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Editorial Hürden überwinden

Mit diesem Heft setzen wir den Auftakt zu einer Serie über die Digitalisierung. Weil wir uns als Strassenmagazin grundsätzlich für Formen der Ausgrenzung interessieren, fokussieren wir dabei auf die Frage: Wo werden Menschen in der digitalen Gesellschaft ausgeschlossen und wo entsteht mehr Teilhabe?

Die Digitalisierung bietet ein riesiges Potenzial für Inklusion. Über Apps lassen sich Texte vorlesen, per Videocall Distanzen überwinden, Menschen halten und finden Kontakte, vernetzen sich. Die kulturelle Bedeutung des Internets wird oft mit dem Buchdruck verglichen, der langfristig eine unvergleichliche Demokratisierung von Wissen bedeutete. Das ist die eine Seite. Die andere ist die Tatsache, dass die digitale Kluft immer weiter aufreisst. Davon handelt der Auftakt unserer Serie, ab Seite 8.

Wir versprechen uns von der mehrteiligen Auslegeordnung, dass sie eine allgegenwärtige gesellschaftliche Entwicklung beschreibt, Zusammenhänge sichtbar macht, Bedenken formuliert –und im besten Fall auch Chancen aufzeigt.

Es geht in diesem Heft auch um die Einlasspolitik von Notschlafstellen für obdachlose Menschen. Um ihre sogenannte Niederschwelligkeit und auch hier: um Hürden, die bestimmte Menschen ausschliessen. Die Frage stellt sich, inwiefern dies einem nötigen Pragmatismus geschuldet ist und wann es sich um unethische Handhabe handelt, ab Seite 20.

Und dann sind da noch die gesellschaftlichen Hürden, die erstmal sichtbar gemacht werden müssen, um über ein Thema wie Armut überhaupt sprechen zu können. Damit sind vor allem jene konfrontiert, die Sensibilisierungsarbeit machen – zum Beispiel die ehemals obdachlose Bloggerin Janita Juvonen, ab Seite 16.

Und von einem übrigens, der sich von der Digitalisierung weder beirren noch abhängen lässt, lesen Sie in der Verkäufer*innenkolumne.

Auf g elesen

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«Schon immer wohlgefühlt»

Der deutsche Fotograf Robert Lindemann setzt sich mit einem Augenzwinkern für «Body Positivity» bei Männern ein. Seit vier Jahren produziert der 32-Jährige Kalender, in denen er alle Hüllen fallen lässt: «Es ist ein humorvolles Projekt. Solange sich die richtigen Leute darüber aufregen, finde ich, hat man was richtig gemacht. Ich glaube, dass man bei Frauen viel mehr auf die Äusserlichkeiten achtet und Übergewicht bei Männern schon immer akzeptierter war als bei Frauen. Mein Traum war schon immer, eher vor der Kamera zu stehen. Während meiner Arbeit als Fotograf habe ich ab und zu die Möglichkeit genutzt, und sei es auch nur als Lichtmodell. Aber dann wurde mir immer mehr bewusst, dass ich unwissentlich so eine Body Positivity ausstrahle und damit vielleicht auch Männer empowern kann, sich in ihrem Körper wohl zu fühlen.»

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