Ich bin komplett gescheitert

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Digital

Digitaler Entzug

Ich bin komplett gescheitert Die letzten zehn Jahre haben mit Aufkommen und Etablierung verschiedener Social-Media-Plattformen und des Smartphones unseren Alltag wesentlich verändert. Können wir uns 2017 noch eine digitale Auszeit nehmen? Ich kann und will es nicht. Text Sven Ruoss «Mein Ziel für die Sommerferien: Digi­ tal Detox. Ich mache eine digitale Diät oder besser gesagt einen kalten Entzug. Zumindest ein paar Tage werde ich komplett offline sein . . . Machen auch Sie mit beim ­ Digital Detox! Es wird uns allen gut tun.» Mit diesen Worten endete meine letzte Werbe­wocheKolumne. Noch nie war die Resonanz auf eine Kolumne derart gross. Gefühlt bekam

ich auf jeden Tweet, jedes Foto auf Instagram und jeden Post auf Facebook eine direkte Nachricht an mich, ob denn meine digitale Diät bereits zu Ende sei. Die Häme war gross. Ein Arbeitskollege bei Ringier brachte es auf den Punkt: «Sven, grosse Ankündigung, und dann passiert einfach nichts. Schäm dich.» Und er hat Recht. Deshalb auch an dieser Stelle mein offenes Eingeständnis: Ich bin komplett gescheitert. Keine 24 Stunden war ich komplett offline. Ehrlich gesagt, war auch das «Setting» nicht optimal aufgegleist für einen digitalen Entzug. Ich verreiste im August nicht ins Ausland, sondern verbrachte ein paar Ferientage in der Schweiz. D.h., für die Planung brauchte ich Smartphone oder Social Media. Durch einen kalten Entzug hätten seelische und körperliche Entzugssymptome zum Vorschein kommen können. Mit Sicherheit hätte er aber meine Ferienqualität massiv reduziert. Denn es wäre deutlich aufwendiger gewesen, mit anderen Leuten zu kommunizieren und mit ihnen für Ausflüge abzumachen. Und das wollte ich nicht. Bin ich eine Ausnahme? Können andere Leute auf digitale Technologien komplett verzichten? Ich habe meine 47 Studierenden im Lehrgang CAS Social Media Management direkt gefragt, wer von ihnen im letzten halben Jahr mehr als 24 Stunden offline war. Diese Frage beantworteten lediglich drei Personen mit Ja. Eine Frau mittleren Alters sagte, dass sie teilweise ihr Smartphone zu Hause vergesse und sie dies überhaupt nicht störe. Ein jüngerer Mann schilderte, dass er während der Ferien auf dem Schiff mehrere Tage keinen Empfang hatte. Eine andere junge Frau erzählte von Ferien im Ausland ohne

Der Autor: Sven Ruoss … … ist Studienleiter CAS Social Media Management an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich, Studiengangsleiter des CAS Social Media Management und Dozent am Center for Digital Business der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich.

Empfang. Meine Erkenntnis von dieser nicht repräsentativen Stichprobe: Die Digital Natives verzichten nicht freiwillig aufs Internet. Ohne Empfang lässt sich jedoch auch ohne Internet für ein paar Tage gut leben. Was ich jedoch in meinen Ferien erreicht habe: Mein Umgang mit meinem Smartphone war viel bewusster. Lediglich zweimal pro Tag habe ich meine geschäftlichen Mails abgerufen. Ich habe deutlich weniger auf den Social-Media-Kanälen gepostet. Meine Reaktionszeit habe ich bewusst reduziert. Mein Credo, dass jeder, der mit mir kommuniziert, eine Antwort erhält, habe ich manchmal gebrochen. Obschon ich gescheitert bin mit meinem kalten Entzug, konnte ich für mich selbst einige Erkenntnisse mitnehmen: Ein einmaliger kalter Entzug bringt viel weniger als ein andauernder bewusster Umgang mit seinen digitalen Hilfsmitteln. In den nächsten Jahren müssen wir lernen, wie wir mit dieser Always-on-Erwartung umgehen wollen. Die nie endende mediale Dauerberieselung kann uns «ausbrennen». Wir müssen aufhören, unsere eigenen teilweise unrealistischen Erwartungen zu verwirklichen. Wenn unsere eigenen Ansprüche zu hoch sind, sollen wir den Mut aufbringen, diese zu reduzieren. Eine kritische Reflexion des eigenen digitalen Tuns hilft dabei sicher.

Nachgefragt

Cost per View (CPV) sind die Kosten pro Betrachtung. Der Wert des Mediavolumens wird mit dem CPV also danach berechnet, wie oft das Werbevideo auf einer Website angeschaut wird. Abgerechnet wird erst, wenn ein Video eine vorgängig definierte Mindestanzahl Sekunden erreicht hat. Der Werbekunde bezahlt nur für die Sichtkontakte, die durch den Nutzer auf der Plattform des Publishers generiert wurden. Ab wie vielen Sekunden ein Cost per View gezählt wird, variiert je nach Angebot. Lange wurde im Videobereich ausschliesslich das Abrechnungsmodell Cost per Mile (CPM) genutzt. Heutzutage wird vor allem im Outstream-Bereich vermehrt auf CPV gesetzt. So wird sichergestellt, dass ein Video für eine gewisse Mindestlaufzeit geschaut wird. Die damit verbundene Transparenz steigert die Qualität des durch den Werbekunden eingekauften Mediavolumens. Doch nicht bei jedem Video Ad ist der CPV das sinnvollste Abrechnungsmodell. Die Erfolgsparameter zur Zielerreichung von Online-Kampagnen sollten im Voraus gemeinsam mit dem Mediaanbieter (Vermarkter oder Publisher) disku22  werbewoche 14/2017

Alle bisher erklärten Begriffe finden Sie hier: Werbewoche.ch/glossar tiert und definiert werden. Dies kann auch zum Schluss führen, dass eine Buchung Cost per Mile (CPM) die bessere Lösung ist.

Foto: zVg

Was ist eigentlich … CPV?

Die Autorin: Renée Priem ... ... ist Key Account Manager Video bei Goldbach Media. In der Rubrik «Was ist eigentlich …?» erklären Experten Fachbegriffe. Welches Wort möchten Sie erläutert bekommen? Senden Sie eine Mail an f.heinrich@werbewoche.ch.


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