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M o n a t s z e i t s c h r i f t f ü r S a l u t i s t e n u n d F re u n d e d e r H e i l s a r m e e
12/ 2013
Auf dem Weg zur Krippe Begegnungen mit Jesus Menschenhandel: Hinschauen und Handeln Aus dem Leben der Heilsarmee
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Leserbriefe Betrifft: Ein Ort, um sein Herz auszuschütten (10/2013), Foto Seite 6 Ich bin etwas konsterniert und enttäuscht von dem Foto des Artikels über die Bussbank. Ich liebe diesen Ort der Gnade und des Gebets. Das Foto stört mich, denn es zeigt einmal mehr eine Form der Empathie und eine typische Haltung, die eingenommen wird, wenn jemand nach vorne
kommt. Busse und Heiligung geschehen jeden Tag! In der Geschäftigkeit des Alltags bringen wir unseren Nächsten so selten Gesten der Ermutigung entgegen. Nicht nur auf den Knien an der Bussbank sollte jemandem die Hand auf die Schulter gelegt werden. Ich trete leidenschaftlich für die Bussbank ein, aber im Sinne ihrer „Demokratisierung”: Sie soll ein Ort des spon-
tanen und natürlichen Gebets sein, leicht zugänglich, festlich, denn dort erhalten wir Freude, Frieden und Vergebung. Ein Ort, wo Gesten und Empathie auf natürliche Art vermittelt werden, so wie es dem Leben in einer Gemeinschaft entspricht. Majorin Corinne Gossauer-Peroz
Betrifft: Die Heilsarmee versucht, ihr Image zu entstauben Erlauben Sie mir, Ihnen zu erzählen, was ich erlebt habe: Nach zahlreichen Umzügen zeigte sich eine Kommode, ein stolzes Prunkstück, völlig verstaubt. Ich beschaffte mir ein Reinigungsmittel und rieb mit grossem Kraftaufwand das Möbel damit ab. Doch zu meiner Bestürzung entdeckte ich, dass ich mich im Produkt geirrt und ein Beizmittel gekauft hatte. Das Resultat: Der Staub war weg, mit ihm aber auch die blendende Schönheit des Möbels. Der Höhepunkt der Erfahrung: Das Möbel gefiel mir nicht mehr. Die Kommode hatte ihre Identität, ihre Seele verloren. Nach dieser ruinierenden Behandlung wurde sie wie alle anderen Möbelstücke, banal. Mögen jene, die diese Zeilen lesen, verstehen. Schämen wir uns unseres Unterschieds nicht. Schämen wir uns nicht unseres Auftrags, die Botschaft Christi denen, die noch leiden, zu verkünden. Jesus möge uns den Mut geben, auf den Strassen und in den Restaurants zu zeugen. Christian Poyet
Anzeige Songwriter-Wettbewerb Für den Territorialen Kongress, welcher am 10./11. Mai 2014 in Bulle stattfinden wird, suchen wir einen Kongress-Chorus, welcher folgende Vorgaben erfüllt: • Sprache: Hochdeutsch oder Französisch • Inhalt: Kongress-Thema "Ein Volk – berufen und begeistert"
Bild: Lukas Stöcklin
Dialog
• Eingängige, einstimmige Melodie mit Piano-/Gitarrenbegleitung Eingaben können bis Ende 2013 als Notenblatt und/oder Aufnahme gemacht werden: gospelarts@heilsarmee.ch oder: Music & Gospel Arts, Postfach 6575, 3001 Bern
Gemeinsam unterwegs Es ist mein erster Arbeitstag am Hauptquartier der Heilsarmee. So unfreundlich mich das nass-kalte Wetter empfängt, als ich aus dem Zug steige, so herzlich werde ich von meinen neuen Kollegen und Kolleginnen begrüsst. Blumen auf dem Tisch, beste Wünsche von allen Seiten und eine grosse Portion Geduld seitens des Teams machen mir den Einstieg als neue Redaktorin leicht. Ich freue mich darauf, den Dialog im wahrsten Sinne des Wortes weiterzuführen – den Dialog mit den Menschen, die im Dienst der Heilsarmee unterwegs sind, spannende Projekte vorantreiben und die gute Botschaft in Wort und Tat weitertragen, aber auch den Dialog mit Ihnen, liebe Leser und Leserinnen. Lassen Sie uns ins Gespräch kommen! Nehmen Sie teil an den Geschichten, die wir Ihnen weitererzählen, und lassen Sie uns teilhaben an den Erfahrungen, die Sie selbst auf dem Weg mit Gott machen. Gemeinsam auf den Weg machen wollen wir uns auch in dieser Ausgabe – auf den Weg zur Krippe. Möge das Bild des Jesuskindes im Stall uns auch heute daran erinnern, wie laut Gottes Herz schlägt für Menschen, die von Armut, Heimatlosigkeit und Verfolgung betroffen sind. Sara Stöcklin
Leitbild der Heilsarmee Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.
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dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Dezember 2013
HA-Info
Persönliche Mitteilung In den vergangenen viereinhalb Jahren durfte Martin Künzi das Marketing bei der Heilsarmee prägen und hat in dieser Aufgabe viel Gefreutes und Aussergewöhnliches erlebt. Für die Heilsarmee zu arbeiten, hält er für ein grosses Privileg.
Bild: zVg
Allerdings zerrann meine verfügbare Zeit oft in zahlreichen kleinen und grösseren Anliegen, administrativen Tätigkeiten und personellen Herausforderungen, und ich konnte mein Wissen und meine Fähigkeiten im Bereich Marketing nur begrenzt einsetzen. Vor einiger Zeit erhielt ich die Anfrage, ob ich eine junge Kommunikationsagentur aus der Westschweiz in der Deutschschweiz aufbauen möchte. Ich wollte nicht unüberlegt entscheiden. Aber prüfen wollte ich es. Schliesslich habe ich entschieden, mich beruflich zu verändern. Neu zu besetzen: Das Büro des Abteilungsleiters Marketing Ich werde die Herausforderung annehmen und mich nächsten März in ein neues Abenteuer stürzen. Als ich die Heilsarmee Leitung in meine ern würden. Sie haben dies mit den positiven Gedanken eingeweiht habe, beteuerten der Entwicklungen in der Abteilung Marketing Landesleiter und der Chefsekretär, dass sie begründet. Gleichzeitig brachten sie mir aber einen Weggang meinerseits überaus bedau- auch Verständnis entgegen. Gemeinsam sind
wir nun bestrebt, eine fähige Nachfolge zu finden, die die eingeschlagene Richtung weiterverfolgen wird. Ich schaue gerne auf das Erreichte zurück und danke für die ermutigenden Rückmeldungen, konstruktive Kritik und Lob, die unsere Abteilung erreicht haben. Ich bin stolz auf meine Mitarbeitenden, die mit viel Engagement zum Gelingen der Projekte und zu einer erfreulichen Zusammenarbeit beigetragen haben. Die Stelle „Abteilungsleiter Marketing und Kommunikation” wird in Kürze ausgeschrieben. http://heilsarmee.ch/stellen Martin Künzi Abteilungsleiter Marketing martin_kuenzi@heilsarmee.ch
Offen gesagt
Bilder: Werner Tschan
Auf der Suche nach ...
… einer Apotheke, an einem Sonntagnachmittag in London. Es klang so einfach: Ein fünfzehnminütiger Spaziergang sollte mich zur Apotheke führen, in der das dringend benötigte Medikament für die Schilddrüse erhältlich sein würde. Entgegen meiner Information war diese Apotheke jedoch geschlossen, und der kleine Spaziergang entwickelte sich zum langen Irrweg mit mehrfacher Erkundigung bei ortskundigen Passanten. Als ich kurz davor stand, die Suchaktion aufzugeben, sah ich in der Ferne plötzlich ein grünes Kreuz blinken. Danke, Herr! Mit neuer Hoffnung gelangte ich ans Ziel und nahm, nach Anwendung einiger Überredungskünste, glücklich die fünf
kleinen Tabletten in Empfang. Nachdem ich den langen Rückweg in Angriff genommen hatte, kam ich gerade rechtzeitig zurück, um an der Willkommensversammlung des Generals teilzunehmen. Sternkundige aus dem Osten waren auf der Suche nach dem neugeborenen König der Juden. Aber er war nicht, wie erwartet, in Jerusalem zu finden. Der Stern, dem sie folgten, zeigte in eine andere Richtung und führte sie auf einem langen Weg nach Bethlehem. Nichts und niemand konnte die drei Männer von diesem Weg abbringen. Sie wurden zuverlässig ans Ziel gebracht – zu Jesus Christus. Stets unterwegs und geschäftig bereiten wir uns auch dieses Jahr auf Weihnachten vor – damit wir rechtzeitig bereit sind. Welchem Stern folgen wir auf diesem Weg? Stehen wir nicht in Gefahr, uns vom materiellen Glimmer und Glanz so beeinflussen zu lassen, dass wir den Stern aus den Augen
verlieren? Liebe Leserinnen, liebe Leser, lasst uns in aller Hektik nicht das Wichtigste vergessen: Es geht um Jesus. Wir feiern seine Geburt. Jesus Christus ist für uns in die Welt gekommen, damit wir gerettet und unsere Leben verändert würden. Sein Gehorsam führte ihn auf dem Weg von Bethlehem nach Golgatha. Diese Botschaft weiterzutragen, ist unser Vorrecht und unsere Mission. Möge diese Weihnachtszeit auch für uns ganz persönlich eine Zeit der Besinnung, Nachfolge und Weihe sein. Frohe Weihnacht! Kommissäre Franz und Hanny Boschung Territorialleiter franz_boschung@heilsarmee.ch hanny_boschung@heilsarmee.ch
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Dossier: Auf dem Weg zur Krippe
Wie ich mich auf die Begegnung mit Jesus vorbereite Die Adventszeit ist die wertvolle Zeit der inneren und äusseren Vorbereitung auf Weihnachten. Auf verschiedene Art und Weise bereite ich mich in diesen Wochen darauf vor, Jesus in der Krippe zu begegnen: • Ich denke über die biblische Erzählung der Verkündigung an Maria (Lukas 1,2638) nach. Ich vernehme ihre Antwort: „Ich bin des Herrn Magd” und bin berührt von ihrem Gehorsam. Vor allem aber staune ich unentwegt über den Lobpreis, den sie an Gott richtet.
• Zusammen mit dem biblischen Text spielt die Musik eine wichtige Rolle. Bevor ich mir die schallenden „Jingle Bells” anhöre, beleben gewisse Lieder und gesungene Psalmen, ausgesuchte klassische Musikstücke, die jahrhundertelange Erwartung des Messias.
• Während ich im Gebet und in der Stille das Ja der Maria vernehme und mir die Folgen in ihrem jungen Leben vor Augen halte, betrachte ich auch Josef. Er ist ebenfalls demütig auf den Plan Gottes eingetreten. Das heisst, ich werde Jesus an der Krippe in den Armen seiner Eltern begegnen. Gott gebraucht Menschen, um seine Pläne auszuführen, und vollbringt Ungewöhnliches mit gewöhnlichen Leuten.
Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist hat gejubelt über Gott, meinen Retter. Denn er hat hingeblickt auf die Niedrigkeit seiner Magd; denn siehe, von nun an werden mich glückselig preisen alle Geschlechter. Denn Grosses hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist sein Name.
Die Hügel Jerusalems zeichnen für Majorin Irene Walzer den Weg mit Jesus vor. „Kommt und lasst uns zieh’n hinauf zum Berge unsres Herrn, zum Hause Gottes lasst uns geh’n …”. Die Worte aus dem vertrauten Lied durfte ich in unseren Herbstferien erleben. Wir hatten die Möglichkeit, als ganze Familie nach Israel zu fliegen. Höhepunkt unserer Reise war für mich der Ausflug nach Jerusalem. Die Fahrt auf der modernen, doppelspurigen Autobahn, die sich mit ihrem schwarzen Belag wie eine Schlange durch die helle Wüste hinaufwand, war beeindruckend. Tausend Höhenmeter legten wir auf dem Weg von unserer Unterkunft im Kibbuz bis zur Stadt auf dem Berg zurück. In Jerusalem begannen wir unsere Besichtigung auf dem Ölberg, von dem aus sich ein faszinierender Blick auf die Stadt öffnet. Anschliessend spazierten wir in den Garten Gethsemane hinunter, wo ich an das Leiden und Sterben von Jesus Christus für mich persönlich erinnert wurde. Dieses „Hinauf” und „Hinunter” lässt mich erkennen, dass mein Weg mit Jesus Christus auch beides beinhaltet, das Auf und das Ab. Hinauf geht es, wenn ich Gottes
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Lukas 1,46-49 Majorin Corinne Gossauer-Peroz
Kraft in meinem Alltag als Ehefrau, Mutter und Offizierin erfahre. Wenn ich Gottes verändernde Liebe im Leben von Menschen entdecke. Wenn ich erlebe, wie in unserem Korps die vielfältigen Gaben zum Tragen kommen. Wenn ich Gottes Wort lese und inspiriert werde. Wenn ich im Gebet Gottes Gegenwart spüre und der Heilige Geist mich neu stärkt und belebt. Wenn ich in der Schöpfung Gottes Grösse erkenne. Wenn ich über Gottes überraschendes Eingreifen staune. Wenn ich durch Begegnungen ermutigt werde. Hinunter, wenn das eigene Versagen ins Bewusstsein tritt. Wenn Konflikte berei-
nigt und Missverständnisse geklärt werden müssen. Wenn es unbefriedigende Situationen, Wut und Traurigkeit auszuhalten gilt. Wenn die eigene Kraft an Grenzen stösst. Wenn Fragen offen bleiben. Wenn Begegnungen Verletzungen zurücklassen. In allen Höhen und Tiefen des Lebens aber erfahre ich, dass der Weg zu Jesus Christus immer offen ist für mich. Dafür bin ich von Herzen dankbar. Majorin Irene Walzer Bild: © swallroth - flickr
Hinauf und hinunter
• Schliesslich bereite ich mich auf die Begegnung mit Jesus vor, indem ich die hektische Geschäftigkeit dieser Zeit und die Überreichlichkeit des Festmahls etwas zurückzubinden suche. Meine Mutter pflegte zu sagen: „Jeder Tag ist Weihnachten!” So lebe auch ich meine Beziehung zu Christus. Jeden Tag ist er unter uns, und an jedem Tag bin ich eingeladen, vor ihm, meinem Herrn und Gott, niederzuknien. Während des ganzen restlichen Jahres kann ich meinen Nächsten und den weiter Entfernten meine Liebe bezeugen – denn diese Beziehungen lassen sich nicht nur an Weihnachten feiern, sondern an jedem Tag des Jahres.
Der Blick auf das hügelige Jerusalem.
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Bild: tof fu_flickr.com
Unterwegs zu Jesus Im biblischen Weihnachtsbericht lernen wir Menschen kennen, die sich aufgemacht haben, um Jesus Christus zu begegnen. Ein Pilgerbericht. Nach der Erzählung der Evangelisten Matthäus und Lukas (siehe Matthäus 2 und Lukas 2,1-20) begaben sich Josef und Maria von Nazareth nach Bethlehem, um sich registrieren zu lassen. Dort angekommen, brachte Maria den Sohn Gottes zur Welt. Gab es womöglich, nebst der Voraussage des Propheten Micha (Micha 5,2), die sich erfüllen sollte, einen weiteren Grund dafür, dass Jesu Eltern einen Weg von fast 150 km auf sich nehmen mussten, um die Ankunft des Erlösers zu erleben? Ich glaube, dass ihre lange Wanderung gleichzeitig eine geistliche Wanderung war – eine Pilgerreise, die sie auf die Begegnung mit Jesus vorbereitete. Vom Kopf ins Herz Maria war eine überzeugte und treue Gläubige. Sie kannte und achtete Gott als ihren Herrn. Trotzdem musste sie sich auf den Weg machen, bevor sie Jesus zur Welt bringen konnte. Ebenso müssen die Weisen vom Gott Israels gewusst haben. Man nimmt an, dass seit der Verschleppung des jüdischen Volkes nach Babylon eine Gemeinschaft dort bestand, in der die Tora gelehrt wurde. Sicherlich haben die Gelehrten von den Prophetenworten gehört, die das Kommen eines bedeutsamen Kö-
nigs ankündigten. Aber sie erkannten auch die Bedeutung des Lichtes, das sie am Himmel sahen und dem sie folgten: „Wo ist der König der Juden, der geboren wurde? Wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen – und wir sind gekommen, um ihn anzubeten.” (Matthäus 2,2) Nachdem die Weisen verstanden hatten, dass die Geburt eines Königs bevorstand, machten sie sich auf den Weg – einen langen Weg! Auch die Hirten mussten sich, obschon sie in der Gegend wohnten, nach der Engelserscheinung (Lukas 2) aufmachen und ihre Herden verlassen, um Jesus zu begegnen. Was haben diese Berichte gemeinsam? Die Begegnung mit Jesus beginnt bei der Erkenntnis, setzt sich fort im Handeln – dem Aufbruch – und endet mit der persönlichen Begegnung, die Herzen berührt. Ein persönlicher Weg Wir wissen nicht, welche Erfahrungen die Menschen, von denen uns berichtet wird, auf dem Weg zu Jesus machten. Sicherlich wurde die Reise von jedem Beteiligten anders erlebt. Auch für uns zeigen sich die Wegstrecken unterschiedlich. Oft sind sie steinig, durchsetzt mit Zweifeln und dem Gedanken, aufzugeben und umzukehren,
Ich brauche noch etwas mehr Wenn wir allein sind, fehlt uns etwas. Dies hatte Nikodemus entdeckt, bevor er Jesus aufsuchte. Doch wer ist dieser Mann Jesus mit so viel Autorität? fragt sich Nikodemus. Er machte aus Stricken eine Peitsche und jagte damit die Händler samt den Rindern und Schafen, die Geldwechsler mit ihren Münzen und Tischen zum Tempel hinaus. Er sagte ihnen: „Macht aus dem Haus meines Vaters keinen Marktplatz.” Und dann, was meine Freunde äusserst seltsam fanden, sagte er noch: „Zerstört diesen Tempel, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen.” Das ist doch seltsam! Ich muss ihn unbedingt sprechen. Doch wie soll ich das anstellen? Er
ist doch ständig von Menschen umgeben. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, sinniert Nikodemus weiter, gehört der Tempel seinem Vater. Doch was hat der unternommen, um diesen zu erwerben? Man muss reich sein, um ein derartiges Gebilde zu besitzen. Und dann alle diese Wunder, alle diese geheilten Menschen, überall wo er vorbeikommt. Meine Pharisäer-Kollegen sind skeptisch. Aber ich möchte herausfinden, wer er wirklich ist. Ich werde ihn nachts aufsuchen; wie würde ich, ein Vorgesetzter der Juden, dastehen, wenn man mich zusammen mit ihm entdeckte?
manchmal auch eben und gerade. Wir erleben den Übergang vom Kopf ins Herz, von der Erkenntnis zur lebendigen Beziehung, je auf unsere eigene Art und Weise. Aber eines gilt für alle: Die Begegnung mit Gott hinterlässt Spuren. Die Weisen kehren nicht auf demselben Weg heim, auf dem sie gekommen sind. Etwas hat sich nach ihrer Begegnung mit Christus verändert. Die Hirten ihrerseits können ihrer Freude nicht genug Ausdruck geben: „Nachdem sie es gesehen hatten, erzählten sie überall, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, mit denen die Hirten sprachen, staunten über das, was ihnen da berichtet wurde.” (Lukas 2,17-18) Machen wir uns in dieser Zeit des Advents auf den Weg zu Jesus. Der Weg mag verschlungen sein, aber für eine Begegnung mit ihm lohnt sich jede Mühe. Wenn wir ihn auf uns nehmen, können auch wir – wie die Hirten – Gott loben und preisen und der Welt bezeugen, dass Gottes Wort die Wahrheit ist. Sébastien Goetschmann
gar sagen können, dass er mich erwartete! „Rabbi”, sagte ich ihm, „während ich dich beobachtete, wurde mir klar, dass du ein Meister bist, von Gott gesandt, um uns zu lehren.” Daraufhin hat er mir alles erklärt: Der unerschöpfliche Reichtum seines Vaters ist seine Liebe. Anscheinend hat er in seinem Reich einen Platz für mich vorbereitet! Dieser Rabbi, der mir gegenüber sass, ist sein Sohn, es ist Jesus. Er ist bereit, sein Leben hinzugeben, um mir den Weg zu ebnen! Das Problem ist, dass meine natürliche Geburt nicht genügt. Nebst meinem Intellekt besitze ich einen menschlichen Leib und bin somit verletzlich. Ich brauche etwas mehr, hat er mir erklärt, eine neue Geburt, eine neue Kraft – die des Geistes Gottes, den er in mich giesst. Monique Bürki
Welch ein Empfang, liebe Freunde! Ich musste mich nicht aufdrängen, er muss einen leichten Schlaf haben, man hätte
Texte: Johannes 2,13-25 und 3,1-21 Übersetzung: Neues Leben
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Dossier: Auf dem Weg zur Krippe
„Die Krippe führt oft zum Herzen der Menschen” Mit einer Krippenausstellung brachte das Korps Basel 1 der Bevölkerung das Kind in der Krippe, aber auch die Heilsarmee näher. Doch Major Markus Zünd ist nicht einfach Sammler. Welches Anliegen liegt hinter der Krippenausstellung, die vom 27. November bis 4. Dezember stattfand? Einmal geht es darum, in der Hektik der Adventszeit einen Kontrapunkt zu setzen. Die Ausstellung wird denn auch als Ort der Besinnung und Ruhe wahrgenommen und geschätzt. Zudem möchten wir auf die Wurzeln von Weihnachten hinweisen, nämlich, dass Gott seinen Sohn Jesus in eine arme Welt gesandt hat, um die göttliche Liebe sichtbar und fassbar zu machen. Und die Ausstellung führt viele Aussenstehende in den Saal. Was fasziniert Sie an den Krippen? Da sind allein die Herkunftsorte – Krippen aus 35 Ländern, aus allen Kontinenten. Dann das Herstellungsmaterial – Krippen aus Papier, Glas, Stein, Holz, getrockneten Früchten. Viele Krippen sind zudem lokal geprägt. In China ersetzt der Pandabär den Esel, in Nepal steht statt dem Ochs ein Yak im Stall.
Weihnachten fordert auf, aufzubrechen und Neues zu wagen. Symbolisiert eine Ihrer Krippen diesen Aufbruch besonders? Mir wurde eine Krippe aus Liberia geschenkt. Während Jahren herrschte dort Bürgerkrieg. Die Leute haben aus Patronenhülsen Krippenfiguren hergestellt. Für mich ist das die Umsetzung von Jesaja 2,4: „Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern”. Welches sind Ihre Lieblingsfiguren? Das sind die provenzalischen „Santons”. Bei diesen Krippen kommen nicht nur Maria und Josef sowie die Hirten und Weisen im Stall zusammen, sondern das ganze Dorf. Da ist der Müller, die Marktfrau, der
Bäcker und die Wirtin. Alle kommen, um das Kind zu sehen. Das ist Weihnachten, und dieses Kommen zur Krippe möchte ich mit den Ausstellungen erreichen: Die Krippe führt oft zum Herzen der Menschen. Was bewegt die Ausstellung bei den Besuchenden? Die Leute – knapp 1000 Personen – schätzen die Ausstellung als Ort der Besinnung und der Ruhe. Immer wieder hörte ich „Das tat mir wohl” oder sogar „Das ist für mich Weihnachten”. Das führt auch dazu, dass Einzelne nachher einen Weihnachtsanlass bei uns besuchen und so dem Kind in der Krippe noch näher kommen! Was bewegt die Ausstellung bei den Helferinnen und Helfern des Anlasses? Sie sehen, wie die Ausstellung vielen Aussenstehenden hilft, der wahren Weihnacht nachzuspüren und auch die Schwellenangst zur Heilsarmee zu überwinden. Das motiviert zum Plaudern an den Kaffeetischchen. Neben oberflächlichen kommt es auch zu tiefen Gesprächen. Fragen: Elsbeth Cachelin
Bild: zVg
Bild: Dierk Schäfer
Die über 200 Krippen sind sicher mehr als Sammelobjekte für Sie? Die Krippe ist für mich immer ein Ruf hin
zu Jesus: Gott ist Mensch geworden, kam als Kind in der Krippe zur Welt. Dann rief er die Menschen in seine Nachfolge, und sein Weg führte ihn weiter zum Kreuz. Mit den Kurzandachten, die während der Krippenausstellung stattfinden, versuche ich den Zuhörenden diesen Ruf Christi und dessen Bedeutung für uns heutige Menschen näherzubringen.
Krippe aus Nigeria.
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Provenzalische „Santons” mit Marktfrau und Hirtenjunge.
Menschen für Christus gewinnen Major Jacques Donzé ist seit dem 1. Oktober Leiter des Evangelisationswerkes. Im Gespräch vermittelt er uns einen ersten Eindruck von seiner Arbeit.* Wie würdest du dich beschreiben? Während eines Seminars über Leiterschaft hatte ich die Aufgabe, ein Musikarrangement zu schaffen. Die Anweisung lautete, in zwanzig Minuten etwas „Eigenes ohne Schwachstellen” zu kreieren. Während fünfzehn Minuten versuchte ich, etwas Schönes zu schaffen, aber es wollte mir nicht gelingen. Also besann ich mich auf die Anweisung und begnügte mich damit, etwas Originelles zu erarbeiten. Zweihundert Studierende hatten sich vor mir an derselben Aufgabe versucht, und es stellte sich heraus, dass meine Arbeit sich von allem bisher Gezeigten unterschied. Diese Erfahrung beschreibt mich gut. Ich bin weder konservativ noch revolutionär, aber offen für alle möglichen Lösungen – auch herkömmliche und ungewöhnliche, sofern sie zum Ziel führen. Worauf muss der Schwerpunkt im Evangelisationswerk gelegt werden? Wir müssen sein, was unser Name aussagt: Menschen, die für das Heil von anderen kämpfen. Vor einigen Jahren war in Unternehmen häufig die Rede davon, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Ich glaube, auch wir müssen unsere ursprüng-
liche Berufung zum Schwerpunkt machen, so wie es die Strategie 2009 - 2013 ausdrückt: „Wir träumen von einer Heilsarmee, die sich treu bleibt, die Jesus über alles liebt und Gott auf verschiedene Weisen verehrt. Eine Heilsarmee, in der Menschen aller Generationen Glauben finden und in ihrem geistlichen Leben wachsen können. Eine Heilsarmee, in der zahlreiche Menschen ihre geistliche Heimat finden, ihren Glauben mutig und kreativ bezeugen und sich angesichts der heutigen Nöte engagieren.” Alles, was dieser Vision nicht dient, muss nachgeordnete Priorität haben. Was gedenkst du zu unternehmen, um Jugendliche als Heilssoldaten und zum Dienst als Heilsarmeeoffiziere zu gewinnen? Die Frage ist nicht, was ich in Bezug auf diese Aufgabe zu unternehmen gedenke, sondern wie ich andere darin unterstützen kann – denn jeder von uns steht in der Verantwortung. Klar ist, dass das Gewinnen von Heilssoldaten und Offizieren nicht das eigentliche Ziel sein kann. Ziel ist es, Menschen für Christus zu gewinnen und sie zu Jüngern zu machen. Einige dieser Jünger werden Heilssoldaten und einige
dieser Heilssoldaten werden Offiziere. Das Amt des Offiziers muss erweitert werden. Ich glaube, die Heilsarmee braucht Offiziere in allen Tätigkeitsbereichen, denn ein Offizier ist in erster Linie Garant einer bestimmten Vision. Heute sieht man in einem Offizier vor allem den Korpsoffizier. Es würde aber viele unter uns bereichern, einige Jahre einen anderen Dienst auszuüben. Auch gibt es immer wieder Soldaten, die für das Amt des Offiziers offen wären, sich aber nicht als Leiter eines Korps sehen. Nicht zu vergessen ist: Ressourcen neuer Soldaten und Offiziere liegen nicht nur in aktuellen, sondern auch in künftigen Mitgliedern unserer Korps! Im Namen aller Leser wünsche ich Major Jacques Donzé Weisheit, Freude und Gottes Segen in seiner neuen Aufgabe. Martin Künzi Abteilungsleiter Marketing martin_kuenzi@heilsarmee.ch
* Zur leichteren Lesart wurde die männliche Form gewählt. Soldatinnen und Offizierinnen sind selbstverständlich miteingeschlossen.
Wir erlebten vom 22. bis 28. September eine gesegnete Woche im Ferienheim Gastlosen in Jaun. Von Herzen möchten wir unserem Vater im Himmel danken für … • … alle Kinder und Teenager, die dabei sein konnten. • … das motivierte und engagierte Leiterteam. • … das wunderbare Wetter. • … Schutz und Bewahrung durch die ganze Woche.
Bilder: zVg
Herbstlager 2013: Geheimnisse im Weltall Das von der Heilsarmee Schwarzenburg und Thun durchgeführte Herbstlager war auch dieses Jahr ein voller Erfolg.
Bild: zVg
Panorama
• … die wertvollen Andachtsmomente. • … den „Lagerfrieden”. Durch die ganze Woche begleitete uns das Thema „Geheimnisse im Weltall”, das sich als spannend und lehrreich erwies. Es beschäftigte uns sogar beim Basteln, Wandern und Spielen. Aber auch andere Aktivitäten wie Sport, Singen, Minigolf, Film, „Ämtli” und Essen kamen selbstverständlich nicht zu kurz. Wir möchten uns bei allen treuen Betern herzlich bedanken und freuen uns bereits riesig auf das nächste Jahr. Christina & Daniel Winkelmann und Team
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Panorama
Eine Kinderwoche mit Tiefgang
Bild: Reto Lüthi
Die Heilsarmee Amriswil verwandelte sich Anfang Oktober in die Tiefsee. 130 Kinder tauchten eine Woche lang in die Welt ein, die sonst nur mit dem Schnorchel zu entdecken ist.
Ein U-Boot und eine versunkene Stadt zierten die Bühne, im Saal tummelten sich Fische. Als die Kinder eintrafen, wurden sie von einem Riesenfisch empfangen. Nach ihrer Anmeldung stürzten sie sich auf die verschiedenen Spielmöglichkeiten wie das Gumpischloss und Tischtennis. Um neun Uhr versammelten sich alle Kinder im Saal, um zu singen und ein Theaterstück zu sehen. Die jungen Schauspieler mimten drei Kinder, die mit einer Professorin auf Tiefseeexpedition gingen. Unter Wasser erlebten sie die Attacke einer Riesenkrake, fanden eine versunkene Stadt und entdeckten eine wunderschöne Perle in einer Muschel. Bastelarbeiten, Postenlauf, Geländespiel sowie ein Ausflug mit Picknick – den Kindern wurde es nicht langweilig. Ihren krönenden Abschluss fand die Kinderwoche am Freitagabend. Das Gelände der Heilsarmee verwandelte sich in eine Chilbi mit vielen Spielen, Zuckerwattestand und Suppenküche. Kapitän Stephan Knecht Korps Amriswil
Schnuppertag im Bildungszentrum Zweimal im Jahr öffnet das Bildungszentrum der Heilsarmee in Basel seine Türen, um allen Interessierten einen Einblick in das Studienangebot zu gewähren – zuletzt am 18. Oktober. Diverse Besucher und Besucherinnen nutzten die Gelegenheit, das weiträumige, lichtdurchflutete Gebäude kennenzulernen und sich im Gespräch mit Studierenden und Mitarbeitenden über das Bildungsangebot zu informieren. Sie konnten auch einigen Unterrichtsstunden beiwohnen und ein persönliches Studienberatungsgespräch in Anspruch nehmen. In den letzten Jahren hat sich die Ausbildung stark verändert – nicht so sehr im Inhalt, aber in der Form, der Struktur und den angewandten Methoden. Mit dem neuen an der Middlesex University akkreditierten Studienprogramm BACL (Bachelor in Christian Leadership) hat sich das Zielpublikum erweitert. Unter den knapp dreissig Studierenden befinden sich nicht nur für den Offiziersdienst Berufene, sondern auch
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weitere Personen, die sich – meist im Teilzeitstudium – für eine Mitarbeit in leitender Funktion in Gottes Reich ausbilden lassen. Das Studium steht Christen aus allen Denominationen offen. Martin Gossauer Programmleiter, Ass. Schulleiter
Der nächste Schnuppertag findet am Freitag, 28. März 2014, statt. Anmeldungen werden auf heilsarmeebildungszentrum.ch oder unter der Nummer 061 387 91 11 entgegengenommen. Nach Vereinbarung ist auch ein persönlicher Besuch zu einem anderen Zeitpunkt möglich.
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Bilder: zVg
Die Kinder versammeln sich zum gemeinsamen Singen.
Bild: StopArmut
Menschenhandel: Hinschauen und Handeln An der diesjährigen StopArmut-Konferenz vom 2. November 2014 in Bern stand das Thema Menschenhandel im Zentrum. Thomas Martin hat die Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus den Reihen der Heilsarmee nach ihren Eindrücken gefragt. 500 Konferenzbesucher folgten den Referaten – unter anderem von Bundesrätin Sommaruga –, Workshops und Diskussionen. Die Konferenz machte deutlich, wie sehr auch die Schweiz vom Menschenhandel, einer modernen Form von Sklaverei und sexueller Ausbeutung, betroffen ist. Sie ermutigte zum Hinschauen und Handeln. Mit einem Stand war die Heilsarmee vor Ort. Sie informierte die Besucher über ihre Tätigkeiten im Bereich Beratung, Begleitung und Seelsorge für Frauen im Milieu innerhalb der Schweiz (Rahab-Arbeit) sowie über das Engagement der Heilsarmee in Südländern (Mission & Entwicklung).
„It's not about money, it's about courage.” Dieser Satz hat mich sehr angesprochen. Es ist nicht die Finanzierung, die in einem Projekt den Unterschied macht, sondern der Mut einzelner Menschen, die sich für das Wohlergehen anderer einsetzen. Es muss unsere Leidenschaft, unser Ziel und unsere Vision sein, ausgebeuteten Menschen wieder eine Identität und ein Leben zu schenken. Gott wird sich um den Rest kümmern. Christine Tursi, Verantwortliche für den Bereich soziale Gerechtigkeit
Das Thema des Menschenhandels hat mich schon lange beschäftigt. Zwar wurde ich durch unsere Projekte im Ausland in dieses Thema involviert, doch mir fehlte oft mein eigenes Engagement in der Schweiz. Immer wieder wollte ich mich als Freiwillige melden, um Frauen im Sexgewerbe zu unterstützen, habe es aber nie durchgezogen. An der Konferenz habe ich nun konkrete Kontakte geknüpft. Fernanda Hofer, Verantwortliche Personalaustausch, Mission & Entwicklung
Meine Betroffenheit ist mir gleichzeitig Motivation, auch weiterhin zu kämpfen. Wofür? Ich will in meinem Dienst im Milieu, beim Einkauf – wo auch immer ich bin – hinschauen, mich aufmachen und ganzheitliche Hilfe bringen. Jesus ist lebenspraktisch und Licht in jeder Dunkelheit!
Das Beispiel von Pierre Tami, mit Mikrokredit-Projekten benachteiligten und misshandelten Frauen im Süden die Würde zurückzugeben, hat mich sehr angesprochen. Solche Projekte sind für mich wegweisend, was nachhaltige Entwicklung und Befreiung aus ungerechten Strukturen betrifft. Meine Leidenschaft für ganzheitliche Entwicklungszusammenarbeit ist neu entfacht und gefestigt worden.
Zentrale Faktoren beim Frauenhandel sind die Situation im Herkunftsland, die meistens von Armut und Perspektivenlosigkeit geprägt ist, und die Nachfrage nach den überwiegend sexuellen Dienstleistungen. Alle Bemühungen werden nicht die erwünschten Früchte zeigen, wenn die Nachfrage nicht abnimmt. Wer hat den Mut, wie Irene Hirzel an der Konferenz, auch dieses Thema anzusprechen? Männer sind gefordert!
Christine Anliker Leiterin Rahab-Arbeit Bern
Peter Hauri Korpsoffizier Gurzelen
Katharina Baumberger Leiterin Rahab-Arbeit Basel
Ein Billett von Budapest nach Zürich Um zu verstehen, was Menschenhandel ist, „genügt es”, ein Billett für den Nachtzug von Budapest nach Zürich zu kaufen. Doch ich rate Ihnen eindringlich davon ab! Es ist eine Reise in einer Dunkelheit, die wir nicht gewohnt sind. Eine Dunkelheit, die schwierig zu verstehen ist und aus der die Opfer des Menschenhandels nur selten entfliehen können. Ungarn ist eine der bedeutendsten Drehscheiben des Menschenhandels in Europa. Tag und Nacht verwandeln die Armut und die Hoffnungslosigkeit Männer, Frauen und Kinder in eine einfache Beute für die Menschenhändler; ein Leben in Gewalt und Ausbeutung zeichnet sich vor ihnen ab, ohne dass sie sich dagegen wehren könnten. Von Opfern des Menschenhandels zu Menschenhändlern, von Ausgebeuteten zu Ausbeutenden – dieser Kreis scheint sich nie zu schliessen! Die Dunkelheit scheint die Oberhand gewonnen zu haben.
Aus diesem Grund haben sich vom 11. bis 13. Oktober 36 Vertreter der Heilsarmee in Europa in Budapest getroffen. Das Ziel? Ein Licht in der Finsternis zu sein und etwas zum Kampf gegen den Menschenhandel beizutragen. Die Herausforderung dieses Treffens war es, den Rahmen unserer Initiative gegen den Menschenhandel sowie Ziele und Mittel zu bestimmen, um sie zu erreichen. Nur eine vereinte Armee und ein funktionierendes Netzwerk können den Menschenhändlern die Stirn bieten; darum wird von nun an jedes Territorium eine Kon-
taktperson haben, die sich – in Verbindung mit den anderen Territorien – bemühen wird, in drei Gebieten Projekte zu entwickeln: Prävention von Menschenhandel (Sensibilisierung und Information), Schutz der Opfer und ihre Wiedereingliederung (im Aufnahmeland oder infolge der Heimkehr im Heimatland). Unsere Aufgabe ist klar: Es geht nicht mehr darum, die stetig wachsende Finsternis in Schach zu halten, sondern eine Welt ohne dieses Übel zu propagieren und unser Möglichstes zu tun, um in diese Richtung vorwärtszugehen. Auch wenn die Finsternis diese Schlacht wahrscheinlich gewonnen hat – der Menschenhandel ist bereits weltweit verbreitet – wird das LICHT den Krieg gewinnen! Schliesslich: Wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein? Christine Tursi, Verantwortliche für den Bereich soziale Gerechtigkeit christine_tursi@armeedusalut.ch
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Notabene
Heimgang
Gratulationen
Brigadier August Rickenbach
80 Jahre 18.12. Oberstleutnant Hans-Peter Vogel, Saatlenstrasse 262, 8050 Zürich 20.12. Major Samuel Walzer, Hochkreuzstrasse 1, 9320 Arbon 11.01.2014 Majorin Elsbeth Hohl, Alte Strasse 9, 3852 Ringgenberg BE
Bis Kriegsende wechselten sich Aufgaben in Korps und Sozialwerk mit Einsätzen im Militär ab. Aus seiner Ehe mit Margrit Graber stammen fünf Kinder, Rudolf, Margrith, Samuel, Bernhard und Paul. 1965 verstarb Margrit nach einem kurzen Spitalaufenthalt. In dieser schweren Zeit schöpfte August aus dem Lied „Gott sorgt für dich sein Kind, freundlich und treu, jeden Tag neu!” Mut und Trost. Der Ehe mit Gertrud Schweizer folgte die Geburt von Dora, die heute Heilsarmeeoffizierin ist. Insgesamt leitete Brigadier Rickenbach ein Dutzend Korps und vier Sozialinstitutionen. Voller Dankbarkeit schloss er den selbst verfassten Lebenslauf mit den Worten: „Dem Herrn dienen war meine Freude!” Major Hervé Cachelin Divisionschef DHQ Ost
75 Jahre 03.01.2014 Majorin Emma Zimmermann, Fuchsweg 7, 3097 Liebefeld
Kommissäre Franz und Hanny Boschung, Territorialleiter Ab 18.12. Topfkollekte Bern 20.12. Topfkollekte Genf 12.01. - 13.01.2014 Direktionsretraite 16.01. Treffen Ruhestandsoffiziere, Ost-Division Oberstleutnante Massimo und AnneFlorence Tursi, Chefsekretär und Sekretärin für G+F 15.12. Weihnachtsfest Malleray Ab 18.12. Topfkollekte Bern 20.12. Topfkollekte Genf 12.01. - 13.01.2014 Direktionsretraite
Heimgang
Oberstleutnantin Liliane Donzé-Jeanneret Liliane Donzé wurde am 26. September 1936 in Lausanne geboren. Sie besass Humor und ausgeprägte Liebe, eine gesunde Selbstachtung, ohne sich allzu ernst zu nehmen. In allem was sie tat – in Uniform oder privat – fühlte sie sich wohl. Sie besass echte Demut. Bild: zVg
Geboren am 1. Juni 1918, wuchs August mit fünf Geschwistern in Amriswil auf. Nach der Lehre als Marmorist wurde er kurz nach der Rekrutenschule zum Kriegsdienst aufgeboten. Dem Ruf zum Dienst als Heilsarmeeoffizier folgend trat er 1940, in voller Militäruniform, in die Offiziersschule von Bern ein. Sein erster Marschbefehl lautete auf Glattfelden, aber noch während der Reise dorthin wurde er angewiesen, sich stattdessen in Affoltern am Albis einzufinden.
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95 Jahre 27.12. Majorin Madeleine Ryser, Könizstrasse 74, 3018 Bern 90 Jahre 12.01.2014 Majorin Margaretha Zimmermann, Rue de l'Ecluse 18, 2000 Neuchâtel
Bild: zVg
Der Herr hat seinen Diener, Brigadier August Rickenbach, am 26. Oktober 2013 nach einer 95 Jahre langen Pilgerreise im friedlichen Schlaf zu sich gerufen.
Termine
Ihr geistliches Leben, vom Bibellesen und dem Gebet genährt, reichte tief und war mitteilsam. Vom Glauben ihrer Eltern und der Heilsarmee getragen, schenkte sie mit sieben Jahren Jesus ihr Herz. Sie glaubte an das Leben und besass ein tiefes Vertrauen zu ihrem Erlöser; sie wusste, dass er alles in seinen Händen hält. Während des Krieges im Kongo war eine Selbstversorgung unmöglich. Am Geburtstag von „Paps” entschloss sie sich, mit dem Resten Mehl einen Cake zu backen, um Freunde und Kollegen einzuladen, sich gemeinsam zu freuen. Sie glaubte, dass der Herr selbst für den morgigen Tag sorgen würde – und er tat es! Seit der Heirat mit 22 Jahren bildete sie, zusammen mit „Paps”, ein passendes und glückliches Paar.
dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Dezember 2013
Sie liebte das Wasser. Schon als sie noch ganz klein war, begab sie sich ins Strandbad von Lausanne, um zu baden. Sie dachte, dass sie ihr ganzes Leben am Lac Léman (Genfersee) verbringen würde. Doch ihre Berufung zur Heilsarmeeoffizierin veranlasste sie, noch andere Gegenden zu entdecken: Payerne, Orbe, St-Aubin, Brazzaville, Neuenburg, Paris und Renens. Sie liebte es, Heilsarmeeoffizierin zu sein. Freudig arbeitete sie zusammen mit ihrem Gatten, teilte mit ihm die Verantwortungen und Herausforderungen, vor die sie gestellt wurden. Sie unterstützte ihn und stand ihm auf eine diskrete und effiziente Art bei. In allen Funktionen, die sie ausübte, bevorzugte sie es stets, unter Menschen zu sein. Sie hatte die Gabe erhalten, die Menschen einfach zu lieben, alle Menschen, besonders aber die Jugendlichen und Bedürftigen. Die Tür zu ihrem Heim war offen. Mutig und entschlossen kämpfte sie gegen die Krankheit. Trotz dem Verlust so mancher Befähigungen blieb sie bis ans Ende die Frau, die sie war. Samstagmorgen, am 9. November 2013, wurde sie in ihrem 78. Altersjahr im Haus ihres himmlischen Vaters aufgenommen. Oberstleutnant George Donzé und Christiane Imhoof-Donzé
Museum
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Zum ersten Mal nahm das Museum der Heilsarmee am 9. November an der Nacht der Religionen in Bern teil. 74 Besucher und Besucherinnen, darunter rund fünfzig Jugendliche (drei Konfirmandengruppen), erhielten einen Einblick in die Organisation, die Anliegen und das missionarische Engagement der Heilsarmee. Die viele Fragen, die dabei gestellt wurden, zeugten von echtem Interesse. Gut besucht war auch der von den Majorinnen Hedy Brenner und Corinne Gossauer-Peroz angebotene Workshop zu den biblischen Figuren Martha und Maria, der das Thema des Anlasses („EINS”) aufnahm. Zwei Dutzend Personen liessen sich von der Passage des Evangeliums (Lukas 10, 38-42) inspirieren, in der Martha sich um so vieles, Maria hingegen nur um eines kümmert.
Hoffnung schöpfen
Worte, die trösten und Mut machen Autor: Alfred Eglin-Weidmann Herausgeber: Blaukreuz-Verlag, Bern ISBN: 978-3-85580-497-9 Auf welcher Seite man „Hoffnung schöpfen” auch immer aufschlägt, findet man ermutigende Texte: Gedichte, Psalmen und Gedanken, mal kurz und mal ausführlicher. Die Aufteilung erinnert an ein Andachtsbuch: Ein Beitrag ist oft nur eine oder wenige Seiten lang.
Das Museum ist vom 23. Dezember 2013 bis zum 6. Januar 2014 geschlossen, der Shop vom 23. Dezember bis zum 13. Januar. Gerne bedienen wir Sie im neuen Jahr von Dienstag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr.
Information Abschied vom SBMB Während vielen Jahren war der Salutistische Bund für medizinische Berufe (SBMB) eine wertvolle Bereicherung seiner Mitglieder. Veränderte Bedürfnisse haben
jedoch zum Entschluss geführt, ihn nicht mehr in der heutigen Form weiterzuführen. Majorin Sibylle Kissuth und Major Samuel Wahli wird herzlich gedankt für ihren geschätzten Dienst.
Chor-Spotlight
En ChorAlle
Chor-Spotlight
1. Februar 2014, Zürich 2. Februar 2014, Lausanne
Singen Sie gern? Singen Sie gern in einem Chor? Möchten Sie etwas Bereicherndes und Unvergessliches miterleben? Dies ist eine Einladung für Sie! Music & Gospel Arts organisiert am Wochenende vom 1. und 2. Februar 2014 ein schweizweites Chor-Spotlight. Wir freuen uns sehr, an diesem Weekend Andrew
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Blyth (Music Ministries Assistant Director, GB) in der Schweiz begrüssen zu dürfen. Er wird das ganze Wochenende mit singfreudigen Menschen aus der Schweiz arbeiten, am Samstag 01.02.2014 in Zürich (Deutsch) und am Sonntag 02.02.2014 in Lausanne (Französisch). Ziel des Wochenendes ist es, für den territorialen Heilsarmee-Kongress 10./11. Mai 2014 in Bulle einen grossen gesamtschweizerischen Chor aufzubauen. Vor dem Kongress wird eine GesamtChorprobe mit allen Teilnehmern am 03.05.2014 in Bern stattfinden. Reservieren Sie bereits jetzt diese Daten. Weitere Infos finden Sie auf dieser Website: enchoralle.ch
Der Autor greift frohe Themen wie den Psalm 23 auf, in dem Gott uns zusagt, ein guter Hirte zu sein. Aber auch schwere Gedanken, wie die Angst vor Einsamkeit, haben Platz im Buch. Alfred Eglin-Weidmann platziert ebenso Texte zu den Jahreszeiten und Gedichte anderer Autoren, wie zum Beispiel von Dietrich Bonhoeffer. Im Vorwort von „Hoffnung schöpfen” heisst es, das Buch solle zur seelsorgerlichen Hilfe für Menschen in schwierigen Lebenssituationen werden. Zum Beispiel am Krankenbett, wenn es manchmal schwer ist, angemessene Worte zu finden. „Hoffnung schöpfen” lädt darum auch immer wieder zum Beten ein und verweist vielfach auf die Bibel. Dabei helfen auch die vielen Bilder, mit denen das Werk illustriert ist. Sie sind fast alle auf der Atlantikinsel Tresco entstanden, die zu Grossbritannien gehört. Blühende Pflanzen, ausgewaschene Felsen, wuchernde Farne, dazu überall die satten Farben der Natur – Gottes Schöpfung spricht nochmal eine ganz eigene Sprache und lässt den Leser oder die Leserin immer wieder innehalten und staunen. Florina German
dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Dezember 2013
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Zuerst gehört, dann gesehen!
Bild: zVg
Im Dialog bleiben
Was Manuela Hefti (37) als „Familienerbe” übernahm, hat für sie unermesslichen Wert.
seiner tiefen, allumfassenden Liebe berührt. Von diesem Moment an hatte ich die tiefe Gewissheit, dass Gott um alles weiss. Er kennt meine Ängste, meine Zweifel, mein Versagen. Mir ging es wie Hiob, der zu Gott sprach: „Ich kannte dich vom Hörensagen, jetzt aber haben meine Augen dich gesehen!” (Hiob 42,5) Manuela Hefti
Im nächsten „dialog”
Impressum Monatszeitschrift für Salutisten und Freunde der Heilsarmee
Speisepläne Vielen Dank!
Wir wünschen Majorin Heidi Knecht Gottes Segen. Major Jacques Tschanz, Leiter Kommunikation
Verlag und Redaktion Hauptquartier der Heilsarmee für die Schweiz-Österreich-Ungarn Laupenstrasse 5 · Postfach 6575 · CH-3001 Bern Telefon 031 388 05 02 redaktion@heilsarmee.ch Adressänderungen bitte an diese Adresse!
f_flickr.com Bild: GreatSmur
Seit über acht Jahren hat Majorin Heidi Knecht treu die Rubrik „Im Dialog mit Gott” geschrieben. Wir sind ihr für diesen Dienst sehr dankbar, der für viele Leserinnen und Leser zum Segen geworden ist. Im Wort Gottes – im Dialog mit Gott, wie sie es nennt – hat die Majorin ihre Inspiration für die Texte gefunden. In Gottes Wort hat sie auch den grossen Segen empfangen, den sie weitergegeben hat. Ab der nächsten Ausgabe finden Sie an dieser Stelle ein Gebet aus dem Buch „Prières d'espérance”, (dt. „Gebete der Hoffnung”), geschrieben von Pierre-Yves Zwahlen.
AZB
Im Dialog mit Gott
Manuela Hefti: „Er kennt meine Ängste.”
3001 Bern
Schon als kleines Mädchen wusste ich, dass Jesus mein bester Freund sein will, und er wurde mir wirklich zum treuen Begleiter. Aber lange meinte ich, dass ich mit guten Taten die Liebe Gottes und seine Gunst „verdienen” könnte. Doch trotz guter Lebensführung trafen mich bereits als Jungendliche schwere Schicksalsschläge. Mit dem Verstand wusste ich zwar, dass Gott mir auch in der Not nahe ist. Doch in meinen Gefühlen spürte ich oftmals nicht viel davon. Bis ich eine besondere Gotteserfahrung machte! Während Freunde für mich beteten, war mir, als öffne sich der Himmel über mir und Gott schaue mich ganz persönlich an. Mein Herz wurde von
Redaktionsteam Sergeant Martin Künzi (mk), Leiter Marketing; Major Jacques Tschanz (JT), Leiter Kommunikation; Sara Stöcklin (SSt); redaktionelle Mitarbeiter: Elsbeth Cachelin-Rufener, Claire-Lise Bitter, Reinhard Lässig. Layout Rolf Messerli Druck Rub Media AG, Wabern/Bern Gründer der Heilsarmee William Booth General André Cox Territorialleiter Kommissär Franz Boschung Abonnement dialog Fr. 46.– (Inland), Fr. 65.– (Ausland) Trialog Fr. 24.– (Inland), Fr. 44.– (Ausland) Klecks Kinderzeitschrift Fr. 24.–
Zu den berühmt-berüchtigten Vorsätzen für das neue Jahr gehört oft eine gesunde Ernährung. Wird das Thema auch in der Heilsarmee beachtet? Und: Wie gestaltet sich der Speiseplan bei sozialen Institutionen? Die Redaktion
„Gott nahe zu sein ist mein Glück.” Psalm 73,28
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dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Dezember 2013
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