Und plötzlich sind wir Franzosen

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FREIAMT 25

AARGAUER ZEITUNG DONNERSTAG, 26. OKTOBER 2017

Und plötzlich sind wir Franzosen Social Media Identitätsdiebstahl im Internet ist heute keine Seltenheit mehr, die AZ-Praktikantin ist selbst betroffen VON NATASHA HÄHNI

Ein Foto von meinen Freundinnen und mir an Neujahr. Eine schöne Erinnerung, die vor ein paar Wochen in unserem Gruppenchat gelandet ist. Irgendetwas stimmt aber nicht. Das Profil, von dem aus das Bild gepostet wurde, kenne ich nicht. Gemäss der Markierung auf dem Bild ist mein Nutzername «natashaofficiel», Französin bin ich meines Wissens aber nicht. Dazu kommt, dass Berlin als Standort vermerkt ist. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich an Neujahr in Zürich war. Eine Freundin mit dem Nutzernamen «diekleineblondine» kenne ich ebenfalls nicht, obwohl es so aussieht, als würde sie fröhlich lächelnd mit mir für das Foto posieren. Entweder gibt es in Berlin also eine Gruppe Französinnen, die genau so aussehen wie meine Freundinnen, meine Cousine aus Mexiko und ich, die in einem Lokal feiern, das genau so eingerichtet ist wie ein Club in Zürich – oder es handelt sich um eine Kopie. Dieser Verdacht verstärkt sich beim Versuch, die Profile anzuschauen: Keine von uns kann die Profile ansehen. Unsere Doppelgängerinnen haben uns alle blockiert. Ziemlich unfreundlich, wenn man bedenkt, dass sie nur dank uns existieren. Ich würde zu gerne wissen, was mein zweites Ich so treibt, wenn sie nicht gerade meine Bilder klaut. Mit dem Profil eines unbeteiligten Freundes verschaffen wir uns dann doch noch Einblick in das Leben unserer digitalen französischen Klone.

Atypische Doppelgänger

Doppelgänger in sozialen Medien sind keine Seltenheit. Letztes Jahr wurden alleine dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) 84 Fälle von Identitätsdiebstahl im Internet gemeldet, und das sind bei weitem nicht alle. Die meisten Leute melden die Fake-Profile nämlich nur ihren Betreibern. Wieso wurden aber genau wir kopiert? Sven Ruoss, Studienleiter für Social Media Management an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) zählt ein paar typische Merkmale von Fake-Profilen auf: «In den meisten Fällen sind Fake-Profile weiblich, mit einem attraktiven Profilbild. Zudem haben sie keine oder nur wenige Status-Updates.» Ganz typisch sind unsere Doppelgänger demnach nicht. Die jungen Damen sind nämlich keineswegs scheu, was Statusupdates anbelangt. Sie laden regelmässig Bilder hoch und kommentieren diese gegenseitig. Einige der Kommentare sind ebenfalls kopiert. Manchmal waren die Kunstfreunde aber auch so frei, auf Französisch zu schreiben und zu witzeln. Warum genau wir kopiert wurden, wissen wir bislang noch nicht.

Welche Informationen oder Fotos man für jedermann im öffentlichen Profil zeigen möchte, sollte man sich gut überlegen.

84 Fälle von Identitätsdiebstahl im Internet wurden dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) im Verlauf des letzten Jahres gemeldet. Die meisten Leute melden Fake-Profile aber nur dem Betreiber.

Verwirrte junge Männer

Die Bilder sind aus den Originalprofilen oder aus Snapchat-Storys. Snapchat gehört aber nicht zur selben Firma wie Face-

book und Instagram. Eine Story ist eine Art persönlicher Bildergalerie, die nach 24 Stunden wieder verschwindet. Natürlich nur, wenn sie niemand speichert und für ein Fake-Profil verwendet. Genau das sei aber ziemlich oft der Fall, erklärt Ruoss: «Häufig werden Social-Media-Accounts vernetzt, um an Material aus den verschiedenen Plattformen zu kommen.» Neben allen verdeckten Methoden versuchten die Identitätsräuber auch ganz direkt, an Infos über uns zu kommen. So wurden einige aus unserem Freundeskreis auf Facebook und Instagram von jungen Franzosen angeschrieben. Die jungen Männer gaben sich immer davon überzeugt, dass unser Profil ebenfalls gefälscht sei. Sie seien in die junge Frau auf den Bildern verliebt und wir sollten ihnen beweisen, dass wir echt sind. Oft forderten sie ein Porträt oder Fotos unserer Identitätskarten. Über 40 Aufforderungen von verschiedenen Profilen waren es bis jetzt. Wieso wir dem 19-jährigen Nicholas aus Strassburg aber beweisen sollten, dass es uns wirklich gibt, leuchtete glücklicher-

weise weder mir, noch einer meiner Freundinnen ein.

Keine Bilder und alles privat

Auch Wochen später existieren alle unsere Doppelgängerprofile immer noch und laden weiter fleissig Bilder hoch. Manchmal sind sie ein paar Jahre alt, manchmal vom Vortag. «Das Problem ist nicht neu», verdeutlicht Fedpol-Mediensprecherin Cathy Maret. «Vorbeugen kann man lediglich mit den richtigen Privatsphäreeinstellungen und bewusstem Hochladen von Inhalten.» Das bestätigt auch Ruoss: «Grundsätzlich soll sich jeder Gedanken machen, welche Informationen oder Fotos er jedermann im öffentlichen Profil von Facebook oder Instagram zeigen möchte.» Auf Facebook könne man zusätzlich die Sichtbarkeit der Freundesliste von «öffentlich» auf «nur Freunde» oder «nur ich» einstellen. Auf diese Weise würden Fremde keine Freundeslisten mehr sehen können. Falls man dennoch reingelegt wird, empfiehlt Ruoss, das Fakeprofil bei der

Strasse nach Zufikon wird ausgebaut Unterlunkhofen Die Kantonsstrasse nach Zufikon wird wegen mangelnder Verkehrssicherheit saniert. VON MELANIE BURGENER

Auf der Kantonsstrasse zwischen Unterlunkhofen und Zufikon sorgen seit dem 16. Oktober Lichtsignale wieder für Verzögerungen im Strassenverkehr. Denn die Verbindungsstrasse der beiden Gemeinden ist in einem schlechten Zustand und muss, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, grundlegend saniert werden. Die Strasse wird dabei von fünfeinhalb auf den kantonsüblichen Ausbaustandard von sechs Metern verbreitert. Parallel zu den Sanierungsarbeiten der Kantonsstrasse führt die Gemeinde Unterlunkhofen zusam-

men mit der AEW Energie AG Werkleitungsarbeiten durch. So wird die bestehende Wasserleitung zum Grundwasserpumpwerk Gehrenmatte neu an die Strasse verlegt. Dazu wird die Strassenentwässerung erneuert und die Strassenbeleuchtung beim Dorfeingang erfährt einen Ausbau.

Geregelter Verkehr

Die Bauarbeiten haben am 16. Oktober begonnen und laufen bereits auf Hochtouren. Der Unternehmer hat schon eine Woche zuvor mit der Einstellung der Bauinstallation begonnen. Für die Bauphase muss eine Stützmauer errichtet werden. Wenn diese einmal steht, können die Arbeiten für den Werkleitungs- und den Strassenbau jeweils auf einer Strassenhälfte etappenweise vorgenommen werden. Für die Regelung des Verkehrs werden hauptsächlich Lichtsignale, teilweise aber

Mit Behinderungen ist zu rechnen: Die Strassenbaustelle zwischen Unterlunkhofen und Zufikon. TONI WIDMER

auch ein Verkehrsdienst verantwortlich sein. Die Bauarbeiten, die voraussichtlich rund ein Jahr dauern werden, müssen mit dem Einbau des Deckbelages abgeschlossen werden. Dazu wird die

Zugerstrasse komplett gesperrt. Die Kosten wurden mit 3,7 Millionen Franken veranschlagt und werden – mit Ausnahme der Werkleitungsarbeiten – vom Kanton getragen.

NATASHA HÄHNI

entsprechenden Social-Media-Plattform zu melden. Einen Weg, herauszufinden, wer die Profile angelegt hat, gäbe es jedoch kaum.

Betrügen, um zu betrügen

Aber warum macht sich jemand die Mühe, all unsere Profile zu kopieren? «Meistens erstellt eine Person im grossen Stil neue Fake-Accounts, um möglichst realistisch zu erscheinen. So gewinnt sie das Vertrauen von Drittpersonen.», sagt Maret. Häufig sei Betrug das Ziel: Das Vertrauen der Drittpersonen wird ausgenutzt, um an Daten und damit auch an Geld zu kommen. Der Gedanke, dass jemand durch meine Internet-Doppelgängerin oder meinen Doppelgängerfreundeskreis zu Schaden kommen könnte, ist beunruhigend. Deswegen werde ich Nicholas und seine französischen Freunde auch den FacebookBetreibern melden. Heutzutage haben viele Leute das Gefühl, ohne soziale Medien nicht leben zu können. So leid es mir tut: Auf diese Gruppe trifft das tatsächlich zu.

Bremgarten

Die Kantorei erhält den Förderpreis Die Bremgarter Kantorei, unter der Leitung von Heinrika Rimann, gewinnt den Förderpreis 2017. Die Bremgarter Kantorei bietet seit Jahren Kindern und Jugendlichen in der Singschule und im Mädchen- und Knabenchor die Möglichkeit, fundiertes Chorsingen zu lernen und dieses in Konzerten und diversen Auftritten anzuwenden. Seit 2006 vergibt die Ortsbürgergemeinde Bremgarten durch die Vergabekommission «Förderpreis der Ortsbürgergemeinde Bremgarten» die prestigeträchtige Auszeichnung an Personen, Vereine und Institutionen, die sich besonders für das Wohl der Stadt Bremgarten einsetzen. Alle Einwohnerinnen und Einwohner sind zur Preisübergabe am Freitag, 3. November, um 19.30 Uhr im Casino Bremgarten eingeladen. (AZ)


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