einem Parameter zu erkundigen, kann man sich schnell orientieren. Den Herausgebern und AutorInnen müssen wir danken, dass sie die grosse Arbeit auf sich genommen haben, in einem sehr dynamischen und umfangreichen Fachgebiet eine Art Leuchtturm errichtet zu haben. Enorm erhöht wird der Wert des Buches durch die vielen Querverweise, die es ermöglichen, sich von Artikel zu Artikel Informationen zu einem be-
stimmten Gebiet zusammenzustellen. Allerdings wäre es gut, die Aktualität der Literaturangaben stärker zu berücksichtigen. Es ist ja schön, wenn in einem schnelllebigen Gebiet ein historisches Bewusstsein vorhanden ist. Wenn aber die zwei Referenzen zum Artikel «ABL-Gen» 30 bzw. 40 Jahre alt sind, scheint die Liebe zur Vergangenheit etwas übertrieben. Es wäre auch wichtig, bei den Literaturangaben die Informations-Möglichkeiten des Internets stärker zu berücksichtigen, also auf entsprechende Homepages zu verweisen. Neu sind bei jedem Eintrag diejenigen der insgesamt 49 AutorInnen genannt, die den Artikel verfasst haben. Dass 8200 Artikel und zahlreiche Synonyme mit Querverweisen überhaupt in ein Buch von 1400 Seiten gepackt werden können, ist nur mit einer ziemlich kleinen Schrift möglich. Noch kleiner geht es zukünftig allerdings nicht mehr. Zusammen mit dem «Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen» aus dem gleiche Verlag, über dessen 4. Auflage in der Pipette 2/2013 informiert wurde, hat man mit diesem Lexikon einen guten Einblick in grosse Teile der Labormedizin. Dr. rer. nat. Martin Hergersberg, Dübendorf
Tronc Commun FAMH Romand Programme 2014 des cours du Tronc Commun FAMH Romand Nom du Cours
Date
Lieu
Organisateur
Nombre max
Gestion de projet [1]
13 –14 février
Bâtiment des Laboratoires, Epalinges
G.Togni
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Phase préanalytique (cours hybride eLearning et présentiel)
22 mai
Bâtiment des Laboratoires, Epalinges
M. Rossier
*
Communication, gestion des crises et conflits
18 –19 septembre
Bâtiment des Laboratoires, Epalinges
G. Togni
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Informatique de laboratoire
24 – 25 novembre
CHUV, Lausanne
O. Boulat
–
1. Cours réservés en priorité aux candidats francophones ou possédant une bonne maîtrise du français. Inscriptions et renseignements complémentaires disponibles auprès du secrétariat de la FAMH et sur le site www.famh.ch/home-fr-FR * Délai d’inscription 15 mars 2014. Tous les inscrits sont en liste d’attente. Les 25 premiers candidats qui auront répondu au questionnaire « pré-cours » sur le site seront acceptés définitivement.
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Standardisierter Informationsaustausch im Laborumfeld Informationsveranstaltung am 25. Februar (Französisch) in Sion und 26. Februar 2014 (Deutsch) in Zürich. (dm) «eHealth Suisse» und die IHE/ HL7-Laborgruppe organisieren eine Tagesveranstaltung zum Thema «Standardisierter Informationsaustausch im Laborumfeld» (siehe auch pipette 4-2013, S. 12). Austauschformate für die Übermittlung von Labordaten an das Bundesamt für Gesundheit ermöglichen einen direkten Datenaustausch dank semantischer Interoperabilität, ohne gesonderte Absprache zwischen Sender und Empfänger. Die Veranstaltung richtet sich an Anwender und Hersteller von Laborinformationssysteme. Unter dem Dach von eHealth Suisse und dem BAG sind zwei Austauschformate entstanden, die für elektronische Daten-
lieferungen aus Laboratorien oder Transplantationszentren ans BAG eingesetzt werden können. Im ersten Teil der Veranstaltung erhalten die Teilnehmenden eine Einführung ins Thema der semantischen Standards für das Laborumfeld. Im zweiten Teil am Nachmittag werden die Austauschformate beleuchtet, die für elektronische Datenlieferungen ans BAG eingesetzt werden. Dieser Teil findet auch 25. Februar auch in französischer Sprache in Sion statt. Ziel der Veranstaltungen ist es, den potentiellen Anwendern diese Austauschformate, deren Nutzen und ihren Einbau in Softwaresysteme näherbringen.
Programm Vormittag (nur 26. Februar) Semantische Standards und der Mehrwert von LOINC im Laborumfeld Nachmittag (25. und 26. Februar) Austauschformate für die Übermittlung von Labordaten an das Bundesamt für Gesundheit in folgenden Domänen: – Meldepflichtige Nachweise von Krankheitserregern – Laborbefunde im Transplantationsprozess Anmeldung Bis spätestens 22. Februar 2014 an: info@e-health-suisse.ch Die Teilnahme ist kostenlos Ort Deutsch: UniversitätsSpital, Zürich Französisch: Hôpital du Valais, Sion, (Nur Nachmittagsprogramm) Weitere Infos www.e-health-suisse.ch
Connected
Integrated Autoimmune Welcome to theLab fully integrated auto Das Integrated Lab umfasst ein komplettes Portfolio von INOVA Geräten, verbunden durch ein zentrales System für die Verwaltung der Daten, und ermöglicht so die Integration der verschiedenen Anforderungen des Autoimmun-Labors.
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Intelligenter testen. Effizienter arbeiten. Lösungen von Siemens bieten Spitzentechnologie und Prozessoptimierung – und sichern damit Ihren Erfolg. www.siemens.ch/diagnostics
Wissenschaftliche und wirtschaftliche Aspekte sind integraler Bestandteil der klinischen Diagnostik. Dies setzt voraus, dass beide Elemente optimal aufeinander abgestimmt sind. Die Lösungen von Siemens Healthcare Diagnostics verbinden eine umfangreiche Palette an Tests, die Sie sich wünschen, mit der Spitzentechnologie, die Sie benötigen, um effizient zu testen. Wir liefern nicht nur Assays, die Ihre klinische Kompetenz unterstützen, sondern bieten
technisches Know-how, um innovative diagnostische Lösungen zu entwickeln und Ihre Produktivität zu steigern. Trainings, Weiterbildungen und eine Vielfalt von Service- und Supportleistungen stellen sicher, dass Ihre Arbeitsabläufe stets optimal funktionieren. Siemens hat die Antworten für Ihren Erfolg und für die bestmögliche Versorgung Ihrer Patienten.
Answers for life.
Wie schmal ist der Grat?
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Zwischen Wirkung und Schaden «Dosis sola venenum facit», allein die Menge macht das Gift. (Paracelsus) Kennen Sie den Metabolismus Ihres Patienten? Überlassen Sie nichts dem Zufall. Mit unserem Therapeutic-Drug-Monitoring finden wir die richtige Dosis und tragen so zum Wohlbefinden Ihres Patienten bei. Stark in der Medikamenten-Diagnostik Fragen Sie uns.
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