
1 minute read
Nur wenn ich deine Augen hätte
TEXT JAFAR SAEL
Der Geruch des Regens
Der Duft von Rosen
Der Geruch des Weizens
Der Geruch des Regens im Frühjahr und wie frisch er ist
Der Duft von Rosen die gerade erblühen
Und wie frisch er ist
Der liebliche Gesang der Nachtigall bei Sonnenaufgang was ist das für ein schöner Klang
Die rauschhafte Frühlingsbrise die von überallher weht
Zaubert den Tulpen ein Lachen auf den Mund
Gibt dem gefallenen Blatt des Baumes Leben
Haucht Seele ein den Ranken der Reben
Und macht sie neu so dass sie Trauben geben
Auf dass ich Wein daraus machen kann
Und diesen Trank trinke ich dann
Dass mir zumute wird wie jener Frühlingsbrise
Und ich das Herz vom Rost befreie
Dass ich die anderen so liebe wie die laue Luft
Wenn ich es bin der weht
Und niemals frage: Wo kommst du denn her?
Oder auch dass gleich dem Regen
Wenn es an mir sein wird zu regnen
Kein Unterschied sei zwischen dir und mir mir und den anderen
Oder dass gleichermassen der roten Tulpe gleich im Rausch
Mein Lachen zu jedem Schauspiel in der Wüste klingt
Dass ich niemals meinen Duft verkaufe an die Fremde
Dass mein Kopf so rot wie sie sei
Dass ich meinen Leib hingebe der Geliebten so wie sie
Mich jedem ihrer Gefährten schenkt
(Mich jedem ihrer Gefährten schenkt).
Aus dem afghanischen Persisch (Dari) von Kurt Scharf.
ANZEIGEN
Buchhandlung im Volkshaus
Stauffacherstrasse 60
8004 Zürich
Telefon 044 241 42 32 www.volkshausbuch.ch info@volkshausbuch.ch
Politik,Literatur Marx,Jelinek
Psychoanalyse Freud
Fehler
Das Leben ist ein Fehler, weil wir es falsch lesen. Wir alle liegen falsch im Fehler, im Fehler liegen wir falsch. Es ist ein Fehler. Es liegt falsch. Es ist ein Fehler.
Wir gehen auf diesem Weg. Dieser Weg ist falsch.
Geh’ ich schräg, ist dies ein Fehler und das ein Fehler. Gehst du gradeaus, ist das ein Fehler und dies ein Fehler. Geh’ ich gradeaus, ist dein Weg mein schräger Weg. Wenn mein schräger Weg bei dir gradeaus geht, welcher ist dann falsch?
Wenn selbst die Fehler falsch sind, dann gehst du auf dem falschen Weg und ich gehe auf dem falschen Weg.
Viele Fehler liegen zwischen dir und mir. Der unsinnige Weg, auf dem wir beide gehen, ist zwecklos, ein Fehler.
Nur wenn ich deine Augen hätte und du meine, dann wäre dein Weg kein Fehler und mein Weg kein Fehler.
JAFAR SAEL ist 1997 in Herat, Afghanistan geboren. Bereits als Jugendlicher begann er Gedichte zu schreiben und sie auch vor Publikum vorzutragen. Philosophie, Lyrik und Musik sind seine Leidenschaften. Er schreibt ausserdem Songtexte, singt im Intergalaktischen Chor Zürich und macht seine ersten Schritte in der Malerei.