COLOUR IN (Y)OUR LIFE JAHRESBERICHT 2014 SCHWEIZ | ÖSTERREICH | UNGARN
heilsarmee.ch
ÜBERSICHT
IN KÜRZE
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2014 Das Jahr in Kürze
LEITUNGSORGANE
MARKETING
EVANGELISATION
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Für andere da sein
Über sich hinauswachsen
Erbschaftsplanung SOZIALE GERECHTIGKEIT
"Out of Town"
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Korps Malleray Wenn Kunst den Glauben ausdrückt
Korps Burgdorf Sind 120 Jahre genug?
EVANGELISATION
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Gesellschaft & Familie "Ich fühlte mich wie zu Hause." Als Familie singen ein grosses Vergnügen!
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Seelsorge & Beratung Einfach zuhören
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Strategierat Territorialleiter: "Begeistert vom Chef"
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Soziale Gerechtigkeit Alle können einen Beitrag leisten
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"Goldgrueb" Der Traum des eigenen Songs
Weihnachten Ein Fest für Jade
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"Träffpunkt Hochfeld" Neue Rolle im Ruhestand
Was für mich wichtig ist Heilsarmee-Jahresbericht 2014 COLOUR IN (Y)OUR LIFE
SOZIALWERK
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"Kinderheim Holee" Seit 125 Jahren ein Zuhause für Kinder
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Ein Grund zum Feiern!
Durststrecken überwinden
Kinderkrippe "Bergerie"
Flüchtlingshilfe
BROCKI
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Brocki Le Lignon Ein (Zeit-)Raum, wo man sich Zeit nimmt
MISSION & ENTWICKLUNG
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News aus dem Osten
ZAHLEN
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"Begleitetes Wohnen" "Wir gehen davon aus, dass der Mensch sich ändern kann."
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travailPLUS Staunen über das, was entsteht
Direktion
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SOZIALWERK
ÖSTERREICH / UNGARN
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Entwicklungszusammenarbeit Solidarisch sein
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Die Heilsarmee in Zahlen
VORWORT
VORWORT "Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir etwas anzuziehen gegeben; ich war krank und ihr habt mich versorgt; ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht." Mit diesen Worten im Matthäus-Evangelium (Matthäus 25, 35-36) beschreibt Jesus die Arbeit seiner treuen Diener. Diese Tatsache mag überraschen: In seiner Rede stellt sich Jesus den Bedürftigsten der Menschheit gleich – den Hungrigen, den Dürstenden, den Fremden, den Nackten, den Kranken und den Gefangenen. Dank göttlicher Vorsehung und dank der Grosszügigkeit unserer Spender war und ist die Heilsarmee Schweiz, Österreich, Ungarn in der Lage, dem Ruf Gottes nachzukommen und den Menschen in ihren verschiedensten Bedürfnissen zu dienen. Tausende Männer, Frauen und Kinder im ganzen Territorium haben unsere einfache Botschaft in greifbarer, ja lebensrettender Weise entdeckt: Wer ihr auch seid, was ihr auch glaubt, die Heilsarmee ist für euch da. Darum, liebe Leserin, lieber Leser, heissen wir Sie willkommen zum Lesen des Jahresberichts 2014. Wir öffnen Ihnen unsere Türen, wir öffnen Ihnen unsere Herzen und wir öffnen Ihnen unsere Arme. Ich wünsche Ihnen nicht nur eine informationsreiche, sondern auch wohltuende Lektüre, die Lust macht, Ihrem Leben Farbe zu geben. Kommissär Massimo Paone, Territorialleiter
1,73 Mio.
125 111 MITARBEITENDE WELTWEIT
MITGLIEDER WELTWEIT
15 636 KORPS (GEMEINDEN) WELTWEIT
126 Ländern
Die internationale Heilsarmee ist heute in vertreten. Ihr internationaler Hauptsitz ist in London. Sie wird von General André Cox geleitet.
5 873
352
2 796
175
Sozialinstitutionen
Spitäler und Kliniken
Bildungsinstitutionen
in der Heilsarmee gesprochene Sprachen
ü
GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK
Das Werk der Heilsarmee begann 1865 als „Christliche Mission“ und wurde nach dreizehn Jahren in „Heilsarmee“ umbenannt. Gegründet durch William Booth (1829-1912), entstand das salutistische Werk in den Elendsvierteln Ost-Londons. In der Erkenntnis, dass Randständige nicht in die Kirche gehen, brachte William Booth die Kirche zu ihnen. In der Schweiz begann die Heilsarmee 1882 in der Romandie. In der Folge wurden Österreich und Ungarn ans schweizerische Territorium angeschlossen.
Heilsarmee-Jahresbericht 2014 COLOUR IN (Y)OUR LIFE
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2014 IN KÜRZE
HEILSARMEE-MUSEUM
Ab auf die Piste!
Nachtschwärmer unterwegs
01/2014 47 Jugendliche verbrachten gemeinsam mit einem motivierten
03/2014 Am 21. März 2014 - während der Museumsnacht Bern - zog das Heilsarmeemuseum mit Vorträgen zum Heilsarmee-Engagement im Gefängnis und im Rotlichtmilieu über 500 Personen in seinen Bann. Bis zwei Uhr morgens strömte das Publikum an die Kurzvorträge „131 Jahre Knasterfahrung“ und zur Arbeit der Heilsarmee im Berner Rotlichtmilieu. Arbeitszweige, die das Motto „glauben und handeln“ unterstreichen und zeigen, wie die Heilsarmee sich praktisch um Menschen kümmert – ungeachtet ihrer Herkunft und Vergangenheit. Die Heilsarmee besucht sowohl Gefängnisinsassen als auch die Frauen im Milieu und bietet ein offenes Ohr und den Bedürfnissen entsprechende Hilfe an.
Leitungsteam die Neujahrstage in Adelboden. Freundschaften wurden erneuert und die Beziehung mit Gott vertieft.
Kicken für guten Zweck 03/2014 Mit den Einnahmen des Fussballturniers „Move for Hope“ unterstützten Jugendliche der Heilsarmee Bern ein Mikrokreditprojekt in Haiti: Spenden, Spass und Spiel!
11/2014 Die Nacht der Religionen fand im Heilsarmee-Museum zum Thema "Soziale Gerechtigkeit" statt. Christine Tursi, Mitarbeiterin Soziale Gerechtigkeit, erklärt ihr Anliegen: „Mit folgenden Fragen kann der Einzelne zur sozialen Gerechtigkeit beitragen: Was unterstütze ich mit meinem Geld? Wie und was kaufe ich ein? Wie behandle ich andere Menschen? Es ist wichtig, gesellschaftliche Normen zu hinterfragen, um der Beantwortung der zentralen Frage "Wie würde sich die Welt ändern, wenn Liebe und Gerechtigkeit die neue Norm wären?“ näher zu kommen. Move for Hope
Bild: ZVG museum.heilsarmee.ch
Eröffnung lockt Neugierige an
Mit „Essen Daheim” unterwegs
03/2014 Sammler und Liebhaber entdeckten am 1. März die neue Brocki
Seit ihrer Pensionierung wurde ihnen nie langweilig: Beim Einsatz mit "Essen Daheim" beliefern Hans und Ursula Erzberger ältere und kranke Menschen mit warmen Mahlzeiten – und ein bisschen Freude.
in Einigen. Bücher, Spielzeuge, Kleider und Haushaltartikel machten den Besuch lohnend und spannend.
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Heilsarmee-Jahresbericht 2014 COLOUR IN (Y)OUR LIFE
Das Heilsarmee-Museum findet an der MUNA Bern 2014 viel Beachtung.
TRAVAILPLUS
Neues Angebot von travailPLUS 05/2014 Der Liegenschaftsdienst bietet Reinigung, Entsorgung, Renovation, Räumung und Hauswartung – nicht nur allen Institutionen der Heilsarmee, sondern auch Firmen und Privatpersonen. „Es werden bei uns Chancen für den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt geschaffen“, erklärt Andreas Nyfeler, Leiter des Liegenschaftsdienstes. Im Mai bezog der Liegenschaftsdienst eigene Räumlichkeiten in Oberburg, die von den Mitarbeitern selbst renoviert wurden. Am Tag der offenen Tür erhielten Interessierte Einblick in Lager, Werkstatt und Büro und wurden mit Leckereien aus fernen Ländern verköstigt – bereitgestellt von der Heilsarmee Flüchtlingshilfe. travailplus.ch
Bauspass mit 80 000 Klötzchen
Ein Chor…
KONGRESS
Gemeinsam in die Zukunft 05/2014 Im Mai reisten Mitglieder und Freunde der Heilsarmee Schweiz, Österreich und Ungarn nach Bulle. Sie suchten die Begegnung mit Gott und den Austausch miteinander. Der Kongress bot den 2500 Besuchern die Gelegenheit, innezuhalten und gemeinsam über den Auftrag der Heilsarmee nachzudenken. Die Teilnehmenden wurden neu ermutigt, die Vision der Heilsarmee in ihrem Alltag zu leben. Sie erhielten Impulse, wie Gottesbeziehung und Nächstenliebe praktisch umgesetzt werden können. Besucher erlebten Momente des Gebets, der Gemeinschaft und Besinnung. Neue Offiziere und Mitarbeitende der Heilsarmee wurden eingesetzt und gesegnet. Beim abendlichen Konzert begeisterten Chöre, Orchester, Solisten und Tänzer das Publikum. Predigt und Sketch vom Sonntagmorgen luden dazu ein, für Jesus aufs Ganze zu gehen. Im Anschluss standen Workshops zu Themen wie Leiterschaft, multikulturelle Engagement oder Menschenhandel zur Auswahl. Die Teens diskutierten unter sich über Sucht, Sex, Wahrsagerei und andere Dinge, die sie im Alltag beschäftigen. Eltern liessen sich derweil die Bauwerke präsentieren, die ihre Kleinen im Kinderprogramm aus 80 000 Holzklötzchen aufgerichtet hatten. Bei der gemeinsamen Schlussveranstaltung stand die Begeisterung für Jesus im Zentrum. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden gesegnet und ermutigt, Gott auch im Alltag den ersten Platz in ihrem Leben einzuräumen. Bilder: Major Jacques Tschanz
…und farbiger Tanz am Kongress in Bulle.
3 983 MITGLIEDER IN DER SCHWEIZ
Treffpunkt 07/2014 Das „Brockino“ in Basel spricht junge Hipster genauso an wie ältere Damen und ist bereits zum Quartiertreffpunkt geworden, zum Beispiel am „Brockino“-Fest im Juli. Bild: Sara Stöcklin
Heilsarmee-Jahresbericht 2014 COLOUR IN (Y)OUR LIFE
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2014 IN KÜRZE
Der internationale Leiter der Heilsarmee, André Cox, nahm sich die Zeit, mit den Jugendlichen am #EYE_2014-Kongress persönlich zu sprechen.
EVANGELISATION
Sie geben Freude weiter 05/2014 Die jugendliche Gruppe Salvation Street ist regelmässig auf den Strassen der Westschweiz anzutreffen, wo sie ihre Sketchs, Pantomimen, Raps, Tänze und Lieder aufführt, aber auch Botschaften vermittelt und Zeugnisse erzählt. Ihr Ziel ist klar: Das Wort Gottes verkündigen und Freude und Liebe weitergeben. "Der Grundgedanke kam den Mädchen der Gruppe am Ende unseres Jugendlagers", erklärt Nicolas Sengstag, einer der Verantwortlichen der Truppe. "Es gibt in diesem Lager immer einen Evangelisationstag und sie wollten etwas Beständigeres und Regelmässigeres schaffen: So wurde Salvation Street ins Leben gerufen!" Zurzeit gehören etwa vierzig Jugendliche zu Salvation Street. Sei es im künstlerischen Bereich, im Gesang, in der Musik, in der Küche oder bei der Kontaktförderung: Viele Gaben können durch diese Gruppe zur Ehre Gottes eingesetzt werden. Bilder: Jean Esquevin
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EUROPEAN YOUTH EVENT 2014
Gott ruft die Jugend in seinen Dienst
Oben : In der Gruppe Salvation Street können viele Gaben zur Weitergabe des Evangeliums eingesetzt werden. Unten : Auf der Place de la Gare von Yverdon führten die Jugendlichen von Salvation Street mehrere Choreographien auf.
Heilsarmee-Jahresbericht 2014 COLOUR IN (Y)OUR LIFE
08/2014 Vom 14. bis 17. August fand in Altenkirchen, Deutschland, der Europäische Jugendkongress der Heilsarmee statt. Eine Delegation von 60 Schweizerinnen und Schweizern und 12 Ungarinnen und Ungaren nahm daran teil. Olivier Boschung vom Jugendsekretariat freut sich über das Erlebte an diesem Kongress mit über 600 Jugendlichen aus ganz Europa: „Ich erinnere mich besonders an den Gebetsmoment, an dem jeder durch die anderen Teilnehmer gesegnet werden konnte. Auch der Aufruf an die Jugendlichen, in den Dienst der Heilsarmee zu treten, war berührend. Mehrere Jugendliche aus unserem Territorium wagten den Schritt, sich zum vollzeitlichen Amt als Offizier in der Heilsarmee zu melden.“ Dazu gehört auch Nicolin Lässig. Gott hat ihn überrascht: „Ich bin Koch und mache nebenbei Strassenmusik. Bald beginne ich meinen Zivildienst. Ich fragte mich, wie meine Zukunft aussehen soll, und bat Gott um Rat. Ich spürte, dass er mich als Offizier der Heilsarmee sieht!“ Bild: Salvation Army IHQ salvy.ch
Hilfe für Angehörige von Alkoholikern Die Heilsarmee Adelboden hat eine Unterstützungsgruppe für Familien von Alkoholikern gegründet, damit sich diese austauschen und Hilfe erhalten können.
Pflegen der Paarbeziehung
SOZIALWERK
Hansu und Ursula Bühler vom Korps Tramelan organisierten Ende Oktober einen Workshop für Paare. Mit etwas Abstand vom Alltag konnte die Kommunikation miteinander (neu) gelernt und gepflegt werden.
Teilnahme an Genfer Preisverleihung
SOZIALWERK
Seit 10 Jahren Arbeitstraining und Vorlehre in Huttwil Wenn Hunger nicht das Problem ist, ist Essen auch nicht die Lösung.
EVANGELISATIONSWERK
„Lebe leichter“ Abnehmen ohne Jojo-Diäten und Misserfolge: Heilsarmeeoffizierin Jacqueline Rieder erzählt. „Warum überessen wir uns? Ist es wirklich Hunger, oder brauchen wir eher Nahrung für Herz oder Kopf? Wie es in der Bibel steht, sollen Geist, Seele und Leib beachtet werden. So kann neben Hunger eben auch ein fehlender Sinn im Leben, die Suche nach Gott das Gefühl des Fehlens ausmachen. Die Heilsarmee unterstützt dieses Projekt, weil es die Möglichkeit bietet, Menschen Annahme, Wertschätzung und Selbstvertrauen zu vermitteln, um auch geistlich ein leichteres Leben mit Vergebung und Sinn zu führen.“
Der Leuchtturm ist ein Arbeitsintegrationsprojekt, das Menschen in schwierigen Situationen eine sinnvolle Aufgabe gibt und sie wieder auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. Konkret werden Elektrogeräte zerlegt und dem Recycling zugeführt, die Kreativwerkstatt fertigt Geburtsschilder oder Cajons (Kistentrommeln). Im Jahr 2014 feierte der „Leuchtturm“ sein zehnjähriges Jubiläum. Das Fest mit grossem Spielwarenmarkt, Holzofenpizza und Hausführungen gab der Öffentlichkeit Gelegenheit, den „Leuchtturm“ von innen kennenzulernen.
Möbelproduktion für die eigenen Bewohner
Bild: Martin Heimann projekt-leuchtturm.ch
Dank seines innovativen Ateliers schaffte es das Centre Espoir in die engere Auswahl des Nachhaltigkeits-Preises des Kantons Genf: An der Preisverleihung des Kantons wurde lobend erwähnt, wie das Wohnheim für psychisch beeinträchtigte Menschen bei der Entwicklung neuer Möbel vorging. Unter Einbezug der Bewohner und Studierender der Hochschule für Kunst und Design wurden moderne, funktionale und flexible Kommoden, Betten und Tische entwickelt – aus umweltschonendem Material.
Bild: Alexander Egger lebe-leichter.ch Zerlegung von Elektrogeräten
Bild: Aurélien Bergot / ZVG centre-espoir.ch
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LEITUNGSORGANE
"BEGEISTERT VOM CHEF" Würden Sie sich das Bild Ihres Chefs auf das Pult stellen? Oder etwas, das Sie täglich an ihn erinnert? Beim Stöbern im Büro von Massimo Paone, neuer Territorialleiter und Präsident des Strategierates, könnten Sie stutzig werden. Die Galerie auf seinem Schreibtisch teilen die Bilder seiner Liebsten mit einer Fahnenspitze der Heilsarmeeflagge. Sie erinnert ihn daran, dass er auch einen starken Leiter hat.
„Sehen Sie sich meine Schätze an“, strahlt der Landesleiter. Stolz zeigt er auf die Bilder von seiner Frau und seinen Töchtern. Und dann auf eine Fahnenspitze. Sie ist aus Metall, zeigt ein Kreuz und ein S. Wer Massimo Paone kennenlernt, weiss: Die gehört genauso zu ihm wie seine Familie. Nicht die Spitze, natürlich. Vielmehr die Bedeutung der Symbole, die sie zieren. „Zuallererst ist da das Kreuz Christi in der Mitte. Wenn ich es sehe – wenn ich daran denke, was Jesus am Kreuz für mich getan hat – dann weiss ich, dass Gott mich liebt“, sagt er. Das S um das Kreuz steht für Salvation, Errettung. Es erinnert ihn daran, dass Gott bis heute von Sünde errettet. „Und dieses Heil, diese Rettung, ist für alle Menschen da.“ Diese Botschaft hat er sich auf die Flagge geschrieben. Auf dem Kreuz steht auch Blut und Feuer. „Ich glaube, dass Menschen heute rein von Schuld werden können, weil Jesus für sie sein Leben gelassen hat“, erklärt Massimo Paone. Das Feuer wiederum steht für den Heiligen Geist. „Jesus hat ihn uns Menschen gesandt, damit er uns tröstet, wenn er nicht mehr auf der Erde ist. Er ist auch mein Ratgeber. Wenn ich nicht mehr weiter weiss, frage ich ihn, was ich tun soll. Er ist quasi mein Chef, der mich leitet.“
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Denn auch ein Chef braucht einen Chef. Jemand, der ihm hilft, Dinge mit einem neuen Blick zu sehen. Und der hilft, die Verantwortung für so ein grosses Territorium zu tragen. Ob der Kommissär gerade telefoniert oder nachdenkt – immer wieder bleibt sein Blick an der Fahnenspitze hängen. Und dann sieht plötzlich vieles anders aus. Verfahrene Situationen erscheinen ihm nicht mehr ausweglos. Und wirre Gedanken kann er ordnen. „Wenn ich mir klar mache, was diese Symbole bedeuten, weiss ich: Ich bin nicht allein an der Spitze der Heilsarmee Schweiz-Österreich-Ungarn. Stellen Sie sich vor: Jemand denkt an mich. Er will mir helfen. Jemand trägt mit mir diese Verantwortung. Viele murren über ihren Chef, aber ich bin von meinem begeistert: Er übertrifft meine Erwartungen.“ Text : Florina German Bild : Alexander Egger
„Im Zentrum steht das Kreuz Christi. Ein Zeichen dafür, dass Gott mich liebt.”
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LEITUNGSORGANE
EINE NEUE LANDESLEITUNG Die Mitglieder der erneuerten Landesleitung haben die Herausforderung angenommen, in einem Satz zu beschreiben, was ihnen in ihrer Funktion als Mitglied der Landesleitung wichtig ist.
146 AKTIVE OFFIZIERE
Als Dauergast in der Direktion sehe ich den tatkräftigen Einsatz und das volle Engagement von jedem Direktionsmitglied für die Mission der Heilsarmee in unserem Territorium aus nächster Nähe.
Als Dauergast der Direktion ist es mir wichtig, auf Jesus und die Mission der Heilsamee fokussiert zu bleiben. Oberstleutnantin Fiona Hofer,
Als Mitglied der Heilsarmee-Direktion ist es mir wichtig, dass das Wichtigste das Wichtigste bleibt: glauben und handeln entsprechend dem Wort Gottes.
Territoriale Sekretärin Gesellschaft & Familie
Sergeant Philipp Steiner,
Kommissär Massimo Paone, Territorialleiter und Präsident des Strategierates
Als Mitglied der Heilsarmee-Direktion ist es mir wichtig, mich als Teil eines Teams für Gott einzusetzen, zu beten, mir die Nöte und Freuden des Territoriums anzuhören und sie auch anzusprechen. So kann die Mission der Heilsarmee weitergebracht werden. Kommissärin Jane Paone, Territoriale Präsidentin Gesellschaft & Familie und Abteilungsleiterin G&F
Als Mitglied der Heilsarmee-Direktion ist es mir wichtig, dass die Heilsarmee in unseren Territorium sich mehr durch Jesus führen lässt wie auch Menschen führt, wie Jesus es getan hat, und damit mehr Menschen zu Jesus führt.
Als Mitglied der Heilsarmee-Direktion ist es mir wichtig, dass die Menschen in unseren Aussenstellen gut, freudig mit Begeisterung und Kompetenz arbeiten können. Major Jacques Donzé, Abteilungsleiter Evangelisation
Als Mitglied der Heilsarmee-Direktion ist es mir wichtig, dass die Heilsarmee als geeinte Organisation ihren ganzheitlichen, von Gott gegebenen Auftrag, den Menschen zu dienen, überzeugt und überzeugend erfüllen kann.
Als Mitglied der Heilsarmee-Direktion ist es mir wichtig,dass die Heilsarmee Notleidenden unkomplizierte und ganzheitliche Hilfe bietet und sie das Vertrauen jener Menschen, die uns unterstützen, stets rechtfertigen kann. Abteilungsleiter Betriebswirtschaft & Finanzen
Herr Daniel Röthlisberger,
Als Mitglied der Heilsarmee-Direktion ist es mir wichtig, dass Menschen durch „Glauben & Handeln“ in der Begegnung mit der Heilsarmee ganzheitliche Hilfe erfahren dürfen.
Abteilungsleiter Sozialwerk
Majorin Daniela Zurbrügg,
Chefsekretär
Abteilungsleiterin Personal
Photo: Werner Tschan
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ANGESTELLTE
Sergeant Andreas Stettler,
Oberstleutenant Allan Hofer,
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1 760
Abteilungsleiter Marketing & Kommunikation
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ORGANISATION
Der Leiter des Territoriums Schweiz, Österreich und Ungarn steht dem Strategierat vor, welcher aus acht Mitgliedern besteht. Die ihm untergeordnete Direktion besteht aus den Abteilungsleitern und wird vom Chefsekretär geleitet.
v.l.n.r.: Daniel Röthlisberger, Andreas Stettler, Daniela Zurbrügg, Jane Paone, Massimo Paone, Fiona Hofer, Allan Hofer, Jacques Donzé, Philipp Steiner
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M A R K E T I N G & KO M M U N I K AT I O N
FÜR ANDERE DA SEIN Das Thema Erbschaftsplanung ist für viele beängstigend oder zumindest schwierig. Die Auseinandersetzung mit dem unabwendbaren Ende zögern die Menschen lieber lange hinaus, manchmal zu lange. Das muss nicht sein! Im Gespräch mit Menschen, die ihr Testament bereits verfasst haben, zeigt sich deutlich: Die Meisten erleben es als Entlastung, zu wissen, was einmal mit dem eigenen Hab und Gut geschehen wird. Es hat viel mit Selbstbestimmung zu tun, wenn man sich für ein Testament entscheidet. Die Heilsarmee hat früh erkannt, dass Menschen bei der Nachlassfrage Hilfe brauchen. Schon aus Jahresbüchern der Gründerjahre geht hervor, dass die Heilsarmee bei der Erstellung von Testamenten Hilfe angeboten hat, bis heute ist sie dieser Dienstleistung treu geblieben. So gibt sie einen Ratgeber heraus und organisiert Informationsveranstaltungen sowie unabhängige Berater. Die Angebote stehen allen Interessierten offen und sind an keine Bedingungen geknüpft. Es ist ein Privileg, dass die Heilsarmee dank Erbschaften viele soziale Projekte realisieren kann. Ohne Erbschaften wäre es zum Beispiel nicht möglich gewesen, das Frauenwohnheim in Basel, welches nach 50 Jahren renovationsbedürftig war, umfassend zu sanieren und seinen Energieverbrauch zu optimieren. Die Heilsarmee ist dankbar, dass Menschen über ihren Tod hinaus für andere da sein wollen. Text: Nathalie Schaufelberger Bild: Fundraising
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Die Heilsarmee hat langjährige Erfahrung im Bereich Nachlassplanung.
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KOMBI-RATGEBER
Zu folgenden Themen gibt es einen neuen Kombi-Ratgeber : Vorsorgeplanung
Patientenverfügung
Erbschaftsplanung
Letzte Dinge regeln
Dieser ist kostenlos bestellbar: Stiftung Heilsarmee, Nathalie Schaufelberger, Laupenstrasse 5, 3001 Bern, nathalie_schaufelberger@heilsarmee.ch, Tel. 031 388 06 18
SOZIALE GERECHTIGKEIT
ALLE KÖNNEN EINEN BEITRAG LEISTEN Die Fachstelle für soziale Gerechtigkeit sensibilisiert die Heilsarmeebasis für ihre Anliegen.
Die Heilsarmee Schweiz hat eine Fachstelle für soziale Gerechtigkeit, um ihrem Auftrag zur Förderung einer gerechteren Welt mehr Bedeutung und Gewicht zu verleihen. Der Fokus ist auf Gerechtigkeit generell und Themen wie Migration, Menschenhandel und Ausbeutung, fairen Handel, Ökologie und Community gesetzt.
2014 lag der Schwerpunkt auf der Recherche, Sensibilisierung und Information intern: Korpsbesuche, Artikel in Heilsarmee-Zeitschriften, eine Webseite. Am nationalen Heilsarmeekongress in Bulle sowie am europäischen Jugendkongress „#EYE-2014“ fand je ein Workshop statt.
WIR BEKÄMPFEN: Ausbeutung, Armut, Unterdrückung, Gewalt, Diskriminierung, Abhängigkeiten, Ausgrenzung, Stimmlosigkeit, verborgene Ungerechtigkeiten, Menschenhandel, Korruption.
Jugendliche führen am Kongress in Bulle einen Sketch zum Thema „Menschenhandel“ auf.
Botschafter Weiter wurden in den Standorten Botschafterinnen und Botschafter für die soziale Gerechtigkeit auserkoren, die informieren, sensibilisieren und zu lokalen Projekten ermutigen sowie diese in Gang bringen – sei es mit fairem Handel oder im Einsatz gegen Menschenhandel, mit Leidenschaft und Begeisterung! Text : Christine Tursi Bilder : Major Jacques Tschanz, Shutterstock
soziale-gerechtigkeit.ch
Zivilisation bedeutet unter anderem soziale Gerechtigkeit.
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E VA N G E L I SAT I O N SW E R K
ÜBER SICH HINAUSWACHSEN Das Projekt Out of Town (OOT) holt Jugendliche und Junggebliebene raus aus der Stadt und rein ins gemeinsame Abenteuer in der freien Natur.
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Klettern, Windsurfen, Wellenreiten, Skitouren – raus aus der Stadt, um draussen Sport zu treiben, Freundschaften zu pflegen und den Glauben auf neue Art zu entdecken. Dies ist das Ziel von OOT, das frischen Wind in den Alltag der Teilnehmenden bringen will und Stubenhocker zu Naturfans macht. Am Programm nehmen zwischen 8 und 20 Sportbegeisterte teil, das Durchschnittsalter liegt bei 25 bis 35 Jahren. Die Mitgliedschaft bei der Heilsarmee ist keine Voraussetzung.
KORPS (GEMEINDEN)
INTEGRATION Am OOT-Snow-Weekend nahmen auch Menschen aus einem Drogenentzugsprogramm teil. Sie fühlten sich gut integriert und von allen Teilnehmenden akzeptiert. Beim Eisklettern machten sie mit und sicherten andere. Das Leben von Mitmenschen lag somit in ihrer Verantwortung ! „Es war eindrücklich, die vor Stolz glänzenden Augen dieser Teilnehmer zu sehen. Sie sind über sich hinausgewachsen und haben es geschafft“, so Vinzenz Meyner, Projektassistent von OOT.
GEFAHREN UND CHANCEN Präventionsmassnahmen liegen bei diesen Extremsportarten auf der Hand : gute und ausreichende Ausbildung der Leitenden, Zusammenarbeit mit Profis, klare Sicherheitsinstruktionen an die Teilnehmenden und Überwachung, dass die Anweisungen befolgt werden. „Wichtig ist auch“, so Vinzenz Meyner, „dass man respektvoll mit der Natur, den Naturgewalten und dem Material umgeht, seinem Gegenüber aufmerksam und hilfsbereit zur Seite steht und sich gegenseitig vertraut.“
Heilsarmee-Jahresbericht 2014 COLOUR IN (Y)OUR LIFE
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NEUE WEGE OOT bringt aber nicht nur für den Alltag frischen Wind in die Segel, sondern auch für den Glauben. Vinzenz Meyner sieht im Angebot eine Möglichkeit – gerade für junge Menschen – den christlichen Glauben abseits vorgepflügter Wege zu entdecken. „Die sportliche Aktivität, Vertrauensbildung sowie das aufeinander Angewiesensein geben Rückenwind und ermutigen zum Glauben. Die Gespräche zwischen Christen und Nichtchristen, die sich ganz natürlich über ihre Werte und ihren Glauben austauschen, sind jeweils Highlights.“ WEITERENTWICKELN Das sportliche Angebot steht auf soliden Beinen. Wichtig scheint Vinzenz Meyner das Bekanntwerden des Projektes unter Jugendlichen, jungen Erwachsenen und sogar jungen Familien: „Das Bedürfnis, in Gottes Schöpfung, der Natur, aktiv zu sein, ist gross.“ Text: Elsbeth Cachelin Bild: Alexander Egger
DAS EVANGELISATIONSWERK DER HEILSARMEE: Sozialdiakonische Angebote, Jugendarbeit, Music & Gospel Arts
„Die sportliche Aktivität und Vertrauensbildung ermutigen zum Glauben.“
out-of-town.ch
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E VA N G E L I SAT I O N SW E R K
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WENN DIE KUNST DEN GLAUBEN AUSDRÜCKT
Leutnant Yanick Termignone hat in Malleray ein Konzept gestartet, welches Kunst und Glaube verbindet. Er ist damit sehr zufrieden: „Es ist interessant, von einem Bild auszugehen, um einen Gottesdienst zu gestalten, das ist interaktiver als eine übliche Predigt.“ Die Kunst erlaubt auch, Gefühle über die Sprachgrenze hinaus auszudrücken. So wurde im März 2014 der Chor „Voskresenije“ aus St. Petersburg nach Malleray eingeladen. Drei Soprane, zwei Tenore, ein Bariton und ein tiefer Bass von „Voskresenije“ haben die 130 Zuhörer in der katholischen Kirche St-Georges verzaubert.
SIND 120 JAHRE GENUG? 1894 in der Hohengasse eröffnet, feierte die Heilsarmee Burgdorf dieses Jahr 120 Jahre Daseinsberechtigung für die Ärmsten. Der alte HeilsarmeeHut zum Anprobieren, ein Hit.
Für Jury Maruk, seit 18 Jahren durch Europa reisender Dirigent des Chors, ist die Tournée mit Auftritten in Grossbritannien, Deutschland, der Schweiz und Österreich zu einer Tradition geworden: „Das ist eine echte Chance, unsere Kultur auf positive Art entdecken zu lassen und auch eine Möglichkeit, die Kirche geeint zu zeigen, singen wir doch orthodoxe Lieder in katholischen und protestantischen Kirchen…“ Das Ensemble, dessen Name „Auferstehung“ bedeutet, bot traditionelle Lieder der religiösen russischen Musik dar, gefolgt von russischer Folklore. Text und Bild: Sébastien Goetschmann
heilsarmee-burgdorf.ch
Der russische Chor "Voskresenije" im Korps Malleray.
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Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und auf der Strasse lebende Menschen sind Probleme, die die Heilsarmee schon vor 120 Jahren herausforderten. Hat die Heilsarmee denn in den ganzen Jahren keinen Erfolg gehabt? Doch! Die Aktivitäten der Heilsarmee Burgdorf im Jahr 2014 zeigen eine lebendige Gemeinschaft, was sich im Jubiläumsjahr widerspiegelte: Konzerte mit klassischer Heilsarmee-Blasmusik, ein Abend mit Jugendarbeiter Marcel Bürgi, ein Konzert der alive-teens oder ein Jubiläums-Festgottesdienst.
23 SOZIALPROJEKTE
„Wir sind überwältigt: Durch die Festivitäten entstanden neue Kontakte zur Bevölkerung. Weit über 500 Besucherinnen und Besucher haben das Jubiläumsfest besucht. Unsere Jungschar, die ‚Royal Rangers’, hat Zuwachs. Eine echte Bereicherung”, berichtet Korpsoffizier Major Severino Ratti begeistert. Die Menschen von der Gasse wurden nicht vergessen: 80 Randständige waren am Weihnachtsfest zu Gast. Die Heilsarmee hat noch nicht ausgedient, sie bleibt eine wichtige Organisation im Zusammenspiel der Gesellschaft. Text: Claire-Lise Bitter Bild: Heilsarmee
DER TRAUM DES EIGENEN SONGS
Auftritte in der Heilsarmee Die Jugendlichen fühlen sich in der "Goldgrueb" ernst genommen und unterstützt. Auch Pascal, der eigene Reime vertont, schätzt die Unterstützung, die er hier erhält. Marcel Bürgi will mit den Jugendlichen dran-
EIN FEST FÜR JADE
Jade besucht mit ihren Eltern das Weihnachtsfest der Heilsarmee in Morges. Sie will dort Karim treffen, mit dem sie das letzte Mal gespielt und gebastelt hat, während ihre Eltern beim traditionellen Gospelkonzert mitmachten. Menschen unterschiedlichster geographischer und sozialer Herkunft sowie aus jeder Altersklasse finden hier zusammen. Nur: Jade kann Karim nicht finden. Ist er krank? Ist er mit seinen Eltern umgezogen? Der Gospelchor "Sing4Joy" singt "Der Herr ist mein Hirte". Die Solistin singt davon, wie Jesus aus ihr eine neue Kreatur gemacht hat, die nun bereit ist, überall hinzugehen, wo Er sie hinführen wird… Nach dem Konzert erwartet die dreihundert Teilnehmer des Weihnachtsfestes ein grosszügiges Buffet. Und dort entdeckt Jade Karim, neben dem Schokoladebrunnen. Happy End!
Das Tonstudio von Jugendarbeiter Marcel Bürgi ist ein sicherer Ort: Jugendliche aus Aarau entdecken ihre Talente.
Zweimal pro Woche steht die „Goldgrueb“ Jugendlichen offen, die mit Musik experimentieren, Songs aufnehmen oder einfach dabei sein wollen. Isa hat gerade ihren ersten eigenen Song geschrieben – über den Vater, der ihr fehlt. Auch die anderen Jugendlichen kennen Schattenseiten des Lebens: Mobbing, Arbeitslosigkeit, die Trennung der Eltern. Sie schätzen es, dass Marcel Bürgi immer ein offenes Ohr für sie hat. „Ich bin riesig dankbar, dass ich ihn kennengelernt habe”, erzählt Michel. „Ich habe mit meinen Rhymes bei mehreren Leuten angeklopft, aber niemand hatte Zeit für mich.”
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Singen aus Leidenschaft
In der Schweiz werden an den Weihnachtsfesten der Heilsarmee jährlich rund 8000 Mahlzeiten serviert sowie Geschenke und Gutscheine an Benachteiligte verteilt. Doch das Wichtigste bleibt Jesus, er ist das Licht der Welt. Wenn er anwesend ist, dringt sein Licht durch jede Dunkelheit.
bleiben. „Ich will sie auf ihrem Weg begleiten und ihnen auf meine Art Jesus näherbringen.” Mit der Studioarbeit und kleinen Auftritten der Jugendlichen im Korps werden Hemmschwellen abgebaut. Auch wenn für die Teens der Schritt in einen Gottesdienst gross ist, achten sie die Heilsarmee wie sie Marcel respektieren : „Wir haben viel Spass zusammen“.
Text und Bild: Major Jacques Tschanz
Text: Nora Steiner Bilder: Sara Stöcklin Jugendliche entdecken ihre Talente in der "Goldgrueb".
Die Heilsarmee verteilt 8 000 Mahlzeiten an Weihnachten.
Heilsarmee-Jahresbericht 2014 COLOUR IN (Y)OUR LIFE
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E VA N G E L I SAT I O N SW E R K
„ICH FÜHLTE MICH WIE ZU HAUSE“ 2014 steht für das 50. Ferienlager, das die Frauen der Heilsarmee Romandie organisiert haben. Monique Störi / GE hat kein einziges davon verpasst! Ihr Zeugnis.
Auch mit 90 Jahren und 50 Lagern noch alles in Erinnerung: Monique Störi.
Mein erstes Lager mit der „Ligue du Foyer“ (Frauengruppe) war 1964 in Adelboden: Nur eine Handvoll Frauen, die Atmosphäre war bereits damals genial. Das 50. Lager ist mein letztes. Ich bin dankbar, mit meinen 90 Jahren noch einmal dabei sein zu können. Über die Jahre fand das Lager an verschiedenen Orten statt. Seit einiger Zeit ist es in Bex / VD, ein wunderschöner und friedlicher Ort. Engagierte Leiterinnen haben das Bibelstudium zum Erlebnis gemacht. Die gemeinsamen geistlichen Erfahrungen und die Nähe zu Gott schaffen ein Zusammengehörigkeits-Gefühl und Verbundenheit. Bei den liebevollen Organisatorinnen fühlte ich mich immer zu Hause. Jede Teilnehmerin kann sich ihr Programm nach ihren Wünschen zusammenstellen. Die Gemeinschaft mit den katholischen Nonnen, die uns jeweils empfangen, ist ausgezeichnet. Sie sind sehr freundlich. Ich hoffe, dass diese Lager noch lange weitergeführt werden, viele Frauen werden dadurch gesegnet.
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TEILNEHMENDE KINDER IN 57 BABYSONG-GRUPPEN
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MUSIK VON KLEIN AN
Wenn das Lied „Ich wär gärn en Schmätterling“ in einem Schweizer Heilsarmeekorps erklingt, ist Babysong-Zeit: Eine Musiklektion für Kinder von null bis fünf Jahren mit ihren Eltern. Spielen und Singen, Liedchen und Reime, Rasseln und Trommeln, Tanz und am Ende ein Znüni oder auch mal ein Frühstück zum Kontaktknüpfen und -pflegen.
Text: Monique Störi Die erste Gruppe wurde 1997 in Bülach gestartet, heute besteht das Angebot in den meisten Heilsarmeekorps in der Schweiz. Bestechend ist die Vernetzung zwischen Müttern, zusätzlich ist Babysong gratis und unverbindlich, das heisst ohne fixe Anmeldung.
Bild: Major Jacques Tschanz
Major Jacques Tschanz familywork.armeedusalut.ch
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Heilsarmee-Jahresbericht 2014 COLOUR IN (Y)OUR LIFE
EINFACH NUR ZUHÖREN Anfang 2014 wurden die Heilsarmee-Angebote Gefängnisdienst, Seelsorge, Personensuchdienst und Coaching neu organisiert. Majorin Christine Volet, Leiterin der neuen Organisationseinheit "Seelsorge & Beratung", achtet darauf, dass eine professionelle Qualität der Angebote gewährleistet ist.
Majorin Christine Volet ist verantwortlich für die Organisationseinheit „Seelsorge & Beratung".
Hier bin ich wieder. Wie jeden Montagvormittag sitze ich in der Nichtraucher-Stube der "Résidence" in Lausanne und biete Seelsorge an. Die Türe steht offen. Ich warte. Ich beobachte die Leute, die an der Tür vorbeigehen, und versuche, jeden einzelnen mit Namen zu begrüssen und zu zeigen, dass mein Angebot steht. Viele Bewohner der "Résidence", einer unserer Sozialinstitutionen, haben lange Geschichten, die Spuren auf ihren Körpern, aber auch in ihren Seelen hinterlassen haben. Einige sind misstrauisch, andere neugierig, viele haben mit ihren Ängsten und mit sich selbst zu kämpfen. Und sie brauchen Zeit. Zeit, um Zutrauen zu finden. Deshalb nehme ich mir die Zeit und warte. Die gemeinsame Essenszeit ist wertvoll, weshalb ich jeweils die Erlaubnis, mit den Bewohnern den Tisch zu teilen, einhole. Dieser gemeinschaftliche Moment erlaubt mir, sie ganz persönlich kennenzulernen.
Bald wird eine Gruppe in die Ferien fahren und ich werde mit dabei sein. Auch das gibt mir die Möglichkeit, den Alltag mit ihnen zu erleben. Anstatt nur die Bibel zu predigen, biete ich meine Anwesenheit an. Die Spiritualität des Austauschs misst sich nicht an einem Gebet oder an Bibelversen, sondern an der Verbindung, die geschaffen wird: Erkannt und mit Namen angesprochen zu werden. Jemanden zu haben, der sich an die kleinen und grossen Ereignisse des persönlichen Lebens erinnert. Respektiert zu werden, so wie man ist. Wertgeschätzt und angenommen zu sein. Mein Ziel ist es, in diesem Haus akzeptiert zu werden. Ich möchte Teil der Familie und des Inventars werden, damit Gott die Herzenstüren öffnen kann. Text: Majorin Christine Volet Bild: Major Jacques Tschanz
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REGELMÄSSIG BESUCHTE PRISONS RÉGULIÈREMENT GEFÄNGNISSE VISITÉES
1 BILDUNGSZENTRUM
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SEELSORGE & BERATUNG
Aufgabenfelder ausserhalb der Korpsarbeit: 12 Seelsorger in sozialen Institutionen 8 Gefängnis-Seelsorger 24 regelmässig besuchte Gefängnisse Personensuchdienst: 2014 wurden 79 Anfragen und Dossiers bearbeitet.
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SOZIALWERK
NEUE ROLLE IM RUHESTAND Ernst Messerli, 69, setzt im Ruhestand seine Erfahrungen, Zeit und Kräfte für Freiwilligenarbeit ein: „Ohne Spielzeuge läuft bei uns nichts – sie gehören im ‚Träffpunkt Hochfeld’ zum Wichtigsten. Beim Spielen tauchen die Kinder in ihre eigene Welt ein und vergessen ihre Sorgen.”
Weshalb Freiwilligenarbeit?
mit und für die Kinder ist für mich eine grosse Freude, erfrischend und bereichernd. Die Zwei- bis Fünfzehnjährigen, die oft vom „besten Treff der Welt” sprechen, können bei uns „Zmittag” essen und den Nachmittag mit dem Erledigen der Schulaufgaben oder mit Spielen verbringen. Sie kommen aus den umliegenden Schulhäusern und Kindergärten. Eltern, Lehrpersonen und Kinder finden nicht nur eine offene Türe, sondern auch immer ein offenes Ohr.
Wenn die Strukturen der Arbeitswelt wegfallen, ist es zur Stärkung des Selbstwertgefühls gut, gebraucht zu werden und einer sinnerfüllten Tätigkeit nachzugehen. Deshalb wollte ich mich nicht nur meinen Hobbies widmen, sondern mich in einer Tätigkeit engagieren, bei der ich meine Berufs- und Lebenserfahrung einbringen kann. Für mich ist es zudem selbstverständlich, nicht nur ums eigene Wohl besorgt zu sein, sondern auch der Gesellschaft gegenüber eine VerpflichKINDER GEHEN IM tung einzugehen. TRÄFFPUNKT EIN
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Nicht mehr Chef
Mir schien es wichtig, mich in einer Tätigkeit zu engagieren, bei der UND AUS Umsatteln ich sowohl Berufs- als auch Nach vielen Jahren in der AltersarLebenserfahrung einbringen kann. beit lockte mich eine Aufgabe, die meinem Nach 35 Jahren in verschiedenen Leitungsursprünglichen Lehrerberuf näher kommt. funktionen braucht man als freiwilliger Deshalb setze ich mich seit vier Jahren im Mitarbeiter ein neues Rollenverständnis. Es „Träffpunkt Hochfeld” in Bern ein. Die Arbeit erfordert eine gewisse intellektuelle Anstren-
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gung, zu akzeptieren, dass nicht mehr ich der Chef und auch nicht derjenige bin, der in der Endverantwortung steht. So gilt es als freiwilliger Mitarbeiter immer die richtige Balance zu finden zwischen verantwortungsvollem Mitdenken, Einsatz und der nötigen Zurückhaltung in Bezug auf die eigene Meinung. Anerkennung? Der Lohn für freiwillige Arbeit liegt für mich nicht in der geäusserten Wertschätzung von Gesellschaft und Politik, sondern in jedem kleinen Zeichen, welches mir jene Menschen entgegenbringen, für die ich meine Zeit einsetze.
Der Treff als zweites Zuhause.
Text : Ernst Messerli Bilder: Alexander Egger
Essen, spielen, Schulaufgaben erledigen.
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SOZIALINSTITUTIONEN
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WERKSTÄTTEN FÜR MENSCHEN MIT BEEINTRÄCHTIGUNG
heilsarmee.ch/hochfeld
„Spielzeuge sind vom Wichtigsten bei meiner Arbeit mit den Kindern.”
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SOZIALWERK
10 JAHRE "BERGERIE": GRUND ZUM FEIERN! Die Kinderkrippe „Bergerie” von St-Aubin feierte 2014 ihr zehnjähriges Bestehen. Zu diesem Anlass gab es ein grosses Fest.
Zahlreiche Animationen für einen unvergesslichen Tag.
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Rund 300 Personen fanden sich am 15. Juni 2014 in der Bergerie in St-Aubin ein. Die heutigen und früheren Kinder der Krippe kamen mit ihren Familien, um bei der Jubiläumsfeier dabei zu sein. Riesenrutsche, Hüpfburg, Märchen, Schminken, die Zirkusshow "Larbi" und zum Abschluss des Tages Ballone steigen lassen: Die Kinder freuten sich von Herzen über das vielseitige Programm. Krippenleiterin Débora Poget erklärt: „Man muss dann schöne Momente schaffen, wenn die Umstände günstig sind.“ Tatsächlich ging es der Bergerie nicht immer rosig. „Als ich 2009 hierher kam, um die Gruppe der 0- bis 2-Jährigen zu übernehmen, hatte es nur wenige Kinder in der Krippe“, meint Débora. Nach
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KINDER WERDEN IN DER BERGERIE BETREUT
einer Neuorganisation der Gruppen mit Einführung von Gruppenkoordinatorinnen haben die Einschreibungen in der Bergerie stark zugenommen. So stark, dass die Krippe heute ausgebucht ist. „Wir haben alle Stadien durchlaufen“, fährt Débora Poget fort. „Das ist so wie im Leben, es gibt Höhen und Tiefen, schwierige und freudige Momente. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen.“ Das Jubiläum wird ihr und den Familien der „Bergerie” in bester Erinnerung bleiben. Text: Sébastien Goetschmann Bilder: La Bergerie
"WIR GEHEN DAVON AUS, DASS DER MENSCH SICH ÄNDERN KANN" Nun sind sie zu dritt, neulich ist ein weiterer Bewohner ins "Begleitete Wohnen" der Heilsarmee Amriswil gezogen. Das Projekt ist gerade erst angelaufen. Seit letztem Jahr mietet das Korps eine zweite Wohnung. Die Nachfrage ist riesig. Neulich gab es Knatsch in der Wohngemeinschaft : Max Frei* findet nicht fair, dass immer er neues WC-Papier kaufen soll. Es ist ein typischer Konflikt in einer untypischen WG : „Wir haben uns ja nicht ausgesucht, mit wem wir zusammen wohnen”, sagt Frei. Er wohnt seit Mitte Mai mit zwei Männern in der 4,5-Zimmer-Wohnung in
heilsarmee.ch/amriswil
Amriswil. Während er in der Klinik wegen Depressionen behandelt wurde, kündigte man ihm seine Wohnung. David Berlinger hilft ihm beim Einleben. Der Salutist und Sozialpädagoge arbeitet seit März für die Heilsarmee Amriswil. Jeden Freitag kommt er zum gemeinsamen Wohnungsputz. Er nennt es „Wohntraining” : Die Bewohner sollen fit werden, um wieder einen eigenen Haushalt zu führen. In Einzelgesprächen geht es zum Beispiel um die Suche nach einem Arbeitsplatz. Die Ziele definiert der Sozialdienst. „Mein Job”, sagt David Berlinger, „ist es, mit ihnen das Ziel erreichbar zu machen.” Das Angebot „Begleitetes Wohnen” ist einzigartig im Kanton Thurgau, durch Kapitän Stephan Knecht ins Leben gerufen. Seit sieben Jahren leitet er die Heilsarmeegemeinde
David Berlinger stärkt die Wohnkompetenzen der WG-Bewohner.
in Amriswil. Schnell war ihm klar : Es braucht Langzeitlösungen, um Menschen angemessen zu betreuen. Ab Herbst 2012 mietete das Korps eine nahe liegende Wohnung. Die Heilsarmee nimmt - sofern Platz vorhanden - Menschen sogar dann auf, wenn sie die Nacht nicht bezahlen können. „Das bietet kein anderer Sozialdienst“, sagt Stephan Knecht. „Unser Menschenbild ist anders. Wir gehen davon aus, dass der Mensch sich
ändern kann.” Deshalb hat die Heilsarmee sich die Betreuung von bis zu acht Personen bewilligen lassen. Eine zweite Wohnung im gleichen Block hat sie im Juli übernommen. Text und Bild: Florina German
Name ist der Redaktion bekannt
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SOZIALWERK
STAUNEN ÜBER DAS, WAS ENTSTEHT In Basel hat „travailPLUS” ein Textilprogramm von der Stadt Basel übernommen, in welchem Frauen in schwierigen Lebenslagen eine sinnvolle Beschäftigung finden. merinnen aus verschiedensten Länder der Welt.“ Die Frauen, die oft tragische Lebensgeschichten haben, finden bei „travailPLUS” während 60 Arbeitstagen eine erste Anlaufstelle. Hier erhalten sie Ermutigung, um mit dem Alltag in der Schweiz zurechtzukommen und können sich austauschen. Interessant sind auch Kontakte zwischen Frauen, die aus dem gleichen Land kommen. Viele sind dankbar für Hinweise, wo sie bei konkreten Problemen anklopfen können. Eine Teilnehmerin demonstriert das Gelernte.
Im Textilprogramm erproben Frauen verschiedenster Herkunft den Umgang mit Stoffen und Farben. Das niederschwellige Angebot holt die Teilnehmerinnen – Frauen, die Sozialhilfe beziehen, Asyl suchen oder vorläufig aufgenommen sind – dort ab, wo sie stehen. Es wird ihnen ein Tapetenwechsel ermöglicht, aber auch geholfen, ihr Potenzial zu entwickeln: „Wir unterstützen die Frauen darin, ihre verborgenen Schätze zu entdecken und zu nutzen. Was dabei her auskommt, bringt mich oft zum Staunen”, erklärt Leiterin Sibylle Hoegger. „Die Frau-
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en erhalten von uns das nötige Rüstzeug, um den neuen Alltag zu meistern – symbolisiert durch ihre selbst genähte und bemalte Schürze!“
Erste Anlaufstelle Das Textilprogramm von „travailPLUS” ist ein Ort der Begegnung. Mitarbeiterin Nina Ceesay staunt über die Vielfalt der Menschen, die sich hier treffen: „Neben einer gelernten Schneiderin hat es Frauen, die kaum je mit Stoff, Nadel oder Farbe gearbeitet haben. Zudem kommen unsere Teilneh-
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das Selbstwertgefühl der Frauen stärken zu können. Sie lernt aber auch von ihnen: „Wie die Teilnehmerinnen mit ihrer schwierigen Lebenssituation umgehen, beeindruckt mich.” Der Traum des Teams ist es, die im Atelier entstandenen Produkte in einer Boutique zum Verkauf anzubieten. Damit hätten die Frauen die Möglichkeit, noch weitere Gaben zu entfalten. Text : Sara Stöcklin, Elsbeth Cachelin Bilder : Sara Stöcklin, Alexander Egger
Tag der offenen Tür Am Tag der offenen Tür staunten zahlreiche Besucherinnen und Besucher über das Engagement der Teilnehmerinnen. Vertreter der Heilsarmee, Bekannte der Beteiligten und verantwortliche Fachleute der Behörden ergriffen die Gelegenheit, das Programm kennenzulernen. Sie erhielten einen spannenden Einblick in das Atelier, die Arbeit und die Produkte der Frauen: Häkelarbeiten, Genähtes, Gestricktes und selbst bemalte Secondhand-Kleider.
Das Selbstwertgefühl stärken Nina Ceesay freut sich, im Textilprogramm
Manche Frauen haben noch nie mit Nadel und Faden gearbeitet.
travailPLUS: Arbeitstraining, langfristige Nischenarbeitsplätze, Jobcoaching, Bewerbungsunterstützung
SOZIALE ARBEIT DER HEILSARMEE : Wohnheime, Begleitetes Wohnen, Psychiatrische Spitex, travailPLUS
travailplus.ch
„Die Teilnehmerinnen entdecken bei der Gestaltung von Schürzen ihre Begabungen.”
travailplus.ch
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SOZIALWERK
SEIT 125 JAHREN EIN ZUHAUSE FÜR KINDER Das Kinderhaus Holee in Basel hat 2014 sein 125-jähriges Bestehen gefeiert. Im Heim werden Kinder aus schwierigen familiären Situationen vorübergehend betreut.
Das Kinderhaus ist seit 1986 Teil der Heilsarmee.
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Familien sind heute hohen Belastungen ausgesetzt. Oft braucht es nur wenig, und eine ganze Familie fällt aus dem Gleichgewicht. Besonderen Schutz brauchen in solchen Situationen die Kleinsten. Um sie kümmert sich das Kinderheim Holee in der Region Basel. „Unsere Vision lautet: Unkomplizierte Hilfe in komplizierten Situationen“, erklärt Heimleiter Stefan Wolf. „Wir nehmen die Kinder rasch auf und integrieren sie sofort in unser Heim. Weil wir schon seit vielen Jahren notfallmässig Kinder aufnehmen, haben unsere Mitarbeitenden darin grosse Erfahrung. Wir sorgen dafür, dass die Kinder wenn immer möglich Kontakt zu ihren Eltern haben.“ Im Heim leben die Kinder in drei Wohngruppen, für Babies gibt es eine Säuglingsgruppe, die auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist. Insgesamt gibt es 24 Betreuungsplätze, im Notfall wird mit ausgebildeten Pflegefamilien zusammengearbeitet. Das Kinderhaus bietet eine Spielgruppe, später besuchen die Kinder öffentliche Kindergärten und Schulen. Die Zusammenarbeit mit Lehrpersonen, Eltern, Grosseltern und Fachleuten ist wichtig. „Bei uns machen die Kinder die gleiche Ent-
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wicklung wie alle anderen, in ihrer Familie lebenden Kinder, durch“, sagt Stefan Wolf. „Es freut uns aber, wenn sie eigenständig werden und lernen, mit den Herausforderungen ihrer Situation umzugehen. Zum Beispiel, dass sie sich sowohl bei uns als auch in ihrer Familie wohl fühlen. Wenn ein Kind aber ein Verhalten entwickelt, das ihm schadet, müssen wir abklären, wie wir es am besten unterstützen können. Schwierig ist auch, wenn Eltern sich nicht melden oder nicht sich nicht an Verabredungen halten“. In solchen Situa-
tionen ist es den Mitarbeitenden des Kinderheims Holee wichtig, die Kinder zu stärken und zu begleiten. Bereits vor 125 Jahren gab es Kinder in schwierigen Lebenslagen, die zum Beispiel nach einem Aufenthalt im Kinderspital kein Zuhause mehr hatten, deren Mutter krank oder deren Situation daheim schwierig war. Für sie gründete Jenny von Speyr (1859 – 1947) das Kinderhaus Holee. Das Haus hatte ursprünglich 12 Plätze, später bis zu 37. Nach
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KINDER- UND JUGENDHEIME
Lernen für's Leben.
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hatte sogar noch die Gründerin, Frau von Speyr-Boelger, gekannt. Eine andere Ehemalige wusste zwar, dass sie eine gewisse Zeit im Kinderhaus Holee gelebt hatte, konnte sich aber nicht mehr daran erinnern, weil sie damals noch ein Baby war.“
dem Tod ihres Mannes im Jahr 1921 widmete sich Frau von Speyr vermehrt den jungen Schützlingen und wurde später im Altersheim oft von ihnen besucht. Die Schwestern des Riehener Diakonissenhauses führten das Kinderhaus bis 1986. Das Kinderhaus und seine Trägerschaft, die von Speyr-Boelger Stiftung, wurden daraufhin der Heilsarmee übertragen. 2006 wurde das Backstein haus durch einen Neubau ersetzt, der den Anforderungen des Kantons entspricht. Im Sommer 2008 konnten die Kinder und Mitarbeitenden in den Neubau einziehen.
Das Kinderhaus Holee ist gefragt: Aufgrund von 68 Platzierungsanfragen von Seiten der Kantone traten 2014 15 Kinder ein. 11 davon waren Noteintritte, wovon wiederum 7 allein im November 2014 notfallmässig eintraten. 15 Kinder sind nach kürzerer oder längerer Aufenthaltsdauer ausgetreten: 11 Kinder konnten in das ursprüngliche Familiensystem rückplatziert werden, ein Kind wurde in eine andere Institution umplatziert, ein weiteres in einer Fachpflegefamilie in einem Langzeitpflegeverhältnis platziert, und ein Geschwisterpaar wurde in ein Pflegeverhältnis innerhalb des Familiensystems umplatziert.
Stefan Wolf erzählt vom Jubiläum im Jahr 2014 : „Wir haben unser 125-jähriges Bestehen mit einem grossen Fest gefeiert. Vor der Feier hat eine Künstlerin mit den Kindern Kunstobjekte kreiert, ausserdem wurde ein
Ein Mitarbeitender dazu: „Wenn wir die Kinder bei uns aufnehmen, werden die Eltern entlastet und können eine Lösung für ihre Herausforderungen finden. Wir freuen uns jedes Mal, wenn ein Kind in seine Familie zu-
Film über den Alltag im Kinderhaus Holee gedreht. Viele ehemalige Bewohner und Bewohnerinnen sind an das Fest gekommen, nebst Fachpersonen, der Trägerschaft und Vertretern des Kantons. Eine Besucherin
rückkehren kann.“
KINDER KEHRTEN IN IHRE FAMILIEN ZURÜCK
Die Kinder sollen sich im Heim wohl fühlen und eigenständig werden.
Text : Nora Steiner kinderhaus-holee.ch
Bilder: Alexander Egger Erfreulich ist, wenn ein Kind wieder in seine Familie zurückkehren kann.
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SOZIALWERK
DURSTSTRECKEN ÜBERWINDEN Die Heilsarmee betreut zurzeit im Kanton Bern rund 1750 Flüchtlinge. Mitarbeitende wie Hilfesuchende bewältigen grosse Herausforderungen. Paul Mori, Leiter der Heilsarmee Flüchtlingshilfe, blickt auf harte Zeiten zurück. Ausgetrocknete Finanzen, schwierige Rahmenbedingungen und Überstunden prägten die Arbeit des letzten Jahres. Dazu kommt die unsägliche Not der Flüchtlinge, die mit grossen Erwartungen und Hoffnungen bei der Heilsarmee unterkommen. Paul Mori sagt dazu: „Das Glas Wasser möge sowohl den Flüchtlingen wie auch meinen Mitarbeitenden symbolisch die Durststrecke erleichtern!“
Die Flüchtlinge finden bei der Heilsarmee Ruhe und ein Dach über dem Kopf.
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Anfang 2014 beantragten verhältnismässig wenige Flüchtlinge Asyl in der Schweiz. Der andauernde Krieg in Syrien und die politischen Lage in Eritrea änderten dies drastisch, so dass der Kanton Bern innert weniger Monate Hunderte Plätze bereitstellen musste, um die Menschen aufnehmen zu können. Die Heilsarmee Flüchtlingshilfe ihrerseits eröffnete drei neue Standorte mit rund 400 Plätzen. Aktuell betreuen 150 Mitarbeitende der Heilsarmee rund 850 Personen in Kollektivunterkünften und etwa 900 Personen in Wohnungen. Damit die Flüchtlinge ihre Zeit sinnvoll verbringen, unterrichtet der Heilsarmee Lern.Punkt 455 Personen in Deutsch auf verschiedenen Niveaus.
Heilsarmee-Jahresbericht 2014 COLOUR IN (Y)OUR LIFE
Bastelnachmittage Brigitte Stettler, Leiterin des „Träffpunkt Hochfeld”, organisiert regelmässig Bastelnachmittage im Durchgangszentrum Riggisberg. Es freut sie, mit welcher Begeisterung die Kinder – oft auch ihre Mütter und Väter – beim Malen, Schneiden und Kleben mitmachen: „Man sieht, wie diese Menschen für ein, zwei Stunden ihre schwierige Lage vergessen können und sich aufs Basteln konzentrieren! Auch diese Ablenkung ist erfrischend wie ein Glas Wasser!“
Sparmassnahmen Auch finanziell hatte die Flüchtlingshilfe eine Durststrecke zu überwinden. Ab Januar 2014 standen 15 Prozent weniger Gelder für die Erfüllung der Aufgaben zur Verfügung. Zum Glück gibt es auch Positives zu vermelden: Im Kanton Bern hat sich die Situation mit dem neuen Rahmenvertrag für die nächsten drei Jahre verbessert, was die Planung deutlich erleichtert. „So wollen wir auch in den kommenden Jahren die Not der Flüchtlinge lindern, wo immer uns das möglich ist. Der Einsatz lohnt sich – das zeigen ermutigende Begebenheiten mit diesen Menschen“, so Paul Mori. Text: Elsbeth Cachelin Bilder: Alexander Egger
455 SPRACHKURS -TEILNEHMER
DIE HEILSARMEE FLÜCHTLINGSHILFE: 9 Durchgangszentren, Fachstelle Unterbringung von anerkannten Flüchtlingen, 3 Regionalstellen Unterbringung auf Gemeindeebene
1750
BETREUTE FLÜCHTLINGE
fluechtlingshilfe. heilsarmee.ch
„Das Glas Wasser möge sowohl den Flüchtlingen wie auch meinen Mitarbeitenden symbolisch die Durststrecke erleichtern!” Heilsarmee-Jahresbericht 2014 COLOUR IN (Y)OUR LIFE
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BROCKI
EIN (ZEIT-)RAUM, WO MAN SICH ZEIT NIMMT Unsere heutige Lebensweise ist von Stress erfüllt. Die Brocki in Le Lignon / GE möchte eine Alternative anbieten und lädt ihre Kunden dazu ein, sich die Zeit zu nehmen und bewusst zuzuschauen, wie der Sekundenzeiger der Wanduhr vorwärtswandert.
„Für mich repräsentiert diese Wanduhr die Zeit, die sich unsere Kunden nehmen, um durch unsere Räume zu schlendern”, erklärt Laetitia Thabuis, Leiterin der Brocki Le Lignon. „Dieser Ort scheint sich ausserhalb unserer Zeit zu befinden: Zwischen den Waren aus einer anderen Epoche und der modernen, grosszügigen Raumaufteilung des Ladens.” Das breitgefächerte und abwechslungsreiche Sortiment bietet auf zwei Stockwerken Möbel, Kleider guter Qualität, Geschirr, Bücher, Spielzeug und traditioneller Krimskrams zu sensationellen Preisen. Die Brockenstube ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erschlossen, weist aber auch zwanzig Parkplätze auf, damit Sperriges und Schweres mitgenommen werden kann. „Einkaufen bedeutet Zeitdruck, wie dies in "posten" (schnell wie die Post) oder "course" (Rennen) zum Ausdruck kommt", sagt Laetitia Thabuis. "Wir möchten in Le Lignon etwas anderes bieten. Zwischen den Ständen herumspazieren, sich die Zeit nehmen, die Gedanken schweifen zu lassen und, warum auch nicht, neue Kontakte zu knüpfen. Ein Geschäft sollte auch bei den sozialen Kontakten eine Rolle spielen.”
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Verkauf und Beratung der Brocki Le Lignon.
ü in der Romandie hin. In der Tat fliessen die durch die Brockis erzielten Gewinne direkt in Sozialprojekte der Heilsarmee. So sollten der neuen Filiale von Le Lignon in den nächsten Jahren weitere folgen.
Die Brockis finanzieren die soziale Arbeit
Text : Sébastien Goetschmann
Der "Maire" von Vernier, Thierry Apothéloz, und Philippe Ranc, Verantwortlicher Brockis Romandie, wiesen auf die Bedeutung der neuen Brocki und die Wichtigkeit des Heilsarmee Brocki-Netzwerkes
Bilder : Alexander Egger
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NEUE BROCKI
Die neue Brocki von Le Lignon wurde am 19. Mai 2014 eingeweiht. Mit ihrer 1000 m2 grossen Verkaufsfläche ist sie die grösste Filiale der Westschweiz. Ein weiterer Raum von 500 m2 ermöglicht es ihr, auch als Sortierzentrum zu funktionieren. Von Dienstag bis Samstag erwarten wir Sie am Chemin Bard 6, 1219 Le Lignon. Telefon 022 736 15 80.
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4 VERTEILZENTREN
BROCKIS
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CALL CENTER
brocki.ch/filialen/le-lignon
„Diese Pendule repräsentiert für mich die Zeit, die sich unsere Kunden nehmen, um durch unsere Räume zu schlendern.”
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MISSION & ENTWICKLUNG
SOLIDARISCH SEIN
10 UNTERSTÜTZTE LÄNDER PAKISTAN
Lesen, Schreiben, sich einsetzen Samina Bibi ist Mitglied des Vorstandes ihres Dorfes. Die bereits etwas ältere Familienfrau unterzeichnet das Präsenzblatt mit ihrem Daumenabdruck. Alle anderen unterschreiben mit Namen. Samina schämt sich, dass sie nicht schreiben kann. Deshalb meldet sie sich für den ersten Alphabetisierungskurs für Erwachsene an. Sie lernt zielstrebig und schnell. Daneben übt sie ehrenamtliche Tätigkeiten, wie zum Beispiel dem Begleiten der Krankenschwester auf ihren Besuchen, aus. „Jetzt kann ich endlich unterschreiben, meine Rechnungen lesen, Namen, Adressen, Telefonnummern. Ich ermutige alle Frauen in meiner Situation, sich für den Kurs anzumelden.“ In Pakistan sind 55 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Analphabeten.* *
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Quelle: data.worldbank.org
MISSION & ENTWICKLUNG
Mit Personal, Geldern und Sachhilfen arbeiten wir in der Entwicklungszusammenarbeit. Gemeinsam mit der Heilsarmee in Partner-Ländern setzen wir uns in Projekten in den Bereichen Alphabetisierung, Gesundheit, Gleichstellung, Wasserversorgung und Landwirtschaft ein. In der Schweiz machen wir die Bevölkerung auf die Lebenssituation und Anliegen der Menschen in Entwicklungsländern aufmerksam und laden sie ein, sich zugunsten benachteiligter Gemeinschaften zu engagieren und auf die Entwicklungspolitik der Schweiz einzuwirken.
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HAITI
Das Familienleben bereichern
Lesen und Schreiben zu können gibt Frauen in Pakistan Hoffnung.
Marie, 42-jährig, besucht regelmässig die „Schule für Eltern“. „Hier werden mir die Augen geöffnet für wichtige Dinge, die ich bisher nicht gewusst habe. Früher habe ich meine Kinder misshandelt, nun hat sich die Kommunikation in der Familie stark verbessert und wir haben neue Umgangsformen gefunden." Die Heilsarmee Schweiz unterstützt 18 Schulen der Heilsarmee Haiti, die vielfältige ausserschulische Aktivitäten anbieten und dadurch das Leben ihrer Schüler und das ihrer Familien nachhaltig verändern.
In der „Schule für Eltern“ lernen Erwachsene fürs Leben.
REPUBLIK KONGO UND DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO
Ursächliche Gesundheitsprobleme angehen Acht Gesundheitszentren bilden Ausgangspunkt eines umfassenden Ernährungs- und agropastoralen Bildungsprogramms. Ziel ist es, die Ursachen der Gesundheitsprobleme der örtlichen Bevölkerung zu bekämpfen, wie zum Beispiel die Unterernährung von Kleinkindern. 150 Dorfbewohner nehmen am Programm teil, die Hälfte von ihnen sind Frauen. Sie erhalten Land für den Anbau von Nahrungsmitteln, die sie später verkaufen können. Dies ermöglicht ihnen ein grösseres Einkommen und eine gesteigerte Lebensqualität. Da durch dieses Programm auch die Qualität der lokalen Nahrungsmittelproduktion verbessert wird, dient es der ganzen Dorfbevölkerung. mission.heilsarmee.ch
Landwirtschaftliche Ausbildung für gesteigerte Lebensqualität eines ganzen Dorfes.
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ÖSTERREICH UND UNGARN
Die Eröffnung fand bei den Medien grosses Interesse.
UNGARN
Willkommen im „Haus der Neuanfänge“! Nach mehr als fünf Jahren Umbauzeit hat das „Haus der Neuanfänge“ in Budapest seine Türen geöffnet. Der ungarische Staatssekretär für kirchliche Angelegenheiten sowie Budapester Behördenvertreter feierten die Eröffnung zusammen mit Kirchen- und Wirtschaftsdelegierten, Mitglieder und Freunden der Heilsarmee. Die geladenen Gäste erhielten Einblick in das renovierte Haus, das nun 25 Frauen temporäre Unterkunft bietet, 25 Frauen in ein Rehabilitationsprogramm integriert, 75 Erwachsenen als Tagesstätte dient und täglich 200 Mahlzeiten an sozial Benachteiligte abgibt. Menschen verschiedenster Herkunft und Vergangenheit finden somit praktische Hilfe in schwierigen Lebenslagen. Daneben erhalten sie in der neu eröffneten Institution auch Zuwendung und menschliche Wärme. Eine gute Voraussetzung für Neuanfänge! Die Einweihung gab auch Gelegenheit zur Bildausstellung „Heilsarmee gestern und heute“. Die Feierlichkeiten des 90-jährigen Bestehens der Heilsarmee in Ungarn fanden so ihren würdigen Abschluss. Die Heilsarmee Ungarn ist vor allem in Budapest und Debrecen tätig. Text: Major Andrew Morgan, Regionalleiter Ungarn Bild: ZVG
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UNGARN
ÖSTERREICH
Eine osteuropäische Erfolgsgeschichte
Neue Soldaten für Wien
Am 26. April 1924 reisten Oberst Franz Rothstein, Kapitänin Paula Koch und Leutnant Lajos Moldován mit dem Zug aus Deutschland nach Ungarn. Sie traten hinaus auf den Bahnhofsplatz in Budapest, entrollten die Heilsarmee-Flagge und hielten an Ort und Stelle eine Freiversammlung ab. Die Arbeit der Heilsarmee in Ungarn konnte beginnen. 90 Jahre später, am 26. April 2014, wurde diese historische Versammlung nachgestellt. Die Rollen der drei Pioniere wurden von den ungarischen Heilsarmeeoffizieren gespielt. Eine Formation von Salutisten aus ganz Ungarn begleitete den Anlass musikalisch, und Kapitän Gyozo Cséki verkündete der Zuschauermenge das Evangelium. Im Józsefváros-Korps, dem Gemeindezentrum der Heilsarmee, nur wenige Blöcke vom Bahnhof entfernt, wurde danach das Jubiläum gefeiert und der Vergangenheit gedacht. Auch während der vierzig Jahre kommunistischer Herrschaft, in denen die Heilsarmee verboten war, kamen die Heilsarmisten im Geheimen zusammen. Sie ermutigten einander und beteten für den Tag, an dem die Heilsarmee-Flagge wieder frei in Ungarn wehen würde. Der für die Region zuständige Offizier, Major Andrew Morgan, hält fest: „Wir feiern eine 90-jährige Geschichte in Ungarn, aber wir schauen in die Zukunft – ermutigt von der Motivation, die wir unter unseren Heilsarmisten sehen. Ich bin überzeugt, dass Gott durch die Heilsarmee in Ungarn noch grössere Dinge tun wird!” Text: Heilsarmee Ungarn Udvhadsereg.hu
An Ostern 2014 fand im Korps Wien durch Chefsekretär Oberstleutnant Massimo Tursi die erste Soldateneinreihung (Mitglied in Uniform) des Jahres statt. Die frischgebackene Soldatin war über eine Theatergruppe mit der Heilsarmee in Kontakt gekommen und entdeckte eine tragfähige Gemeinschaft, in der sie ihre vielfältigen Talente einsetzen konnte. Auf ihre Mitgliedschaft in der Heilsarmee hat sie sich lange vorbereitet und schöpft viel Kraft aus dem Glauben an Jesus. Desgleichen im Oktober, als die Oberstleutnante Allan und Fiona Hofer für ein langes Wochenende in Österreich weilten und in der Festversammlung zwei weiteren Mitglieder in der Heilsarmee begrüssen konnten.
ÖSTERREICH
Zusammenwachsen Erstmals wurde vom Sozialwerk und Korps Wien ein gemeinsames „Open House” organisiert und gefeiert. Viele neue Kontakte, eine entspannte Stimmung und vor allem ein spürbar gutes Miteinander zwischen dem Sozial-Betreuten-Wohnen und dem Korps machten den Anlass für alle zu etwas Besonderem. Überraschend viele Besucherinnen und Besucher interessierten sich auch für die Hausführungen und die Geschichte der Heilsarmee. Ein guter Grund, den Anlass nächstes Jahr zu wiederholen! Text: Claire-Lise Bitter heilsarmee.at
DIE HEILSARMEE IN ZAHLEN
MITGLIEDER UND ANGESTELLTE
EVANGELISATIONSWERK
BROCKIWESEN
FLÜCHTLINGSHILFE
3 983
55
22
1 750
1 760
23
4
9
ANGESTELLTE
SOZIALPROJEKTE
BETRIEBE
DURCHGANGSZENTREN
MITGLIEDER
KORPS (GEMEINDEN)
146 AKTIVE OFFIZIERE Ohne die Hilfe zahlreicher Freiwiliger wäre unsere Arbeit nicht machbar.
BROCKIS
BETREUTE FLÜCHTLINGE
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Bildungszentrum Kinder-und Jugendwerk Gesellschaft und Familie Gefängnisdienst Personensuchdienst
RESULTAT 2014
CALL-CENTER
Sprachkurse an 3 Standorten 1 Fachstelle für Unterbringung von anerkannten Flüchtlingen 3 Regionalstellen für Unterbringung auf Gemeindeebene
SOZIALWERK
MISSION & ENTWICKLUNG
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10
SCHWERPUNKTLÄNDER
SOZIALINSTITUTIONEN
BETRIEBSERTRAG
AUFWAND
CHF 183 Mio.
CHF 183 Mio.
5
(inkl. Nebenerfolg)
WERKSTÄTTEN FÜR MENSCHEN MIT BEEINTRÄCHTIGUNG
5 34.0% Dienstleistungsertrag
11.5% Handelsertrag (inkl. Brocki)
28.8% Beiträge öffentliche Hand 23.8% Spenden und Legate
Sozialwerk
49.6%
14.3% Evangelisationswerk Übriger Ertrag
1.9%
6.4% Administrativer Aufwand Nebenerfolg
11.4%
2.7% Mission & Entwicklung
Brockiwesen
11.1%
Österreich/Ungarn
0.5%
6
KORPS (GEMEINDEN)
KINDER- UND JUGENDHEIME
4.0%
Flüchtlingshilfe
ÖSTERREICH UND UNGARN
11 SOZIALE EINRICHTUNGEN
Gästehäuser Begleitetes Wohnen Psychiatrische Spitex Kinderkrippen travailPLUS (Berufliche Wiedereingliederung)
136 Mitglieder 158 Angestellte 14 aktive Offiziere
Heilsarmee-Jahresbericht 2014 COLOUR IN (Y)OUR LIFE
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INTERNATIONALES LEITBILD Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.
IMPRESSUM
Heilsarmee William Booth, Gründer / General André Cox, Internationaler Leiter Herausgeber Schweiz, Österreich, Ungarn Territorialleiter: Kommissär Massimo Paone Heilsarmee Hauptquartier, Laupenstrasse 5, 3001 Bern heilsarmee.ch PC 30-444222-5
facebook.com/heilsarmee.armeedusalut
youtube.com/swissredshield
Verantwortlich Redaktion Koordination
Philipp Steiner Major Jacques Tschanz (Leitung), Elsbeth Cachelin, Sébastien Goetschmann, Eleonora Steiner, Claire-Lise Bitter Daniel Oester
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Graphik und Produktionsabstimmung Druck
yelloo ! [solutions créatives], Didier Chassagnot, yelloo.ch Rub Media AG, Wabern, rubmedia.ch Vielen Dank an Rub Media AG für die teilweise unentgeltliche Unterstützung.
Jahresbericht online : jahresbericht.heilsarmee.ch