Dialog 9/2013 - Ich werde kämpfen

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d ialog

Bild: Florina German, Fotomontage: Rolf Messerli

M o n a t s z e i t s c h r i f t f ü r S a l u t i s t e n u n d F re u n d e d e r H e i l s a r m e e

9/ 2013

Ich werde kämpfen Eine Armee gegen Sklaverei und Ausbeutung André Cox ist neuer General der Heilsarmee Aus dem Leben der Heilsarmee

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Ein Jünger Jesu

muss. Es gibt noch viel mehr, das wir tun können, wenn wir unsere Korps mobilisieren. Wir haben uns zu lange auf Heimfürsorge abgestützt. Viele aktuelle Probleme verlangen danach, dass wir uns voll in den Gemeinschaften engagieren, in denen wir dienen, statt uns selber zu dienen und bequem einzurichten. Wir müssen mehr als nur Lippenbekenntnisse ablegen über unseren Glauben, und die Werte, die wir verkünden, ausleben. Glauben und Handeln sollten Hand in Hand gehen. Meine Vision ist, dass wir als eine Armee voll mobilisiert und dem Ruf von Gott hingegeben sind. Wir sind ein vertraglich verpflichtetes Volk, wir haben alle ein Gelübde unterzeichnet, und ich möchte sehen, dass wir dementsprechend leben.

Am 3. August hat der Hohe Rat in London André Cox zum General ernannt. Im Interview spricht der Schweizer über die neue Herausforderung.

Bild: Major Nagel Bovey

Wie fühlen Sie sich, nachdem Sie zum General ernannt worden sind? Ich spüre, dass es ein enormes Vorrecht ist, und ich habe Respekt vor der Verantwortung, die diese Funktion beinhaltet. Ich habe auch ein Gefühl des Friedens. Ich habe mich nie über Rang oder Amt identifiziert. Ich bin der, den Gott gemacht hat, und wachse zu der Person heran, die er haben möchte. Ein General ist, wie jeder Mensch, nichts anderes als ein Jünger Jesu. Ich glaube, dass mir dieser Gedanke Ruhe schenkt, weil nicht alles auf meinen Schultern lastet. Die Heilsarmee gehört Gott und nicht mir. Ich habe eine Rolle zu spielen. Aber ich wurde berufen, das Evangelium zu verkünden. Genau das will ich tun.

General André Cox mit seiner Frau Silvia (r.) nach der Wahl.

Welchen grossen Herausforderungen stellen Sie sich als General? Zahlreiche Herausforderungen beeinflussen den weltweiten Auftrag der Heilsarmee: Armut, soziale Ausgrenzung, soziale Ungerechtigkeit, die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich, sexuelle Ausbeutung, Menschenhandel und mangelnder Respekt für das Göttliche. Wenn wir mit Säkularismus und Materialismus konfrontiert werden, müssen wir unser Vertrauen in göttliche Inspiration und Autorität von Gottes Wort neu entdecken. Ich glaube, dass die Heilsarmee sich weiterhin stark den Armen und Ausgegrenzten zuwenden

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Welche Rolle spielt Ihre Familie in Ihrem Leben? Ich würde sagen, sie hält mich gesund! Silvia und ich sind sehr stolz auf unsere Kinder. Wir haben zudem vier Grosskinder – zwei wurden innerhalb der letzten fünf Wochen geboren. Eine unserer Prioritäten, wenn wir einen Moment finden, wird sein, hinzufahren und Zeit mit ihnen zu verbringen. Unsere Familie ist sehr wichtig für uns, wir danken Gott für diesen Segen. Meine Mutter, Schwester, mein Bruder und seine Familie leben in Grossbritannien, aber unsere Kinder sind alle in der Schweiz. Wir werden bald Ferien in den Bergen haben! Was wird aus dem internationalen Visionsplan? Ich bin meiner Vorgängerin, Generalin Linda Bond, dankbar für ihre visionäre Leiterschaft, für ihre Unterordnung unter Gottes Willen und für die Tatsache, dass sie unseren internationalen Visionsplan von „Eine Armee, ein Auftrag, eine Botschaft”, inspiriert hat, und das muss weitergehen. Ein Wechsel des Generals ändert nichts an diesem Fokus. Fragen: Majorin Jane Kimberley Salvationist

Lesen Sie das vollständige Interview: heilsarmee.ch/blog Ab 1. Oktober 2013 wird der Amerikaner William Roberts neuer Stabschef der Internationalen Heilsarmee. „Er ist eine Führungspersönlichkeit mit vielseitiger Erfahrung und grossem Wissen”, sagt General André Cox über seinen neuen Stellvertreter.

dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2013

Redaktion

Bild: flickr.com/Jonas Hansel

Dialog

Der gleiche Kampf Seit William Booth sich dem Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit verschrieben hat, sind Jahre vergangen. Die Not, die er anspricht, ist heute gleich. Der Kampf auch. Der frisch gewählte General André Cox hat im August bestätigt, dass auch er den Einsatz des Heilsarmee-Gründers für die Armen und Schwachen als Leiter der Internationalen Heilsarmee weiterführen wird (siehe Interview auf dieser Seite). Wie dieser Kampf aussieht, entscheiden vor allem Sie als Salutisten, Offiziere und Mitarbeiter an der Basis: All die Personen, die bedingungslos Menschen aufnehmen oder mit ihnen ein Stück Weg in schwierigen Zeiten gehen (Seite 7). Denn Armut kann jeden jederzeit treffen (Seite 6). Solange Frauen weinen... dieses Thema haben sich besonders Christine Tursi und ihr Team auf die Fahne geschrieben. Sie machen sich gegen moderne Sklaverei stark (Seite 4). Dazu gehört zuerst, darüber zu sprechen. Deshalb haben wir den dialog dem Thema „Soziale Gerechtigkeit” gewidmet: Um Korruption, Geiz und Ausbeutung etwas entgegenzuhalten: Erbarmen, Vergebung und eine Armee von Streitern für Christi Sache. Florina German

Leitbild der Heilsarmee Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.


HA-Info

Wenn einen die Vergangenheit einholt Die Heilsarmee arbeitet aktiv ein dunkles Kapitel in der Schweizer Geschichte auf. Bild: fotolia.com

für Heim- und Verdingkinder ins Kulturcasino in Bern eingeladen. Auch die Kommissäre Hanny und Franz Boschung haben an diesem Anlass teilgenommen. Denn die Heilsarmee stellt sich ihrer Heimvergangenheit. Der Grund: Sie will Menschen, die Der Schutz der betreuten Personen ist heute prioritär. (Symbolbild) ihre Kinder- oder Jugendzeit in einer Verschiedene Medien haben in den ver- Heilsarmeeinstitution negativ erlebt haben, gangenen Monaten das Leid von Heim- die Möglichkeit bieten, Erlebtes aufzuarbeiund Verdingkindern aufgegriffen. Ein bri- ten. santes Kapitel in der Schweizer Geschichte soll damit aufgearbeitet werden. Um dem Die Heilsarmee orientiert sich in diesem ProThema entsprechendes Gewicht zu verlei- zess an den Empfehlungen eines Berichts, hen, hat Bundesrätin Simonetta Somma- den eine unabhängige Beratungsstelle erruga am 11. April zu einem Gedenkanlass arbeitet hat. Als wichtige Massnahme hat

die Leitung der Heilsarmee entschieden, eine externe Anlaufstelle für Betroffene zu eröffnen, die in ihrer Heimvergangenheit Machtmissbrauch erfahren haben. Neutrale Anlaufstelle Es war eine Herausforderung, dafür eine qualifizierte, aussenstehende Person zu finden. Auf Empfehlung nahm die Heilsarmee Kontakt mit Nico Vital auf. Er übernimmt diese Aufgabe mit Interesse und Verantwortung. Nico Vital ist pensioniert. Beruflich war er als Lehrer, Jugendpsychologe und Leiter des Kinder- und Jugendheims Maiezyt in Wabern tätig. In rechtlichen Fragen arbeitet Herr Vital mit Regula Mader zusammen. Die Rechtsanwältin ist ehemalige Regierungsstatthalterin des Amtsbezirks Bern und ehemalige Vorsitzende der Geschäftsleitung der Universitären Psychiatrischen Dienste des Kantons Bern. Der Heilsarmee ist es ein Anliegen, betroffenen Menschen Gehör, Verständnis und Beratung anbieten zu können. Heute gelten in Institutionen der Heilsarmee strenge Richtlinien und fachliche Standards, um Schutz, Fürsorge und Geborgenheit der betreuten Personen zu garantieren. Martin Künzi Abteilungsleiter Marketing martin_kuenzi@heilsarmee.ch

Offen gesagt

Bilder: Werner Tschan

Es ist an uns Während des Hohen Rats Ende Juli bestätigten die Territorialleiter der ganzen Welt, mehr und mehr mit sozialer Ungerechtigkeit konfrontiert zu sein. Sie sehen es als Herausforderung für die Heilsarmee, dem entgegenzutreten und nach Lösungen zu suchen. Ein Blick in unsere Welt, ja selbst in unser Land, offenbart, wie sich der Kontrast zwischen Reichen und Armen verschärft hat. Diese Tendenz entspricht bestimmt nicht den Absichten Gottes für die Menschheit. Gottes Wort lehrt uns, dass er seinem Volk die zehn Gebote als eine Art „Gebrauchsanweisung” – oder als Wegweiser – ge-

geben hat. Wie alle Eltern, die ihre Kinder lieben, hat auch Gott dem Menschen nicht gesagt: „Tu was du willst, Hauptsache, du amüsierst dich.” Nein, er gab uns einen Rahmen, der es uns erlaubt, ein Leben aufzubauen, das von jeder Sklavenschaft und Abhängigkeit befreit ist. Denn der Schöpfer hat Absichten des Friedens und des Glücks für jedes seiner Kinder. Wenn der Mensch die zehn Gebote – die Gabe Gottes an die Menschheit – einhielte, würde selbst der Ausdruck „Soziale Gerechtigkeit” nicht existieren. Eine persönliche Aufgabe Realistisch betrachtet können wir kaum erwarten, dass unsere Gesellschaft daran interessiert ist, dass Gottes Wille auf Erden geschieht. Persönlicher Profit und der Drang, alles zu besitzen, was man nur haben kann, egal zu welchem Preis, beherrschen unsere Gesellschaft. Doch weil Gott sich in Jesus Christus offenbart hat, und weil wir als gläubige Christen ihn als Er-

löser und Herrn angenommen haben, vertreten wir seine Werte. Wir haben die Aufgabe, eine bessere und gerechtere Welt zu schaffen. Bitten wir Gott, uns zu helfen, Kanäle seiner Liebe zu sein und seinen Willen in unserem Umfeld praktisch umzusetzen. Damit sich die soziale Gerechtigkeit stetig ausweitet! „Führt ein Leben, das eurer Berufung würdig ist, denn ihr seid ja von Gott berufen worden. Seid freundlich und demütig, geduldig im Umgang miteinander. Ertragt einander voller Liebe.” (Epheser 4,1–2). Kommissäre Franz und Hanny Boschung Territorialleiter franz_boschung@heilsarmee.ch hanny_boschung@heilsarmee.ch

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Dossier: Ich werde kämpfen

21 Millionen Sklaven Diese Ziffer ist nur die Spitze des Eisbergs, was Menschenhandel weltweit angeht. Christine Tursi, Verantwortliche für die Initiative der Heilsarmee gegen Menschenhandel, organisiert mit ihrem Team Widerstand. Menschenhandel – diese moderne Form der Sklaverei hat einen Umfang erreicht, den niemand hätte ahnen können: Noch nie wurden so viele Frauen, Kinder und Männer verkauft, noch nie war dieser Markt so global und profitbringend wie heute. Der Mensch hat immer weniger Wert als Individuum und immer mehr Wert als Ware, so sehr, dass dieser Markt in nur fünf Jahren denjenigen der Waffen und der Drogen überholt haben wird. Trotz des Umfangs dieses Phänomens ist jedoch nichts schwieriger, als ein Opfer von Menschenhandel zu erkennen: ein Lächeln, eine Lüge, falsche Papiere und niemand würde nur auf die Idee kommen, vor einer versklavten Person zu stehen. Aber diese Menschen sind wirklich da, vor unseren Augen werden sie ausgebeutet und misshandelt – auch in der Schweiz.

Wir wollen unsere Herzen für diese Angelegenheit öffnen, unsere Stimme gegen diese Ungerechtigkeit erheben und unsere Hände dafür einsetzen, Opfern von Menschenhandel zu helfen. Der erste Schritt, den wir gemeinsam im Kampf gegen Menschenhandel unternehmen, ist, am internationalen Gebetstag für Opfer von Menschenhandel am 29. September unsere Stimme im Gebet zu erheben. Danach wird eine Internetseite aktiviert, wo mehr Informationen zu diesem Thema, zu unseren Zielen und unseren Projekten zu finden sind, aber auch Vorschläge für konkrete Aktionen und Gebetsanliegen. Zuviele Menschen leben angekettet in der Dunkelheit in der Schweiz; es ist Zeit, unseren Teil beizutragen, ihre Ketten zu brechen und das Licht Gottes in ihr Leben zu bringen! Setzt euch mit uns und der internationalen Heilsarmee im Kampf gegen Menschenhandel ein!

Die International Social Justice Commisson ISJC verbindet den historischen Auftrag der Heilsarmee mit dem Kampf für Gerechtigkeit in der Welt. Die Ungleichheit zwischen Arm und Reich betrifft nicht nur Entwicklungsländer: Es gibt innerhalb der Industriestaaten grosse soziale Unterschiede. Allein in der Heilsarmee stehen rund 37 unterstützte Territorien und Kommands den 21 selbsttragenden gegenüber. Die Internationale Kommission für soziale Gerechtigkeit hat Standorte in New York, Wien und Genf. Die ISJC hat fünf messbare Ziele

Christine Tursi Leiterin Fachstelle für soziale Gerechtigkeit christine_tursi@heilsarmee.ch

Als Volk eines gerechten Gottes sind wir dazu berufen, mit aller Kraft gegen diese Ungerechtigkeit zu kämpfen. In 5. Mose 16,20 steht: „Was recht ist, dem sollst du nachjagen, damit du leben und das Land einnehmen kannst, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.” Das ist, was wir auch in der Schweiz als Heilsarmee tun wollen.

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Das soziale Gewissen der Heilsarmee

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• Die Stimme erheben für Menschen in Armut und für Unterdrückte • Zentrum kritischen Denkens zu Fragen der globalen sozialen Gerechtigkeit sein • Mit ähnlichen Organisationen zusammenarbeiten • Strategie und Praxis zu sozialer Gerechtigkeit in der Heilsarmee festlegen • Die Prinzipien von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit ausleben und andere dazu inspirieren Aufgaben der ISJC • Den General in globalen Fragen der sozialen Gerechtigkeit beraten • Die Territorien zu ihren Programmen zur sozialen Gerechtigkeit konsultieren • Vertretung der Heilsarmee bei den Vereinten Nationen (New York, Wien, Genf) sicherstellen • Engagement in dringenden Fragen zeigen, zum Beispiel Menschenhandel • Das Festlegen ethischer und moralischer Stellungnahmen fördern Die ISJC steht unter der Leitung von Oberstleutnantin Geanette Seymour, Schweizer Vertreterin bei den Vereinten Nationen ist Majorin Heidi Oppliger. Mehr Informationen, Dokumente und Positionspapiere der ISJC finden Sie hier (englisch): salvationarmy.org/isjc Redaktion


Dossier: Ich werde kämpfen

„Menschen brauchen Hilfe” reicht als Grund Bei unserer Sorge für Gerechtigkeit und für die Armen geht es um wesentliche Elemente des christlichen Glaubens: wie wir Jesus sehen und in seinem Namen handeln. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan!”, sagt Jesus im Matthäusevangelium (25,40). Das ist einer von mehr als 3000 Bibelversen, in denen Armut und Gerechtigkeit vorkommen. Diese beiden Themen sind eng miteinander verknüpft. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch das Alte und das Neue Testament. Die Herausforderung gilt auch heute, für uns: Engagieren wir uns weltweit für mehr Gerechtigkeit. Mitten in der Armut Vor allem Jesus hat Armut und Gerechtigkeit im Neuen Testament immer wieder zum Thema gemacht, in Gleichnissen, in Predigten und in seinem Tun. Er selbst identifizierte sich mit den Armen: ein Wanderpre-

diger, der sich selber von der materiellen Hilfe anderer Menschen abhängig machte. Zeitlebens bewies er eine grosse Liebe für die Armen. Er hat ihre Nähe nie gescheut. Ganz im Gegenteil, er war mit ihnen zusammen unterwegs. Er sagt, dass wir im Dienst für Hilfsbedürftige ihm selbst dienen. Dabei ist nicht wichtig, warum sie arm sind, ob selbst verschuldet oder arm geboren. Sie brauchen Hilfe, und das reicht. Politisch aktiv werden Auch viele Prophetenworte des Alten Testaments deuten in diese Richtung und gehen sogar noch einen Schritt weiter, wie in Micha 3,9–11 steht: Die Propheten protestieren gegen eine systematische Ausgrenzung der Armen in der Gesellschaft, gegen Macht-

missbrauch, Ausbeutung und staatliche Unterdrückung und Korruption. Für viele Menschen ist die politische Dimension der Gerechtigkeit eine lebenswichtige Perspektive: Sie gibt ihnen Hoffnung auf Veränderung. Das erleben wir heute vor allem in den Entwicklungsländern. Hier gilt es auch für die Heilsarmee, sich vermehrt politisch für mehr Gerechtigkeit einzusetzen. Ich wünsche mir, dass das Thema Gerechtigkeit wieder neu auf die Tagesordnung unserer Gemeinden kommt. Sei es in der Fürbitte in den Gottesdiensten oder dass wir von neuen Ideen inspiriert werden. Ideen, die uns zum Handeln motivieren und den Willen Gottes in der Gesellschaft erkennbarer machen. Wenn wir der lebendigen Vision vom Reich Gottes näherkommen, „... dann küssen einander Gerechtigkeit und Frieden”, wie es in Psalm 85, Vers 11 heisst. Und die Armut und Ungerechtigkeit werden überwunden. Kapitän Markus Muntwiler Korpsoffizier Gundeli, Basel

EXPOSED – Licht in einer korrupten Welt Christen rund um die Welt erheben 2013 ihre Stimme und sammeln eine Million Unterschriften für mehr Transparenz im Welthandel. Damit Entwicklung auch für die Ärmsten möglich wird. Weltweit werden jährlich mehr als 1 Billion Dollar an Bestechungsgeldern ausgegeben. Dabei wären nur 60 Milliarden Dollar nötig, um die extreme Armut in der Welt auszurotten. Die Folgen der Korruption sind immens: Sie verlocht öffentliche Gelder, die im Gesundheitswesen, in der Bildung oder für die Infrastruktur eines Landes nötig sind. Sie schwächt Rechtsstaat und Justiz. Die werden dadurch unberechenbar und vertreiben oft ausländische Investoren. Gemäss der Weltbank kann Korruption die Wachstumsrate eines Landes jährlich um ein halbes bis zu einem Prozent zurückwerfen. Laut Transparency International schätzen Geschäftsführer und Kaderleute aus der ganzen Welt, dass Projektkosten aufgrund der Korruption um mindestens 10% erhöht werden. Wer unter Korruption leidet Im Endeffekt sind es die Ärmsten, oft Frauen und Kinder, die von den Auswirkungen der Korruption betroffen sind. Für sie ist es auf-

grund von Korruption noch schwieriger, Zugang zu öffentlichen Diensten, zur allgemeinen und beruflichen Bildung und zu medizinischen Leistungen zu haben. Die Internationale Heilsarmee ist einer der Hauptpartner der weltweiten Kampagne EXPOSED. Diese Kampagne fokussiert dieses Jahr auf das Thema Korruption und ruft Christen dazu auf, aktiv etwas gegen Korruption und Intransparenz zu unternehmen. Die Heilsarmee Schweiz engagiert sich aktiv in der Umsetzung dieser Kampagne in der Schweiz. So werden die Kampagne und das Thema Korruption am Missionssonntag (8. September), thematisiert. Teilnehmer der Kampagne EXPOSED sammeln weltweit eine Million Unterschriften. Sie wollen Staats- und Regierungschefs am G20-Gipfel 2014 dazu bewegen, wirksame Massnahmen gegen Korruption einzuleiten. Jeder einzelne

von uns ist zudem aufgerufen, mit einem aufrechten Lebensstil zu einer gerechteren Welt beizutragen. „Du aber tritt für die Leute ein, die sich selbst nicht verteidigen können! Schütze das Recht der Hilflosen! Sprich für sie, und regiere gerecht! Hilf den Armen und Unterdrückten!” (Sprüche 31,8–9) Jetzt unterschreiben: stoparmut.ch/exposed Thomas Martin Patenschaften und Öffentlichkeitsarbeit Deutsche Schweiz

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Dossier: Ich werde kämpfen

Bild: flickr.com/atache

Gleiche Chancen „Warum interessiert Sie denn ausgerechnet meine Geschichte?”, fragt er mich. Weil er das grosse Los zog. Und weil ihn die Chance seines Lebens alles kostete. „Leg doch was auf die Seite!”, haben ihm seine Frau und Freunde geraten. Es waren gute Berater, sagt er heute. Doch Martin Andersen* (64) hörte nicht hin. Er lebte gut, hatte eine schöne Bleibe, einen entsprechend schicken Wagen und liess es sich gut gehen. „Zu gut”, fügt er hinzu. Der Erfolg war ihm gegönnt: Als Berufsmusiker tourte Martin Andersen jahrelang durch Europa. Der Entertainer begeisterte sein Publikum, besonders die Frauen. „Die Chance deines Lebens!” Mit 52 Jahren hatte er Grosses erreicht und verliess die Bühne. Doch dann liess er sich zu einem Musikprojekt überreden. „Die Chance seines Lebens” hätte es laut seiner Frau werden sollen: Vier Musiker hofierten ihn. Sie hatten eine Idee. Und er hatte über die Jahre gute Kontakte in der

Mit 64 Jahren ist der Wiedereinstieg ins Musikgeschäft für Martin Andersen wohl unmöglich.

Musikbranche aufgebaut. „Also habe ich nochmal Ja gesagt.”, erzählt Martin Andersen. „Das war der Fehler meines Lebens.” Das Musikprojekt scheitert nach einer Tragödie. Mit 58 Jahren steht Martin Andersen arbeitslos und hochverschuldet da. „Wenn die Finanzen zusammenbrechen, brechen auch die Beziehungen auseinander”, sagt er. Da habe er dann seine „Freunde” kennengelernt. Nicht viele sind ihm geblieben. Heilsarmee hilft jedem Der Sozialdienst verwies ihn an die Heilsarmee. Nun lebt er im Männerwohnheim. Er, der nie gelernt hat, einen eigenen Haushalt

Klienten am Rande der Gesellschaft

Bild: zVg

Der Jurist Daniel Albietz sieht seinen Platz im Dienste der Randständigen und in der Politik. Denn er mag Menschen. Als Anwalt haben Sie mit verschiedenen Menschen zu tun. Was, wenn jemand nicht das Geld für juristischen Rat hat? Daniel Albietz: Je nachdem springt der Staat ein. Allerdings nur, wenn es notwendig ist, juristische Schritte einzuleiten und das Verfahren nicht aussichtslos ist. Zudem arbeitet man für den Anwalt Daniel Albietz Staat zum tiefsten Honoraransatz. Sie vertreten auch Klienten, die sich Ihre Dienste nicht leisten können? D.A.: Ja. Da ich schon immer hie und da randständige Klienten vertrat, musste ich

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mich seinerzeit entscheiden, ob ich für eine Kanzlei arbeiten wollte, die mich diesbezüglich einschränkte, oder ich mich selbstständig machte. Ich habe dann eine eigene Anwaltskanzlei eröffnet. In unserer Kanzlei vertreten wir, in begründeten Einzelfällen, auch Klienten, die sich unsere Dienste grundsätzlich nicht leisten können und die nichts vom Staat erhalten. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn jemand gewillt ist, sein Leben aufzuräumen und dabei auch juristische Unterstützung benötigt. Warum setzen Sie sich für finanziell Schwache ein? D.A.: Ich mag Menschen und denke dabei nicht in Schemen. Im Endeffekt sind wir alle gleich viel wert. Ich bin der Überzeugung, dass jeder Mensch von Gott geliebt ist; deswegen vertrete ich auch Klienten der

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zu führen, ist jetzt „mittendrin”, wie er sagt. Er wohnt mit Leuten zusammen, die nie so wohlhabend waren wie er und doch ebenso viel verloren haben. Doch er ist zufrieden: „Ich danke der Heilsarmee, dass sie mir hilft. Sie hat meine Lage verstanden.” Und noch etwas hat sich verändert. Er sagt: „Heute weiss ich, was 50 Rappen bedeuten.” Redaktion

* Name von der Redaktion geändert

„Hecken und Zäune”, also solche, die die Bibel als „Menschen am Rande” und gerade dadurch als für Gott besonders wertvoll bezeichnet (Lukas 14, 23). Lohnt sich der Einsatz? D.A.: In vielen Fällen hat es sich gelohnt. Ich hatte Klienten, die einen Anfang mit Gott gemacht haben und im Anschluss daran ihr Leben aufgearbeitet und aufgeräumt haben. Zum Beispiel nahm kürzlich jemand Hilfe in Anspruch zur Auflösung seiner Scheinehe und für die darauffolgende Selbstanzeige. Fragen: Timon Stettler

Steckbrief Daniel Albietz (1971) ist verheiratet und hat drei Kinder. Seit 2001 ist er als Anwalt tätig, seit 2004 in seiner eigenen Kanzlei. Daniel Albietz wurde 2003 als CVP-Politiker in den Einwohnerrat von Riehen und 2010 in den Gemeinderat gewählt. albietz.biz (Anwalt) und danielalbietz.ch


Panorama

„Mehr Hausmutter als Profi”

Ein Ziel: Freundschaften

Bilder: Florina German

Das Projekt „Netz 15” der Heilsarmee Thun verbindet das Passantenheim und das Korps, seit Anfang des Jahres auch das Begleitete Wohnen. Hier entsteht ein Sprungbrett in die Selbstständigkeit.

Susanne* hilft bereits bei „Tischlein deck dich” mit und singt im Chor (siehe unten). Immer wieder geht sie auch ins Passantenheim. Dort hat sie noch gute Kontakte und nimmt am wöchentlichen Nachtessen teil. Vernetzung zu schaffen, ist nicht leicht. Das liegt nicht zuletzt an der gegenseitigen Befangenheit von Korpsmitgliedern und Randständigen. Jeder lernt neu, wie er auf andere zugehen kann. Die Heilsarmee Thun will das fördern. Sie plant zurzeit einen Anbau, der das Passantenheim mit dem Korps durch eine Caféteria verbindet.

Beim Kaffeetrinken besprechen die Bewohner mit Elisabeth Schmid (r.) Wohnanliegen.

Elisabeth Schmid ist gerade aus den Ferien zurück. Die hat sie gebraucht, sechs Monate nach dem Start des Projekts „Begleitetes Wohnen”. Zwei Bewohner sind seitdem eingezogen. Elisabeth Schmid begleitet sie im Alltag. Praktisch heisst das: Sie hilft beim Zügeln und Einrichten und sieht nach, ob sie mit dem Nötigen versorgt sind. Sie hilft auch bei der Jobsuche und arbeitet mit den Bewohnern an Zielen, die mit den

Der Schwerpunkt des Projekts liegt in der Vernetzung: Wann immer möglich, sollen die Bewohner integriert werden. Es soll ihnen möglich sein, im Korps Anschluss, Freunde und Unterstützung zu finden. „Erst dann”, so Elisabeth Schmid, „kann ich mich zurückziehen.” Noch bildet sie alleine die Brücke zum Korps. Das ist eine grosse Verantwortung, die sie gerne teilen würde. Zudem ist sie für den Aufbau der sozialen Beratungsstelle und der Lebensmittelabgabe „Tischlein deck dich” verantwortlich.

zuständigen Stellen und den Klienten vereinbart sind. Persönlich bedeutet es, dass sie Menschen auch mal in den Arm nimmt, ihnen Mut macht und zuhört. „Da bin ich Salutistin”, sagt sie. „Das mache ich aus Selbstverständnis.” Die Grenze zu ziehen, ist schwer: „Ich bin oft mehr Hausmutter als Profi.” Für die Bewohnerin Susanne* ist sie auch zur engen Vertrauensperson geworden. „Das kann ich nicht delegieren.”

Auch Elisabeth Schmid wird Unterstützung brauchen, wenn mehr Bewohner ins Begleitete Wohnen ziehen. Sie hofft auf fachliche Unterstützung durch Sozialarbeiter mit der nötigen Begeisterung für Jesus Christus und die Heilsarmee.

Viel mehr Ruhe geniessen

Die Wohnung als Sprungbrett

Seit zwei Jahren ist Rolf* clean. Er ist im Juni eingezogen. Der gelernte Karosseriespengler freut sich über die Ruhe, die er in seiner Wohnung findet. Er will sich Wellensittiche zulegen. Und er würde gerne wieder auf dem Thunersee surfen.

Als die erste Wohnung bereit war, zog Susanne ein. Sie war die erste Bewohnerin des Passantenheims, die für diesen Schritt in Frage kam. Nach reiflicher Überlegung entschloss sie sich, den Schritt aus der Gemeinschaft in das selbstverantwortliche Wohnen zu wagen. Das ist ihr besonders wichtig: Dass sie sich selbst entschieden hat.

hier machen nicht nur ihren Job”, sagt sie über die Heilsarmee. „sie sind auch echt menschlich.”

„Ich kann selbstständig wohnen”, sagt er, „aber es ist gut, dass jemand schaut, dass ich zum Beispiel die Rechnungen zahle.” Er erzählt, dass er viel – zu viel sogar – auf der Gasse erlebt hat. Aber er hört Elisabeth Schmid auch aufmerksam zu, wenn sie ihm sagt, dass er immer – auch wenn die Vergangenheit ihn einholt – bei Gott „andocken” kann. Rolf wünscht sich, dass er seinen Traumjob findet und anderen Menschen ein gutes Beispiel sein kann. FG

Sie hat eine eigene Adresse und zu ihrer grossen Freude sogar Platz für ihr Klavier. Trotzdem fühlt sie sich nicht ganz frei. Sie sehnt sich nach einem Haus mit Garten und Hund. Darum will sie es schaffen, eigenständig zu wohnen. In der Heilsarmee hilft sie mit und geht auch in einen Gebetskreis. Manchmal wird ihr alles zu viel, wie sie sagt. Schliesslich hat sie noch ihre Arbeit in einer Brocki und bewirbt sich weiter. Doch sie ist dankbar: „Die Menschen

Florina German

*Namen von der Redaktion geändert

FG

Susanne hat wieder Platz für ihr Klavier.

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Panorama

Bilder: René Scheidegger

In den drei Sommerlagern der Heilsarmee Huttwil erlebten 80 Kinder und Teenies spannende und abwechslungsreiche Ferien.

Schwingerkönig Samuel Pfister (m.)

In der ersten Ferienwoche fand das Zeltlager für Kinder zwischen 10 und 14 Jahren in der Lochmühle bei Hüswil (LU) statt. Rund ums Thema „Eidgenossen” erwarteten die Kinder jede Menge Abenteuer. Diese begannen am ersten Lagertag, als sich die muntere Truppe zu Fuss

Teenielager mit Fuchsjagd In einem schönen Lagerhaus verbrachte eine Gruppe Teenies in der ersten Ferienwoche eine unvergessliche Zeit in Walchwil (ZG). Bereits am zweiten Tag nahm eine Gruppe eine sechsstündige Wanderung auf die Rigi in Angriff. Die anderen konnten sich als Filmstar versuchen. Mit viel Enthusiasmus schrieben die Teenies Drehbücher, übten Szenen ein und filmten diese.

Bild: Adrian Scheidegger

Am Montag brachte ein Teil der Gruppe zusammen mit Mitarbeitern des Werkhofes den Vitaparcours Walchwil auf Vordermann. Die übrigen Teenies spielten mit den Senioren des Altersheims „Mütschi” ein paar Runden Lotto. Einen Tag später trennten sich die Jungs und Mädchen, um mal unter sich zu sein. Die Jungs packten

zum Lagerplatz aufmachte. Ihr erstes Nachtlager schlugen sie bei der Familie Loosli in Neuligen auf. Am Abend des zweiten Tages traf die ganze Crew auf dem Lagerplatz ein. Unterwegs hatten sie sich im Hornussen geübt. Bald schon fühlten sich die Eidgenossen auf dem wunderschönen Lagerplatz wie zuhause. Jeden Morgen trafen sich die Kinder in ihren Gruppen, um einen Abschnitt aus der Bibel zu lesen und auszutauschen. Die besprochenen Themen wurden dann im Verlauf des Tages wieder aufgegriffen. Die Kinder konnten ausserdem töpfern, Zinn

Kinderlager: Lizenz zum Ermitteln In der zweiten Ferienwoche fand im Gebäude der Heilsarmee Huttwil für 48 Kinder zwischen sieben und zehn Jahren das

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Schwingerkönigin

Am Mittwoch stand Tabea Biegger (m.) ein Ausflug nach Sempach (LU) auf dem Programm – mit Foto-Orientierungslauf. Natürlich fand auch ein Schwingfest statt, bei dem sich nach harten, aber fairen Kämpfen je eine Schwingerkönigin und ein Schwingerkönig durchsetzen konnte. Sie wurden gebührend gefeiert! Olivia Hiltbrunner

ihre Schlafsäcke und besuchten eine nahe durfte dort ihren eigenen Käse herstellen. gelegene Festung aus dem Zweiten Welt- Nach der nötigen Reifezeit wird er ihnen krieg. Sie übernachteten im Wald unter frei- in einigen Wochen ausgehändigt werden. em Himmel. Währenddessen genossen die Ursina Staufer Mädchen das „dolce far niente” in der SeeLaura Morgenegg badi und liessen den Abend im Lagerhaus ausklingen. Ein Höhepunkt war der Foxtrail („Fuchsjagd”) am Donnerstag. In drei Gruppen machten sich die Teenies auf den Weg, um mit einer Karte und einigen Hinweisen den „Fuchs” zu finden. Das Ende der Jagd wurde mit einem Fotoshooting und einer Grillparty gefeiert. Die ganze Gruppe besuchte auch die Käserei neben dem Lagerhaus und Die Teenies freuen sich schon auf ihr käsiges Souvenir.

Pantherlager statt. Sie wurden zu echten Agenten ausgebildet. Ihr Vorbild waren die zwei Kundschafter, die von Josua nach Jericho ausgesandt worden sind. Unter extremen Bedingungen mussten sie feindliches Gebiet auskundschaften und erlebten auf eindrückliche Art die Hilfe Gottes.

Die Agenten, unterwegs mit „Josua” (m.).

giessen, Fahnen nähen oder Pfeilbogen schnitzen. Am Abend sassen die Eidgenossen jeweils ums Lagerfeuer, wo sie der Geschichte vom „Schmied aus Göschenen” lauschten.

Ein unvergessliches Abenteuer: Am Dienstag wurden die Agenten zum Städtli-Schulhaus gerufen. Dort angekommen, hörten sie Schreie. Einige mutige Kinder fanden heraus, dass die Stimmen einem CD-Gerät entstammten. Jemand hatte sie hereingelegt! Dann fehlte plötzlich ein Leiter, und ein Entführungsschreiben tauchte auf. Da hatten die Agenten ihren ersten

dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2013

Fall zu lösen. Glücklicherweise haben sie den verschwundenen Leiter gefunden und die flüchtigen Entführer der Polizei gemeldet. Ein weiteres Abenteuer führte die Kinder am Donnerstag nach Burgdorf, wo sie mit einem Ritter die Burg erkunden durften. Im Spital Burgdorf besichtigten die Agenten eine Ambulanz, liessen sich auf einer Bahre tragen und massen sich gegenseitig den Blutdruck. Sie lernten: Als Agent muss man auch Erste Hilfe leisten! Mit einem rauschenden Fest feierten die Kinder ihre bestandene Ausbildung. Matthias Stalder

Bild:Esther Stalder

Schwinger, Käser und Agenten


Panorama

Bild: Sébastien Goetschmann

„Wenn wir auf die Bühne gehen, ist Party” Die 60 Alive-Teens tourten vom 22. bis 27. Juli durch die Schweiz. Ihr Programm: Mehr als eine Stunde lang Lieder singen, tanzen, Zeugnis geben und Energie versprühen. Eine Woche lang haben sie geübt für ihre Konzertreihe. Dann stellten sich die Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren entspannt auf die Bühnen in sechs Schweizer Städten.

ihre Liebe zu Gott. Sie erleben aber auch gemeinsam prägende Augenblicke. „Ich komme schon zum vierten Mal”, erklärt Nadia, „Alive ist ein wenig zu einer Familie geworden.”

„Es ist grossartig, auf einer Bühne singen zu können”, erklärt der 17-jährige Josua. „Das erste Mal ist es etwas anstrengend”, fährt Nadia, 17, fort. „Doch jetzt, wenn wir die Bühne betreten, ist es ein Fest, wir explodieren geradezu.” „Richtig, und man empfindet wirklich die Gemeinschaft mit Gott, wenn man diese Loblieder singt”, fügt Josua noch bei.

Eine Familie, die erst in einem Jahr wieder zusammenkommt. Doch von den zwei gemeinsam verbrachten Wochen nimmt jedes Mitglied viel Freude und Motivation mit. „Ich bewahre für die Zukunft wertvolle Ratschläge einer Sängerin auf, die sie mir während der Vorbereitung auf mein Solo gegeben hat”, freut sich Lukas (13).

Die Jugendlichen bezeugen in den Liedern

Redaktion

Tanzen, trommeln, Theater und toben Das Music & Gospelarts-Camp bietet ein wahres Feuerwerk an kreativen Workshops. Rund 90 Personen haben vom 27. Juli bis 3. August an der Ferienwoche auf der Waldegg teilgenommen.

Lampenfieber? Von wegen. Die Teens traten selbstsicher auf und machten Stimmung.

Denn genau das ist typisch für das Camp: Es geht darum, Neues zu wagen. Mit Kübeln und Flaschen ein Trommelkonzert veranstalten? Mal probieren! Irgendetwas konnten sie den anderen Teilnehmern an der allabendlichen „Celebration” stets vorführen. Redaktion

Dabei entdecken manche ungekannte Talente. David Berlinger ist stolz: Er hat dieses Jahr einen ersten Ton aus einem

Euphonium gebracht. Auch zum Tanzen hat er sich begeistert und mit vier anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Choreographie einstudiert, die Ballett und Hip Hop vereint.

Bilder: zVg

„Es war lässig, so viel auszuprobieren.”, sagt David Berlinger aus Amriswil. Zum zweiten Mal war er dabei. Seine Frau und Kinder (drei, sechs und acht Jahre alt) sogar zum vierten Mal. Kein Wunder: Von Babysong über Schuhe anmalen, Taschen nähen und Trommeln bis hin zu basteln und natürlich musizieren war für jeden etwas im Programm.

Viel geht es auch um Gemeinschaft. Zeit mit Gott und Zeit miteinander zu verbringen. An einem Abend hat die Gruppe Volkstänze einstudiert, an einem anderen Tag ein ganzes Zirkusprogramm, mit einer eigenen Band und vielen Beiträgen.

Im Music & Gospelartscamp sollen Kinder und Erwachsene ihre Talente entdecken, fördern und auch zur Ehre Gottes einsetzen lernen. dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2013

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Notabene

Heimgang

Termine

Majorin Christina Messerli-Zingg

Durch eine Mitarbeiterin kam sie in Kontakt mit der Heilsarmee im Korps Steg. Am 12. August 1940 liess sie sich als Heilssoldatin einreihen. Ab 1945 absolvierte sie die Kadettenschule in Bern. Dort lernte sie ihren zukünftigen Ehemann, Robert Messerli, kennen. Sie heirateten am 12. Februar 1949 und starteten die gemeinsame Offizierslaufbahn im Korps Zweisimmen. Der Weg führte sie 1950 weiter nach Schwarzenburg, wo ihre Töchter Esther und Dora geboren wurden. Die Familie wurde 1953 nach Wattwil versetzt. Dort kamen Christine und Ruth zur Welt. Die nächsten Wechsel führten die Familie nach Kreuzlingen, Langenthal, Chur, Thun, Burgdorf, Münsingen, Adelboden und Freienstein und Stäfa. Christina Messerli-Zingg hatte vier Schwiegersöhne, elf Gross- und acht Urgrosskinder. Den Ruhestand verbrachte sie in Uetendorf und Hasle-Rüegsau. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 2000 zog sie nach Thun. Während ihrer Laufbahn als Heilsarmeeoffizierin konnte sie ihre künstlerische Begabung und Kreativität ausüben. Mit ihrer Fröhlichkeit tat sie vielen Menschen Gutes. Christina nahm ihre Berufung sehr ernst und wollte bis zum Schluss Menschen dienen und ein Segen sein. Ihre Gesundheit liess trotz einer Rückenoperation nicht mehr zu, ihren Lebensabend zu geniessen. In den letzten Wochen wurde sie liebevoll von ihren Töchtern und vom Pflegepersonal betreut und begleitet. Christina Messerli-Zingg wurde vom Heiland am 17. Juli 2013 in die Ewigkeit gerufen. Die Trauerfamilie

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Majorin Josianne Bugnon

18.9. Nationales Treffen aller Standortleiter, Korps Bern 13.10. Gottesdienst Korps Langnau Oberstleutnante Massimo und AnneFlorence Tursi, Chefsekretär und Sekretärin für G+F 7.–9.9. Besuch Ungarn 18.9. Nationales Treffen aller Standortleiter, Korps Bern 22.9. Besuch Korps Orbe

Gratulationen 70 Jahre 30.9. Oberstin Ines Adler, Froburgstrasse 20, 4052 Basel 30.9. Major Jean-Pierre Geiser-Jan du Chêne, Avenue de Tramenaz 17, 1814 La Tour-de-Peilz 75 Jahre 28.9. Majorin Rosmarie Schmid-Walser, Chemin du Levant 22, 1814 La Tour-dePeilz 80 Jahre 1.10. Major Arthur Wittwer-Blatter, Martinstrasse 1, 3600 Thun 85 Jahre 12.10. Major Hugo Steiner-Fuhrer, Niesenblick 1, 3600 Thun 90 Jahre 13.10. Majorin Fanny Fuhrer-Meier, Waldhofstrasse 5, 8400 Winterthur

Nationale Versetzungen Per 1. Oktober 2013 Major Jacques Donzé von Divisionschef Division Romande nach Abteilungsleiter Evangelisation Majorin Claude-Evelyne Donzé von Ass. Divisionschefin Division Romande nach Divisionssekretärin Division Romande, Teilzeit, Personalabteilung, Teilzeit Majorin Sylvette Huguenin von CoLeitung Hotel Bel'Espérance und UNO Vertretung nach Divisionschefin Division Romande und UNO Vertretung.

dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2013

Bild: zVg

Kommissäre Franz und Hanny Boschung, Territorialleiter

Bild: zVg

Christina Zingg kam am 1. Dezember 1923 in St. Margrethen zur Welt. Ihre Kindheit verbrachte sie auf einem Bauerngut im Zürcher Oberland. Nach ihrer Schulzeit wurde sie als Bürokraft in einer Fabrik eingestellt.

Herzlichen Dank!

Majorin Josianne Bugnon ging am 31. August 2013 in den wohlverdienten Ruhestand. Wo sind Sie aufgewachsen? Ich wurde in Orbe geboren und bin dort mit einer Schwester aufgewachsen. Woher kennen Sie die Heilsarmee? Meine Mutter besuchte den Heimbund der Heilsarmee und schickte mich in die Sonntagsschule. Bereits mit sieben Jahren wurde ich als Juniorsoldatin eingereiht. Mit 14 Jahren habe ich den Segen der Heiligung empfangen und legte mein ganzes Leben bewusst in Gottes Hände. Wie kamen Sie zum Korps Moudon? Nach einer Auszeit in der Heilsarmee habe ich eines Morgens während der Andacht mit meinen Kindern einen klaren Ruf von Gott erhalten: „Geh und verkaufe alles und folge mir nach!” (Matthäus 19, 21) Am gleichen Tag verspürte auch mein Mann, dass Gott ihn in seinen Dienst stellen wollte. Die Heilsarmee hat entschieden, uns als Mitarbeiter im Korps Moudon einzusetzen. Warum haben Sie sich entschieden, im Jahr 2000 Auxilärkapitänin zu werden? Es war ein logischer Folgeschritt für uns. 25 Jahre nach dem Ruf für den Vollzeitdienst wurden wir als Offiziere eingeweiht. Nach sechs Jahren Korpsarbeit wurden Sie in die Finanzabteilung ans Hauptquartier versetzt ... Die letzten 18 Jahre war ich für Controlling und Revision der Division Romandie zuständig. Ich liebe die Arbeit, doch die Änderungen in diesem Arbeitsgebiet sind herausfordernd. 1. Korinther 10,31 begleitet mich: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, tut alles zu Gottes Ehre.” Im Namen des Territorialleiters danke ich Majorin Josianne Bugnon für ihren Einsatz als Offizierin. Wir wünschen ihr Gottes reichen Segen. Oberstleutnant Massimo Tursi Chefsekretär


Notabene

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Mission: Verantwortung

Von der Heilsarmee in den Bundestag Frank Heinrich im Gespräch mit Uwe Heimowski Herausgeber: Neufeld Verlag ISBN: 978-3-86256-039-4

2013 Samstag

Ein

Die Offiziersuniform hat er gegen einen Anzug eingetauscht. Statt in Chemnitz arbeitet er nun in Berlin. Und das hat einen Grund: Als Politker hat er das Gefühl, noch mehr für die Menschen erreichen zu können.

14. September 10h15 – 12h15

Gebetvoraus Grosse Schanze Bern

(Parkterasse direkt über dem Bahnhof)

Frank Heinrich ist seit 2009 Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Gleich die erste Direktwahl, für die er kandidierte, gewann er. Denn er hatte als Heilsarmeeoffizier und als Lokalpolitiker bewiesen, dass ihm die Menschen in Chemnitz am Herzen liegen und er sich für sie einsetzt.

Eine Impulsveranstaltung zum Eidgenössischen Bettag

www.bettag-jeunefederal.ch

Neue Ausstellung im Museum Vernissage der Ausstellung „Die Welt für Gott” Das Heilsarmee-Museum zeigt 125 Jahre Mission & Entwicklung der Heilsarmee Schweiz 27. und 28. September, 14 bis 18 Uhr Laupenstrasse 5 (Eingang Hinterhof) Tel. 031 388 05 01 museum.heilsarmee.ch

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Sein Fundament für soziale Arbeit hat Frank Heinrich schon als Kind erhalten: Auf zahlreichen Reisen nach Osteuropa, damals noch hinter dem eisernen Vorhang, hat er viele Menschen und ihre Schicksale kennengelernt. Das hat ihn geprägt. www.istockphoto.com

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Kurs am Bildungszentrum

Nach dem Studium hat der Sozialarbeiter bei der Heilsarmee in Freiburg im Breisgau gearbeitet und begann daraufhin die Offiziersausbildung.

Selbst- und Lebensmanagement 24. Oktober / 21. November 2013 mit Urs Argenton Gesunder Umgang mit sich selber, Spannung Arbeit / Freizeit, lösungsorientiert denken / proaktiv handeln. Anmeldung bis 14. Oktober an erwachsenenbildung@heilsarmee.ch Mehr Kurse finden Sie hier: heilsarmee-bildungszentrum.ch

In „Mission: Verantwortung” spricht Frank Heinrich nicht nur über seine Vergangenheit. Man liest von Gebetstreffen und Andachten im Bundestag. Frank Heinrichs Einsatz in der Politik zeigt, dass sein Ziel gleich geblieben ist: Er kämpft für die Letzten und Unterdrückten. Und er setzt sich mit seinen Mitteln für Gerechtigkeit ein. Florina German

dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2013

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Im Dialog bleiben

Neu eingereiht: Ronald Güimenez Troncoso.

Warum beten? „Je mehr wir im stillen Gebet empfangen, umso mehr können wir geben, wenn wir aktiv werden.” (Mutter Teresa)

Christus streckt seine Hände zu den Randständigen aus. Als Christi Soldat habe ich die Pflicht, Einsamkeit in Gemeinschaft und Misstrauen in Vertrauen zu verwandeln. Ich soll gegenseitiges Vertrauen und Freundschaft fördern. Dies sind die erhabenen Werte des Christus, des Menschensohns. Ronald Güimenez Troncoso

Im nächsten „dialog”

Impressum

Lasst euch vom Groll nicht erdrücken

Er kann Dinge, die ihn beschäftigen, vertrauensvoll in Gottes Hand legen. Dann hat er die eigenen Hände wieder frei, um zu handeln, zu trösten und zu lieben. Und etwas von Gottes Liebe in die Welt zu tragen.

Verlag und Redaktion Hauptquartier der Heilsarmee für die Schweiz-Österreich-Ungarn Laupenstrasse 5 · Postfach 6575 · CH-3001 Bern Telefon 031 388 05 02 redaktion@heilsarmee.ch Adressänderungen bitte an diese Adresse!

Layout Rolf Messerli Druck Rub Media AG, Wabern/Bern Gründer der Heilsarmee William Booth General André Cox Territorialleiter Kommissär Franz Boschung Abonnement dialog Fr. 46.– (Inland), Fr. 65.– (Ausland) Trialog Fr. 24.– (Inland), Fr. 44.– (Ausland) Klecks Kinderzeitschrift Fr. 24.–

Gott vergibt Schuld. Das ist der Schlüssel zur Errettung. Aber vergeben wir auch anderen, wie wir im Vaterunser versprechen? Im nächsten dialog lesen Sie über die Schwierigkeit, sich selbst und anderen zu vergeben. Und von der wunderbaren Befreiung, die es bedeutet, wenn man jemandem seine Schuld nicht mehr anrechnet.

Majorin Heidi Knecht

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Monatszeitschrift für Salutisten und Freunde der Heilsarmee

Redaktionsteam Sergeant Martin Künzi (mk), Leiter Marketing; Major Jacques Tschanz (JT), Leiter Kommunikation; Florina German (FG), Redaktorin; redaktionelle Mitarbeiter: Elsbeth Cachelin-Rufener, Claire-Lise Bitter, Reinhard Lässig.

Im Gebet begegnen wir Gott. Wir sind eingeladen zu einer Audienz mit dem Allerhöchsten. Mit dem, der nicht nur allmächtig ist, sondern sich freut, uns zu begegnen. Wir sind auch motiviert, das Gespräch mit Gott zu suchen, wenn wir das Gebet als Chance sehen, das eigene Leben oder etwas in der Welt zu verändern. Der betende Mensch kann akzeptieren, dass er nicht alles kontrollieren muss oder im Griff haben kann.

AZB

Im Dialog mit Gott

Ich möchte betonen, dass ich diese Verpflichtung ohne die Vermittlung der Kapitäne Andreas und Anne-Marie Fuhrer, Offiziere des Korps Genf 2, nicht auf mich genommen hätte. Zurzeit bin ich für den Treffpunkt „Le Phare” verantwortlich. Hier bin ich täglich Zeuge menschlicher Aufgeschmissenheit. Hier sind die Leprakranken der modernen Zeit!

3001 Bern

Ich bin in Santiago, Chile, geboren. Ich war 16 Jahre alt, als Soldaten in Uniform unser Haus und meine Familie zerstörten! Mein Vater wurde ermordet und ich brutal gefoltert. Dann wurde ich nach Argentinien ins Exil geschickt. Mein halbes Leben habe ich fern meiner Heimat verbracht. Mir ist wichtig, dies zu erwähnen, um zu erklären, dass ich mir nicht vorstellen konnte, je eine Uniform zu tragen. Ich habe trotzdem ent-

schieden, mich als Soldat der Heilsarmee zu engagieren, im Korps Genf 2. Das bedeutet für mich, eine Haltung des Dienstes einzunehmen gegenüber Christus, der Heilsarmee und den Ärmsten.

Bild: zVg

Bild: Andreas Fuhrer

Für die Ärmsten da

dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2013

Die Redaktion

„Tut nicht unrecht den Witwen, Fremdlingen und Armen.” Sacharja 7,10a 12


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