d ialog
Bild: Sébastien Goetschmann
M o n a t s z e i t s c h r i f t f ü r S a l u t i s t e n u n d F re u n d e d e r H e i l s a r m e e
9/ 2015
Kein Tropfen mehr! Die Heilsarmee als Teil der weltweiten Abstinenzbewegung
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Besuch des Bundesrats 7 Aus dem Leben der Heilsarmee 7–9
Dialog
Editorial
Nach elf Jahren treuer Mitarbeit als Grafiker in der Abteilung Marketing und Kommunikation hat Rolf Messerli seinen w o h l v e rd i e n t e n Ruhestand angetreten. Das Layout der Magazine und Jahresberichte sowie weiterer
Publikationen, die Gestaltung von Anzeigen, Postern und Flyern, die Bearbeitung von Bildern: Obwohl sein Name auf vielen Publikationen nicht vermerkt war, gab es kaum eine, die nicht von seinem Fachwissen profitierte. Den dialog, den Sie heute lesen, gibt es auch wegen ihm. Daher möchten wir uns auf diesem Weg für all den geleisteten Einsatz, seine Unterstützung und die gute Zusammenarbeit bedanken!
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Bild: Maciek Bielec
Bild: zVg
In eigener Sache
Die Redaktion
„Du darfst nicht”, spricht eine strenge Stimme in mir, spricht das Gesetz, von dessen Herrschaft Christus mich doch befreit hat (Römer 10). In vielen christlichen Gemeinschaften habe ich Gesetzlichkeit als zerstörerische Kraft kennengelernt, die Menschen verhärtet und blind macht für die unendliche Barmherzigkeit und Gerechtigkeit des liebenden Gottes. Soll es deshalb eine Kirche ohne Verbote, ohne klare Richtlinien geben? Nein. Regeln sind schützende Leitplanken, Geländer auf den Emporen unserer Kirchen. Sie dürfen uns nicht beherrschen, aber sie dürfen uns dienen. „Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen” schreibt Paulus den Korinthern, und ein paar Zeilen später: „Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf” (1. Korinther 6,12; 10,23). Alkohol ist ein Genussmittel, das viele Menschen gefangen nimmt. Lesen Sie auf den folgenden Seiten, wie Institutionen und Mitglieder der Heilsarmee damit umgehen. „Wir dürfen verzichten”, sagen sie. Zu ihrem eigenen Wohl und zum Wohl von Menschen, bei denen es nicht ums Dürfen, sondern ums Können geht. Auch das ist christliche Freiheit. Sara Stöcklin
Leitbild der Heilsarmee Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.
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dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2015
HA-Info
Bild: zVg
Ein neues Gesicht am Hauptquartier Anfang August trat Kapitän Andy Fuhrer, ehemals Leiter des Jugendsekretariats Ost, seine neue Stelle an. Er übernimmt die Verantwortung für das gesamtschweizerische Jugendsekretariat und teilt im dialog seine Vorfreude. Nun ist er da, der erste offizielle Arbeitstag am Hauptquartier! Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mich von der Aufgabe eines Jugendsekretärs verabschiedet, und jetzt bin ich schon wieder „zmittst drin”! Ich freue mich auf die kommenden Herausforderungen, auch wenn ich die neue Verantwortung mit grossem Respekt übernommen habe. Umso mehr ermutigte es mich, als ich heute Morgen auf dem Weg von Winterthur nach Bern – ich pendle ein Jahr lang ans HQ, bevor wir im Sommer 2016 als Familie nach Bern umziehen werden – von Gott überrascht wurde. Täglich lese ich, wie Tausende andere Heilsarmeeleute weltweit, mein Kapitel im Neuen Testament. Und ausgerechnet heute (woher er wohl wusste, dass ich dieses Kapitel genau heute brauchte?) begegnet mir Gott mit einem genialen Vers: „Lass dir an meiner
Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig” (2. Korinther 12,9). „Meeting points” für Christus Dabei erinnere ich mich an das eben vergangene alive-teens-Lager, in welchem ich sozusagen als „Lehrling” meines Vorgängers Thomas Bösch dabei sein durfte. Mein persönliches Highlight war ein Gespräch mit einem Lagerteilnehmer, der während des Camps Jesus kennenlernte und sich in diesem Gespräch dafür entschied, Jesus seine Herzenstüre zu öffnen. Halleluja! Solche Entscheidungen und Gespräche müssen Ziel unserer Arbeit sein! Wir können dabei nicht die Arbeit unseres himmlischen Vaters tun, aber wir dürfen in aller Schwachheit „Meeting points” ermöglichen und auf den hinweisen, der alles hingegeben hat, um uns Freiheit und wahres Leben zu schenken. Ich werde
den erfreuten und überraschten Gesichtsausdruck dieses Jungen nie vergessen, nachdem ihn die übrigen Teilnehmer einen Tag später mit Jubel- und Freudenschreien und unter grossem Applaus in der Familie der Königskinder willkommen hiessen. Ein unglaublich berührender Moment! Ich freue mich auf viele gesegnete Begegnungen in meiner neuen Aufgabe und darauf, IHN, den Stärksten, am Bau seines Reiches in meiner ganzen Schwachheit unterstützen zu dürfen. Und ich freue mich über alle, die dabei mithelfen! Kapitän Andy Fuhrer Territorialer Jugendsekretär
Offen gesagt
Es waren Ferien. Doch der Freund, der bei uns zu Gast war, stand freiwillig früh auf. „Ich muss trainieren, wenn ich am Marathon teilnehmen will!”, erklärte er uns. Wir waren, offen gesagt, voller Bewunderung für seine Selbstdisziplin und Motivation. Er sagte „Nein” zu einer Stunde mehr Schlaf, um „Ja” zu einer Stunde Fitness zu sagen! Der Gedanke, zu verzichten und sich selbst etwas vorzuenthalten, erfreut sich heute keiner grossen Beliebtheit. Doch rät uns der Arzt, eine Diät zu machen, ist der Verzicht unumgänglich, wenn wir unsere Form wiederfinden möchten! Es ist eine notwendige Entscheidung zugunsten unseres Wohlbefindens. Die Gelübde der Soldatinnen und Soldaten der Heilsarmee betonen, dass wir ganz unserem Gott gehören. Entsprechend wün-
schen wir uns, aus eigenem Antrieb „Ja” zu sagen zu den Werten seines Königreichs. Das bedeutet auch, „Nein” zu sagen zu anderen Werten, selbst wenn sie in den Augen der Gesellschaft durchaus akzeptabel scheinen. Wir sagen „Ja” dazu, dass der christliche Glaube in jedem Bereich des Lebens zum Ausdruck kommt. Wir wählen, mithilfe des Heiligen Geistes, ein reines Leben: in Gedanken, Wort und Tat. Wir sind uns bewusst, dass unsere Art zu glauben und zu handeln Einfluss hat auf unsere täglichen Begegnungen. Wir verzichten auf gewisse Dinge, damit es uns gut geht, aber auch, damit es unserem Bruder oder unserer Schwester gut geht.
Tratschs über die Nachbarn enthalten, gibt uns dies die Gelegenheit, „Ja” zu sagen zu gesunden und salutistischen Beziehungen. Wir wollen das Leben in seiner Fülle leben, in der Fülle, die uns verheissen wurde von unserem Herrn, zu dem wir „Ja” gesagt haben (Johannes 10,10). Beginnen wir mit dem Training! Kommissäre Massimo und Jane Paone Territoriale Leiter
Es geht bei der Abstinenz also nicht nur darum, auf Alkohol, Tabak, Drogen und Pornografie zu verzichten. Auch andere Dinge können den Körper oder Geist gefangen nehmen. Wenn wir uns etwa der üblen Nachrede und des dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2015
Bild: Werner Tschan
Ein salutistisches – gesundes Leben!
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Dossier: Kein Tropfen mehr!
„Wir minimieren Risiken”
Welche Auswirkungen hat die strikte Abstinenz in „La Résidence” auf die Patienten? Achille Marthaler: In La Résidence begleiten wir Personen, die unter psychischen Störungen leiden. Sie haben häufig weder das Ziel, abstinent zu werden, noch das Bewusstsein, ein Problem mit dem Trinken zu haben. Ausserhalb des Geländes können die Bewohner jederzeit trinken. Die Auswirkungen des Verbots, Alkohol im Gebäude zu konsumieren, sind entsprechend schwer messbar. Wir haben wenig Kontrolle über die Einhaltung. Aber bei denen, die es nicht schaffen, das Verbot zu respektieren, und innerhalb des Hauses trinken, wird immerhin die Problematik ihres übermässigen Konsums deutlich. Das Betreuungspersonal erhält dadurch die Möglichkeit, das Thema bei den Betroffenen anzusprechen. La Résidence ist ein Heim mit psychologischer und pädagogischer Betreuung, welches Erwachsene aufnimmt, die unter schweren psychischen Störungen leiden, teilweise verbunden mit Abhängigkeitsproblemen. Die Begleitung erfolgt in Verbindung mit dem medizinischen und sozialen Netz der betreuten Person.
Bild: Sara Stöcklin
Weitere Infos: la-residence.ch
Im Grossen und Ganzen sind sich die Bewohner einig, dass das Verbot, im Haus Alkohol zu konsumieren, zu einer gesünderen Atmosphäre beiträgt. Wie erlebt das Pflegepersonal das Verbot? A.C.: Es empfindet eine gewisse Machtlosigkeit. Wir können nicht alle Bewohner kontrollieren, und dies ist auch nicht unsere Aufgabe. Wir sind da, um sie in ihren Schwierigkeiten zu begleiten. Es wäre paradox, jemanden, der wegen eines Problems der Abhängigkeit zu uns gekommen ist, zu bestrafen, weil er das Produkt konsumiert hat, das ihm Probleme bereitet. Gleichwohl habe ich festgestellt, dass das Verbot ein erstes Arbeitsinstrument ist, das es mir ermöglicht, mit den Bewohnern über einen problematischen Konsum zu sprechen. Es handelt sich bei der Regel um eine der wenigen Restriktionen, die wir den Patienten auferlegen. Wenn eine Person diesen Rahmen nicht respektieren kann, bietet dies Gelegenheit, sie mit ihrem Verhalten zu konfrontieren. Wäre es sinnvoll, das absolute Verbot zu lockern, um zum Beispiel einen kontrollierten Konsum wie im Wohnheim Molkenstrasse in Zürich zuzulassen?* A.C.: Ich glaube, dass die Heilsarmee eine grosse Offenheit bewiesen hat, indem sie den Konsum von Alkohol in einer Institution toleriert. Aber dieser Ansatz ist nicht unbedingt die ideale Lösung für alle Patienten. Lange war Abstinenz die einzige Art der Behandlung – indem das Produkt fortgenommen wird, beseitigt man das Problem. Heute versteht man jedoch, dass der Konsum eines Produkts
Bild: Sébastien Goetschmann
Im Wohnheim „La Résidence” der Heilsarmee in Lausanne darf kein Alkohol konsumiert werden. Im Gespräch mit dem dialog erklärt Betreuer Achille Marthaler, wie er die Einhaltung der Abstinenz in seiner täglichen Arbeit erlebt.
Achille Marthaler: „Die Abstinenz trägt zu einer gesünderen Atmosphäre im Haus bei.”
Symptom einer komplexen Krankheit sein kann. Psychische Krankheiten und Abhängigkeiten sind oft miteinander verbunden. Deshalb braucht es eine individuelle und auf die Person angepasste Begleitung. Mit unserer Regel betreiben wir Risikoreduktion. Unser Konzept der Begleitung besteht darin, die Risiken zu minimieren, die im Konsum liegen. In diesem Sinn stellt das Verbot, innerhalb von La Résidence zu trinken, keinen Widerspruch dar. Aber wir müssen Lösungen finden, um den Stress zu vermeiden, der entsteht, wenn Bewohner ihre Flaschen draussen trinken „müssen” – wenn es kalt ist, in möglichst kurzer Zeit –, oder sie in der Strasse verstecken, mit der Angst, dass sie gestohlen werden. Fragen: Sébastien Goetschmann
*Siehe Artikel unten.
Update: Alkoholkonsum im Wohnheim Molkenstrasse In Programmen für „Kontrolliertes Trinken” lernen Bewohner im Wohnheim Molkenstrasse Zürich, ihren Alkoholkonsum besser zu steuern. Die vorherige Direktion der Heilsarmee beschloss letztes Jahr die Fortführung einer neuen Regelung, nach der Bewohner im Wohnheim Zürich in ihren Zimmern Alkohol trinken dürfen (der dialog berichtete). Die in
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dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2015
einer Testphase geprüfte Änderung hatte die Atmosphäre im Wohnheim entspannt und es ermöglicht, auch Menschen aufzunehmen, die nicht mehr therapierbar sind. Roger Berger, Leiter Wohnheime Zürich,
Das Gelübde: ein erster Schritt in der Prävention Das Gesetz verbietet in der Schweiz den Verkauf von Alkohol an unter 16-Jährige. Das Gelübde der Juniorsoldaten verpflichtet junge Salutistinnen und Salutisten, bis zum 18. oder auf Wunsch sogar 20. Lebensjahr auf Alkohol zu verzichten. Ist es noch zeitgemäss, von unseren Kindern Abstinenz zu verlangen?
Aber diese Barriere genügt nicht: Nicht das Produkt bringt die Sucht hervor, sondern
vielmehr der Kontext, in dem getrunken wird. Die Risiken nehmen zu, wenn junge Menschen trinken, um schwierige Situationen zu verarbeiten, mit Gefühlen klarzukommen oder sich zu öffnen; aus Angst, Schwermut oder Furcht vor Ablehnung. Die Prävention eines solchen Konsums beginnt in der Wiege, in unseren Familien, in unseren Korps. Bedürfnisse wahrnehmen Es gilt, aufmerksam zu sein und die Bedürfnisse unserer Kinder wahrzunehmen. Wenn wir sie unterstützen in einem Glau-
ben, der in den grossen Entscheidungen des Lebens zum Tragen kommt, wenn wir zur Verfügung stehen, um ihre Eltern in den entscheidenden Moment der Erziehung zu begleiten und zu ermutigen, dann hilft ihnen das Gelübde. Es unterstützt sie darin, sich selbst Grenzen zu setzen und sich zu schützen im Angesicht aller Formen der Abhängigkeit, die unsere Gesellschaft bereithält. Majorin Christine Volet Abteilung Gesellschaft und Familie
Bild: Sara Stöcklin
Durchaus! Viele unserer Gewohnheiten im Erwachsenenalter haben ihre Wurzeln in der Kindheit und besonders in der Jugendzeit. Hier lernen wir, selbstständig zu handeln und unsere eigenen Ressourcen zu entdecken. Das Abstinenzgelübde der Juniorsoldatinnen und -soldaten verstärkt in dieser Phase des Umbruchs den Schutz, den das Gesetz bietet. Und es gibt Gelegenheit, offen über die Probleme zu sprechen, die mit Alkohol und Drogen verbunden sind.
Gemäss Statistik haben sich im Jahr 2014 in der Schweiz 1,6 Prozent der Mädchen und 3,2 Prozent der Jungen bis 13 Jahre in einen Rausch getrunken. Bei den Jugendlichen bis 15 nimmt der Prozentsatz auf 12,8 bzw. 16,1 zu. Konsumiert werden Alcopops und Bier, seltener Wein und Spirituosen. Ein neueres Phänomen ist das Rauschtrinken, der exzessive Konsum mit einer starken und raschen Alkoholisierung, die oft zur Bewusstlosigkeit führt. Ein solcher Konsum zieht ernste Konsequenzen nach sich: Risiken für die Gesundheit, gesteigertes Risikoverhalten und Unfälle. Bei der Prävention scheinen zwei Faktoren nebst der individuellen Begleitung wirksam: die Durchsetzung des Mindestalters und die Erhöhung der Steuern auf die Produkte. Weitere Infos: suchtschweiz.ch
sah die Abstinenzhaltung der Heilsarmee dabei nicht in Frage gestellt. Die Erfahrung der Mitarbeitenden habe gezeigt, dass die Heilsarmee ihr Anliegen, menschliche Not zu lindern, durch tolerierten Alkoholkonsum an der Molkenstrasse besser fördern könne. Parallel zur neuen Regelung sollten jedoch weitere Massnahmen zum Umgang mit Alkohol ergriffen werden. Die Leitung der Institution hat in diesem Zusammenhang zwei Mitarbeitende aus dem Sozialdienst
Es geht auch ohne Alkohol: Die Bar der jungen Heilsarmee am territorialen Kongress 2014.
zu Trainern für kontrolliertes Trinken (KT) ausbilden lassen. Bei KT geht es darum, motivierte Betroffene in einer kleinen Gruppe für das eigene Trinkverhalten zu sensibilisieren. Die Teilnehmenden sollen sich ein Konsumverhalten aneignen, bei dem sie die Freiheit behalten, in zuvor festgelegten Situationen zu trinken und in anderen Situationen auf Alkohol zu verzichten. Sie legen selbst einen Trinkplan fest und führen ein Trinktagebuch, um ihren Konsum besser zu steuern und mit
der Zeit auch zu reduzieren. Mit dem Kurs sollen insbesondere Personen angesprochen werden, die aktuell kein Abstinenzziel verfolgen. KT kann für sie ein erreichbareres Zwischenziel darstellen. Das zehnwöchige Programm soll in Zukunft zweimal pro Jahr im Wohnheim Molkenstrasse durchgeführt werden. Die Redaktion
Weitere Infos: praxis-suchtmedizin.ch
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Dossier: Kein Tropfen mehr!
Bild: zVg
Behandelbar, aber nicht heilbar Der durchschnittliche Alkoholkonsum in der Schweiz sinkt seit Jahren und befindet sich zurzeit unter der 10-Liter-Marke. Rund 13 Prozent der Bevölkerung verzichten ganz auf Alkohol. Gibt es deswegen keine Alkoholprobleme mehr? Leider nein! Alkohol ist ein fester Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens. Kaum ein Fest, das nicht mit Alkohol gefeiert wird. Alkoholische Getränke gelten mehrheitlich als Genussmittel. Sie sind aber ebenso Suchtmittel. Die Grenze dazwischen ist fliessend. 300 000 Menschen trinken gemäss Studien in einer Weise, die ihre Gesundheit schädigt. 250 000 Menschen in der Schweiz gelten als alkoholkrank. Nur etwa ein Viertel davon ist in einer Behandlung. Die geschätzten direkten und indirekten sozialen Kosten des Alkoholkonsums beliefen sich in der Schweiz im Jahr 2010 auf rund 4,2 Milliarden Franken. Alkohol ist damit immer noch die Droge Nummer eins.
Heute sind alle gesellschaftlichen Schichten gleichermassen betroffen. Jugendliche trinken nicht mehr, aber tendenziell exzessiver. Für Frauen bleibt Alkoholabhängigkeit ein Tabuthema. Ihr Anteil in der Behandlung steigt jedoch stetig. Männer im sogenannt „besten Alter” bilden nach wie vor die weitaus grösste Risikogruppe, und
Bild: Charles A. Broughton
Alle Schichten sind betroffen Alkoholprobleme sind indes weniger sichtbar als früher. Die offensichtliche Alkoholnot, wie sie Jeremias Gotthelf beschrieb, gibt es in dieser Form nicht mehr. Der
Grund liegt unter anderem in der Anerkennung des Alkoholismus als Krankheit und einem gut ausgebauten Hilfs- und Behandlungsangebot. Die Gründer der Heilsarmee und des Blauen Kreuzes waren am Aufbau dieses Angebots beteiligt. Im ausgehenden 19. Jahrhundert sahen sie sich mit dem Armutsalkoholismus der sozialen Unterschichten konfrontiert. Dieser hatte seine Wurzeln in einer liberalen Alkoholpolitik und miserablen sozialen und ökonomischen Lebens- und Arbeitsbedingungen.
im Seniorenalter Walter Liechti, weisen sie einen Tr a n s a k t i o n s alarmierend hohen analytiker CTAAlkoholkonsum C, ist Berater auf. Das Alter der für Alkohol- und Klienten in BeraSuchtprobleme, tung und Therapie langjähriger sinkt indes ebenso Mitarbeiter des wie das EinstiegsBlauen Kreuzes alter. Nicht selten und Salutist. geben jüngere Klienten an, bereits mit zwölf Jahren erstmals oder gar regelmässig Alkohol getrunken zu haben. Anderer Umgang mit Alkohol Alkoholabhängigkeit als individuelles und gesellschaftliches Problem ist somit nicht kleiner geworden. Ihre Erscheinungsform und Sichtbarkeit hat sich jedoch verändert. Gründe dafür sind unter anderem im gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol und in dessen wirtschaftlicher Bedeutung zu suchen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse bezüglich Entstehung und Verlauf der Krankheit haben die Behandlungsmöglichkeiten deutlich erweitert. Alkoholkrankheit ist behandelbar, in fortgeschrittenem Stadium aber nicht heilbar. Die Behandlung ist oft mit viel Arbeit an sich selbst verbunden. Der Einbezug des Umfeldes ist zentral. Abstinenz bleibt das wohl einfachste und wirksamste Mittel gegen Abhängigkeit. Solidarischer Verzicht setzt Zeichen gegen den Mainstream und kann gefährdeten Mitmenschen helfen. Walter Liechti
Alkoholprobleme sind nicht kleiner, aber weniger sichtbar als in den Anfangszeiten der Heilsarmee: Bild einer Salutistin in einem Elendsviertel in New York, erschienen in Harper's Weekly im Dezember 1894.
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Panorama
Als Christian Poyet zum ersten Mal das Abstinenzgelübde der Heilsarmee ablegte, war er 26 Jahre alt. Erst viel später wurde ihm bewusst, welche Bedeutung dieses Versprechen für ihn hatte.
Den Flüchtlingen persönlich begegnen Am 2. Juli hat der Bundesrat während seiner „Schulreise” die Bewohner im Durchgangszentrum Riggisberg der Heilsarmee Flüchtlingshilfe besucht. Gegenseitiges Interesse prägte das Treffen. Bild: Keystone
Frei mit grossem F
„Nach Jahren, in denen ich viele Enttäuschungen erleben musste, habe ich mein Engagement in der Heilsarmee aufgegeben. Der Alkohol zerstörte mein Leben daraufhin Stück für Stück. Er wurde mir zum „Freund” und zur Krücke, auf die ich immer stärker angewiesen war. Ich erlebte die Hölle der Einsamkeit, körperliche und psychische Leiden und verlor immer mehr die Kontrolle über mein eigenes Leben. Ich wollte nur noch verschwinden. Aussenminister Didier Burkhalter im Gespräch mit Flüchtlingen.
Im Jahr 2007 besuchte ich zum ersten Mal ein Treffen der Anonymen Alkoholiker. Endlich konnte ich durch die Worte „Ich heisse Christian und bin Alkoholiker” meine Last ablegen. Ich hatte verstanden, dass ich krank war und Hilfe brauchte. Das war der erste Schritt auf einem langen Weg. 2010 kam erneut ein Tiefpunkt. Ich bat Jesus, mich zu retten und mir seinen Willen für mein Leben zu zeigen. Es folgte ein innerer Kampf, aus dem Jesus als Sieger hervorging. Ich sagte noch einmal „Ja” und legte mein Abstinenzgelübde nach 30 Jahren neu ab. Seither habe ich wieder Respekt vor mir selbst, einen Sinn in meinem Leben, eine Familie. Ich habe schwierige Zeiten gut überstanden. Vor Gott und den Menschen ein Versprechen unterschrieben zu haben, gab meinem Leben eine besondere Würze. Doch ich erneuere mein Gelübde Tag für Tag. Ohne meine Beziehung zu Jesus wäre das unmöglich. Nun bin ich Frei mit einem grossen F! Das Abstinenzgelübde der Heilsarmee macht für mich Sinn, weil es uns vor vielen Versuchungen und Leiden bewahren kann, wenn wir uns von Jesus helfen lassen.” Christian Poyet, Korps Vevey
Sonnenschirme, Getränke und Speisen aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge stehen für die Besucherinnen und Besucher bereit. Um 11.40 geht es los. Die Mitglieder des Bundesrates steigen aus dem Bus und beginnen mit der Begrüssungsrunde: Christine Bär, Gemeindepräsidentin von Riggisberg, Claudia Ransberger, Leiterin des Migrationsdienstes, Daniela Zurbrügg, Leiterin der Heilsarmee Personalabteilung sowie Flüchtlinge heissen die Landesregierung willkommen. Die Aufregung unter den Flüchtlingen wie auch dem Personal ist gross. Dann ein erstes Bad in der Menge. Neugier und Scheu halten sich bei der Begegnung die Waage. In den Reden wird betont, der Besuch des Bundesrats sei ein Zeichen, dass sich die Landesregierung für die Menschen und ihre Schicksale interessiere. Paul Mori, Leiter der Heilsarmee Flüchtlingshilfe, führt durch das unterirdische Flüchtlingsheim. Enge und fehlende Privatsphäre sind augenscheinlich, das Zusammenspiel der Menschen aus verschiedensten Kulturen öfters eine Herausforderung. Jeder Flüchtling erhält täglich 9.50 Franken Sozialgeld: Wie wenig das ist, wird in einer Zusammenstellung von Waren für diesen Betrag wirkungsvoll gezeigt. Dann wird es gemütlich: Die Bundesräte werden in den Speisesaal geführt, wo ih-
nen die Flüchtlinge Spezialitäten aus ihren Heimatländern servieren. Die Gerichte aus Syrien, Irak, Afghanistan, Somalia, Eritrea und Nigeria schmecken vorzüglich, Schärfe paart sich mit fremden Gewürzen. Die Flüchtlinge sind stolz, ihr doch eigentlich geliebtes Land so vertreten zu können. An jedem Tisch sitzen fünf bis sechs Flüchtlinge mit einem Bundesrat im Gespräch, Heilsarmee-Mitarbeitende übersetzen. Jeder Flüchtling hat eine bewegende Geschichte. Die Bundesräte hören mit Interesse zu, fragen nach und trösten auch mal. Ein in Riggisberg geborenes Baby einer Eritreerin wird von Bundesrätin Widmer-Schlumpf in den Schlaf gewiegt. Der Medienrummel beim „Point de Presse” und danach ist eindrücklich: Interviews mit Bundesräten, Flüchtlingen und Heilsarmee-Mitarbeitenden durch Fernsehen, Radio, Print- und Onlinemedien, dann das obligate Gruppenfoto, in den Medien bereits politisch wertend kommentiert. Es geht weiter: Biel ist das nächste Ziel des Bundesratsreislis. Ein herzlicher Abschied, schöne Erinnerungen bleiben. Das Modell Riggisberg funktioniert, auch wenn nicht alles perfektioniert ist. Daniel Oester, Mitarbeiter Marketing
dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2015
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Panorama
„Wir sind wie eine Familie” Um die 50 Jugendliche haben dieses Jahr im alive-teens-Lager Lieder einstudiert, die sie danach in den Städten der Schweiz zum Besten gaben. Janik Steiner war mit dabei und erzählt von seinen Erlebnissen. Stadt auf. Vom Bühnenaufbau über die Technik bis zum Soundcheck haben wir Teilnehmer bei allem voll mitgearbeitet. Nach einer Pause kam jeweils das Einsingen und schliesslich unser Auftritt. Welche Botschaft wolltet ihr mit den Konzerten weitergeben? Wir haben zwölf Lieder gesungen, dazwischen gab es vier kurze Inputs. Darin wurde erzählt, dass das Leben einer Bergwanderung gleicht: Es kann nicht nur Gipfel geben. Oft geht es aufwärts und wir fühlen uns gut, aber es kommen auch im-
Bild: alive-teens
Wie sah euer Programm aus im aliveteens-Lager? Janik Steiner: In der ersten Woche haben wir uns auf die Tour vorbereitet. Es gab zweimal täglich Singproben. Dann konnten die Jugendlichen Workshops besuchen, zum Beispiel Sport, Tanz oder Wellness. Die Solisten probten in dieser Zeit ihre Soloparts. Am Abend hatten wir dann jeweils Zeit zur Entspannung, konnten grillieren oder Spiele machen. Einmal gab es sogar eine Openair-Filmvorstellung. In der zweiten Woche gingen wir auf Tour und traten an jedem Tag in einer anderen
mer wieder Täler und Schwierigkeiten. Wir wollten die Leute ermutigen, in solchen Situationen nicht aufzugeben, sondern nach dem nächsten Gipfel Ausschau zu halten. Hattet ihr besondere Begegnungen? Wir hatten bei den Auftritten jeweils unsere Fans, die von Anfang an mit dabei waren; oft Leute aus der Heilsarmee. Die tanzten mit und ermutigten andere, zuzuhören. Passanten blieben spontan bei der Bühne stehen und hörten sich manchmal das ganze Konzert an. Oft sahen wir auch Obdachlose, die sich über unseren Auftritt freuten und begeistert mit dabei waren. Was war dein persönliches Highlight? Mir gefällt die Gemeinschaft am besten, die man im Lager hat. Wir sind wie eine Familie. Keiner wird ausgeschlossen. Beeindruckt hat mich auch der Bühnenaufbau. Es gab jedes Mal viel zu tun, und alle haben sich hundertprozentig eingesetzt. Warum lohnt es sich, bei alive-teens mitzumachen oder zuzuschauen? Ich würde jedem Teenager, der gerne singt, die Teilnahme empfehlen. Es macht grossen Spass, zusammen diese Woche zu verbringen! Für die Zuschauer sind unsere Auftritte toll, weil sie Freude erleben und mit uns zusammen feiern können.
Janik Steiner in Aktion beim alive-teens-Konzert.
Fragen: Nora Steiner
„Da, wo Gott uns gebrauchen will” Christine und Leonardo Hofer haben Ende Juli einen zweijährigen Einsatz für die Heilsarmee in Sambia begonnen. Die Anwältin und der Ökonom werden in Entwicklungsprojekten tätig sein. Wie ist euer Bezug zur Heilsarmee? Leonardo: Christine kommt aus Venezuela und kannte die Heilsarmee nicht, bevor sie mich kennenlernte. Ich selber bin in der Heilsarmee aufgewachsen. Als wir ein Paar wurden, entschieden wir, gemeinsam die Heilsarmee zu besuchen. Wie kam es zu eurer Entscheidung, einen Missionseinsatz zu machen?
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Christine: Leonardo und ich wollen für Gott leben, da, wo er uns gebrauchen will. Bei der Heilsarmee in Sambia werden zurzeit Mitarbeiter benötigt, also baten wir Gott, uns zu zeigen, ob wir nach Afrika gehen sollten. Durch eine Predigt bestätigte er diesen Weg eindrücklich. Leonardo: Ein zweiter wichtiger Moment war, als ein Gespräch mit meinem Arbeitgeber über meine Zukunftspläne bevor-
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stand. Genau in diese Situation hinein kam die Zusage der Heilsarmee für unseren Einsatz – ein Bescheid, mit dem wir erst einige Wochen später gerechnet hatten. Das war für mich ein klares Reden von Gott. Ich wünsche mir, ihn in der kommenden Zeit noch stärker im Alltag zu erleben. In Europa ist es so einfach, Gott zu vergessen. Ich habe ja alles und komme gut zurecht. In Afrika sind wir viel stärker auf Gottes Hilfe angewiesen – mit der Sprache, der fremden Kultur und den neuen Aufgaben. Ihr habt zur Vorbereitung auf euren Einsatz das Heilsarmeezentrum in Sambia besucht. Wie habt ihr die Bevölkerung bei dieser Reise erlebt?
Die Heilsarmee in der Nebenrolle
Begegnungen am Set Ende Juli trafen sich Laienschauspieler und Crew im alten Gefängnis von Hinwil zum Dreh. Mit dabei: Vier Salutistinnen und ein Salutist, die die traditionellen Besuche von Strafgefangenen darstellen. Nach der Begrüssung wird die traditionelle Uniform angezogen, danach geht es zu den Maskenbildnern – sogar die Hände werden mit
Christine: Es ist in Sambia Brauch, Gästen die Hände zu waschen. Es hat mich sehr berührt, dies bei einem Besuch in einem Dorf zu erleben. Wir waren gekommen, um den Sambiern zu dienen, und nun diente unsere Gastgeberin uns, indem sie uns die Hände wusch! Leonardo: Allgemein sind die Leute dort sehr gastfreundlich. Wir haben viele herzliche Menschen kennengelernt, die dankbar sind, dass wir aus Europa zu ihnen kommen. Was wird in Sambia eure Aufgabe sein? Was für Ziele steckt ihr euch? Leonardo: Wir werden vor allem in einem Projekt mithelfen, bei dem es darum geht, Bedürfnisse vor Ort abzudecken. Zum
Film ab für die Heilsarmee: Salutisten am Set von „Lina liebt”.
Schminke behandelt, da sie im Film von der Kälte gerötet sein sollen. Am Set kommen immer wieder Schauspieler und Produktionsleute zu den Salutisten und wollen mehr erfahren: Ob sie wirklich HeilsarmeeMitglieder seien und was das heisse, was die Heilsarmee denn so mache und ob tatsächlich Leute im Gefängnis besucht würden. Eine tolle Gelegenheit, um von der Heilsarmee zu erzählen. Film ab! Dann geht es los: „Film ab, Ton läuft, Lina liebt, Szene 138, die 1, Musik ab”. Nach etwas mehr als einer Strophe wird „Der Herr, er ist mein treuer Hirte” zum ersten Mal un-
terbrochen. Es wird ein langer Abend: neun Mal singen und spielen die Salutisten das Lied durch, über zwei Stunden am gleichen Ort verharrend. Dafür erhalten sie regelmässig Applaus für ihre Performance. Um Viertel nach elf Uhr abends ist Drehschluss, dann wird abgebaut. Um zwei Uhr nachts ist auch der letzte Salutist in Bern im Bett: Einen strengen Tag hinter sich, aber mit der Genugtuung, die Heilsarmee und ihr Werk in allen Ehren repräsentiert zu haben. Daniel Oester, Mitarbeiter Marketing Die Redaktion informiert, wann der Film ausgestrahlt wird.
Beispiel, indem Kurse zum Umgang mit dem Computer angeboten werden. Christine wird ausserdem in einem Babyernährungsprojekt tätig sein. Wir möchten den Menschen in Sambia dienen, aber auch von ihnen lernen – über ihre Kultur und ihre Art, die Welt zu sehen. Christine: Wir wollen von Gott gebraucht werden, seine Hände und Füsse sein. Er hat uns in den Vorbereitungen geleitet und wird uns auch hier führen. Wir wollen die Werke tun, die er für uns vorbereitet hat, und glauben, dass er viel Gutes für uns und für die Sambier bereithält.
Bild: Nora Steiner
Es ist eines der düsteren Kapitel der Schweizer Geschichte: Bis 1981 war es möglich, vor allem junge Menschen auch ohne Gerichtsurteil oder psychiatrisches Gutachten wegzusperren, wegen „Arbeitsscheu” oder „lasterhaften Lebenswandels”. „Lina liebt” erzählt von einer jungen Frau, die von den Behörden eines normalen Lebens beraubt wurde. Der Film wird im Herbst 2016 auf SRF1 ausgestrahlt. Die Heilsarmee kommt in „Lina liebt” in einer positiven Nebenrolle vor: Fünf Salutisten bringen den Gefängnisinsassinnen von Hindelbank an der Weihnachtsfeier etwas Melodie und Farbe ins Leben. Die Hauptdarstellerin Lina wird dabei von ihren Emotionen überwältigt, denn die Musik weckt in ihr Erinnerungen an früher.
Bild: Daniel Oester
Die Schweizer Filmproduktion „Lina liebt” handelt vom Schicksal einer jungen Frau, die von den Behörden weggesperrt wurde. Auch die Heilsarmee spielt im Film eine Rolle.
Fragen: Nora Steiner
dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2015
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Notabene
Information der Direktion
Aufgabe Studiengang „Bachelor in Christlicher Leiterschaft” Am 25. Juni dieses Jahres wurde im Territorium bekannt gegeben, dass der Strategierat auf dringende Empfehlung der Direktion hin beschlossen hat, die eigenen Ausbildungsprogramme per Sommer 2016 abzusetzen. Der Studiengang „Bachelor in Christlicher Leiterschaft” (BACL) und die französische „Formation en Ministère Chrétien” (FOMC) werden nicht mehr weitergeführt. Der Entscheid fiel sowohl in der Direktion als auch im Strategierat einstimmig. Das Territorium wurde informiert, dass der deutschsprachige Kurs bis zum Sommer 2016 wie gewohnt, der französische Kurs in reduzierter Form weiterlaufen wird. Es ist das Ziel, dass ab Sommer 2016 eine neue Form der Offiziersausbildung bereitsteht. Der Beschluss hat erwartungsgemäss unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen und besonders bei denen, die hart für den Aufbau der Studiengänge gearbeitet haben, Betroffenheit und Frustration ausgelöst. Dafür haben wir volles Verständnis. Ich möchte allen danken, die per E-mail ihre Zustimmung oder Ablehnung zum Ausdruck gebracht haben. Evaluation des Bachelors Unter der vorherigen Leitung fällte die Direktion am 11. September 2012 den Entscheid, aufgrund der Empfehlung des damaligen Abteilungsleiters Personal, dass der BACL und die Erarbeitung der FOMC bis 2015 weitergeführt werden sollten. Danach sollte eine Evaluation vorgenommen und ein definitiver Entscheid darüber gefällt werden, ob BACL/FOMC fortzuführen seien oder ob ein alternatives, preisgünstigeres, jedoch qualitativ gleichwertiges Modell zu erarbeiten sei. Weitere Entscheide wie die Vermietung von Wohnraum für Studierende waren derweil unumgänglich, um einen Teil der Kosten zu decken, die durch den Unterhalt des leeren Gebäudes entstanden. Als wir, die neue Direktion, im September 2014 eingesetzt wurden, erinnerte man uns an die bevorstehende Evaluation des Bachelors, die im Januar 2015 fällig war. Wir sollten dafür sorgen, dass diese Evaluation ordnungsgemäss durchgeführt würde. Gleichzeitig trugen Mitglieder der Direktion und des Strategierats mehrfach Bedenken an uns heran bezüglich der wachsenden Kosten des Bildungszentrums und der
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grossen finanziellen Investition für eine kleine Anzahl Studierender und Kadetten. Das aktuelle Modell, so die geäusserten Vorbehalte, sei längerfristig nicht tragbar und es wäre unverantwortlich, es in dieser Form weiterzuführen. Dabei ist festzuhalten, dass die Mitarbeitenden des Bildungszentrums sich stark darum bemühten, viele der Wohnungen und Räume an Aussenstehende zu vermieten. Sie erzielten damit Einkünfte in beträchtlicher Höhe, die dazu beitrugen, einen Teil der stetig steigenden Kosten zu kompensieren. Es wurden auch Bedenken geäussert, dass der Bachelorabschluss einen zu grossen Schwerpunkt auf das akademische Studium lege und die praktische Ausbildung dadurch zu kurz käme. Deshalb überprüften wir nicht nur den Bachelor, sondern weiteten die Evaluation Anzeige auf das Bildungszentrum und auf die ganzen Ausbildungsund Kandidatenprozesse aus. Anfang 2015 wurde eine Evaluationsgruppe eingesetzt. Im Zuge des Evaluationsprozesses wurde immer klarer, dass ein Richtungswechsel erforderlich ist. Obschon niemand bestreitet, dass der BachelorStudiengang einen hohen akademischen Standard erreichte, waren die enormen Kosten des Programms für eine solch kleine Anzahl Studierender und Kadetten nicht tragbar. Modell für die Zukunft Aufgrund dieser Sachlage empfahl die Direktion dem Strategierat einstimmig, den eigenen Bachelor aufzugeben. Eine neue Arbeitsgruppe sollte eingesetzt werden, um ein neues Ausbil-
dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2015
dungsmodell zu erarbeiten, das ab 2016 bereitsteht. Das neue Modell soll weiterhin einen hohen akademischen Standard haben, aber mehr Gewicht auf die praktische Ausbildung legen und die Identifikation mit der nationalen und internationalen Heilsarmee fördern. Der Strategierat folgte der Empfehlung einstimmig. Die Heilsarmee in der Schweiz wird weiterhin ein dynamisches Ausbildungsprogramm haben. Wie dieses in Zukunft genau aussehen wird, ist im Moment unklar. Bitte beten Sie, dass die neue Arbeitsgruppe vom Heiligen Geist geführt wird und wir in der Lage sein werden, Offiziere angemessen auszubilden und auszurüsten für die Zeit, in der wir leben. Oberstleutnant Allan Hofer
GeistliChe ZurüstunG und AnbetunG GOttes für MitGlieder und freunde der heilsArMee
24. & 25. OktOber 2015 Zu Gast General und kommissärin Cox kongresszentrum biel
Erwachsenenbildung
Lesestoff
Lesespass für die Kleinen Viele Jahre lang betreute ein Team der Heilsarmee und der EMK die Kinderzeitschrift Klecks. Das Heft gibt es in Zukunft nicht mehr, doch für Lesestoff ist weiterhin gesorgt. Die Heilsarmee dankt dem ehrenamtlichen Redaktionsteam, das jahrelang die Zeitschrift „Klecks” herausgebracht hat. Im Heft waren Bibelstunden für Kinder, Abenteuerberichte und vieles mehr zu finden. Doch weil die Auflage gesunken ist und der Aufwand gross war, entschied das „Klecks”Team, eine neue Lösung zu finden. Dank einer Zusammenarbeit mit dem SCM Bundes-Verlag wächst der Lesespass nun auf A4-Grösse an: Die Kinder der Heilsarmee und der EMK Jungschar erhalten in Zukunft sechs Ausgaben der bestehenden Zeitschrift „Kläx”, die vom Verlag SCM herausgegeben wird. Darin befinden sich vier Sonderseiten mit Berichten und Anlässen der Heilsarmee. Ausserdem gibt es Bildergeschichten, Berichte, Bibelerklärungen und vieles mehr. Falls Ihr Kind alle zehn Ausgaben erhalten möchte, kann bei SCM ein Jahresabo bestellt werden.
Bild: SCM Bundes-Verlag
Nora Steiner
Termine
p e r s o l o g® Persönlichkeits-Profil
Kommissäre Massimo und Jane Paone, Territorialleiter
mit den Majoren Bernhard und Regina Wittwer
19.–20. September: Einsetzung Majore Bernhard und Regina Wittwer, Region Ungarn 28.–30. September: Europäische Konferenz in Holland zum Thema Zukunft der Betreuungseinrichtungen
Kursbeschreibung Die Frage nach der erfolgreichen Persönlichkeit ist so alt wie die Menschheit. Erfolgreiche Menschen haben es geschafft, ihr inneres Potenzial und ihr äusseres Verhalten miteinander in Einklang zu bringen. Sie kennen ihre Stärken und ihre Grenzen und können auch kritische Situationen oder Konflikte in Beruf und Privatleben souverän meistern und das Beste erreichen. Entdecken Sie einen praxisnahen Weg, Ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln: • Sie lernen, unterschiedliche Verhaltenstendenzen zu erkennen und damit umzugehen. • Sie erkennen Ihre eigenen Stärken und Schwächen im Umgang mit anderen. • Sie entwickeln Ideen und Strategien für die konkrete Umsetzung des Erlernten im Alltag. Daten: 30. Oktober, 6. November 2015 Ort: Heilsarmee Bildungszentrum, Basel Kurskosten: CHF 350 (inkl. Mittagessen, Znüni und Zvieri) für beide Kurstage Anmeldefrist: 23. Oktober 2015
Selbst- und Lebensmanagement
Oberstleutnante Allan und Fiona Hofer 10.–17. September: Atlanta, USA, Willkomm der Kadetten 28.–30. September: Europäische Konferenz in Holland zum Thema Zukunft der Betreuungseinrichtungen
Gratulationen 80 Jahre 17. September: Majorin Susanna Schranz, Altersheim Adelboden, Ausserschwandenstrasse 1a, 3715 Adelboden 22. September: Majorin Melanie Javet, Müller-Friedbergstrasse 5, 9630 Wattwil 27. September: Majorin Margaret Bachmann, Neptunstrasse 31, 8032 Zürich 7. September: Majorin Marianne Tzaut, Chemin de Pré d’Emoz 36, 1860 Aigle 75 Jahre 8. Oktober: Majorin Marlis Dutler, Wülflingerstrasse 63, 8400 Winterthur
mit Urs Argenton Kursbeschreibung Wir beschäftigen uns mit den Themen • Gesunder Umgang mit sich selber • Spannung Arbeit – Freizeit • Lösungsorientiert Denken – Pro-aktiv Handeln Daten: 22. Oktober, 19. November 2015 Ort: Heilsarmee Bildungszentrum, Basel Kurskosten: CHF 350 (inkl. Znüni, Mittagessen und Zvieri) für beide Tage Anmeldefrist: 16. Oktober 2015 Infos und Anmeldung: Heilsarmee Erwachsenenbildung PF 54, 4012 Basel erwachsenenbildung@heilsarmee.ch heilsarmee-bildungszentrum.ch
70 Jahre 10. Oktober: Majorin Sonja Balmer, Kreuzbündtenstrasse 8c/35c, 5727 Oberkulm
Korrigenda Silvie Reuteler, die den Bericht zum Sporttag im dialog 8/2015 verfasste, gehört nicht zum Korps Bern, sondern zum Korps Münsingen. Die Kandidatin Novella Paone, die im dialog 8/2015 vorgestellt wurde, absolviert ihr Praktikum nicht in Schaffhausen, sondern in Liestal.
dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2015
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Im Dialog bleiben
Bild: zVg
Mit Gott im Reinen Matthias Nufer geht gelassen, aber nicht naiv durchs Leben. Er erzählt weshalb.
Neben dieser Bereicherung ist das grösste und wichtigste Plus in meinem Leben, dass Jesus meine Sünden auf sich genommen hat und für mich gestorben ist. Dadurch habe ich die Gewissheit, gerettet und mit Gott im Reinen zu sein. Vergessen wir niemals die Einfachheit und leichte Verständlichkeit der frohen Botschaft! Matthias Nufer
Im nächsten „dialog”
Impressum
Reife
Monatszeitschrift für Salutisten und Freunde der Heilsarmee Verlag und Redaktion Hauptquartier der Heilsarmee für die Schweiz, Österreich, Ungarn Laupenstrasse 5 · Postfach 6575 · CH-3001 Bern Telefon 031 388 05 02 redaktion@heilsarmee.ch Adressänderungen bitte an diese Adresse!
Bild: addictrip.c
om
Leichtsinn! „Führe mich nicht in Versuchung!” Mir wird klar, Herr wie oft ich mich selbst in Versuchung führe. Sie trifft auf einen geebneten Pfad!
Redaktionsteam Major Jacques Tschanz, Leiter Kommunikation; Claire-Lise Bitter, Sara Stöcklin, Nora Steiner; redaktionelle Mitarbeiter: Elsbeth CachelinRufener, Reinhard Lässig. Übersetzung: Sara Stöcklin, Nora Steiner
Ich laufe von Gefahr zu Gefahr. Ich gehe unnütze Risiken ein und rufe danach die Feuerwehr, um den Brand zu löschen.
Layout Rolf Messerli Druck Rub Media AG, Wabern/Bern Gründer der Heilsarmee William Booth General André Cox Territorialleiter Kommissär Massimo Paone
„Führe mich nicht in Versuchung!” Herr, wenn ich nicht konsequent bin, wenn ich liebäugle mit Fragwürdigem, halte mich zurück! John Gowans
Abonnement dialog Fr. 46.– (Inland), Fr. 65.– (Ausland) Trialog Fr. 24.– (Inland), Fr. 44.– (Ausland) Klecks Kinderzeitschrift Fr. 24.–
Wie können wir im Glauben mündig werden, an geistiger Reife gewinnen? Werfen Sie im nächsten dialog mit uns einen Blick in die Bibel. Die Redaktion
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AZB
Gebete der Hoffnung
Matthias Nufer studiert Betriebswirtschaft und ist Mitglied im Korps Bern.
3001 Bern
In vielen Lebenssituationen, sei es in meiner Ausbildung, bei der Arbeit oder in Beziehungen zu meinen Mitmenschen, erlebe ich meinen Glauben an Jesus als ein grosses Plus. Dies zeigt sich in erster Linie dann, wenn es darum geht, Herausforderungen zu überwinden: Mein Glaube erlaubt es mir, viele Dinge – wie zum Beispiel Prüfungsstress – zu relativieren. Er beflügelt mich mit Gelassenheit, welche sich jedoch nicht zur naiven und kurzsichtigen Lebensweise wandeln darf. Diese Tatsache erwähnt die Bibel im Matthäusevangelium, Kapitel 11: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken! Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.”
dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · September 2015
Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen. 1. Korinther 6,12