MAGAZIN der Heilsarmee Schweiz - Nr. 3 / Dezember 2013

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Nr. 3 / Dezember 2013

DER HEIL SA RMEE SCHWEI Z

« DIE HEILSARMEE IST MEIN DAHEIM» Seite 4

Seite 14

Seite 16

BUCHSEEGUT KÖNIZ

EMIL RAMSAUER

ANDREJ STEMMLE

Wo tragische Geschichten ein Happy End finden.

Mit 95 wurde er zum Rockstar.

Die Hilfe, die er bekam, gibt er nun weiter.


INHALTSVERZEICHNIS Seite 14

Ein Haus und seine Bewohner

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Das Ding

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Die Heilsarmee hilft

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Wir vier

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Gern gehört

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Zum Mitfreuen

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Musik ist …

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Gesagt, getan

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Menschen, die vom Glück verlassen wurden

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Dies und das

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Red und Antwort

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Fortsetzung folgt

IMPRESSUM Spendenmagazin der Heilsarmee Schweiz Erscheint zweimal jährlich Herausgeberin: Stiftung Heilsarmee Schweiz, Mittelbeschaffung, Laupenstrasse 5, Postfach 6575, CH-3001 Bern Telefon: 031 388 05 35; E-Mail: spenden@heilsarmee.ch; heilsarmee.ch; Spenden: PC 30-444222-5 Redaktion: Christoph Bitter (Leitung Mittelbeschaffung), Florina German Konzept und Design: Spinas Civil Voices, Zürich, spinas-cv.ch Druck: Swissprinters, Schlieren Gründer der Heilsarmee: William Booth General: André Cox Territorialleiter: Kommissär Franz Boschung

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Seite 14 Emil Ramsauer: Weil die Band ihn unterstützte, wagte er das Abenteuer Eurovision.


EDITORIAL Seite 4 Veena M. fand im Buchseegut einen Arbeitsplatz – und fühlt sich richtig wohl.

Seite 8 Im Open Heart helfen Walter und Pia Sommer Menschen in Not.

Liebe Spenderin, lieber Spender Die zahlreichen positiven Echos auf die ersten beiden Ausgaben des Magazins haben uns sehr grosse Freude bereitet. Dabei gilt unser Dank Ihnen! Denn dank grosszügiger Unterstützung finden zum Beispiel im Neubau für das Buchseegut in Köniz bei Bern bis zu 46 Menschen ein Zuhause. Auf den Seiten 4 bis 6 können Sie in die Wohn- und Werkstätten hineinschauen – und lernen die Bewohnerinnen und Bewohner kennen.

Seite 16 Weg von den Drogen, nochmal neu anfangen: Die Heilsarmee half Andrej Stemmle dabei.

Das niederschwellige Angebot Open Heart in Zürich steht allen Menschen offen (Seiten 8 bis 10). Besonders denen, die auf der Strasse leben. Die ein Bett brauchen und sich über ein warmes Essen freuen, über eine Dusche oder über frische Kleider. Und natürlich, dass ihnen jemand zuhört. All das bieten ihnen Pia und Walter Sommer mit dem Team vom Open Heart. Sie leisten Hilfe, die – so eine Klientin – direkt ins Herz geht. Auch Andrej Stemmle braucht Menschen, die ihm zuhören (ab Seite 16). Menschen, die ihn ohne Vorwürfe aufnehmen und mit ihm Lösungen in einer problematischen Lebenslage suchen. Diese Menschen fand er bei der Heilsarmee. Er hat im Leben noch einmal neu angefangen. Stellen Sie sich vor: Heute hilft er sogar anderen Menschen. Uns ermutigen solche Erfolge, weiterzumachen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Geschichten ebenso erfreuen wie uns. Danke, dass Sie sie möglich machen. Martin Künzi Mitglied der Direktion

heilsarmee.ch 3


EIN HAUS UND SEINE BEWOHNER

«MIR GEFÄLLT ES IM HOTEL SCHLOSSBLICK»

Im Buchseegut in Köniz bei Bern beherbergt und beschäftigt die Heilsarmee seit 1903 Männer mit sozialer, psychischer oder physischer Beeinträchtigung. Im Sommer 2013 wurde ein grosszügiger Neubau eingeweiht – nun steht die Institution auch Frauen offen.

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Aschi N., hier mit Sozialhelfer Claude, inmitten seiner Kunstwerke.

Aschi N. (54) sieht aus wie ein Rocker. Dabei arbeitet er als Künstler im Atelier der Wohn- und Werkstätten Buchseegut in Köniz: «Ich und meine Kollegen haben bereits in der Galerie auf Schloss Köniz ausgestellt. Ich habe dort viele Bilder verkauft», erzählt er stolz.

denn auch: «Mir gefällt es im Hotel Schlossblick.» Früher sei er in der psychiatrischen Klinik Waldau und in Wohnheimen gewesen, «aber seit elf Jahren lebe ich hier bei der Heilsarmee. Und habe nicht im Sinn, wegzugehen.»

Das Schloss hat es ihm angetan. Er kann es von hier aus sehen: Das Buchseegut liegt am Hang, eingebettet im Wohnquartier Buchsee mit einer prächtigen Aussicht über den Ortskern von Köniz. Aschi N. meint

Aschi N. ist einer der 38 Bewohner, die im Sommer in den Neubau umziehen konnten. Weil es im rollstuhlgängigen Gebäude neben modernen Arbeitsräumen neu auch 46 Einzelzimmer mit eigenem WC und Dusche


Treue Seele: Seit 50 Jahren lebt Werner S. schon im Buchseegut.

oder Alkoholproblemen bis hin zu solchen mit leichten körperlichen Behinderungen, nicht aber Pflegefälle. Alle beziehen zumindest eine Teil-IV-Rente, einige sind pensioniert.» Sehr unterschiedlich ist die Aufenthaltsdauer der Menschen im Buchseegut. Es gibt solche, die nur kurz hier sind, aber auch solche, die einen grossen Teil ihres Lebens hier verbracht haben – wie Werner S. Der 76-Jährige lebt seit 50 Jahren im Buchseegut. Er ist noch immer sehr zufrieden mit seinem Lebensort. Bis zur Pensionierung war er in der Küche tätig.

gibt, steht die Institution nun auch Frauen offen. Eine erste Frau ist auch bereits eingezogen. «Wir haben noch einige Zimmer frei und freuen uns auf weitere Bewohnerinnen und Bewohner», sagt Peter Neuhaus (60). Er ist im Buchseegut für Marketing, Kommunikation und Qualitätssicherung zuständig. Wohnen und mithelfen – seit 110 Jahren Das Anwesen ist ein alter Herrensitz, seit 1903 im Besitz der Heilsarmee und Teil ihres Sozialwerks. Das Hauptgebäude, das sogenannte Bondeli-Haus, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es beherbergte bis anhin einen Teil der Bewohner. In den Anfängen als Heilsarmee-Einrichtung diente der Gutshof der Resozialisierung von entlassenen Strafgefangenen, die dort nicht nur logierten, sondern auch in der Schweinezucht und in der grossen Gärtnerei arbeiteten. Später wohnten im «Männerheim» viele Alkoholiker. «Heute», so Peter Neuhaus, «leben Menschen bei uns, die in irgendeiner Form beeinträchtigt sind. Von Menschen mit psychischen

Ebenfalls in der Küche wirkt Kurt R. (53). Anders als Werner S. lebt er erst seit Februar dieses Jahres in Köniz – ein Blick in sein Zimmer lässt klar erkennen, womit er sich beruflich beschäftigt hat. Auf einem grossen Tisch gibt es etliche technische Geräte, Bildschirme und unzählige Kabel. Der Diplomkaufmann kann auf ein langes Arbeitsleben in der TelekomBranche blicken. Als es mit der Selbständigkeit nicht klappte, wurde er obdachlos. Er schlief in Notschlafstellen und Passantenheimen. «Ich weiss nicht, wie lange ich hier bleiben werde», sagt der IV-Bezüger, der mit 29 Jahren einen Herzinfarkt erlitt und seither eine künstliche Aortenklappe hat. «Aber hier kann ich erstmal zur Ruhe kommen. Ich fühle mich wohl und daheim.» Für ihre Arbeit erhalten die Bewohner eine bescheidene Entlöhnung. «Nicht das Geld oder die Leistung stehen im Zentrum, sondern die Tagesstruktur», betont Peter Neuhaus. Jeder packt mit an Die Heilsarmee bietet im Buchseegut nicht nur in der Küche, im Putzdienst oder im Atelier Arbeitsplätze an. 5


Veena M. ist glücklich. Dank der Heilsarmee bringt sie Gärten zum Blühen.

Insgesamt sind es 48 Vollzeitstellen, die sich 20 Bewohner und 35 Externe mit Leistungseinschränkungen teilen. Die meisten arbeiten in der Gärtnerei, die unter anderem sechs grosse Treibhäuser umfasst. «Unser Produktionsbetrieb muss wirtschaftlich funktionieren. Wir müssen konkurrenzfähig sein und am Markt bestehen können», erläutert Neuhaus. Allein die Gärtnerei generiere einen Umsatz von über einer Million Franken pro Jahr. Neben diesen Einnahmen wird das Buchseegut durch die Heilsarmee, den Kanton und die IV finanziert. Ein Betriebszweig der Gärtnerei heisst «Park und Garten». Wer hier tätig ist, arbeitet auswärts in den Gärten von Kunden. «Diese Abteilung möchten wir ausbauen», erklärt Neuhaus. «Wir sind damit nahe am gängigen Arbeitsmarkt – ausserhalb des geschützten Rahmens. Unser Ziel ist es, die Arbeitnehmer, die hier wirken, auf den freien Arbeitsmarkt hinauszubegleiten.» Zum Beispiel die 19-jährige Veena M. Sie lebt bei ihren Eltern im Könizer Liebefeld, hatte in Walkringen BE eine zweijährige Anlehre als Gärtnereipraktikerin absolviert und arbeitet seit einem Jahr für «Park und Garten». «Es war für mich schwierig, einen anderen Job zu finden. Deshalb arbeite ich hier. Und es gefällt mir wirklich gut. Sowohl die Arbeit als auch die Leute, mit denen ich zu tun habe.» 6

Im neuen Wohnhaus haben die Bewohner mehr Platz und mehr Licht in den Zimmern.

Der Auftrag überzeugt Zufrieden mit seiner Arbeit ist auch Claude Gafner (36). Ursprünglich war er als Detailhandelsangestellter und später für das Rote Kreuz im Asylwesen tätig. Vor sieben Jahren begann er als Nachtwächter im Buchseegut. Heute ist er ausgebildeter Sozialarbeiter und kann einen Bachelor in Soziologie vorweisen. Er gehört dem vierköpfigen Sozialdienst an und ist für das Wohnen, die Betreuung und die Aufnahme von neuen Bewohnerinnen und Bewohnern zuständig. Wie Peter Neuhaus gehört auch Claude Gafner nicht der Heilsarmee an. «Um hier arbeiten zu können, ist das nicht Voraussetzung», sagt der Sozialarbeiter. «Wir sind hier ein sehr durchmischtes Team. Ich persönlich finde das Sozialwerk eine gute Sache. Und ich kann mich mit dem christlichen Gedankengut identifizieren. Ich stehe hinter den Zielen und Methoden der Heilsarmee.» buchseegut.ch Text: Daniel Sägesser Bilder: Alexander Egger


DAS DING

Das soll ein Telefon sein? Wo ist denn da der Bildschirm und in welche Handtasche soll es passen? Das fragen sich wohl unsere Kinder und Kindeskinder, die sich kaum vorstellen kรถnnen, dass es vor langer Zeit einmal Telefone gab, mit denen man weder Musik hรถren noch fotografieren konnte. Dieses Uralt-Telefon und noch viel mehr finden Sie beim Stรถbern in der Brocki Wetzikon oder in einer unserer 19 anderen Brockifilialen. brocki.ch 7


DIE HEILSARMEE HILFT Wenn das Geld knapp ist, hilft die Heilsarmee mit Essen und Kleidung aus. Beim Kaffee finden die Gäste aber auch offene Ohren für ihre Sorgen.

HILFE, DIE INS HERZ GEHT Im Open Heart in Zürich finden Menschen warmes Essen, Be­ ratung, frische Kleider oder ein­fach mal eine Dusche. Im Winter finden zwölf Personen pro Nacht in der Notschlafstelle Zuflucht. Seit sechs Jahren leitet Heilsarmeeoffizier Walter Sommer mit seiner Frau Pia das Open Heart. Und je mehr Walter Sommer von seiner Arbeit erzählt, desto mehr leuchten seine Augen: «Ich lebe von den vielen guten Erlebnissen», sagt er. Dabei sieht er auch viel Not. Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben oder nichts zu essen. Immer mehr Personen aus ärmeren EU-Ländern, denen hier Arbeit versprochen wurde – und die doch nichts finden. Und auch ältere Menschen, die einsam sind. Alle kommen im einzigen Raum des Open Heart zusammen, mitten im Kreis 5 8

in Zürich. Hier finden die sozialen Angebote statt: Drei warme Mahlzeiten in der Woche, Kaffeestube, Jugendtreff und Lebensmittelabgabe. Zuhören und Zeit schenken Nicht jeder möchte ein Essen oder braucht Rat. Walter Sommer erzählt zum Beispiel von einer Kurdin, die seit etwa einem Jahr ins Open Heart kommt. Anfangs war sie still und zurückhaltend. Doch in der Gemeinschaft blühte sie auf. Sie blieb nach dem Essen immer länger und half aufräumen. Schliesslich konnte sie


Walter Sommers Frau ihre Lebensgeschichte anvertrauen. Heute sagt sie «Schwester» zu Pia Sommer. Sie ist offen und fröhlich, sie lacht und grüsst. Wie diese Frau suchen viele Menschen im Open Heart Gemeinschaft und Beziehungen. «In der Kaffeestube nehmen wir uns Zeit für Gespräche», bestätigt Walter Sommer. «Da können wir nachfragen, wie es geht.» Das lässt manche über sich hinauswachsen: Einige frühere Gäste kommen noch heute – zum Mithelfen. Der Heilsarmeeoffizier betreut

sie. Dabei muss er immer wieder «Grenzen überschreiten», wie er es nennt. Denn solche Helfer haben auch ihre schwachen Tage. Walter Sommer möchte ihnen dennoch stets eine zweite Chance geben, denn: «Ich glaube, dass Gott mir im Leben auch immer wieder eine Chance gibt. Warum sollte ich sie ihnen verweigern?» Darum ist er für sie da. Und darum dauern seine Arbeitstage oft länger als acht Stunden. Zusätzlich geht er einmal pro Woche mit einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern «auf die Gasse». 9


Walter Sommer teilt das Leid der Menschen, die im Open Heart Zuflucht suchen. Auch wenn dabei der Arbeitstag lang wird.

eine relativ kleine Notschlafstelle», erklärt es sich Walter Sommer. Um Konflikten vorzubeugen, reiche oft schon ein Gespräch. Bei diesen Besuchen kann er Menschen in Not zuhören, sie ermutigen und auch ins Open Heart einladen. Von Januar bis April stellen Walter Sommer und sein Team Betten auf. Die provisorische Notschlafstelle hat er vor fünf Jahren auf Anfrage der Stadt Zürich eingerichtet. Zwölf Personen finden dort ein Bett. Wenn mehr Leute anklopfen, legen die Mitarbeiter auch schon mal zusätzliche Matratzen aus. Bis zu 19 Personen übernachten dann im Open Heart. Die Nachfrage ist gross: 2012 war die Notschlafstelle fast jede Nacht ausgelastet. Trotzdem geht es dort relativ friedlich zu. «Ich habe ein Top-Team und es ist

Das Open Heart finanziert sich allein durch Spenden. Viele Freiwillige helfen mit. Gemeinsam leisten sie rund 7500 Stunden im Jahr. Der Einsatz lohnt sich. Die Kurdin, die inzwischen regelmässig ins Open Heart kommt, fasst es so zusammen: «Ich verstehe zwar nicht immer alles, was ihr sagt. Aber was ihr macht, geht ins Herz.» heilsarmee-openheart.ch Text: Florina German Fotos: Tina Steinauer

CHF 182 400 abgegeben. Die Kaffeestube zählte fast 8000 Besuche und die Notschlafstelle 1039 Übernachtungen in drei Monaten. In der sozialen Beratungsstelle der Heilsarmee, die sich im gleichen Gebäude befindet, haben 2012 rund 1000 Personen das

Im Jahr 2012 hat das Open Heart Bedürftigen Lebensmittel im Wert von

Gespräch gesucht. 10


WIR VIER

MANUELA STEINER

PHILIP BATES

ANNE-CATHERINE CHARPILLOZ

JEAN-MARC SIMONIN

Ausgebildete Clownin, macht bei der Heilsarmee mit

Projektleiter bei der Heilsarmee

Leiterin Pflege, Alters- und Pflegeheim «Le Phare-Elim»

Leiter des «Centre-Espoir»

Mit dem Kasperlitheater «Gwundernäsli», der Bauchrednerpuppe Susi oder als Clown Cinella trete ich in Kindergärten, an Festen oder Gottesdiensten auf. Mir ist wichtig, die Kinder zu ermutigen und sie zum Lachen zu bringen. Sie können viel mitmachen. Es kommt vor, dass sie mittendrin laut nach dem Kasperli rufen, dann geht das Stück halt anders weiter als vorgesehen. Ich bin ein fröhlicher Mensch, aber es gibt auch Zeiten der Sorgen. Doch das Lachen des Publikums gibt mir Freude und Kraft. Kinderlachen ist etwas vom Ansteckendsten!

Ich liebe den internationalen Auftrag der Heilsarmee: So hatte ich Gelegenheit, einen Auftrag im südlichen Afrika wahrzunehmen – zur Verstärkung des Projekt- und Finanzmanagements. In Afrika lernt man Geduld und Flexibilität. Selten klappt alles wie gewünscht. Während ich Fachwissen einbringen konnte, habe ich aus menschlicher Sicht vieles dazugewonnen. Gute Beziehungen sind nämlich eine Voraussetzung, um in Afrika etwas bewegen zu können. Im Zentrum steht dort der Mensch, nicht die Sache. Das will ich auch jetzt, zurück in der Schweiz, nicht vergessen!

Basteln ist meine Leidenschaft! Ein paar Jahre lang habe ich mit grösster Freude die Gruppe «brico-contact» in der Heilsarmee Vevey geleitet. Ich konnte dort Ideen sammeln, sie umsetzen, bewundern und teilen. Für die Teilnehmenden waren es besondere Abende, weit weg von den Alltagssorgen. Abende, an denen wir füreinander da waren. Das ist mein Herzensanliegen: meine Leidenschaft zu teilen, aber dabei auch Menschen zu ermutigen und zu begleiten. Basteln ist wie eine Brücke zwischen dem, was ich gerne mache, und den Personen, denen ich begegnen will.

Ich weiss nicht genau, wann ich damit angefangen habe. Aber ich liebe es und möchte es immer wieder machen: Jedes Jahr entdecke ich mehrere Länder – gratis und ohne Reihenfolge – ganz wie mir der Sinn danach steht. Diesen Frühling waren es China, Albanien und die Türkei. Im Sommer habe ich den Libanon, Australien und Finnland angesehen. Das alles dank meines Ausweises für die öffentlichen Bibliotheken und ihren Tausenden von Werken und Autoren. So kann ich die ganze Welt anschauen: ohne Visum und ohne Gepäck.

GERN GEHÖRT

Guten Tag Konnte heute die aktuelle Ausgabe vom Magazin lesen. Kann Ihnen nur gratulieren, ist eine wundervolle Ausgabe und hat mir eventuell zu einer Problemlösung für meine Kollegin weiterverholfen. Freundliche Grüsse Monika Locher 11


ZUM MITFREUEN

FREIE FAHRT Der neue Bus rollt! Die Bewohnerinnen und Bewohner des HeilsarmeeAltersheims Lorrainehof in Bern freuen sich auf die bequeme und sichere Fahrt im neuen Heimbus. lorrainehof.ch

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FÜR DIE ÄRMSTEN DA SEIN Seine Heimat Chile hatte er schon lange verlassen, als er in Genf ankam. Er war einsam. Im Treffpunkt «Le Phare» (Deutsch: der Leuchtturm) fand er Anschluss. Dieses Angebot der Heilsarmee in Genf beeindruckte ihn: Er wollte mithelfen. Heute ist er für «Le Phare» verantwortlich. Er kümmert sich dort um Menschen, die aufgeschmissen sind. Er hilft ihnen, Einsamkeit in Gemeinschaft zu verwandeln, wie beim Weihnachtsessen. Und er ermutigt sie, wieder zu vertrauen.

WIEDER HALT IM LEBEN GEFUNDEN 20 Jahre lang hat er schon keinen Fuss mehr in die Heilsarmee gesetzt. Doch ausgerechnet die Ex-Frau hat ihn eingeladen, an einem «Life-Seminar» teilzunehmen. Dabei hatte er sie in der Vergangenheit enttäuscht: Nach der Hochzeit nahm er, der schon clean war, wieder Drogen. Er log sie an, wurde gewalttätig. Da liess sie sich scheiden. Doch sie glaubte, so ein Kurs würde ihm guttun. Tatsächlich fand er im Seminar seinen Glauben an Gott zurück. Und fing nochmal ganz neu an. heilsarmee-huttwil.ch

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MUSIK IST GEMEINSCHAFT

You And Me

Melodie und Text: Georg Schlunegger, Hitmill AG

MUSIK IST GEMEINSCHAFT Wenn ich geahnt hätte, was mit dem Abenteuer Eurovision Song Contest alles auf mich zukommt, hätte ich möglicherweise nicht zugesagt. Heute weiss ich aber, dass es gut war: Ich habe die Gemeinschaft mit Sarah, Käthi, Michel, Christoph und Jonas genossen. Sie haben sich aufmerksam um mich gekümmert. Nur so konnte ich wirklich der Star sein, der ich plötzlich war. Das gleiche erlebe ich mit Gott. Mit ihm zusammen meistere ich jede Hürde. Emil Ramsauer, Kontrabassist von Takasa, Bild: Simon Opladen

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GESAGT, GETAN

Thun

Rombach

SPRUNGBRETT IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT

MEHR PLATZ, MEHR BESCHÄFTIGTE, MEHR AUSWAHL

Das Passantenheim Thun verzeichnete einen hohen Auslastungsgrad und konnte viele Anfragen nicht mehr berücksichtigen. Über 40 Personen standen schon auf der Warteliste für Nachfolgelösungen. Also hat die Heilsarmee Thun das Projekt Netz15 ins Leben gerufen. Das Ziel ist, neben dem Passantenheim auch ein begleitetes Wohnen und eine soziale Beratungsstelle anzubieten – und beides mit den sozialen Angeboten der Heilsarmee Thun zu verbinden. Bedürftige Menschen erhalten so eine ganzheitliche Betreuung. Sie werden nach Möglichkeit in die Selbstständigkeit und zurück in die Gesellschaft begleitet. Die Koordination der Angebote läuft bereits. Die ersten Bewohner sind ins begleitete Wohnen gezogen. Bis 2015 soll das Projekt abgeschlossen und fest etabliert sein. heilsarmeethun.ch

In der Heilsarmee Obstgarten in Rombach finden Frauen und Männer, die sich in einer sozial schwierigen Lage befinden oder an einer psychischen Erkrankung leiden, einen Wohn-, Arbeits- oder Beschäftigungsplatz. Im Frühling hat der Obstgarten den «wörkschop» eröffnet. Der Name verrät es: In den neuen Lokalitäten von Werkatelier und Schreinerei wird nicht nur gearbeitet, sondern auch verkauft. Von Anzündhilfen über Kerzen, Dekorationsund Geschenkartikel sowie Dörrprodukte bis hin zu saisonalen Produkten aus der Gärtnerei. Zurzeit beschäftigt der «wörkschop» 25 Betreute. Mit der neuen Einrichtung auf 800 m2 hat der Obstgarten sein Problem am bisherigen Standort – nämlich Platzmangel – behoben. Ein weiteres Ziel ist nun, den Kontakt der Obstgärtler mit der Bevölkerung vom Dorf und umgekehrt zu fördern. heilsarmee-obstgarten.ch

17 Betten im Passantenheim

34 BewohnerInnen

8 Einzimmer-Wohnungen (bis 2015)

20 Einer- und 7 Zweierzimmer

60–70 Lebensmittelabgaben (mit Partnerorganisationen)

22 geschützte Arbeitsplätze 23 Beschäftigungsplätze

Keine Heilsarmee ohne Freiwillige. Zählt man alle Stunden zusammen, haben freiwillige Mitarbeiter der Heilsarmee im letzten Jahr zusammen

53 567 Tage unentgeltliche Arbeit geleistet. 15


MENSCHEN, DIE VOM GLÜCK VERLASSEN WURDEN

« JETZT KANN ICH AUF EIGENEN BEINEN STEHEN»

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Über zehn Entzüge brauchte Andrej Stemmle (48), bis er von den Drogen loskam. Die Heilsarmee hat ihn in schwierigen Zeiten begleitet. Heute möchte er Menschen helfen. Er wagt nochmal eine Ausbildung.

Weil ihm geholfen wurde, packt Andrej Stemmle heute selbst mit an.

«Als Kind habe ich selten das geschenkt bekommen, was ich mir wünschte – nicht mal ein Lächeln», sagt Andrej Stemmle. Kein Wunder, dass er verhaltensauffällig wurde. Andrej Stemmles Kindheit war eine Kindheit fast ohne Liebe. Sein Vater war gewalttätig. Statt lobender Worte gab es für Andrej Stemmle oft Schläge und Strafen. Mit 13 Jahren konnte er endlich weg von zuhause. Er kam für drei Jahre ins Internat. Doch die Jungen dort waren alle aus schwierigen Verhältnissen. Sie hatten schlechten Einfluss auf ihn. Mitten in der Pubertät, ohne viel Aufsicht, war Andrej Stemmle dem grossen Druck und der Konkurrenz untereinander nicht gewachsen. Er begann zu kiffen. Dann kam, was kommen musste: Er rutschte tiefer in die Drogen ab – und blieb dort. Bis nichts mehr ging Nach dem Internat begann er mehrere Lehren. Eine nach der anderen brach er ab wegen der Drogen. Mit der Lehre zum Eisenwarenverkäufer klappte es dann: Er brachte sie erfolgreich zu Ende. Doch die Drogen bestimmten seinen Alltag: Andrej Stemmle nahm – je länger, desto – härtere Drogen. Er spritzte sogar Heroin. Dazu hatte ihn seine damalige Freundin angestiftet. Es wurde ihm zum Verhängnis: Eines Tages kaufte er eine Dosis, nahm sie und wurde dann bewusstlos. 18 Stunden lag er da, bis ihn ein Kollege fand. Der Freund suchte nach ihm, weil er ahnte, dass etwas nicht stimmen konnte. Er brachte ihn ins Spital. Nur dank viel Glück mussten die Ärzte Andrej Stemmle nichts amputieren. Heute hat er nur noch Probleme mit der Hand. Der Notfall liegt 20 Jahre zurück. Andrej Stemmle, ein sympathischer und lebendiger Mann, hat seitdem viel erreicht. Doch man sieht ihm die schwere Vergangenheit noch an. Doch jemand glaubte an ihn Dass er heute – seit über einem Jahr – clean ist, verdankt er auch der Heilsarmee. Immer wieder fand er

dort Zuflucht. Er hat sogar bei Severino Ratti, dem Leiter der Heilsarmee Burgdorf, wohnen dürfen. Durch ihn hat er auch erfahren, was einander helfen bedeutet – und packt heute selbst in einem Männerheim mit an. Er geht jetzt auch in Gottesdienste der Heilsarmee. Und er hat seinem Vater verzeihen können. Die Kraft dazu schöpft er aus seinem Glauben an Gott. Andrej Stemmle hat heute wieder Träume und Wünsche. Gerne möchte er als Betreuer für ältere Leute arbeiten. Und anderen Menschen helfen, so, wie ihm geholfen wurde. Vor der Ausbildung macht er schon mal ein Praktikum in einem Männerheim in Zürich. Fest entschlossen sagt er: «Ich will beweisen, dass ich definitiv von den Drogen loskomme und auf eigenen Beinen stehen kann.» Text: Florina German Bilder: Andreas Schwaiger

Severino Ratti, Leiter der Heilsarmee Burgdorf «William Booth, der Gründer der Heilsarmee, sagte: ‹Wenn die Menschen nicht in die Kirche gehen, muss die Kirche zu ihnen kommen›. 2008 bin ich zum ersten Mal in Burgdorf auf die Gasse gegangen, um Menschen am Rande der Gesellschaft zu treffen. Seitdem besuche ich sie jede Woche. Sie vertrauen mir ihre Geschichten an. Ich besuche sie auch im Spital, helfe bei einem Umzug und nehme mich ihrer Nöte und Sorgen an. Im Dezember 2013 werden wir zum sechsten Mal die ‹Party mit Jesus› feiern. Das ist die Weihnachtsfeier für Einsame und Randständige. Schon Wochen vorher sprechen sie mich auf der Strasse darauf an, ob sie wieder stattfindet. Der Event ist fest in ihrer Agenda verankert.» 17


DIES UND DAS VOM DRAHTESEL ZUM GOLDESEL Die Brocki St. Gallen repariert Ihr Velo. Ausserdem lernen Sie dort in Kursen, wie Sie selbst Hand an Ihr Zweirad anlegen können. In der Fahrradwerkstatt der Brocki St. Gallen sollen nun Nischenarbeitsplätze entstehen. Das ergibt doppelt Sinn: Denn aus den Teilen vieler alter Fahrräder schrauben die Velomechaniker dort neue Drahtesel zusammen. Die verkauft die Brocki dann – und unterstützt so die Sozialarbeit der Heilsarmee. Dafür sucht die Brocki stets nach gebrauchten Velos. Spenden Sie doch Ihr altes Zweirad der Heilsarmee! Der Brocki-Abholdienst freut sich, es nach St. Gallen zu bringen: 0848 276 254. brocki.ch

DER SUPPENKASPER LÄDT EIN Pastetli, Gehacktes mit Hörnli oder Barbecue – längst steht statt Suppe ein vollwertiges Nachtessen auf dem Speiseplan. Dazu treffen sich jeden Donnerstag rund 15 Personen zum Essen und Austauschen in der Heilsarmee Chur. Jeder ist willkommen. Anmelden muss man sich auch nicht. Denn beim Suppenkasper geht es vor allem um Gemeinschaft. Wie an einem Familientisch sitzen alle zusammen – ob junge oder ältere Personen, Alleinstehende oder Pärchen. Nahrung für die Seele gibt es auch: Nach dem Dessert singen oder spielen die «Suppenkasper» zusammen. Und es ist auch immer genug Zeit für Gespräche und zum Freundschaften pflegen. Appetit bekommen? heilsarmee-grischa.ch/chur

WEITERGEBEN IST MEHR WERT! An der ersten Openair-Brocki der Heilsarmee haben Passanten im September auf dem Basler Marktplatz Secondhand-Kleider und weitere Schnäppchen geshoppt – und dabei noch ein GratisKonzert von Takasa erlebt. Mit der Openair-Brocki unterstützt die Heilsarmee travailPLUS, ein Arbeitsintegrationsprojekt ihres Sozialwerks. Gemeinsam mit der Banque CIC (Suisse) hatte sie Firmen eingeladen, mitzumachen: Deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Kleider gesammelt, die sie der Brocki zum Verkauf zur Verfügung stellten. Die Heilsarmee sensibilisiert mit dieser Aktion die Öffentlichkeit für das Thema Solidarität. brocki.ch

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AUS VOLLER KEHLE, FÜR DIE GANZE FAMILIE Wenn am Mittwochmorgen in vielen Heilsarmee-Gemeinden der Schweiz das Lied vom «Zottelbär» ertönt, ist sicher BabySong. Eltern singen mit ihren Kleinkindern in dieser besonderen Musikstunde. Eine halbe Stunde singt die Gruppe einfache Lieder und Versli. Einzige Instrumente:

ein paar Rasseln für die einprägsamen Rhythmen. Danach gibt es noch ein gemeinsames Znüni, Zeit zum Kennenlernen und Austausch. «BabySong ist eine intensive Zeit für Eltern und Kinder», sagt Barbara Bösch, Koordinatorin für Familienarbeit der Heilsarmee. Sie hat 1997 in Bülach

eine der ersten BabySong-Gruppen gegründet. Heute gibt es das Angebot in 40 Orten in der Schweiz. «Die Mütter, die kommen, empfehlen es weiter», sagt Barbara Bösch. «An Teilnehmern mangelt es nicht.» BabySong funktioniert auch, weil es unverbindlich und kostenlos ist. Es entstehen schnell Freundschaften, zum Beispiel in den Müttergesprächskreisen, die die Heilsarmee anbietet. Väter sind im BabySong ebenso willkommen wie Grosseltern. Ältere Mitglieder helfen zudem, das Znüni vorzubereiten. Liederbücher braucht es übrigens nicht. Die Lieder sind Ohrwürmer. Zuhause singen die Kinder sie gerne weiter. Mit dem Teddy oder der Barbie. Oder lauthals im Supermarkt. babysong.ch Text: Florina German Bilder: Willi Reutimann

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FÜR ANDERE DA SEIN.

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RED UND ANTWORT

PHILIPPE PERRENOUD

« ARMUT IST KEIN LUXUSPROBLEM» Philippe Perrenoud, Gesundheitsund Fürsorgedirektor im Kanton Bern, weiss, wie wichtig es ist, die Schwächsten zu unterstützen.

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Sie haben an der Einweihung eines neuen Gebäudes im Buchseegut teilgenommen: Welche Bedeutung haben die sozialen Institutionen in der Schweiz? Philippe Perrenoud: Eine Schweiz ohne soziale Institutionen ist undenkbar! Sie beschäftigen rund 36 000 Personen in der Schweiz, dazu kommen 160 000 Freiwillige. Die zahlreichen Einsätze machen die Institutionen zu einem unerlässlichen Partner unseres Sozialstaats.


Was verbinden Sie mit der Heilsarmee? P. P.: Ich bin, schon immer, sehr froh um die Arbeit der Heilsarmee, auch aus persönlichen Gründen. Mein Grossvater war während der schlimmen Wirtschaftskrise 1929 auf die Unterstützung der Heilsarmee angewiesen. Ich weiss, dass die Heilsarmee immer da war, wenn meine Familie in Not war. Wie steht es um das soziale Angebot im Kanton Bern? P. P.: Wir zählen rund 700 Partnerinstitutionen für Behinderte und Senioren. Zu den Aufgaben meiner Direktion gehören u. a. die Sicherstellung einer gerechten Finanzierung, die Kontrolle der Institutionen und die Festlegung von Qualitätskriterien. Doch die Lage ist sehr ernst: Man kann nicht mehr gleich viel finanzieren wie vorher. Die Gesetzesänderungen stellen uns vor eine grosse Herausforderung: Es ist schwierig, diese Gesetze in einem sich rasch verändernden Umfeld anzuwenden. Goethe sagte: «Will man behalten, was man hat, muss man vieles ändern.» Wenn Sie eine Bilanz Ihrer bisherigen Amtszeit ziehen, welche Ziele haben Sie erreicht? P. P.: Ich hatte zum Ziel, die Armut im Kanton Bern innerhalb von zehn Jahren zu verringern. Als Psychiater habe ich in der Krise der Neunzigerjahre gesehen, wie viele Menschen litten – individuelles, kollektives und familiäres Leid. Und manche trauten sich, diesen Menschen zu sagen, sie seien selber schuld! Ich begann, mich gegen diese Sicht zu wehren. Schon damals war man sich zu wenig bewusst, was Not bedeutet. Die Leute gerieten innert kurzer Zeit in prekäre Situationen. Zum Beispiel Familien mit Durchschnitts- oder höherem Einkommen, die infolge einer Krankheit oder einer Scheidung alles verloren hatten. Ich wollte deswegen den Kampf gegen die Armut auf die politische Agenda setzen und etwas für die Betroffenen unternehmen. Ich beziehe mich auf die Bundesverfassung, die besagt, dass die Stärke des Volkes sich am Wohl der Schwachen misst.

sagen: «Hier ist ein Mitbürger, dem es schlecht geht! Was kann die Gesellschaft tun, damit er wieder Fuss fasst?» Der Staat hat Mittel, aber er ist nicht der Einzige, der dazu beitragen soll. Auch hier habe ich grossen Respekt vor den sozialen Institutionen und der Solidarität jedes Einzelnen. Jeder muss also seinen Teil beitragen? P. P.: Wir brauchen eine neue Solidarität, damit Menschen in Not wieder Hoffnung schöpfen und eine Zukunft haben. Es ist ein menschliches Bedürfnis, Träume zu haben. Menschen unterstützen und ermutigen ist in meinen Augen «investieren». Früher investierte man vor allem in Beton und Teer. Wir müssen heute in die Menschen investieren, wenn Sie mir den Ausdruck erlauben. Damit sie besser leben und nicht in die Armutsfalle geraten, die sich oft von einer Generation zur nächsten überträgt. Eine politische Lösung reicht also nicht aus? P. P: Es braucht sicherlich Politiker, die für das Thema sensibilisiert sind. Es braucht ein «Aha-Erlebnis», also dass man sich dessen bewusst wird. Doch die Bekämpfung der Armut liegt nicht nur bei der Sozialhilfe, sondern auch bei der Ausbildung, der Wirtschaft, den Unternehmen, den Arbeitgebern ... Diese Sensibilisierung ist vorrangig. Man muss zeigen, dass Armut wirklich existiert. Sie ist kein Luxusproblem. Fragen: Florina German Bilder: zVg

Also war über Armut sprechen ein Tabubruch? P. P.: Bis jetzt begnügte man sich mit den Sozialversicherungen. Man half den «unteren Schichten». Ich mag dieses Wort nicht, denn bei meiner Arbeit habe ich oft gesehen, wie rasch man von einer Schicht in einer andere fällt. Welche Behandlung empfehlen Sie für die Probleme unserer Gesellschaft? P. P.: Es braucht mehr Anerkennung für das Leiden, für die Leute in Armut. Ich glaube, in einem demokratischen Land wie der Schweiz sollen wir mit Respekt

Regierungsrat Dr. Philippe Perrenoud anlässlich einer Preisübergabe an junge Fussballspieler im Stade de Suisse in Bern, August 2013 21


FORTSETZUNG FOLGT

NEUE BETTEN FÜR DIE LAGERKINDER «Wir kommen wieder», versprechen die Lehrer jeweils nach einem Klassenlager im Jugendhaus Stäfa der Heilsarmee. Kein Wunder: Das grosse Haus mit Umschwung zum Austoben ist wie gemacht für Kinder- und Jugendgruppen. Auch die Heilsarmee bietet hier jedes Jahr mehrere Lager an, darunter das «Mitenand-Lager» im Sommer, an dem auch Behinderte teilnehmen, das Kindersommerlager und das beliebte Krea(k)tiv-Lager für Kinder im Herbst. Mit Ausblick auf den Zürichsee verbringen die Kinder hier die Ferien: Auf dem Spiel- oder dem Sportplatz, bei Regen drinnen im Sportraum oder am Basteltisch. Doch das Haus zeigt langsam Gebrauchsspuren: Die 70 Betten sind die gleichen wie vor 30 Jahren und sollten ausgetauscht werden. Die Fenster sind in die Jahre gekommen: Man könnte mit neuen Scheiben viel Energie einsparen. Als ob das nicht genug wäre, 22

stürmte es im August 2013 heftig um das Haus herum: Ein Baum fiel mitten auf die beliebte Seilbahn. Zu den anfallenden Reparaturen könnte ein weiteres Projekt kommen: ein ausgebautes Studio, das die Heilsarmee kleineren Gruppen zur Verfügung stellen kann. Die Leiter des Hauses würden am liebsten bald mit Renovieren anfangen. Ende Januar zieht bereits eine Gruppe Behinderter mit dem Betreuerteam für einen ganzen Monat ein. Sie bewohnen das Haus, während ihr eigenes Heim umgebaut wird. Im Sommer 2014 ist das Jugendhaus Stäfa ebenfalls bereits ausgebucht. Text: Florina German Bild: zVg


FÜR ANDERE DA SEIN – EIN TESTAMENT FÜR DIE HEILSARMEE macht sie eine Weiterbildung bei einer Bank in New York. Mit 34 Jahren besucht sie den Kurs für das eidgenössische Diplom der Direktionssekretärin. Als Freizeitseglerin besitzt sie ein Jahrzehnt lang auf dem Zürichsee ein Boot, an dem sie die jährlichen Überholungsarbeiten selber ausführt.

Mit meinem Testament will ich Bedürftigen helfen.

In einer Broschüre liest Annemarie (67) über das Heilsarmee-Angebot der Nachlassregelung. Sie kontaktiert den Heilsarmee-Fachmann und kann ihre jahrelange Sorge um die Erbschaft beheben: Sie berücksichtigt die Heilsarmee in ihrem Testament. Annemarie wächst in Zürich auf. Nach der Sekundarschule verbringt sie ein Jahr in einer Lausanner Familie, um Französisch zu lernen. Danach absolviert sie eine Banklehre und vervollständigt ihre Fachkenntnisse während zweieinhalb Jahren in Genf. Sprachgewandt und interessiert

Als ihre Mutter stirbt, führt Annemarie nebst der Arbeit bei der Bank nun während zehn Jahren auch den Haushalt ihres Vaters. Nach dessen Tod engagiert sie sich beim Fahrdienst des Roten Kreuzes und als Freiwillige in einer Brockenstube; gerne nimmt sie an Kirchenanlässen teil und geht immer mal wieder auf Reisen. Weshalb hat das Thema Nachlass Sie beschäftigt? Da ich keine Erben habe, fragte ich mich immer wieder mit Sorge, was aus meinem Vermögen einst wird. Mir liegt daran, dass das Geld, das ich mit Börsengeschäften erworben habe, einst nutzbringend eingesetzt wird. Es soll nicht zum Vergnügen

PUBLIREPORTAGE

verbraucht werden, sondern Menschen in Not unterstützen. Deshalb war es mir wichtig, den Nachlass zu regeln. Was war ihr erster Kontakt mit der Heilsarmee? Als Kinder wurden ich und meine Schulkameraden eingeladen, bei der Heilsarmee an der Eidmattstrasse in Zürich Filmnachmittage zu besuchen. Welche Filme wir gesehen haben, weiss ich nicht mehr, aber ich habe beste Erinnerungen an diese Anlässe! Weshalb haben Sie die Heilsarmee im Testament berücksichtigt? Seit vielen Jahren sehe ich bestätigt, was mein Vater jeweils sagte: «Die Heilsarmee ist eine gute Organisation.» Sie macht bodenständige, solide Arbeit, die vielen benachteiligten Menschen konkret hilft. Zudem hatte ich selbst ein gutes Leben und möchte, dass das anderen zugute kommt. * Zum Schutz der hier zitierten Person, haben wir Name und Bild geändert.

ANGEBOT RUND UM DAS THEMA ERBSCHAFT: Bitte teilen Sie uns mit, wie wir Sie bei der Regelung Ihres Nachlasses unterstützen können: Ich bestelle den kostenlosen Erbschaftsratgeber. Ich möchte eine unverbindliche, persönliche Erbschaftsberatung mit einem Fachmann der Heilsarmee in Anspruch nehmen. Ich interessiere mich für Ihre Informationsnachmittage zum Thema Erbschaft. Ich wünsche einen Besuch von einem Heilsarmee-Offizier, um über Fragen zum Glauben, zum Sinn des Lebens und zum Sterben zu sprechen. Ich habe Sachen, die ich nicht mehr benötige und der Heilsarmee-Brockenhaus spenden möchte. Bitte rufen Sie mich an. Vorname, Name Strasse, Nr. PLZ, Ort Telefon und geeignete Zeit, um anzurufen: E-Mail: Bitte senden an: Stiftung Heilsarmee Schweiz, Ursula Hänni, Laupenstrasse 5, 3008 Bern Tel. 031 388 06 39, testament@heilsarmee.ch, heilsarmee.ch/testament 23


SO HILFT DIE HEILSARMEE MIT IHRER HILFE. Offene Ohren Alles beginnt mit einer einfühlsamen Person, die sich eines hilfesuchenden Menschen annimmt. Darum empfangen wir Menschen in Not sowohl in unseren 8 Sozialberatungsstellen als auch in unseren 55 HeilsarmeeGemeinden mit offenen Armen und Ohren. Freie Betten Wer den Boden unter den Füssen verloren hat, hat oftmals auch kein Dach mehr über dem Kopf. In insgesamt 7 Wohn- und 5 Übergangs­ heimen, 4 Alters- und Pflegeheimen und 2 Passantenheimen bieten wir jede Nacht über 1200 Menschen ein Obdach. Zusätzlich führen wir noch 1 Jugend- und 6 Kinderheime. Gedeckte Tische Oft ist das Problem eines hilfesuchenden Menschen ganz profan. Er oder sie hungert nach Essen oder nach ein bisschen Gesellschaft. Darum laden wir gern zu Tisch. Zum Beispiel bei unseren diversen Mittags­tischen für Jung und Alt, aber auch bei unseren Weihnachts­ feiern oder den Frauen-Zmorgen. Tröstende Worte Unser Tun ist geprägt durch unsere Beziehung zu Gott. Darum bringen wir die Menschen mit Jesus Christus in Berührung. Nicht zuletzt mit unseren Gottesdiensten, die jeden Sonntag in 55 Heilsarmee-Gemeinden stattfinden. Aber auch unsere psychiatrische Spitex und der Gefängnisdienst sind wertvolle Angebote für Menschen in Not.

LEITBILD DER HEILSARMEE Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.

Stiftung Heilsarmee Schweiz | Laupenstrasse 5 | Postfach 6575 | 3001 Bern | Telefon 031 388 05 35 Fax 031 382 05 91 | spenden@heilsarmee.ch | heilsarmee.ch | Spendenkonto 30-444222-5


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