d ialog M o n a t s z e i t s c h r i f t f ü r S a l u t i s t e n u n d F re u n d e d e r H e i l s a r m e e
10/ 2015
Reife Bild: addictrip.com
Was geistliche Reife bedeutet
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Hilfe für Flüchtlinge in Ungarn 7 Aus dem Leben der Heilsarmee 7–9
Dialog
Bild: Pixabay, Splitshire
Editorial
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Der Klassiker neu aufgelegt! Lesen Sie, wie der 36-jährige William Booth den Kampf gegen die seelische und soziale Not der Menschen aufnahm. Mitten im Elendsviertel, am Rande der Gesellschaft, formt sich eine Bewegung aus Jesus-Nachfolgern, die mit kompromissloser Hingabe Licht in die Finsternis bringen. Als „Armee Gottes” erleben sie, wie das Evangelium unzählige Menschen und ganze Ortschaften befreit. Richard Collier: William Booth. Der General Gottes und seine Heilsarmee Neufeld Verlag 2015 ISBN-13: 978-3862560660
Konzerte
BOUNDLESS – GRENZENLOS Musikkorps, Frauenchor, Gemischter Chor und Tanzgruppe Zürich Zentral Samstag, 7. November 2015, 19.30 Uhr Reformierte Kirche Obfelden Samstag, 14. November 2015, 19.30 Uhr Reformierte Kirche Neftenbach Sonntag, 15. November 2015, 15.30 Uhr Kirche St. Peter, Zürich Musikkorps Bern und Zürich Zentral, Frauenchor und Tanzgruppe Zürich Zentral: Sonntag, 8. November 2015, 17 Uhr Reformierte Kirche Schaffhausen HERBSTKONZERTE Brassband Heilsarmee Winterthur Samstag, 31. Oktober 2015, 19 Uhr Kirche St. Peter Thundorf TG Samstag, 21. November 2015, 19 Uhr Kirche St. Arbogast Oberwinterthur Sonntag, 22. November 2015, 17 Uhr Reformierte Kirche Gottlieben
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dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2015
Ist Reife im Glauben eine Frage des „Dienstalters”? Es gibt, so viel steht fest, keine Reife ohne Zeit, kein Sein ohne Werden. Dennoch kennt jeder von uns Menschen, die mit den Jahren nicht weiser geworden sind, sondern engstirniger und härter. Alter allein macht niemanden Gott ähnlicher – so wenig wie Zeit alleine ausreicht, um einen Käse zum perfekten Geschmack reifen zu lassen. Es braucht nebst den Jahren die richtige Umgebung und gute klimatische Bedingungen. Der Apostel Paulus schreibt, unter welchen Bedingungen Glaube gedeiht. Wir sollen „die Wahrheit reden in Liebe”, damit wir im Glauben wachsen (Epheser 4,15). Reife heisst, sich selbst und anderen gegenüber ehrlich sein! Die Erfahrungen des Lebens mit seinen Tiefen und Höhen, mit seinen Überraschungen und Katastrophen dürfen, ja sollen unseren Glauben schleifen, formen, festigen – und reifen lassen. Sie sind der holprige Untergrund auf unserer Glaubenswanderung, der uns gelegentlich zu Fall bringt, aber unsere Schritte durch die Übung sicherer macht. Lesen Sie auf den folgenden Seiten Interviews mit Menschen, die von ihrem „Reifeprozess” erzählen! Sara Stöcklin
Leitbild der Heilsarmee Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.
HA-Info
Gott verspricht nie zu viel
Vor genau 33 Jahren habe ich mich für ein Leben mit Jesus entschieden. Seither ist es mein Wunsch, Jesus ähnlicher zu werden. Aber bin ich nach all diesen Jahren geistlich reif? Diese Frage kann so wohl kaum beantwortet werden. Geistliche Reife hat immer mit Entwicklung zu tun. Geistlich reif werden ist ein kontinuierlicher Wachstumsprozess, welcher vermutlich nie abgeschlossen sein wird. Der Massstab unserer geistlichen Reife sollte der Charakter Jesu sein. Jesus liebte seinen Vater und die Menschen, er hatte tiefes Mitleid und Einfühlungsvermögen. Jesus war ausgeglichen, selbstlos, frei von Geltungsdrang, sanftmütig und von Herzen demütig. Jesus liess sich nicht negativ von den Ansichten der Menschen beeinflussen, und er konnte deutlich auf Missstände hinweisen. Jesus ähnlicher werden Manchmal lässt Gott schwierige Zeiten
Bild: Tina Steinauer
Am Territorialen Treffen „Kraftvoll – ohne Grenzen” hält Gott Grosses für uns bereit. Verpassen Sie es nicht!
zum Segen werden, indem er uns durch sie verändert und weiterbringt. Aber er lässt uns auch auf freudvolle Art und Weise geistlich vorwärtskommen. Ich bin überzeugt, dass er am Territorialen Treffen „Kraftvoll – ohne Grenzen” geistliches Wachstum für uns bereithält. Nicht nur, weil General André Cox und Kommissärin Silvia Cox unsere Gastredner sind, sondern weil Gott es uns durch Epheser 3,20-21 verheissen hat: Gott vermag „unendlich viel mehr zu tun, als wir erbitten oder begreifen können”. Gott verspricht nie zu viel! Ich lade Sie ein, an „Kraftvoll – ohne Grenzen” mit einem offenen Herzen teilzunehmen. Bringen Sie die Bereitschaft mit, sich ganz persönlich von Gott ansprechen und verändern zu lassen. Wir dürfen, sollen gross denken, viel erbitten und viel erwarten. Persönlich träume ich von einer versöhnten, geheilten, geist-
erfüllten HEILS-Armee. Mit geistlich reifen Persönlichkeiten, welche liebevoll, hingebungs- und verantwortungsvoll Gott und den Menschen unseres Landes dienen. Let the dream come true! Bis bald in Biel! Philipp Steiner Leiter Marketing & Kommunikation
Offen gesagt
Welches innere Bild haben Sie vor Augen, wenn von „geistlicher Reife” die Rede ist? Vielleicht ist es ja ein alter Eremit in der Wüste? Ein Einsiedler, der immerzu betet, fastet, bescheiden lebt und übersinnliche Erfahrungen macht? Es ist eine Sache, sich für ein Leben mit Gott, aber weit weg von anderen Menschen zu entscheiden. Eine ganz andere ist es, sich den Problemen und Herausforderungen zu stellen, die unweigerlich entstehen, wenn wir uns auf die Welt um uns herum einlassen. Welche dieser beiden Wege lässt uns geistlich wirklich wachsen? In seinem ersten Brief bezeichnet der Apostel Johannes die Leser oft als „meine Kinder”. Seine beiden Hauptthemen sind Sünde und Liebe. Im Licht zu gehen wird als ein Weg beschrieben, den wir in der Ge-
meinschaft gehen – mit Gott und mit unseren Geschwistern. Hier, im Alltagsleben, lernen wir, erwachsen zu werden. Wir sind alle miteinander unterwegs auf der Reise in Richtung geistliche Reife. Dabei sind wir uns unserer Fehler bewusst. Wie Kinder fallen wir manchmal hin und stehen wieder auf. Das Wichtigste ist, weiterzumachen. Johannes beschreibt unsere Realität als Menschen: Die Sünde. Doch er zeigt auch die Lösung für dieses Problem auf: Die Vergebung. In Wirklichkeit zeigt die Sünde sich im „Nicht wollen”. In der fehlenden Bereitschaft zu lieben und in Verbindung mit Gott und unseren Mitmenschen zu treten. Wenn Gott Liebe ist und wir seine Kinder sind, sollte sich das in unseren Beziehungen und unserem Lebensstil zeigen.
Sünde erleben, findet das Lernen statt. Die Schule der Vergebung, des Gebets und der Liebe ist für diejenigen, die vor dem Gott der Liebe ihr eigenes Versagen eingestehen und demütig seine Vergebung annehmen. Die bereit sind, auch selber anderen zu vergeben. Wachsen wir miteinander – Schritt für Schritt! Kommissäre Massimo und Jane Paone Territoriale Leiter
Wir werden nicht geistlich reifer, indem wir uns von der Welt isolieren. Genau hier, in einer Welt voller Versagen, in der wir immer wieder die Folgen der
Bild: Werner Tschan
Kinder Gottes
dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2015
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Geistliche Reife heisst „im Leben sein” Gilles Gaillard ist Seelsorger im Centre-Espoir in Genf. Im dialog gibt er Auskunft über seine Rolle als geistlicher Begleiter für Menschen, die unter teilweise schweren psychischen Krankheiten leiden. Sie unterscheiden zwischen pastoraler Begleitung und geistlicher Begleitung. Was ist der Unterschied? Gilles Gaillard: Pastorale Begleitung ist stärker an Traditionen gebunden – etwa den Protestantismus, Katholizismus oder Islam. Die religiöse Dimension ergänzt die geistliche Dimension. Bei der geistlichen Begleitung, die ich im Centre-Espoir anbiete, empfange ich jeden, ohne Bedingung. Egal, ob es sich um Christen, Muslime, Buddhisten oder Anhänger des New Age handelt – ich bin da, um zuzuhören und zu verstehen, wo sie sich auf ihrem geistlichen Weg befinden. Die Suche nach Sinn ist der Beginn der Reife. Geistliche Reife wird oft als letzte Etappe auf dem Weg des Glaubens betrachtet. Wie definieren Sie Reife aufgrund Ihrer Erfahrung? Für mich ist es Reife, wenn jemand im Leben ist: Die Menschen, mit denen ich in Berührung komme, sind oft isoliert und in sich selbst zurückgezogen. Für sie ist es bereits ein grosser Schritt, am Morgen aufzustehen und einfach nur normal durch den Alltag zu kommen. Wenn sie aus ihrem Versteck kommen, um anderen zu begegnen, zeigen sie damit Reife. In diesem Sinn sind die sozialen Beziehungen auch etwas Geistliches. Das ist nicht ein Ziel, das man in einem Moment erreichen kann, sondern der Beginn eines Weges.
Für mich haben die Personen, die ich begleite, ein Diplom in der Bewältigung von Leid. Und im Leiden stellt sich die Frage: „Warum muss ich diese Situation durchleben?” Das führt oft zu einer Neuausrichtung im Leben. Nicht aus der Realität flüchten, sondern trotz Krankheit das Leben wählen – das ist Reife. Als Etty Hillesum im Westerbork-Lager der Nazis täglich mit dem Tod konfrontiert wurde, sagte sie: „Alle schlagen sich die Köpfe ein, aber das Leben ist schön.”
kann ihn auf dem Weg, den er wählt, führen und begleiten. Ich begebe mich auf Augenhöhe. Ich bin nicht der, der alles weiss, während der Patient einfach meinen Rat befolgt. Wenn ich mit einer Frage konfrontiert werde, bei der ich nicht weiterkomme, habe ich die Freiheit, eine Fachperson zu empfehlen, sei das ein Pastor oder ein Imam. Meine Rolle ist es, die Bewohner aus ihrem Kokon herauszuführen und mit der Welt um sie herum zu konfrontieren.
Sie kümmern sich also um alle Bewohner, egal welchen Glaubens. Doch versuchen Sie als Christ, die Menschen zu evangelisieren? Nein, meine Aufgabe ist es, die Bewohner dort zu begleiten, wo sie sich auf ihrem Lebensweg befinden – und ihnen so gut wie möglich zu helfen, ihren Weg zu ebnen. Zusammen versuchen wir, einen Sinn in dem zu finden, was sie erleben. Ich versuche bei meiner Arbeit, die Mäeutik von Sokrates umzusetzen. Wie eine Hebamme bei der Geburt eines Kindes hilft, helfe ich meinen Patienten, die sich isoliert haben, wieder zurück ins Leben zu finden. Und für mich ist Gott das Leben. Deshalb muss ich nicht missionieren, sondern kann durch meine Unterstützung wie Johannes der Täufer die Menschen auf Jesus, auf das Leben vorbereiten. Mir ist bewusst, dass auch Jesus ein Vorbild im Leiden ist und diese Person begleiten kann, aber ich zwinge niemandem etwas auf. Ich weiss, dass Gott in unseren Gesprächen gegenwärtig ist. Er arbeitet an den Herzen der Bewohner. Ich hingegen bin in erster Linie da, um der Person zuzuhören, die leidet.
Woran sehen Sie, dass ein Bewohner geistliche Reife erreicht hat? Ich glaube, wenn ein Patient sich entschieden hat, seine Krankheit zu akzeptieren und den Umgang damit zu lernen, ist das der Beginn von einem reifen Lebensweg. Oder auch wenn seine Sicht sich ändert, er zum Beispiel an einem Tag sterben wollte und am anderen ein neues Ja zum Leben hat. Der Weg auf Gott zu ist auch ein Weg zu sich selbst und auf die Mitmenschen zu.
Wie führen Sie die Bewohner in die geistliche Reife? Ich vergleiche mich gerne mit einem Bergführer. Ich bin da, um mit dem Patienten einen Weg zu finden. Nicht immer finde ich eine Antwort auf seine Frage, und ich kann ihm seinen Weg auch nicht abnehmen. Aber ich
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dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2015
Die Geschichte des Kranken beim Bad von Bethseda (Johannes 5,1-18) illustriert das sehr gut. Der Kranke hat 38 Jahre lang am Rand des Bades gelegen! Jesus hat ihn gefragt, ob er kämpfen will. Eine seltsame Frage, oder? Aber sie hat ihre Berechtigung. Es ist gut möglich, dass dieser Mann resigniert hat. Gab es in 38 Jahren wirklich nicht eine Gelegenheit, zu kämpfen? Jemanden zu finden, der ihm ins Becken hineinhilft? Er musste zuerst selbst den Wunsch haben zu kämpfen, bevor er handeln konnte. Was Jesus von ihm verlangte war, sich zu erheben, zu gehen und sein Bett mitzutragen. Also nahm der Kranke alles, was sein Leben bisher bestimmt hatte, und machte sich auf den Weg. Véronique Dufief, die unter einer bipolaren Störung leidet und ein Buch über ihr Leiden geschrieben hat, ist überzeugt, dass es an ihr nichts gibt, was Gott nicht liebt. „Sogar wenn ich mich verrückt verhalte.” Wenn ein Bewohner versteht, dass Gott auch im Leiden an seiner Seite ist, ist er geistlich reif. Fragen: Sébastien Goetschmann
Bild : zVg
Dossier: Reife
„Ich gehe in den Gottesdienst, weil ich will”
Bilder: zVg
Jugendliche, die in christlichen Familien aufwachsen, erleben auch im Glauben einen Prozess des Erwachsenwerdens. Der Biblische Unterricht soll sie dabei unterstützen.
Stefanie Nyfeler Korps Huttwil
Jonas Vuilleumier Korps Fleurier
Livia Imboden Korps Winterthur
„Seit dem Biblischen Unterricht sehe ich klarer, was das Leben mit Gott beinhaltet und was er mit mir vorhat. Ich liebe es, Gott gemeinsam mit Freunden und Geschwistern zu begegnen und näher zu kommen. Deshalb ist mein Glaubensleben auch nicht von meiner Familie abhängig. Ich würde jederzeit auch ohne meine Eltern in den Gottesdienst gehen! Wer christlich aufgewachsen ist, hat es im Glauben weder einfacher noch schwerer. Jeder von uns begegnet immer wieder Menschen, die Mühe haben, unsere Entscheidung für Gott zu akzeptieren. Aber wer einen bestimmten Weg gewählt hat, sollte dazu stehen.” „Mein Glaube hat sich im Biblischen Unterricht nicht grundlegend verändert. Aber der Unterricht hat mir ebenso wie meine gläubige Familie geholfen, meine Beziehung zu Gott weiterzuentwickeln und darin zu wachsen. In einem christlichen Umfeld gross zu werden, hat es sicher einfacher gemacht, die Grundlagen des Glaubens in mir zu legen. Es ist aber schwer zu sagen, zu welchem Zeitpunkt jemand reif oder erwachsen ist im Glauben. Jeder lebt die Beziehung zu Gott anders, geht in seinem Tempo voran, auf einem Weg mit Höhen und Tiefen.” „Für Jugendliche aus einem christlichen Elternhaus hat der Glaube oft etwas Selbstverständliches. Das macht es nicht einfach, nach der Konfirmation zu einem eigenständigen Glaubensleben zu finden. Mir haben besonders die Wochenenden im Biblischen Unterricht geholfen, meine Beziehung zu Gott zu vertiefen – durch die Gemeinschaft mit anderen, durch den Worship und durch gute Gespräche. In den Gottesdienst im Korps gehe ich inzwischen, weil ich es will, und nicht, weil ich von irgendwem dazu angehalten werde.”
Neues Konzept für den biblischen Unterricht Eine Arbeitsgruppe der Abteilung Jugend nahm im vergangenen Jahr den Biblischen Unterricht in der Heilsarmee unter die Lupe und erarbeitete die Grundlagen für eine Weiterentwicklung. Dabei entstand ein Leitfaden für die Teenagerarbeit, der zurzeit von drei Pilotkorps getestet wird. Im Vordergrund steht die Vision, dass sich die Jugendlichen zu eigenständigen Persönlichkeiten entwickeln
und eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus leben. Der Leitfaden soll einen herausfordernden, erlebnisorientierten, dynamischen, authentischen und praxisbezogenen Unterricht fördern. Das Ziel sind tragende Beziehungen der Teenager und der Leiter, die von Respekt, Ehrlichkeit und Verantwortung geprägt sind.
Wurzeln und Flügel Wir bleiben nicht für immer Kinder! Bei manchen löst dies Angst oder Bedauern aus. Doch es entspricht dem Plan Gottes. Gott möchte aus uns erwachsene Männer und Frauen machen. Er möchte, dass wir in unserer Beziehung zu ihm reifer werden. Und Wachstum erfordert Ausdauer, wie wir in der Bibel lesen: „Durch die Geduld werdet ihr bis zum Ende durchhalten, denn dann wird euer Glaube zur vollen Reife gelangen” (Jakobus 1,4). Neue Erfahrungen Ein Kind, das älter wird, lernt, sich anderen zu öffnen. Es verlässt das begrenzte und geschützte Elternhaus. Es macht neue Erfahrungen. Auch wir lernen viel Neues, wenn wir im Glauben wachsen. Wir erfahren, wie gross und wie vielfältig die Familie Gottes ist. Wir kommen mit unterschiedlichsten Menschen in Berührung, Menschen, mit denen uns scheinbar nichts verbindet – ausser der gemeinsame Vater. Das Kind, das erwachsen wird, gestaltet die Beziehung zu seinen Eltern neu. Es ist nicht mehr auf die ständige Bestätigung der elterlichen Liebe angewiesen, um sich ihrer Verbundenheit sicher zu sein. Auch Meinungsverschiedenheiten vermögen die Liebe, die es mit ihnen verbindet, nicht zu schwächen. Gelegenheit zum Lernen Gott will uns die Gelegenheit geben, zu lernen. Deshalb lässt er uns manchmal davonrennen. Aber das ändert nichts an seiner Liebe zu uns. Der Text stammt aus dem Heft „40 jours vers une maturité enfantine” (40 Tage zu einer kindlichen Reife), das die Division Romande im Frühjahr herausgegeben hat. Die französischen Beiträge sind online abrufbar auf ads-romande.ch/40jours-2015. Sie sind inspiriert vom Buch „Wurzeln & Flügel: Schritte zu ganzheitlichem Wachstum” von Bernhard Ott, das auch auf Deutsch erhältlich ist (arteMedia 2004).
Major Thomas Bösch dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2015
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Reife
Schwere Zeiten als Chance
Davids Glaube war unser erstes Thema. Ich spürte, wie grundlegend die Beziehung zu Gott für ihn ist. Nach und nach lernte ich ihn und seine Lebensgeschichte besser kennen. Inzwischen ist er im Vollzug, hat dort Arbeit und wird therapiert. David, was sagen Sie: Wird der Glaube durch widrige Lebensumstände reifer? Das kann man so nicht sagen. Es gibt schwache Menschen, deren Glaube darunter leidet. Und es gibt Starke, die schwere Zeiten als Chance nutzen und deren Glaube reifer wird. Für mich war es so, dass mich meine Probleme lange Zeit gefangen nahmen. Ich musste aus meiner Heimat Syrien fliehen und suchte im neuen Land Hilfe in einem Kloster. Ich war sicher, dass die Brüder mich aufnehmen würden – aber das geschah nicht. Daran hat mein Glaube Schaden genommen, er ging völlig unter. Ich habe mich zurückgezogen.
Bild : Vermin Inc_fliockr.com
Erstmals begegneten wir uns 2012. Herr X., den ich hier David nenne, war in Untersuchungshaft. Ein ruhiger, unauffälliger Mann mit einem schüchternen Lächeln.
„Der Mensch ist wie ein roher Diamant.”
Als Sie verhaftet wurden, reagierten Sie auch mit Rückzug, nicht wahr? Ich hatte im Gefängnis mit niemandem Kontakt, sondern blieb immer in meiner Zelle. Ich wurde mit meiner Schuld nicht fertig und konnte mit niemandem mehr sprechen. Erst nach einem Jahr wagte ich es, mich zu Gesprächen anzumelden: Bei der Heilsarmee und bei der römisch-katholischen Seelsorgerin. Danach wurde es besser. Erzählen Sie uns aus Ihrem Leben. Ich wurde im Mittleren Osten geboren. Mit fünf Jahren wurde ich getauft. Meine Mutter starb, als ich acht war. Mein Vater heiratete bald ein zweites Mal, ich kam mit der Stiefmutter nicht zurecht und es gab viel Streit zuhause. Zudem zog unsere
Familie in ein anderes Land, wo ich keine Freunde fand und alleine war. Es war ein muslimischer Staat mit vielen Verboten, die Kontakte zusätzlich erschwerten. Mit 18 zog ich dann nach Syrien. Dort lernte ich einen orthodoxen Priester kennen. Er gab mir eine Aufgabe in seiner Kirche – das wurde zur besten Zeit meines Lebens. Sie haben als Freiwilliger in der Kirche gearbeitet? Zu Beginn, ja. Ich hatte abends Dienst und konnte tagsüber in der Bibliothek lesen und lernen. Später wurde ich von der Kirche angestellt und erhielt ein Zimmer: Ich lebte in der Kirche und war glücklich. Wenn Sie auf Ihre Erfahrungen zurückblicken: Was ist für Sie und Ihren Glauben bedeutsam? Ich sehe den Menschen wie einen rohen Diamanten. Wenn man ihn zum Funkeln bringen will, muss man ihn schleifen. Von aussen sehen manche nur einen unscheinbaren, womöglich schmutzigen und staubigen Stein. Andere sehen, dass das Schleifen ein Ziel haben wird. Dieses Ziel ist für mich das ewige Leben. In diesem Leben leiden wir, leiden Schmerzen. Aber es wird ein Leben kommen, das keine Schmerzen kennt. Majorin Hedy Brenner
Reife: ein Lebensweg Wie lässt uns der Heilige Geist auf unserer Lebensreise reifer werden? Ein imaginäres Interview mit dem Apostel Petrus.
„Fels” bedeutet. Jesus sagte mir auch, dass er mir die Schlüssel des Himmelreichs anvertrauen werde. Darauf war ich ziemlich stolz!
Wie wurdest du zum Jünger? Gab es ein Casting? Oder hast du besondere Diplome erworben? Nein. Als Jesus kam, um uns zu berufen, stand ich mit meinem Bruder – wir waren beide Fischer – am Meer. Er sagte, dass er uns brauche, um andere Menschen zu fischen. Da mussten wir nicht lange überlegen. Jesus faszinierte uns.
Wie hast du reagiert, als Jesus festgenommen wurde? In meiner Wut haute ich einem Soldaten mit dem Schwert das Ohr ab. Doch als ich kurz später gefragt wurde, ob ich Jesus kenne, traute ich mich nicht, zu ihm zu stehen. Wie habe ich geweint, als mir klar wurde, dass ich Jesus fallen liess – nur um meine eigene Haut zu retten! In dem Moment stieg ich von meinem hohen Ross herab.
Wieso hast du deinen Namen von Simon zu Petrus gewechselt? Als ich erkannte, wer Jesus war – nämlich Christus, der Sohn des lebendigen Gottes – sagte er, ich würde der Fels sein, auf dem seine Kirche gebaut wird. So wurde ich fortan Petrus genannt, was auf Griechisch
Und wie war es für dich, als er ans Kreuz genagelt wurde? In mir herrschte ein Gefühlschaos. Ich verstand nicht, dass diese schmerzhafte Trennung notwendig war. Ich glaubte, Jesus für immer verloren zu haben. Erst als Maria Magdalena zu uns kam und
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dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2015
uns sagte, dass das Grab leer sei, gewann ich wieder Zuversicht. Ich lief hin und fand die Leinenbinden vor. Hast du ihn nach seiner Auferstehung noch einmal mit eigenen Augen gesehen? Ja, plötzlich stand er mitten unter uns und hauchte uns an, um uns mit dem Heiligen Geist zu erfüllen. Wir konnten auch seinen von den Nägeln durchbohrten Körper sehen. Später war ich am Strand mit meinen Netzen beschäftigt, als er noch einmal zu mir kam – an den Ort, an dem ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Er vergab mir alles. Und kurz bevor er in den Himmel auffuhr, sagte er zu uns: „Geht hin in alle Welt und predigt das, was ich euch gelehrt habe.” Ich wusste nun: Gott wird auch weiterhin mit uns arbeiten. Dafür haben wir den Schlüssel zu seinem Königreich erhalten! Monique Bürki
Panorama
Bild: zVg
Unsere zweite Heimat Im Juli haben sich Bernhard und Regina Wittwer in Richtung Ungarn verabschiedet, wo sie neu als Offiziere stationiert sind. Wie ergeht es ihnen dort? Was sind ihre Wünsche und Ziele? Wie war für euch der Wechsel von der Schweiz nach Ungarn? Weil wir schon fünf Jahre in Budapest gelebt und den Kontakt seither beibehalten haben, ist Ungarn für uns eine zweite Heimat. Gott hat uns vorbereitet und uns viele Verheissungen mitgegeben, sodass der Wechsel sehr natürlich war. Viele Leute hier kannten wir schon, andere durften wir kennenlernen. Im neuen Haus mit dem schönen Garten fühlen wir uns wohl. Wie erlebt ihr Ungarn und das Team vor Ort? Das Heilsarmee-Team erleben wir sehr offen, lernwillig und mit der Vision der Heilsarmee im Herzen. Wir freuen uns, mit ihm zusammenzuarbeiten. Natürlich ist nicht alles nur perfekt – aber das muss es auch nicht sein. Wir können uns gut verständigen, doch Predigten und Andachten auf Ungarisch zu halten bereitet uns mehr Mühe als auf Deutsch.
Aktuell beschäftigt uns die Flüchtlingswelle, die viele Migranten nach Ungarn führt. Wir stehen mit unseren Möglichkeiten schnell an und suchen die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen. Wir sind auch dabei, Kontakte zur Wirtschaft zu knüpfen. Im Moment besteht die Hilfe in der Abgabe von Wasser und Nahrungsmitteln sowie Zelten mit Ausrüstung zum Übernachten. Was ist eure Vision in der neuen Tätigkeit, was möchtet ihr einbringen? Wir möchten den Menschen hier langfristig helfen. Essen und Kleider sind notwendig, bringen aber keine bleibende Veränderung. Wir suchen nach Möglichkeiten, Bildung sowie sinnvolle und bezahlte Arbeit im niederschwelligen Bereich anzubieten. Und wir wünschen uns sehr, dass die Menschen hier Jesus kennen lernen. Was möchtet ihr den Schweizer Lesern sonst noch mitteilen? Betet, freie Schweizer, betet! Wir danken allen, die treu an uns denken und für uns im Gebet einstehen! Wir haben es in allen Dingen nötig. Herzlichen Dank!
Bild: Salvation Army International
Welche Aufgaben kommen nun auf euch zu? Nach den Besuchen in allen Korps und Institutionen wissen wir viel über die verschiedenen Herausforderungen. Die Nöte in Ungarn sind grösser als in der Schweiz und die Möglichkeiten viel kleiner, sodass wir auf Gott vertrauen müssen und dürfen. In Ungarn arbeiten fast nur Christen in den Sozialinstitutionen der Heilsarmee.
Viele sind aus anderen Gemeinden, zeigen aber viel Hingabe für Gottes Reich und die Heilsarmee.
Fragen: Nora Steiner
Update aus Ungarn
Bernhard Wittwer berichtet auf facebook: 7. September 2015 Zurück vom Einkauf und Verteilen von Früchten, Zelten, Liegelagen und Decken. Heute sind die drei Bahnhofareale fast leer, da letzte Nacht völlig überraschend die Migranten nach Österreich gebracht wurden. Diese Aktion scheint beendet, und schon füllen sich die Lager wieder auf. Am Westbahnhof stehen Zelte, welche die Heilsarmee Ungarn verteilt hat und in der letzten Nacht zurückgelassen wurden. Heute wurden diese gereinigt und für die nächsten Ankommenden bereit gemacht. Heute Abend um 18 Uhr war das „Lager” bereits zu 40 Prozent wieder gefüllt. 12. September 2015 Ein Transport mit Kleidern, Ruck- und Schlafsäcken sowie Spielsachen ist heute aus der Schweiz eingetroffen. Herzlichen Dank den Spendern und den Brocki-Mitarbeitenden in Reiden, welche mit viel Herzblut diesen Transport zusammengestellt haben. Bald gehen wir ans Sortieren und Verteilen. Durch Ihre Geldspende kommt die Hilfe insofern am schnellsten an, als dass die Heilsarmee flexibel bleibt und das wirklich Nötigste beschaffen kann: PC 30-444222-5 oder online über heilsarmee.ch/spenden, Vermerk „Flüchtlinge”. Herzlichen Dank! Weitere Infos: heilsarmee.ch/fluechtlingskrise facebook.com/bernhard.wittwer.5
Die Heilsarmee in Ungarn besorgt Hilfsmittel für die Flüchtlinge. dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2015
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Panorama
Eine Oase im Alltag In einem Quartier von Zürich befindet sich der Quartiertreff Eidmattegge. Was vor 15 Jahren klein angefangen hat, ist zu einem vielfältigen Angebot geworden.
Begegnungsort für Eltern und Kinder Der Treff ist ein Begegnungsort für Familien. Im Babysong können Mütter und Väter mit den Kleinen singen. „Für mich ist es das Schönste, den Montagmorgen mit BabySong zu beginnen”, sagt eine Mutter. Heidi Studer erinnert sich: „Einmal kam eine schwangere Mutter mit ihrem älteren Kind ins BabySong, die dann ihr Kind verlor. Alle hatten gewusst, dass sie ein Kind erwartete, und waren unsicher, wie mit dem Thema umzugehen sei. Wir haben es dann im BabySong zum Thema gemacht und ein Lied dazu gehört. Die Mutter hat mir später erzählt, dass die Kinderlieder ihr Kraft gaben.”
betrachten. Heutige und ehemalige Besucher genossen das Wiedersehen.
Das Eidmattegge-Team will Menschen unterstützen, in allen Situationen des Lebens. Sei es mit Mittagstisch, Hütedienst für die Kleinen, Kindercoiffeur und vielen weiteren Angeboten. „Der Bedarf ist gross, wir würden gerne noch mehr machen”, erklärt Majorin Studer. „Persönlich möchte ich gerne alle Leute näher begleiten, aber es sind zu viele.” Die Besucher wissen den Einsatz zu schätzen: „Was würden wir machen, wenn es euch nicht gäbe im Quartier?”, meinte ein Besucher. „Ihr seid unsere Oase im Alltag!”, bedankt sich ein anderer.
Das Team des Quartiertreffs denkt aber auch an die Zukunft. „Ich werde bald in Pension gehen”, sagt Heidi Studer. „Doch es gibt neue Ideen: zum Beispiel, einen Elternkurs anzubieten.” Man kann gespannt sein, was in den nächsten 15 Jahren alles entstehen wird. Nora Steiner Bild: zVg
Als im Jahr 2000 Räume der Heilsarmee in der Eidmattstrasse frei wurden, bekam Majorin Heidi Studer den Auftrag, ein Projekt zu gründen, das dem Quartier dient. „Ich merkte, dass Familien einen Ort brauchen, wo sie willkommen sind und Unterstützung bekommen. So ist der Eidmattegge-Treff entstanden.”
Blick in die Zukunft So konnte im September das Jubiläum gefeiert werden. Minikarussell und Kasperli machten die Kinder glücklich, die Erwachsenen wurden mit Livemusik verwöhnt und konnten Bilder aus den vergangenen 15 Jahren
Evangelisation macht Freude? Von Gott erzählen: Wie geht das? Das Korps Zürich Oberland hat Christen aus allen Gemeinden zu einem Fest eingeladen, um es gemeinsam herauszufinden.
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Rieder hofft, dass in Zukunft noch mehr Menschen darin gestärkt werden, ihren Glauben mit anderen zu teilen.
Wie erklären Sie die Botschaft der Bibel den Menschen heute? S. R.: Das Wichtigste ist, dass die Menschen spüren, dass wir uns für sie interessieren, dass sie nicht Bekehrungsobjekt sind. Wir wollen ihnen einen Gott zeigen, der sie liebt, so sehr, dass er seinen Sohn gab, um sie zu retten und zurück in seine Gemeinschaft zu führen.
Welche Ideen haben Sie, wie man kreativ von Gott erzählen kann? Samuel Rieder: Es gibt unzählige Ideen: Man kann in den Strassen mit Menschen beten. Mit Strassenkreiden das Evangelium auf Plätze malen. Oder Postkarten, Fragebogen und anderes Material als Hilfe brauchen, um den Menschen zu begegnen. Bild: zVg
Einander ermutigen, das Evangelium weiterzugeben: für Korpsoffizier Samuel Rieder ist das ein Herzensanliegen. Nun hat das Korps ein Motivationsfest durchgeführt, um Leute aus der Heilsarmee und anderen Kirchen in diesem Bereich herauszufordern und zu stärken. Referent Andreas Heger stellt bei Textlife evangelistisches Material her. Mit praktischen Beispielen erzählte er von seinen Erfahrungen. Dass er bei seiner Krankenkassenabrechnung jeweils ein Traktat beilegt, und wie Gott auch auf den Boden geworfene Flyer braucht, um Menschen zu begegnen. „Uns Zuhörern wurde neu bewusst, dass Gott uns schickt, um zu säen”, so Samuel Rieder. „Das Ergebnis ist dann seine Aufgabe.” Christen aus verschiedenen Kirchen nahmen am Fest teil. Sie freuten sich an der Gemeinschaft mit einander, auch wenn noch nicht so viele Besucher kamen. Doch schliesslich: „Verachtet nicht die kleinen Anfänge.” Major
Zur Evangelisation gibt es viele Hilfsmittel.
dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2015
Was erhoffen Sie sich längerfristig als Resultat des Festes? S. R.: Die Hinweise waren praktisch und ermutigend. Ich hoffe, dass die Menschen aktiv werden. Gerade wenn sie bisher dachten, anderen vom Glauben zu erzählen sei nicht ihr Ding. Sie sollen merken, dass es Freude macht, die Botschaft kreativ weiterzugeben. Wir werden nun jedes Jahr ein Motivationsfest veranstalten und hoffen, dass andere Gemeinden mitziehen. Nora Steiner
Out of Town – Die Elemente entdecken Spass in der Natur, Neues entdecken und Austausch mit alten und neuen Freunden: Gibt es das? Willkommen bei Out of Town! Schon viele Stunden sind die Wanderer unterwegs. Der Weg zum Gipfel ist anstrengend. Doch die Gruppe, die mit Out of Town an diesem Wochenende gestartet ist, gibt nicht auf. Mit Helm, Seil und Pickel ausgerüstet überquert sie gemeinsam den Gletscher, um am Ende auf dem 2 380 Meter hohen Pantalons Blancs zu stehen. „Raus aus der Stadt” Out of Town ist ein Angebot der Heilsarmee. Nach dem Motto „Raus aus der Stadt” werden verschiedene Sportarten rund um Wasser, Eis, Fels und Leben in der freien Natur angeboten. „Wir möchten Sport treiben, dabei Freundschaften pflegen und den christlichen Glauben ausserhalb von vorgepflügten Pfaden entdecken”, erklärt Vinzenz Meyner von Out of Town. Weil Material und Wissen zur Verfügung gestellt werden, kann auch Neues ausprobiert werden. „Eines unserer Highlights war ein Eisklettertag, an dem auch ehemalige Drogenabhängige teilgenommen haben. Beim Sichern für das Leben eines anderen Menschen verantwortlich zu sein, war für sie eine starke Erfahrung.”
Zukunftspläne „Wir möchten unser Angebot in den Bereichen Wasser, Schnee, Eis und Natur erweitern”, kündigt Vinzenz Meyner an. „Das heisst, wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die ihre Leidenschaft im Outdoorbereich teilen und ein Event anbieten wollen: Zum Beispiel Biken, Ski-Touren, Bergwanderungen und Alpinismus. Wer sich angesprochen fühlt, darf sich gerne bei uns melden.” Dieses Jahr stehen noch viele tolle Ausflüge auf dem Programm. Und wer weiss, vielleicht sind ja auch Sie mit dabei, wenn es wieder heisst: „Raus aus der Stadt”!
Bild: Out of Town
Martina Meyner hat die Bergtour gut erlebt: „Der Hüttenzustieg über den Gletscher
war grandios, wir hatten top Wetterbedingungen und waren eine gute Gruppe. Hier bei Out of Town kann ich sportliche Herausforderungen anpacken, die sonst nicht möglich wären, und auch Neues ausprobieren, selbst wenn es mir am Anfang unmöglich erscheint. Einen Berg zu erklimmen oder der Natur ausgesetzt zu sein, ist für mich auch immer ein geistlicher Moment. Ich bin immer wieder erstaunt, zu wie viel Leistung unser Körper fähig ist."
Nora Steiner
Lebe leichter Haben Sie Mühe, im Stress des Alltags eine gesunde Ernährung einzuhalten? Möchten Sie Ihre Fitness verbessern, wissen aber nicht wie? Lebe leichter bietet eine tolle Möglichkeit. In der heutigen Zeit ist das Abnehmen ein riesiges Thema. In den Strassen, auf Internetseiten und am Fernsehen werden laufend Lightprodukte und Diätpillen angepriesen, die zu einer schlanken Figur verhelfen sollen. Doch was ist mit der Seele? Wie können wir unserem ganzen Wesen – Körper und Geist – Sorge tragen? Das Lebe leichter-Programm hilft, zusammen mit anderen einen gesunden Lebensstil einzuüben. Wieder neu die Signale des Körpers wahrzunehmen, ab wann unser Hungergefühl gesättigt ist. Es geht nicht um verbotene Lebensmittel, sondern um ein Essverhalten, das guttut und belebt. „Im Coachingkurs habe ich gelernt, dass das Ziel von lebe leichter ist, das innere Gleichgewicht wiederzufinden. Wir fordern Teilnehmende heraus, etwas zu machen, das sie weiterbringt. Damit sie sich im Alltag wohlfühlen, ohne Kalorien zu zählen”, so Kursleiterin Vivian Wiedemer. An zwölf Abenden werden verschiedene Themen besprochen, zum Beispiel „Bewusst leben”, „Vision” oder „Spritzig und doch entspannt”. Im Oktober beginnt ein Kurs in Bern. Interessenten und Interessentinnen dürfen sich gerne anmelden.
Out of Town bietet gemeinsame Erlebnisse rund um Wasser, Eis und Fels.
Weitere Infos: lebe-leichter.ch teambern@lebeleichter.ch dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2015
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Notabene
Heimgang
Heimgang
Heimgang
Oberstin Eunice Büchi-Boadle
Majorin Erika Löffel
Eleanor Eunice Büchi-Boadle kam am 17. Juli 1931 in England zur Welt. Sie erlebte eine unbeschwerte Kindheit. Nach ihrer Schulzeit liess sie sich in einer Bleistiftfabrik zur Verkäuferin ausbilden.
Am 9. Februar 1938 erblickte ich in Burgdorf das Licht der Welt. Als ich drei Jahre alt war, starb meine Mutter. Ich wuchs bei Verwandten auf.
Eunice besuchte die Methodistenkirche. Als 1949 ein Schweizer Leutnant im gegenüberliegenden Heilsarmeelokal die Leitung übernahm, wanderten ihre Blicke immer öfter auf die andere Strassenseite. Sie begann, die Veranstaltungen der Heilsarmee zu besuchen. 1951 verlobten sich Eunice und Samuel, der Leutnant. Eunice entschied sich, ihr Leben ebenfalls in den Dienst für Gott zu stellen, und liess sich in London zur Heilsarmeeoffizierin ausbilden. Nach der Heirat wurden Eunice und Samuel in die Schweiz berufen. Sie leiteten das Korps Basel 3, wo im August ihr Sohn Samuel Junior zur Welt kam. Es folgten Interlaken und Basel 1, bevor die Familie 1965 nach Zürich zog. Eunice widmete sich mit viel Enthusiasmus der Arbeit in den Frauengruppen. Nach zehn Jahren in Zürich wurden Eunice und Samuel an das Territoriale Hauptquartier in Bern gerufen. 1983 wurde Samuel mit der Leitung der Heilsarmee in Deutschland beauftragt. Als sie 1986 pensioniert wurden, kehrten Eunice und Samuel erschöpft in die Schweiz zurück. Trotzdem erfüllten sie noch während 19 Jahren die Aufgabe, Heilsarmeeoffiziere im Ruhestand zu besuchen. 2009 zogen Eunice und Samuel ins Alterszentrum Mathysweg in Zürich. Als Samuel Ende 2014 nach zunehmender Demenz starb, begann ein nachlassendes Gehör das Leben von Eunice zu beeinträchtigen. Nach einer Infektion schlief sie am Abend des 14. August 2015 friedlich ein, folgte damit Samuel und kehrte zu ihrem himmlischen Vater zurück.
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Versetzungen
Nach der Schule absolvierte ich ein Haushaltslehrjahr. Danach ging ich nach Zürich, um eine Stelle anzutreten. Ich wollte das Leben geniessen, doch die Runde von Beiz zu Beiz machte mich nicht glücklich. Da schenkte es Gott, dass ich von einer Bekannten in ihre Familie eingeladen wurde. Die Eltern, die gläubig waren, führten ein tiefes Gespräch mit mir. Sie beteten für mich und rieten mir, mein Leben sinnvoll zu gestalten und in einem Spital zu arbeiten. Bei der Arbeit im Spital begegnete ich oft Leuten von der Heilsarmee. Eines Tages wurde ich zu einer Versammlung eingeladen. An jenem Sonntag tat ich Busse, fand Vergebung und Gnade in Jesus Christus. 1961 wurde ich im Korps Zumikon als Heilssoldatin eingereiht, 1964 bis 1966 besuchte ich die Offiziersschule in Bern. Als Leutnantin arbeitete ich im Mädchenheim Schlössli in Basel und im Kinderheim Münsingen. 1968 wurde ich Kapitänin und arbeitete in weiteren Heimen – unter anderem im Le Phare-Elim, im Frauenheim in Wien, im Frauenheim Bern und im Ferienhaus in Ringgenberg. Ab 1986 wirkte ich als Majorin an verschiedenen Stellen in Zürich. Ab 1993 arbeitete ich in der Brockenstube in Aarau mit. Kurz darauf wurde ich jedoch krebskrank. Therapien und auch Operationen waren nötig. Im Jahr 2004 zog ich in eine Alterssiedlung. Durch Jesus, meinen Herrn, wurde ich in seine Nachfolge gerufen und kraft seines Geistes mit viel Reichtum beschenkt. Mit grosser Dankbarkeit blicke ich auf mein Leben zurück. Ich bin gewiss, ich darf ewig in der göttlichen Herrlichkeit bei Jesus sein!
Major Markus Zünd dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2015
Die Mutter von Majorin Susanne BürkiIlli vom Korps Yverdon-les-Bains und von Majorin Ursula Eckert-Illi, Hedy Illi-Sigrist, wurde von Gott heimgerufen. Sie ist am 26. August 2015 kurz vor ihrem 93. Geburtstag im getrosten Glauben an ihren Erlöser heimgegangen.
Erika Löffel (2006)
Per 1. Oktober 2014 Major Jean Volet, bisher Korps Neuchâtel, neu zusätzlich THQ, OE Mission und Entwicklung, Verantwortung Nothilfe-Projekte. Kapitän Roland Dougoud, bisher THQ, Abteilung Evangelisation, neu zusätzlich Mitarbeit Museum Archiv.
Termine Kommissäre Massimo und Jane Paone, Territorialleiter
18.10. Gottesdienst Korps Frutigen 23.10. Territoriale Offiziersversammlungen mit dem General und Kommissärin S. Cox, Korps Bern 24.–25.10. „Kraftvoll – ohne Grenzen” mit dem General und Kommissärin S. Cox, Kongresszentrum Biel 8.11. Gottesdienst Korps Gundeli Oberstleutnante Allan und Fiona Hofer, Chefsekretär und Sekretärin für G+F 23.10. Territoriale Offiziersversammlungen mit dem General und Kommissärin S. Cox, Korps Bern 24.–25.10. „Kraftvoll – ohne Grenzen” mit dem General und Kommissärin S. Cox, Kongresszentrum Biel 8.11. Gottesdienst Korps Genf 2
Gratulationen 70 Jahre 31.10. Majorin Ruth Tschopp, Schützenrain 47, 3042 Ortschwaben Diamantene Hochzeit 5.11. Majore Ruth und Max Schmid-Schöni, Lorrainestrasse 34, 3013 Bern
Erwachsenenbildung
Teambildung, Gruppendynamik, Gruppenleitung
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Ruhestand
Majorin Ruth Martin GeistliChe ZurüstunG und AnbetunG GOttes für MitGlieder und freunde der heilsArMee
Nach 38 Dienstjahren als Heilsarmeeoffizierin tritt Majorin Ruth Martin am 31. Oktober 2015 in den wohlverdienten Ruhestand.
mit Major Daniel Imboden Kursbeschreibung Die Teilnehmenden setzen sich mit ihren eigenen Erfahrungen mit und in Gruppen auseinander. Sie lernen die Phasen der Gruppendynamik kennen und werden mit Methoden der Gruppenleitung und der Moderation von Sitzungen vertraut gemacht. Das Feedback als wichtiges Führungsinstrument für die Förderung des Individuums und der Teamarbeit sowie Hilfestellungen für das Initiieren und Begleiten von Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen werden ausprobiert. Daten: 13. & 20. November 2015 Ort: Heilsarmee Bildungszentrum, Basel Kurskosten: CHF 350.00 (inkl. Verpflegung) für beide Tage Anmeldefrist: 6. November 2015
Work-Life-Balance & Burnout-Prävention in Leitungsaufgaben mit Pfarrer Thomas Härry Kursbeschreibung Der Kurs beleuchtet die besonderen Anforderungen, die der voll- oder teilzeitliche Dienst in Gemeinden und Werken mit sich bringt. Es werden die Faktoren beleuchtet, die zu besonderen Anspannungen und zu Überforderung führen. Ein Schwerpunkt liegt beim Entwickeln und Etablieren von Leitlinien zum Aufbau eines guten Lebens- und Arbeitsrhythmus, in dem die geistlichen und körperlichen Kräfte immer wieder erneuert werden. Daten: 17. & 18. November 2015 Ort: Heilsarmee Bildungszentrum, Basel Kurskosten: CHF 450.00 (inkl. Verpflegung) für beide Tage. Anmeldefrist: 10. November 2015 Infos und Anmeldung: Heilsarmee Erwachsenenbildung PF 54, 4012 Basel erwachsenenbildung@heilsarmee.ch heilsarmee-bildungszentrum.ch
Am 22. Oktober 1951 in Biel geboren, wuchs sie in einer Salutistenfamilie auf. Mit 14 Jahren, an einem Auffahrtsfest, verspürte Ruth zum ersten Mal klar, dass Gott sie in seinen Dienst stellen möchte. Nach einer Lehre zur Papeteristin und der Ausbildung zur Krankenschwester trat Ruth eine Stelle im Bezirksspital in Biel an.
24. & 25. OktOber 2015 Zu Gast General und kommissärin Cox kongresszentrum biel
Sehnen Sie sich nach mehr geistlicher Kraft in Ihrem Alltag? Reservieren Sie sich das Wochenende vom 24. und 25. Oktober 2015. Beim Territorialen Treffen sprechen General und Kommissärin André und Silvia Cox.
Internationale Versetzungen 1. Dezember 2015 (International) Oberstleutnante Kelvin und Julie Alley, bisher im Territorium Australien tätig, werden als Chefsekretär und Territoriale Sekretärin für G+F im Territorium PapuaNeuguinea ernannt. 1. Juni 2016 (International) Oberstleutnante Kenneth und Cheryl Maynor, bisher im Territorium USA Ost tätig, werden zu Leitern des Territoriums Japan ernannt. Sie werden zu Obersten befördert. Oberste Kim, Pil-Soo und Choi, SunHee, bisher im Territorium Korea tätig, werden zu Leitern desselben Territoriums ernannt. Sie werden zu Kommissären befördert. Oberstleutnante Chang Man-Hee und Stephanie Chang, bisher im Territorium USA West tätig, werden als Chefsekretär und Territoriale Sekretärin für G+F desselben Territoriums ernannt. Sie werden zu Obersten befördert.
1974 heiratete sie August Martin im Korps Biel. Gemeinsam folgte das junge Ehepaar Gottes Ruf und trat mit der Session „Die Weggefährten Christi” in die Offiziersschule in Bern ein. Nach der Aussendung führte sie der erste Marschbefehl ins Korps Brienz. Im Mai 1979 stellte sich das Ehepaar mit seinen beiden Söhnen Andreas und Thomas einer neuen Herausforderung. Es wurde mit der Leitung des Korps Wien betraut. Dort kam Tochter Miriam zur Welt. Drei Jahre später kehrte die Familie in die Schweiz zurück, wo weitere Bestallungen warteten: Korps Davos, DHQ St. Gallen – Jugend, Korps Wädenswil, Korps Zürich Zentral, DHQ St. Gallen, Korps Winterthur. 2008 wurde Ruth Martin die Aufgabe als Divisionssekretärin für G+F der Division Nord-West anvertraut. Mit Einfühlsamkeit und Hingabe führte sie diesen Dienst aus. Ruths Liebe zu den Menschen prägte ihren Offiziersdienst stark. Im April 2013 kehrten Ruth und August Martin mit viel Motivation und Freude in die Korpsarbeit zurück. Sie übernahmen die Leitung des Korps Schaffhausen. Ruth Martin wird ihren Mann – auch im Ruhestand – weiterhin im Korps unterstützen. Wir sprechen Majorin Ruth Martin unseren aufrichtigen Dank für ihren unermüdlichen und wertvollen Einsatz aus und befehlen sie der Liebe und Gnade Gottes an. Oberstleutnant Allan Hofer, Chefsekretär
dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2015
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Im Dialog bleiben
Alles unter einen Hut bringen
Gebete der Hoffnung
Majorin Esther Ferreira Benoit
Im nächsten „dialog”
Impressum
Hilfe beim Sterben
Foto: reway2007
Es ist das Werk einer Sekunde das ein Leben lang andauert. Es braucht nur einen Moment und währt doch ewig.
Redaktionsteam Major Jacques Tschanz, Leiter Kommunikation; Sara Stöcklin, Nora Steiner; redaktionelle Mitarbeiter: Claire-Lise Bitter, Elsbeth Cachelin-Rufener, Reinhard Lässig. Übersetzung: Christine Eckert, Sara Stöcklin, Nora Steiner
Es ist das Wirken des Heiligen Geistes in mir das kommt und alles verändert. Ja, alles: in nur einem Moment.
Layout HQ Druck Rub Media AG, Wabern/Bern Gründer der Heilsarmee William Booth General André Cox Territorialleiter Kommissär Massimo Paone
Jetzt lebe ich wirklich!
Abonnement dialog Fr. 46.– (Inland), Fr. 65.– (Ausland) Trialog Fr. 24.– (Inland), Fr. 44.– (Ausland) Klecks Kinderzeitschrift Fr. 24.–
John Gowans
Die Beihilfe zum Suizid gewinnt an Akzeptanz. Gesetze in den Kantonen Lausanne und Neuenburg verpflichten Heime, Sterbehilfe zuzulassen. Was ist Antwort der Heilsarmee auf die Not von Menschen am Lebensende? Die Redaktion
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Monatszeitschrift für Salutisten und Freunde der Heilsarmee Verlag und Redaktion Hauptquartier der Heilsarmee für die Schweiz-Österreich-Ungarn Laupenstrasse 5 · Postfach 6575 · CH-3001 Bern Telefon 031 388 05 02 redaktion@heilsarmee.ch Adressänderungen bitte an diese Adresse!
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Jederzeit
AZB
Neben den Korpsaktivitäten bieten wir Workshops an – Tanz, Informatik, Englisch. Dabei haben wir Gelegenheit, mit den Jugendlichen über Themen zu sprechen, die sie beschäftigen. Bei uns ist die soziale Ar-
beit und die Evangelisation eng miteinander verknüpft: Das, was wir tun, tun wir, weil wir an die Macht von Jesus Christus glauben. Wir wünschen uns, dass alle unsere Korpsmitglieder sich am Gemeinschaftsleben beteiligen, und dass jeder einzelne zu einem Missionar in seinem eigenen Alltag wird. Wir leben in einer Gesellschaft, in der jeder auf sich selbst und auf das Jetzt konzentriert ist. Doch Menschen für Christus zu gewinnen ist unsere Mission und bleibt unsere grösste Herausforderung.”
3001 Bern
"Unser Korps befindet sich in einem der ärmsten Quartiere der Stadt. Es herrscht dort eine hohe Gewaltbereitschaft. Deshalb ist es unsere Aufgabe, besonders in den jungen Menschen den Glauben an eine bessere Zukunft zu stärken.
Bild: zVg
Majorin Esther Ferreira Benoit arbeitet seit Februar 1990 für die Heilsarmee in Brasilien. Gemeinsam mit ihrem Mann Salvador leitet sie das örtliche Korps und ist für die Sozialangebote verantwortlich.
dialog · Monatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2015
„Lasst die Botschaft von Christus bei euch ihren ganzen Reichtum Kolosser 3,16 entfalten.”