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Peter Egger

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Urs Kessler

Urs Kessler

Carven auf Ski und Snowboard, eine Schlittenabfahrt und zum krönenden Abschluss noch eine Schneeschuhwanderung – alles an einem Tag und vor Ort organisiert. Ist das möglich? Ja. Mit INTERSPORT Rent-Network. Das spezielle Netzwerk gibt es seit 19 Jahren. Zehn Sportgeschäfte in der Jungfrau Region sind darin vereint. Das Produkt in dieser Form ist einzigartig in der Schweiz. Hinter der innovativen Idee steckt ein Name: Peter Egger. Geschäftsführer von fünf Standorten im EigerDorf.

Peter Egger BernerOberländer- «Gring»

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STECKBRIEF PETER EGGER

Geburtsdatum 15. Oktober 1957 Beruf Mechaniker Heutige Funktion Geschäftsführer Intersport Rent-Network Jungfrau Region AG Hobbies Jagen, Skifahren, Wandern

FOTOS: MASSIMO LANSINI, B&S

Die Tage des Geschäftsstandorts an der Grundstrasse 31 in Grindelwald sind gezählt. In gut 300 Tagen stehen die 20 Mitarbeitenden von Sportfachmann Peter Egger in einem nigelnagelneuen Verkaufsgeschäft, auf einer Fläche von 470 Quadratmetern – das ist mehr als doppelt so viel wie bisher. Diesen Umzug tut er sich gerne an. Peter Egger, 62, ist seit 1978 im Sportfachhandel tätig. Der Start in einer Baracke in Grindelwald-Grund, zusammen mit dem ehemaligen Skifahrer René Berthod, gestaltete sich anfänglich eher schwierig. Im Geschäft mit der bescheidenen Dimension von drei Mal acht Metern war es eng und der erste Jahresabschluss wenig erfreulich; im zweiten Jahr resultierte immerhin ein Gewinn von 125 Franken.

Start mit den Berthod-Brüdern Heute würde man ihn Pionier nennen, den Peter Egger. Er hatte eine gute Nase und war damit andern meist eine Länge voraus. Die anfänglichen Startschwierigkeiten während dem gemeinsamen Unternehmertum mit dem Brüderpaar Berthod (Martin war auch kurze Zeit mit dabei) und später im Alleingang, waren schnell vergessen. In seinem kurzen Leben war er beruflich bereits vielfältig unterwegs gewesen und war, wie so mancher damaliger Zeitgenosse, mit einem Berner-Oberländer-«Gring» ausgestattet. Er steckte nie zurück und schon gar nicht den Kopf in den Sand. Er war ehrgeizig und schnell einmal erfolgreich. So sehr, dass sich die Mitbewerber ärgerten und ihn bei den Lieferanten anschwärzten und dreist behaupteten, er sei nicht liquid. Das hatte die anfänglich unangenehme Folge, dass er Ware nur gegen Barzahlung erhielt. Neid und Missgunst spornten ihn an. So sehr, dass er sich auf seine Art «rächte». Montana Sport in Stans brachte die erste Steinschleifmaschine auf den Markt. Peter Egger hörte davon, reiste in die Innerschweiz und kaufte eine – an die Bedingung geknüpft, dass er mit dieser Maschine in der Jungfrau Region mindestens für ein Jahr Exklusivität geniesst. Die Kunden strömten in Scharen an und wollten ihre Ski auf dieser Maschine schleifen lassen. Sein Geschäft war sieben Tage die Woche geöffnet. Damals geöffnet am Karfreitag und Ostersonntag – sehr zum Ärger seiner Mitbewerber, die ihn deswegen verklagten. Dieses Mal bei der Polizei. Gut für Egger, dass er den Dorfpolizisten persönlich kannte. Der fragte ihn verwegen, ob er denn an den Ostertagen hauptsächlich Vorreservationen ausliefere. «Natürlich!» habe er geantwortet. In diesem Fall, so der Polizist, sei die Geschäftsöffnung an Ostern möglich.

Der exklusive Stöckli-Ski-Verkäufer Geschäftsmann Peter Egger kam immer mehr in Fahrt. Eines Tages habe er Beni Stöckli angerufen. «Hier spricht Egger. Grindelwald!», habe er sich bei dem Schweizer Skiproduzenten vorgestellt und ihm angeboten, künftig in seinem Geschäft exklusiv Stöckli-Ski zu verkaufen. Stöckli habe ihn daraufhin nach Verkaufsfläche und Schaufenstergrösse gefragt. Das könne er jetzt so nicht sagen, er müsse das zuerst nachmessen. Im ersten Jahr verkaufte Peter Egger bereits 80 Paar Ski und musste sogar nachbestellen. Beni Stöckli hatte nie erfahren, wie gross die Verkaufsfläche und das Schaufenster gewesen sind. Das war ihm wohl auch egal. Der erste externe und exklusive Stöckli-Ski-Verkäufer machte schliesslich seine Arbeit ganz gut.

Vom Mechaniker zum Table-Cleaner Der ursprüngliche Weg von Peter Egger in Leben und Beruf war zuerst ein ganz anderer. Aufgewachsen in einer Bergbauernfamilie, dessen Vorfahren schon Anfang 1800 in Grin

delwald angesiedelt waren, erlernte er nach der Schule den Beruf eines Mechanikers. Nicht ganz freiwillig. Er wäre lieber im Tourismus eingestiegen. Sein Vater meinte aber, er solle zuerst einen richtigen und anständigen Beruf lernen. In den Tourismus könne er immer noch. Nach dem Lehrabschluss bei den Jungfraubahnen zog es ihn zuerst in die Gastronomie – als Table-Cleaner im Restaurant auf Männlichen. Damit übte er eine sogenannt niederschwellige Arbeit aus, lernte dabei aber noch Englisch. Ein Mitarbeiterkollege aus Thailand war mit besten Englischkenntnissen ausgestattet und vermittelte sie ihm weiter. Das Gastspiel in dieser Branche war kurz – und wohl auch des Verdienstes wegen – kehrte Egger kehrte in seinen angestammten Beruf zurück und arbeitete beim Seilbahnbauer Habegger. Die baute vor über 40 Jahren die Männlichen-Bahn – einer der dabei mithalf, war Peter Egger. Die Bestellbücher waren ausser diesem Grossauftrag alles andere als voll. Deshalb schickte die Firma ihre jungen Mechaniker für ein halbes Jahr nach Saudi-Arabien auf Montage. Auch Peter Egger wäre dafür vorgesehen gewesen. «Nicht mit mir, habe ich meinem Chef gesagt. Ich fresse keinen Sand!» Mit seinem «Stieregring» löste er damit seine Karriere im Sporthandel aus. In der Lokalzeitung entdeckte er nämlich ein Inserat, in dem ein gewisser René Berthod für sein Geschäft in Grindelwald Grund einen Skimonteur gesucht habe. Und somit sind wir wieder am Anfang dieser Geschichte.

Gemeinsam macht stark Im 1986 erwarb Peter Egger den halben Firmenanteil von René Berthod, welcher in Wengen ein Hotel kaufte. Nachdem dem gemeinsamen Unternehmertum mit Berthod und der zunehmend erfolgreichen Tätigkeit war es für ihn höchste Zeit geworden, etwas Neues zu initiieren. Die Intersport-Sporthändler von Lauterbrunnen, Interlaken und Grindelwald begannen miteinander diskutieren. Aus diesen Diskussionen entstand das Intersport-Rent-Network. Nach dem ersten erfolglosen Winterstart wurde Peter Egger mit seinem Standort, in welchem Verkauf und Miete war, in das Rent-Network integriert, weil die beiden Standorte in unmittelbarer Nähe waren. Am alten Standort wird seither eine Werkstatt sowie eine Rodel- und Langlaufvermietung betrieben. Ein Beispiel im benachbarten Ausland ermunterte ihn dazu, mit einem ähnlichen System Sportgeräte und -artikel zu vermieten. Nicht nur Ski oder Snowboards wanderten leih weise zu den Kunden, sondern mittlerweile auch Bekleidung und Skiaccessoires (ohne Skibrillen) im Sortiment. Mit gutem Grund: «Asiaten, zum Beispiel», sagt Peter Egger, «reisen nicht mit ihrer Ausrüstung an, sondern wollen sie vor Ort mieten.» Dank dem RentNetwork ist das seit 2001 in beteiligten Sportgeschäften möglich. Sie betreiben gemeinsam die Warenwirtschaft, haben dasselbe Kassenund Kreditkartensystem und tauschen untereinander Waren aus. Verrechnet wird hälftig.

52 SNOWACTIVE FEBRUAR 2020 Der Kunde kann dabei selber bestimmen, ob der den Ski bei Händler A bezieht, ihn beim Händler B abgibt und beim Händler C noch einen Schlitten oder Schneeschuhe ausleiht. Das Netzwerk firmiert unter dem Namen Intersportrent.ch und ist gut aufgestellt mit einem gut abgestützten Aktionariat: Jungfraubahnen, Gondelbahn Grindelwald-Männlichen, Intersport Schweiz sowie alle Beteiligten selbst. Die zehn Geschäfte beschäftigen heute 84 Mitarbeitende. «Mit dem Rent-Network erziele ich heute einen zehn Mal höheren Umsatz als Anfang 2000.»

Achtsamkeit auf den Körper Das ist beachtlich, aber für Peter Egger keinen Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Er

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